Gemeinderat, 41. Sitzung vom 20.09.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 116
davon in Österreich, 3 davon in Wien. Wir sind sagenhaft stolz auf diese Welterbe-Stätten: Seit 1996 Schönbrunn, seit 2001 das Historische Zentrum von Wien und seit 2021 die römischen Ausgrabungen im Rahmen des Donaulimes.
Zu Kollegen Juraczka, dem ich auch danken würde. Nach gerade, sagen wir, 80 Prozent sehr sachlicher Darstellung (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das Verhältnis ist sehr gut!) muss ich doch anmerken: Es gibt viele Welterbe-Stätten, und, ehrlich gesagt, wir hätten es uns in Wien leichter machen können. Die Entscheidung war übrigens damals von deinem Vizebürgermeister und Planungsstadtrat Bernhard Görg, übrigens ein guter Freund von mir, damit da nichts auftaucht.
Fast alle Städte haben Einzelobjekte als Welterbe. Ich sage jetzt zum Beispiel, Brüssel hat den Grand Place, London hat Westminster Abbey und den Tower of London, Paris hat das Seineufer und Montparnasse, Aserbaidschan hat beispielsweise die Höhlenmalereien von Qobustan in der aserischen Wüste. Wir sind eine der ganz wenigen Welterbe-Stätten, die ein historisches Zentrum haben, das 7 Wiener Bezirke umfasst, insgesamt fast 400 ha groß ist, insgesamt 2.600 Objekte umfasst, in dem 20.000 Menschen wohnen und jeden Tag 200.000 Menschen einpendeln, hier arbeiten und hier ihre Freizeit verbringen. Es ist schon schwieriger, ein Gebiet mit 200.000 Menschen zu schützen, einen großen Teil der Stadt mit 7 Bezirken als die Höhlenmalereien in Qobustan in der aserischen Wüste. Ich sage es nur, ich stelle es nur fest, weil immer gesagt wird, wieso es die anderen können. Es ist unter uns gesagt ein bisschen schwieriger, ein ganzes historisches Zentrum zu schützen. Aber wir tun das. (Beifall bei der SPÖ.)
Die UNESCO ist sehr komplex, hat sehr strikt geregelte Abläufe und Strukturen und ist dadurch manchmal schwer verständlich. Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, ich habe jetzt viel gelernt in den letzten fünfeinhalb Jahren. Es gibt nicht die UNESCO, das ist nicht ein großes Haus in Paris, das sind nicht viele Menschen in Paris. Das ist auch nicht die ÖUK, die Österreichische UNESCO-Kommission, das ist nicht die UNESCO. Ich schätze die sehr, aber das ist eine Beratungsorganisation der Republik Österreich, und ich bedanke mich ausdrücklich auch für die gute Zusammenarbeit bei der Präsidentin Sabine Haag und beim Referenten Florian Meixner, der ja mit uns in Riad war.
Die UNESCO ist sehr vielfältig strukturiert, hat ein Welterbe-Zentrum in Paris. Das ist das Sekretariat, das sammelt Berichte, es gibt Gutachten in Auftrag und schreibt die „draft decisions“. Dann gibt es drei Advisory Bodies, die beraten. Alles, was die UNESCO reinkriegt, wird von drei Advisory Bodies begutachtet, von ICOMOS, ICCROM und IUCN, auch wir von ICOMOS und ICCROM.
Das Welterbe-Komitee hat 21 Länder, das rotiert jedes Jahr, jedes Jahr sind andere 21 Länder, heuer von Argentinien bis Zambia, von Äthiopien über Ruanda bis zu - und das sind mir die Liebsten - St. Vincent and the Grenadines. Das waren alle die, die über uns entschieden haben, und das war eine gute Entscheidung.
Die Welterbe-Konferenz ist üblicherweise jedes Jahr im Juli, zuletzt 2019 in Baku, seither hat wegen Corona keine reale Welterbe-Konferenz stattgefunden, auch durch die Tatsache, dass in Russland 2022 in Kasan keine Konferenz stattgefunden hat. Nur damit wir das jetzt sagen, wieso das so lange dauert, weil Kollegin Olischar uns immer vorrechnet, wie viele Tausend Tage das schon sind. Also ehrlich gesagt, wenn vier Jahre keine Konferenz stattfindet, wo Entscheidungen getroffen werden, ist es schon sehr schwer, irgendwie Gas zu geben.
Daher dauern alle Entscheidungen immer sehr lange, das dauert immer so lange. Fünf Jahre hat es für die „inscription“ von Wien von 1996 bis 2001 gedauert, fünf Jahre von 2012 bis 2017 hat es in Wirklichkeit gedauert, auf die Rote Liste zu kommen, und jetzt bemühen wir uns halt schon sechs Jahre, von der Roten Liste runterzukommen. Das wird halt auch durch die Tatsache verlängert, wenn es vier Jahre keine Welterbe-Konferenz gibt. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Na ja, und weil die Vorschläge nicht passen!)
Die Rote Liste heißt natürlich nicht den Verlust des Welterbes, sondern das heißt strenge Beobachtung. Jemand, der auf der Roten Liste ist, wird jährlich beobachtet, über den wird jährlich bei der UNESCO-Konferenz eine „decision“ gefasst, da wird man sehr streng beobachtet. Wir müssen jedes Jahr SOC-Berichte, State of Conservation Reports, abgeben. Das ist ein bisschen so wie die Gelbe Karte. Wenn man die Gelbe Karte kriegt, dann weiß man, man muss beim nächsten Foul aufpassen, dass man nicht die zweite Gelbe Karte bekommt, und wir passen verdammt auf, also auch der Peter, dass wir keine zweite Gelbe Karte kriegen und dass wir ja nicht ein Problem haben.
Wenn man auf der Roten Liste ist, gibt es einen ganz exakten Fahrplan, den nicht wir uns überlegen können. Das ist alles in den Strukturen der UNESCO genau geregelt. Es gibt zuerst einen Experten-Workshop, der hat im März 2018 stattgefunden, und das war nur zu meiner Ehrenrettung der erste Moment, wo ich dann auch selbst persönlich dabei war, denn alles, was vorher passiert ist, war außerhalb meines Einflussbereiches, außer dass ich natürlich als Gemeinderat immer mitgestimmt habe. Es hat diesen Experten-Workshop gegeben, es hat dann nachher eine High Ranking Advisory Mission gegeben. Das ist immer fällig, wenn eine Welterbe-Stätte auf der Roten Liste ist, dann kommen die UNESCO und ICOMOS und schauen sich das an. Das war sehr gut, dass im November 2018 - der Bürgermeister war schon damals dabei - die höchsten Stellen der UNESCO und ICOMOS nach Wien gekommen sind, nämlich der ADG Ernesto Ottone persönlich mit all seinen Mitarbeitern vom Welterbe-Zentrum und auch der Präsident von ICOMOS Toshiyuki Kono. Die haben sich vier Tage Wien angeschaut, haben nachher einen Bericht geschrieben, der hat 59 Seiten gehabt. Wir haben ihn am 19. März 2019 bekommen und wir haben uns den ganz genau angeschaut. Daher dauert das alles ja so lange. Wir haben uns das ganz genau angeschaut und haben wirklich alle Empfehlungen dieses 59-seitigen Berichtes umgesetzt.
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