Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 44. Sitzung vom 22. November 2023 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde S. 3 1. Anfrage (FSP-1375876-2023-KSP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-1391859-2023-KFP/GM) S. 6 3. Anfrage (FSP-1390866-2023-KNE/GM) S. 9 4. Anfrage (FSP-1391043-2023-KGR/GM) S. 12 5. Anfrage (FSP-1391362-2023-KVP/GM) S. 14 3. AST-1373684-2023-KSP/AG; ASTTH- 1407090-2023-KSP/AGTH: Aktuelle Stunde zum Thema "Wien kämpft entschlossen gegen Diskriminierung und gegen Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen." Rednerinnen bzw. Redner: GRin Martina Ludwig-Faymann S. 16 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 18 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 19 GRin Viktoria Spielmann, BA S. 20 StRin Mag. Isabelle Jungnickel S. 21 GR Maximilian Krauss, MA S. 21 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 22 StR Peter Kraus, BSc S. 23 GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM S. 24 GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS S. 24 4. Mitteilung des Einlaufs S. 25 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 25 6. Umstellung der Tagesordnung S. 25 7. 1179009-2023-GGS; MA 51, P 7: Kapitaltransferzahlung an die Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft m.b.H. betreffend das Ernst-Happel-Stadion Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan S. 25 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 25 GR Markus Ornig, MBA S. 26 GR Johann Arsenovic S. 28 GRin Mag. Bernadette Arnoldner S. 30 GRin Yvonne Rychly S. 31 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 32 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 33 GR David Ellensohn S. 34 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 35 Abstimmung S. 36 8. 972636-2023-GGS; MA 70, P 6: 1) Gebührenschuldnererklärung 2023 2) Festsetzung der Gebühren gemäß § 30 (4) Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetz Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 36 Redner: GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 36 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 38 Abstimmung S. 39 9. 1291771-2023-GFW; MA 53, P 1: Rahmenkommunikationspläne 2024 und 2025 Berichterstatter GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 39 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 39 GR Markus Ornig, MBA S. 40 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 41 GR Markus Ornig, MBA (tatsächliche Berichtigung) S. 43 GRin Mag. Laura Sachslehner, BA S. 43 GRin Katharina Weninger, BA S. 44 GR Mag. Manfred Juraczka S. 46 Abstimmung S. 48 10. 1304436-2023-GFW; MA 5, P 3: Änderung der Finanzierungs- und Kooperationsvereinbarung betreffend öffentliche Personennah- und - regionalverkehrsdienste auf der Schiene in der Ostregion Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 48 Redner: GR Wolfgang Kieslich S. 48 GR Markus Gstöttner, MSc S. 48 GR Georg Niedermühlbichler S. 49 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 49 Abstimmung S. 50 11. VO-970779-2023; MA 36, P 14: Änderung des Marktgebührentarifes 2018 970803-2023-GGK; MA 36; P 15: Änderung des Markttarifes 2018 Abstimmung S. 50 12. 117341-2023-GGK; MA 42, P 16: Festsetzung eines tarifmäßigen Entgeltes für die Instandhaltung von Grünflächen gemäß § 88 lit. d WStV Berichterstatter GR Ernst Holzmann S. 50 Rednerinnen: GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 50 GRin Patricia Anderle S. 51 Abstimmung S. 51 13. VO-1554108-2021; MA 20, P 17: Energieraumplan für den 12. Bezirk VO-1554121-2021; MA 20, P 18: Energieraumplan für den 14. Bezirk VO-1554126-2021; MA 20, P 19: Energieraumplan für den 15. Bezirk VO-1554130-2021; MA 20, P 20: Energieraumplan für den 17. Bezirk Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 51 Rednerin bzw. Redner: GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 51 GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 52 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 52 Abstimmung S. 53 14. 1224134-2023-GGK; MA 58, P 21: Agrarstruktureller Entwicklungsplan für Wien 2024 (AgSTEP 2024); Abschlussbericht Berichterstatterin GRin Patricia Anderle S. 53 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 53 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 54 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 55 GR Ernst Holzmann S. 56 Abstimmung S. 57 15. PGL-1364496-2023-GAT; P 27: Änderung der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 57 Redner: GR Mag. Dietbert Kowarik S. 57 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 60 GR David Ellensohn S. 61 GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM S. 62 GR Mag. Thomas Reindl S. 63 16. DRI-1404374-2023-KGR/GF: Dringliche Anfrage von GR David Ellensohn, GR Dipl.-Ing. Martin Margulies, GRin Mag. Heidemarie Sequenz, GR Georg Prack, BA, GRin Dr. Jennifer Kickert und GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia betreffend "Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien" Verlesung: Schriftführer GR Dr. Josef Mantl, MA S. 64 Begründung: GR David Ellensohn S. 66 Beantwortung: Bgm Dr. Michael Ludwig S. 68 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 70 GR Stefan Berger S. 71 GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 73 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 74 GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS S. 74 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 75 GR Dr. Peter Sittler S. 76 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 78 GR Georg Prack, BA S. 80 GR David Ellensohn S. 82 Abstimmung S. 83 Weitere Redner zur Postnummer 27: S. 83 GR Mag. Thomas Reindl S. 83 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 84 Abstimmung S. 85 17. 1270133-2023-GBI; MA 13, P 5: Verein Dachverband Wiener Alternativschulen - freie Schulen in Wien; Förderung Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 85 Rednerinnen bzw. Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 85 GRin Martina Ludwig-Faymann (tatsächliche Berichtigung) S. 86 GR Harald Zierfuß S. 86 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 87 Abstimmung S. 88 18. 1297891-2023-GKU; MA 7, P 24: Kulturzentrum Kabelwerk GmbH; Förderung Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 88 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 88 GR Jörg Neumayer, MA S. 89 Abstimmung S. 90 19. 1288341-2023-GKU; MA 7, P 25: Verein Wien Wissen; Förderung Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 90 Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 90 Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid S. 91 Abstimmung S. 91 (Beginn um 9 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 44. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Ganztägig verhindert sind GR Ing. Holawatsch, GRin Keri, GRin Korosec, GR Mahdalik, StR Nepp, GRin Mag. Dr. Samel und GR Stark. Zeitweise verhindert sind GR Arsenovic, GRin Mag. Aslan, GR Mag. Kowarik, GR Ing. Meidlinger, GR Niedermühlbichler, GRin Novak, GR Mag. Spitzer, GR Taborsky, GR Valentin, GR Mag. Vasold und GRin Weninger. Alle anderen sind anwesend. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-1375876-2023-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Spitzer gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat für die Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Maßnahmen der Stadt Wien gegen den Fachkräftemangel. (Sehr geehrter Herr Stadtrat! Welche Maßnahmen setzt die Stadt Wien, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?) Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bitte um Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Einen wunderschönen guten Morgen! Auf die berechtigte Frage, wie wir denn mit dem Fachkräftemangel umgehen, der Österreich und halb Europa betrifft und uns vor Herausforderungen stellt, darf ich eines ganz klar sagen: Wir haben uns für dieses Jahr 2023 vorgenommen, ein Fachkräftezentrum zu installieren. Wir haben die letzten Monate intensiv dafür genützt, um alle Vorbereitungen dazu zu treffen. Wozu? - Damit wir einerseits strategisch erkennen, in welchen Bereichen Fachkräfte wirklich benötigt werden, und andererseits aber auch klar zu machen: Das ist nur der erste Schritt. Im zweiten Schritt geht es darum, was wir tun. Wie können wir möglichst schnell erkennen, in welchen Branchen hier gearbeitet werden muss? Ein Mal mehr sind es natürlich die Branchen, die uns ganz besonders am Herzen liegen und über die wir in den letzten Monaten ja auch immer wieder intensiv diskutiert und gesprochen haben. Das ist im Gesundheitsbereich, das ist im Pflegebereich, das ist im Elementarbildungsbereich. Das ist überall dort, wo wir auch unsere Zukunft im Klimarelevanten sehen, wenn es darum geht, wie wir denn 2040 klimaneutral sein wollen. Da hilft uns ja all das, was wir über die letzten Jahre auch zur Smart City Klima Rahmenstrategie aufgebaut haben, heruntergebrochen auf "Raus aus Gas" und den Klimafahrplan - davon abgeleitet natürlich auch, wenn wir wissen, dass da Großprojekte auf uns zukommen und wir gut beraten sind, möglichst viele in die Ausbildungskette zu bringen, um einerseits hochqualifizierten jungen Menschen für die nächsten Jahrzehnte eine Karrierechance zu geben und uns andererseits auch bei der Realisierung unserer Langfristpläne zu helfen. Ich habe aber bei all dem, was zum Fachkräftethema zu sagen ist, auch eine gute Nachricht. Wir hatten auch jetzt im Oktober wiederholt eine Höchstzahl von unselbstständig Beschäftigten zu vermelden. Das ist nicht selbstverständlich. Es waren genau 925.199, also ein neuer Rekordwert. Wenn wir momentan ein Stück weit nach vorne schauen, dann sagen uns die Wirtschaftsforscher, dass sich diese Zahl der unselbstständig Beschäftigten bis 2030 in Wien noch einmal um 61.000 erhöhen wird. Also, das ist unglaublich viel. Die Chancen, dass dieses Potenzial in Wien zu heben sein wird, stehen - so meinen wir oder meine ich - hier natürlich gut. In Gesamt-Österreich geht man eher von einer Reduktion aus. Wir sehen also, dass dieser Wirtschaftsstandort Wien boomt. Wir sehen, dass er gut funktioniert. Wir müssen aber natürlich permanent etwas dafür tun. Dieses Fachkräftezentrum wird eines dieser wesentlichen Dinge sein. Ich darf es auch ein Stück weit so zusammenfassen: informieren, interessieren, qualifizieren. Das werden wir mit den jungen Menschen machen müssen. Da haben wir natürlich viel vor: einerseits bei den Unternehmen, um die Rahmenbedingungen so zu schaffen, um möglichst viele in die Ausbildung zu bringen, andererseits bei den Arbeitssuchenden mit dem WAFF. Das sei noch einmal gesagt: Der WAFF ist unser Instrument an der Spitze, mit dem es uns gelingt, diese Aus- und Weiterbildung wirklich voranzutreiben und immer wieder neue Projekte zu finden, um eine Beschleunigung zu haben und natürlich auch die Arbeitssuchenden auf diesen nächsten Schritt entsprechend vorzubereiten. Wir haben uns sehr stark konzentriert und konzentrieren uns weiterhin auf dieses Pflegethema und auf das Elementarausbildungsthema. Wir müssen aber auch klar sagen: Das Thema der Digitalisierung muss weiter Platz finden. Es muss das Thema der klimarelevanten Berufe weiter hereingezogen werden. Da haben wir uns vieles einfallen lassen. Das Wiener Ausbildungszentrum, sehr geehrte Damen und Herren, ist natürlich auch in einen direkten Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel zu setzen. Dass wir in Wien gemeinsam mit dem AMS - ich sage immer, es ist wichtig, dass wir das gemeinsam mit dem AMS machen - 1.400 EUR für eine mittelfristige Ausbildung, die länger als 12 Monate dauert, zur Verfügung stellen - für die Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz -, ist so ein wesentlicher Schritt, um genau dort zukünftige Karrieren zu fördern, wo wir sie brauchen. Eine Ausbildung muss für Familien und für den Einzelnen erlebbar sein. Deshalb sind diese 1.400 EUR monatlich, glaube ich, wirklich wichtig und der richtige Ansatz. Wir haben aber auch weitere unterschiedliche Projekte definiert und in die Umsetzung gebracht. Ich darf erinnern, dass wir den Klima-Winner eingeführt haben, der sich ein bisschen so zeigt wie der Digi-Winner, den wir seinerzeit vor Jahren begonnen haben, um digitale Kompetenzen zu fördern. Jetzt gibt es den Klima-Winner, um klimarelevante Themen zu fördern. Für bis zu 5.000 EUR können damit Schulungs- und Weiterbildungskosten ersetzt werden - und das alles beim WAFF. Der WAFF hat sich dabei wirklich als eine unglaublich starke Marke und eine unglaublich starke Institution erwiesen, für die wir ja jetzt alle Aktivitäten gut erreichbar und gepoolt an einem Standort in der Nähe des Pratersterns zusammengeführt haben. Der Öko-Booster sei auch noch kurz erwähnt. Der Öko-Booster ist eine Initiative gemeinsam mit der Arbeiterkammer, durch die wir all jenen Jugendlichen eine Chance geben wollen, die keine Ausbildung abgeschlossen haben, genau denen zwischen 18 und 24, die vielleicht die eine Chance, die sie hatten, nicht genützt haben, die aber eine Ausbildung brauchen, weil sonst Karrieren nicht mehr möglich sind. In diesem Bereich, sagt der Öko-Booster, versuchen wir, sehr konzentriert und nicht zu lange eine theoretische und praktische Ausbildung zusammenzufassen, um klar zu sagen, wo es dann auch einen Job gibt, gerade in diesen Effizienzbereichen, wo das notwendig ist, beim Gebäudemanagement und auch bei zusätzlichen Qualifizierungen im Elektrotechnikbereich. Damit komme ich eigentlich zu der schönsten Aktivität, über die ich heute hier berichten möchte: Eine Maßnahme, um die Lehrausbildungsförderung genau in diesen klimarelevanten Bereichen für die Betriebe zu erleichtern. Wir wissen, wir kämpfen ja um jeden einzelnen Ausbildungsplatz. Wenn wir jetzt für einen Ausbildungsplatz im 1. Lehrjahr bei den klimarelevanten Berufen 9.900 EUR zur Verfügung stellen, dann ist das für das Unternehmen wirklich viel Geld. Es ist auch aufwändig, junge Menschen heranzuführen und in den Arbeitsprozess zu bringen. Das verstehe ich. Das soll damit unterstützt werden. Diese Unterstützung betrifft nicht nur das 1. Lehrjahr - denn sonst könnte man ja sagen, man holt sich das Geld ab, und dann schauen wir einmal, wie es ist -, sondern sie wird im 2. Lehrjahr noch einmal mit 15.000 EUR dotiert, um klar zu machen: Es ist uns wichtig, dass die Jungen die Ausbildung auch abschließen. Wer im 2. Jahr performt hat, bei dem können wir davon ausgehen, dass er die ganze Ausbildung schafft. Da sind wir, glaube ich, auf einem sehr, sehr guten Weg. Abschließend etwas, das Sie von mir ja schon gehört haben: Ich möchte jetzt nicht übertreiben, aber "Jobs PLUS Ausbildung" ist, glaube ich, wirklich eine großartige Sache. Auch dort gehen wir neue Wege, denn auch dort gehen wir weiter - nicht nur in der Pflege und im Gesundheitsbereich, sondern jetzt eben auch für die klimarelevanten Berufe. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Frau GR Mag. Nittmann, bitte. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Herr Stadtrat, guten Morgen! Liebe KollegInnen, guten Morgen! Danke für Ihre Ausführungen. Jetzt habe ich vernommen, es wird ein Fachkräftezentrum geben, um einmal zu erheben, wie viel es denn an Fachkräften bedarf. Eines wissen wir: Dass der Fachkräftemangel überall evident ist, ist, glaube ich, klar. Warum braucht man da jetzt so ein Zentrum? Aber bitte: Vielleicht kann man es besser strukturieren. Eines wissen wir aber: Dass wir bei den Wiener Linien und insbesondere bei der Fahrzeugtechnik einen großen Mangel an Fachkräften haben, weil in den nächsten 5 Jahren 1.500 Arbeiter in Pension gehen. Das sind rund 75 Prozent der Gesamtmannschaft in den nächsten 5 Jahren. Da stellt sich nicht nur das Problem, wie man die Fachkräfte findet. Das ist jetzt meine Frage: Wie schaffen Sie es in diesen Abteilungen, dass das Wissen im Unternehmen bleibt? Wie schafft man es, dass das Wissen von denen, die in den nächsten fünf Jahren in Pension gehen, zu den Jungen, die wir noch gar nicht haben und erst finden müssen, vermittelt wird. Denn es ist gut und schön, Fachkräfte zu haben, aber ohne dass das Wissen im Unternehmen bleibt, nützen mir die Fachkräfte nichts. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um dieses Wissen im Unternehmen zu lassen und diesen Wissenstransfer ordentlich durchführen zu können? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Liebe Kollegin, ich habe nur nicht verstanden, in welchem Sektor und für welche Firma. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Wiener Linien Fahrzeugtechnik. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Die Wiener Linien, ja. Sehr geehrte Kollegin, ich sehe das ganz einfach. Wir müssen - und das wird auch gemacht - das Wissensmanagement klarerweise ganz stark im Fokus haben. Das gilt aber nicht nur für die Wiener Linien, das gilt für alle Unternehmen. Wir sind aufgefordert, unsere inhaltliche Erfahrungstangente massiv auch schriftlich, prozesstechnisch und auch im Sinne der zukünftigen Problemstellungen festzuhalten und damit den jungen Kolleginnen und Kollegen, die erst in Ausbildung sind, entsprechend eine Unterstützung zu geben, dass sie auch auf dem hohen Niveau derer, die ausscheiden, weitermachen können. Das ist natürlich eine große Aufgabe für die Ausbildner, gerade auch in diesen Lehrbereichen, wo Jugendliche ja viele Probleme mitbringen, sich aber dann auch noch in der inhaltlichen Tangente entwickeln müssen. Ich glaube aber, wir brauchen da sehr ambitionierte Ausbildungskräfte. Wir brauchen ein Wissensmanagement, das stark dokumentiert. Wir müssen hier Sorge tragen, gerade in diesen Mangelberufen, die es da oder dort in ganz bestimmten Bereichen gibt - der Gleisbau ist auch so etwas, da gibt es nicht viele Leute -, wirklich mit einem sehr detailgenauen "Change" im Sinne des Wissensmanagements zu punkten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Arsenovic, bitte. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich glaube, wir sind uns einig, dass eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre für die Wiener Wirtschaft die Transformation sein wird, die notwendig ist, um eine nachhaltige und klimafitte Wirtschaft zu erreichen. Dazu benötigt es natürlich auch viele Arbeitskräfte. Deswegen interessieren mich natürlich besonders Ihre Ideen und Ihre Schritte, die Sie sich überlegt haben, um insbesondere Green Jobs in dieser Stadt zu schaffen. Auch die Transformation von bestehenden Jobs zu Green Jobs würde mich interessieren. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf um etwas Ruhe im Saal bitten. Danke schön. - Herr Stadtrat, bitte um die Beantwortung. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Kollege! Ich glaube, man muss es - so wie ich das am Anfang auch gesagt habe - für die Arbeitsuchenden attraktivieren, in diese Green Jobs zu gehen und sie ausbilden, also diese Ausbildungsoffensive wirklich als wesentlich ansehen, auch breit informieren, auch mit diesen 5.000 EUR, von denen ich gesprochen habe, die über den WAFF für entsprechende Skills, für Informationen und für entsprechende Schwerpunktsetzungen im Green-Tech-Bereich abrufbar sind, um den jungen Leuten, aber auch den Interessierten wirklich zu zeigen, welche Notwendigkeit denn die Zukunft an persönlicher Entwicklung notwendig macht. Das ist für die Arbeitsuchenden wichtig. Andererseits ist es für die Unternehmen wichtig, sich auch entsprechend in diesen Bereich vorzuarbeiten. Deshalb sage ich auch hier: Ein bisschen weiter über den WAFF hinausgehend brauchen wir genau diese Kooperation gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien, wo wir mit unserer Organisationseinheit über entsprechende Calls und entsprechende kreative Prozesse diesen Green-Tech-Bereich aufladen können. Der WAFF tut dann natürlich auch eines: Er fördert eben ganz bewusst diese Lehrstellenthemen. Ich glaube, so etwas hat es bei uns noch nie gegeben: dass wir mit einer so intensiven Förderstruktur im 1. und 2. Lehrjahr in die Gänge kommen. Es gibt ja noch eine gute Nachricht für den Wiener Wirtschaftsstandort, die auch zu vermelden ist: Es ist zum Glück im Vergleich zum Vorjahr auch ein klares Plus bei der Lehre ersichtlich. Wir haben über 7 Prozent mehr in der Lehre als vor einem Jahr. Das steigt sogar im 1. Lehrjahr. Wenn wir jetzt den Oktober als Schnittpunkt hernehmen, sind es über 11 Prozent mehr Lehrlinge. Es setzt sich also schön langsam das Thema Fachkräftemangel mit dem Thema klimarelevante Berufe und Green Jobs durch. Ich glaube, auf politischer Ebene sind wir auch gefordert, klar zu machen, dass uns dieses Thema, bis 2040 klimaneutral zu werden, viel wert ist und wir alles tun, um es dort zuzuschneiden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Kriz-Zwittkovits, bitte. GRin Margarete Kriz-Zwittkovits (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank für Ihre Ausführungen! Es gibt zahlreiche Möglichkeiten hier im Ausbildungsbereich, in der Qualifizierung und natürlich auch bei klimarelevanten Berufen. Was auffällt, ist allerdings, dass wir dann eine sehr große Anzahl - speziell von Arbeitnehmerinnen - im Lauf des Berufslebens in die Teilzeit verlieren. Wir haben speziell bei Frauen eine nahezu 50-prozentige Teilzeitquote. Wir haben da also auch ein Riesenpotenzial an Fachkräften, an gut ausgebildeten Frauen, die wir so im Berufsleben nicht zum Einsatz bringen können. Meine Frage geht dahin: Ist es angedacht, Strategien zu entwickeln oder die Programme und Projekte dahin gehend abzustimmen, dass wir Förderungen und eine Weiterqualifizierung eher im Vollzeitbereich geben? Denn die Qualifizierung kostet Geld, und dann haben wir als Output ja mehr oder weniger nur einen Teil in der Arbeitsleistung. Das war die erste Frage. Die zweite Frage: Ist es auch angedacht, ressortübergreifend und begleitend eine Informations- und Aufklärungskampagne zu starten, die wirklich darauf aufmerksam macht, was es dann hinsichtlich der Vorsorge im Alter in der Pension bedeutet, wenn über viele Jahre nur im Teilzeitbereich gearbeitet wird und natürlich auch die Beiträge fehlen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Kollegin, die Fragestunde sieht nur eine Zusatzfrage vor. Wenn der Herr Stadtrat aber beide beantwortet, spricht natürlich nichts dagegen. - Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Ich beantworte gerne beide, denn man kann sie ja nicht trennen. Es ist ja eh ein Fragenkomplex, und es ist relativ klar, dass wir uns natürlich in Zeiten wie diesen, die zum Glück so sind, dass wir jede Fachkraft dringend brauchen, natürlich Mühe geben, das auch zu ermöglichen. Jetzt muss man gerade sagen: Die Mehrfachbelastung, die viele von uns geschlechtsunspezifisch trifft, führt natürlich manchmal dazu, dass es in einzelnen Lebensabschnitten nicht so einfach ist. Ich glaube auch da wieder: Wir haben viel getan. Wir haben die besten Bedingungen, wenn zum Beispiel Mütter wieder zurück in die Arbeitswelt kommen, dass wir mit unserem höchsten Qualitätsniveau im Bereich der Kindergärten punkten können und es ermöglichen, dass da wieder eine Chance geschaffen wird. Jeder hat aber natürlich seine eigene Lebenslogik. Sie wissen auch, die Balance, die auch von vielen jungen Menschen neu gesucht wird, und die Problemfelder, die international und national ein Stück weit auf uns alle einwirken, führen zu immer wieder veränderten Ausgangslagen. Das muss man irgendwo akzeptieren. Dass wir natürlich die Leute bestmöglich ausbilden wollen, um ihnen dann bestmögliche Karrierechancen zu geben und den Wiedereinstieg zu erleichtern, dass wir über die Wirtschaftsagentur und den WAFF spezielle Programme fahren, durch die wir uns genau an diese Zielgruppen richten, ist natürlich klar. Das bewerben wir auch intern über unsere WAFF-Organisationsseite sehr, sehr offen und sehr, sehr direkt. Ich glaube, jeder von uns, der sich in einer veränderten Wirtschaft einbringen kann, ist doch froh, wenn er einen Arbeitsplatz mitentwickeln kann, der sicher und gut ist. Ich bin eigentlich zuversichtlich, dass wir gerade hier in Wien auf Grund der Fülle der Aktivitäten die richtigen Schwerpunktsetzungen gesetzt haben. Das ist halt ein dauerhafter Prozess. Er ist nicht abgeschlossen und ist täglich weiterzuführen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-1391859-2023-KFP/GM) wurde von Herrn GR Berger gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. In dieser Frage geht es um den Mietpreisdeckel für die Wiener Gemeindebauten. (In den Gemeindebauten gilt in Sachen Mietzins der Richtwert beziehungsweise der Kategorie-Mietzins. Im August wurden die Kategoriemieten erhöht. 'Das war die 4. Erhöhung in 15 Monaten von in Summe fast 24 Prozent', sagte der Leiter des Teams Wohnen der AK Wien, Walter Rosifka, im Interview mit Radio Wien. Richtwertmieten stiegen um 15 Prozent. Nun hat die Stadt Wien angekündigt, für die nächsten 2 Jahre die indexierten Mietpreisanpassungen in den Wiener Gemeindebauten auszusetzen. Warum kommt jetzt der seit Jahren von der FPÖ geforderte Mietpreisdeckel, wenn die Mieter sich die Mieten nach zahlreichen Erhöhungen kaum mehr leisten können?) Schönen guten Morgen, Herr Bürgermeister! Bitte schön. Bgm Dr. Michael Ludwig: Schönen guten Morgen, Herr Vorsitzender! Werte Mietglieder des Gemeinderates! Wie ich mehrfach auch schon in der Öffentlichkeit betont habe, ist der Kampf gegen die Teuerung von höchster Priorität. So agieren wir auch in der Stadt Wien. Mit dem Mietpreisstopp in den Gemeindebauten nimmt die Stadt Wien ihre Verantwortung zum wiederholten Mal war und handelt auch im Sinne der Wienerinnen und Wiener. Es gibt auf der einen Seite einen starken wirtschaftlichen Druck für die Haushalte. Die Auswirkungen der Teuerung umfassen auch alle Lebensbereiche. Das ist auch der Grund, weshalb wir stark darauf gedrängt haben, dass es eine Lösung auf Bundesebene gibt, die sicherstellt, dass die Inflation, die ja Auswirkungen auf das Alltagsleben hat, insbesondere auch beim Thema Wohnen eingedämmt wird. Das hätte mehrere Vorteile. Der Vorteil für die Haushalte liegt natürlich auf der Hand. Es wäre aber auch ein Eingriff in den Wohnungsmarkt wichtig gewesen, um die Inflation einzudämmen, wie das auch andere europäische Länder gemacht haben, um auch eine rechtliche Basis zu schaffen, dass Wohnungseigentümer - egal, ob im kommunalen Bereich, im Genossenschaftsbereich oder auch bei den Privatwohnungen - entsprechende Maßnahmen setzen. Von daher ist all das, was wir in der Stadt Wien umgesetzt haben, immer unter dem Gesichtspunkt zu sehen, dass die Forderungen nach wie vor aufrechterhalten worden sind, dass der Bundesgesetzgeber hier einheitliche Regelungen für das gesamte Bundesgebiet setzt und auch den Wohnungs- und Hauseigentümern eine rechtliche Basis in die Hand gibt, um entsprechende Maßnahmen zu setzen. Dessen ungeachtet haben wir in der Stadt Wien ein Netz der sozialen Absicherung geschaffen, um diese Teuerungswelle für die Haushalte erträglich zu gestalten. Dazu gehört, dass die "Wohnbeihilfe NEU" morgen im Landtag zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Dadurch wird die Wohnbeihilfe um 90 Millionen EUR auf 151 Millionen EUR angehoben. Es wird gleichzeitig der Kreis der Bezieherinnen und Bezieher ausgeweitet und die Leistungen für die einzelnen Bezieherinnen und Bezieher werden angehoben - und zwar egal, ob es sich dabei um private Mieten, Mieten im Genossenschafts- oder auch im kommunalen Wohnbau handelt. Hier werden in Zukunft alle Wohnformen gleichgestellt gefördert werden. Für die Mieterinnen und Mieter von Wiener Wohnen wurde mit dem Gemeindebaubonus bereits im Jahr 2022 ein eigenes Paket geschnürt. Die Stadt Wien unterstützt mit 55 Millionen EUR den umfassenden Gemeindebaubonus. Alle Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau sind mit folgenden Maßnahmen unterstützt, die ich kurz auflisten möchte oder von denen ich zumindest drei exemplarisch herausstreichen möchte. Bereits Anfang September 2023 erhielten alle Mieterinnen und Mieter einer Gemeindewohnung eine Sonderzahlung in Form einer Gutschrift über einen halben Nettohauptmietzins. Zweitens: Mit Ende des Kalenderjahres 2023 bekommen jene Mieterinnen und Mieter, deren Mietzins in den Jahren 2022 und 2023 erhöht wurde, eine zusätzliche Gutschrift in Form eines Stufenbonus. Die Höhe der Gutschrift orientiert sich dabei am Ausmaß der stattgefundenen Erhöhungen im genannten Zeitraum. Dabei möchte ich betonen, dass es für uns bei all diesen Maßnahmen immer wichtig war, dass wir mit sozialer Treffsicherheit unterwegs waren und nicht mit der Gießkanne Geld ausgeschüttet haben, sondern vor allem für jene Personenkreise, die es besonders benötigen. Drittens wurde überdies durch Erleichterungen bei der Vereinbarung von Ratenzahlungen jenen Mieterinnen und Mietern die Hilfe zur Selbsthilfe erleichtert, die finanziell in Rückstand geraten und von Wohnungsverlust bedroht sind. Da geht es vor allem auch darum, dass wir die Menschen selbst wieder in die Lage versetzen, diesen Herausforderungen, die durch die Teuerung entstanden sind, gerecht zu werden. Weitere Maßnahmen für alle Wohnformen als handfeste Unterstützungen sind der mehrfach ausgezahlte Wohnbonus und der Energiebonus. Auch da möchte ich nur daran erinnern, dass wir die erste Gebietskörperschaft in ganz Österreich waren, die mit dieser Wiener Energieunterstützung auch den stark steigenden Energiepreisen entgegengewirkt hat. Durch die Mietbeihilfe und die Wohnungssicherungsstelle helfen wir zudem mit strukturellen Maßnahmen allen Wienerinnen und Wienern dort, wo Unterstützung gebraucht wird. Darüber hinausgehend wurden mit der Wohnungssicherung Plus der Stadt Wien die bereitgestellten Mittel zum Schutz vor Wohnungsverlust deutlich angehoben. Mit dieser werden in Zukunft 70 Prozent der Mietrückstände übernommen. Für die restlichen 30 Prozent wird eine Ratenzahlung vereinbart. Als soziale Hausverwaltung hat Wiener Wohnen darüber hinaus mit dem Case Management eine einzigartige Einheit an professionellen Beraterinnen und Beratern, die im Krisenfall in der Lage ist, einen individuellen persönlichen Weg zu finden, um die Gefahr einer drohenden Delogierung abzuwenden. Diese professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auch im ständigen Dialog mit jenen Mieterinnen und Mietern, die von Wohnungslosigkeit und Delogierung bedroht sind. Die Energieunterstützung Plus wirkt im Bereich Energie auf ähnliche Art und Weise. Kurzum: In Wien wird niemand zurück gelassen. Zusätzlich zu all den oben genannten und bereits gesetzten Maßnahmen inklusive des mehrstufigen Gemeindebaubonus geht die Stadt Wien mit dem Mietpreisstopp nun den nächsten Schritt in die mittelfristige Zukunft. Das gibt den Mieterinnen und Mietern im Wiener Gemeindebau die Sicherheit, dass ihr Hauptmietzins, der Richtwert, aber auch die Kategoriemieten in den nächsten zwei Jahren nicht angehoben werden. Sie werden bis Ende 2025 auf dem derzeitigen Niveau eingefroren. Gesetzliche Anhebungen des Hauptmietzinses, die bis Ende 2025 erfolgen, werden in diesem Zeitraum also nicht mitvollzogen. Dies entlastet die Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau um weitere 43 Millionen EUR. Nach aktueller Einschätzung werden in den Jahren 2024 und 2025 zwei Kategorienmietzinsanpassungen und eine Anpassung der Richtwertmiete fällig. Die Aussetzung bedeutet in einer durchschnittlichen Wohnung eine Mietersparnis von 300 bis 400 EUR jährlich. Nach diesem Zeitraum wird es zu keinem Nachholeffekt kommen. Es ist auch wichtig, zu betonen, dass dieser Verzicht auf die Erhöhungen bei den kommenden Mietzinsgestaltungen nicht aufgeschlagen wird. Die entfallenen Erhöhungen der Jahre 2024 und 2025 werden also nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachträglich eingehoben. Dadurch sorgt die Stadt Wien für finanzielle Sicherheit und Entlastung der Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau und leistet, wie ich meine, auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag zur Dämpfung der Inflation und somit auch zur Stärkung der Kaufkraft. Ich möchte abschließend nicht verschweigen: Ich hätte mir wie viele andere, die hier im Raum sitzen, sehr gewünscht, dass diese Maßnahme von Seiten des Bundes gesetzt wird, um in allen Mietverhältnissen eine entsprechende Dämpfung der Inflation zu bewirken. Das hätte natürlich ganz starke volkswirtschaftliche Effekte gehabt. Es hätte ein Eingreifen in den Markt bedeutet, so wie es auch andere Länder der Europäischen Union vorgezeigt haben. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Vorweg einmal herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, wenngleich ich Ihnen schon sehr wohl einige Punkte entgegenhalten möchte. Zum einen haben wir Ihnen angelastet, dass Sie in den letzten Monaten beziehungsweise mittlerweile seit knapp zwei Jahren immer auf die Bundesregierung verwiesen haben. Wir haben Ihnen auch gesagt, dass wir auf Grund der dortigen Regierungsperformance von dieser Seite nicht allzu viel zu erwarten haben werden. Insofern kommt dieser Vorschlag - die Maßnahme des Mietpreisdeckels ist zwar grundsätzlich richtig - leider Gottes viel zu spät, weil wir Freiheitliche das wirklich seit Monaten beziehungsweise eigentlich schon in den letzten zwei Jahren hier intensiv gefordert haben. Ein Bild, das ich hier auch zurechtrücken möchte, ist das Bild des selbstlosen Samariters, das Sie hier irgendwie geschildert haben. Ich darf da noch einmal den Herrn von der Arbeiterkammer Wien zum Thema Wohnen zitieren: Bei den Kategoriemieten gab es 4 Erhöhungen in 15 Monaten - in Summe fast 24 Prozent - und bei den Richtwertmieten Erhöhungen um 15 Prozent. Das alles ist an den Gemeindebaumietern nicht spurlos vorübergegangen. Es hat nicht nur die Teuerung zusätzlich befeuert, sondern hat auch dafür gesorgt, dass wirklich sehr, sehr viele Gemeindebaumieter verzweifelt sind beziehungsweise in der Vergangenheit verzweifelt waren. Genau dort, wo diejenigen Mieter zu Hause sind, die ohnehin nicht mit üppiger Geldbörse ausgestattet sind, hätten Sie schon längst Maßnahmen ergreifen können. Da kann man die Erhöhungen auch nicht mit Einmalzahlungen abtun, wie Sie es hier geschildert haben. Schlussendlich muss man auch ganz offen sagen ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf bitten, zur Frage zu kommen. GR Stefan Berger (fortsetzend): Zwei Minuten habe ich! Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Die zwei Minuten sind vorbei, Herr Kollege. GR Stefan Berger (fortsetzend): Der Herr Bürgermeister hat auch sehr ausführlich geantwortet! Selbstverständlich komme ich zu meiner Frage! (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Berger, ich darf um die Zusatzfrage bitten. GR Stefan Berger (fortsetzend): Ich verstehe die Unruhe bei diesem Thema. Deswegen komme ich natürlich zu meiner Frage: Ihre Wohnbausprecherin auf Bundesebene, Frau Ruth Becher, kommt ja auch aus Ihrer Landesgruppe. Die hat kürzlich in einem Untertitel einer Presseaussendung gefordert: Die Preise beim Wohnen müssen runter. Nachdem Sie hier natürlich selbstverständlich auch mit Ihren eigenen Mandataren gut verschränkt sind, würde mich interessieren, welche rechtlichen Handhaben Sie da sehen, die Preise herunterzudrücken. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Also, ich werde versuchen, kurz zu antworten. (Heiterkeit bei SPÖ und ÖVP.) Ich denke mir nur immer, es dient vielleicht auch der zusätzlichen Informationsbeschaffung, dass man vertiefend auf die Frage eingeht. Wenn Sie aber wollen, versuche ich, es auch kürzer zu machen. (GR Stefan Berger: Ich habe nichts dagegen, aber der Vorsitzende!) Generell gebe ich Ihnen recht. Wir agieren auf Basis der Gesetze und man muss sagen: Wohn- und Mietrechtsgesetze sind Bundesmaterie. Das kann man auch ändern. Es gibt immer wieder auch Vorschläge von unserer Seite zur Veränderung in diesem Bereich. Das ist aber derzeit nicht beschlossene Lage. Wir orientieren uns also nach wie vor an den bundesgesetzlichen Bestimmungen. Es ist richtig, dass die Abgeordnete zum Nationalrat Ruth Becher schon seit vielen Jahren Veränderungen im Wohn- und Mietrecht fordert, auch ein gerechteres Mietrecht. Wir glauben, dass es sinnvoller ist, hier auch bundesgesetzliche Materien zu schaffen, um die stark steigenden Mietpreisentwicklungen abzudämmen. Da gibt es auch Vorschläge aus dem Bereich der Stadt Wien. Wir haben auch vorgeschlagen, dass man in Zukunft nicht mehr den Verbraucherpreisindex heranzieht, sondern andere prozentuelle Sätze wie zum Beispiel den Leitzins, der deutlich niedriger wäre und gerade in Zeiten einer stark steigenden Inflation die Möglichkeit bieten würde, eine Stabilisierung bei den Miethöhen zu erreichen. Es ist aber sinnvoll, dass wir auf Basis von Gesetzen agieren. Dass wir jetzt durch einen Beschluss im Gemeinderat auf Antrag von Wiener Wohnen hier eine andere Regelung treffen, sollte in Zukunft nicht ständig sein, sondern wir wollen ja erreichen, dass es hier gleiche Rahmenbedingungen für alle Mieterinnen und Mieter gibt - und zwar unabhängig davon, wie das Vertragsverhältnis ist. Denn es ist uns ja auf Grund der sozialen Durchmischung wichtig, dass wir in unserer Stadt nicht alle wirtschaftlich und sozial schwächeren Personengruppen in einer Wohnform haben, zum Beispiel im kommunalen Wohnbau, und umgekehrt alle, die mehr verdienen, im privaten Wohnhausbereich sind. Das ist ja erfreulicherweise nicht die Realität in Wien. Das ist auch das Ergebnis unserer Politik der sozialen Durchmischung. Das heißt aber auch, dass wir jetzt im Gemeindebau sehr wohl Maßnahmen getroffen haben. Ich würde mir aber wünschen, dass auch viele Personen, die im privaten Wohnhausbereich unter wirtschaftlichem Druck sind, ebenfalls eine deutliche Reduzierung dieser Mietanpassungen haben. Denn es gibt auch dort viele Menschen, die unter starkem wirtschaftlichen Druck leben und Haushalte haben, die sich die Miete in Zukunft nicht mehr leisten können. Von daher finde ich es richtig, dass wir nach wie vor darauf drängen, dass es bundesgesetzliche Regelungen gibt, die für alle Mietvertragsverhältnisse gelten - und zwar egal, ob das im Gemeindebau, im Genossenschaftsbau oder im privaten Wohnhaus ist. Ich glaube, soziale Gerechtigkeit sollte nicht vom Vertragsverhältnis abhängig sein. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Herr GR Prack, bitte. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Sie haben die Wohnbeihilfe angesprochen. Die werden wir ja morgen reformieren. Es ist sehr zu begrüßen, dass wir da jetzt wieder ungefähr auf die Wirkung von 2008 kommen, wenn man Bevölkerungswachstum und Inflation mit einberechnet. Wir haben uns das sehr genau angesehen. Es ist leider wieder insofern ein - ich sage jetzt einmal - Leistungskürzungs-Tool eingebaut, als die Stufen der Wohnbeihilfe außer der Nullstufe nicht an die Inflation angepasst werden. Das heißt, es wird im Vergleich zu bisher gedämpft, aber es wird wieder zu einer kalten Progression aus der Wohnbeihilfe kommen. Das heißt, es werden die Leistungen für jene, die sie beziehen, weniger werden, und es werden manche aus der Wohnbeihilfe fallen - zugegebenermaßen nicht so schnell wie bisher, aber es ist trotzdem keine vollkommene Inflationsanpassung vorgesehen. Meine Frage wäre jetzt: Warum hat man sich zu diesem Weg entschieden, der dazu führt, dass schleichend, aber doch Leute aus der Wohnbeihilfe fallen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ja, man wird immer Änderungen vornehmen können. Wir werden also nie eine Form finden, die Allgemeingültigkeit für alle Zukunft hat. Ich glaube aber, es war bei dem Schritt, den wir, wie ich hoffe, morgen auch beschließen werden, wichtig, dass sichergestellt ist, dass der Bezieherkreis ausgeweitet wird, dass die Höhe angepasst wird, dass wir versucht haben, andere Parameter zu finden, indem wir beispielsweise nicht von einer 50 m²-Wohnung, sondern von einer 60 m²-Wohnung ausgegangen sind - das hilft vor allem auch kleineren Wohnungen - und dass wir beispielsweise jetzt auch mitdenken, dass wir nicht die Nettomiete heranziehen, sondern die Bruttomiete. Das wird vielen Mieterinnen und Mietern bei der Berechnung helfen. Dadurch wird auch der Bezieherkreis erweitert. Ob man in Zukunft weitere Ergänzungen und Veränderungen vornehmen kann, will ich nicht ausschließen. Ich glaube, es war auch dieser jetzige Schritt, den wir hoffentlich morgen beschließen werden, einer, den wir mit Expertinnen und Experten lang diskutiert haben, indem wir auch viele Modelle berechnet haben, wie man zielgerichtet jenen Menschen helfen kann, die das besonders benötigen. Ob es da weitere Parameter geben kann, würde ich, wie gesagt, nicht ausschließen. Ich glaube, es macht Sinn, dass wir laufend beobachten, ob das, was wir gerade in diesem Bereich an Aktivitäten setzen, auch bei jenen ankommt, die das besonders benötigen. Ob wir vielleicht Zielgruppen übersehen haben, kann man sicher auch in Zukunft immer wieder weiter diskutieren. Ich sage: Für mich kann es nie genug soziale Gerechtigkeit heben. Von daher wird man immer wieder an den Schrauben drehen müssen, um Verbesserungen herbeizuführen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Sittler, bitte. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Wien wächst. Deswegen wird auch mehr Wohnraum benötigt. Klar ist, dass hier die Verantwortung bei der Stadt liegt, auch Gemeindebauten zu bauen. 2015 hat Ihr Vorgänger Bgm Häupl angekündigt, bis 2020 2.000 neue Gemeindewohnungen zu bauen. Tatsächlich wurden bis 2020 120 neue Wohnungen geschaffen. Sie selber haben dann angekündigt, 4.000 Wohnungen auf den Weg zu bringen. StRin Gaál hat sich jetzt bis 2025 5.500 Gemeindewohnungen vorgenommen. Tatsächlich sind bisher 1.000 Gemeindewohnungen errichtet. Die Begrifflichkeiten gehen von "tatsächlich errichtet" über "auf den Weg gebracht" bis zu "vorgenommen". Bisher waren es nur Ankündigungen. Daher meine konkrete Frage: Bis wann werden diese 5.500 Gemeindewohnungen tatsächlich gebaut sein? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Bürgermeister, bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Ja, wie Sie richtig gesagt haben: Man muss unterscheiden, wie viele auf den Weg gebracht sind und wie viele dann übergeben sind. Von daher sind tausende Wohnungen in der Pipeline, die in unterschiedlichen Etappen umgesetzt werden. Ich sehe das immer breiter. Ich sehe zum einen die Errichtung von Gemeindewohnungen. Ich sehe aber auch die Errichtung von geförderten Miet- und Genossenschaftswohnungen. Ich sehe das immer im Verbund, weil ich glaube, dass es für die Mieterinnen und Mieter nicht von entscheidender Bedeutung ist, wie das Eigentumsverhältnis ist, sondern wie die Mietkonditionen sind. Da haben wir durchaus geförderte Miet- und Genossenschaftswohnungen, die aus der Sicht der Mieterinnen und Mieter preislich mit den Gemeindewohnungen mithalten können. Wir haben ja auch hier in diesem Haus eine intensive Diskussion darüber geführt, wie die Schwerpunkte gelegt werden. Von daher ist es aus meiner Sicht wichtig, dass zusätzlich Gemeindewohnungen errichtet werden. Ich sehe darin aber jetzt nicht die alleinige Möglichkeit, leistbaren Wohnraum in Wien zur Verfügung zu stellen. Ich war so wie auch meine Vorgänger immer ein großer Verfechter davon, dass wir in Kooperation mit gemeinnützigen Bauträgern geförderten Wohnbau errichten. Wir haben hier ein sehr breit gefächertes System an Wohnbauträgern, die sehr gemeinnützig unterwegs sind und sicherstellen, dass es auf der einen Seite hohe Qualität und auf der anderen Seite leistbare Konditionen gibt. Ich habe auch als Wohnbaustadtrat sehr gerne mit diesen gemeinnützigen Bauträgern zusammengearbeitet, die kostengünstige Mietverhältnisse für die Menschen in unserer Stadt angeboten haben. Von daher sehe ich das, wie gesagt, immer sehr breit: Auf der einen Seite die wichtigen Aktivitäten bei der Errichtung von Gemeindewohnungen, auf der anderen Seite aber auch die ganz enge Zusammenarbeit und Kooperation mit gemeinnützigen Wohnbauträgern. (GR Georg Prack, BA: Bis wann, können Sie nicht sagen?) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Die 2. Anfrage ist damit beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-1390866-2023-KNE/GM) wurde von Herrn GR Ornig gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das friedliche Zusammenleben im Wiener Klassenzimmer. (In den letzten Wochen wurde vermehrt über Gewalt und diskriminierende Haltungen unter Schülerinnen und Schülern an Wiener Schulen diskutiert. Welche Schritte setzen Sie als Bildungsstadtrat, um diesen Herausforderungen zu begegnen und ein friedliches Zusammenleben in Wiener Klassenzimmern zu gewährleisten?) Guten Morgen! Ich bitte um die Beantwortung. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Guten Morgen! Danke für die wichtige Anfrage, denn die Voraussetzung für Bildung und einen guten Bildungserwerb ist, dass man angstfrei zur Schule gehen kann, denn mit Angst in der Schule zu sein, lindert den Bildungserwerb. Es ist mein Anspruch, dass sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Pädagoginnen und Pädagogen angstfrei in die Schule gehen können. Das beinhaltet sowohl ein Wohlbefinden im Klassenverband, sodass Mobbing nicht stattfindet, aber es beinhaltet genauso einen Ort Schule, der frei von Gewalt ist, indem Gewalt und Konflikte in Klassenzimmern in Wien nicht toleriert werden und wir vor allem die Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen, wenn Gewalt oder Konflikte in Klassenzimmern stattfinden. Wir sehen, dass es in Wiener Klassenzimmern zahlreiche Konflikte unterschiedlicher Natur gibt. Das wird auch ganz genau beobachtet, und es wird nicht nur beobachtet, sondern es werden dagegen auch Maßnahmen gesetzt, um einen sicheren Ort Schule zu garantieren. Wien macht bereits jetzt sehr viel. Bevor wir letzte Woche ein neues Gewaltschutzpaket vorgestellt haben, gab es schon zahlreiche Maßnahmen, nämlich einen intensiven Austausch mit der Polizei, eine Erfassung der Delikte, die angezeigt werden, sowie regelmäßige Runde Tische in der Bildungsdirektion zu Gewalt in den Schulen. Der nächste ist am 7. Dezember. Es gibt eine Hotline zu Gewalt und Konflikten in Schulen, die für alle Lehrkräfte zur Verfügung steht, wenn sie Unterstützung benötigen. Es gibt den Fachbereich Inklusion, Diversität und Sonderpädagogik, der in Krisensituationen sehr rasch ExpertInnen schicken kann. Genauso gibt es die Schulpsychologie und die Schulsozialarbeit, außerdem mobile Teams von den Schulkooperationsteams der MA 11, die in komplizierten Fällen - vor allem, wenn es um Erziehung oder Themen der Familie geht - in die Klassen gerufen werden können und sich um die Fälle kümmern. Es gibt die Wiener Bildungschancen mit zahlreichen Präventionsangeboten. Es gibt Programme wie das Wiener Bildungsversprechen und "Respekt: Gemeinsam stärker", die zum Ziel haben, die Schulkultur zu verbessern und auch die Gewaltprävention voranzubringen. Wir sehen allerdings, dass alle diese Maßnahmen noch nicht gereicht haben, um die Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Man muss auch sagen: Nicht alles, was es an internationalen Konflikten und Bewegungen gibt, können wir in Wien lösen. Wir werden allerdings sehr konsequent die angekündigten weiteren Maßnahmen umsetzen. Das sind fünf Punkte. Das ist der Ausbau von Eingreifteams. Dabei werden wir in einem weiteren Schritt die Schulsozialarbeit um zehn Personen aufstocken. Da gibt es sowohl über die Schulsozialarbeit, über Schulkooperationsteams als auch über interkulturelle Teams Möglichkeiten, Konflikte in Klassenzimmern zu bearbeiten. Zweitens: Was neu eingeführt wird, sind verpflichtende Gespräche mit den Eltern bei Suspendierungen. Die Anzahl der Suspendierungen ist zu hoch. Da haben die Eltern eine Verantwortung. Deshalb gibt es eine Verordnung, einen Erlass in der Bildungsdirektion, dass es bei Suspendierungen auch zu verpflichtenden Gesprächen mit den Eltern kommt - mit Sanktionsmöglichkeiten. Die einzigen, die wir hier in Wien haben, ist, die Kinder- und Jugendhilfe einzuschalten - mit einer Gefährdungsmeldung, wenn die Eltern nicht kooperieren. Was mir lieber wäre, wären Sanktionen auch finanzieller Natur. Dafür braucht es aber bundesgesetzliche Rahmenbedingungen wie beim Schulschwänzen. Das können wir in Wien nicht allein machen. Drittens: Wir werden Antigewalttrainings aufstocken: Sowohl für PädagogInnen, um damit umzugehen - "Peer to Peer"-Ansätze - als auch gegenüber den Jugendlichen, um mit Antigewalttrainings ein korrektes Benehmen und Vorgehen im Klassenzimmer zu vermitteln. Wir werden viertens "Time-out"-Möglichkeiten stärken. Da gibt es unterschiedliche Konzepte, wie junge Menschen, die zum Beispiel suspendiert sind oder im Klassenverband dauerhaft den Unterricht verunmöglichen, für eine Zeit in eigenen Klassen-Settings aufgehoben sind. Das Ziel ist allerdings immer ein inklusiver Unterricht. Das heißt, zuerst auf Zeit. Dann werden sie, so schnell es geht, wieder in einen Regelunterricht in einer Regelklasse vermittelt. Was sind diese "Time-out"-Möglichkeiten? - Das sind Förderklassen, das sind Settings mit sechs Schülerinnen und Schülern mit einem erhöhten Einsatz von PädagogInnen, um mit den Kindern und Jugendlichen individuell zu arbeiten. Das sind aber auch Konzepte wie "Familie in Schule", für die wir die Anzahl der Plätze von 220 auf 800 aufstocken. "Familie in Schule" beinhaltet, dass die Familien zumindest ein Mal in der Woche in den Schulunterricht einbezogen werden, um den Erziehungserfolg gemeinsam zu verbessern - ein sehr effektives Programm. Eine weitere Möglichkeit von Time-outs sind altershomogene Klassen. Wir sehen nämlich, dass große Altersunterschiede zu Konflikten führen. Es gibt leider Jugendliche, die in ihrer Schulzeit drei Jahre verlieren. Dann ist es schwierig, wenn 10-Jährige mit 13- oder 14-Jährigen zusammen sind. Da werden wir eigene altershomogene Klassen pilotieren. Der letzte Punkt sind verbindliche dezentrale Netzwerke zur Gewaltprävention in den Bezirken. Da gibt es Wien- weit mit WNED ein sehr gutes Netzwerk. Es gibt Plattformen in einzelnen Bezirken. Wir wollen diese flächendeckend machen. Mit diesem umfassenden Gewaltschutzpaket stellen wir Herabwürdigungen, Drohungen und Diskriminierungen ein Stoppschild auf. All das machen wir, um die Schule zu einem sicheren Ort zu machen, die Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen und den Jugendlichen eine gute Bildungsmöglichkeit zu geben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. Herr GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Schönen guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Vielen Dank für Ihre Ausführungen! Wien steht als Millionenmetropole natürlich ganz, ganz besonders vor großen Herausforderungen. Sie haben ja schon die Punkte genannt, die wir auf Landes- und Stadtebene machen können. Mich würde interessieren: Was könnte sich denn an den Bundesrahmenbedingungen ändern, um den Kampf sozusagen auch weiter aufnehmen zu können? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Sehr, sehr viel. Wir sehen, dass der Ballungsraum, vor allem Wien, natürlich ganz andere Herausforderungen hat. Durch die Zusammensetzung der SchülerInnenpopulation, aber natürlich auch durch den großen Zuzug entstehen Konflikte, die man behandeln muss. Das Beste zur Behandlung von Konflikten sind neben Maßnahmen präventive Vorkehrungen und damit das direkte Arbeiten mit den Kindern. Dafür braucht es Ressourcen. Wien ist im Schulbereich massiv benachteiligt, weil die Herausforderungen besonders hoch sind, Wien allerdings nicht mehr Ressourcen dafür bekommt. Dementsprechend wäre ein bundesweiter Chancenindex für die Wiener Schulen ganz, ganz essenziell. Es geht aber auch um eine bundesweite Solidarität. Es reicht nicht, wenn Wien allein an einem Strang zieht. Wenn man zum Beispiel einen SchülerInnenbereich herausnimmt, Asyl und Familienzusammenführung, übererfüllt Wien da die Quote mit 170 Prozent. Es gibt Bundesländer, die unter 70 Prozent sind. Das heißt, da ist kein solidarisches Vorgehen innerhalb von Österreich. Da wäre es notwendig, auch Maßnahmen zu setzen, damit es zu einer fairen Verteilung innerhalb von Österreich kommt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Malle, bitte. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Sie haben ja selbst die Präventions- Workshops angeboten. Uns wurde erzählt, dass die relativ schnell ausgebucht waren. Das heißt, es stellt sich die Frage: Können Sie sicherstellen, dass jede Klasse oder jede Lehrerin und jeder Lehrer, die so einen Workshop buchen möchten, auch so einen Workshop erhalten werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es stimmt, dass es eine erhöhte Nachfrage nach externer Unterstützung gibt. Das ist auch gut so, weil wir in diesem Schuljahr mit den Wiener Bildungschancen zum ersten Mal eine Plattform geschaffen haben, durch die auch kostenpflichtige Angebote kostenlos in Anspruch genommen werden können, weil die Stadt die Kosten übernimmt. Da gibt es unterschiedliche Anbieter. Es gibt darüber hinaus auf Bundesebene über den OeAD die Möglichkeit, Gewaltpräventions-Workshops zu buchen. Das heißt, es gibt für die Schulen zwei Angebote. Ich habe es mir gestern angeschaut. Es gibt mittlerweile über 20 Anbieter. Ich rede nicht jeden Tag mit den Anbietern, dementsprechend weiß ich nicht, welche Anbieter wann welche Ressourcen haben. Ich weiß aber, dass der Bedarf sehr hoch ist. Deshalb gibt es jetzt auch einen Förder-Call der Stadt zur psychischen Gesundheit, "Schule als angstfreier Raum", der noch läuft, bei dem genau solche Vereine, die auch Workshops an Schulen anbieten, die Möglichkeit haben, einzureichen, um weiter zu wachsen und noch mehr für die Schulen anzubieten. Mir ist es wichtig, hier Maßnahmen zu setzen, damit das außerschulische Angebot noch weiter ausgebaut wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Zierfuß, bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wir begrüßen, dass sie die Hilferufe von Personalvertretern aus den Schulen ernst nehmen. Die Zahlen sind ja im letzten Jahr deutlich gestiegen. Um es ganz konkret zu sagen, sind ja die Anzeigen innerhalb von einem Schuljahr auf das Vierfache angestiegen, und die Suspendierungen haben sich verdoppelt. Also, es gibt da wirklich eine drastische Erhöhung der Gewalt in Schulen, vor allem auch bei körperlicher Gewalt. Jetzt gibt es sehr viele Maßnahmen, die Sie ergreifen, die vor allem einzelne Schulen betreffen: Eine Maßnahme für zehn Schulen, die es betrifft, andere, die auch freiwillig bei den Bildungschancen für Schulen drinnen sind. Jetzt gibt es aber keine flächendeckende Gewaltprävention an allen Schulen, die wir sehr wichtig fänden. Denn immer dann, wenn eine Schule sagt, wir brauchen Hilfe, findet eine gewisse Form der Stigmatisierung statt. Die Direktoren berichten uns, dass sie Sorge haben, dass das dann auch bei den Schuleinschreibungen zu Problemen führt und es dann bürokratischen Mehraufwand für sie gibt. Aus unserer Sicht ist also wichtig, dass das wirklich an allen Schulen stattfindet. Planen Sie in Zukunft weitere Einzelmaßnahmen, oder kommt wirklich eine flächendeckende Gewaltprävention an allen Pflichtschulen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Da sind wir komplett einer Meinung, dass es flächendeckende und strukturelle Angebote braucht. Da wundert es mich aber wirklich, warum Sie die Frage hier stellen, denn für strukturelle Maßnahmen ist es notwendig, dass das in den Unterricht einfließt. Ich persönlich bin sehr stark für ein eigenes Unterrichtsfach - wir leben in einer Demokratie -, nämlich Demokratiebildung für alle Kinder und Jugendlichen in Wien ab der 1. Klasse Volksschule verpflichtend zu machen und nicht einen Scheinethikunterricht als Ersatzunterricht zu ermöglichen, weil es wichtig ist, dass die Kinder frühzeitig über Religionsgrenzen hinweg zusammenkommen, sich über das Zusammenleben unterhalten, ethische Grundstandards bekommen, das demokratische Leben besprechen, erleben und lernen und dort natürlich auch Gewaltprävention leben. Dafür braucht es ein gemeinsames Unterrichtsfach. Ich freue mich, wenn Sie sich auch für diese Forderung für mich stark machen. (Beifall bei den NEOS und von GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Frau GRin Ing. Rompolt, bitte. GRin Ing. Astrid Rompolt, MA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Jetzt geht es ja schon um das Thema Gewalt und natürlich Gewaltprävention. Zuletzt wurde auch von einem starken Anstieg der gemeldeten Delikte an Schulen berichtet. Wie ordnen Sie die qualitative Entwicklung bei Vorfällen in Schulen auf Grund der vorliegenden Daten ein? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Die Zahlen sind hoch und zu hoch. Die Art, den Anstieg zu interpretieren, wie es der Kollege vorhin gemacht hat, ist allerdings unseriös. Denn ein Lockdown-Schuljahr oder ein Schuljahr mit Corona- und Pandemiemaßnahmen mit einem normalen Schulalltag zu vergleichen, ist nicht besonders seriös. Suspendierungen beim Homeschooling hat es halt nicht so viele gegeben. Digitalunterricht und Suspendierung passen nicht ganz zusammen. Dementsprechend muss man die Zahlen seriös betrachten. Sie sind mit über 900 Suspendierungen, die ausgesprochen worden sind, und auch den angezeigten Gewaltdelikten aus meiner Sicht zu hoch. Der Vergleich mit dem letzten Schuljahr ist allerdings nicht legitim. Man wird die Vergleiche mit den nächsten Jahren ziehen können, weil auch die gemeldeten Anzeigen nicht direkt mit früher zu vergleichen sind, da mittlerweile auch viel mehr erhoben wird. Früher gab es nicht einmal die Zuordnung von Delikten an Schulen. Das haben wir mit der Polizei zum Glück ermöglicht. Da werden wir jetzt in Zukunft Vergleiche anstellen können. Wir sind auf einem hohen Niveau, einem zu hohen Niveau. Die Entwicklung wird man allerdings erst in Zukunft seriös beurteilen können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich möchte beim Thema der Kollegin einhaken, nämlich beim Thema Zahlenmaterial. Insbesondere seit Anfang Oktober haben wir es ja an Wiener Schulen leider Gottes auch mit einer massiven Anhäufung von Antisemitismusfällen auf Grund des Nahostkonfliktes zu tun. Meine Frage wäre dahin gehend: Gibt es entsprechendes Zahlenmaterial, das Sie zur Verfügung haben, was die Ausbreitung insbesondere des Antisemitismus auch auf Grund des Migrationshintergrundes aus dortigen Ländern anbelangt? Haben Sie das zur Verfügung, und wenn nein: Denken Sie daran, entsprechende Studien in Auftrag zu geben? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ja, wir sehen seit dem Krieg im Nahen Osten und seit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel eine erhöhte Anzahl von Antisemitismus in Wien, auch an Wiener Schulen. Es gibt dabei Zahlenmaterial durch Meldungen der IKG, die eine Meldestelle haben. Die haben selber veröffentlicht, dass sich die Zahlen seit dem Konflikt insgesamt vervierfacht haben. Wir sehen auch in den Schulen, dass es sich erhöht hat - noch nicht in dem Ausmaß. Es wird aber auch da genau beobachtet und gemonitort und natürlich auch bei einem Runden Tisch besprochen werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat! Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-1391043-2023-KGR/GM) wurde von Frau GRin Mag. Berner gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Atelierräume am Otto-Wagner-Areal und darum, welche Vergabekriterien dort gelten. (Mit Freude nehmen wir zur Kenntnis, dass auf dem Gelände des Otto-Wagner-Areals ein Pavillon adaptiert wird, um hier langfristig Atelierräume einzurichten. Das Nadelöhr für solche Innovationen ist immer die Vergabe. Daher die Frage: Nach welchen Kriterien werden die hier entstandenen Ateliers vergeben werden?) Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Guten Morgen allerseits! Guten Morgen den Menschen, die das via Livestream mitverfolgen! Die 4. Anfrage dreht sich um das Otto-Wagner-Areal und lautet wie folgt: "Mit Freude nehmen wir zur Kenntnis, dass auf dem Gelände des Otto-Wagner-Areals ein Pavillon adaptiert wird, um hier langfristig Atelierräume einzurichten. Das Nadelöhr für solche Innovationen ist immer die Vergabe. Daher die Frage: Nach welchen Kriterien werden die hier entstandenen Ateliers vergeben werden?" Sehr geehrte Gemeinderätinnen, sehr geehrte Gemeinderäte und verehrte ZuseherInnen im Saal und via Livestream! Wir sprechen jetzt eigentlich von einem wirklichen Jahrhundertprojekt einer Stadt und einem Jahrhundertprojekt für die Stadt Wien. Am Otto-Wagner-Areal entstehen in Zukunft 3.500 m² Atelier- und Arbeitsräume und ein Residency-Programm. Der Pavillon 18 wird nach der Sanierung zum Atelierhaus Wien, in dem ab 2027 bis zu 100 Künstlerinnen und Künstler gleichzeitig arbeiten und ausstellen können. Die kulturelle Infrastruktur ist ja die Basis jeder Arbeit. Sie wissen: Ich stehe ja sehr zu dem Thema Fair Pay, künstlerische Arbeit muss also bezahlt werden. Das ist im Bereich der bildenden Kunst nicht immer so einfach. Deswegen ist eine Geldwertentsprechung durch die Zurverfügungstellung günstiger Räume einfach wesentlich. Im Zuge der kulturellen Raumoffensive setzt die Stadt Wien nun einen Meilenstein und schafft mit der Sanierung und Revitalisierung des denkmalgeschützten Pavillon 18 am Otto-Wagner-Areal dringend benötigte Ateliers für KünstlerInnen. Der Pavillon 18 verfügt, wie gesagt, über eine Gebäudenutzfläche von 3.500 m² zuzüglich eines Gartenareals von rund 3.900 m². Die künftigen Atelier- und Arbeitsräume sowie die Präsentationsflächen werden vorrangig KünstlerInnen aus der bildenden Kunst, aber auch aus den Bereichen Literatur, Sprachkunst, Sound Art und Artistik Research zur Verfügung stehen. Darüber hinaus richtet die Stadt Wien im künftigen Atelierhaus Wien ein über öffentliche Calls organisiertes internationales Artist-in-Residence-Programm, AIR Vienna, ein, für welches im zweiten Obergeschoß acht Wohneinheiten eingerichtet werden. Nach der Generalsanierung bietet das Gebäude Raum zum konzentrierten künstlerischen Arbeiten und Produzieren sowie Möglichkeiten zur Vernetzung, Vermittlung und Präsentation von Gegenwartskunst. Die Planungen - und verzeihen Sie, dass ich das jetzt kurz erzähle, aber ich glaube, dass es wichtig ist, um zu begreifen, wie groß das Unternehmen ist - sehen auf 4 Geschoßen 23 großzügige Ateliers und Arbeitsräume, teils als Gemeinschaftsateliers genutzt, vor. Dazu kommen 3 Werkstätten, 2 zirka 100 m² große Workshop-Räume, 8 Artist-in- Residence-Wohnungen, 4 große Gemeinschaftsräume mit Küche, 1 Organisationsbüro für das Atelierhaus-Wien- Team, mehrere Depoträume sowie ein Fahrradkeller. Der anschließende Garten mit parkähnlichem Charakter ist für alle KünstlerInnen gleichermaßen nutzbar, eine überdachte Open-Air-Bühnenplattform kann für öffentliche Veranstaltungen wie Performances, Lesungen, Screenings, et cetera verwendet werden. Wer von Ihnen bei der "Parallel" war, hat gesehen, wie positiv aufgeladen dieses Areal durch die Gegenwartskunst wurde und durch so viele Menschen, die kein Problem hatten, den Weg aus der Innenstadt hinaus zu finden. Das war sehr positiv. Die Details zum Konzept und zur Ausschreibung des geplanten Artist-in-Residence-Programms und zum Call werden in den nächsten Jahren ausgearbeitet. Jetzt haben wir die Grundsteinlegung, dass wir es machen. Aber auch da gilt ähnlich wie bei der Kulturstrategie, dass wir das nur gut machen können, wenn wir im Dialog mit den Szenen und ihren Bedürfnissen stehen und eine klare, transparente Vergabestruktur implementieren, die auch sicherstellt, dass es eben nicht so ist wie in anderen Objekten, wo sich irgendwann einmal Ateliers etabliert haben und die Menschen seit ihren 20er Jahren dort drinnen sind und mit 60 noch nicht wirklich erkennen, dass es auch nächste Generationen gibt. Also: Das muss ein fluktuierendes System sein, das muss ein transparentes System sein, das muss eine expertinnen- und expertenbasierte Jury sein, aber da haben wir Gott sei Dank noch ein bisschen Zeit, weil wir den Call 2026 machen wollen. 2027 folgt dann sozusagen die Befüllung durch Leben und durch Menschen. Das ist das Vorhaben, und ich freue mich, dass wir das möglich machen können. Ich glaube, das ist auch weltweit ein unglaublicher Schritt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Mag. Berner. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Danke für die Ausführungen. Wir sind sehr glücklich, dass zumindest ein Pavillon am Otto-Wagner-Gelände oder Otto-Wagner-Areal ausgebaut wird. Ich finde das gut. Trotzdem bleibt offen, wie man genau das verhindert, was Sie auch genannt haben: Dass die Ersten, die das gute Los gezogen haben, dann dort einen wunderbaren Arbeitsraum haben und alle anderen nicht. Es sind nur 23 Ateliers - nur im Sinne dafür, wie viel Druck in der Szene ist in der Stadt. Wir wissen, dass es durch die Teuerungen so ist, dass sich auch etablierte KünstlerInnen in Wien ihre selbstgezahlten Ateliers kaum mehr leisten können oder nicht mehr leisten können. Deshalb war da diese Frage oder der Wunsch, vielleicht noch mehr sicherzustellen. Und dahin geht auch meine 2. Zusatzfrage, nämlich: Der Pavillon 18 ist jetzt renoviert, aber es gibt ja mehrere Pavillons auf dem Otto- Wagner-Areal, es wurden auch im Zuge der "Parallel" drei Pavillons bespielt, und natürlich wäre das ein guter Ort, eine Art Kulturcluster entstehen zu lassen und auch in die Breite zu denken und noch mehr Proberäume, Ateliers zur Verfügung zu stellen, gerade auch, wenn das Dokumentationsarchiv dort hinwandert. Wie schaut es da aus? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Frau Kollegin Berner, es ist eine Zusatzfrage. Sie haben zwei gestellt. GRin Mag. Ursula Berner, MA (fortsetzend): Nein, das war nur eine. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich lasse es der Frau Stadträtin frei, ob sie beide beantwortet oder nicht. Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Noch einmal, wir werden das mit der Szene erarbeiten: Ganz klare, transparente Juryvorgaben, die auch eine Rotation möglich machen. Das ist die eine Sachen. Kunst ist natürlich in dem Areal ganz wichtig. Wir haben eben jetzt dieses Atelierhaus. Wir haben das Jugendstiltheater, das auch von den Wiener Festwochen bespielt wird und zukünftig auch ganzjährig bespielt werden wird. Und wir haben die Jugendstilkirche, die vom Wien Museum sozusagen gecatert wird und wo es auch Führungen gibt, die haben sie in Obhut genommen. Alles Weitere liegt nicht in meinen Händen. Ich glaube, dass die Wiener Standortentwicklung GmbH gerade dabei ist, gemeinsam mit der Stadtregierung einen Masterplan zu entwickeln. Das sind sehr, sehr gute Vorzeichen. Das wird ein ganz lebendiges Areal im Westen von Wien. Ich glaube, die Durchmischung von Nutzungen wird der gute Cocktail sein, mit dem dieses Areal in den Bezirk, aber auch weit darüber hinaus in die Stadt strahlen wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Eppinger. