Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 113
Grundsatz eines großen Philosophen, Dichters und Schriftstellers. (Heiterkeit bei GR Jörg Neumayer, MA.)
Ja, die Kultur muss im Widerspruch sein, die Kultur muss sozusagen die Schwingung aufnehmen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Sie muss nicht! Sie muss gar nichts!) Kultur muss auch die Gegensätze sichtbar machen. Das hat sogar Goethe erkannt, als er gesagt hat: „Auch die Kultur, die alle Welt beleckt, hat auf den Teufel sich erstreckt.“ Das heißt also, diese Widersprüche sind sehr, sehr wichtig. (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Es macht einen Unterschied, ob wir von subventionierter Kunst reden oder …) Ja, ja, ja.
Ich habe hier in der Vorbereitung die Unterlagen zum Budget bekommen. Ich werde es mir jetzt ersparen, sie zu referieren, weil sie durchwegs sehr, sehr positiv sind. Sie sehen, dass die Budgetziele sehr, sehr gut erhalten wurden und wir in fast allen Bereichen Steigerungen haben. Dort, wo wir keine Steigerungen haben, sind einfach - wie beim Wien Museum - Ausgaben und Kosten weggefallen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben eine ganze Reihe von ganz großen Themen. Meine fraktionellen Nachrednerinnen und Nachredner werden auf viele einzelne Punkte noch eingehen. Wir werden über Wissenschaft reden, wir werden über die Wiener Festwochen reden. Wir werden über große Aktivitäten wie den Kultursommer, den ImPulsTanz und Basis.Kultur reden.
Obwohl mein Kollege Neumayer dazu wahrscheinlich noch genauer Stellung nehmen wird, möchte auch ich hervorheben: Wir haben mit dem Wien Museum einen ganz, ganz großen kulturpolitischen Erfolg. Es ist wirklich eine sehr, sehr, sehr schöne Tatsache, dass das Wien Museum beziehungsweise das Architektenteam eigentlich erst vor wenigen Stunden den Österreichischen Architekturpreis 2024 erhalten hat. Da ist im höchsten Maße zu gratulieren. Ich glaube, wir haben das sehr gut über die Bühne gebracht. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Es war gerade auch beim Wien Museum wieder so, dass die, die über Jahre am heftigsten kritisiert haben, jene waren, die dann bei der Eröffnung am heftigsten für den Sitzplatz in der ersten Reihe interveniert haben. Das kennen wir aber. Das ist auch etwas, was zur Politik gehört.
Das Pratermuseum sei erwähnt, das dann in einer sehr nachhaltigen und ökologischen Bauweise errichtet wurde. Ich darf im Bereich Musik die vielen Erfolge der Wiener Symphoniker mit vielen internationalen Tourneen erwähnen - ein ganz großartiges Orchester der Stadt Wien, das sicher zu den allerbesten Orchestern in Europa zählt.
Ich glaube, dass es in vielen Bereichen und auch im Theater wichtig ist, die Zusammenarbeit mit dem Bund zu pflegen. Da ist sicher noch viel Luft nach oben gegeben. Ich glaube, da gibt es auch im Kulturbereich die große Chance, Synergien herzustellen - in der Technik, in der Logistik und im Ressourcenmanagement -, um die Kosten entsprechend zu optimieren.
Wir haben die Situation im Volkstheater immer wieder diskutiert. Wir haben jetzt auch eine neue Leitung, die die Aufgaben übernehmen wird. Wir haben erst vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem Bund eine Bestellung präsentiert können, was die Josefstadt betrifft, die in der Öffentlichkeit und auch von den Journalisten sehr, sehr gut angenommen wurde. Frau Rötzer hat eine hervorragende Presse. Es ist auch dem Stiftungsrat mit Thomas Drozda sehr, sehr herzlich dazu zu gratulieren, dass es zu dieser Lösung gekommen ist. Wir haben demnächst den Start des ImPulsTanz, der ja auch voriges Jahr an die 140.000 Gäste anlocken konnte. Wir hoffen, dass sich dieses Erfolgskonzept auch heuer fortsetzt.
Zur Diskussion, die jetzt zum Thema Ges.m.b.H. entstanden ist: Wenn man mit einem Steuerberater oder mit Betriebswirten redet, dann empfehlen die alle diese Vorgangsweise, weil sie sagen … (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das Thema ist die Transparenz gewesen!) Na ja, die Transparenz. Es gibt ja in jeder Gesellschaft Prüfungsorgane. Sie als Jurist wissen ja besser als ich, dass es gesellschaftsrechtliche und auch finanzrechtliche Kontrollmechanismen und -organe, und so weiter gibt. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Stimmt!) Das sind halt effizientere Formen als Vereinskonstruktionen oder irgendwelche Amtskonstruktionen, die vielleicht woanders noch sinnvoll sind. Im Hochleistungsbetrieb empfiehlt sich das aber. Ich bin auch da immer für die Ausschöpfung aller Kontrollmöglichkeiten, die korrekt sind und auch dem Gesellschaftsrecht entsprechen. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Ja, da haben Sie recht: Kontrolle so, wie sie das Gesetz vorschreibt - und das ausgereizt in Strenge und Perfektion. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich mache Ihnen das, wenn Sie wollen!)
Beim Thema Wissenschaft wird es auch sehr stark darum gehen, den Aspekt der Vermittlung einzubringen. Es geht ja nicht nur darum, dass wir Wissenschaftsstandort sind. Da ist unser Bereich wahrscheinlich eh eher bescheiden, weil hier die großen Verschränkungen mit dem Wirtschaftsbereich sind. Es geht aber darum, dass wir über die MA 7 und über das Wissenschaftsreferat der MA 7 viele Initiativen fördern. Es ist wichtig, auch da beispielgebend zu wirken und alle wissenschaftlichen Initiativen in der Stadt auch politisch und moralisch zu unterstützen.
Meine Damen und Herren, vielleicht abschließend noch ein paar Bemerkungen zum Kulturbegriff: Wenn wir darüber diskutieren, stehe auch ich immer zu dem, was Kollege Eppinger vorhin gesagt hat. Auch ich bin Anhänger eines nicht elitären Kulturbegriffes. Ich glaube, dass viele Menschen die Möglichkeit haben müssen, den Zugang zu Kultur zu finden. Ich halte es für ganz, ganz wichtig, dass wir Angebote haben, die sehr weit in die Tiefe gehen, dass wir aber auch viele Menschen unterstützen, den Weg zu finden - ob das im Theater, in der Musik, in der darstellenden Kunst oder in anderen Bereichen ist.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch sagen, dass ein ganz wichtiger Punkt der Kulturarbeit auch die Erinnerungsarbeit ist. Da haben wir gerade als Österreicherinnen und Österreicher eine ganz, ganz große Verpflichtung. Zum Beispiel hat Erich Mühsam, der in mancher Literatur als das erste KZ-Opfer bezeichnet wird - er wurde 1934 im KZ Oranienburg umgebracht - gesagt: „Gerechtigkeit und Kultur, das sind die Elemente der Freiheit.“ Das
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