Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 59. Sitzung vom 23. Oktober 2024 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-1259274-2024-KSP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-1264983-2024-KFP/GM) S. 6 3. Anfrage (FSP-1403476-2024-KNE/GM) entfällt S. 8 4. Anfrage (FSP-1403426-2024-KGR/GM) S. 8 5. Anfrage (FSP-1407927-2024-KVP/GM) S. 10 6. Anfrage (FSP-1402842-2024-KSP/GM) S. 14 3. AST-1418104-2024-KVP/AG; ASTTH- 1423225-2024-KVP/AGTH: Aktuelle Stunde zum Thema "Kultur für alle, statt für den linken Freundeskreis! Wien subventioniert sich ins Abseits." Rednerinnen bzw. Redner: GR Peter L. Eppinger S. 16 GR Stefan Berger S. 18 GR Thomas Weber S. 19 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 20 GR Dr. Gerhard Schmid S. 21 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 21 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 22 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 23 GRin Mag. Laura Sachslehner, BA S. 24 GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 25 4. Mitteilung des Einlaufs S. 26 5. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 26 6. Umstellung der Tagesordnung S. 26 7. 1241442-2024-GFW; MA 5, P 1: Wiener Public Corporate Governance Kodex (WPCGK) Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 26 Rednerinnen bzw. Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 26 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 27 GR David Ellensohn S. 28 GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM S. 29 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 31 GR Markus Ornig, MBA S. 33 GR Markus Gstöttner, MSc S. 35 GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 36 Abstimmung S. 37 8. 1267953-2024-GFW; MA 5, P 4: Förderangebot an den Verein Männerbe- ratung Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 37 Rednerin bzw. Redner: GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 37 GR David Ellensohn S. 38 GRin Silvia Janoch S. 39 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 40 Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 40 Abstimmung S. 41 9. 1331950-2024-GFW; MA 5, P 5: Nachträgliche Genehmigung einer Verfü- gung nach § 98 (1) WStV betreffend För- derungen zur Behebung von Katastro- phenschäden Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 41 Redner: GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 41 Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 42 Abstimmung S. 42 10. Ordnungsruf an GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 41 11. 1277404-2024-GFW; MA 5, P 7: Richtlinienentwurf "Wiener Medieninitiative - Medienprojekt/22+" Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA S. 43 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 43 GR Prof. Rudolf Kaske S. 43 Abstimmung S. 44 12. 1166210-2024-GBI; MA 17, P 8: Verein Hemayat; Förderung Abstimmung S. 44 13. 1194869-2024-GBI; MA 56, P 9: 1) Erweiterung einer allgemein bildenden Pflichtschule GTVS und OMS in 11., Florian-Hedorfer-Straße 20-26 2) Übernahme von Projektmanagement- leistungen durch die WIP - Wiener Infra- struktur Projekt GmbH Berichterstatter GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 44 Rednerinnen: GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 44 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 47 Abstimmung S. 48 14. 1195017-2024-GBI; MA 56, P 10: Adaptierung des ehemaligen Kindergar- tens als öffentliche Pflichtschule in 10., Laimäckergasse 18 Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 48 Rednerin bzw. Redner: GR Harald Zierfuß S. 48 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 49 GR Harald Zierfuß S. 52 Abstimmung S. 52 15. 1160684-2024-GBI; MA 11, P 11: Verein DERAD; Förderung Abstimmung S. 53 16. 1200114-2024-GBI; MA 13, P 12: Förderung von Einrichtungen der Erwach- senenbildung und von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche Abstimmung S. 53 17. 1224106-2024-GBI; MA 13, P 13: Verein wienXtra; Förderung Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 53 Rednerin bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 53 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 54 GR Benjamin Schulz S. 54 GR Maximilian Krauss, MA S. 55 Abstimmung S. 56 18. 1232360-2024-GBI; MA 13, P 14: Förderungen von Projekten der Wiener Mutmillion Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 56 Rednerinnen bzw. Redner: GR Harald Zierfuß S. 56 GRin Mag. Stefanie Vasold S. 56 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 57 Abstimmung S. 58 19. 1233037-2024-GGI; MA 45, P 27: Vorhaben Freizeitpark Mühlschüttel Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer S. 58 Rednerinnen bzw. Redner: GR Wolfgang Irschik S. 59 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 59 GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS S. 60 GR Wolfgang Irschik S. 61 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 61 Abstimmung S. 62 20. 1191445-2024-GGI; MD-OS, P 28: Digitale Agenda 2030 der Stadt Wien Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 62 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 62 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 64 GR Jörg Neumayer, MA S. 65 Abstimmung S. 66 21. 717643-2024-GGK; MA 22, P 29: Förderrichtlinie und -programm "Kleinvor- haben für Klima und Umwelt" Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer S. 66 Rednerin bzw. Redner: GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 66 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 66 Abstimmung S. 67 22. 1094760-2024-GGK; MA 48, P 30: Vorhaben Errichtung eines Mistplatzes in 16., Kendlerstraße Abstimmung S. 67 23. 1264619-2024-GGK; MA 62, P 32: Bericht über die im 1. Halbjahr 2024 ab- schließend behandelten Petitionen Berichterstatter GR Mag. Marcus Schober S. 67 Rednerinnen bzw. Redner: GR Wolfgang Kieslich S. 67 GR Thomas Weber S. 68 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 69 GR Dr. Josef Mantl, MA S. 71 GRin Mag. Andrea Mautz S. 71 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 72 GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 73 Abstimmung S. 73 24. 498177-2024-GGK; MA 22, P 34: Verein Die Tafel Österreich; Förderung Abstimmung S. 73 25. 1030521-2024-GGK; MA 22, P 36: Verein Gartenpolylog; Förderung Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer S. 73 Rednerinnen: GRin Dr. Jennifer Kickert S. 74 GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 74 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 75 Abstimmung S. 75 26. 1238487-2024-GKU; MA 7, P 37: Kunst- und Kulturverein "SOHO IN OTTA- KRING"; Förderung Abstimmung S. 75 27. 1206887-2024-GKU; MA 7, P 38: Verein Wiener Symphoniker; Nachtrags- förderung Abstimmung S. 75 28. 1222007-2024-GKU; MA 7, P 39: Johann.Strauss-Festjahr2025 GmbH; Erhöhung der Förderung Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 76 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 76 GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 77 GR Dr. Gerhard Schmid S. 78 Abstimmung S. 78 29. 1207227-2024-GKU; MA 7, P 40: Förderung von Institutionen im Bereich darstellende Kunst Abstimmung S. 79 30. 1305627-2024-GWS; WRW, P 23: Preisdämpfung für Mieten in Gemeinde- bauten Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 79 Redner: GR Mag. Dietbert Kowarik S. 79 GR Georg Prack, BA S. 79 GR Dr. Peter Sittler S. 80 GR Georg Niedermühlbichler S. 81 Abstimmung S. 81 31. 1285740-2024-GGS; MA 70, P 16: 1) Gebührenschuldnererklärung 2024 2) Festsetzung der Gebühren gemäß § 30 (4) Wiener Rettungs- und Krankentrans- portgesetz Abstimmung S. 81 32. 1229584-2024-GGS; MA 51, P 18: Special Olympics Österreich, Behinderten- sportverein; Förderung Abstimmung S. 82 (Beginn um 9.02 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf bitten, die Plätze einzunehmen. Die 59. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Ganztägig verhindert: Amtsf. StR KommR Peter Hanke, GR Dipl.-Ing. Al-Rawi, GRin Anderle, GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, GR Mag. Gremel, GR Ing. Holawatsch, GRin Keri, GRin Mag. Pipal-Leixner, GR Seidl, GR Taborsky. Zeitweise verhindert: GR Mag. Auer-Stüger, GR Berger, GR Dr. Gorlitzer, GRin Janoch, GR Mag. Juraczka, GRin Klika, GR Neumayer, GR Dr. Sittler, GR Stark und GRin Mag. Wieninger. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-1259274-2024-KSP/GM) wurde von Herrn GR Niedermühlbichler gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. (Sehr geehrte Frau Stadträtin! Bald feiert das neue Wien Museum seinen ersten Geburtstag. Mit dem Gratiseintritt in die Dauerausstellung hat die Stadt Wien ein wichtiges Zeichen für Zugänglichkeit und Leistbarkeit von Kunst und Kultur gesetzt. Was ist die erste Bilanz dieses Schrittes und haben sich die Hoffnungen erfüllt, mehr und neue BesucherInnen zu gewinnen?) In dieser Anfrage geht es um den Gratiseintritt in die Dauerausstellung Wien Museum, eine Bilanz. Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin, und bitte um Beantwortung! Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Einen guten Morgen Ihnen allen hier live im Gemeinderatssitzungssaal, aber auch via Screen! Die 1. Anfrage bezieht sich auf den kommenden 1. Geburtstag des Wien Museum und auf den Gratiseintritt in die Dauerausstellung und die Zugänglichkeit und Leistbarkeit von Kunst und Kultur und die 1. Bilanz dazu. Ich kann Ihnen sagen, sehr geehrter Herr Gemeinderat, ich freue mich, sagen zu können, dass die Erwartungen, die wir mit diesem neu eröffneten Wien Museum gehabt haben, sich in allen Bereichen eigentlich übertroffen haben. Wir haben durch dieses neu eröffnete Wien Museum, das, wie Sie ja wissen, im Zeitrahmen gebaut wurde - in schwierigen Zeiten, in krisenbehafteten Zeiten -, aber auch im budgetären Rahmen, ohne Abwurfpakete. Wir haben seit der Eröffnung vor einem Jahr am 6. Dezember mehr als eine halbe Million BesucherInnen in dieses Haus locken können. BesucherInnen vor allem aus Wien - Wienerinnen und Wiener, Schulklassen -, aber natürlich ist es auch zu einem wirklichen Tourismus-Hot-Spot innerhalb Wiens geworden. Die durchschnittliche Besucherzahl davor, also im noch nicht renovierten Museum, betrug jährlich 130.000 Besucher. Das heißt, wir haben eine Verfünf- fachung der BesucherInnenzahl. Das ist natürlich auch ganz stark diesem Gratiseintritt in die Dauerausstellung ge- schuldet, dieser großartigen Architektur und völlig neu erarbeiteten Vermittlungsformaten. Die Dauerausstellung wurde über siebeneinhalb Jahre mit Expertinnen und Experten der Stadt und internationalen Experten entwickelt, sodass wir aus zeitgenössischer Sicht Geschichte begreifen können. Es gibt aber auch, und das ist wirklich einzigartig, ein völlig neu aufgestelltes Team der Kunstvermittlung, ein inklusives Kulturvermittlungsange- bot. Es wurden auch Expertinnen und Experten mit einbezogen für inklusive Zugänge, also auch Brailleschrift, Dinge, die haptisch erfahrbar sind, eben auch für Menschen, die nicht sehen können, damit diese auch an diesem Museum teilhaben können. Diese vielen Vermittlungsformate machen auch Schule im wahrsten Sinne des Wortes. Sie richten sich nicht nur an Kinder, Schulklassen, Jugendliche, sie sind auch für "disabled communities" da, auch für eine ältere Generation von Besucherinnen und Besuchern - das ist ganz, ganz wichtig. Auch diese Angebote werden kostenfrei angeboten. Das wird sozusagen mit Freude wahrgenommen und garantiert nicht nur von einer linken Freundeskreisblase. Das ist ein breites Publikum, das da Zutritt hat. Besonderer Fokus ist natürlich auf Kinder und Jugendliche gelegt, das ist ganz klar, weil Stadtgeschichte und das, was wir als Kultur aus unserer Geschichte tradieren wollen, dargestellt wird. Es ist ein kritischer Umgang mit Ge- schichte, die nicht nur eine Herrschaftsgeschichte ist, sondern wir müssen auch erkennen, wer denn diese Stadt auch aufgebaut hat, aus welchen Teilen der ehemaligen Kronländer denn die Arbeiterinnen und Arbeiter kamen. All das wird in einem sehr sozialen Sinn dargestellt. Es ist eine Bildungseinrichtung, das ist ganz wichtig. Es gibt darüber hinaus auch eine Fülle von Formaten, von Gesprächen, Workshops, auch von Wiener Vorlesungen, die dort schon stattgefunden haben, die jedes Mal proppevoll sind, dieser Veranstaltungssaal wird weidlich ausgenutzt. Was auch ein großes Plus ist: Dieses neue Kulturdenkmal in Wien ist nachhaltig gebaut worden, Nachhaltigkeit ist also ein großes Thema. Wir sind auch da ein internationales Leuchtbild. Das freut mich sehr. Es gehören eben auch Geothermiesonden zur Wärme- und Kälteerzeugung dazu, die Photovoltaikanlagen am Dach - all das ist ein großes Paket, und die internationale Wirksamkeit ist gegeben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Wir kommen zur 1. Zusatzfrage. Sie kommt von der SPÖ. GR Niedermühlbichler, bitte. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Frau Stadträtin, vielen Dank für die Beantwortung! Die Wienerinnen und Wiener lieben ihr Wien Museum, das zeigt ja auch die großartige Besucherzahl. Was mich interessieren würde: Wie war das internationale Echo auf das Wien Museum, auf das Programm, aber vor allem auch auf den Gratiseintritt? Und: Was trägt das Wien Museum zum positiven Image unserer Stadt international bei? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, ich muss sagen, die internationale Berichterstattung ist einfach bril- lant und glänzend. Die "FAZ" sprach von einer "Wunderkammer am Karlsplatz", die "Süddeutsche Zeitung" hat auf- gemacht mit dem Titel: "Dies ist ein Wunder", was in Wien passiert. Höhepunkt war die Empfehlung der "New York Times" in der Auflistung "52 Places to Go in 2024", in der wirklich weltweit bestimmte Höhepunkte herausgegriffen wurden. Für Wien stand eben das Wien Museum. Das spürt man auch in dem großen Zuspruch von Touristinnen und Touristen, die in diese Stadt kommen. Die Fachwelt schaut also auf dieses Museum. Der Pressespiegel insgesamt ist ungefähr so (mit der rechten Hand ungefähr die Höhe eines halben Meters andeutend), ich habe ihn jetzt nicht mitge- bracht, aber auch der internationale ist wirklich ein Brocken. Das hat also geklappt. Wien ist wirklich um ein ganz zentrales Kulturdenkmal mitten in der Stadt reicher geworden. Das ist ein geglücktes Projekt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich möchte tatsächlich in die vorige Fragestellung insofern einstimmen, als dass das Wien Museum tatsächlich gewissermaßen ein Wunder ist. Das Wien Museum ist von seiner Projektierung her sowohl zeitlich als auch finanziell eingehalten worden, und ja, das ist im Umfeld der Stadt Wien tatsächlich ein Wunder, wenn ich mir die Zeit ansehe, die ich hier mittlerweile in diesem Haus tätig bin. Das werden nächstes Jahr auch schon zehn Jahre, und ja, da genü- gen jetzt auch keine Entschuldigungen wie Corona, Inflation oder sonst irgendetwas, das war zuvor auch schon so. Dahin gehend ist das Wien Museum tatsächlich eine Ausnahmeerscheinung. Das betrifft nicht nur den Kulturbereich, wenn ich mir die Renovierung und Erhaltung unterschiedlicher Institutionen anschaue, sondern auch andere Ge- schäftsbereiche - beim Thema Gesundheit kosten Krankenhäuser dann doppelt so viel, werden ein halbes Jahrzehnt später eröffnet und diverse andere Dinge. - So viel dazu. Was mich interessieren würde, wäre Folgendes: Ebenfalls im Bereich des Wien Museums angesiedelt ist ja die Stabsstelle der Wiener Bezirksmuseen, die in Zusammenarbeit mit dem Verein der Wiener Bezirksmuseen bei der Sammlungspflege, bei der elektronischen Verarbeitung, Digitalisierung, und so weiter, und so fort unterstützt. Wir haben hier im Gemeinderat ja auch ein relativ großzügiges - sagen wir einmal so - finanzielles Paket beschlossen, dies auch einstimmig, wenn ich mich richtig erinnere. Ich hätte jetzt gerne von Ihnen einen Überblick, wie da aktuell der Stand der Dinge ist, ob es da auch irgendwelche zeitlichen Horizonte gibt, bis beispielsweise die digitale Erfas- sung von Objekten, und so weiter, und so fort abgeschlossen ist. Das würde mich interessieren. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Herr GR Berger. Ich glaube, da ist uns unglaublich viel ge- glückt, und das ist aber ein Prozess, der anhält. Was ist uns geglückt? Erstens einmal haben wir es geschafft, diesem Thema 1 Million EUR pro Jahr zur Verfügung zu stellen. Wir haben eine Stabsstelle im Wien Museum eingerichtet und haben im Museumsgesetz auch verankert - was ganz wichtig war, das gab es in früheren Zeiten einmal -, dass eben die Objekte, die in den Wiener Bezirksmuseen sind - es sei denn, sie sind wirklich privat gestiftet oder geschenkt worden -, insgesamt Objekte der Sammlung der Stadt Wien sind. Das ist ein wichtiger Punkt, weil das eben nicht das private Wohnzimmer von Einzelnen ist. Wir haben es geschafft - Sie wissen es ja vielleicht, es gibt eine Vereinsstruktur, die ARGE der Bezirksmuseen, die sich als wirklich autonome Partner empfinden -, wir haben über die letzten Jahre einen guten Dialog entwickelt, um zu dieser Struktur zu kommen, damit es eben auch eine wissenschaftliche Begleitung oder Expertise geben kann, die auch unterstützend ist, weil die wunderbaren, engagierten Menschen, die sich oft 10, 20, 30 Jahre freiwillig, in ihrer Freizeit wirklich darum gekümmert haben, ja, auch immer wieder kuratorische Expertise oder auch Expertise darüber brauchen, wie denn Dinge auch adäquat aufbewahrt werden, damit den Objekten kein Schaden zugefügt wird. Wir haben diese Bezirksmuseen-Reloaded-Initiative gestartet, wo wir sukzessive - und das braucht auch Zeit - mit jungen Kuratoren und Kuratorinnen und einzelnen Bezirksmuseen an der Dauerausstellung arbeiten oder speziel- le Themen entwickeln. Zuletzt war ich, das kann ich Ihnen empfehlen, im 20. Bezirk, in der Brigittenau, wo es um die Donau und die Geschichte der Donau in dem Bereich gegangen ist. Das ist eine phantastisch schöne Ausstellung - große Empfehlung! Wir haben mit dem Tröpferlbad im 4. Bezirk angefangen, im 8. Bezirk haben wir auch schon eine Dauerausstel- lung gemacht, also das geschieht sukzessive. Da braucht es natürlich auch immer die jeweilige Bereitschaft der Mu- seumsleiterInnen, ihre Türen zu öffnen und zu sagen: Komm, wir machen etwas gemeinsam! Das ist eine hochgradig diplomatische Aufgabe, würde ich sagen, aber mittlerweile ist es so gut angekommen, dass diese Verbindung eine gute ist und sie unterstützt werden. Sie können bei der Stabsstelle auch Anträge einbringen, um für besondere, eige- ne Ideen auch noch Gelder zu bekommen. Das hat jetzt aber alles eine andere Ordnung, und wir arbeiten auch per- manent und sukzessive an der Zugänglichmachung, weil die ja in ganz unterschiedlichen Häusern untergebracht sind, unterschiedliche Mietverhältnisse haben. Das ist ein Thema, das wissen wir, das haben wir aber auch sofort angegriffen. Wir versuchen, dass das sukzes- sive für alle zugänglich gemacht wird. Das ist nicht immer einfach, da muss man auch viel Geld in die Hand nehmen. Wir müssen schauen, wem das Haus gehört, in welcher Eigentümerschaft das ist, und gehen einen Schritt nach dem anderen, aber es ist durch die Stabsstelle dafür gesorgt, dass das auch konsequent weiterbearbeitet wird. Ebenso die Digitalisierung: Auch das ist ein großer Schritt, den wir in der Zukunft gehen müssen, dass sukzessive auch die Bestände der jeweiligen Bezirksmuseen digitalisiert werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von NEOS. GR Weber, bitte. GR Thomas Weber (NEOS): Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für die Ausführungen soweit. Oktober ist ja bekannterweise auch der Monat der Seniorinnen und Senioren. Welche Initiativen gibt es da aus dem Wien Museum beziehungsweise aus der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, um die kulturelle Teilhabe jener Menschen zu ermöglichen, die oft in ihrer Mobilität eingeschränkt sind? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, danke für den Hinweis. Der Oktober wird in meiner Vita immer mehr an Bedeutung gewinnen, glaube ich. Ganz im egozentrischen Sinne gesagt, freue ich mich, dass es hier wahnsinnig viele Initiativen gibt, SeniorInnen auch aktiv einzubinden, also sie nicht nur zu bespaßen, sondern sie auch aktiv in die Vermittlung hineinzunehmen. Ein Role Model ist zum Beispiel das British Museum, wo SeniorInnen in ihrer Freizeit einzelne Abteilungen erklären, sich zu eigen machen, dadurch Kontakt mit einer nächsten Generation haben. Das ist das Modell, das hier auch schon vorgelebt wird. Das "Wien Museum aus der Ferne" ist zum Beispiel eine Initiative für all jene, die sich gar nicht mehr wegbewegen können. Man muss auch sagen, entstanden ist es in der Corona-Zeit in vielen Phasen, als es überhaupt nicht möglich war, ein Museum zu besuchen. Daher liegt ein großes Augenmerk darauf, was wir mit den Menschen jeglichen Alters machen, die immobil sind. Es gibt daher das "Wien Museum aus der Ferne". Mittels Übertragung auf eine große Leinwand können eben gezielt BewohnerInnen in den "Häusern zum Leben" auch Veranstaltungen miterleben, Führungen miterleben. Da gibt es eine große Achse zu den "Häusern zum Leben", die jetzt schon Fahrt aufgenommen hat. Dann gibt es natürlich auch Gesprächskreise. Das Museum lädt zum Erzählen in das Atelier ein, und es gibt bis zu 25 Personen pro Gesprächsgruppe, in der auch die eigenen Geschichten, die persönlichen Geschichten, die man mit der Stadt hat, auch wieder einander vermittelt werden können. Auch das ist Stadtgeschichte, Geschichte der vielen Menschen, die in dieser Stadt leben. Für Menschen mit einem ruhigeren Tempo - das ist auch etwas, das ich lernen muss - gibt es das Programm "Wien Museum entschleunigt". Das richtet sich an Menschen, die gerne langsam durch das Museum gehen und mit der Besichtigung ausgewählter Objekte tiefer in die eigene Erinnerung eintauchen möchten. Diese dialogisch sinnli- chen Führungen zu wenigen ausgewählten Objekten bieten aber die Möglichkeit, vor Ort Erinnerungen an diesen Objekten entlang aufzuwecken, eben mit Menschen mit reicher Erfahrung, das fließt aber dann auch wieder bei den jungen Kuratoren ein. Es ist also wirklich interessant, was man dann erfahren kann. Es werden thematische Führungen angeboten wie "Von Liebesdingen und Freundschaftssachen" - also da muss man manchmal schon lange in Erinnerungen kramen, aber Freundschaft ist immer wichtig, auch im hohen Alter -, oder "Zimmer, Küche, Kabinett" - auch ein Thema. Und dann gibt es eine Community Gallery, in der auch eigene Geschichten ausgestellt werden können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Berner, bit- te. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Guten Tag! Wir freuen uns natürlich auch, dass es immer so gut ange- nommen wird, dass es so voll ist und man kaum eine Führung buchen kann, weil so viele Leute das sehen wollen. Das freut mich sehr für die Stadt, dass es ein tolles Museum ist. Ich möchte aber eine Frage stellen, die ein bisschen schmerzhaft ist, und dabei geht es um die Objekte der Bild- hauerin Teresa Feodorowna Ries. Sie wissen das, es gibt vor allen Dingen "Die Hexe Toilette machend in der Wal- purgisnacht" - wird publikumswirksam präsentiert, ist ein tolles Objekt, keine Frage. Ich freue mich auch, dass wir es sehen können, aber es ist ein bisschen strittig - wie man auch in den Medien ge- sehen hat -, wem dieses Objekt wirklich gehört und ob es nicht eigentlich restituiert werden müsste. Wir wissen jetzt, dass vor allen Dingen das Wien Museum selbst geprüft hat, ob das restitutionswürdig ist oder nicht. Es gibt dann die Dissertation von Valerie Habsburg, die ein bisschen andere Hintergründe herausgearbeitet hat, und ich wollte fragen: Wie ist der Stand dieser Diskussion jetzt? Bleibt das Objekt in Wien oder wie wird damit weiter vorgegangen? - Dan- ke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Sie ahnen nicht, wie wenig schmerzhaft diese Frage ist. Abgesehen davon habe ich eine dicke Haut, aber das ist überhaupt gar kein Thema, im Gegenteil, es ist eigentlich ein Beispiel dafür - und Sie haben mich ja auch darauf angesprochen, Frau Gemeinderätin -, dass wir sehr schnell als Stadt rea- giert haben und auch sofort Valerie Habsburg mit Matti Bunzl in ein Gespräch gebracht haben. Ich habe mich mit ihr und ihren MitarbeiterInnen getroffen. Wir haben auch mit dem Wien Museum lange Sitzungen gehabt, und aus denen ist erfolgt, dass die beiden zusammengearbeitet haben. Es wird auch eine Publikation geben. Es hat sich in Wohlge- fallen aufgelöst im Sinne des gemeinsamen Erarbeitens. Dass das eine schwierige Geschichte ist, ist dem wilden Lebenslauf von Feodorowna Ries geschuldet - mit unter- schiedlichen Willensbekundungen, Absichtserklärungen, die später zurückgenommen wurden. Das ist juristisch hei- kel, aber wir arbeiten da ganz transparent miteinander. Da gibt es jetzt eben auch eine zweite Prüfung, und die letzte Entscheidung wird auch noch verkündet, soviel ich weiß, wenn sie nicht schon publik gemacht wurde, das müsste ich noch einmal nachfragen. Aber insofern ist auch die Frau Habsburg sehr zufrieden mit dem Werdegang dieser Bear- beitung, auch durch das Wien Museum. Es haben sich viele Fragen gegenseitig sozusagen erschlüsselt aufgetan und wurden gelöst. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Mag. Sachslehner, bit- te. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie haben die jungen KuratorInnen, die mit den Bezirksmuseen zusammenarbeiten, ja schon angesprochen, und wenn ich richtig informiert bin, waren das letztes Jahr drei. Können Sie uns sagen, ob diese Zahl heuer gleich geblieben ist? Sind das noch immer drei? Und: An welchen Projekten arbeiten die mit den Bezirksmuseen zusammen? Vor allem auf Grund welcher Basis wird eigentlich beschlossen, welche Projekte das sind? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Frau Gemeinderätin! Meines Wissens sind es nach wie vor drei, ich müsste das aber nochmals verifizieren und nachreichen, also mir ist keine Änderung bekannt. Die Idee dahinter ist ja, dass eine junge Generation mit einer älteren Generation zusam- menarbeitet und gemeinsam ein Projekt zur Dauerausstellung oder zu Teilbereichen entwickelt. Das ist das Tolle, weil eben auch junge KuratorInnen mitbekommen, wie reich die Geschichte dieser Stadt ist und wie tief man hier sozusa- gen auch eine Archäologie betreiben kann und wie notwendig es ist, auch für nächste Generationen dieses Wissen aufzuarbeiten. Die zweite Frage war nochmals? (GRin Mag. Laura Sachslehner, BA: Welche Projekte!) - Welche Projekte. Also wir gehen in dem Tempo vor, das es eben auch braucht. Kuratieren ist ein langer Prozess: Auseinandersetzung, Begegnung, Entwicklung - das braucht Zeit. Ich meine, nicht so lange wie die Dauerausstellung, die siebeneinhalb Jahre vorbereitet wurde, aber es braucht eine gewisse Zeit, ungefähr ein Jahr, bis man zu einem Ergebnis kommt. Wer da ausgewählt ist? Da sind wir eben in einem wunderbaren Kontakt mit der ARGE Bezirksmuseen, mit Frau Brigitte Neichl. Sie ist im 15. Bezirk die Museumsleiterin und überlegt auch, welche Museen auch bereit, offen genug sind. Da geht es ja auch manchmal darum, dass man auch bestimmte Ängste abbaut. Wir zeigen immer mehr in Pro- jekten - auch im 10. Bezirk -, was für eine geglückte Beziehung das ist und dass das nicht die Jungen sind, die jetzt alles niederreißen, was da vorher war, sondern mit großem Respekt auch vor der geleisteten Arbeit schauen, wie man sensibel auch Weiterentwicklungen möglich machen kann. All das wird also mit der ARGE entschieden, ohne die ARGE machen wir da gar nichts, und auch im Dialog mit der Stabsstelle. Mittlerweile ist es so, dass der Andrang eher groß ist, also sie haben gemerkt, dass das ein guter Prozess ist, und es dauert. Wir haben, wie gesagt, als einzige Stadt der Welt 23 Bezirksmuseen, was phantastisch ist, aber wir wollen ja, dass in 40 Jahren auch wieder engagierte Menschen dastehen, und deswegen braucht es diese nächsten Nachrücker - vielleicht junge, frisch pensionierte Lehrerinnen, Lehrer oder engagierte HobbyhistorikerInnen, die sich auch da wieder einbringen, damit das eben auch weitergetragen wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-1264983-2024-KFP/GM) wurde von Herrn GR Mahdalik gestellt und ist an die Frau Amtsfüh- rende Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität gerichtet. Ich darf die Frau Stadträtin bitten und ihr guten Morgen wünschen. In dieser Anfrage geht es um das E-Scooter-Verleihsystem. (Zwei der von der Stadt angeblich bestgeprüften E-Scooter-Anbieter sind mittlerweile nicht mehr in Wien tätig, einer davon wegen gravierender Mängel nicht freiwillig. Die Billiggefährte der verbliebenen Betreiber stehen und liegen nach wie vor verkehrsbehindernd her- um und bilden insbesondere für ältere und gehbehinderte Menschen ein Sicherheitsrisiko. Zudem passieren zahlrei- che Unfälle auf Grund nicht sachgemäßer Handhabung. Die E-Scooter ersetzen zu fast 90 Prozent Wege, die sonst mit Öffis oder zu Fuß zurückgelegt worden wären. Sind Sie angesichts dieser Umstände so wie die FPÖ der Meinung, dass diese gefährlichen und in keiner Weise nachhaltigen Verleihsysteme so wie in anderen Städten verboten werden sollen?) Bitte schön. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Einen schönen guten Morgen von meiner Seite! Sehr geehrter Herr Abgeordneter, ich habe es ja schon, glaube ich, öfter angedeutet, auch ich hätte mit einem ge- nerellen Verbot überhaupt kein Problem. Ich hätte kein Problem damit, wenn wir ein solches durchführen könnten. Alle Juristen, mit denen wir uns dazu unterhalten haben, haben ganz klar gesagt: Geht aus Gründen der Dienstleis- tungsfreiheit nicht! Das ist ein sehr elementares Grundrecht, in das man nur sehr schwer, um nicht zu sagen, gar nicht, eingreifen kann. Das war ja auch der Grund, wieso wir uns in dem ganzen Procedere für eine Konzessionsver- gabe entschieden haben. Als ich das Ressort übernommen habe, war es ja bei den E-Scootern so: Jeder, der gekommen ist, hat das eigent- lich aufstellen können, und die Stadt hatte überhaupt keine Möglichkeiten, das zu steuern, zu strukturieren oder gar zu begrenzen. Der Effekt, den man gesehen hat, der ja allseits bekannt ist: Überall sind diese Fahrzeuge herumge- standen, man ist überall drüber gestolpert und sie waren ein großes Ärgernis. Ich muss sagen, ich finde, subjektiv - aber wir können es auch sozusagen anhand von Zahlen belegen - hat sich das, seit wir die Konzessionsvergabe gemacht haben, insofern gebessert, als dass in der Konzessionsvergabe vier Firmen den Zuschlag bekommen haben und wir durch diese Verträge, die wir mit denen abgeschlossen haben, jetzt die Möglichkeit haben - abgesehen vom Verwaltungsstrafrecht, also von normalen Möglichkeiten des Magistrats -, auch tatsächlich Vertragsstrafen auszusprechen, die teilweise auch recht hoch ausfallen können. Wir haben dann mit denen auch vertraglich vereinbart, dass zum Beispiel Scooter nicht auf Gehsteigen abgestellt werden dürfen, dass sie in diesen speziellen Flächen, die wir geschaffen haben, abgestellt werden müssen, und das ahnden wir auch sehr streng. Ich schaue nur gerade, wo ich da im Text die Zahlen dazu finde. - Also wir haben insgesamt seit Juni 2023 50.000 Verwaltungsstrafen verhängt, das ist schon eine ganz schöne Menge. Zu Spitzenzeiten im Oktober 2023 waren es noch 7.000 Strafen, mittlerweile beläuft sich die Zahl nur mehr auf 1.000 Strafen. Das heißt, die Strafen zeigen Wir- kung. Es gibt einen positiven Effekt, nämlich dass das nach unten geht. Sie haben es ja selber schon in der Anfrage gesagt, es sind auch zwei Betreiber ausgeschieden, weil die einfach die Bedingungen, die für uns essenziell waren, nicht erfüllt haben - zum Beispiel, einen Ansprechpartner mit österrei- chischer Meldeadresse zu haben. Das haben wir nämlich vorgesehen, weil in der Vergangenheit die Beamten sehr intensiv damit beschäftigt waren, irgendwen, der zuständig ist, in Übersee aufzutreiben. Deswegen haben wir von Anfang an gesagt: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, und wird dieser nicht erfüllt, ist eine sofortige Kündigung mög- lich. - Diesen Passus haben wir auch genutzt. Das führt jetzt zu der, wie ich finde, komfortablen Situation, dass wir jetzt noch zwei Betreiber haben, die sich offensichtlich deutlich mehr bemühen, als das im Vorfeld der Fall war, und wo es klare Regelungen gibt. Aber, und das ist für mich der große Vorteil, der Markt ist jetzt geschlossen. Das heißt, es kann nicht irgendwer kommen und sagen: Puuh, Wien finde ich jetzt auch nett, da möchte ich auch ein paar Roller aufstellen! - Das geht jetzt nicht mehr. Das haben wir mit dem Konzessionsverfahren ausgeschlossen. Ich glaube also, dass wir unter den rechtlichen Rahmenbedingungen jetzt eigentlich versucht haben, das Beste zu erreichen und auch schon ganz gute Erfolge insofern eingefahren haben, als dass ich auch sehe, dass die Beschwerden zu den E- Scootern auch bei mir wirklich rückläufig sind. Das heißt, man sieht eine Verbesserung der Situation. Sind wir dort, wo ich hin wollte? Nein, noch nicht, aber wir sind auf einem sehr guten Weg dazu. Ich würde sagen, 80 Prozent des Weges haben wir geschafft, indem wir auch wirklich das Ganze hier extrem konsequent und streng vollzogen haben. Mir ist das wichtig, dass man, wenn man Vereinbarungen abschließt, diese auch einhält und die Einhaltung einfordert, weil man sonst einfach nicht ernst genommen wird. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Mahdalik, bitte. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Vielen Dank für die Antwort! Sie haben recht, es ist besser geworden. Von leiwand sind wir noch ein Stückerl ent- fernt, das haben Sie auch festgehalten. In anderen europäischen Großstädten wurden zumindest partielle Fahrverbo- te verhängt, also vielleicht gibt es dort andere rechtliche Voraussetzungen, aber es vollzieht sich alles nach EU-Recht. Aber wenn Sie und der Vorsitzende mir nicht böse sind, würde ich gerne die Zusatzfrage zu einem aktuelleren Thema stellen. Wenn ich keine Antwort kriege, dann werde ich es auch akzeptieren und werde nicht böse sein: Die SPÖ wird ja demnächst in Sondierungs- und vielleicht in Regierungsverhandlungen eintreten, und ein ganz wichtiges Projekt für die Stadt Wien und für die Ostregion mit 2,9 Millionen Einwohnern ist die Nordostumfahrung. Der Lücken- schluss zwischen Schwechat und ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Lieber Toni, also ... GR Anton Mahdalik (fortsetzend): Ich stelle jetzt die Frage und wenn ich keine Antwort kriege, dann kriege ich sie nicht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Ich kann die Frage nicht zulassen (GR Stefan Berger: Hat das nichts mit Verkehr zu tun?), es geht um das E-Scooter-Verleihsystem und nicht um die allgemeine Verkehrsdis- kussion, bitte. Du hast die Frage zu den E-Scootern eingebracht, darum stelle auch eine Zusatzfrage zu den E- Scootern, bitte! Auf der Nordostumfahrung kann man sicher nicht damit fahren. GR Anton Mahdalik (fortsetzend): Gut, die Frau Stadträtin wäre nicht so fad gewesen, aber du anscheinend als Bezirkskollege! Frau Stadträtin, werden Sie sich in anderen europäischen Großstädten erkundigen, wie die das recht- lich geschafft haben, dass diese Verleihsysteme verboten werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich bin Ihnen einen Schritt voraus, weil ehrlich, das war das Erste, was ich gesagt habe: Ich will wissen, wie die das in Paris machen. Zufällig waren wir dort, haben uns zwei Tage lang ein paar Verkehrsprojekte angesehen, und die Pariser waren recht ehrlich, die haben gesagt: Nein, es gibt eh keine Möglichkeit, das zu verbieten. Sie werden auch keine Verordnung oder so etwas finden, die haben ein informelles Abkommen mit den Betreibern abgeschlos- sen. Es ist jetzt nicht offiziell im Austausch dafür, aber es gibt dafür einige Räder, eine Radflotte, und die haben dafür keine Scooter dort. Jetzt kann man sich fragen, ob das besser oder schlechter ist, weil ein "Free floating"-Radsystem aus meiner Sicht noch schlechter ist als ein "Free floating"-Scootersystem. Dann stehen nämlich überall nicht die Scooter herum, sondern die Räder, die noch dazu wesentlich größer sind. So war jetzt aber mein Eindruck, dass sie das geschafft haben. Sie haben mir aber auch gesagt, sie haben ... Ich habe gesagt: Gebt mir eine Verordnung, wie habt ihr das verboten? Das gibt es dort nicht. Ich möchte vielleicht nur ergänzen, dass wir mit unserer Konzessionsvergabe aber auch die Räder mitgenommen haben. Das heißt, es kann jetzt auch niemand in Wien mit einem "Free floating"-Radsystem kommen und uns sozu- sagen - wie wir es ja schon einmal hatten - mit diesen gelben Rädern zumüllen. Sie erinnern sich, wir hatten dann extrem hohe Entsorgungskosten. Das heißt, ich finde, dass unser System nicht das schlechteste ist, weil wir dadurch wirklich sichergestellt haben, dass jetzt nicht noch zusätzliche Belastungen auf die Stadt zukommen können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Sequenz, bitte. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie haben schon gesagt, zwei der Anbieter sind weggefallen, und meine Frage war: Was passiert mit diesem Kon- tingent der jetzt weggebrochenen Anbieter? Wird das auf die zwei verbleibenden zugeschlagen? Weil: Gefühlsmäßig stehen momentan weniger Scooter zur Verfügung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Also solange es noch 1.000 Strafen im Monat gibt, habe ich, ehrlich gesagt, nicht vor, das irgendwem zuzuschlagen. Die Scooterbetreiber haben uns ja sehr viel versprochen und teilweise gehalten, teilweise nicht. Sie haben uns in ihren Bewerbungen schon solche Dinge gesagt, wie dass sie den Scooter so einstel- len werden, dass man ihn überhaupt nur auf den Abstellflächen abstellen kann. Das stimmt ganz offensichtlich nicht, weil Sie alle werden, so wie ich, Scooter sehen, die irgendwo herumstehen. Ich habe den Betreibern gesagt, wenn sie einmal ihre Vertragsbedingungen erfüllt haben, dann können wir gerne darüber verhandeln, dass wir die Flotte aus- weiten, aber solange das nicht der Fall ist und wir immer noch jeden Monat 1.000 Scooter finden, die irgendwo ste- hen, dann stimmt ja irgendetwas an den Vereinbarungen nicht. Ich bin froh, dass wir das jetzt halbwegs im Griff ha- ben, dass die Beschwerden bei uns auch zurückgegangen sind. Ich habe jetzt, ehrlich gesagt, kein Interesse daran, die Flotte wieder zu verdoppeln und mir dann wieder mehr Probleme einzuhandeln. Ich glaube, das wird jeder verste- hen. Es gibt einen Vertrag, zu dem die sich bekannt haben, und der soll jetzt einmal erfüllt werden. Ich finde, das ist jetzt keine übertriebene Forderung von Seiten der Stadt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. GR Mag. Juraczka, bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Wunderschönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Die ursprüngliche Frage und Ihre Antworten haben ja gezeigt, dass neue Mobilitätsformen die Verkehrspolitik im- mer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Ich will jetzt eine Zusatzfrage zu neuen Mobilitätsformen stellen, aber es ein bisschen allgemeiner halten, nämlich mit der Elektromobilität allgemein. Sie haben ein durchaus ambitio- niertes Ziel, was den Ausbau der Ladestationen für Elektrofahrzeuge auf öffentlichem Grund betrifft. Es geht in diese Richtung auch durchaus etwas weiter, das will ich anerkennend eingestehen. Meine Frage ist nur: Ich glaube, wenn man die Menschen dazu motivieren möchte, auf Elektromobilität, auch beim motorisierten Individualverkehr sozusa- gen, umzusteigen, braucht es natürlich auch immer wieder Anreize. Ich frage mich schon, wenn ein Anbieter, wie der Landesenergieversorger Wien Energie, Modelle hat - ich habe es mir jetzt gerade noch einmal ganz aktuell angese- hen -, die die Kilowattstunde zwischen 36 Cent und 59 Cent auspreisen, dann ist das ein so viel zigfaches Mehr, als der Strom beispielsweise bei uns in den privaten Haushalten kostet, sodass man hier nicht von wirklichen Anreizen sprechen kann. Jetzt haben Sie als Stadträtin in einem früheren Ressort einmal gemeint, damals bei der Umwandlung der Wien Energie in eine GmbH, man macht das ganz bewusst, um auch politisch Initiativen dort einbringen zu kön- nen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Juraczka! Es ist schon sehr weit hergeleitet! Ich würde dich bitten ... GR Mag. Manfred Juraczka (fortsetzend): Also ganz ehrlich, wir reden über die Wien Energie, über die Tarife ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Nein! Wir reden über E-Scooter in Wien und nicht über Wien Energie, es tut mir leid! GR Mag. Manfred Juraczka (fortsetzend): Sollen wir demnächst alle Fragen vorher schriftlich beim Vorsitzenden einbringen, damit wir ein Zugeständnis ... (GRin Barbara Novak, MA: Jetzt werden wir nicht polemisch!) Ich meine, wir reden über Verkehrspolitik, wir reden über Elektromobilität, und meine Frage ist: Finden Sie die Tarife der Wien Energie für angebracht und werden Sie sich dafür einsetzen, dass man da vielleicht kundenfreundlicher agiert? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich überlasse es der Frau Stadträtin, ob sie die Frage beantwortet oder nicht. Bitte schön, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Es tut mir wirklich leid, weil ich jetzt die aktuellen Tarife, ehrlich gesagt, persönlich nicht kenne. Ich habe da zwar viele Eventuell-Fragen aufgeschrieben, aber das war leider nicht dabei. Ich kann Ihnen sagen, dass unsere Überle- gungen zum Ausbau der Elektromobilität schon zu dem Schluss gekommen sind, dass nicht alles im öffentlichen Raum stattfinden können wird. Was die Tarife betrifft, muss ich mir das anschauen, ich kann das nicht sagen. Mir kommt vor, dass es für Wien-Energie-Kunden Vorteile gibt, aber, wie gesagt, das sind jetzt Hörensagen- Mutmaßungen, sorry! Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-1403476-2024-KNE/GM) wurde von Frau GRin Mag. Pipal-Leixner an den Herrn Vizebür- germeister beziehungsweise an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. Da Frau GRin Mag. Pipal-Leixner für die heutige Sitzung entschuldigt ist, entfällt gemäß § 34 Abs. 2 der Geschäftsordnung die Beantwortung dieser Anfrage. Die 4. Anfrage (FSP-1403426-2024-KGR/GM) wurde von Frau GRin Spielmann gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. Guten Morgen, Herr Stadtrat! In dieser Anfrage geht es um das Winterpaket. (Die Stadt Wien wendet laut eigener Aussage auf wien.at rund 60 Mio EUR jährlich für die Wiener Wohnungslosenhilfe auf. In der kalten Jahreszeit wird das Winterpaket mit Partnerorganisationen geschnürt, welches in der Vergangenheit annähernd ausgelastet war. Welche zusätzlichen Mittel werden für das Winterpaket 2024/25 angesichts der wachsenden Zahl von Menschen in prekären Situationen bereitgestellt?) Bitte schön. Amtsf. StR Peter Hacker: Schönen guten Morgen! Herr Vorsitzender! Frau Abgeordnete! Ich beantworte die Frage ganz kurz: Wir haben im vergangenen Jahr, im vergangenen Winter, Saison 2023/24 rund 15 Millionen EUR für das Winterpaket aufgewendet und haben daher für das heurige Jahr 15,5 Millionen EUR veranschlagt. Damit sind wir wieder in der Lage, die angestrebten rund 1.000 zusätzlichen Plätze für die Notquartiere im Winter zur Verfügung zu stellen. Das wird insgesamt an 13 Standorten sein, in 9 verschiedenen Bezirken, betrie- ben von 7 Partnerorganisationen. Ja, es wäre nicht überraschend, wenn wir in der Auslastung wieder an die 92 Pro- zent von der letzten Saison herankommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Spielmann, bitte. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die Beantwortung! Ich meine, wir haben diese Diskussionen im Ausschuss und auch in den FSW- Beiratssitzungen immer wieder gehabt. Natürlich ist es wichtig, dass es dieses Winterpaket gibt. Es wird ja immer von Ende Oktober bis Ende April zur Verfügung gestellt, um Leute, die sonst eventuell auf der Straße schlafen müssten, vor der Obdachlosigkeit zu schützen. Trotzdem stellt sich mir immer wieder die Frage und auch den Initiativen - Initiative Sommerpaket zum Beispiel oder auch bei der Petition, es ist ja auch gerade erst vor Kurzem eine Petition zu dem Thema ganzjährige Öffnung der Notschlafstellen eingebracht worden: Warum glauben Sie, dass es sozusagen nur im Winter diesen Schutz braucht, wenn wir mittlerweile wissen, dass es auch ganz viele Hitzetote im Sommer gibt und wir natürlich ganzjährig eine Unterstützung dieser Personen brauchen, nicht zuletzt, weil es in den letzten Jahren ja auch zu Gewalttaten gekom- men ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich greife gerne den letzten Punkt als Erstes auf: Als diese Gewalttaten stattgefunden haben, haben wir sofort reagiert, haben zusätzliche Ressourcen teilweise binnen 24 Stunden zur Verfügung gestellt, damit wir in unserer Stadt niemanden auf der Straße schlafen haben. Ich glaube, das ist extrem gut gelungen. Da haben auch alle Sozialeinrichtungen zusammengehalten und ein wunderbares zusätzliches Kapazitätsservice anbie- ten können, obwohl es gar nicht so leicht ist, in so kurzer Zeit dann auch die dazu notwenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Das war also schon eine ziemliche Meisterleistung, und ich denke, das war auch dieser Sonder- situation geschuldet - diese Sondersituation, in der Angst und Schrecken weit über die Wohnungslosenhilfe in unserer Stadt letzten Endes verbreitet gewesen sind, in der man nicht gewusst hat, was die Hintergründe sind. In der Zwi- schenzeit ist die Tat aufgeklärt, der Täter ist verhaftet, und daher braucht es diese Schutzmaßnahmen nicht mehr. Wir haben die Schließung eh nur langsam wieder gemacht, weil wir natürlich gemerkt haben, dass die Angst, die da in die Knochen gefahren ist, noch lange drinstecken wird und manche von dieser Angst auch wirklich traumatisiert worden sind. Unabhängig davon zur Fragestellung selber: Die Antwort, die ich jetzt geben werde, kennen Sie. Ich bin der Mei- nung, dass es gescheit und richtig ist, dass wir in der Sozialpolitik im Winter andere Prioritäten setzen als in der sons- tigen Jahreszeit. Im Winter gilt die zentrale Prämisse: Wir wollen tunlichst verhindern, dass jemand in unserer Stadt erfriert. Das ist die höchste Bedrohung, die es für obdachlose Menschen, die auf der Straße nächtigen, gibt. Obwohl wir uns einig sind, dass wir das nicht wollen, wissen wir, dass es trotzdem aus den unterschiedlichsten Gründen statt- findet. Ich möchte jetzt in meinen Ausführungen nicht zu lange werden, aber diese Prämisse im Winter ist eine klare Prämisse und sie setzt alle anderen Fragen als nachrangige Fragen zurück. Das können wir aber im Sommer nicht argumentieren, auch wenn Sie recht haben, dass die heißen Sommer auch eine gesundheitliche Belastung für viele Menschen, für alle Menschen sind. Trotzdem bin ich der Meinung, wir können nicht deswegen die Sozialhilfegesetzgrundlogik, nämlich, wofür sind wir zuständig, für wen sind wir zuständig, und für wen sind wir nicht zuständig nach der Verfassung, nach den verschiedenen Gesetzen, die es auf Bundesebene gibt, einfach, wie ich finde, mit Handstreich ignorieren und wegwischen. Deswegen möchte ich bei dieser Regelung blei- ben, dass das Winterpaket die Zeit im Winter gut abdeckt, um einen Erfrierungstod so gut wie möglich zu verhindern. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Korosec, bitte. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Beim Thema Wohnungslosigkeit ist sozusagen die allgemeine Meinung: In erster Linie betrifft das ältere Männer. In der Zwischenzeit wissen wir aber, dass ungefähr 30 Prozent der Betroffenen unter 30 Jahre alt sind und dass auch viele Frauen betroffen sind. Bei den Frauen geht es aber in erster Linie um verdeckte Wohnungslosigkeit, das heißt, die Frauen sind irgendwo untergebracht. Das ist aber eigentlich etwas, das man verändern sollte, und daher meine Frage: Denken Sie daran, dass Sie da auch gewisse geschützte Räume haben, damit man diese Frauen aus dieser verdeckten Obdachlosigkeit herausbringt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, Sie haben vollkommen recht, und ich bin sehr froh, dass es uns in den letzten Jah- ren gelungen ist, da auch einen guten Fokus darauf zu legen. Das hat das Problem nicht gelöst, hat aber jedenfalls unsere Einsatzmöglichkeiten verbessert. Wir haben eigene Einrichtungen nur für obdachlose Frauen geschaffen. Das sind teilweise Einrichtungen, wo es tatsächlich ein Männerverbot gibt - ich betone und bestehe auch darauf, das gilt inklusive mir. Ich gehe diese Einrichtungen nie besuchen, wenn sie in Betrieb sind, weil ich das für notwendig halte, dass es da eine maximale Signalwirkung betreffend Schutzraum für Frauen gibt. Wir sind in der Wohnungslosenhilfe extrem mit Gewalt, die an den Menschen ausgeübt wird, konfrontiert. Oft führt diese Gewalt erst zu der Traumatisie- rung, die dann in weiterer Folge mit dem Symptom der Obdachlosigkeit aufschlägt. Also ja, ich bin ganz bei Ihnen, da ist ein großer Fokus notwendig. Wie gesagt, wir haben einige Fraueneinrichtungen, auch im Winterpaket haben wir Fraueneinrichtungen. Zur Frage der Jugendlichen: Das ist schon ein bedrückendes Phänomen, dass wir auch immer mehr Jugendliche sehen, da bin ich auch bei Ihnen. Es hat wohl verschiedene Ursachen, verschiedene Gründe, und deswegen ist es wichtig, dass wir die Wohnungslosenhilfe nicht nur als Etappenplan verstehen, der sozusagen bei einer Notschlafstel- le beginnt und man arbeitet sich dann Stück für Stück durch das System durch, sondern dass es auch quasi Bypässe gibt. Unsere Chancenhäuser sind das Konzept für diese Bypässe. Die Chancenhäuser sind Notschlafstellen, wo aber sofort, in dem Moment, in dem jemand dieses Haus betritt, nach einer Lösung direkt zum wieder selbstständig Woh- nenkönnen gesucht wird. Das gilt insbesondere für Jugendliche, bei denen wir versuchen, sie gar nicht einmal in einer Wohnungslosenhilfeeinrichtung - unter Anführungszeichen, nicht missverstehen - zu sozialisieren, sondern sie sofort in Wohngemeinschaften bringen, oder, wenn es überhaupt möglich ist, ins alleine Wohnen bringen, logischerweise mit Betreuung, damit nicht die Wohnungslosenhilfe dann wieder zuschlagen muss. Das ist das Konzept, das wir mit den Chancenhäusern haben. Da haben wir in der Zwischenzeit insgesamt rund 600 Plätze in Wien. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Mahdalik, bitte. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat, guten Morgen! Wenn man aus dem 22. Bezirk ins Rathaus radelt, sieht man eigentlich ganzjährig immer an den gleichen Stellen Obdachlose übernachten - unter der Praterbrücke, Kaisermühlendamm, aber auch auf der Insel oder auch beim Do- naukanal kurz vor der Urania, vor der Strandbar Herrmann. Ich glaube auch, dass das die Leute teilweise freiwillig machen. Bei der Urania schaut es mir eher aus, als würden die aus dem Bereich der organisierten Bettelmafia kom- men. Ich weiß schon, ich könnte das jeden Tag der Stadt Wien, da der MA 40, melden, aber ich glaube auch, dass die 42er, die 45er, die 48er, also dass andere Abteilungen dort unterwegs sind und dass die Stadt Wien, die MA 40, auch weiß, wo Obdachlose übernachten, weil das ja seit Jahren gleich ist. Meine Frage: Schickt die Stadt Streetworker, sonstige Bedienstete zu diesen neuralgischen Punkten, von denen man weiß, dass dort die Obdachlosen übernachten, um zu fragen, ob die nicht in eine Notschlafstelle kommen wol- len? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, das ist ganz klare Aufgabe der Straßensozialarbeit, all diese Stellen, die wir kennen, aufzusuchen. Wir sind auch immer dankbar, wenn es aus der Bevölkerung direkte Hinweise gibt, Anrufe oder Hinwei- se von Kolleginnen und Kollegen aus diversen Dienststellen gibt, die sagen: He, da habe ich etwas gesehen, schaut einmal hin! Die Straßensozialarbeiter haben den ganz klaren Auftrag, und tun das auch, so rasch wie möglich dort hinzufahren, mit den Leuten Kontakt aufzunehmen. Das Problem ist halt, dass wir, wenn wir von Menschen reden, die obdachlos sind und auf der Straße schlafen, durch die Bank von Menschen mit Traumata reden, meistens mit vielen Traumata, mit ganz vielen Verstörungen. Da kann es sogar sein, dass die, wenn Sie hingehen oder wenn ich hingehe und frage: "Na, wollen wir nicht irgendwohin gehen?", sagen: "Ja, ja, mache ich eh!" - Das sind aber so tiefsitzende Störungen, dass wir einfach verstehen müssen, dass die manchmal gar nicht in der Lage sind, im Augenblick Schutz, Unterstützung anzunehmen. Das ist also eine langwierige Arbeit, das ist ein Vertrauensprozess, den die Straßensozi- alarbeiter aufbauen, mit, wie ich finde, sehr gutem Erfolg, aber nicht lückenlos und nicht sozusagen schlagartig. Da müssen wir ein bisschen verstehen, was hinter der Obdachlosigkeit steckt, was hinter den Menschen steckt, die oft grauenhafte Gewalterfahrungen haben, Verstörungen haben. Freiwillig legt sich keiner unter die Praterbrücke - jetzt im Sinne von wir zwei, ja, vielleicht einmal, wenn wir Jugendliche sind, aus Gaude, aber sicher nicht im Sinne von traumatisch verstörten, wohnungslosen Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Wie gesagt, wir haben auch die Strategien dazu. Jetzt, während der Zeit, in der die Winterquartiere offen sind, gibt es eine eigene App. Die- se kann man auch sehr, sehr empfehlen, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir alle miteinander dafür sehr Wer- bung machen. Die App ist wieder online. Das ist eine App, mit der man einfach, wenn man auf der Straße unterwegs ist und man irgendwo eine Person auf der Straße liegen sieht, sofort die Adresse schicken kann. Es geht fast vollau- tomatisch, man kann mitteilen und es können sofort Sozialarbeiter ausschwärmen, um dorthin zu gehen und zu schauen, ob man die Person davon überzeugen kann, in ein Notquartier oder in eine andere Einrichtung der Woh- nungslosenhilfe zu gehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-1407927-2024-KVP/GM) wurde von Herrn GR Eppinger gestellt und ist an die Frau Amtsfüh- rende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das Jo- hann-Strauss-Festjahr 2025. (Anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten Johann Strauß Sohn im Jahr 2025 wird ein Festjahr mit unzähligen Veranstaltungen zu Ehren des Walzerkönigs organisiert. Der Gemeinderat hat hierfür auf Antrag der MA 7 als subventionsvergebende Stelle im November 2022 ein Gesamtbudget von 20 Mio EUR be- schlossen, welches ein eigenes für dieses Festjahr gegründetes Unternehmen der Wien Holding als Subventions- nehmer bekommen hat. Nun wird seitens Ihres Ressorts mit Begründung der inflationsbedingten Mehrkosten eine zusätzliche Subvention in der Höhe von 2 Mio EUR als notwendig erachtet. Liegen Ihnen bzw. der MA 7 Unterlagen oder Dokumente über die Wirtschaftlichkeit des Johann-Strauß-Festjahres 2025, welches mittlerweile mit insgesamt 22 Mio EUR gefördert werden soll, vor?) Bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Nochmals einen guten Morgen von meiner Seite! Ich wiederhole die Frage, weil sie ist ja öffentlich nicht so bekannt: Anlässlich des 200. Geburtstag des Komponisten Johann Strauss Sohn im Jahr 2025 wird ein Festjahr mit unzähligen Veranstaltungen zu Ehren des Walzerkönigs organisiert. Der Gemeinderat hat hierfür auf Antrag der MA 7 als subventionsvergebende Stelle - ich kürze es ab - ein Gesamtbudget von 20 Millionen EUR im November 2022 beschlossen und jetzt, in Zeiten Ihres Ressorts, mit Begründung der inflati- onsbedingten Mehrkosten eine zusätzliche Subvention in der Höhe von 2 Millionen EUR als notwendig erachtet. Lie- gen Ihnen beziehungsweise der MA 7 Unterlagen oder Dokumente über die Wirtschaftlichkeit des Johann-Strauss- Jahres 2025, welches mittlerweile mit insgesamt 22 Millionen EUR gefördert werden soll, vor? Wenn Sie sich in die Zeit zurückversetzen, ins Jahr 2006, dann wissen Sie, dass das Mozart-Jahr damals eine Do- tierung von 29,1 Millionen EUR hatte, um dieses zu veranstalten. Dieses Budget würde heute einer Subventionierung von 45 Millionen EUR entsprechen. Wir sind also bei weniger als der Hälfte, die wir als Stadt für dieses Johann- Strauss-Jahr ausgeben. Das muss man einmal vorausschicken. Eine Förderung hat eben einen bestimmten Sinn und ist ein Zuschuss, der gewährt wird, damit eben eine Leistung vollbracht wird, und eine Leistung, ein Festivaljahr, ein Jubiläumsjahr zu machen, ist ein denkbar vielfältiges und umfangreiches Unterfangen. Im Wesentlichen wird es da- rum gehen, die Musikhauptstadt Wien international, aber auch lokal zu positionieren und abermals zum Leuchten zu bringen. Deswegen ist dieser Zuschuss mehr als dringend notwendig. Eine Studie der Österreichischen Wirtschafts- kammer aus dem Mai dieses Jahres beschreibt die Musikwirtschaft als einen Wirtschaftsmotor mit einer Wertschöp- fung von 7,5 Milliarden EUR als drittgrößter Branche des Landes - und das ist nur der Musiksektor. Das ist also ein absoluter Motor, ein Wirtschaftsmotor, auch ein Attraktivitätspunkt für den Tourismus. Natürlich werden zu jedem Zeitpunkt diese Fördergelder geprüft und jeweils auch mit den Krisen unserer Zeit in Verbindung gebracht, auch mit den inflationsbedingten Anpassungen. Wir mussten auf Grund der letzten Jahre, die vor allem eine Kostensteigerung bei den Personalkosten, bei den Mieten, auch beim technischen Equipment nach sich gezogen hatten, sozusagen nachbessern, ansonsten wäre die Leistung, die wir damals beschlossen haben, nur bei 75 Prozent gewesen. Das war also einfach eine Notwendigkeit. Und natürlich wird permanent durch die MA 7 geprüft, nicht nur der Förderantrag nach Maßgabe auch des Förderhandbuchs. Laut Förderhandbuch werden, wie Sie ja wissen, die Angaben geprüft, die Vollständigkeit und Plausibilität, insbesondere, dass kein Ausschlussgrund vor- handen ist, dann, dass der Projektplan und auch der Finanzplan zum jeweiligen Zeitpunkt schlüssig sind, und natür- lich eine Gesamteinnahmen- und Gesamtausgabenaufstellung der Projektbeschreibung, und dass der Finanzplan auch dem Online-Formular entspricht, und natürlich auch Administratives. Zum Zeitpunkt der Gewährung einer Vierjahresförderung konnte nur eine grobe Schätzung, also quasi der Rah- men, bekannt gegeben werden, von dem aus losgestartet werden kann. Von daher bin ich eigentlich sehr froh, dass der Rahmen erweitert werden konnte, weil es viele Vorhaben sind. Diese sollen ja auch ganz viele Teile der Stadt erreichen, viele Generationen, und sie sollen Johann Strauss sozusagen aus einer bestimmten kulturellen Veranke- rung in einem bildungsbürgerlichen Milieu in die Stadt als Erbe, als kulturelles Erbe dieser Stadt hinaustragen, und sie sollen eben auch anderen Generationen als Inspiration dienen, sich mit diesem Erbe auseinanderzusetzen. Es wurde also alles geprüft. Insofern bin ich ganz sicher, dass jeder Cent hier zweckdienlich und auch sinngemäß verwendet wird. Es wird natürlich danach auch eine abschließende Prüfung geben. Hier ist das Geld also in den richtigen Hän- den. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. GR Eppinger, bitte. GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Guten Morgen, danke für die Beantwortung! Nachdem ich Ihnen immer aufmerksam zuhöre, möchte ich auch hier noch einmal bekräftigen: Dass Wien den Walzerkönig feiert, ist eine großartige Gelegenheit, wie Sie selbst gesagt haben, sowohl lokal als auch international Menschen anzusprechen, vor allem auch mit jemandem, der einem bekannt ist, der einen dann vielleicht wieder an Orte führt, in die man vielleicht nicht mehr in Massen geht, wie zum Beispiel das Volkstheater. Also auch im Volksthe- ater wird es Veranstaltungen geben - steht online bei Ihnen. Was ich gut finde, ist, dass es auch im Volkstheater mit Johann Strauss eine Verbindung gibt, auch wenn Sie jetzt etwas verwundert schauen. Nun werden Sie am Freitag das Programm zum Johann-Strauss-Jahr präsentieren, mit vielen Orten, die auch schon online nachzulesen sind. Und gleichzeitig hören mögliche Fördernehmer mit Vertretern der Stadt in diesen Tagen, sie mögen doch bitte Partnerschaften suchen, auch mit dem Johann-Strauss-Jahr. Also Menschen, die über Publikumsräume verfügen, werden nicht gefördert, aber ermutigt, sich mit - was durchaus sinnvoll ist - bereits geför- derten Projekten in Zusammenhang zu setzen. Für wie sinnvoll ist für diese möglichen Fördernehmer diese Aussage zu sehen, wenn Sie am Freitag das Programm schon präsentieren? Also offensichtlich steht schon alles fest, oder doch nicht? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ich bin zwar eine leidenschaftliche Festivalmacherin, bin aber nicht Teil des dramaturgischen Teams von Roland Geyer. Das heißt, ich kann diese Frage so nicht beantworten. Was mir aber wichtig ist, ist natürlich, dass möglichst viele Synergien stattfinden, auch an Orten oder Plätzen, die Sie nennen - ich weiß nicht, von welchen Veranstaltungsorten konkret Sie sprechen, da gibt es ja ganz unterschiedliche, aber natürlich ist es sinnvoll, wenn man da sozusagen synergetisch vorgeht. Ich weiß auch nicht, wann diese Aussage seitens des Johann-Strauss-Jahres getroffen wurde. Das kann ich Ihnen nicht sagen. Was ich Ihnen aber sagen kann, ist, wie weit das Johann-Strauss-Jahr in die Bezirke geht, wie unterschiedliche Partnerschaften gesucht wurden, von großen Institutionen und institutionellen Partnern, bis aber auch zu Side Spe- cific Projects, also wenn Nesterval im Dianabad etwas macht. Da gibt es ja keine Institution, da wird ein leerstehendes Schwimmbad genutzt. Das ist super. Und andere Orte werden eben auch gesucht. Natürlich können wir nicht alle kulturellen Veranstaltungsorte dieser Stadt fördern, dann bräuchten wir ein wesentlich größeres Budget, aber wir können durch die Verbindung von subventionierten Projektteilnehmern zu anderen leerstehenden Orten die Belebung der Orte einfach auch sinnvoll machen, und das finde ich nur gut und richtig. Was Ihre Frage zum Zeitpunkt betrifft: Natürlich braucht es jetzt einmal das Gesamtprogramm, und endlich - end- lich - haben wir das, denn das muss ja auch weltweit beworben werden. Es muss in der Stadt eine große Vermitt- lungsagenda geben, damit eben auch die Künstlerinnen und Künstler und vor allem das Publikum, die Wienerinnen und Wiener, möglichst viel dieses Johann-Strauss-Jahr besuchen. Es sind über 350 Veranstaltungen, 25 sind bei freiem Eintritt, und es gibt viele institutionelle Partnerschaften, wie zum Beispiel mit Superar oder mit anderen. Wir können diese Frage, wie aktuell diese Anfragen sind, aber vielleicht bei der Pressekonferenz, wenn Sie Zeit haben hinzukommen, einfach auch mit Roland Geyer besprechen. Er war von Anfang an von mir angehalten, möglichst viele Verbindungen zu der lokalen Kunstszene zu schaffen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. GR Mag. Aichinger, bitte. GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Danke schön, Herr Vorsitzender! Liebe Stadträtin, schönen guten Morgen! Danke für die Beantwortung schon vorweg! Ganz am Anfang freut es mich, dass so manche Auguren in unserem Land keine linke Verbindung zu Johann Strauss gefunden haben. Die internationale Anerkennung wurde ja schon vom Kollegen erwähnt, die ist eindeutig vorhanden. Johann Strauss ist ja auch ein Symbol für die Musikstadt Wien. Nun meine Frage: Welche Maßnahmen sind im Rahmen dieses Strauss-Jubiläumsjahres für die Wienerinnen und Wiener geplant, um mitzumachen, um auch die Teilnahme an den Veranstaltungen zu gewährleisten? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für die Frage. Ich finde es ganz wichtig, dass ganz Wien spürt, dass Johann Strauss ein musikalisches Erbe ist, das weit in unsere Zeit hinein auch zu neuen Arbeiten, zu einer Aus- einandersetzung anregen soll. Das soll nicht etwas sein, das nur einer älteren Generation gehört. Daher braucht es unterschiedlichste Formate, wir haben 25 mit freiem Eintritt. Es gibt zum Beispiel ein Schulprojekt mit dem wunderbaren Schlagzeuger Martin Grubinger, der mit Kindern arbei- tet. Es gibt die Initiative Superar, die wir stark fördern, die das ganze Jahr über mit Kindern in Schulkooperationen Strauss-Bearbeitungen und Strauss-Originalmusik zum Klingen bringen wird. Es gibt natürlich Vortragsreihen, Koope- rationen mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Einrichtungen, aber wichtig ist mir das Sinnliche. Es geht nichts über sinnliche Erfahrung, und Musik ist etwas, das auch über Sprachgrenzen hinweg verstehbar machen kann, wo wir hier verortet sind, was unsere Kultur ist, woraus wir Kraft schöpfen und wie spielerisch man auch damit umgehen kann. Deswegen gibt es zum Beispiel auch ein Projekt wie "Jo!Strauss", wo 900 Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Initiative Superar Melodien von Strauss bearbeiten und neue Texte dazu schreiben. Oder "Sing mit, Strauss!": Gemeinsam mit professionellen SängerInnen können alle Strauss-Begeisterten im Wiener Stadtpark gemeinsam mit Profis singen. Wer davor Angst hat, möge sich weit entfernen, aber ich finde gemeinsames Singen immer schön, da kann man gar nicht falsch singen. Dann gibt es "Tricky Strauss" im ZOOM-Kindermuseum. Es gibt für Dreijährige einen Fledermauslauf in Fledermauskostümen im Rahmen des Wiener City Marathons. Landtagspräsident Woller wird das freuen, dass Dreijährige schon mit dem Laufen anfangen. Es gibt für Kinder ganz viel Angebot. Es gibt auch "Countdown Strauss" mit der digitalen Musikschule MyGroove, es gibt "Marathon in Strauss und Braus". Es wird einen Festivalbus, einen Strauss-Bus geben, der durch die Bezirke fährt. Es gibt bei freiem Eintritt zum Beispiel eine Lichtinstallation von Victoria Coeln, die sich mit den sehr emanzipierten Frauengestalten auseinan- dersetzt, die es in den Operetten durchaus auch gibt, wenn man an die Adele denkt und sie singen hört (Die Rednerin stimmt die Arie aus der Fledermaus an und singt): "Mein Herr Marquis, ein Mann wie Sie sollt' besser das verstehn!" (Beifall und Heiterkeit bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Das ist quasi eine feministische Hymne - ein Mann wie Sie sollte besser das verstehen -, man kann also auch in heutiger Zeit daraus Ideen und Kraft schöpfen. Ich sage das deswegen, weil ich das oft hören musste, da meine Mut- ter die Adele gesungen hat. Ich musste das sehr oft anhören und ich finde es noch immer wunderbar. Es gibt Am Himmel eine Installation, eine musikalische Hommage an Strauss. Sie kennen diese Lautsprecher da oben. Dann "Indigo und die 23 RäuberInnen": Strauss' erste Operette tourt im Reiseformat, in Kooperation mit dem Festival "Wir sind Wien", vom 1. bis 23. Juni durch Wien, an 23 verschiedene Orte. Also es passiert wahnsinnig viel. Am besten Sie kommen am Freitag zur Pressekonferenz und lassen sich die Fülle des Ganzen präsentieren. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Hallo noch einmal, Frau Stadträtin! Ich werde Ihnen besser nichts vorsingen, ich hätte allerdings schon ein paar nicht ganz unrelevante Bemerkun- gen. Zum einen: Das Mozart-Jahr mit dem Strauss-Jahr zu vergleichen: Ich habe das Programm von damals jetzt nicht bei der Hand (Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Da waren Sie noch zu jung!) - unter Umständen -, aber man kann nicht zwingend alles miteinander vergleichen. Was ich aber schon anmerken möchte, bevor ich zu meiner Frage komme: Sie haben jetzt viele Punkte aufge- schlüsselt beziehungsweise erläutert. Ich sage es schon ganz offen, mit 22 Millionen EUR zählt man zu den Top- Fördernehmern dieser Stadt, und da würde ich es als Intendant durchaus auch für angebracht halten, meine Ideen einmal dem politischen Entscheidungsgremium vorzustellen. Das wurde von Ihrer Seite oder vom Vorsitz des Ge- meinderatsausschusses seit dem Jahr 2022 versprochen. Das wurde nicht eingehalten. Was man immer so tröpferl- weise mitkriegt - ein Fledermauslauf, auch eine Tierpatenschaft einer Fledermaus im Tiergarten Schönbrunn -, das ist nett, aber das rechtfertigt doch hoffentlich nicht 22 Millionen EUR. Wir sind dem Projekt und dem Jahr, wie in der Vergangenheit schon oftmals erwähnt, nicht abgeneigt, aber der Informationsfluss ist durchaus mehr als spärlich. Weil es der Kollege auch vorhin angesprochen hat und offensichtlich dürfte Ihnen diese Linker-Freundeskreis- Schilderung etwas schmerzen, habe ich doch die Frage: Herr Geyer ist in der Stadt Wien auch kein Unbekannter, er war auch immer wieder für die Stadt Wien und für die Institutionen der Stadt Wien tätig. Man hat den Eindruck, dass manche Herrschaften in dieser Stadt sich einfach gewisse Rechte herausnehmen können, sich auf gewisse Diskussi- onen oder Argumentationen nicht herablassen können. Es würde mich interessieren, wieso Herr Geyer uns sein Pro- gramm bald drei Jahre lang nicht erläutert hat und woran es tatsächlich gescheitert ist, obwohl uns das eigentlich ursprünglich zugesagt wurde. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Herr GR Berger, ich habe es mehrfach versucht, aber ich versuche jetzt noch einmal, es zu erklären. Ich hätte ihn auch gerne früher gehabt, aber es ist wie in einer Küche, wenn ein Koch/eine Köchin kocht, der sich nicht dauernd in die Kochtöpfe schauen lassen kann, weil die Dinge erst im Entste- hen sind. Beim Festival ist es so, und ich bleibe jetzt im kulinarischen Vergleich, weil jeder von Ihnen kocht wahr- scheinlich gerne und isst gerne und geht auch in Restaurants: Man muss vorher wissen, in welchem Rahmen man einkaufen kann, welche Töpfe man hat, welche Werkzeuge es braucht, damit man anfangen kann, die reichhaltigen, unterschiedlichen Menüs zusammenzustellen. Das hat mit "links" überhaupt gar nichts zu tun. Ich weiß auch gar nicht, wie Sie auf die Idee kommen. Das ist ein ganz erfahrener ehemaliger Direktor des Musiktheaters an der Wien, der dieses Opernhaus wirklich zum Blühen ge- bracht und eine Markierung gesetzt hat. Wie eben ein guter Koch/eine gute Köchin in einer ganz großen Küche han- telt man sich von einem Projekt zum nächsten. Man versucht erst einmal, mit Künstlern zu reden, haben sie Zeit - die brauchen auch Zeit, um etwas zu entwickeln -, dann kommen die ersten Projektvorschläge, dann gibt es vielleicht ein Bühnenbild oder eine Standortbestimmung. Dann muss man schauen, welche Orte in Wien im jeweiligen Zeitraum überhaupt verfügbar sind. Es braucht Ver- handlungen mit allen Playern in dieser Stadt, um überhaupt Veranstaltungsorte zu finden. Das ist ein hochgradig schwieriger Prozess, und teilweise ist man auch, weil er komplex ist, der Verschwiegenheit gegenüber Künstlerinnen und Künstlern verpflichtet, dass man nicht sofort möchte, dass das in die Öffentlichkeit kommt. Das ist leider so. Auch Sie lade ich wirklich herzlich ein, am Freitag zur Pressekonferenz zu kommen. Ich glaube, dass viele Ihrer Fragen sich dann beantworten werden, weil Sie sehen werden, was da alles in welcher Fülle geplant ist. Ich hätte ihn auch gerne früher gehabt, weil auch ich gerne mehr Informationen hätte. Da ich aber vom Festivalgeschäft komme, weiß ich, dass die Dinge Zeit brauchen, um sie so zu entwickeln, damit man dann eben die maximale, auch mediale Ausbeute hat, wenn man das Paket aufmacht. Das ist schon auch Usus. Das macht auch Stefan Bachmann. Beim Burgtheater-Programm gibt es erst einen sehr späten Zeitpunkt, an dem er rauslässt, wer im Ensemble ist, was die Stücke sind, was der Spielplan ist, und davor wird einfach nichts an niemanden verraten. Ihre Funktion ist im Gemeinderat auch das Vertrauen in die Prüfungsfä- higkeit der MA 7 und in die sehr genaue Prüfung der MA 7, die ja nichts einfach so durchgehen lässt. Es wird alles immer auf Plausibilität geprüft, auch die Vorhaben und auch die einzelnen Schritte. Da gibt es eine Expertise. Auch ich muss mich darauf verlassen, und das tue ich und danke, dass bis jetzt alle Prüfungen in jedem Jahr eine Plausibi- lität gezeigt haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GRin Mag. Berner, bitte. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Danke. Also ich freue mich, wenn Roland Geyer jetzt irgendwann doch zu uns kommt. Ehrlich gesagt, ich finde es ein bisschen schade, dass er zuerst eine Pressekonferenz macht und erst nachher den Ausschuss informiert. Das ist, finde ich, eigentlich nicht richtig. Meine Frage: Wird es auch Kooperationen mit den Vereinigten Bühnen geben? Also wird es auch im Theater an der Wien irgendeine Johann-Strauss-Produktion geben, und kann man davon ausgehen, dass mit der Produktion zusätzliche Eintrittsgelder generiert werden? Denn wir haben ja jetzt im Herbst das Problem mit dem Theater an der Wien, dass es noch nicht voll funktionsfähig ist und dass da doch einige Eintrittsgelder verloren gehen, wenn es nur konzertante Aufführungen gibt beziehungsweise manche Sachen ganz verschoben werden müssen. Gibt es da schon Pläne dafür? Danke. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Gott sei Dank können wir im Januar die erste szenische Produktion mit einer Johann-Strauss-Operette feiern, ich glaube, es ist die erste. "Das Spitzentuch der Königin" - also nicht "Arsen und Spitzenhäubchen", sondern "Das Spitzentuch der Königin" - heißt dieses unvergessliche Werk. (Heiterkeit bei den GRÜNEN und der Rednerin.) Es ist ja auch schön, wenn man etwas entdeckt. Ich kannte es nicht und ich freue mich darauf, es zu entdecken. Das wird eine szenische Geschichte sein, und selbstverständlich wird dafür Eintritt verlangt werden. Es ist ja ganz klar, dass wir genau auf Veranstaltungen achten müssen, wo wir Eintritt generieren können und auf andere, wo wir einfach auch Menschen mit weniger finanziellem Background einladen können. Das wird so sein, und drücken Sie uns die Daumen, dass alles gut über die Bühne geht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 5. Anfrage beantwortet. Nachdem die 3. Anfrage entfallen ist, kommen wir zur 6. Anfrage (FSP-1402842-2024-KSP/GM). Sie wurde von Frau GRin Bozatemur gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Innovation, Stadt- planung und Mobilität gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Radwegoffensive. (Wien befindet sich mitten in der größten Radwegoffensive und setzt pro Jahr rund 50 Projekte um, darunter viele Großprojekte wie den ersten Wiener Radhighway von der Urania über die Praterstraße, Lassallestraße, Wagramer Straße bis zum Kagraner Platz oder die Argentinierstraße als Fahrradstraße nach holländischem Vorbild, die wiederum zentraler Bestandteil des nächsten Radhighways, des Radhighways Süd bis an die Stadtgrenze wird. Wie ist der aktuelle Stand dieser Projekte und was sind weitere Pläne für 2024/25, vor allem bei Lückenschlüssen in den Außenbezirken. Können Sie uns ein Update zu den wichtigsten Projekten geben?) Bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir befinden uns wirklich in der größten Radwegoffensive, die wir in der Stadt jemals durchgeführt haben. Sie läuft jetzt gerade im dritten Jahr und auch wirklich weiter auf Hochtouren. Wir treten da im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich in die Pedale. Wir haben heuer 46 Projekte mit ungefähr 20 km neuer Radinfrastruktur umgesetzt, und da rede ich wirklich nur vom Hauptradwegenetz. Da sind alle Bezirksradwegprojekte gar nicht mit eingerechnet. Die Radwegoffensive hat 2021 begonnen - Sie wissen, ich habe das Ressort im Herbst 2020 übernommen -, das heißt, im ersten Jahr haben wir halt einmal alle Projekte umgesetzt, die da waren. Das waren noch ein bisschen we- niger, aber seit 2022 und 2023 und auch im heurigen Jahr kommen wir durchschnittlich auf ungefähr 50 neue Rad- wegprojekte im Hauptradwegenetz. Wir haben jetzt - das heurige Jahr noch nicht eingerechnet, das heißt, in den Jahre 2021, 2022 und 2023 - 75 Mil- lionen EUR für die Radinfrastruktur ausgegeben. Das heißt, es schaut sehr gut aus, dass wir die Summe, die wir uns vorgenommen haben, mit Investitionen von 100 Millionen EUR, wahrscheinlich sogar noch deutlich übertreffen wer- den. Insgesamt sind es 130 Projekte, mehr als 48 km neue Radweginfrastruktur, und da ist, wie gesagt, das Jahr 2024 noch nicht dabei. Mir ist bei diesen Projekten immer sehr wichtig, dass wir nicht nur Radweginfrastruktur bauen und dass wir baulich getrennte Radwege oder Fahrradstraßen errichten. Das ist unser Fokus. Ich glaube, dass sich Radwegstreifen oder Mehrzweckstreifen wirklich überholt haben. Ich kenne zumindest keine Radfahrer, die sich auf solchen Radfahranla- gen gerne bewegen, weil man meistens zwischen massivem Verkehr und sich öffnenden Autotüren eingequetscht ist. Das ist nicht wahnsinnig sicher, und aus diesem Grund ist unser Schwerpunkt wirklich die baulich getrennten Radwe- ge und die Fahrradstraßen, auch gemischte Geh- und Radwege dort, wo es sich einfach nicht anders ausgeht, aber unsere Präferenz ist eine andere. Mir ist aber auch wichtig, dass wir nicht nur die Radinfrastruktur herstellen, sondern das gleich nutzen, um auch wirklich zu begrünen, zu kühlen, Aufenthaltsplätze zu schaffen, weil es seit Corona für die Menschen einfach sehr wichtig ist, dass, wenn sie vor die Türe gehen, sie irgendwo sitzen können, sich auch ein bisschen abkühlen können und weil es auch, ganz ehrlich, die Akzeptanz hebt. Es fährt nicht jeder in Wien mit dem Rad - es sind zwar laut Mo- dal-Split schon 10 Prozent für die Arbeitswege, was eine schöne Zahl ist -, aber die Projekte bieten auch einen Be- nefit für diejenigen, die eben nicht jeden Tag das Rad nutzen. Nachdem es so viele Projekte sind, werde ich es Ihnen jetzt ersparen, dass ich alle 130 vorlese, sondern ich habe nur ein paar Highlights mitgebracht. Das ist natürlich unser Rad-Highway Praterstraße, Lassallestraße und Wagramer Straße, da sind wir gerade am Bau des letzten Teilstückes. Dann über die Argentinierstraße, die auch gerade in Fer- tigstellung ist, der Rad-Highway Süd, der mit den Ergänzungen im 10. Bezirk dann bis zur Stadtgrenze führt. Auch eine wirklich coole Sache: die Hütteldorfer Straße. Ich bin gerade unlängst vorbeigefahren, der erste Abschnitt ist auch schon im Finale der Herstellung. Auch da werden wir schöne Bäume entlang des Radweges pflanzen, der drei Teile umfasst, die dann bis in den 14. Bezirk gehen. Das heißt, man hat wirklich eine gute Verbindung vom Gürtel hinauf. Ein Highlight für das nächste Jahr: Alserbachstraße und Fuchsthallergasse, eine wirklich wichtige Verbindung vom Gürtel zur Friedensbrücke. Also die Alserbachstraße ist zum Beispiel eine Strecke, die ich mit dem Rad nie fahre. Ich nehme lieber den Umweg über den Gürtel in Kauf und fahre dann den Donaukanal hinunter, weil es dort so eng ist. Also das traue ich mich nicht, und ich glaube, es geht auch anderen so. Also ich freue mich da sehr auf einen baulich getrennten Radweg. Wiedner Hauptstraße: Da sind wir auch im Finale. Auch das ist eine Strecke, die ich bis jetzt nicht zum Radfahren gewählt hätte. Das wird sich dann mit dem baulich getrennten Radweg ändern, der dort natürlich ein bisschen enger ausgefallen ist. Wir hatten das historische Glück, dass wir die Schienen ein bisschen verschieben konnten und den Radweg untergebracht haben, unter Erhalt der historischen Baumallee, wo wir auch unter den Bäumen massiv be- grünen. Damit verschaffen wir auch den Bäumen dort eine längere Lebensdauer, weil man mit der Beparkung sehr nahe, teilweise bis an die Bäume, herangegangen ist. Pfeilgasse und Josefsgasse, die Verbindung vom Gürtel zur Zweierlinie ist schon fertig. Ich benutze sie sehr ger- ne. Ich finde, das ist wirklich ein gelungenes Projekt geworden. Universitätsstraße: Da sind wir auch im Finale und hoffen, dass wir das heuer noch werden eröffnen können. Für die Zukunft noch ein wichtiges Projekt ist die Fuß- und Radverkehrsbrücke beim Gewerbepark Stadlau. Auch das ist ein langersehnter Wunsch, weil man da wirklich zwei Stadtteile hat, die durch die Bahn getrennt sind, wo man von der einen Seite die Straßenbahnstation sieht und dann einen 1,5 km langen Umweg fahren muss, damit man dort hinkommt. Krottenbachstraße ist auch im Finale. Wir haben ja Radverkehrspläne in etlichen Bezirken gemacht, da vor allem einen Fokus auch auf die Flächenbe- zirke gelegt. Ich bin gerade letzte Woche mit Herrn Bezirksvorsteher Nevrivy die Radwege im 22. Bezirk abgefahren - Erzherzog-Karl-Straße, Donaustadtstraße, Wagramer Straße -, die wirklich sehr schön und sehr großzügig geworden sind. Ich erhoffe mir schon, dass, wenn es dann Frühling wird, wir dort zusätzliche Radfahrer bekommen, weil es jetzt wirklich eine attraktive und sichere Verbindung in die Stadt hinein gibt. - Nachdem die Zeit schon fortgeschritten ist, werde ich jetzt einmal einen Punkt machen. Danke schön. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GR Kowarik bis 12 Uhr entschuldigt ist. - Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Mahdalik, bitte. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin, jetzt passt die Frage zur Nordostumfahrung perfekt hin- ein. - Das war (in Richtung Vorsitzenden) nur ein Spaß, Thomas! Ich frage ganz spezifisch etwas zu einem Radweg im 22. Bezirk, und zwar am Biberhaufenweg, zwischen Nau- fahrtweg und "Roter Hiasl". Dort ist das Nationalparkhaus, dort werden Sie in Ihrer Zeit als Umweltstadträtin ein, zwei Mal gewesen sein, und dort hat es seit vielen Jahren einen gemischten Geh- und Radweg gegeben und der wurde erneuert. Er ist jetzt nicht mehr ganz neu, aber das war sicher schon unter Ihrer Verantwortung. Dort ist unheimlich viel Platz, es sind keine Parkplätze verloren gegangen, darum haben wir auch nicht gejammert. Es wurde aber wieder ein gemischter Rad- und Fußweg gemacht, wahrscheinlich, weil es billiger ist. Dort ist aber auch sehr viel Fußgänger- verkehr - Nationalparkhaus - und auf der anderen Seite gibt es keinen Gehsteig, und jetzt haben wir wieder dieselbe Situation. Dort hätte man beim Zaun einen Gehweg machen können und bei den Autos einen Radweg. Der wäre halt dann nicht 4 m breit gewesen, sondern 2 m oder ein bisschen breiter. Sie wissen, Radfahrer nehmen nicht immer so viel Rücksicht auf Fußgänger, wie sie sollten, darum die Frage: Warum wurde das dort so gemacht? Sie wissen das vielleicht jetzt nicht mehr so genau, aber wird die Stadt Wien oder werden Sie in Zukunft darauf achten, dass dort, wo eine bauliche Trennung möglich ist, ohne dass Parkplätze wegkommen, diese auch vollzogen wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Es hat immer einen Grund, soviel kann ich dazu sagen. Ich schaue das wirklich für Sie nach und Sie bekommen eine Rückmeldung von mir. Wir schauen immer, wenn sich baulich getrennte Radwege ausgehen, dass wir die auch machen. Es könnte sein, dass wir die Mindestbreite nicht geschafft haben, ohne die Parkplätze dort wegzunehmen. Das könnte vielleicht ein Grund sein. Es gibt von der Norm her gewisse Voraussetzungen und diese, ich nenne sie immer Micky-Maus-Radwege, wie wir sie zum Beispiel noch auf der Zweierlinie haben, dürfen wir auch nicht mehr bauen. Das ist der einzige Grund, der mir einfällt, dass eventuell von Seiten des Bezirkes der Wunsch war, dass man dort die Parkplätze erhält und sich dann nur ein kombinierter Geh- und Radweg ausgegangen ist. Ich muss mir das aber anschauen. Wissen Sie, bei 130 Projekten: Ich bin zwar wirklich sehr involviert, aber alles merke ich mir leider auch nicht mehr. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Sequenz, bitte. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Noch einmal einen guten Morgen! Meine Frage wird die Argentinierstraße betreffen. Sie wissen, es war eine lange Geburt. Zehn Jahre haben die GRÜNEN gemeinsam mit Radfahrorganisationen oder auch mit Magistratsabteilungen versucht, eine Lösung zu fin- den. Es war eigentlich immer die Fahrradstraße, die als beste Lösung erschien. Die Bezirks-SPÖ wollte das damals nicht, sie wollte einen Zweirichtungsradweg. Jetzt hat eine Bürgerbefragung sich doch für die Fahrradstraße ausge- sprochen. Sie konnten offensichtlich die Frau Bezirksvorsteherin überzeugen, ich gratuliere ihnen. Die Fahrradstraße ist auch wirklich gut geworden, aber wie Sie wissen, im oberen Teil geht es zu wie am Piccadil- ly Circus. Die Radfahrer werden fast auf den Gehsteig hinausgedrängt. Es hat eine Zählung des MIV dort gegeben. Was war so ungefähr das Ergebnis? Ich will jetzt nicht genau die Anzahl der Autos hören, aber wie viel MIV verträgt überhaupt so eine Fahrradstraße, und was sind die Ableitungen aus dieser Verkehrszählung? Das wäre meine Frage. Danke. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich weiß keine Zahlen. Ich kann Ihnen sagen, dass die Ableitung war, dass zu viel Verkehr drinnen ist, weil sich die Autofahrer nicht an die Vorgaben halten. Die dürfen nur bis zur Sowiesogasse - entschuldigen Sie, ich weiß den Namen leider nicht - fahren und müssten dann eigentlich abbiegen. Das tun sie aber nicht. Sie fahren teilweise einfach gerade weiter, ich glaube, auch weil die Navigationsgeräte noch nicht umgestellt sind. Da sind wir auch dahinter. Es wird jetzt zusätzlich verkehrliche Maßnahmen geben müssen, denn sonst ist das sinnlos. Denn wenn da nur Autos fahren, ehrlich, dann hätten wir uns den ganzen Tango sparen können. Also wir sitzen dieser Tage zusammen und schauen uns an, wie man da schnell Abhilfe schaffen kann. Grundsätzlich ist es ein gutes Projekt, aber oben hakt es, da müssen wir nachbessern. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar, bit- te. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für die bisherigen Ausführungen. Sie wissen, wir schauen uns auch wirklich jedes einzelne Radwegprojekt gut an und sind auch diejenige Oppositionspartei, die verhältnismäßig oft zustimmt, wenn es um Radwegprojekte geht. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Öfter!) Also von dem her sehen wir da schon auch die Ambitionen seitens der Stadt. In der ursprünglichen Frage wurde das holländische Modell angesprochen, meine Frage ist jetzt in diese Richtung. Ich erinnere einen Radgipfel in den letzten Jahren - ich kann es jetzt nicht mehr 100 Prozent nachvollziehen -, organi- siert seitens der Stadt. Dort war auch ein Gastredner aus den Niederlanden, der auch für mich einen sehr spannen- den Zugang präsentiert hat. Nachdem sich die Stadt Wien offensichtlich auch in diese Richtung orientiert, wäre meine Frage, ob das auch hier Niederschlag findet, und zwar Folgendes: Die haben nicht nur für die Radwege Hauptradwegnetz definiert, sondern auch für den MIV, den motorisierten individuellen Verkehr, und haben versucht, durch die Flüssighaltung des MIV - grüne Welle, et cetera - so große Verbesserungen zu schaffen, dass dadurch mehr Platz und Verbesserungen auch für andere Verkehrsteilnehmer möglich sind. Ob das jetzt eigene Öffi-Spuren sind oder ob das dann vielleicht sogar eine Radwegspur wäre. Welche Rolle spielt dieses Zusammenspiel der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer und auch ihre Berücksichti- gung in der Verkehrsplanung? Wird singulär auf ein Verkehrsmittel geschaut, das dann den Vorrang bekommt, oder wird, wie wir es vorschlagen würden, ein gemeinsames Miteinander in der Verkehrsplanung berücksichtigt? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Ich glaube, es kann nur ein integrierter Ansatz funktionieren. Von der Hierarchie her ist aber in Wien klar, dass die öffentlichen Verkehrsmittel über allem stehen, weil dort einfach die meisten Leute kon- zentriert unterwegs sind. Es ist auch der Verkehrsträger, der den höchsten Anteil im Modal-Split hat. Das heißt, mein Ziel ist - und das setzen wir auch wirklich um -, dem öffentlichen Verkehr Vorrang einzuräumen, Busspuren zu ma- chen, das Bevorzugen der Straßenbahn an allen Kreuzungen, wo es möglich ist. Wir sitzen auch alle drei Monate mit den Wiener Linien zusammen, um da auch wirklich nachzubessern und ihnen ein noch flüssigeres Vorankommen im Verkehr sicherzustellen. Wir sind auch gerade dabei, die Hauptachsen für den motorisierten Individualverkehr zu definieren, weil ich das damals auch gehört habe und es sehr interessant fand. Ich glaube, dass das auch der Weg ist, dass man Hauptach- sen hat - wie zum Beispiel den Gürtel -, wo ein schnelleres Vorankommen möglich ist. Dafür kann man aber dann Straßen wie die Äußere Mariahilfer Straße verkehrsberuhigen, wo man eine Fahrrelation herausnimmt und dort dann mehr Platz für Aufenthalt und für Radwege schaffen kann. Also das sehe ich ein bisschen im Zusammenhang. Wenn ich woanders etwas wegnehme, dann muss ich zumin- dest auf den Hauptachsen dafür sorgen, dass es noch ein Vorankommen gibt, weil es ja nicht nur den Individualver- kehr gibt, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer, die für uns als Stadt in der Versorgungsleistung eine wichtige Rolle spielen. Wir haben den Radverkehr jetzt in dieser Periode nur so herausgehoben, weil ich dort den größten Nachholbedarf sehe. Wir haben ein sehr gutes Öffi-Netz in Wien, wir bauen trotzdem noch drei neue Straßenbahnlinien in der Perio- de, also eine halb, denn die Linie 18 wird 2026 fertig, aber auch da geht es schon in die Vorbereitung. Wir bauen die U-Bahn, obwohl wir schon auf einem hohen Niveau aufgesetzt haben. Auch der Individualverkehr hat ein gutes Netz. Beim Radverkehr aber ist es einfach extrem lückenhaft und nicht durchgängig, und es gibt auch sehr viele unsi- chere Stellen. Deswegen habe ich jetzt einmal den Fokus darauf gelegt. Mein Ziel ist es - ich glaube, dafür werden wir noch ungefähr eine Legislaturperiode brauchen, wenn wir in dem Tempo weitermachen -, wirklich ein entsprechendes Radverkehrsnetz auf hohem Niveau zu haben. Dann hat man eine gewisse Gleichberechtigung der verschiedenen Verkehrsteilnehmer und hoffentlich auch eine Attraktivierung, denn unser Ziel ist es, dass die Leute in der Stadt eben nicht mit dem Auto fahren, sondern Öffis benützen oder mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen, je nachdem, welche Strecken sie zu bewältigen haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Frau Stadträtin. Damit ist die 6. Anfrage beantwortet und auch die Fragestunde beendet. Bevor wir nun zur Aktuellen Stunde kommen, darf ich noch die Damen und Herren des Wiener Hilfswerks als Gäs- te bei uns im Wiener Gemeinderat begrüßen. Recht herzlich willkommen und viel Spaß! (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde verlangt mit dem Thema: "Kultur für alle, statt für den linken Freundeskreis! Wien subventioniert sich ins Abseits." Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Eppinger, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Re- dezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. GR Peter L. Eppinger (ÖVP): "Kunst für alle, statt für den linken Freundeskreis." - Dieser Satz könnte nicht tref- fender die aktuelle Schieflage der Wiener Kulturpolitik beschreiben. Sehr geehrte Frau Stadträtin, geschätzte Kolle- ginnen und Kollegen, Ursula, Herr Weber, lieber Stefan, die Kultursprecher, ich freue mich, dass wir um diese Uhrzeit auch einmal sehr deutlich über Kultur sprechen! Danke auch für das Interesse des Hilfswerkes hier an der Arbeit des Wiener Gemeinderates! Wenn wir über die Schieflage in der Wiener Kulturpolitik sprechen, dann sprechen wir vor allem über die, die es wieder geraderücken könnten - könnten, Konjunktiv -, denn wollen tun sie es nicht. Wollen, Präsens, wir sind im Jetzt angekommen. Wir sprechen jetzt über jene, die die Schieflage gerne als berühmten Turm von Pisa, somit als vielbe- rühmte und -besuchte Attraktion verkaufen würden. Vielmehr ist es eine Dauerbaustelle, viele Umleitungen, viele Absperrbänder, viele Schlaglöcher. Und was sagen diejenigen, die das zu verantworten habe? Nicht schlechtreden, gemeinsam auf Herausforderun- gen reagieren, sagen sie. In Wirklichkeit meinen sie damit: Wie könnt ihr es überhaupt wagen zu hinterfragen, das gehört sich nicht. Und genau dieser Reflex in der Wiener Kulturpolitik ist nicht mehr zeitgemäß. (Beifall bei der ÖVP.) Dieser Reflex ist sogar kontraproduktiv. Viele Menschen spüren doch längst, dass das, was Sie als große Kultur ver- kaufen, eine Mogelpackung ist. Die Wahrnehmung vieler Menschen ist oft komplett konträr zu dem, was Sie behaup- ten. Die Beispiele kenne Sie alle, ich wiederhole sie gerne. Das Volkstheater habe anfänglich ganz schwierige Zeiten gehabt, um sich zu einem Leuchtturm des Theaters zu entwickeln, um das Wien im ganzen deutschsprachigen Raum beneidet wird, sagt die Frau Kulturstadträtin, und zieht, wie ein Beweisstück, Platz 2 bei einer Wahl der besten Thea- ter im deutschsprachigen Raum heraus. Die Fakten zu dieser Wahl: 45 - nur 45 - Kritiker haben gewählt, gerade ein- mal 4 Stimmen hat das Volkstheater bekommen, und das verkaufen Sie uns als große Sensation. Es ist das Papier nicht wert, auf dem das gedruckt ist, und das spüren die Menschen längst. Die Folgen sind schwerwiegend. Immer mehr Menschen wenden sich ab, von der Politik und von der Kultur, und das halte ich für eine bedenkliche Entwick- lung, über die wir offen sprechen müssen und zügig handeln müssen. Hören Sie bitte endlich auch auf das, was andere außerhalb der theatergewordenen "bubble" zu sagen haben. Das sind viele, viele Menschen, deren Stimmen ich auch immer wieder gerne vertrete. Selbst wenn Ihnen das nicht gefällt, was die zu sagen haben, es gehört zu Ihrer Aufgabe als politisch Verantwortliche, auch jenen Menschen Raum zu geben, die mit vielem, was in dieser Stadt kulturell passiert, überhaupt nichts anfangen können und es auch hinterfragen. Das zuzulassen, das ernst zu nehmen, gehört zu Ihrer Aufgabe. So gewinnt man übrigens auch Glaub- würdigkeit. (Beifall bei der ÖVP.) Die ständigen Millionensubventionen, die in einige wenige Institutionen fließen - das Volkstheater, die Vereinigten Bühnen, die Wiener Festwochen -, zeigen klar: Wien subventioniert sich ins Abseits. Denn während auf der einen Seite Unsummen an Steuergeld fließen, bleibt das Publikum zunehmend fern und andere, kleinere Bühnen und Künstler auf der Strecke. Was hören die dann? Wir haben alles schon verplant. Das reflexartige es war schon immer so, diese Förderpolitik und der Rückgang an Besuchern sprechen eine deut- liche Sprache. Die Antwort der Stadtregierung: Wir können eigentlich relativ zufrieden sein, sagt die Frau Stadträtin. Ich frage, womit? Beginnen wir beim Volkstheater, einem Ort, der einst für breiten Zuspruch stand. Jetzt: gesperrte Ränge, erschreckend wenige Abos, dürftige Eigenmittel. Weiter zu den Festwochen, oder besser gesagt, die Wiener Fastenwochen, denn die haben im Laufe der letzten Jahre derartig abgespeckt, dass sie mit ihrem Programm kaum mehr im öffentlichen Diskurs sichtbar sind. Sie sind wie eine geschlossene Gesellschaft, die am liebsten unter sich bleibt. Sie haben zudem ein neues Geschäftsmodell entdeckt, die Provokation. Wenn wir dieses Spiel schon mitspielen, dann setzt es für dieses deutliche Überschreiten von roten Linien die rote Karte. Wir bleiben dabei: Keine Bühne für Antisemitismus bei den Wiener Festwochen! (Bei- fall bei der ÖVP.) Das beginnt gerade bei der Einladungspolitik und macht dann keinen Unterschied, ob jemand tatsächlich vor Ort ist oder nicht. Keine Bühne für Antisemitismus bei den Wiener Festwochen, und schon gar nicht als gezielte Schlag- zeilenmaschine, die man dahinter vermuten könnte. Das müssen wir alle entschieden ablehnen - damals, jetzt, wie auch in Zukunft. Die nächste städtische Kulturbaustelle: die Vereinigten Bühnen. Die waren einmal das Flaggschiff in Wien, sind noch immer hochsubventioniert. Aktuelle Situation am Theater an der Wien: Erst sind die Baukosten rasant von 60 auf über 80 Millionen EUR explodiert. Jetzt soll der Finanzplan, nicht aber der Zeitplan, halten und die Öffentlichkeit - Sie alle - wird erst kurz vor der Eröffnung informiert, dass gar nicht so eröffnet wird, wie gedacht, aber man eröffnet trotzdem. Und das bei einem Projekt, das 81 Millionen EUR in der Renovierung kostet, alles mit reichlich Steuergeld. Das sind die bitteren Fakten, die jeder Wiener, jede Wienerin nachlesen können. Und was passiert hier? Man lobt sich selbst. Die Auslastung wird immer besser, sagt die Frau Stadträtin. Was erfahren wir vom Volkstheater? Der komplette 2. Rang, fast 300 Plätze, ist gar nicht im Verkauf. Das ist längst keine Frage des guten Geschmacks mehr, über den wir hier trefflich streiten können und was wir immer wieder tun, Herr Weber. Unsere Kritik zielt heute woan- ders hin: Gerade, wenn ich eine Bühne neu positioniere, bei der ich ernster, kritischer, provokativer, experimenteller sein möchte, kann ich doch den Faktor Auslastung nicht leugnen. Gerade dann bin ich doch interessiert daran, dass möglichst viele Menschen das sehen. Das passiert aber nicht. Die Aktie der Wiener Festwochen verliert massiv an Wert, schon seit Jahren. Derzeit sind sie irgendwo im Nir- gendwo, wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. So wie die Telefonzellen in unserer Stadt, wo man auch nicht weiß, warum es sie noch gibt. Hin und wieder steht einer drin, wenn es regnet, stellt man sich gerne hinein. Bei den Verei- nigten Bühnen: In den letzten Jahren von 36 Millionen EUR Subvention auf über 52 Millionen EUR für Bühnen - Sie freuen sich ja immer, Herr Weber -, die sich in anderen Städten wirtschaftlich von selbst tragen. Das ist ein super Zitat eurer Parteichefin als Kultursprecherin hier im Wiener Gemeinderat. Sie hat so recht. (Beifall bei der ÖVP.) Geschätzte Damen und Herren, wir erleben hier Momente, in denen sich die Wiener Kulturpolitik selbst ins Abseits stellt, denn Theater, die sich selbst feiern, fragen selten, warum sie noch immer so viel bekommen, während andere sich längst selbst erhalten. Die Antwort ist immer die gleiche: Das war schon immer so. Ist das aber wirklich die Ant- wort, die uns in dieser Zeit weiterbringt? Es reicht nicht mehr, uns zu erzählen, dass alles nur an der Pandemie und an der Teuerung liegt und weiter Fakten zu ignorieren. Liebe Wienerinnen und Wiener, die Sie dieses Spiel durchschauen, sprechen wir es deutlich aus und bleiben wir auch bei der Wahrheit. Ja, es war schon einmal leichter, Säle und Plätze zu füllen, selbstverständlich, aber das ist eine Aufgabe, die alle Kulturschaffenden trifft. Es ist eine Riesenherausforderung, vor allem für jene, die oft solo oder in kleinen Teams auf unseren Bühnen stehen. Nur haben die keine Millionenförderung wie das Volkstheater oder die Wiener Festwochen oder die Vereinigten Bühnen im Rücken. Mit diesem finanziellen Polster, der Jahr für Jahr ein herrlich gemachtes Bett bedeutet, muss mehr drinnen sein. Das haben sich die Wiener und Wienerinnen verdient. (Beifall bei der ÖVP und von GR Stefan Berger.) Wo bleiben die echten Reformen, wo bleiben die Ideen, die Wienern und Wienerinnen Lust auf Kultur machen, anstatt sie zu vergraulen? Wo bleiben die offenen und ehrlichen Diskussionen, wo bleibt die Wertschätzung einer anderen Sichtweise? Wo bleiben die freudigen Theaterformen, die man gerne unterstützt? Wo spielt das Wienerlied noch eine hörbare Rolle? (StR Dominik Nepp, MA: ... der Koalitionspartner!) Raus aus den eigenen Echokammern, in denen Sie sich reflexartig auf die Schulter klopfen! Das können Sie besser. Wien war einmal Kulturhauptstadt Europas - war einmal, Vergangenheit. Wir müssen alles dafür tun, dass dieser Titel nicht bloß zur Erinnerung wird. Wien braucht dringend große, funktionierende und erfolgreiche Bühnen, damit wir diesem Titel der Kulturhauptstadt wieder gerecht werden. Wir brauchen die Großen, die erfolgreich sind, damit wir die vielen Kleinen, die auch Vielfalt zu uns bringen, nicht verlieren. Kunst ist vielfältig, Kunst ist provokativ, Kunst ist iro- nisch, Kunst ist aufwühlend, Kunst ist unbequem, aber Kunst darf auch unterhalten. Kunst darf auch Spaß machen, Kunst darf auch leicht sein und Kunst darf vor allem eines, wirtschaftlich erfolgreich sein. (Beifall bei der ÖVP.) Kunst muss nicht jedem gefallen, doch sie muss glaubwürdig bleiben. Sie darf nicht zur Bühne für politischen Akti- vismus verkommen, der sich als Kunst tarnt. Es reicht nicht, sich auf eigene Jubelrufe zu verlassen, die in den eige- nen Kreisen verhallen. Die Wiener Bevölkerung verdient mehr. Zum Schluss: Wir brauchen eine Strategie, die sich nicht in der eigenen "bubble" versteckt, sondern die Bedürfnisse und Interessen der Bevölkerung ernst nimmt. Das demokratische Gespräch und das Feld des Dialoges, um Sie, Frau Stadträtin zu zitieren, bedeutet auch, an- dere Meinungen wertzuschätzen und zu respektieren. Ja, der Kunst ihre Zeit, der Kunst ihre Freiheit, aber es gibt kein Grundrecht auf stille Bewunderung. Danke auch für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Sitzungs- saal und auf der Galerie! Das Thema Kultur heute in der Aktuellen Stunde, die Redezeit ist mit fünf Minuten wie immer sehr beschränkt, dennoch versuche ich, einige Punkte unterzubringen. Kulturpolitik, würde ich einmal behaupten, war in dieser Stadt tatsächlich schon einmal ruhmreicher. Kulturpolitik in dieser Stadt ist mittlerweile vor allem hochsubventioniert, und der Output, um es einmal neudeutsch zu formulieren, ist aber tatsächlich relativ bescheiden. Ich möchte jetzt nicht mehr gesondert auf Auslastungszahlen eingehen, auf die Probleme, tatsächlich Säle zu füllen, sondern vielmehr darauf, wie wir heute schon zwei Mal gehört haben, dass man sich über den Begriff "linker Freundeskreis" so echauffiert. Drei Beispiele zeigen doch augenscheinlich, dass man, wenn man einer gewissen vermeintlich kulturellen Elite in dieser Stadt angehört, tatsächlich Narrenfreiheit genießen kann. Das Volkstheater ist bereits angesprochen worden, die Kennzahlen sind mehr als beschaulich. (Ruf bei den GRÜNEN: Überschaubar!) Womit gelingt es diesem Theater, tatsächlich noch aufzufallen? Schlichtweg mit Provokation. Ich darf vielleicht die letzte Abo-Kampagne zitieren, wo in dieser Stadt Plakate aufgehängt werden mit "Du liebes Arschloch, hol dir dein Abo!" Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist mittlerweile das Niveau, auf das man als einst ruhmreiches Theater mittlerweile gekommen ist. Die Wiener Festwochen wurden bereits angesprochen, 13 Millionen EUR, da wird zum Teil dem Antisemitismus der Teppich ausgerollt. Jetzt, noch Wochen später, ist auf der Homepage, wenn man hinunterscrollt, eine Petition gegen die FPÖ zu unterzeichnen, wo irgendwelche obskuren Behauptungen aufgestellt werden. Plötzlich wäre die FPÖ für den Ständestaat, das ist ganz interessant, wie auch immer man dazu kommt. Das ist größtenteils tatsächlich politischer Aktivismus, wie es auch zuvor richtig formuliert worden ist, der als Kunst in dieser Stadt zur Schau gestellt beziehungsweise auch sehr üppig gefördert wird, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Man muss sich anschauen, wer die Herrschaften, die handelnden Personen auch bei diesen Wiener Festwochen sind. Das sind überraschenderweise dieselben Leute, die sich dann auch im Personenkomitee zur Nationalratswahl bei SPÖ-Kandidat Andreas Babler finden, Herr Milo Rau, Herr Misik und Konsorten, Herrschaften, die eben nicht unscheinbar in der Vergangenheit aufgetreten sind. Das Theater in der Josefstadt ist mittlerweile ja ein eigenes Kapitel. Im Theater in der Josefstadt gibt es einen Di- rektor, einen Intendanten, Herrn Föttinger, der eine Pressekonferenz zum kommenden Spielplan abhält, als würde er eine Parteitagsrede halten. Der Herr Kollege von der SPÖ findet es lustig. (GR Dr. Gerhard Dr. Gerhard Schmid schüttelt den Kopf.) Ich kann Ihnen verraten, viele Steuer- und Gebührenzahler in Wien finden das nicht lustig, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Der steht oder vielmehr sitzt dort neben dem Aufsichts- rat, neben dem Vorstand, der zufälligerweise auch ein ehemaliger SPÖ-Minister ist und sagt staubtrocken, er würde schon behaupten, dass die Josefstadt unter ihm relativ rot geworden ist. Er überlebt auch solche Vorgänge, wo es von einem Dutzend Personen, Ensemblemitgliedern, Vorwürfe gibt, dass am Theater ein Klima der Angst geschaffen wurde, wo die Vertuschung sexueller Übergriffe im Raum steht, wo es offensichtlich von Seiten der Stadt nicht wirklich irgendeinen Handlungsbedarf gibt. Uns ist grundsätzlich avisiert worden, dass es bis zum 15. Oktober einen Abschlussbericht dieser Untersuchungen rund um die Vorgänge dort geben soll. Dieser Abschlussbericht konnte nicht erfolgen, weil es neue Vorwürfe gibt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich sage Ihnen eines schon ganz offen: Wenn jemand wie Herr Föttinger irgendeiner anderen politischen Couleur zuzuordnen wäre, dann würden Sie mit Sicherheit nicht so nachsichtig sein und da die ganze Zeit zusehen. Abschließend, ich komme schon zur Schlussrunde, Herr Föttinger ist auch dahin gehend kein Unbekannter, offen- sichtlich ein durchaus persönliches Verhältnis auch zu Herrn Teichtmeister zu haben. Er hat ihn interessanterweise verteidigt, dass diese pädophile Kinderpornografiethematik nichts in den Medien zu suchen habe. Da darf ich ihn vielleicht noch zitieren und das ist dann auch schon tatsächlich mein Schlusssatz. Auf die Frage, Teichtmeister habe angeblich ein Jobangebot an der Josefstadt, nämlich im Laufe des Prozesses, stellt Herr Föttinger fest, dass ein Zwi- schenruf aus dem Publikum nach einem Themenwechsel kommt. Herr Föttinger sagt dann: "Wenn das Publikum sagt, bitte beenden Sie dieses Thema, dann sollte man nicht dem Ruf der Straße, sondern des Publikums folgen." Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat! GR Stefan Berger (fortsetzend): Jawohl, ich halte diesen Herrn für vollkommen untragbar. Nächstes Jahr spätes- tens ist seine Zeit ohnehin schon zu Ende, aber ich fordere Sie hier auf, entsprechend vorzugehen. Nicht umsonst kann man Ihnen dann nachsagen, ein gewisser linker Freundeskreis in der Kulturpolitik kann es sich in dieser Stadt offensichtlich einfach richten. Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber, ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Thomas Weber (NEOS): Vielen lieben Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In einem Punkt gebe ich Peter Eppinger recht: Ich freue mich auch, dass wir heute einmal vor dem Fünfuhrtee über Kulturpolitik sprechen und dass wir die Möglichkeit haben, viele Dinge hervorzuheben und zu diskutieren. "Kultur für alle, statt für den linken Freundeskreis!", so steht es da im Titel. (Beifall von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Ich habe beim Lesen des Titels ein bisschen das Gefühl, das es der ÖVP heute hier darum geht, den Kulturkampf um Wiens Kulturpolitik auszurufen. Ich weiß nicht, wo Sie die letzten Jahre waren, als wir hier über Kultur diskutiert ha- ben, aber hätten Sie sich die letzten Jahre ein bisschen mehr zuhörend oder beim Erstellen unserer Kulturstrategie eingebracht, dann würden Sie sehen, dass Kultur für alle einer der großen kulturpolitischen Schwerpunkte in unserer Arbeit in der Stadt ist. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Wir haben auch immer zugehört!) Noch einmal, vielleicht zur Erinnerung, wenn wir über Kulturpolitik reden und zur Kulturpolitik arbeiten, dann geht es um gute Arbeitsbedingungen für Menschen, die in der Kultur- und Kunstszene tätig sind, denn Kulturarbeit ist Ar- beit. Es geht um das Thema räumliche Infrastruktur und drittens, und jetzt komme ich zum Punkt, und davon spre- chen wir auch immer, es geht um Teilhabe an Kunst und Kultur, ein zentrales Anliegen, niederschwellig inklusive Zugänge für alle zu schaffen, um möglichst vielen Menschen und nicht nur, wie Sie sagen, dem linken Freundeskreis Kunst und Kultur zu ermöglichen. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das sagt die SPÖ schon seit Jahrzehnten!) Es gibt eine ganze Fülle von Projekten, ich frage mich, was die alle mit linker oder mit ideologisch geprägter Kul- turpolitik zu tun haben. Das Atelierhaus Wien könnte man nennen, 3.500 m² Atelier, ein Arbeitsraum für 100 Kunst- und Kulturschaffende. Das Foto Arsenal könnte man nennen, die Ankerzentren, den Kultursommer. Ganz ehrlich, niederschwelliger Kunst und Kultur zu vermitteln, als das die Ankerzentren und der Kultursommer machen, geht ja gar nicht mehr. Die Wiener Vorlesungen kann man nennen, die Gratisbuchaktion und zugleich großartige Aktionen wie den Wie- ner Kulturpass, der auch für einkommensschwache Wienerinnen und Wiener den Zugang zu Kunst und Kultur ermög- licht, oder die KulturlotsInnen, aber auch andere Projekte, wie das Wien Museum. Wir haben den 500.0000. Besu- cher, die 500.000. Besucherin seit der Eröffnung gefeiert. Sie wollen Kunst und Kultur für alle? Dann gebe ich Ihnen einen Tipp: Schauen Sie sich die Kulturszene in Wien an, dann bekommen Sie Kunst und Kultur für alle. Aber ich weiß schon, in Wirklichkeit geht es Ihnen gar nicht um die Debatte Kunst und Kultur für alle, in Wirklichkeit geht es Ihnen darum, jedes Mal, wenn Sie hier stehen und über Kul- turpolitik reden, dystopische Bilder zu malen. Ich kann mich erinnern, als ich hier im Haus angelobt worden bin, die erste kulturpolitische Debatte von der ÖVP, die ich mitbekommen habe, war das Wien Museum. Da ist Herr Wölbitsch hier gestanden mit einem super Foto vor dem Wien Museum und auf seinem Schild stand: "Das Wien Museum darf nicht KH Nord werden." (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ja, zum Glück ist es das nicht geworden!) Das Wien Museum, ganz ehrlich, ist die größte kulturpoliti- sche Erfolgs-Story dieser Stadt. Ich weiß nicht, haben Sie sich irgendwann einmal entschuldigt für all das, was Sie über dieses Projekt gesagt haben, für all das, was Sie über das Wien-Museum-Projekt gesagt haben? (GR Dr. Mar- kus Wölbitsch, MIM: Herr Kollege, darf ich Sie auch zitieren?) Wenn Sie über Kulturpolitik sprechen, zeichnen Sie immer diese dystopischen Bilder, dann sprechen Sie von lin- ker Kulturpolitik. Ist es eigentlich die komplette Unkenntnis oder ignorieren Sie einfach, was das für die vielen exter- nen Expertinnen und Experten heißt, die in den 30 Jurys und Beiräten sitzen, denen Sie die fachliche Kompetenz absprechen und denen Sie ideologische Motive unterstellen? Ich höre Ihnen sehr genau zu, wenn Sie über Kulturpoli- tik reden, und ich glaube, in Wirklichkeit geht es Ihnen um etwas ganz anderes. In Wirklichkeit geht es Ihnen darum, dass Sie sagen, es gibt einfach Kultur, die auf Bühnen stattfindet, die Ihnen inhaltlich nicht gefällt. Das ist für Sie ein- fach schlechte Kultur, das wollen Sie einfach nicht. Auch wenn ich Herrn Eppinger zugehört habe - ich höre Ihnen immer zu -, ich sage es Ihnen ganz offen, in Wirklichkeit habe ich das Gefühl, dass es Ihnen darum geht. Als Liberaler stehe ich da auf einer ganz anderen Seite, nämlich auf der Seite der Freiheit, der Vielfalt. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ja, aber hoffentlich auch auf der Seite des Unternehmertums!) Kunst und Kultur ist ein offe- ner Raum für alle Menschenrechte. Und ich sage es Ihnen auch, nur, dass ich hier nicht falsch zitiert werde. Sie ha- ben über Antisemitismus gesprochen. Der Kampf gegen Antisemitismus ist nichts, das ein ÖVP-Mascherl hat. Wir alle stehen hier gegen Antisemitismus, und wir alle sagen, Kultur hat auch eine Verantwortung. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN sowie von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc und GRin Mag. Ulrike Nittmann.) Liebe Kolleginnen von der ÖVP, ich komme zum Schluss: Hören Sie bitte auf, wenn wir über Kulturpolitik reden, dystopische Bilder zu malen! Dystopische Bilder gibt es mit der ÖVP in Wien genug. Es gäbe keine Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße, es gäbe keine Verkehrsberuhigung auf der Kärntner Straße, es gäbe keine Donauinsel, es gäbe kein 365-EUR-Ticket, es gäbe keine Fahrradwege, es gäbe keine UNO-City. Ganz einfach, man muss es so sagen: Wien mit einer ÖVP in der Stadtregierung wäre einfach bei Weitem nicht so leiwand, wie Wien heute ist. (Bei- fall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen guten Vormittag! Danke, dass Sie heute auch der Kulturdebat- te zuhören. Es ist etwas ganz Besonderes, dass wir das am Vormittag haben. Liebe ÖVP-Kollegen, ich fürchte, ihr habt da eine kleine Themaverfehlung heute mit dieser Aktuellen Stunde. Es gibt schon viel Gutes in Wien, es gibt schon einiges, wo Luft nach oben ist, und darauf werde ich gleich eingehen. Aber warum ist das links? Echte linke Kulturpolitik würde heißen, dass in Wien jedes Kind im Rahmen der Pflichtschu- le eine grundlegende Musikausbildung bekommt. Echte linke Kulturpolitik würde außerdem heißen, dass jedes Kind ein Instrument erlernen kann, weil es ausreichend Musikschulplätze gibt. Es würde heißen, dass an allen großen Häusern zumindest Barrierearmut herrscht. Das heißt, dass es Rollstuhl- plätze gibt, dass es Induktionsanlagen gibt, dass es Über- und Untertitel gibt und am besten mehrsprachig. Linke Kulturpolitik würde heißen, dass alle KünstlerInnen in dieser Stadt für ihre Arbeit fair bezahlt werden können, sowohl bei großen als auch bei kleinen Institutionen und Vereinen. Das ist im Moment leider nicht der Fall, denn dazu müss- ten die Förderungen dauerhaft ständig valorisiert werden, auch bei Mittelbühnen und Festivals. Das kann nicht pas- sieren, denn dazu müsste das Kulturbudget größer sein. Es würde heißen, dass Leerstände in städtischen Immobilien freigeräumt werden, damit dort mehr Ateliers zu günstigen Konditionen vermietet werden. Ich spreche hier von Wiener Wohnen. Es würde heißen, dass es mehr Transparenz gibt und dass die Transparenz nicht bei den GmbHs aufhört, sondern dass ab einer Förderung von 1 Million EUR volle Transparenz herrscht, egal, ob GmbH oder nicht. Dann würden wir auch mehr über Lohngerechtig- keit im Kulturleben wissen. Es würde heißen, dass jede Neugestaltung, jeder Stadtentwicklungsplan immer auch einen Kulturort haben, dass er mitgeplant wird, dass er Teil der Flächenwidmung ist. Das ist nicht so, wenn wir uns jetzt das Nordwestbahnhof- Gelände anschauen. Wir wissen, das war einmal so. Bei der sogenannten roten Kulturpolitik in den 20er Jahren habt ihr überall immer Bildungseinheiten, Bibliotheken oder andere Volksbildungseinheiten mitgeplant. Dennoch freue ich mich, in dieser Stadt zu leben, weil viel öffentlicher Diskurs möglich ist. Mir muss persönlich nicht alles gefallen, was in der Kulturpolitik stattfindet. Es ist nicht meines, egal, ob ich in ein Punkkonzert oder zu einem Quartettabend gehe. Es ist egal, ob ich ein Community-Kochen oder Kafka in Form von Ballett sehe, das An- gebot ist sehr breit, und ich muss nicht alles persönlich mögen. Darum geht es. Ziel der Kulturpolitik kann nicht sein, dass es nur um schöne Musen geht, sondern es geht darum, den Blick zu öffnen. Es geht darum, manchmal zu irritie- ren und vielleicht zum Nachdenken anzuregen, und es geht um Verallgemeinerungen von Ideen. Insofern ist der Raum, der durch Kulturangebote geöffnet wird, eine grundlegende Basis für eine demokratische Gesellschaft, wie auch Haide Tenner das bei der Eröffnung des Theaters an der Wien gesagt hat. Daran möchte ich festhalten, denn Demokratie braucht Diskurs und Auseinandersetzung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Viele Kulturangebote in Wien bieten das an. Dagegen war die erste Aktion der rechten Kulturpolitik von Schwarz- Blau in Oberösterreich, das Kulturbudget sofort zu kürzen: Minus 34 Prozent bei der Literatur, minus 33 Prozent bei der Musik, minus 31 Prozent bei der bildenden Kunst, minus 28 Prozent bei der Filmförderung, sogar bei Volkskultur und Blasmusik. Und dann haben sie auch noch 10 Prozent für die freien Vereine gestrichen. Was wurde stattdessen gefördert? Motohall! Entschuldigung, das kann doch nicht Kulturpolitik sein. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Entwe- der, oder! - Gabalier auch nicht?) Wir wissen also, bei aller Kritik, welchen kulturpolitischen Zugang wir aus der Opposition höher schätzen: Den, wo Diskurs ermöglicht wird, den, wo die Freiheit der Kunst hochgehalten wird, den, der manchmal nervt und es trotzdem schafft, Hoffnung und Visionen für eine bessere Welt in die Köpfe der Menschen zu pflanzen. Das wollen wir schon. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wenn Sie so eine Kulturpolitik links nennen, dann sei's drum. Wir werden weiter die Kulturarbeitenden unterstüt- zen, wenn sie provokante Projekte haben. Wir werden weiter für bessere Arbeitskonditionen eintreten, und wir werden uns weiter von einem diversen Angebot überraschen lassen, möglichst mehrsprachig und vielgestaltig. (StR Dominik Nepp, MA: Gut, dass ihr nichts zu sagen habt!) Demokratie braucht nämlich eine freie Kulturarbeit, und ich möchte gerne in dieser Stadt dazu beitragen. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gerhard Schmid, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist in der Debatte jetzt auch vieles vermischt worden, wo es um Einstellungen von Kulturschaffenden geht, wo es um Wertehaltungen geht, wo es um künstlerische Leistungen geht. Es war interessant, die Diskussion über die Zukunft des Theaters in der Josefstadt mitzuverfolgen. Wir haben nächstes Jahr eine neue Direktion mit Frau Rötzer, und ich glaube nicht, dass Frau Rötzer Teil der Revolutionären Garden des Landes Niederösterreich ist, die von St. Pölten, von Hanni Mikl-Leitner ausgeschickt, in Wien eindringen. Das glaube ich nicht. (Heiterkeit bei Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler und GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Ich glaube, wir sollten uns, wenn wir über Kunst und Kultur reden, darauf konzentrieren, dass wir einen weltoffe- nen, freiheitsliebenden, demokratiekompatiblen Kulturbegriff anwenden und auch leben. Ich sage Ihnen ganz offen, da spielt natürlich auch viel Antipathie und Sympathie eine Rolle. Es gibt im Kulturbereich Dinge, die einem überhaupt nicht gefallen. Es gibt Dinge, die vom Publikum abgelehnt werden. Ich war unlängst in der Staatsoper und habe mir dort den "Don Carlo" angeschaut. Das war ein Buh-Orkan, und ein paar haben applaudiert, das Publikum hat sich ein Bild gemacht. Das Publikum ist der entscheidende Faktor in der Kulturpolitik, die Rezensionen, und wir müssen uns überlegen, was die Aufgabe der Politik ist. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ja!) Die Aufgabe der Politik ist es, die Rahmenbedingungen herzustellen, innerhalb derer kulturell und künstlerisch agiert wird. Für mich gibt es eine Schiene, die zu beachten ist, und das ist die Schiene der Menschenrechte in unserer demokratischen Sicht des 21. Jahrhunderts. Wer entlang dieser Schiene und auf der positiven Seite dieser Schiene ist, ist zu respektieren, ob mir das gefällt oder nicht gefällt, ob ich das ablehne, ob ich anderen Leuten sage, geht dort nicht hin, weil das ein Mist ist, oder ob ich begeistert bin, das kann selbstverständlich auch sein. Wir haben ein großes Angebot. Ich würde dieses Rechts-Links-Schema in der Bewertung von Kulturpolitik nicht anwenden. Wenn man ein bisschen in der Geschichte zurückgeht, dann sieht man: Im Jahr 1970 hat es einen Künst- ler gegeben, den jeder von Ihnen kennt, Friedensreich Hundertwasser. Der hat sich vor der damaligen Wiener Kultur- stadträtin splitterfasernackt entkleidet und hat einen Preis der Stadt Wien zerrissen. Er war ein Linksextremist, so wie die Wiener Aktionisten "Linksextremisten" waren. 30 Jahre später hat man einen Wettbewerb gehabt, in welchen großbürgerlichen Wohnzimmern ein Hundertwasser hängt. Die Dinge verändern sich also. Und auch jetzt mit Brus und mit Nitsch und mit Mühl: Bei all seinen biographischen Geschichten (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das ist ein ... Beispiel!) - nein, nein - muss man ja immer sehen, was das Publikum oder was die Menschen auch da an Kunst sozusagen interpretieren und annehmen. In der ÖVP gibt es sicher Leute, ich werde sie nicht nennen, die einen sehr weltoffenen Kulturbegriff haben - ich nenne sie nicht, weil ich ihnen nicht schaden möchte (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM) -, aber ich kann generell nur appellieren, sich auch historisch umzusehen und sich ein bisschen ein Beispiel an einem Erhard Busek oder einem Peter Marboe oder einem Jörg Mauthe zu nehmen. Das waren Menschen, die, auch mit unterschiedlichen politischen Auffassungen, die man da und dort nicht geteilt hat, aber eine weltoffene, eine bunte, eine vielseitige Sicht der Dinge gehabt haben und die auch sehr, sehr geschätzt wurden. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Aber die Auslas- tungen, die die hatten, hätten wir heute gern!) Wir haben wunderbare Auslastungen! Schauen Sie, zum Beispiel auch die Festwochen haben Auslastungen mit 96 Prozent. Gleich nachher war der ImPulsTanz mit 180.000 Leuten. Die Wiener Symphoniker gehen in die Grätzln, in die Beisln, in die Gemeindebauten, versuchen, möglichst viele Men- schen einzufangen. Bei den Vereinigten Bühnen Wien, ja, da wäre es mir auch lieber gewesen, ich hätte den "Ido- meneo" in einer Inszenierung gesehen - das wäre mir sicher lieber gewesen -, aber es ist mir noch lieber, wenn ich dann im Jänner dort ganz professionelle, tolle Aufführungen sehe. Und wenn ich mir die Zahlen anschaue, die "Falco" oder "Phantom der Oper" - ob einem das gefällt oder nicht - erreichen, dann muss ich sagen, das sind sensationelle Auslastungszahlen, die auch ein großer wirtschaftlicher Erfolg sind. Auf das Wien Museum wurde auch schon wirklich ausführlich eingegangen. Ich kann also abschließend nur appellieren, dass wir zu dieser weltoffenen Sicht zurückkommen. Es wurde der Spruch an der Wiener Secession zitiert, und das müssen wir ins 21. Jahrhundert transferieren. Da mache ich mir keine Sorgen. Und übrigens: Es ist natürlich schon sehr positiv, dass wir heute hier über Kultur reden, und es gehört auch dazu, dass die Diskussion über Kultur eine durchaus emotionale ist. So gesehen, ist das immer ein Plus für die Kunst und Kultur auch im politischen Diskurs. