Gemeinderat, 45. Sitzung vom 28.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 97
WWTF steigt in Ihrem Regierungsmonitor sehr gut aus, wir begrüßen das. Er hat in einem Interview vor zwei Tagen einen Wunsch für die Wissenschaft geäußert, nämlich dass ordentliche Mittel in die Wissenschaft gepumpt werden. Tatsächlich gehen nur 7,6 Prozent des Gesamtbudgets für Kunst, Kultur und Wissenschaft in die Wissenschaft. 2022 waren es 20,8 Millionen an Fördermitteln, im Jahr 2025 wurden sie auf insgesamt 22,8 Millionen EUR erhöht. Das ist eine Erhöhung, trotzdem ist uns das im Kontext von Teuerung und Inflation noch nicht genug. Wenn man bedenkt, dass Wien langfristig in das Spitzenfeld will und nicht nur durch Einzelleistungen auffallen möchte, muss man hier wirklich noch mehr Geld reinstecken. Da schließe ich mich absolut Michael Häupl an, und ich glaube, viele andere hier in dem Raum würden das auch tun. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Er greift auch noch einen Punkt heraus, nämlich die Künstliche Intelligenz. Kollege Gara, der jetzt nicht mehr hier ist, hat es ja gerade angesprochen, er hat genau das gesagt, was Michael Häupl vor zwei Tagen in dem besagten Interview gesagt hat, nämlich - ich zitiere -: Da sollten wir schon etwas aufpassen, sonst hinken wir hier sehr schnell, sehr bald allen anderen hinterher. Ich finde auch, ehrlicherweise muss man sagen, das ist eine Aufgabe, die Wien nicht allein lösen kann. Da muss man sicherlich auch den Bund in die Pflicht nehmen. Es wird in der Schweiz, in Bayern 100 neue KI-ProfessorInnen geben. Natürlich hat der Bund da eine tragende Rolle, nur, die Stadt Wien darf sich da auf keinen Fall aus der Verantwortung nehmen.
Wir stehen vor großen Herausforderungen, Transformationsprozessen, und das hat vor allem auch mit der Künstlichen Intelligenz zu tun. Trotz aller positiven Aspekte, Digitalisierung, et cetera, die natürlich sehr abgefeiert wird, stellen sich ja immer wieder auch ethische und ökologische Fragestellungen, und ich vermisse diese im Diskurs eigentlich schmerzlich. Man braucht nur ChatGPT herzunehmen: Jede einzelne Anfrage auf dieser Plattform verschlingt natürlich Energie, und das nicht so knapp. Nur zum Vergleich mit einer Google-Anfrage: Eine Anfrage an ChatGPT bedeutet 6,8 Wattstunden an Energie, eine durchschnittliche Google-Anfrage 0,3. Ein bisschen plakativer: Eine durchschnittlich lange Unterhaltung auf ChatGPT verbraucht einen halben Liter Wasser. Das ist ja alles schön und gut, was hier entsteht und was hier kommt. Es wird die Arbeitswelt erleichtern und uns auch grundsätzlich unser Zusammenleben erleichtern, aber man wird sich auch ethischen Fragestellungen und ökologischen Fragestellungen widmen müssen.
Ich denke auch an ein Sprachmodell, das ich auch noch als Beispiel hernehmen wollte. Ein Sprachmodell verbraucht laut „Standard“ so viel Strom wie 100 US-Haushalte im Jahr. Die Sprachmodelle, wissen wir, werden immer größer, können immer mehr, werden auch teurer und damit auch energieintensiver. Diese Technologie, die so viel Positives bewirkt, Inklusion, Chancengerechtigkeit, et cetera - ich könnte hier hunderttausende andere Dinge auch noch erwähnen -, beschleunigt auch die Klimakrise. Zu diesen ethischen Fragen ist also Forschung zur Technologie, zur Folgenabschätzung daher aus meiner Sicht dringend geboten, und das wird sich mit dem derzeitigen Wissenschaftsbudget in keiner Weise ausgehen. Daher fordern wir heute die Verdoppelung des Wissenschaftsbudgets, vor allem Forschung zur KI, zur Künstlichen Intelligenz, zur sozialen Innovation mit besonderem Fokus auf Themen, die auch die Nachhaltigkeit und ethische Dimensionen in den Blick nehmen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Die tatsächliche Redezeit war acht Minuten. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dr. Gorlitzer. Selbstgewählte Redezeit zwölf Minuten. Bitte.
GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Jede Künstlerin, jeder Künstler haben einmal klein angefangen, und die Talente und Begabungen werden in der Regel in der Familie gefördert. Allerdings bleibt eben der Zugang zu Kunst und Kultur Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Gründen manchmal auch verwehrt. Dabei ist Kultur in der Kindheit und in der Jugend enorm wichtig. Sie fördert nicht nur die kreative Entfaltung, sondern fördert auch die soziale, emotionale und intellektuelle Kompetenz. Deswegen ist es besonders wichtig, dass die ersten Kontakte zur vielfältigen Kulturlandschaft, wie wir sie in Wien haben, geschaffen werden, und deswegen stellen wir auch den Antrag zu einer Förderung aus dem Kulturressort, die den Wiener Schulen und Kindergärten zur Verfügung gestellt werden soll, damit der Zugang zu Kunst und Kultur bereits im Kindesalter sichergestellt wird und damit auch regelmäßige Besuche von Museen, Theatern, Konzerten und kreativen Workshops gewährleistet werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme jetzt zu einem Lieblingsthema meiner Kollegin Arnoldner, zu den Musikschulen, und es ist ein Thema, das wir alle kennen. Es gibt in Wien zu wenig Musikschulen, zu wenig Musikschulplätze, es gibt nur in 15 Bezirken öffentliche Musikschulen. In Hietzing zum Beispiel, von wo ich herkomme, seit Jahren, obwohl es schon seit Jahren gefordert und beantragt wird, nach wie vor keine. Bedauerlicherweise wurden seit dem Frühjahr 2011/12 fast 4.000 Plätze abgebaut. Das ist ein sehr bedenklicher Wert.
In der Kulturstrategie 2030 wird der Ausbau von Infrastruktur auch im Musikbereich angekündigt. Das ist auch gut so, denn es braucht Studios und Proberäume für die Musik, für die Musikerinnen und Musiker in Wien, aber wir brauchen auch Nachwuchs. Wir brauchen auch neue junge engagierte KünstlerInnen, Musikerinnen und Musiker, und da braucht es eben neben dem im Moment fehlenden städtischen Angebot auch die privaten Anbieter. Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass Musizieren der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sehr förderlich ist, und wir machen uns auch dafür stark, dass dieser Nachwuchs in der Stadt gefördert werden soll. Deswegen stellen wir auch den Antrag, dass neben dem städtischen Angebot auch das private Angebot an Musikschulen auszubauen ist.
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