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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 26.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 104

 

gendliche. In Wien ist da aus meiner Sicht zu wenig passiert, da hätten mehr Zusatzprogramme auf den Weg gebracht werden können.

 

Ich habe es angekündigt, die Frauengesundheit ist ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt. 51 Prozent der Wiener Bevölkerung sind weiblich, und wir brauchen endlich eine Frauenmedizin, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Frauen werden nicht nur anders krank, sie haben andere Symptome, sie brauchen andere Untersuchungen, andere Medikamente. Auch das Gesundheitssystem ist weiblich, 80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Da ist einfach ganz viel zu tun. Wir haben eine riesige Datenlücke, meine sehr geehrten Damen und Herren, darum auch der Antrag, noch einmal einen Frauengesundheitsbericht zu erstellen, der auf diese Datenlücken eingeht und nicht nur zusammenfasst, was wir eh schon wissen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin wirklich schockiert darüber, dass in unserem Gesundheitssystem auf Grund des chronischen Personalmangels mittlerweile Menschen sterben. Das konnten wir nachlesen im Bericht des Wiener Patienten- und Pflegeanwalts. Das ist alarmierend. Das ist für die Menschen, die in diesen Systemen arbeiten, unzumutbar und natürlich für die Betroffenen und für ihre Familien ein No-go. Die Situation hat sich aus meiner Sicht mit der Schließung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses in Wien verschlechtert. Herr Stadtrat, Sie haben es natürlich nicht verbockt, aber in gewisser Weise sind Sie da nicht ganz unbeteiligt, und bislang fehlt jegliche Ersatzversorgung, um diese Versorgungslücke aufzufüllen.

 

An dieser Stelle, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchte ich, damit ich es ja nicht vergesse, großen Dank und Respekt an alle GesundheitsarbeiterInnen in den Wiener Spitälern, aber auch außerhalb der städtischen Spitäler aussprechen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich finde es großartig, dass sie diesen Beruf gewählt haben, dass sie noch immer dabei sind, dass sie auch weiterhin diese Ausbildung wählen, und ich hoffe, dass sie weiter dabei bleiben. Denn wir wissen alle, die Arbeitsbedingungen sind nicht einfach, da gibt es ganz viel Handlungsbedarf, da muss einiges besser werden. (Beifall bei den GRÜNEN.) Einer unserer grünen Ansätze ist, die Arbeitszeit zu verkürzen. Die Arbeiterkammer spricht von neuer gesunder Vollzeit. Genau dort müssen wir hinkommen, und ich wünschte, die Stadt Wien würde da Vorreiterin werden. Ich bin gespannt, ob das zweite Personalpaket, es wurde für Herbst angekündigt, auch diese versprochene Arbeitsverkürzung inkludiert oder tatsächlich nur das Wahlarztverbot. Wir werden es sehen. Jedenfalls ist es dringend notwendig, dass wir an der Arbeitsplatzzufriedenheit, an den Arbeitsbedingungen und auch an der Gesundheit der Beschäftigten konsequent arbeiten und dort investieren.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben ein enormes Pensionierungsthema, wir haben eine alternde Gesellschaft, sprich, demographischer Wandel, das heißt, es muss ganz viel im Personalbereich passieren, um überhaupt den gewohnten Niveaustandard halten zu können. Öffnungszeiten, Dienstleistungen, die Servicequalität - da ist ordentlich etwas zu tun. Nur mit Drittstaatpflegekräften werden wir das nicht stemmen und auch nicht mit einer extremen Ausbildungsoffensive. Das hat alles seine Grenze. Man muss am bestehenden Personal arbeiten, mit ihm arbeiten, die Arbeitsbedingungen verbessern und natürlich so attraktiv machen, dass ganz viele hineinwechseln.

 

Insgesamt, das haben wir heute gehört, sind vom Stadtbudget in 2023 2,9 Milliarden in die Gesundheitsversorgung geflossen. Das ist einerseits viel, aber in Anbetracht der vielen Versorgungslücken viel zu wenig. Wir brauchen Reformen, wir brauchen Modernisierung und natürlich neues Angebot für die vielen Unterversorgten. Was ich auch immer sage und heute wieder erwähnen möchte - Fakt ist, wir haben eines der teuersten Gesundheitsversorgungssysteme, weil wir bei der Reparatur ansetzen und zu wenig in der Prävention. Darum brauchen wir ganz dringend einen Paradigmenwechsel, der sich in Richtung Prävention orientiert und nicht in Richtung Reparatur.

 

Was schlagen wir sonst noch vor, meine sehr geehrten Damen und Herren? Dazu gibt es einen Antrag: Ausbau der Community Nurses und School Nurses. Es gibt vier School Nurses in Wien an sechs Standorten, es gibt einen Pflegefonds, Geld vom Bund - bitte ausbauen! Wir brauchen endlich eine Long-Covid-Ambulanz, eine Spezialambulanz für postvirale Erkrankungen. Auch da hat der Bund Mittel zur Verfügung gestellt. Die Gesundheitskompetenz, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist auch ein Dauerthema. Sie bei den Menschen zu verbessern, das braucht es ganz dringend, insbesondere die digitale Gesundheitskompetenz.

 

Last but not least, weil meine Zeit rennt, aber die Liste der Forderungen noch endlos lang ist, bleibe ich bei diesem einen Punkt - dem Frauengesundheitsbericht, den ich schon angesprochen habe. Viele Kolleginnen sind im Wiener Beirat für Frauengesundheit oder waren bei einer großartigen Veranstaltung, wo es um das Thema Endometriose ging. Fakt ist, es fehlen so viele Daten, meine sehr geehrten Damen und Herren, und ich wünschte, dass wir einen Gesundheitsbericht haben, der genau auf diese Datenlücken eingeht und Forschungsaufträge gibt.

 

Ich habe mich wirklich geärgert damals im Ausschuss, als ich diesen Antrag auf einen Frauengesundheitsbericht schon einmal gestellt habe, als Sie, Herr Gesundheitsstadtrat, gesagt haben, Sie haben kein Interesse, da Ressourcen hineinzuinvestieren. Ich finde, das ist in Anbetracht der Gruppe der Menschen - nämlich über 51 Prozent - und in Anbetracht der vielen offenen Fragen, die es in der Frauengesundheit gibt, eigentlich unwürdig. Da ist wirklich viel mehr zu tun, meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

Es gibt, wie gesagt, vom Bund genügend Mittel, um Reformschritte zu gehen. Gehen muss Wien den Weg selbst, und wenn es gute Ideen gibt, dann werden wir denen selbstverständlich zustimmen, dem Budget jedenfalls aktuell nicht. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

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