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Kollegen! Geschätzte Zuhörer auf der Galerie! Ja, ich freue mich auch, dass wir über Kultur einmal am Vormittag sprechen, denn die Kulturpolitik ist in Wien ein wichtiges Thema und liegt mir wirklich am Herzen. Konkret - das sage ich immer einleitend, wenn wir über Kultur reden, weil ich glaube, dass das ganz wichtig ist - geht es um Kultur und Kunst, die mit Steuergeldern subventioniert wird - und das ist ein Aspekt, der uns alle betrifft -, es geht nicht um Kultur im Grundsätzlichen. Ich denke nicht, wie Kollege Schmid gesagt hat - oder, ich glaube, Kollegin Berner -, dass das Thema der ÖVP heute eine Themaverfehlung ist. Das glaube ich ganz und gar nicht. Wir und viele Menschen, mit denen wir sprechen - und das ist auch das Publikum -, beobachten, dass sich in Wien eine Kulturpolitik etabliert hat, die stark von linken Ideen geprägt ist, und die Subventionskunst hört immer mehr auf, Teil der Kultur vieler Menschen zu sein, die hier in Wien leben. Damit stellt sie sich genau selbst ins Abseits. Ein illustratives Beispiel genau für die Instrumentalisierung dieser politisch betreuten Pseudokunst ist das bekannte Zitat von Ursula Pasterk, der ehemaligen Stadträtin für Kunst und Kultur, die das Kulturressort als Ideologieressort bezeichnet hat. Im Ergebnis hat sich nicht viel geändert, viel- leicht ist es sogar noch schlimmer geworden. Wir müssen hinterfragen, ob die Kulturpolitik in Wien, die in der Vergangenheit sicher die Vielfalt der Stadt wider- gespiegelt hat, nicht immer mehr von einer einseitigen Agenda geleitet wird. Besonders auffällig war das Phänomen vor der letzten Wahl, als städtisch finanzierte Kulturinstitutionen wie die Wiener Festwochen unverhohlen, und zwar ganz unverhohlen, parteipolitische Positionen eingenommen haben. Wir kennen das auf der Web-Seite - Kollege Berger hat es eh schon angesprochen: "Unterstütze auch du den Appell! ‚Stopp der FPÖ!'" - Das ist ganz eindeutig parteipolitische Agitation. Das ist aus unserer Sicht problematisch, wenn Kulturveranstaltungen den Anschein erwe- cken, auf plumpe, brutale Art und Weise in den Wahlkampf einzugreifen. Kunst, die sich so einseitig politische Positi- onen zu eigen macht und so apodiktisch Partei ergreift, meine Damen und Herren, die hört einfach auf, Kunst und Kultur zu sein. Vielmehr ist solche Kunst nichts anderes als schnöde Politik, und in Wirklichkeit besteht ihr Personal nicht mehr aus Künstlern, sondern aus Politikern, die Künstler nur noch spielen. Wer sich aber als Politiker geriert, der muss sich auch als solcher behandeln lassen - und der kann den Menschen nicht die Freiheit der Meinung versagen und sich selbst auf die Freiheit der Kunst berufen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Die von den Wiener Festwochen ausgerufene Freie Republik und ihre Verfassung wurden als künstlerisches Ex- periment inszeniert. Da stellt sich aber die Frage, ob bei solchen Spektakeln wie bei diesem noch die Grundwerte unserer Demokratie berücksichtigt werden - nämlich genau das, was Kollege Schmid angesprochen hat. Kultur darf kritisch und provokativ sein, sie sollte sich aber nicht in den Dienst autoritären Gedankengutes stellen. Und das tut sie, wenn sie demokratische Parteien als undemokratisch verunglimpft und eine Demokratie ohne Pluralismus propa- giert. (Beifall bei der FPÖ.) Auch andere Institutionen, wie das Volkstheater und das Theater in der Josefstadt, haben sich öffentlich politisch positioniert. Kollege Berger hat schon Herbert Föttinger zitiert: "Die Josefstadt ist durch mich relativ rot geworden." - Das Volkstheater unter Kay Voges hat sich vor der Wahl parteipolitisch zu Wort gemeldet mit unterirdischen Aktionen, der Liedproduktion - ich will das gar nicht näher ausführen, Hitler, Nazis, Fäkalien inklusive. Wie gesagt, es ist legitim, dass Kunst Stellung bezieht, doch in der öffentlichen Wahrnehmung - und diesen Vor- wurf müssen Sie sich einfach gefallen lassen - entsteht immer mehr der Eindruck, dass subventionierte Einrichtungen verstärkt eine bestimmte politische Richtung fördern. Da gälte es einfach, eine Balance zu wahren. (Beifall bei der FPÖ sowie von GR Peter L. Eppinger und StRin Mag. Isabelle Jungnickel.) Die SPÖ-Subventionspolitik erweist der Kunst und der Demokratie einen schlechten Dienst, denn sie päppelt eine Kunst ohne Kultur auf und ein Demokratieverständnis, das auf offener Bühne einem Demokratiemodell das Wort redet, das ohne Widerrede, Meinungsfreiheit und Pluralismus auskommt. Wir Freiheitlichen setzen uns dagegen für eine Kulturpolitik ein, die sich an den Wünschen und den Bedürfnissen der Wiener Bevölkerung orientiert - und die sind vielfältig -, denn ja, Kunst und Kultur sollten die Vielfalt der Stadt berücksichtigen, die Vielfalt der Interessen, Wertehaltungen und Lebenslagen, statt sich in roten Fördertöpfen einzuzementieren. Meine Damen und Herren von der SPÖ und von den NEOS! Lassen Sie nicht länger zu, dass die Kulturpolitik die Theater so verkommen lässt wie Ihre Bildungspolitik die Schulen und Ihre Gesundheitspolitik die Krankenhäuser. Das haben sich weder Schüler und Lehrer noch Pflegepersonal und Patienten noch Künstler und Publikum verdient. För- dern Sie eine Kunst für Kulturrevolutionäre, Salonbolschewiken und Marxismusexegeten, aber einfach nicht nur! Wa- gen Sie mehr Demokratie auch im Kulturbetrieb! Wagen Sie eine Kulturpolitik, die inklusiv und divers ist! Kommen Sie heraus aus der Komfortzone und ändern Sie Ihre Kulturdoktrin! (Beifall bei der FPÖ und von GR Markus Gstöttner, MSc.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Frau Vorsitzende! Werte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kolle- gen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ja, "Kultur für alle", das ist - nach dieser ersten Runde darf ich das vielleicht kurz zusammenfassen - zumindest ein Teil des Titels der Aktuellen Stunde der ÖVP, und ich könnte jetzt eigentlich wieder von diesem Podium gehen, denn dem kann ich nur beipflichten: Kultur für alle, das ist unser großes Credo in dieser Stadt. (Beifall bei den NEOS und von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Der große Unterschied ist nur, dass wir, anders als die ÖVP, das nicht einfach nur für die Aktuelle Stunde auf ei- nen Zettel schreiben, das unterschreiben, und damit hat es sich, sondern dass wir das auch wirklich leben. Ich möchte hier nicht eine Phrasendrescherei machen, sondern ich möchte das anhand einer Zielgruppe, die sonst überall in unserer Gesellschaft vernachlässigt wird, auch darlegen und klar unter Beweis stellen. Ich finde es ein bisschen schade, dass Sie, Herr Kollege Eppinger, diese absolut gar nicht angesprochen haben. Ich möchte diese nicht unter den Tisch fallen lassen, nämlich die Zielgruppe Kinder und Jugendliche, also eine Zielgruppe, die tatsäch- lich sonst wirklich nirgends eine Lobby hat und bezüglich der wir genau auch hier, auch in der Kulturpolitik, aufzeigen können, dass wir diese Zielgruppe, die sonst nirgends eine Lobby hat, nicht vergessen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den NEOS und von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Denn: Wien verfügt über ein sehr vielfältiges Kulturangebot - wir haben das in dieser ersten Runde schon gehört -, das nicht nur Erwachsene, sondern eben auch gezielt die Allerallerkleinsten - ich finde den Fledermauslauf im Übri- gen extrem sympathisch -, Kinder und Jugendliche anspricht und ihnen damit auch die Chance gibt, von klein auf - wirklich von klein auf, wir haben es ja heute auch in der Fragestunde gehört - ihre eigenen Potenziale auch in diesem Bereich zu entfalten. Wir leben in einer Stadt mit einer sehr langen Geschichte an Kunst und Kultur - wir bauen auf dieser Geschichte, auf sozusagen einer sehr langen Tradition auf -, wir müssen aber natürlich auch in die Zukunft blicken, denn wir wol- len das ja vor allen Dingen auch bleiben. Kunst und Kultur sind nicht einfach nur Luxusgüter, nicht einfach nur Freizei- taktivitäten, auch, was diese Zielgruppe betrifft, sondern sie bieten so viel mehr: Sie sind essenziell für die Persönlich- keitsentwicklung, für das soziale Miteinander. Sie sind vor allen Dingen auch eine Brücke zwischen unterschiedlichen Traditionen, Kulturen, Generationen - darüber sprechen wir ja auch ganz oft im Bereich Integration. Wenn wir also wollen, dass Wien mit dieser langen Tradition auch eine Stadt bleibt, die so ein vielfältiges, viel- schichtiges Kulturangebot hat, dann müssen wir auch in die kulturelle Bildung unserer Jüngsten investieren. Genau das tun wir auch mit herausragenden Projekten, und ich möchte zwei davon auch heute hier vorstellen und habe sie mitgenommen, weil es eben wichtig ist, dass wir in diese kulturelle Bildung investieren, in sozusagen die Köpfe und Herzen der kommenden Denker und Denkerinnen, Künstler und Künstlerinnen, Musiker und Musikerinnen, und das schon von früh an. Das eine Beispiel ist das ZOOM-Kindermuseum, das heuer seinen 30. Geburtstag gefeiert hat, also seit 3 Jahrzehnten hier werkelt, wo Kinder nicht einfach nur hingehen, Kunst anschauen und nach Hause gehen, sondern wo sie involviert werden, wo sie Kunst und Kultur wirklich auch selbst erleben, auf spielerische, altersadäqua- te, kindgerechte Art und Weise, und selbst eintauchen können und selbst ihre eigenen Welten erschaffen können. Das ist unsere Tradition, ich habe aber auch über die Zukunft gesprochen. Unsere Zukunft ist zum Beispiel, und das schaffen wir ab dem Jahr 2027, ein neues Zentrum für Kinderkultur und Kinderliteratur auf 3.500 m². Wir wollen ein neues Zentrum schaffen, ganz bewusst in einem Flächenbezirk, nämlich in Floridsdorf, wo wir junge Familien ansprechen wollen. Wir wollen damit ein neues Zentrum genau für das, was ich hier angesprochen habe, schaffen. Zeigen Sie mir noch eine Stadt, die für die Allerkleinsten genau das bietet, und zwar in weiser Vorausschau, eben, um in die kulturelle Bildung - kulturelle Bildung in spielerischer, altersadäquater Form - zu investieren, sehr geehrte Da- men und Herren! (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Das sind nur zwei Beispiele, mit denen wir auch zum Ausdruck bringen wollen, wie wichtig uns Kultur für wirklich alle in dieser Stadt ist, und in Wien setzen wir damit einen wichtigen Schritt, nicht nur - und das sage ich natürlich als Jugendsprecherin, und das haben Sie sicherlich nicht das erste Mal von mir gehört -, um unsere Stadt zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt dieser Welt zu machen, sondern vor allen Dingen, um sie auch in dieser Hinsicht zukunfts- fähiger zu machen. Wir investieren damit in die Herzen der nächsten Generationen, damit Wien auch morgen noch eine Stadt ist, in der Kultur für wirklich alle offen und zugänglich bleibt, und - es ist mir ganz wichtig, das noch einmal zu betonen - für eine Kultur, die vielseitig ist und die vor allen Dingen eines ist, nämlich frei. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und vor dem Bildschirm! Wenn man über Kulturpolitik spricht, kann man sich hervorragend über das 1 Prozent aufregen, das einen ärgert, oder man spricht über die 99 Prozent, die für uns alle wichtig sind, um Kultur und Kunst erfahrbar zu machen, und wo wir alle miteinander im Großen und Ganzen auch der Meinung sind, dass es funktioniert. Ich rede lieber - ich sage es ganz offen - über die 99 Prozent als über das 1 Prozent, über das man sich zu Recht ärgern kann. FPÖ und ÖVP, ja, ärgern Sie sich, aber reden wir lieber darüber, wie wir die Kulturpolitik in Wien besser machen können! Da hat Kollege Schmid meines Erachtens auch einen wichtigen Satz gesagt, so wie auch andere schon: Es geht in der Politik um die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur, und die müssen wir schaffen. Da will ich auf einen Punkt hinweisen, auf den wir, glaube ich, bislang viel zu wenig Augenmerk gelegt haben, beziehungs- weise auf zwei Punkte, die zusammenhängen. Wir bekommen alle mit, wie gegenwärtig die Entwicklung auf Bundesebene ist, insbesondere die budgetäre. Ob wir jetzt ein strukturelles Defizit von 15 Milliarden oder von 20 Milliarden EUR haben, sei dahingestellt. Jede neue Bundesregierung wird wahrscheinlich einsparen müssen. Wir sehen das Wiener Budget mit einem strukturellen Defizit - ob es jetzt 1 Milliarde ist oder 1,5 Milliarden sind, sei dahingestellt. Wir alle wissen aber, dass auf europäischer Ebe- ne die Maastricht-Kriterien eine neue Rolle spielen müssen, und es ist davon auszugehen, dass es in den kommen- den Jahren nicht mehr Geld geben wird. Und wenn man schon der Meinung ist, dass es unsere zentrale Aufgabe ist, die Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, dann brauchen wir gerade für Wien, wenn es jetzt dann um die Geldverteilung geht, einen Kulturentwicklungsplan - wir haben das auch schon früher angesprochen -, der nicht nur die Wiener Theaterlandschaft, der nicht nur die Wiener Kunst- und Kultur- und Literaturlandschaft mit einbezieht, sondern selbstverständlich auch alles, was der Bund in Wien anbietet. Wir müssen gemeinsam abstimmen und uns überlegen: Was brauchen wir in Wien? Und das, sage ich auch gleich dazu, dürfen wir selbstverständlich nicht in Stein meißeln, denn nichts ist schnelllebiger als Kunst und Kultur, aber es soll eine Richtschnur sein, wie die finanziel- len Mittel, die in den kommenden Jahren sicher nicht üppiger werden, verteilt werden können. Da zählt es meines Erachtens tatsächlich mit, dass wir bei den großen Tankern aufpassen müssen, nicht immer mehr Geld und mehr Geld in diese hineinzubuttern, denn wenn es weniger gibt, heißt das, es leidet etwas anderes darunter. Ich kann mich noch erinnern, wie wir vor einigen Jahren - und danach dankenswerterweise von Andrea Mayer übernommen - Fair Pay als eines der zentralsten Ziele in der Kulturpolitik verortet haben. Wenn ich mir an- schaue, wie die jetzige Situation ist, bin ich nicht sicher, wie das weitergeführt werden kann, wenn nicht tatsächlich mehr finanzielle Mittel in den Kunst- und Kulturbereich fließen. Genau deshalb sollten wir wirklich die Auseinandersetzung wegverlagern von dem 1 Prozent hin zu den 99 Pro- zent: Wie können wir sicherstellen, dass auch noch in 3 Jahren, in 5 Jahren Kunst und Kultur in Wien und in Öster- reich eine zentrale Rolle spielen, für die eigene Bevölkerung, aber selbstverständlich auch für den Tourismus. Denn wir wissen alle, dass genau in diesem Zusammenspiel von Tourismus und der Annahme in der eigenen Bevölkerung eigentlich die unterschiedlichsten kulturellen Vorstellungen und künstlerischen Vorstellungen verwirklicht werden können und mit dazu beitragen, dass das kulturelle Leben in Österreich und in Wien weiter blühen kann. Nur, das geht nicht so einfach, und es geht auch nicht ohne ganz konkrete Vorstellungen, und in diesem Sinne er- neuere ich das Angebot - und es würde mich freuen, wenn wir das wirklich dann mit allen Fraktionen machen -, dass wir uns zusammensetzen und gleichzeitig auch noch im Büro der Stadträtin Planstellen diesbezüglich schaffen, dass man auch wirklich an der strategischen Kulturarbeit weiterarbeiten kann, stärker arbeiten kann als bisher. Entwickeln wir gemeinsam einen Kulturentwicklungsplan für Wien, der sowohl berücksichtigt, welche inhaltlichen Vorstellungen wir alle gemeinsam haben - jeder hat von Freiheit von Kunst und Kultur geredet, ja -, und gleichzeitig die finanziellen Rahmenbedingungen mitberücksichtigt, unter denen wir das bestmöglich leisten können. Ich glaube, das funktioniert nur, wenn wir uns gemeinsam hinsetzen, und in diesem Sinne sollten wir das machen. - Ich danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sachslehner. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es dürfte niemanden überraschen, dass wir diese Aktuelle Stunde zur Kultur heute machen und dass wir auch die Punkte, die mein Vorredner angesprochen hat, heute wieder diskutieren müssen, denn es sind alles Punkte, die wir schon seit vielen Jahren kritisieren und in der Vergangenheit auch kritisiert haben. Leider zeichnet sich der Umgang auf Seiten der SPÖ da seit Jahren und auch heute, wie man in der Debatte sieht, wieder durch eines aus, und zwar durch Ignoranz. Man ist offenbar nach wie vor zu keiner Form der Selbstreflexion bereit, und es geht ja im Kulturbereich nicht nur um die mangelnde Transparenz bei Fördervergaben, nicht nur um die unzureichenden Antworten, die wir im Aus- schuss bekommen, die mangelnden Antworten, wenn es um Förderablehnungen geht, sondern es gibt schlicht und ergreifend ein riesengroßes Problem - wie wir schon gehört haben - mit dem Politaktivismus, der einfach in vielen Bereichen überhandnimmt. Anstatt dass man sich darauf konzentriert, dass man wirklich ein qualitativ hochwertiges Programm auf die Beine stellt, verfällt man lieber ständig in diesen Politaktivismus. Es wurden zwar schon einige Punkte erwähnt, aber ich möchte doch die Highlights des letzten Jahres nochmals zusammenfassen, weil ich finde, das kann man ganz schön chronologisch aus dem heurigen Jahr herleiten. Beginnen wir wieder mit den Wiener Festwochen - auch das wurde schon erwähnt: Da geht es ja nicht nur darum, dass man sich hinstellt und tatsächlich bekennenden Unterstützern der BDS-Bewegung wie Annie Ernaux oder Yanis Varoufakis eine Bühne gibt, sondern nein, nachdem dann Kritik daran laut wird und sogar die Israelitische Kultusge- meinde darum bittet, von diesen Einladungen abzusehen, nicht einmal dann ist man bereit, davon abzurücken, son- dern stellt sich auch noch selber hin: Nicht nur der Intendant der Festwochen, sondern auch Sie als Stadträtin persön- lich verteidigen das, fangen Diskussionen über die Ernsthaftigkeit der BDS-Bewegung an und stellen de facto alles in Frage, was eigentlich schon lange gesellschaftlicher Konsens sein sollte - und das ist inakzeptabel! (Beifall bei der ÖVP und von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Und, Herr Kollege Weber, ich gebe Ihnen recht, dass der Kampf gegen Antisemitismus in unser aller Sinne sein sollte (GR Thomas Weber: Wieso sprechen Sie im Konjunktiv?) und auch hoffentlich ist, aber dann frage ich Sie: Wo ist denn Ihr Protest, wenn es um die Festwochen geht? Wo stellen Sie sich denn hin und fordern Ihren Koalitions- partner zu einer Aufarbeitung auf? (GR Thomas Weber: Haben Sie den gemeinsamen Antrag vergessen, den wir beschlossen haben?) Ich erinnere mich an den Antrag. Und was war der am Ende wert, nach dem Beschluss? Nichts! (GR Thomas Weber: Das ist ja eine Ungeheuerlichkeit, so was!) Am Ende ist man wieder davon abgerückt, genauso wie es jedes Mal aufs Neue der Fall ist in dieser Stadt! (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GR Thomas Weber: Das ist ja nicht auszuhalten!) Dann, nachdem wir die Festwochen überstanden hatten - die übrigens mit einer Reihe von katastrophalen Kritiken zu Ende gegangen sind, abseits dieses Skandals -, gab es die berühmte Pressekonferenz von Herrn Föttinger, der aus einer Spielplan-Pressekonferenz de facto eine SPÖ-Wahlkampfveranstaltung gemacht hat. Auch das hat offenbar niemanden irritiert - das muss man wohl so zur Kenntnis nehmen. (GR Mag. Manfred Juraczka: O ja, den Wähler! Den Wähler hat es schon irritiert! - Ruf bei den NEOS: Braucht eh nicht ÖVP wählen!) Also den Wähler natürlich schon, aber nicht die Vertreter der Stadtregierung. Und dann vor wenigen Wochen das wirklich absolute traurige Highlight des vergangenen Jahres, muss ich sagen: Das Volkstheater veröffentlicht einen Clip - auch das haben wir schon gehört -, in dem man die FPÖ mit dem Natio- nalsozialismus gleichsetzt, in dem davon gesprochen wird - ich zitiere -, der Anschluss sei zum Greifen nahe. Hitler- Klone werden gezeigt, die miteinander tanzen und eine Art Orgie feiern - die grauslichen Details erspare ich uns allen jetzt, man kann sich das ja im Internet anschauen. Sehr geehrte Kollegen von SPÖ und NEOS, bitte, bei allen partei- politischen Unterschieden sollten wir uns gerade bei so einem Thema doch parteiübergreifend einig sein, dass eine derartige Relativierung und Verharmlosung des Nationalsozialismus an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen ist und absolut keinen Platz haben darf. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Ja, Kunst darf natürlich und soll auch provozieren, sie darf auch schockieren - keine Frage -, aber die Freiheit der Kunst bedeutet nicht, dass man Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen darf und das auch noch mit Steuergeld subventioniert wird. Und, Herr Kollege Margulies, es geht da eben nicht nur einfach um 1 Prozent, sondern wenn wir uns die Summen anschauen - die Festwochen bekommen über 13 Millionen EUR, das Theater in der Josefstadt 11 Millionen EUR, das Volkstheater über 12 Millionen EUR -, dann sehen wir, dass das unglaublich große Summen sind, die da ausgegeben werden, während andere Kulturinstitutionen wie die Augustinerkirche keinen Cent bekommen! Und dann würde man bei diesen Projekten, die man da über die Maßen finanziert, ja davon ausgehen, dass die dann einem gewissen Qualitätsanspruch entsprechen sollten. Aber nein, das sind dann lediglich jene Häuser und jene Projekte, die nichts anderes tun, als ihre offensichtlich politische Gesinnung auf geschmacklose Art und Weise zur Schau zu stellen. Und das ist einer Kulturmetropole Wien - was sie ja sein sollte und worauf wir, glaube ich, alle hin- arbeiten sollen - sicher nicht würdig. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Wolfgang Irschik.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Dr. Samel. Ich erteile es ihr. Bitte Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Zusehe- rinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Der Titel der heutigen Aktuellen Stunde der ÖVP lautet: "Kultur für alle, statt für den linken Freundeskreis! Wien subventioniert sich ins Abseits." Lassen Sie mich vielleicht gleich zu Beginn klarstellen: Wien subventioniert sich nicht ins Abseits. Wien lebt Kultur, und das auch mit wirklich großem Erfolg. Unser breites, vielfältiges und zugängliches Kulturangebot ist etwas, auf das wir wirklich sehr stolz sein können und wofür wir auch international bewundert wer- den. Kultur in Wien verbindet, schafft Identität, fördert das Gefühl der Gemeinsamkeit und Solidarität. Es ist kein exklu- sives Angebot, das nur für einige wenige zugänglich ist, nein, im Gegenteil: Wir in Wien stehen für ein ernst gemein- tes, leicht zugängliches Kulturangebot, das von den Menschen nicht nur angenommen wird, sondern auch begeistert genutzt wird. Genau das ist der Grund, warum so viele andere Städte auf uns blicken und uns auch als Vorbild sehen. Lassen Sie mich daher vielleicht einige wichtige Projekte hervorheben, die exemplarisch für die Vielfältigkeit und die Breite des Kulturangebotes in unserer Stadt stehen. Ein besonders spannendes Projekt, das bald in fünf Bezirken - nämlich in Floridsdorf, Favoriten, Donaustadt, Simmering und Liesing - startet, ist zum Beispiel das Junge Theater Wien. Dieses Projekt bringt eine Vielzahl an Produktionen der darstellenden Künste in diese Bezirke, wo viele junge Menschen auch leben. Es richtet sich an ein Publikum zwischen 2 und 22 Jahren und ermöglicht es den jungen Men- schen, direkt vor Ort an kulturellen Angeboten teilzunehmen. Vorstellungen werden in Veranstaltungsstätten wie den Volkshochschulen und Ankerzentren angeboten, was die kulturelle Teilhabe dezentral fördert. Ab November wird das Programm in den fünf genannten Bezirken der Öffentlichkeit vorgestellt. Die erste Spielsaison startet im September 2025, und damit schaffen wir ein weiteres Angebot, das junge Wienerinnen und Wiener ohne lange Anreise vor Ort genießen können. Auch die Kultur in den Bezirken ist sehr, sehr vielfältig: Von den Bezirksmuseen über Ankerzentren als auch nie- derschwellige Orte der kulturellen Nahversorgung bis hin zu innovativen Projekten wie zum Beispiel dem Schlinger- markt in Floridsdorf oder "SOHO in Ottakring", wo Kultur in Gemeindebauten stattfindet. Gerade erst hat auch zum Beispiel das Ankerzentrum "Bears in the Park" in Simmering in der Nähe des Gasometers eröffnet, das auch ein wirk- lich tolles Beispiel dafür ist, wie vielfältig und lebendig Kultur in Wien, in unserer Stadt, ist. Ein weiterer herausragender Meilenstein - er wurde auch vorhin schon angesprochen - ist natürlich auch der Bau des Wien Museums. Bereits in den ersten neun Monaten nach der Wiedereröffnung konnte das Museum eine halbe Million Besucherinnen und Besucher auch vor Ort begrüßen - ein beeindruckender Anstieg im Vergleich zu den frühe- ren Jahren, in denen diese Zahl nur etwa ein Fünftel dessen betrug. Dieser große Erfolg lässt sich auf mehrere Fakto- ren zurückführen: Der freie Eintritt zum Beispiel in die Dauerausstellung macht das Museum für viele Menschen be- sonders attraktiv, aber auch die einzigartige Architektur am Karlsplatz, die den gesamten Platz zu einem kulturellen Erlebnis macht, zieht zusätzliches Interesse auf sich. Besonders bemerkenswert finde ich auch die inklusive Ausrichtung des Museums selbst. Von Anfang an wurden Fachleute aus der Kulturvermittlung einbezogen, um einen barrierefreien Zugang für alle zu ermöglichen. Diese Of- fenheit und diese Vielfalt haben das Wien Museum zu einem kulturellen Zentrum gemacht, das über die Stadtgrenzen hinweg Aufmerksamkeit erregt. Internationale Medien - das hat vorhin auch die Stadträtin schon zitiert - loben es als "Wunderkammer am Karlsplatz", und die "New York Times" listet es sogar in ihrem renommierten Ranking der 52 Plätze, die man besuchen sollte. Diese internationalen Auszeichnungen zeigen, wie sehr Wien für seine Kulturland- schaft auch geschätzt und geliebt wird. Auch die Kinderkultur - das hat Kollegin Bakos angesprochen - ist ein zentrales Anliegen der Stadt Wien. Mit dem neuen Kinderkulturhaus, das 2027 eröffnet wird, entsteht nördlich der Donau ein einzigartiger Ort, an dem Kinder auf spielerische Weise Kunst, Wissenschaft und auch Kultur entdecken können. Das Haus mit 3.500 m² Nutzfläche wird einen 2. Standort für das ZOOM-Kindermuseum sowie ein Zentrum für Kinderliteratur bieten. Dabei wird besonders darauf geachtet, Angebote in verschiedenen Sprachen anzubieten, um die kulturelle Vielfalt Wiens abzubilden und auch allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft - das ist, glaube ich, auch sehr wichtig -, Zugang zu ermöglichen. Dieses Haus wird auf jeden Fall ein Ort der Ermächtigung und Offenheit sein, an dem sich jeder willkommen fühlen soll. Meine Damen und Herren! Das facettenreiche Kulturangebot Wiens ist nicht nur Grund für Stolz, sondern auch ein wichtiger Faktor, weshalb uns viele Städte weltweit international als Vorbild sehen. Kultur ist der Kitt, der unsere Ge- sellschaft zusammenhält. Sie schafft Begegnungen, eröffnet neue Perspektiven und ist unersetzlich für die Identität unserer Stadt und das Wohlbefinden in unserer Stadt. Wien atmet und lebt Kultur, und das wird auch international hochgeschätzt und anerkannt, und das sollten wir, glaube ich, auch alle in Wien tun. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung be- kannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien acht, des Grünen Klubs im Rathaus sieben, des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwei und des Klubs der Wiener Freiheitlichen gemeinsam mit GR Wolfgang Kieslich fünf schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien ein Antrag, des Grünen Klubs im Rathaus fünf Anträge und des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag eingelangt. Den Frak- tionen wurden die Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 3, 6, 15, 17, 19, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 31, 33 und 35 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung er- forderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 1 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnum- mern 1, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 27, 28, 29, 30, 32, 34, 36, 37, 38, 39, 40, 23, 16 und 18. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 1 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Kenntnisnahme des Wiener Public Corporate Governance Kodex. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Prof. Kaske, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf Ihnen kurz etwas vorlesen: "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um einen Antrag einzubringen, der sich damit beschäftigt, dass ein Public Corporate Governance Kodex für Wien, bei den Unternehmen der Stadt Wien, eingeführt wird. Sie können dann ohnehin im Antrag sehen, für welche Unternehmen das dann gilt. Es gilt für die Unternehmen der Stadt Wien, für Subunternehmen, Tochterfirmen, Holdings, Stiftungen und Fonds. Wichtig ist, dass gerade in Wien, das ja ein richtiges Firmenkonstrukt hat, endlich Transparenz für die Bürger gewährleistet wird. Den GRÜNEN war Transparenz. schon bei der Regierungsbildung 2010 sehr wichtig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die GRÜNEN hier zustimmen werden. Dieser Kodex gilt bereits im Bund, für Unternehmen des Bundes, dort wurde es im Rahmen eines Ministerrats beschlossen. Es steht also nichts im Weg, diesen Kodex, der eins zu eins von uns über- nommen wurde, auch in Wien einzuführen und zu implementieren. Er stellt unter anderem eben auf Transparenz ab, auf Vergütungen der Geschäftsleitung. Ich ersuche daher um Zustimmung, um die Stadt Wien einen weiteren Schritt transparenter zu machen. Vielleicht für die GRÜNEN, damit sie auch zufriedengestellt sind: Auch Genderaspekte werden in diesem Kodex berücksichtigt." Diese Worte sagte Dominik Nepp im Jahr 2014. Im Jahr 2014 haben wir bereits einen Kodex eingebracht. Und wenn man sich anschaut, was in der Zwischenzeit passiert ist, sieht man: 2018 haben wir auch noch einmal einen Kodex eingebracht, der ähnlich ist wie das, was jetzt kommt. Was aber ist zwischendurch passiert? Wir hatten eine Untersuchungskommission zum Thema Wien Energie, die am Ende des Tages nicht zuletzt auch deswegen stattfinden hat müssen, weil einfach die Aufsichtsräte so besetzt sind, wie sie besetzt sind, weil der Kodex damals nicht eingeführt wurde. Ich kann mich erinnern, dass in der Befra- gung durch die Untersuchungskommission ein höchstrangiger Magistratsbeamter der Stadt Wien - ich will ihn jetzt nicht namentlich nennen -, der auch Aufsichtsratsvorsitzender bei den Stadtwerken ist, gesagt hat: Na ja, als Auf- sichtsratsvorsitzender bin ich ja informiert, aber als Magistratsmitarbeiter darf ich von mir selbst nicht wissen, was ich dort höre. Es war schon wichtig, zu erfragen, wenn die Stadt schon dort Aufsichtsräte besetzt, was das für einen Sinn hat. Und das stimmt auch: Nach Aufsichtsratsgesetz darf er sich selbst nicht informieren. Die Frage ist: Was tut er dann dort? Auf Grund dieser Erkenntnisse - Kollege Hanke hat es ja auch bestätigt -, die wir auf Grund dieses Wien-Energie- Skandals dort hatten, wo wir erfahren mussten, dass sich Aufsichtsräte, die im Magistrat sitzen, selbst nicht informie- ren dürfen, die Stadt nicht informieren dürfen und eigentlich dort am Ende des Tages eine informationspolitische Null- nummer sind, weil sie ja in ihrer Funktion als Magistratsbeamte nicht wissen dürfen, was sie erfahren - denn sonst hätten sie uns ja auch Auskunft geben müssen, und das war ja am Ende die Ausrede: dass sie gesagt haben, sie können uns keine Antwort geben, weil er das als Aufsichtsrat erfahren hat und nicht als hochrangiger Magistratsmit- arbeiter, denn als Magistratsmitarbeiter hätte er uns ja bei der Befragung auch antworten müssen -, hat dann die Stadt Wien ein externes Unternehmen beauftragt, das so einen Kodex ausgearbeitet hat. Wunderbar! Kollege Hanke hat es hier in seiner Anfragebeantwortung bestätigt. (Zwischenruf bei den NEOS.) Ich gebe es dir dann hin, aber du kannst ja noch etwas dazu sagen. Ich nehme ja nicht an, dass du den Stadtrat kritisieren willst, bei dem du im Ausschuss seit vier Jahren schweigst. Das kann ich mir nicht vorstellen! Er schweigt seit vier Jahren. (Neuerlicher Zwischenruf bei den NEOS.) Also ich kann mir das nicht vorstellen, dass du da Kritik üben willst an dem Stadtrat, mit dem du in einer Koalition bist, und wo du am Ende des Tages auch vier Jahre Regierungsbeteiligung hinter dir hast und es nicht geschafft hast, Transparenz zu schaffen. Und jetzt, am Ende des Tages, wird der Faule fleißig - das gilt auch für die NEOS -, um ein bisschen mehr Transparenz zu schaffen. Wir als Freiheitliche haben im Jahr 2014 den ersten Antrag gestellt. Ich sage euch ganz offen, es wäre in dieser Stadt viel mehr an Transparenz passiert! Die GRÜNEN haben damals nicht zugestimmt, die Sozialdemokratie ist nicht bekannt für Transparenz, und die NEOS haben es am Schluss ihrer Periode, bevor sie aus der Regierung rausfliegen, dann geschafft, doch etwas umzusetzen. Und dafür hat es einen Wien-Energie-Skandal gebraucht. Dafür hat es den größten energiepolitischen Skandal in der Zweiten Republik in dieser Stadt gebraucht, dass man ein Stück mehr Transparenz schafft! Ich muss also sagen: Leider Gottes, schlechte Leistung! Hätten Sie vor zehn Jahren zugestimmt, wäre vieles nicht passiert. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Josef Taucher: ... Regierungsprogramm! Du bist auf der falschen Zeitschiene!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher, Zuseherinnen live oder auf der Galerie! Ja, wir beschließen heute den Wiener Public Corporate Governance Kodex - ich bringe es nach rund einem Jahr noch immer nicht raus. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das ist so wie Authentizität!) Ja, ich tue mir wirklich schwer mit dem Begriff, obwohl ich mich das letzte Jahr viel damit beschäftigt habe und ihn auch immer wieder in ver- schiedensten Runden gesagt habe, aber er ist sehr, sehr sperrig. Man könnte auch anders dazu sagen: Ein transpa- rentes Stadtmanagement, das wir hier einführen. Mit diesem transparenten Stadtmanagement und diesem Kodex, den wir heute einstimmig beschließen, gibt es erstmals ein Regelwerk, das einheitliche Leitlinien und Vorschriften für die Leitung und Überwachung aller städtischen Beteiligungsunternehmen in Wien vorgibt. Das sorgt für Transparenz, für Professionalität und für klare Verantwortlichkeiten, und das im großen Stil, weil, wie auch schon erwähnt: Von der Wien Holding über die Wien Energie bis zu den Wiener Festwochen, et cetera, et cetera - die Stadt Wien hat Direkt- beteiligungen an insgesamt rund 140 Unternehmen, deren Angebote und Dienstleistungen natürlich auch sehr weit in das tägliche Leben der Wienerinnen und Wiener hineinreichen. Das ist ein Novum und ein ganz, ganz wichtiger Mei- lenstein für diese Stadt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wenn man mit Bekannten und Freunden über Wien spricht und diese nicht sehr politiknah sind, sondern einfach nur sagen, was sie in dieser Stadt wahrnehmen, dann gibt es solche, die natürlich alles super finden, und solche, die viel zu kritisieren haben - es ist dann wahrscheinlich doch eher auch eine Frage des politischen Lagers -, aber was man immer heraushört - egal, wer das ist -, ist: Wien ist extrem gut verwaltet, da funktioniert alles. Das ist, glaube ich, ein Bild, das wir in dieser Stadt auch als Abgeordnete gut mitnehmen, das aber auch im öffent- lichen Image der Stadt einfach bekannt ist. Was aber auch immer mitschwingt, ist: Wien ist ein Riesenapparat, histo- risch gewachsen, sehr undurchsichtig. Egal, ob diese Zuschreibungen jetzt legitim sind oder nicht, es ist einfach die Wahrnehmung und ein Image, das sich daraus ergibt, aber mit heute und mit diesem Kodex soll auch klar sein, dass dieses Image der Vergangenheit angehören soll. (Beifall bei den NEOS.) Weil wir eben mit dem heutigen Beschluss neue und moderne Standards setzen und uns an internationalen Best- Practice-Beispielen orientieren und die Erarbeitung des Kodex auch wissenschaftlich begleitet wurde - von Frau Prof. Susanne Kalss, die am Institut für Unternehmensrecht der Wirtschaftsuniversität Wien Professorin ist -, besteht auch eine hohe Zufriedenheit mit diesem Projekt, das wir auf den Weg gebracht haben, und diese zeigt sich auch darin, dass wir das heute, glaube ich, einstimmig beschließen werden. Warum brauchen wir so einen Kodex? Es gab ja bisher keine einheitlichen Regelungen für Unternehmungen der Stadt, auch nicht, wenn es zum Beispiel um die Besetzung von Aufsichtsräten geht. Und ja - das jüngste Beispiel, Kollege Guggenbichler hat es angesprochen -, auch im Prüfbericht zur Causa Wien Energie hat der Rechnungshof festgestellt, dass der Aufsichtsrat intransparent bestellt war, es gab keine nachvollziehbaren fachlichen Kriterien, und bis September war nur eine Person im Aufsichtsrat, die die einschlägige Leitungserfahrung in der Energiewirtschaft hatte. Die diesbezüglichen Empfehlungen sind mit dem Kodex jetzt umgesetzt, aber man muss auch sagen: Es ist ja nicht neu, denn - 2014, "by the way", waren wir noch nicht Teil dieses Wiener Gemeinderates - dass wir so einen Kodex beschließen werden, war schon Teil unseres Regierungsprogrammes auf Grund des Übereinkommens, das wir 2020 geschlossen haben. Und wenn es heißt, erst nach vier Jahren umgesetzt, und ganz zum Schluss, dann sehe ich das nicht so. Gut Ding braucht Weile! Die Erarbeitung dieses Kodex war nämlich wirklich, wirklich viel Aufwand, und dementsprechend kann man auch stolz darauf sein. Nicht nur, dass wir diese Reform umgesetzt haben und damit auch dem Rechnungshofprüfbericht Rechnung tra- gen, es gibt jetzt eben diesen klaren und transparenten Prozess auch für die Aufsichtsräte. Es wird Kompetenzprofile geben. Es wird, an die Unternehmenstätigkeit angepasst, spezifische Anforderungen geben, die auch regelmäßig aktualisiert werden. Denn gerade die Aufsichtsräte erfüllen eben eine ganz wichtige Funktion, die Kontrolle an den Unternehmen mit öffentlicher Beteiligung - und das heißt auch, dass es nicht nur um die Arbeit für die Wienerinnen und Wiener geht, sondern in Wahrheit auch um das Geld der Wienerinnen und Wiener und aller SteuerzahlerInnen, die in Wien leben. Deswegen gibt es auch für die Gehälter der Geschäftsführungen und Aufsichtsräte nachvollziehbare Kriterien und Regelungen, und sie werden auch in den Corporate-Governance-Berichten, die ab 2025 jährlich erstellt werden, ver- öffentlicht. Auch neu: Es gibt neue "Cooling-off"-Phasen - eine Übergangszeit, die eingehalten werden muss, bevor eine Person, die zuvor in einer bestimmten Position war und dann wechselt, eine Rolle übernehmen kann. Ziel ist natürlich, Interessenkonflikte zu vermeiden. Somit sorgt der Kodex - ja - für mehr Transparenz in dieser Stadt, mit einem modernen und transparenten Stadt- management. Und wie ich gesagt habe, es war schon Teil des Regierungsprogramms, und natürlich ist nicht nur der Kodex zu erwähnen, sondern in den vier Jahren unserer Regierungsbeteiligung sind in diesem Bereich ganz viele Dinge passiert, die die Stadt moderner und transparenter haben werden lassen. Ich zähle nur ganz kurz auf: Die Stadtrechnungshofreform, die, glaube ich, auch großen Anklang gefunden hat, die Reform der Untersuchungskom- mission, die Reform des Petitionsrechtes, die Hinweisgeberplattform, die eingerichtet wurde, der Compliance-Officer im Landtag, wo es in Bälde auch einen Verhaltenskodex geben wird. Ja, und das nach vier Jahren Fortschrittskoalition - das kann sich sehen lassen, meine Damen und Herren! Wir gehen wieder einmal voran, auch in Wien. Wie schön wäre es, wenn es solche Regelungen und Standards in ganz Österreich und auch in allen Bundesländern geben würde! - Herzlichen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Jetzt probiere ich es auch mit dem Titel: "Wiener Public Corporate Governance Kodex - WPCGK" Ich sage bei un- seren Klubsitzungen immer, alle kennen das Kürzel auswendig und werden es zumindest lernen, bis er dann voll umgesetzt ist. Es dauert bis 2026, also vielleicht wird es irgendwann. Aber sonst sagen wir einfach Kodex, dann schaffen wir es auch irgendwie, oder Governance Kodex - es ist ja tatsächlich nicht ganz so ein geläufiges Alltags- wort. Nach der Wahl ist vor der Wahl, also es werden ja die Plus- und Minuspunkte nie von allen fünf Fraktionen hier so aufgelistet, dass man sagen könnte, wir hätten eine ganz faire Bewertung. Zwangsläufig war die Schulnote diesmal nicht Nicht genügend, sondern der Kollege hätte, glaube ich, ein Genügend gegeben, sonst darf er am Schluss nicht zustimmen, und die Regierenden geben sich etwas zwischen Sehr gut und Gut - ich hätte gesagt, eher ein Gut, denn es steht ja extra überall dabei, dass das noch nicht das Ende der Entwicklung ist, sondern es ist aus Sicht der Regie- renden ein Meilenstein, der die Transparenz vergrößert und noch einen weiteren braucht, und so weiter, und so fort. So, ich probiere es mittendrin: Ich bin froh um jede Verbesserung, die irgendetwas mit Transparenz, Kontrolle und Möglichkeiten für uns alle zu tun hat, und ich weiß auch, wie schwierig es ist, das zu erreichen - immer gegen diejeni- gen, die halt schon lange regieren. Ich sage das jetzt nicht einmal mit einem großen Vorwurf, denn: Wer lange regiert, hat das Gefühl, es passt eh - und es müssen ja immer die, die neu dazukommen, die Regeln ändern -, ob das jetzt in Wien die Sozialdemokratie oder in Niederösterreich die ÖVP ist, macht, glaube ich, diesbezüglich wenig Unterschied. Darum verstehe ich auch die NEOS, wenn sie jetzt mit großer Inbrunst sagen: Da haben wir jetzt viel weitergebracht! - Ich werde mich trotzdem auf ein paar Punkte konzentrieren, von denen ich glaube, dass das die Arbeit ist, die da noch fortgesetzt werden muss, und werde auf ein paar - sagen wir nicht gleich, Fehler - Verbesserungsvorschläge eingehen. Es ist schade, dass der Kodex eine Beteiligung von 50 Prozent voraussetzt. Es