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Gemeinderat, 56. Sitzung vom 26.06.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 90 von 104

 

krankheit, sondern die akute Erkrankung erfasst wird, beziehungsweise wird das so erfasst, wie es sich jeder jeweils denkt. Das ist also noch nicht so ausgereift, dass wir uns auf diese Daten verlassen können. Darum wundere ich mich sehr, dass es in Österreich überhaupt Gesundheitsberichte gibt, weil wir eigentlich keine validen Daten haben.

 

Wir sollten also darauf schauen, dass wir diese validen Daten bekommen, und wir sind offensichtlich auf einem guten Weg, was die KassenärztInnen betrifft. Im Hinblick auf die WahlärztInnen ist das aber noch nicht möglich. Ich bin dafür, dass das alle, die als ÄrztInnen tätig sind, im Sinne der allgemeinen Volksgesundheit machen müssen, um das einmal so auszudrücken. Wenn man nämlich gute Daten hat, können wirklich Ableitungen getroffen werden und kann man entsprechend planen.

 

Ich möchte zur Gesundheitsförderung sagen, dass die WiG, also die Gesundheitsförderung in Wien, mittlerweile extrem breit aufgestellt ist oder - wenn man es anders ausdrücken will - dass alle Menschen, die in Wien wohnen, passende gesundheitsfördernde Angebote kostenlos wahrnehmen können. Das ist wirklich sehr gut gewachsen, und es wird immer mehr. Das Angebot wird immer vielfältiger. Besonders attraktiv finde ich das Angebot für die Bezirke, die ja sehr unterschiedlich sind. Dabei geht es darum, dass man wirklich in die Kleinteiligkeit kommt und damit auch treffsicherer ist.

 

Ich nenne ein Beispiel: Ich bin im 15. Bezirk politisch tätig. Dieser ist einer der ärmsten Bezirke mit vielen Menschen, die nicht wählen dürfen, weil sie sich zum Beispiel die Staatsbürgerschaft nicht leisten können. Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Unterstützung der Wiener Gesundheitsförderung für die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Rudolfsheim-Fünfhaus. Und wir sind sehr dankbar für die regelmäßigen Abstimmungstermine mit Frau Mag. Zykan, die mit uns gemeinsam und dem Bezirksvorsteher die kommenden Projekte plant, sodass sie wirklich genau zugeschnitten sind auf die Bedürfnisse der Betroffenen.

 

Wir bereiten gerade die 27. Bezirksgesundheitskonferenz vor. Wir machen also schon lange, seit über 20 Jahren, Bezirksgesundheitskonferenzen, bei der viele ExpertInnen, die im 15. Bezirk im Bereich Gesundheit und Soziales im weitesten Sinn tätig sind, zu aktuellen Themen zusammenkommen. Diesmal wird es um Armut und Krankheit gehen. Es ist ja allgemein bekannt, dass Armut krank macht, und das bedarf in einem armen Bezirk natürlich besonderer zusätzlicher Projekte. Daher müssen im 15. Bezirk zusätzliche Projekte durchgeführt werden.

 

Im Vorjahr ging es um das Thema Klimawandel im Bezirk, und wir hatten einen wunderbaren Referenten von der BOKU, der uns betreffend die Entwicklung konkreter klimaneutraler und den Klimawandel neutralisierender Projekte wirklich unterstützt hat.

 

Jugendgesundheit und gesunde Nachbarschaft sind auch sehr wichtige Themen, die wir bearbeiten, weil das Miteinander und der Grätzlzusammenhalt sehr, sehr wichtig für die mentale Gesundheit, vor allem von einsamen Menschen, sind. Besonders toll finde ich daher die Förderung von entsprechenden Projekten, Vereinen und Organisationen, aber auch die finanzielle Unterstützung von Initiativen von Privatpersonen. Eine Person allein ist zu wenig, aber ab zwei Personen werden diese Initiativen unterstützt. Ein Beispiel dafür ist ein gemeinsamer Kräutergarten, der von Leuten angelegt worden ist, die auf der Schmelz wohnen. Sie haben das dort umgesetzt, und daraus ist ein richtig schöner Grätzlfreundeskreis entstanden ist.

 

Das Wiener Programm für Frauengesundheit möchte ich als ein schönes Thema herausgreifen und ganz kurz anreißen. Meine Kollegin Ngosso wird das dann genau ausführen. Es gibt seit November 2023 ein medizinisches Frauengesundheitszentrum auf dem Reumannplatz. Zielgruppe sind Frauen in schwierigen Lebenssituationen, die Migrationserfahrung haben, in Altersarmut leben, eine Sprachbarriere haben, alleine leben, einsam sind und keine ausreichende Gesundheitskompetenz haben, weil sie keine ausreichende Bildung erfahren durften. Für diese Frauen ist es besonders wichtig, dass es nun diese Möglichkeit gibt, sich an das medizinische Frauenzentrum zu wenden, weil dort geholfen wird. Dabei geht es zum Beispiel darum, sich im Gesundheitssystem orientieren zu können und einen Termin in einer Kassenpraxis zu bekommen. Krankheitsbilder und Therapien werden erklärt. Es gibt niederschwellige Angebote für einen gesünderen Lebensstil, und vieles mehr.

 

Außerdem soll in diesem Rahmen die Gendermedizin in den Vordergrund gestellt werden. Das ist angesprochen worden, und ich halte das für ein wahnsinnig gutes Projekt. Es ist sehr wichtig, dass das auch in diesem Zusammenhang forciert wird. Frauen sind eben Frauen und keine kleinen Männer, und Frauen haben völlig andere Auswirkungen von Erkrankungen und völlig andere Wirkungen von Medikamenten. Meist wird auf den Beipackzetteln nur angeführt, mit welchen Dosierungen bei Männern und Kindern gearbeitet werden soll, und die Frauen kommen überhaupt nicht vor. Sie werden dann wie die Männer oder wie die Kinder behandelt. In Wirklichkeit brauchen sie aber ganz andere Dosierungen, vielleicht auch ganz andere oder gar keine Medikamente beziehungsweise etwas anderes. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Thema.

 

Ich komme zur MA 15: Dazu hat Kollege Gara schon das meiste gesagt. Die Zusammenlegung der Bezirksgesundheitsämter hat bedeutet, dass Gesundheitsdienstleistungen wie Impfungen und auch die Vorsorgeuntersuchung regelmäßig in alle Bezirke gebracht werden können, weil Ressourcen frei geworden sind. Das geschieht entweder in Form eines Impfbusses etwa bei öffentlichen Veranstaltungen oder aber auch in den Bezirksvorstehungen. Bezirksvorstehungen können zum Beispiel diese Busse anfordern oder überhaupt anfordern, dass jemand kommt. Das wird nämlich, wenn gewünscht, auch in den Bezirksvorstehungen durchgeführt, vor allem aber in Wohnheimen, Nachbarschaftszentren, Tageszentren und Ähnlichem angeboten. Dort können Leute, die nicht mehr so mobil sind, und hochaltrige Menschen an Ort und Stelle

 

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