Gemeinderat, 55. Sitzung vom 18.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 80
Schmelztiegel der Gesellschaft. So soll auch die LehrerInnenschaft die Gesellschaft breit repräsentieren. Dafür sind Fellows von Teach For Austria eine gute Ergänzung.
Das zweite Ziel ist, Bildungsinnovation an den Schulen weiter zu stärken. Über Teach For Austria haben die Fellows ein eigenes Programm, Leadership-Fortbildungen, Workshops, um Bildungsinnovation zu leben.
Das dritte Thema ist Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Mir und uns in der Stadtregierung ist das ein besonderes Anliegen. Das ist auch das Ziel von Teach For Austria. So bin ich zuversichtlich, dass wir auch mit diesem Programm gemeinsam schrittweise zu mehr Chancengerechtigkeit an den Wiener Schulen beitragen werden.
Das Programm startet mit 10 bis 15 Fellows pro Jahr, in den ersten 2 Jahren 25 Fellows. Das Programm wurde intensiv vorbereitet. Die Fellows werden sehr, sehr selektiv ausgewählt. Man muss sich vorstellen, zirka 10 Prozent der Bewerbungen werden überhaupt genommen. Das Interesse ist sehr, sehr groß, in den Wiener Schulen zu arbeiten, ganz im Gegenteil zu manchen anderen Aussagen und öffentlichen Debatten. Es ist großartig, dass so viele Menschen Lust haben, mit den Kindern unserer Stadt zu arbeiten, denn die Zukunft unserer Stadt entscheidet sich in den Wiener Klassenzimmern. Darum freue ich mich, dass diese Kooperation gelungen ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. GRin Dipl.-Ing. Arapović, bitte.
GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Beantwortung!
Ich finde das Projekt tatsächlich sehr, sehr spannend. Was braucht es aber noch für rechtliche Rahmenbedingungen beziehungsweise Verbesserungen, damit zum Beispiel auch Menschen wie ich dann irgendwann einmal einen Quereinstieg in die Volksschule schaffen? Nicht nur ich, sondern viele, die tatsächlich auch großes Interesse an dem Projekt haben.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es ist tatsächlich rechtlich auf Bundesebene noch etwas zu tun, um eine volle Gleichwertigkeit herzustellen. Bisher ist ein echter Quereinstieg nur in der Sekundarstufe, nicht in der Volksschule möglich. Es gibt aber darüber hinaus Möglichkeiten, über Sonderverträge Personen für die Schule anzustellen. Da muss man aber offen dazusagen, dabei gibt es Abschläge für die Betroffenen. Das halte ich nicht für fair, dass zum Beispiel ein Mediziner, der Medizin studiert hat, zehn Jahre Berufserfahrung hat, dann über Teach For Austria in die Volksschule kommt, Abschläge im Vergleich zu den Lehramtsstudenten hat. Das halte ich nicht für zielführend, weil beide Personen sehr wichtig für die Schule sind und es angemessen wäre, dass es auch das gleiche Gehalt gibt. Dafür müsste der Quereinstieg auch in der Primarstufe, in der Volksschule gesetzlich bundesweit verankert werden. Es gab ursprünglich eine sehr ablehnende Haltung des Bildungsministeriums, mittlerweile gibt es offenere Signale.
Ich bin seit vielen Jahren dafür, insbesondere diesen wichtigen Bereich der Volksschule mit einer entsprechenden pädagogischen Begleitung für das Personal zu öffnen, das in den Schulen arbeiten wird, weil natürlich diese Altersgruppe besonders sensibel ist und vor allem auch didaktisch-pädagogisch ein Fingerspitzengefühl notwendig ist. Das Wichtigste ist aber: Je jünger die Kinder, desto wichtiger ist die Beziehungs- und Bindungsarbeit. Wir brauchen vor allem Menschen, die sozial kompetent sind und Leidenschaft haben, mit Kindern zu arbeiten. Diese gesetzliche Änderung ist weiterhin notwendig und werde ich weiter auf Bundesebene einfordern.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Stadler, bitte.
GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Vizebürgermeister!
Dass ich das gut finde, wird jetzt wenig überraschen. Mich würden aber doch, wenn ich darf, noch zwei Sachen interessieren.
Das Erste ist: Sie haben oft auch in diesem Haus gemeint, der Quereinstieg in der Volksschule ist ohne Bundesänderungen nicht möglich. Wie kam es jetzt doch dazu, dass es möglich ist?
Der zweite Aspekt, der mich interessieren würde, auch an das angelehnt, was die Kollegin vorher gefragt hat: Wie und wofür werden diese Lehrerinnen und Lehrer genau angestellt? Sind das klassenführende Lehrerinnen und Lehrer oder nicht? Welche Sonderverträge haben sie? Auch beim Quereinstieg in der Mittelschule haben viele Sonderverträge. Das liegt ja dann nur daran, welchen Quereinstiegsmaster ich mache. Wenn Sie noch ein bisschen ausführen könnten, wie es dazu kam und welche Art von Sonderverträge diese Lehrerinnen und Lehrer haben. Danke.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat.
VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es stimmt, dass gesetzlich der eigentliche Quereinstieg, das heißt, die Anstellung über einen Regelvertrag mit vollem Gehalt - das ist für mich der echte Quereinstieg - in der Volksschule nicht möglich ist. Das ist gesetzlich so verankert, und man müsste die gesetzlichen Bestimmungen tatsächlich so erweitern, dass zum Beispiel in der Primarstufe der Quereinstieg möglich ist, auch in den Sonderschulen ist er aber rechtlich nicht möglich.
Wir haben aber Wege gefunden, dass vor allem dort, wo keine Personen gefunden werden können, die alle Voraussetzungen für eine Lehrkraft für einen echten Quereinstieg mitbringen, diese über Sonderverträge angestellt werden können. Dementsprechend werden die Personen, die über Teach For Austria in die Volksschulen kommen, über Sonderverträge angestellt sein, um auch an den Volksschulen unterrichten zu können.
Das Aufgabenfeld soll wie bei einer vollwertigen Lehrkraft sein. Das ist das gemeinsame Commitment zwischen Bildungsdirektion, Stadt und Teach For Austria. Da wird man sicher von den Mittelschulen auch einiges mitnehmen können. Nach meiner Erfahrung und nach Erzählungen ist es ja auch so, dass an der Mittelschule nicht
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