wäre möglich gewesen und ist immer noch notwendig - das haben wir hier einmal besprochen -, dass wir das Ausmaß der Beteiligung, ab wann wir etwas fragen dürfen - denn darum geht es ja dann am Schluss auch -, anders regeln. Das wurde ja im vergangenen Jahr geändert. Dann wurde zugesagt, dass wir das wieder korrigieren, nämlich auf jede Beteiligung der Stadt Wien ab 1 Prozent. Das war schon einmal die Textformulierung, die in der Geschäftsordnung des Gemeinderates und des Landtages gestanden ist, also die gültige Fassung, die dann geändert wurde - und jetzt steht halt etwas ganz ande- res, nämlich von Mehrheitsbeteiligung, drin. Das ist schade. Die WIGEV, Wiener Wohnen, Wien Kanal - große Unternehmungen - sind nicht inkludiert. Warum sind die nicht inkludiert in dem ganzen Kodex, obwohl sie - und deshalb verstehen wir das nicht - Teil des Magistrats sind? Die sind Teil des Magistrats und die kommen da nicht vor. Das hätte man natürlich auch anders regeln können. Da steht näm- lich kein GmbH-Gesetz oder kein Aktiengesetz im Weg - wie es manchmal der Fall ist -, sondern das sind Teile des Magistrats. Es wäre leicht möglich gewesen, das zu inkludieren. Auch bei Anstalten, Stiftungen und Fonds könnte man den Kodex im Landesgesetz verpflichtend verankern oder wenigstens in den Satzungen verpflichtend verankern. Macht man leider nicht. Im Zuge der Untersuchungskommission zur Wien Energie haben wir ja die Diskussion, sagen wir nicht, angefan- gen, aber: sind wir auf ein paar Fehler im System draufgekommen, und jetzt steht in diesem Kodex drinnen: In Zu- kunft müssen die Entscheidungen der Stadt Wien in ihrer Eigentümerrolle von Unternehmen schriftlich in Form von Protokollen der Gesellschafterversammlungen oder in Umlaufbeschlüssen nachvollziehbar dokumentiert werden. Das ist allein schon deshalb eine Verbesserung, weil es bis jetzt nicht so war - bis jetzt war es wurscht, ob es do- kumentiert ist, nachvollziehbar ist, oder nicht -, nur: Man hätte im Zuge der Causa Wien Energie gesehen, dass es nicht genügt, zu dokumentieren, wie diese Abläufe sind, denn die Frage ist: Wo wird das archiviert? Wer darf über- haupt zugreifen? Kann ich mir das überhaupt anschauen? - Genau das hat ja gefehlt! Im Rahmen der Untersu- chungskommission zur Wien Energie war der Magistrat des Öfteren gezwungen zu schreiben: Uns liegen diese Un- terlagen gar nicht vor, wir haben sie gar nicht. - Da nützen also die ganzen Abläufe nichts, wenn man nicht dazu- schreibt, wer das archiviert, wo das archiviert wird und wer dann Zugriff hat. Die Untersuchungskommission hatte ihn nicht, der Magistrat auch nicht. Dann hätten wir noch gerne gehabt, dass festgelegt wird, in welchem Umfang was veraktet wird, und so weiter. - So, da lasse ich jetzt ein paar Punkte aus und gehe noch auf einen speziellen Punkt ein. - Wenn jemand den ganzen Kodex durchliest, dann geht sich das aus, wir haben ja immerhin den ganzen Tag lang eine Sitzung. - Ich gehe auf die Seiten 15 und 18 ein. Jetzt könnte ich die verschiedenen Presseaussendungen a) der Stadt, b) der SPÖ und c) der NEOS nehmen, die sich tatsächlich in der noch vorhandenen Selbstkritik ein bisschen unterscheiden. - Es ist leicht zu erraten, wo doch noch etwas drinnen ist und wo nicht. Es wird abgefeiert - Sie finden das auf Seite 15 in Punkt 5.2.22. -, dass die Eigentümerin Stadt Wien sich zu einem Frauenanteil von mindestens 40 Prozent bei den Aufsichtsorganmitgliedern bekennt, verpflichtend - gut - bis Ende 2030 dann sogar bis 50 Prozent, als Empfehlung. Das wird abgefeiert, wie wenn es erstens schon passiert wäre und als ob das für alles gelten würde. Jetzt kommen wir aber zum Nächsten - es ist eh immer schön ausgeschildert, es steht immer fett ein V dabei für verpflichtend und ein E für Empfehlung, also das ist sehr transparent dargestellt, man kann es leicht lesen: Beim Punkt 5.3.13., bei der Nachfolge- und Personalplanung, geht es jetzt um die Bestellung von Führungspersonen, nicht nur der AufsichtsrätInnen, sondern von Führungspersonen in Unternehmen. Und da eh vorne auch steht, 2030 dann die 50 Prozent, vorher 40 Prozent, hätte man das doch hier auch schreiben können! Aber da steht das jetzt deutlich nicht mehr als verpflichtend drinnen, sondern: Bei der Besetzung soll man halt auf ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern und auf Diversität achten. Jetzt weiß ich, was mit solchen Erklärungen - man soll irgendetwas machen - passiert. Die sind für gewöhnlich weit hinter der Empfehlung. Es gibt in diesem Haus nicht bei allen Fraktionen die Absicht und die Umsetzung eines gleich hohen Männer- und Frauenanteils bei den MandatarInnen. Die Absichtserklärung gibt es, glaube ich, seit den Neunzigern bei der SPÖ, und die Umsetzung gibt es bei den GRÜNEN seit 1991, seit wir da sind. Ich glaube, es gab einen einzigen Klub im Nationalrat, wo es nicht gestimmt hat, nämlich den allerersten im Jahr 1986. Das ist lange her. Das haben wir also einfach gemacht - aber nicht als Absichtserklärung, sondern als Verpflichtung. Und so, wie es bei Ihnen Jahrzehnte gedauert hat, dass Sie auf gleich-gleich gekommen sind - ungefähr, eh noch immer nicht verpflichtend ganz -, wird das, wenn es so drinnensteht, leider auch wieder etwas sein, worauf Redner und Rednerinnen, die sich hier heraus- stellen, noch rekurrieren werden, wenn ich schon lange nicht mehr da bin. Und das ist schade. Dass es ein paar Sa- chen mit Verpflichtung bei den Aufsichtsorganen gibt, ist schon super, aber es ist schade, dass es nicht weitergeht und vor allem eben nicht die Geschäftsführungen auch betrifft. (Beifall bei den GRÜNEN.) Insgesamt aber möchte ich trotzdem - denn wir würden ja nicht dafür stimmen, wenn wir der Ansicht wären, dass alles falsch ist - abschließend noch einmal sagen, was ich am Anfang schon gesagt habe: Ich bin froh über jeden Schritt. Das dauert lang. Jeder Schritt zur Ausweitung von Transparenz und Kontrolle ist ein schwieriger Schritt, ich weiß das. Man muss seine Notwendigkeit immer auch denen nahebringen, die den Zugang sowieso haben, und das sind nun einmal die, die länger regieren - jetzt einmal ohne Vorwurf formuliert. Deswegen bin ich froh, dass das heute passiert, und ich bin auch ganz sicher, dass es weitere Schritte geben wird. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Wölbitsch. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf das Thema vielleicht noch ein bisschen allgemeiner herleiten und behandeln - mein Kollege Markus Gstö- ttner wird dann noch etwas mehr ins Detail gehen, was den Corporate Governance Kodex betrifft -, aber, und da sind wir uns anscheinend alle einig: Heute ist ein guter Tag für die Steuerzahlenden in dieser Stadt, wenn dieser Corporate Governance Kodex dann auch in Betrieb geht. Wir haben bei unseren stadteigenen Unternehmen, vor allem bei den großen, endlich ein Niveau, was Transparenz und Kontrolle betrifft, das sich auch langsam an die Niveaus vieler gro- ßer privater Unternehmen angleicht, und das wird hoffentlich für einen sorgsameren Umgang auch mit dem Steuer- geld, mit dem Geld der Eigentümer, sorgen - weil die Stadt Wien bei den meisten Unternehmen oder bei allen, die der Corporate Governance Kodex betrifft, auch Eigentümer ist -, und es wird hoffentlich, vor allem, wenn ich an die Stadtwerke und auch an die Wien Energie denke, zu einer weiteren Stärkung der Versorgungssicherheit führen. Und weil Kollege Guggenbichler das schon angesprochen hat: Wer hat es erfunden? Auch wir haben immer wie- der betont, auch schon seit vielen Jahren, dass wir natürlich ein anderes Maß an Transparenz und auch ein anderes Maß an Kontrolle brauchen, wenn es um die stadteigenen Unternehmen geht, und haben ein solches gefordert. Wa- rum ist das so wichtig? Wenn man sich anschaut, wie groß zum Beispiel die Stadtwerke mittlerweile geworden sind, dann sieht man: Die Stadtwerke sind, wenn es nach dem Umsatz geht, auf Platz 15 der größten Unternehmen in Österreich. Wenn man es nur auf die Wien Energie bezieht, ist es Platz 22. Das heißt, das sind eigentlich riesige Player in der österreichischen Wirtschaft, die auch mit sehr viel Geld und sehr viel Umsatz hantieren, auch sehr viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigen und, speziell wenn wir wieder auf den Energiemarkt schauen, natürlich auch im Wettbewerb mit anderen Unternehmen sind - mit anderen Unternehmen, die bereits andere Kriterien haben, was Kontrolle und Transparenz betrifft, sei es, weil sie börsenotiert sind, zumindest zum Teil, oder sei es, weil sie sich selbst, auch auf Grund ihrer Eigentümerstruktur, andere Transparenz- und Kontrollregeln auferlegt haben. Und mit diesen Unternehmen matcht sich dann natürlich auch die Wien Energie oder matchen sich dann auch Unternehmen der Stadt Wien. Warum ist dieser Corporate Governance Kodex wichtig, oder was soll er bezwecken, oder was sollen generell sol- che Regelungen bezwecken? Es geht natürlich auf der einen Seite darum, Risiken zu begrenzen - Risiken, die auftre- ten können im Management oder auch im Zusammenhang damit, wie das Management oder wie das Unternehmen auf Marktveränderungen reagiert -, und es sollen Managementfehler möglichst reduziert, verhindert oder zumindest in guten Schranken und in guten Bahnen gehalten werden. Wodurch? Dadurch, dass man einerseits die Aufsicht unab- hängiger macht und stärkt und auf der anderen Seite auch andere Kontrollinstrumente, die wichtig für die Kontrolle von Unternehmen sind, unabhängiger macht und stärkt. Ich denke da zum Beispiel auch an die Wirtschaftsprüfer, deren Rolle ja auch immer ein Teil in Corporate Governance Kodizes ist, weil die natürlich auch eine sehr wichtige Rolle haben, wenn es darum geht, festzustellen, wie es dem Unternehmen geht, vor allem auch finanziell, und die daher auch eine sehr vertrauensvolle Rolle haben, die entsprechend gestärkt werden muss. Wozu es führen kann, wenn es all das nicht gibt - und das ist auch schon angesprochen worden -, haben wir ge- sehen. Wir haben es gesehen anhand des Skandals bei der Wien Energie, wo wir eigentlich ein zweifaches Kontroll- versagen hatten: Wir hatten ein Kontrollversagen des Aufsichtsrates - das hat ja auch der Bundesrechnungshof, wenn ich es jetzt richtig in Erinnerung habe, festgehalten -, weil Aufsichtsräte sich eigentlich nicht darüber informiert haben, wie es dem Unternehmen geht, wie das Unternehmen auf Veränderungen jetzt reagieren wird. Wir haben ja auch Kollegen Anzengruber in der Untersuchungskommission gefragt, wie er sich denn einen optimalen Aufsichtsrat oder eine Aufsichtsrätin in einem Energieunternehmen vorstellt, und - eigentlich vollkommen logisch - er hat gesagt, er oder sie muss zwei Dinge erfüllen: Auf der einen Seite entweder unabhängig und gut sein, wenn es um die Kontrolle geht - das heißt, auch zu wissen, was kann ein Aufsichtsrat, was darf ein Aufsichtsrat, was kann und darf er prüfen -, oder Expertise einbringen, in diesem Fall im Bereich Energie, im Bereich Infrastruktur und Versorgung. So, und wir haben festgestellt und auch der Bundesrechnungshof hat festgestellt: Beides war bei den meisten Aufsichtsräten bei den Stadtwerken und auch bei der Wien Energie nicht der Fall. Da hat es Dienstverhältnisse gege- ben, also sprich, ein Aufsichtsrat war in einem Dienstverhältnis mit einem anderen Aufsichtsrat, alles war irgendwie verwoben mit der Stadtverwaltung, die natürlich auf der anderen Seite auch wieder Eigentümer ist. Damit komme ich auch schon zum zweiten Kontrollversagen: Was man bei der Untersuchungskommission natür- lich auch festgestellt hat, war ein Kontrollversagen der Eigentümervertreter, im konkreten Fall auch der MA 5, der Abteilung für Beteiligungsmanagement, wo wir festgestellt haben, dass eigentlich 1,5 Vollzeitäquivalente, wenn ich es jetzt noch richtig in Erinnerung habe, die 100-Prozent-Beteiligung an einem Unternehmen wie der Wien Energie kon- trollieren sollten und diese Personen sich eigentlich die Daten nur haben liefern lassen, diese dann noch einmal auf- bereitet haben, aber ohne irgendwie etwas kritisch zu hinterfragen. All das hat dazu geführt, dass wir die Versorgungssicherheit in dieser Stadt beinahe riskiert hätten, beinahe in den Abgrund geführt hätten. Deshalb, glaube ich, ist es wichtig, dass es jetzt auch da eine entsprechende Änderung gibt. Wir haben ja auch als Ergebnis der Untersuchungskommission dann mehrere Forderungen präsentiert. Eine der Forderungen war eine Änderung des Geschäftsmodells. Während der Untersuchungskommission war davon noch nicht die Rede. Dann haben wir aber festgestellt oder haben gelesen, auch im Bundesrechnungshofbericht, dass es anscheinend eine Änderung des Geschäftsmodells gegeben hat - okay, nehmen wir zur Kenntnis. Ich hoffe, dass es auch in dem Sinn ist, dass man bei der Wien Energie eben nicht mehr ein so hohes Risiko eingeht. Eine weitere Forderung, die wir hatten, war eine Änderung des Beteiligungsmanagements der Stadt Wien. Da ha- ben wir auch gehört, es gibt eine personelle Aufstockung bei der MA 5, damit die Kontrolle besser funktioniert. Wir werden natürlich weiterhin kritisch hinterfragen, ob mehr Personal auch wirklich zu einem kritischeren Hinterfragen und zu einer kritischeren Auseinandersetzung mit den Unternehmungen führt und ob es hoffentlich in Zukunft nicht mehr möglich ist, dass sich das Unternehmen der Stadt Wien selber schon einen Kreditvertrag ausfüllt und quasi fast schon fertig abstempelt und dann eigentlich nur noch zur Beglaubigung an die Verwaltung der Stadt weiterleitet, son- dern es hier auch eine kritische Prüfung und Auseinandersetzung gibt. Eine unserer Forderungen betraf natürlich auch - das ist ja ein wesentlicher Teil des Corporate Governance Kodex - die Art und Weise, wie bei der Bestellung von Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräten vorgegangen wird. Da beschlie- ßen wir aus meiner Sicht heute einen großen Fortschritt oder nehmen diesen, um genau zu sein, zur Kenntnis. Das findet auch meine und unsere Anerkennung. Ich weiß, dass vor allem die NEOS als treibende Kraft dahinter waren. Ich finde auch gut, dass man Frau Prof. Kalss beigezogen hat. Sie war ja sogar auch als Auskunftsperson für die Untersuchungskommission genau zu diesen Fragen auf unserer Liste. Insofern ist das, glaube ich, also schon fun- diert, was hier zustande gebracht wurde. Das ist aber nur ein Schritt. Einige andere Dinge, die wir im Nachgang der Untersuchungskommission auch gefor- dert haben, sind noch offen. Wenn es um Transparenz geht oder um die Art und Weise, wie wir in dieser Stadt mit Steuergeld umgehen, dann muss ich das hier natürlich noch einmal erwähnen und auch noch einmal einmahnen. Wir haben nach der Untersuchungskommission festgestellt: Wir brauchen dringend eine Reform dieses sehr wich- tigen Instruments für Transparenz und Kontrolle, die natürlich vor allem auch die Oppositionsparteien ausüben sollen. Wir haben ja festgestellt, dass, wenn es einstimmige Beschlüsse gibt und wir Unterlagen anfordern, der Magistrat einfach sagen kann: Wir schicken sie euch nicht, und das Thema ist erledigt. Wir stellen fest, dass wir dann Rechnungshofberichte und Bundesrechnungshofberichte lesen müssen, in denen steht, dass uns der Chef der Wien Energie zwar in einer Untersuchungskommission gesagt hat: Die Strategie war super, es hat keinen Fehler gegeben. Wenn wir dann aber diesen Rechnungshofbericht lesen, stellen wir fest, dass er zwei Wochen, bevor er diese Aussage bei uns in der Untersuchungskommission getroffen hat, in der Wien Energie selbst die Strategie und das Geschäftsmodell geändert hat - wenn man es streng nimmt, eigentlich eine klassische Falschaussage. Ich lasse das aber jetzt einfach einmal so dahingestellt. Worum es mir eigentlich geht, ist, zu sagen, eigentlich kommen wir erst im Nachhinein auf Grund anderer Kontrol- linstrumente darauf, dass etwas schiefgelaufen ist. Das nimmt uns natürlich die Möglichkeit, weiter zu hinterfragen und auch zu schauen, was dort vielleicht sonst noch passiert oder schiefgelaufen ist. Daher meine große Bitte oder - wie ich schon auch hoffe - der Auftrag vor allem an die NEOS, dass wir endlich auch eine Reform der Untersuchungskommission angehen: Eine Reform der Reform mit einem umfassenden Be- weisbeschluss, dass man, wenn es einen Antrag an die Verwaltung gibt und man Unterlagen haben will, diese dann auch verpflichtend bekommt - vor allem, wenn er einstimmig ist -, und es eine Instanz gibt - wie auch immer die dann aussieht -, bei der man, wenn man keine Unterlagen bekommt, dann auch vorstellig werden oder auch Streitfälle klären kann, so wie das in anderen Untersuchungskommissionen oder auch auf Bundesebene der Fall ist - ein wichti- ger Punkt. Ein zweiter wichtiger Punkt, den ich auch noch einmal ansprechen muss, weil er natürlich auch mit dem Skandal rund um die Wien Energie und die Stadtwerke zu tun hat, ist die Notkompetenz. Auch da möchte ich noch einmal einmahnen, dass das entsprechend reformiert wird. Ich hoffe, dass sich das vor dem Ende dieser Legislaturperiode ausgeht. Es geht nicht nur um die Präzisierung des Wortes "unverzüglich", das sage ich auch gleich. Sondern es geht schlicht und einfach darum, dass es Änderungen an diesem wesentlichen Instrument braucht, das der Bürgermeister da zur Verfügung hat, durch das er innerhalb kurzer Zeit ohne einen Beschluss - zumindest ohne einen unmittelbaren Beschluss - ganz viel Geld vergeben kann, sodass er sich, wenn er das Mittel zieht - wir bekennen uns auch weiterhin zu diesem Mittel und Instrument -, auch in der Öffentlichkeit rechtfertigen muss, warum er das tut, warum das not- wendig war, warum es nicht anders möglich war und warum man das große, demokratisch legitimierte Gremium ei- gentlich umgehen musste, und er das nicht nach ein paar Wochen oder Monaten macht, wenn der Druck irgendwie zu groß wird, sondern er das unmittelbar machen muss, wenn er dieses Instrument zieht, um dann auch die Öffentlich- keit entsprechend zu informieren. Das sind die zwei Dinge, die noch offen sind. Das heißt, mein Fazit heute: Gut, dass es diesen Corporate Gover- nance Kodex gibt. Gut, dass wir diese Untersuchungskommission hatten und wir damit wahrscheinlich auch entspre- chenden Druck aufgebaut haben, sodass es rasch zu einer Lösung gekommen ist. Die Lösung ist so, wie sie heute vorliegt, aus meiner Sicht eine gute, aber es ist aus unserer Sicht natürlich nur der erste Schritt oder, wenn man so will, das erste "learning" aus dieser Untersuchungskommission. Es fehlen noch zwei aus meiner Sicht sehr wesentliche und wichtige Dinge: Das eine ist die Reform der Untersu- chungskommission, das andere die Reform der Notkompetenz. Dann haben sich die Arbeit und die von uns allen investierte Zeit in dieser Untersuchungskommission auch entsprechend ausgezahlt. Dann war es die Arbeit auch wert. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Florianschütz zu Wort gemeldet. Bitte. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Be- richterstatter! Irgendeiner meiner Vorredner - ich glaube, es ist Kollege Ellensohn gewesen - hat gesagt: Heute ist ein guter Tag. Das stimmt. Das ist in der Tat ein guter Tag. (GR Mag. Josef Taucher: Sehr gut!) Es sind nicht alle dieser Meinung, aber überwiegend. Kollege Ellensohn hat heute eine Ziffernnote für das Ergebnis vergeben, die er allerdings - Kollegin Kickert hat das ja nicht erwähnt - ganz vorbildhaft mündlich ergänzt hat. Da hat die Fortschrittskoalition von ihm ein Gut erhalten. Gut ist gut. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ein bissel geht noch!) Meine Damen und Herren, das war aber nicht unser Ziel. Unser Ziel war natürlich das Sehr gut. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Gut ist gut!) Daran arbeiten wir, denn der Prozess ist ja auch nicht fertig. (Beifall bei der SPÖ. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc - erheitert: Bessert euch!) Als motivierte - unter Anführungszeichen - handelnde Personen haben wir jetzt einmal einen Push gekriegt, eine Ermuti- gung, Herr Klubobmann. Das nehmen wir zum Anlass, einen neuerlichen Anlauf zu unternehmen, um das Sehr gut zu erreichen. Dazu werde ich mich dann gleich äußern. Das wird uns auch gelingen, meine Damen und Herren, ganz sicher. Zum Zweiten - weil das heute gesagt worden ist: Es gab keine externen Firmen, die beauftragt worden sind, das zu entwickeln, was wir entwickelt haben. Das haben wir selber entwickelt. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Der Bund hat es schon seit über 10 Jahren! Das wissen Sie ganz genau!) Das klingt jetzt nach Eigenlob, aber wir waren das wirklich ganz allein unter Beiziehung einer exzellenten Expertin, nämlich Frau Prof. Kalss. Diese Frau Prof. Kalss hat viel geholfen. Vieles, was von ihren Expertisen eingeflossen ist, findet sich wieder. Das ist auch gut so. Das ist aber - ich lege schon Wert darauf, das zu sagen - zu 100 Prozent - mit Expertisen - ein Pro- dukt der Fortschrittskoalition. Damit haben wir etwas eingelöst. (Beifall bei der SPÖ. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wie viel ist vom Bund abgeschrieben?) Zum dritten Gerücht, das da heute in Umlauf gesetzt worden ist: Natürlich hat das etwas mit Wien Energie zu tun - aber nicht ursächlich. Sondern Dinge, die wir bei Wien Energie gesehen und gelernt haben, sind natürlich in den Pro- zess eingeflossen. Wer aber auf Seite 200 ins Programm der Fortschrittskoalition hineinschaut, findet dort das Vorha- ben, das wir zu 100 Prozent umgesetzt haben. Das ist vor Wien Energie gewesen. Das muss ich Ihnen schon sagen. Verbreiten Sie also keine Gerüchte nach dem Motto: Wien Energie ist zusammengebrochen - das ist sie nicht - und auf Grund dieser Tatsache bei Wien Energie haben wir den Kodex gemacht. Das stimmt nicht. Wir haben den Kodex deshalb gemacht, weil wir das im Koalitionsabkommen der Fortschrittskoalition drinnen haben. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: 2014 haben wir den Antrag gestellt! Ursächlich sind wir dafür ...) Das ist einer der Punkte, auf die wir stolz sind: Dass wir das eins zu eins umgesetzt haben. Das ist der Erfolg, meine Damen und Herren, auf den wir stolz sind. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Sechs Jahre habt ihr ...) "By the way": Das heutige Thema sind ja weder Untersuchungskommissionen noch Wien Energie. Lassen Sie mich aber schon berichtigen: Sowohl die Untersuchungskommission des Hauses als auch die Berichte des Rech- nungshofes auf Bundes- und auf Wiener Ebene haben bei Wien Energie keine Verfehlungen festgestellt. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Dann hast du es nicht gelesen! Der Aufsichtsrat ... Das steht explizit drinnen!) Das muss man schon klar sagen. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Alles richtig gemacht!) Eine Verfehlung wird nicht deshalb geschaffen, weil die Opposition sie permanent herbeiredet. Das heißt ja nicht, dass man nichts daraus hätte lernen können, aber Vergehen und Verfehlungen waren es nicht. Damit spare ich mir das Thema Wien Energie, weil es darum heute nicht geht. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die Stadt Wien findet: Alles richtig gemacht!) Keine Ver- zweiflungsrufe, Udo! Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen, wie und warum wir das angegangen sind: Es gibt einen Be- schluss der Fortschrittskoalition, dass wir die Verwaltung und das Management der Wiener Betriebe und Beteiligun- gen auf eine moderne Basis stellen: mit Compliance-Richtlinien, mit Transparenz, mit modernen Standards, und so weiter, und so fort. Das war das Vorhaben. Das ist uns nach meinem Verständnis auch geglückt. Wir hatten ja drei große Gruppen von Unternehmen, die es betroffen hat. Das eine sind die Betriebe, an denen die Stadt Wien mittelbar und unmittelbar direkt beteiligt ist. Das sind 140 Betriebe. Für die gilt dieser Kodex. Zwei andere Gruppen von Betrieben sind in der Behandlung übrig geblieben, nämlich die Unternehmungen nach § 71 der Wiener Stadtverfassung und die Betriebe und Anstalten nach dem Wiener Fonds- und Stiftungsgesetz. Wenn Sie den Motivenbericht aufmerksam gelesen haben, wissen Sie, dass wir in der ersten Phase die Unter- nehmungen und Kapitalgesellschaften mit dem Kodex abdecken und in der nächsten Phase die Frage der Anstalten, Fonds und Stiftungen sowie die Frage der Betriebe nach § 71 der Wiener Stadtverfassung behandeln, also WIGEV, Wien Kanal und Wiener Wohnen. Darüber denken wir schon nach. Nach Weihnachten gehen wir es ganz massiv an. Vorher redet man noch, dann gehen wir es massiv an. Die Idee ist natürlich ursprünglich gewesen, im Kodex alles in Bausch und Bogen zu regeln. Es gibt aber unterschiedlichste Kulturformen und unterschiedliche Organisationsfor- men, die man anpassen und einführen muss, und zwar - deutlich gesagt - in Richtung der Gedankengänge des Ko- dex. Das heißt, der Plan der Fortschrittskoalition ist es nach wie vor, alle genannten Einrichtungen mit einer Manage- mentstruktur zu versehen, die dem Kodex entspricht - entweder direkt oder indirekt. Das werden wir uns dann an- schauen. Wir werden das bis Ende Februar des Jahres 2025 auch fertig haben. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Gug- genbichler, MSc.) Das steht im Bericht drinnen. Wir selbst haben uns diese Latte gelegt. Seien Sie sich sicher, Herr Gemeinderat: Die Fortschrittskoalition wird diese Hürde mit Leichtigkeit überwinden. Das werden wir zusammenbrin- gen, keine Frage. Da bin ich ganz optimistisch. Da kann mich übrigens auch jeder in diesem Haus beim Wort neh- men. Dafür stehe ich also ein, dass das so sein wird. Ich würde mich genieren, wenn es nicht so wäre. Das heißt, der nächste Schritt wird sein, diese Betriebe anzupassen. Ein bisschen sind sie im Kodex ja schon ge- regelt, nämlich durch die Vorrangsregelung, wonach diese den Vorrang haben, wenn es ein eigenes Statut und eine eigene Geschäftsführung gibt. Das ist bereits der Vorbau gewesen, um diese Übergangsphase zu kommunizieren und abzuwickeln. Jetzt gehen wir den zweiten Schritt. Ich bin sehr, sehr optimistisch, dass es uns noch in dieser Ge- setzgebungsperiode gelingen wird, dieses Werk zu vollenden. Das haben wir uns auch wirklich dringend vorgenom- men. Meine sehr verehrten Damen und Herren, da ist eine Fülle von Neuerungen drinnen. Ich gehe auf eine einzige de- tailliert ein, weil ich darauf mehrfach angesprochen worden bin - das muss man ernst nehmen -, nämlich auf die Be- grenzung der Funktionsdauer in Aufsichtsräten bis zum vollendeten 70. Lebensjahr. Das steht im Kodex drinnen. Da ist die Idee aufgekommen, dass es sich um Altersdiskriminierung handeln könnte. Ich sage Ihnen, das ist nicht der Fall, weil mir das ein wichtiges Anliegen ist, denn jede Form von Diskriminierung ist schlecht, natürlich auch Altersdis- kriminierung in einem hohen Ausmaß. Diese Regelung betrifft Beschäftigte der Stadt Wien, die in einem Aufsichtsrat sind und dieses Mandat bis zur Vollendung ihres 70. Lebensjahres ausüben können, und korrespondiert natürlich, ohne dass es dort stehen muss, mit der Situation, dass die Beschäftigten der Stadt Wien ihren Ruhestand mit 65 Jahren antreten. Sie können fünf Jahre länger im Aufsichtsrat sein, dann scheiden sie aus. Das ist internationaler Standard. Das entspricht dem deut- schen Kodex und auch dem Bundeskodex. Für alle anderen ist diese Regelung eine Empfehlung, kein Zwang. Dem- zufolge ist diese Regelung eine vernünftige Regelung. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob wahnsinnig viele Be- schäftigte der Gemeinde Wien über das 70. Lebensjahr hinaus mit Gewalt in einem Aufsichtsrat eines Betriebes der Stadt Wien sein wollen - nämlich entsendet von der Stadt Wien. Wenn sie eine Expertise haben, die unabhängig von der Stadt Wien aus ihrer Person kommt, gilt die Regel ohnehin nicht. Demzufolge ist das dort kein Problem. So kann man das jetzt Punkt für Punkt im Kodex durchgehen. Wir haben uns sehr den Kopf darüber zerbrochen, wie das sein könnte oder nicht. Meine Damen und Herren, was dieser Kodex kann, ist kurz zusammengefasst: Er ist transparent, er ist State of the Art, er ist modern, auch was die Umsetzung betrifft, er berücksichtigt moderne Unter- nehmensführungskriterien, er regelt die Qualifikationen von Aufsichtsräten und die Qualifikationen von Leitungsorga- nen und trägt damit zu einer modernen Verwaltung der Anteile der Stadt Wien bei. Das war der Plan. Diese Mission ist erfüllt, meine Damen und Herren. So gesehen, ist es ein guter Tag, denn wir können einen Erfolg in diesem Haus vermelden. Dafür bedanke ich mich bei allen, die dazu beigetragen haben. - Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es hat keinen Sinn, den Kodex jetzt Paragraph für Paragraph herunterzubeten, insbesondere, weil ich davon aus- gehe, dass alle Anwesenden - bei der Größenordnung kann man das annehmen - den Kodex gelesen haben. Davon gehe ich aus. Jene, die ihn nicht gelesen haben, sind nicht da, aber das macht ja auch nichts. Demzufolge spare ich es mir jetzt, den Kodex Paragraph für Paragraph abzugehen. Was mir wichtig ist, ist Ihnen noch einmal zu sagen, dass das jetzt der erste Schritt zu einer Erfolgs-Story war, die wir in der weiteren Folge komplettieren wollen. In letzter Konsequenz - da würde ich Sie bitten, gut aufzupassen ... Kollege Ellensohn ist nicht da, aber man kann es ihm ausrichten. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: O ja!) - Also, Kolle- ge Ellensohn ist da und passt gut auf uns auf. - Vielleicht verdienen wir uns am Ende des Prozesses ein Sehr gut. Das würde mich freuen. Ich bin optimistisch. - Danke schön, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Ornig zu Wort gemeldet. Bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal! Liebe Zusehe- rInnen zu Hause! Wir diskutieren heute den Vienna Public Corporate Governance Kodex. Ich bin irrsinnig stolz, dass ich es jetzt herausbekommen habe. Ich habe jetzt, glaube ich, fünf Minuten lang geübt, es richtig auszusprechen, weil es tatsäch- lich ein Zungenbrecher ist. Warum ist es aber nicht nur ein Zungenbrecher, sondern auch eine enorme Herausforde- rung für uns hier als Fortschrittskoalition gewesen? Weil es ein Thema ist, das nicht nur einen sehr komplexen Namen hat, sondern auch eine sehr komplexe Materie ist. Jetzt wissen wir - Kollege Ellensohn hat es schon angesprochen -, es ist jetzt einmal ein Papier, bei dem wir gewisse Regelungen festlegen und bei dem wir noch sehr, sehr viel an den Umsetzungen arbeiten müssen. Allein aber, dass es dieses Commitment und diesen Kodex jetzt gibt, ist meiner Mei- nung nach schon ein extrem wichtiger Schritt in Sachen Transparenz und hinsichtlich der Frage, wie unsere Beteili- gungen in Wien in Zukunft funktionieren sollen. (Beifall bei den NEOS.) "Ein Public Corporate Governance Kodex hat eine Ordnungs- und eine doppelte Informationsfunktion. Er zielt zum einen auf die Verbesserung der Unternehmensführung, das heißt, Leitung und Überwachung, und zum anderen auf die Verbesserung des Informationsflusses zwischen Unternehmen und Eigentümervertretern der öffentlichen Hand, in einem zweiten Schritt an die Öffentlichkeit. Mit der Information ist auch Rechenschaft gegenüber der Öffentlichkeit und den Steuerzahlern und Steuerzahlerinnen verbunden." Das hört sich sehr bürokratisch und sehr technisch an. Deswegen ist das auch nicht von mir. Das ist von der heute hier bereits genannten Frau Prof. Kalss, Universitäts- Professorin für Unternehmensrecht an der Wiener Wirtschaftsuniversität. Sie subsumiert diese Aussage so: "Genau dies verfolgt und verwirklicht der Wiener Public Corporate Governance Kodex." Das heißt, das ist sozusagen ein Gütesiegel einer Frau, die auf diesem Gebiet, glaube ich, belesener ist als wir alle hier im Raum. Davon gehe ich zumindest einmal aus. Deswegen freut es mich besonders, dass sie Teil die- ses Teams war - und das wirklich über längere Zeit, um damit auf Herrn Kollegen Guggenbichler zurückzukommen, der gesagt hat: Ihr habt vier Jahre gebraucht. Ja, es ist sehr komplex. Warum das so komplex ist, darauf möchte ich auch eingehen: Weil nämlich viele Men- schen an diesen Verhandlungen und an der Erstellung dieses Kodex' beteiligt waren. Ich verbinde das jetzt auch gleich mit Dankesworten. Zum Ersten möchte ich natürlich Kollegen Konrad danken, unserem Transparenzsprecher, dass er Herrn Gara und mir das Pouvoir gegeben hat, in diese Verhandlungen zu gehen. Ich hoffe, wir haben ent- sprochen. Last but not least danke ich natürlich meinem Kollegen Stefan Gara. Wir haben viele, viele, viele Stunden in vielen, vielen Meetings mit vielen, vielen Menschen verbracht, die ich jetzt gleich aufzählen will: Peter Florian- schütz, meinen Vorredner. Vielen Dank für die hervorragende Zusammenarbeit. Es ging nie um das Warum, es ging immer nur um das Wie. Ich finde, das waren deswegen extrem produktive Verhandlungen. Auch Eva Samel war Teil des Teams. Vielen, vielen Dank für die Zusammenarbeit, ebenso - und die vergisst man hier sehr oft - an unsere ReferentInnen Valentin Herrgesell - er schüttelt schon den Kopf darüber, dass ich ihn nenne - und natürlich Roland Schlinger. Ihr habt wirklich eine unglaubliche Koordinationsarbeit geleistet. Denn wer war aller beteiligt? Es war Christoph Maschek, der Finanzdirektor, beteiligt, es war Dietmar Griebler als Magistratsdirektor beteiligt, ebenso das Büro Hanke respektive Jutta Löffler, die sich dem gewidmet hat, und natürlich alle StadträtInnen, denn die haben letztendlich ja auch wissend, dass wir da etwas umzusetzen haben, ihren Senf dazugegeben - und das völlig zu Recht. Jetzt kann sich jeder, der ein bissel in dieser Stadt tätig ist, vorstellen, wie viele Personen es da zu koordinieren gab. Das war ein Husarenritt. Ich bin extrem glücklich über das Ergebnis. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.) Das alles leitet allerdings einen Prozess ein, und - da bin ich bei Kollegen Ellensohn - der Prozess beginnt jetzt. Der Prozess hat klare Deadlines, die wir einzuhalten haben. Der wichtigste Dank ist jetzt auszusprechen, nämlich allen Unternehmungen und Unternehmen der Stadt Wien und allen Stadträten, in deren Ressorts diese Unterneh- mungen fallen. Denn jetzt gilt es, das, was wir hier festgeschrieben haben, umzusetzen. Das ist ein Haufen Arbeit. Es ist wirklich sehr, sehr wichtig, diese Arbeit auch so umzusetzen, dass sie dem Kodex entspricht. Es ist ein komplexes Thema, aber ich bin mir ganz, ganz sicher, dass das gut gelingen wird. Ich habe noch 15 Minuten. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, jetzt in der zweiten Runde nicht auf die Details eingehen zu müssen, weil die sicher schon vorab genannt wurden. Ein paar Dinge möchte ich aber trotzdem erwäh- nen, auch wenn ich weiß, dass Herr Gstöttner ganz bestimmt noch auf sehr viele Details eingehen wird - aber das sicher im Positiven. Denn ich bin auch sehr dankbar, dass das Ganze hier einstimmig passiert. Der Kodex beinhaltet 120 Regelungen. 89 davon sind verpflichtend, 31 sind Empfehlungen. Diese Empfehlungen - ich weiß nicht, wer es gesagt hat - sind nicht nur Empfehlungen. Empfehlungen sind nämlich - für jene, die sich aus- kennen - grundsätzlich auch verpflichtend. Man muss in den Berichten auch klar angeben, warum man diesen Emp- fehlungen nicht gefolgt ist. Insofern ist das auch ein extremer Schritt zur Transparenz und nicht einfach nur eine Emp- fehlung, die man dann wegwischen kann oder nicht. Sondern man muss genau erläutern, warum man dieser Empfeh- lung, die im Kodex vorkommt, nicht nachkommt. Beteiligungen von über 50 Prozent sind dem Kodex natürlich völlig unterworfen. Bei allen anderen Beteiligungen kann man höchstens auf die Implementierung hinwirken, was wir allerdings tun, weil das heute auch schon Thema ist. Ausgenommen sind lediglich Aktienunternehmen, welche bereits im Kodex vorgesehen sind. Das heißt, da gibt es schon welche. Man muss allerdings sagen, dass die Stadt Wien derzeit keine mehrheitlichen Beteiligungen an einem Aktienunternehmen hat. Besteht eine Konzernstruktur, zum Beispiel bei den Wiener Stadtwerken oder der Wien Holding, hat die Konzern- mutter in ihrem Corporate-Governance-Kodex-Bericht die einzelnen unmittelbaren und mehrheitlich gehaltenen Toch- tergesellschaften mitaufzunehmen. Das heißt, da sind dann auch Unternehmen drinnen, die nicht in die 50-Prozent- Beteiligung hineinfallen. Was die Aufsichtsratsbestellung betrifft, wurde, glaube ich, heute schon ganz klar gesagt, dass diese Kompetenz- profile natürlich veröffentlicht werden. Das war ja auch schon Thema im Ausschuss bei den Nachfragen. Das passiert auch. Das ist derzeit schon auf der Seite der Wien Holding nachzulesen. Die Bezüge werden ebenfalls veröffentlicht. Auch bereits genannt wurde das Höchstalter mit Vollendung des 70. Lebensjahr. Was uns besonders wichtig war, ist die Einführung von "Cooling-off"-Phasen. Wir führen "Cooling-off"-Phasen beim Wechsel von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat ein. Das ist enorm wichtig und dient der Vermeidung von Interessenkonflikten. Das soll verhindern, dass ein Mitglied des Aufsichtsrates sozusagen seine eigene Arbeit kontrolliert. Dem wirken wir entgegen. Die Berichte müssen veröffentlicht werden, und zwar jährlich. Erstmals werden sie 2025 erstellt. Ab dann werden sie auch hier in den Ausschüssen und auch im Gemeinderat veröffentlicht und können natürlich auch jederzeit disku- tiert werden. Was die Unternehmungen nach § 71 betrifft, so hat auch mein Vorredner schon gesagt, dass das durchaus ein komplexes Thema ist. Wir hätten es gern jetzt schon in dem Zeitrahmen geschafft. Das ist uns nicht gelungen. Ich sehe kein großes Problem darin, weil wir auch da eine klare Deadline gesetzt haben: Innerhalb des nächstens Jahres gibt es auch diesbezüglich einen Kodex, der seinen Namen verdient. Insofern freuen wir uns sehr. Eine kleine Bonusmeldung, weil Herr Guggenbichler das ein wenig verwechselt hat: Natürlich wurde auch das Be- teiligungsmanagement neu aufgestellt. Da hat man eine externe Beratung hinzugezogen. Das wurde auch schon umgesetzt. Wer sich erinnern kann: Wir haben hier in dem Haus bereits beschlossen, zwei Fachreferate mit dem Thema Beteiligungsverwaltung und Beteiligungskontrolle in der MA 5 anzusiedeln. Ich danke vielmals, dass ich das Thema heute im Schwerpunkt behandeln durfte. Ich danke noch einmal allen vielmals, die beteiligt sind. Ich freue mich sehr auf die Umsetzung. Ich freue mich sehr, dass wir in der Fortschrittskoa- lition noch ein Stück weiter zu einem transparenten Wien und zu transparenten Beteiligungen gegangen sind. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Gstöttner. Bitte. GR Markus Gstöttner, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kol- leginnen und Kollegen! Public Corporate Governance Kodex: Man könnte meinen, ein extrem sperriges und vielleicht sogar trockenes Thema. Wenn man sich dann genauer mit dem Dokument auseinandersetzt, sieht man aber: Genau so ist es auch. Es ist allerdings, wenn man sich die Geschichte und auch die heutige Debatte anschaut, auch gut, sich bei diesem Thema daran zu erinnern, dass viele der Dinge, die die Werke eines Rechtsstaates und einer Bürokratie am Laufen halten, durchaus trocken und durchaus sehr spröde und sachlich sind. Deswegen ist es auch gut und aus unserer Sicht begrüßenswert, dass wir dazu auch eine Schwerpunktdebatte haben. Vielleicht zum Warum und zur Frage, weshalb wir das über die letzten Monate immer wieder gefordert und dieses Thema auch forciert haben: Es ist klar, dass die Stadt Wien als Ballungszentrum unserer Republik über die Jahre in ihren Beteiligungen ebenso wie in ihrer Bevölkerung sehr, sehr stark gewachsen ist. Mittlerweile gibt es hier Unter- nehmen und Unternehmensgruppen wie die Wiener Stadtwerke, die Bilanzsummen von 20 Milliarden EUR und noch etwas mehr haben. Diese Unternehmen und Unternehmensgruppen sind nicht nur als Teil des Vermögens wichtig, das der Allgemeinheit gehört. Sie sind auch für die Versorgungssicherheit wichtig, wie wir in der jüngeren Vergangen- heit gesehen haben. Daher war und ist unsere Forderung, dass für diese großen Unternehmungen das Beteiligungs- management entsprechend aufgestockt und professionalisiert werden muss. Das heißt im Konkreten, dass es zum Ersten eine Beteiligungsstrategie gibt, die auch transparent und klar kom- muniziert werden kann. Das heißt, dass es ein gewisses Reporting an die Politik und an die Eigentümerinnen oder Eigentümer, nämlich die Bevölkerung, gibt und geben muss. Das heißt auch, dass die Eigentümerrechte - Alleineigen- tümer in vielen dieser Fälle die Stadt Wien - auch gut und professionell sowie angemessen am internationalen Markt wahrgenommen werden müssen. Der Public Corporate Governance Kodex kann all das klarerweise nicht erfüllen. Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Es fällt uns als Opposition kein Zacken aus der Krone, einzugestehen, dass es gut ist, dass es ihn jetzt gibt. Genauso kann man aber auch als Stadtregierung zugestehen, dass hier durch- aus auf eine Forderung der Opposition eingegangen wurde. (Beifall bei der ÖVP.) Zu den jetzt schon oft zitierten und durchaus eingeforderten Inhalten: Wir sehen am Anfang dieses doch recht kur- zen Kodex einige allgemeine Feststellungen und Zielsetzungen. Das ist der Teil 5.1. Darin geht es um Grundsätze der strategischen Beteiligung. Ich bin von dem, was Kollege Ornig und Kollege Florianschütz sozusagen in Aussicht ge- stellt haben, sehr beruhigt und wirklich konstruktiv gestimmt, dass wir bis Februar 2025 durchaus noch etwas mehr erwarten können und auch erwarten dürfen. Es wird explizit das Beteiligungsmanagement in der MA 5 genannt. Ja, da hat es in der Vergangenheit Aufsto- ckungen gegeben. Wir warten aber noch darauf, was die genaue Strategie dieser Aufstockung ist, wie das dort künftig gehandhabt wird und wie diese Eigentümerinteressen künftig - aufbauend auf dem Rahmen des Public Corporate Governance Kodex - auch tatsächlich professionell wahrgenommen werden. Es gibt dann Dinge, bei denen man sich denkt, dass wir davon ausgehen, dass die ohnehin schon klar waren, bei denen es aber gut ist, dass sie festgeschrieben sind, wie der Ausschluss von sachfremden Einflussnahmen. Wir ge- hen davon aus, dass das schon vorher so war, und freuen uns, wenn das auch künftig weiterhin so ist. Zu den Aufsichtsorganen: Es ist schon erwähnt worden, dass das eine unserer Kernforderungen und auch Dis- kussionsthema im Ausschuss war. Es ist wichtig für große Unternehmen und große Unternehmensgruppen mit Milli- ardenbilanzsummen, dass es im Aufsichtsrat eine Zusammensetzung von Menschen gibt, die fachliche Expertise einbringen, die wirklich eine politische und fachliche Unabhängigkeit haben und vielleicht auch internationale Kompe- tenzprofile einbringen können. Diesbezüglich wird nun - ohne die Erwartungen genau zu erwähnen - versichert, dass es da künftig Verbesserungen geben wird. Wir sind sehr erfreut, dass die Kompetenzprofile, die für die Ausschreibun- gen genutzt werden, im Nachhinein auch veröffentlicht werden. Wir werden das selbstverständlich auch mitverfolgen und werden sehen, wie sich das dadurch entwickelt. Zum letzten, zum dritten und vielleicht wichtigsten Punkt, zu den Geschäftsführungsorganen, die künftig auch ein angemessenes Risikomanagement implementieren müssen, bei dem es - ich zitiere - "Kontrollsysteme geben muss, die den Anforderungen und der Größe des Unternehmens entsprechen". Auch das ist ein Punkt, bei dem man sich denkt, dass es den auch schon davor hätte geben müssen. Wir gehen davon aus, dass es das dort auch überall gibt. Es würde uns sehr interessieren, zu erfahren, wann diese Risikomanagementsysteme implementiert werden und ob wir das auch auf politischer Seite in den entsprechenden Berichten, die in Aussicht gestellt wurden, sehen und hier möglicherweise diskutieren können. Kurzum: Wir schließen uns auch den Forderungen des Kollegen Ellensohn an, wonach die Ausweitung auf Anstal- ten und Stiftungen, WIGEV, et cetera, die ja auch von Kollegen Florianschütz in Aussicht gestellt wurde, auf Grund der Größe dieser Institutionen durchaus etwas ist, was wir erwarten, einfordern und bis zum Februar 2025 auch be- obachten werden. Um abschließend konstruktiv zu enden, hoffen wir, dass der vorgelebte Rahmen mit den sozusagen klassischen Standardsätzen, die State of the Art sein sollten, und den konkreten Versprechungen bis hin zu dem, was sich - wie wir in der Vergangenheit gesehen haben - bei den Kompetenzprofilen, Ausschreibungen, et cetera ändern muss, mit Leben gefüllt wird und es künftig ein stärkeres, transparenteres und professionelleres Beteiligungsmanagement gibt, dass die Aufsichtsräte wirklich unabhängig und fachlich kompetent und international besetzt sind und es ein Risiko- management gibt, das bei Großunternehmen, die für die Versorgungssicherheit kritisch sind, tatsächlich auch antizi- piert, was zu managen ist, und nicht direkt den Weg zur Politik sucht. Wir hoffen, dass das möglich ist und dass dieser Rahmen tatsächlich politisch und unternehmerisch gefüllt wird. Wir werden das weiter beobachten. Wir werden es selbstverständlich auch unterstützen. Wir freuen uns, wenn es so ist, wie es heute in Aussicht gestellt wurde. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Markus Ornig, MBA.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Dr. Samel. Bitte. GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Heute setzen wir einen wichtigen Programmpunkt aus dem Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition um, den neuen Wiener Public Corporate Governance Kodex. Meine Vorrednerinnen und Vorredner haben ja schon vieles gesagt. Ich möchte das vielleicht noch einmal zusammenfassen und auch ein paar Punkte herausheben. Die Stadt Wien hat zahlreiche Beteiligungen an Unternehmen und hat sich eben dazu entschlossen, ein zukunfts- weisendes Regelwerk einzuführen, das sowohl Effizienz als auch Transparenz und Verantwortlichkeit in der Leitung dieser Organisationen sicherstellt. Unsere städtischen Beteiligungen erfüllen nämlich eine Vielzahl an wirtschaftlichen Aufgaben. Sie gehen aber auch weit darüber hinaus. Sie sind das Rückgrat der Daseinsvorsorge und der öffentlichen Dienstleistungen, die für die Wienerinnen und Wiener von zentraler Bedeutung sind, ob es dabei um Energieversor- gung, um kulturelle Angebote oder auch um soziale Dienstleistungen geht. Diese Unternehmen tragen entscheidend zur Lebensqualität in Wien bei und sichern dabei tausende qualifizierte Arbeitsplätze, die unsere Stadt wirtschaftlich stark und zukunftsweisend machen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt in Wien, wie gesagt, wohl kaum einen Bereich, der nicht direkt oder indirekt von der Daseinsvorsorge berührt wird. Das umfasst wirtschaftliche, soziale, kulturelle und sportliche Leistungen, die täglich von vielen Menschen in Anspruch genommen werden. Unsere Aufgabe als Stadt ist es daher, sicherzustellen, dass diese Leistungen auch in hoher Qualität erbracht werden. Wir stehen dabei aber natürlich auch in einem ständigen Spannungsfeld. Auf der einen Seite steht der Anspruch, marktwirtschaftlich effizient zu arbeiten, auf der anderen Seite der öffentliche Auftrag, für alle Bürgerinnen und Bürger bestmögliche Leistungen zu erbringen. Die Stadt Wien ist diesem Spannungsfeld natürlich nicht tatenlos ausgesetzt, ganz im Gegenteil: Wir haben uns den Prinzipien guter Corporate Governance verschrieben. Das bedeutet, dass wir uns klare Regeln für die Leitung, Steuerung, aber auch Überwachung unserer städtischen Beteiligungen setzen. Wir unterstützen diese Unternehmen dabei, ihre Aufgaben verantwortungsvoll und auch im Sinne der öffentlichen Interessen zu erfüllen. Mit dem neuen Wiener Public Corporate Governance Kodex gehen wir natürlich einen entscheidenden Schritt wei- ter. Dieser Kodex schafft erstmals einen einheitlichen Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung der städti- schen Beteiligungen. Diese klare Trennung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten zwischen der Stadt Wien als Ei- gentümerin und der Organe der jeweiligen Unternehmen ist dabei von zentraler Bedeutung. Warum ist das so wich- tig? Weil wir dadurch nicht nur stabile und verantwortliche Entscheidungsprozesse gewährleisten, sondern natürlich auch die Transparenz in unseren Beteiligungen erhöhen. Der Kodex setzt jetzt klare Leitplanken, die eine einheitliche, gerechte und nachvollziehbare Unternehmensführung sicherstellen. Das ist natürlich auch ein Signal an die Bürgerin- nen und Bürger, dass die Stadt Wien verantwortungsbewusst mit ihrem Vermögen umgeht. Was regelt der neue Kodex nun konkret? Er definiert klare Vorgaben für die Zusammensetzung von Geschäftsfüh- rung und Aufsichtsrat. Ein Aufsichtsrat muss so besetzt sein, dass seine Mitglieder über die notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen, um ihre Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Das bedeutet auch, dass wir uns periodisch die Frage stellen müssen, ob die Kompetenzprofile dieser Gremien auch den aktuellen Anforderungen entsprechen. Die Anforderungen an die Mitglieder der Aufsichtsräte werden regelmäßig überprüft und angepasst, um sicherzustellen, dass die Qualifikationen der Mitglieder auf dem neuesten Stand sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die Geschlechtergerechtigkeit. Das wurde auch vorhin schon angesprochen. Die Stadt Wien hat sich verpflichtet, den Frauenanteil in Aufsichtsräten von mehrheitlich städtischen Unternehmen bis 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen. Diese Verpflichtung ist, wie ich finde, ein wichtiges und auch starkes Zeichen dafür, dass wir in Wien die Gleichstellung nicht nur fordern, sondern auch aktiv vorantreiben. Geschlechtergerechtigkeit ist von entscheidender Bedeutung, um eine gerechte und auch ausgewogene Gesellschaft zu schaffen, in der die Vielfalt der Perspektiven und Kompetenzen gleichermaßen berücksichtigt wird. Sie stärkt nicht nur die Teilhabe von Frauen, sondern auch die Entwicklung innovativer und zukunftsorientierter Lösungen in allen Bereichen. Da nimmt Wien mit der Zielsetzung von 50 Prozent bis 2030 definitiv eine Vorreiterrolle ein. Darauf können wir, glaube ich, sehr stolz sein. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ich darf Sie ganz kurz unterbrechen. Der Geräuschpegel im Saal ist wirklich sehr störend. Man kann die Frau Gemeinderätin kaum verste- hen, wenn sie ihren Debattenbeitrag hier einbringt. Ich bitte um entsprechende Ruhe und auch darum, der Debatte zu lauschen. - Sie können gern fortfahren, bitte. GRin Mag. Dr. Ewa Samel (fortsetzend): Vielleicht noch eines zur Umsetzung und zum Geltungsbereich: Der Ko- dex wird für mehr als 140 Unternehmungen gelten, an denen die Stadt Wien direkt oder indirekt mehrheitlich beteiligt ist. Das ist, denke ich, ein bedeutender Schritt hin zu einheitlichen Standards in der Unternehmensführung. Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit der Kodex auch für verwaltete Einrichtungen mit eigener Rechtspersönlich- keit sowie für Unternehmungen gemäß § 71 der Wiener Stadtverfassung angewendet werden kann. Da streben wir eine Ausweitung des Geltungsbereichs an, um auch in diesen Bereichen höchste Transparenz und Effizienz sicher- zustellen. Auch das wurde vorhin angesprochen. Bei Unternehmen, an denen die Stadt Wien nur die Hälfte oder eine Minderheit der Beteiligungen hält, werden wir als Eigentümerin über die entsandten Aufsichtsratsmitglieder natürlich auf die Umsetzung des Kodex hinwirken. Was ist nun grundsätzlich bindend? Der Kodex unterscheidet zwischen verbindlichen Regelungen, die uneinge- schränkt zu beachten sind, und Empfehlungen, bei denen eine Abweichung möglich ist, wenn wichtige Unternehmen- sinteressen entgegenstehen. Die verbindlichen Regelungen umfassen insgesamt 89 Punkte, während es 31 Empfeh- lungen gibt, die eben in Ausnahmefällen abweichend umgesetzt werden können. Sollte eine Abweichung von den Empfehlungen erfolgen, muss dies natürlich auch klar im Corporate-Governance-Bericht ersichtlich sein und doku- mentiert werden. Der Bericht wird jährlich von den Unternehmungen veröffentlicht und enthält Informationen über die Einhaltung der Kodex-Regelungen, die Zusammensetzung der Geschäftsführungen und der Aufsichtsräte und natürlich über etwaige Abweichungen und deren Begründung. Ab 2025 sind dann alle Unternehmen, die dem Kodex unterliegen, verpflichtet, diesen Bericht zu erstellen. Die Veröffentlichung der ersten Corporate-Governance-Berichte wird im Jahr 2026 erfol- gen und eine zentrale Rolle hinsichtlich der Transparenz und der städtischen Beteiligungen spielen. Ist der Kodex ein Vorbild für andere Städte? Ja, definitiv. Der Kodex wird auf der Grundlage nationaler und internationaler Standards entwickelt und entspricht auch dem aktuellen Stand der Wissenschaft. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch gern bei Frau Prof. Dr. Susanne Kalss bedanken, die uns mit ih- rer Expertise wirklich tatkräftig unterstützt hat. Sie hat wesentliche Beiträge zur Ausarbeitung des Kodex geleistet, sodass dieser nicht nur für Wien, sondern auch für andere Städte mit ähnlichen Beteiligungsstrukturen als Vorbild dienen kann. Abschließend möchte ich mich natürlich auch bei allen Beteiligten bedanken, insbesondere bei der Wie- ner Finanzverwaltung und bei Herrn Finanzdirektor Christoph Maschek für ihre konsequente Mitwirkung an diesem wichtigen Regelwerk und natürlich auch bei meinem Gemeinderatskollegen Peter Florianschütz, bei den NEOS sowie bei allen, die in den Klubs mitgearbeitet haben. (Beifall bei der SPÖ.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, einheitlich, transparent und nachhaltig: Das ist eben der Wiener Public Corporate Governance Kodex. Gemeinsam haben wir hiermit eine Grundlage geschaffen, die die Unternehmensfüh- rung in Wien modern und zukunftsorientiert gestaltet. Er stellt sicher, dass die städtischen Beteiligungen ihren öffentli- chen Auftrag erfüllen und effizient und verantwortungsvoll sind. Ich bitte daher um Ihre Zustimmung und freue mich wirklich auf diese positive Entwicklung, die dieser Kodex für unsere Stadt in Zukunft bringen wird. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Das heißt, wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 1. Wer der Post 1 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Es liegen keine Anträge dazu vor. Wir kommen daher zu Postnummer 4 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Männerbe- ratung. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlungen einzuleiten. Bitte. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Kon- rad. Bitte. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zu- seherInnen an den Bildschirmen! Im nächsten Monat, am 25. November, begehen wir traditionell wieder den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und darauffolgend die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen". Es ist dies normalerweise auch immer der Zeitpunkt, an dem wir auf die traurigen Statistiken zu Gewaltdelikten gegen Frauen zurückblicken. 26 Femizide, 2 Frauenmorde und 51 Mordversuche beziehungsweise Fälle schwerer Gewalt an Frauen haben die Auto- nomen Frauenhäuser 2023 in Österreich dokumentiert. Auch im heurigen Jahr wurden bereits 23 Femizide verübt. Die schockierenden Medienberichte, die ebenfalls auf der Homepage der Autonomen Frauenhäuser verlinkt sind, lesen sich dabei meist sehr ähnlich, zuletzt etwa der Fall in meinem Nachbarbezirk Hernals, wo ein Ehemann seine Frau mit einem Holzstock ermordet hat. Gewalt von Männern gegen Frauen spielt sich in allen sozialen Schichten, unter allen Nationen und in allen Fami- lienverhältnissen und Berufsgruppen ab. Das zeigen eben auch diese dokumentierten Fälle. Der bei Weitem überwie- gende Anteil dieser schrecklichen Taten wird von Partnern, Ex-Partnern, Bekannten oder Familienmitgliedern verübt. Die schockierenden Femizide sind allerdings nur die Spitze des Eisberges, wenn es um Gewalt an Frauen geht. Die traurige Realität ist, dass jede 3. Frau in Österreich ab ihrem 15. Lebensjahr von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen ist, wie eine Statistik der Statistik Austria zeigt. Ausgangspunkt dieser Gewalt ist fast immer eine Art toxische Männlichkeit, die an patriarchalen Rollenvorstellun- gen festhält, Frauen abwertet und zu Objekten degradiert. Das dürfen wir als Gesellschaft nicht hinnehmen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Selbstverständlich ist daher auch die Politik gefordert, geeignete Maßnahmen zu treffen, um diesem Horror etwas entgegenzusetzen. Das tun wir in Wien aus voller Überzeugung mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Maßnah- men. Eine dieser Maßnahmen ist die Männerberatung Wien, deren Förderung wir heute mit diesem Beschluss ver- doppeln wollen. Sie bietet psychologische, psychotherapeutische, soziale und juristische Hilfe an. Einen wesentlichen Aspekt ihrer Arbeit nimmt dabei die Gewaltprävention ein. Mit dem Wiener Antigewaltprogramm führt die Männerbera- tung Wien ein opferorientiertes Täterprogramm durch. Ziele dieses Programms sind die Veränderung des Verhaltens von gewalttätigen Männern, das Erlernen von gewaltfreien und partnerschaftlichen Verhaltensweisen und natürlich auch die Unterstützung und Stärkung der von Gewalt betroffenen Partnerinnen und Kindern. Ja, es ist ganz bestimmt noch ein weiter Weg, bis wir in unserer Gesellschaft ein durchgängig gewaltfreies Männ- lichkeitsbild und eine faire Geschlechterdemokratie etabliert haben. Es führt aber kein Weg vorbei. Wir werden diesen Weg gehen und alles daransetzen, diesem Ziel näherzukommen. Daher möchte ich mich abschließend auch bei allen Fraktionen bedanken, dass wir diese Aufstockung der Förderung heute hier parteiübergreifend und gemeinsam be- schließen. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Ellensohn zu Wort gemeldet. Bit- te. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Es freut mich, dass wir heute nicht nur der Männerberatung Geld geben, sondern für die, die es nicht wissen: Eine Verdoppelung der Mittel für heuer in dem Bereich von 150.000 EUR auf 300.000 EUR ist, sage ich jetzt einmal, tat- sächlich ein Sehr gut. Es kann immer mehr und noch mehr geben, aber ich finde es hervorragend, dass die Männer- beratung heuer tatsächlich so aufgestockt wird, weil das eine wahnsinnig wichtige Arbeit ist, wie Kollege Konrad jetzt auch ausgeführt hat. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Der Bericht über Männerberatung hat leider den Schwerpunkt Gewalt. Was die ganze Arbeit betrifft, muss man sagen, da ist auch viel anderes dabei. Bei Scheidungen muss man sich als trennendes Ehepaar beraten lassen. Da stehen auch solche - ich sage jetzt einmal - Alltagsdinge drinnen, die für alles Mögliche notwendig sind. Männer kön- nen sich zu verschiedenen Dingen beraten lassen. Es werden auch Einrichtungen erwähnt, die sich um Leute küm- mern, die arbeitslos werden, und, und, und. Es ist aber leider eine traurige Tatsache, dass Männerberatung sehr, sehr viel mit Gewalt und der Beratung von gewalttätigen Männern zu tun hat. Ich möchte nur ein paar Zahlen nennen, damit man sich vorstellen kann, was das bedeutet. Die fünf Frauenhäuser in Wien sind voll. Sie sind voll ausgelastet. Hinsichtlich der Aufenthaltstage in den Wiener Frauenhäusern muss man sich das einmal vorstellen: Die müssen von zu Hause flüchten. Die müssen von zu Hause weg. Die können am Abend nicht nach Hause gehen, weil dort ein Partner oder eher Ex-Partner sitzt, der das nicht mehr möglich macht. Es sind 77.626 Nächtigungen im Jahr. 77.626 Mal kann eine Frau nicht nach Hause ge- hen, weil es nicht geht, weil es für sie nicht geht, weil es für die Kinder und für alle nicht geht. Vorhin ist von Jörg Konrad das Wort "toxische Männlichkeit" gefallen. Ich kenne das. Wenn man das sagt und es sind hauptsächlich Männer in der Nähe und wenn man sich nicht in einem halbwegs progressiven Umfeld aufhält, dann heißt es: Was soll das jetzt wieder bedeuten? Was heißt das? Ich probiere dann oft, es nicht zu erklären, weil es heißt, ich übertreibe es. Das ist dieses oder jenes, um es dann gern auf irgendwelche Gruppen herunterbrechen. Ich verwende dann gern andere Zahlen, nämlich um zu sehen, was das für Männer heißt. Wenn man einen Sohn hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er im Gefängnis landet, 14 Mal so hoch, wie wenn man eine Tochter hat. Die Gefängnisse sind voll mit Männern. 93,25 Prozent dort - die Statistik ist fast täglich im In- nenministerium abrufbar - sind Männer. Das kann man ja nicht wollen. Ich habe drei Söhne. Ich wünsche mir logi- scherweise, dass keiner von denen jemals einen Tag im Gefängnis verbringen muss, so wie das auch alle anderen hier für ihre eigenen Kinder hoffen. In dem Fall sind es Söhne. Da muss man einfach sehen: Was hat das mit uns zu tun? Was machen Männer so verkehrt, dass wir mit einer 14 Mal höheren Wahrscheinlichkeit ins Gefängnis kommen? Das muss man sich echt einmal vorstellen: Es gibt sonst nicht viele Statistiken, wo man mal 14 hinschreiben kann. In erster Linie kommen Männer ja nicht ins Gefängnis, weil sie irgendeine Kleinigkeit angestellt haben. Da muss man schon ein bisschen etwas Gröberes verursachen. Das als Zahl für alle, die sagen: Ja, ich selber möchte schon einmal nicht dort hinkommen - das kann man aber zu einem guten Teil mit sich selbst ausmachen -, aber ich wünsche mir das auch in der Verwandtschaft nicht. Die Femizide sind die Spitze des Eisbergs. Ich fürchte, dass unter den 100 GemeinderätInnen hier nicht 0 Perso- nen sind, die Gewalt in der Familie nicht kennen - zumindest aus der eigenen Verwandtschaft oder im eigenen Be- kanntenkreis. Das ist ein sehr, sehr ernstes Thema. Man muss dieses Rollenverständnis von Männern, Burschen und Heranwachsenden tatsächlich immer wieder hinterfragen: Was kann man verbessern? Dazu gibt es so viele gute Aktionen. Der Gesundheitsminister hat in den letzten Jahren einen Haufen dazu gemacht. Die Stadt Wien macht vieles. Alles, was wir in dem Bereich machen, ist dringend notwendig. Alles ist gern gesehen, und die Verdoppelung heute freut mich tatsächlich wahnsinnig. Wir stimmen dem heute natürlich gern und mit Freude zu und hoffen, dass das auch einen Impact hat, damit diese Zahlen irgendwann besser werden. Wir helfen den Frauen, die es notwendig haben, nachdem sie in einer Gewaltbeziehung waren. Wir sollten vor al- lem viel in die Prävention stecken, damit das erst gar nicht vorkommen muss. Das hilft den Männern, den Frauen und allen andern in diesem Land. Deswegen vielen Dank für diesen Akt heute. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Janoch zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Wienerinnen und Wiener! "Nein! Aufhören! Ich will das nicht! Stopp!" - Das sind klare Worte voller Angst, Starrheit, Verzweiflung und Scham. Es sind Hilferufe von vielen Frauen, die in diesem Moment sexueller Gewalt, sexuellen Handlungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind. In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und oder sexueller Gewalt betroffen. Sehr geehrte Damen und Herren, Sie wissen, ich spreche Unausgesprochenes an, denn der Schutz und die Sicher- heit von Kindern und Frauen geht uns alle an. Deswegen bin ich froh, dass die Stadt Wien einer Forderung der ÖVP zur Erhöhung des Budgets für Männer- beziehungsweise Täterarbeit nachgeht und dieses sogar verdoppelt hat. (Bei- fall bei der ÖVP.) Täglich lesen wir über sexuelle Übergriffe, häusliche Gewalt und Femizide. Deshalb sind Präventionsarbeit und Opferschutz so wichtig. Heute möchte ich mit Ihnen offen über Missbrauch sprechen, über die damit gehüteten Tabus und das Leben der Opfer. Kennen Sie die Magdalenenstraße 33 im 6. Wiener Gemeindebezirk? Dort befindet sich eine hohe Hausmauer. Zu sehen ist das surrealistische Gemälde "Atlantis Klang-Haus" des Künstlers Helmut Kand. Kand stellt in seinen Malereien Frauenkörper oft auf erotische Weise dar. Dieses Wandbild wurde 2015 von der MA 34 für 30.500 EUR erneuert. Im Zuge dessen wurde es seitens des damaligen Wohnbaustadtrats und des Be- zirksvorstehers der Bevölkerung stolz und feierlich als Grätzlwahrzeichen und Attraktion präsentiert. Auf den ersten Blick ist das Kunstwerk bunt, fröhlich und speziell, auf den zweiten Blick kalt, erschaudernd, traurig und mitfühlend - ein Werk, das seit Monaten in Verbindung mit Aufregung und Fassungslosigkeit steht. Kennen Sie Helmut Kand? Auf den ersten Blick ist er ein bekannter Maler und Bildhauer, der es schon Ende der 60er Jahre mit seinen Werken zu internationalem Erfolg gebracht hat. Kand hat sich in kunstinteressierten Kreisen seinen Namen gemacht. Auf den zweiten Blick ist Kand ein Mann mit einem dunklen Geheimnis, ein Mann, der "Nein! Aufhören! Ich will das nicht! Stopp!" nicht gehört hat, ein Mann, der im Dezember 2022 mindestens zwei junge Frauen unter dem Vorwand, Kunst zu machen, in sein Wiener Atelier lockte und dort sexuell missbrauchte, ein Mann, der seinen Status für seine Taten ausnutzte. Am 14.11.2023 wurde er dafür rechtskräftig verurteilt: neun Monate bedingte Gefängnisstrafe auf drei Jahre Bewährung wegen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung in zwei Fällen. So lautet das Urteil. Bisher ist bekannt, dass auch im Jahr 2006 ein sexueller Übergriff stattgefunden hat. Kand hat mit seiner Kunst viele Spuren in Städten und Galerien hinterlassen, aber dieses Kapitel aus seinem Künstlerleben blieb der Öffentlichkeit bislang verborgen. Der Maler heute? - Er führt seine Karriere fort. Als Sprachrohr für die Opfer dieser Grausamkeiten möchte ich hier und jetzt klar und deutlich deren Wunsch zum Ausdruck bringen. Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, das Wandbild in der Magdalenenstraße 33 muss mit sofor- tiger Wirkung entfernt und übermalt werden. Vom Gericht wurde der Fall Kand klar entschieden. Trotzdem bleibt die Stadt Wien untätig und lässt sein Kunstwerk im öffentlichen Raum unverändert bestehen. Seit Jahren müssen Opfer dieses Wandbild betrachten und werden weiterhin an die grausamen Taten von Helmut Kand erinnert. Bereits im Jänner 2024 hat eines der Opfer Eigeninitiative ergriffen und die Stadt Wien und den zuständigen Be- zirksvorsteher auf diesen qualvollen Umstand aufmerksam gemacht. Leider ist bis dato nichts passiert. Die Versuche, dieses Bild entfernen zu lassen, sind gescheitert. Es gab auch hilferufende E-Mails an Frau Vizebürgermeisterin Gaál. Auch diese sind aber verstummt. Zuletzt wurde auch eine entsprechende Petition der Kollektive Catcalls of Vienna und Ni Una Menos Austria gegründet. Über 500 Bürgerinnen und Bürger haben das unterstützt. Warum? Damit das Wandbild übermalt wird. Sehr geehrte Stadtregierung, Sie haben die Umsetzung ganz leicht in der Hand, da die Liegenschaft der Magda- lenenstraße 33 in der Verfügungsberechtigung der Stadt Wien liegt. Meine Kollegin Sabine Keri und ich setzen uns präventiv, aktiv und regelmäßig für den Schutz von Mädchen und Frauen ein. Deshalb fordern auch wir als Frauen und Politikerinnen die sofortige Entfernung des Werks des verurteilten Sexualstraftäters Helmut Kand. (Beifall bei der ÖVP.) Es ist absolut inakzeptabel, dass die Kunst eines Mannes, der Frauen sexuell missbraucht hat, weiterhin in unse- rer Stadt präsent ist. Ich frage Sie: Welches Bild vermittelt die Stadt Wien den Opfern, wenn man einem verurteilten Täter weiterhin eine künstlerische Bühne bietet? Uns persönlich fehlen hier Werte wie Empathie, Mitgefühl, Verständ- nis und Sicherheit. Genau deshalb möchten wir Sie, Frau StRin Gaál, persönlich motivieren, sich als Frau in Ihrer Rolle stark zu ma- chen und für andere Frauen ein Zeichen gegen alle Formen von Gewalt an Frauen zu setzen. Diese betroffenen Frauen leiden infolge des Missbrauchs weiterhin an Flashbacks, großen Schuld- und Schamgefühlen, einer ständigen körperlichen Angespanntheit, Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen und posttraumatischen Belastungs- störungen. Deshalb plädieren wir für die sofortige Übermalung des Wandbildes. Denn politisch gesehen, ist dieser Akt eine kleine bürokratische Hürde und ein kleiner bürokratischer Schritt, aber menschlich gesehen, ist er ein großes Stück Heilung für die verwundeten Seelen der Opfer. Abschließend möchte ich noch eine weitere Anmerkung aussprechen. Bei einem persönlichen Lokalaugenschein musste ich feststellen, dass sich an dieser Adresse der Magdalenenstraße 33 auch ein Gesundheitszentrum für Frau- en und darüber hinaus ein Familienzentrum der MA 11 der Stadt Wien befindet. Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, ich bitte und motiviere auch Sie, sich in dieses Thema einzubringen. Sie wissen, als Elementarpädagogin setze ich mich seit Jahren aktiv für den Kinderschutz im Kindergarten ein, um Kindern die Chance zu geben, über möglichen Missbrauch zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Kinderschutz liegt mir in all seinen Bereichen am Herzen. Ein Wand- bild eines verurteilten Sexualstraftäters in Kombination mit einem Familienzentrum - das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Im November wird mit der Aktion "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" eine klare Botschaft gesetzt. In Kürze haben Sie alle hier im Saal die Chance, bei der Abstimmung auch ein deutliches Zeichen zu setzen. Zeigen Sie im Sinne aller Opfer auf! Stimmen Sie bitte dem Antrag zur Entfernung des Wandbilds zu! Jetzt möchte ich noch Grüße in den Livestream abschicken, weil ich weiß, dass heute jemand zusieht - eine Frau, ein Opfer von Helmut Kand. Ich wünsche alles Gute. Ich wünsche mir, dass sich auch andere Frauen melden, denen das genauso widerfahren ist. - Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie von StRin Mag. Judith Pühringer.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Dr. Stürzenbecher zu Wort ge- meldet. Bitte. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ge- schätzte Frau Berichterstatterin! Es freut mich, dass wir heute hier diese wichtige Förderung, die eine Verdoppelung der Mittel für die Männerbera- tung bedeutet, einstimmig - soviel ich weiß - beschließen. Es ist wichtig, dass man in dieser Frage wirklich einheitlich vorgeht und dass das nicht - oder zumindest nicht sehr weitgehend - für parteipolitische Sachen verwendet wird, son- dern dass man hier sehr eindeutig auftritt und sagt, dass man gegen jede Gewalt an Frauen ist, dass man überhaupt gegen jede Gewalt ist und dass wir Gewalt so weit wie irgendwie möglich aus unserer Gesellschaft verbannen wollen. Wir bekämpfen die Gewalt mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ganz besonders die Gewalt an Frauen. Das muss hier deutlich gesagt werden. Ich meine auch, dass es durchaus interessant ist, dass diese Männerberatung ja schon 1984 als gemeinnütziger Verein gegründet wurde und wir damit den ersten Verein dieser Art im deutschsprachigen Raum hatten. Das weiß man ja gar nicht. Das ist auch ganz besonders wichtig, weil es eben so ist, dass Männerberatung letztlich ja präventiv wirkt und damit hoffentlich möglichst viele künftige Fälle von Gewalt verhindert. Darum geht es ja vor allem: Dass man präventiv tätig ist. Dabei muss man auch sehen, dass es eine wesentliche Kooperation und ein Zusammenwirken zwischen Jugendämtern, Staatsanwaltschaften, Landesgerichten, der Kinder- und Jugendanwaltschaft der Stadt Wien, den Wiener Frauenhäusern und deren segensreicher Tätigkeit und dem Gesundheitsbereich gibt und man gemeinsam mit der Männerberatung versucht, Gewalt künftig zu verhindern. Dazu gehört natürlich auch Bewusst- seinsbildung. Dazu gehört, gegen patriarchale Strukturen aufzutreten. Das heißt, dass man die Ursachen, die zu Gewalt führen, möglichst an der Wurzel bekämpft und dafür eintritt, dass es das in Zukunft nicht mehr gibt. Es ist auch schon der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen genannt worden. Damit das aber nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, verdoppeln wir die Mittel für den Verein Männerberatung. Ich glaube, das ist auch eine sehr, sehr gute Sache. Es ist auch wichtig, dass wir diese Angebote und die Beratungs- und Therapiemöglichkeiten so weit wie möglich fördern. Das führt zu einem besseren Sicherheits- und Lebensgefühl der Menschen in Wien. Das ist un- ser aller Ziel. Deshalb kann ich wirklich noch einmal sagen: Gut, dass wir das heute beschließen, aber unsere intensi- ve Arbeit gegen Gewalt an Frauen und gegen Gewalt überhaupt muss weiterhin oberste Priorität sein. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Lassen Sie mich nur ein paar Anmerkungen machen! Es war, glaube ich, Kollege Stürzenbecher, der es jetzt erwähnt hat. Die Wiener Männerberatung gibt es seit 1984, ein 40- Jahr-Jubiläum. Dass die Männerberatung in Wirklichkeit gerade erst in den letzten Jahren budgetär von Seiten der Stadt immer mehr Geld bekommen hat, hat schon auch einen historischen Grund. Es hat nämlich den Grund, dass sich eigentlich jahrzehntelang niemand - um es jetzt einmal so allgemein zu formulieren - für die Männerberatung zuständig gefühlt hat. Denn es gab Frauenbewegungen. Es gab die Feministinnen, die sich - das kann ich Ihnen in meinem Alter (Heiterkeit bei der Rednerin.) auch schon aus eigener Erfahrung erzählen - auch jahrelang nicht zu- ständig gefühlt haben und gemeint haben, das Thema Täterarbeit ist eigentlich überhaupt nicht das, was wir brau- chen. Dafür setzen wir uns nicht ein. Auch das war damals noch Diskussion. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert - positiv, wie ich finde. Politisch gab es aber niemanden, der sich für das Thema, was man mit den Tätern tut, wie man etwas tun kann und wie man vor allem Budget hineingeben geben kann, zuständig gefühlt hat, bis die Stadt Wien - ich bin auch sehr froh darüber, dass es in der Finanz angesiedelt ist - es zum Thema gemacht hat und sich dann doch Frauen gefunden haben, die gemeint haben: Okay, wir nehmen uns der Sache jetzt an. Wir kümmern uns jetzt auch um die Täterarbeit - um einmal nur beim Thema Gewalt zu bleiben, weil die Männerberatung ja, wie du (in Richtung GR David Ellen- sohn), glaube ich, gesagt hast, auch noch viele andere Dinge erfüllt. Deshalb wurde dann auch angefangen, zu schauen, wie die Männerberatung auch finanziell unterstützt werden kann. Das sage ich nur deshalb, weil sie eben diese Geschichte hat und ich mich in der heutigen Debatte eigentlich nicht nur darüber freue, dass jetzt das Budget für die Männerberatung verdoppelt wurde, sondern ich freue mich persönlich auch sehr darüber, dass sich vor allem Männer an der Debatte beteiligt haben. Ich sage das von dieser Stelle aus jetzt auch: Ich würde mich eigentlich schon sehr freuen, wenn sich noch mehr Männer des Themas annehmen wür- den, denn es wurde richtig gesagt ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, darf ich um die Be- richterstattung bitten und nicht um einen Debattenbeitrag? (Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann (fortsetzend): Ich bemühe mich. Es hängt für mich aber so un- mittelbar zusammen. Ich freue mich eben darüber, dass sich so viele Männer beteiligt haben, weil es eben kein Frau- enproblem, sondern ein gesellschaftliches Problem ist. Es ist vor allem ein Männerproblem. Ich wollte aber auch zu Kollegin Janoch etwas sagen. - Wo ist sie? Da ist sie. - Ich weiß es nicht: Ich bin jetzt ehr- lich gesagt auch das erste Mal mit der Sache konfrontiert worden. Ich gehe davon aus, dass Sie auch mit VBgm.in Gaál schon das persönliche Gespräch gesucht haben. Wenn nicht, dann würde ich meinen, das wäre vielleicht eine Sache, die man in Angriff nehmen sollte. Es ist kein einfaches Thema. Das sage ich auch. Wenn es um Kunst geht und darum, welche Männer - auch große Namen - in der Geschichte der österreichischen Kunst mit den Themen Missbrauch und Ähnlichem ... Also, das führt in einen weiten Bereich hinein. Ich sage es nur dazu. Trotzdem finde ich, dass man so etwas auch offen ansprechen muss. Ich denke aber, es ist noch viel wichtiger, dass man Geld in die Hand nimmt und dass Regierungen - ob Bundes- oder Landesregierungen - Geld in die Hand nehmen, um genau zu dem Thema, das natürlich absolut wichtig und richtig ist, eine dementsprechende Beratung zu gewährleisten. Die Stadt Wien tut das. Wir hatten vor zwei Tagen wieder das Gewalt-Jour-fixe, weil die Stadt Wien Gott sei Dank viele Beratungsstellen hat, was das Thema Miss- brauch und Misshandlung von Mädchen und Frauen sowie sexuelle Ausbeutung betrifft. Jetzt bin ich am Schluss meiner Berichterstattung. Ich freue mich über die Verdoppelung des Budgets für die Männerberatung und dass alle Parteien - soweit ich das jetzt annehme - diese auch unterstützen. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Postnummer 4. Wer der Postnummer 4 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt ein Antrag vor. Antrag der ÖVP betreffend Beseitigung des Wandbildes in der Magdalenenstraße 33. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Damit ist der Antrag abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 5 der Tagesordnung. Sie betrifft die Genehmigung von außerplanmäßigen Auszah- lungen für die Gewährung von Förderungen an Private sowie Unternehmen zur Behebung von Katastrophenschäden für das Jahr 2024. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Dr. Stürzenbecher, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Geschäftsstück. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Ing. Guggenbichler. Bitte. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich wollte mich eigentlich nur zu Anträgen melden, die das Thema betreffen. Ich bedanke mich auch für das Post- stück. Wir werden dem Poststück zustimmen. Ich muss aber schon eines anmerken: Ich habe damals nach der Hochwasserkatastrophe hier in diesem Haus über schnelle Hilfe gesprochen. Die wurde auch von allen versichert. Ich kann mich daran erinnern, dass Bundeskanzler Nehammer noch kurz vor der Wahl von 500 Millionen EUR EU- Förderung gesprochen hat, die er zusammengebracht hat. Offensichtlich hat Bundeskanzler Nehammer ein familiäres Naheverhältnis zu Pinocchio, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass er die Wähler und Bürger belügt. Ich muss sagen, es ist ein unfassbarer Skandal, was die ÖVP hier macht: Dass sie den Wählern und Bürgern kurz vor der Wahl 500 Millionen EUR verspricht und kurz nach der Wahl kommen wir darauf, dass das alles - so wie übli- cherweise bei der ÖVP - heiße Luft ist - unabhängig davon, dass kurz nach der Wahl auf einmal auch 30 Milliarden EUR im Budget fehlen. Also, dieser Lügenkanzler - ich darf es, glaube ich, so sagen ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Gemeinderat, dafür ge- be ich Ihnen einen Ordnungsruf. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das darfst du nicht!) "Lügenkanzler" ist ein Aus- druck, den wir hier nicht akzeptieren. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Dann nehme ich das hier so zur Kenntnis. Dann sage ich: Dieser Kanzler, der nachweislich mehrmals gelogen hat. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Das Wort "Lüge" ist hier im Haus als ord- nungsrufwürdig bekannt. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Ja, ich nehme es zur Kenntnis. Ich sage, er ist kein Lügenkanz- ler, sondern ein Kanzler, der nachweislich mehrmals gelogen hat. Dieser Kanzler, der kurz vor der Wahl auf den Rü- cken von Opfern, die die Hoffnung hatten, diese 500 Milliarden EUR zu bekommen ... (GR Mag. Josef Taucher: Milli- onen, nicht Milliarden!) Ich habe es hier in diesem Haus gesagt. Ihr habt alle betroffene Gesichter gehabt. Jetzt kom- men wir drauf, dass diese Förderungen den Opfern eben nicht zur Verfügung gestellt werden, sondern aus einem Topf kommen ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Gemeinderat, haben Sie zu dem vorliegenden Poststück, das Wien betrifft, auch etwas zu sagen? Dann bitte ich, das jetzt zu tun. Ansonsten würde ich Sie ersuchen (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Die Rede zu beenden!), die Rede zu beenden. - Danke (in Richtung GRin Mag. Caroline Hungerländer). GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Wenn es in diesem Haus bei ei- nem Poststück, in dem es um die Bereinigung von Katastrophenschäden geht, nicht zum Thema passt, wenn 500 Millionen EUR zwar für die Katastrophenhilfe versprochen wurden, aber nicht kommen, dann kann das nur sein, weil wir eine Vorsitzende haben, die offensichtlich bei Nationalratspräsident Sobotka in die Schule gegangen ist. (Buh- Rufe bei der SPÖ. - GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Sie werden dir das Wort entziehen! Das ist das dritte Mal! Ich sage es dir nur!) Das ist für dieses Haus eigentlich unwürdig. Das muss ich auch sagen. Das muss ich wirklich sagen. Ich darf aber auch ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Mir fallen auch einige Sachen ein, die un- würdig sind. Ich würde Sie aber noch einmal bitten, jetzt zum Poststück zu reden und ansonsten Ihren Debattenbei- trag zu beenden. Vielen Dank. Das ist jetzt die dritte Ermahnung. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (fortsetzend): Geht das Mikrophon wieder? Danke. - Ich verstehe schon, dass Sie nervös sind. Über Katastrophenhilfe haben wir jetzt genug gesprochen. Wir wissen alle, was wir diesbezüglich von der ÖVP zu halten haben. Ich darf noch ganz kurz über zwei Anträge sprechen, damit wir auch darüber reden, wie den Leuten das Geld ent- zogen wird. Ich bringe einen Antrag zur Abschaffung des Valorisierungsgesetzes ein, weil es nicht nur wichtig ist, den Bürgern Geld zu geben, sondern es ist auch wichtig, ihnen im Schadensfall, im Katastrophenfall und auch im Kältefall Geld zur Verfügung zu stellen. Leider Gottes wurde mit der rot-grünen Mehrheit in diesem Haus der Heizkostenzuschuss abgeschafft. Auf der anderen Seite wurde hier im Jahr 2009 mit einer einstimmigen roten Mehrheit das Valorisierungsgesetz beschlossen. Das ist nicht sozial. Man kann nicht nur auf der einen Seite Katastrophen kompensieren und auf der anderen Seite kein Herz dafür haben, wenn die Leute im Winter frieren. Das ist schade für diese Regierung. