Gemeinderat, 56. Sitzung vom 27.06.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 113
und Transkulturalität auseinandersetzt. Hier steht der kulturelle Dialog im Mittelpunkt, und zwar mit Aktivitäten in den Bereichen Film, Literatur, Musik und Fotografie.
Ebenso wichtig ist die Schaffung und Erweiterung von Kulturräumen. Derzeit fördern wir etwa 40 neue Kulturräume als zentrale Anlaufstellen für kulturelle Aktivitäten. Der Verein Althangrund bietet mit dem Kulturzentrum für alle ein zusätzliches niederschwelliges Angebot und soll langfristig im Grätzl verankert werden. Der Verein Setzkasten in Hernals bietet einen offenen Produktions- und Präsentationsraum für Musik, Literatur und Medienkunst. Auch der vielseitige Veranstaltungs- und Begegnungsraum Viktoria im 15. Bezirk zeigt, wie künstlerische und soziale Projekte Menschen unterschiedlicher Hintergründe ins Gespräch bringen und so zur gesellschaftlichen Integration beitragen.
Besonders hervorheben möchte ich den Verein Superar, der sich der musikalischen Förderung von Kindern und Jugendlichen widmet, insbesondere von jenen mit Migrationshintergrund. Ebenso erwähnenswert ist das Primavera Festival Wien, das jährlich durch die Wiener Bezirke reist und Orte, besonders Parks, mit feministisch-queeren und antifaschistisch-künstlerischen Formaten bespielt.
Eine wichtige Maßnahme unsere Wiener Kulturstrategie 2030 ist der Ausbau und die Weiterentwicklung unserer Kulturankerzentren. Kultur ist ein Menschenrecht und muss für alle konsumierbar sein, wie unsere Stadträtin immer wieder betont. Seit 2019 wurden im Rahmen der städtischen Raumoffensive sieben Kulturankerzentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten ins Leben gerufen, darunter zum Beispiel das F23 in Liesing oder das Kulturhaus Brotfabrik. Dann folgten „Bears in the Park“, die damals noch in Favoriten auftraten und seit Mai in Simmering zu Hause sind. Das jüngste Ankerzentrums-Baby - um es so zu bezeichnen - ist das FLUCC. Dieses bietet nun auch tagsüber vielfältige Aktivitäten wie Workshops, Proben und die Möglichkeit zu sportlichen Aktivitäten, während Konzerte, Klubveranstaltungen und Ausstellungen weiterhin stattfinden.
Auch der Kultursommer ist gekommen, um zu bleiben. 2023 gab es 500 Acts an 46 Event-Tagen, über 2.000 Künstlerinnen und Künstler waren beteiligt, es gab 9 Pop-up-Bühnen und insgesamt mehr als 80.000 Besucherinnen und Besuchern. Das war wirklich ein großartiger Erfolg! In sechs Wochen hat der Kultursommer erneut bewiesen, dass Kultur ein wichtiger Bestandteil unserer Stadt ist. Viele Menschen haben dank des Gratisprogramms überhaupt zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt, Kultur zu genießen und einen wunderbaren Sommer in dieser Stadt zu verbringen.
Kultur ist in unserer Stadt auch die Arbeit der vielen Wiener Kulturvereine, das ist sozusagen unsere Basis.Kultur. Der Verein Basis.Kultur.Wien betreut als Dachverband über 300 Mitgliedsvereine bei ihrer ehrenamtlichen Kulturarbeit, und diese Vereine in den Bezirken leisten Pionierarbeit. Ihr Angebot ist oft der Einstieg in das kulturelle Leben für viele Menschen in dieser Stadt.
Ein weiteres Highlight, das ich hier hervorheben möchte, ist „Wir sind Wien“-Festival. Diese Gruppierung wirkt jetzt bereits seit über 15 Jahren als kulturelle Nahversorgerin in allen 23 Wiener Bezirken. Die Menschen werden dazu eingeladen, im Park bei einer Lesung zu verweilen oder bereits am frühen Morgen vor der Arbeit ein klassisches Konzert zu genießen. Und auch die Bezirksfestwochen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Kultur in jedem Grätzl in Wien spürbar ist.
Das Projekt SHIFT zeigt, wie Kunst zukunftsweisend und integrativ sein kann. Ich durfte heuer beim Brachiale Festival dabei sein, und ich habe es besonders schön gefunden, dass Kunst an diesem Ort, dem Zukunftshof in Rothneusiedl, stattgefunden hat. Zum einen war Kunst nämlich schon immer zukunftsweisend, nach vorne blickend mit dem Versuch, Vergangenes zu verstehen oder zu erklären. Und zum anderen beginnt hier bald die Zukunft für viele Wienerinnen und Wiener. Aus Brachliegendem wird genutzter Wohnraum, aus Wiesen ein Zuhause. Rothneusiedl ist nun nicht gerade im Zentrum Wiens, doch Kultur ist überall. Veranstaltungen und Festivals sollten nicht nur im Zentrum stattfinden, sondern bis an den Stadtrand getragen werden.
Kunst prägt täglich unseren Weg durch die Stadt, ob bewusst oder unbewusst, egal, ob es sich um Lichtinstallationen, Toninstallationen oder Skulpturen im öffentlichen Raum handelt. Die Arbeit von KÖR, Kunst im öffentlichen Raum, schafft nicht nur Dekor, sondern kann mehr, als nur unsere Stadt zu behübschen. Die Kunst erinnert uns an unsere Geschichte, hilft uns, unsere kollektive Erinnerung zu bewahren, fordert uns zum Nachdenken heraus und bringt uns dazu, uns mit den Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Kunst im öffentlichen Raum ist sozusagen ein Spiegel unserer Gesellschaft, der uns immer wieder vor Augen führt, wer wir sind und wohin wir gehen.
Mit 2024 hat das Programm „Curators in Residence“ für Wiener KuratorInnen begonnen, was mit einem dreimonatigen Aufenthalt der KuratorInnen in New York und in Chisinau in Moldawien verbunden war. Ebenfalls 2024 wird es eine neue KÖR-Publikation sowie ein erweitertes Vermittlungs- und Begleitprogramm geben. Ein besonders tolles Projekt der KÖR im letzten Jahr war der Jubiläumsbrunnen WirWasser in Favoriten, der von KünstlerInnen des Kollektivs Gelatin ressortübergreifend gemeinsam mit dem Ressort Klima und Umwelt gestaltet worden ist. Überhaupt arbeitet KÖR, was besonders schön ist, ressortübergreifend mit den Geschäftsgruppen Wohnen und Stadtplanung zusammen.
Herr Kollege Eppinger! Wir hören tatsächlich zu, jeden Tag, und müssen das nicht plakatieren. (GR Peter L. Eppinger: Ich höre auch zu!)
Wie meine Kollegin Ewa Samel schon gesagt hat: Der Beweis ist, dass wir jedes Jahr zur liebenswertesten und lebenswertesten Stadt der Welt gewählt werden.
Sowohl Kunst als auch Demokratie leben von Akzeptanz und Offenheit. Kulturelle Vielfalt und Teilhabe sind nicht nur Werte, die wir hochhalten, sondern auch konkrete Ziele. Ich möchte meinen Dank an alle Personen aussprechen, die im Kulturbereich tätig sind, insbesondere an die MitarbeiterInnen der Kulturabteilung und natürlich auch an unsere Kulturstadträtin, die mit ganz viel Mut unsere kulturpolitischen Visionen vorantreibt, denn
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