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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 22.04.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 76

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Wichtig ist vor allem die Transition, der Übergang vom Kindergarten zur Schule, denn wir haben an den Wiener Volksschulen zu viele außerordentliche SchülerInnen. Da hilft es einerseits, die Kindergartenstandorte noch besser zu unterstützen, beispielsweise durch die Aufstockung auch von Personal, was laufend fortgeführt wird durch die Aufstockung der Sprachförderkräfte. Das Ziel ist, im Laufe der Periode bis Ende 2025 auf 500 Sprachförderkräfte zu kommen. Aber genauso geht es um SprachberaterInnen, das sind eigens geschulte und ausgebildete Personen, die als MultiplikatorInnen in die Ausbildung gehen, Standorte beraten und begleiten, um die Sprachförderung zu verstärken. All das sind wichtige Elemente, um im Kindergarten die Sprachförderung zu verbessern.

 

Darüber hinaus gibt es zwei externe unterstützende Angebote, nämlich Baobab, globales Lernen - da geht es um Materialien zum Deutschlernen, pädagogisch sehr wertvolle Materialien für Kindergartenkinder und auch für das pädagogische Personal, um Deutschförderung zu betreiben. Das zweite ist „Papperlapapp“, das sind zweisprachige Bilderbuchzeitschriften für Kinder ab fünf. Da geht es sehr stark um die Mehrsprachigkeit, denn es geht nicht um Deutsch oder eine andere Erstsprache, sondern um ein Sowohl-als-auch, und es ist vor allem im Kindergarten auch hilfreich, mit mehrsprachigen Arbeitsmaterialien zu arbeiten, um so eine intensive Sprachförderung vor dem Schuleintritt zu ermöglichen. Zusätzlich gibt es das neue Pilotprojekt, wo wir integrativ in Gruppen begleiten, Sprachförderung nach dem letzten Kindergartenjahr im Sommer machen, um den Übertritt in die Schule besser zu ermöglichen. Das ist ein Projekt mit Startklar, die recht viel Erfahrung in diesem Bereich haben, und ich freue mich, dass wir zum ersten Mal mit diesem Verein zusammenarbeiten.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Zierfuß, bitte.

 

9.18.18

GR Harald Zierfuß (ÖVP): Das ging schneller, als gedacht. Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Jetzt sind wir uns einig, dass in dem Bereich wirklich große Herausforderungen da sind. Sie haben bei Ihrer Pressekonferenz von 7 Prozent der Wiener Schüler gesprochen, die außerordentliche sind. Ich glaube, das Entscheidendere ist aber, dass jeder dritte Erstklässler in Wien außerordentlicher Schüler ist. Was ich Sie fragen möchte: Glauben Sie, dass Sie mit den Maßnahmen, die Sie präsentierten, tatsächlich das Problem lösen werden und Kinder, die in Wien geboren werden, hier aufwachsen, dann so gut Deutsch können, um in der Schule dem Unterricht folgen zu können?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich sehe das genauso, dass 7 Prozent deutlich zu hoch ist, denn außerordentliche Schülerinnen und Schüler können dem Unterricht sprachlich nicht gut oder gar nicht folgen. 7 Prozent insgesamt ist zu viel, und wenn man sich anschaut, welche Schulstufen das betrifft, dann sieht man vor allem, dass die Zahlen in der 1. Klasse Volksschule stark gestiegen sind, und das ist besonders problematisch, denn der Spracherwerb insbesondere in der Volksschule ist essenziell. Man kann in diesem Alter auch noch viel nachholen, und darum ist es wichtig, zusätzliche Maßnahmen zu setzen.

 

Im Idealfall ist es so, dass es bereits bei Schuleintritt ausreichende Deutschkenntnisse gibt, um dem Unterricht gut zu folgen. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum das nicht der Fall ist. Einer war bestimmt auch das Aussetzen des verpflichtenden Kindergartenjahrs in der Pandemie, das war nicht von Vorteil, das sehen wir jetzt noch, dann sind es Migrationseffekte, die Auswirkungen hatten, aber es gibt auch eine Zielgruppe von in Wien aufgewachsenen Kindern, die in der 1. Klasse Volksschule außerordentliche SchülerInnen sind. Da geht es darum, die Angebote der Sprachförderung im Kindergarten zu verbessern, aber genauso im Schulbereich darauf zu schauen: Wie können wir ein System, das für Wien hilfreich und unterstützend ist, implementieren?

 

Denn die Deutschförderklassen, die von der vorvorletzten schwarz-blauen Bundesregierung als Prestigeprojekt eingeführt worden sind, lösen diese Herausforderungen nicht. Sie nehmen im Gegenteil den Spielraum für die Schulen, individuellere, effektivere Lösungen zu erlangen. Neben den Maßnahmen, die wir als Stadt setzen, erwarte ich mir auch vom Bildungsministerium, dass zumindest die wissenschaftlich evaluierten Ergebnisse der Deutschförderklassen endlich umgesetzt werden. Diese werden bisher weiterhin ignoriert, und das finde ich sehr, sehr schade.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. GR Holzmann, bitte.

 

9.20.50

GR Ernst Holzmann (SPÖ): Schönen Guten Morgen, Herr Vizebürgermeister!

 

Recht herzlichen Dank für die Ausführungen. Sie haben uns die Vielzahl an Maßnahmen, die die Stadt setzt, aufgezeigt. Jetzt stellt sich die Frage, welche Maßnahmen aus Ihrer Sicht bundesseitig wichtig wären, um den Spracherwerb für Kinder und Jugendliche zu stärken.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Da kann ich gleich an die Beantwortung der letzten Frage anschließen. Neben einer Veränderung der Deutschförderklassen mit deutlich mehr Mitteln für die Wiener Schulen wäre ein Chancenindex für die Wiener Schulen notwendig, um die Schulen, die besondere sprachliche Herausforderungen haben, auch besonders zu unterstützen, damit man in kleineren Gruppen Sprachförderung betreiben kann und nicht wie jetzt in sehr, sehr großen Deutschförderklassen. Ich halte ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für wesentlich, zu vereinbaren in der 15a-Vereinbarung mit allen Bundesländern, weil wir sehen: Ein Jahr Kindergarten reicht bei vielen Kindern nicht, um dann in der Volksschule ausreichend Deutsch zu können.

 

Neben diesen zwei Punkten geht es auch darum, Angebote im Sommer aus meiner Sicht verpflichtend denjenigen Kindern mitzugeben, die es besonders brauchen. Denn neun Wochen im Sommer sind eine echt lange Zeit

 

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