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für diese doch sehr ausführlichen Erklärungen. Ich mag das sehr, wenn Sie auch einmal in die Tiefe gehen, und ich weiß nicht, warum Sie sich dafür entschuldigen. Ich fand das super, dass Sie das gemacht haben, dass Sie uns erklären, was Sie auf dem Areal vorhaben. Ich kenne es sehr gut. Ich lebe dort in der Nähe, ich laufe jede Woche durch. Insofern bin ich sehr froh um jeden Pavillon, der dort zum Leben erweckt wird. Dieses Jugendstilensemble - Sie kennen es - verfällt zusehends. Die Bauzäune, die dort stehen, sind nicht nur wegen Bauarbeiten dort, sondern weil es einfach schön langsam baufällig ist. Also freue ich mich um jeden Pavillon, der dort erweckt wird. Sie haben die kulturelle Infrastruktur angesprochen und die Menschen, die aus der Stadt gekommen sind. Was mich zu der Frage bringt - die auch ein bisschen anschließt an das, was Ursula gesagt hat: Gibt es dafür vielleicht auch schon ein Gesamtkonzept der Nutzung des gesamten Areals? So viel ich höre, soll dort Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung stattfinden, und es gibt über 40 Pavillons dort. Gibt es dafür ein Gesamtkonzept, das nicht nur die kulturelle Infrastruktur betrifft, sondern auch die Menschen, damit sie nicht nur mit einem Bus dort hinaufkommen? Gibt es da mit anderen Stadträten einen Plan? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Herr Eppinger, dass auch Sie das gut finden, was jetzt hier gerade passiert. Manchmal ist die Kultur der Avantgardemotor. Wir haben gemerkt, bei der "Parallel" war es möglich, durch eine Beschleunigung im Rhythmus bei den Bussen etwas mehr Fluktuation reinzukriegen. Oder es haben sich auch Fahrgemeinschaften entwickelt. Das ist gut. Es gibt natürlich ein Gesamtkonzept, an dem jetzt gearbeitet wird. Da ist Kultur ein Teil. Aber ich würde ungern meinen Kolleginnen und Kollegen vorgreifen, weil das wirklich eine gemeinsame Arbeit ist, wo jeder dann seinen Teil einbringt. Also: Je mehr MieterInnen dort sein werden am Areal, umso klarer wird sein, dass auch die anderen Geschäftsgruppen eingebunden sind mit der Frage der Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel, und so weiter. Das ist dann nicht in meiner Hand, aber da bauen wir gemeinsam. Wir sind, glaube ich, alle gemeinsam natürlich auch enttäuscht gewesen, dass die CEU sich nicht dort ansiedelt, obwohl ich mich als Schöpfwerkerin freue, dass Meidling nun eine Universität bekommt. Das ist gut, die CEU bleibt in Wien. Aber, wie gesagt, gut Ding braucht Weil, um hier ein gutes Gesamtkonzept zu entwickeln, und ich hoffe, dass wir unseren produktiven Anteil daran haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Dipl.-Ing. Al-Rawi. Herr Gemeinderat, bitte. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Danke, Frau Stadträtin. Auch ich als Meidlinger freue mich, dass die CEU nach Meidling kommt. Aber generell interessiert mich vor allem, weil ich ja Bauingenieur bin, in allen unseren politischen Akzenten - ob sie Wohnbau, Politik, Verkehr, Kunst betreffen - die Infrastruktur, die immer eine wesentliche Rolle spielt. Ohne die Infrastruktur können wir viele unserer Projekte nicht realisieren. Ganz besonders, nehme ich an, sind bei der künstlerischen Arbeit infrastrukturelle Projekte essenziell für die Durchführung. Mich würde interessieren, welche Akzente die Stadt Wien in diesem Zusammenhang setzt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für diese Frage, Herr Gemeinderat. Wir haben gestern die Kulturstrategie 2030 präsentiert. Da haben wir acht Handlungsfelder gelegt, wo wir gesagt haben, das sind Themen, die uns beschäftigen müssen in den nächsten zehn oder sieben Jahren, bis 2030. In diesen Feldern müssen wir arbeiten. Dafür haben wir auch Umfragen gemacht, Studien gemacht: Wollen die Wiener die leistbare Kunst und Kultur? Das geht natürlich auch bis hin zu Fair Pay und zu künstlerischen Arbeitsplätzen. Wir haben in mehreren, oft kleineren Feldern - nicht so groß wie das Atelierhaus - schon Zeichen gesetzt, weil diese Stadt sich ja entwickelt. Wenn eine Stadt so wächst wie Wien, in den letzten 30 Jahren um 500.000 Menschen und bis 2053, glaube ich, bis 2,3 Millionen, dann muss Kultur ein Teil der Stadtentwicklung sein, und das nehmen wir ernst, zum Beispiel, indem wir diese 6, 9 Probestudios für die Tanz- und Performanceszene geschaffen haben in der Seestadt Aspern, aber auch in der Verwendung von Altbestand, einem Tanzstudio, das aufgegeben wurde. Wir können nicht immer nur neu bauen, sondern wir müssen nutzen, was an Bestand da ist, und es vielleicht transformieren. Es gibt auch bei diversen Theatern Leute, die in Pension gehen, da kann man überlegen: Kann das ein neuer Proberaum sein für Musik? Das ist ein beständiges Scannen des Stadtplans. Dann haben wir natürlich diese START- Ateliers, auf die wir sehr stolz sein, jetzt haben wir 6 Künstler im 6. Bezirk bei den START-Ateliers, aber das wird ungleich mehr, weil in diesen 23 Großräumen dann 100 Künstler und Künstlerinnen Platz haben werden. Und was die Musiktheaterszene betrifft - ich weiß nicht, ob Ihnen das entgangen ist -, wir haben am Siegesplatz im 22. Gemeindebezirk für die neue Musiktheaterszene - das ist ganz wichtig - einen Ort geschaffen, wo auch einmal etwas lauter musiziert werden kann. Da haben wir eine ehemalige Bücherei umgewandelt und haben gesagt: Wir können da hineingehen und können einen Stadtteil beleben. Das ist, glaube ich, ein wichtiges Signal auch an unterschiedliche Areale in der Stadt. Am Siegesplatz werden viele Musiktheatergruppen aus der neuen Musik einziehen: Phace, contemporary, Pandora's Box, Civic Opera Creations, progetto semiserio, Oper unterwegs, Schlütewerke, Studio Dan, Wiener Taschenoper. Vielen haben dann einen Ort, wo sie probieren können, arbeiten können, und das war ein wichtiges Zeichen. Wir haben auch im Bereich der Literatur ganz aktuell eine Wohnung für Menschen, die aus politischen Gründen verfolgt sind und ins Exil gehen müssen, Writers in Exile, die bekommen ein monatliches Stipendium und eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Das ist jetzt eine Syrerin, die syrische Autorin Kholoud Charaf, die übrigens auch beim arabischen Booker Prize nominiert ist, eine mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, die Kontakt sucht und die wir vernetzen mit einer großen Kulturszene. Ja, das waren so die großen Themen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Mag. Nittmann. Bitte, Frau Gemeinderätin! GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Frau Stadträtin! Auch von mir herzliches Dankeschön für diese ausführliche Beantwortung, es ist immer sehr interessant, Ihnen zuzuhören. Ich möchte jetzt aber nicht nur auf dieses neue Standortatelierhaus am Otto-Wagner-Areal eingehen. Was mich interessiert, ist: Was passiert mit dem Volkstheater? Wir wissen: Kay Voges hat sein Amt zurückgelegt. Wie sieht es aus mit der Ausschreibung? Wird an der Ausschreibung gearbeitet und wenn ja, wird es Zielvorgaben geben, was die Auslastungszahlen anbelangt und auch, was die inhaltliche Ausgestaltung des Volkstheaters anbelangt, das heißt, welche Zielgruppe soll angesprochen werden, soll das Volkstheater weitergeführt werden im Sinne von Kay Voges oder überlegt man allenfalls eine Neuausrichtung des Volkstheaters? Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Frau Nittmann, ich habe Sie einfach zu gern, als dass ich jetzt sagen könnte, das ist nicht zum Thema. Ich beantworte Ihnen deswegen die Frage, die einen ganz anderen Planeten betrifft. Das ist eine ganz andere Thematik, aber ich kann Ihnen vergewissern: Es geht alles sehr gut, es läuft sehr gut. Es ist die Stiftung, die ausschreibt, und der Stiftungsvorstand, es sind die beiden zahlenden Träger mitinvolviert, der Bund und die Stadt, die wird jetzt auch Menschen entsenden, aber es entscheidet die Stiftung. Es gibt eine Ausschreibung und es gibt eine Findungskommission und diese Findungskommission hat eine nicht leichte Aufgabe, weil das ja immer abhängig ist von den Persönlichkeiten, die a) zur Verfügung stehen, und b) mit welchen Konzeptionen sie kommen. Die hat jetzt Zeit, einmal die Frist der Einreichungen abzuwarten, das ist erst im Dezember, und dann wird sie sich die Leute anschauen. Ich bin nicht dabei, sondern es gibt diese Findungskommission, und da hoffe ich auf ein gutes Ergebnis. Ich glaube ja, dass das Volkstheater in schwierigsten Zeiten begonnen hat und es geschafft hat, auch ein jüngeres Publikum zu aktivieren. Wir werden sehen, was da kommt. Aber man kann nie garantieren bei künstlerischen Persönlichkeiten, was man dann am Ende kriegt, das war immer schon so. Wir hätten wahrscheinlich Herrn Peymann nicht bekommen, hätten wir ihm zu viele Vorgaben gemacht, und wir sind im Nachhinein unglaublich dankbar, dass es ihn gegeben hat in dieser Stadt. Also lassen wir uns überraschen, vertrauen wir einem professionellen Prozess, für den ich auch geradestehe. Ich bin sehr gespannt und ich drücke dem Volkstheater und vor allem dem Publikum dieser Stadt die Daumen, dass es sich begeistern kann für das Theater. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Danke, Frau Stadträtin, für die Beantwortung der 4. Anfrage. Die 5. Anfrage (FSP-1391362-2023-KVP/GM) wurde von Herrn GR Gstöttner, MSc gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das Beteiligungsmanagement der Stadt Wien. [In der Sitzung des Wiener Gemeinderates am 18. Oktober 2023 wurde der Bericht der Untersuchungskommission betreffend "Missstände bei der Wahrnehmung der Eigentümerrechte und der Ausübung der Anteilsverwaltung des Bürgermeisters und des Finanzstadtrates bei der Wien Energie GmbH bzw. der Wiener Stadtwerke GmbH, der Behebung von Liquiditätsengpässen des Unternehmens durch die einer politischen Verantwortlichkeit unterliegenden Organe sowie damit im Zusammenhang stehende Verfügungen im Rahmen der Notkompetenz durch den Wiener Bürgermeister" zur Kenntnis genommen. Eine der wesentlichen Schlussfolgerungen und Empfehlungen im Bericht betraf die "Weiterentwicklung der Corporate Governance für stadteigene Beteiligungen" (konkret: die Implementierung eines Wiener Public Corporate Governance Kodex) sowie die "Stärkung des Beteiligungsmanagements" (konkret wurde im Juni 2023 ein externes Beratungsunternehmen mit der Evaluierung der derzeitigen Ausgestaltung des Beteiligungsmanagements beauftragt, bis Ende des Jahres werden eine Soll-Konzeption und ein Umsetzungsfahrplan erarbeitet). Wie sieht der aktuelle Stand der diesbezüglichen Planungen, Konzeptionierungen und inhaltlichen Ausgestaltung aus?] Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, wir bekennen uns klarerweise zu dem, was wichtig ist - dass wir das, was gut gelaufen ist, weiterführen, dass wir, wo wir noch Handlungsbedarf und Luft nach oben sehen, etwas auch verbessern. So sehe ich das auch, und so arbeiten wir jetzt auch an den Themen, wo wir glauben, dass wir noch zusätzlich zu all dem, was wir schon getan haben für Transparenz, Offenheit und Durchgängigkeit, auch unseren Beitrag zu liefern haben, und ich darf auch berichten zu dieser Anfrage, dass die Finanzabteilung, die MA 5, bereits ganz intensiv in den letzten Monaten an diesem Thema gearbeitet hat - so, wie ich das auch im Ausschuss vor wenigen Monaten klargestellt habe, dass mir das wichtig ist. Diese erste Phase der Erhebung für den Bereich des Beteiligungsmanagements, wo wir uns entsprechend noch einmal ein neues Ziel setzen wollen, ist mit 30. September 2023 abgeschlossen. Wir haben das nicht nur selber gemacht, wir haben externe Unterstützung zusätzlich zugezogen im wirtschaftlichen Bereich, im legistischen Bereich und versuchen so, sehr klar diese erste Phase einmal abzuschließen und hier auch klar zu machen, dass wir in dieser ersten Phase massiv die direktverbundenen Unternehmen oder jene, wo wir mehr als 50 Prozent der Anteile halten, im Fokus haben, Mehrheitsbeteiligungen sowie auch Beteiligungen der Unternehmungen der Stadt Wien und Fonds, also Wirtschaftsagentur und andere Organisationen, die wir halten. Das war mir sehr wichtig, das haben wir mit 30. September abgeschlossen. Für die zweite Phase, in der es jetzt darum geht, den Soll-Status auszuführen, haben wir uns ein Zeitfenster bis Ende des Jahres gegeben, das läuft damit in wenigen Wochen auch ab. Damit wollen wir klarstellen, wie denn der Maßnahmenplan konkret ausschaut, wie die Organisationsstruktur im Detail ist und wie das dann auch mit den Köpfen in der Besetzung der Abteilungen in dem Bereich aussieht, um eben weiterzukommen. Ich sage auch ganz klar, wir werden die Umsetzung 2024 schnellstmöglich in Angriff nehmen, um zu zeigen, dass wir wirklich auch einen Prozess durchgemacht haben. Das ist das eine. Das Zweite ist der Wiener Public Corporate Governance Kodex, den wir uns vorgenommen haben, um noch klarer und nachvollziehbarer zu kommunizieren und auch inhaltlich zu arbeiten. Dieser Wiener Public Corporate Governance Kodex hat auch schon einen Vorlauf von mehreren Workshops durchlebt, wo wir wiederholt - natürlich nicht nur selbst, sondern auch mit externer Expertise, in dem Fall insbesondere im rechtlichen Bereich - uns auch ein bisschen orientieren und anschauen, wie das andere gemacht haben, wo wir stehen, was wir einbringen können. Diese Thematik soll auch in der Abstimmungsphase bis Ende dieses Jahres fertig sein, ich habe mir das mit meinen Teams vorgenommen, um es 2024 dann auch schnellstmöglich zu implementieren und auch hier einen klaren Schritt nach vorne zu machen. Das Dritte, was ich vielleicht zu dieser Anfragebeantwortung auch noch sagen möchte: Wir haben heute noch mit Postnummer 27 die Stärkung des Interpellationsrechts am Plan. Das ist auch nicht aus dem Auge zu verlieren, auch hier wollen wir noch Klarstellungen, auch hier wollen wir gemeinsam mit unserem Koalitionspartner einen Schritt nach vorne machen und auch das, glaube ich, ist eine wichtige Ansage zu diesem Thema. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Gstöttner, MSc. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Markus Gstöttner, MSc (ÖVP): Vielen Dank, sehr geehrter Herr Stadtrat, für die doch sehr konkreten Ausführungen in der Antwort auf die Frage. Ich hätte eine Zusatzfrage, und zwar: Ist in den Etappen, die Sie gerade genannt haben, vor allem in dieser zweiten Etappe, irgendeine Form der Partizipation oder Vorabinformation der Opposition mitangedacht oder werden wir es zum gleichen Zeitpunkt erfahren wie die Medien? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hanke: Sehr geehrter Kollege! Ich würde mir erlauben, im Bereich meines Ausschusses die Ausschussmitglieder darüber auch zu informieren. Da arbeiten wir sehr stark mit diesen Themen-Settings, und ich halte das vielleicht für die richtige Einheit, um detailliert zu informieren, klar zu machen, wie dieser Schritt ausschaut, und ich würde das auch persönlich übernehmen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Ing. Guggenbichler. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Wir haben im Rahmen dieser Untersuchungskommission erfahren dürfen, dass der Herr Bürgermeister offensichtlich der Allerletzte in ganz Europa war, der erfahren hat, dass es auf den Energiemärkten nicht so stabil läuft wie in den letzten 30 Jahren. Sie haben gerade über Transparenz und Offenheit gesprochen. Welche Schritte werden Sie setzen, dass aus Ihrer Sicht in Zukunft keine Notkompetenzen mehr notwendig sind und dass der Bürgermeister über solche Sachen früher informiert wird und die Transparenz und Offenheit in Richtung des Bürgermeisters gelebt werden kann, damit er auch die Gremien wie einen Gemeinderat, einen Finanzausschuss einberufen kann? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege! Ich kann nur auf die Thematik der Energiemärkte eingehen. Wir haben diese internationalen Verwerfungen gesehen, die es noch nie gab. Das hat nach Jahrzehnten ein ganz neues Bild gegeben in diesen Monaten, und wir waren gezwungen zu handeln, wie ich meine, richtig zu handeln, und der Bürgermeister hat das getan, was notwendig war, nämlich alles, um die Versorgungssicherheit sicherzustellen. Dass wir bereits jetzt gehandelt haben, möchte ich mit drei Rufzeichen auch klar sagen. Wir haben diesen Sicherheitsschirm in Milliardenhöhe formuliert, und wir haben ihn hier auch beschlossen, und ich danke auch all jenen, die mitgestimmt haben, weil es einfach - ihr (in Richtung FPÖ) habt es nicht gemacht, aber ich würde meinen, es wäre gut gewesen -, weil es eine Absicherung, eine Absicherung genau in Krisenzeiten in einem schwierigen Marktumfeld darstellt, und das Ganze wirkt jetzt. Deshalb ist in dem Bereich nicht Sorge zu haben, dass wir wiederholt in eine größere Konfliktlage kommen. Aber ich sage auch immer, ich setze mich gern in dem Zusammenhang für die Reduzierung von Preisen ein, so wie wir es jetzt ganz klar gemacht haben im Strombereich, im Gasbereich, im Fernwärmebereich, um zu zeigen, dass wir schon verstehen, wie wichtig es ist, leistbare Preise für dieses Wien zu haben und auf der anderen Seite aber unsere Unternehmen bestmöglich zu schützen, und mit diesem Schutzschirm haben wir das in Milliardenhöhe getan. Also gehe ich davon aus, dass es für diese nächsten Monate keine Handhabe oder keine Notwendigkeit einer Veränderung gibt, und ich bin zuversichtlich, dass wir hoffentlich auch einen vernünftigen Winter durchleben werden im Energiesektor, der das auch noch einmal unterstreicht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies. Herr Gemeinderat, bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich bin sehr froh, Ihnen jetzt direkt kurz antworten zu können, bevor ich meine Frage stelle. Ein Satz zum Schutzschirm: Es hat gestimmt, zuerst Wien, dann hat der Bund innerhalb von einem Tag 2 Milliarden EUR bereitgestellt, und jetzt wurde das auf gemeinsame Füße gestellt. Es gibt selbstverständlich einen Bundesschutzschirm, und um den in Anspruch zu nehmen, müssen auch die Bundesländer vorher einen Schutzschirm machen in der Hierarchie, und ich bin sehr froh, dass sich Bund und Wien und Bund und Bundesländer in Summe auf diese Vorgehensweise geeinigt haben. Aber jetzt zurück zum Beteiligungsmanagement, weil ich tatsächlich über Ihre Antwort überrascht war, gebe ich zu. Bislang hatte ich nicht das Gefühl, dass Sie sich wünschen, dass neben dem Stadtratsbüro noch jemand anders wirklich über das Beteiligungsmanagement mitentscheidet. Ich habe immer das Gefühl gehabt, es ist der Stadtrat, es ist Ihr Büro. Wenn überhaupt eine Eimischung in die Beteiligung passiert, eine vergabestrategische Veränderung, das geht vom Stadträtinnenbüro oder vom Stadtratsbüro aus und nicht vom Beteiligungsmanagement der Stadt Wien, und ich glaube, das war auch der Grund, warum das bislang nur mit eineinhalb Planposten besetzt ist, und ich bin wirklich überrascht. Heißt das, Sie wollen wirklich mehr Kompetenz vom Stadtratsbüro direkt in die zuständige Magistratsabteilung beziehungsweise in die zuständige Abteilung der MA 5 legen, dass dort in Hinkunft die zentralen Entscheidungen über die Beteiligungen vorbereitet werden und auch getroffen werden - das geben Sie als Stadtrat aus Ihrer eigenen Kompetenz ab? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hanke: Sehr geehrter Herr Kollege! Vom Abgeben würde ich jetzt einmal nicht ausgehen. Aber: Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir mit einer Verwaltung, die gerade im Finanzbereich sehr, sehr gut funktioniert - ich darf erinnern an gestern, den Abschluss des Finanzausgleichs, wo wirklich ein gutes Verhandlungsergebnis für Wien erzielt werden konnte in monatelangen Verhandlungen, worauf ich doch sehr stolz bin -, dass wir mit dieser Abteilung, die so gut funktioniert, zusammenarbeiten. Aber ich sage auch, wie ich es am Anfang gesagt habe: Es kann manches auch noch besser werden und man kann sich natürlich überlegen, wie die Informationsgewinnung noch einmal vertieft wird. Da sehe ich mich immer als Partner der MA 5, und ich werde auch nur das tun, was vernünftig ist, das heißt, dass ich mich der Expertinnen und Experten der MA 5 bediene, um gemeinsam das eine oder andere Thema zu diskutieren oder nachzuvollziehen oder auch eine Analyse aus dem Daten- und Faktenthema herauszulesen. Also, ich möchte eigentlich in Wirklichkeit sagen: Das Gute noch besser machen, ist nie schlecht, und das werden wir tun. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 5. Anfrage. Die Fragestunde ist somit beendet. Bevor ich nun die Aktuelle Stunde einleite, darf ich die Damen und Herren aus dem Gymnasium in der Kundmanngasse im 3. Bezirk recht herzlich bei uns im Wiener Gemeinderat begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Die SPÖ-Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde zum Thema "Wien kämpft entschlossen gegen Diskriminierung und gegen Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Ludwig-Faymann, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Danke, Herr Vorsitzender! Seit gestern arbeiten Frauen in Wien bis zum Jahresende unbezahlt. Das sind immerhin noch 41 Tage. Österreich-weit sind es noch mehr Tage, nämlich insgesamt 62 Tage, weil dort bereits am 31. Oktober der Equal Pay Day war. Das heißt, Frauen arbeiten 62 Tage unbezahlt bis Jahresende. Jetzt werden sich manche fragen, wieso, wie gibt's das, wie kommt es dazu, dass man so eine Feststellung treffen kann? Es kommt dazu, weil Frauen in Wien um 11 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, in Österreich, also außerhalb Wiens, sind es noch mehr, nämlich sagenhafte 17 Prozent, dass Frauen für die gleichen Tätigkeiten im Jahresbruttodurchschnitt weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Um das vielleicht auch in Zahlen auszudrücken, weil unter Prozent kann man sich immer relativ wenig vorstellen: In Zahlen bedeutet das, dass Frauen in Wien 6.416 EUR weniger verdienen und außerhalb Wiens in Österreich 8.340 EUR weniger im Jahr verdienen. Das ist sehr, sehr, sehr viel Geld, und wenn man sich das Ganze auch noch aufrechnet auf so ein gesamtes Arbeitsleben, nämlich auf 40 oder 45 Jahre, dann kommt man zum Teil auf 400.000 EUR und mehr, und das ist unfassbar, dass man sagen kann: Frauen verdienen in einem Arbeitsleben um 400.000 EUR weniger als ihre männlichen Kollegen! Es kommt dann oft das Argument: Ja gut, ja gut, das kommt daher, weil Frauen einfach in Jobs sind, die weniger gut bezahlt werden. Jetzt haben sich Menschen die Mühe gemacht, auch diesen statistischen Faktor auszurechnen. Wenn man es um diesen Faktor bereinigt - und es ist schlimm genug, dass Frauenjobs weniger bezahlt werden als jene Jobs, wo in erster Linie Männer vertreten sind, das ist schlimm genug, aber lassen wir dieses Thema kurz beiseite -, wenn wir diesen Faktor herausrechnen, ist es immer noch so, dass Österreich-weit Frauen 6.094 EUR weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Und da ist eben keine Statistik mehr der Grund, sondern da ist der Grund Ungleichbehandlung und mangelnde Chancengleichheit von Frauen am Arbeitsmarkt gegenüber den Männern. Warum ist das so? - Könnte man sich ja fragen 2023. Warum ist das eigentlich noch so? Das ist so, weil zum Beispiel Kinderbetreuungseinrichtungen außerhalb Wiens - das möchte ich an dieser Stelle betonen und unterstreichen -, es erstens zu wenige gibt, sie oft nur bis mittags offen haben und darüber hinaus die Betreuung der Kinder immer noch hauptsächlich Aufgabe der Frauen ist. Was mit sich bringt, dass Männer eher Überstunden machen können oder auch die Möglichkeit haben, flexible Arbeitszeiten zu haben, oder es sich flexibler einteilen können, um es vielleicht so auszudrücken. Darüber hinaus sind die Pflege und Betreuung von Angehörigen - also man geht ja oft in so einem Frauenleben von der Betreuung der Kinder direkt über in die Betreuung der Verwandten, der Angehörigen -, sind auch diese Betreuungsaufgaben mehrheitlich Frauenangelegenheit und die gesamte - nicht die gesamte, da möchte ich jetzt schon ein bisschen abschwächen -, aber weite Teile der Hausarbeit und Versorgungsarbeit liegt nach wie vor bei Frauen. Es können sich wahrscheinlich nicht mehr viele in diesem Saal erinnern - unsere heutigen Zuhörerinnen und Zuhörer gar nicht, die sind viel zu jung dafür -, aber viele können sich noch erinnern: "Ganze Männer machen Halbe- Halbe." Das war der Slogan einer Kampagne, die die Frauenministerin Helga Konrad im Jahre 1996 gemacht hat und durchgeführt hat. Ich kann mich noch erinnern, ich bin schon von der älteren Generation. (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Ja, Sie auch, Sie können sich auch noch gut erinnern. Damals im Jahre 1996 gab es heftige Diskussionen, die auch sehr lange angedauert haben. Die Kampagne ist dann verschwunden, aber Halbe-Halbe ist mir und ist uns oder ist vielen von uns heute immer noch im Ohr. Halbe-Halbe war eine der besten Kampagnen - bis heute ist ganz klar, jeder und jede wissen oder viele, die sich noch daran erinnern können, wissen, was sie damit gemeint hat. Sie ist 27 Jahre her, die Kampagne Halbe-Halbe, und wir sind noch meilenweit davon entfernt, dass Halbe-Halbe auch tatsächlich Realität, Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft geworden ist. Warum verdienen Frauen in Wien viel mehr als Frauen im restlichen Österreich? Die Frage kann man sich ja auch stellen, denn Best Practice ist so etwas, wo wir uns oft etwas abschauen. Es ist eben kein Zufall, dass Frauen in Wien mehr verdienen als Frauen anderswo in Österreich. Das hat damit zu tun, dass wir die Kinderbetreuungseinrichtungen haben, das hat damit zu tun, dass wir Ganztagsschulen haben, die lange Öffnungszeiten haben, vor allem durchgehende Öffnungszeiten und die in Wien noch dazu gratis sind. (Beifall bei der SPÖ.) Und - jetzt muss ich mich total beeilen, wie ich gerade sehe - es ist ganz klar ablesbar auch: Dort, wo es längere Öffnungszeiten gibt, ist die Lohnschere kleiner. Das ist ein ganz, ganz wesentlicher Punkt. Was kann man allerdings noch tun, um Lücken zu schließen? Wir in Wien haben viele Förderprogramme, Qualifikationsprogramme, vor allem durch den WAFF, da kann man sich auch ein Beispiel nehmen. Aber auch wir können noch vieles tun. Die EU hat ihre Aufgabe gemacht, hat eine Maßnahme gesetzt, die Richtlinie zur Lohntransparenz wurde beschlossen, im Übrigen unter maßgeblicher Mitwirkung einer österreichischen Abgeordneten, nämlich der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, unserer Sozialdemokratin Evelyn Regner, die sich da wirklich sehr, sehr dafür eingesetzt hat, und es ist geglückt, die Richtlinie zur Lohntransparenz konnte beschlossen werden. Jetzt liegt es an uns, an uns gemeinsam, Bund und Länder, diese Richtlinie auch umzusetzen. Ich weiß, da werden wir in Wien auch noch wesentliche Schritte setzen, und das halte ich für ganz wesentlich und notwendig. Das Ziel sind gerechte Löhne, das Ziel ist selbstständiges, unabhängiges Leben von Frauen. Und wenn ich von selbstbestimmtem Leben und unabhängigem Leben von Frauen rede, dann geht es uns vor allem auch darum, dass Frauen in unserer Stadt, in unserem Land ein sicheres, ein angstfreies Leben leben können. Wie Sie dem Titel der Aktuellen Stunde entnehmen können, sehen Sie, dass auch das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen angeführt ist. Insofern ist es sehr, sehr aktuell und ich freue mich schon sehr darauf, wenn wir morgen gemeinsam am Rathaus wieder die Fahne hissen werden, am Beginn von "16 Tage gegen Gewalt", und ich möchte schon auch etwas Positives sagen, um auch den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern ein Bild zu vermitteln, was ja oft draußen nur so eines ist: In der Politik, da streiten sie alle und da tut immer einer auf den anderen und überhaupt ... Nein, das ist nicht immer so. Es gibt auch viele Bereiche, wo das nicht so ist und wo wir auch sehr konstruktiv und gut zusammenarbeiten. Das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder ist so ein Themenbereich, wo ich den Eindruck habe, dass wir zumindest in diesem Saal immer eine sehr konstruktive Zusammenarbeit finden, und so freut es mich eben auch - ihr werdet es die nächsten Tage auch sehen, wenn ihr vorbeikommt -, dass morgen wieder die Fahne gegen Gewalt an Frauen von allen Fraktionen des Gemeinderats gemeinsam gehisst wird. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Es ist ein Wahnsinn, wenn man sich die Femizide anschaut, Femizide - Morde an Frauen, weil sie Frauen sind. Eigentlich könnte man diese Aktuelle Stunde jede zweite Woche hier abführen, denn jede zweite Woche wird in diesem Land eine Frau ermordet. Ich wundere mich eigentlich oft und immer wieder seit vielen Jahren, wo eigentlich der große Aufschrei bleibt, der große Aufschrei über das ganze Land hinweg, wo wir uns alle zusammensetzen und schauen, was ist zu tun, mit einem ehrlichen Anliegen. Leider ist das nicht so. Ich möchte nur kurz die Vorstellung in den Kopf bringen: Stellen Sie sich einmal vor, alle zwei Wochen wird in diesem Land ein Mann von seiner Frau umgebracht oder von seiner Ex-Partnerin, weil er beschlossen hat, er möchte sich jetzt doch scheiden lassen. Ich glaube, es braucht nicht viel Phantasie, was los wäre in der Politik, wenn alle zwei Wochen ein Mann von seiner Frau umgebracht wird, und genau das erwarte ich mir und wünsche ich mir an Aufregung, dass das auch umgekehrt stattfindet. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Ich habe noch viel zu sagen, werde es jetzt nicht mehr unterbringen. Die, die mich hier öfters reden hören, wissen, am meisten und am öftesten rede ich zum Thema Gewalt gegen Frauen, weil es ein ganz großes Anliegen von mir ist. Wir haben in Wien das fünfte Frauenhaus eröffnet und geschaffen, wir entsprechen damit auch wieder der EU- Richtlinie. Aber es ist leider so, dass nicht immer alle Frauen den Weg rechtzeitig ins Frauenhaus schaffen beziehungsweise schnell genug die Polizei anrufen. Das ist so, da werden wir alle gemeinsam arbeiten müssen, und ich hätte jetzt einen ganzen Katalog, wie Sie sich vorstellen können, an Forderungen an uns selbst, an den Bund, an überhaupt ganz, ganz viele, da wird die Frau Vorsitzende mir aber nicht die Zeit dazu geben. Ich möchte nur eines sagen, um es auch einmal ins Gewissen zu rufen: Es gibt deshalb Frauenhäuser, weil es Frauen gibt, die von so schwerer Gewalt betroffen sind, dass sie den Schutz und die Sicherheit eines Frauenhauses benötigen, mit all den Sicherheitsvorkehrungen, die es vor Ort gibt. Denn: Ein Frauenhaus schützt Frauen auch vor Ermordung. Frauenhäuser schützen Frauen davor, ermordet zu werden, meist von ihrem Ehemann, Lebensgefährten oder Ex-Partner. Deshalb drängen wir so darauf, deshalb machen wir so viele Frauenhäuser und eröffnen Frauenhäuser in Wien und deshalb drängen wir so darauf, dass es auch sonst in Österreich genug Plätze in Frauenhäusern gibt, nicht nur in Übergangswohnungen, weil wir wollen, dass überall in Österreich Frauen so gut wie möglich vor Ermordung geschützt werden. Ich danke Ihnen ganz herzlich. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag. Nittmann, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren! Schade, dass die jungen Schüler schon wieder zum nächsten Termin eilen. Dann begrüße ich zumindest die Zuseher im Livestream! Die SPÖ hat das Thema gewählt "Wien kämpft entschlossen gegen Diskriminierung und gegen Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen." Das klingt sehr gut. Die Frau Kollegin Ludwig-Faymann ist mir ein bisschen die Maßnahmen, mit denen Sie entschlossen diesen Kampf führt, schuldig geblieben. Wie ich den Titel zur Aktuellen Stunde gelesen habe, war mein erster Gedanke: Eigentlich ist das ein Hohn gegenüber den betroffenen Mädchen und Frauen, die vor allem von Gewalt in Wien betroffen sind. Meine Damen und Herren von der SPÖ, verlassen Sie das Rathaus nicht, gehen Sie nicht durch Wiens Straßen, reden Sie nicht mit Lehrern, sind Sie nicht in Wiens Schulen? Ich kann Ihnen sagen, wir tun das, und wir hören, was sich auf der Straße abspielt, wir hören von Lehrern, die mit ihren Kindern nicht mehr zurechtkommen, die der Gewaltbereitschaft in den Schulen nicht mehr Herr werden, die den Kindern, die dort Krieg spielen oder zum Krieg aufrufen, einfach nicht mehr Herr werden. Wir nehmen die gewaltbereite Stimmung in den Bezirken wahr, wir sehen, was sich in Favoriten abspielt, wir sehen, wenn junge Kinder mit grünen Stirnbändern und mit Waffen bewaffnet in den Schulen herumturnen! Wo ist da Ihr entschlossener Kampf? Ich habe das Gefühl, den einzig entschlossenen Kampf, den Sie von der SPÖ mit den willfährigen Helfern der NEOS kämpfen, ist der für die Massenzuwanderung, der für das Öffnen der Grenzen und der Toleranz gegen Intolerante - ja, es ist leider so. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Es ist nicht so!) Ich weiß schon, dass ihr das nicht hören könnt, wir haben recht, wie wir immer recht hatten. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wir sind nicht zuständig!) Ja, natürlich ist es so, natürlich ist es so, Ihr einziges Ziel in der Stadt ist es: Die Stadt muss wachsen, die Stadt muss wachsen. Wir haben die Zweimillionengrenze geknackt, als wäre das Wachsen einer Stadt ein Wert an und für sich. Wachstum ist kein Wert an und für sich, ein Krebsgeschwür wächst und das ist auch kein Wert, das ist nichts Positives. (Beifall bei der FPÖ.) Sie sehen: Vor allem der ungezügelte Zuzug seit 2015 bringt die Stadt an die Grenze des Belastbaren, die Infrastruktur ist am Platzen, die Menschen, die in der Stadt leben, können diesen Zuzug in der Form nicht mehr hinnehmen, der Zusammenhalt ist gefährdet in dieser Stadt, und das ist Ihre Politik, die dafür verantwortlich ist, Sie sind dafür verantwortlich, dass genau diesen jungen Mädchen und diesen Frauen diese Gewalt droht und dass sie dieser Gewalt ausgesetzt sind, das haben Sie mit Ihrer Politik verursacht! (Beifall bei der FPÖ.) Und zum Thema Gleichberechtigung und Diskriminierung von Frauen und Mädchen: Da gebe ich Ihnen völlig recht, da gebe ich Ihnen völlig recht - wir haben in der Vergangenheit hart dafür gekämpft, dass wir zu einer Annäherung kommen von Mann und Frau auf beruflicher und persönlicher Ebene und wir sind noch weit davon entfernt, da bin ich zu 100 Prozent bei Ihnen. Wir haben auch eine Lohnschere, noch immer ist die Beziehung zwischen Mann und Frau nicht auf Augenhöhe, und ich bin bei Ihnen, das ist unser gemeinsames Ziel. Nur, das wenige oder viele, wie immer man das sieht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, was wir erreicht haben, ist in Gefahr! Das ist in Gefahr, und das Ziel der Gleichberechtigung, das wir beide gemeinsam haben, wird wohl so nicht erreichbar sein, wenn Ihre Politik weitergeführt wird. Ihre einzige Maßnahme, die Sie genannt haben oder ich sage, eine wesentliche - und das weiß ich, liegt Ihnen am Herzen -, das sind die Frauenhäuser, die sind unabdingbar, und ich bin auch der Meinung, dass es zu wenige gibt. Aber würden wir so viele brauchen, wenn Ihre Politik eine andere wäre? Ich glaube nicht, weil es einfach nicht so viel importierte Gewalt in dieser Stadt geben würde, würden Sie eine andere Politik fahren. Und das Fördern von Frauenvereinen und Organisationen, die das Ziel haben, Frauen zu stärken, ist ein guter Ansatz, aber ein defensiver Ansatz. Das Problem sind nicht die Unterdrückten, sondern die Unterdrücker, und die müssen wir ins Visier nehmen und das ist das, was Sie systematisch ausblenden, das blenden Sie systematisch (GRin Martina Ludwig-Faymann: Die Täter haben sich verdreifacht in Wien!) aus. Wir importieren junge Männer, die eine Kultur in sich tragen, die ein archaisches Frauenbild hat, das sind Männer, die glauben, Frauen sind Menschen zweiter Klasse, das sind Männer, die glauben, sie können mit Gewalt (GRin Martina Ludwig-Faymann: Glauben Sie wirklich, dass es das nur dort gibt?) - Sie (in Richtung GRin Martina Ludwig-Faymann) sehen die Korrelation nicht zwischen Gewalt an Frauen und der importierten Gewalt durch diese jungen Männer, die von Kriegserfahrungen getrieben sind, die Kriegserfahrungen leben, deren Gewalt die einzige Sprache der Kommunikation ist. (Zwischenruf von GRin Dr. Mireille Ngosso.) Das ist das Problem, ja, die gibt's natürlich auch, klar gibt's die, an denen muss man ja arbeiten, das sage ich ja nicht, dass es nicht der Fall ist, aber der große Teil, der große Teil ist die importierte Gewalt und für die sind Sie zuständig. Männer, die Frauen noch unter das Kopftuch zwingen, Männer, die Frauen in die Zwangsehe führen (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das stimmt.), das ist das ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, bitte den Schlusssatz formulieren. GRin Mag. Ulrike Nittmann (fortsetzend): Und diesen jungen Männern müssen wir eine ganz, ganz klare Botschaft senden und die heißt: Null Toleranz für Frauenverachtung! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das war vor 20 Jahren schon so und vor 30! - Beifall bei der FPÖ.) Aber die Gewalt steigt explizit nach oben. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen und werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte diese Aktuelle Stunde nutzen oder vielmehr meine Redezeit, um über Nadine W. zu sprechen. Jene Nadine W., die eine Trafik im 9. Bezirk auf der Nußdorfer Straße betrieben hat - vielleicht kennen manche von Ihnen diese Trafik, von der ich spreche. Jene Nadine W., die im März 2021 kurz vor dem Weltfrauentag vor zweieinhalb Jahren in eben dieser Trafik bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, mit Benzin übergossen und angezündet wurde. Jene Nadine W., die in dieser Trafik daraufhin eingesperrt und vom Täter zurück gelassen wurde. Als sie von Passantinnen und Passanten aus dieser Trafik befreit werden konnte - nämlich von außen mit einem Einkaufswagen, indem man versucht hat, die Tür von außen aufzubrechen-, war sie kaum mehr erkenntlich und hatte lediglich eine fünfprozentige Überlebenschance. Der Täter: ihr Ex-Partner. Ihr "Vergehen": Sie wollte sich von ihrem Partner trennen. Sie hat leider nicht überlebt. Diese Trafik - so geht es mir und ich glaube, es geht sehr vielen von Ihnen genauso, wenn man diese Trafik heute sieht - ist ein furchtbares Mahnmal dafür, dass Frauen in unserer Gesellschaft noch immer weniger wert zu sein scheinen, dass es noch immer festgefahrene Geschlechterrollen gibt, die es aufzubrechen gilt, und dass wir genau solche Morde, die aber nur die Spitze des Eisbergs an Gewalt gegen Frauen sind, eines Eisberges, den wir, glaube ich, kaum fassen können, dass es nur mittels eines dichten Gewaltschutznetzes und vor allen Dingen durch viel, viel Präventivarbeit, angefangen bei den Kleinsten, möglich ist, diese Femizide, diese Gewalt gegen Frauen zu verhindern, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Es ist leider nur einer von vielen Femiziden, von vielen, vielen, unzähligen Mordversuchen, die in diesem Land stattfinden, weil sich ein Mann in seiner "Ehre" gekränkt fühlt, weil er seine Partnerin, seine Frau, seine Freundin nicht als Partnerin auf Augenhöhe wahrnimmt, sondern als seinen Besitz, und weil das ein Besitz ist, den man halt so hat, darf dieser Besitz natürlich auch keinen eigenen Willen bilden, weil es eben nicht die Partnerin ist, die man sieht, sondern eben seinen Besitz und weil es schlicht noch immer keine umfassende Geschlechtergerechtigkeit gibt und noch immer keine vollumfassende Gleichstellung von Frauen und Männern. Ich höre ganz oft in diesem Zusammenhang: Na ja, aber was können wir da schon groß tun? Das gab es immer schon, das gab es ja immer schon, wird es halt auch immer geben, ist halt ein Problem, das man nicht wirklich lösen kann. Was sollen wir machen, ist die Frage. Diese Frage ist aber in Wahrheit sehr leicht beantwortet, nämlich, indem wir ganz gleich unseres Geschlechtes, ganz gleich, ob beruflich, ob privat, ganz gleich, auf welcher politischen Ebene wir uns befinden, uns für diese Gleichstellung stark machen, dass wir keine Show-Politik betreiben, egal, aus welcher Ecke sie auch kommen mag, sondern dass wir uns wirklich redlich darum bemühen, dort, wo wir unsere Kompetenz haben, diese Gleichstellung voranzutreiben, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Was heißt das? Ich gebe ein paar Beispiele. Das heißt, wirklich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzutreiben, das nicht als hohle Phrasendrescherei einfach nur so vor sich hinzusagen, sondern wirklich die politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, dass ich als Frau, als Partnerin auf Augenhöhe in dieser Partnerschaft fungieren kann, dass ich nicht - wenn ich zum Beispiel ein Kind bekomme - als Bittstellerin dastehe, sondern dass tatsächlich die Kinderbetreuung ausgebaut wird, dass auch die Väter, auch die Männer in die Verantwortung genommen werden, zum Beispiel bei Karenzen. Dass es aber auch endlich zum verpflichtenden, zum automatischen Pensions-Splitting kommt, damit Pensionszeiten selbstverständlich fair und gerecht aufgeteilt werden, weil es eine Frage der Fairness ist, von Anfang an. Das heißt aber auch: Körperliche, sexuelle Selbstbestimmung nicht zu einer ideologischen Frage zu machen, sondern klipp und klar klarzustellen, Frauen gehört ihr Körper und niemandem sonst auf dieser Welt, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Das bedeutet vor allen Dingen auch: Schluss mit veralteten Rollenbildern, mit festgefahrenen Stereotypen, auf deren Nährboden diskriminierende Machtausübung, sexistisches Verhalten gärt, denn dafür darf in unserer Gesellschaft kein Platz sein. Diese drei Punkte bedenkend, möchte ich mit einem Apell schließen, der in meinen Augen die größte Gefahr beschreibt, nämlich: Lassen wir niemals zu, dass genau das, was ich gerade beschrieben habe, Normalität wird. Lassen wir nicht zu, dass wir angesichts der wöchentlichen Fälle, die wir auch in den Medien lesen, angesichts der vielen Femizide, die leider passieren und vonstattengehen in diesem Land, dass wir da abstumpfen und es als etwas Gewöhnliches abtun. Lassen wir nicht zu, dass so getan wird, dass man einfach schlicht dagegen nichts tun könnte, denn für Nadine W. ist es leider zu spät. Aber für viele, viele Frauen nicht, behalten wir das immer im Hinterkopf, vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Spielmann, BA, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Liebe Frau Vorsitzende, liebe Frau Vizebürgermeisterin und Stadträtin, liebe Kolleginnen und Kollegen und lieber ZuseherInnen vor dem Livestream! Ich fand den Anfang der Aktuellen Stunde eigentlich recht gut, weil sichtbar wurde, dass es einen gemeinsamen Schulterschluss gegen Gewalt an Frauen gibt. Leider hat die FPÖ in ihrer Wortmeldung sofort wieder alles zerstört in der Hinsicht (Zwischenruf bei der FPÖ: Alles zerstört?!), weil es einfach ein Wahnsinn ist - und Sie sollten sich wirklich schämen, dieses wichtige Thema ständig für ihre rassistische Politik zu instrumentalisieren. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ganz generell, Frau Nittmann, eine Partei, die zum Beispiel davon spricht, wie die FPÖ-Amstetten, dass Frauenhäuser ja Familien zerstören würden, sollten vielleicht zu dem Thema besser schweigen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) "Die Mauern eines Hauses sind eher ein Hindernis für eine Frau als ein Schutz." - dieses Zitat stammt von Clara Zetkin und es ist zwar schon über 100 Jahre alt, aber es hat an Aktualität leider nichts eingebüßt. Das Zitat bringt doch relativ gut auf den Punkt, was jede von Gewalt betroffene Frau weiß und wo alle ExpertInnen sich wirklich einig sind, nämlich, dass die Gewalt an Frauen zwar im Privaten passiert, aber keine Privatsache ist, sondern eine der größten Menschenrechtsverletzungen. Die eigenen vier Wände sind leider nach wie vor oft der gefährlichste Ort für Frauen. In 3 Tagen begehen wir zum insgesamt 42. Mal den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, er startet am 25.11. und geht bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10.12. Und diese 16 Tage sind deshalb so wichtig, weil wir auf dieses extreme Ausmaß der Gewalt hinweisen müssen, und Gewalt gegen Frauen ist leider - wie wir ja schon gehört haben - allgegenwärtig und betrifft so gut wie jede Frau und jedes Mädchen, und wenn nicht direkt, dann im Umfeld, also auch hier. Wenn wir sagen, jede 3. Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen, dann ist auch jede 3. Frau von 100 Abgeordneten oder von 50 Abgeordneten hier betroffen, und es ist doch ein Ausmaß, finde ich, das sehr gut zeigt, wie schlimm und wie strukturell dieses Problem leider ist. Alleine dieses Jahr haben wir 25 Femizide zu betrauern und 29 Frauenmordversuche. Das heißt, jede zweite Woche schafft es ein Mann, eine Frau umzubringen, und jede zweite Woche führt es dazu, dass Frauenleben ausgelöscht werden, dass Mütter ermordet werden, dass Kinder darunter leiden, und es ist eine extreme Menschenrechtsverletzung, und wir müssen wirklich auf allen Ebenen, wurscht, ob im Grätzl, auf Bundesebene oder auf Stadt-Wien-Ebene alles tun, um diese Gewalt endlich zu verhindern und zu beenden, liebe KollegInnen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Wir müssen natürlich auch darüber sprechen, wer diese Gewalt ausübt. Das sind im allermeisten Fall Männer, und das sind vor allen Dingen Männer, die den Frauen nahestehen oder ihnen einmal nahegestanden sind. Womit Frauen leider immer wieder konfrontiert sind, wenn sie über diese Gewalt sprechen oder versuchen, sich dagegen zu wehren, ist diese ganz, ganz unsägliche Täter-Opfer-Umkehr. Mir ist auch hier wichtig, im Gemeinderat darauf hinzuweisen, dass es einfach nicht sein kann, dass, wenn sich Frauen öffentlich zum Beispiel dagegen wehren, jedes Mal wieder diese Schuldumkehr passiert. Dass ihnen gesagt wird: Na ja, du hattest halt einen zu kurzen Rock an, du hattest so einen tiefen Ausschnitt. Oder: Na ja, sie ist ja backstage gegangen, was erwarten sich die Frauen eigentlich. Da muss man wirklich mit aller Klarheit sagen: Wir Frauen erwarten uns zu jedem Zeitpunkt, egal, was wir anhaben, egal, wo wir sind, egal, welches Geschlecht wir haben, wir erwarten uns ein Recht auf ein gewaltfreies Leben, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Zum Ende möchte ich mich noch einmal bedanken für die gute überparteiliche Zusammenarbeit in diesem Feld, und ich bin auch froh, dass wir dieses Jahr wieder die Fahne hissen am Rathaus. Trotzdem möchte ich immer wieder erneuern: Es wäre natürlich schön, wenn wir für die internationale Kampagne der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" die Fahne der UNO aufhängen würden, weil das das weltweite Zeichen dazu ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen daran arbeiten, dass Gewalt gegen Frauen aufhört und dass Täter endlich nicht mehr geschützt werden, sondern Betroffene geschützt werden! Danke. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau StRin Mag. Jungnickel, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Stadträtin. StRin Mag. Isabelle Jungnickel: Sehr geehrte Damen und Herren, hoher Gemeinderat! Als ich das Thema der Aktuellen Stunde erfahren habe, habe ich mir als Erstes gedacht: Wie wenige Frauen in diesem Raum haben noch nie psychische oder physische Gewalt erfahren? Wir versuchen, hier sehr offen über dieses Thema zu reden, aber jede Einzelne von uns hier, die dieses Thema erfahren hat - für die ist es ein Tabuthema, für die ist es stigmatisierend. Es bedeutet für jede Einzelne Scheitern und Opfern, und das, obwohl wir wissen: Jede dritte Frau in Österreich ist im Laufe ihres Lebens mit Gewalt konfrontiert. Ich habe mir gedacht: Wie viele Personen, männlich oder weiblich, in diesem Raum haben bereits Gewalt an Frauen, psychische, physische Gewalt, erlebt, passiv als Zuseher? Und was hat der Einzelne hier getan? Dann habe ich mir gedacht: Wie viele Personen in diesem Raum haben Gewalt an Frauen noch nie erlebt, noch nie wahrgenommen und nie beobachtet? Leben die in einer anderen Ecke, in einer Blase oder fehlt es an Bewusstsein, an Empathie und Awareness? Ich will auf niemanden mit dem Finger zeigen. Aber ich will ganz klar aufzeigen, dass jeder Einzelne einen Beitrag leisten muss, dass für uns Frauen das Leben in dieser Stadt, in diesem Land, auf dieser Welt besser wird. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Und Bewusstsein: Da stimmt was nicht, Zivilcourage: Ich muss was tun - das brauchen wir, das brauchen wir viel mehr, insbesondere auf Grund der Transformation in unserer Gesellschaft. Die Politik braucht die Menschen, die Menschen brauchen die Politik. Bewusstsein und Zivilcourage reichen nicht, und darum bin ich sehr froh, dass wir auf Bundesebene mit unserer Bundesministerin Susanne Raab für 2024 ein Frauen-Budget von 33,6 Millionen EUR haben werden, ein Budget für frauenspezifische Beratung für Gewaltschutz. Und ich bin sehr froh, dass wir in Wien auch heuer wieder eine Aufstockung haben werden und ein Budget von über 13 Millionen EUR. Das begrüße ich sehr. Diese Gelder müssen ankommen. Das ist sehr, sehr viel Geld. Dieses Geld muss ankommen und darf keinesfalls in fragwürdigen oder intransparenten Vereinen versiegen. Das Geld muss ankommen! Dass das nicht der Fall war, ist in Wien leider schon das eine oder andere Mal ein Problem gewesen, und wir werden uns damit befassen müssen. Wenn wir über Gewalt sprechen, dann ist sozusagen die Spitze des Eisbergs der Femizid. Der Femizid ist statistisch leicht zu erfassen, viel leichter als die kleinen Übergriffe, die Herabwürdigungen, der kleine Tritt, das Beiseiteschieben, der Stoß. Wir wissen nämlich: Ein Viertel der Weltbevölkerung findet es okay, wenn Frauen geschlagen werden. Wie lautet die Statistik am Tatort Wien im Jahr 2023? - Ein Drittel aller Femizide in Österreich findet in Wien statt, obwohl wir nur 21 Prozent der Bevölkerung haben. Die Hälfte der Mordversuche findet in Wien statt. Wir wissen, dass 56 Prozent der Täter aus Drittstaaten kommen, aus der der EU oder sind unbekannter Herkunft. Täter: Männlich. Tatmittel: Stichwaffe. Ja. Auf Grund dieser klaren Zahlen wissen wir: Der Femizid findet im Migrantenmilieu statt. (GRin Martina Ludwig- Faymann: Genauso schlimm!) Und ich muss sagen, meine Kolleginnen und Vorrednerinnen: Nadines Mann ist Ägypter. (Weiterer Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Ja. Er ist Ägypter. Wir wissen, dass hier Werthaltungen und Bilder, die Männer haben, importiert werden, die mit unseren nicht deckungsgleich sind. (Beifall bei der ÖVP.) Die Männer wollen verständlicherweise diese Bilder und Wertvorstellungen behalten, die Frauen wollen aber raus, und - knall - dann kracht es. 90 Prozent der Femizide passieren im familiären Bereich. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Regen Sie sich nicht auf! Lassen Sie mich fertigsprechen! Ich habe gesagt: Das ist die Spitze des Eisberges. Und unter der Spitze des Eisberges befinden sich zwei Drittel des Eisberges, wie wir alle in der Schule gelernt haben, wenn wir gebildet sind. Und dort ist die Gewalt. Dabei handelt es sich nicht nur um Femizid, die Gewalt beginnt viel, viel früher. Wir wissen: Gewalt gegen Frauen findet in allen, wirklich in allen Gesellschaftsschichten statt, und daher müssen Maßnahmen gesetzt werden, die überall greifen. Die Förderungen müssen greifen. Prävention muss im Kindergarten und in der Schule stattfinden. Wir brauchen mehr Bildung. Deutschkenntnisse alleine reichen nicht. Ein bisschen rechnen und ein bisschen schreiben lernen reicht nicht. Bildung heißt, auch Werte zu lernen. Integration bedeutet, Werte zu respektieren, zu schätzen und zu leben. Das sind Forderungen, die wir ganz klar haben. Im Hinblick darauf ist es wirklich beschämend und tut mir leid, dass unser Antrag, mit dem wir den QR-Code für die App DEC122 beantragt haben, nicht angenommen wurde, und zwar mit der Begründung: Es ist zu schwierig mit der Reinigung, wenn man das in öffentlichen WC-Anlagen anbringt. - Ich glaube, jedem von uns graust ein bisschen, wenn er auf eine öffentliche WC-Anlage gehen muss. Das Grausen ist aber nicht so schlimm wie das Angsthaben! Und darum meine ich, dass es wirklich traurig ist, dass wir es nicht geschafft haben, auf den WC-Anlagen der Stadt Wien diesen Code anzubringen. Klar ist nämlich: Gewalt an Frauen ist keine Privatsache! (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Jährlich grüßt das Murmeltier" muss es fast heißen, wenn wir hier ein Mal im Jahr leider diese Debatte über Gewalt an Frauen und über die Schlechterstellung von Frauen führen müssen. Und wenn wir morgen hier auch wieder eine Fahne hissen, dann ist das irgendwie ein nettes Zeichen, aber man muss schon sagen: Abgesehen von diesen symbolischen Akten passiert alle anderen 364 Tage im Jahr leider sehr wenig! Es gibt Pressekonferenzen, es werden irgendwelche Kampagnen präsentiert, aber in Wahrheit geht all das an den echten Problemen vorbei, und in Wahrheit haben Sie auch im vergangenen Jahr in Wien nichts getan, um die Sicherheit von Frauen im Besonderen im öffentlich Raum zu verbessern. Deswegen halte ich diese von Ihnen geführte Debatte in weiten Teilen für heuchlerisch. Leider sind Sie verantwortlich, doch Sie versuchen hier, die Verantwortung abzuschieben, und das ist abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie waren es, die seit dem Jahr 2015 viele, viele junge kulturfremde Männer nach Wien gelockt haben. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Gelockt?) Sie waren es, die diese Männer, die oftmals aus dem arabischen Raum gekommen sind, auf dem Bahnhof willkommen geheißen und damit Signale für weitere Zuwanderung aus diesen kulturfernen Bereichen gesetzt haben. Sie sind es, die weiterhin Sozialwohnungen vergeben und Sozialgelder an Menschen auszahlen, die hier herkommen und dann oftmals kriminell werden und oftmals Gewalt gegen Frauen ausüben. Deswegen sind Sie sehr unglaubwürdig, wenn Sie sagen, dass Ihnen das Thema Sicherheit von Frauen im öffentlichen Raum ein ernsthaftes Anliegen ist, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wenn wir uns dann ansehen, dass eben Sie dafür gesorgt haben, dass Frauen sich oftmals in Parkanlagen, in öffentlich Verkehrsmitteln oder ganz einfach auf Straßen nicht mehr sicher fühlen, dann sind Sie bei der Sicherheitsdebatte nicht nur auf dem falschen Dampfer, sondern sorgen Sie auch mit kleinen Maßnahmen dafür, dass Frauen sich oftmals nicht mehr sicher fühlen können. Sie waren es nämlich beispielsweise, die vor Kurzem dafür gesorgt haben, dass öffentliche Straßenbeleuchtungen reduziert werden, diesfalls also einen angeblichen Klimaschutz vor die Sicherheit von Frauen gestellt haben. Sie sind also auch bei solchen kleinen Punkten immer wieder dafür verantwortlich, dass die Themen Sicherheit und Frauenschutz im öffentlichen Raum nicht die Priorität haben, die sie eigentlich verdienen würden, weswegen diese Maßnahmen von Ihnen schlichtweg falsch sind. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, um diese Debatte - die wir leider führen müssen, weil jede Gewalt gegen eine Frau sowie jede Gewalt allgemein fasch und schlecht ist - seriös führen zu können, müssen wir einen Blick in den Sicherheitsbericht des Innenministeriums aus dem Jahr 2022 werfen. Dabei wird ganz klar, dass es hier eine massive Überrepräsentation von Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft gibt. Sehen wir uns beispielsweise das Thema Vergewaltigung an: Es hat 183 entsetzliche Vergewaltigungen in Wien gegeben hat, und davon wurden laut Statistik des BMI über 160 von Ausländern verübt. Somit ist klar, dass Ihre unkontrollierte Zuwanderungspolitik fatale Folgen für die Frauen in dieser Stadt hatte, nämlich fatale Folgen in Form von Vergewaltigungen, Übergriffen, Belästigungen. 160 Vergewaltigungen allein im Jahr 2022 durch Nichtstaatsbürger! Solange Sie in diesem Zusammenhang nicht umdenken, sind Ihre Lippenbekenntnisse, Ihr Fahnenhissen und Ihre schönen Worte für mehr Sicherheit für Frauen total unglaubwürdig! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Auch in anderen Bereichen sind Fortschritte in Gefahr, die in den letzten Jahren für Frauen erzielt werden konnten und auch von Frauen erkämpft wurden. Wenn wir nämlich sehen, dass die Errungenschaft von "safe spaces" für Frauen in weiten Bereichen, also die Schaffung von Rückzugsorten für Frauen, wo sie sich sicher fühlen können, jetzt in Wien durch die Diskussion, dass Sie öffentliche Toiletten oder sogar Toiletten in Schulen für Männer öffnen wollen, in Frage gestellt werden und sogar der intimste Bereich, nämlich Toilettenanlagen an Schulen und im öffentlichen Bereich, von Ihnen für Männer im Zuge eines Kniefalls vor der linken "wokeness" und der LGBTQ-Bewegung geöffnet werden soll, dann steht fest: Damit tun Sie der Frauenbewegung hier sicherlich keinen guten Dienst! Ich möchte abschließend Alice Schwarzer zitieren, die definitiv keine bekennende Freiheitliche ist: Sie sagt, dass es ein riesiges Problem ist, dass von den Linken versucht wird, das biologische Geschlecht zu ändern, weil man die Natur nicht abschaffen kann. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Konrad, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Berndorf, Mürzzuschlag, Edling, Bad Leonfelden, Wien-Liesing, Raaba, Strasshof an der Nordbahn, Wien- Ottakring, Graz-Wetzelsdorf, Hohentauern, St. Peter am Kammersberg, Eberndorf, Birkfeld, Lamprechtshausen im Flachgau, Altenmarkt bei Fürstenfeld, Wien-Liesing, Wien-Leopoldstadt, Wien-Hietzing, Wolfsberg im Schwarzautal, Straßburg, Linz, Langenlois, Pöls, Oberkurzheim: Das, meine Damen und Herren, waren 2023 jene Orte des Grauens, an denen 25 Frauen brutal ermordet wurden, und zwar brutal ermordet, weil sie Frauen waren. Sie waren Opfer eines Femizids, also der Tötung von Frauen und Mädchen auf Grund ihres Geschlechts, auf Grund von Abwertungen durch Männer, auf Grund von patriarchalen Rollenvorstellungen. Alle Täter standen in einem Beziehungs- und Familienverhältnis zum Opfer. Außerdem, sehr geehrte Kollegin und sehr geehrter Kollege von der FPÖ, zeigen die genannten Orte auch, dass Gewalt an Frauen kein isoliertes, großstädtisches, migrantisch geprägtes Problem darstellt. Hören Sie also bitte damit auf, das Problem Gewalt an Frauen für Ihre politische Agenda zu missbrauchen! (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Gewalt an Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, und diese 25 Femizide sind nur die traurige Spitze des Eisbergs, wenn es um strukturelle Gewalt an Frauen und Mädchen geht. Jede 3. Frau ist in Österreich ab ihrem 15. Lebensjahr von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Das ist eine weitere Zahl, die einen fassungslos macht! Das sind unsere Frauen, und das sind unsere Töchter, sehr geehrte Damen und Herren, und das dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen! Selbstverständlich ist diesbezüglich auch die Politik gefordert, entsprechende Maßnahmen zu treffen, um diesem Horror etwas entgegenzusetzen. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Wien hat in dieser Hinsicht einen äußerst engagierten Weg eingeschlagen. Es wurden schon zahlreiche Initiativen auch von meinen Vorrednerinnen genannt: Es geht um den Schutz von Frauen und Mädchen in Frauenhäusern, um eine Betreuung der Opfer durch die Frauenorganisationen beziehungsweise auch um Präventivarbeit in der Männerberatung Wien oder auch bei vielen Projekten an Schulen und der Jugendarbeit. Ich bedanke mich bei allen Menschen, die sich tagtäglich anlässlich dieser Initiativen für betroffene Frauen und gegen Männergewalt engagieren. Gewalt an Frauen ist aber eben auch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, und da braucht es gerade auch uns Männer, die hier entschieden dagegenhalten. Wir begehen diese Woche am 25. November wieder den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und danach die schon angesprochenen "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" als gemeinsame internationale Kampagne. Daher tragen viele von uns auch heute schon das White Ribbon und unterstreichen damit unsere Verantwortung für dieses Thema. Und wir rufen alle Männer dazu auf, keine Gewalt an Frauen auszuüben und auch unsere Haltung betreffend "Stopp der Männergewalt!" öffentlich zu zeigen. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Peter Kraus, und ich erteile ihm. Bitte, Herr Stadtrat. StR Peter Kraus, BSc: Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Warum ist es aus meiner Sicht wichtig, dass heute bei diesem Thema der Aktuellen Stunde auch Männer reden? - Aus meiner Sicht aus zwei Gründen, nämlich erstens nicht deshalb, weil wir es besser wissen, sondern weil es eine Reihe von Feministinnen in unserer gemeinsamen Gesellschaft gibt, die für alle Bereiche dieser Gesellschaft, also Wirtschaft, Politik, Soziologie, betreffend unser aller sicheres Leben seit Jahrzehnten Analysen liefern, Missstände aufzeigen und Verbesserungsvorschläge machen. Insofern ist es eigentlich das Erste, was wir Männer tun müssen, zuhören und lernen. Es ist also, glaube ich, wichtig, das in diesem Zusammenhang einmal als ersten Punkt anzusprechen: Zuhören und Lernen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Zweiter Punkt, warum es aus meiner Sicht wichtig ist, dass auch Männer hier zu dieser Aktuellen Stunde sprechen: Wir Männer tragen nämlich Verantwortung, wenn es um das Thema Gewalt gegen Frauen geht, denn Gewalt gegen Frauen ist in unserer Gesellschaft vor allem ein Männlichkeitsproblem. Es ist zunächst einmal insofern ein Männlichkeitsproblem, als es, wenn man sich sozusagen die Täterseite ansieht, das gut bekannte Modell der Täter-Opfer-Umkehr gibt, das vorhin schon ein paar Mal erwähnt wurde. Das gibt es auf ganz individueller Ebene, das gibt es aber auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene. Wir haben das heute auch wieder bei Reden der FPÖ gehört: Da werden immer alle als verantwortlich genannt, nur eine Gruppe nicht, nämlich die Männer. Die Täter sind aber Männer, und insofern ist Gewalt gegen Frauen ein Männlichkeitsproblem, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Gewalt gegen Frauen beginnt aber schon viel früher, bevor es dann leider tatsächlich und viel zu oft zu physischer Gewalt kommt. Dass das ein Männlichkeitsproblem ist, bedeutet für mich daher auch, dass wir darüber sprechen müssen, wie wir über Männlichkeit denken, wie wir über Männlichkeit reden und was in unserer Gesellschaft, in der wir leben, Mann sein überhaupt bedeutet. Warum hören kleine Buben eigentlich immer noch, dass sie nicht weinen dürfen? Warum gilt nur der als richtiger Mann, der nie Schwäche zeigt? Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der Männer mit aller Gewalt Frauen zeigen, wo es langgeht? - Ich glaube, diese Fragen, mit denen wir uns beschäftigen müssen, zeigen auch, welches Bild von Männlichkeit in unserer Gesellschaft derzeit noch gezeichnet wird. Und dieses Bild müssen wir Männer selbstbewusst und konsequent hinterfragen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei GRÜNEN, NEOS und SPÖ.) Wir alle definieren jeden Tag, was Männlichkeit bedeutet, und selbstverständlich haben auch wir Männer eine Verantwortung, diese Definition neu zu denken. Das heißt, dass wir als Männer in unserer Gesellschaft auch aufstehen und eingreifen, wenn es übergriffiges Verhalten gibt. Das heißt auch, dass wir als Männer Freunde darauf aufmerksam machen, wenn sie sexistische Kommentare von sich geben. Das heißt, dass wir "Stopp!" sagen, wenn wir Gewalt, egal, ob physische oder psychische Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Kinder sehen. Und das bedeutet auch, dass wir Männer bereit sein müssen, Männlichkeit, und zwar auch die eigene, zu reflektieren, damit wir zu einem modernen, offenen, emotionalen, empathischen und gewaltfreien Männlichkeitsbild kommen. Das ist auch unsere Aufgabe als Männer, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, NEOS und ÖVP.) Ich stelle an dieser Stelle fest, dass ich froh bin, dass es in diesem Haus und in unserem Land auf den unterschiedlichen politischen Ebenen viele Feministinnen sowie viele engagierte Frauenpolitikerinnen in den einzelnen Fraktionen gibt, hier im Haus zum Beispiel eine Vizebürgermeisterin. Ich darf dazu auch Justizministerin Alma Zadic zählen, der das Thema auch sehr wichtig ist und die diesem höchste Priorität einräumt. In den nächsten Tagen werden wir das, beginnend mit dem Hissen einer Fahne und mit vielen weiteren Aktionen, thematisieren. Ich meine, dass es gerade beim Thema Gewalt gegen Frauen einen breiten Schulterschluss zwischen den Parteien und den politischen Ebenen, aber auch zwischen der Politik und der Zivilgesellschaft braucht. Abschließend sage ich also: Liebe Männer! Es geht darum, zuzuhören und bereit zu sein, zu lernen und unsere eigene Verantwortung als Männer in dieser Gesellschaft wahrzunehmen, denn Gewalt gegen Frauen ist ein Männlichkeitsproblem, und das geht uns alle an. - Danke schön. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Greco, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie via Livestream mit dabei sind! Vieles wurde heute schon gesagt. Es ist aber nie genug gesagt und nie oft genug gesagt, wenn es um Diskriminierung, um Gewalt und Gewalt an Frauen und an Mädchen geht. Allein in Wien ist alle 2 Minuten eine Frau von Gewalt betroffen: Alle 2 Minuten! In 25 Fällen wurden es Morde. Aber auch das Leid in all den anderen Fällen, die alle 2 Minuten passieren, ist unermesslich. Deshalb müssen wir gemeinsam in Wien über alle Fraktionen hinweg dafür Sorge tragen, dass das nie wieder passiert! (Allgemeiner Beifall.) Ganz wichtig ist - wie von meinem Vorredner StR Kraus bereits erwähnt - das Involvieren der Männer. Auch müssen wir die Komplexität dieser Gewalttaten ganz genau verstehen, um dann die richtigen Schritte setzen zu können. Es wird schon viel getan. Ich möchte hier Projekte wie beispielsweise "INTACT Experts" vom FEM Süd oder "WomEnCARE" vom Österreichischen Roten Kreuz erwähnen. Im Rahmen dieser Projekte wird den Betroffenen Hilfe geleistet, es geht aber auch um Sensibilisierung und Schulungsarbeit. Es liegt nämlich auch an Prävention und Aufklärung, damit solche Delikte nicht mehr passieren, und das beginnt in der Schule. Die pädagogischen Fachkräfte, Personen aus dem Gesundheitsbereich, Polizei, Feuerwehr, also alle, die an den Tatorten eintreffen, sind gefragt, genau hinzuschauen. Wir müssen hinschauen, denn ohne Hinsehen wird es weiterhin alle zwei Minuten Gewalttaten an Frauen geben. Das Erleben von Gewalt ist für die Betroffenen in jeder Facette mit enormen Folgen verbunden. Sichtbar sind sehr oft die körperlichen Verletzungen, die blauen Flecken, der plötzlich vorhandene Gipsarm, die dunkle Sonnenbrille. Die Tragweite der psychischen und psychosozialen Folgen hingegen ist oft nicht sichtbar, allerdings noch tiefgreifender. Das stellen wir auch fest, wenn es beim Psychosozialen Dienst Initiativen gibt, die sich genau den betroffenen Frauen widmen. Es wird in diesem Zusammenhang viel getan. Erst am Freitag voriger Woche wurde FEM Med auf dem Reumannplatz eröffnet. Diese Einrichtung dient der Aufklärung und der Prävention, und ich bin mir sicher, dass dort ein ganz wichtiger Beitrag dazu geleistet werden wird, um den Frauen Antworten auf die Fragen zu geben: Was ist normal? Was steht mir zu? Nur dann werden wir es nämlich gemeinsam schaffen, gegen diese Gewalt anzukämpfen. Ich selbst bin seit über zehn Jahren beim ÖIF, beim Österreichischen Integrationsfonds, ehrenamtlich unterwegs. Ich arbeite sehr viel mit Frauen, etwa mit Frauen, die aus Syrien, aus Afghanistan beziehungsweise aus allen Ländern dieser Welt kommen. Ich selbst durfte oder musste - wie ich sagen möchte - eine junge Mutter, die schlimmste Gewalt in der Familie erlebt, begleiten. Und ich muss sagen: Das darf nicht sein! Arbeit von Seiten all dieser Vereine ist nötig. Wir müssen die Ressourcen in diese Richtung entwickeln. Meine Kollegin Jungnickel hat es bereits erwähnt. Die Bundesregierung hat das Frauenbudget massiv aufgestockt, sie hat dieses seit 2019 um ein Dreifaches erhöht, und solche Maßnahmen wünschen wir uns auch hier in Wien, wenn es um Prävention und Gewaltschutz geht. Es geht darum, ähnliche Initiativen weiter fortzuführen, sich genau anzusehen, wohin das Geld fließt - auch das wurde bereits mehrfach heute angesprochen -, und die Vereine zu analysieren. Außerdem brauchen wir ein Mehr an Gewaltambulanzen. Uns ist das anhand vieler Zahlen bekannt. Es gibt Absonderungsbescheide, allein in Wien waren es im letzten Jahr 4.247. Das sind erschreckende Zahlen. Diese müssen hinuntergeschraubt werden. Wir müssen gemeinsam weiter agieren, denn jede Gewalttat ist eine zu viel. Ich möchte zum Abschluss meine leider erkrankte Kollegin Sabine Keri zitieren, denn das ist eines ihrer Herzensprojekte, nämlich mit dem gemeinsamen Motto, "mit Kämpferherz" gegen Gewalt an Frauen und gegen Gewalt an Mädchen vorzugehen. Es darf nämlich nie wieder alle zwei Minuten eine Gewalttat an einer Frau geben! - Danke schön. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Karner-Kremser, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hohes Haus! Der gefährlichste Ort für eine Frau ist das eigene Zuhause, sind ihre eigenen vier Wände, und zwar unabhängig davon, welche Sprache dort gesprochen wird. Die FPÖ ist aber sehr eindimensional unterwegs und glaubt, dass im Zusammenhang mit Einwanderung und Zuwanderung und entsprechenden Gegenmaßnahmen die gesamte Schuldfrage gelöst ist. - Ich glaube, das liegt daran, dass Sie in Ihrer Festung Österreichs sitzen! Sie sollten vielleicht einmal einen Blick über den Tellerrand wagen, um zu sehen, dass das ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und dass dieses Problem überall besteht, unabhängig davon, woher jemand kommt, welche Sprache er spricht, was er ist. Der Unterschied besteht nur darin, welchem Geschlecht jemand angehört. Da brauchen wir nicht bis nach Syrien zu schauen und festzustellen, dass die Frauen diskriminiert sind, weil sie dort nicht in die Schule gehen können. Schauen wir doch nach Österreich! Dann sehen wir, dass es in Tirol, anstatt dass man Kindergärten baut, für Frauen eine Herdprämie gibt. Sie sollen lieber für 400 EUR zu Hause bleiben, anstatt selbstständig zu werden und von ihrem eigenen Geld leben zu können! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Manfred Juraczka: Und was ist mit Dornauer, dem großen Feministen?) In Vorarlberg sagt man: Du darfst nicht mehr selber darüber entscheiden, ob du ein Kind bekommst oder nicht. Durch massiven Druck ist es wieder gelungen, dort eine Möglichkeit zu finden, dass Frauen selbst entscheiden können, was mit ihrem Körper passiert und wie sie das angehen. (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Wenn wir schauen, wo Frauenrechte gefährdet sind, dann sehen wir eindeutig: Überall dort, wo Konservative die Mehrheit haben! Überall dort, wo Konservative an der Regierung sind, werden Frauenrechte eingeschränkt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das können wir in Wien nicht mittragen, und das wollen wir nicht mittragen. Wir wissen: Frauen sind von Gewalt in hohem Ausmaß gefährdet. Es wurde heute schon mehrmals erwähnt, und ich sage es noch einmal, weil das eine so bestürzende Anzahl ist. Jede 3. Frau ist betroffen. 30 Prozent haben schon psychische Gewalt erfahren. Das ist etwas, was wir nicht hinnehmen können. Da müssen wir uns aber als ganze Gesellschaft verändern. Wir müssen Frauen die Möglichkeit geben, selbstbestimmt mit ihrem eigenen Geld leben und sich entwickeln zu können. Denn das ist ja eine Machtfrage: Überall dort, wo ich nicht selbstbestimmt bin, bin ich nicht mächtig genug, um anderen entgegenzutreten. Es ist sehr wichtig, dass wir auf Augenhöhe agieren, egal, welches Geschlecht wir haben. Ich glaube, Alice Schwarzer ist irgendwo stecken geblieben: Denn wenn sie sagt, dass die Natur das Geschlecht vorgibt, dann stimmt das in der modernen Zeit einfach nicht mehr! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir brauchen eine Gesellschaft, in der wir auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, und das können wir nur dann, wenn wir Frauen fördern, wenn wir Frauen schützen und wenn wir auch dafür arbeiten, dass junge Mädchen gestärkt werden und von Burschen Respekt erfahren. Das tun wir mit dem Projekt "Respekt", das die Frau Vizebürgermeisterin im Jahr 2019 ins Leben gerufen hat. Durch Corona gab es leider lange Zeit einen Stillstand, im Oktober haben wir jetzt aber wieder begonnen, dieses Projekt an zehn Schulen in Wien neu und noch breiter auszurollen. Alle, die dabei mitgemacht haben, sind davon begeistert, und es gibt viele Schulen, die gern als nächste drankommen möchten. Tragende Schwerpunkte dabei sind Gewaltprävention, der Umgang mit gruppenbezogener Menschenfreundlichkeit, Vielfalt im Klassenzimmer und Zivilcourage. In diesem Sinne wird mit den jungen Menschen gearbeitet, um den Burschen beizubringen, dass alle Respekt bekommen sollen, und den Mädchen beizubringen, dass sie selbstbewusst durch dieses Leben gehen. Das ist die Aufgabe, die wir hier in unseren Reihen haben. Und ich kann zumindest sagen: Wir Sozialdemokraten, die GRÜNEN und die NEOS schreiten in dieser Frage wirklich Schulter an Schulter. Darüber bin ich sehr, sehr froh, und ich würde mich freuen, wenn die ÖVP mitgehen würde! Und die FPÖ hat leider noch viel zu lernen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 22, des GRÜNEN-Klubs im Rathaus 2, des Klubs der Wiener Freiheitlichen 5 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen gemeinsam mit GR Kieslich 1 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Gemeinderäten Ellensohn, Margulies, Sequenz, Prack, Kickert und Otero Garcia wurde eine Anfrage an den Herrn Bürgermeister betreffend "Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern keine Anträge eingelangt. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 4, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 22, 23 und 26 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 7 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 7, 6, 1, 3, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 27, 5, 24 und 25. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 7 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine außerplanmäßige Auszahlung für eine Kapitaltransferzahlung an die Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft zur Erhöhung der Attraktivität des Ernst-Happel-Stadions als Veranstaltungsort. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Dr. Laschan, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mens sana in corpore sano - ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Das wusste Satirendichter Juvenal bereits vor gut 2.000 Jahren festzuschreiben. Leider wird jedoch, meine sehr geehrten Damen und Herren, mit diesem alten Wissen falsch umgegangen. Diese Weisheit wird vernachlässigt beziehungsweise wurde vergessen. Wien scheint in diesem Zusammenhang eine absolute Vorreiterrolle eingenommen zu haben. Wenn man sich nämlich die Sportförderung und die Sportpolitik in Wien ansieht, dann sieht man, dass der Sport viel zu gering geschätzt wird. Man schafft es sogar, sowohl den Spitzensport als auch den Breitensport massivst und sträflichst zu vernachlässigen, und das ist ein großer Fehler in Ihrer Politik, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wenn man einen Blick auf das Doppelbudget wirft, dann sieht man, dass Sie gerade einmal 136 Millionen EUR für 2 Jahre im Sportbereich budgetiert haben. Das sind nicht einmal 70 Millionen EUR pro Jahr, und das in einer Millionenstadt, in einer Stadt, in der Sie immer stolz darauf sind, dass Sie bereits über 2 Millionen Einwohner hat! Und das in einer Stadt, die sich selbst das Motto "Sportstadt" gegeben hat, die oftmals mit dem Spruch "Bewegung findet Stadt" wirbt! Dieses Minibudget von nicht einmal je 70 Millionen EUR im Bereich Sport für die kommenden 2 Jahre ist wirklich eine peinliche Angelegenheit. Es ist angesichts des Spruches "Bewegung findet Stadt" fast erbärmlich, wenn nicht sogar geschmacklos, dass man das Thema Sport dermaßen sträflich vernachlässigt und links liegen lässt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vor allem, wenn man weiß, wie viele Millionen und Abermillionen Sie andererseits für völlig falsche und sinnlose Projekte ausgeben - das diskutieren wir aber eh immer ausgiebig -, muss man feststellen, dass besonders wenig für den Sportbereich aufgewendet wird. Und wenn wir uns die einzelnen Sportarten ansehen, dann bemerken wir, dass einerseits der Breitensport sozusagen im Argen liegt, dass andererseits aber auch bei den speziellen Sportarten, wo Menschen professioneller trainieren wollen, die Möglichkeiten in Wien dazu nicht bestehen, die finanzielle Unterstützung nicht geleistet wird und auch die baulichen Einrichtungen nicht vorhanden sind. Schauen wir uns das beispielsweise an: Seit über zehn Jahren wird auf ein neues Leichtathletikzentrum gewartet. Zwei neue Schwimmzentren wurden noch von Bgm Häupl, also vor mittlerweile bald zehn Jahren, versprochen, der gesagt hat, dass man quasi als Austausch dafür, dass es in Wien zu keiner Olympia-Bewerbung kommt, finanzielle Ressourcen frei machen und zwei neue Schwimmzentren bauen wird. - Gar nichts ist passiert! Alles ist im Argen gelegen! Und dass die Wienerinnen und Wiener sich damals gegen eine Olympia-Bewerbung der Stadt Wien ausgesprochen haben, ist wahrscheinlich nicht daran gelegen, dass sie diesen Event in Wien nicht gewollt hätten, sondern dass sie gewusst haben, dass sich die Stadt Wien und die rote Stadtregierung damals angesichts der miserablen Voraussetzungen, die im Sportbereich in Wien herrschen, einer großen internationalen Blamage ausgesetzt hätten, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Auch das Versprechen betreffend das Leichtathletikzentrum hat sich als schlechter Witz entpuppt. Es gab ja diesen Cricket-Platz entlang der Hauptallee und Vorgartenstraße bereits. Und es war wirklich die nächste Blamage, dass Sie hier um 800.000 EUR notdürftigste Sanierungen vorgenommen haben, bei welchen auch wieder gepfuscht wurde. Es wurden dort gerade einmal sechs Bahnen gebaut, die ein unterschiedliches Niveau aufweisen, und zwei fehlen überhaupt, weshalb überhaupt keine internationalen Wettkämpfe in Ihrem angeblichen Leichtathletikzentrum Neu stattfinden können. Eine weitere Blamage steht schon wieder an, nämlich beim Neubau des ehemaligen Ferry-Dusika-Stadions, bei dem Sie ja absichtlich völlig auf den Radsport vergessen und die Sportinfrastruktur im Radsportbereich völlig vernachlässigen und somit auch keinen annehmbaren Ersatz für den Abriss des ehemaligen Ferry-Dusika- Stadions bieten. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist wirklich tragisch, was sich hier abspielt. Und es ist auch tragisch, was sich im Bereich anderer Sportarten abspielt. Man könnte diese Liste lang weiterführen. Vor allem ist das auch traurig, wenn man einen Vergleich zu europäischen Nachbarstädten anstellt. Beispielsweise haben in diesem Jahr in unserem Nachbarstaat Ungarn in Budapest die 19. Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattgefunden. Das war ein hochmoderner Event, bei dem es unterschiedlichste Sportstätten gegeben hat, wovon einige extra neu konzipiert und alte renoviert worden waren, sodass man am Ende in Ungarn eine internationale Leichtathletik-Weltmeisterschaft auf höchstem Niveau durchführen konnte. Gleichzeitig schaffen wir es in Wien hingegen, weder für den Breitensport entsprechende Maßnahmen zu ergreifen noch für Spitzensportler Trainingsstätten sowie dann auch Event-Stätten zur Verfügung zu stellen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man könnte noch weiter schauen, etwa nach Hietzing, wo das Leistungszentrum Schönbrunn für einen Busparkplatz abgerissen wurde. Sie haben versprochen, dass eine Ersatz- Location beim Auhof-Zentrum geschaffen werden würde. Nichts davon ist passiert! Diese Stadtregierung macht wirklich im Sportbereich gar nichts. Sie machen nicht einmal das Allernotwendigste. Sie sind dafür verantwortlich, dass Menschen, die sich in Wien im Hobbybereich sportlich betätigen wollen, nur Steine in den Weg gelegt werden. Und Sie sind dafür verantwortlich, dass man vom Spitzensport und von der Förderung des echten Spitzensports in Wien Welten beziehungsweise meilenweit entfernt ist. Daher sacken wir natürlich auch im internationalen Vergleich immer weiter ab, weil unsere Sportlerinnen und Sportler nicht die Möglichkeit haben, entsprechend zu trainieren. In Anbetracht dessen fordere ich Sie auf, endlich ein komplettes Umdenken einzulegen! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, gebe ich bekannt, dass Frau GRin Spielmann ab jetzt für den Rest des Tages entschuldigt ist. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ornig, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Ich bin gerade ein bisschen sprachlos. Die FPÖ hat es gerade tatsächlich geschafft - wobei ich nicht weiß, wer Kollegen Krauss die Rede geschrieben hat -, dass eine gesamte Rede gehalten wird, ohne dass ein Mal "Ernst- Happel-Stadion" gesagt wird. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Aber auch, ohne "Ausländer" zu sagen.) Ohne "Ausländer" zu sagen. Okay, das kann man schon einmal als gut betrachten. Absurd dabei ist aber, dass hier Attribute wie traurig, blamabel - und ich weiß nicht, was noch alles - in den Mund genommen werden, wobei doch meiner Meinung nach einzig und allein die Tatsache traurig und blamabel ist, dass man es von Seiten der FPÖ als einzige Fraktion, glaube ich, in der gesamten Legislaturperiode geschafft hat, ein einziges Mal beim Landessportrat zu erscheinen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Für all das, was hier von Kollegen Krauss kritisiert wurde - jetzt geht er, ist eh klar -, gibt es Lösungen. All das haben wir längst im Landessportrat besprochen. Es ist de facto im Moment in den Sport so viel ... (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Herr Kollege Guggenbichler! Melden Sie sich zu Wort, wenn Sie hier verbalen Brechreiz haben, aber machen Sie es bitte da oben! Wir machen hier exzellente Arbeit im Sportbereich. Wir investieren so viel wie nie zuvor in die Wiener Sportstätten, und es bewegt sich so viel wie nie zuvor. Und ich bin sehr stolz und dankbar, erstens, Teil des Landessportrates zu sein und zweitens, in dieser Legislaturperiode so viel am Sport mitgestalten zu dürfen. Tatsächlich würde ich jetzt gerne zu dem sprechen, was wir heute hier besprechen werden, nämlich das erste energieautonome Fußballstadion. Ich sage jetzt bewusst einmal Fußballstadion, denn eigentlich ist das Ernst-Happel- Stadion so viel mehr, und darauf möchte ich dann auch noch eingehen. Wir alle wissen: Das Ernst-Happel-Stadion ist in den 30er Jahren erbaut worden. In den 50er Jahren ist es dann noch einmal um 3 Ränge aufgestockt worden. Und Mitte der 80er Jahre hat es sein jetzt charakteristisches Erscheinungsbild mit diesem berühmten denkmalgeschützten Dach bekommen. In dieser Form wurde es 1986 eröffnet, und es freut mich sehr, dass Österreich beim damaligen Eröffnungsspiel gegen Deutschland 4:1 gewonnen hat. Heute reden wir über diesen so wichtigen Tagesordnungspunkt, und wie wir alle wissen, hat Österreich gestern auch gewonnen. Das ist ein gutes Omen, und ich freue mich sehr über dieses Projekt! Und ich gratuliere natürlich unserer Nationalmannschaft! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) In den 90er Jahren wurde sozusagen die Mantelnutzung ausgebaut. Es kamen Büroräumlichkeiten dazu. 1992 wurde es von "Praterstadion" auf "Ernst-Happel-Stadion" umbenannt. 1995 - das kann man sich heutzutage gar nicht vorstellen - hat dort ein Champions-League-Finale stattgefunden, das wir auch voller Stolz ausgetragen haben. Für die EM 2008 wurde das Stadion noch einmal saniert. Warum zähle ich all das auf? Was will ich damit sagen? - Das Happel-Stadion war nie ein statisches Stadion. Das Ernst-Happel-Stadion war ständig ein Ort der Erneuerung. Es war ständig ein Ort der Nachbesserung, des Anpassens an Modernität und des Anpassens an modernste Richtlinien. Und genau das beschließen wir auch heute. Ich möchte aber noch einmal zurückgehen. Was wurde denn nach der EM 2008 sehr lange diskutiert? Es ging immer wieder um das Thema Nationalstadion. Und auch wenn ich es besonders toll finde, dass im Moment unsere Nationalmannschaft wieder reüssiert, muss man sich trotzdem die blanken Zahlen anschauen, denn das Happel- Stadion ist sehr viel mehr als ein Fußballstadion. Jetzt nenne ich einmal die durchschnittlichen Besucherzahlen bei Länderspielen. Man sieht, dass es da extreme Schwankungen gibt. 2011 hatten wir im Durchschnitt noch 41.000 BesucherInnen bei Länderspielen, einen Tiefpunkt gab es 2017 mit durchschnittlich 18.000 BesucherInnen. Darauf basierend kann eine redliche Stadtverwaltung hinsichtlich der Finanzierung natürlich nicht sagen, wir bauen jetzt nur für den Fußball ein komplett neues Stadion, das im Hinblick auf die modernen Ansprüche der heutigen Zeit 1 Milliarde EUR kostet. - Wenn sich ein Scheich, ein Oligarch, ein sonstiger Mäzen oder wer auch immer findet, der sagt, dass er hier ein Stadion ohne öffentliche Mittel um 1 Milliarde EUR baut, dann kann er das sehr gerne tun! Wir als Stadtregierung werden hier allerdings einen anderen Weg gehen. Ich finde diesen heutigen Beschluss sehr stark, weil er besagt: Wir bekennen uns zum Ernst-Happel-Stadion. Wir bekennen uns zu dem, was die Bestandsanalyse ganz klar ergeben hat, nämlich dass dieses Stadion bis 2060 in einem sehr guten Gesamtzustand bleiben wird und dass die Bausubstanz auch sehr gut ist. Wir haben jetzt mehre Möglichkeiten: Zunächst schaffen wir Energieautonomie. Darauf wird mein Kollege Gara später noch sehr intensiv eingehen. Weiters werden wir überprüfen, was man im sportlichen Bereich und vor allem im Veranstaltungsbereich hier schaffen kann. Mit dem heutigen Beschluss schaffen wir auch die Rahmenbedingungen für erneuerte Trainingsplätze. Es werden sechs neue Plätze gebaut werden, die an die derzeit aktuellen Maße angepasst sind, davon vier Naturrasenplätze und zwei Kunstrasenplätze. Natürlich wird die Flutlichtanlage mit energieeffizienten LEDs und hoher Leuchtkraft ausgestattet. Und als Highlight werden wir neben den Maßnahmen zur Energieautonomie auch die Errichtung eines neuen Daches nach modernsten Vorgaben prüfen, um das Happel- Stadion für Konzerte, aber auch Sportveranstaltungen komplett zu überdachen. In der Mitte soll - wie aus amerikanischen Stadions bekannt - ein fetter Video-Cube angebracht werden, um auch diesbezüglich auf modernstem Standard zu sein. Warum tun wir das? - Das tun wir natürlich, weil hier Fußballspiele stattfinden, wir müssen aber auch etwas differenzieren. Das Happel-Stadion hat eine direkte Wertschöpfungskette von lediglich 18 Prozent aus Fußball- Länderspielen. Dabei handelt es sich um knapp 20 Millionen EUR. Die restlichen 80 beziehungsweise ein bisschen über 80 Millionen EUR kommen jedoch aus Open-Air-Konzerten. Darüber diskutiert man leider nie, wir brauchen aber auch Veranstaltungsstätten in Wien, die für Open-Air-Konzerte in dieser Größenordnung Platz bieten können. Diese Möglichkeit macht das Ernst-Happel-Stadion jetzt schon sensationell, wir glauben aber, dass wir mit der Überdachung einen zusätzlichen Boost erreichen können. Zudem hat das natürlich einen Impact auf den Tourismus. Wir wissen, dass bei den Open-Air-Konzerten im Happel-Stadion im Durchschnitt 50 Prozent der Besucher aus Wien und knapp 20 Prozent aus den Bundesländern kommen. Immerhin kommen aber über 30 Prozent aus dem Ausland, insbesondere von unseren direkten Nachbarn, also aus Ungarn, Tschechien und der Slowakei, weil wir wirkliche Event-, Veranstaltungs- und Konzert-Highlights in diesem Stadion durchführen können. Jetzt komme ich noch zur Umsatzverteilung bei der derzeitigen Auslastung. Lediglich 3 Prozent entfallen auf den ÖFB und 4 Prozent auf sonstige Quellen. 93 Prozent kommen jedoch von Open-Air-Veranstaltungen. Im Hinblick darauf meine ich, dass man da klar ansetzen muss. Wir dürfen diesen Fokus nicht unterschätzen und nie aus den Augen verlieren, dass wir in diesem Zusammenhang nicht nur über ein Fußballstadion, sondern über eine Veranstaltungsstätte diskutieren. Wie geht es jetzt weiter? - Wir beschließen hier heute einmal bauliche Maßnahmen zur Energieautonomie. Wir beschließen den finanziellen Rahmen für die Überdachung. Was wir auch beschließen, ist, dass wir hier einen Partizipationsprozess starten. Dieser ist mir besonders wichtig. Ich will jetzt nicht sagen: "That's it!" Vielmehr gehen wir ganz klar den Schritt, dass wir mit allen Stakeholdern, mit der Sportverwaltung, der Gastronomie, der Politik, und so weiter, darüber sprechen, was dieses Stadion in Zukunft leisten können soll und wie es sozusagen State of the Art sein kann. Für mich persönlich - und das ist meiner Meinung nach auch die Haltung der Stadtregierung - ist das ein völlig offener Prozess. Es kann in die Richtung gehen, dass wir sagen, wir werden jetzt Austragungsstätte für alle Fußballspiele in ganz Österreich. Das wird, glaube ich, nicht passieren, ich stelle das aber jetzt einmal abstrakt dar. Es kann aber auch eine reine Konzert-Location sein. Es kann sein, dass wir den gesamten Gastronomiebereich renovieren. Es kann sein, dass wir die Kabinen neu bauen. Es kann sein, dass wir größere VIP-Klubs und VIP- Tribünen brauchen. Es kann sein, dass wir die gesamte Tribünensituation völlig neu gestalten. Das ist ein völlig offener Prozess. Ich freue mich wahnsinnig über diesen Prozess. Wir haben das in fachkundige Hände gelegt: Urban Innovation Vienna wird diesen Prozess begleiten, und dieser startet noch heuer, weil wir mit dem Bekenntnis zu diesem Stadion und dieser Veranstaltungsstätte zeitnah schon die richtigen Maßnahmen setzen wollen. Ich freue mich sehr, dass wir dieses Geld in die Hand nehmen werden. Ich freue mich sehr auf ein schöneres, moderneres Ernst-Happel-Stadion und noch weitere 30 Jahre mit schönen Erinnerungen und schönen Erfolgen, wie wir auch gestern einen erleben durften. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Arsenovic, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Maxi Krauss ist jetzt leider nicht da. Deswegen werde ich jetzt nicht viel auf seine Ausführungen eingehen. Ich möchte aber gerne einen Punkt erwähnen, vielleicht kann man ihm das ausrichten. Wenn wir heute einen Sportakt über 100 Millionen zusätzliche Finanzierung beschließen, dann hält das Argument nicht, wenn er sagt: Wir geben nur 70 Millionen im Jahr aus. Das wollte ich nur gesagt haben. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Ich möchte das aber positiv formulieren und die Einladung wirklich noch einmal an den Landessportrat aussprechen, aber dazu komme ich vielleicht eh noch einmal im Detail. Ich weiß nicht: War jemand von euch gestern im Prater? War jemand dort? (GR Marcus Gremel, MBA: Ich war dort!) Ja. Das habe ich gewusst! Ich beneide dich fast ein bisschen! Ich war leider nicht dort, ich konnte aber den größten Teil zumindest im Fernsehen anschauen. Solche Matches schaue ich mir gerne im Sender des Gegners an, in diesem Fall war es ZDF, und gestern - das brauche ich jetzt eh nicht zu sagen - war das besonders spannend, und ich habe es besonders genossen. Interessant war für mich auch, dass der Moderator im ZDF Wien extrem gelobt hat. Er hat so über die Stadt gesprochen, dass ich mir schon gedacht habe, dass er ein Angestellter von WienTourismus ist. Er hat über das Österreichische Nationalteam gesprochen, er hat aber auch über das Stadion und lustigerweise auch über das Dach des Stadions gesprochen. Das war unglaublich positiv, es war sehr angenehm, das anzuhören, und es war für mich überraschend, dass er auch über die Dachkonstruktion des Stadions gesprochen hat - Da habe ich mir gedacht: Wenn du nächstes Mal vom nächsten Match berichtest, dann wirst du sicherlich berichten, dass wir Europameister sind. (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Moment! Er wird nicht vom ÖFB-Nationalteam berichten. So weit sind wir vielleicht noch nicht, um Europameister zu sein! Er wird aber sicherlich sagen müssen, dass wir im Hinblick auf das Ernst-Happel-Stadion Europameister sind, denn das wird ein europameisterliches Stadion sein, wie es ein solches in Europa sonst nirgendwo anders geben wird! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich sage gleich, warum: Wir stellen nämlich die Energieversorgung des Ernst-Happel-Stadions auf komplett neue Beine. Ab 2024 wird, wie alle wissen, die den Akt gelesen haben, eine Photovoltaikanlage errichtet, mit der der gesamte Stromverbrauch des Stadions gedeckt wird. Beziehungsweise muss ich mich korrigieren: Es geht nicht nur um das Stadion, sondern es wird ein Energieplus geben. Die Photovoltaikanlage wird eigentlich ein Kraftwerk sein, es wird nämlich so viel produziert werden, dass auch die umliegenden Gebäude, in diesem Fall vor allem das Stadionbad, mit Strom versorgt werden. (GR David Ellensohn: Es wird ganz einfach grüner!) Ja. Es wird grüner. Es wird aber wirklich einzigartig in Europa sein, dass es ein energieautarkes Station gibt, ein Energie-Plus-Stadion und damit einen Europameister. Und ich muss sagen: Was die klimafitte Sanierung der restlichen Sportflächen in Wien betrifft, da sind wir nicht Europameister, sondern da sind wir sogar Weltmeister. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich sage noch einmal: Es tut mir sehr leid, dass Maxi Krauss nicht da ist, denn ich würde ihm das wirklich gerne zeigen, vielleicht später, aber lassen wir das jetzt. Die Stadt Wien hat eine Sportfläche von zirka 10 Millionen Quadratmetern. Um dafür ein Gefühl zu haben: Das ist fünf Mal die Fläche des 8. Bezirks. Dabei zähle ich jetzt aber den Prater und die Donauinsel nicht mit, sondern meine nur richtige Sportflächen. Ein Drittel davon wird von der Stadt Wien selbst verwaltet, von der MA 51, vom Sportamt, und wie ihr euch vorstellen könnt, müssen diese Anlagen verwaltet und in Schuss gehalten werden. Diese müssen aber natürlich auch immer wieder für neue Sportarten hergerichtet und adaptiert werden beziehungsweise manchmal auch, wie gesagt, generell neu errichtet werden. Wir sprechen dabei von 17 großen Sporthallen, von 13 Jugendsportanlagen und von 151 verpachteten Anlagen. Das sind, was mich natürlich besonders freut, größtenteils Fußballanlagen, die aber mehrere Fußballplätze haben. Man kann sich also vorstellen, von welcher Fläche man da spricht! Zudem wächst die Stadt und entwickelt sich weiter, und die Sportanlagen müssen, vor allem natürlich auch energietechnisch, neue Bedürfnisse erfüllen. Außerdem hypen auch neue Sportarten, das vergisst man oft, und ich sage nur für alle jene, die es nicht wissen: Wir sind zum Beispiel im American Football Europameister. In Anbetracht all dessen hat StR Hanke bereits 2018 unter Rot-Grün einen Sportstätten-Entwicklungsplan in Auftrag gegeben. Das heißt: Jede Wiener Sportanlage wurde komplett durchgecheckt. Der bauliche Zustand wurde überprüft, es wurde ermittelt, was saniert werden muss und welche Anlagen unter Umständen generalsaniert oder gar komplett erneuert werden müssen. Es ging darum, wo eventuell der Bedarf nach der Erweiterung einer Sportstätte oder nach einem Neubau besteht. Herausgekommen ist das größte Investitionsprojekt, das es in diesem Bereich in Wien jemals gab. Und was mich als Grünen besonders freut, ist, dass bei der Sanierung und natürlich auch bei der Neuausrichtung dieser Sportanlagen der Sport und die Energieeffizienz immer Hand in Hand gehen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) 2020 haben wir dann vereinbart, dass bei jeder Sportinvestition, bei der Infrastruktur und allen zukünftigen Sportgebäuden bereits beim Bau, natürlich aber dann auch im Betrieb hinsichtlich Klimafitness, Nachhaltigkeit, Energieverbrauch, et cetera immer alles dem State of the Art entsprechen muss, also immer alles auf dem neuesten Stand der Technik sein muss. Dieser Pfad wird eingehalten und fortgeführt, und deswegen möchte ich mich an dieser Stelle auch bei meinen Nachfolgern bedanken, die diesen Pfad fortgeführt haben. Darüber freue ich mich, und ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken, dass dieser Pfad so fortgeführt worden ist, wie wir ihn 2018 eingeleitet haben. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.) Im Rahmen dieses Sportstätten-Entwicklungsplanes "Sport.Wien.2030" haben wir insgesamt 150 Millionen EUR in die Verbesserung der Sportstätten investiert. Deswegen verstehe ich auch nicht, woher Kollege Maxi Krauss die Summe hat, die er genannt hat! Neben der Sanierung des Stadions, über welche Kollege Ornig bereits sehr ausführlich gesprochen hat, haben wir zum Beispiel auch die multifunktionale Sport Arena, übrigens auf dem Platz des Dusika-Stadions, gebaut. Das Stadionbad hat jetzt ein zusätzliches 50 m-Becken und ein mobiles Dach. Wir haben 3 der 6 großen Rundhallen bereits fertig saniert. Außerdem haben wir bisher schon 30 Vereinssportanlagen, größtenteils - wie gesagt - Fußballanlagen, saniert. Für mich markiert dieses aktuelle Bauprojekt Wiener Stadion die nächste Etappe des Investitionsprogrammes, und ich sage es noch einmal: Das wurde gestern im Landessportrat von allen Fraktionen - von allen Fraktionen, was mich sehr freut - einstimmig angenommen. (GR Kurt Wagner: Auch von den Vereinen und Verbänden!) Ja. Auch die Vereine und die Dachverbände haben dem einstimmig zugestimmt. Gleichzeitig wurde neben dem Stadion auch ein weiteres Maßnahmenpaket auf Schiene gebracht, nämlich die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf allen neuen Gebäuden und auf den alten Gebäuden überall dort, wo es halt möglich ist. "Raus aus Gas" ist ein wichtiger Punkt. Das heißt, es wurde beschlossen, dass überall Luftwärmepumpen eingebaut werden, wodurch natürlich die monatlichen Betriebskosten gesenkt werden, wovon besonders die kleinen Vereine profitieren. Als Funktionär eines Fußballvereines weiß ich genau, wovon ich spreche. Es ist ganz wichtig, dass auch die Energiekosten für die Vereine, die ja Pächter dieser Anlagen sind, sinken. Außerdem wurde auch die thermische Sanierung aller Bestandsgebäude beschlossen, was im Winter eine Reduzierung von Wärmeverlust und gleichzeitig im Sommer einen Hitzeschutz bringt. Wichtig ist auch der Umbau auf LED-Beleuchtung beziehungsweise die Errichtung von neuen LED-Beleuchtungsanlagen zur Erhöhung der jetzt zur Verfügung gestellten Kapazitäten. Der Spielbetrieb ist dann natürlich länger möglich, denn bekanntlich ist es für die Nachbarn nicht immer sehr angenehm, wenn die Lichtanlage von einem Fußballplatz leuchtet. Mit der LED- Beleuchtung geht das viel besser, man kann jetzt zumindest bis 22 Uhr problemlos trainieren, weil eben die Behelligung der Anrainer durch Blendung wegfällt. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Errichtung von Kunstrasenplätzen, und dabei war es uns besonders wichtig, dass all diese neuen Kunstrasenplätze natürlich mit mikroplastikfreier Verfüllung gebaut werden. Das erhöht natürlich auch die vorhandenen Kapazitäten. Das heißt, man kann im Winter gut durchtrainieren, es gibt eine durchgängige Bespielbarkeit von in der Früh bis am Abend, und natürlich senkt das auch den Wasserverbrauch, weil man Kunstrasenplätze nicht bewässern muss. Und auch wichtig, wir haben durchgesetzt, dass es die höchste Klimazertifizierung Gold für fast alle Neubauten gibt. Das heißt, es werden jetzt viele Bauten auf den Fußballplätzen auch in Holzbauweise gebaut, mit begrünter Fassade, mit begrüntem Dach, oft sogar mit Nistplätzen für eine Vielzahl von Vögeln, wo immer es möglich ist. Wir reden da gerade von 80 Baustellen, die gerade klimafit umgesetzt werden. Alle, die meine Social-Media- Aktivitäten mitbekommen, wissen, dass ich wirklich jede Woche auf 2 bis 3 Sportplätzen bin, meistens natürlich auf Fußballplätzen - es lebe das Wiener Unterhaus. Und ich habe mir alle diese 80 Sportplätze angeschaut, aber nicht nur angeschaut, was dort passiert, sondern ich habe natürlich auch mit allen Obmenschen der Vereine oder mit Sportfunktionären dort gesprochen, wie es ihnen geht, was sie brauchen, ob das passt für sie, was sie gerne hätten. Und ich sage euch wirklich, dass das Feedback so positiv ist, dass es eine annähernd 100-prozentige positive Feedback-Rate von den Vereinen gibt. - Und die sind nicht immer leicht, jeder, der mit mir in einer Fußballkantine ist, irgendwo in der 1. Klasse, wird mir das bestätigen. Aber überall dort, wo gerade etwas passiert, und wie gesagt, das sind 80 Anlagen, ist das Feedback extrem positiv. Deswegen möchte ich mich ganz besonders natürlich bei Anatol Richter und seinem Team in der MA 51 bedanken, dem Sportamt Wien, die diese 80 Baustellen gerade managen müssen. Das ist eine ganz schöne Hackn. Ich möchte mich aber auch bei StR Hanke und seinem gesamten Sportteam bedanken. Ich möchte mich aber auch - und uns ein bisschen auf die Schulter klopfen - bei allen Fraktionen bedanken, die im Landessportrat sind, einerseits für die gute Zusammenarbeit, aber natürlich auch für den Willen, im Sport abseits von Parteipolitik etwas weiterzubringen, für die Einstimmigkeit. Ich glaube auch, in Zeiten wie diesen ist das nicht immer eine Selbstverständlichkeit. - Danke auch dafür. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Kurt Wagner.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Mag. Arnoldner zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GRin Mag. Bernadette Arnoldner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen! Liebe Wienerinnen und Wiener! Ich glaube, wir freuen uns wirklich alle nicht nur über den gestrigen Sieg, und an dieser Stelle gratuliere ich natürlich auch ganz herzlich dem Österreichischen Nationalteam zu seinem Sieg, sondern auch, dass endlich Bewegung in die Causa Ernst-Happel-Stadion kommt. Zwar wurde jetzt dem jahrelangen Wunsch des ÖFB nach einem Neubau des Stadions nicht nachgekommen, dafür wird aber nun endlich mit der Sanierung begonnen. Und das ist ein sehr wichtiger Schritt für den Sport in Wien, denn es sollen ja nicht nur österreichische Länderspiele dort in Zukunft stattfinden, die müssen auch zukünftig stattfinden, und das ist einfach für eine Bundeshauptstadt sehr, sehr wichtig. (Beifall bei der ÖVP.) Die Sanierungskosten liegen bei knapp über 100 Millionen EUR, insgesamt 101,6 Millionen EUR sind veranschlagt. Wir hoffen wirklich, dass diese Kosten nicht wie aktuell bei der Sport Arena Wien explodieren, das werden wir ganz genau beobachten. Neben der Sanierung des Ernst-Happel-Stadions investiert die Stadt in weitere Sportstätten, und das ist wirklich gut so. Im Oktober hat nämlich der Stadtrat den Sportstätten-Entwicklungsplan präsentiert und ein Investitionsprogramm für den Ausbau und die Modernisierung der Sportstätten gebracht. Jetzt ist aber für uns natürlich wichtig, zu wissen, wie schaut der Status quo aus, nicht nur in einer Folie, sondern auch wirklich in Zahlen, Daten, Fakten, in den Details, wie weit man gekommen ist, wie erfolgreich man damit ist. Und hierfür haben wir ja auch Anfang September eine Anfrage gestellt, und gestern, also zehn Wochen später, haben wir auch eine Beantwortung bekommen. Die ist nur leider sehr knapp ausgefallen, und es wurde auf das Protokoll der Landessportratssitzung im September verwiesen. Das haben wir übrigens letzte Woche bekommen. Wir wollen aber weiterhin wissen, wie viel von den 15 Millionen EUR denn bereits investiert worden sind, in welche Sportstätten. Wir haben es vom Vorredner gehört, was alles geplant worden ist. Das wollen wir auch wirklich messbar wissen, wie weit man denn mit diesem Entwicklungsplan bereits gekommen ist. Wie viel Prozent wurden denn in jene Sportstätten investiert, die bereits vollständig saniert worden sind? Wo gibt es zusätzlichen Bedarf? Gibt es Projekte, die von diesem Jahr auf das nächste Jahr verschoben worden sind? In der gestrigen Landessportratssitzung - die im Übrigen immer sehr konstruktiv ist, wofür ich mich auch an dieser Stelle bedanken möchte - wurden auch sehr viele Projekte wieder präsentiert, dass tatsächlich was weitergeht. Jedoch werde ich diese Anfrage erneut an Sie, Herrn Stadtrat, stellen, im Sinne der Transparenz, damit wir auch im Detail die Zahlen, Daten, Fakten in Erfahrung bringen können und damit alle Menschen, die daran interessiert sind, auch wissen, wie es um ihre eigene Sportstätte steht. (Beifall bei der ÖVP.) Denn es gibt auch viele andere Sportstätten, die an aktuellen Beispielen darlegen, dass es ganz wichtig ist, dass wir alle darauf schauen, wie beispielsweise bei der Eissporthalle Steffl Arena. Da wurde nämlich im Juli medial verkündet, dass diese Eishalle grundsätzlich und umfassend saniert wird und ab Ende Juli sollte eine temporäre Kühlanlage dort den reibungslosen Betrieb garantieren. Am 2. Oktober gab es dann ein sehr wichtiges Spiel der Vienna Capitals gegen Red Bull Salzburg und das musste auf Grund eines technischen Defekts bei der Einkühlung abgebrochen werden. Das ist natürlich sehr schlimm, und deswegen auch meine Anfrage, ob denn dieses temporäre Kühlsystem tatsächlich überhaupt installiert worden ist. Die Antwort ist noch ausständig, und ich bin sehr gespannt, wie sie ausfallen wird. Auf Grund des desolaten Zustands mussten ja die Vienna Capitals im vergangenen Jahr nach Bruck an der Leitha ausweichen. Es ist gut, dass sie wieder in ihrer Heimstätte zurückkommen konnten, das Glück haben viele andere Vereine nicht, wie beispielsweise der Handballverein Wien West. Der hat letzte Saison den Meistertitel geholt, aber auf Grund einer fehlenden Halle musste sich der Handballverein jetzt als amtierender Meister aus diesem Profibetrieb zurückziehen. Das ist sehr, sehr schade. Wir haben auch andere Sportarten, die viel zu wenig präsent sind, es gibt eine Vielzahl von anderen Sportarten, von denen man gar nicht weiß, dass sie so erfolgreich sind. Ende Oktober hat beispielsweise eine Sportart einen Europatitel gewonnen, von der, glaube ich, keiner träumen hätte können: Das Österreichische American-Football-Team hat den Europatitel geholt, ein historischer Moment, der die Vielfalt und Qualität des österreichischen Sports unterstreicht. Und diese Vielfalt muss einfach auch eine breite politische Unterstützung und Anerkennung bekommen. (Beifall bei der ÖVP.) Um dem von Wien selbst verliehenen Titel als Sportstadt gerecht zu werden, sind natürlich kontinuierlich Anstrengungen notwendig und Maßnahmen erforderlich. Jede neue Sportfläche, jeder neue Sportplatz, jede neue Sporthalle wird in dieser Stadt auch dringend benötigt. Und wir müssen da alle an einem Strang ziehen, das ist ganz, ganz wichtig. Neben dem Neubau müssen natürlich auch bestehende Flächen viel besser ausgelastet werden. Und das geht ganz einfach, wir haben schon sehr oft darüber berichtet, das war auch ein Antrag von der ÖVP-Fraktion. Es stehen ganz viele Turnsäle in den städtischen Schulen leer und werden nicht ausreichend für Sportvereine zur Verfügung gestellt. Und schuld daran ist die nicht zeitgemäße Art der Turnsaalvergabe. Wir fordern ja schon sehr lange ein Online-Buchungssystem, um endlich eine einfache und transparente Form der Turnsaalbuchungen für Vereine und Hobbysportlern anzubieten. Es soll klar ersichtlich sein, welche Sportflächen zur Verfügung stehen, zu unterrichtsfreien Zeiten, an schulfreien Tagen, an Wochenenden sollen diese auch geöffnet werden. Und ich freue mich wirklich sehr, dass jetzt unserer Forderung nachgekommen und aktuell an der Umsetzung gearbeitet wird. (Beifall bei der ÖVP.) Danke dafür auch an die MA 51, und das sage ich auch im Namen aller Sportlerinnen und Sportler. Es ist wichtig, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Sportpolitik auf professionelle und nachhaltig stabile Beine zu stellen, denn die Fläche der Sportstätten ist pro Einwohner in Wien in den letzten 10 Jahren zurückgegangen, nämlich um 11 Prozent, und die Anzahl und der Zustand sind noch nicht ausreichend für den Freizeit-, aber auch den Spitzensport. Sport ist wichtig für unsere Gesundheit, für jeden von uns, unter anderem beugt er Adipositas, Übergewicht und psychischen Krankheiten vor. Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher sind übergewichtig, jedes dritte Kind ist zu dick, Tendenz steigend. Bereits im Alter von acht Jahren sind jeder dritte Bub, jedes vierte Mädchen übergewichtig oder adipös, und das bedeutet in Folge eine Zunahme von kardiovaskulären Erkrankungen, von Diabetes sowie eine verkürzte Lebenserwartung. Die Stadt Wien hat hier eine wichtige Verantwortung zu übernehmen, und wir müssen die Rahmenbedingungen für den Sport zur Verfügung stellen. Dafür braucht es noch viel Attraktivierung und mehr Möglichkeiten an Sportflächen, damit Menschen einer sportlichen Betätigung nachkommen können. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Sport muss in Wien noch mehr Stellenwert bekommen. - Vielen lieben Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Rychly zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GRin Yvonne Rychly (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich darf Sie ein bisschen auf eine Zeitreise mitnehmen. Wir haben am 11.7.1931 unser Wiener Praterstadion eröffnet, und es haben jetzt schon öfter, wie auch heute gehört, Umbauten stattgefunden. 1988 wurde, so wie sie heute ist, die Dachkonstruktion dazugebaut, und wir haben dadurch schon damals Geschichte geschrieben. Der letzte größere Umbau fand 2008 vor der UEFA-EURO statt. Wir haben es dann auch noch 1993 in Ernst-Happel-Stadion unbenannt, so wie es heute noch heißt. 15 Jahre später gab es seitens der Stadt Wien, also von unserer Seite her, Überlegungen, was können wir in unserem Ernst-Happel-Stadion noch besser machen, und die Umsetzungsmaßnahmen haben stattgefunden. Ich kann Ihnen berichten, dass das Ernst-Happel-Stadion sicher und gebrauchstauglich ist, das wurde von allen Statikern so bestätigt, es wird laufend durch Sachverständige geprüft. Auf Grund des guten Zustandes - es wurde 1931 errichtet - ist es möglich, das Stadion mit sehr geringen finanziellen Mitteln umzubauen. Betreffend Denkmalschutz brauchen Sie keine Bedenken haben. Der 1. und 2. Rang und das Dach stehen unter Denkmalschutz, nachdem der 3. Rang das Dach stützt, kann man den nicht isoliert betrachten, sondern wird in einem betrachtet. Um für die zukünftigen Adaptierungen und auch für die laufenden Sanierungen genauere Grundlagen und Detailergebnisse zu haben, wird derzeit die Erstellung eines digitalen Zwillings des Ernst-Happel-Stadions umgesetzt. Das hat es noch nie gegeben. Hier wird mit unzähligen Messpunkten ein 3D-Detailsbild des Ernst-Happel-Stadions erstellt. Dadurch können genauere Details von jedem Teil des Stadions komplett nachempfunden und visualisiert, überprüft und auch vermessen werden. Darüber hinaus wurden alle vorhandenen Stadionpläne erfasst und auch digitalisiert. Dadurch kann bei der Fertigstellung anhand des digitalen Zwillings auch überprüft werden, ob und in welchen Bereichen das Ernst-Happel-Stadion von den Bestanddetails abweicht. Es wird auch möglich sein, die jeweiligen Bauteile exakt im 3D-Modell abzumessen und so zum Beispiel ohne großen Aufwand Ersatzteile zu bestellen. Für die Ermittlung der Umsetzbarkeit zur Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stadions ist dieses Modell unabdingbar und für uns sehr wichtig. Darüber hinaus wurde auch ein Partizipationsprozess für die zukünftige Entwicklung des Ernst-Happel-Stadions gestartet. Hier sollen alle Player, die derzeit schon das Ernst-Happel-Stadion nutzen, eingebunden werden, wie zum Beispiel ÖFB, Konzertveranstalter, Landesverbände, und viele mehr. Dieser Prozess umfasst derzeit fünf Schritte: Einholung aller Wünsche der Stakeholder und der NutzerInnen, Prüfung der Machbarkeit der technischen Dinge, Prüfung der Vereinbarkeit, Berechnung der jeweiligen Kosten und natürlich auch Gespräche betreffend Kostenübernahme. Wir haben, wie schon berichtet, auch ein energieautarkes Ernst-Happel-Stadion, seit 2007 ist es auch EMAS-zertifiziert. Der sportliche Mehrwert ergibt sich aus der Generalsanierung beziehungsweise Adaptierung dieses Stadions und der Trainingsplätze. Im Rahmen der Baumaßnahme und im Zuge der ökologischen Maßnahmen werden 6 der 11 Trainingsplätze erneuert und mit den Maßen 105 mal 68 bundesligatauglich sein. Anschließend sollen die Flutlichter auf LED umgerüstet und die Leuchtstärke auf 250 Lux erweitert werden. Das ist wirklich sensationell, Sie werden dort Tageslicht haben, auch wenn es stockdunkel ist. Dann möchte ich noch zum Dach kommen, das die Konstruktion überdacht. Das Ernst-Happel-Stadion ist in einem wandelbaren Dach, mit welchem das gesamte "infield" bei entsprechender Witterung überdacht und ausgestattet werden. Eine Komplettüberdachung, die flexibel zu öffnen ist, bietet betriebliche Vorteile für alle Veranstaltungsformen, die im Stadion stattfinden - und ich denke, 2023 und weiter darüber hinaus sehr notwendig. Durch den Schutz vor Witterungseinflüssen wie Regen, Schnee oder extreme Hitze können Veranstaltungen unabhängig von der Wetterlage durchgeführt und Aktivitäten des Stadions als Veranstaltungsort noch mehr gesteigert werden. Um hier den nächsten Schritt zu setzen, soll eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Und die ist ganz spannend. Hier werden über 11.000 Photovoltaikmodule installiert, wodurch ein Ertrag von rund 4.000 MWh pro Jahr erwartet wird. Zusätzlich werden im Bereich der Trainingsplätze Wasserwärmepumpen, Erdkollektoren und 270 Erdsonden mit einer Tiefe von 150 m installiert - aber über diese genaueren technischen Details wird Ihnen noch mein Kollege Stefan Auer-Stüger berichten. Was auch zu berücksichtigen ist, ist die Lage des Ernst-Happel-Stadions: Im weitläufigem Naturareal des Erholungsgebietes des Wiener Praters, dennoch auch mitten in der Großstadt, denn wir wissen, dass wir mit der U- Bahn-Linie U2 in zehn Minuten im Herz unserer City sind. Deshalb ist es uns wichtig und verpflichtet uns im Sinne der künftigen Generationen, sehr behutsam und bedacht mit dem Umbau zu agieren. Wir empfinden es als Selbstverständlichkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht als Gegensätze zu betrachten, sondern der Umwelt und unseren Kindern zuliebe danach zu trachten, den errichteten Umweltstandard nicht nur zu bewahren, sondern laufend weiterzuentwickeln. Wir sagen, es ist nicht nur ein Fußballstadion und ein Sportstadion, es ist auch eine Veranstaltungsstätte. Ich erinnere mich gut zurück, ich war im August 1980 bei einer tollen Band, wo wir die meisten Zuseher im Stadion gehabt haben, und das war U2. Da war die Bühne rund, deswegen haben wir 70.000 Zuseher hineingebracht. Und es war ja nicht nur U2 ein tolles Konzert, es waren die Rolling Stones, Tina Turner, Die Drei Tenöre, Michael Jackson, und, und, und. (GR Mag. Josef Taucher: Pink Floyd!) Pink Floyd, ja, wurde mir gerade eingesagt. Also es fanden nicht nur in den vergangenen Jahren, sondern laufend, auch heuer schon tolle Konzerte in unserem Ernst- Happel-Stadion, in unserer Veranstaltungshalle - Halle ist es ja noch nicht, es wir ja erst zu einer Halle, wenn wir das Dach dann zumachen können - viele Veranstaltungen statt. Ich danke unserem Kollegen Arsenovic, der schon von unserer gestrigen Sitzung berichtet hat, was wir alles mehr oder minder beschlossen haben. Ich möchte zum Kollegen Krauss noch sagen, nur vom Jahr 2022 bis 2024 werden 24 Sportanlagen saniert, 10 neue Funktionsgebäude auf modernsten Stand gebracht, 18 Kunstrasenplätze erneuert beziehungsweise neu errichtet, 15 Sportanlagen im Bestand saniert. Zur neuen Sport Arena Wien werden wir noch Gespräche führen, und das wird auch eine Top-Halle. Es wird mit allen Menschen dort gesprochen, und ich möchte noch anfügen, da es immer heißt, nein, der wird nicht dazugenommen, der auch nicht: Mit den Tennisverbänden war es ja so, der Tennisverband Wien hat eindeutig gesagt, das passt so, wie die Sport Arena wird, und der Tennisverband Österreich-weit sagt, das ist nicht weit genug. Also man muss schon auch sagen, dass sich die Verbände untereinander absprechen sollen und nicht immer dann alles auf Wien schieben oder auf die MA 51, dass wir irgendetwas nicht genau betrachten oder tun. Bei den Veranstaltungen nehme ich jetzt nur die letzten paar Jahre her. Wir haben tolle Veranstaltungen auch im sportlichen Bereich nach Wien geholt. Wir haben aus Kärnten unsere Beachvolleyball-Trophy geholt, wo sich keiner mehr vorstellen kann, dass das nicht in Wien stattfindet. Wir haben voriges Jahr "3x3 Basketball WM" nach Wien geholt - war ein tolles Ereignis, werden wir wieder fortführen. Wir haben auch nächstes Jahr die EuroGames 2024 für unsere Community. Wir machen etwas in Wien und wir werden immer mehr zur Welthauptstadt des Sportes in Wien, und das freut mich. - Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Mag. Nittmann zu Wort gemeldet. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat - er wird da irgendwo sein! Werte Kollegen! Wir haben jetzt sehr viel über das Ernst-Happel-Stadion gehört, das ist auch der Tagesordnungspunkt. Gar keine Frage, wir stimmen diesem Tagesordnungspunkt auch zu, aber ich möchte auch auf andere Sportstätten eingehen, und zwar auf eine ganz bestimmte und das ist der Postsportplatz. Ich bin Hernalserin, und deshalb liegt mir natürlich der Postsportplatz - aber nicht der Postsportplatz alleine, sondern das ist ein Kombipaket mit dem Postsportverein - sehr am Herzen. (GR Johann Arsenovic: Der gehört der Post AG!) - Ich weiß, dass es der Post AG gehört, aber ich will jetzt nur ein bisschen schildern, was das Schicksal dieses Postsportplatzes sein wird, wenn die Stadt Wien sich nicht einmischt. Ich weiß schon, wie da die Konstruktion ist, aber ich möchte einfach nur die Bedeutung dieses Postsportplatzes herausheben, nicht nur für Hernals - das ist die grüne Lunge von Hernals -, sondern in Wirklichkeit für ganz Wien und für den Sport in ganz Wien. Sport ist für uns nicht nur reine Freizeitbeschäftigung, sondern ist natürlich auch Teil unserer gesellschaftlichen Identität, Sportanlagen sind soziale Zentren. Der Sportplatz ist ein Ort, an dem Jung und Alt zusammenkommen, spielen, trainieren, sich unterstützen, also sicherlich ein gutes Mittel für die Integration. Und vor allem, Sport ist ganz wichtig für die Gesundheit - mein Vorredner Maximilian Krauss hat es eh gesagt -, Sport ist ein Bestandteil der Gesundheit. Den Postsportplatz gibt es seit fast einem Jahrhundert, ist fester Bestandteilt im 17. Bezirk. Viele nationale und internationale sportliche Erfolge haben ihren Ursprung am Postsportplatz. Das ist ein Ort, an dem 800 Kinder täglich trainieren, vor allem aus den umliegenden Schulen, Kinder, die dieses Areal für Trainingszwecke, für Schulturnunterricht nutzen. Der Postsportplatz steht, wie der Hans Arsenovic richtig gesagt hat, im Eigentum der Post AG, sprich, mittelbar dem Bund. Betrieben wird er vom Postsportverein, das ist ein selbstfinanzierter Verein, der auch meinem Wissen nach keine Unterstützungen der Stadt Wien bekommt. (GR Johann Arsenovic: Doch, ja!) - Aber ich glaube, er ist im Wesentlichen selbstfinanziert. Wir haben uns auch im Bezirk sehr für den Erhalt des Postsportplatzes eingesetzt. Es gab ja Pläne der Post AG, was man mit diesem Postsportplatz macht. Das Ganze ist dann gescheitert, ich glaube, weil man mit der Stadt Wien zum Thema Wohnbau nicht ganz eins geworden ist. Wir waren immer dagegen, dass die Sportflächen reduziert werden. Und wir stehen jetzt vor der Situation, dass die Post AG einen Pachtvertrag mit dem Postsportverein abgeschlossen hat, der 2027 abläuft, und es gibt derzeit keine Informationen der Post AG, was sie mit dem Areal vorhat. Das ist die eine Ausgangssituation. Die andere ist, wir haben natürlich ein Wiener Sportstättengesetz, das die Sportstätte an und für sich schützt, aber nicht das gesamte Areal. Und das ist für mich der wesentliche Punkt. Ein Teil, der von diesem Wiener Sportstättenschutzgesetz ausgenommen ist, ist der Teil, auf dem die Mehrzweckhalle steht, und genau diese Mehrzweckhalle ist in Wirklichkeit das Herz dieses Postsportplatzes. Fällt nämlich die Mehrzweckhalle weg, bleibt über - was natürlich auch wichtig ist - ein Sportplatz, an dem Tennis und im Wesentlichen Rasenfußball und Landhockey gespielt werden können. Diese Mehrzweckhalle ist aber sozusagen die Grundlage für den Hallensport, insbesondere die Bundesliga. Wir haben dort Sportarten wie Volleyball, Basketball und Handball, die wegfallen würden, sollte diese Mehrzweckhalle abgerissen werden. Auf Grund der Widmung, die derzeit dieser Bereich, auf dem die Mehrzweckhalle steht, hat, steht sie eigentlich kurz vor dem Abriss. Mit dem Abriss der Mehrzweckhalle und mit dem Wegfall dieser Sportarten, die auch über den Postsportverein sozusagen als Überorganisation betrieben werden, wäre eigentlich das Überleben des Postsportvereines nicht mehr gegeben. Über bleiben, wenn diese Mehrzweckhalle abgerissen wird, würde der Postsportplatz als Wiener Sportstätte, der ja nicht so leicht aufgelöst werden kann, aber ohne Betreiber, denn der Postsportverein würde diesen Rumpf nicht mehr betreiben, weil er sagt, er kann es ohne diese Mehrzweckhalle nicht betreiben. Und da sage ich, ich fordere von der Stadt Wien ein - ich weiß schon, dass das privatisiert worden ist -, wir müssen Lösungsmöglichkeiten über alle Parteien hinweg finden, um diesen Postsportplatz als das zu erhalten, was er jetzt ist: Ein Treffpunkt für Jung und Alt und letztendlich mit dieser Mehrzweckhalle und mit der Sporthalle auch als Grundlage für die Trainingseinheiten für die Bundesliga Volleyball, Handball, Basketball. Wenn man sagt, da habe ich kein Interesse, das ist mir wurscht, dann soll man das auch klar deklarieren, dann wäre aber auch die Frage, was machen wir mit dem Wiener Sportstättengesetz, wenn der Postsportverein diesen Postsportplatz nicht mehr weiter bespielt. Wer macht das dann? Dann habe ich zwar eine geschützte Sportstätte, aber was ist dann damit? Und da geht es mir darum, dass die Stadt Wien sich aktiv auch in die Gespräche einbringt, vielleicht einmal Kontakt mit der Post AG aufnimmt, dass man ein gemeinsames Konzept entwickelt, wie der Postsportplatz als das, was er jetzt ist, mit dem Postsportverein gemeinsam erhalten bleiben kann und welche Möglichkeiten es gibt, dass man die Post AG daran hindert, dass sie diese Mehrzweckhalle dem Verkauf preisgibt. Wir haben jetzt wahrscheinlich noch ein bisschen Zeit, weil die Immobilienbranche flachliegt, aber wir haben dort genau diese Widmung, die dafür geeignet ist, dass der nächste Immobilienspekulant kommt, diesen Teil kauft, die Mehrzweckhalle abreist und dort einen Wohnbau hinstellt. Auch wenn wir Wohnungen benötigen, steht mit dem Verkauf und dem Abriss dieser Mehrzweckhalle das Schicksal des Postsportplatzes auf dem Spiel, und das ist meine Frage an den Stadtrat: Wollen Sie das, wollen Sie das Schicksal des Postsportplatzes in ungewisse Hände legen? Ist es Ihnen egal? Soll die Mehrzweckhalle erhalten werden? Wenn Sie sagen, dafür haben wir kein Geld, es ist nicht in unserem Interesse, es liegt nicht in unserem Sportkonzept, dann hätte ich nur gerne eine klare Aussage, eine Aussage darüber, wie es im 17. Bezirk mit diesem Postsportplatz weitergeht. - Danke. (Beifall von GR Wolfgang Irschik.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Dipl.-Ing. Dr. Gara zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Spitzenleistung im Sport funktioniert nur mit höchster Energieeffizienz, und das, was für den Sport und für die SportlerInnen gilt, gilt letztendlich auch für die Sportstätten. Das ist auch genau der Hintergrund - der Hans Arsenovic hat das schon sehr schön ausgeführt -, warum wir hier eine umfassende Sanierung der gesamten Sportstätten vornehmen - du hast das schon im Detail erklärt -, die sowohl in Richtung Klimafitness geht, aber natürlich auch in Richtung der Energieeffizienz, denn das ist ein Maß der Dinge, um hier sehr intelligent mit den Ressourcen umzugehen, auch bei der Sanierung, um möglichst viel auch zu nutzen, was bereits im Bestand da ist, und diese Dinge auch weiterzuentwickeln - auch ein ganz wichtiges Prinzip der klimafreundlichen Stadt Wien in Richtung zirkuläres Wirtschaften. Das Ernst-Happel-Stadion wird energieautonom, und - wir haben es heute schon gesagt - damit sind wir Europameister, vielleicht noch nicht im Fußball, aber zumindest mit diesem Stadion. Die Photovoltaikanlage am Stadiondach, also an diesem Oval, ist das sichtbare Zeichen. Das heißt, die Dinge, die man immer sieht, die PV- Anlagen sieht man, vieles, was quasi im Untergrund gebohrt wird, sieht man nicht, aber das ist genauso wichtig, zu erwähnen, weil es Teil des gesamten Energiekonzeptes ist. Wir sprechen hier von einem gesamten Energiekonzept, also eine intelligente Vernetzung von Strom, Wärme, Nutzung der VerbraucherInnen Richtung Energieeffizienz, energieeffizienter Beleuchtung, et cetera. Dieses große Dach ist eine der größten Aufdachanlagen Wiens mit 4 Megawatt Peak. Was sind Megawatt Peak? Mit dem daraus erzielbaren Stromertrag lassen sich zirka 3.500 Haushalte mit Strom versorgen - um nur so ein Gefühl zu haben -, also eine sehr beträchtliche Menge. Und neben dieser Photovoltaikanlage am Dach werden auch 270 Erdsonden gebohrt, bis zu 150 m Tiefe, für Wärme und Warmwasser, also auch diese Umstellung erfolgt als nachhaltige, erneuerbare Energieversorgung. Auch ganz spannend, neben diesen Erdsonden, die in die Tiefe gebohrt werden, werden auch auf diesen Trainingsplätzen unter dem Kunstrasen sogenannte Erdkollektoren gegraben. Also man erntet quasi auch hier die Wärme, die im Sommer hier einstrahlt, um sie entsprechend zu speichern und dann auch für die Versorgung zu nutzen. Also all das zusammen - und inklusive dem Stadionbad, denn der Stromertrag auf diesem Dach ist mehr, als das Stadion alleine braucht - ist eben ein energieautonomes Kraftwerk. Das finde ich sehr cool, weil es ein wichtiges Symbol ist. Es ist ein wichtiges Symbol dafür, dass sich bestehende Gebäude in diese Richtung transformieren lassen, dass es möglich ist, auch bei bestehenden Gebäuden aus fossilen Energieträgern auszusteigen. Und gerade dieses Stadion hat eine sehr hohe Symbolwirkung, so wie ich es gesagt habe, da geht es um Spitzenleistung, da geht es um Sport, da geht es aber auch um Unterhaltung, also Konzerte. Diese Dinge sind kombinierbar, und es ist ein ganz wichtiges Beispiel und ein Leuchtturm für diese Klimaneutralität 2040 der Stadt. (Beifall bei den NEOS.) Vor diesem Hintergrund finde ich das ein sehr markantes Beispiel, wie wir vorgehen. Da möchte ich ganz besonders die Geschäftsführerin der Wiener Sportstätten Sandra Hoffmann erwähnen, denn sie war doch diejenige, die sich Gedanken darüber gemacht hat, wie man dieses Dach eigentlich nutzen kann. Denn eigentlich müsste man sich ja die Frage stellen, dieses Dach gibt es jetzt schon seit 2008 oder schon länger - 2008 war ja die Europameisterschaft in Wien -, und bis dato nicht genutzt. Aber das zeigt nun, wie auch hier sehr intensiv zusammengearbeitet, mitgedacht wird und diese Überlegung getroffen wurde, dass man in diesem Bestand - nachdem man abgesichert hat, wie lange dieses Dach hält, ob die Tragfähigkeit ausreicht, et cetera - Dinge nachrüsten kann. Und dieses Engagement auch der MitarbeiterInnen der Stadt finde ich wirklich großartig. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Kurt Wagner und GR Johann Arsenovic.) Ganz wichtig bei den gesamten Sanierungen und auch bei den Neubauten aller Sportstätten ist dieses Grundprinzip der Energieeffizienz, der Klimafitness und der Klimaneutralität als Teil der Planung und Teil der Umsetzung. So schaffen wir es auch, dass die Wiener Sportstätten diesen wichtigen Beitrag für die Dekarbonisierung unseres Energiesystems erreichen. Und, darf man auch nicht vergessen, diese Anlagen, die jetzt dann auf Basis von Erneuerbaren laufen werden, sind natürlich unabhängig von den Preissprüngen, was natürlich auch die Betriebskosten deutlich senkt und es für verschiedene Veranstalter auch attraktiver macht, Sportstätten in Wien auszuwählen, um hier entsprechende Wettkämpfe durchzuführen. Also es ist auch langfristig, aus einer wirtschaftlichen Perspektive ein großartiger Erfolg, und ich finde es ein wirklich sehr cooles Projekt und freue mich, wenn es hier eine doch geschlossene Zustimmung zu diesem Akt gibt. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Ellensohn zu Wort gemeldet. Du bist am Wort. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben in der - ich sage das vorher, weil ich das Geschäftsstück benenne und im Wesentlichen in der Geschäftsgruppe bleibe, aber nicht 100 Prozent - Präsidiale vereinbart, dass wir über Sport ein bisschen breiter reden können beziehungsweise über Hallen in der Stadt, dafür werde ich meine Redezeit nicht zur Gänze ausnutzen. Der Kollege Hans Arsenovic hat vorher sehr gut skizziert, was wir uns als GRÜNE während der Regierungszeit für Sport in der Stadt alles vorgenommen haben, was alles passiert ist über die letzten Jahre - was jetzt umgesetzt wird, hat ja immer einen Vorlauf - und hat eine Lobeshymne auf die eigene Arbeit, aber auch auf die Arbeit, die jetzt in dem Bereich fortgesetzt wurde, gehalten. Wir sind ja auch alle der Meinung, dass sehr viele Punkte in den letzten Jahren und auch jetzt noch rund um den Sport richtig gemacht werden, deswegen passiert ja auch im Sportlandesrat sehr viel mit den Stimmen der GRÜNEN, in dem Fall von meinem Kollegen Hans Arsenovic. - Danke dafür, Hans. Jetzt haben wir natürlich als Opposition auch immer die Aufgabe, zu überlegen, wo könnte man was besser machen und wo ist es nicht ganz so gelaufen, wie wir es gerne hätten, und versuchen das zwischen Regierungsfraktionen, die ihre Arbeit üblicherweise über den grünen Klee loben, und einer Opposition, die einfach prinzipiell alles schlechtredet, dazwischen zu machen, sodass es näher bei der Wahrheit ist. Ich gehe jetzt auf zwei ein, auf die Sport&Fun-Halle in der Venediger Au im 2. Bezirk und die in Planung befindliche - das ist, glaube ich, noch die freundlichste Umschreibung - Wien Holding Arena im 3. Bezirk. Rund um die Sport&Fun-Halle in der Venediger Au gibt es einen Rechnungshofbericht, gibt es eine Volksanwaltschaft, die kritisieren die Vorgangsweise, wie dort alles gehandhabt wurde. Ist die Bauordnung eingehalten worden, ist es ein temporäres Gebäude? Kein Mensch hat sich vorgenommen, dass dort temporär was hingestellt wird. Also ganz kurz, die Kritik war, so kann man mit der Bauordnung nicht umgehen, wenn ein Gebäude hingestellt wird, das von vornherein auf Dauer ist, dann ist es eben nicht temporär. Deswegen sagt der Rechnungshof, falsch gemacht, deswegen sagt die Volksanwaltschaft, falsch gemacht, die Baubewilligungen müssen anders ausschauen. Das war für die Stadt Wien oder für die SPÖ wurscht, weil das Regeln sind, die man innerhalb von Wien macht und das niemand richtig beeinspruchen kann, sodass er es gewinnt. Denn wenn der Rechnungshof sagt, das ist nicht bindend, wenn die Volksanwaltschaft sagt, es ist es nicht bindend, setzt man sich einfach über die eigenen Regeln hinweg, und keiner kann was machen. Dieses System funktioniert natürlich nicht überall. Spätestens dort, wenn es um sehr viel Geld geht und es international wird bei einer Ausschreibung, wäre es halt günstig, wenn man sich an alle Regeln halten würde, denn da kommen dann andere Player und spielen auch mit. Und das ist im 3. Bezirk passiert. Die geplante Megaarena für 20.000 Menschen, groß angekündigt 2019, gibt es heute nicht. Der Spatenstich hätte laut erster Planung 2024 erfolgen sollen, die Fertigstellung zwei bis drei Jahre danach. Es war einmal der Ursprungswunsch, 2025 wird das fertig sein. Jetzt wissen wir natürlich, dass 2025 dort gar nichts fertig sein wird, es ist nicht einmal sicher, dass bereits angefangen werden kann. Was ist dort passiert? Alles - und da waren ja wir auch noch in der Regierung -, was am Anfang der Öffentlichkeit oder auch uns versprochen wurde, ist nicht eingehalten worden. Und wozu hat das jetzt geführt? Ich kürze das ab, am Ende gibt es einen Anbieter, der das Gefühl hat, Moment, das mit der Ausschreibung hat nicht gepasst, kein Wunder, dass ich verloren habe bei der Ausschreibung. Die CTS Eventim beeinsprucht das, und es muss tatsächlich alles neu ausgeschrieben werden, weil die Gesetze so nicht eingehalten wurden und dadurch jemand gewinnen konnte, vorher, der eh die Regeln nicht einhalten kann. In aller Kürze: Eine Ausschreibung, die gepasst hat für einen, der glaubt, er gewinnt sie, und jetzt darf er es nicht machen. Und warum ist das jetzt tatsächlich wichtig für alle Verfahren? Jetzt könnte man sagen, dort gibt es eine Halle nicht, die es vorher auch nicht gegeben hat, ist überhaupt kein Problem, dann kommt die halt ein paar Jahre später, es ist ja immer noch in Planung - ob die Zahlen dann halten werden, wird wieder jemand überprüfen müssen, Rechnungshöfe et cetera. - Und vielleicht kommt die Halle ja 2029, wie jetzt wieder angekündigt wird, vielleicht. Jetzt könnte man sagen, die Halle gibt es jetzt und das ist ein paar Jahre später kein Problem. Es hat aber Auswirkungen, denn als man das 2019 geplant und ausgeschrieben hat, hat man auch ein neues Nutzungskonzept für die Stadthalle vorgestellt, die dann anders bespielt wird. Das steht jetzt natürlich, also eine falsche Ausschreibung - die man einmal ökonomisch hinterfragen muss und wie kann das alles passieren und was ist da alles danebengegangen - führt ja nicht nur dazu, dass irgendwas später gebaut wird, sondern andere in Mitleidenschaft gezogen werden. Und das heißt für die Stadthalle wieder ein völlig neues Konzept, über ein paar Jahre hinweg. Die waren ja schon lange in der Umstellung, welche Sportarten kann man dort noch machen, was ist mit den Konzerten. Die Halle im 3. Bezirk hat große internationale Vorbilder wie die O2-Arena in London, sie soll ja alles können und vielleicht auch den Sound so hinkriegen, wie man es möchte für Konzerte. Das hätten wir ja tatsächlich notwendig. Und das ist auch eine Sporthalle, zumindest ist geplant, dass auch dort Sportveranstaltungen stattfinden. Beim Happel-Stadion ist auch nicht Sport das Erste, sondern es sind ja auch die Konzerte sehr, sehr wesentlich, und das wird da nicht anders sein. Günstig wäre, wenn man alle Spielregeln immer einhält. Wir haben heute noch eine Dringliche - da werden wir auch über solche Spielregeln reden - rund um Liegenschaften. Das ist etwas anderes, aber wenn man eine so große wichtige Arena plant wie die im 3. Bezirk und dann einfach sehr viele Schnitzer passieren - das ist alles noch sehr freundlich formuliert -, sodass am Ende ... Wir sind jetzt fast fünf Jahre nach der großen Ankündigung, sie wird kommen, und wir sind fast am Anfang, es fängt einfach alles noch einmal von vorne an: Die Ausschreibung muss noch einmal gemacht werden, der ganze Finanzrahmen muss noch einmal angeschaut werden - und das ist nicht alles auf Corona zurückzuführen und irgendein Schiff, das im Suezkanal liegen geblieben ist, sondern da sind einfach hausintern Fehler passiert. Wir hoffen, dass sich das alles gut auflösen lässt, das mit der Venediger Au, das mit der Versiegelung vom Boden ist schon passiert, das wird nicht rückgängig gemacht werden können oder gewollt werden, aber hoffen wir, dass die Megaarena jetzt nicht wieder ein Ankündigungsprojekt ist. Momentan stehen wir bei 2029, vielleicht reden wir in sechs Jahren darüber und freuen uns über eine gelungene Halle dort, das wissen wir jetzt noch nicht, die Ankündigung von 2019 hat leider nicht gehalten. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Mag. Auer-Stüger zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich muss ja sagen, man hat als Gemeinderat doch einige Privilegien, ich könnte jetzt 20 Minuten über Sport und Musik reden und Sie hören mir zu dabei. Das kommt mir sehr entgegen, aber keine Sorge, ich werde es nicht machen, nicht die ganzen 20 Minuten, aber ich möchte die Gelegenheit nutzen, nämlich zu sagen, wie froh ich bin und dankbar meiner Fraktion, dass ich nominiert wurde, dass ich Mitglied im Landessportrat sein darf. Das tut jetzt vielleicht der Nina Abrahamczik ein bissel weh, aber mir ist es ja nicht ganz klar, was das schönere Gremium ist, der Klimaausschuss oder der Landessportrat, denn die Arbeit - das trifft ja auf den Klimaausschuss auch zu - im Landessportrat ist dermaßen sachlich und konstruktiv, zumindest, was die Fraktionen betrifft, die laufend bei den Sitzungen des Landessportrats anwesend sind, dass es eine Freude ist. Und es ist auch eine Freude, wie der Landessportrat von der zuständigen Abteilung, nämlich der MA 51, vom Kollegen Richter und den Kolleginnen und Kollegen der Abteilung betreut wird, und daher großes Danke an die Kolleginnen und Kollegen der MA 51 für die Arbeit im Landessportrat. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Und natürlich, wenn wir heute über das Ernst-Happel-Stadion reden, dann möchte auch ich mich den Glückwünschen für die Leistung des gestrigen Männerteams des ÖFB anschließen, es war eine Freude, das zu sehen, man freut sich auf die Europameisterschaft, aber heute steht eben der sehr große Umbau des Ernst-Happel- Stadions auf der Tagesordnung. Das ist wirklich, und daher kann man es heute nicht oft genug erwähnen, eine Riesensache, nicht nur, was den Geldbetrag betrifft, wir reden ja doch von brutto 120 Millionen EUR, sondern auch, was die Aufenthaltsqualität dann auch im Stadion betrifft, aber vor allem aus meiner Perspektive die Energieversorgung. Ich möchte es noch einmal wiederholen, wenn diese Maßnahmen, die heute hier beschlossen werden, fertig sind, dann ist es das erste und einzige zu 100 Prozent CO2-neutrale Stadion Europas. (Beifall bei der SPÖ und von GR Johann Arsenovic.) Und darauf können wir als Sportstadt Wien wirklich stolz sein, und das lassen wir uns auch von niemandem schlechtreden, ich kenne ja diese Artikel in den Kommentaren, was unser Stadion betrifft. Nein, das Ernst-Happel- Stadion hat nicht nur einen schönen Namen, es wird auch für die Zukunft klimafit gemacht. Was wir dort machen, wurde heute schon öfters erwähnt, noch einmal, eine der größten PV-Anlagen der Stadt kommt da auf das Dach, über 11.000 Module, aber das Spannende ist ja nicht nur die PV-Anlage an sich, sondern das gesamte Konzept, nämlich mit Einbindung der Trainingsplätze, mit Einbindung der ganzen Kunstrasenflächen. Das ist ein energetisches Gesamtkonzept. Ich weiß nicht, wer von Ihnen aller im Sommer das Stadionbad besucht, ich mache das extrem gerne, und ob Sie sich vorstellen können - Kollege Gara hat ja vorher schon ausgeführt - wie viel Strom diese PV- Anlage liefern wird, wie viel Wärme vom Wasser und von der Erde hier genutzt werden kann, wenn das umgesetzt ist? Nicht jeden Tag wird das Stadion selbst diese gesamte Energie brauchen, und was tut dann das Stadion. Die Energie wird hinübergeschickt in das Stadionbad. Das ist wirklich Energiepolitik der Zukunft, die heute in Wien schon stattfindet, und ich möchte dazu allen Beteiligten sehr herzlich gratulieren. (Beifall bei der SPÖ und von GR Johann Arsenovic.) Was aber auch spannend ist, natürlich, wenn man über das Ernst-Happel-Stadion redet, dann denkt man fifty-fifty entweder an Fußball und andere Sportarten oder an Konzerte, aber das Stadion ist ja auch Bürogebäude. Viele Abteilungen der Stadt Wien sind dort vertreten, es stellt Equipment zur Verfügung für Schulen in ganz Wien, und viele andere Vereine nutzen das Stadion als Trainingsort. Und all diese Bedürfnisse, all diese teilweise unterschiedlichen Bedürfnisse müssen in einem solchen Konzept berücksichtigt werden. Das ist geschehen, noch einmal, ich gratuliere den Beteiligten jetzt schon, freue mich über die breite und, soweit ich weiß, im Ausschuss auch einstimmige Zustimmung zu diesem Akt, hoffe, das wiederholt sich jetzt gleich und wünsche dem Projekt gutes Gelingen. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Das heißt, wir kommen zur Abstimmung über die Post 7. Wer der Post 7 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Und das ist einstimmig so angenommen. Es liegen hier Beschlussanträge vor. Erster Beschlussantrag, von der FPÖ, betreffend Sporthilfspaket, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Neugestaltung und Nutzung des Postsportareals im 17. Wiener Gemeindebezirk, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Abgabe- und Gebührenbefreiung für Sportvereine, auch hier sofortige Abstimmung. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung ÖVP, FPÖ, Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Bezirkssportbudget, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Und der letzte Antrag, von der FPÖ, betreffend Grundsteuerbefreiung für Sportstätten, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung ÖVP, FPÖ, Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Dann kommen wir zur Post 6 der Tagesordnung. Sie betrifft die Gebührenschuldnererklärung für 2023 sowie die Festsetzung der Gebühren gemäß § 30 Abs. 4 des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Wagner, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Frau Vorsitzende, ich ersuche um Zustimmung und um Einleitung der Verhandlung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich GR Dr. Gorlitzer. Sie sind am Wort. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuseher über Livestream! Der Hintergrund der Geschichte, warum ich mich heute zu Wort melde, ist der 9.12.1881. Da wurde nämlich von einem Herrn Baron Jaromir von Mundy die Wiener Rettung gegründet, infolge des Ringtheaterbrandes, wo fast 400 Leute gestorben sind. Und die Wiener Rettung betrifft mich persönlich, denn dieser Mann ist mein Urgroßvater. Deswegen hat es halt eine gewisse Bedeutung, warum ich mich auch hier für die Wiener Rettung einsetzen möchte. Der Bundesrechnungshof hat schon 2019 einen Bericht zur Wiener Rettung verfasst und festgehalten, dass die bestehenden sechs Leitstellen der privaten Rettungsdienste verpflichtend an das Einsatzleitsystem der Wiener Berufsrettung anzubinden sind. Jetzt, vier Jahre, später berichtet der Wiener Stadtrechnungshof im August 2023 über eine Nachprüfung und hält fest, eine Einbindung aller Rettungsdienste, auch Dienste wie der Ärztefunkdienst und das Gesundheitstelefon 1450 sind weiter voranzutreiben. Darauf lautet die Antwort der Wiener Berufsrettung, dass die Erkenntnisse zur Kenntnis genommen werden und im Moment das Projekt weiterverfolgt wird. Allerdings musste man auf Grund der Covid-Krise mehrere Stellen der Wiener Landesleitzentrale schaffen - was ja auch sinnvoll ist -, aber eine Vernetzung aller Rettungsgesellschaften ist derzeit nach wie vor nicht adäquat ausgerollt. Auch die Fahrtendienstzentralen sind hier nicht inkludiert. Also worum geht es? Im Moment besteht ein EDV-System, das heißt, die A1 und x.BOL in der Leitzentrale, die kann andere Rettungsdienste beauftragen, einen Transport oder Einsatz zu übernehmen, aber diese Übernahme von Einsätzen ist nicht verpflichtend. Es fehlt letztendlich gerade bei Notfällen - und ich weiß das aus persönlicher Erfahrung - an einer entsprechenden Koordination. Wir sprechen da von einem Tracking-System. Sie kennen das alle, wenn Sie ein Taxi über die Handy-App bestellen, Sie kennen das über Austro Control, dann wissen Sie genau, welches Flugzeug sich gerade im Anflug befindet, welches Taxi in der Nähe ist. Das funktioniert allerdings nicht bei den Rettungsgesellschaften, da wissen wir nur ungefähr, wo unsere Rettungsfahrzeuge stehen, sind über Funk verbunden, aber wir haben kein modernes Tracking-System, wo man weiß, welches Rettungsfahrzeug sich am Nächsten zum Notfalleinsatzort befindet. Das wäre genauso, als würde ein Flugzeug am Anflug nach Schwechat sein und anfunken, Entschuldigung, jetzt bräuchte ich langsam eine Landeerlaubnis, sonst geht mir der Treibstoff aus. Das ist die Geschichte eines IT-Systems, das woanders zur Verfügung steht, hier nicht. Ich finde es ein bisschen schade, dass das auch von Seiten der Stadtregierung ein bisschen negiert wird. Mir wurde als Rückmeldung gegeben, es ist eh alles in Ordnung und alles bestens. Ich glaube, da ist viel Potenzial an Weiterentwicklung und Verbesserung drinnen. Wir haben das in den letzten Jahren im Fall einer Reanimation gesehen, das stimmt, da werden alle Funksprüche an alle Einsatzfähigen durchgegeben, inklusive Polizei und Feuerwehr - wie Sie vielleicht schon selbst wissen, ist die am ehesten bei einer Reanimation anwesend. Das ist nicht die Rettung, sondern meistens die Polizei, die Rettung kommt meist erst viel später. Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen, wie man Ressourcen verschwenden kann. Da gibt es eine über-70-jährige alte Dame, jetzt kein lebensbedrohlicher Zustand, aber sie hat ein massives Geschwür am Unterschenkel, das wird sehr umständlich verbunden. Dieser Verband fällt am Abend herunter und diese alte Dame kann sich das nicht selbst richten, ruft also spät abends 1450. 1450 sagt, sie kann nicht vor Ort helfen, sie soll den Ärztefunkdienst rufen. Der Ärztefunkdienst kommt zu dieser alten Dame und sagt, ja, wir kennen das Problem, aber wir haben nicht genug Verbandsmaterial im Auto, sie soll die Rettung rufen. Später kommt die Rettung zu der alten Dame und sagt, an sich ist das jetzt nicht unser Job, sie muss die mobile Pflege anrufen. Es kommt wenig später die mobile Pflege zu der alten Dame und sagt, sie könnte jetzt den Verband anlegen, darf aber nicht, weil keine ärztliche Anordnung vorliegt. Also muss die Rettung gerufen werden. Die Rettung kommt und bringt diese alte Dame dann spät am Abend ins Spital, wo sie dann versorgt wird, und dann wartet sie vier Stunden lang auf den Rücktransport. Um mittlerweile 4 Uhr in der Früh kommt sie schlussendlich wieder zurück nach Hause. Genau das ist etwas an Kommunikationsfehlern, die wir in diesem System haben, die man tagtäglich erlebt, weil es keine adäquate und funktionierende Interaktion unter den einzelnen Stakeholdern gibt, und das gilt es, möglichst bald zu verbessern. Wenn man nur ein bisschen über den Tellerrand schaut, braucht man gar nicht weit schauen, nämlich nach Niederösterreich, da gibt es die Leitzentrale 144 Notruf Niederösterreich, und diese ist mit allen Trägern verbunden, auch der Wasser- und Bergrettung, auch der Ärztefunkzentrale. In Niederösterreich verfügt man, anders als in Wien, über ein einheitliches EDV-System an allen vier Zentralstellen und an allen anderen privaten Rettungsdiensten. Das wäre ein Beispiel, dem man durchaus nacheifern könnte, um das Wiener System deutlich zu verbessern. Ein anderes Beispiel möchte ich noch nennen, und darauf nimmt auch ein Antrag von uns Bezug. In Wien müssen alle Rettungszufahrten mit den zur Verfügung stehenden Intensivüberwachungs- oder Stroke-Units-Bereichen beziehungsweise Schockräumen koordiniert werden. Wie passiert das? In der Regel passiert das über telefonische Kontaktaufnahme, entweder von der Einsatzleitzentrale oder vom Einsatzleiter vor Ort. Es passiert nicht oft genug, dass man als diensthabender Oberarzt im Spital von einem Rettungswagen angerufen wird, ich habe jetzt einen Notfall im Auto, wo darf ich den jetzt hinfahren - und es wird dann zwischenmenschlich geklärt, aber nicht wirklich groß organisiert. Deswegen treten wir für eine Zuteilung der Patientinnen und Patienten ein, ohne zeitaufwändige und ressourcenbindende Telefonkontakte mit einer EDV-unterstützten Kommunikation zumindest zwischen der MA 70 und dem Wiener Gesundheitsverbund, um möglichst zeitnah zu erfassen, wo die nächste Intensivkapazität oder Stroke Unit oder Schockraumbehandlung möglich ist. Meine Damen und Herren, wir stellen jetzt zwei Anträge. Der eine Antrag behandelt, eine Novelle des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes zu erarbeiten, damit eine gemeinsame Landesleitzentrale für alle Rettungs- und Krankentransportdienste sowie Fahrtendienstzentrale und Ärztefunkdienst und 1450 zu schaffen ist. Das ist eine Angelegenheit, die wir hier zu erledigen haben, das ist eine Aufgabe des Gemeinderates und Landtages und das ist auch eine politische Entscheidung. Der zweite Antrag behandelt, dass es ein EDV-unterstütztes Transportsystem für die Wiener Rettung und den Wiener Gesundheitsverbund zu etablieren und bald zu implementieren gilt, um ressourcenaufwändige und Telefonkontakte möglichst zu reduzieren. Beide Anträge werden dem zuständigen Ausschuss zugewiesen, damit wir das auch gut vorbereiten und miteinander noch weiter diskutieren können. Ich ersuche Sie um Ihre Zustimmung. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Bei mir ist noch der offiziell eingebrachte Antrag auf sofortige Abstimmung. Ich werde das noch mit der Landtagskanzlei klären, ob wir das quasi auf dem kurzen Wege so machen können oder ob er jetzt neu eingebracht wird. - Ich bitte zudem um ein bisschen mehr Ruhe im Saal, der Geräuschpegel war jetzt zuletzt wirklich sehr anstrengend. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Florianschütz. Ich darf ihm das Wort erteilen. Bitte schön. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich werde versuchen, einen Beitrag zu leisten, um die Aufregung zu vermindern! Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zuerst einmal zum Akt selber sprechen. Es geht um eine Frage der Gebührenerhöhung. Das ist ein unspektakuläres Thema, das wir jedes Jahr transportieren. Und in dem Fall ersuche ich um Zustimmung zu diesem Antrag, weil es notwendig ist, damit das Rettungswesen in Wien, und zwar sowohl das Krankentransportwesen als auch das eigentliche Akutrettungssystem weiterhin gut funktionieren. Dagegen hat mein Vorredner aber auch nichts gesagt, und ich denke, dass wir das einstimmig über die Runden bringen werden. Die zweite Geschichte ist die Frage der beiden Beschlussanträge, die eingebracht worden sind. Meine Damen und Herren, da handelt es sich um zwei verschiedene Materiengruppen. Die eine Materiengruppe ist die Frage der Rettung an sich, also das, was wir klassisch unter Rettung verstehen. Einer gestürzten oder verunfallten Person oder einer Person, die unter akut eingetretenen Umständen leidet, muss geholfen werden. Dazu gibt es ein eigentlich sehr gut funktionierendes System unter Einbeziehung unterschiedlicher Institutionen. Mir am meisten am Herzen liegt natürlich die Wiener Berufsrettung, die eine großartige Arbeit macht. Ich bedanke mich auch sehr herzlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Berufsrettung, die einen ungeheuren Beitrag zur Sicherheit dieser Stadt und zum Wohlergehen ihrer Bürgerinnen und Bürger leistet. (Beifall bei der SPÖ.) Das Zweite sind einige Rettungsdienste, ich weiß das aus meiner Zivildienstzeit, das ist schon ein bisschen länger her, wie der Arbeiter-Samariter-Bund. Der Arbeiter-Samariter-Bund ist manchmal auch die Rettung, nämlich dann, wenn ein Notruf eintrifft und die Berufsrettung, aus welchen Gründen auch immer, übernimmt diesen Fall nicht. Dann geht die Leitzentrale her, kommuniziert das der Rettungsorganisation, in dem Fall dem Arbeiter-Samariter-Bund, und wenn man dann im Rettungsauto sitzt, kriegt man eine Mitteilung: Fahren Sie dort und dort hin, Sie sind die Rettung! Dann weiß man, man schaltet das Blaulicht ein und fährt stante pede dort hin und rettet. Hier geht es wesentlich um den ersten Antrag. Meine Damen und Herren, wir werden das zuweisen und wir werden uns den Kopf darüber zerbrechen. Wo ich sehr skeptisch bin, ist die Verstaatlichung der Rettungsdienste (Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher.), wir haben ja unterschiedliche, mit unterschiedlichen Zentralen. Wir haben eine Leitzentrale der Wiener Rettung und an diese angehängt sind die Leitzentralen der diversen anderen Rettungsgesellschaften. Das funktioniert auch ganz gut. Ich habe es Ihnen ja gerade beschrieben, wie es funktioniert: Leitzentrale sagt es der Zentrale des Arbeiter-Samariter-Bundes oder des Roten Kreuzes. Diese kommunizieren das im eigenen Regelkreis weiter und dann weiß man, wer die Rettung ist. Das geht auch ohne Zeitverlust. Würde man hergehen und nur eine einzige Leitzentrale für alles und jedes haben - abgesehen davon, dass man eine beträchtliche technische Umrüstung bräuchte -, wäre es halt nicht sehr subsidiär, denn dann gibt es nur mehr eine Rettung und der Samariterbund und das Rote Kreuz und die Johanniter werden dort quasi eingemeindet. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass die das nicht wollen, bin ich mir auch nicht sicher, ob das so effizient ist, und darum bin ich auch dafür, dass man es dem Ausschuss zuweist, um es dort zu diskutieren. Ich bin ja überhaupt der Meinung, dass man Probleme subsidiär immer dort lösen sollte, wo sie möglichst nahe an der Basis sind, und das ist in dem Fall auch bei den einzelnen Rettungsgesellschaften. Beim anderen Antrag, wie schon gesagt, geht es um ein Transportsystem, das, was üblicherweise unter Rettung verstanden wird, und der größere Teil ist ja eigentlich nicht die Rettung, sondern das ist der Transport von Kranken von da nach dort. Beispiel: Ich habe drei Mal in der Woche eine Patientin vom 15. Bezirk bei der Kirche Maria vom Siege ins Spital geführt, damit sie dort die Dialyse bekommen hat. Es war immer so um Mitternacht, das war eine Herausforderung für den Rettungsfahrer, und für die Patientin war das eine noch größere Herausforderung, denn die war natürlich nicht so gut beieinander, da sie schon jahrelang die Dialyse machte. Also sie war müde. Wir haben diese Patientin ins Spital geführt und haben sie wieder zurücktransportiert. Das ist nicht die Rettung im eigentlichen Sinne. Natürlich hilft ihr das, es ist notwendig, aber das ist ein Krankentransportsystem, und das ist etwas anderes. Dass bei den privaten Rettungsgesellschaften dieselben Wägen manchmal die Rettung sind und manchmal der Krankentransport, hängt von den Kapazitäten ab. Die Wiener Berufsrettung macht im Grunde keine Krankentransporte, die ist wirklich nur die Rettung. Daher sind das zwei verschiedene Kreise, über die man diskutieren muss. Dort bin ich noch skeptischer, ob es gelingen kann, eine Zentrale in der Zusammenlegung zu führen. Das kann man schon machen, ich glaube aber, dass es sinnvoller ist, Kollege Gorlitzer hat das ja ein bisschen gesagt, sich bei den Rettungsdiensten an der Entwicklung von Technologie und Künstlicher Intelligenz, sprich an der Taxi-App, zu orientieren. Also ich gebe zu, hin und wieder rufe ich mir ein Taxi. Die reden auch gar nicht mehr mit mir, da redet die Software und die Künstliche Intelligenz mit mir und sagt: Wollen Sie wirklich ein Taxi? Ich sage darauf: Ja. Sagt sie: Sagen sie den Namen der Straße, wo Sie hinwollen. Ich sage die Straße. Sie sagt: Ihr Taxi Soundso kommt dann dort hin, sind Sie einverstanden? Ich sage: Ja. Sie sagt: Ihr Wagen Soundso kommt in drei Minuten. Dazu braucht es keinen Menschen und keine Rettungszentrale, das ist eine Frage des vernetzten Systems. Das ist ja auch im Entstehen, das entsteht gerade, das wird uns helfen, das wird uns nützen, das wird Ressourcen sparen, es wird patientenfreundlich sein. Das ist etwas anderes und es ist in Arbeit. Auch da ist es sinnvoll, es dem Ausschuss zuzuweisen, denn ich bin guten Mutes und bedanke mich beim Herrn Stadtrat für seinen Einsatz in dieser Frage und bei all seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass es uns gelingen wird, im nächsten Jahr möglichst rasch im einen und im anderen Bereich so ein System zu implementieren, es nicht zusammenzulegen, das wäre nicht sinnvoll, aber ein möglichst effizientes System zu machen. Daher unterstützen wir die Zuweisung beider Anträge an den Ausschuss, und im Übrigen die Annahme des eigentlichen Grundantrages. Ich sehe dem optimistisch entgegen, dass uns das gemeinsam gelingen wird, sodass wir in einem Jahr berichten können: Es ist geglückt, wir haben ein noch effizienteres und noch besseres Rettungs- und Krankentransportwesen in Wien. Danke, meine Damen und Herren, für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Das heißt, wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 6. Wer der Postnummer 6 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Wir haben jetzt zwei Anträge vorliegen. Für das Protokoll: Der Antrag 6.1 für das digitale System wurde zurückgezogen und händisch neu eingebracht. Das ist der Antrag der Volkspartei betreffend EDV-unterstütztes Transportsystem für die Rettungsdienste und den Wiener Gesundheitsverbund, der jetzt zugewiesen wird. Wer dieser Zuweisung zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Somit erfolgt die Zuweisung an den entsprechenden Ausschuss. Der zweite Antrag, Antrag 6.2, bleibt quasi gleich: Antrag der Volkspartei betreffend Schaffung einer gemeinsamen Landesleitzentrale Wien für alle Rettungs- und Krankentransportdienste, die Zuweisung wird verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN, hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist damit abgelehnt. Wir kommen zu Postnummer 1 der Tagesordnung, sie betrifft die Rahmenkommunikationspläne für die Jahre 2024 und 2025. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Mag. Auer-Stüger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Stephan Auer-Stüger: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Nittmann. Sie haben das Wort. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren im Gemeinderat! Rahmenkommunikationsplan 2024 und 2025: Die NEOS haben sich, bevor sie in der Regierung waren, immer gegen diesen Rahmenkommunikationsplan gewehrt, haben uns auch eine Senkung versprochen, haben das als Selbstbeweihräucherungsinstrument und als Marketinginstrument der Regierung bezeichnet. Jetzt sitzen sie selber in der Regierung, jetzt beschließt man das natürlich selber. Was Sie gemacht haben: In absoluten Zahlen haben wir - 2022 und 2023 waren es jeweils 23,76 Millionen EUR brutto pro Jahr - in den Jahren 2024 und 2025 etwas weniger, nämlich 21,6 Millionen EUR pro Jahr. Man kann aber dieses Budget bei diesem Rahmenkommunikationsplan nicht isoliert sehen, sondern man muss sich das schon im Zusammenhang mit dem Budget anschauen. In Zeiten wie diesen, wo es viele Wiener gibt, die jeden Cent zwei Mal umdrehen müssen, viele Jugendliche ein Problem mit leistbaren Wohnungen haben, sind auch 21,6 Millionen EUR pro Jahr eine Menge Geld für die Öffentlichkeitsarbeit. Jetzt aber der Rahmenkommunikationsplan gemeinsam mit dem Budget gesehen: Wir werden dieses erst nächste Woche diskutieren, aber nichtsdestotrotz haben wir uns das natürlich auch schon angeschaut. Es gibt ein eigenes Budget für den PID, für die MA 53. Wenn man sich das genauer ansieht, dann ist überhaupt keine Rede davon, dass es zu einer Senkung dieser Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit kommt, sondern ganz im Gegenteil, es kommt zu einer massiven Erhöhung. So sieht man die Aufwendungen und Auszahlungen im Voranschlag 2025 im Vergleich zum Voranschlag 2023 mit zusätzlichen 6,6 Millionen EUR, das ist ein Anstieg von rund 14 Prozent. Bei der Position Öffentlichkeitsarbeit haben wir sohin eine Steigerung von 6,6 Millionen EUR und nicht die Senkung, die sich die NEOS auf das Banner heften. Im Detail gibt es unter den Subgruppen beim PID Entgelte für Sonstige Leistungen, und da haben wir im Verhältnis 2023 zu 2025 eine Erhöhung von 5,8 Millionen EUR, das sind noch einmal 15 Prozent zusätzlich. Die Auszahlungen für Leistungsentgelte aus Direktinformation, das ist auch eine Subgruppe dazu, haben eine Erhöhung im Verhältnis 2023 zu 2025 von 3,6 Millionen EUR, das sind auch noch einmal 14 Prozent zusätzlich. Also wo da eine Senkung sein soll, frage ich mich. Dann gibt es, das ist ganz spannend, eine Position "Leistungen einer" - einer - "Presseagentur im Rahmen der Medienbeobachtung", da haben wir eine Erhöhung von 6,7 Millionen EUR. Ich frage mich: Wer ist diese eine Presseagentur? Entweder ist das ein Schreibfehler oder es gibt tatsächlich nur eine. Ich frage mich: Welche eine Presseagentur ist denn das, die jetzt plötzlich 2,3 Millionen EUR mehr erhält? Das beantwortet uns der Rahmenkommunikationsplan natürlich nicht und auch das Budget nicht, aber ich sehe schon, Kollege Ornig schreibt, er wird mir das dann hoffentlich beantworten. Also transparent ist das Ganze nicht und sparsam ist es auch nicht. Wir wissen, wofür der PID missbraucht wurde und wahrscheinlich noch in Zukunft missbraucht wird, vor allem, wenn wir daran denken, dass wir 2025 ein Wahljahr haben. Gerade die NEOS haben das, so wie wir das seit Jahren machen, in der Vergangenheit natürlich auch gemacht: Da geht es um den Verkauf der Stadtregierungspolitik, wobei wir sagen, das wird ins Leere gehen, weil die Bevölkerung sieht, dass es nicht hilft. Es geht um eine Imagewerbung für die angeschlagenen Parteien, aber auch dieses Geld wird Ihnen nichts nützen bei der Wahl 2025, da wird der Wähler schon entsprechend entscheiden. Dazu kommt noch, dass dieses Werbebudget ja nicht nur in dieser Position Informations- und Öffentlichkeitsarbeit drinnensteckt, sondern die einzelnen Ressorts, gerade in den Stadträtebüros, haben ja eigene Werbebudgets, und auch die Unternehmungen der Stadt wie die Wien Holding, die Wiener Stadtwerke, der KAV haben eigene Werbebudgets. Das heißt, diese Beträge, die ich im Vorfeld genannt habe, stimmen ja auch nicht, das ist ja alles bei Weitem höher. Wie ich schon gesagt habe, in Zeiten wie diesen, wo viele Familien um ihre Existenz kämpfen, finde ich es eigentlich unverschämt, derartige Beträge für die Öffentlichkeitsarbeit auszugeben. Es wäre besser, wenn Sie das Budget für Verbesserungen verwenden, die die Menschen im Alltag spüren, und nicht für irgendwelche Werbekampagnen. Was wir wollen und was wir immer wollten, sind transparente, lückenlose Auflistungen, wohin diese Gelder tatsächlich fließen. Danke. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Ornig. Sie haben das Wort. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Wie auch in meiner Rede zuvor wird jetzt leider Gottes meine erste Wortmeldung eine Replik auf die FPÖ werden, weil Frau Nittmann hier mit wahnsinnig vielen Zahlen herumgeschmissen hat, aber man halt auch das große Ganze sehen muss. Das, was Sie jetzt als Erhöhungen im Gesamtbudget des PIDs aufgezählt haben, sind in Wirklichkeit zur letzten Legislaturperiode auch alles Einsparungen, denn natürlich hat der PID jetzt höhere Budgets. Sie erinnern sich vielleicht, wir hatten einmal ausgelagerte Stadt-Wien-Medien, den sogenannten Compress-Deal, ein großer Skandal, wir haben es in der Opposition auch immer wieder gesagt. Ich habe es damals gesagt in der Opposition. Jetzt haben wir diesen Compress-Deal aufgelöst, haben die gesamte Produktion der stadteigenen Medien in den PID geholt, ins Haus geholt und haben uns für die Legislaturperiode insgesamt 20 Millionen EUR erspart. Das heißt, wenn Sie diese Rechnung aufstellen, dann möchte ich Sie bitten, das mitzudenken. Diese Presseagentur, die Sie auch erwähnen, das ist ebenfalls früher einmal die Auslandskommunikation gewesen, die ausgelagert war. Jetzt ist diese Presseagentur der WH Media Verlag, der diese Auslandskommunikation für die Stadt übernimmt. Das war früher auch extern, ist jetzt aber intern und wird über die WH Media abgewickelt. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das ist erst 2024!) Auch da ist es im Gegensatz zu früher billiger geworden, weil wir das sozusagen im Haus lösen. Ihre Zahlen stimmen schon, ich möchte Sie nur bitten, das große Ganze zu sehen, weil im Großen und Ganzen ist es weniger. Das Problem aber haben Sie eigentlich angesprochen, da stimme ich Ihnen sogar zu, das Problem ist, dass es über viele Jahre, und da kann niemand etwas dafür, vielleicht eine Fraktion, aber die möchte ich jetzt nicht direkt ansprechen, dass es hier immer wieder zu verschiedenen Darstellungsmodellen gekommen ist. Wir haben mehr oder weniger in jedem Budget jedes Jahr irgendwie dort etwas dazu, dort weniger, dort etwas dazu, dort weniger, und man hat sich immer schwer getan, Jahr für Jahr in Relation zu setzen, was mit diesem Geld tatsächlich passiert. Fernab von der Einsparung, und ich werde noch erklären, warum es eine Einsparung ist, bin ich besonders stolz auf unseren Medientransparenzbericht. Ganz ehrlich, als er das erste Mal erschien, habe ich mir gedacht: Bumm, da ist jetzt ein Haufen mehr Geld drinnen, denn was Transparenz auch bedeutet, Transparenz tut auch oft weh. Da waren dann Kosten drinnen, die haben wir uns nicht erwartet, die hat sich wahrscheinlich keiner erwartet, aber sie waren endlich transparent. So, jetzt haben wir da sogar nachgebessert. Jetzt wissen wir, Transparenzbericht 2021, Transparenzbericht 2022, da stehen jetzt sogar alle Medien drinnen, das heißt, wie viel Geld pro Kampagne in welche Medien geflossen ist. Da sind auch alle Kosten unter 5.000 EUR drinnen, das heißt, wir gehen in der Transparenz wesentlich weiter als das, was der RTR auf Bundesebene zu melden ist und was das Gesetz vorgibt. Das heißt, wir haben eines in erster Linie einmal geschaffen, und das ist Transparenz, und darauf kann die derzeitige Stadtregierung und diese Koalition sehr stolz sein. (Beifall bei den NEOS.) Das zweite Thema ist der Rahmenkommunikationsplan. Warum gibt es den? - Den gibt es seit 2019, er wurde unter Rot-Grün eingeführt und hat durchaus seine Berechtigung, weil es der Versuch war oder nach wie vor der Versuch ist, ein nachvollziehbares Gesamtkommunikationsbudget der Stadt zu haben. Das ist die Basis, auf der wir in der Koalition miteinander verhandeln können. Jetzt sage ich nicht, der Rahmenkommunikationsplan ist gleich Ausgaben. Die Ausgaben weiß ich immer am Ende des Jahres. Ich kann aber sagen, dass der Rahmenkommunikationsplan bisher immer eingehalten wurde. Das heißt, wenn ich jetzt eine Einsparung im Rahmenkommunikationsplan beschließe, ist der PID angehalten, die Kosten im Rahmenkommunikationsplan auch einzuhalten, und deswegen wird dieses Budget nicht überschritten und deswegen ist diese Einsparung auch real und deswegen ist sie auch anzuerkennen. (Beifall bei den NEOS.) Herr Margulies wird darauf eingehen und wahrscheinlich auch Frau Sachslehner. Wir alle sind angehalten, das zu tun. Denn was passiert? Jede einzelne Kampagne, die außerhalb des Rahmenkommunikationsplans ist, und da muss ich Ihnen widersprechen: Sie haben gesagt, jedes Ressort hat ein eigenes Budget, das ist nicht ganz so. Natürlich gibt es ein Kommunikationsbudget für Öffentlichkeitsarbeit, für Straßenaktionen und solche Dinge, aber für Inserate definitiv nicht. Ich nenne es jetzt Inserate, aber sagen wir halt Social-Media-Kampagnen, und andere Kampagnen sind da auch dabei. Was Fakt ist: Jedes Ressort kann natürlich einzelne Projekte beschließen. Diese Projekte kommen immer in den Ausschuss, und bei diesen Projekten können wir im Ausschuss dafür oder auch dagegen stimmen, und ich hätte jetzt einige Beispiele da, wo diese Zustimmung einstimmig war. Ich könnte also jetzt hergehen und polemisch sagen: Moment, das habt ihr mitbeschlossen, diese Mehrkosten müsst ihr doch mittragen. Das tue ich aber nicht, einfach aus dem Grund, weil diese Projekte teilweise sehr, sehr sinnvoll sind. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ich bin nicht für ein Schweigegelübde für die Stadt! Darum geht es nicht!) Sie reden dann eh noch, nicht wahr? - Super. (Heiterkeit und Beifall bei den NEOS. - GR Mag. Manfred Juraczka: Sie hören mir zu, ich freue mich! - Heiterkeit beim Redner.) De facto geht es darum: Wir haben es selbst in der Hand, genau auf diese Kosten zu schauen und alles, was über den Rahmenkommunikationsplan hinaus passiert, ist nachvollziehbar, weil wir jetzt einen Medientransparenzbericht haben. Das heißt, die wahre Diskussion, die wir hier letztendlich führen müssen, ist jedes Jahr, wenn dieser erscheint, denn dann haben wir tatsächlich die validen Daten. Das kann nicht einmal ich. Ich kann es auch nicht. Der PID, den ich übrigens hier loben möchte - er macht einen sensationellen Job -, kann natürlich nicht hergehen und mich wegen jeden Inserates anrufen und sagen, du, Herr Ornig, wir würden gerne 10.000 EUR im "Standard" schalten, ist das eh in Ordnung, weil dann werden wir nicht fertig, dann haben wir den ganzen Tag nichts anderes zu tun. Der PID hat aber das volle Vertrauen dieser Stadtregierung, mit dem Geld im Rahmenkommunikationsplan, das wir ihm zur Verfügung stellen, zu haushalten, und das tut er in der Nachvollziehbarkeit auch. Was ich aber schon auch noch sagen will: Wir haben jetzt Einsparungen beschlossen, und jetzt heißt es immer, die 5 Millionen EUR in den beiden Doppelbudgets, das ist viel zu wenig. Ja, es ist zu wenig, wenn es nach mir geht, könnte es immer noch weniger sein, aber einen Faktor darf man natürlich nicht vergessen. Es gibt den Faktor Inflation. Das ist jetzt keine Verteidigung, aber wenn wir seit 2019, seit es den Rahmenkommunikationsplan gibt, immer nur im Rahmen der Inflation valorisiert hätten - also keine Erhöhungen, sondern einfach nur von der Basis weg, die wir seit dem Rahmenkommunikationsplan haben -, würden wir heute hier nicht über 21,6 Millionen EUR diskutieren, sondern über 30 Millionen EUR. Das habe ich hochgerechnet. Das kann ich gerne zeigen. Das heißt jetzt nicht, dass ich sage, ach, Inflation und das kann man außen vor lassen und wir haben nur 5 Millionen EUR. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass die Einsparung oder die Tendenz, dass diese Stadtregierung beschlossen hat, dass der Weg da nach unten geht, sogar wesentlich höher einzuordnen ist, weil man die Inflation - wenn ich die Opposition wäre, würde ich das auch so machen - nicht mit einberechnet. Ich finde aber, dass man das machen muss, und das ist Jahr für Jahr wichtig. Wir wären zum Beispiel im Jahr 2022 nicht bei 23,8 Millionen EUR, sondern schon bei 24,4 Millionen EUR, im Jahr 2023 auch nicht bei 23,8 Millionen EUR, da wären wir schon bei 26,5 Millionen EUR auf Grund der Inflation. 2024 auch nicht bei 21,6 Millionen EUR, wie wir es heute hier beschließen, sondern wir wären bei 28,5 Millionen EUR, und 2025 statt bei ebenfalls 21,6 Millionen EUR wären wir bei 29,5 Millionen EUR. Das heißt, wenn ich jetzt - das tue ich nicht, das sage ich gleich dazu - hier polemisch und selbstbeweihräuchernd, wie Sie mich immer gerne darstellen, kommunizieren würde, würde ich sagen: Moment, wir haben ja nicht nur 2 Millionen EUR pro Jahr eingespart, wir haben in Wirklichkeit 20 Millionen EUR eingespart. Das tue ich nicht, weil ich versuche, das redlich zu machen. Und wenn ich bei der Redlichkeit bin, möchte ich auch ganz kurz auf den Antrag der ÖVP eingehen. Liebe Frau Sachslehner, lieber Herr Juraczka, ich möchte Sie nur kurz informieren, Sie haben ein bisschen ein Zahlenwirrwarr drin. Sie zitieren da die RTR-Daten und auch den Jahresbericht der Stadtkommunikation. Ich bin sehr froh, dass ihn jemand gelesen hat, aber ich möchte Sie bitten, genau darauf zu achten, was da drinnensteht. Von den 31,56 Millionen EUR, die für das Jahr 2022 genannt wurden, sind über 7 Millionen EUR Ausgaben für die Impfkampagne, die wir vom Bund finanziert bekommen. Das ist dort auch explizit so ausgewiesen. Wenn Sie diese, ich glaube, es sind 7,4 Millionen EUR, dort abziehen, dann sind wir bei einem ganz anderen Zahlenniveau. Das heißt, jetzt herzugehen und zu sagen, Moment, ihr beschließt nur 21 Millionen EUR, es werden aber 31 Millionen EUR ausgegeben, ist de facto nicht richtig und wäre unredlich. Sie können das aber gerne nachprüfen und in Ihrem Redebeitrag vielleicht richtigstellen. Das würde mich sehr freuen. Ich freue mich sehr, dass es hier zu diesen Maßnahmen kommt. Ich freue mich sehr, dass wir es geschafft haben - im zähen Ringen mit dem Koalitionspartner, aber gemeinsam und das ist mir sehr wichtig -, zum Ergebnis zu kommen, für das nächste Doppelbudget da tatsächlich beträchtliche Einsparungen herbeizuführen, und ich freue mich auf eine gute Diskussion. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Margulies. Sie sind am Wort. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte zunächst einmal kurz mit zwei tatsächlichen Berichtigungen beginnen, ich habe mich deswegen nicht zu Wort melden müssen. Gleich zu Beginn hat Kollege Ornig gemeint, der Compress-Verlag wurde aufgelöst, wir machen diese Zeitschriften jetzt alle selbst. Sie haben den Compress-Verlag mit dem Bohmann-Verlag verwechselt. (GR Markus Ornig, MBA: Oh, Entschuldigung!) Das ist eine Kleinigkeit, das stimmt (GR Markus Ornig, MBA: Das ist keine Kleinigkeit!), aber wir haben ja auch jahrelang in diese Richtung hingearbeitet. Wo der Compress-Verlag von damals war, auch das muss ich richtigstellen, sind jetzt die Europäischen Angelegenheiten. Das zahlt nicht die WH Media, sondern das ist auf Ansatz 103, Europäische Angelegenheiten, verbucht und steht immer noch mit 8 Millionen EUR drin. Also das ist tatsächlich nicht weniger geworden. Man soll sich nicht alles einedrucken lassen, von wem auch immer, sondern sich das Budget anschauen. (Beifall bei GRÜNEN und FPÖ.) Kommen wir zurück zum Rahmenkommunikationsplan. Ich schicke gleich voraus, ich weiß, wie schwierig es ist, dicke Bretter zu bohren und bei den Inseraten einzusparen, wenn man mit der Sozialdemokratie über diesen Punkt verhandelt. (Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher.) Das war einer der größten Streitpunkte in zehn Jahren Koalition, und selbst die Einführung der Rahmenkommunikationspläne ist nicht so reibungslos gegangen - wir machen das noch im alten Jahr -, sondern das hat sich immer auch ordentlich ins nächste Jahr hineinverschoben. Gerade weil der Beschluss der Rahmenkommunikationspläne de facto dem PID und StR Hanke die Möglichkeit einräumt, ohne weitere Beschlussfassung über zig Millionen Euro Werbebudget der Stadt Wien zu verfügen und dann noch nicht einmal über alles, Kollege Ornig hat das richtig gesagt, weil natürlich in der Rahmenkommunikation nicht alles abgebildet ist. (GR Markus Ornig, MBA: ... wurde von euch gemacht!) Noch einmal, es war ein Streitpunkt von uns die ganze Zeit, und um vielleicht auch die Zahlen noch einmal ein bisschen in den Vordergrund zu rücken: Ja, wir sind von einer enorm hohen Summe von Inseratenausgaben der Stadt Wien ausgegangen und wir haben gesagt, ab 2015 müssen wir das reduzieren. Der Plan war, von 2015 bis 2020 um ein Drittel zu reduzieren, was uns im Großen und Ganzen gelungen ist, mit Ausnahme des Jahres 2020, Beginn Corona, dann noch 2021 und 2022. Du hast es schon richtig gesagt, diese drei Jahre sind eigentlich kaum vergleichbar, weil man die Bundesgelder, zunächst Corona-Information und dann Impfinformation, Impfkampagnen eigentlich rausrechnen müsste. Deshalb ist es auch schwer, das zu vergleichen, aber unser Ziel war, das Inseratenvolumen der Stadt Wien weiter zu reduzieren und in unserem Plan war der SPÖ auch kommuniziert, dass man in Wirklichkeit 2022, 2023 auch maximal 15 Millionen EUR vorsieht. Denn es ist natürlich unerträglich, dass die Stadt Wien mehr Geld ausgibt als die gesamte Bundesregierung, dass die Stadt Wien mehr Geld für Inserate ausgibt als alle Bundesländer zusammen und dass in Wirklichkeit jegliche demokratische Kontrolle fehlt, wenn man die größten Summen vorher schon in die Rahmenkommunikation hineinsteckt. Kollege Ornig, du hast natürlich recht, deshalb war es auch der Streitpunkt. Ich weiß ja nicht, wie ihr euch intern jetzt ausgemacht habt, dass bei der Rahmenkommunikation zumindest eine interne Kontrolle durch euch stattfindet, dass die SPÖ nicht macht, was sie will, aber das war es zumindest, was für uns essenziell und notwendig war, um dann überhaupt zustimmen zu können. Ich hoffe, ihr habt das auch gemacht, denn sonst ist es tatsächlich so, dass das Werbebudget, das der SPÖ in den kommenden Jahren - 2025 ist ein Wahljahr, 2024 wird darauf viel vorbereitet - zur Verfügung steht, ein Vielfaches dessen ist, was allen anderen Fraktionen zur Verfügung steht. In diesem Sinne wäre es tatsächlich hoch angebracht, gerade im Wahljahr dann keinen Rahmenkommunikationsplan zu beschließen, denn sonst schauen wir alle durch die Wäsche, wie sich die Stadt Wien lobend in die Welt hochstilisiert und weginseriert. Das wirkliche Problem, das wissen Sie so gut wie ich, ist ja nicht die Inseratenerwähnung in der Zeitung, sondern das Vielfache an Inseraten im Vergleich zur Bundesregierung. Wie gesagt, die Zeiten, als Sebastian Kurz in einer Geschwindigkeit von der SPÖ gelernt hat, die kaum jemand geglaubt hätte, sind jetzt auch schon wieder passé. Plötzlich aber hat das Bundeskanzleramt in einer Größenordnung inseriert, dass die Stadt Wien fast die Schnappatmung bekommen hat, und die Medien haben es Sebastian Kurz auch gedankt und plötzlich war er der neue Hero und nicht irgendjemand anderer. Da geht es nicht um das einzelne Inserat, sondern da geht es bei "Heute", "Österreich", "Kronen Zeitung" und ihren VertreterInnen darum, dass wirklich die auflagenstärksten Informationsmedien auch wirklich durchgefüttert werden und die Gewinne auch bei den Verlegerfamilien ankommen. Und da schreibt man dann gerne, was diejenigen, die bezahlen, haben wollen, unabhängig vom einzelnen Inserat. Deshalb ist ja Inseratenkorruption etwas, was nicht wirklich fassbar ist. Denn wenn man heute inseriert, und man muss wahrscheinlich nicht einmal mit irgendjemandem reden, weil man das permanent macht, dann wird derjenige schon wissen, welche Linie er seinem Blatt oder sie ihrem Blatt vorgibt. Da braucht es dann keine Abmachungen, weil es relativ einfach ist: Wenn du nicht das schreibst, was ich will, gebe ich dir weniger Geld, und solange du schreibst, was ich will, fließt es weiter. Wir als GRÜNE haben vor allen Wahlen gesagt, wir wollen das Inseratenbudget reduzieren. Es war kein Wunder, dass uns "Heute" runtergeschrieben hat, immer kurz vor der Wahl, dass uns die "Kronen Zeitung" runtergeschrieben hat. Wahrscheinlich wollten uns die Verlegerfamilien auch inhaltlich nicht, das kann ich mir schon vorstellen, aber wir waren eine Bedrohung, weil wir gesagt haben, wir wollen die Inserate kürzen, und zwar deutlich kürzen. Erinnert euch zurück, das waren am Höhepunkt, ich glaube, 2015, Gesamtinserate der Stadt Wien von 28 Millionen EUR. Wir haben sie runtergekürzt auf 19 Millionen EUR im Jahr 2019. Wir hätten uns gewünscht, dass das weitergeht. Leider ist das nicht der Fall, aber wie gesagt, ich weiß, wie schwierig das ist. Was man aber tatsächlich dazusagen muss, und das hat Kollegin Nittmann schon anklingen lassen, dass im Rahmenkommunikationsplan nicht der gesamte Budgetposten auf Ansatz 150, Öffentlichkeitsarbeit, drinnen ist, sondern alleine auf 728, Direktinformation, ja deutlich mehr steht, nämlich, wie richtig gesagt, 28,3 Millionen EUR und nicht 21,6 Millionen EUR. Auch die wurden und werden immer für Inserate ausgegeben, da muss man sich auch nicht irgendwie denken, dass das nicht passiert. Das sind halt die Zusatzgeschichten, die dann immer wieder kommen, durchaus auch gemeinsam beschlossen werden, es manchmal auch sinnvoll ist, dass die Stadt Wien Kampagnen macht. Zum Beispiel die Kampagne der Stadt Wien Menschen zu überreden, bei der Stadt Wien zu arbeiten, in einer Situation, wo es wirklich schwer ist, Arbeitskräfte zu finden, ist sinnvoll eingesetztes Geld. Das ist aber nicht in der Rahmenkommunikation gestanden, das ist dann später dazugekommen und war deutlich mehr und erhöht das Budget der Stadt Wien noch einmal. Dann gibt es noch, auch schon angesprochen, die Punkte bei den einzelnen StadträtInnen, das lasse ich aber jetzt weg. Ich gehe auf einen anderen Punkt ein, wo ich glaube, dass es sinnvoll ist, ein Augenmerk darauf zu richten, insbesondere beim Doppelbudget. Wir haben ja das Wahlamt, Ansatz 240. Wir haben zwei Wahlen, die Europawahl, zeitlich davon abgesetzt die Nationalratswahl, und wir haben übernächstes Jahr die gleichzeitig stattfindenden Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen. Beim Wahlamt ist es so, dass, weil es nächstes Jahr zwei große Wahlen gibt, fast das Doppelte drinnensteht wie im Jahr 2025. Das ist vollkommen legitim. Und dann schaut man sich die Posten im Einzelnen an und erkennt, bei dem großen Dienst, Postdienste steht echt statt 8 Millionen EUR für das Jahr 2024, da 2 Wahlen, 4 Millionen EUR für das Jahr 2025, eine Wahl. Super. Beim Personal fast doppelt so viel und dann kommt man zu den Direktinformationen. Wir haben immerhin EU-Wahlen, wo man wirklich viele Wählerinnen und Wähler motivieren sollte, wählen zu gehen, wir haben die Nationalratswahl, wo selbiges gilt, und abgewickelt wird das immer von der Stadt Wien. Wie viel haben wir für die Direktinformation für 2 bundesweite Wahlen an Inseraten und Werbung budgetiert? - 3,1 Millionen EUR. Wie viel hat die Sozialdemokratie für 2025 für eine Wahl budgetiert, mehr oder weniger? 2 Millionen EUR? - Nein, 2 Millionen EUR waren es 2020. Es sind fast 4 Millionen EUR für die Wien-Wahl für die Inserate durch die Stadt Wien. (GR Markus Ornig, MBA: Keine Bezirkswahlen?) 2020 waren es übrigens 2 Millionen EUR, nur um das auch in Relation zu setzen. Ich glaube tatsächlich, dass man angesichts dieser Rahmenbedingungen - ein Rahmenkommunikationsplan, der einen Freibrief über fast 22 Millionen EUR gibt, ohne da irgendwie auch noch einmal nur einen Finger rühren zu können und mitmachen zu können, ohne irgendetwas verändern zu können, dass die Stadt Wien gemeinsam mit den großen Verlegern, mit den Zeitschriften "Heute", "Österreich", "Kronen Zeitung", und mit noch einigen kleineren, denen man aber durchaus auch immer wieder bereitwillig mit Inseraten zur Seite steht - diese Form der Inseratenvergabe endlich abstellen sollte. Wenn wir der Meinung sind, wir brauchen eine Inseratenkampagne: Wie gesagt, es gibt auch einstimmig beschlossene Inseratenkampagnen, wo man gemeinsam möglicherweise auch über die Sujets beraten kann, wo man gemeinsam darüber beraten kann, dass es nicht um die Bevorzugung einer Partei geht, sondern darum, dass wir wirklich als Stadt Wien unsere Interessen vertreten und dort inserieren, wo es sinnvoll ist. Noch ein letzter Punkt, den ich in diese Richtung noch ansprechen möchte: Es gab ja diese Medienvielfalts- Studie, anhand dieser die Frage der Inserate, der Insertionen, der Werbemittel beurteilt werden sollte. Ich gebe zu, ich war ganz zuversichtlich, wie wir sie gemacht haben, weil in dieser Studie wirklich sehr viele spannende und interessante Sachen drinstehen, die man wirklich auch hätte umsetzen können. Was mich jetzt stutzig macht, ist, dass es das Verhältnis, wie viel Geld "Heute" bekommt, wie viel "Österreich" bekommt, wie viel die "Kronen Zeitung" bekommt, wie viel alle anderen bekommen, überhaupt nicht verändert hat. Ich sage es, wie es ist: Dafür hätten wir die Medienvielfalts-Studie nicht gebraucht. Ich finde es immer noch gut, dass es sie gibt. Man möge sie nur nicht als Ausrede nehmen, dass sie die Grundlage dafür wäre, auf welcher Ebene, wo auch immer, welche Werbemittel eingesetzt werden. In diesem Sinne ersuche ich Sie, den Rahmenkommunikationsplan abzulehnen. Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GR Ornig gemeldet. Er ist am Wort. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Das schöne Spiel mit den Zahlen: Kollege Margulies hat behauptet, dass 2020 von der damaligen Regierung nur 2 Millionen EUR für die Bewerbung der Wahlen ausgegeben wurden. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Für die Inserate! Für die Inserate, das ist ein Unterschied!) Ja, also das sind Budgets, ob Social- Media-Werbung, Directmailing oder ein Inserat gemacht wird, weiß nicht, ich kann es nicht nachvollziehen. Ich kann Ihnen nur sagen: Es war mehr, als jetzt - das ist ja noch zu beschließen - vielleicht ausgegeben wird. Das zum Ersten. Und zum Zweiten möchte ich schon sagen, es gibt einen riesigen Unterschied: Wir haben eine Wahlrechtsreform gehabt. Es ändert sich wahnsinnig viel, eben auch im Personalbereich, den Sie bereits angesprochen haben. Es werden sehr viele Wahllokale neu sein, weil Barrierefreiheit geboten sein muss, und, und, und. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Habe ich auch nicht kritisiert!) Das heißt, es gibt diesmal durchaus einen Mehrbedarf an Kommunikation, und ich stelle schon die Frage, wie viel uns die Demokratie wert ist. Danke. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Sachslehner. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man heute hier die Wortmeldung des Kollegen von den NEOS hört, aber auch, wenn man die Aussendungen in den letzten Wochen von den Koalitionsparteien zu dem vorliegenden Poststück gesehen hat, dann muss ich ganz ehrlich sagen, kann man schon ein bisschen schmunzeln. (GR Markus Ornig, MBA: ... in der Opposition viel lustiger, kann ich sagen!) Ich finde es schon wirklich bemerkenswert, dass man bei einem derart hohen Budget eine angebliche Reduktion von etwas über 2 Millionen EUR pro Jahr als großen politischen Erfolg verkauft, wobei wir hier gar nicht wissen, ob es bei diesen Summen überhaupt bleiben wird. Herr Kollege Ornig, ich finde es so schön, Sie haben selbst eigentlich alles vorweggenommen in Ihrer Rede, weil Sie gesagt haben, die Ausgaben sieht man erst am Ende, und genau das hat eben System in dieser Stadt. (GR Markus Ornig, MBA: Eben, Budget, Rechnungsabschluss!) Wir können uns nur darauf freuen, was die Zahlen dann am Ende des Tages tatsächlich sagen. (GR Markus Ornig, MBA: Budget, Rechnungsabschluss!) Ich freue mich total, dass wir da in so einen hübschen Dialog treten, aber vielleicht können wir uns später noch darüber unterhalten. (Beifall bei der ÖVP.) Liebe Kollegen von den NEOS, ihr seid natürlich nicht erst seit gestern in Regierungsbeteiligung hier in dieser Stadt. Das heißt, man kann dieses Poststück nicht isoliert von den Budgets der letzten Jahre betrachten, und wenn man sich da die Zahlen anschaut, dann sieht man zum Beispiel, dass im vergangenen Jahr ohne Unternehmen der Stadt Wien über 25 Millionen EUR für Inserate und für Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben wurden. Wenn man das auf ganz Österreich hochrechnet, dann sind das etwa 65 Prozent, also zwei Drittel. Wenn man sich dann die vergangenen Jahre anschaut, 2021 waren das umgerechnet auf ganz Österreich etwa 62 Prozent, und wenn man sich 2020 anschaut - ich weiß, das fällt nur zum Teil in Ihren Bereich -, dann waren das etwa 63 Prozent. Zählt man die Unternehmen vom letzten Jahr 2022 zusammen, dann sind das etwa 35 Millionen EUR. Brechen wir es noch einmal pro Kopf runter, denn ich finde, das ist auch immer sehr aussagekräftig. Diese allzu hohen Zahlen bedeuten, pro Kopf werden in Wien für jeden Bürger etwa 13 EUR ausgegeben, während es in den übrigen Bundesländern zusammen nur etwa 1,60 EUR pro Kopf sind. Angesichts dieser Zahlen könnte man schon ein bisschen irritiert dreinschauen, wenn man die jetzigen Rahmenkommunikationspläne als großen politischen Erfolg abfeiern möchte. Um das Bild zu vervollständigen, sollte man aber auch noch dazusagen, dass ausgerechnet Ihr NEOS-Stadtrat im letzten Jahr im Rahmen von 4 Kampagnen etwa 3 Millionen EUR für Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben hat. Jetzt können wir, Herr Kollege Ornig, wahrscheinlich darüber diskutieren, was Sie oder ich als wichtig erachten, um es zu kampagnisieren in dieser Stadt, aber dass man es in einem Ressort, zu dem Bildung und Integration zählen, für notwendig hält, Millionen an Euro für Kampagnen auszugeben, wo niemand so richtig weiß, was damit eigentlich passiert, das ist schon wirklich eine erstaunliche Gewichtung. (Beifall bei der ÖVP. - GR Markus Ornig, MBA: Was machen Sie fürs Personal?) Auch von Ihrem Versprechen, einheitliche und transparente Kriterien für die Inseratenvergabe einzuführen - das ist ja nichts, was wir uns einfach ausdenken, sondern Sie haben es in Ihrem Koalitionsprogramm festgeschrieben - ist am Ende des Tages nichts übrig geblieben, und da kann ich mich nur meinem Vorredner von den GRÜNEN anschließen. Dass Sie diese Mediendiskurs-Studie jedes Mal als Vehikel dafür hernehmen, dass die Inseratenvergabe angeblich so transparent ist, das grenzt wirklich an Verhöhnung. Man muss sagen, auch von diesem Versprechen ist am Ende des Tages nichts über geblieben. (Beifall bei der ÖVP.) Abschließend möchte ich noch kurz auf die generelle Schwerpunktsetzung in der Medienarbeit der Stadt eingehen, denn auch da läuft natürlich wie an vielen anderen Stellen einiges gewaltig schief, wie überall anders in dieser Stadt auch. Wir sehen zum einen, dass im Rahmen von Kampagnen zum Beispiel Geld an rein türkischsprachige Medien überwiesen wird, die ganz offensichtlich mit ihrer Berichterstattung in rein türkischer Sprache die Integrationskrise in unserer Stadt immer weiter befeuern. Auf der anderen Seite werden über Projekte wie die Wiener Medieninitiative rein parteipolitische Plattformen wie zum Beispiel "Zackzack" finanziert und das auch mit nicht wenig Geld. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Welche Partei ist "Zackzack"?) Da werden jedes Jahr 100.000 EUR überwiesen, und jeder hier im Raum weiß, auch die Kollegen von den GRÜNEN, dass diese Plattform von Peter Pilz natürlich eine eindeutige politische Agenda hat und nichts mit ordentlicher objektiver Berichterstattung zu tun hat. (Beifall bei der ÖVP. - Ruf bei den NEOS: "Exxpress!" - GR Markus Ornig, MBA: Ist das eine Aussage als Kolumnistin oder als Politikerin? - Heiterkeit bei den NEOS.) Ich finde es super, dass die Kollegen von den NEOS es so wahnsinnig lustig finden, wenn hier ihr Versagen in der Medienpolitik aufgezählt wird. Ich darf Ihnen aber sagen, mit einer läppischen Ankündigung von einer Reduktion von knapp 2 Millionen EUR ist es mit Sicherheit nicht getan, und mit hübschen Schlagwörtern und leeren Versprechungen ist es auch nicht getan. Was wir bräuchten, ist eine ordentliche Reform der Medienarbeit in dieser Stadt, damit endlich nicht mehr Millionen Euro an Steuergeld für Ihre parteipolitische Agenda verpulvert werden. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Weninger, ich erteile es ihr. Sie sind am Wort. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe echt nicht gedacht, dass man hier im Haus noch den Unterschied zwischen Budget und Rechnungsabschluss erklären muss, aber sei's drum. Ich möchte mich daher auch gar nicht so sehr auf dieses Spiegel-Spiegel-Schulter einlassen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MA: Erklären Sie es uns! - GR Mag. Manfred Juraczka: Erklären Sie es uns!) Nein, das wäre ja nicht zum Poststück. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Ich nehme das ernst, ich rede gerne zum Poststück, aber wir können uns ja danach draußen treffen und ich erkläre Ihnen das in Ruhe unter vier Augen. Das ist überhaupt kein Problem, das können wir gerne machen. Ich möchte mich aber, wie gesagt, gar nicht so sehr auf dieses "Spiegel-Spiegel, selber, du bist schuld, wir sind schuld, du gibst weniger aus, ich gebe weniger aus"-Spiel einlassen, weil ich offensichtlich im Gegensatz zur Kollegin der FPÖ Kommunikation von Seiten von Regierungen ziemlich gut finde. Ich stehe dazu, man sollte darüber informieren, welche Politik in der Stadt, im Bund gemacht wird. Das ist auch eine Informationspflicht, die wir gegenüber der Bevölkerung haben. (GR Mag. Manfred Juraczka: Genau!) Natürlich hat das alles auch seine Grenzen. Ich finde es nicht okay, wenn Bundesregierungen gekaufte Studien in irgendwelchen Tageszeitungen veröffentlichen. Das heißt, die Frage ist natürlich immer, mit wem kommuniziert man, worüber kommuniziert man, in welchem Medium, und wie viel kostet das Ganze. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Bitte! - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Faymann!) Wir sind uns ja auch anscheinend relativ einig, zumindest habe ich das den bisherigen Wortmeldungen entnommen, dass das Ganze einen finanziellen Rahmen haben sollte und möglichst transparent sein sollte. So weit so gut. Jetzt haben wir in Wien seit dem Jahr 2019, das haben wir heute schon kurz gehört, diese sogenannte Mediendiskurs-Studie, und dies ist wiederum die Grundlage für den Rahmenkommunikationsplan, über den wir gerade sprechen. Diese beiden Dinge sind also eigentlich genau das, was wir alle hier wollen: Transparente, nachvollziehbare, öffentlich einsehbare Daten, auf deren Basis entschieden wird, was wann über welches Medium kommuniziert wird. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das glaubst ja selber nicht!) Dadurch werden vor allem zwei Ziele verfolgt. Ich weiß, Sie hören es nicht gerne, aber ich sage es Ihnen trotzdem. Zum einen schaffen wir dadurch, dass es ein ineinander und verschränktes Arbeiten zwischen analogen und digitalen Kommunikationskanälen gibt. Das stärkt natürlich die Nutzung der Medien, ist budgeteffizient und man kann so auch sicherstellen, dass sich Einzelthemen gegenseitig verstärken. Auch dadurch lässt sich Geld sparen, auch ein Ziel, das wir alle verfolgen. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Ich freue mich, dass ich Sie so amüsiere. Darüber hinaus schafft es natürlich auch eine Vorausplanung und ein effizientes Zusammenspiel von eigenen Medien und anderen Info- beziehungsweise Werbe-Maßnahmen. Zusammengefasst: Es gibt eine vordefinierte Zielgruppe, es gibt ein effizienzbasiertes Modell, mit dem ganz klar nachvollziehbar wird, warum man wo informiert (GR Mag. Manfred Juraczka: "Momentum"-Magazin!), über all das gibt es dann noch einen öffentlichen Diskurs, das alles im Vorhinein, und danach gibt es noch eine Studie, um die Umsetzung nachvollziehbar zu machen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Damit - jetzt kommt eigentlich das Schöne daran, wo ich hoffe, noch einen viel größeren Applaus zu bekommen - ist die Stadt Wien die einzige Gebietskörperschaft, die zu den Informationsschwerpunkten und Kampagnen sämtliche Schaltungen und Medienkooperationen in einem Jahresbericht online ausweist, und zwar unabhängig davon, ob sie meldepflichtig sind oder nicht. Das machen weder der Bund noch irgendein anderes Bundesland so transparent. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - GR Mag. Josef Taucher, in Richtung ÖVP: Da könnt ihr noch was lernen!) Was ist Ihre Reaktion darauf? Wir haben es ja heute schon hören dürfen: Nicht etwa, dass es konstruktive Weiterentwicklungsvorschläge gibt, die man sich natürlich auch jederzeit gerne anhören würde, denn Lob oder Freude über so ein transparentes System erwarte ich mir ja gar nicht. (Zwischenruf von GRin Mag. Laura Sachslehner, BA.) Nein, es wird wieder einmal polemisiert, es werden Forderungen aufgestellt - auch heute wieder in einem Antrag zu lesen -, die schon längst erfüllt werden, und es wird in Moralapostelmanier wieder versucht, irgendwelche Skandale zu konstruieren. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nein!) Jetzt sind wir dieses permanente Wien-Bashing schon gewohnt, und leider gibt es dieses Schlechtreden gerade von Seiten von Schwarz und Grün in den letzten Jahren vermehrt. (Rufe des Bedauerns von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Ich kann damit relativ gut leben, Sie brauchen mich nicht bemitleiden, ich halte das schon aus. Auch mein Ego hält das aus. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das glauben wir eh!) Es gibt nur zwei Sachen, die mich da wirklich ärgern. Das eine - Kollege Ornig hat vorhin das Wort "unredlich" verwendet, ich finde das ein sehr schönes Wort, weil das auch meinen ersten Ärgernispunkt ein bisschen charakterisiert - ist dieses ewige Vergleichen von Äpfeln und Birnen, und zwar, wenn es darum geht, wie viel Wien ausgibt. Da wird immer verglichen: Wien als Bundesland gibt so viel mehr aus als irgendein anderes Bundesland (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Wie alle zusammen!) oder sogar wie alle zusammen. Na gut, darüber können wir schon reden, auch wir alle zusammen, es ist ja auch transparent nachlesbar. Die Geschichte dahinter ist halt nur, und ich hoffe (erheitert), dass ich Ihnen das nicht auch noch erklären muss, dass Wien nicht nur ein Bundesland, sondern auch eine Gemeinde ist. Deswegen sitzen wir auch heute im Gemeinderat und morgen im Landtag. Das heißt, wenn man vergleichen möchte, und da lassen wir zum Beispiel weg, dass Wien auch noch die Medienhauptstadt ist, wo so eine diverse Medienvielfalt ist wie auch in ganz Österreich gemeinsam nicht, lassen wir das einmal außen vor, orientieren wir uns wirklich einmal nur an der Bevölkerungszahl, also Wien und Niederösterreich. Niederösterreich hat sogar ein bisschen weniger, aber sei's drum, nehmen wir Wien und Niederösterreich als Vergleich. Dann müsste man nicht die Ausgaben des Landes Wien mit den Ausgaben des Bundeslandes Niederösterreich nehmen, nein, wenn man das korrekt vergleichen würde, müsste man die Ausgaben von Wien gegen die Ausgaben des Bundeslandes Niederösterreich nehmen, gemeinsam mit allen 573 niederösterreichischen Gemeinden. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Genau!) Jetzt lehne ich mich wahrscheinlich ein bisschen weit aus dem Fenster, aber ich wage, zu behaupten, dass diese Ausgaben um einiges höher sind als die der Stadt Wien. (Ruf bei der ÖVP: Nein! Nein!) Ich weiß nicht, wie oft mir sämtliche Bürgermeister aus allen Werbemitteln entgegenlachen. Sie können das gerne verifizieren, ich tue mir schwer, nämlich auch beim Verifizieren. Das ist nämlich das nächste Witzige: Ich kann es gar nicht nachvollziehen, selbst wenn Sie sagen, es ist so furchtbar und so falsch, mir fehlen die Zahlen (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Genau!), weil Niederösterreich nämlich nicht so transparent ist wie Wien. Das heißt, ich habe gar keine Zahlen zum Vergleichen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das ist es! - GR Mag. Josef Taucher: Alles intransparent! - Beifall bei der SPÖ.) Das Zweite, was mich an dieser ganzen Diskussion auch noch wurmt, und vielleicht ist Ihnen das auch schon aufgefallen: Dass Sie immer die Medien und die Inserate kritisieren, die in jenen Medien geschalten sind, die Ihnen gegenüber kritisch sind. Nämlich alle. Wurscht, ob das die ÖVP ist, die gegen die Förderung von Medien auftritt, die einem ehemaligen Koalitionspartner nahestehen, oder die FPÖ, die prinzipiell immer gegen irgendwelche Inserate in gesellschaftsliberalen Medien ist oder die GRÜNEN, die gegen alle Inserate im Boulevard sind. Das ist schon interessant, oder? Das ist so ein Spiel, das wiederholt sich auch permanent. Nur, wenn wir in Informationskampagnen drinnen sind, dann ist das kein "Wünsch dir was"-Spiel. Da geht es darum, dass wir die Wienerinnen und Wiener erreichen, das heißt, wir müssen schauen, welche Informationsquellen die Wienerinnen und Wiener haben, um sich diese Information zu holen. So einfach wäre das. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.) Ich werde jetzt noch kurz zum Antrag der ÖVP kommen. Über das Zahlenwirrwarr hat Kollege Ornig ja schon aufgeklärt, das werde ich mir jetzt sparen, obwohl ich Ihnen wirklich gerne Ihren Sherlock-Holmes-Moment gegönnt hätte. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Unglaublich, die Arroganz der Macht!) Ich möchte dafür noch kurz auf die Forderungen eingehen. Sie fordern die Reduktion der Ausgaben der Stadtkommunikation, das haben wir auch schon gehört. Die Ausgaben werden gesenkt, wir haben bei diesem vorliegenden Akt eine Senkung der Kosten im Rahmenkommunikationsplan von fast 10 Prozent, und das in einer Zeit der starken Inflation. Sie fordern, dass Plattformen wie "Zackzack" keine Gelder mehr aus der Medieninitiative erhalten. Dazu kann ich Ihnen nur sagen, die Medieninitiative ist ein Erfolgsprojekt. Wir sind sehr stolz, so etwas fast Einzigartiges in dieser Stadt zu haben. Die Mittel für das Projekt werden von einer unabhängigen Jury vergeben, und wir werden selbstverständlich weiter zu dieser Unabhängigkeit stehen. Sie fordern die Offenlegung der Kriterien für jede einzelne Inseratenvergabe, auch das haben wir schon gehört. Die Medienplanung baut auf der Wiener Mediendiskurs-Studie auf und diese ist, wie gesagt, online einsehbar. Sie fordern weiters die Förderung von Wiener Grätzlmedien. Auch das passiert bereits und zwar ebenfalls im Wege der Wiener Medieninitiative, die Sie kritisieren. Weiters nehme ich natürlich zur Kenntnis, dass Sie gewisse Leute um ihr Recht auf Information bringen wollen. Zum Schluss bleibt mir nur noch, zu hoffen, dass Sie gegenüber Ihren eigenen ParteikollegInnen ähnliche Maßstäbe anlegen wie gegenüber der Wiener Stadtregierung. Das würde uns nämlich zukünftig einiges ersparen. Abgesehen von Inseratenskandalen in Vorarlberg um Wirtschaftsbundmedien, und so weiter würden wir vielleicht auch davon wegkommen, dass man irgendwelche ziemlich peinlichen Kampagnen der Klimaministerin ertragen muss, wo sie dasteht und sagt, wenn du dir ein Klima-Ticket-Tattoo machst, dann bekommst du das gratis. Es würde uns dann hoffentlich auch erspart bleiben, dass ohne Nachweis 400.000 EUR für Gesundheitsbroschüren bezahlt werden. Ich sage vielen Dank an den Rechnungshof für das Aufdecken und Ihnen vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und von GR Markus Ornig, MBA.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Juraczka. Sie sind am Wort. