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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 20.03.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 102

 

den Zeitraum von 2024 bis 2026, der heute beschlossen wird, hat die Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit dem WWTF im Jahr 2023 ein Doktoratskolleg zum Digitalen Humanismus initiiert. Für dieses Kolleg stehen dem WWTF von 2023 bis 26 zusätzlich noch 300.000 EUR zur Verfügung, um Doktorandinnen und Doktoranden über die nächsten vier Jahre zu Themen des Digitalen Humanismus forschen zu lassen. Dabei geht es natürlich auch um informationstechnologische Perspektiven und auch soziologische, philosophische oder natürlich ökonomische Fragestellungen. Damit trägt der WWTF nicht nur zur Förderung eines sehr jungen Forschungsfeldes bei, das mit dem Wiener Manifest für Digitalen Humanismus ins Leben gerufen wurde, sondern widmet sich auch einem Wissenschaftsgebiet, dessen Auswirkungen allgegenwärtig sind.

 

Neben diesen Calls wird 2024 ein Schwerpunkt des WWTF auch auf der Künstlichen Intelligenz liegen. Künstliche Intelligenz nimmt eine immer prägendere Rolle im gesamten Forschungsprozess ein, was zu einer tiefgreifenden Phase der Veränderung führt. Daher ist ein besseres Verständnis dieser neuen Werkzeuge, die hier entstehen, für die Wissenschaft von essenzieller Bedeutung. Mit der Erhöhung der Förderung für den WWTF setzt die Stadt Wien daher ein wichtiges und klares Zeichen für den Wissenschaftsstandort Wien und natürlich auch die Wiener Wissenschafts-Community.

 

Ich möchte auch noch auf eine einzigartige Kooperation des WWTF zur schweren Multisystemerkrankung ME/CFS eingehen, die heute verkündet wurde. In Österreich gibt es zirka 100.000 Personen, die an dieser Erkrankung leiden. Gerade in diesem Bereich braucht es mehr Forschung, um eine gute und zielgerichtete Versorgung der Betroffenen zu ermöglichen. Die WE&ME Foundation hat 300.000 EUR an den WWTF für die Erforschung dieser Multisystemerkrankung gespendet. Der WWTF verdoppelt im Rahmen des Matching-Funds auf insgesamt 600.000 EUR. Die Ausschreibung wird sich nun darauf richten, ein besseres Verständnis dieses komplexen Krankheitsbildes zu erhalten, Daten zu den Ursachen und Wirkungszusammenhängen zu sammeln und die verschiedenen Forschungseinrichtungen zusammenzubringen. Mit dieser ersten Ausschreibung sollen zirka sechs kleinere Forschungsprojekte finanziert werden. Danke an die WE&ME Foundation und den WWTF, die ein starkes Signal setzen und einen Fokus auf den Erkenntnisgewinn zu dieser schweren Multisystemerkrankung setzen, die vor allem viele junge Menschen mitten aus dem Leben reißt.

 

Wie in diesem Fall und auch in der Vergangenheit erfolgreich praktiziert, sollen auch zukünftig Drittmittel eingeworben und aus den Mitteln der Dotation erweitert werden können. Dieses Anreizfinanzierungssystem soll daher auch im neuen Finanzierungsübereinkommen enthalten sein.

 

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei dem Geschäftsführer des WWTF Dr. Michael Stampfer und seinem Team bedanken, die hier wirklich Einzigartiges auf die Beine stellen und immer schnell und nachhaltig auf aktuell brennende Themen der Wissenschaft reagieren. Herzlichen Dank für ihre so wertvolle Arbeit für die Wiener Wissenschaftslandschaft. Ich ersuche daher um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort und verzichtet darauf.

 

14.15.00Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 42. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.

 

14.15.20Wir kommen nun zu Postnummer 44 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Mauthausen Komitee Österreich. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Samel, die Verhandlung einzuleiten.

 

14.15.30

Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Eppinger. Bitte.

 

14.15.42

GR Peter L. Eppinger (ÖVP)|: Liebe Kollegen! Geschätzte Wiener! Liebe Mitbürger!

 

In diesen Momenten stehe ich vor Ihnen nicht als der unterhaltsame Redner, den sie vielleicht von mir immer wieder gewohnt sind, heute bin ich hier, um Ihnen eine Geschichte zu erzählen, eine sehr persönliche Geschichte, die vielleicht manche von Ihnen berührt, auf jeden Fall ist sie ernst. Wenn es Ihnen gelingt, lade ich Sie alle ein, für einen kurzen Moment innezuhalten und uns vor Augen zu halten, was vor bald 80 Jahren passiert ist, warum es wichtig ist, ein Fest der Freude noch immer und immer wieder zu unterstützen.

 

Ich erzähle Ihnen von einer Postkarte, die ist am 14. Juli 1946 geschrieben. Diese Worte, die ich Ihnen vorlese, tragen eine tiefe Traurigkeit in sich. Da steht geschrieben: „Ich erfülle die traurige Pflicht, indem ich Ihnen mitteile, dass Ihr lieber Gatte Herbert in ein Lazarett eingeliefert wurde, wo er nach wenigen Tagen an einer schweren Krankheit verstorben ist.“ Der Verstorbene ist Herbert, mein Opa, er ist der Vater meiner Mutter. Die Erinnerung an ihn ist in unserer Familie von großem Schweigen umgeben. Meine Großmutter hat nie über den Krieg gesprochen, schon gar nicht über die Familie oder über irgendwelche Schreckenstaten. Das tut man einfach nicht, obwohl wir über Jahrzehnte unter demselben Dach gelebt haben. Im Ersten Weltkrieg ist ihr Vater 1915 an der russischen Front ertrunken, im Zweiten Weltkrieg ist ihr Mann gestorben. Sie war eine sehr gläubige Frau, die, solange sie konnte, sich selbst mit Krücken dann noch in die Kirche in Alt-Ottakring runtergeschleppt und in die erste Reihe gesetzt hat. Sie war eine wahnsinnig strenge Klavierlehrerin. Ich kann mich an viele Schüler erinnern. Ich habe das aus meinem Kinderzimmer immer wieder beobachtet, wenn ich zum Gartentürl rausgeschaut habe, wie viele mit zittrigen Fingern davorgestanden sind und minutenlang gestanden sind und überlegt haben, ob sie anläuten sollen, und gehofft haben, dass sie nicht aufmacht, weil sie wirklich streng war. Auch ich bin auf den Stiegen vor ihrer Türe gesessen, weil ich gewusst habe, jetzt muss ich wieder zur Oma Geige lernen. Sie war wahnsinnig

 

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