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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 27.11.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 100 von 111

 

Gibt es sie noch, diese bekannte heile Welt für Kinder? Ist jedes Kind automatisch ein glückliches und sorgloses Kind, weil es eben ein Kind ist? Haben Sie sich schon einmal diese Frage gestellt? Mit diesen Gedanken möchte ich meine heutige Rede eröffnen.

 

Kindersicherheit gelingt durch Kinderschutz. Immer häufiger werden Kinder unterschiedlichsten Arten von Gewalt ausgesetzt, psychisch, physisch, sexuell, seelisch und auch immer mehr online. Das Leben vieler Kinder ist ein Gefahrenraum, ein täglicher Gefahrenraum, geprägt durch Ängste, Leid, Schmerzen und Scham. Als Pädagogin bin ich der Meinung, dass es jetzt höchste Zeit ist, auch die Bevölkerung wachzurütteln. Ich spreche Unausgesprochenes an, denn Kinderschutz geht uns alle an. Kinderschutz liegt nämlich in der Verantwortung von jedem Erwachsenen, ist überparteilich und vielschichtig. Hier im Saal ist es unsere Gemeinschaftsaufgabe, als Politikerinnen und Politiker dafür zu sorgen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Ich möchte nun auf den Kinderschutz in elementaren Bildungseinrichtungen eingehen, und zwar muss der Kindergarten ein Ort der Geborgenheit bleiben. Wir alle kennen die Vorkommnisse der letzten Jahre in Wiener Kindergärten, und es ist wichtig, jetzt konkret hinzuschauen und Maßnahmen zum Schutz der Kinder zu setzen. Missbrauchsfälle in Wiener Kindergärten dürfen nicht länger vertuscht oder verharmlost werden, sondern ganz im Gegenteil, sie gehören schonungslos aufgedeckt, weil nur so das Wiener Systemversagen von Behörden verhindert werden kann. Eltern in unserer Stadt sollen sich darauf verlassen können, die Ersten und nicht die Letzten in der Informationskette bei Aufkommen von Missbrauchsvorwürfen in Kindergärten zu sein. Kinderschutz muss in Kindergärten ganzheitlich gelebt werden und auch weit über ein paar zusätzliche Unterrichtseinheiten an Fortbildung hinausgehen. Gesetzlich fixierte Maßnahmen machen aber auch nur dann Sinn, wenn sie entsprechend ausgeführt und umgesetzt werden können. Was nützt das beste Kinderschutzkonzept oder auch der beste Kinderschutzbeauftragte, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, wenn man sie einfach nicht umsetzen kann? Uns Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen fehlt es an Fachkräften, an Zeit und vor allem auch an Kraft. All das sind aber ganz wichtige Tools, damit wir hinsehen können, damit wir Zeichen oder Verhaltensmuster an Kindern erkennen können, um so dann dementsprechend zu handeln. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Deshalb fordere ich einen angemessenen Fachkraft-Kind-Schlüssel, genügend Vorbereitungszeit, ausreichend Support-Personal sowie eine finanzielle Förderung der gesetzlich vorgeschriebenen Kinderschutzmaßnahmen. Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, hören Sie dieser Berufsgruppe bitte deutlich zu! Jedes Kind hat ein Recht auf Qualität und nicht auf Quantität, und das ist wirklich mein Appell. Kinderschutz ist mir ein besonderes Anliegen und durch meine Kampagne „Wenn das Pflaster nicht mehr reicht!“ habe ich schon unzählige Gespräche mit Stakeholdern zum Schutz der Kinder geführt. Dabei ist wirklich ganz klar zum Vorschein gekommen, dass der steigende Medienkonsum von Kindern und die damit verbundenen Online-Gefahren überhaupt nicht zu unterschätzen sind, im Gegenteil. Sie werden immer stärker, und obwohl wir im digitalen Zeitalter längst angekommen sind, werden die Gefahren auch immer größer. Diese Art von Missbrauch ist nicht immer sichtbar und oft erkennen wir das als Erwachsener auch gar nicht.

 

Aber haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wer der Türöffner in die digitale Welt ist, vor allem auch bei den Jüngsten in unserer Gesellschaft? Es sind die Eltern: Da hast du das Handy, spiel damit, befass dich, ich habe jetzt keine Zeit, ich muss kochen! Ja gut, du bist noch zu jung, aber komm, wir machen dir trotzdem ein Instagram-Profil! Pass aber gut auf, was du postest! Und vieles mehr. Das kennen wir, das hören wir auch, wenn wir in Restaurants sitzen, wenn wir unterwegs sind. Kinder, sogar die jüngsten haben das Handy in der Hand. Was ist das Resultat? Das Kinderzimmer wird oft ein Ort von Grausamkeit, nämlich von digitalen Grausamkeiten, und deswegen dürfen wir die Kinder damit nicht alleine lassen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

In den letzten Jahren hat die Digitalisierung im Unterricht stark zugekommen. Neben Smartphones benötigen Kinder und Jugendliche im Unterricht auch schon vermehrt Laptops, Tablets, et cetera. Ja, das ist gut auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite öffnet das auch die private Nutzung von Kindern. Obwohl bestimmte Inhalte Minderjährigen per Gesetz nicht zugänglich gemacht werden dürfen, ist im Internet immer noch kein effektiver Schutz gewährleistet.

 

Deshalb ist es notwendig, dass wir die Kinder da nicht alleine lassen. Mein Wunsch oder mein Appell ist: Es ist höchste Zeit, dass wir die Eltern da mit ins Boot nehmen! Wir brauchen die Elternaufklärung, wir müssen sie sensibilisieren auf Inhalte im Internet, und wir brauchen auch auf technischer Ebene Hilfestellung für Eltern - Eltern sind technisch oft weniger weit als Kinder oder Jugendliche. Um das zu erreichen, ist es ganz wichtig, dass wir da Schutzmaßnahmen setzen. Wir wissen, jedes Kind in der Volksschule hat ein Smartphone. Was bedeutet das? Der Schutz muss früh, in der Elementarpädagogik ansetzen. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir auch Elternaufklärung bereits im Kindergarten brauchen, damit wir da die Eltern durch Experten an dieses Thema heranbringen, damit sie auch selber wissen, welche Gefahren das Ganze hat.

 

Mein Appell an Sie, Herr Bildungsstadtrat: Informationen im Vorfeld schützen, dann das Handy richtig nützen! Kinder können generell nicht selbstständig für ihren Schutz sorgen, deswegen braucht es große Netzwerke. Es braucht Menschen, die zuhören, UnterstützerInnen, die Wege aufzeigen. Es braucht Akteure, die Entscheidungen treffen, und es braucht Einrichtungen, die Maßnahmen ergreifen, wenn Kinder von Gewalt betroffen sind. Wenn diese Rollen alle gut ausgefüllt sind, dann kann Kinderschutz gelingen.

 

Ganz schnell zum Abschluss noch mein Herzensthema, das ich auch seit 2021 immer wieder anspreche: Kinderschutz, nämlich der Schutz im Bereich, in dem es um Leib und Leben geht. Das sind die Schwimmkurse in

 

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