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich in aller Kürze zu meinen Ausführungen komme, darf ich schon auch ein bisschen replizieren. Zuerst einmal möchte ich sagen, es freut mich, dass wider Erwarten in Person meiner Vorrednerin die Sozialdemokratie an diesem ja an und für sich durchaus wichtigen Debattenstück auch teilgenommen hat. Ich glaube, es ist ganz wichtig, wie wir Politik transportieren und wie sorgsam wir damit umgehen. Weil meine Vorrednerin aber davon gesprochen hat - sie hat es dann leider nicht getan -, uns erklären zu müssen, was der Unterschied zwischen Budgeterstellung und Rechnungsabschluss ist, nämlich als Replik auf eine durchaus berechtigte Kritik meiner Kollegin Sachslehner, dass die Zahlen, die jetzt präsentiert werden, zwar schön sind, aber die Erfahrung uns gelehrt hat, dass sie bei Weitem überschritten werden und daher nur eine bedingte Aussagekraft haben: Kollege Ornig hat wahrheitsgemäß gesagt, okay, was wirklich ausgegeben wurde, sieht man erst beim Rechnungsabschluss. Eh, das ist immer so. Der Unterschied ist halt nur ganz einfach, in sehr vielen Unternehmen versucht man, bei der Budgeterstellung ... (Zwischenruf von GR Markus Ornig, MBA.) Herr Kollege Ornig, Sie waren ja schon dran. Sie können sich auch noch einmal zu Wort melden, aber lassen Sie mich jetzt einmal, das Mikrofon erleichtert es mir, in diese Richtung zu kommunizieren. Bei Budgeterstellung sollte man schon versuchen, relativ realitätsnah abzubilden. Was meine ich damit? - Wenn sich die Einnahmen unerwartet erhöhen, wird niemand etwas dagegen haben. Wenn man die Ausgaben massiv überschreitet, glaube ich, das weiß man durchaus aus der Privatwirtschaft, dann wird man sich Fragen stellen lassen müssen, warum man denn massiv überzogen hat. Beim Öffentlichkeitsbudget passiert das sehr oft, und ich frage mich - wir werden das nächste Woche ja ganz deutlich und ganz massiv diskutieren -, warum man nicht einmal versucht, Budgetwahrheit walten zu lassen. Ein Beispiel dafür ist, Kollege Ornig, Sie waren ebenso wie ich bei der gemeinsamen Sitzung des Stadtsenates mit dem Finanzausschuss anwesend: Dort hat Kollegin Nittmann die Wohnbaustadträtin gefragt: Wir haben ja jetzt diesen Mietenstopp im Gemeindebau, wird sich dieser im Budget abbilden? - Man hat lapidar gesagt hat, nein, wir beschließen jetzt nächste Woche eigentlich etwas ganz anderes, aber eh wurscht. Eh wurscht sagte niemand, es haben sich aber viele im Raum gedacht. Das meine ich damit, dass ich an und für sich - aber das werden wir nächste Woche noch sehr detailliert besprechen - ein bisschen ein Problem damit habe, wie zuletzt in diesem Haus Budgets erstellt werden. Das ist das eine. Dass das natürlich auch bei den Werbeausgaben ein ganz massives Problem ist, ist offensichtlich. Kommen wir aber zum grundlegenden Thema, meine Damen und Herren. Das ist die Kommunikation, die politische Kommunikation im Allgemeinen. Tue Gutes und rede darüber - das ist ein uralter PR-Spruch, der natürlich und gerade für die Politik seine Gültigkeit hat. Denn wir wollen bei all unseren Ideen und bei all unseren Vorstellungen natürlich, dass die Wähler draußen diese auch mitverfolgen können. Daher ist politische Kommunikation für alle, die politisch tätig sind, wichtig. Nur sollte Kommunikation, die vom Steuerzahler mit öffentlichen Mitteln und nicht von den Parteien selbst gezahlt wird, nicht Ideologie transportieren, sondern informieren. Ich habe das zuerst schon mit einem Zwischenruf gesagt: Ich bin durchaus der Meinung, dass eine Stadt oder ein Bundesland immer wieder Kommunikationsbedarf hat. Ich stelle das überhaupt nicht in Abrede. Ich könnte jetzt eine Vielzahl von Inseraten der Stadt Wien bringen, bei denen man ganz offensichtlich gar nicht mehr nach Inhalten gesucht hat, um die Seite zu füllen. Das ist ein anderes Thema. Wir sollten uns aber, meine Damen und Herren, halt überlegen, wie wir mit dieser Thematik wirklich umgehen. Denn jeder kann einmal Opposition und einmal Regierung sein. Ich kann mich gut erinnern: Die NEOS waren ganz jung in diesem Haus - das war im Frühjahr 2016 -, da hat man noch relativ vollmundig eine Halbierung der Gelder gefordert. (GR Markus Ornig, MBA: War damals auch so!) In der Realität weiß man: Eine Halbierung geht wohl nicht, oder es ist nicht so einfach. Das ist überhaupt nicht das Thema. Ich mache Ihnen aber nicht einmal einen Vorwurf. (GR Markus Ornig, MBA: Wenn man es optimistisch rechnet, bin ich schon dort!) Ich könnte Ihnen jetzt einen Vorwurf machen, aber gut: Wir wissen, das ist halt Werbung. Wenn Sie hier von rückläufigen Budgets sprechen und wenn man sich diese Türme anschaut, glaubt man ja wirklich, hier wird unglaubliches Geld eingespart. Wenn man sich das dann wirklich ansieht, dann sieht es halt in der Tat anders aus. Erstens einmal - den Punkt habe ich schon gebracht -: Rechnungsabschlüsse halten auch bei den Werbeausgaben nicht das, was die Budgets versprechen. Zweiter Punkt: Die RTR, der Medienregulator - relativ unverdächtig, ein Verlautbarungsorgan meiner Gesinnungsgemeinschaft zu sein -, bündelt und listet ja im Fall von Wien auch ganz klar die Ausgaben mit den Beteiligungen auf. Ich will hier gar nicht auf diese 37 Millionen EUR hinaus, die beispielsweise mit den Beteiligungen der Stadt immer aufgelistet werden, beispielsweise 37,1 Millionen EUR im Jahr 2020, 37,1 Millionen EUR im Jahr 2021. Ich will Sie gar nicht zusätzlich mit diesen Beteiligungsgeldern konfrontieren, obwohl die natürlich auch etwas sind, was man unter die Lupe nehmen muss. Wir müssen uns aber dennoch ansehen, wie wir hier korrekt umgehen. Ich muss gestehen, ich war einerseits von der Wortmeldung des Kollegen Margulies ja durchaus beeindruckt, der - jetzt wieder in der Opposition angekommen - ehrlichen Herzens und sehr vernünftig darüber gesprochen hat, dass man hier mit Budgetmitteln sorgsam umgehen muss. Kollege Margulies ist aber halt auch nicht insofern schizophren, als er, während er zehn Jahre lang Regierungspolitiker war, die Dinge halt ein bisschen anders gesehen hat. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Stimmt ja gar nicht! Was reden Sie da?) Da gab es beispielsweise ganze "Falter"- Ausgaben zum Thema Stadtplanung, die Kollegin Vassilakou und Kollege Chorherr mit dem "Falter" gemeinsam um nicht gerade sparsame Budgetsummen aufgelegt haben. Da gab es auch Dinge, bei denen man es sich sozusagen kommunikativ gerichtet hat. Da müssen wir, glaube ich, wirklich anpacken. Was ich mir beispielsweise erwarte - Kollege StR Hanke hat das schon mehrfach im Ausschuss angekündigt, wir harren nur der Umsetzung: Dass es in dem Sinne, dass man sagt, welche Zielgruppen man erreichen möchte, klare Schaltpläne geben soll. (GR Markus Ornig, MBA: Steht im Bericht!) - Ja, Herr Kollege, langsam. Dann können Sie aber nicht erklären, warum es bei manchen Medien diese Schräglage gibt. Also, dieser Schaltplan, die Zielgruppen und das, was man dann wirklich inseriert, sollten schon auch deckungsgleich sein. Das habe ich vielleicht nicht dazugesagt. Das habe ich aber gemeint. Das wird Sie jetzt nicht sonderlich verwundern, wie ich hoffe. Wenn man also etwas vorgibt, dann sollte man es auch einhalten. Meine Damen und Herren, es wurde heute schon gesagt: Wien gibt mehr Geld aus als alle anderen Bundesländer zusammen. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass eine Gemeindezeitung aus Pfaffstätten nicht eingepreist ist. Da geht es um solche Beträge, dass Wien bei den Kommunikationsausgaben im Vergleich mit allen Bundesländern Spitzenreiter bleibt. Glauben Sie mir, da gibt es durchaus auch selbstbewusste Bundesländer! Da gibt es auch Bundesländer, die davon überzeugt sind, dass sie Kommunikationsbedarf haben. So keck und in diesen astronomischen Höhen wie Wien macht es aber keines. Dass die Ausgaben seit 2020 auch gestiegen sind, wenn man sie sich nicht nur im BIP, sondern im Gesamten ansieht, kann ich nur noch einmal wiederholen. Wenn ich mir ansehe, dass beispielsweise die Werbekosten der Ministerien im Jahr 2022 um 36 Prozent gesunken sind, in Wien aber noch immer gestiegen sind - in beiden Bereichen -, dann haben wir Handlungsbedarf. Es war wohlgemerkt auch kein Wahljahr. Das sagen wir auch ganz offen dazu. Meine Damen und Herren, der Antrag der Volkspartei, der mehrere Punkte ganz klar umreißt, wo es eigentlich für alle greifbar Verbesserungs- und Veränderungsbedarf gibt, kann nur ein erster Anfang sein. Setzen wir uns aber zusammen! Wir sollen nicht der schweigende oder stumme Diener sein. Man darf kommunizieren, was in dieser Stadt getan wird, aber wir sollten es entpolitisieren. Wir sollten es nicht zum Spielball parteipolitischer Machenschaften machen, sondern wir sollten hier wirklich etwas versuchen, was sich alle Parteien ja so gerne auf den Stammbaum schreiben oder ... (GR Mag. Josef Taucher: Auf die Fahnen heften!) auf die Fahnen heften. - Danke, Kollege Taucher. Schön, dass du bei meinen Ausführungen dabei bist. (GR Mag. Josef Taucher - erheitert: Ich helfe immer mit!) - Transparenz und ein ehrlicher Umgang mit Steuergeldern. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 1. Wer der Postnummer zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Danke. Diese Postnummer ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ und NEOS gegen die Stimmen von ÖVP, GRÜNEN, FPÖ und GR Kieslich angenommen. Es liegt zu dieser Postnummer ein Antrag der Volkspartei betreffend Reform der Medienarbeit vor. Wer dem Antrag der ÖVP zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von ÖVP, GR Kieslich und FPÖ, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Es kommt nunmehr die Postnummer 3 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Änderung der Finanzierungs- und Kooperationsvereinbarung über die Planung, Bestellung und Abwicklung von öffentlichen Personennah- und -regionalverkehrsdiensten auf der Schiene in der Ostregion. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Prof. Kaske, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Kieslich. Sie sind am Wort. GR Wolfgang Kieslich (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Lieber Rudi! Es liegen doch noch einige Tagesordnungspunkte und eine Dringliche vor uns. Daher möchte ich mich eher kurz halten. Ich habe mir vorhin überlegt, ob ich mich zum Ernst-Happel-Stadion zu Wort melde, und habe es mir dann erspart. Ich möchte - die Frau Vorsitzende wird es mir erlauben - noch kurz anmerken: Schöner wäre es gewesen - da werden mir wahrscheinlich alle beipflichten -, wenn Spielen wie gegen Deutschland oder Belgien, das innerhalb von vier Stunden ausverkauft war, vielleicht 70.000 oder 80.000 Menschen live beiwohnen könnten. Das wäre einer Weltstadt wie Wien durchaus würdig. Städte wie Budapest oder Bukarest, denen es nicht so gut geht, schaffen es auch, solche Stadien aus dem Boden zu stampfen. Kommen wir aber zum Tagesordnungspunkt. Die vorliegenden Vereinbarungen sind wirklich gute für die Stadt Wien und ihre steuerzahlenden Bürger. Die Aufteilungen in mehrere Vergabelose - in die S-Bahn-Wien, also die Stammstrecke der Schnellbahn zwischen Meidling und Floridsdorf, und die S-Bahn-Region - ist gescheit und durchdacht und gibt auch eine entsprechende Flexibilität für die Stadt. Durch den Abschluss des vorliegenden Verkehrsdienstvertrages können das zweite Schieneninfrastrukturpaket für Wien und der darin implementierte Zweieinhalbminutentakt auf der Schnellbahnstammstrecke umgesetzt werden. Das ist auch mehr als notwendig, genauso die weiteren Taktverbindungen, die darin enthalten sind. Es können durch den neuen Verkehrsdienstvertrag mehr Fahrplankilometer abgerufen werden, um auch dem entsprechenden Bedarf nach mehr öffentlichen Verkehrsmitteln Rechnungen zu tragen. Weiters geben diese Pakete Planungssicherheit für die ÖBB und auch die Stadt Wien. Das ist gut so. Kommen wir kurz zu den Finanzen! Die Finanzierungsschlüssel bleiben gleich. Das ist ein guter Deal für Wien - das muss man einfach sagen -, weil die Teuerung komplett vom Bund geschnupft wird. Auch positiv zu erwähnen ist, dass der Bund erstmalig - und zwar mit 50 Prozent - die Betriebskosten für den Schienenersatzverkehr übernimmt, wenn die Stammstrecke renoviert oder - wie in dem Fall - saniert wird, und zwar zwischen Hauptbahnhof und Praterstern. Das hat es auch noch nie gegeben. Da reden wir auch von 17 Millionen EUR. Zum Schluss kommend: Es ist ein guter Wurf für Wien, nicht jedoch für den Bund und die Klimaschutzministerin. - Danke. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Gstöttner zu Wort gemeldet. Bitte. GR Markus Gstöttner, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir können dem vorliegenden Poststück ebenso zustimmen, sowohl mit Blick auf die Verkehrsanbindung als auch aus Standortsicht. Ich möchte aber, wenn es erlaubt ist, auch von unserer Seite einen Antrag zum Thema Infrastruktur und zum Thema Infrastrukturmanagement in Wien einbringen. Wir haben da zwei Forderungen. Zum Ersten plädieren wir für eine Aufwertung des Beteiligungsmanagements in Wien. Wir wissen - die Diskussionen der jüngeren Vergangenheit haben das noch einmal bewiesen und unterstrichen -, dass die Stadt Wien über viele Beteiligungen verfügt. Einige davon sind mittlerweile sehr groß, sehr wichtig und systemrelevant - in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch hinsichtlich der Versorgungssicherheit -, nicht zuletzt die Wiener Stadtwerke, die Wien Holding, die Gesiba und andere. Das sind Unternehmen, die nicht nur Milliarden an Bilanzsummen aufweisen, sondern letztlich auch zu 100 Prozent in öffentlicher Hand sind, was konkret bedeutet, dass sie zu 100 Prozent den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt und dieser Republik gehören und es aus unserer Sicht auch wünschenswert ist - wir verstehen auch, dass wir diese Auffassung eigentlich mit allen anderen Parteien hier teilen -, dass das Beteiligungsmanagement entsprechend transparent aufgestellt ist. Was meinen wir damit? - Dass es als Alleineigentümerin, als Stadt Wien, möglich ist, zu kommunizieren, was die strategischen Ziele sind, die mit diesen Beteiligungen verfolgt werden. Wo werden diese Ziele aktuell erreicht? Wo muss man vielleicht noch ein bisschen nachhaken, und wo kann im Fall der Fälle, wenn es notwendig ist, auch ein gewisses Risikokommunikationsmanagement an den Tag gelegt werden? Wir wissen auch - es ist heute auch indirekt in der Anfragebeantwortung durch Herrn StR Hanke vorgekommen -, dass die MA 5 aktuell mit dem einen Referat für Beteiligungsmanagement und eineinhalb Vollzeitäquivalenten vielleicht noch nicht so aufgestellt ist, dass man das schon erwarten kann. Unsere Anforderung beziehungsweise unsere Forderung wäre aber, das auch zu tun und das Beteiligungsmanagement auch entsprechend aufzustellen, sodass es gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern kommunizieren kann, was die strategischen Ziele für jede Beteiligung sind, wie diese umgesetzt werden und wie im Fall der Fälle auch die Risikokommunikation übernommen werden kann. (Beifall bei der ÖVP.) Ein zweiter Teil unserer Forderung ist eine Reform der Aufsichtsratsbesetzungen. Die sind aus unterschiedlichen Gründen immer große Politiker. Darauf wollen wir jetzt überhaupt nicht eingehen, sondern es geht hier wirklich um eine sachliche Forderung. Wir wissen, dass der Aufsichtsrat ein sehr wichtiges Gremium ist, das nicht nur Vorstände kontrollieren soll, sondern auch vorausschauend bei Risikoeinschätzungen und Geschäftsgebarung hilft. Gerade für Unternehmen, wie sie jene der Stadt Wien mittlerweile sind, die groß und international tätig sind und bis zu einem gewissen Grad auch internationalen Märkten ausgeliefert oder von ihnen abhängig sind, ist es wichtig, dass diese Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte einen gewissen Kompetenzmix an den Tag legen. Dazu gehören vor allem auch Unabhängigkeit und eine gewisse internationale Erfahrung. Wenn wir uns aktuell die Besetzung der Aufsichtsräte ansehen, dann sehen wir sehr viel Expertise im lokalen Bereich. Wir sehen sehr viel Expertise im Bereich der öffentlichen Wirtschaft der Stadt Wien. Das ist alles für sich gut und richtig. Es steht mir auch nicht zu, da irgendjemandem die Kompetenz abzustreiten, aber der Kompetenzmix hin zu mehr internationaler Expertise und zu mehr Unabhängigkeit ist aus unserer Sicht ausbaufähig. Daher ist unsere zweite Forderung eine Transparentmachung des Kompetenzmixes, den man von Seiten der Stadt Wien in den unterschiedlichen Aufsichtsräten möchte, eine transparentere Besetzung inklusive Headhunting-Unternehmen und Nominierungskommissionen und am besten auch ein Respekt für die entsprechenden OECD-Leitlinien, damit die Menschen auch wissen, dass die strategischen Ziele in den richtigen Händen sind. Das wären unsere Forderungen. Wir bitten um Berücksichtigung und gegebenenfalls um Zustimmung. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist Herr GR Niedermühlbichler zu Wort gemeldet. Bitte. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, ein sehr positives Thema. Kollege Kieslich hat vieles vorweggenommen und das auch als großen Wurf bezeichnet. Dem kann ich mich nur anschließen. Die Postnummer selbst ist eigentlich ein sehr technisches Werk. Es geht um Verträge des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs. Es ist aber natürlich wichtig für die Menschen, denn es geht darum, öffentliche Verkehrsmittel, vor allem jene der ÖBB und des VOR, in Zukunft auch noch verbessert nutzen zu können. Auf Grund des Gesamtpakets können dann zum Beispiel ab dem Jahr 2028 die Strecken zwischen Meidling und Floridsdorf regelmäßig in einem U-Bahn-ähnlichen Zweieinhalbminutentakt befahren werden. Es gibt ab dem Jahr 2024 weitere Taktverdichtungen auf der Südstrecke bis Liesing, und so weiter. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will das jetzt nicht künstlich verlängern, weil zu diesem Poststück ja an und für sich nur Positives gesagt wurde. Kollege Margulies wird dies nachher auch noch einmal tun. Ich glaube, ein einstimmiger Beschluss ist gut so, weil es eine gute Geschichte für die Wienerinnen und Wiener ist. - Danke. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Der Wortmeldung von Herrn Niedermühlbichler entnehme ich, dass sich offensichtlich auch Herr GR Margulies zu Wort gemeldet hat. Das ist bei mir noch nicht angekommen. Ich gebe ihm aber das Wort. (GR Mag. Josef Taucher: Ich freu mich!) GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird tatsächlich nicht länger werden als bei meinem Vorredner. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, darauf hinzuweisen, wie viel Positives eigentlich entstehen kann, wenn man einmal beginnt, gemeinsam miteinander nach Lösungen und nicht nach Problemen zu suchen. Ich glaube, dass der heute zur Beschlussfassung vorliegende ÖPNV-Vertrag wirklich gut zwischen dem Bund, also dem Finanzminister und der Verkehrsministerin, und der Stadt Wien verhandelt wurde. Ich will nur die Gelegenheit nutzen, um auf zwei Punkte hinzuweisen. Der eine: Im Vertrag wird kurz die Frage angesprochen, wie damit umgegangen wird, während die Stammstrecke gesperrt ist. Ich glaube, dass wir dieses Verkehrskonzept so schnell wie möglich machen sollten, weil wir uns alle nicht vorstellen können, was es bedeutet, wenn die Schnellbahn nicht auf der Stammstrecke fährt. Ich glaube, das wird nicht nur für die Wiener Linien eine zusätzliche Verkehrsbelastung werden, sondern tatsächlich wird ein Teil leider auf das Auto umsteigen. Deswegen müssen wir schauen, wie wir die notwendige Fahrradinfrastruktur schaffen und wie wir es bei den Wiener Linien schaffen. Der zweite Punkt, auf den ich hinweisen will, ist der Ausbau der S45 bis zum Praterkai. Möglicherweise müssen wir auch noch weiter darüber nachdenken, ob man es nicht schaffen kann, auch dort im Südosten Wiens, wo momentan im Großen und Ganzen die Fernzüge über die Eisenbahnbrücke fahren, parallel zur Tangente eine Intervallverdichtung zu schaffen, um den Schnellbahnverkehr im Schnellbahnring um Wien weiter auszubauen - als Ast der S1 oder wie auch immer man es nennt. Nichtsdestoweniger ist es natürlich auch von unserer Seite absolut begrüßenswert, dass es jetzt diesen ÖPNV- Vertrag gibt und dass der Schnellbahnverkehr ausgebaut wird. Ich glaube, in diese Richtung müssen wir alle weiter tun und die Öffis bevorzugen, dann ergibt sich das Problem der Reduktion des motorisierten Individualverkehrs deutlich weniger, weil das dann von selbst passiert. - Ich danke sehr. (GR Mag. Josef Taucher: Sozialismus kommt mit den Öffis!) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Daher kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 3. Wer der Postnummer zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann die Einstimmigkeit feststellen. (GR Mag. Josef Taucher: Schön!) Zu dieser Postnummer liegt auch ein Antrag der ÖVP betreffend Professionalisierung des Beteiligungsmanagements vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, der GRÜNEN und des GR Kieslich. Damit bleibt der Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die Geschäftsstücke 14 und 15 der Tagesordnung - sie betreffen den Entwurf einer Verordnung, mit der der Marktgebührentarif 2018 geändert wird, sowie den Entwurf des Beschlusses, mit dem der Markttarif 2018 geändert wird - zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Anderle, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Patricia Anderle: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die ... Oh, sorry. Das liegt einfach daran, dass ich nicht die drei Zeilen weiter hinuntergeschaut habe. Es hat sich niemand dazu zu Wort gemeldet. Daher kommen wir gleich zur Abstimmung. Ich entschuldige mich bei der Frau Berichterstatterin, dass sie jetzt kurz aufstehen musste, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Wir kommen also zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Abstimmung über Postnummer 14: Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann die Einstimmigkeit feststellen. Danke. Damit kommen wir zur Abstimmung über Postnummer 15. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle auch hier die Einstimmigkeit fest. Damit kommen wir zu Postnummer 16. Ich schaue herunter und kenne mich dann auch aus. Sie betrifft die Festsetzung eines tarifmäßigen Entgeltes für die laufende Instandhaltung von Grünflächen. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Holzmann, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Ernst Holzmann: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Otero Garcia. Bitte. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden diesem Poststück selbstverständlich zustimmen. Es ist kein spannendes Poststück. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Es betrifft die Valorisierung der Entgelte für den Pflegeaufwand der Grünflächen. Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, um noch einmal unsere Kritik anzubringen, was die Mittelverteilung für die Bezirke betrifft. Seit heuer gibt es diesen Grünflächentopf. Das ist sehr begrüßenswert, auch dass dabei die Aufwände der MA 42 berücksichtigt werden, weil ja die Grünraumpflege Aufgabe der Bezirke ist und die Wiener Stadtgärten dann den Bezirken ihre Aufwände in Rechnung stellen. Deswegen ist es natürlich begrüßenswert, dass das bei der Mittelverteilung berücksichtigt wird. Es gibt aber zwei problematische Punkte, was die Auswahl der Kriterien betrifft. Wir haben das hier schon einmal angebracht. Es geht darum, dass bei der Verteilung der Mittel verrechnete Arbeitsstunden, also Leistungsstunden, als Kriterium herangezogen werden. Das ist deswegen problematisch, weil es natürlich passieren kann, dass einmal Personal eingespart wird und bestimmte Leistungen extern vergeben werden. Wenn das passiert, sind Bezirke doppelt betroffen, weil es dann Sachkosten und keine Arbeitsstunden sind. Dementsprechend muss das dann auch vom Bezirksbudget bezahlt werden. Gleichzeitig wird das dann aber bei der Mittelvergabe nicht mehr berücksichtigt, weil es eben keine Arbeitsstunden sind. Das heißt, Bezirke zahlen doppelt drauf, wenn Leistungen extern vergeben werden. Wir wissen zum Beispiel, dass ein Drittel der Stadtbäume extern betreut wird. Das ist ein Punkt, bei dem wir finden, dass das geändert werden muss. Ein weiteres Problem ist, dass auch die Reinigungsstunden für diese Bezirksmittelvergabe herangezogen werden und die auch noch sehr hoch gewichtet sind. Man hat da anscheinend versucht, ein allgemeingültiges Kriterium heranzuziehen, um bestimmte Aufwände, die die Bezirke haben, - ich sage jetzt einmal - leicht zu berechnen, was grundsätzlich keine schlechte Idee ist. Ich verstehe den Ansatz. Das Problem ist, dass die Rechnung leider nicht aufgeht, weil die Reinigungsstunden nicht unbedingt mit den Aufwänden, die die Bezirke haben, korrelieren. Das heißt, wenn Sie jetzt zum Beispiel einen Spielplatz haben, auf dem die Spielgeräte gewartet werden müssen, könnte man meinen, dass die Abnutzung natürlich mit dem Nutzungsdruck korreliert und sich das auch anhand von Reinigungskosten quasi errechnen lassen würde. Es ist aber so, dass Spielgeräte eher dadurch kaputtgehen, dass sie zum Beispiel der Witterung ausgesetzt sind. Wenn Sie sich Brunnen anschauen: Bei einem Brunnen ist es wurscht, ob er im 1. Bezirk oder irgendwo im 13. oder im 18. Bezirk steht. Für die Wartungskosten ist das egal, obwohl man annehmen müsste, dass die Frequenz und die Reinigungsaufwände im 1. Bezirk höher sind. Das führt dazu, dass es bei der Mittelvergabe eine Verzerrung gibt, nämlich zu Gunsten der Innenstadtbezirke, obwohl das eben nicht gerechtfertigt ist. Deswegen möchten wir, dass das geändert wird, weil es nicht fair ist, dass zum Beispiel der 1. Bezirk unverhältnismäßig viel mehr Geld für die Grünflächen bekommt als der 13. Bezirk und das einfach nicht im Verhältnis steht. Daher stelle ich heute auch den Antrag, dass neue Kriterien erarbeitet werden, die den tatsächlichen Aufwendungen gerecht werden und auf dem Controlling der MA 42 basieren. Ich ersuche auch um Zustimmung zu diesem Antrag. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Anderle zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Patricia Anderle (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Lieber Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, unsere wunderbaren Parks und Wälder sind das grüne Herz unserer Stadt und tragen zu unserer Lebensqualität und zum ökologischen Gleichgewicht unserer Stadt bei. Sie dienen aber vor allem auch als Orte der Erholung und des sozialen Austausches und sind wichtige Rückzugsorte, Spielplätze für unsere Kinder und Treffpunkte für Familie und FreundInnen. Weil das alles wichtig ist, investieren wir jährlich viele Millionen in den Neubau, in den Ausbau und in die Umgestaltung. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Park- und Grünanlagen für viele Menschen oft der einzige Erholungsort sind. Die Stadt Wien ist Garant dafür, dass alle Wienerinnen und Wiener die städtischen Park- und Grünanlagen jeden Tag aufsuchen können. Besonders im Fokus stehen da die Stadtentwicklungsgebiete, weil die Stadt Wien kontinuierlich wächst - und mit ihr die Grünflächen in dieser Stadt. Kaum eine andere Stadt besitzt so viele Grünflächen wie Wien. Wir zählen zu den Besten Europas. Bis 2025 werden die Wiener Stadtgärten etwa 600.000 m² neue Parkflächen schaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Nordbahnhof, die Freie Mitte. Wie Bezirksvorsteher Nikolai immer sagt, die Freie Mitte für alle. Mit einer Fläche von 93.000 m², die bis 2025 neu errichtet wird, wird es dort Bereiche für alle geben: mit Ballspielen, Spielplätzen, Hundezonen, Erholungszonen und allem, was man so an Annehmlichkeiten braucht. Die Magistratsabteilung 42, die Wiener Stadtgärten, leistet dabei einen ganz wichtigen Beitrag zur Pflege und Instandhaltung dieser Grünflächen, was sich natürlich maßgeblich auf unser Wohlbefinden und die Lebensqualität auswirkt. Das vorliegende Poststück - der Beschluss, den wir heute über die jährliche indexangepasste Festsetzung von tarifmäßigen Entgelten für die Instandhaltung von Grünflächen zu fassen haben - stellt sicher, dass die benötigten Mittel da sind, um die Parks in einem erstklassigen Zustand zu halten. Durch die jährliche Anpassung mit dem Verbraucherindex stellen wir sicher, dass die Kostenentwicklung berücksichtigt wird und alles transparent abläuft. Wir können dem Antrag der GRÜNEN nicht zustimmen, da bereits im letzten Jahr ein umfassender Evaluierungsprozess zur Bezirksmittelaufteilung unter breiter Einbeziehung aller Bezirke stattgefunden hat. Es hat da auch einen guten Kommunikationsfluss gegeben. Eine Evaluierung dazu wurde bereits vor einem Jahr mit einem Resolutionsantrag festgelegt - jedoch ohne Zustimmung der GRÜNEN. Es ist jetzt unklar, warum die GRÜNEN, die damals gegen diese Evaluierung waren, diese nun heute fordern. Ich kann nur sagen: Die Evaluierung wird ohnehin wie geplant durchgeführt werden. Vielleicht sollten Sie darüber auch einmal mit Ihrer Bezirksvorsteherin Nossek reden. Wir sind jedenfalls stolz darauf, dass Wien eine Stadt der Parks ist. Daher bitte ich Sie, diesen Beschluss und dieses Poststück zu unterstützen. Denn unsere Parks sind wichtige Erholungsflächen und ein wichtiger Teil unserer Stadt. Wir wollen ja auch sicherstellen, dass sie angemessen gepflegt und gereinigt werden - nicht nur heute. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. - StR Peter Kraus, BSc: Wir stimmen nicht zu!) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 16. Wer dem zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung durch SPÖ, NEOS und GRÜNE gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, womit diese Postnummer mehrstimmig angenommen ist. Es liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend die Kriterien für die Mittelverteilung im Grünflächentopf vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und der GRÜNEN. Ich sehe auch noch GR Kieslich auf der anderen Seite der Bank. Trotzdem bleibt der Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Ich schlage vor, die Berichterstattung über die Verhandlungen der Geschäftsstücke 17 bis 20 der Tagesordnung - sie betreffen Verordnungsentwürfe zur Festsetzung der Energieraumpläne für den 12., 14., 15. und 17. Bezirk - zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Abrahamczik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Gara. Bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir stimmen heute über die Festsetzung der Energieraumpläne ab. Das sind also diese vier gewichtigen Energieraumpläne. Sie sind auch für die Wärmewende in Wien gewichtig, denn mit den Energieraumplänen legen wir endlich tatsächlich fest, dass es im Neubau keine Gasheizungen mehr geben wird. Das schafft Klarheit, das schafft Rechtssicherheit, und das ist das, was sehr, sehr viele Entwickler auch wollen. Die wollen diese Klarheit haben. Letztendlich nehmen wir das vorweg, was jetzt auf Bundesebene mit dem EWG light beschlossen wurde. Wien geht hier deutlich voran. Ich möchte aber auch dazusagen: Ein sehr starker Bremser in der Geschichte ist die ÖVP, weil die Basis der Energieraumpläne ja 2018 gelegt wurde. 2020 wurden quasi die ersten Verordnungen dazu in Kraft gesetzt. Jetzt schließen wir quasi diese Lücke, also diese vier noch offenen. Damit haben wir dann auch entsprechend im Neubau Klarheit. Ich betone das deswegen, weil man oft gerne damit diskutiert: Na ja, wir wollen da noch diese Offenheit haben. Da nur ein kleines Beispiel: Auch in der freiheitsliebenden Schweiz, in Zürich, möchte man diese Klarheit haben. Auch dort ist es so, dass es bindende Vorgaben für die Energieraumplanung gibt und geben muss, die die Entwicklung von alternativen Fernwärmen als Energienetze synchronisiert und die Stilllegung der Gasleitungen vorantreibt. Das ist wichtig, weil wir sonst doppelte Infrastrukturen und doppelte Kosten haben. Das ist für die Bevölkerung eigentlich nicht tragbar. Daher gehen wir hier konsequent den Schritt. Wir können das auf Grund der Situation, dass es auf Bundesebene leider nicht zu dem Beschluss gekommen ist, das auch für den Bestand zu machen, was auch in der Wärmewende sehr, sehr große Schwierigkeiten macht, nur im Neubau entsprechend machen. Wir werden aber auch als Stadt Lösungen suchen, wie wir das trotzdem schaffen können. Daher zumindest einmal Klarheit und Rechtssicherheit im Neubau. Das finde ich gut. Das ist ein wichtiger weiterer Schritt für die Klimaneutralität 2040 in Wien. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Otero Garcia. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir beschließen heute die letzten Energieraumpläne, die noch offen waren. Das heißt, ab heute hat jeder Bezirk in Wien einen Energieraumplan. Ab heute gibt es für ganz Wien eine Planungsgrundlage, damit wir in neuen Gebäuden keine Gasheizungen mehr einbauen und uns vom fossilen Zeitalter verabschieden können. Kollege Gara hat es heute schon gesagt: Wir kommen so der Klimaneutralität in dieser Stadt einen Schritt näher. - An dieser Stelle möchte ich mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 20 herzlichst für ihre Arbeit bedanken. (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP, SPÖ und NEOS.) Wir müssen die Stadt in großem Stil transformieren, um Klimaneutralität zu erreichen. Deswegen bin ich heute auch sehr froh - wir sind sehr froh -, dass wir dieses Projekt der Energieraumpläne im Neubau zum Abschluss bringen. Wir sind aber nicht nur froh. Wir sind auch stolz, weil das ja eine grüne Initiative war. Wir sind eben sehr froh und stolz, dass wir heute gemeinsam ins Ziel einlaufen, um diesen Ausstieg aus Gas in der Raumwärme zu gewährleisten. Wir haben ja damals im Jahr 2018 im Landtag die Bauordnung dahin gehend novelliert, dass es diese Energieraumpläne geben soll. 2020 haben wir ja gemeinsam die ersten Energieraumpläne beschlossen. Wir waren damals noch in der Regierung. Wir haben aber auch in der Opposition jedem einzelnen Energieraumplan zugestimmt, weil wir der Meinung sind, dass das eine sehr wichtige Maßnahme für den Klimaschutz ist. Wir GRÜNE sind Teil der Lösung. Wir GRÜNE sind immer dabei, wenn es um richtig gute, ernsthafte und sinnvolle Anstrengungen für den Klimaschutz geht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Jetzt haben wir diese Energieraumpläne für den Neubau zum Abschluss gebracht. Es ist jetzt an der Zeit, dass wir den nächsten großen Schritt in der Stadt wagen, nämlich diese Energieraumpläne auf den Bestand auszuweiten. Wir haben in Wien fast 500.000 Haushalte, die mit Gas heizen. Das heißt, wir müssen diese 500.000 Gasheizungen sukzessive austauschen, sonst wird das nichts mit der Klimaneutralität. Das ist jetzt die große Herausforderung. Das ist der große Brocken, der abgearbeitet werden muss. Das muss geordnet ablaufen. Deswegen muss das eben auf den Bestand ausgeweitet werden. Leider ist das in Ihrer Vorlage für die Novelle der Bauordnung nicht in ausreichendem Ausmaß vorgesehen, so wie wir uns das vorstellen. Wir haben ja morgen im Landtag die Bauordnung an der Tagesordnung. Wir finden, dass es da in vielen Bereichen noch viel Luft nach oben gibt. Einer dieser Bereiche ist eben die Ausweitung der Energieraumpläne auf den Bestand. Denn in Ihrem Vorschlag sehen Sie nur vor, dass Gebiete ausgewiesen werden sollen, in denen Fernwärme vorhanden ist beziehungsweise in Zukunft vorgesehen ist. Das ist natürlich ein erster guter Schritt, aber nicht ausreichend. Was wir machen müssen: Wir müssen im Bestand den Einsatz von alternativen Systemen vorschreiben, so wie das jetzt für den Neubau in Klimaschutzgebieten der Fall ist. Denn es macht schon einen Unterschied, ob ich einem Hausbesitzer oder einer Hausbesitzerin sage, hier kannst du in Zukunft auf Fernwärme umsteigen, oder ob ich sage, hier musst du ab dem Tag X auf Fernwärme umsteigen oder ein anderes nichtfossiles System einsetzen. Das heißt, wir müssen das vorschreiben, um die Geschwindigkeit im Gasausstieg zu erhöhen und um Planungssicherheit für die privaten HausbesitzerInnen zu gewährleisten. Deswegen ist der nächste wichtige und klimapolitisch entscheidende Schritt die rasche Ausweitung der Energieraumplanung auf den Bestand analog zu den geltenden Regeln für den Neubau. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir werden dazu auch morgen einen Antrag im Landtag einbringen und ersuchen natürlich auch dafür um Zustimmung. Hier werden wir dem Poststück auch zustimmen. Das habe ich schon mehrmals erwähnt. Wir sind auch sehr froh, dass das jetzt ein rundes Paket ist und Wien auch Vorreiterin in diesem Bereich ist. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Auer-Stüger zu Wort gemeldet. Bitte. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ein guter Tag für Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus und Hernals. Wenn Sie dann jetzt alle zustimmen, haben dann endlich alle 23 Bezirke Energieraumpläne - das ist gut so und wie schon angemerkt - für den Neubau. Das ist richtig, aber das hat auch nur Wien. Das möchte ich hier jetzt schon einmal gesagt haben. Danke, dass die Vorrednerin zum Schluss mit dem Hinweis geendet hat: Wir sind Vorreiterin. Ja, das ist richtig so. Darauf können wir sehr stolz sein. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Wir haben das 2018 in der rot-grünen Regierung begonnen. Es war auch eine Änderung der Bauordnung notwendig, damit wir die legistischen Möglichkeiten bekommen, dass wir diese Verordnungen beschließen können. Heute schließen wir eben die 23. ab. Neubau ist gut, sehr, sehr gut. Ich könnte mir auch - wie soll ich sagen - sowohl in technologischer als auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht nicht vorstellen, dass irgendwer - auch wenn es diese nicht gäbe - sagt: Ich baue mir jetzt irgendwo ein neues Gebäude hin und tue mir eine Gasheizung hinein. Also, das kommt mir eh ein bissel absurd vor. Man soll aber nichts dem Zufall überlassen. Daher ist es extrem wichtig, dass wir das haben - auch als Symbol für die Planungssicherheit der Bauträger. Das hat Kollege Gara schon angesprochen. Wenn es aber schon Thema wird, dann sage ich schon etwas dazu: Ja, der Bestand ist jetzt das große Thema. Das wirklich Ärgerliche an der Sache ist nämlich nicht nur, dass das EWG jetzt nicht so kommt, wie geplant. Das wirklich Ärgerliche ist, dass wir vor zwei Jahren eine politische Einigung für alle neun Bundesländer hatten. Dafür war unter anderem unser Stadtrat verantwortlich. Er hat sich da extrem eingebracht. Alle neun Bundesländer, egal, von welcher Partei sie regiert werden, haben gesagt: Ja, das ist wichtig, ja das ist gut. Beschließen wir auf Bundesebene ein EWG, in dem wir sagen: Bis 2040 gibt es in Österreich keine Öl- und Gasheizungen mehr! Diesen Konsens hatten wir vor zwei Jahren. Es ist wirklich unverständlich, werte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, dass Sie das nicht genutzt haben, dass Sie das nicht umgesetzt haben und uns jetzt erklärt haben: Das war's. In der Periode kommt da nichts mehr. Das wirft uns um Jahre zurück. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich verstehe das nicht. Ich sage Ihnen das als Klimasprecher meiner Fraktion: Ich verstehe das nicht. Die Leute sagen zu uns: Wie sollen wir aus den fossilen Energien herauskommen, wenn ihr in der Politik nicht in der Lage seid, diese Rahmenbedingungen zu schaffen, damit endlich die Energiewende kommt? (GR Mag. Josef Taucher: Genau!) Den Menschen ist es egal, ob wir auf Länderebene oder auf Bundesebene zuständig sind. Das ist unsere Verpflichtung, egal, welche Fraktion uns nominiert hat. Wir müssen das tun, denn in 20 Jahren werden sie uns fragen: Was habt ihr damals getan? Wir haben unseren Beitrag geleistet. Nochmals vielen Dank an den StR Czernohorszky. Wir waren dazu bereit. Leider kommt es nicht so, wie damals unter anderem von uns vorgeschlagen. Die Tür wäre weit offen gestanden. Wir wissen, wer die Türe zugeschlagen hat. Wir geben aber nicht auf. Das sage ich Ihnen auch. Wir werden uns auch auf Bundesebene weiter dafür einsetzen. Auf Landesebene gehen wir unsere Schritte konsequent weiter. Wir hören nicht auf. Heute erfolgt ein ganz wichtiger Schritt, um den Kreis für den Neubau zu schließen. Dann geht es an die nächste Aufgabe. Ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ und von GR Markus Ornig, MBA.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir wie angekündigt getrennt durchführen. Als Erstes die Abstimmung über Postnummer 17: Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Diese Postnummer ist mit den Stimmen der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und GR Kieslich mehrstimmig angenommen. Postnummer 18 steht jetzt zur Abstimmung. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Wieder erfolgt die mehrstimmige Zustimmung durch SPÖ, NEOS und GRÜNE gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Postnummer 19: Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Wieder mehrstimmig angenommen mit den Stimmen der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Nun die Postnummer 20, da ersuche ich jetzt zum Abschluss ebenfalls noch um eine Abstimmung. - Zustimmung durch SPÖ, NEOS und GRÜNE, womit diese Postnummer ebenfalls mehrstimmig gegen die Stimmen von ÖVP, FPÖ und GR Kieslich angenommen worden ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 21 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Abschlussbericht des Agrarstrukturellen Entwicklungsplanes für Wien 2024, den sogenannten AgSTEP 2024. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Anderle, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Patricia Anderle: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Pipal-Leixner. Bitte. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal und via Livestream! Unter städtischer oder urbaner Landwirtschaft werden oft Projekte wie Nachbarschaftsgärten, Gemeinschaftsgärten oder Schulgärten oder auch innovative Konzepte wie Vertical Farming, Rooftop Farms und Aquaponik verstanden. In Wien kommt aber auch noch ganz, ganz viel an klassischer, traditioneller Landwirtschaft in der Fläche dazu. Wir haben sehr viel Gartenbau, Ackerbau und Weinbau in Wien. 14 Prozent der Gesamtfläche Wiens sind landwirtschaftliche Nutzflächen. Die Landwirtschaft ist ein Klimafaktor, sie ist ein Wirtschaftsfaktor und für manchen Bezirksteil auch sehr identitätsstiftend. Ich glaube, da können mir gerade die Döblingerinnen und Döblinger hier zustimmen (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Und Donaustädter!), aber zum Beispiel auch in der Donaustadt ist uns das ein großes Anliegen. Ich glaube, ich kann sagen, dass das quer über alle Fraktionen ein Anliegen ist. Ich möchte hier lobend erwähnen, dass der AgSTEP in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer zustande gekommen ist. MA 58 und Landwirtschaftskammer waren da in sehr gutem Austausch. Es gab im Zeitraum von Jänner 2022 bis September 2023 einen Arbeitskreis mit elf Sitzungen und natürlich zahlreiche Begehungen vor Ort. Für den Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen in Wien ist es nämlich wichtig, diese klar auszuweisen. Das geschieht eben mit dem AgSTEP alle zehn Jahre, indem sogenannte Vorrangflächen definiert werden. Der letzte AgSTEP trägt den Titel AgSTEP 2014. Der nächste - der, den wir heute beschließen werden - nennt sich AgSTEP 2024. Deshalb war es eben mit einer gewissen Vorlaufzeit notwendig, ihn zu evaluieren und zu aktualisieren. 82 Prozent der Agrarflächen Wiens wurden durch den AgSTEP nun eben als geschützte Vorrangflächen ausgewiesen. Das sind insgesamt 4.878 ha. Ich freue mich besonders, dass gegenüber dem letzten AgSTEP netto sogar noch Flächen dazugekommen sind, nämlich 18 ha zusätzlich. Im Vergleich wiederum zum AgSTEP davor - jenem von 2004 - sind es sogar um 51 ha mehr. Wir stellen also mehr Flächen unter Schutz, als es bisher waren, vor allem in der für die Landwirtschaft besonders wichtigen Kategorie 1. Besonders gewachsen sind die Vorrangflächen im 22. und 21. Bezirk, dort vor allem Ackerflächen. Was mich als Döblingerin aber wieder besonders freut: Auch im 19. Bezirk kamen 12 ha dazu. Es wurden also zusätzliche Flächen als Vorrangflächen ausgewiesen, zum Beispiel am Nußberg. Ich möchte jetzt noch ganz konkret auf Rothneusiedl eingehen, da es im neuen AgSTEP eine besondere Erwähnung erfahren hat. Das ist ja ein wichtiges Stadtentwicklungsgebiet mit U-Bahn-Anschluss, wo neue Wohnungen und neue Betriebsansiedelungen entstehen werden. Es wird aber dennoch sichergestellt sein, dass die Landwirtschaft dort weiterhin eine wichtige Rolle spielt, nämlich einerseits die herkömmliche, traditionelle Landwirtschaft, aber eben auch die moderne, innovative Lebensmittelproduktion im urbanen bebauten Gebiet, zum Beispiel durch die Produktion in und auf Gebäuden - zum Beispiel mit den vorhin erwähnten Rooftop Farms - oder den Einsatz alternativer Energie- und Kreislaufsysteme. Man kann zum Beispiel schauen, wie sich die Abwärme aus Gewerbebetrieben für die Landwirtschaft nutzen lässt. Der Zukunftshof Rothneusiedl fungiert dabei als Impulsgeber für so eine innovative, lokale und ressourcenschonende Landwirtschaft. Es wird sicherlich sehr viele spannende Projekte und Initiativen geben, neue landwirtschaftliche Betriebe, Food- Start-ups, und so weiter. Es wird einen Hofladen, ein Experimentierfeld und ein Reallabor geben, wo man sich anschauen wird, wie Dinge wie Energie- und Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion der Zukunft gut funktionieren können. Schnecken gibt es in Rothneusiedl schon, vielleicht in Zukunft auch Fischzucht, Pilzzucht und Algenzucht. Darauf bin ich schon sehr gespannt. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Erich Valentin.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Sequenz. Bitte. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Auch die Zuschauer via Livestream begrüße ich ganz herzlich. Wir diskutieren den Agrarstrukturellen Entwicklungsplan, kurz AgSTEP 2024 genannt. Ich werde dazu zwei Anträge einbringen. Einer fordert die Landesregierung auf, ein effizientes Grundverkehrsgesetz auf den Weg zu bringen, wie es auch andere Bundesländer haben, damit diese vielen Grundstücke nicht mehr der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Das ist der erste Antrag. Der zweite Antrag fordert, dass die landwirtschaftlichen Flächen im westlichen Donaufeld - größtenteils ökologisch und biologisch bewirtschaftet - erhalten bleiben, indem sie in die Vorranggebiete aufgenommen werden. Das ist der zweite Antrag. Mit dem möchte ich jetzt anfangen. Wer von Ihnen einmal von der Spitze des Donauturms aufs Donaufeld heruntergeschaut hat, wird gesehen haben: Wow, das ist ziemlich groß - 63 ha. Es geht fast bis zur Oberen Alten Donau hinunter. 2017 wurde das Quartier "An der Schanze" gewidmet. Das ist im östlichen Teil des Donaufeldes. Auf dem westlichen Teil gibt es eine Bausperre. Genau um den handelt es sich. Zwischen diesen zwei Gebieten gibt es einen wirklich schönen breiten Grünzug. Der hat eine Sww-Widmung und wurde damals auch mitgewidmet. Warum ist das Donaufeld so wichtig? - Ich habe es eh schon erwähnt: Im östlichen Donaufeld wird der Großteil biologisch bewirtschaftet. Das heißt, das sind Gärtnereien, das sind Ackerbaubetriebe, das sind Gemeinschaftsgärten, das sind Selbsterntefelder. Sogar eine Brombeerplantage gibt es dort. Das ist einmal ein Grund. Der zweite Grund: Neben Simmering ist das Donaufeld ein ganz, ganz wichtiger Faktor in der Versorgung von Wien mit Gemüse. Der dritte und wirklich sehr, sehr wichtige Punkt: Das Donaufeld hat einen äußerst wertvollen Schwemmlandboden, der zum Beispiel durch die Nähe der Donau nicht so schnell austrocknet, wie das zum Beispiel im Marchfeld gegeben ist. Nur 8 Prozent aller Ackerflächen in Österreich haben diese Qualität. Bitte lassen Sie das einsinken! Nur 8 Prozent aller Ackerflächen in Österreich haben die Qualität, die das Donaufeld hat. Was kommt noch dazu? - Durch die Nähe - es liegt ja doch relativ zentral - gibt es kurze Verkehrswege. Es muss nichts weit transportiert werden. Durch die Gärtnereien ist es auch sehr wichtig für die Biodiversität. All das, was ich jetzt hier aufgezählt habe, steht in der Präambel des AgSTEP 2024 über Seiten aufgelistet. Ich muss dem Verfasser dieser Präambel wirklich gratulieren. Das ist ganz, ganz, ganz toll formuliert. Ich möchte nur einen Satz daraus zitieren: Die Wichtigkeit einer regionalen, ökologischen und hochwertigen landwirtschaftlichen Produktion wird darin betont. Warum? - Die garantiert eine lokale Versorgung, die garantiert Ernährungssouveränität - Stichwort: Ukraine-Krieg -, die verspricht den Erhalt der Biodiversität. Damit geht natürlich der Schutz vor Versiegelung und vor diesem immensen Bodenverbrauch, den Österreich hat, einher. Eine solche Präambel gab es im AgSTEP 2014 nicht. Daran erkennt man ganz genau, was sich im letzten Jahrzehnt verändert hat und welche Herausforderungen dazugekommen sind. Auch das steht in der Präambel. Sie betont nicht nur die Wichtigkeit dieser ökologischen und nachhaltigen Landwirtschaft, sondern es wird darin auch explizit erwähnt, dass es für diesen Erhalt neue Strategien und neue Antworten geben muss. Das ist neu am AgSTEP 2024. Ich würde sagen, das ist eigentlich schon die Begründung für meinen Antrag. Ich habe mich auch sehr daran, nämlich an den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen, angelehnt. Deswegen ist es vollkommen unverständlich, dass das westliche Donaufeld im Abschlussbericht noch immer nicht als Vorranggebiet ausgewiesen ist. Es ist dort trotz dieser multiplen Krisen, die ich hier erwähnt habe, und trotz der neuen Antworten, die im AgSTEP 2024 gefordert werden, nach wie vor - wie 2014 - als sogenannte "weitere landwirtschaftliche Fläche" ausgewiesen. Da hat sich überhaupt nichts geändert. Deswegen haben wir dann auch letztendlich nicht zugestimmt. Dabei wäre es ja so einfach. Das ganze Gebiet ist großteils im öffentlichen Besitz, sprich: Wohnfonds. Es bräuchte nur den berühmten politischen Willen, sprich, eine Umwidmung. Vielleicht müssten ein paar Grundstücke getauscht werden, weil sich dort natürlich schon die Bauträger eingenistet haben. Es wäre aber zu machen. Noch einmal: Es hat sich seit 2014 viel geändert. Slogans wie "Brownfields for Greenfields" - diesen Satz kennt heutzutage schon ein Volksschulkind - waren 2014 noch keine Sätze, die im Mainstream angekommen sind. 2014 gab es keine Covid-Krise, in der man gelernt hat, wie wichtig eine Nahversorgung ist. Ich habe gesehen, was sich damals bei der Bioschanze abgespielt hat. Die Leute sind Schlange gestanden, um sich dort frisches Gemüse abzuholen. Ich habe es eh schon gesagt: Durch den Krieg in der Ukraine ist man jetzt draufgekommen, dass man sich aus der Abhängigkeit von solchen Ländern befreien muss. Das betrifft natürlich die Nahrungsmittelindustrie und die Lebensmittelindustrie, aber auch die Energie. Wie wichtig so eine Aufnahme in ein Vorranggebiet ist, zeigt sich an der Gegend der Süßenbrunner Straße West. Das ist die Gegend, die wir hier beim letzten Gemeinderat gewidmet haben. Warum zeigt sich das dort? - 2013 kauften sich dort die ersten SPÖ-nahen Wohnbauträger ein: die Sozialunion. Dort ist, glaube ich, der Klubobmann der SPÖ Donaustadt der Chef. (GR Mag. Josef Taucher: Siedlungsunion!) - Entschuldigung, Siedlungsunion. Die haben dort sehr, sehr billig landwirtschaftliche Flächen gekauft. Das waren so um die 150 EUR damals. (GR Mag. Josef Taucher: Dass Sie das immer so auf persönlicher Ebene machen müssen!) Wissen Sie, was dann passiert ist? - 2013 haben die das gekauft. Ein Jahr später war dieses Gebiet nicht mehr im AgSTEP 2014 ausgewiesen. Deswegen, glaube ich, ist das eine wirklich wirkungsvolle Maßnahme. Deswegen appelliere ich an Sie: Füllen Sie dieses Papier mit Leben! Setzen Sie sich für das ein, was dort gefordert wird - nicht von mir -, nämlich den Erhalt hochwertiger landwirtschaftlicher Flächen! Das war der erste Antrag. (Beifall bei den GRÜNEN.) Beim zweiten Antrag geht es eben um die Aufforderungen, ein effizientes Grundverkehrsgesetz auf den Weg zu bringen, wie es andere Bundesländer schon haben. Ich möchte das am Beispiel von Oberösterreich kurz erklären. Dort muss der Verkauf oder Kauf von landwirtschaftlichen Flächen in den meisten Fällen von einer Grundverkehrsbehörde genehmigt werden. Es ist nur in Ausnahmenfällen möglich und wird nur in wirklich begründeten Fällen genehmigt, dass das nicht wieder eine landwirtschaftliche Fläche wird. Das ist wichtig, denn so werden landwirtschaftliche Flächen geschützt, sie werden nicht der Landwirtschaft entzogen, und es endet auch diese Spekulation, die wir jetzt gesehen haben, was sich in der Donaustadt diesbezüglich abspielt. Wien kennt ein solches Gesetz nur bei den Winzerbetrieben. Es gibt in Wien nur die Beschränkung beim Grunderwerb von Menschen aus Drittländern, das heißt, Nicht-EU-Staaten. Dafür braucht es Genehmigungen. In Wien gibt es keine Beschränkungen beim Grunderwerb von landwirtschaftlichen Flächen. Das ist auch ein Antrag. Auch hier ersuche ich Sie um Unterstützung. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Mag. Josef Taucher: Verlorener einzelner Applaus.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dipl.-Ing. Olischar, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Berichterstatterin, sehr geehrter Herr Stadtrat! Jetzt ist er endlich da, der AgSTEP - die VorrednerInnen haben es erwähnt, wir haben gehört, worum es geht -, der Agrarstrukturelle Entwicklungsplan, der landwirtschaftliche Flächen kategorisiert und so die Unterschutzstellung gewährleistet, und das auch langfristig. Ich habe an dieser Stelle schon sehr oft betont, welchen Mehrwert die Landwirtschaft bei uns in Wien hat. Wir sind, ich glaube, Europa-weit einzigartig als Stadt, als Metropole, Landwirtschaft innerhalb der Stadtgrenzen zu haben. Ich empfinde das als unglaublichen Mehrwert und als unglaublichen Schatz, der auf jeden Fall langfristig gehalten werden muss. Meine VorrednerInnen haben es schon angedeutet, die Funktion der Landwirtschaft in der Stadt ist vielfältig - ob das jetzt die Versorgungssicherheit ist, die Versorgung mit regionalen Produkten aus Wien direkt oder der Faktor Erholung, der Faktor Klimaschutz, wo die Landwirtschaft einen sehr, sehr wesentlichen Beitrag leistet. Jetzt liegt das Dokument des AgSTEP in seiner fertigen Form zur Beschlussfassung vor, und ich möchte auf ein, zwei Dinge diesbezüglich kurz eingehen. Wesentlich ist, dass dieses Instrument Flächen genau fixiert, die geschützt werden sollen. Das ist sehr wesentlich nicht nur für sich selbst genommen, sondern auch in Kombination mit dem großen Spannungsfeld Stadtentwicklung. Deshalb ist es uns wichtig, und ich hoffe, dass das jetzt auch passiert - es läuft ja parallel der Prozess, den neuen Stadtentwicklungsplan zu verfassen und fertigzustellen -, dass diese Erkenntnisse, diese Flächen, die im AgSTEP definiert wurden, Eingang finden in den Stadtentwicklungsplan. Stadtentwicklung und Landwirtschaft sind zwei Dimensionen, die sehr stark im Spannungsverhältnis zueinander stehen. Denn wo Stadt entwickelt wird, ist das oft auf der grünen Wiese, sind meistens landwirtschaftliche Flächen davon betroffen, die diesem Stadtwachstum dann auch zum Opfer fallen. Umso wichtiger ist es, dass diese Flächen, die besonderen Schutz verdienen in der Landwirtschaft, auch im Stadtentwicklungsplan Berücksichtigung finden und auch dort ausgewiesen werden. Ja, es gibt in dieser vorliegenden Neuauflage die erfreuliche Tatsache, dass wir mehr Flächen ausgewiesen haben, was sehr positiv ist, um diese Tendenz zu zeigen: den Stellenwert der Stadtlandwirtschaft in Wien. Aber - auch das wurde schon erwähnt - für mich ein Wermutstropfen ist das Gebiet Rothneusiedl, nicht nur aus landwirtschaftlicher Sicht, denn es ist für uns ein sehr, sehr wesentliches Gebiet, wo Landwirtschaft eine extrem starke Rolle spielt und auch ortsbildprägend, stadtbildprägend, charakterbildend ist für das Gebiet. Das einerseits, und andererseits die geplante städtebauliche Entwicklung, die wir auch mehrfach schon an dieser Stelle kritisiert haben, mit der wir per se auch nicht ganz glücklich sind, nicht zuletzt, weil dort eben landwirtschaftliche Flächen dem Stadtwachstum zum Opfer fallen. Was ich aber schon auch mitgeben möchte, ist ein Gedanke: Jetzt haben wir mit diesem strategischen Instrument, wenn man es nüchtern betrachtet, ein sehr technisches: Da werden Flächen kartiert, ausgewiesen, und diese Flächen dienen zum Schutz. Gut. Das ist ein wesentlicher Schritt zum Erhalt der Landwirtschaft. Aber aus meiner Sicht zählt nicht nur die Fläche allein, die ausweist, wie man mit der Landwirtschaft umgeht. Das kann eigentlich nur die Basis sein für das Wie. Für das Wie, wie man mit der Landwirtschaft umgeht, und dafür, ob sich Landwirtschaft in Wien willkommen fühlt oder nicht, ich nenne es einmal Kulturatmosphäre. Was meine ich konkret damit? Die Landwirtschaft produziert ja nicht nur auf der Fläche, sie muss auch irgendwie dort hinkommen, das ist nicht nur ein statisches Betreiben einer Fläche, sondern da sind ganz viele andere Faktoren auch notwendig beziehungsweise gestaltet sich der landwirtschaftliche Alltag auf ganz unterschiedliche Weise. Es sind nur Kleinigkeiten - aber man hat das Gefühl, es werden doch Dinge beschlossen, sowohl auf Bezirksebene als auch vor allem auf Landesebene -, die der Landwirtschaft Steine in den Weg legen. Konkret meine ich zum Beispiel: Das Thema rund um die Parkraumbewirtschaftung für die Landwirtschaft. Dass das Parkpickerl für Traktoren ein großes Thema war, haben wir auch schon öfters diskutiert. Dass gerade Traktoren oder landwirtschaftliche Fahrzeuge nur bedingt im öffentlichen Raum stehen, aber selbst wenn sie zu Ladezwecken oder kurzfristig im öffentlichen Raum abgestellt werden, trotzdem ein Parkpickerl für sie gelöst werden muss. Das sind so kleine Bausteine, die der Landwirtschaft Prügel vor die Füße schmeißen. Ich glaube, das ist nicht notwendig. Auch Routengenehmigung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge: Das mag sperrig klingen oder auch ein bisschen weit vom Alltag, aber für Landwirtinnen und Landwirte sind das ganz wesentliche Faktoren, ob ihre Arbeit erleichtert wird oder umgekehrt eben erschwert wird. Wenn Routengenehmigungen von ihrer Gültigkeitsdauer von einem Jahr auf drei Monate reduziert werden, dann ist das ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand, der Landwirtinnen und Landwirten zusätzlich die Arbeit erschwert. Aber auch, wenn es um das Betanken von landwirtschaftlichen Fahrzeugen geht, was die Bewässerung betrifft, die an Hydranten durchgeführt wird: Haben die dort die Möglichkeit, auch stehen zu bleiben - ja, nein? Das ist in vielen Fällen auch weggefallen oder ungünstig gelegt worden, sodass auch da landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge nicht mehr ordentlich zufahren konnten. Bis hin zu Zufahrten für landwirtschaftliche Fahrzeuge, Routenführungen, Einbahnführungen, die Wege erschweren, den Arbeitsalltag erschweren. Bis hin zum Thema Müll und Abfall - wie da die Stadt vor Ort kontrolliert und der Landwirtschaft unterstützend zur Seite steht, Stichwort Weingärten im Sommer, wenn dort viele Spaziergänger und Erholungssuchende unterwegs sind, und im Nachhinein dort ein hohes Müllaufkommen ist und die Landwirte damit auch allein gelassen werden. Was möchte ich mit diesen Beispielen zum Ausdruck bringen? Landwirtschaft ist nicht nur etwas, was man fix auf einer Karte einzeichnen kann: Das wollen wir langfristig erhalten. Sondern es ist schon eine Frage des Umgangs, der Kultur, des Mindsets, wie man mit Landwirtinnen und Landwirten in der Stadt umgeht. Und das wirkt sich natürlich auch auf deren Gefühl aus, ob man jetzt erwünscht ist, ob einem der Arbeitsalltag erschwert wird oder nicht. Das gebe ich auch der Stadtregierung mit als Wunsch, dass man sich genau diese Punkte auch näher anschaut. (Beifall bei der ÖVP.) In diesem Sinne zusammenfassend: Wir werden dem AgSTEP heute so zustimmen, wenn auch mit einem kleinen weinenden Auge, was das Gebiet rund um Rothneusiedl betrifft. Da sind wir nicht so glücklich damit, aber wichtig ist, dass landwirtschaftliche Flächen geschützt werden, langfristig geschützt werden, dass es auch in den Stadtentwicklungsplan mit einbezogen wird. Als Wunsch möchte ich, wie gesagt, mitgeben, dass dieses Atmosphärische, das Kulturelle auch berücksichtigt wird und sich die Landwirtinnen und Landwirte in der Stadt willkommen fühlen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich bei uns im Saal recht herzlich die Kaufmännische Schule des BFI Wien D1/DF begrüßen. Herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Sie erleben gerade eine Diskussion darüber, welche Flächen in Wien weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden sollen und wie der Plan dazu aussieht. Und das wird uns jetzt der Kollege Holzmann weiter erläutern. - Bitte, Herr Gemeinderat, du bist am Wort. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Oh bitte, dozieren! - GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Uuuuhh!) GR Ernst Holzmann (SPÖ): Frau Berichterstatterin! Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Wiener Gemeinderats! Liebe Gäste, schön, dass ihr da seid! Wir diskutieren den Agrarstrukturellen Entwicklungsplan 2024 für Wien. Dieser Plan ist seit 2004 ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung/Stadtplanung und soll auch diesmal wieder in den STEP35 integriert werden. Insgesamt definiert dieser AgSTEP eine Fläche von 4.878 ha, aufgeteilt auf 3 Kategorien, wobei die stärkste Kategorie die Kategorie 1 ist und ungefähr 82 Prozent einnimmt, das sind knapp 4.000 ha. Da haben wir - wir haben es schon gehört - einen geringen Zuwachs von 18 ha der Vorrangflächen, aber insgesamt in dieser stärksten Kategorie sogar ein Plus von 52 ha. Ich glaube, das kann sich sehen lassen und ist auch wichtig, da wir in Zeiten der Krisen oder zwischen Krisen leben, wir haben bei der Corona-Pandemie gesehen, wie wertvoll es ist, wenn man regional Lebensmittel und Gemüse produziert und zur Verfügung hat. In Wien haben wir derzeit etwa 450 Landwirtschaftsbetriebe. Diese produzierten im Jahr 2022 etwa knapp 67.500 t Gemüse. Als Beispiel genannt - weil wir auch bei der Selbstversorgung enorm hoch liegen - sei die Gemüsegurke mit 27.380 t. Hier haben wir einen Selbstversorgungsgrad von 217 Prozent. Das Ziel des AgSTEP ist die Haltung und Sicherung der Bewirtschaftung dieser Flächen, das heißt, zum einen die Flächen unter Schutz zu stellen, aber auch die Bewirtschaftung dieser Flächen zu ermöglichen. Es ist, glaube ich, immer wieder gut, alle zehn Jahre, so ist das Intervall, zu evaluieren, sich das anzusehen, um zum einen nachbessern können. Wie gesagt, wir haben im Vergleich zu 2014 sogar eine leichte Steigerung bei den Hektarflächen, zum anderen sind in Bezug auf die Bewirtschaftung 10 Jahre doch auch ein gewisser Zeitraum - allerdings schon eher die unterste Grenze -, wo man auch über Investitionen nachdenken kann. Ich glaube, das Besondere gerade auch in einer wachsenden Stadt wie Wien mit bereits über zwei Millionen Einwohnern ist, dass man sich bewusst ist, wie wichtig Ernährung, Ernährungssicherheit, Versorgungssicherheit für die Stadt ist. Deshalb möchte ich mich bei allen bedanken, die mitgewirkt haben, möchte mich auch bei der Landwirtschaftskammer Wien bedanken, die eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt pflegt, möchte aber auch abschließend meine Verwunderung zum Ausdruck bringen, dass man diesem nicht nur von mir gelobten, sondern auch von der Kollegin Sequenz gelobten Papier - sie hat gesagt, das ist super formuliert -, dem die Kollegin Olischar leider nur mit einem weinenden Auge zustimmen kann, aber immerhin doch zustimmen kann, absolut nicht zustimmen kann. Also bitte ich noch einmal, versuche einen letzten Aufruf: Bitte alle zustimmen. Herzlichen Dank! (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist somit geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 21. Ich ersuche all jene Abgeordnete, die diesem Poststück zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der ÖVP und der NEOS. Damit ist diese Postnummer mehrstimmig angenommen. Es liegen drei Anträge vor, eingebracht von den GRÜNEN, und zwar als erster Antrag ein zeitgemäßes Grundverkehrsgesetz für Wien. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich ebenfalls um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung bei den GRÜNEN, der ÖVP, der FPÖ sowie bei GR Kieslich gegen SPÖ und NEOS. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag der GRÜNEN zur Einbeziehung der landwirtschaftlichen Flächen des westlichen Teils Donaufeld. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung bei den GRÜNEN, der ÖVP, der FPÖ und bei GR Kieslich gegen SPÖ und NEOS. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und ist daher abgelehnt. Der dritte Antrag von den GRÜNEN betrifft die Kartierung von städtischen landwirtschaftlichen Flächen. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei den GRÜNEN, der ÖVP, der FPÖ sowie bei GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher ist auch dieser Antrag abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 27 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Änderung der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Abrahamczik, die Verhandlungen einzuleiten! Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: (in Richtung des Vorsitzenden GR Mag. Thomas Reindl -: Hat man mich schon gehört?) Ich bitte um Zustimmung! Jetzt ist das Mikro an. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte! Zu Wort gemeldet ist Herr GR Kowarik, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): So, meine sieben Sachen habe ich beieinander. (Heiterkeit bei StR Peter Kraus, BSc.) Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren! Liebe Gäste auf der Tribüne! Wenn man den Vorankündigungen der Regierungsparteien Glauben schenken möchte, dann würde jetzt eine unglaubliche Weiterentwicklung der Abgeordnetenrechte und der Gemeinderäterechte passieren. Wir werden uns das im Detail ansehen und darauf kommen, dass das auf keinen Fall dem standhält, was da vorangekündigt wurde, um es einmal freundlich auszudrücken. Man könnte auch auf gut Wienerisch sagen: Das Ganze ist ein Schuss ins Ofenrohr oder sogar eine Schlechterstellung, je nachdem, wie man das interpretiert. Worum geht es? Es geht um ein ganz wichtiges Recht - vielleicht auch für die jungen Gäste auf der Tribüne wichtig: Abgeordnete und Gemeinderäte haben das Recht, Fragen zu stellen an die Regierungsmitglieder. Das ist ein ganz starkes Recht für Gemeinderäte und auch auf Landesebene für Landtagsabgeordnete, das besagt, die gewählten Mandatare, die vom Volk gewählten Gemeinderäte und Abgeordneten, können die Regierungsmitglieder befragen zu Angelegenheiten der Hoheitsverwaltung, aber auch der Privatwirtschaftsverwaltung. Was heißt das? Alle behördlichen Tätigkeiten können hinterfragt werden von den Gemeinderäten und von den Abgeordneten, aber auch die Tätigkeiten der Stadt Wien als Kommune, wenn sie als Träger von Privatrechten auftritt, in der Privatwirtschaftsverwaltung. All das ist der eigene Wirkungsbereich der Gemeinde, und hier können Gemeinderäte nachfragen. Das ist ein sehr gutes Recht, natürlich gerade für Oppositionsparteien - ich bin von den Freiheitlichen - ist das sehr interessant und ist eigentlich eine Grundfeste unserer parlamentarischen Ordnung, eine Selbstverständlichkeit. Das ist die Ausgangsposition. Wir haben dann die Vorankündigung gelesen bei einem Pressedienst. Ich habe das am Anfang, ehrlich gesagt, gar nicht glauben können, ich habe zu meinem Klubdirektor gesagt: Nein, nein, das ist anders zu verstehen. Bis ich es mir selber genau durchgelesen habe und gesagt habe: Was ist denn denen da eingefallen? Die SPÖ wird sich ins Fäustchen lachen. NEOS, ich weiß nicht, was mit euch passiert ist. Was wurde vorangekündigt? "Die Erweiterung des Interpellationsrechtes fördert Transparenz und politische Kontrolle in Wien" - so der großspurige Titel der Pressemeldung, der OTS-Meldung von Emmerling und Novak am 7. November, glaube ich, war das. Ich habe sie mir ausgedruckt. Da wird die Frau Emmerling zitiert. Da werden alle Großtaten der NEOS - ich weiß nicht, ob es die Zeit zulässt, dann werde ich auch noch dazu etwas sagen - hinsichtlich Transparenz ausgeführt und dann wird gesagt: "Die Stärkung des Interpellationsrechtes in Wien ist ein bedeutsamer und notwendiger Schritt für mehr Transparenz und politische Kontrolle. Mit der Erweiterung ermöglichen wir allen Mitgliedern des Gemeinderates und Landtages, gezielte Fragen an die führende Verwaltung und die Stadt zu stellen." Also wir hören: Erweiterung, Stärkung. Jetzt schauen wir uns die Regelungen im Detail an. Warum ist das nicht so? Wir hatten bis jetzt im § 31 unserer Geschäftsordnung beziehungsweise im § 33 geregelt, wie schriftliche Anfragen oder mündliche Anfragen funktionieren, was zulässig ist. Der § 31 Abs. 1 ist da relativ schlank: "Jedes Mitglied des Gemeinderats hat jederzeit das Recht der schriftlichen Anfrage an den Bürgermeister und an die amtsführenden Stadträte", und etwas ausführlicher § 33 Abs. 1: "Zulässig sind kurze Fragen aus dem Bereich der Gemeindeverwaltung." Ich zitiere den aktuellen Wortlaut unserer Geschäftsordnung. "Dem Fragerecht unterliegen sowohl Angelegenheiten der behördlichen Verwaltung" - also alle behördlichen Tätigkeiten - "als auch der Verwaltung der Gemeinde als Träger von Privatrechten." Was ist ein Träger von Privatrechten? Wenn die Gemeinde Wien mit einem Vertragspartner Verträge abschließt, dann tritt die Gemeinde auf als Träger von Privatrechten. Sie tritt auch auf als Träger von Privatrechten, wenn sie Gesellschaftsvermögen innehat und verwaltet. Das wird dann noch ein interessantes Thema sein. Weiters steht in unserer Geschäftsordnung, ich zitiere: "Eine an einen amtsführenden Stadtrat gerichtete Anfrage ist ferner nur zulässig, wenn ihr Gegenstand in den sachlichen Wirkungsbereich des Befragte gefällt." - No na ned. - "Jede Anfrage darf nur eine konkrete Frage enthalten und nicht mit mehreren Unterfragen geteilt sein." Gut. Damit ist eigentlich alles gesagt. Wir können die behördliche Tätigkeit der Regierungsmitglieder nachfragen, aber auch in ihrem Verantwortungsbereich die Tätigkeit der Gemeinde als Träger von Privatrechten. So. Jetzt haben wir einen Vorschlag vor uns liegen, der das Ganze womöglich sogar einschränkt. Unsere Rechte, die relativ allgemein, aber gar nicht so schlecht definiert sind, werden jetzt eingeschränkt. Warum ist das so? Der Kollege Konrad schüttelt seinen Kopf. Ich lese es Ihnen vor, vielleicht werden Sie es dann verstehen. Jetzt schreiben wir § 33 Abs. 1 neu, der beschlossen werden soll: "Zulässig sind kurze Fragen aus dem Bereich der Gemeindeverwaltung in den Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereiches der Gemeinde. Dem Fragerecht unterliegen sowohl Angelegenheiten der behördlichen Verwaltung als auch der Verwaltung der Gemeinde als Träger von Privatrechten." So, und jetzt kommt er, der entscheidende Satz: "Das Fragerecht besteht auch in Bezug auf die Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen." Ich mache hier kurz Halt. No na ned - das war bis jetzt auch schon so, oder? Können wir uns darauf einigen: Auch bis jetzt konnten wir unser Fragerecht fokussieren auf Sachen oder auf die Gemeinde, wo sie in Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen tätig war. - Bis jetzt zumindest laut unserer Geschäftsordnung ohne jegliche Einschränkung. Klammer auf: Die Stadt Wien hält eine Beteiligung von 1 Prozent. Da können wir nachfragen: Was macht die Gemeinde Wien mit dem 1 Prozent? Nicht: Was macht das Unternehmen? Ins Unternehmen reinfragen dürfen wir nicht, das soll so sein, schade. Ich zitiere Altbürgermeister Häupl: Historischer Webfehler - Rufzeichen, Rufzeichen, Rufzeichen! Klammer zu. Das ist so, okay, wir können nicht hineinfragen. Aber wir können auch die Stadt Wien fragen, was hast du mit dem 1 Prozent gemacht? Was bedeutet das? Was sind denn zum Beispiel Rechte und Pflichten, die man hat, wenn man an einem Unternehmen beteiligt ist - mit 1 Prozent, 0,5 Prozent, 53 Prozent oder 99 Prozent oder 100 Prozent? Man hat Vermögensrechte und Pflichten. Was kann man sich darunter vorstellen? Bei einer Kapitalgesellschaft werden hoffentlich Gewinne fällig. Die werden ausgeschüttet. Das heißt, es ist ein Vermögensrecht des Gesellschafters, in dem Fall der Stadt Wien, diesen Ausschüttungsgewinn an sich zu nehmen. Was hat man noch für Rechte? Herrschaftsrechte, Mitgliedschaftsrechte. Was bedeutet das? Herrschafts- und Mitgliedschaftsrechte sind zum Beispiel Rechte, bei der Generalversammlung einer GmbH teilzunehmen und dort das Stimmrecht auszuüben. Auch das macht die Gemeinde als Trägerin von Privatrechten. Oder für Minderheitsbeteiligungen - und das wird schon sehr interessant - gibt es im GmbH-Gesetz, wenn wir dort bleiben, zum Beispiel Rechte der Kontrolle. Eine Frage könnte sein: Lieber Herr StR Wiederkehr, die Stadt Wien hält 25,01 - ich weiß nicht, wie viel es wirklich sind, aber mehr als 25 Prozent - bei den Volkshochschulen, beim GmbH-Träger der Volkshochschulen, warum haben Sie trotz katastrophaler wirtschaftlicher Lage nicht eine Revision als Vertreter der Gemeinde Wien, als Vertreter der Privatrechte der Gemeinde Wien, als Gesellschafter bei der GmbH- Generalversammlung beantragt? - Was ist eine Revision? Eine Kontrolle, eine Überprüfung der Geschäfte. Das ist ein Minderheitenrecht, das man auch mit 25 plus 1 hat. - 10 Prozent können eine Generalversammlung einberufen bei einer GmbH, und so weiter, und so fort. Es gibt verschiedenste Herrschafts- und Mitgliedschaftsrechte. Bisher war keine Einschränkung in unserer Geschäftsordnung. Was sagt der neue Entwurf? Ich habe es schon gelesen. Ich lese es noch einmal: "Das Fragerecht besteht auch in Bezug auf die Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen," - noch einmal: Klammer auf: no na ned, Klammer zu -, jetzt kommt's, ich zitiere: "an denen die Gemeinde mit mindestens 50 von 100 Prozent Stamm-, Grund- oder Eigenkapital beteiligt ist." Dann geht es wieder weiter: "Einer an einen amtsführenden Stadtrat gerichtete Anfrage ist ferner nur zulässig, wenn" - bla bla bla - also den jeweiligen Wirkungsbereich betreffend, und man darf nur eine konkrete Frage stellen. Sonst hat sich nichts geändert. Die konkrete Änderung ist: Erstens, dass wir feststellen, dass wir im eigenen Wirkungsbereich der Gemeinde nachfragen dürfen, das war bisher auch schon normiert, da hat sich nichts geändert. Die einzige inhaltliche Änderung zumindest bei § 33 Abs. 1 ist, dass wir uns einschränken auf Beteiligungen von mindestens 50 Prozent. Nicht mehr nachfragen dürfen wir nach diesem Wortlaut den Herrn StR Wiederkehr, was er gemacht hat bei der Generalversammlung der VHS, was die Stadt Wien dort für Herrschaftsrechte durchgesetzt hat oder nicht oder welche Vermögensrechte. Dass die VHS einen Gewinn macht, diese Vorstellung ist relativ lächerlich, aber wollen wir uns das trotzdem einmal vorstellen. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Wenn dort 5 Millionen EUR ausgeschüttet werden, was haben wir damit gemacht, wie haben wir abgestimmt in der Generalversammlung? Wollten wir das auf weitere Rechnung vortragen oder wollten wir es ausschütten? Nach diesem Wortlaut dürfen wir das nicht mehr fragen. Nach dem alten Wortlaut durften wir das schon. Also erklären Sie mir, meine Damen und Herren von den NEOS - die SPÖ frage ich gar nicht, sie wird sich ihren Teil dabei denken -, erklären Sie mir, wo ist da die Erweiterung? Es wird Ihnen nicht gelingen, mir das zu erklären. Wo ist da die größere Transparenz, wo sind die größeren Möglichkeiten des Abgeordneten? Sie wollen unsere Möglichkeiten einschränken, nicht erweitern. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Der Meilenstein war's!) Ein Meilenstein, genau, wieder ein Meilenstein, danke, Herr Kollege. (GR Maximilian Krauss, MA: Ein Kieselstein!) Ich kann mich erinnern - das hat Frau Kollegin Emmerling damals schon bei dem Transparenzfördergesetz gesagt: Ein neuer Meilenstein! Ich habe ihr gesagt: Das ist ein Kieselstein. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM, und GR Maximilian Krauss, MA.) Das ist jetzt nicht mehr einmal ein Kieselstein, sondern es ist ein Schuss ins Ofenrohr. Das ist gar nichts. Das ist bestenfalls, wenn man das so interpretieren will, eine Festschreibung des Status quo, aber keine Erweiterung. Denn man könnte argumentieren - und ich nehme an, das wird die SPÖ machen -, im B- VG steht in Art. 52 Abs. 2: Die Nationalräte dürfen nur nachfragen bei Beteiligungen, also in der Privatrechtsverwaltung, über 50 Prozent. Gut - wenn das so ist und wenn das jetzt schon für Wien gilt, dann hätten wir es eigentlich nicht ändern brauchen. Also wo ist die Erweiterung, meine Damen und Herren? Sie schränken sich ein, Sie schränken uns ein und schränken alle, die hier sitzen, ein, und das ist der großartige Fortschritt, der Meilenstein. Meine Damen und Herren von den NEOS, Sie haben sich einfach über den Tisch ziehen lassen, und zwar auf billige Art und Weise! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Es könnte natürlich auch sein, dass Sie gar nicht wissen, was man als Träger von Privatrechten macht. Ich habe es Ihnen vorher ein bisschen erklärt, es ist lieb, wenn dann der künftige Notar der Wirtschaftspartei NEOS erklären muss, was Privatrechte sind. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ich könnte dir stundenlang zuhören!) Ich mache es gerne wieder, Sie können mich dann zukünftig auch besuchen kommen in der Donaustadt, da werde ich Ihnen aber etwas verrechnen für Belehrungen. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Nichtsdestotrotz, meine Damen und Herren, bei aller Lustigkeit, eigentlich ist es unglaublich, was wir da heute beschließen. Eigentlich ist es unglaublich. Sie (in Richtung GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc) schütteln den Kopf, Frau Kollegin. Kommen Sie heraus und erklären Sie mir: Was ist das für eine Erweiterung, was ist das für ein Meilenstein für die Arbeit der Gemeinderäte? Bitte erklären Sie mir das. Ich bin auch sehr aufmerksam, was der Kollege Konrad sagen wird, aber ich habe keine Vorstellung. Lesen kann ich auch, das habe ich gelernt, und ich kann auch halbwegs Gesetztexte interpretieren. Aber das ist sagenhaft. Ich möchte eins noch anfügen. Es wird noch ein Satz angefügt in § 33 Abs. 3: "Der Vorsitzende hat die Nichtzulassung einer Frage in der Präsidialkonferenz mündlich zu begründen und darüber den Gemeinderat am Beginn der Sitzung zu informieren." Das ist okay, das soll so sein. Eine Erweiterung unserer Rechte ist das auch nicht wirklich, aber wir kriegen jetzt zumindest mitgeteilt, warum eine Anfrage nicht zulässig ist. Das ist okay. Aber das Interpellationsrecht als solches haben Sie nicht erweitert. Das ist Ihnen tatsächlich nicht gelungen, ganz im Gegenteil, Sie haben das Gegenteil geschaffen davon. Ich darf wieder zurückgehen auf diese - reißerische, hätte ich beinahe gesagt - Pressedienstmeldung von Emmerling und Novak von der SPÖ. Die Frau Kollegin Novak hat es sich vorbehalten, heute nicht da zu sein, warum auch immer, vielleicht müsste sie so lachen sonst, wenn sie dasitzt, über das, was ihr gelungen ist gegenüber den NEOS. Da steht - wir sind wieder bei den Meilensteinen, die Kollegin (in Richtung GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc) weiß schon, was kommt und macht die Augen zu -, "nach der Einführung eines Regierungsmonitors," - das ist natürlich toll, wenn man sich selber beurteilt, was man weitergebracht hat, das ist genau nichts - "einer Whistleblower Plattform," - soll so sein -, "der Reform der Untersuchungskommission" - da haben wir gesehen, wie toll die Reform der Untersuchungskommission war. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Super Reform! - Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Ja, für dich schon, lieber Kurt, für den Magistrat war es eine Fortschreibung der Sachen, die bis jetzt nicht funktioniert haben. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Für die SPÖ war es ein Meilenstein! Für die SPÖ war es ein Meilenstein!) Wenn uns der Magistrat ausrichtet, schön, dass ihr das wollt, liebe Untersuchungskommission, aber das geht euch nichts an - ob das wirklich eine tolle Reform der Untersuchungskommission war? Aus Oppositionssicht war es nicht so, lieber Kurt, ich darf dir das so sagen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Wir haben das 70 zu 30 beschlossen!) Die NEOS haben das auch als Meilenstein verkauft, soll sich jeder selber ein Bild davon machen. Okay - man darf nicht nur schimpfen, man soll differenziert argumentieren. Die Stadtrechnungshofnovelle war in Ordnung, der haben wir auch zugestimmt. Aber das war nur eins. Was einheitliche Förderrichtlinien angeht - das habe ich Ihnen auch schon öfters gesagt, ich habe damals fünf Abänderungsanträge gestellt, Sie haben sich gar nicht damit beschäftigt, Sie haben gesagt, as will denn der Kowarik da wieder -, das war kein Meilenstein, das war ein Kieselstein, ich habe es Ihnen damals schon gesagt. Aber es gibt einige Verbesserungen auch in diesem Bereich. Das ist die großartige Bilanz, unterm Strich bleibt der Stadtrechnungshof. Gut, alles andere haben Sie mehr oder weniger hatschert bis schlecht ersetzt, was diesen Bereich Rechtsstaatlichkeit, Transparenz, Demokratie betrifft. Also: Wir harren der Rede der NEOS sehr aufgeregt, wie Sie das rechtfertigen wollen. Entweder haben Sie es nicht verstanden oder es war Ihnen wurscht oder Sie sind gelegt worden. Keine dieser drei Möglichkeiten ist wirklich befriedigend, für uns zumindest nicht, weil das ja direkt unsere Arbeit als Gemeinderat betrifft. Daher darf ich zusammenfassen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, die Freiheitlichen werden dieser Änderung natürlich nicht zustimmen. Das ist keine Erweiterung, das ist maximal ein Fortschreiben, in Wirklichkeit aber eine Verschlechterung unserer Position, und daher werden wir auf keinen Fall zustimmen. Danke schön. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GRin Klika ab 16 Uhr verhindert ist, an der Sitzung teilzunehmen. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Mag. Konrad, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Dass die Sichtweise bei der Beurteilung von Vorhaben zwischen Opposition und Regierung teilweise auseinanderliegen, überrascht nicht wirklich. Aus unserer Sicht schaffen wir mit dieser Präzisierung mehr Klarheit und damit letztendlich natürlich auch mehr Transparenz, indem wir in der Geschäftsordnung Änderungen beim Interpellationsrecht vorlegen - etwas, was wir als Fortschrittskoalition im gemeinsamen Programm festgelegt haben, aber auch als ein "learning" zur Untersuchungskommission zur Wien Energie abgeleitet haben und nun eben umsetzen wollen. Worum geht es? Es geht in erster Linie darum, in diesem Haus für mehr Klarheit zu sorgen - inwiefern das Interpellationsrecht (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Was war unklar?) auf den Bezug der Ausübung der Eigentümerrechte der Stadt Wien Anwendung finden kann. Denn wir alle, Kollege Kowarik, wissen, dass es in diesem Zusammenhang in den Präsidialen immer wieder Auffassungsunterschiede gegeben hat und dass Fragen zur Ausübung der Eigentümerrechte teilweise nicht zugelassen worden sind. Bei dieser Klarstellung, die wir nun vornehmen, haben wir uns an dem Bundes-Verfassungsgesetz orientiert, denn das gibt natürlich den Rahmen vor. Und daher kann ich die Aufregung der GRÜNEN und jetzt auch der FPÖ nicht wirklich nachvollziehen. Denn selbstverständlich geht mit dieser vorgeschlagenen Regelung keine Einschränkung der bisher festgelegten Rechte und Pflichten der Gemeinderatsmitglieder einher. (Beifall bei den NEOS.) Der Antrag der Sistierung der GRÜNEN ist daher nicht nur von der Wahl des Instrumentariums einigermaßen sonderbar, sondern geht aus unserer Sicht auch inhaltlich ins Leere und wird daher von uns keine Zustimmung finden. Am Fragerecht der Minderheitsbeteiligung ändert sich nämlich nichts. Weiterhin können auch Eigentümerrechte von den kleinsten Beteiligungen hinterfragt werden, solange sich die Fragen nicht auf das operative Geschäft beziehen oder Betriebsgeheimnisse dem entgegenstehen. Ich glaube, was zur Verwirrung geführt haben dürfte, ist der Satz, den Sie, Kollege Kowarik, auch schon angeführt haben, der 2. Satz in § 33 Abs. 1. Ich bitte Sie aber, das Wort "auch" hier zu berücksichtigen. Denn dies ist genau dieser Zusatz, den wir eingeführt haben, damit wir das in Zukunft klarer geregelt haben. Dieser Satz steht sinngemäß auch so in Art. 52 Abs. 2 der Bundesverfassung, sehr geehrte Damen und Herren. Diese Bundesverfassung gibt uns ganz klare Grenzen - enge Grenzen. Das ist auch der Grund, David (in Richtung GR David Ellensohn) - um einen weiteren Kritikpunkt von euch aufzunehmen -, warum wir hier zu keinen fraktionsübergreifenden Gesprächen eingeladen haben. Ich glaube, ihr wisst, Sie wissen, ich, meine Fraktion, wir sind sonst immer die Ersten, die ganz klar für solche Gespräche eintreten. In diesem Fall war es so, dass wir uns nach einem Austausch mit den Verfassungsexperten hier im Haus sehr schnell darüber verständigt haben, dass wir eben keine weiteren Spielräume haben für weitergehende Rechte, die über das Interpellationsrecht in der Bundesverfassung hinausgehen. Von daher haben wir uns dann darauf konzentriert, zusätzlich einen Modus einzuführen bei der Nichtzulassung von Fragen, der für mehr Transparenz sorgt, nämlich, dass der Gemeinderatsvorsitzende beziehungsweise Landtagspräsident in Zukunft eine Begründung bei einer Nichtzulassung von Fragen vortragen muss in der Sitzung. Das wird damit protokolliert und vermerkt und erhöht daher aus unserer Sicht sehr wohl die Transparenz. Dass das aus Sicht der Opposition keine Revolution ist, nehme ich zu Kenntnis. Es ist insgesamt jedenfalls aber ein weiterer guter und wichtiger Schritt für klarer definierte Kontrollrechte und damit insgesamt natürlich auch für mehr Transparenz in diesem Gemeinderat und Landtag. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - Zwischenruf von GR Wolfgang Irschik. - GR Mag. Josef Taucher: Eine Revolution wollen wir nicht in einer Demokratie!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf bitten, die Zwischenreden einzustellen. Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Ellensohn. Bevor ich dir das Wort erteile, darf ich noch auf der Tribüne die SPÖ-Sektion Floridsdorf, Sektion 10, recht herzlich willkommen heißen. Guten Tag, willkommen im Gemeinderat. (Allgemeiner Beifall.) So, bitte, David, du bist am Wort. GR David Ellensohn (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren! Wir verhandeln eine neue Geschäftsordnung - also ein paar Änderungen, die die einen als Neuerfindung der Demokratie abfeiern und bei der die anderen keine Vorteile finden. Manchmal fehlt mir daheim der Kaffee. (GR Mag. Josef Taucher: Was fehlt dir?) Manchmal geht mir der Kaffee aus zu Hause. Dann habe ich daneben so eine Packung Tee. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das Drama kenne ich!) Also, ich habe einen ganzen Haufen Teesackerl, und neulich habe ich mir gedacht, ich mache das jetzt wie die Stadtregierung, ich schreibe einfach auf dieses Teepaket Kaffee und dann warte ich, mache eines auf und es ist Kaffee drinnen. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Es geht schon darum, was drinnen ist. Ich habe es aufgemacht, es war wieder Tee drinnen, es hat wieder nicht funktioniert. So ähnlich ist es jetzt mit dieser Geschäftsordnungsänderung: Wir ändern die Geschäftsordnung, sagt die Regierung, damit es besser wird. Das haben wir uns genau angeschaut. Ich sage ganz selten, dass jemand von der Fraktion der FPÖ recht hat, aber hätte ich heute nicht gewusst, was Herr Kowarik sonst noch alles sagt, hätte ich vielleicht sogar applaudieren können, denn da war einfach kein falscher Satz. Gehen wir es aber der Reihe nach noch einmal von vorne durch. Die Geschäftsordnungsänderung ist bis jetzt immer nur erfolgt mit vorherigen Fraktionsgesprächen. Ich bin schon relativ lang im Haus, und ich kenne das nicht, dass die Geschäftsordnung geändert wird und es finden keine Vorgespräche statt. Ein Mal hat es geheißen, es ist eine Riesenänderung, das nächste Mal habe ich gehört, es ist nur Pipifax, aber das ist nicht im offiziellen Rahmen gefallen, also zitiere ich auch nicht, wer das gesagt hat. Aber gehen wir es durch. Der aktuelle Abänderungsantrag sieht vor, dass Fragen über die Eigentümerrechte der Stadt Wien an Unternehmen nur noch ab einer Beteiligung von zumindest 50 Prozent durch die Stadt Wien zulässig ist. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Nein, das steht so nicht drin!) Das ist bis jetzt nicht dringestanden. Das ist keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung. Das sehen wir als Einschränkung des bisherigen rechtlichen Rahmens, § 15 Wiener Stadtverfassung, Interpellationsrecht. Wer genau schauen will, selber nachblättert, findet den Kommentar Czech/Moritz/Ponzer zu diesem Paragraphen, Fußnote 1, in der steht ausdrücklich, dass Fragen über die Tätigkeit von Vertretern der Gemeinde in den Organen ausgegliederter Rechtsträger zulässigerweise gestellt werden dürfen - ohne irgendein Quorum, irgendein Beteiligungsmindestmaß. Wir haben uns ja vorbereitet, die Klubdirektorin von mir, Juristin, im Gegensatz zu mir, hat auch gerechnet, welche Einwürfe kommen werden und was ausgearbeitet wird von der Stadtregierung, und es ist genau so gekommen. Was heißt das jetzt künftig? Was dürfen wir in Zukunft fragen, was wir bis jetzt nicht durften? Vielleicht würden zwei, drei Beispiele helfen. - Dürfen wir weiterhin das machen, was wir bis jetzt gemacht haben, nämlich Fragen stellen zur VHS - knapp unter 50 Prozent - oder zum Nationalpark Donau-Auen oder zum Wohnservice - 45 Prozent - oder zum VOR? (GR Mag. Josef Taucher: Ja, darfst du!) Bleibt das alles, wie es ist, und was darf ich in Zukunft noch fragen, was ich bis jetzt nicht fragen durfte? Da wäre gut zu wissen, denn bis jetzt ist noch kein Beispiel gekommen. Der Unterschied, den ich bis jetzt gehört habe, ist: Eine Frage kann abgeschmettert oder nicht zugelassen werden in der Präsidiale und dort wird das begründet und in Zukunft wird es hier noch einmal begründet. Das ist der Riesenfortschritt! Man sagt mir dort drüben in einem Zimmer: Das geht nicht, und ich hätte es dem GRÜNEN-Klub weitersagen müssen, und in Zukunft sagt es jemand von hier. (GR Mag. Josef Taucher: Ja, das war euer Wunsch.) Das ist der Riesen-Riesen- Fortschritt. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Jetzt sei nicht unzufrieden!) Die Geschäftsordnung des Gemeinderats darf nur Regeln treffen, die die Rechte und Pflichten nach der Wiener Stadtverfassung erweitern. Erweitern darf man immer, kleiner machen darf man nicht. Wir wollten den Bürgermeister fragen, wir wollten Fragen stellen im Gemeinderat, wie der Bürgermeister die Geschäftsordnung sieht, wir wollten die Fragen im Landtag stellen - da verstehen wir besser, wieso die dort gestrichen worden sind für morgen, die Fragen dazu wurden nicht zugelassen. Heute durften wir nicht fragen: Ist der Bürgermeister eigentlich auch der Meinung, dass das passt oder nicht? Denn die SPÖ hat gesagt oder auch der Magistrat oder die MD-Recht: Das geht den Bürgermeister nichts an. Das sehen wir auch anders, denn wenn der Beschluss den Gesetzen widerspricht, hat der Bürgermeister das Recht und die Pflicht, mit der Vollziehung innezuhalten. Das sage nicht ich, sondern das steht wiederum in der Wiener Stadtverfassung. Deswegen bringen wir auch exakt so einen Antrag ein: Sistierung des Beschlusses. Was heißt das, Sistierung? Das ist ja ein Wort, das man im allgemeinen Sprachgebrauch nicht jeden Tag verwenden. Es heißt: Den Beschluss vorläufig aufhalten, anschauen und dann kommt er noch einmal in den Gemeinderat, dann kann man ihn noch einmal beschließen. Aber der Herr Bürgermeister hat die Möglichkeit, das zu sistieren. Das wurde auch bestritten. Es geht den Bürgermeister nichts an und er kann gar nichts machen und deswegen dürfen wir ihn nicht fragen, ist schlicht falsch - schlicht falsch. In der Stadtverfassung steht, der Bürgermeister könnte, wenn er wollte, das sistieren. Damit ist er drin. Er hat sogar, steht darin, "das Recht und die Pflicht", zu schauen, dass unsere Beschlüsse passen. Wir können ja auch keine Geschäftsordnung erlassen, in der es heißt, die Türe wird zugesperrt um elf und Abgeordnete dürfen nachher nicht mehr raus- und reingehen. Das darf man nicht. Natürlich könnten jetzt 60 Leute aufzeigen und genau so etwas beschließen. Es gilt dann eben nicht, weil hoffentlich der Bürgermeister sagt: Was ist mit euch passiert? Und das könnte er hier auch tun. (GR Mag. Josef Taucher: Die Geschäftsordnung geben wir uns schon selber!) Und doch ist sie Teil dessen, wo der Bürgermeister einschreiten kann. Aber ich weiß schon, da gibt es die Rechtsauffassung der SPÖ: Dem Bürgermeister ist es vollkommen egal und muss es egal sein, was wir hier beschließen. Man muss sich einmal vorstellen, wir würden eine Geschäftsordnung beschließen, die komplett, komplett (GR Mag. Josef Taucher: Aber ist die Geschäftsordnung illegal? Haben wir eine illegale Geschäftsordnung beschlossen?) den Gesetzen widerspricht und er müsste sie einfach stehen lassen. § 28 (GR Mag. Josef Taucher: Was steht dort?): Wenn ein Beschluss des Gemeinderats den bestehenden Gesetzen, also im Konkreten der Wiener Stadtverfassung, zuwiderläuft, hat der Bürgermeister das Recht und die Pflicht mit der Vollziehung innezuhalten und die neuerliche Verhandlung im Gemeinderat anzuordnen. - Sistierung. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das läuft nicht so!) "Dann hat der Gemeinderat die Möglichkeit eines Beharrungsbeschlusses." Das Gegenargument lautet - ich habe eure Gegenargumente alle aufgeschrieben, weil sie die Klubdirektorin genau erraten hat: Diese Beschlüsse über GO- Änderungen können nicht sistiert werden. Im Kommentar steht aber genau das: Dass auch Verordnungen dem Sistierungsrecht unterliegen. Dann steht da - die Magistratsdirektion-Recht hat das sicher schon vorbereitet als Gegenargument -, dass das keine Änderung der Einschränkung der Rechte ist, weil auch in der Bundesverfassung 50 Prozent Mindestbeteiligung steht. Wenn du die MD-Recht fragst, kriegst du genau diese Auskunft, schätze ich. Aber auch im Bundes-Verfassungsgesetz steht: zulässige Fragen nicht nur bei Kapitalbeteiligung von mindestens 50 Prozent, sondern auch, wenn man sonst irgendwie beherrschend dabei ist. Bei der VHS glaube ich schon, dass wir hier, die Mehrheit in dem Haus, mit dabei ist, auch wenn es nur - na, was sind es dort - 25 Prozent sind. (Beifall bei den GRÜNEN - Widerspruch von GR Mag. Josef Taucher.) Diese Ergänzung in der Bundesverfassung fehlt in diesem Geschäftsordnungsänderungsantrag, und wenn sie fehlt, ist sie nicht drinnen und dann gilt sie nicht (GR Mag. Josef Taucher: Du verrennst dich da!) und dann widerläuft sie der Bundesverfassung. Das sind nicht juristische Spitzfindigkeiten. Wenn jemand diese Geschäftsordnung nimmt, diese Änderung, die heute hier beschlossen werden soll, nicht mit den Stimmen der GRÜNEN - ich glaube, mit keiner Stimme aus der Opposition, was übrigens auch eine Einmaligkeit hat, dass die Regierung eine GO beschließt und alle, ich nehme an, alle drei Oppositionsparteien dagegen sind, das habe ich noch nicht erlebt in dem Haus, das gibt es normal auch nicht -, wäre es doch das Einfachste, wir beschließen heute den Antrag der GRÜNEN, bevor wir da in eine rechtliche Streiterei kommen. Dann ist das pausiert, dann schauen es sich alle noch einmal an, und wenn dann immer noch die SPÖ glaubt, die Bundesverfassung sieht das anders - würde mich sehr überraschen -, dann können Sie es ja hier noch einmal beschließen. Heute sind wir auf jeden Fall sehr unglücklich mit diesem Vorschlag, stimmen selbstverständlich gegen diese GO-Änderung und hätten gerne, dass die Praxis wieder eingeführt wird, dass bei Änderungen unserer Spielregeln, der Geschäftsordnung, alle Fraktionen vorher angerufen, einberufen und mitbeteiligt sind. Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Wölbitsch-Milan, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren! Viel ist schon gesagt worden - aus meiner Sicht viel Gescheites. Vielleicht am Beginn eines vorweg: Ich werde es vielleicht morgen auch im Landtag noch kurz thematisieren, spannend finde ich schon eines: Es gibt eine Partei, die auf Bundesebene immer sehr laut wird, wenn die Begutachtungsfristen nicht ausreichend sind, wenn Dinge als Initiativanträge daherkommen, wenn die Opposition nicht eingebunden ist. Die NEOS sagen auf Bundesebene immer: Sie hätten so viel gescheite Ideen und warum werden sie nicht gefragt und nicht eingebunden und das ist eine große Frechheit und eine Riesensauerei. So. Jetzt muss ich feststellen - wir haben uns das ausgerechnet -, morgen im Landtag kommen 50 Prozent der Thematiken daher mit Initiativanträgen. Insgesamt in der Periode kommen 57 Prozent der Dinge, die wir im Landtag behandeln, über Initiativanträge. Jetzt befassen wir uns mit einer Thematik, wo es keine Konsultation der Opposition gegeben hat, bei einem für die Opposition extrem wesentlichen Thema, nämlich den Kontrollrechten in dieser Stadt. Liebe NEOS, eure Aufgabe ist es - wenn ihr das schon so vor euch hertragt, nämlich dass Demokratiebeteiligung neu gedacht werden muss -, dass ihr das in Wien, wenn das eure Verantwortung ist, verdammt noch einmal umsetzt. Und davon ist überhaupt nichts zu lesen, weder im Landtag noch im Gemeinderat. (Beifall bei der ÖVP.) Wir beschließen morgen - da kommen wir noch dazu und werden wir noch diskutieren - ein Mindestsicherungsgesetz, das ohne Begutachtung einfach durchgepeitscht wird in so einer komplexen Thematik, das verstehe ich einfach nicht. Diese neue Geschäftsordnung - genau das gleiche Jahr, Zitat ist schon gefallen - kam nicht von uns, von der Opposition. In der Präsidiale ist es eine Pipifaxsendung, aber anscheinend ist es doch nicht so Pipifax, weil es Auffassungsunterschiede dazu gibt, wie man das interpretieren kann. Daher wäre es das Gescheiteste gewesen - auch wenn es nur eine kurze Zusammenkunft oder Runde ist -, dass man vielleicht die Opposition eingebunden hätte, dann hätte man sich diese Diskussion in der Länge auch erspart. Was ist schon gesagt worden aus meiner Sicht? Das Erste ist: Wie ich die Presseaussendung der NEOS gelesen habe, habe ich mir gedacht: Super, super, man hat aus der Untersuchungskommission zur Wien Energie gelernt. Versprochen wird in der Presseaussendung, wir sorgen für tiefere Einblicke in die Unternehmensführung der Stadt Wien. Ich habe mir gedacht: Super, wir lösen jetzt endlich diesen Konflikt, an dem wir gescheitert sind bei der U- Kommission zur Wien Energie, nämlich: Was dürfen wir bei einem Unternehmen untersuchen, das zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien ist, oder was dürfen wir da nachfragen und was dürfen wir nicht? Da war nicht das, was Sie jetzt geklärt haben, das Problem. Das Problem war nicht, dass geklärt ist, dass, wenn Eigentümerrechte vorliegen, man auch nachfragen kann. So. Das hat eigentlich in der Sache selbst immer funktioniert. Aber was war das Problem? Das Problem war: Wann sind es Eigentümerrechte? Oder wann kommt es in die Sphäre des Eigentümers - das war der größte Streitpunkt, und da war immer die total spannende Situation, dass wir nachgefragt haben: Na ja, okay, wann kommt denn ein Dokument zum Beispiel in die Sphäre des Herrn Stadtrates? - Weil wir natürlich gewusst haben, wenn ein Dokument der Wien Energie in die Sphäre des Herrn Stadtrat kommt, dann können wir nachfragen, denn ab da ist es in seiner Sphäre als Eigentümer und dann können wir dieses Dokument auch anfragen und dann haben wir eigentlich auch das Recht, dieses Dokument zu bekommen oder zumindest Einblick in dieses Dokument zu bekommen. Wie ist man das umgangen? - Indem man gesagt hat, man kann sich nicht erinnern, ob man ein Dokument gekriegt hat, man wird es vielleicht der Untersuchungskommission zukommen lassen oder auch nicht. Und das ist auch der größte Streitpunkt, wenn es um die Fragen geht in der Präsidiale und warum Fragen in der Präsidiale abgelehnt werden, weil man sagt: Na ja, das sind nicht mehr Eigentümerrechte, sondern das ist eigentlich schon Gebarung. Das ist der Hauptstreit und die Diskussion, die wir haben - wann geht es um die Eigentümerrechte und wann geht es um die Gebarung. Das wird mit dem, was Sie gemacht haben, nicht gelöst (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das stimmt nicht!) und daher ist das, was Sie hier präsentiert haben, auch aus meiner Sicht kein Fortschritt, weil es uns in der Möglichkeit der Kontrolle in Wahrheit keinen Schritt weiterbringt, liebe NEOS. (Beifall bei der ÖVP.) Das heißt, das, was Sie verbreitet haben, auch in Ihrer Presseaussendung, sind natürlich - auch wenn die NEOS das bei anderen immer wieder kritisieren - schlicht und einfach Fake News. Was wäre aus unserer Sicht wichtig? Wie es der Kollege Ellensohn gesagt hat: Dass wir uns vielleicht auch noch einmal damit auseinandersetzen, vielleicht auch noch einmal einen Schritt zurück machen. Das unterstütze ich natürlich: Uns darüber ausführlich zu unterhalten, auch zu schauen, welche Rechtsmeinungen es dazu gibt, wie sind die Bedürfnisse. Und dass man vielleicht auch das Thema angeht: Wie könnte man eine Geschäftsordnung größer reformieren? Ich will gar nicht darauf eingehen, was in der letzten Legislaturperiode dazu war, man kann immer wieder neu beginnen, man kann auch jetzt einen Neustart machen, und vielleicht überlegen wir nicht nur, wie wir diese Pipifaxänderung - Zitat, wie gesagt, nicht der Opposition - ändern, sondern die Geschäftsordnung in einem größeren Ausmaß ändern, dass wir das Hauptproblem der Untersuchungskommission lösen: Wo beginnt die Eigentümerverwaltung oder wo endet die Eigentümerverwaltung und wo beginnt die Gebarung in einem Unternehmen, das zu 100 Prozent im Fall der Wien Energie im Besitz der Stadt ist? Vielleicht ein kleines Detail noch - ich kann es auch nur vermuten, bin auch kein Rechtsexperte: Warum steht im Bund 50 Prozent? Ich weiß es nicht, ich nehme an - vielleicht wissen Sie es besser -, weil der Bund, soweit mir bekannt ist, keine Direktbeteiligungen hält unter 50 Prozent, sondern die dann meistens in einer Holdingstruktur aufzufinden sind. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Blödsinn!) Ich glaube, das ist auch der Grund, warum das da so festgehalten ist. Aber es ist nur meine Interpretation. Ich fand die Regelung, so wie sie war, insofern okay, als dass klar war, wenn es um Eigentümerrechte geht, dass wir da auch fragen dürfen. So. Was ist bis heute nicht gelöst? Wann sind es Eigentümerrechte und wann ist es Gebarung? Das wird auch mit dem, was Sie jetzt präsentiert haben, nicht gelöst. Das Ganze ist so wie die Untersuchungskommission leider kein Meilenstein, sondern aus unserer Sicht ein Rückschritt, aber Sie können das ja alles noch zum Besseren wenden, wir bieten uns an, auch für Gespräche, ich glaube, die gesamte Opposition. Wenn die NEOS das, was sie im Bund immer fordern, ernst nehmen, dann nehme ich an, dass Sie unsere ausgestreckte Hand auch annehmen werden. Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Reindl, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. Ich gebe zu bedenken, dass ich um 16 Uhr eventuell die Rede unterbrechen muss. Danke. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Das ist eine Hürde - vier Minuten -, das habt ihr wieder gescheit gemacht von der Opposition. Na ja, "anyway". Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ja, wir diskutieren eine Änderung der Geschäftsordnung. Wenn ich meinen Vorrednern zuhöre, entnehme ich, dass sie sich über Presseaussendungen sehr ärgern. Ich darf sie trösten, auch ich ärgere mich über die ein oder andere Presseaussendung der Opposition. Das ist das politische Spiel, und das machen Sie genauso, wie es halt auch die Regierungsfraktionen machen - dass man über gute Dinge Gutes spricht. Von der Opposition kommt eben meistens die Kritik. Was ich auch nicht ganz verstehe, ehrlich gesagt, lieber David: Dein Tee-Kaffee-Vergleich ist zwar sehr nett, aber du verkaufst uns da einen kalten Kaffee und einen kalten Kakao und einen kalten Tee, weil diese konstruierten Rechtsfragen, die du da ableitest, und dass wir jetzt alles sistieren sollen, was wir beschließen, weil wir in der Geschäftsordnung Eingrenzungen beschließen wollen und weil wir den Gemeinderat schwächen wollen - also ich weiß nicht, wo das steht und wo ihr das gelesen habt. Ich bin auch verwundert, weil ihr wirklich eine sehr, sehr tolle und kluge Klubjuristin und Klubdirektorin habt. Aber gut, das müsst ihr euch eh selbst ausmachen. Denn wenn man sich wirklich die Änderungen ansieht, wird man feststellen, dass der alte Text von § 31/1, 33/1 und 33/3 eins zu eins in der neuen Regelung drinnensteht - eins zu eins. (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Ja, selbstverständlich, Frau Kollegin: "Schriftliche Anfragen. Jedes Mitglied des Gemeinderates hat jederzeit das Recht, schriftliche Anfragen an den Bürgermeister und die amtsführenden Stadträte zu stellen." So, was steht in der neuen Fassung? "Jedes Mitglied des Gemeinderates hat jederzeit das Recht, schriftliche Anfragen an den Bürgermeister und die amtsführenden Stadträte zu stellen." (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Das ist alt, das sage ich ja. So, § 31/1: "Zulässig sind kurze Fragen aus dem Bereich Gemeindeverwaltung, dem Fragerecht unterliegen sowohl Angelegenheiten in der behördlichen Verwaltung als auch der Verwaltung der Gemeinde als Träger von Privatrechten." Ich bleibe jetzt bei dem 1. Satz: "Zulässig sind kurze Fragen aus dem Bereich der Gemeindeverwaltung, in dem Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereichs der Gemeinde dem Fragerecht unterliegen, sowohl Angelegenheiten der behördlichen Verwaltung als auch Verwaltung der Gemeinde als Träger von Privatrechten." Wo ist da die sensationelle Einschränkung oder die sensationelle Änderung? Das kann ich nicht nachvollziehen. Wer lesen kann, was die alte Variante ist und was die neue Variante ist, wird feststellen, dass die alte Variante eins zu eins in die neue übergegangen ist, dass es aber Ergänzungen gibt. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Dass es Ergänzungen gibt. Danke, Dietbert, du hast vollkommen recht, ich sehe das so wie du. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die alte Regel hat vorgesehen ...) Die alte Lösung hat vorgesehen, dass bei der Gemeinde als Träger von Privatrechten Fragenstellen möglich ist. Und das ist auch weiterhin möglich. Das steht in den neuen Paragraphen eins zu eins. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist eine Verschlechterung!) Das, was neu ist, ist eine Spezifizierung, und die Spezifizierung heißt nicht, nur diese Spezifizierung gilt, sondern es gilt auch ergänzend, näher definierend. Und das "auch" heißt ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat! Ich muss leider jetzt Ihre Rede unterbrechen. Ihre Restredezeit beträgt 15 Minuten. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das musst du dir merken!) GR Mag. Thomas Reindl (fortsetzend): Ich merke mir das eh, ich war bei "nur". Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GemeinderätInnen David Ellensohn, Dipl.-Ing. Martin Margulies, Mag. Heidemarie Sequenz, Georg Prack, BA, Dr. Jennifer Kickert und Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia eingebrachte und an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet. Gemäß § 37 Abs. 5 der Geschäftsordnung hat auf Verlangen vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu erfolgen. Ich bitte daher den Schriftführer um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage. Bitte schön. Schriftführer GR Dr. Josef Mantl, MA: "Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen David Ellensohn, GRÜNE, Dipl.- Ing. Martin Margulies, GRÜNE, Mag. Heidemarie Sequenz, GRÜNE, Gregor Prack, BA, GRÜNE, Dr. Jennifer Kickert, GRÜNE und Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia, GRÜNE an Herrn Bgm Dr. Michael Ludwig für den Gemeinderat am 22. November 2023. Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien. Mitte September 2023 wurde die Kleingartenaffäre um den Donaustädter SP-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy und andere FunktionärInnen aus dem Umfeld der SPÖ medial bekannt. Die Vorgänge rund um die Grundstücksverkäufe und Umwidmungen der Krcalgrube wuchsen sich zu einem veritablen Skandal aus. Der Status quo in dieser Causa ist, dass Bgm Dr. Michael Ludwig ausschließlich die SPÖ-Landesparteisekretärin mit einer parteiinternen Untersuchung beauftragte, und das, obwohl der Verdacht mehrerer korruptionsstrafrechtlicher Tatbestände, wie ‚Verbotene Intervention zu eigenen Gunsten', ‚Vorteilszuwendung', ‚Vorteilsannahme' oder auch ‚Beteiligung zu Untreue' im Raum steht. Auf Basis welcher Unterlagen und auf Rückfrage, an welche Organe beziehungsweise unter Mitwirkung welcher Organe der Stadt Wien diese Prüfung stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Darüber hinaus sind bis dato keine weiteren veranlassten rechtlichen Prüfungsschritte bekannt. Auch die Einschaltung des Stadtrechnungshofs Wien erfolgte nicht durch den Bürgermeister selbst. Die Frage, ob der Bezirksvorsteher der Wiener Donaustadt die für ihn persönlich offensichtlich günstige Umwidmung vorangetrieben hat oder in irgendeiner Weise Einfluss auf das Umwidmungsverfahren genommen hat, ist nach wie vor ungeklärt. Nur kurze Zeit später wurde medial über den nächsten lukrativen Grundstücks-Deal zu Lasten der Stadt Wien berichtet: Am Flötzersteig wurde ein städtisches Grundstück an den Generalsekretär des Städtebundes - ehemaliger Chef der MA 27 - Europäische Angelegenheiten - um 120.000 EUR unter Schätzpreis verkauft und nur wenige Jahre später um 290.000 EUR über dem Einkaufspreis weiterveräußert. Die Frage, ob die Stadt Wien in diesem Fall ursprünglich zu billig verkauft hat und welcher Zusammenhang zwischen der hohen Gewinnspanne von 290.000 EUR anlässlich des Weiterverkaufs der Liegenschaft und der durch den Verkäufer Weninger selbst initiierten und letztendlich umgesetzten Umwidmung des Grundstückes besteht, ist rechtlich genau zu prüfen. Zuletzt erschien dann am 27. Oktober 2023 ein sehr kritischer Bericht des Bundesrechnungshofes sowohl Flächenwidmungsverfahren als auch Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien betreffend. Der Rechnungshof stellte unter anderem fest, dass die Stadt Wien durch Flächenwidmungs- und Bebauungspläne den Wert einer Liegenschaft beeinflusste, eine Nachzahlungsverpflichtung im zugrundeliegenden Kaufvertrag aber verabsäumte. Auch das Vorgehen rund um die befristete Bewilligung für ein dauerhaft angelegtes Gebäude, nämlich die Sport&Fun-Halle in der Venediger Au, wurde vom Rechnungshof sehr kritisch beurteilt. Da nunmehr seit mehr als zwei Monaten in der Causa Kleingarten außer einer parteiinternen Prüfung, deren Ergebnis ohne rechtliche Außenwirkung bleibt, keinerlei Prüfung der Geschehnisse durch die zuständigen amtsführenden StadträtInnen oder den Magistrat der Stadt Wien veranlasst wurde und zwischenzeitlich weitere Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien sowohl nach Auffassung des Rechnungshofes als auch nach mehreren medialen Berichten, untermauert durch zahlreiche juristische Bewertungen, als rechtlich dringend zu prüfen eingestuft werden, ersuchen wir Sie, Herr Bürgermeister, als an der Spitze der Wiener Gemeindeverwaltung stehend und gegenüber allen amtsführenden StadträtInnen und BezirksvorsteherInnen weisungsbefugt, um dringende Aufklärung zu unten stehenden Fragen. Die unterzeichnenden GemeinderätInnen stellen hier gemäß § 16 der Wiener Stadtverfassung und § 86 der Geschäftsordnung des Gemeinderates an den Gemeinderat folgende Dringliche Anfrage: Ad Kleingarten-Affäre: Werden Sie auf Grund Ihrer Weisungsbefugnis gegenüber den BezirksvorsteherInnen dafür Sorge tragen, dass der Bezirksvorsteher des 22. Bezirks bis zur abschließenden Klärung der im Raum stehenden strafrechtlichen Tatbestände die Ausführung sämtlicher Amtsgeschäfte an seine StellvertreterInnen abtritt? Warum entschieden Sie sich als ersten Schritt zur Klärung der Causa Kleingarten nur für eine parteiinterne Prüfung der Geschehnisse und veranlassten nicht umgehend alle nach der Geschäftsordnung des Magistrats und der Wiener Stadtverfassung rechtlich möglichen Prüfungsverfahren wie insbesondere die Prüfung durch den Stadtrechnungshof und die Prüfung durch die Interne Revision? Welche Unterlagen und welche Auskunftspersonen standen der SPÖ-Landesparteisekretärin bei der medial berichteten ‚tiefgreifenden' Prüfung der Causa Kleingarten zur Verfügung? Wurde die Interne Revision nach dem von GRÜNEN und ÖVP beantragten Sondergemeinderat vom 16. Oktober 2023 mit der Prüfung der Gesetzmäßigkeit des Umwidmungsverfahrens der Kleingartensiedlung Sport- und Erholungszentrum Breitenlee beauftragt? Wenn nicht, warum nicht? Wenn ja: Umfasst der Prüfauftrag an die Interne Revision, festzustellen, wann und welche Informationen der Bezirksvorsteher zum Zeitpunkt des Kaufvertragsabschlusses über sein Grundstück am Schotterteich formell beziehungsweise auch informell vorlagen und warum der Bezirksvorsteher, wie medial berichtet, dem Vereinsobmann Christian Klein - wie im Protokoll vom 26. Jänner 2020 festgehalten - bereits zu diesem Zeitpunkt versichern konnte, dass das Widmungsverfahren 2020 gestartet wird? Wenn ja: Umfasst der Prüfauftrag an die Interne Revision, festzustellen, wie viele Anzeigen der Baupolizei betreffend illegale, widmungs- oder planwidrige Bauten in Breitenlee zum Zeitpunkt der Einleitung des Umwidmungsverfahrens vorlagen, weiters wie viele Verfahren zu Abbruchaufträgen zu diesem Zeitpunkt anhängig waren und ob die zuständige Dienststelle MA 37 hier den Gesetzen entsprechend vorgegangen ist? Sollte die Interne Revision noch nicht beauftragt worden sein, wie ist Ihr Wissensstand, Herr Bürgermeister, über die Anzeigen und Verfahren, die bei der Baupolizei MA 37 bezüglich widmungs- oder planwidriger Bauten im Kleingartenverein Breitenlee zum Zeitpunkt der Einleitung des Umwidmungsverfahrens vorlagen und wie viele Verfahren zu diesem Zeitpunkt anhängig waren? Nach der Verordnung des Bürgermeisters, mit der jene Angelegenheiten bestimmt werden, über die die Bezirksvorsteher zu informieren sind, muss gemäß Art. 1 § 1 Z 4 die Bearbeitung eines Bezirksgebietes hinsichtlich des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes dem zuständigen Bezirksvorsteher bekannt gegeben werden. Wann konkret wurde durch wen in welchem Umfang der Bezirksvorsteher der Donaustadt über das gegenständliche Widmungsverfahren betreffend den Kleingartenverein Breitenlee informiert? Wurden als Konsequenz aus der Kleingartenaffäre bereits formale Schritte für die Ausarbeitung fairer und nachvollziehbarer Kriterien für die Vergabe von Kleingärten im städtischen Eigentum veranlasst? GRin Astrid Rompolt saß zu jener Zeit, als die gegenständliche Umwidmung beschlossen wurde, im Gemeinderat, obwohl sie selbst 2017 eine dieser Flächen kaufte, und zweifelsfrei befangen war. Wie auf ‚wien.orf.at' vom 2. Oktober 2023 zu lesen ist, ist es Auffassung der SPÖ-Landesparteisekretärin und Gemeinderätin, dass bei Akten, die als angenommen erklärt werden, ein aktives Wahrnehmen und damit Melden der Befangenheit an den Vorsitzenden des Gemeinderats rechtlich nicht möglich sei. Liegt dieser Aussage der SPÖ-Landesparteisekretärin und Gemeinderätin eine Stellungnahme und rechtliche Beurteilung der Magistratsdirektion-Recht zugrunde? Wenn ja: Wird diese Stellungnahme allen Fraktionen des Gemeinderates zur Verfügung gestellt? Das rechtskonforme Vorgehen bei Befangenheit von GemeinderätInnen hat bereits des Öfteren zu unterschiedlichen Rechtsauffassungen geführt. Wurden bereits formale Schritte in die Wege geleitet, um die diesbezügliche Rechtsgrundlage zu konkretisieren und die rechtskonforme Erklärung der Befangenheit im Gesetz klar zu definieren? Wenn ja: Werden alle Fraktionen des Gemeinderates in diesen Prozess einbezogen? Ad Grundstückskauf Thomas Weninger, Städtebund-Generalsekretär: Ursprünglich wollte die Stadt Wien 490.000 EUR für 1.503 m² am Penzinger Flötzersteig und bot sie der Öffentlichkeit in einem Bieterverfahren an. Da sich keine Bieter fanden, die den Preis zahlen wollten, wurde das Grundstück am 11. März 2011 an Thomas Weninger und seine Frau zum Preis von 370.000 EUR, also 120.000 EUR unter dem Schätzwert, direkt verkauft. Warum werden die dem Bieterverfahren und auch die dem Direktverkauf zugrundeliegenden Gutachten bezüglich der Preisfestlegung des Grundstücks nicht im Sinne von Transparenz und Aufklärung offengelegt? Medialen Berichten zu Folge werden von der MA 69 Datenschutzgründe gegen die Veröffentlichung der unter 1. genannten Gutachten eingewendet. Können Sie uns die konkreten datenschutzrechtlichen Bedenken nennen? Wurde die Möglichkeit einer eingeschränkten Veröffentlichung der unter 1. genannten Gutachten unter Wahrung des Datenschutzes geprüft? Wenn nicht: Warum nicht? Thomas Weninger nutzte den gekauften Baugrund nie privat. Vielmehr wurde das Grundstück im Jahr 2017 mit einer Gewinnspanne von 290.000 EUR von Weninger an Prisma Zentrum für Standort- und Stadtentwicklung GmbH weiterveräußert. Auslöser für die Wertsteigerung des Grundstücks war eine vom Verkäufer selbst beantragte Umwidmung, die im Jahr 2019 stattfand und das Ausmaß der Baufläche verdoppelte. Mehreren Medien gegenüber versicherte die MA 21, dass Thomas Weninger nicht in das Widmungsverfahren involviert war und es keine politische Intervention gegeben hätte. Wurde die Rechtmäßigkeit dieses Widmungsverfahrens konkret überprüft? Wenn ja: In wessen Auftrag, in welchem Umfang und mit welchem konkreten Ergebnis? Wenn nicht: Werden Sie eine umfassende Prüfung der Rechtmäßigkeit dieses Direktkaufs und der darauffolgenden wertsteigernden Umwidmung in die Wege leiten? Ad Rechnungshofbericht Flächenwidmungsverfahren der Stadt Wien, Reihe Wien, 2023/6: Der Rechnungshof empfiehlt, bei Liegenschaftsveräußerungen zukünftige Wertsteigerungen, die unter anderem durch Widmungsänderungen entstehen, in Form von Kaufpreisnachzahlungen vertraglich abzusichern. Welche Maßnahmen werden oder wurden schon gesetzt, um verbindlich festzulegen, dass solche absichernden Vertragsklauseln bei Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien ab sofort zu vereinbaren sind? Bereits am 28. September 2023 berichtete das ‚profil', dass die Stadt Wien die rechtlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Umwidmungsabgabe in Form einer Landesabgabe prüft. Was ist der Stand dieser Prüfung? Die SPÖ-Landesparteisekretärin hat im Zuge der Causa Kleingarten auch angekündigt, dass die Möglichkeit geschaffen wird, freiwillig eine Widmungsabgabe zu leisten. Wie soll diese freiwillige Widmungsabgabe aussehen, und wann soll diese Möglichkeit geschaffen werden? Gemäß § 37 Geschäftsordnung des Gemeinderates wird beantragt, dass diese Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet." Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank für die Verlesung. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Herrn GR Ellensohn das Wort. GR David Ellensohn (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte die Angelegenheit noch einmal in Erinnerung rufen. Ich glaube, die Fragen selber haben es allen leicht gemacht, wieder ins Thema hineinzukommen. Seit zwei Monaten beschäftigen wir uns und beschäftigen sich die Medien und die Öffentlichkeit mit dem Kleingartenskandal im 22. Bezirk, der sich dann - wie ich sagen möchte - ein bisschen quer über die Stadt ausgeweitet hat. Das hat immerhin dazu geführt, dass der neue Parteivorsitzende der Sozialdemokratie gesagt hat, dass er solche Vorgangsweisen nicht dulden wird und alles aufgeklärt werden muss. Und der Herr Bundespräsident außer Dienst Heinz Fischer hat an die Adresse seiner Partei gesagt, dass man den Eindruck gewinnen könnte, dass es Gleiche und Gleichere gibt, und dass er meine, dass in der Stadt Wien die Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen Gleichere sind und es ein bisschen leichter haben. Das ist zwei Monate her, und im Wesentlichen schaut das für mich so aus, dass man einfach wartet, bis etwas passiert und das schon wieder vorbeigehen wird. Sehr viel Aktion und sehr viel Änderungen in dieser Frage habe ich nämlich nicht gesehen. Das wird einfach durchgetaucht. Dieses System funktioniert ja nicht schlecht, weil ja tatsächlich im Land oder auch in der Stadt ununterbrochen irgendetwas los ist. Es gibt viel Action, und Geschichten, die zwei Monate alt sind, geraten allmählich in Vergessenheit. Am 16. September hieß es in der "Wiener Zeitung": "Der vergoldete Kleingarten des Bezirksvorstehers." Ö1 und die "Wiener Zeitung" haben eine ganze Serie daraus gemacht und einen Haufen Informationen an die Öffentlichkeit gebracht. Der Verdacht, der im Raum steht, lautet noch immer: Wer hat da 100.000 EUR verdient? Haben die Leute das vorher gewusst? Hat da irgendjemand angeschoben bei einer Flächenwidmung? Gibt es Korruption, oder wird sich der Verdacht dann auflösen? All das ist noch nicht zu Ende. Schritte der Stadt habe ich in dieser Frage keine beziehungsweise nicht viele gesehen. Deswegen haben wir auch ein paar Fragen an den Herrn Bürgermeister gestellt, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Internen Revision. Den Antrag haben wir zwar schon abgegeben, aber wenn der Herr Bürgermeister sagt, dass er die Interne Revision längst mit exakt den Fragen, die wir gestellt haben, beauftragt hat, dann braucht es diesen vielleicht nicht. Was ist aber noch in den vergangenen zwei Monaten passiert? Was hat die Sozialdemokratie dazugelernt? Was habe ich hier? - Das ist Plan Nr. 8394. Was könnte darauf zu sehen sein? - Ein Kleingarten. Ein Kleingarten im schönen 20. Bezirk. Vielleicht kennt ihn der einen oder andere. Ich weiß es nicht. Vielleicht hat jemand dort einen Kleingarten. Das weiß ich auch nicht. Was ist damit? - Es geht um den Kleingartenverein Linse oder so ähnlich. Man sieht das hier auf dem Plan, das ist die Anlage mit diesen vielen kleinen Swimmingpools. Genau heute vor einer Woche am Mittwoch war das im 20. Bezirk Thema im Bauausschuss: Man möge doch dort die Widmung ändern, dass dort auch ganzjähriges Wohnen, und so weiter, und so fort möglich ist, größer als 30 m² bauen, und so weiter. Alle Oppositionsparteien waren dagegen, SPÖ und NEOS waren dafür, eine knappe Mehrheit, geht sich gerade aus. Dazu haben die GRÜNEN dort eine Anfrage und Anträge gestellt. Es ist ungeklärt, wer wie wo von welcher Widmung profitiert, und es wird munter weitergemacht. Bei unserer Anfrage ging es zum Beispiel darum, auf wie vielen Parzellen der Kleingartensiedlung widmungswidrige Bauten errichtet wurden. Das ist eine relativ einfache Frage, würde ich sagen: Welche Widmungswidrigkeiten liegen nach bestehender Rechtslage in diesem Plangebiet vor? Wie lange bestehen diese schon? Welche Schritte hat die MA 37 - Baupolizei bezüglich dieser widmungswidrigen Bauten gesetzt? Welche Schritte hat die Stadt Wien als Grundstückseigentümerin gesetzt? Die Antwort - natürlich betreffend alle Fragen auf einmal, also nichts Konkretes - lautete ganz einfach: Wir machen Stichproben, wenn es anonyme Anzeigen gibt. Vor zwei Monaten gab es in Wien einen Skandal, nach dem man doch sagen sollte: Passt ein bisschen auf mit Widmungen! Schaut euch das an! Zwei Monate später bekommt man jedoch die lapidare Antwort: Wir als Baupolizei haben dafür - ehrlich gesagt - keine Zeit, außer es gibt anonyme Anzeigen. - Damit wird natürlich die ganze Menschheit aufgefordert, jetzt jeden Kleingartenverein anzuzeigen und zu fragen: Was macht ihr dort? - Offenbar tut nämlich vorher niemand etwas. Was ist dort die Idee? - Es kommt ja noch besser! Es gibt da natürlich immer ein langes Papier von der MA 21B dazu, warum es notwendig ist. dass man das macht. Ich lese jetzt nur das vor, wo das grüne Fähnchen hängt vor: Warum braucht ihr das unbedingt? Ist es so wichtig, dass man dort jetzt auch größer bauen kann? - Warum ist das wichtig? Weil schon größer gebaut wurde, deswegen muss man das jetzt widmen, weil sich ja noch nie jemand daran gehalten hat. Da steht einfach lapidar drinnen, und ich finde das sehr offenherzig - ich zitiere: "Auf Grund des Umstandes, dass der beabsichtigte Plan" - also das, was jetzt vorliegt und im Jänner übrigens hier in diesem Haus verhandelt wird - "überwiegend dem vorhandenen Bau- und Nutzungsbestand entspricht" - also nicht den Gesetzen, sondern so wie es aussieht, was hätten wir denn machen sollen - "und die durch den Plan ermöglichten Nutzungen und Bebauungen überwiegend bereits realisiert sind ...", ist das, im Klartext, alles in Ordnung. Also noch einmal: Man muss sich das wirklich vorstellen! Man fährt mit 150 Stundenkilometern irgendwo auf der Autobahn, wo man nicht darf, dann muss man aber nicht Strafe zahlen, sondern es heißt: Wir sagen einfach rückwirkend, dass vorige Woche am Mittwoch auf der Strecke 150 gegolten hat. Somit gibt es kein Strafmandat, alle sind draußen. Und noch besser: Man sagt: Weil ihr ja wieder 150 fahren wollt, machen wir überhaupt 150 daraus! Und warum machen wir das? - Weil ihr euch alle nicht an die Regeln haltet, kommen wir euch entgegen. Jetzt wäre es natürlich wahnsinnig günstig, wenn wir wissen würden, wer dort wohnt und ob vielleicht wieder jemand von diesem Haus betroffen ist. Das wäre jetzt nämlich wirklich unpraktisch! Dass im 20. Bezirk irgendwelche kleineren SPÖ-FunktionärInnen drinnen sind: Geschenkt! Das ist leicht möglich. (Bgm Dr. Michael Ludwig: Behaupten Sie das einfach, oder wissen Sie das?) Ich habe es doch gerade so formuliert, dass klar ist, dass ich das nicht wissen kann, dass ich das aber gerne wissen würde. (Bgm Dr. Michael Ludwig: Einfach nur anpatzen ohne Hintergrund, das ist Ihr Stil!) Man kann es nicht wissen, weil das eine "gated community" ist. Das ist links und rechts zugesperrt, man kommt natürlich wieder einmal nicht hinein, wie bei dem See im 22. Bezirk, wo man auch nicht hineinkommt. Das scheint offensichtlich die bevorzugte Nutzung zu sein! Noch einmal, bevor wir uns aufregen, was verdächtig wäre. Glauben Sie, Herr Bürgermeister, dass das die richtige Vorgangsweise ist? Die Baupolizei beziehungsweise der Magistrat sagt: Wir schauen uns das nur stichprobenmäßig an. Jetzt, zwei Monate nach der Geschichte mit der Krcalgrube, hat offensichtlich niemand den Nerv zu sagen: Achtung, da sollte man besser hinschauen! - Ich hoffe, dass man bei den Kindergärten seit dem Minibambini-Skandal um eine Spur genauer hinschaut und nicht 54 Mal kontrolliert und sagt: Alles ist sauber. (Beifall bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.) Das gilt auch im gegenständlichen Fall. So kann nicht vorgegangen werden, wenn man bei einem Kleingarten sieht, dass es nicht funktioniert, wie bei der Krcalgrube, und dass Leute von hier drinnen betroffen sind, und wenn man sieht, wie ein Grundstück - darauf gehen meine KollegInnen ein - jemandem unter Preis in die Hand gedrückt wird und er es nachher mit ein paar Hunderttausend Euro Gewinn verkaufen darf! So viel, wie der dort Gewinn macht fürs nichts tun, verdient meine Tante in zehn Jahren nicht! Es wird einfach genommen und weitergegeben! Wir wissen das, denn das Gutachten, das beiliegt, besagt: Das ist viel mehr wert, aber ihm geben wir es billiger. Und zu wem gehört er? Ist das nur ein Freundschaftsdienst, oder ist das ein Freunderlwirtschaftsdienst? Genau darum geht es nachher. Sehr ärgerlich dabei ist vor allem, dass das jetzt wirklich zwei Monate her ist und nichts anders gemacht wird. Es geht einfach munter so weiter, und das finde ich sehr schade. Das Minimum, was ich immer erwarte, wenn man sieht, dass man irgendetwas nicht super gemacht hat - und das ist jetzt eine sehr freundliche Umschreibung -, ist, dass man probiert, es in Zukunft doch besser zu machen. Das ist aber nicht der Fall! Nein. Hauptsache, die Zeit verrinnt, eine Woche nach der anderen geht vorbei. Passt schon! Machen wir munter weiter! Das ist sicherlich nicht der letzte Kleingarten. Sollte nicht vielleicht die Baupolizei doch einmal den Auftrag bekommen, bei den Kleingärten nachzuschauen? Und wenn man sagt, dass sich in einem Kleingarten Gebäude befinden, die nicht dem Gesetz in der Stadt Wien entsprechen: Ist es dann die richtige Antwort, wenn es heißt: Weiß ich nicht!? Ist das die richtige Antwort? Das ist wirklich sehr, sehr ärgerlich! (Rufe und Gegenrufe bei SPÖ und ÖVP.) So. Ich nehme also an und kann das, glaube ich, aus den Zwischenrufen ableiten: Die Interne Revision wurde natürlich nicht beauftragt. Wir werden es aber gleich hören. Und ich empfehle, dann unseren Antrag anzunehmen, dass man die Interne Revision beauftragen möge, sich das anzusehen und zu überprüfen, was passt und was nicht passt. Das ist doch für die Baupolizei auch nicht angenehm, denn die schauen ja plötzlich auch so aus, als ob sie ihre Arbeit nicht machen würden! Ich denke, die würden doch auch gerne sauber dastehen und nicht aus welchen Gründen auch immer solche Antworten geben müssen, die der normale Mensch draußen nicht gerne hört. Das hören die Wienerinnen und Wiener nämlich nicht gerne! Das hört nicht nur der Herr Bundespräsident nicht gern, der es Ihnen eh allen ausgerichtet hat. Ändern Sie also bitte die Praxis bei den Kleingärten und bei den Grundstücken! Es geht da insgesamt um wahnsinnig viel Geld. Die RednerInnen meiner Fraktion nach mir werden noch auf jeden einzelnen Punkt eingehen, und ich bin sehr gespannt auf die Antworten des Herrn Bürgermeisters! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bürgermeister zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hochgeschätzte Frau Vizebürgermeisterin! Werte Mitglieder des Gemeinderates! Bevor ich zur unmittelbaren Beantwortung der Dringlichen Anfrage komme - und ich beziehe mich dann natürlich auf den vorliegenden Text und nicht auf das Extemporieren des Herrn GR Ellensohn -, möchte ich einleitend noch generell etwas zur Liegenschaftsverwaltung der Stadt Wien sagen, denn diese hat Vorbildcharakter, und zwar auch im internationalen Bereich. Es geht ja darum, dass wir als Stadt Wien eine sinnvolle Grundstücksbevorratung betreiben. Das ist auch der Grund dafür, dass wir im geförderten Wohnbau besser unterwegs sind als die allermeisten Metropolen weltweit: Wir betreiben nämlich über viele Jahre und Jahrzehnte eine sehr vorausschauende Bodenstrategie und nehmen eine Grundstücksbevorratung vor, die es uns ermöglicht, nicht nur geförderten Wohnbau zu errichten, sondern auch die notwendige Infrastruktur. Es geht uns aber auch darum, sicherzustellen, dass es gemeinsam mit dieser auch technischen Infrastruktur entsprechend viel Grünraum gibt, um die Naherholungsgebiete in Wien abzusichern. Nicht nur die bestehenden Grünräume - Prater, Donauinsel, Wienerwald -, sondern darüber hinaus auch die Bereiche, die neu entstanden sind, um den Grüngürtel der Stadt auszuweiten, wie etwa der Norbert-Scheed-Wald, tragen ganz wesentlich dazu bei, dass den Wienern und Wienerinnen ein geschlossener Grünraum zur Verfügung gestellt werden kann. (Beifall bei der SPÖ.) Das bedeutet, dass Wien der drittgrößte Grundstückseigentümer in Österreich mit 270 km² in Wien und 370 km² außerhalb Wiens, vor allem in den Quellschutzgebieten in Niederösterreich und der Steiermark, ist. Alleine der Wohnfonds Wien hat rund 3 Millionen Quadratmeter für den geförderten Wohnbau reserviert. Das einleitend dazu, weil es wichtig ist, festzustellen, dass die Grundstücksbevorratung in Wien sehr vorausschauend geplant wird und auch die Möglichkeit besteht, durch An- und Verkäufe diesen Bestand auch laufend auszubauen. Im Übrigen sind wir in den letzten Jahren verstärkt dazu übergegangen, Grundstücke nicht zu verkaufen, sondern im Baurecht zu vergeben. Das bedeutet, dass die Entwicklung der Liegenschaften möglich ist, ohne dass das Eigentum an den Flächen aufgegeben beziehungsweise verkauft wird. Ich halte das prinzipiell für eine gute Strategie, die sicherstellt, dass auch das Eigentum der Stadt Wien an Grundstücken erhalten bleibt. Ich werde jetzt in den insgesamt drei einzelnen Teilbereichen auf die einzelnen Fragen eingehen. Zur Frage 1: Da mir keine rechtlichen Verstöße bekannt sind, besteht keine Veranlassung, in diese Richtung tätig zu werden. Zur Frage 2: Wie Sie selbst in Ihrer Anfrage ausführen, ist der Stadtrechnungshof Wien eingeschaltet. Eine Prüfung durch die Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Personal und Revision, Gruppe Interne Revision und Compliance ist im Laufen. Das wurde auch schon in der Öffentlichkeit kommuniziert, Ihre nachdenkliche Fragestellung erübrigt sich also. Zu den Fragen 3 und 4: Da sich diese Fragen auf die SPÖ-Landesparteisekretärin beziehen, ist nicht der Bereich der Gemeindeverwaltung angesprochen. Ich ersuche daher um direkte Kontaktaufnahme. Zur Frage 5: Die Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Personal und Revision, Gruppe Interne Revision und Compliance hat einen Prüfantrag erhalten. Zur Frage 6: Der Prüfauftrag umfasst den Ablauf des Widmungsverfahrens, daher auch, welche Informationen von der Magistratsabteilung 21B als Fachdienststelle an die Bezirksvertretung des 22. Bezirks ergangen sind. Zur Frage 7: Der Prüfauftrag umfasst auch die diesbezüglichen Verfahren der Magistratsabteilung 37. Zur Frage 8: Da die Interne Revision mit der Prüfung befasst ist, erübrigt sich die Beantwortung dieser Frage. Zur Frage 9: Ich erinnere in diesem Zusammenhang an Ihr Wirken als damals zuständige Partei für das Planungsressort. Ich glaube, es wird Ihnen nicht ganz unbekannt sein, wer damals Ressortverantwortung für das Planungsressort gehabt hat, und von daher gibt es auch eine entsprechende Verantwortung für das Verfahren, das zur Festsetzung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans im Bereich der Kleingartenanlage Breitenlee geführt hat. Auch diesbezüglich ist eine interne Kommunikation vielleicht einmal durchaus sinnvoll. Im Zuge dessen wurde auch das Schreiben vidiert, das von der zuständigen Fachabteilung Magistratsabteilung 21B am 14. Juli 2020 an den Herrn Bezirksvorsteher übermittelt wurde. Mit diesem Schreiben wurde die Bearbeitung des Gebiets im Bereich der Krcalgrube/Mayredergasse bekannt gegeben. Wie Sie wissen, war dem Schreiben ein Plan mit der Gebietsabgrenzung beigelegt. Darüber hinaus enthielt das Schreiben keine weiteren inhaltlichen Angaben. Zur Frage 10: Die im städtischen Eigentum befindlichen Kleingartenanlagen sind zum größten Teil an den "Zentralverband der Kleingärtner und Siedler Österreichs" als Generalpächter in Bestand gegeben. Dieser wiederum überlässt die Kleingärten an Personen in Form eines Unterpachtvertrages zur kleingärtnerischen Nutzung auf unbestimmte Zeit. Der weit überwiegende Rest der städtischen Kleingärten ist an Vereine als Direktpächter in Bestand gegeben. Im Bundeskleingartengesetz ist im Falle der Aufgabe der Pachtrechte ein Eintrittsrecht vorgesehen. In den letzten 20 Jahren wurde immer von der Möglichkeit der Nennung einer eintrittsberechtigten Person nach dem Bundeskleingartengesetz Gebrauch gemacht. Die Stadt Wien hat keinen Einfluss auf die Vergabe von Kleingärten innerhalb der einzelnen Kleingartenvereine. Listen von Interessentinnen und Interessenten werden von den Vereinen selbst geführt. Die Ausarbeitung entsprechender Kriterien für die Vergabe von Kleingärten obliegt damit dem Generalpächter. Zur Frage 11: Bei dieser Frage geht es einerseits um das Verhalten der SPÖ-Landesparteisekretärin. Andererseits wird auch auf Handlungen eines anderen Gemeinderatsmitglieds Bezug genommen. Diesbezüglich ist festzuhalten, dass nicht ich, sondern der Wiener Gemeinderat das oberste Organ der Gemeinde Wien ist. Es fällt nicht in meine Befugnis, Gemeinderatsmitgliedern Weisungen zu erteilen. Ich glaube, da könnten manche sehr froh sein, dass das so ist! (Heiterkeit.) Zur Frage 12: Die Frage 12 fokussiert auf eine Änderung von gesetzlichen Bestimmungen. Damit ist aber nicht die Gemeindeverwaltung, sondern die Landesgesetzgebung angesprochen. Diese Frage ist somit unzulässig. Unabhängig davon ist es Ihnen unbenommen, mittels eines Initiativantrages selbst die Initiative zu ergreifen. Damit komme ich zum zweiten Themenblock: Zur Frage 1: Die Darstellung des Verkaufsprozesses in der Anfrage ist nicht korrekt. Der Verkauf erfolgte auf Basis eines gutachterlich festgestellten Schätzwertes kurz vor dem Verkauf. Auf Basis eines ersten Grobgutachtens der Amtssachverständigen der Stadt Wien Immobilienmanagement wurde ein öffentliches Bieterverfahren durchgeführt, wobei das Grundstück um einen - von den Amtssachverständigen geschätzten - Mindestpreis von 490.000 EUR angeboten wurde. Nachdem das Bieterverfahren erfolglos geblieben ist, wurde eine Neubewertung durch die Amtssachverständigen der Stadt Wien Immobilienmanagement durchgeführt. Dabei wurden eine differenziertere Bewertung vorgenommen und wertmindernde Faktoren berücksichtigt, wie die eingeschränkte Bebaubarkeit des Grundstückes, der hohe Anteil der gärtnerisch auszugestaltenden Fläche, die Hanglage und der Baumbestand, der teils schon unter das Baumschutzgesetz fiel. Das Ergebnis dieser Bewertung war ein Preis von 385.000 EUR. Ein drittes Gutachten von Dezember 2010, das die Grundlage für den Vertragsabschluss darstellte, wurde von der Stadt Wien Immobilienmanagement beauftragt. Die Bewertung erfolgte durch einen beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen. Die Bewertung kam zu einem Verkehrswert von 370.000 EUR, wobei die Abweichung zum Gutachten von Jänner 2009 innerhalb des normalen Schätzspielraumes von 5 bis 10 Prozent lag. Das Gutachten wurde im Ausschussakt dem Gemeinderat vorgelegt. Zur Frage 2: In der Immobilienbranche sind mehrmalige Eigentümerinnen- und Eigentümerwechsel von Liegenschaften die Regel. Das ist auch im Fall der Liegenschaft Flötzersteig 22 so. Seitens der Stadt Wien Immobilienmanagement kann nicht gewährleistet werden, dass im Falle der Herausgabe der Gutachten Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse und Interessen aller seit dem Verkauf der Liegenschaft durch die Stadt Wien beteiligten Eigentümerinnen und Eigentümer gewahrt bleiben. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass es mit einer Veröffentlichung der Gutachten zu einer Verletzung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen kommt, vor allem auch deshalb, weil diese Gutachten gerade eben nicht jedem Dritten uneingeschränkt zugänglich sind. Besonders wird darauf hingewiesen, dass generell keine personenbezogenen Daten von natürlichen oder juristischen Personen bekannt gegeben werden, wenn es sich um Informationen handelt, die als schützenswert angesehen werden und eben nicht für jedermann öffentlich zugänglich sind. Sollte es sich um Informationen aus öffentlichen Büchern handeln, so besteht für jedermann die Möglichkeit, darin Einsicht zu nehmen. Zur Frage 3: Ich verweise auf meine Beantwortung der Fragen 1 und 2. Zur Frage 4: Ihre Frage bezieht sich auf die Rechtmäßigkeit eines Widmungsverfahrens. In diesem Sinne kann ich Ihnen nur antworten, dass ich hoffe, dass Sie Ihrer damaligen Verantwortung nachgekommen sind und Ihren Beitrag für eine rechtmäßige Abwicklung von Flächenwidmungsverfahren auch geleistet haben. Generell darf ich Ihnen darüber hinaus antworten, dass die Ausarbeitung der Entwürfe für Flächenwidmungs- und Bebauungspläne natürlich der Kontrolle durch diverse Instanzen innerhalb der Stadt Wien unterliegt. In fachlicher Hinsicht erfolgt dies sowohl durch die Magistratsabteilung 18 als auch durch die Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Bauten und Technik und andere Institutionen innerhalb der Stadt Wien. Die rechtliche Kontrolle der Widmungsverfahren erfolgt durch die Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Recht, MDR. Von der gewissenhaften Arbeit unserer Verwaltung zeugt auch ein Beschluss des Verfassungsgerichtshofes, den ich hier gerne anführen möchte. Das gegenständliche Plandokument wurde nämlich in anderer Angelegenheit geprüft und dabei vom Verfassungsgerichtshof festgehalten, dass - und ich darf zitieren: "keine Bedenken bezüglich der Gesetzmäßigkeit des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans PD 8185 entstanden, zumal der Verordnungsgeber sein Vorgehen nachvollziehbar begründet, eine entsprechende Grundlagenforschung vorgenommen und seinen planerischen Gestaltungsspielraum daher nicht überschritten hat." Ich komme jetzt zum dritten Teil der Anfrage: Zur Frage 1: Nachdem der Bericht am 27. Oktober 2023 veröffentlicht wurde, befinden sich die ergangenen Empfehlungen derzeit in Evaluierung. Bereits seit Jahren ist es gängige Praxis, eine Nachzahlungsverpflichtung in Vertragstexten vorzusehen, wenn eine zeitnahe Widmungsänderung realistisch erscheint beziehungsweise keine vollständige Klarheit über die zu realisierende Nutzfläche herrscht. Derzeit wird auf Basis der Immobilienstrategie und der ergangenen Empfehlungen eine Verbesserung der Schnittstelle zwischen Stadtplanung und Immobilientransaktionen angestrebt. Im Rahmen dessen wird auch die Realisierbarkeit von entsprechenden Standardklauseln geprüft. Überdies ist anzumerken, dass im Rahmen der geltenden Immobilienstrategie Veräußerungen von Grundstücken im Stadtgebiet nur noch in Ausnahmefällen überhaupt in Frage kommen. Grundsätzlich werden seit einigen Jahren Liegenschaften nur noch im Rahmen eines Bieterverfahrens verwertet und vorwiegend im Wege der Baurechtseinräumung vorgenommen. Bei Verwertungen durch Baurechtsvergaben bleibt der wirtschaftliche Wert eines allfälligen Widmungsgewinns langfristig der Stadt Wien erhalten. Zu den Fragen 2 und 3: Zum Stand der möglichen Ausgestaltung einer Umwidmungsabgabe auf Landesebene darf mitgeteilt werden, dass im Zuge der Prüfung eine Vielzahl an rechtlichen Fragestellungen geklärt werden muss sowie verfassungsrechtliche, bundesrechtliche als auch raumordnungsrechtliche Aspekte diskutiert und analysiert werden. Die Magistratsabteilung 6 ist beauftragt, unter Einbindung aller notwendigen Fachdienststellen im Magistrat eine tiefgehende rechtliche Überprüfung anzustreben, um dabei auch Alternativen und Lösungsansätze herauszuarbeiten. Im Hinblick auf die rechtliche Komplexität wird die Analyse etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis Ergebnisse vorliegen. Von daher bedanke ich mich für diese Dringliche Anfrage, weil diese mir die Möglichkeit gegeben hat, doch einiges aufzuklären und einen Informationswert zu liefern, was vielleicht künftige Anfragen nicht mehr notwendig erscheinen lässt. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich danke dem Herrn Bürgermeister für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Frau GRin Mag. Sequenz zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Warum stehen wir heute wieder hier? Warum haben wir wieder eine Dringliche Anfrage zum Thema Kleingärten? Auch wenn einige Fragen doch für mich beantwortet wurden: Warum sind noch immer einige Fragen offen? Ich werde darauf zurückkommen. Nach acht Wochen gab es heute in der Früh keine ernst zu nehmende Aufklärung. Es gab keine Entschuldigung, dass dieser Kauf unter diesen Umständen eventuell unangebracht gewesen ist. Und es gab keine Konsequenzen. Vor einem Monat gab es dann einen zweiten Kleingartenskandal um Städtebund-Generalsekretär Weninger, worauf ich aber nicht näher eingehen werde. Der Erwerb beider Grundstücke war, wie man in Wien so schön sagt, eine Mezzie. Jetzt haben wir gehört, dass in Wien alles bestens ist, dass Wien der drittgrößte Grundbesitzer Österreichs ist und alles vorbildlich verwaltet. - Ich lasse das jetzt einmal so stehen. Es stellt sich ja auch die Frage, warum der Herr Bürgermeister nicht den Vertreter des Donaustädter Bezirksvorstehers mit den Amtsgeschäften betraut hat, bis alles geklärt ist. Ich habe jetzt gehört, dass eine Interne Revision gestartet wurde, und man hätte ja zum Beispiel auch sagen können: Wir warten jetzt einmal das Ergebnis dieser Internen Revision ab. Das hätte man auch machen können. Ganz ehrlich: Diese tiefgreifende Untersuchung durch Kollegin Novak, in deren Rahmen Genossin Novak sozusagen Genossen Nevrivy untersucht hat, fällt meines Erachtens eher unter das Motto: Uns gehört Wien! Und die Erkenntnis von Landesparteisekretärin Novak, dass eh alles in Ordnung ist, hat wirklich ganz Wien hochschrecken lassen, denn dass eine interne Untersuchung das ergibt, hätte wahrlich niemand erwartet. Jetzt habe ich gehört, dass es eine Interne Revision gibt. Ich bin sehr gespannt, was diese ergeben wird! Und vor allem bin ich neugierig, ob man auch auf die hellseherischen Fähigkeiten des Bezirksvorstehers draufkommen wird, der zwei Jahre vor der Umwidmung dem Obmann des Kleingartenvereins schon sagen konnte, dass diese kommt. Wahrscheinlich ist das sogar schon vorher passiert, denn er wurde ja 2020 dazu zitiert. Aber so ist das in der Donaustadt. Wir haben ja gehört, dass eh alle gewusst haben, dass das Grundstück zur Disposition steht, dass eh alle gewusst haben, dass die Umwidmung kommt. Es war halt niemand schnell und gescheit genug, um das zu machen. Da kann ich nur sagen: Dem Tüchtigen hilft das Glück. Anders kann ich das nicht sehen. Das haben wir ja schon bei der WienWert gesehen, die auch mit einem Grundstücks-Deal in einem Jahr eine Million verdient hat, im Hinblick worauf es auch geheißen hat: Alle haben gewusst, dass die Wiener Linien das unbedingt kaufen müssen. Aber auch hier war niemand gescheit genug, es zu tun, auch hier wurde ganz nach dem Motto vorgegangen: Dem Tüchtigen hilft das Glück. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns im letzten Gemeinderat eigentlich alle darauf geeinigt hatten, dass es neue Kriterien geben muss, um die Vergabe von Kleingärten im städtischen Eigentum anders zu gestalten. Ich hatte den Eindruck, dass es diesbezüglich Konsens gab, auch wenn mein Antrag dazu abgelehnt wurde. Daher wäre jetzt meine Frage: Gibt es diese AG schon, die sich damit befasst? Das hätte mich auch noch interessiert. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Haben Sie bei der Beantwortung nicht zugehört?) Aber weil wir in diesem Zusammenhang offensichtlich nicht vom Fleck kommen, stellen wir heute diese Dringliche Anfrage, um ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen. Es wurde auch schon in der letzten Sitzung dazu erklärt, dass dieses Verhalten auf das Konto der Politikverdrossenheit geht. Das ist Öl ins Feuer all jener, denen ganz schnell über die Lippen kommt: "Die sind eh alle gleich! Die sind eh alle korrupt. Die sind eh alle nur auf den eigenen Vorteil bedacht!", denen solche Sätze ganz schnell über die Lippen kommen. Und dazu trägt ein solches Benehmen bei, wenn man sich zu Dumping-Preisen Grundstücke unter den Nagel reißt und bei Kritik mit null Einsicht und null Fehlerkultur reagiert, sondern einfach auf Teflon macht und glaubt, dass man ganz einfach durchtauchen kann. Jeder einzelne dieser Skandale untergräbt das Vertrauen in die politischen Institutionen und die Demokratie. Ich möchte Ihnen das an einem ganz konkreten Beispiel erklären. Ich war gestern bei der Konferenz betreffend Kinderrechte im Klimaschutz. Ich habe dort den ganzen Nachmittag mit Jugendlichen diskutiert, und ich sage Ihnen: Es war erschütternd. Die Jungen fühlen sich nicht ernst genommen. Sie leben mit einem Gefühl der Ohnmacht und haben das Gefühl, dass es quasi Pseudoaktionen sind, bei denen die Politiker dann mit ihnen in die Kamera lachen und in einem Jugendparlament entschieden wird, ob das vorhandene Budget für eine Party oder ein Basketballturnier aufgewendet werden soll. Und das war's schon. - Das ist O-Ton. Kollege Auer-Stüger war auch dort, und ich nehme an, Sie haben ein ähnliches Feedback mitgenommen. Etwas hat mich dort wirklich erschüttert. Eine Schülerin zitierte eine SORA-Studie, die besagt, dass sich nur 6 Prozent der Jugendlichen - und es waren dort auch Leute im Wahlalter - von politischen EntscheidungsträgerInnen vertreten fühlen. Nur 6 Prozent fühlen sich vertreten: Stellen Sie sich das vor! 94 Prozent fühlen sich nicht vertreten. (GR Maximilian Krauss, MA: Weil die Bundesregierung so schlecht arbeitet!) Was ist unter anderem dafür als Grund angeführt worden? - Die immer wieder auftretenden Fälle von Korruption. Und da frage ich Sie: Läuten bei Ihnen nicht die Alarmglocken? Wird wirklich erst reagiert, wenn ein Urteil vorhanden ist? Wir haben gerade gehört: Es gab keinen Grund, die Amtsgeschäfte an den Vertreter zu übergeben, weil rechtlich nichts vorliegt. Da frage ich: Muss es nur darum gehen? Ich sage Ihnen: Wenn Jugendliche so, wie gerade geschildert, denken, dann meine ich, dass man mit diesen Bestemm-Manieren - also nach dem Motto, wir tauchen da durch - nicht die richtige Antwort gefunden hat. Ich glaube eher, dass wir uns gemeinsam anstrengen sollten und gegen den schlechten Eindruck, den einige wenige hier verursachen und der auf uns alle irgendwie abfärbt, gemeinsam vorgehen müssen. Ich bin davon überzeugt, dass eine Folge dieser Politikverdrossenheit auch die geringe Wahlbeteiligung ist. 2020 haben in der Donaustadt 40 Prozent der Wahlberechtigten nicht gewählt. Das ist ein gewaltiger Anteil. Und meines Erachtens ist ein Grund dafür, dass die Menschen meinen: Die Politiker sind eh alle so! Daher besteht wirklich Handlungsbedarf hier, und somit sage ich zur SPÖ-Spitze: Es geht nicht nur um politische Hygiene, sondern ich glaube, dieses Zudecken schadet Ihnen insgesamt am allermeisten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Um das vielleicht ein bisschen in Erinnerung zu rufen, was Kollege Ellensohn auch schon probiert hat: Welche sind denn die unglaublichen Geschichten, die die Leute empört haben? - Da wurde gesagt: Der Bezirksvorsteher war der einzige Interessent an diesem Kleingarten. - Solche Aussagen kommen nicht gut an bei der Bevölkerung! Das ärgert alle, weil die Menschen wissen, dass das ganz einfach nicht stimmt. Und ich finde es auch nicht wahnsinnig sympathisch, wenn sich SPÖ-Abgeordnete in einer "gated community" verschanzen und alles tun, damit dort nur ja keine anderen Leute Zugang zum See haben. Das gilt auch dafür, dass gewählte Vertreter eines Vereins - und darunter auch SozialdemokratInnen - ganz offen sagen, dass sie illegal bauen, und der Bezirksvorsteher bei der Widmung anschiebt. All das stand so in den Protokollen, und all das sind keine sehr sympathischen Züge. Daher meine ich: Die SPÖ sollte innehalten und nachdenken, wie sich das für all diejenigen Menschen anfühlt, von denen wir wollen, dass sie sich alle fünf Jahre mit gutem Gewissen für eine Partei entscheiden. Ich bin davon überzeugt, dass viele in der SPÖ das genauso sehen. Diesfalls muss aber, wie gesagt, die Parteispitze handeln, um all das durchzusetzen, was es durchzusetzen gilt. Ich schließe mit einem Satz, mit dem ich auch meine letzte Rede vor einem Monat geschlossen habe: Erheben Sie Ihre Stimme innerhalb der Partei! Wenn die Freunde des Bürgermeisters sakrosankt sind, dann schadet es dem Bürgermeister, dann schadet es der SPÖ, dann schadet das Wien und dann schadet das uns allen. - Vielen Dank fürs Zuhören. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich bekannt geben, dass Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia ab 18 Uhr entschuldigt ist. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Ja. Ich habe diese Dringliche Anfrage beziehungsweise die Vielzahl an Anfragen durchaus interessiert durchgelesen und habe jetzt auch der Vorrednerin sehr aufmerksam zugehört. Vielleicht schenkt sie mir zumindest eines ihrer beiden Ohren, damit sie auch meine Replik hier vom Rednerpult aus verfolgen kann! Frau Sequenz hat gesagt, dass diese Dringliche Anfrage gestellt wurde, um etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, und zwar insbesondere betreffend Liegenschaftsveräußerungen beziehungsweise Kleingartenvergaben. Liebe Frau Kollegin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Licht ins Dunkel" spielt sich aktuell in der Vorweihnachtszeit anderswo ab, mit Sicherheit aber nicht bei der SPÖ. Das sollten insbesondere auch die GRÜNEN wissen, die doch zehn Jahre mit der SPÖ in einer Regierung waren. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu glauben, dass die SPÖ selbstständig, reflektiert und auch mit einer gewissen Selbsterkenntnis in sich geht und ihre Schlüsse daraus zieht, ohne dass es irgendwo entsprechenden öffentlichen oder juristischen Druck gibt, ist tatsächlich relativ blauäugig! Zumindest so viel Realismus hätte ich den GRÜNEN schon zugetraut! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wir wissen ja, wie sich die SPÖ in Wien verhält. Die SPÖ regiert in Wien seit Jahrzehnten zum Teil leider mit wenig politischer Hygiene. Sie hat ja leider Gottes viele Jahre und Jahrzehnte hindurch auch mit absoluter Mehrheit regiert, und was sich in einer Stadt beziehungsweise in einer Gebietskörperschaft, wo eine Partei sehr lange mit absoluter Mehrheit regiert, etablieren kann, das sehen wir halt leider Gottes in Wien. Das, was wir sehen, ist allerdings mit Sicherheit immer nur die Spitze des Eisberges, die hier zu Tage kommt. Das werden Sie, liebe GRÜNE, als ehemaliger Koalitionspartner mit Sicherheit auch wissen, und das wird dem aktuellen Koalitionspartner, den NEOS, mit Sicherheit mittlerweile auch schon zu Ohren oder vor Augen gekommen sein. Da erwarte ich mir mit Sicherheit keine Wunder, meine Damen und Herren! Insofern möchte ich Ihnen jetzt entgegenhalten: All das, was hier bei Kleingartenvergaben, bei Grundstücksverkäufen und ähnlichen Transaktionen zu Tage getreten ist, entspricht, ganz offen gesagt, genau den Vorstellungen beziehungsweise Vermutungen der Wiener Bevölkerung. Genau das haben die Leute im Endeffekt erwartet. Genau solche Vorstellungen haben die Bürger - ehrlich gesagt - aber auch von der Art und vom Wesen eines Herrn Sobotka. Die Bürger werden also gewissermaßen in ihren Ansichten schlichtweg bestätigt, wenn diese Dinge an die Öffentlichkeit treten. Ich möchte jetzt gar nicht mehr auf die einzelnen Vergaben, auf die Grundstückstransaktionen und auf die zeitlichen Abläufe im Detail eingehen. Das haben wir ohnehin bereits im Vormonat in einer Sondergemeinderatssitzung relativ ausführlich getan. Ich möchte aber an dieser Stelle doch sagen: Ich war ob der Fragen einigermaßen überrascht, und zwar vor allem auch deshalb, weil die GRÜNEN immerhin von 2010 bis 2020 in der Stadtregierung waren. Immerhin hatten sie aber doch den Mut, den in diesem Zusammenhang veröffentlichten Rechnungshofbericht zu zitieren, in dem durchaus auch sehr viele Empfehlungen verzeichnet sind. Der Untersuchungszeitraum dieses Berichts fällt auch in die Zeit, in der die GRÜNEN Regierungsverantwortung hatten. Tatsächlich fallen die Flächenwidmungen und Umwidmungen ins Ressort zuerst der Planungsstadträtin Vassilakou und dann der Planungsstadträtin Hebein. Insofern möchte ich doch zur Selbstreflexion anregen beziehungsweise Selbsterkenntnis sozusagen entstehen lassen, denn Sie, meine Damen und Herren von den GRÜNEN, sind ebenso mit im Boot gesessen. Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von den GRÜNEN, haben das bis zu einem gewissen Grade mitzuverantworten, insbesondere was Umwidmungen und Grundstücksverkäufe anbelangt. Ich halte Ihnen schon zu Gute, dass das in der vergangenen Periode in einem anderen Ressort beheimatet war. Ich sage Ihnen aber auch ganz offen: Ich war im Wohnbauausschuss auch als Mitglied vertreten, und Sie hatten ja einen sehr umtriebigen Planungssprecher, der seinerseits auch im Wohnbauausschuss tätig war. Dieser Herr Planungssprecher war, wie gesagt, sehr umtriebig und war selten auf seinem Sitzplatz hier herinnen. Er war, wie ich meine, sehr gut vernetzt und auch in anderen - unter Anführungszeichen - Geschäftsfeldern sehr erfolgreich, insbesondere was seine Vereine anbelangt, und zum Teil waren die Unterstützer dieser Vereine, wenn vielleicht auch nur zufällig, in etwa deckungsgleich mit vielen bedeutenden Immobilienhaien in dieser Stadt. Das sei Ihnen jetzt an dieser Stelle auch einmal gesagt, weil Sie vielleicht doch auch etwas mehr reflektieren und sich selbst hinterfragen sollten. Somit komme ich schon sozusagen zur Abschlussrunde. Von der SPÖ erwarte ich mir keine Wunder. Meine Damen und Herren! Dass Sie von selbst sagen, dass Sie jetzt alles umkrempeln und neu machen, das wird nur dann funktionieren, wenn sich entweder der aktuell gerade vorhandene Koalitionspartner auf die Hinterbeine stellt und sagt: Das gehen wir jetzt an und arbeiten es ab! Oder aber man nützt einmal, wie in der Vergangenheit auch schon vorgeschlagen wurde, für eine gewisse Zeit einen koalitionsfreien Raum. Ich bin überzeugt, dass wir da sehr viel auf die Beine stellen könnten. Eine absolute Mehrheit gibt es nämlich bei der SPÖ aktuell nicht, und eine solche ist, wie ich meine, auch in naher Zukunft nicht absehbar. Somit hätten wir mit Sicherheit die eine oder andere Möglichkeit, gemeinsam etwas umzusetzen. Und ich sage Ihnen auch ganz offen, meine sehr geehrten Damen und Herren: In dieser Hinsicht wird es an der Freiheitlichen Partei mit Sicherheit nicht scheitern. (Beifall bei der FPÖ.) Zum Abschluss bin ich wieder beim Thema Glaubwürdigkeit bei den GRÜNEN. Ich erinnere mich zurück: Es gab im Jahr 2015 sogar einen Notariatsakt, der von einem FPÖ-Vertreter, einem ÖVP-Vertreter und auch von der damaligen Frau Vizebürgermeisterin der GRÜNEN unterzeichnet wurde. Leider Gottes war dieser Notariatsakt allerdings schlichtweg das Papier nicht wert, auf dem das geschrieben stand, weil ihr GRÜNE diese Vereinbarung gebrochen habt. Wenn ihr also in puncto Glaubwürdigkeit der Politik durchaus eure berechtigten Sorgen habt, dann hinterfragt doch auch an dieser Stelle euch selbst! Momentan sind allerdings nicht die GRÜNEN, sondern die NEOS der Koalitionspartner. Diese haben insbesondere betreffend Transparenz sehr viel versprochen und sind diesbezüglich wirklich großspurig aufgetreten. - Bis jetzt sehen wir allerdings wirklich sehr, sehr wenig! Und man hörte hier mittlerweile auch kaum noch Kritikpunkte. Es gab in der Vergangenheit sehr viele Vorschläge von Seiten der Oppositionspartei, jetzt seid ihr aber mittlerweile zufrieden mit gänzlich geringfügigen Änderungen der Geschäftsordnung. Ihr seid schon froh, wenn man beim Titel der Whistleblower-Plattform gendern kann. Damit seid ihr schon zufrieden, das verzeichnet ihr schon als Erfolg, meine Damen und Herren von den NEOS. Der Rechnungshof hat wieder einen sehr umfassenden Bericht in puncto Flächenwidmungsverfahren der Stadt Wien vorgelegt, und er hat alles am Schluss in 14 oder 15 Schlussempfehlungen zusammengefasst, die ihr, wie ich glaube, gewissermaßen als Arbeitsauftrag verstehen könnt. Tut etwas für eure Glaubwürdigkeit, arbeitet diese Schlussempfehlungen schichtweg ab. Wenn ich mir das so durchgelesen habe, alles, was de facto in diesem Rechnungshofbericht gestanden ist, haben wir als Oppositionsparteien hier in diesem Haus schon kritisiert. Das sind prinzipiell die Flächenwidmungsverfahren, das sind aber auch diese Wertsteigerungen, und so weiter, und so fort. Ich möchte jetzt an dieser Stelle gar nicht mehr ins letzte Detail gehen, aber wenn ihr einen letzten Funken an Glaubwürdigkeit habt, dann arbeitet diese Empfehlungen ab, und der Steuerzahler und die Wienerinnen und Wiener, die werden es mit Sicherheit danken. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Frau Vizebürgermeisterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen.! Die Dringliche Anfrage zum Thema Liegenschaftstransaktionen der Stadt Wien besteht aus drei großen Themen, und ich gehe jetzt die Themen mal durch. Es ist schon sehr viel gesagt worden, auch der Herr Bürgermeister hat schon gesagt, was sich inzwischen in der Stadt Wien in Bezug auf die Transaktionen von den Liegenschaften, in Bezug auf die Transparenz und in Bezug auf die Nachzahlungsverpflichtungen in den Kaufverträgen geändert hat. Darauf werde ich auch noch kurz eingehen, aber das sind wirklich große wesentliche Punkte, die eigentlich diese Stadtregierung, diese Fortschrittskoalition schon umgesetzt hat. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von Bgm Dr. Michael Ludwig.) Zum Thema Kleingartenaffäre ist für mich ganz wichtig, festzustellen, dass es sich hier in keinerlei Weise um eine Liegenschaftsveräußerung oder Liegenschaftstransaktion der Stadt Wien handelt. Diese Kleingärten waren weder im Eigentum der Stadt Wien, die Stadt Wien war in keiner Weise, weder am Verkauf oder Ankauf oder irgendwie beteiligt. Deswegen sehe ich das eigentlich als Themaverfehlung in der Titelgebung der Dringlichen Anfrage einerseits, andererseits möchte ich schon noch einmal hervorheben, dass es mir wirklich wichtig ist, dass wir als eines der ersten Projekte, die wir als Fortschrittskoalition umgesetzt haben, den Verkaufstopp von den Kleingärten, die im Eigentum der Stadt Wien sind, umgesetzt haben. (Beifall bei den NEOS und von VBgm.in Kathrin Gaál.) Zu den anderen Themen beziehungsweise, wie wir als NEOS diese eventuellen persönlichen Bereicherungen durch die Umwidmungen oder Ähnliches von Politikern und Politikerinnen sehen, haben wir eigentlich im letzten Sondergemeinderat ausführlich diskutiert. Und da ist es ganz klar, dass wir sagen, für uns Politiker und Politikerinnen gilt nicht nur das Strafgesetzbuch, sondern es geht einfach darum, dass wir hohen moralischen Ansprüchen gerecht werden sollen und dass für uns eigentlich diese Standards gelten. Uns NEOS ist es wirklich ein großes Anliegen, auf alle Ebenen in der Politik mehr Transparenz hineinzubringen. Warum? Weil es wirklich auch darum geht, was die Kollegin Sequenz vorher gesagt hat, es geht um dieses Vertrauen der Bevölkerung in die Politik. Ohne Transparenz geht das nicht. Und obwohl es auch wieder in den gestrigen Meldungen so ausschaut, dass es wirklich ein Kampf gegen die Windmühlen wäre, bleiben wir dran und kämpfen weiter für eine saubere und transparente Politik. (Beifall bei den NEOS und von VBgm.in Kathrin Gaál.) Zum zweiten Thema, das ist die Liegenschaftsveräußerung Flötzersteig, da geht es um den Ankauf des Grundstückes der Stadt Wien durch den Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger im Jahr 2011. Dieses Grundstück wurde 2017 dann weiterverkauft. Die Anfrage wurde schon von Ihrem Kollegen vorgelesen, dennoch möchte ich sie hier noch einmal vorlesen, denn ich bin mir nicht sicher, ob der Kollege Margulies, ob der Kollege Ellensohn, ob die Frau Kollegin Kickert, obwohl sie AnfragestellerInnen sind, diese auch gelesen haben, denn ich habe das dann in diesem Sinne auch nicht verstanden. Ich lese jetzt nicht die ganze Anfrage, aber die letzten zwei Sätze: Mehreren Medien gegenüber versicherte die MA 21, dass Thomas Weninger nicht in das Widmungsverfahren involviert war und es keine politische Intervention gegeben hätte. Und jetzt die Frage: Wurde die Rechtmäßigkeit dieses Widmungsverfahrens konkret überprüft? Und dann bin ich gestern dagesessen und habe gedacht: Was wollen die GRÜNEN, sie fragen den Herrn Bürgermeister, ob die Flächenwidmungsverfahren rechtmäßig abgelaufen sind, zu diesem Zeitpunkt, wo sie die zuständige Stadträtin und daneben auch noch die Vizebürgermeisterin gestellt haben. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Ja und?!) - Ja, sagen Sie es uns, Herr Margulies wird eh nachher reden, da bin ich gespannt, was er dazu sagt. Und ganz ehrlich, die Frau Sequenz hat vorher auch die SPÖ dazu aufgerufen, irgendwie kurz innezuhalten und nachzudenken, wie sich das alles ausgeht. Also ich fordere auch die GRÜNEN dazu auf, kurz innezuhalten und nachzudenken, wie sich das hier in dieser Anfrage ausgeht. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Im letzten Punkt der Anfrage geht es um den Grundstücksverkauf im Jahr 2010 in der Donaustadt. Wir haben die Antwort vom Bürgermeister gehört, dass es hier auch mehrere BieterInnenverfahren gegeben hat, und, und, und. Aber dann frage ich mich auch, wenn die GRÜNEN wirklich diese Frage stellen: Wo war Ihre Leistung? Aber nicht nach dem Meischberger, wo war meine Leistung, nein, das meine ich nicht, sondern: Wo war Ihre Leistung als Koalitionspartner zu dieser Zeit? Warum haben Sie sich nicht für diese Punkte, die Sie auch hier kritisieren, eingesetzt? Jetzt muss ich abschließen und werde nur kurz sagen, was wir diesbezüglich auch jetzt schon als Fortschrittskoalition machen. Was uns auch ganz wichtig ist, ist auch das, was wir in unserem Koalitionsprogramm drinnen haben: Es gibt keine Grundstücksverkäufe der Stadt Wien, grundsätzlich werden Baurechte vergeben. Und durch diese eventuellen Umwidmungen, die nachher passieren, profitieren wir einerseits als Stadt Wien sowohl mittelbar als auch langfristig, und andererseits, wenn die Grundstücksverkäufe aus irgendwelchen Gründen erfolgen, weil sie vielleicht nicht strategisch wichtig sind oder Ähnliches, muss ein Bieterverfahren her. Und natürlich schreiben wir auch diese Nachtragszahlungen und auch Forderungen, sollte es zu einer Widmung kommen, in die Kaufverträge hinein. So setzen wir uns für eine verantwortungsvolle und transparente Politik ein, und ich möchte, dass das auch zur Kenntnis genommen wird. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Werte Stadträtin. Wir diskutieren eine Causa, die uns leider schon seit einigen Wochen begleitet, wo man aber trotzdem das Gefühl hat, es geht nicht wesentlich viel weiter. Im Gegenteil, immer wieder kommen dann auch neue Erkenntnisse oder neue Fälle ans Licht, die in diese Causa hineinfallen. Ich möchte das Bild von meiner Vorrednerin, Kollegin Arapovic, aufgreifen, und zwar dieser Kampf gegen Windmühlen. Ja, den spüren auch wir, diesen Kampf gegen Windmühlen, nämlich vor allem, wenn es um das Thema der Flächenwidmung in Wien geht, ein Thema, das wir seit Jahr und Tag auch hier in die politische Debatte einbringen. Wir sehen es immer wieder, ob es jetzt bei Anfragen ist, bei politischen Instrumenten, die wir auch als Opposition zur Verfügung haben, das Flächenwidmungsverfahren ist ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Die Meinung der Regierungsfraktionen ist, da ist eh alles in Ordnung, der Prozess ist klar, da ist alles transparent. Und auf Seiten der Opposition kommt immer wieder die Kritik, dass diese Prozesse oder auch die Ausgestaltung, wie es zu Flächenwidmungen kommt, eine undurchsichtige ist. Und in diesem Fall, den wir heute diskutieren, oder in den Liegenschaftstransaktionen auch bezüglich der Kleingärten-Causa hat das natürlich einen besonderen Beigeschmack, wenn der Fall eintritt, dass Mitglieder einer Regierungsfraktion von Umwidmungen profitieren. Und diese Kombination zwischen, es ist eh alles in Ordnung und Flächenwidmungen laufen transparent ab, und eben dieses Faszinosums, dass offensichtlich hier Fraktionen der SPÖ besonders davon profitiert haben, geht sich nicht ganz aus beziehungsweise hat einen fahlen Beigeschmack. Es sind aber nicht nur wir, die das kritisieren oder diese Herausforderung oder Problematik der Flächenwidmungen an sich sehen, sondern das ist genauso die Bevölkerung, die sich hier nicht informiert fühlt, nicht abgeholt fühlt, oft eher zufällig davon erfährt, wenn sie von Flächenwidmungsverfahren betroffen ist. Das sind aber genauso Stakeholder, Projektentwickler, Menschen, die sich in der Baubranche bewegen, die uns rückmelden, dass diese Prozesse rund um die Flächenwidmungserstellung alles andere als transparent sind. Und es ist auch nicht nachvollziehbar, wie überhaupt so ein Prozess in Gang gesetzt wird. Nicht nur die Bevölkerung, Stakeholder und Opposition kritisieren das, sondern kürzlich erst auch der Rechnungshof, der kritisiert, dass die Abläufe, die Prozesse intransparent und auch chaotisch sind, und es wird auch von Freunderlwirtschaft gesprochen. Und das ist genau jetzt auch der Vorwurf im gegenständlichen Fall. Es ist wirklich verdächtig - und das ist ein Vorwurf, der auch bei mir große Verwunderung auslöst -, wie viele hochkarätige SPÖ-Funktionäre offensichtlich von Umwidmungen profitiert haben, die in der Vergangenheit passiert sind. Der Vorwurf, dass das politische Insider- Wissen zur persönlichen Bereicherung verholfen hat, ist einer, der unbedingt aufgeklärt werden muss, wo wir auch dahinter sind, wo wir auch vor einiger Zeit ein entsprechendes Stadtrechnungshofprüfersuchen eingeleitet haben. Wir hoffen, dass auch dieses Instrument ein Beitrag dazu ist, Licht in die Causa zu bringen, in diese spezielle Causa vor allem, aber das ändert ja nichts daran, dass nach wie vor seitens der Stadt die Meinung vertreten wird, dass Flächenwidmungsprozesse super laufen, um es jetzt einmal so auszudrücken. Und da stört mich schon diese Haltung, nichts verbessern zu wollen, dass kein Ansatz da ist, sich auch Gedanken zu machen, wie könnte man es besser machen, wie könnten wir denn die Bevölkerung besser einbeziehen, wie könnten wir denn auch die Kommunikation verbessern, wie könnten wir transparenter werden. Dieser Zugang fehlt, und das finde ich sehr schade, denn in der besten Interpretation, wenn ein Problem oder ein Fall auftritt, der augenscheinlich problematisch ist, nimmt man das vielleicht zum Anlass und sagt, okay, hoppla, da haben wir ein Problem, da gibt es einen Fehler, wie können wir das lösen. Und da würde ich mir viel mehr Engagement seitens der Verantwortlichen in der Regierung wünschen, das auch zum Anlass zu nehmen, sich tatsächlich die Prozesse noch einmal anzusehen, zu sehen, wie können wir hier besser werden. Dazu wollen wir natürlich auch einen Beitrag leisten, nicht nur mit dem Stadtrechnungshofprüfersuchen, sondern auch in der politischen Debatte, wir werden auch morgen im Zuge der Bauordnungsdiskussion Vorschläge einbringen und konkret die Themen benennen, wo wir Verbesserungsbedarf sehen. Unsere Hand ist diesbezüglich ausgestreckt, denn hier ist dringend Verbesserung und Handlungsbedarf notwendig. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Karner-Kremser, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hohes Haus! Herr Ellensohn und die GRÜNEN, ihr reitet ein totes Pferd. Mehr, finde ich, ist dazu nicht zu sagen. Einerseits stellt sich die Frau Sequenz her, kehrt unser Rechtssystem um und sagt, bis ein Urteil feststeht, soll sich einmal wer schleichen, bis ein Urteil feststeht, müssen wir einmal jemanden wegräumen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das fordert ihr auf Bundesebene täglich!) - Melden Sie sich! - Sie sagen, der Herr Kleingartenzentralpräsident hätte gelogen. Ohne dass Sie es wissen, stellen Sie sich heraus und sagen, da hat jemand im Fernsehen gelogen. Und Sie können es nicht beweisen, Sie wissen es nicht, Sie behaupten es und hoffen, dass irgendetwas hängen bleibt. (Zwischenruf von GR David Ellensohn.) - Mehr Zurückhaltung oder melden Sie sich. - Und dann muss man sagen, der Herr Ellensohn geht raus, winkt mit einem Plakat, sagt, im 20. Bezirk möchte jemand ganzjähriges Wohnen in einem Kleingarten und das ist ein Skandal. Alle Kleingärtner in Wien müssen sich bald fürchten vor den GRÜNEN (GR David Ellensohn: Zuhören, wo Bauten nicht legal hingestellt werden, ist es nicht wurscht!), denn man hat den Eindruck, Sie möchten vor den Kleingärten bald einmal einen Aushang, wer ist denn dort, wer hat denn dort einen Kleingarten, und stimmen wir dann zu oder stimmen wir nicht zu. (GR David Ellensohn: Der Magistrat sagt, die Bauten sind nicht legal!) Die Kleingärtner haben sich bald zu fürchten vor Ihnen, vor den GRÜNEN (Beifall bei der SPÖ.), denn Sie stellen alle unter einen Generalverdacht. Der Ellensohn wird sich bald rausstellen und dann da vor sich hin trippeln und wortgewaltig sagen, warum das nicht stimmt. (GR David Ellensohn: Der Magistrat sagt, die Bauten sind nicht legal!) - Herr Ellensohn, Sie sind nachher noch einmal dran. Und ja, es kann sein, dass Leute zu groß bauen, aber die MA 37 hat auch derzeit 27 Abbrüche beziehungsweise Rückbauten von Gebäuden mittlerweile ausgesendet, aber zu sagen, das könnte jeden treffen, und jetzt ist es im 20. Bezirk, aber vielleicht ist es irgendwann in Liesing oder irgendwann im 12., dann werden sich die Kleingärtner bald vor Ihnen fürchten, und ich glaube nicht, dass Sie sich damit einen Gefallen tun. Ansonsten, finde ich, ist zu diesem Thema alles gesagt, dass Sie da jetzt versuchen, das künstlich wieder aufzublasen, ist Ihre Sache, aber ich bin damit eigentlich schon wieder am Ende. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies, und ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich bin recht froh, dass ich jetzt drankomme, es war ein bisschen überraschend, und ich bin auch ziemlich perplex ob der Verteidigungsstrategie. David Ellensohn hat ganz am Anfang eine Luftaufnahme - ich glaube, es war Google Maps, vielleicht war es auch von der Stadt Wien - vom Kleingartenverein Linse gezeigt, auf der ganz leicht erkennbar ist, dass de facto jedes einzelne Bauwerk, vielleicht zwei oder drei auf den ganzen Parzellen nicht, aber im Großen und Ganzen fast jedes einzelne Bauwerk nicht der Bauordnung entspricht. Jetzt kann man darüber streiten, was macht man damit und wie geht man damit um. Bei der Krcalgrube war es ähnlich, nicht ganz so viele, wenn man es sich von oben ansieht, aber auch sehr viele. Und das ist das, was mein Kollege Ellensohn gesagt hat. Es ist wie bei jeder anderen Übertretung, Straftat, et cetera, man kommt darauf, nur hier setzen sich Bürgermeister und BezirksvorsteherInnen dafür ein, dass ein nicht legaler Zustand zum Vorteil derjenigen Menschen, die diesen nicht legalen Zustand herbeigeführt haben, ohne weitere Kosten legalisiert wird. Das ist das, was passiert. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Kommt aber öfters vor!) - Das kommt öfter vor und mit jedem einzelnen Mal, und das ist sozusagen das Nächste, was ich dazu sage, wächst das Recht jedes einzelnen anderen Bürgers in Wien, der in derselben Situation ist. Denn wie will ich denn erklären, dass ich das in 20 Kleingärten schon gemacht habe, sie umgewandelt habe in ganzjähriges Wohnen und dann irgendeinem anderen x-beliebigen Bürger, einer Bürgerin das nicht erlaube? 100 Prozent umgewidmet ist kein Problem in die eine oder andere Richtung, aber wenn ich 50 Prozent der Kleingärten einmal umgewidmet habe, wie will ich das den anderen 50 Prozent vorenthalten? Da scheitere ich jedes Mal, wenn der Bürger zu Gericht geht und sagt, das ist Willkür. Das heißt, das, was die Stadt Wien momentan macht mit dieser Umwidmung von einem Kleingartenverein nach dem anderen, ist die Aufgabe der Kleingartenvereine. Sie schafft für eine Idee, die ursprünglich eine ganz eine andere war, lauter Eigentümer, günstige Eigentümer, günstige Pächter im privaten Wohnbau, die halt ein Glück haben. Und was sich herausstellt, und das ist ja das Faszinierende sowohl bei der Krcalgrube als auch bei vielen anderen, und das wird wahrscheinlich nicht viel anders sein im 14. Bezirk, wenn dann Kleingartenparzellen verkauft werden, von den letzten zehn oder zwölf Verkäufen bei der Krcalgrube, wenn ich es richtig im Kopf habe, kennen wir sechs Personen. Es ist schon ein unglaublicher Zufall. Es ist ja nicht so, dass dann der eine oder der andere profitiert, sondern bei diesen Liegenschaftsverkäufen ist, nachdem wir uns vor vielen Jahren gemeinsam gegen das Kleine Glücksspiel ausgesprochen haben, jetzt das Glücksspiel reduziert auf drei Varianten in Österreich, das eine ist Casino, das zweite ist Lotto/Toto und das dritte ist das rote Glücksspiel. Das rote Glücksspiel: Wenn du ein Glück hast, hilft dir die Stadt Wien. Das ist dann nicht das Glück, das zufällig passiert, das ist das Glück, das die Stadt Wien Einzelpersonen - bei denen sie genau weiß, wie viel Geld sie diesen Personen warum gibt - zukommen lässt. Und das ist tatsächlich ein Problem. Es kann doch nicht sein, dass die Stadt Wien mit Umwidmungen oder Verkäufen, et cetera immer wieder einzelnen Personen zu wunderschönem Reichtum verhilft oder Vermögen oder zumindest Wohlstand, und anderen nicht. Wir haben ja das letzte Mal über Grundstückverkäufe, Grundstücksankäufe geredet, in ein und derselben Sitzung, nebeneinanderliegend, einerseits gibt's eine Bewertung der Stadt Wien, wir verkaufen etwas um 300 EUR und kaufen Grundstücke, die danebenliegen, um 470 EUR an. Um 470 EUR/m² kaufen wir an für ein Straßenband, wo Niederösterreich, wenn es enteignet, 15 EUR zahlt. Aber es waren 6 Millionen. Das war schon der Lotto-Sechser, Großgrundbesitzer in Breitenlee, sage ich dazu. Wir haben bei den ÖBB damals schon die Hälfte für das Grundstück gekriegt. Aber bei den Kleingärten ist es ähnlich, und in dem Sinn stimmt es natürlich, der Herr Bezirksvorsteher hat sich mit Sicherheit auch dafür stark gemacht. Es ist auch das Selbstverständnis, habe ich das Gefühl, im Interesse der BürgerInnen, die in der Umgebung wohnen, zu agieren. Und da es das Interesse der BürgerInnen war, die Umwidmung herbeizuführen, hat er zumindest mitgeholfen. Der Bezirk hat auch keinen Einwand erhoben. (GR Mag. Josef Taucher: Einstimmig!) Das, was tatsächlich passierte am 14. Juli 2020, haben Sie, glaube ich, beantwortet. Dann ist es liegen geblieben, muss man schon dazusagen, es ist nicht mehr weiter auf den Weg gebracht worden von den GRÜNEN. Diese Umwidmung Krcalgrube hat die Sozialdemokratie auf den Weg gebracht, nicht die GRÜNEN. Und auch wie bei vielen anderen Verkäufen und Bewertungen ist es ja immer wieder zwischendurch so ... (Bgm Dr. Michael Ludwig: Hat Hebein unterschrieben!) - Die Birgit Hebein hat ein Gründruck unterschrieben, kann ich mir nicht vorstellen. Aber wir werden das nachher klären, wenn Sie es mir zeigen, ist es überhaupt kein Problem, dann freue ich mich umso mehr, aber ich glaube nicht, dass Birgit Hebein einen Gründruck unterschrieben hat. Aber es gibt immer wieder solche Sachen. Und was mein Kollege Ellensohn bezüglich der Linse gesagt hat, da stehen lauter Häuser auf den Parzellen, die nicht der Bauordnung entsprechen, und jetzt passiert dasselbe wie vorher: Es soll umgewidmet werden. Es hat mich vorher eine Kollegin aus der Sozialdemokratie gefragt, was wir denn wollen. Natürlich kann man nicht alles gleich niederreißen, et cetera, aber man kann als Stadt Wien einmal darüber beginnen, zu diskutieren, was gäbe es für Möglichkeiten, gibt es Möglichkeiten der Abschlagszahlungen. Einfach zu wissen, ich darf nur 30 m² bauen, ich baue einen 100 m² Kobel hin und weiß dann, es wird legalisiert, und das kostet mich nichts, das kann es doch nicht sein. Das kann doch auch nicht in eurem Interesse sein. Ich habe mich ja gefreut, als Bgm Ludwig erzählt hat, dass wir schon seit längerer Zeit fast alles nur mehr im Baurecht vergeben. Ja, war eine gemeinsame Initiative, ich weiß auch, von wem sozusagen die Intention ausgegangen ist. Ich finde das super, dass wir im Großen und Ganzen nur mehr als Baurecht vergeben. So wie auch der Verkaufsstopp von Liegenschaften, außer ganz wenige Ausnahmen, ich finde das voll gescheit, wenn man das als Stadt macht. Genauso wie ich es voll richtig finde, dass wir die Kleingärten jetzt nicht mehr weiterverkaufen. Ich hoffe, das bleibt, auch wenn dann umgewidmet wird, denn es könnte ja fast sein, jetzt wird umgewidmet und dann wird schachtelweise abverkauft. Ich wünsche mir, dass es nicht so ist. Vielleicht das auch noch als Antwort auf die Frage, die gekommen ist, bezüglich Thomas Weninger: Ich sehe es nicht als Aufgabe, in einem Fremdressort die einzelnen Menschen, die irgendwas kaufen oder nicht kaufen, zu kontrollieren. Außerdem darf es niemals Aufgabe der Politik sein, zu entscheiden, weil der X irgendwas tut, deshalb verkaufen wir es ihm nicht, und weil der Y etwas tut, verkaufen wir es schon. Es ist eher, und da würde ich ein bisschen meiner Vorrednerin widersprechen, Aufgabe von uns in der Politik und von Menschen, die politiknahe sind, gewisse moralische Wertvorstellungen auch zu leben. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Nein, es ist in der Politik nicht alles Strafrecht, das wissen wir, und es soll meines Erachtens auch nicht so sein. Es soll auch nicht alles verboten sein, überhaupt nicht, dass Sie mich nicht falsch verstehen. Ich finde, man kann Spaß haben, man kann Sachen machen, aber es gibt Grenzen, wo es sozusagen beginnt, sich zu verwischen, den eigenen Vorteil, nur, weil man das Amt hat, et cetera. Das sind Dinge, auf die wir alle miteinander Rücksicht nehmen müssen, und das ist vielleicht das, was zu kritisieren ist. Was weiß ich, jetzt ganz ehrlich, was der Thomas Weninger im Jahr 2011 bis 2017 vorgehabt hat. Übrig bleibt, als Städtebund-Generalsekretär hat er super davon profitiert. Jetzt glaube ich ihm das Allerbeste, denn ich mag ihn, ich kenne ihn, ich arbeite im Städtebund mit ihm zusammen. (Bgm Dr. Michael Ludwig: Warum schreibt ihr dann die Dringliche Anfrage?) - Weil es nicht um die Person geht, ich sage es ganz offen, weil er schon öffentlich bekannt war. Es ist ja nicht so, dass durch die Dringliche Anfrage der Name öffentlich bekannt wurde, sondern, dass ... (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Zeigt es an! - Gegenrufe.) - Gut, ich glaube, das müsst ihr euch dann nachher untereinander ausmachen. Nichtsdestoweniger, fassen wir zusammen, was ich glaube, was wichtig ist, um auch sozusagen aus dem Ganzen ein "learning" zu ziehen: Das, was ich schon glaube, ist, wir müssen bei der ganzen Frage von Grundstückstransaktionen und Umwidmungen in Summe viel vorsichtiger werden. Es ist schwierig. Flächenwidmungen und auch vor allem Pläne, wie geht es weiter, passieren in einer Stadt wie Wien mit einer Vorausschau von 20 Jahren. Jeder weiß, wenn bekannt wird, wo die Stadt Wien vorhat, zu bauen, werden die Grundstücke teurer. Na, selbstverständlich ist genau deshalb diese Materie eine Materie, wo auch viel bis zu einem gewissen Zeitpunkt geheimbleiben muss, wo nicht allzu viele Leute davon wissen dürfen, et cetera. Genau dann muss man aber schauen, dass alle, die in irgendeiner Form damit im Zusammenhang sind, nicht diejenigen sind, die davon profitieren. Ob zu Recht oder zu Unrecht. Es ist eine unglaublich heikle Aufgabe. Und wenn es alleine mit dieser Dringlichen gelingt, sicherzustellen, dass wir in Hinkunft alle miteinander noch viel, viel vorsichtiger sind bei der Frage der Flächenwidmung, viel mehr genau darauf schauen, dass diejenigen, die im weiteren Sinne irgendwie in Zusammenhang mit irgendwelchen Umwidmungen stehen, nicht dieselben sind, die profitieren, dann haben wir einiges erreicht. - Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Sittler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Frau Vizebürgermeisterin! Ich finde es schon spannend, denn wenn ich da höre, dass im 20. Bezirk die Baubehörde, die MA 37, nur dann einschreitet, wenn es irgendwie anonyme Anzeigen gibt, frage ich mich schon, warum da die Welt wirklich so unterschiedlich ist. Bei den Kleingärtnern und Kleingärtnerinnen ist es anscheinend nicht so und im Rahmen der Aktionen, die im Zuge des Ressorts von der Frau Vizebürgermeister rund um den Reumannplatz gesetzt wurden, wurde herumgegangen und wurden die Altbaubesitzer wirklich penibelst genau mit Baumaßnahmen bestraft, muss man fast sagen. Ich bin selbst auch betroffen. Dort wird klein hingegriffen, dort wird geschaut, bei den Kleingartenbesitzern wird anscheinend absichtlich weggeschaut. (Beifall bei der ÖVP.) Wenn es darum geht, dass gesagt wurde, Kollege Margulies, da geht es um Kleines Glücksspiel, das die SPÖ betreibt, hebe ich es noch ein bisschen hinauf, es ist sogar schon großes Glücksspiel. (Beifall bei der ÖVP.) Und die Frau Karner-Kremser hat gesagt, die GRÜNEN reiten bei ihrer Anfrage ein totes Pferd. Dann frage ich mich schon - ich komme dann nachher noch zum Rechnungshofbericht -, ob Rechnungshofberichte dann auch tote Pferde sind. Für mich wäre das dann nämlich ein Verständnis, dass man nichts ändern will, dass man nichts an diesen Bedingungen in der Stadt verändern will, und ganz klar gesagt wurde, dass da doch nichts reformiert werden soll. Und so, meine Damen und Herren, kann das aus meiner Sicht wirklich nicht sein. (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben uns dem Thema Kleingärten und Umwidmungen schon im Oktober gewidmet, und damals habe ich schon gesagt, der Verkauf der Kleingärten ist gestoppt worden, und wer hat zugegriffen, ein paar Funktionärinnen und Funktionäre, Mandatarinnen und Mandatare der SPÖ. Ich habe damals gesagt, die rote Schickeria hat selber zugegriffen, ich bleibe auch heute noch dabei, das rote Meer am Badeteich ist da ganz klar gekommen. Dort muss man auch sagen, oh ja, die SPÖ prüft diese Causa selber. Ihre Kollegin, Parteigeschäftsführerin Novak, hat gesagt, das ist ein Persilschein, alles in Ordnung, alles leiwand. Ich meine, das hat schon einen gewissen Beigeschmack. Auch wenn es schon erwähnt wurde, rechtlich mag das geprüft und vielleicht in Ordnung sein, ja, aber wo ist die Moral, wo ist der Anspruch? Sie selbst, Herr Bürgermeister, haben gesagt, die SPÖ hat einen hohen moralischen Anspruch, den sollte man hier dann auch wirklich stellen, damit auch da der Anspruch gewährleistet ist. (Beifall bei der ÖVP.) Sie, Herr Bürgermeister, haben vorhin in der Anfragebeantwortung gesagt, Sie sind stolz darauf, dass die Stadt Wien eine so große Grundstücksbevorratung hat. Ja, kann man so sehen, denn da werden, wie der Herr Babler gesagt hat, die eigenen Leute ganz schön versorgt. Und der Herr Babler, der Bundesvorsitzende der SPÖ, spricht ja auch im Rahmen dieser Umwidmungs-Causa von Aufklärung und Konsequenzen, sagt in einem "Standard"-Interview, alle Fakten müssen so rasch wie möglich auf den Tisch und zugleich brauche es eine Abgabe, um das Problem der Umwidmungsgewinne zu lösen. - Da habe ich bei der Beantwortung vom Herrn Bürgermeister wenig dazu gehört, denn das geht alles nicht und kann man alles nicht machen. Fakt ist, die SPÖ hat sich selbst geprüft, passiert ist da relativ wenig, und in die Arbeitsgruppe, von der ich gehört habe, dass sie eingesetzt wird, scheint die Opposition nicht eingebunden. Vielleicht macht ihr euch das in der SPÖ selbst aus, vielleicht wird das intern mit den NEOS, die dürfen klein mitreden, auch ausgemacht, aber ich hätte jetzt nichts gehört, dass die Opposition eingebunden und gemeinsam irgendwie geschaut wird, wie man etwas besser macht, meine Damen und Herren. Kommen wir zum Rechnungshofbericht, den habe ich zuerst schon genannt. Der Rechnungshofbericht 6/2023 des Bundesrechnungshofes hat sich den Flächenwidmungsverfahren der Stadt Wien gewidmet. Geprüft wurde 2017 bis 2021, der Bericht ist auch herunterladbar auf der Web-Seite des Rechnungshofes, kann man sich alles in Ruhe anschauen. Da waren ein paar Themen dabei, zum Beispiel die Wohnraumschaffung. Und bei der Wohnraumschaffung ist es schon spannend, dass die MA 21A und B, die für die Flächenwidmungen zuständig ist, die auch weiß, was dann gebaut wird, was geplant ist, ab 2015 beziehungsweise ab 2019 keine Zahlen der tatsächlich errichteten geförderten Wohnungen haben kann. Das ist aber eine relevante Planungsgrundlage für den geförderten Wohnbau, denn, wenn die Zahlen nicht da sind, ist es schwierig, da zu agieren. Vielleicht hat es der Rechnungshof nicht gekriegt oder gibt es das nicht, das finde ich halt schon sehr spannend. Das Thema Bürgerbeteiligung: In drei von den vom Rechnungshof geprüften sieben Verfahren gab es eine weitergehende Bürgerbeteiligung. Die Einbindung der Bürger war aber lediglich eine Informationsveranstaltung, als eine echte Beteiligung, und insbesondere bei Hochhausprojekten ist die Bevölkerung nach Auffassung des Rechnungshofes - das sage jetzt nicht einmal ich als Oppositionspolitiker Peter Sittler - nicht eingebunden worden. Die wäre einzubinden, ja, es sollte nicht nur eine Informationsveranstaltung sein. - Das sagt schon einiges, wie hier gehandelt wird. Das Thema Flächenwidmungen ist schon von der Kollegin Olischar angesprochen worden. In zwei vom Rechnungshof überprüften Verfahren kam es nach der öffentlichen Auflage zu einer Erhöhung der Bauklasse und zu einer zusätzlichen Erhöhung der bebaubaren Fläche. Danach ist aber keine öffentliche Neuauflage der geänderten Pläne erfolgt. Also auch da ist etwas passiert, die Bevölkerung ist nachher wieder nicht informiert worden, ähnliche Beispiele gibt es woanders auch. Die Veräußerung der Liegenschaften, etwas, was auch in der Dringlichen Anfrage der GRÜNEN drinnen ist: Kritisiert wird, dass die MA 21 eben in diese Liegenschaftsveräußerungen nicht eingebunden ist. Da soll jetzt, habe ich vom Herrn Bürgermeister gehört, so eine Schnittstelle geschaffen werden. Mehr, als Sie gesagt haben, wissen wir jetzt nicht. Faktum ist, dass da Wertsteigerungen, die durch zukünftige Flächenwidmungsänderungen entstehen können, ja schon berücksichtigt werden könnten, ist aber nicht passiert. Und wenn jetzt da immer Umwidmungsgewinne, Nachzahlungsverpflichtungen begründet oder vereinbart werden, wie der Herr Bürgermeister gesagt hat, in dem konkreten Fall im Rechnungshofbericht, im 22. Bezirk war das nicht so. Dort wurde im Jahr 2010 eine Liegenschaft um 260.000 EUR an die Wien Holding GmbH verkauft, die am selben Tag die Liegenschaft um 350.000 EUR weiterverkauft hat. Also zu rund einem Drittel des Preises innerhalb eines Tages. Ist schon ganz spannend, denn da hat irgendwie die Stadt Wien ein Drittel des Wertes verloren und damit auch Geld in den Sand gesetzt. Und die Stadt Wien war ja auch über die Verkaufsabsichten der Wien Holding GmbH und über die Höhe des Kaufpreises informiert. Spannend. Das heißt, diese Wertsteigerung ist ... (Bgm Dr. Michael Ludwig: Die Holding ist 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien!) - Ja, aber die Stadt Wien hat direkt nichts davon, von der Ausschüttung vielleicht dann irgendwann, aber direkt ist Ihnen da was entgangen, am gleichen Tag weiterverkauft. Sie kritisieren immer, dass die bösen Immobilienspekulanten irgendwo was weiterverkaufen, mitunter nicht in Ordnung, aber die Stadt Wien tut genau das Gleiche, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Die Liegenschaft unterlag zu diesem Zeitpunkt einer Bausperre und trotz Annahmen der zukünftigen baulichen Ausnutzbarkeit hat es in dem Fall keine Nachzahlungsverpflichtung gegeben. Das wäre ja bei den Beträgen noch harmlos, sage ich einmal, wenn da zukünftig mehr an Verkaufserlösen da ist, dann sollte man als Stadt Wien vielleicht davon profitieren. Der Rechnungshof sagt dazu: "Diese Vorgangsweise barg das Risiko einer mit dem europäischen Binnenmarkt unvereinbaren staatlichen Beihilfe." Das sage nicht ich, das sagt der Rechnungshof. Die Stadt Wien bewilligte aber trotzdem in den folgenden Jahren und trotz der Bausperre zwei Mal zwei Projekte und änderte den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Und am Ende ist die Liegenschaft 2012 um 1,4 Millionen EUR und im Jahr 2018 um 7 Millionen EUR durch private Unternehmen weiterverkauft worden. 2010 hat die Stadt Wien um 260.000 EUR verkauft, Jahr 2018 7 Millionen, mal 27, meine Damen und Herren, und die Stadt Wien hat davon nichts gehabt. Das kann tatsächlich nicht sein, hier ist wirklich der Veräußerungsgewinn entgangen, das ist sehr schade, denn davon sind jede Wienerin und jeder Wiener betroffen. (Beifall bei der ÖVP.) Beim Fall im 23. Bezirk, den der Rechnungshof auflistet, gab es eine Kaufpreisnachzahlung. Dort wurde von 300.000 auf 910.000 bewertet, und dann gab es eine festgestellte Kaufpreisnachzahlungsverpflichtung von 1,06 Millionen. Dort waren aber - und da muss ich sagen, 2020 verkauft - 2023 immer noch stattliche 440.000 EUR offen, exklusive Verzugszinsen, also, da kommt noch etwas dazu. Da muss man schon sagen, die Stadt Wien sollte auch ein bisschen ihre Geldforderungen eintreiben, damit da auch die Bürgerinnen und Bürger etwas davon haben, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Fakt ist für mich: Die SPÖ-Mandatarinnen und -Mandatare richten es sich, ob das Breitenlee ist, andere Beispiele, man richtet es sich mit Flächenwidmungen, beantragt was, man schaut, dass man selbst mehr bekommt, bei den anderen ist es böse. Die Aufwertungen finden mit undurchsichtigen Vorgängen statt, da ist wesentliche Transparenz erforderlich, hat auch der Rechnungshof festgestellt. Und die mangelnde Information der Bürgerinnen und Bürger hat der Rechnungshof bekrittelt, das bekritteln auch wir von der Volkspartei. So kann verantwortungsvolle Politik für die Bürgerinnen und Bürger nicht aussehen. Deswegen mehr Transparenz beim Umgang mit städtischem Grund, meine Damen und Herren, die Ausweitung der politischen Befangenheit, und die Prüfungsinstanzen müssen früher tätig werden. Bei der SPÖ werden die immer tätig, wenn es zu spät ist und wenn schon etwas passiert ist. Meine Damen und Herren, so kann es nicht weitergehen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr. Michael Ludwig: Da hat die ÖVP auch genug zu tun!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf fürs Protokoll bekannt geben, dass Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar ab 18.30 Uhr entschuldigt ist. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was mich an der heutigen Diskussion schon bedenklich gestimmt hat, war der Hinweis auf die Politikverdrossenheit, die es in der Bevölkerung sicher bis zu einem gewissen Grad gibt. Nur meine ich, dass wir da alle an uns arbeiten müssen, auch die, die das ausgesprochen haben, und nicht nur drüber lachen sollen, Kollege Wölbitsch. Da muss sich wieder jede Fraktion und ein jeder Mandatar, jede Mandatarin selbst an der Nase nehmen und schauen, inwieweit kann man gegen die Politikverdrossenheit auftreten und wie können wir das wieder besser machen. Ich glaube, dazu sind wir alle aufgerufen und da sollten wir uns wirklich anstrengen. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: Das musste einmal gesagt werden!) - Das sollte unbedingt einmal gesagt werden, wie der Herr Klubobmann richtig sagt. Und eine wirklich wichtige Voraussetzung dabei ist zum Beispiel, dass man zumindest bei der Wahrheit bleibt, wenn man Ausführungen trifft oder wenn man Dringliche Anfragen schreibt. Zum Beispiel, Breitenlee war nie ein städtischer Kleingarten, es war nie eine städtische Kleingartenfläche, sondern das war direkt im Eigentum des Vereins. Das ist auch wichtig, wenn man es debattiert, denn es werden da immer vollkommen verschiedene Sachen zusammengemanscht und dann alle Vorurteile, die es irgendwo gibt, praktisch vorgebracht, ohne dass man wirklich bei der Wahrheit bleibt. Das ist auch sehr wichtig. Wir haben von 1996 bis 2023 Kleingärtenlose abverkauft, ja, das stimmt. Wir haben 5.565 Kleingartenlose ins Privateigentum verkauft, dabei hat es sich um eine Fläche von 1,86 km² gehandelt, das sind 13 Prozent der Gesamtkleingartenflächen in Wien. Die Verkäufe erfolgten immer auf Basis von Gemeinderatsbeschlüssen und die ganz überwiegende Mehrheit, mit großer Mehrheit, auch die GRÜNEN haben, soweit ich mich erinnern kann, meistens zugestimmt. Insofern hat das mit dem toten Pferd schon gestimmt und überhaupt stimmt das natürlich, was meine Vorrednerin gesagt hat. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Wer ist das tote Pferd?!) - Das tote Pferd ist, es gibt jetzt keine Verkäufe von Kleingärten mehr, das haben wir abgeschafft, da habt ihr mitgestimmt. Ich habe das so interpretiert, dass das so gemeint war, und es ist eine Tatsache, dass wir die Verkäufe von Kleingärten gestoppt haben. 1996 - und wenige sitzen noch da, die damals schon da waren, eine ist vielleicht die Martina -, als das eingeführt worden ist, dass man Kleingärten verkauft, war eine ganz große Mehrheit in diesem Haus dafür, war eine ganz große Mehrheit - was ich mich erinnern kann, ich war da noch nicht im Haus - der Bevölkerung dafür und waren vor allem die Betroffenen in den Kleingärten praktisch alle dafür, dass das möglich ist. Es ist damals aus demokratiepolitischen Gründen eingeführt worden. Man kann jetzt als Historiker darüber diskutieren, war das damals richtig oder hätten wir es damals schon nicht machen sollen, nur, das ist müßig. Wir haben aus demokratiepolitischen Gründen 5.565 Kleingartenlose verkauft, und wir haben das, als man gemerkt hat, dass das auch negative Tendenzen mit sich führt, dann wieder abgeschafft. Also wir haben diese Praxis jetzt beendet, das heißt, das gibt es in Zukunft nicht mehr. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist, glaube ich, eine gute Sache. Wir haben das aus gutem Grund gemacht, aber Tatsache ist auch, dass eben die Praxis in diesen zweieinhalb Jahrzehnten eine sehr große Zustimmung in der Bevölkerung bekommen hat, und in einer Demokratie spielt das eben auch eine Rolle. Was mich ein bissel gewundert hat an der Debatte, ist, dass die GRÜNEN heute die Flächenwidmung derartig in den Vordergrund stellen, wenn doch in den letzten 13 Jahren immerhin 10 Jahre die grünen Stadträtinnen dafür verantwortlich waren. Und jetzt sage ich ganz ausdrücklich, ich gehe davon aus und bin eigentlich auch davon überzeugt, dass die das ordentlich gemacht haben. Die haben eine gute Politik gemacht, wie überhaupt die Politik auch in diesen 10 Jahren in dieser Stadt eine gute im Sinne der Bevölkerung war. Aber jetzt im Nachhinein das sozusagen schlechtzureden, finde ich nicht wirklich gut. Bei diesen Problemen oder Fällen - die ja kein Skandal sind, denn ein Skandal ist erst dann gegeben, wenn er bewiesen ist, und das liegt in den betreffenden Fällen nicht vor - haben wir eine sehr gute Aufarbeitung. Der Stadtrechnungshof prüft, die Magistratsdirektion - Geschäftsbereich Personal, Revision, Gruppe Interne Revision und Compliance hat einen Prüfauftrag, und so, wie man in der Zeitung lesen kann, die WKStA prüft auch, also das wird abzuwarten sein. Aber das Rechtliche ist das eine, das andere ist aber das Moralische, das darüber hinausgehen muss, und da hat meine Fraktion schon etwas gestartet, was einzigartig und beeindruckend ist, nämlich einen umfassenden Compliance-Prozess. Der sieht unter anderem ganz konkrete Handlungsanleitungen und einen Wertekodex für Funktionäre und Mandatarinnen und Mandatare vor. Ein Wertekompass soll die Funktionäre und MandatarInnen unterstützen und mehr Transparenz bringen. Dieser Prozess wird auch von einer renommierten Agentur begleitet, und für die Entwicklung und Umsetzung dieser Compliance-Richtlinien wird auch diese Agentur mit herangezogen. Ich habe mich gestern noch extra erkundigt, da ist man auf einem sehr guten Weg, das wird ein Musterbeispiel für Compliance in diesem Haus von unserer Fraktion werden, und ich fordere die anderen Fraktionen auf, Ähnliches auf die Beine zu stellen. Jedenfalls gut, dass wir das eingeleitet haben. Danke, Barbara Novak. (Beifall bei der SPÖ.) Man muss, und das stimmt, immer über das hinausgehen, was rechtlich vorgeschrieben ist. Darum bemühen wir uns auch, und wir wollen auch die Politikverdrossenheit zurückdrängen. Die Kollegin Sequenz hat auch etwas über die angeblich niedrige Wahlbeteiligung gesagt. Die Wahlbeteiligung ist in Österreich und auch in Wien für eine Millionenstadt relativ hoch im internationalen Vergleich. Wir haben vor ein paar Wochen eine Studienreise in die Schweiz gemacht, als dort gewählt worden ist. Die Schweiz ist wirklich weltweit ein Musterbeispiel für Demokratie, nur, die dortige Wahlbeteiligung bei den Wahlen für das Bundesparlament war 46 Prozent, also da sind wir schon einiges drüber. Aber trotzdem, wir müssen uns gemeinsam anstrengen und gemeinsam schauen, dass wir die Probleme, die es natürlich gibt, in Zukunft noch besser lösen. Ich habe mir da viel aufgeschrieben, aber der Herr Bürgermeister hat in seiner Beantwortung schon so viel gesagt, was ganz wichtig war. Ich wollte nur, weil das bei der letzten Debatte im Oktober noch nicht war, zum Flötzersteig schon sagen, dass es wirklich unfair und unrichtig in der Begründung dieser Dringlichen Anfrage war, zu behaupten, es hätte ein Gutachten für 490.000 gegeben und dann sei es viel billiger verkauft worden. Nicht in der Anfrage steht, der Herr Bürgermeister hat es aber eh schon ausgeführt, dass das bei einem Bieterverfahren war, das erfolglos war, dass es dann ein zweites Gutachten gegeben hat, das wertmindernde Faktoren berücksichtigt hat, dass der Baumbestand da eben dem Baumschutzgesetz unterliegt, dass Hanglagen sind und mehrere andere Gründe, die ich jetzt gar nicht alle aufzählen will. Dadurch hat es dann ein zweites Gutachten gegeben, das nur mehr 385.000 EUR ausgemacht hat, und dann noch ein drittes, endgültiges Gutachten, das aber nur geringfügig abgewichen hat, vom gerichtlich beeideten und zertifizierten Sachverständigen, wo dann der endgültige Verkaufspreis 370.000 EUR war. Also, das muss man schon dazusagen, das ist die wirkliche Wahrheit, so ist es abgelaufen, so war es auch korrekt, und so wie es in der Dringlichen steht, stimmt es halt leider nicht. Der Ehrlichkeit halber sei das dazugesagt. Da der Rechnungshofbericht auch angesprochen worden ist, er ist am 27. Oktober 2023 veröffentlicht worden, also dass man da jetzt schon umfassend darauf reagiert, ist wirklich ein bisschen viel verlangt. Man muss aber auch sagen, dass es gängige Praxis ist, dass wir Nachzahlungsverpflichtungen in Vertragstexten vorsehen, wenn zeitnahe eine Widmungsänderung realistisch erscheint - dann gibt es das jetzt schon, in den letzten Jahren, nicht seit immer, aber doch in den letzten Jahren. Es soll eine Schnittstelle zwischen Stadtplanung und Immobilientransaktion geschaffen werden, aber was jetzt dann wirklich auf Basis dieses Rechnungshofberichtes konkret gemacht wird, da würde ich schon darum bitten, dass man - 27. Oktober, heute haben wir den 22. November - der MA 6 für diese wirklich sehr tiefgehende rechtliche Prüfung, die da notwendig ist, schon noch ein bisschen Zeit lässt. Ich glaube, das wäre schon angebracht. Aber dann wird es auch hier sicher Reformen und eine Weiterentwicklung geben, und ich bin zuversichtlich, dass wir auch weitere Verbesserungen haben werden. Beim Baurecht sicher auch, ich stimme dem Kollegen Prack zu, dass wir möglichst viel ins Baurecht vergeben sollen und nur selten was verkaufen, das machen wir auch so. Man soll nicht komplett ausschließen, dass man was verkauft, es gibt gewisse Grenzfälle, wo das nach wie vor vielleicht notwendig sein kann. Das lässt sich nicht rechtlich ausschließen, aber die Praxis ist natürlich, dass wir das Baurecht absolut bevorzugen, schon auch deshalb, weil wir dann ja Eigentümer bleiben und das sozusagen in der Hand der Stadt bleibt, das finde ich sehr gut. Darüber hinaus noch einmal, unsere Grundstücksbevorratung, dass wir überhaupt so viele Grundstücke und so viel Grund und Boden haben, ist einer der Megagründe dafür, dass wir nach so vielen Rankings die lebenswerteste Stadt der Welt sind. Dadurch, dass wir das Eigentum am Boden haben, können wir das auch so einsetzen, dass es letztlich noch immer mehr leistbare Wohnungen in dieser Stadt gibt, als in jeder anderen Großstadt in Europa und, ich glaube, weltweit. So gesehen ist diese sinnvolle Grundstücksbevorratung natürlich auch immer wieder zu evaluieren, immer wieder nachzudenken, wie können wir es noch besser machen. Ich durfte einmal in Alpbach den damaligen Stadtrat Ludwig vertreten und konnte in einer großen internationalen Diskussion feststellen, andere Städte, die das nicht haben, sind natürlich arm dran, denn wenn du überhaupt nichts hast, wenn du keine Grundstücke hast, kannst du relativ wenig bewirken, oder es ist viel schwieriger. Dass wir das haben, sollte uns schon bewusst sein, dass das ein großer Vorteil ist, den wir auch weiter ausspielen, aber natürlich so seriös wie irgendwie möglich in der Praxis umsetzen wollen. Zusammenfassend möchte ich sagen, wir sehen die Probleme, die es in der praktischen Politik gibt durchaus. Wir versuchen dort, wo es Probleme gibt, diese zu lösen. Wir denken ständig darüber nach, wie wir die Politik noch besser gestalten können, und letztlich, glaube ich, wird das auch die Politikverdrossenheit zurückdrängen. Denn eines muss man auch sagen, auf kommunaler Ebene, das sagen auch alle Rankings, sind die Bürger in höherem Maß zufrieden mit der Arbeit der Politik als mit der obersten Ebene. Jetzt will ich die oberste Ebene nicht schlechtmachen, auch dort ist manchmal etwas ungerecht, aber jedenfalls, wir werden diese fortschrittliche Politik hier in Wien fortsetzen und immer noch besser werden. