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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 20.09.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 22

 

die meisten Tropennächte in der Innenstadt erlebt, und vor diesem Hintergrund war es uns wichtig, dass wir aus unserer Sicht nötige Maßnahmen setzen, nämlich dass wir mehr tun müssen, um Wien klimafit zu machen und an die Klimakrise anzupassen.

 

Dann ist uns leider Gottes ein anderer Anlass gegeben worden, dass wir über die Folgen der Klimakrise reden müssen. Nach der Hitze kam nämlich die Flut, und wir haben vergangenes Wochenende Extremereignisse erlebt, wie sie in Österreich und zum Teil auch in Wien noch nie der Fall waren. Lassen Sie mich zu Beginn auch noch kurz sagen: Vielleicht ist das dessen geschuldet, dass ich in der Nähe vom Wienfluss wohne, vielleicht ist das deshalb, weil ich in Hütteldorf wohne, wo im 14. Bezirk auch Menschen evakuiert werden mussten, wo Häuser überschwemmt wurden. Wien ist mit einem blauen Auge davongekommen, aber das hilft den Menschen, die in der Ludwiggasse im 14. Bezirk wohnen, relativ wenig, die versuchen, mit Bürsten, mit Hochdruckreinigern ihr Hab und Gut wieder sauber zu bringen, die versuchen, ihre Keller wieder sauber zu bringen, die irgendwie schauen müssen, dass sie bis zur Heizsaison wieder eine Warmwasser- und Heizungsanlage in ihre Keller bekommen. Sie können sich vorstellen, dass es gerade nicht einfach ist, nicht nur finanziell nicht einfach ist, sondern einfach praktisch sehr schwierig ist, jetzt einen Installateur zu finden, der sich das anschaut. Das sind also alles keine einfachen Fragen, und hier stehen jetzt natürlich das Aufräumen und die Hilfe im Vordergrund.

 

Vor dem Eindruck dieses Hochwassers: Ich bin am Wienfluss gestanden, als die Westausfahrt gesperrt wurde. Ich bin in Hütteldorf gestanden, da war die Westausfahrt mit dem Auto gesperrt, die Westeinfahrt war mit dem Auto gesperrt, die U4 war gesperrt, die Schnellbahn ist nicht gefahren. De facto hast du eigentlich aus Hütteldorf nicht wegkommen können. Da merkt man, wie uns die Klimakrise betrifft. Das eine ist die Mobilität, das andere sind die Häuser, und nicht zuletzt haben wir natürlich auch - zum Glück nicht in Wien - in Österreich fünf Tote zu beklagen gehabt.

 

Vor diesem Hintergrund muss ich gestehen, dass mir die Debatte hier heute - ich finde es sehr gut, dass es nicht so ein Hickhack ist - doch zu wenig engagiert ist. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, aber es hat nicht viel gefehlt und wir hätten das Wasser in der U4 gehabt. Es ist gut, dass in der Vergangenheit vieles passiert ist, sodass wir mit diesem blauen Auge davongekommen sind, aber - wir alle, hätte ich schon fast jetzt gesagt - wir alle außer der FPÖ wissen, dass das nicht das letzte Hochwasser gewesen sein wird und dass es uns auch blühen kann - möge es nicht passieren -, dass es noch schlimmer wird.

 

Die Renaturierungsbecken waren gut und richtig, aber sie waren voll, und es ist über eine längere Zeit alles Wasser ungehindert durch Wien geflossen, und wir hatten keine Möglichkeit mehr, etwas zu machen. Vor diesem Hintergrund ist es mir schon wichtig zu betonen: Ja, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, aber wir müssen jetzt alles dafür tun, damit wir auch beim nächsten Mal wieder mit einem blauen Auge davonkommen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Was trägt auch dazu bei, dass man mit einem blauen Auge davonkommt? Das haben, glaube ich, jetzt alle gesagt, aber es ist mir auch wichtig zu sagen: Tatsächlich Danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien, den Einsatzkräften und auch Danke den Freiwilligen. Auch jetzt sind im 14. Bezirk Freiwillige unterwegs und helfen den Menschen dort, die evakuiert wurden, deren Häuser, deren Keller überflutet wurden. Danke für dieses Zusammenhelfen und für dieses engagierte, tagelange Arbeiten und Werken, das den Menschen hilft und das Schlimmeres verhindert.

 

Wir sind jetzt beim Zusammenräumen und beim Wiederaufbauen, und das steht jetzt natürlich im Vordergrund. Ich habe mir gestern unter anderem die Retentionsbecken angeschaut, ich habe mir aber auch das Wienflussbecken angeschaut. Ja, da muss aufgeräumt werden. Dann ist es mir aber sehr wichtig, dass wir nicht vergessen, was passiert ist, und dass wir die nötigen Schlüsse daraus ziehen. Da möchte ich schon auf meine VorrednerInnen und auf die Parteien zu sprechen kommen.

 

Ich habe mir die Rede vom Kollegen von der FPÖ angehört, einer Partei, die nicht nur die Klimakrise verleugnet, in Wirklichkeit aber eine Untergangserzählung hat. Sie sagen, den menschengemachten Klimawandel gibt es nicht, diese Überschwemmungen sind sozusagen gottgegeben und wir können nichts dagegen tun. Das wäre ja eigentlich eine furchtbare Nachricht, wenn die Nachricht ist, es wird immer schlimmer, und wir können nichts dagegen tun.

 

Faktum ist: In der Lebenszeit meiner Mutter, die ist 1955 geboren, sind diese intensiven Regenereignisse um 20 Prozent schlimmer geworden - nur in dieser Lebenszeit. Es wird immer stärker. Die gute Nachricht ist aber, wir können etwas dagegen tun, weil diese Ereignisse deshalb beschleunigt werden, weil es die menschengemachte Klimakrise gibt. Wir können das aber auch wieder stoppen, wir können dafür sorgen, dass sie eingedämmt wird, dass es nicht schlimmer wird und dass wir uns noch anpassen können, denn ich glaube, eines ist vollkommen klar: Wenn es immer so weiter und weiter geht, werden irgendwann die Dämme und Mauern auch nicht mehr reichen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ. - Wenn Sie sich mit dem Kopf im Sand zu schützen versuchen, fürchte ich auch, der Kopf wird im Sand ertrinken, und es wird uns hoffentlich alles nicht bevorstehen, weil Sie nicht an die Macht kommen.

 

Zur Kollegin von den NEOS möchte ich nur eines kurz sagen, weil Sie hier von Erfolgen sprechen und dass sich zum ersten Mal etwas beim Modal-Split, beim wichtigen Klimaschutz tut: Leider Gottes ist es halt nicht so, dass sich etwas tut. Entgegen dem Bundestrend gibt es in Wien keine Reduktion vom Autoverkehr, und das sollte eigentlich eine schlechte Nachricht sein.

 

Ich möchte jetzt zu den Anträgen kommen. Wir haben uns überlegt, was angesichts dieser Situation zu tun ist. Wir wollten natürlich zuerst über den Hitzesommer reden. Ich glaube, das werden wir zu einer anderen Gelegenheit

 

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