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf auf der Galerie recht herzlich Damen und Herren der Jungen Wiener Wirtschaft begrüßen. Herzlich willkommen im Wiener Rathaus! (Allgemeiner Beifall.) Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Prack, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Vielleicht sollten wir hier einmal eine Debatte zum wunderschönen Brunnen in Favoriten machen, dann würden vielleicht mehr Leute anwesend sein. Aber im Ernst, worum geht es hier eigentlich? Ich versuche, jetzt auch ein bisschen einen Ausblick zu machen, es geht darum, dass Grund und Boden das wahrscheinlich wertvollste Gut in einer dichtverbauten Stadt wie Wien ist. Und der öffentliche Einfluss auf die Leistbarkeit von Wohnungen, auf Schutz und Schaffung von Grünräumen, auf die Finanzierbarkeit von Infrastruktur hängt ganz wesentlich vom Einfluss von Grund und Boden ab. Und öffentlicher Einfluss wird eben über öffentliches Eigentum sichergestellt, über Flächenwidmung und deren Grundlagen und über städtebauliche Verträge, als Beispiele. Der Erhalt und der Ausbau von öffentlichem Einfluss sind gut für diese Stadt, das hat sich in den vergangenen Jahren im Negativen wie im Positiven gezeigt. Der freie Markt schafft keine leistbaren Wohnungen, das ist insbesondere seit dem Immobilien- Boom ab 2008 deutlich geworden, der freie Markt schafft AnlegerInnenprodukte und immer höhere Renditeerwartungen, und diesbezüglich müssen wir auch Maßnahmen wie befristete Wohnungen oder die Vergabe von Wohnbauförderung an gewerbliche Bauträger kritisch hinterfragen, sehr geehrte Damen und Herren. Im vergangenen Jahrzehnt ist aber auch viel gelungen. Ich möchte hier die Einführung der städtebaulichen Verträge 2012 nennen - die städtebaulichen Verträge ermöglichen es, öffentlichen Einfluss auf private Immobilien bei Umwidmungen abzusichern -, oder das Prinzip Baurecht statt Verkauf - mit dem wir Privatisierung öffentlicher Grundstücke zumindest reduziert haben, wenn auch nicht ganz gestoppt -, oder das Ende für die Privatisierung der städtischen Kleingärten 2021 -, um auch etwas zu nennen, was nicht während unserer Regierungszeit war -, und last but not least die Einführung der Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" 2018. Die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" macht zukünftig durchsetzbar, dass zumindest zwei Drittel von neugewidmeten Wohnbaugebieten auf privaten Grundstücken leistbar sind und leistbar bleiben. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Wenn es um öffentlichen Einfluss auf Grund und Boden geht, dann gibt es aber auch einiges zu tun. Das zeigt zum Beispiel dieser aktuelle Rechnungshofbericht auf, da ist der Umgang mit öffentlichen Grundstücken teilweise sorglos gewesen und hat die öffentliche Hand im Einzelnen auch an Einfluss und Vermögen geschädigt. Der Rechnungshof - ich möchte das jetzt an einem Beispiel aufmachen und dann auch sagen, was könnten wir als öffentliche Hand noch besser machen - führt das Beispiel einer Liegenschaft im 22. Bezirk an. Diese Liegenschaft wurde 2010 vom damaligen Wohnressort an die Wien Holding verkauft und noch am gleichen Tag von der Wien Holding dann an Private weiterverkauft. Damit war der Verlust für die Stadt Wien, weil sonst nichts festgeschrieben war, bereits realisiert. Die Stadt hat für das Grundstück 261.000 EUR erhalten, die Wien Holding dann 350.000 EUR am selben Tag, im Jahr 2018 ist dasselbe Grundstück dann bereits um 7 Millionen EUR von einem privaten Eigentümer zum anderen privaten Eigentürmer gewechselt. Die Stadt hat also 2010 3,7 Prozent des 2018 möglichen Erlöses erzielt, und das heißt, die restlichen 6,5 Millionen EUR sind als Gewinn bei Privaten ausgelöst worden, durch einen Verkauf eines öffentlichen Grundstückes. Und jetzt müssen wir uns ernsthaft anschauen, was hätte die Stadt machen können, um das zu verhindern. Der Rechnungshof empfiehlt, zukünftige Wertsteigerungen, die unter anderem durch Widmungsgewinn, Widmungsänderungen entstehen, in Form von Kaufpreisnachzahlungen vertraglich abzusichern. Diese Empfehlung ist aus meiner Sicht zumindest als Minimalmaßnahme immer umzusetzen. Was könnte die Stadt aber noch machen? Der Bundesparteivorsitzende der SPÖ empfiehlt eine Umwidmungsabgabe auf Wertsteigerungen, damit könnten wir Widmungsgewinne abschöpfen. Vorteil dieser Variante wäre, dass sie auch auf Grundstücke anwendbar ist, die im privaten Eigentum stehen. Ich plädiere dafür, dass man diesen Weg der Umwidmungsabgabe in Wien geht. Ich finde es sehr gut, dass das geprüft wird. Gerade die Diskussion um die Kleingärten hat deutlich gezeigt, dass Umwidmungsabgaben die Privatisierung von Wertsteigerungen durch Widmung verhindern und damit viele dieser strittigen Fragen ausräumen könnten. Wir haben viele Rechtsmeinungen vorliegen, die in die Richtung gehen, dass wir das als Bundesland, wenn es an den Widmungsakt anknüpft, umsetzen können. Also würde ich dafür plädieren - nach einer rechtlichen Prüfung, das ist schon klar, das soll ja auch halten -, diese Empfehlung des Bundesparteivorsitzenden der SPÖ und eine Forderung, die auch wir stellen, umzusetzen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Was kann, sehr geehrte Damen und Herren, die Stadt noch machen? Wir haben es jetzt schon mehrfach erwähnt, dass die Katholische Kirche, dass die Österreichischen Bundesforste, man kann sich dann immer aussuchen, was einem sympathischer ist, das Prinzip Baurecht statt Verkauf verfolgen. Das öffentliche Eigentum bleibt einfach öffentliches Eigentum, und dann kann die Wertsteigerung von Grund und Boden zumindest nicht privatisiert werden. Da verliert die öffentliche Hand den Einfluss nur auf Zeit. Ich anerkenne, dass dieses Prinzip auch nach unserer Regierungszeit öfter Anwendung findet als vor unserer Regierungszeit. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Während!) Nein, vor unserer Regierungszeit, während unserer Regierungszeit ist es deutlich öfter angewandt worden als vor unserer Regierungszeit. Jetzt sind wir sozusagen auf ähnlichem Niveau. Jede Privatisierung von Grund und Boden, sehr geehrte Damen und Herren, aber schmerzt, weil wir als Gesellschaft, weil wir als öffentliche Hand damit Einfluss verlieren und Private Gewinne machen. Öffentlicher Grund und Boden muss öffentlicher Grund und Boden bleiben, und diesen Anspruch legen wir auch auf ausgelagerte Einheiten der Stadt Wien an. Setzen wir auch da konsequent auf das Prinzip Baurecht statt Verkauf, wie es uns die Katholische Kirche - da schaue ich in diese Richtung (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Falsche Richtung! - Heiterkeit bei den GRÜNEN) - oder die Bundesforste schon lange erfolgreich zeigen. Was könnte die Stadt noch tun? Die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" bietet seit 2018 die Möglichkeit zur Festsetzung einer Flächenwidmung, die zwei Drittel geförderten Wohnbau vorschreibt. Mit dieser Widmung kann dann auch wieder sichergestellt werden, dass, wenn Widmungsänderungen da sind, zumindest der leistbare Wohnraum sichergestellt wird. Auch hier aber haben wir, wie erwähnt, Handlungsbedarf. Unserer Meinung nach sollten wir die zwei Drittel bei den Widmungen immer ausnützen, und wir sollten vor allem auch sicherstellen, dass die Wohnbauförderung im Neubau wieder ausschließlich an gemeinnützige Bauträger vergeben wird. Das sichert dann den Wohnraum am besten ab und das sichert auch die öffentliche Kontrolle viel, viel besser, als wenn man eine Wohnbauförderung an gewerbliche Bauträger vergibt. Was kann die Stadt noch machen? Der Koalitionsvertrag sieht vor, bis 2025 5.500 neue Gemeindewohnungen auf den Weg zu bringen. Fertiggestellt sind zirka 1.000, in Bau und Planung sind zirka 2.000, es fehlen noch zirka 2.500 Wohnungen, für die es weder Planung noch Baubeginn gibt. Das Beste, was wir mit öffentlichen Grundstücken aus meiner Sicht tun können, ist, sie dafür zu nutzen, wenn wir es finanzieren können, öffentlichen Wohnbau zu errichten. Da bleibt nicht nur die Wertsteigerung von Grund und Boden in öffentlicher Hand, wir haben dann auch noch langfristig leistbaren Wohnraum geschaffen. Wir sollten also auch die neuen Gemeindewohnungen endlich alle in Umsetzung bringen, sehr geehrte Damen und Herren. Da warten wir. Auch der Wirtschaftsplan für 2024 von Wiener Wohnen stimmt mich jetzt noch nicht extrem optimistisch, dass das Ziel, 5.500 Wohnungen auf den Weg zu bringen, bis 2025 erreicht wird. Was könnte die Stadt noch machen? Wir könnten über ein neues Grundverkehrsgesetz nachdenken. Alle anderen Bundesländer sehen für den Erwerb von land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken teilweise ziemlich strenge Einschränkungen vor. In Wien blüht, abseits von den Weinbaugebieten, wo es Regelungen gibt, die Spekulation mit landwirtschaftlichen Grundstücken. Kollege Margulies hat das bei einer Debatte in einer der letzten Sitzungen recht ausführlich dargelegt. Was passiert, wo die Spekulation Blüten treibt? - Die Bodenpreise werden in die Höhe getrieben und damit steigen auch die Preise für das Wohnen. Lassen Sie uns also einfach darüber nachdenken, wer in Wien unter welchen Bedingungen welche Immobilie, welches Grundstück überhaupt erwerben darf. Wir müssen verhindern, dass Investoren sich landwirtschaftliche Flächen einverleiben und dann auf Widmungsgewinne spekulieren. Wir müssen verhindern, dass russische Oligarchen Innenstadthäuser kaufen können, um sie dann bei Airbnb zu vermieten, und wir müssen sicherstellen, dass die soziale Widmungspolitik eigentlich bereits bei den Regelungen des Grundverkehrs abgebildet wird. Es gibt also nach wie vor viel zu tun. Es geht darum, den öffentlichen Einfluss auf die Stadt zu erhalten und auszubauen, denn was Immobilienspekulanten wie Benko & Co machen, ist, Gewinne zu maximieren und die Preise anzutreiben. Mit dem Schaden, den sie angerichtet haben, lassen sie die Gesellschaft alleine, wenn der Hype vorbei ist. Ich würde mich freuen, wenn wir einige der offenen Baustellen beim Umgang mit öffentlichem Grund und Boden bald angehen, damit wir der Bodenspekulation Einhalt gebieten und damit günstiges Wohnen sicherstellen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Ellensohn. Sie haben es. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ich möchte nur noch einmal auf ein paar der Einwürfe eingehen und abschließend noch etwas über die toten Pferde sagen, im 20. Bezirk, damit man das noch einmal versteht. Ich habe den Eindruck, dass das nicht alle verstanden haben. Nicht ich sage das oder die GRÜNEN, sondern der Magistrat geht hin und schickt dort, wir hätten gerne, dass man das ändert und wir hätten gerne eine neue Widmung. Als Grund steht tatsächlich drinnen, das schreibe nicht ich, das ist ein Zitat: "Auf Grund des Umstandes, dass der beabsichtigte Plan" - also diese Flächenwidmung - "überwiegend dem vorhandenen Bau- und Nutzungsbestand entspricht" - weil es schon so ist, wie es ist - "und die durch den Plan ermöglichten Nutzungen und Bebauungen überwiegend bereits realisiert sind," - das kommt noch dazu - "sind nur noch geringe zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten." Praktisch alle haben einfach hingebaut, was sie wollten. Und jetzt wird gesagt, ihr seid gegen alle, die das machen. Leute, wenn jemand mit 60 fährt, wo er 50 fahren darf, dann ist ja niemand der Meinung, dass er beim ersten Mal sofort den Führerschein verliert, ausgebürgert wird oder sonst irgendetwas, aber Strafe wird er zahlen müssen. Es wird nicht anders gehen. Dass man da als SPÖ einfach sagt, nein, da machen wir die Augen zu, es passt schon, hängt damit zusammen, dass das rote Glück halt öfter Rote trifft als andere. Und darum ist es heute wurscht. Das macht ein ganz, ganz schlechtes Bild. Ich kenne das ja, was man dann redet, wenn man außerhalb der Räumlichkeiten ist. Nein, auf so etwas darf man nicht hinweisen, und das ist so schlecht und das ist ein totes Pferd, wobei ich nicht weiß, wer da als totes Pferd bezeichnet wird. (Heiterkeit bei den GRÜNEN und GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Ich wäre als Bezirksvorsteher im 22. Bezirk nicht glücklich. Ich kenne das wirklich, seitdem ich im Haus bin. Ein ganz kurzer geschichtlicher Ausflug: Ich bin seit Anfang dieses Jahrhunderts in diesem Haus, das ist schon sehr lange. Das Erste, was ich da als Wohnbausprecher gemacht habe, war, Spekulationsfälle zu suchen. Das gibt es natürlich nicht. Damals hat man mir dauert gesagt: Nein, nicht, Blödsinn, totes Pferd. Jeden Tag war ein totes Pferd. Wer es suchen will: OTS eingeben, Spekulationsfall, 2002, vom Juni weg, irgendwann Spekulationsfall 1. Was war es? - Wiener Wohnen hat Häuser, die ihnen gehört haben, verkauft, ohne Ausschreibung, an irgendwelche "friends", die dann sehr schnell sehr viel Geld damit gemacht haben. Fall 1, totes Pferd, das war schon letztes Jahr. Dann am nächsten Tag Fall 2, dann Fall 3, dann Fall 4. Wie lange willst du uns auf die Nerven gehen, das sind tote Pferde. - 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20. Da war es zwar noch nicht fertig, aber dann habe ich es einmal gelassen und gesagt, jetzt könnte es bitte der Rechnungshof prüfen. Während der Monate, wo ich das gemacht habe, hat es aus der SPÖ dauernd geheißen, das hilft immer nur denen ganz rechts, wenn man so etwas macht, und das sind alles Einzelfälle. Ziemliche viele, das sind die, die ich recherchiert habe - ich habe auch nie im Leben alles gefunden -, das ist das, was ich mit einem Mitarbeiter gefunden habe, oder besser gesagt, der Mitarbeiter mit mir zusammen, ein Fall nach dem anderen. Nur ein Beispiel, wie das gegangen ist und was das damals bedeutet hat: Da kauft jemand von Wiener Wohnen eine Hütte im 4. Bezirk mit 16 Wohnungen mit 952 m² und zahlt dafür 960.000 EUR. Für das ganze Haus! So viel kosten mittlerweile einzelne Wohnungen. Okay, das ist eine Weile her, trotzdem, 1.000 EUR der Quadratmeter. Im 1. Monat bekommen alle einen Brief, wir müssen die Miete hinaufschnalzen, und so weiter, bis die Leute "freiwillig" unterschreiben, dass sie viel mehr zahlen müssen. Das waren vorher Mieter wie die Leute im Gemeindebau, weil ja das der Stadt gehört hat, das waren diese atypischen Gemeindebauten. Ununterbrochen habe ich von irgendjemandem aus der Sozialdemokratie gehört: Das darfst du nicht machen, das ist nicht gescheit. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Was war die inhaltliche Begründung?) Dauernd hat es geheißen, nicht machen, denn das sind tote Pferde und das passt nicht. Am Ende hat der Rechnungshof gesagt, das ist nicht gut. Am Ende hat die SPÖ die Praxis geändert, am Ende war alles nur noch mit Ausschreibung, natürlich, weil man ja auch mehr verdienen kann dabei, und Schluss war es mit Freundschaft und rotem Glück. - Und heute höre ich schon wieder beim Kleingarten: Das gilt nicht, nicht darüber reden! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das stimmt überhaupt nicht!) Das Ding ist, bei jedem einzelnen, wo man hineinsticht beim Kleingarten, ist irgendetwas. Haben wirklich alle kein Interesse? Das glaube ich nicht, weil auch in der SPÖ weder 100 Prozent davon profitieren noch 100 Prozent das richtig finden, ganz sicher nicht, das wäre ja bitter. Die Frage ist immer die gleiche: Möchte man etwas ändern oder möchte man so weitermachen? Ich glaube, es ist ganz anders. Wer glaubt, man kann so ein Kleines Glücksspiel irgendwie dulden und es geht, das ist Gift für die Demokratie, wie es Heidi Sequenz heute auch gesagt hat. Jeder Progressive, der irgendwo 10 EUR fladert, macht es leider anderen leichter, 100 EUR zu fladern. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Kein Mensch macht das!) So ist es. Wenn wir auf der progressiven Seite nicht sauber arbeiten, gefährdet das. Nicht diejenigen bei uns, die zum anderen sagen, reiß dich zusammen, sondern die, die das nicht tun, und das ärgert mich. Ich bin seit 20 Jahren in dem Haus, und jedes Mal, wenn man etwas findet, ist es das Gleiche. Erstens ist es nichts, dann stimmt es nicht und dann, ihr wollt nur alle vernadern. Ich vernadere überhaupt niemanden im Kleingarten, aber das ist das Gleiche wie das Zuschnellfahren: Man zahlt eine Strafe. Wenn du falsch parkst und man erwischt dich, zahlst du Strafe. Da wird nicht am nächsten Tag legalisiert und neue Parkplätze aufgezeichnet und keiner regt sich auf. Die Diskussion wäre doch da, nicht, dass man sagt, man reißt gleich alles nieder, aber man könnte ja hingehen und sagen: Freund, du hast zu groß gebaut, sollten wir nicht vielleicht darüber reden, dass das eigentlich nicht geht. Wenn man schon der Meinung ist, eine neue Widmung, kann man doch darüber reden, ob jemand statt 200 EUR Pacht 500 EUR oder 300 EUR auf x Jahre zahlt, damit das wieder hereinkommt. So hat er einfach nur einen Gewinn, hat sich an keine Regel gehalten und hat einfach profitiert, und andere, auch in der SPÖ, die das dann nicht machen, sind die, die draufzahlen. Alle, die nicht mitspielen bei so etwas, zahlen drauf. (Der Redner hält ein ausgedrucktes Foto in die Höhe.) Das große Bild habe ich nicht mehr, weil mir das eine Stenographin mitgenommen hat. Dieses ist ein bisschen klein, aber einfach selber googeln. Das schaut so schön aus von oben. Ich gönne ja jedem alles, sollen alle schön wohnen auf der Welt, das wäre mir eh am liebsten. Lauter kleine Pools, lauter Häuser, die sichtlich zu groß sind, auf dem kleinen Bild sieht es sehr grün aus, in der Nähe sind Shopper-Straßen am Rand draußen. Das war einmal ein Kleingarten, das ist es nicht mehr, aber anders fuhrwerken. Ich lasse mir nicht gerne vorwerfen, dass, wenn man etwas findet, das in der Nähe von Verdacht darauf ist, jemand bereichert sich absichtlich, man anfängt, so etwas anzuschauen. Das ist zum Beispiel die Arbeit von den Rechnungshöfen, das ist früher die Arbeit vom Kontrollamt gewesen. Genau das ist es. Du suchst, wo jemand etwas gemacht hat, was er nicht darf und dann überlegst du, wie du den Missstand beseitigst. Vor 20 Jahren hat die Sozialdemokratie mit einer Alleinregierung die Spielregeln für Wiener Wohnen geändert und es war Schluss mit Verkauf ohne Ausschreibung. Das hat sicher viel Geld gebracht, das sagt auch der Rechnungshof, das waren Millionen. Da gibt es Einzelne, die haben das Zeug verkauft und das Doppelte innerhalb von sechs Monaten bekommen, Haus gekauft, nichts gemacht, verkauft, doppeltes Geld. Entweder waren das alles Genies oder es hat es jemand halt zu billig hergegeben oder der letzte Käufer war ein Vollhammer. Das glaube ich aber nicht. Manche Objekte sind drei Mal verkauft worden und jeder hat dabei Geld verdient, außer Wiener Wohnen, die draufgezahlt haben. Das hätte ich heute gerne auch anders, und so, wie Sie damals dazugelernt haben, bin ich ganz sicher, dass es dieses Mal auch der Fall sein wird. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM und GR Harald Zierfuß.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Es liegen drei Anträge zur Abstimmung vor. Der erste Antrag, der GRÜNEN, betrifft die Befassung der Internen Revision. Wer diesem Beschlussantrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, der GRÜNEN und des GR Kieslich, damit ist der Antrag abgelehnt, weil er nicht die nötige Mehrheit hat. Der zweite Antrag, eingebracht von der FPÖ, zur Vergabe von Kleingärten durch den Vorstand des Kleingartenvereins. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der FPÖ und des GR Kieslich, auch dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Der dritte Antrag, eingebracht von der FPÖ, zu Insider-Handel bei Grundstücken. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, auch dieser Antrag wird wegen einer fehlenden Mehrheit abgelehnt. Jetzt gehen wir zurück zur Tagesordnung, zum Tagesordnungspunkt Postnummer 27, zur Wortmeldung des GR Reindl, der noch weitere 15 Minuten zur Verfügung hätte, für den Fall, dass er seine gesamte Redezeit ausschöpfen wollte. Sie sind am Wort. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, ich bin beim kalten Kaffee der GRÜNEN stehen geblieben oder war es ein Tee oder ein Kakao, auf alle Fälle kalt. Ich bin dort stehen geblieben, wo ich die alten und neuen Geschäftsordnungstexte zitiert habe. Ich habe auch gesagt, dass sich die alten Formulierungen auch eins zu eins in den neuen Paragraphen finden und dass es eine Ergänzung gibt, nämlich dass das Fragerecht auch in Bezug auf die Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen, wo die Gemeinde Wien mit mindestens 50 von 100 des Stamm-, Grund- oder Eigenkapitals beteiligt ist. Das Kernwort, und dort habe ich geendet, ist "auch". Also es ist nicht einschränkend "nur", sondern "auch". Das bitte ich die Opposition, halt schon zur Kenntnis zu nehmen, auch wenn Sie sich über eine Presseaussendung vielleicht ärgern oder vielleicht auch ärgern, dass es im Vorfeld zu wenige Gespräche gegeben hat. Es ist aber keine Einschränkung, das will ich eindeutig festhalten. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: ...fassungslos!) Auch der Text in Punkt 33.3 - ich zitiere das jetzt nicht noch einmal, Kollege Konrad hat das schon alles gemacht - , dass die Vorsitzenden von Gemeinderat oder Landtag zu Beginn der Fragestunde auch die Begründung über Nichtzulassungen bekannt geben müssen, ist eine eindeutige Erweiterung. Das ist auch eine wesentliche Verbesserung und eine Transparenz in dem Sinne, dass nicht nur in der Präsidiale darüber gesprochen und dann vielleicht von der Opposition eine Geschäftsordnungsdebatte vom Zaun gebrochen wird, sondern dass da durchaus offen, klar und auch transparent begründet wird, warum eine Anfrage an ein Regierungsmitglied nicht beantwortet werden kann. Das heißt, zu diesem Text möchte ich gar nicht mehr viel sagen und verweise auf Kollegen Konrad. Was diesen Antrag betrifft: Die GRÜNEN stellen das quasi so dar, dass der Bürgermeister überprüfen soll, ob das eine Einschränkung der Geschäftsordnung ist - das ist jetzt nicht Juristen-Deutsch, sondern Stadlauer Deutsch. Nachdem der Text selbst keine Einschränkung hat (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Oh ja! - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Nein, hat er nicht!), widerspricht sich das. Es widerspricht sich eindeutig. Ganz ehrlich, ihr zieht hier eine Show ab über einen Punkt, es ist vollkommen unverständlich, was diese Show sein soll. Gerade die Fraktion, die im Parlament bei allem dabei ist, was gegen die Opposition geht und die im Bund auch in der Regierung ist, regt sich in Wien auf, dass wir eine gewisse Verbesserung machen. Das kann ich nicht nachvollziehen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Was ist denn die Verbesserung, Thomas? Kannst du das in Stadlauer Deutsch sagen?) Wenn ihr jetzt einen Antrag eingebracht hättet, wo ihr etwas sagt, was man inhaltlich zusätzlich verbessern kann, dann diskutieren wir darüber. Das kommt aber leider nicht, es geht leider nur um die Show und dass man den Bürgermeister auf die Bühne ziehen kann. Ich darf daher bitten, dem Antrag der GRÜNEN nicht zuzustimmen. Die Regierungsfraktionen haben auch einen Antrag eingebracht, den ich noch kurz erklären möchte. Der Bundesgesetzgeber hat vorgesehen, dass politische Parteien in Österreich einen Rechenschaftsbericht zu erstellen haben beziehungsweise ist auch eine Gebarungskontrolle vorgesehen. Das ist für Parteien vorgesehen, die es in den Nationalrat oder in einen Gemeinderat oder in den Landtag schaffen. Auf Wien hat der Gesetzgeber in dem Fall leider vergessen. Daher wollen wir auch, dass für Parteien, die es im Bezirk ins Bezirksparlament schaffen und da auch öffentliche Mittel für die politische Arbeit zur Verfügung gestellt bekommen, die gleichen Regeln wie für alle anderen gelten. Damit wollen wir auch sicherstellen, dass wir da keine blinden Flecken haben. Das ist halt genauso wie der blinde Fleck, dass nicht amtsführende Stadträte als Einzige im Gemeinderat und Landtag ihre Nebenbeschäftigungen nicht melden müssen. Auch dazu haben wir schon einen Antrag verfasst und auch an den Bund weitergeleitet, damit das repariert wird. Das ist jetzt ein zweiter Punkt, und diesen Antrag bitte ich euch, zahlreich zu unterstützen und bitte auch um Zustimmung beim Geschäftsstück. Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Bravo!) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Margulies, ich erteile es ihm. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies tritt mit der Geschäftsordnung in der Hand an das Pult.) - Das liest du aber eh nicht alles vor? (GR Mag. Josef Taucher: Ein Rechtsgelehrter! Ein Linksgelehrter!) GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Was sein muss (erheitert), muss sein. (GR Mag. Josef Taucher: Du versüßt uns immer den Tag!) Davon bin ich überzeugt. Ich beginne ganz kurz. Ich wollte es nicht provozieren, aber Kollege Reindl provoziert eine Textexegese, das muss man tatsächlich sagen. Also lesen wir den neuen § 31 vor, es ist kurz. "Jedes Mitglied des Gemeinderates hat jederzeit das Recht der schriftlichen Anfrage an den Bürgermeister und die amtsführenden Stadträte in den Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereiches der Gemeinde. Dem Fragerecht unterliegen sowohl Angelegenheiten der behördlichen Verwaltung als auch der Verwaltung der Gemeinde als Träger von Privatrechten. Das Fragerecht besteht auch" - (in Richtung GR Mag. Thomas Reindl) das "auch", das du meinst - "in Bezug auf die Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen, an denen die Gemeinde mit mindestens 50 von 100 des Stamm-, Grund- oder Eigenkapitals beteiligt ist." Lieber Thomas Reindl, dieses "auch" macht eine klare Feststellung. Es dürfen all jene Betriebe de facto befragt werden, wo die Gemeinde mit zumindest 50 Prozent beteiligt ist. Ich hoffe, du willst jetzt damit nicht sagen, dieses "auch" heißt, man darf alle Betriebe befragen, denn sonst verstehe ich Texte nicht. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Doch!) Okay, das heißt, ihr wollt, dass wir zu allen Betrieben fragen? Warum schreibt ihr dann das mit den 50 Prozent hinein? Warum lasst ihr das dann nicht einfach weg, und es heißt: "Das Fragerecht besteht auch in Bezug auf die Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen, an denen die Gemeinde beteiligt ist." Und Punkt. Warum ist dann das 50 Prozent? Man schreibt doch in Texte nicht Sachen hinein, die man nicht braucht, und schon gar nicht in juristische Texte. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Weil es aus der Bundesverfassung kommt!) Nein, nein, wenn man schon die Bundesverfassung zitiert, dann wäre es sinnvoll und gescheit, die Bundesverfassung zur Gänze zu zitieren. Ich habe den Art. 52 da, es war ja Zeit genug, sich darauf vorzubereiten, muss man ganz ehrlich sagen. Was steht da, Abs. 2? - "Kontrollrechte gemäß Abs. 1 bestehen gegenüber der Bundesregierung und ihren Mitgliedern auch in Bezug auf Unternehmungen, an denen der Bund mit mindestens 50 von Hundert des Stamm-, Grund- oder Eigenkapitals beteiligt ist und die der Kontrolle des Rechnungshofes unterliegen." Warum aber zitieren Sie den nächsten Satz dann nicht auch noch? - Es geht ja weiter (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.): "Einer solchen finanziellen Beteiligung ist die Beherrschung von Unternehmungen durch andere finanzielle oder sonstige wirtschaftliche oder organisatorische Maßnahmen gleichzuhalten." Das findet sich aber dann hier wiederum nicht mit den 50 Prozent in unserer neuen Änderung, dass hier steht, dass dem selbstverständlich auch alle Organisationsformen gleichgesetzt sind, wo de facto die Stadt Wien bestimmt, wie bei der VHS. Seien wir uns ehrlich, das Geld kommt von der Stadt Wien, nicht zu 100 Prozent, es gibt auch Kursbeiträge, aber auch nicht ganz so viel. Wir können das ja ganz einfach klären. Fragen an Kollegen Wiederkehr zu seinem Handeln betreffend die VHS sind zulässig oder sind nicht zulässig? - Nach dieser Darstellung, die Sie heute einbringen, nein. War es bisher so? (Zwischenruf von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) - Ja, weil gemäß Art. 52 B-VG die wirtschaftliche und organisatorische Verfügungsgewalt de facto da ist. Das ist eine Einschränkung, Kollegin Emmerling, das ist eine Einschränkung, und da kann Kollege Reindl 100 Mal sagen, dieses "auch" heißt eigentlich, es umfasst auch alle, die nicht die 50 Prozent haben. Warum schreibt man es dann hinein? - Kann man es einfach streichen, kann man die 50 Prozent einfach streichen? Von mir aus schreiben wir stattdessen hinein: "gemäß Art. 52 Bundesverfassung". Ist das eine Möglichkeit, mit der Sie mitgehen können? Dann ziehen wir heute den Antrag zurück, bringen das das nächste Mal gemeinsam ein. Es steht in der Änderung einfach drinnen: "Fragerecht besteht auch in Bezug auf die Ausübung der Eigentümerrechte an Unternehmen, an denen die Gemeinde gemäß Art. 52 B-VG beteiligt ist." (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Die VHS ist kein Unternehmen!) Aber eine Organisationsform. Es steht ja "Unternehmungen". (GRin Barbara Novak, MA: VHS ist eh dabei!) Es steht ja Gott sei Dank "Unternehmungen" und nicht "Unternehmen" in der Bundesverfassung, und als Unternehmung würde ich die VHS schon auch bezeichnen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Die VHS ist eine Ges.m.b.H.!) Richtig, dass es eine Ges.m.b.H. ist, also wäre es auch ein Unternehmen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie müssen unserem Antrag auf Sistierung nicht zustimmen. Ziehen Sie bitte einfach heute diesen Antrag zurück, machen wir es gescheit das nächste Mal. Ich hoffe, das ist nicht zu viel verlangt. Es wäre wirklich ein großes Zeichen, auch von Ihnen, im Sinne des gemeinsamen Demokratieverständnisses, wenn wir wirklich so vorgehen könnten. Ich danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 27. Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag der Berichterstatterin zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Zögerlich, aber doch, sehe ich die Zustimmung sowohl der NEOS als auch der SPÖ, womit dieser Postnummer mehrstimmig zugestimmt ist gegen die Stimmen der ÖVP, der GRÜNEN, der FPÖ und GR Kieslich. Zu dieser Postnummer liegen zwei Anträge vor, nämlich einer von den GRÜNEN auf Sistierung des eben gefassten Beschlusses. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des GR Kieslich und der GRÜNEN. Damit bleibt dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Der zweite Antrag, von SPÖ und NEOS, betreffend Kontrolle der nicht im Gemeinderat beziehungsweise Landtag vertretenen Kleinparteien. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest, damit ist dieser Antrag angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 5 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft eine Förderung an den Verein Dachverband Wiener Alternativschulen - freie Schulen in Wien. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Marina Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Guggenbichler. Sie sind am Wort. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Eine interessante Haltung der Vorsitzenden, wenn sie sagt, "Abstimmung zögerlich, aber doch", aber wir haben es alle gemerkt: Die NEOS waren ein Stück zögerlich. Vielleicht ist es besser, wenn ich das als Debattenredner erwähne und nicht die Vorsitzende, aber es ist, wie es ist. Wir sollten jetzt über unser Poststück reden, ich habe dazu zwei Anträge einzubringen, die mir wichtig sind. Wir haben am Montag erlebt, dass Wien von irgendwelchen verrückten Klimaaktivisten lahmgelegt wurde. Bohrn Mena hat sie gestern als Ökofaschisten bezeichnet, ich bezeichne sie als Klimafaschisten. Ja, es ist so. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: War der nicht einmal bei der Sozialdemokratie?) Bohrn Mena war, glaube ich, schon überall. Es wäre abendfüllend, und so lange will ich Sie nicht aufhalten, um aufzuzählen, bei welchen Parteien Herr Bohrn Mena war. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Gestern hat er sie in einer Diskussion als Ökofaschisten bezeichnet, also das kommt nicht von mir. Wir haben in den Medien miterleben dürfen, dass wir weinende Mütter hatten, die ihre Kinder zu Schulausflügen bringen wollten, weil diese, laut Bohrn Mena, Ökofaschisten die Wien-Einfahrt blockiert haben, die sich auf Autobahnen festgemauert haben, nicht nur festgeklebt. (GR David Ellensohn und GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Nicht Faschisten sagen!) Bohrn Mena hat es gesagt, ich zitiere Bohrn Mena. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ah, feig auch noch!) Wer hat da jetzt "feig" gesagt? - Frau Faymann, Sie sollten wirklich darüber nachdenken, denn auch Ihre Fraktion steht momentan nicht mehr hinter diesen, gestern wurde es ganz gut erwähnt, Wohlstandsbabys, die sich festkleben, damit jene Arbeitnehmer, die Sie, Frau Faymann, als Sozialdemokratin vertreten wollen, damit jene Arbeitnehmer, die Sie vertreten sollten, nicht in die Arbeit kommen, dass jene Arbeitnehmer, die ihre Kinder auf Schulausflugswoche bringen wollen, nicht die Möglichkeit haben, dass ihre Kinder bei der Schulausflugswoche mitmachen können. Frau Faymann, ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Sie stehen hier und sagen, wenn wir gegen diese, laut Bohrn Mena, Ökofaschisten auftreten, dass wir feig sind. (Beifall bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen, ja, sie sind Ökofaschisten, sie sind Klebefaschisten, und wir sind der Meinung, dass sie nicht nur Geldstrafen zahlen sollten, denn diese Geldstrafen werden ja von irgendwelchen Stiftungen aus Amerika finanziert. Nein, diese Faschisten, diese Ökofaschisten laut Bohrn Mena und das ist nicht feig, sondern Leute ... (GRin Martina Ludwig-Faymann: ... gar nicht behauptet!) - Sie haben gesagt, das ist feig. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Das hat sie gar nicht gesagt!) Frau Faymann, ich bin schon ein Stück enttäuscht von Ihnen, wirklich enttäuscht (Heiterkeit bei GRin Martina Ludwig- Faymann), denn Sie sollten hinausgehen und sich hinter diese Arbeitnehmer stellen, die jeden Tag um 8, um 7, um 6 Uhr in der Früh dort stehen und ihrer Arbeit nachgehen sollten. Dann kommen irgendwelche wohlstandsverwöhnten Babys daher und betonieren sich auf einer Autobahn fest, und Sie sagen, wenn man das anspricht, dass wir feig sind. Nein, wir sind nicht feig, sondern wir vertreten jene Arbeitnehmer, die Sie vertreten sollten. Offensichtlich haben Sie den moralischen Arbeitnehmerkompass vollkommen verloren. Es tut mir wirklich leid, Frau Faymann, dass Sie sich hier auf die Seite jener stellen (GRin Martina Ludwig- Faymann: Das stimmt überhaupt nicht! Was reden Sie?), die sich auf der Autobahn festmauern und den Arbeitnehmern nicht die Möglichkeit geben, ihr tägliches Brot zu verdienen, die auch deswegen so viel verdienen müssen, weil Sie ihnen mit Ihrer Fraktion tagtäglich die Gebühren nach oben schrauben. Frau Faymann, ich muss Ihnen sagen, es tut mir wirklich leid, Sie haben da wirklich Ihren moralischen Arbeitnehmerkompass verloren. (Heiterkeit bei GRin Martina Ludwig-Faymann.) Deswegen stelle ich jetzt auch den Antrag, dass es vermehrte Strafen geben soll, und nicht nur Geldstrafen, sondern auch Haftstrafen, für jene, die sich hinstellen (GR Mag. Josef Taucher: Für alle Faschisten!) und am Ende des Tages das zerstören, was unsere Volkswirtschaft ausmacht und wofür die SPÖ stehen sollte, wofür Ihr Bundesparteiobmann Babler jeden Tag aufsteht, für die ehrlichen Hackler. Genau diese ehrlichen Hackler, die Babler jeden Tag in den Himmel hebt, werden behindert, dass sie in die Arbeit gehen können. Liebe Sozialdemokratie, ich wünsche mir, das ist wirklich auch gut ausdiskutiert, dass Sie unserem Antrag auch zustimmen werden. Das Zweite, das mir schon auch wichtig ist und wir haben es ja miterlebt, Greta Thunberg, wir kennen ihre problematische Haltung zu Israel, wir kennen ihre problematische Haltung zu Palästina. Sie wurde darauf hingewiesen und stellt sich wieder mit anderen AktivistInnen auf die Bühne, wo sogar das letzte Mal einer der Aktivisten, denen es wirklich um den Klimaschutz geht, gesagt hat: Bitte, bitte reden wir auf solchen Demonstrationen über Klimaschutz und reden wir nicht über Politik! Wir sehen auch Lena Schilling, die als Klimaschutzaktivistin begonnen hat und sich momentan ins Fernsehen setzt und zu jedem tagespolitischen Thema etwas sagt. Wir sind der Meinung, es ist nicht in Ordnung, dass Schulklassen mit ihren Lehrern gemeinsam zu diesen Klimaaktivisten gehen, denn wir müssen diese Schüler auch schützen. Wir müssen sie schützen vor allgemeiner Politik (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Vor der FPÖ!), denn in der Schule ist das nicht erlaubt, und wir müssen sie schützen vor Antisemitismus. Das wissen Sie auch ganz genau. Deswegen stellen wir auch den Antrag, dass es keine Erlässe mehr geben darf, dass Schulklassen, die im Einfluss der Stadt Wien sind, sich an problematischen Demonstrationen beteiligen. Frau Faymann, Sie machen eine tolle Frauenpolitik, die Arbeitnehmerpolitik ist Ihnen offensichtlich abhandengekommen. Ich kann es nicht ändern, es tut mir leid für Sie. Ich bitte um Zustimmung für die zwei Anträge. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GRin Faymann gemeldet. (Beifall bei der SPÖ.) GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): Herr Abg. Guggenbichler, ich weiß nicht genau, in was Sie sich da jetzt verrannt haben. Das ist mir vollkommen unklar. Ihre Behauptung, ich stelle mich auf die Seite der Klimakleber und dieser Aktionen ist unrichtig. Das weise ich zurück. (Beifall bei der SPÖ.) Ich habe das Wort "feig" gesagt, Sie schnappen nur etwas auf und werden da gleich ganz ... Ich habe gar nicht mehr verstanden, was Sie mir eigentlich nur auf das Wort "feig" hinauf umhängen wollen. Ich habe gesagt, Sie sind feig, weil Sie nicht sagen, dass Sie selbst das mit den Ökofaschisten finden, sondern sich auf ein Zitat eines anderen Mannes beziehen. Das habe ich gesagt. Sie sind feig. Nichts anderes habe ich behauptet, und deshalb ist leider Ihre Rede vollkommen in die falsche Richtung gegangen. Es tut mir leid für Sie, Sie hätten Ihren Redebeitrag anders und besser verwenden können. (Beifall bei der SPÖ. - Heiterkeit bei GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Bitte sehr. (GRin Barbara Novak, MA: Es geht um Alternativschulen!) GR Harald Zierfuß (ÖVP): Also ich versuche (erheitert) wieder den Bogen zu finden, Frau Kollegin Novak! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren über Alternativschulen, und auch die SPÖ hat sehr viele alternative Vorschläge gemacht, was man im Bildungssystem anpassen kann. Ich möchte im Sinne der fortgeschrittenen Zeit das nicht allzu sehr in die Länge ziehen, aber eines sei schon gesagt: Es ist halt oft der einfachste Weg nicht der beste Weg für die Betroffenen. Auch wenn die Matura, genauso wie die Noten, für viele Schüler eine Herausforderung darstellt, Sie können mir glauben - meine Matura liegt noch nicht allzu lange zurück, ich habe vorhin nachgezählt, es sind fünf Jahre -, es hat Spaß gemacht, manche Sachen zu lernen. Viele andere Sachen zu lernen, hat keinen Spaß gemacht. Ich bin aber mittlerweile sehr froh darüber, dass ich damals gelernt habe, viele Sachen schnell zu lernen, viele Sachen auch bei einer Prüfung hinzubekommen, denn auf der Universität wird das dauernd abverlangt, und da ist der Stoff noch entsprechend umfangreicher. Deswegen kann man natürlich die Schule nicht zu einem "safe space" machen, ohne Noten, ohne Leistungskontrolle, ohne sämtliche Prüfungen, und deswegen stellen wir hier einen entsprechenden Antrag, dass das aus unserer Sicht nicht passend ist. Wir haben morgen im Rahmen der Aktuellen Stunde der NEOS dann die Gelegenheit, viel über Gewalt an Schulen zu diskutieren, deswegen mache ich es hier auch sehr kurz. Wir setzen uns nach wie vor für flächendeckende Gewaltprävention ein. Wenn StR Wiederkehr heute in der Fragestunde gesagt hat, es wäre Aufgabe des Bundes, das Fach Politische Bildung einzuführen, wo man dann Gewaltprävention hineinbringt: Also zum einen glaube ich nicht, dass man für alles ein eigenes Schulfach machen muss, Gewaltprävention als Schulfach oder Ähnliches. Dass politische Bildung im Unterricht mehr stattfinden muss, darüber sind wir uns schon einig. Da jetzt aber vieles wieder zu vermischen und zu sagen, dass das die eierlegende Wollmilchsau wäre, die jetzt alle Probleme an Wiener Schulen löst, daran glaube ich nicht. Deswegen wollen wir weiterhin flächendeckende Gewaltprävention und nicht nur einzelne Projekte. Damit hätte ich auch schon unsere beiden Anträge begründet und freue mich auf die Debatte, die wir morgen auch fortsetzen werden. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Emmerling. Bitte sehr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Werte Frau Vorsitzende! Obwohl ich eigentlich auch nur zu den Anträgen reden wollte, sage ich doch auch etwas zum Dachverband der Alternativschulen. Es ist sehr wichtig, dass wir heute diese Förderung wieder vergeben und die Stadt Wien da wichtiger Partner ist. Es ist ja auch schon ewig lange unsere Forderung, dass konfessionelle und nichtkonfessionelle Privatschulen gleichgestellt werden. Das ist leider noch ein langer Weg, weil es ja anscheinend viel Angst vor der bildungspolitischen Reform und Debatte, dem Diskurs gibt. Bildungspolitik aber muss sich auch weiterentwickeln, muss modernisiert sein, und das machen diese reformpädagogischen Schulen genauso. Wir helfen mit dieser Förderung definitiv, trotzdem nicht genug. Ich bedanke mich jedenfalls, dass Sie, glaube ich, sehr mehrheitlich hier zustimmen und vor allem aber bei den jeweiligen Schulen und ihren Lehrerinnen und Lehrern für ihren wirklich großartigen Einsatz. Ich habe gesagt, Angst und Reformpädagogik und Diskurse in der Bildungspolitik. Diese führen wir in Wahrheit über so ganz grundsätzliche Sachen fast ein bisschen zu wenig. Ich finde es gut, dass wir wieder einmal etwas Neues in der Bildungspolitik diskutieren, weil da ist immer viel los. Die Matura war so ein Thema, und ich glaube, man kann darüber diskutieren. Nicht, dass die Matura abgeschafft gehört. Die Matura ist sinnvoll, auch als Leistungsnachweis, vor allem für uns als Partei, die ja sogar eine mittlere Reife, also quasi einen Zwischenschritt als Leistungsüberprüfung vorschlägt. Aber die Form und eine pädagogische Modernisierung mit individueller Schwerpunktsetzung, das sind alles Themen, die wir im Schulsystem prinzipiell diskutieren müssen, um uns eben auch weiterzuentwickeln. Und das wollte ich Ihnen vielleicht noch sagen, denn das fand ich ja so lustig an Ihrem Antrag, wo Sie schreiben, unser Bildungsstadtrat soll das Wiener Bildungssystem vor dem Koalitionspartner schützen: Also weder ist die Matura in der Kompetenz der Länder, da sind wir uns, glaube ich, schon einig, noch bieten wir in den Wiener allgemeinen Pflichtschulen eine Matura an. Also wir haben das gar nicht im Portfolio, das wird leider schwierig. Zum Thema Gewalt an Schulen, Sie haben es ja selbst angesprochen: Das finde ich auch von der Kompetenz her schwierig. Es gibt große Herausforderungen und Probleme im schulischen Bereich mit dem Thema Gewalt. Das sind auch Dimensionen, wenn wir alleine in unsere Gesellschaft schauen, so haben wir vor einigen Jahren noch nicht damit gerechnet, noch nicht gedacht, dass uns das alle in dieser Form erreicht. Es ist wichtig, dass wir da alle mit im Boot haben, Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen, Lehrer, aber auch die Eltern bei den Gewaltpräventionsangeboten, die es in der Stadt gibt. Wien hat eine sehr, sehr lange Tradition im Bereich der Gewaltprävention in den Schulen und beim Thema Gewaltschutz in den Schulen. Ich sage zum Beispiel nur, der Runde Tisch zur Gewalt in den Schulen, der wiederkehrend stattfindet, aber auch, dass alle Daten zu Gewaltdelikten erfasst werden, dass wir alle Suspendierungen erheben. Es gibt eine Hotline für Gewalt an Schulen, jeder Lehrer/jeder Lehrerin kann sich dort Unterstützung holen, kann dort jederzeit anrufen. Der Fachbereich Inklusion, Diversität, Sonderpädagogik kann in Krisensituationen rasch auch ExpertInnen hineinschicken. Wir haben neben der Schulpsychologie auch die Schulkooperationsteams der MA 11 an den Schulen. Wir haben jetzt neu die Wiener Bildungschancen, die zahlreiche Präventionsangebote in diesem Bereich anbieten, aber auch zum Beispiel das Projekt "Respekt: Gemeinsam stärker" und das Wiener Bildungsversprechen, die einen riesengroßen Beitrag leisten. Reicht das? - Nein. Es kommt noch mehr im Bereich der Gewaltprävention, obwohl da, wie gesagt, auch viel passiert. Es wird aber die Schulsozialarbeit noch weiter ausgebaut, auch die Eingreifteams werden noch weiter ausgebaut, auch mit interkulturellen Teams aufgestockt. Es soll verpflichtende Gespräche mit Eltern und Kindern bei den Suspendierungen geben. Und was auch ganz wesentlich ist: Dass wir diese Kinder, die suspendiert sind, nicht nach Hause schicken und alleine lassen, wo sie unbeaufsichtigt sind, sondern dass wir sie in einer quasi "Time-out"- Situation auch wirklich pädagogisch betreuen können und diese Einbeziehung der Eltern auch zum Beispiel durch "Familie in Schule" schaffen. Da gibt es momentan schon 220 Plätze, das wird auf 800 Plätze aufgestockt, aber es wird zum Beispiel auch verbindliche dezentrale Netzwerke zur Gewaltprävention geben. Ich habe Ihnen jetzt eine wirkliche Fülle an Maßnahmen aufgezählt. Es hat geheißen: Na, was macht man in Wien eigentlich, passiert da was? - Es passiert ganz viel, aber wenn Sie mich fragen, ob das reicht, sage ich ganz klar, nein, definitiv nicht. Denn das sind alles Maßnahmen, die ein konkretes Problem und eine Herausforderung angreifen, aber vor allem dann, wenn ein Problem schon da ist, das heißt, es ist eine Symptombekämpfung, es ist ein Pflaster Draufpicken. Deswegen bin ich der Überzeugung, dass wir grundsätzlich ansetzen müssen, indem wir alle Kinder, alle Schülerinnen und alle Schüler mitnehmen, wenn es darum geht, unseren gemeinsamen Wertekompass zu finden, unseren gemeinsamen Nenner zu finden. In Ihrem Antrag stehen diese drei Wörter: wir brauchen "permanente", "verbindliche" und "flächendeckende" Angebote. Für mich ist das nichts anderes als ein Schulfach "Demokratiebildung", wo wir darüber sprechen können, was unsere gemeinsamen Werte sind, denn durch dieses Auseinanderdriften unserer Werte entsteht Gewalt, entsteht Extremismus. Was sind Werte und Normen der Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Pluralismus, was sind demokratische Grundprinzipien in unserer Gesellschaft? Wie leben wir gewaltfrei miteinander, wie tun wir miteinander? Toleranz, Dialogfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Grund- und Menschenrechte, was ist das? Was sind meine Pflichten als Bürgerin und Bürger? (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Das in einer Schule wirklich grundlegend zu lernen, wo wir keinen Schüler und keine Schülerin auslassen, von Anfang an, von der Volksschule an, würde die Gefahren von Extremismus und Autoritarismus in den Schulen stark mindern. Ich bin wirklich voll bei Ihnen, dass wir Gewaltprävention, und darunter sehe ich das, flächendeckend brauchen, aber das heißt für mich, verbindlich ein neues Schulfach, und das heißt Demokratiebildung für alle. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen, die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 5. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich erkenne die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, gegen die Stimmen von FPÖ und GR Kieslich mehrheitlich angenommen. Es liegen mehrere Beschluss- und Resolutionsanträge vor. Antrag der Wiener ÖVP zu Schutz und Erhalt eines leistungsfördernden Bildungssystems. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, dieser Antrag ist abgelehnt. Der nächste Antrag, eingebracht von der ÖVP, zu flächendeckender und verpflichtender Gewaltprävention an allen Wiener Pflichtschulen. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des GR Kieslich und der GRÜNEN, auch dieser Antrag hat nicht die nötige Mehrheit und ist abgelehnt. Antrag, eingebracht von Abgeordneten der FPÖ und des GR Kieslich, zur Verurteilung von KIimakleber-Aktionen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der Antragsteller FPÖ und GR Kieslich, womit dieser Antrag abgelehnt wird, weil er nicht die nötige Mehrheit hat. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Feig! - Heiterkeit bei der FPÖ und GR Wolfgang Kieslich.) Antrag, eingebracht von Abgeordneten der FPÖ, zu einem Teilnahmeverbot an Klima-Demos während der Schulzeit. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des GR Kieslich, dieser Antrag hat nicht die nötige Mehrheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag, eingebracht von der ÖVP, betrifft die Verurteilung des Vorgehens von Klimaaktivisten. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP alleine, hat nicht die nötige Mehrheit und ist somit abgelehnt. Antrag der ÖVP zur Ablehnung der Klima-Demos als schulbezogene Veranstaltung. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Hier sehe ich die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, trotzdem bleibt der Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 24 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft eine Förderung an die Kulturzentrum Kabelwerk GmbH. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Schmid, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Berner, und ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen guten Abend! Sehr geehrte Damen via Livestream! Sehr geehrte Herren via Livestream! Sehr geehrte intersexuelle Personen via Livestream! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Das, worum es da geht, ist ein Raum, den Sie schon kennen, der viele verschiedene Namen hat. Jetzt heißt er Theater am Werk und nicht mehr Kabelwerk, das hat manche im Akt irritiert. Ich freue mich, dass Sie sich jetzt ein bisschen Zeit nehmen für einen Kulturakt. Gleich vorausgeschickt, wir werden diesem Akt zustimmen, weil wir es wichtig finden, dass die TheaterbetreiberInnen, vor allen Dingen, wenn sie eine Neuübernahme haben, auch unterstützt werden. Es gibt aber doch ein paar Dinge, die strukturelle Schwächen aufzeigen, und um diese möchte ich mich jetzt kümmern und die werde ich Ihnen jetzt vorstellen. Warum ist es, wie in diesem Akt, notwendig, 300.000 EUR nachzuschießen? Wir schießen nach, wir schießen nach bei einem Theater, das schon eine recht hohe Förderung hat. Warum ist es teuer? Nicht, weil es zu teuer geworden ist, nicht, weil sie gerade renoviert haben und nicht nur, weil sich das Theater neu aufgestellt hat, diese 300.000 EUR, die wir jetzt beschließen, haben einen ganz anderen Hintergrund. Diese 300.000 EUR zeigen einen Strukturmangel auf. Sie müssen nachgeschossen werden, weil der Bestellvorgang für die künstlerische und kaufmännische Leitung wieder einmal nicht ganz so "smooth" gelaufen ist. Drei Mittelbühnen der Stadt Wien wurden im vergangenen Jahr ausgeschrieben. Irgendwie waren immer der Theaterverein, das Büro der Stadträtin und natürlich auch das jeweilige Theater involviert. Aber gab es einen transparenten Ablauf zu diesen Ausschreibungen? - Nein. Gab es verbindliche Rahmenbedingungen, was in solchen Ausschreibungstexten stehen soll? - Nein. Gab es öffentlich einsehbare Kriterien, wie eine Jury für diese Entscheidungen zusammengesetzt ist? - Leider auch nein. Gibt es gar Kriterien, in welchen Medien oder auf welchen Plattformen die Ausschreibungen veröffentlicht werden? - Nein, die gibt es auch nicht. Gibt es ein festgelegtes Procedere, wie der Übergang von einem künstlerischen Leiter zu einer anderen künstlerischen Leiterin, von einer Leiterin zu einem anderen Leiter vor sich gehen soll? - Nein, die gibt es nicht. Es gibt weder ein transparentes Ausschreibungs- noch ein Bestellungsverfahren, und das ist vor allen Dingen für die Künstlerinnen und Künstler extrem ärgerlich und frustrierend und steht einer Kulturhauptstadt im Grund sehr schlecht zu Gesicht. Ein fehlendes konkretes Procedere für die Übergabe eines Theaters, die fehlende Klarheit über Verantwortlichkeiten, Übergangszeiten und vor allem über Übergangsbudgets kostet die Wiener und Wienerinnen aber echtes Steuergeld, und wir müssen darüber reden, wie wir das verbessern können. Warum? - Weil ein Theater keine Schraubenfabrik ist, um jemanden Bekannten zu zitieren, ein Theater bietet ein Programm, ein Programm muss vorbereitet werden, und das dauert mehrere Monate. Wenn ein künstlerischer Leiter Ende Juni seine Aufgabe abgibt und der neue am 1. Juli beginnt, dann ist es nicht möglich, in dieser bezahlten Zeit das Programm für die kommende Saison im Herbst vorzubereiten, das ist zu kurzfristig. Das heißt, wir stehen vor der Situation, dass der entweder ein halbes Jahr vorher umsonst arbeitet oder dass irgendwo Budget überzogen wird, und dann muss die Stadt nachschießen. Das ist so geschehen beim Dschungel, das ist so geschehen beim Schauspielhaus, und das ist so geschehen beim Theater am Werk. Es liegt nicht an den einzelnen Personen, es liegt in der Verantwortung der Stadträtin, ein Procedere zur Verfügung zu stellen, das klar regelt, wer wann wie viel Geld verwenden kann, wie das zusätzliche Personal finanziert wird, und ich bitte Sie, sich um dieses Procedere zu kümmern. Danke, Frau Stadträtin. (Beifall bei den GRÜNEN.) Zu unserem Antrag: Anfang der Woche wurde hier von der Frau Stadträtin die Kulturstrategie präsentiert, das ist an sich sehr erfreulich. Weniger erfreulich ist, dass diese wieder einmal zuerst in den Medien präsentiert wurde und erst einen Tag später die Kolleginnen und Kollegen, wie auch ich, aus dem Ausschuss ein E-Mail bekommen haben, dass die Kulturstrategie nun auch tatsächlich öffentlich ist. Warum das so passieren muss, verstehe ich nicht ganz, aber sei's drum. In der Strategie finden sich einige Punkte, unter anderem, dass es einen niederschwelligeren Zugang zu Kultur geben soll, was an sich begrüßenswert ist. Die Idee in der Kulturstrategie ist vor allen Dingen, dass das über Gratisangebote geleistet werden soll: Gratis-Donauinselfest, Gratis-Kultursommer, Gratis-Wien-Museum. Sicherlich können solche Angebote auch zu einer guten Kulturversorgung in der Stadt beitragen, aber natürlich schaffen solche Angebote auch Barrieren. Es ist nämlich ganz einfach: Die, die kein Geld haben, nutzen die Gratisangebote, und die, die schon Geld haben, dürfen die sogenannte Exzellenzkultur besuchen. Das sage ich bewusst polemisch. Die, die Geld haben, dürfen die Festwochen anschauen und die anderen können Musik im Park genießen. Eine echt demokratische, eine echt sozialdemokratische Kulturpolitik sollte eigentlich den hier in Wien Lebenden die Türen zu den Kulturinstitutionen der Stadt öffnen, das würde mich sehr freuen, und nicht nur jenen, die es sich leisten können. Wir wollen Kulturangebote für alle, deshalb haben wir den Antrag zum Kultur-Gutschein gestellt. Wir wollen einen Gutschein, der Kindern und jungen Erwachsenen sowie deren Familien zur Verfügung steht und damit ein "door opener" zu den Kulturinitiativen und Veranstaltern dieser Stadt ist. Ein Mal im Jahr ein Kultur-Event in einer Institution gratis, egal, ob Theater, Konzert, Buch- oder Tanzstunde, ein Gutschein als Ansporn, sich doch einmal einen unbekannten Kulturanbieter anzuschauen oder einen in der Nachbarschaft kennen zu lernen und hoffentlich dann wiederzukommen. So ein Kultur-Gutschein wäre eine sogenannte Win-win-Geschichte, mehr Publikum für die lokale Szene und schöne, spannende und beeindruckende Erfahrungen und Erlebnisse für die Wienerinnen und Wiener. Übrigens, die aktuelle Publikums-Studie des Bundes hat auch wieder einmal bestätigt, dass Menschen, die Kulturangebote nutzen, in Krisenzeiten resilienter sind als die, die das nicht tun. Das heißt, Kultur gibt Hoffnung oder vielleicht macht Kultur sogar glücklich, auf jeden Fall wäre das alles Grund genug, jedem Wiener und jeder Wienerin zumindest ein Mal im Jahr so ein tolles Erlebnis zu gönnen. Danke für Ihre Unterstützung für diesen Antrag. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Neumayer. Sie sind am Wort. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst einmal danke, dass auch Sie dem Antrag klarerweise zustimmen, ich glaube, genau das brauchen wir jetzt, eine Zustimmung für das Theater am Werk, dass da ein guter Neustart funktionieren kann. Jede Einrichtung hat es verdient, sich einmal einige Monate am Standort zu finden und auszubauen. Zu Ihren Worten möchte ich noch ein paar Punkte anmerken. Es ist schon wichtig, zu sagen, dass unterschiedliche Stätten auch unterschiedliche Voraussetzungen haben und auch in der Bestellung unterschiedliche Voraussetzungen benötigen. Sie wissen, dass wir da mit unterschiedlichen Mechaniken arbeiten, aber es sind immer Jurys, die dann letzten Endes Entscheidungen treffen. Das finden wir auch gut so, und wir haben auch in der Vergangenheit bewiesen, dass wir da die Expertinnen und Experten zu Wort kommen lassen und damit eine gute Entscheidungsgrundlage haben. Zu den genannten 300.000 EUR möchte noch in Erinnerung rufen, was wir auch schon kurz im Ausschuss besprochen haben. Wir reden da schon über den Zusammenschluss von zwei Häusern, und wir sehen das momentan als Investition darin, dass wir die neuen Verantwortlichkeiten, die neuen Prozesse, die neuen Herausforderungen, die jetzt aufgetreten sind, unterstützen und dass wir mittelfristig eine Verschlankung im System erleben. Was möchte ich damit sagen? - Wir haben jetzt beispielsweise nur mehr eine künstlerische Leitung, davor hatten wir zwei. Dementsprechend sind natürlich die Abläufe zwischen den beiden Häusern ganz andere. Da wollen wir unterstützen, da wollen wir jetzt bewusst investieren, dass sich das mittelfristig amortisiert. Auf Ihren Vorschlag des Theater-Gutscheins möchte ich noch kurz eingehen. Wir als Stadt Wien schauen immer, dass wir da nicht einfach mittels Gießkanne fördern. Bei den Zuseherzahlen sind wir jetzt auf einem Vor-Corona- Niveau, auf einem vorpandemischen Niveau, das finden wir sehr positiv. Der Großteil der Theater hat sich wieder sehr gut erholt. Wir haben als Stadt Wien viel unterstützen können, aber jetzt gilt es auch, dass die Theater auf eigenen Beinen stehen, und da möchte ich eine Initiative aufgreifen, die erst gestern, vorgestern in den Medien war. Einige Mittelbühnen haben sich zusammengeschlossen und die Initiative "KommPAKT!" gestartet, wo Sie um 75 EUR ein Mittelbühnen-Abo abschließen und 5 Mal in eine Veranstaltung gehen können, unter anderem ins Tanzquartier, den Rabenhof oder eben ins Theater am Werk. Ich glaube, das ist die Kombination, jedes Haus hat unterschiedliche Anforderungen, auf das gehen wir ein. Wir unterstützen mit finanziellen Mitteln, wo wir glauben, dass die Investition Sinn macht und wir unterstützen auch die Eigeninitiative der Häuser. Auf jeden Fall danke für Ihre Unterstützung bei diesem Antrag. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen, der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Damit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 24. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit die Postnummer mehrstimmig gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich angenommen ist. Es liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend Kultur-Gutschein für mehr kulturelle Teilhabe vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Damit kommen wir zur Postnummer 25 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an Wien Wissen, Verein zur Förderung von Bildungs- und Wissenschaftskommunikation im Großraum Wien. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Schmid, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Ich ersuche auch hier um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Guggenbichler. Bitte. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Anfangs darf ich ganz kurz auf meine letzte Rede replizieren. Ich bedanke mich bei Frau Kollegin Faymann, dass sie die tatsächliche Berichtigung gemacht hat und klargestellt hat, dass sie nicht auf der Seite der Klimakleber, sondern auf der Seite der Arbeitnehmer steht. Ich hätte mir noch ein Stück mehr gewünscht. Leider Gottes war das Abstimmungsverhalten der SPÖ dann so, dass sie unserem Antrag nicht zugestimmt hat. Wenn Sie schon die Einzige in der SPÖ sind, die auf der Seite der Arbeitnehmer steht, würde ich Sie darum bitten, in Zukunft Ihre Genossen im Abstimmungsverhalten zu motivieren, auch diesen Anträgen zuzustimmen. (GR Christian Deutsch: Schon peinlich!) Das ist aber Parlamentarismus. Ich habe mich getäuscht. Es war nicht feig, dass Sie hinausgegangen sind, sondern es war sehr mutig, dass Sie gesagt haben, Sie stehen auf der Seite der Arbeitnehmer, denn man weiß ja, welchen Druck diese Klimakleber auf die Fraktionen machen. Ganz kurz zum jetzigen Poststück. Als geistiger Vater des Wiener Balls der Wissenschaften kennen wir das ja schon sehr lange. Denn wir alle wissen ja, es hat Demonstrationen gegen den Akademikerball gegeben. Dann hat man etwas Vernünftiges gemacht. Man hat einfach eine Ballveranstaltung gemacht, um die Wissenschaften in Wien darzustellen. Das ist gut. Wir haben aber leider Gottes doch eine Erfahrung mit dem Life Ball in Wien. Ich kann mich erinnern, der hat 800.000 EUR ohne irgendeine Abrechnung gekriegt, ohne sich in irgendeiner Art und Weise rechtfertigen zu müssen. Sogar in Jahren, in denen er nicht stattgefunden hat, waren es noch immer 500.000 EUR, damit der Bürobetrieb aufrechterhalten werden kann. Jetzt haben wir die nächste Situation. Ich kann mich erinnern: Beim ersten Wiener Ball der Wissenschaften hat sich die ÖVP dort ein paar Tische gekauft. Es haben sich dort mehrere Magistratsabteilungen mit subtiler Freiwilligkeit Tische kaufen dürfen, um dieses Projekt als erfolgreiches Projekt darzustellen. Ich verstehe Ihr politisches Animo. Es ist in Ordnung. Ich finde es total toll, dass die Leute nicht auf der Straße sind und Steine werfen, sondern dass hiermit eine wunderschöne Kulturveranstaltung begründet wurde. Von linker Seite sagen einige: Schade, er ist nicht so wertvoll. Jetzt haben wir eine Spießerveranstaltung mehr. Damit müssen sich die Linken am Ende des Tages aber selbst abfinden. Was ich aber nicht in Ordnung finde: Alle Ballveranstaltungen in Wien - wir reden von hunderttausenden Nächtigungszahlen, die Tourismuskommission hat eine eigene Rubrik dafür, was die Ballsaison in Wien dem Wirtschaftsfaktor Wien am Ende des Tages bringt - müssen sich am Ende des Tages aber auch selbst finanzieren. Wir haben uns den Akt angeschaut. In diesem Poststück zum Wiener Ball der Wissenschaften steht leider Gottes nicht drinnen, wie er sich finanziert. Offensichtlich dürfen die Magistratsabteilungen keine Tische mehr kaufen oder die ÖVP kauft keinen Tisch mehr. "I don't know." Faktum ist: Alle Ballveranstalter haben in Wien das Thema, dass sie sich selbst finanzieren müssen. Alle Ballveranstalter haben das Thema der Teuerung. Wir haben einen einzigen Ball, der jetzt herausgenommen und mit 55.000 EUR aus öffentlichen Mitteln gefördert wird. Ich finde den wichtig. Ich finde den schön. Ich finde den gut. Ich finde die Schwarz-Weiß-Eröffnung sehr gut. Ich glaube aber, es müsste möglich sein, das aus eigenen Mitteln zu schaffen. Sogar beim Blumenball habt ihr einen Antrag gestellt, dass es eine Vorfinanzierung gibt. Wenn er sich selbst finanziert, kostet es die Stadt Wien keinen Cent. Das ist der gravierende Unterschied zwischen dem Wiener Ball der Wissenschaften und dem Blumenball. Da werden einfach 55.000 EUR hinausgepfeffert, ohne dass es eine Abrechnung dazu gibt und ohne dass bekannt gegeben wird, ob das gewinnbringend ist oder nicht. Ich würde mir eine Finanzierung ähnlich wie beim Blumenball wünschen. Ja, wir müssen auch hier im Rathaus Kulturveranstaltungen fördern, aber nicht einmal draufzuschauen, ob sie einen Gewinn machen oder nicht, und einfach Steuergeld in eine Veranstaltung hineinzupfeffern, während es in Wien über 600 andere Veranstaltungen gibt, die es im gleichen Setting aus eigener Kraft schaffen, finde ich eigentlich eigentümlich und komisch. Deswegen werden wir diesen Antrag ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Dr. Gerhard Schmid: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Stadt Wien ist in der Zwischenzeit der wichtigste und bedeutendste Wissenschaftsstandort im deutschsprachigen Raum. Die Entscheidung, den Wiener Ball der Wissenschaften zu fördern, ist erstens einmal ein großartiges Zeichen an die Jugend und die 3.000 Studierenden und Lehrenden aller Universitäten, aller Fachhochschulen und aller Hochschulen in Wien. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was ist mit dem BOKU-Ball?) Alle Hochschulen in Wien haben dort sozusagen die Gelegenheit der Vernetzung. Es ist auch die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Das unterscheidet den Wissenschaftsball vielleicht von anderen Veranstaltungen. Wenn Sie der Einladung folgen, dann werden Sie auch sehen, dass die Universitäten und Hochschulen dort ihre Stände haben, ihre Versuche darstellen und auch ihre Produkte präsentieren. Ich glaube, es ist im Sinne einer offenen, demokratischen und pluralistischen Wissensgesellschaft, die in die Zukunft schaut, die richtige Investition. Daher bitte ich Sie um Ihre Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ und von GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 25. Ich ersuche all jene, die der Postnummer zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS, der ÖVP und der GRÜNEN. Damit ist diese Postnummer mehrstimmig angenommen. Damit ist auch die Tagesordnung der heutigen Gemeinderatssitzung abgearbeitet. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und schließe hiermit die Sitzung. (Schluss um 19.07 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 22. November 2023 44. Sitzung / 2