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Frau Vorsitzende! Ich werde mich bemühen, wirklich die Berichterstattungsfunktion auszuüben und nicht darüber hinaus Debatten- beiträge zu bringen. (Heiterkeit bei GR Mag. Josef Taucher, GR Dipl.-Ing. Martin Margulies und beim Redner.) Deshalb berichte ich, dass es im vorliegenden Akt darum geht, dass an den Tagen um den 15. September 2024 enorme Regenmengen zu einem außergewöhnlichen Hochwasserereignis in Wien geführt haben. Nach Dauerregen mit Rekordniederschlägen haben die Wassermassen den Wienfluss von einem Rinnsal zu einem reißenden Fluss anschwellen lassen. Es hat Rekordniederschläge am Wienfluss gegeben, in Penzing ist er aus dem Ufer getreten. Man spricht von einem 100-jährlichen Hochwasser. Im Bereich der Ludwiggasse ist der Wienfluss über das Ufer ge- treten. Wir haben einen extrem gestiegenen Grundwasserspiegel gehabt. Auch in weiteren Teilen Wiens ist es zu Schäden gekommen. Man muss auch dazusagen, dass die wirklich sorgsame und jahrzehntelange Vorsorge der Stadt Wien - dass man die Donauinsel gebaut hat, dass man den Liesingfluss reguliert hat, und so weiter - insgesamt dazu geführt hat, dass die Schäden nicht so dramatisch waren, wie sie sonst wären. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Das ist genau wie bei der Kollegin! - Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Sondern es ist ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): Ja (erheitert), ich bemühe mich schon! Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Ich bemerke das große Bemühen, sich an die Rolle des Berichterstatters zu halten, aber ich bitte, diese jetzt auch wirklich einzuhalten. (Heiterkeit bei der Vorsit- zenden und den GRÜNEN.) Berichterstatter GR Dr. Kurt Stürzenbecher (fortsetzend): Deshalb aber geht es in diesem Antrag ja darum, dass Förderungen zur Behebung von Katastrophenschäden für eine außerplanmäßige Auszahlung in der Höhe von 8 Milli- onen EUR und zur Gewährung von Förderungen an Unternehmen zur Behebung von Katastrophenschäden in der Höhe von 2 Millionen EUR hier beschlossen wurden. Eigentlich, muss man sagen, ist das ja eben der Grund. Um möglichst rasch helfen zu können, wurde die Vorgangsweise gewählt, dass nach § 98 der Stadtverfassung ei- ne Notkompetenz gezogen wird. § 98 Abs. 1 lautet: "Der Stadtsenat ist berechtigt, bei dringlichen Fällen in Angele- genheiten, die in den Wirkungsbereich des Gemeinderats fallen, nach Vorberatung im zuständigen Ausschuss Verfü- gungen zu treffen, insbesondere Mittelverwendungen zu beschließen, wenn die Entscheidung des Gemeinderates ohne Nachteil für die Sache nicht abgewartet werden kann. Der Beschluss ist dem Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung zur nachträglichen Genehmigung vorzulegen." Genau das machen wir jetzt. Wir genehmigen das nachträglich. Wir haben schon im Finanzausschuss vorberaten. Es ist der Umlaufbeschluss zum Stadtsenat beschlossen worden. Wir genehmigen das jetzt nachträglich. Ich ersuche um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 5. Wer der Post 5 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegen zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Abschaffung des Valorisierungsgesetzes. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zei- chen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Zweiter Antrag, der FPÖ, betreffend Heizkostenzuschuss. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei der FPÖ und GR Kieslich allein. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Wir kommen zu Postnummer 7 der Tagesordnung. Sie betrifft die Kenntnisnahme des Richtlinienentwurfs "Wiener Medieninitiative - Medienprojekt/22+". Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Weninger, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich darf bei der Gelegenheit und bevor ich Ihnen das Wort erteile, auf unserer Galerie Gäste des 14. Arabisch- Österreichischen Wirtschaftsforums und die Präsidenten und Generalsekretäre der Arabischen Handelskammer im Wiener Gemeinderat begrüßen. - A very warm welcome to the city council. (Allgemeiner Beifall.) Damit gelangt Frau GRin Mag. Nittmann zu Wort. Bitte sehr. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Frau Vorsitzende! Werte Kollegen! Werte Gäste auf der Galerie! Ich möchte den Tagesordnungspunkt zur Wiener Medieninitiative nutzen, um ganz kurz die Medienpolitik der SPÖ in Wien kritisch zu beleuchten und auch einen Beschlussantrag einzubringen beziehungsweise diesen kurz zu erläu- tern. Wien behauptet, eine Stadt zu sein, die für Vielfalt und demokratische Werte einsteht. Da sollte sie unserer Mei- nung nach auch eine Medienlandschaft fördern, die Raum für unterschiedliche Meinungen und Perspektiven bietet. Doch was wir derzeit erleben, ist, dass die Stadt Wien unter der Führung der SPÖ und unter Miteinbeziehung der NEOS in den letzten Jahren beträchtliche Summen in Form von Inseraten und Werbung in lokalen Medien investiert hat. Es ist natürlich wichtig, dass man Bürger und Bürgerinnen über städtische Projekte informiert. Doch die Art und Weise, wie diese Gelder verteilt werden, lässt den Verdacht auf gezielte Mediensteuerung aufkommen. Medien, die kritisch über die Stadtregierung berichten, scheinen weniger von diesen Mitteln zu profitieren, während wohlwollende Berichterstattung kontinuierlich gefördert wird. Besonders brisant ist in diesem Zusammenhang und angesichts dieser Entwicklungen auch der Bericht des Rechnungshofes vom Sommer dieses Jahres, der die Medienarbeit der Stadt Wien scharf kritisiert. Der Rechnungs- hof sagt, es fehlt eine vollständige Übersicht über die Ausgaben für Medienkampagnen, Medienschaltungen, Agentur- leistungen und Eigenmedien. Er gesteht zwar zu, dass es einen Jahresbericht der Stadtkommunikation gibt. Doch dieser enthalte nicht alle notwendigen Informationen. Besonders kritisch hat der Stadtrechnungshof die häufigen Di- rektvergaben ohne Vergleichsangebote gesehen. Er sieht darin einen klaren Verstoß gegen Transparenz und faire Vergabepraxis. Diese undurchsichtigen Praktiken erwecken durchaus den Eindruck, dass die Stadtkommunikation zu einer Propagandaabteilung der SPÖ unter Bgm Ludwig verkommt - und das vor allem im Jahr vor der nächsten Wahl. Ein weiteres Problem ist die sogenannte Mediendiskurs-Studie, die seit 2005 ohne Ausschreibung an das SPÖ- nahe IFES-Institut vergeben wird. Jedes Jahr fließen rund 93.000 EUR an Steuergeld völlig unnötig in diese Studie, da es bereits umfassende und unabhängige Studien zur Medienreichweite gibt. Auch das ist ein Beispiel für rote Freunderlwirtschaft. Grundsätzlich setzen wir uns für journalistische Qualität und Medienvielfalt ein. Doch wir bezweifeln, dass die der- zeitige Förderpolitik, die auch über die Wiener Medieninitiative vonstattengeht, dieses Ziel erreicht. Wir haben schon im Jahr 2019, als das Projekt vorgestellt worden ist, Kritik eingebracht, insbesondere, dass die Auswahl der geförder- ten Projekte von einer Jury getroffen wird, die von der Wirtschaftsagentur bestimmt wird - einer Institution, die wiede- rum der Stadtregierung unterstellt ist. Da stellt sich für uns ganz klar die Frage nach der Unabhängigkeit der Jury und nach deren Einfluss auf die Auswahl der Projekte. Es drängt sich für uns der Verdacht auf, dass nicht unabhängiger Journalismus gefördert wird, sondern willfährige Berichterstattung herangezüchtet werden soll. Denn zu glauben, dass Medienfreiheit durch staatliche Subvention gesichert wird, ist absurd. Wie sollen Journalisten unabhängig berichten, wenn sie von den Mehrheitsparteien finan- ziert werden? Diese Entwicklung ist aus unserer Sicht nicht mehr länger hinzunehmen. Auch die Inseratenpraxis der SPÖ ist fragwürdig. Mehr als 9.000 EUR hat die Bezirksvorstehung Leopoldstadt im Jahr 2024 an Anzeigenschaltungen in der SPÖ-nahen Zeitschrift "Leopoldstadt im Blick" ausgegeben. In diesen SPÖ- nahen Zeitschriften werden Parteifunktionäre der SPÖ und Parteipolitik beworben. Ein ähnliches Vorgehen finden wir auch in Simmering und in der Donaustadt. Dort lässt sich die jeweilige Bezirksvorstehung das rund 10.000 EUR kos- ten, was an Inseratenvolumen ausgegeben wird. Die drei "Im Blick"-Zeitschriften stehen im Eigentum von Funktionä- ren beim Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband. Daher stellen wir den Antrag: Der Wiener Gemeinderat spricht sich gegen diese Inseratenpraxis aus. Wir fordern den Bürgermeister auf, diese Inseratenpraxis umgehend abzustel- len. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Prof. Kaske zu Wort gemeldet. Bitte. GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine geschätzten Kol- leginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren auf der Galerie! Geschätzte Damen und Herren, die via Livestream dabei sind! Im Gegensatz zu Kollegin Nittmann, die wahrscheinlich FPÖ-TV und andere Medien der FPÖ gern gefördert hätte, denke ich, dass es in Wien ein bisschen anders zugeht. Ab 2019 unterstützt die Medieninitiative in Wien nämlich 226 Projekte mit insgesamt 8,4 Millionen EUR. Laut der Wirtschaftsagentur Wien ist das Wiener Medienangebot in den vergangenen 5 Jahren merkbar bunter geworden. Im Fokus stehen Projekte zu Klimaschutz, Diversität und digitaler Transformation. Die Initiative hat bisher etwa 20 Millionen EUR an Investments ausgelöst und 820 neue Arbeitsplätze ermöglicht. Anders als bei klassischen Subventionen müssen die Einreicherinnen und Einreicher einen Teil selbst investieren, denn der Anteil des Fördergeldes für Projekte - das heißt, die Förderquote - liegt bei bestehenden Unternehmen bei bis zu 45 Prozent und bei neuen Unternehmen bei bis zu 75 Prozent. Ein Sitz in Wien ist natürlich Voraussetzung für die Zusage. Die Medieninitiative unterteilt sich in zwei Förderschienen: Medienstart richtet sich an junge Journalistin- nen und Journalisten sowie an neu gegründete kleinere Unternehmungen. Bis zu 10.000 EUR sollen da, wie gesagt, den Beginn erleichtern. 7 Millionen EUR flossen in den vergangenen 5 Jahren über eine 2. Schiene. Die Medienpro- jektförderung stellt für bestehende Medien bis zu 100.000 EUR für neue Angebote bereit. Lassen Sie mich, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch noch einige Erfolge der Wiener Medieninitiative präsentieren! Mit Hilfe der Förderung wurden neue Medienverlage gegründet, zum Beispiel Andererseits, ein Medien- haus, in dem Personen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten, und das mit einer integrativen Redaktion weit über Österreich auf sich aufmerksam gemacht hat, zweitens wechselweise.net, ein Online-Magazin, das sich mit Themen rund um den Wechsel an Frauen richtet, und zum Dritten Bait, ein TikTok-Format, das für eine ganz junge Zielgruppe Fake News aufarbeitet. Natürlich werden auch bestehende Medien darin unterstützt, neue Formate zu entwickeln. Zum Beispiel hat Sheconomy ein Magazin eingeführt, das Diversität in und für Unternehmen abbildet. Die "Wiener Bezirkszeitung" hat eine Sonderausgabe für alle Wiener Schulbezirke herausgebracht. Andreas Sator, bekannt für den "Erklär mir die Welt"-Podcast, konnte mit "Sonne & Stahl" ein weiteres Format umsetzen und hat dafür die Redaktion weiter aus- bauen können. Als Begleitprogramm für die geförderten Projekte befindet sich das Medien-Lab aktuell in der neunten Runde. Als Coach ist wieder Anita Zielina beauftragt, eine versierte Medienexpertin, die auch große Medienhäuser hinsichtlich Innovation unterstützt. Das Medien-Lab wird von den Teilnehmenden als sehr, sehr wertvoll für die Weiterentwicklung der Strategie und für die Monetarisierung beschrieben. Die "Lange Nacht des Journalismus" war ein voller Erfolg. Es waren doch mehr als 500 Personen und Gäste da- bei. Der Abend hat bei den BesucherInnen großen Anklang zum Netzwerken und zum Erleben von Live-Journalismus auf der Bühne gefunden. Christopher Buschow, ein führender Medienexperte im Bereich Innovation und Jurymitglied, sagt über die Medieninitiative, dass sie als ein Vorbild für Medienförderungen gilt. Meine geschätzten Damen und Herren, die Wiener Medieninitiative bewirkt, dass eine vielfältige, unabhängige Medienlandschaft qualitativ hochwertigen Journalismus unterstützt. Daher ersuche ich Sie natürlich, dieser Adaptie- rung der Richtlinie auch dementsprechend zuzustimmen. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist beschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Post 7. Wer der Post 7 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ, NEOS und den GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist mehrstimmig angenommen. Es liegt ein Antrag der FPÖ betreffend kein Steuergeld für parteinahe Medien vor. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zu Postnummer 8 der Tagesordnung. Sie betrifft die Förderung an den Verein Hemayat - Betreu- ungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende. Ich möchte zu Protokoll geben, dass sich Frau GRin Mag. Berger-Krotsch bei diesem Tagesordnungspunkt für be- fangen erklärt hat. Es ist dazu kein Redner zu Wort gemeldet. Das heißt, wir kommen direkt zur Abstimmung über die Post 8. Wer dieser zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN ge- gen FPÖ und GR Kieslich. Das ist mehrstimmig angenommen. Dazu liegt kein Antrag vor. Das heißt, wir kommen zu Postnummer 9 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für die Er- weiterung einer allgemein bildenden Pflichtschule GTVS und OMS in Wien 11., Florian-Hedorfer-Straße 20-26 sowie Vertragsgenehmigung zur Übernahme von Projektmanagementleistungen zwischen der Stadt Wien und der WIP - Wiener Infrastruktur Projekt GmbH. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Florianschütz, die Verhandlungen einzulei- ten. Berichterstatter GR Peter Florianschütz, MA, MLS: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch. Bitte. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und auf der Galerie! Liebe Zusehende via Livestream! Wir haben heute wieder etliche Bildungsakten auf der Tagesordnung zur Beschlussfassung, angefangen von zwei wunderbaren Bildungsbauten über Projekte wie die Wiener Bildungschancen, die Mutmillion und Subventionen für Schulmediation. Ich habe mich auch deswegen heute wieder zu Wort gemeldet, um einerseits zum notwendigen Bildungsinfra- strukturbau, aber andererseits auch zu den aktuellen Maßnahmen im Wiener Bildungssystem zu sprechen. Wir wis- sen ja: Die demographischen und stadtbaulichen Entwicklungen sowie die generelle Nachfrage nach vermehrtem Schulraum lassen uns laufend neue Bildungsbauten planen und durch die MA 56 rasch und sorgsam bauen. Da ha- ben wir in den letzten Gemeinderatssitzungen ja glücklicherweise einiges gemeinsam auf die Reise geschickt. Die Schaffung dieses Angebotes erfolgte zum Teil durch die wunderbaren Campus-Plus-Modelle. Wir haben da erst im letzten Gemeinderatsausschuss für Bildung gemeinsam einen Standort besucht, nämlich die Deutschordenstraße. Ich glaube, von mir weiß man, dass ich immer begeistert bin, wenn ich über Bildungsbauten spreche. Ich glaube aber, in Erinnerung zu haben, dass wir alle, die wir gemeinsam vom Bildungsausschuss dort waren, voll des Lobes ob der guten Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren. Ich werde es nie lernen: Heißt es jetzt Bildungscampi oder -campusse? Neben diesen - ich sage jetzt - Bildungscampi, die alle Stückerl spielen, ist es eben wichtig, dass wir die kontinuierliche Erweiterung immer auch mit bestehenden Schulen fortsetzen und auch neue Standorte bauen. Wir haben heute eben - da schaue ich in Richtung der Simmeringerinnen und Simmeringer - einen wunderbaren Standort, nämlich eine GTVS und eine OMS in der Florian-Hedorfer-Straße, zur Beschlussfassung auf der Tagesord- nung. Sie führt jetzt schon 36 Klassen. Nach einer Aufstockung um 20 Klassen werden es dann 56 Klassen sein. Es sind Flexi-Klassen, das bedeutet also eine flexible Nutzung von VS- und MS-Klassen, aber auch 12 SIP-Klassen, da es uns, glaube ich, hier auch immer sehr wichtig ist, Sonder- und Inklusivpädagogik zu haben. Ich möchte da - ich lasse das eigentlich auch nie verstreichen - sehr ausdrücklich und herzlichst allen Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern der MA 56 danken. Sie stellen und bauen für uns modernsten Bildungsraum für unsere Kinder und für die PädagogInnen. Wir versuchen generell in der Stadt, immer auch gute Arbeitsräume und Arbeitsplätze für die PädagogInnen sowie schöne Bildungsräume für die Kinder dieser Stadt zu bauen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN sowie von GR Harald Zierfuß.) Wir schauen aber auch immer - ich habe schon einige Projekte genannt, die auf der Tagesordnung sind -, dass es auch für die PädagogInnen und die Kinder sehr unterschiedliche und maßgeschneiderte Projekte und Maßnahmen gibt. Nach der Lektüre der Anträge gestern - das ist so eine Tradition am Vorabend des Gemeinderats - muss ich halt schon sagen, dass unsere Geschäftsgruppe diesmal - ich musste schon sagen - ein bisschen schludrig abgehandelt wurde. Ich bin enttäuscht. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Also, lieber Kollege Zierfuß, ich bin es gar nicht mehr gewöhnt, dass es Copy-Paste-Anträge von dir gibt, die schon öfters eingebracht wurden. Also nach Durchsicht der Anträge war es dieses Mal meiner Meinung nach ein bisschen schludrig. (Zwischenruf von GR Harald Zierfuß.) Deshalb ist es mir sehr wichtig, daran zu erinnern, was wir jetzt auch zu Schulbeginn eingeführt haben. Ich möchte an das Jobticket erinnern, das wir eingeführt haben. Ich möchte an die Gratisfahrten zu Klassenausflügen erinnern und die nun angekündigten multiprofessionellen Teams an zwei Standorten in Wien hervorkehren, die die Schulen nun nachhaltig entlasten werden. - Weil es immer um Unter- stützung und Wertschätzung geht, lieber Harald: Ich glaube, da ist auch sehr viel Unterstützung und Wertschätzung drinnen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir handeln in Wien entschlossen, wenn es um die Herausforderungen im Schulsystem geht. Ich möchte da noch einmal auf die Einführung der multiprofessionellen Teams kommen, die unser Bürgermeister angekündigt hat. Das ist ein wegweisender Schritt, um die psychosozialen Belastungen von SchülerInnen, Lehrkräften und Eltern nachhaltig zu senken. Die im Antrag der ÖVP geäußerte Kritik, dass das nur ein PR-Gag war, hat mich schon ein bisschen ge- kränkt. Das muss ich sagen. Ich glaube, dass hier die Dringlichkeit und Bedeutung dieser Maßnahmen wirklich sehr unterschätzt wird. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir haben jetzt ab November an den ersten Pflichtschulen in Favoriten und Margareten diese Teams. Sie beste- hen aus Klinischen PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen und weiteren Experten. Wenn man das weiter betrachtet: Wenn ein Projekt dieser Größenordnung, mit dem wir 52 Pflichtschulen betreuen können und rund 15.000 SchülerInnen erreichen, im Endausbau ist, ist das sicher ein klares Bekenntnis der Stadt zur umfassenden Unterstützung unserer Schulen. Wir haben psychosoziale Probleme sehr früh erkannt und wollen da rasch Hilfe leisten. Ich kann hier nur festma- chen, dass wir diesbezüglich Schulter an Schulter mit den PädagogInnen stehen, um deren Arbeitsbedingungen zu verbessern, aber eben auch den Kindern die bestmögliche Bildung zu ermöglichen. Denn für uns ist klar, dass das Ziel das gleiche bleibt: Chancengleichheit für alle Kinder und eine starke Unterstützung unserer Schulen für ein sozia- les und lebenswertes Wien. Das ist der Wiener Weg, den wir - vor allem meine Fraktion - so oft zitieren. Erlauben Sie mir nun ein paar persönliche Worte zu diesem Wiener Weg. Denn es ist der Wiener Weg, den ich seit 2006 hier in diesem Hause in den unterschiedlichsten Funktionen - sei es als Gemeinderatsausschussvorsitzen- de, als stellvertretende Klubobfrau oder jetzt als stellvertretende Gemeinderatsausschussvorsitzende beim Bildungs- ausschuss - oder auch in den unterschiedlichsten Rollen - sei es als Frauensprecherin, als LGBTQIA+-Sprecherin, als Bildungssprecherin oder als Kinderkultursprecherin - beschreiten durfte. Ich war immer angetrieben vom Gerechtig- keitsgedanken in allen Bereichen. Es war mir hier einfach wichtig, Chancengleichheit zu ermöglichen, eine gleichbe- rechtigte Welt mit der Vision einer menschlichen Zukunft mitzuerschaffen, wie das auch Johanna Dohnal, die auch in diesen Räumen gewirkt hat, so treffend bemerkte. Ich möchte es für mich feststellen: Es ist ein überaus großes und schönes Privileg, eine von 100 Abgeordneten zum Wiener Landtag und Gemeinderat zu sein und einen kleinen und - im großen Ganzen gesehen - vielleicht auch oft bescheidenen Teil dazu beitragen zu können, das Leben der Menschen in Wien zu verbessern - und das - das habe ich auch schon intern im Klub gesagt - noch dazu als zugereiste Oberösterreicherin, die aber Wien immer schon geliebt hat. So lang ein Mandat auf Landesebene für die Wiener Sozialdemokratie innehaben zu können und für die Menschen in Wien arbeiten zu dürfen, war seit jeher immer eine ganz große Ehre und Freude für mich. (Anhaltender Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN. - Bravo-Rufe bei der SPÖ.) Am 31. Oktober 2006, meinem Geburtstag, habe ich damals mein Mandat erhalten. Nun, am 31. Oktober 2024, auf den Tag genau nach 18 Jahren, werde ich mein Mandat zurücklegen. Ich danke von Herzen und aufrichtig für die Möglichkeit der Mandatsausübung und möchte mich für das gemeinsame Tun, für die Verhandlungen, für den Aus- tausch und auch für die Debatten hier in diesem Haus bei allen recht herzlich bedanken, die mich seitdem ein Stück des Weges, wie wir so schön sagen, begleitet haben. Ich möchte jetzt ein paar Dankesworte an verschiedene Playe- rInnen richten, die mich begleitet und mir das Mandat ermöglicht haben. Sie erlauben mir das in aller Kürze. Ich möchte mich natürlich zuallererst vor allem bei unserem Bürgermeister Michael Ludwig für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit bedanken, bei all meinen Fraktionsgenossinnen und -genossen und natürlich stellvertretend bei Klubobmann Joe Taucher. Ich möchte mich bei allen StadträtInnen und bei allen Bezirksvorsteherinnen und Be- zirksvorstehern bedanken, einfach für das freundschaftliche Miteinander im SPÖ-Klub und die schöne Einbettung. Ich möchte mich bei der SPÖ-Wien - Barbara, unsere Landesparteisekretärin sitzt hier -, bei den Wiener SPÖ- Frauen, bei den vielen Funktionärinnen, die auch hier sitzen - Marina ist als unsere Spitze hier - und bei meiner Hei- mat, der SPÖ-Mariahilf, bedanken. - Peko? (sich im Saal umblickend) - Stellvertretend möchte ich mich aber natürlich auch bei Peko bedanken. Es ist mir einfach eine Freude, meine Partei hier nennen zu können. Ich möchte mich recht herzlich bei allen MitarbeiterInnen des SPÖ-Rathausklubs für die tolle Unterstützung be- danken - sei es in technischer, in inhaltlicher oder in jeglicher Hinsicht -, auch bei den vielen MitarbeiterInnen hier im Hause, die uns einfach schöne Sitzungen wie heute ermöglichen. Aufrichtiger Dank gilt eigentlich allen Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern der Stadt, die einfach tagtäglich einen so tollen Job machen. Ich verneige mich vor ihnen. Was mir auch sehr wichtig ist und was ich auch in meinen Reden immer sage: dass die vielen Vereine, Institutio- nen und Initiativen so wertvolle Partnerinnen und Partner in vielen Bereichen sind. Da möchte ich mich recht herzlich vor allem bei denen bedanken, bei denen ich mich am meisten getummelt habe. Das sind der Frauenbereich, der LGBTQIA+-Bereich, der Kulturbereich und der Bildungsbereich. Ich möchte mich auch recht herzlich bei den Sozial- demokratischen GewerkschafterInnen bedanken. Die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen waren für mich immer lehrreich und schön. Ich habe es schon vorhin gesagt: Man muss die Menschen gern haben. Das tue ich. Ich bedanke mich natürlich auch sehr bei den SPÖ-Wählerinnen und SPÖ-Wählern, die mein Wirken erst ermöglicht haben, und ganz besonders auch bei Ihnen allen hier in diesem Saal, bei allen Fraktionen, für die gemeinsame Arbeit für unser Wien. Ein letzter Dank soll hier als sehr persönlicher Satz stehen: Last but sicherlich not least möchte ich mich bei mei- nem Mann und bei meinem Sohn bedanken, die mein politisches Engagement vom ersten Tag an voll mitunterstützt haben. Ich habe also meine Aufgabe hier mit großer Freude und viel Herzblut ausgeführt. Es war immer besonders erhe- bend für mich, neben meinem wirklich sehr geliebten frauenpolitischen Engagement hier - angefangen unter der da- maligen Vizebürgermeisterin Renate Brauner, dann auch bei den damaligen Stadträtinnen und Stadträten Christian Oxonitsch, Sandra Frauenberger und Jürgen Czernohorszky - besonders mit und für die Kinder in dieser Stadt zu arbeiten. Das war einfach etwas ganz Besonderes und Schönes. Denn - ich sage das hier auch immer sehr oft - sie sind einfach der größte Schatz unserer Gesellschaft. Ich möchte auch den Genannten sehr für die gute Zusammen- arbeit danken. Ich durfte mit und bei euch sehr viel lernen. Ich lege nun mein Mandat zurück, aber sicherlich nicht meine politische Gesinnung, meine Liebe zu Wien und zu den Menschen. Ich bleibe ein politischer Mensch und werde weiter gegen Ungerechtigkeiten aufstehen, laut sein und wachsam weiter meine Wege durch Wien gehen und gern auch die Arbeit in diesem Hause von außen verfolgen. Ich wünsche Ihnen und euch allen - natürlich ist das vor allem an meine Fraktion gerichtet - alles Gute für die wei- tere Arbeit für unser Wien. Das verbinde ich mit einer Bitte vor allem an die Opposition, konstruktiv bis zur Wahl, aber auch darüber hinaus gemeinsam für die Menschen dieser Stadt zu arbeiten. Ich weiß natürlich, dass das bei vielen Abgeordneten sehr gut aufgehoben ist. Die Menschen in unserem Land und in unserer Stadt brauchen gute Ent- scheidungen, die ihr Leben weiter verbessern. Was mich nun persönlich betrifft, möchte ich mit einem Ausspruch der Bürgerrechtlerin Maya Angelou hier und heute vor diesem Pult enden, weil ich es in der Vorbereitung meiner Wortmeldung für mich so passend gefunden habe: "I've learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel." Vielleicht werden Sie sich nicht an meine Worte hier in diesem Raum oder bei Gesprächen oder Verhandlungen erinnern - vielleicht Kollege Berger schon, wenn er meinen Ausspruch hört, Kindern Paläste zu bauen. Vielleicht aber verbinden Sie mit mir, wenn Sie an mich denken, einfach emotional die Wichtigkeit, die Men- schen gern zu haben und immer das Beste für sie erreichen zu wollen, ohne politisches Kleingeld zu wechseln. Ich danke ein letztes Mal für die Aufmerksamkeit. Ich bitte um Zustimmung zum wunderbaren Bildungsbau und sage auf Wiedersehen. (Anhaltender, stehend dargebrachter allgemeiner Beifall. - Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup- Hasler überreicht der Rednerin einen Blumenstrauß.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Sehr geehrte Frau Kollegin Berger-Krotsch! Liebe Nicole! Jetzt darf auch ich noch ganz kurz. Du kommst mir als Vorsitzender, aber auch als Kollegin jetzt nicht aus. Ich darf kurz etwas Professionelles sagen. Ich habe eine Liste von deinen Tätigkeiten bekommen. (Ein Schrift- stück in die Höhe haltend.) Du hast es schon erwähnt: Du bist seit 2006 bei uns hier im Haus als Gemeinderätin tätig. Auch wenn man diese Liste aus der Ferne nicht lesen kann, kann man erkennen, dass sie lang ist. Was man auch erkennen kann, ist, dass sich gewisse inhaltliche Schwerpunkte wiederholen. Ich darf mich jetzt auf eine schnelle Interpretation einlassen. Einerseits sieht man dein unglaubliches Engagement an der Anzahl dieser Tätigkeiten. Durch diese Wiederholung an Themen sieht man aber auch deine Schwerpunkte. Du hast es vorhin auch in deiner Wortmeldung angesprochen: Es sind Themen, für die du einfach brennst und die dir als Gemeinderätin wich- tig waren. Das hast du hier nicht nur am Rednerpult, sondern auch in deiner Arbeit als Gemeinderätin, die man - ich sage das jetzt einmal - oft nicht sieht, zum Ausdruck gebracht. Das ist jetzt einmal der professionelle Teil meiner kur- zen Wortmeldung. Ich möchte aber auch einen persönlichen Teil anhängen. Du wirst es wahrscheinlich nicht wissen, aber du warst eigentlich die erste Gemeinderätin einer fremden Partei, die ich kennen gelernt habe. Wir haben uns damals im Wahl- kampf, bevor ich in den Gemeinderat eingezogen bin, immer wieder bei Podiumsdiskussionen getroffen und auch kennen gelernt. Ich habe mich dann im Zuge meines Einzugs hier im Gemeinderat tatsächlich gefreut, dass du eine der wenigen Personen aus anderen Parteien warst, die ich schon kannte. Es macht schon etwas aus, wenn man in einer Umgebung, in die man neu hineinkommt und von der man noch nicht wirklich eine Ahnung hat, ein bekanntes Gesicht sieht, vor allem aber - und das ist der eigentliche Kern, auf den ich hinausmöchte -, mit welcher Freundlichkeit und Offenherzigkeit du mir, aber auch generell Menschen im Umgang mit anderen Fraktionen begegnest und wie du sie behandelst. Das ist, wie ich finde, ein ganz wichtiger und besonde- rer Charakterzug, den ich bei dir kennen gelernt habe und den ich auch persönlich sehr schätze. Ja, wir sind in unterschiedlichen Fraktionen. Wir sind sicher auch inhaltlich in vielen Punkten nicht einer Meinung. Es ist aber etwas, was ich auch persönlich sehr schätze, dass man den Menschen und die Person im Vordergrund hat und sagt: Auch wenn wir inhaltlich nicht immer einer Meinung sind, bist du ein leiwander Kerl. Du bist eine leiwan- de Person. Wir gehen gern auch einmal auf ein Bier oder wie auch immer. Das ist, was mir, wie ich finde, auch am Politikerdasein Spaß macht. Dafür möchte ich dir auch persönlich Danke sagen. Jetzt wieder in die professionelle Rolle zurückwechselnd, darf ich dir natürlich sowohl privat als auch beruflich al- les erdenklich Gute für deinen weiteren Weg wünschen. Ich hoffe, du wirst uns auch als Gemeinderat und als politi- sches Dasein verfolgen und uns gewogen bleiben. Insofern alles Gute für dich und deine Zukunft. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN sowie von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Ich darf nun der nächsten Rednerin das Wort erteilen. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Malle. Bitte. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Liebe Kolleginnen! Heute vor allem liebe Nicole! Wir werden der Post na- türlich zustimmen. Das wird Sie jetzt wenig überraschen. Es geht heute aber um etwas anderes. Wo wir weniger gern zustimmen, ist, dass du uns jetzt verlässt. Das ist tat- sächlich so. Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit habe, im Namen des Grünen Klubs auch ein paar Worte über dich zu verlieren. Du bist nämlich nicht nur eine der Kolleginnen, die wirklich super engagierte Arbeit in der Bildungspolitik leisten und auch in der frauenpolitischen Arbeit sehr aktiv sind - und ebenso, was den Antifaschismus betrifft. Du bist auch eine der Kolleginnen, die immer ein Lächeln auf den Lippen tragen. Das ist wirklich schön. Denn egal, wie hart die inhaltliche Auseinandersetzung zuvor hier war: Man kann dir immer begegnen, und du begegnest einem mit Freund- lichkeit. Das ist nicht selbstverständlich. Dafür auch einmal ein Dankeschön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von VBgm Christoph Wiederkehr, MA.) Ich persönlich kenne dich noch nicht so lang wie viele andere hier, aber ich habe die Begegnungen von Anfang an sehr geschätzt, sei es auf der Bildungsausschussreise in Hamburg, bei diversen Veranstaltungen, auch in der Aus- schussarbeit und möglicherweise jetzt auch in Zukunft, weil dein Kind ja auch in meine Schule geht. Ich hoffe also, dass du nicht so oft hergeholt wirst, weil das meistens kein gutes Zeichen ist. (Heiterkeit bei GRÜNEN und SPÖ.) Es deckt sich aber mein Eindruck mit den Eindrücken, die auch meine Kolleginnen von dir haben. Die habe ich zu dir befragt. "Ein aufrechter Ally für die gesamte LGBTIQ+-Community, parteiübergreifend, stabile Feministin, liebe ihren Style", so Judith Pühringer, unsere Parteivorsitzende. Logischerweise sagt Peter Kraus dasselbe. Wir haben ja auch eine Doppelspitze. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) "Fair, kompetent, klare Kante gegen Rassismus. Frauenpolitik ist ihr sehr wichtig und während Rot-Grün eine gro- ße Stütze", so unser Klubobmann David Ellensohn über dich, liebe Nicole. Viktoria Spielmann erwähnt vor allem die gute Zusammenarbeit mit dir im frauenpolitischen Bereich unter Rot-Grün. Ich darf auch Barbara Huemer, die Frau- ensprecherin jener Zeit, zitieren: "Feministin, wir haben gemeinsam unter Rot-Grün wichtige und schöne Frauenpro- jekte ins Leben gerufen. Steht auf der Seite der ArbeitnehmerInnen. Offen, freundlich und kann gut zuhören." Zur Sicherheit habe ich mir diese Eindrücke auch noch von deinen KollegInnen bestätigen lassen, denn man weiß ja nie. Ich hatte eigentlich nicht den geringsten Zweifel an der Richtigkeit der Angaben meiner KollegInnen. Das muss ich dazusagen. Mein Fakten-Check bei deinen KollegInnen hat also ergeben: "Herzlich, engagiert, enthusiastisch, umsichtig und verbindend", so Marina Hanke und viele andere. Man kann sich also über KollegInnen wie dich nur freuen. Daher wünsche ich dir im Namen meiner gesamten Fraktion alles Gute für deine Aufgabe. Ich bin mir eigentlich sicher, dass wir uns an anderen Stellen wieder begegnen werden. Wir werden uns ganz sicher auch an deine Worte erinnern. Alles Gute. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS. - StR Mag. Judith Pühringer sowie StR Peter Kraus, BSc überreichen GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch einen Blumenstrauß.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe mich den Danksa- gungen selbstverständlich an, komme jetzt aber zu den Formalitäten des weiteren Tagesordnungsablaufes. Die De- batte ist also geschlossen. Der Berichterstatter hätte das Schlusswort, verzichtet aber darauf. Daher kommen wir nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Als Erstes erfolgt die Abstimmung zu Absatz 1 über die Planung und die Ausführungsvorbereitungen für die Erwei- terung dieser Schule. Wer Punkt 1 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann die ein- stimmige Zustimmung feststellen. Der 2. Absatz, Punkt 2 betrifft die Ermächtigung, die Wiener Infrastrukturprojekt GmbH zu beauftragen. Wer dafür ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS und den GRÜNEN, womit dieser zweite Punkt mehrheitlich angenommen ist. Damit wir kommen wir zur Post 10 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für die Planung und Ausführungsvorbereitung für die Adaptierung des ehemaligen Kindergartens als öffentliche Pflichtschule in Wien 10., Laimäckergasse 18. Ich ersuche die Berichterstatterin GRin Berger-Krotsch, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Ich erteile es ihm. Bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, vor allem aber sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Wir haben viel diskutiert in den letzten Jahren. Wir haben heftig diskutiert. Ich muss ehrlich sagen: Ich werde es vermis- sen, wenn wir diese Debatten nicht mehr führen. Jetzt habe ich noch ein letztes Mal lauschen dürfen, wie wir gemeinsam unterschiedliche Auffassungen haben. Auch ich möchte aber im Namen der Wiener Volkspartei ein großes Dankeschön für deine Arbeit aussprechen. Wir mögen nicht immer der gleichen Meinung gewesen sein - in vielen Punkten, glaube ich, schon. Vor allem aber kann man eines außer Streit stellen: Du hast dich immer für die Wiener Kinder und Jugendlichen und für die Bildungsein- richtungen dieser Stadt eingesetzt. Dafür ein großes Dankeschön im Namen meiner Fraktion für deine Arbeit. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Der heutige Akt befasst sich mit neuen Bildungseinrichtungen und dem Bauen von neuen Gebäuden. Die Debat- ten der letzten Tage und Wochen zeigen uns aber natürlich auch, dass die Gebäude nicht das Einzige sind, was es für gute Bildung braucht, sondern es braucht auch das entsprechende Personal. Jetzt sehen wir, dass die neueste Berichterstattung - gerade zu den Kindergärten - aufzeigt, dass es dort massive Probleme gibt, aber natürlich auch in den Schulen, wo uns die Lehrer scharenweise davonlaufen. Wir hatten letzte Woche hier in Wien vor der Bildungsdirektion eine große Demonstration, aufgerufen durch die Personalvertretung, wo hunderte Lehrer gestanden sind, die gesagt haben: Wir schaffen das nicht mehr. Lehrerinnen und Lehrer stehen dort und sagen, sie sind verzweifelt, wie die Situation in den Schulen ist. Die Probleme sind vielschichtig. Vor allem aber sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Hunderte Lehrer quittie- ren jedes Jahr hier in Wien ihren Dienst. Ja, es mögen ähnliche Anträge sein wie zuvor, aber nicht, weil uns bei dem Thema langweilig wird, sondern ganz im Gegenteil: Weil wir vehement dran bleiben, bis die Probleme gelöst sind und wir in Wiens Bildungseinrichtungen wieder ausreichend Pädagoginnen und Pädagogen haben. Warum kritisieren wir dann kleine Maßnahmen wie die multiprofessionellen Teams? Nicht, weil wir sie schlecht finden. Nein, ganz im Gegenteil, es braucht Unterstützungsmaßnahmen. Ein Mal mehr aber ist es ein kleines Projekt für einige wenige Schulen und dann auch noch in einer Pilotphase - und das angekündigt in dem Fall kurz vor einer großen Demonstration mit einem gewissen - ich würde sagen - fahlen Beigeschmack. Wenn wir also hier und heute ein Maßnahmenpaket fordern, um die Lehrerinnen und Lehrer an Wiens Schulen zu unterstützen, dann tun wir das zum wiederholten Mal. Es sind auch neue Punkte dabei - das möchte ich an der Stelle schon erwähnen -, gerade, wenn es um bessere psychologische Betreuung von Pädagoginnen und Pädagogen geht, die jetzt auch von der Per- sonalvertretung neu aufs Tapet gebracht worden ist. Was aber sind die Punkte, die uns wichtig sind? Im Schnelldurchlauf: Wir glauben, es braucht kleinere Gruppen- größen. Da werden wir uns einig sein. In der Art und Weise, wie man sie herstellt, sind wir, glaube ich, uneins. Wir glauben, dass die Planstellen, die da sind, auch besser eingesetzt werden können. Ich wiederhole mich da nicht in der Frage. Wir wissen aber auch, dass die Stadt Wien Planstellen anders einsetzt, als das andere Bundesländer tun. Administrative Unterstützungsleistungen und Ähnliches: Schulärzte sind ein großes Thema, auch School Nurses - es sind vier eingeführt worden. Ich hoffe auch, dass eine Ausweitung folgt. Natürlich müssen es auch mehr unterstützen- de Schulsozialarbeiter werden. Es sind die Wiener Lehrerinnen und Lehrer, die die Schulen am Laufen halten. Dafür ein großes Dankeschön von unserer Seite und auch weiterhin volle Unterstützung bei ihren Anliegen, nicht nur hier im Gemeinderat, sondern auch draußen bei Kundgebungen und bei Demonstrationen. (Beifall bei der ÖVP.) Ein anderes großes Themenfeld sind die Kindergärten. Es ist ja diese Woche gewesen, dass die Gewerkschaft Younion gesagt hat, dass allein in den städtischen Kindergärten 740 Personen fehlen. Wir alle wissen: Das ist ja nur in etwa ein Drittel der Kindergärten von Wien. Wenn schon bei den städtischen Kindergärten, wo ja auch besser be- zahlt wird als bei den privaten, so viel Personal fehlt, dann ist die Dunkelziffer dazu, wie viele Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen in ganz Wien fehlen, glaube ich, sehr hoch. Die Situation ist ja durchaus dramatisch, wenn schon Notfallpläne aktiviert werden und Kinder zu Hause bleiben müssen, weil das Personal fehlt. Es braucht also auch in diesem Bereich aus unserer Sicht deutliche Maßnahmen. Ich glaube, dass hier einige Dinge vorangehen, es ist aber zu langsam und zu wenig. Auch dazu gibt es von unserer Seite wieder sieben Punkte, was es braucht: Auf der einen Seite einen Stufenplan zur Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels. Ja, es ist Assistenzpersonal erhöht worden. Aus unserer Sicht braucht es aber auch mehr Pädagoginnen und Pädagogen. Es gibt Konzepte dazu, wie das funktionieren kann, um Personen auch noch zusätzlich im Beruf auszubilden, weil es ja auch um die Perspektive geht, die Pädagoginnen und Pädagogen haben, die im Kindergarten stehen. Die sagen genauso wie die Lehrerinnen und Lehrer, dass es so nicht weitergehen kann: 25 Kinder in einer riesigen Gruppe, in der pädagogisch nicht mehr so gearbeitet werden kann, wie es die Pädagoginnen und Pädagogen gern tun würden. Wenn man so wie die Steiermark, die jetzt auch angekündigt hat, die Zahl langfristig zu senken, eine Vision formu- liert und damit auch ein handfestes Versprechen abgibt, dass sich die Politik bemüht, die Situation zu verbessern, dann sind wir der Überzeugung, dass die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen auch dort bleiben und das durchziehen. Es gibt ein großes Potenzial. Es geht ja nur in etwa ein Viertel oder ein Drittel der Ausgebildeten aus den BAfEPs wirklich in den Beruf. Das heißt, das Potenzial wäre da. Mit einem Versprechen kann man das aus unse- rer Sicht in Zukunft auch entsprechend besser ausschöpfen. Es gibt auch andere Bereiche. Sie haben es gelesen, und wir haben es schon häufig angebracht: Mindestvorberei- tungszeiten, Administrativpersonal auch im Kindergarten - das hat, glaube ich, großes Potenzial, um auch pädagogi- sche Stunden wieder für die Kinder frei zu machen -, Etablierung eines Pools für Support-Personal, einheitliche Geh- älter in städtischen und privaten Kindergärten - das ist, glaube ich, auch ein Gebot der Gerechtigkeit gegenüber der Arbeit, die in zwei Drittel der Wiener Kindergärten geleistet wird, die privat sind -, Wiener-Linien-Jahreskarte auch für Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen im privaten Bereich - wir haben es letztes Mal diskutiert - und natürlich auch im Bereich der Sprachförderung mehr Unterstützung. Wir glauben also, dass es eines der größten Probleme in dieser Stadt ist, dass wir das Personal im Bildungsbe- reich nicht mehr haben. Deswegen hier unsere Vorschläge für Maßnahmen, damit das in Zukunft besser funktioniert. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was erwidert wird, was der Bund entsprechend tun kann. Wir fordern auf jeden Fall, dass die Stadt Wien auch ihren Teil dazu beiträgt. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Emmerling zu Wort gemeldet. Ich erlaube ihr ebenso wie ihrem Vorredner, eine allgemeine Debatte zur Bildung und weniger zum Poststück zu führen, was natürlich lo- gisch ist: In der Gegenrede dieselbe Freiheit wie in der Erstrede. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Frau Vorsitzende! Auch ich erlaube mir aber, zuerst auf die Frau Berichterstatterin einzugehen, die hier gerade ihre letzte Rede gehalten hat, die aber auch, wie ich glaube, das letzte Mal hier an diesem Pult sitzt. Nicole, du hast heute in lauter schönen Worten baden können - das Ganze fraktionsübergreifend, was, glaube ich, ein wunderbares Zeichen dafür ist, wie du über Parteigrenzen hinweg hier in diesem Raum wertgeschätzt und aner- kannt wirst. Vor allem aber sehen jeder und jede deine wirkliche Arbeit und dein Engagement in der Sache bei Bil- dung, Jugend, Integration und vor allem auch für die LGBTIQ-Community. Das ist wirklich beispielgebend. Auch ich danke dir also von ganzem Herzen für unsere Zusammenarbeit. Wir waren jetzt vier Jahre lang zusam- men im Bildungsausschuss. Du warst meine Vorgängerin als Vorsitzende. Ich kann mich gut erinnern, dass ich dich anfangs viele Sachen gefragt habe, weil ich einfach neu in dieser Rolle war. Mit deiner offenen, freundlichen und immer hilfsbereiten Art warst du mir da wirklich eine große Stütze. Noch heute weiß ich - oder bis heute wusste ich: Wenn ich im Ausschuss sitze und ich habe schnell eine Frage, dann sitzt du neben mir, und du weißt es einfach. Das finde ich wirklich großartig. Vorhin hat Kollegin Olischar angesprochen, dass du die erste Gemeinderätin warst, die sie kennen gelernt hat. Lustigerweise hat mir Thomas Weber gerade vorhin, als wir geplaudert haben, das Gleiche über dich erzählt. Du warst auch die erste Gemeinderätin, die er hier wahrgenommen hat. Das hat ihm einfach ein gutes Gefühl gegeben, hier hereinzukommen. Ich glaube, das drückt ganz gut aus, welchen Eindruck du hinterlässt. Ich wünsche dir im Namen unseres Klubs persönlich alles, alles Gute für die Zukunft, natürlich auch beruflich. Es war wirklich schön, mit dir zusammenzuarbeiten und dich kennen zu lernen. Danke, Nicole. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Gut, dann komme ich jetzt zu Poststück 10, das ich natürlich auch erwähnen will. Es geht um die Laimäckergasse. Ich habe einmal angekündigt, dass ich zu Bildungsbauten immer spreche, weil sie - neben dem Personal - so ext- rem wichtig sind. Es geht darum, für genügend Kinder in Wien genügend Platz zu schaffen, und zwar guten Platz. Auch die vorherige Postnummer hat sich ja mit den Bildungsbauten beschäftigt. Vielleicht nur kurz: In der Laimäckergasse im 10. Bezirk wird ein ehemaliger Kindergarten zu einer öffentlichen Pflichtschule umgebaut. Neun Klassen kommen da hinein, und es werden - wie wir es schon in einem anderen Fall hatten, um die Freifläche abdecken zu können - zusätzliche Grünflächen aus dem Bereich Wasserbehälter Laaer Berg von der MA 31 zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Es sind also auch neue, innovative Wege, die da gegangen werden. Vielleicht auch noch kurz zum Bildungsbau aus Postnummer 9: Da geht es um eine Erweiterung um 20 Klassen einer großen Schule im 11. Bezirk, in der Florian-Hedorfer-Straße, mit einem ganz tollen Clusterkonzept mit Sport-, Kreativ-, Therapiebereichen, es geht um Verwaltungs- und Personalbereiche, aber auch um die erforderlichen Neben- räume, die in dieser Schule zusätzlich entstehen sollen. Zu den momentan 26 Klassen sollen noch 20 kommen. Das zeigt ganz gut, wie viel Schulraum wir wirklich benötigen und wie engagiert der Ausbau in Wien vorangeht. Wir brin- gen in den Ausschüssen und jeder Gemeinderatsitzung neue Projekte aufs Tapet und schauen, dass es weitergeht. Ich bitte daher um Zustimmung zu diesem Poststück, das andere wurde ja schon abgestimmt. Gut. Ich möchte jetzt auf die Anträge eingehen, die der Herr Kollege Zierfuß eingebracht hat. Er hat es eigentlich ganz gut zusammengefasst. Es geht in der Bildungspolitik oder bei Kindern und Jugendlichen nicht nur darum, dass wir schöne Räume gestalten und Paläste bauen, sondern es geht vor allem um das Personal. Ohne Personal ist alles nichts. Wenn wir nicht die entsprechenden PädagogInnen haben, die Lehrerinnen und Lehrer, die in der Klasse ste- hen, die Elementarpädagogin, die im Kindergarten steht ... eine leere Hülle ergibt keine gute Bildungsumgebung. Ich glaube, das ist vollkommen klar. Der Herr Kollege Zierfuß hat auch gesagt, er wird so lange dran bleiben, bis Probleme gelöst sind. Da muss mir der Seitenhieb erlaubt sein, dass er da, wo er in Wirklichkeit auch Einfluss hätte, leider nicht genau hinschaut. Denn das Personal im Schulbereich und die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer wie auch der ElementarpädagogInnen sind Bundessache. Ich habe fast schon ein schlechtes Gewissen, wann immer ich das erwähne, aber es ist so, es tut mir leid. Wir brauchen dringend Personal, alleine in Wien fehlen uns 1.000 Lehrerinnen und Lehrer. Es fehlen hunderte Elementarpädagoginnen und -pädagogen, sodass das Bildungssystem wirklich schwer aufrechtzuerhalten ist. Man sieht an der momentanen Lage und an den Herausforderungen, dass wir definitiv anstehen. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Josef Taucher und GR Ing. Christian Meidlinger.) Sie bringen mit Ihren Anträgen Maßnahmen ein, die wir in Wien umsetzen. Das finde ich genau richtig, weil das al- les Maßnahmen sind, die wir seit vier Jahren, seit unserer Regierungsverantwortung, Schritt für Schritt umsetzen. Mal gehen wir große Schritte, mal kleinere Schritte auf Grund der Personalsituation. Aber es sind Schritte, die wir gehen und die unser Bildungssystem in Wien nachhaltig verbessern. Das ist, glaube ich, das Gebot der Stunde, da weiterzu- tun. Sie haben in Ihrem Antrag zur Elementarpädagogik gesagt, es gibt keinen Stufenplan. Wir haben in Wien einen Stufenplan entwickelt, und zwar gemeinsam mit den großen Trägerinnen und Trägern in einem langen und partizipati- ven Prozess, um sehr realitätsgetreu zu erarbeiten, was wir in den nächsten Jahren erreichen können. Was ist her- ausgekommen? Dass wir die AssistentInnenstunden in den Familiengruppen um 10 Stunden erhöhen, in den Klein- kindgruppen um 15 Stunden und in den Kindergartengruppen sogar um 20 Stunden pro Woche, dann unsere neuen Regelungen, das Kindergartengesetz im Bereich der Inklusion, das uns zeigt, dass wir Maßnahmen setzen, auch für den privaten Kindergartenbereich, die auf große Zustimmung stoßen. Sie haben das Support-Personal an den Schulen angesprochen. Das ist richtig, da gibt es viel Potenzial. Wir ha- ben erst jüngst eine Novelle implementiert, die als Unterstützungsbetreuung die Tageseltern, die Kindergruppenbe- treuung ins Feld bringt und durch die Verankerung im Gesetz auch die Möglichkeit für AssistenzpädagogInnen schafft, auch im Bereich der Inklusion, wo wir TherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, et cetera in die elementarpädago- gischen Einrichtungen holen. Viele Träger, wie zum Beispiel KIWI oder die St. Nikolausstiftung haben sich schon seit Jahren einen Pool aufgebaut, weil es diese Möglichkeit gibt, aber jetzt eben noch dazu gefördert. Zur Vereinheitlichung der Gehälter im privaten und städtischen Kindergarten: Ich glaube, das ist ein fundamenta- les Missverständnis. Wir sind als Stadt Wien Arbeitgeber für die städtischen Kindergärten, nicht für die privaten. Wir fördern das Kindergartenkind und den -platz. Das heißt, es obliegt dem jeweiligen Arbeitgeber, Gehälter anzupassen. Das gilt für das Jobticket detto: Als Arbeitgeberin Stadt Wien bezahlen wir das Jobticket für die Angestellten der MA 10, das heißt, für Elementarpädagogen im städtischen Bereich. Für den privaten Bereich muss das der jeweilige Arbeitgeber machen. Die Sprachförderkräfte sind ein extrem wichtiges Thema, das wir massiv ausbauen. Wir wissen alle, dass Deutschförderung im Kindergarten das Gebot der Stunde ist und wir gerade dort enormes Potenzial haben, denn jedes Kind, das im Kindergarten nicht Deutsch spricht, wird es in der Schule auch nicht mehr lernen. Die Sprachför- derkräfte wurden also massiv erhöht. Wir hatten im Kindergartenjahr 2021/22 noch 246 Sprachförderkräfte, mit 9.11., also mit nächster Woche, glaube ich, sind es insgesamt 419, und der Ausbau geht stetig voran und auch konsequent weiter. Ich glaube, wir sind in der Elementarpädagogik als Stadt Wien, was die Ausstattung, aber vor allem auch das An- gebot an Kindergärten betrifft, was gerade für Familien relevant ist, beispielgebend und gehen sicher voran im Öster- reich-weiten Vergleich, sei es mit Öffnungszeiten, Schließtagen oder auch mit Angeboten. Wir sind das Bundesland, das am meisten Kinder, auch unter drei Jahren, in Betreuung hat, weil wir eben so viel Angebot haben. Das ist gut und wichtig. Wir brauchen dringend eine Personaloffensive. Wien tut über seinen Kompetenzbereich hinaus viel. Obwohl eigentlich nur der Bund zuständig wäre dafür, baut es seine eigene BAfEP, um Personal auszubilden. Wir haben auch ein Ausbildungsgeld auf den Weg gebracht. Also wir greifen auch dort hin, wo es unsere Kompetenzen überschreitet. Ich bin aber sicher, dass wir mit diesen Maßnahmen, die weitergehen, und hoffentlich einer Personaloffensive, die sich auch so bezeichnen lassen kann, die vielen Personalstellen, die momentan unbesetzt sind und die wir dringend brauchen, à la longue wieder füllen können. Ähnliches gilt für Ihren Antrag, was die Pflichtschulen betrifft. Sie sprechen es auch da an: Das größte Problem und die Herausforderung ist der Personalmangel. Auch da kann ich nur sagen: Ja, wir würden jeden Lehrer, jede Lehrerin nehmen, uns fehlen rund 1.000 in Wien. So wie Sie es auch in Ihrem Antrag ansprechen, es geht um kleine- re Klassen, effizienten Einsatz von Lehrerplanstellen. Sie sprechen das Problem richtig an, aber Sie kommen zum falschen Schluss, weil die Ressourcen ja über ganz Österreich gleich verteilt werden, so wie Sie es ja beschreiben. Aber der Bedarf für die Schülerinnen und Schüler ist ein komplett anderer. Wir haben den Chancenindex schon lange gefordert. Ich weiß, Sie wollen ihn nicht, aber wir haben die Herausfor- derung in Wien, die wir haben, und deswegen ist ein Chancenindex das Gebot der Stunde, damit wir jenen Schulen, die besondere Herausforderungen haben, auch mehr Lehrerstellen zuteilen. Ich wünsche mir wirklich, dass sich auch die ÖVP einmal durchringt und sagt: Ja, wenn wir ein Problem lösen wollen - so wie Sie gesagt haben, wir wollen ein Problem nachhaltig lösen -, dann ist das ein ganz großer Hebel. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Josef Taucher und GR Ing. Christian Meidlinger.) Deutschförderung vielleicht detto: Die Planstellen fallen natürlich zu gering aus, die wir vom Bund dafür bekom- men. Sie sind auch gedeckelt. Ich glaube, diese Deckel, die wir in so vielen Bereichen haben, sind für Wien einfach nicht zeitgemäß und sind den Herausforderungen nicht angemessen und können mit ihnen nicht mehr mithalten. Ich meine, jeglichen Deckel im SPF-Bereich, im Deutschförderbereich - wo haben wir sie noch -, auch was die Schulsozi- alarbeit betrifft, sind nicht nachvollziehbar. Die administrativen Vollzeitstellen an der Wiener Pflichtschule: Da wurde auch vom Bund Geld zur Verfügung ge- stellt. Wir haben mittlerweile an jedem Schulstandort eine administrative Unterstützungskraft, eine Halbtagesstelle, an einigen Schulen auch schon eine Ganztagesstelle. Es wird sukzessive ausgebaut. Vielleicht nur auch dazu: Da gibt es auch einen Deckel. Wir haben vom Bund 3,2 Millionen EUR für den Ausbau der Schulsozialarbeit bekommen. Mittlerweile belaufen sich die Kosten in Wien auf 7,5 Millionen EUR, das heißt, auf mehr als das Doppelte, das von Wiener Seite kommt. Da gibt es also auch einen Deckel. Die anderen Bundesländer bekommen es quasi komplett finanziert, weil sie nicht mehr brauchen. Wir müssen noch mehr als 100 Prozent drauflegen zum jetzigen Stand. Wir brauchen sie aber ganztags, nicht in den Halbtagesschulen, das muss man sich anschauen, aber ja, der Ausbau ist weiterhin geplant. Auch an dieser Stelle der Appell: Heben Sie den Deckel auf, wenn Sie wirklich an Lösungen inte- ressiert sind. Dann gibt es so etwas nicht mehr. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Josef Taucher und GR Ing. Christian Meidlinger.) Was haben wir zusätzlich gemacht? Schulsozialarbeit. Es gibt die Schulkooperationsteams der MA 11. Wenn Lehrkräfte Probleme in der Schule haben, können sie sich mit ihrem Anliegen an die Schulkooperationsteams wen- den. Wenn man dann zum Schluss kommt, dass das Schulkooperationsteam am besten helfen kann, dann übernimmt dieses Team die Betreuung einer Klasse, des Lehrpersonals, der jeweiligen Schülerinnen und Schüler, die Probleme machen. Das ist eine Betreuung von ungefähr zwölf Wochen, und es wird auch mit der Familie gemeinsam dran ge- arbeitet. Das machen diese Schulkooperationsteams. Ich glaube, das ist etwas, was Sie genau ansprechen, dass wir eben Teams an die Schulen schicken müssen, die unterstützen und helfen. Da haben wir neben der Schulsozialarbeit und den administrativen Unterstützungskräften die Schulkooperationsteams und die multiprofessionellen Teams, die jetzt noch dazukommen mit 17 Teams, die zu je 4 Personen 52 Pflichtschulstandorte betreuen, wodurch etwa 15.000 Schülerinnen und Schüler mehr Zugang zu psy- chosozialen Diensten erhalten. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Sie haben es wahrscheinlich selbst gehört: Es gibt stati- onäre Teams, die an besonders herausfordernden Standorten eingesetzt werden, aber auch mobile Teams, sodass wir mit diesem Projekt möglichst in die Breite kommen und eine möglichst große Zahl an Schülerinnen und Schülern abdecken können. Wenn Sie im Antrag schreiben, wir kümmern uns nicht um die richtigen Probleme, sondern es sind pinke PR- Gags, die Sie ausmachen, dann würde ich sagen: Nein, das sind alles handfeste Unterstützungsmaßnahmen, Aus- baumaßnahmen, die Schritt für Schritt vorangehen, weiter ausgebaut werden, die erweitert werden um neue Teams, neue Berufsfeldgruppen, die wir in Schule und Kindergarten schicken. Das ist das, was wir als Wien machen können, wenn wir das Lehrpersonal nicht haben. Vielleicht noch zu den Beratungslehrern, die es ja auch noch gibt. Das sind spezialisierte Lehrkräfte, die Kinder mit sozial-emotionalen Bedürfnissen zusätzlich unterstützen. Das sind Beratungslehrkräfte, die vor allem in der Vor- und Nachbereitung eingesetzt werden. Vielleicht noch zum Thema Schulassistenz, weil Sie das auch ansprechen: Es gab im Schuljahr 2023/24 erstmals das Pilotprojekt mit den 10 i-Plus-Fachkräften. Das Projekt wird weiter ausgerollt, und der Mitarbeiterstand wird auch noch einmal erhöht von jetzt 24 auf insgesamt 34 i-Plus-Fachkräfte. Aber natürlich muss auch da das Ziel sein, weiter zu unterstützen. Sie wollen in Ihrem Antrag auch bessere psychologische Unterstützung für die Pädagogen in Form von Supervisi- on. Da sei Ihnen gesagt, dass es das bereits gibt, die PH Wien bietet genau das an - das Wiener Modell der Supervi- sion. Man kann es auf der Website nachlesen. Ja, und das Wertschätzungspaket für die Lehrerinnen und Lehrer - Lehrerinnen und Lehrer haben den wichtigsten Job dieses Landes und dieser Republik. Sie bilden die Zukunft unseres Landes und unserer Stadt aus, es geht um unsere Kinder. Deswegen ist gerade da extrem viel passiert. Das Jobticket sei erwähnt, das Ticket für die Klassen- fahrten, die Endgeräte für die Schulen. Ein digitaler Achtpunkteplan, der ausgerollt wird, aber auch die Wiener Bil- dungschancen, deren Verlängerung wir heute beschließen. Die haben ein zusätzliches Angebot gebracht, das Lehre- rinnen und Lehrer in Wien massiv unterstützt und vor allem den Kindern mehr externe Angebote bringt. Ich glaube, ein Wettbewerb zwischen den Bundesländern ist nicht hilfreich, für kein Bundesland. Wir wissen alle, dass mittlerweile auch die anderen Bundesländer einen erheblichen Personalmangel haben und darunter leiden, obwohl sie niemals die Menge an Lehrpersonal brauchen wie wir in Wien. Wir brauchen alle Lehrpersonal, deswegen bitte einfach mehr in die Ausbildung schicken und mehr qualifizierte PädagogInnen haben, das wäre für uns alle die beste Lösung und unser größter Wunsch. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist mit seiner zweiten Wortmeldung GR Zierfuß. Die Restredezeit ist 13 Minuten, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, liebe Kollegin Emmerling! Es gäbe jetzt vieles, auf das ich gerne antworten wollen würde, aber keine Sorge, die 13 Minuten schöpfe ich trotzdem nicht aus. Ich möchte nur 5 Punkte machen. Sie haben ein bisschen so getan, als würden die privaten Träger ja eh mehr zahlen können, wenn sie wollen wür- den. Das ist nicht richtig, weil die Stadt Wien nicht nur Arbeitgeber bei den städtischen Trägern ist, sondern auch Fördergeber bei den privaten. Wenn man den privaten nur 6.000 EUR pro Platz und Jahr zahlt für einen Kindergar- tenplatz, der bei den städtischen 15.000 EUR bekommt, braucht man sich nicht wundern, dass die privaten Träger keine großen Sprünge machen können bei den Gehältern in einem Bereich, wo, ich glaube, 80 Prozent Personalkos- ten sind. Würde man den privaten Trägern also gerecht Förderungen ausbezahlen und das Gleiche zahlen wie den städtischen, dann hätten die auch eine Chance, bessere Gehälter zu zahlen. Das wäre auch möglich. Natürlich kann die Stadt Wien für gerechte Gehälter in den Kindergärten sorgen. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Zweiter Punkt: Ja, die Ausbildung im elementarpädagogischen Bereich ist Bundessache, und ja, die Stadt Wien macht da auch etwas, das wir gut finden. Aber ich habe auch gesagt, ein Viertel bis ein Drittel geht überhaupt nur in den Beruf. Zu sagen, dass man mehr ausbilden müsste, ist aus meiner Sicht falsch, es ist ja eh am Markt noch ext- rem viel vorhanden. Das Entscheidende ist, dass die Rahmenbedingungen passen und die Menschen auch tatsäch- lich in den Beruf gehen wollen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Wir haben eine eigene Ausbildung! Eine eigene Ausbildung!) Da muss man halt sagen, wer kann die Rahmenbedingungen anpassen im Kindergarten? Das ist reine Landeskompetenz. Insofern ist natürlich auch die Hausaufgabe bei der Stadt Wien und nicht beim Bund. Dritter Punkt: Sprachförderkräfte. Ja, es wird ausgebaut, da hatten wir schon viele Debatten darüber wie viel oder wie wenig. Fakt ist, in etwa 80 Kinder werden es immer noch sein mit Sprachförderbedarf pro Sprachförderkraft. Da ist noch viel aufzuholen, das zeigt vor allem das Ergebnis, dass jeder dritte Erstklässler in Wien nicht ausreichend Deutsch kann, um dem Unterricht zu folgen. Aus meiner Sicht ist vollkommen klar, dass es mehr Sprachförderung braucht. Ja, es passiert etwas, aber es passiert viel zu wenig. Vierter Punkt: Schulsozialarbeit. Ja, da wird aufgestockt, auch mit Geldern des Bundes, und da muss man sagen, Landeskompetenz wäre es, das selber zu machen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ich habe es genau ge- sagt ...) Jetzt kann man entweder sagen, der Bund müsste uns für das, was wir selbst zahlen, noch viel mehr Geld geben, oder man macht es halt selber, so wie die NEOS das in der Vergangenheit verlangt haben in der Oppositions- rolle (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Ich habe gerade gesagt, wir ...) - für jede Schule einen Schulsozialarbeiter. Ich glaube, es sind so etwa 90 für 450 Pflichtschulen. Also auch da ist noch viel zu tun. Da auch dieses Thema gefallen ist: Lehrerplanstellen sinnvoll einsetzen. In einem Punkt, glaube ich, ist es schon enttarnend. Die i-Plus-Fachkräfte, von denen es jetzt 10 gibt. Im sonderpädagogischen Bereich in Wien sind extrem viele Planstellen drin, ich glaube, in etwa 2.500 von den 14.000. Das ist viel, viel mehr als in anderen Bundesländern, vor allem auch deswegen, weil in Wien kein Unterstützungspersonal da ist, das Tätigkeiten macht, die mit der Päda- gogik nichts zu tun haben. In der Steiermark sind es, glaube ich, 800 Zusatzkräfte, die in dem Bereich tätig sind, in Wien jetzt 10 Fachkräfte. Das alles machen Lehrer mit. Natürlich kann man Lehrerplanstellen sinnvoller einsetzen, und das wäre ein guter Hebel, wenn man nicht nur 10 Kräfte nimmt, sondern wie die Steiermark 800 oder, wenn es Wien wäre, 1.600, die unterstützen würden. Dann wären Lehrerinnen und Lehrer viel freigespielter und wir würden nicht teure Planstellen von Lehrerinnen und Lehrern einsparen müssen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Be- richterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen damit zur Abstimmung über die Postnummer 10. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. Ich sehe die einstimmige Zustimmung zu dieser Postnummer. Es liegen mehrere Anträge vor. Der erste Antrag, von der FPÖ, betrifft private Horte und Kindergärten. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersu- che ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten. Der nächste Antrag, ebenfalls von der FPÖ, betrifft Personalnot in Kindergärten. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand und sehe wieder die Zustimmung der FPÖ und des klubungebunde- nen GR Kieslich, womit auch dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der ÖVP, betrifft ein Maßnahmenpaket gegen den Personalmangel in Wiener Pflichtschulen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, der GRÜNEN und des klubungebundenen GR Kieslich. Damit bleibt auch dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Der letzte Antrag zu diesem Tagesordnungspunkt, von der ÖVP, betrifft ein Maßnahmenpaket gegen den Perso- nalmangel in der Elementarpädagogik. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, der GRÜNEN und des klubungebundenen GR Kieslich. Auch dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist somit abgelehnt. Wir kommen nunmehr zur Postnummer 11 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein DERAD. Zu diesem Poststück gibt es keine Wortmeldung. Wir können daher gleich zur Abstimmung kommen. Wer diesem Poststück seine Zustimmung geben kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dieser Antrag ist mehrstimmig mit den Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und Gemeinderat ... (Zwischen- ruf.) - Oh, dann ist er einstimmig angenommen, entschuldigen Sie. Auch da liegen zwei Anträge vor der FPÖ. Der Antrag Status der IGGÖ aberkennen. Die sofortige Abstimmung wird beantragt. Wer dem zustimmen kann, bitte um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Damit bleibt dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag betrifft die Evaluierung von Integrationsvereinen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersu- che ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten, bleibt somit ebenfalls in der Minderheit und ist abgelehnt. Es folgt die Postnummer 12 der Tagesordnung. Sie betrifft die Förderung für Einrichtungen der Erwachsenenbil- dung und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche für die Jahre 2024 und 2025. Zu diesem Poststück ist nie- mand zu Wort gemeldet. Das heißt, wir können sofort zur Abstimmung kommen. Wer diesem Poststück seine Zu- stimmung geben kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Diesmal sehe ich eine mehrstimmige Abstimmung, das heißt, mit den Stimmen der SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und GR Kieslich ist er mehrstimmig angenommen. Wir kommen damit zur Postnummer 13 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein wienXtra, ein junges Stadtprogramm zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und Familien für die Jahre 2024 und 2025. Ich möchte die Befangenheit der GemeinderätInnen Bakos, Hanke, Vasold und Öztas gleich zu Beginn feststellen. Ich werde sie dann noch einmal bei der Abstimmung feststellen und ersuche jetzt die Berichterstatterin GRin Ab- rahamczik, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Maximilian Krauss, und ich erteile es Ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, Herr Vizebürgermeister, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte unsere ja schon seit vielen Jahren hinlänglich bekannte Kritik am Verein wienXtra, die sich auf vielen Ebenen wiederfindet, auch heute wieder klar machen. Denn der Verein hat alleine im letzten Jahr mit 9,5 Millionen EUR eine enorm hohe finanzielle Unterstützung erhalten. Unsere Kritik ist auf der einen Seite, dass dieses Geld dort falsch und in vieler Weise schlecht verwendet wird, und auf der anderen Seite, dass Vertreter von fast allen anderen politischen Parteien - ich habe gesehen, auch die ÖVP ist im Moment wieder im Vorstand vertreten - sich in diesem Verein wiederfinden und Millionen an Steuergeldern in einem Verein verwendet werden, die eigentlich im Magistrat besser und korrekter abgewickelt werden könnten, wo wir dann auch eine viel sinnvollere Schwerpunktfindung setzen könnten, als es so in den vergangenen Jahren der Fall war. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ich habe es bereits erwähnt, allein im Jahr 2023 sind 9,5 Millionen EUR an Steuergeldern an den Verein wienXtra geflossen. Auch heute sollen zusätzlich 3,5 Millionen EUR frei gemacht werden, um sie in diesen Verein zu pumpen, und das, obwohl die Kritik an diesem Verein nicht nur von uns Freiheitlichen kommt, nein, sogar der sonst oftmals, ich sage jetzt einmal, nicht ganz so kritische Wiener Stadtrechnungshof hat diesen Verein in der Vergangenheit heftig kritisiert. Er hat Inhouse-Vergaben bei diesem Verein kritisiert, hat gesagt, dass diese Praktiken dort eigentlich nicht mehr auf der Tagesordnung stehen dürften. Deswegen ist klar zu sehen, dass nicht nur die personelle Verwobenheit - man hat es ja auch an den Befangenheiten, die bereits vor Beginn dieser Debatte verlesen wurden, gesehen -, son- dern auch die Kritik des Stadtrechnungshofes Gründe sind, dieser Förderung nicht zuzustimmen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Der Stadtrechnungshof hat nicht nur das kritisiert, er hat auch kritisiert, dass es immer neuer Zuschüsse während des Jahres bedarf und man mit den ohnehin bereits budgetierten Millionen nicht auskommt, dass es regelmäßige Budgetüberschreitungen gibt, dass es keine genauen Definitionen gibt, was mit diesen Fördergeldern dann tatsäch- lich passiert. Es gibt also eine breite Palette an Kritikpunkten. Wenn wir uns dann ansehen, was im Konkreten in diesem Verein inhaltlich passiert, dann spielen sich dort Projek- te ab, die die Frühsexualisierung von Kindern fördern, die Ablehnung von zwei Geschlechtern klar machen und irre- führend davon sprechen, dass man Kinder darüber aufklären und informieren sollte, dass es mehr als zwei Ge- schlechter gibt. In diesem Verein wird in den unterschiedlichsten Projekteninitiativen massiv LGBTQ-Propaganda betrieben, und der Verein wirbt auf der Homepage beispielsweise auch dafür, dass Transmädchen die Toiletten von Jungen besuchen sollen und Transmänner wiederum die Frauentoiletten besuchen sollen. Das ist definitiv keine kind- gerechte Arbeit und sind keine kindgerechten Themen, die behandelt werden, sondern im Gegenteil, wie so oft versi- ckern Steuermillionen auf der einen Seite und auf der anderen Seite wird linke ideologische Politik auch mit Unterstüt- zung der ÖVP gemacht. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste hat sich GRin Emmerling zu Wort gemeldet, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Frau Vorsitzende, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuseherin- nen und Zuseher! Mir scheint ein bisschen nach meinem Vorredner, dass dieser, obwohl er Bildungssprecher seiner Partei ist, den Akt gar nicht gelesen hat, denn er fragt sich, wo das ganze Geld hinkommt, das da in wienXtra hineingepumpt wird. Diese 3,4 Millionen EUR, die verwendet werden, kommen in das Projekt Wiener Bildungschancen. Ich weiß nicht, wahrscheinlich hat er noch nie davon gehört. Dieses Projekt gibt es seit letztem Jahr, da geht es darum, dass Work- shop-Angebote und externe Expertise von außen an die Schulen gebucht werden können. Wie funktioniert das? Leh- rerinnen und Lehrer haben ein Kontingent für ihre Klasse und buchen sich einfach ein Angebot von einem externen Anbieter, das sie mit ihrer Klasse machen wollen. Warum machen wir das? Weil wir die Erfahrung hatten, dass es bisher davon abhing, ob ein Lehrer/eine Lehrerin wirklich dahinter ist, dass etwas gemacht wird, eine Exkursion veranstaltet wird, ein Workshop gebucht wird und es sehr oft auch davon abhing, inwieweit sich das Geld von den Eltern eintreiben ließ. Wir haben gesagt, nein, das kann nicht sein, wir müssen die Schule öffnen, es braucht auch externe Angebote und haben deswegen dieses Programm ins Leben gerufen, wo jede Klasse pro Semester ein Kontingent von 655 EUR zur Verfügung hat, um sich solche externen Programme zu finanzieren und direkt zu buchen. Im 1. Jahr haben über 211.000 Schülerinnen und Schüler dieses Angebot genutzt von aktuell 764 möglichen An- geboten von 291 AnbieterInnen, die zur Verfügung stehen. Da sind dabei: interaktive Museumstouren, Gärtnereibe- suche, Workshops zu den Themen Klimawandel, Antimobbing, Antigewalt, Demokratiebildung, und so weiter, und so fort. Dazu kommen noch viele Exkursionen in den Naturraum, in den Nationalpark, und so weiter. Das heißt, Sie verwehren, weil Sie den Verein wienXtra nicht gut finden, der dieses Programm für uns abwickelt, weil er die nötige Erfahrung hat, mit Ihrer Nichtzustimmung 211.000 Schülerinnen und Schüler die Exkursion, die geplant ist in den Nationalpark im nächsten Monat, oder den Antigewalt-Workshop, den diese Klasse braucht, oder das Theaterprojekt, auf das sich alle Schülerinnen und Schüler gefreut haben. Ich würde Ihnen wirklich empfehlen, sich zumindest ein bisschen mit der Materie auseinanderzusetzen und zu überlegen, welche Poststücke wir hier auf der Tagesordnung haben und was wir beschließen. Wir haben mit dem Projekt Wiener Bildungschancen etwas sehr Erfolgreiches gestartet, das jetzt in die Verlänge- rung geht. Ich habe übrigens gerade in den letzten Monaten vor allem mit vielen Volksschullehrerinnen und -lehrern gesprochen, ich spreche sie immer darauf an, wie sie das Projekt Bildungschancen finden, ob das gut funktioniert, und sie haben mir durch die Bank gesagt, wie großartig das angenommen wird, was für eine Entlastung es für sie selbst ist und wie viel Freude es in den Schulalltag bringt, wenn man sich außen etwas anschauen kann und das in den Unterricht miteinfließt. Gut, das will die FPÖ anscheinend nicht, wenn Sie jegliche Förderung an den Verein wienXtra versagen. Dann wollen Sie auch das Ferienspiel nicht, das, glaube ich, jedem Wiener Kind zur Verfügung steht. Dann wollen Sie auch "Rein ins Rathaus" nicht, wo wir den Kindern das Rathaus zugänglich machen. Dann wollen Sie die Game City nicht, die SchülerInnenmitgestaltung nicht, wo wir mit den SchulsprecherInnen arbeiten. Dann wollen Sie die Spielebox nicht, ein sehr, sehr erfolgreiches Programm, die Sound Base nicht, wo wir Jugendliche abholen, um sie bei ihren ersten Musikerfahrungen zu unterstützen und auch dabei, wie sie erfolgreich werden können. Dann wollen Sie auch die Angebote für Erstwählerinnen und Erstwähler nicht. Gut, das ist natürlich Ihre Entscheidung, aber wie gesagt, ich hoffe trotzdem auf breite Unterstützung und bin sehr froh, dass wir ein Projekt wie die Wiener Bildungschancen in unserem Angebot haben, wo so viele SchülerInnen davon profitieren und vor allem, sich darüber freuen. Vielen Dank! (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich GR Schulz. Bitte, Sie sind am Wort. GR Benjamin Schulz (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Lieber Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Zuseherinnen, liebe Zuseher! Es freut mich heute sehr, zur Postnummer 13, der Förderung an den Verein wienXtra in der Höhe von 3,4 Millio- nen EUR sprechen zu dürfen und auch die Wichtigkeit des Projekts Wiener Bildungschancen hervorheben zu können. Der Verein wienXtra arbeitet mit der Stadt Wien und ganz besonders mit dem Fachbereich Jugend sehr eng zusam- men. Elf Einrichtungen setzen Angebote von Veranstaltungen und Informationen bis zu Bildung und Beratung. Dabei werden Impulse für die Wiener Schulen durch Ausflüge, Fortbildungen, Weiterbildungen, Workshops, und vieles mehr gesetzt. Die Themen orientieren sich an den Lebenswelten junger Menschen, und diese variieren sehr schnell. Dabei spielt die außerschulische Expertise in vielen Bereichen eine zentrale Rolle, um die Schule positiv zu gestalten und jungen Menschen mehr Chancen zu ermöglichen. Zahlreiche Vereine, Institutionen, Organisationen und ExpertInnen bieten hochqualitative Workshops an, um die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung zu stärken. Die damit verbundenen Kosten und die finanzielle Belastung der Eltern waren in der Vergangenheit oftmals eine große Hürde. Ein zentrales Projekt von wienXtra sind die Wiener Bildungschancen, das darauf abzielt, Chancengleichheit im Bildungsbereich zu schaffen und allen Kindern und Jugendlichen die bestmöglichen Voraussetzungen für ihre Ent- wicklung zu bieten. Schulen bekommen die Möglichkeit, Kooperationen mit außerschulischen PartnerInnen bestmög- lich zu nutzen. Mit einer neuen Web-Plattform wird eine Infrastruktur geschaffen, die es ermöglicht, die Angebote übersichtlich aufzulisten, die Abrechnung sicher abzuwickeln und die Workshops für Schulen kostenlos zu machen. Das Projekt Wiener Bildungschancen verfolgt mehrere sehr wichtige Ziele: Chancengleichheit, frühzeitige Förde- rung sowie Integration und Inklusion. Auf der Plattform "www.bildungschancen.wien" finden Schulen zugelassene Angebote. Die Themen sind breit gefächert und betreffen die Bereiche Kunst und Kultur, Sport und Bewegung, Natur und Umwelt, Technik und Wissenschaft, Wirtschaft und Finanzen, Berufsorientierung sowie politische Bildung, und vieles mehr. Dabei stehen die Entfaltung und Persönlichkeitsbildung junger Menschen sowie die Unterstützung bei Herausforderungen im Schulalltag und die Gewaltfreiheit an den Wiener Schulen im Fokus. In den unterschiedlichsten Bereichen soll die Aktivität an den Schulen verbessert werden. Wir haben vorhin schon einige Zahlen gehört, wie das Schuljahr 2023/2024 gelaufen ist: Mehr als 257 AnbieterIn- nen wurden bereits zugelassen. Im Schuljahr 2023/2024 konnten Schulen aus 592 freigeschalteten Angeboten wäh- len. Über 211.000 Schülerinnen und Schüler aus zirka 6.564 Klassen haben teilgenommen. Von 471 Schulen haben 447 auf ihr Budget zugegriffen. Das Projekt Wiener Bildungschancen hat bereits viele positive Auswirkungen auf die Bildungslandschaft in Wien. Durch die gezielte Förderung konnten zahlreiche Kinder in ihrer schulischen und persön- lichen Entwicklung gestärkt werden. Die Integration von Familien und die Schaffung eines Netzwerkes aus Bildungs- einrichtungen, Eltern und sozialen Organisationen tragen dazu bei, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Durch das umfassende Programm und die Initiativen wird Chancengleichheit gefördert, aber auch die individuelle Entwick- lung von Kindern und Jugendlichen, denn dies ist ganz besonders wichtig in einer vielfältigen Stadt wie Wien. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir als Fortschrittskoalition achten darauf, dass alle Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt die beste Bildung und Ausbildung erhalten. So haben wir zum Beispiel über den KUS, den Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschu- len, das Projekt LIAB - Lehrlingsinitiative Ausbildungsbegleitung ins Leben gerufen. Hotellerie, Gastronomie, körper- nahe Dienstleistungen oder die Veranstaltungstechnik waren sehr stark von der Corona-Krise betroffen. Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen mussten auf Grund von "distance learning" und Kurzarbeit Ausbildungslücken einbü- ßen. Mit einem bedarfsorientierten Angebot wird dort angesetzt, wo Defizite entstanden sind. In Kooperation mit den Lehrlingen und vielen relevanten Systempartnern werden die praktischen Fähigkeiten sowie das theoretische Fach- wissen ergänzt und vertieft. Dabei werden nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die Motivation und die Freude am Beruf gestärkt. Das Projekt hat positive Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung von Lehrlingen. Durch die umfassende Unterstützung und die gezielte Förderung konnten viele Jugendliche erfolgreich ihre Ausbil- dung abschließen und in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Initiative trägt dazu bei, die Zahl der Lehrabbrüche zu senken und die allgemeine Ausbildungsqualität zu erhö- hen. Es ist ein weiteres großartiges Beispiel für ein erfolgreiches Programm zur Ausbildungsbegleitung in Wien. Durch die Kombination aus individueller Unterstützung, Qualitätssteigerung und Vernetzung wird sichergestellt, dass junge Menschen die bestmöglichen Chancen für ihre berufliche Zukunft erhalten. Dies ist besonders wichtig in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt, in der gut ausgebildete Fachkräfte gefragt sind. Vielleicht dazu noch ein paar Worte - wir haben letzte Woche in der Berufsschule für Gartenbau und Floristik einen neuen Lehrberuf vorgestellt, nämlich den Klimagärtner/die Klimagärtnerin. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Sozialpartnern, bei der Schulverwaltung, aber vor allem bei all jenen, die da mitgewirkt haben, zu bedanken, denn es zeigt ein Mal mehr, dass man etwas erreichen kann, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht und nicht wie die FPÖ permanent vor allem gegen Kinder und Jugendliche und gegen die Menschen in dieser Stadt hetzt. (Bei- fall bei der SPÖ und von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Anhand dieser wenigen Beispiele ist klar erkennbar, dass wir für die beste Bildung und Ausbildung aller Schülerin- nen und Schüler in dieser Stadt tagtäglich arbeiten. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bitte um Unterstützung für dieses wichtige Poststück. Vielen Dank! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist mit seiner 2. Wortmeldung GR Krauss. Die Restredezeit ist 16 Minuten, die ich jetzt einstelle. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Zu meinem direkten Vorredner, glaube ich, brauche ich nichts zu sagen, da steht vieles für sich selbst. Aber zur Kollegin Emmerling - ich habe gesagt, es gibt mehrere Ebenen der Kritik an dem Projekt und an dem Verein wienXtra. Einerseits kritisieren wir viele Inhalte von Projekten, die über den Verein wienXtra abgewickelt werden, das stimmt. Ich habe das auch exemplarisch ausgeführt mit dem Thema LGBTQ. Andererseits ist die Ebene unserer Kritik eine grundsätzliche, was die Abwicklung dieser Förderung betrifft. Es gibt Projekte und Dinge, die durch den Verein wienXtra organisiert werden, die grundsätzlich inhaltlich gut sind. Auch die heutige Förderung unterliegt keiner thematischen Kritik von uns. Unsere Kritik bezieht sich auf die Abwick- lung. Es ist nicht notwendig, dass die Stadt Wien einen Verein zwischenschaltet, um genau diese gegenständlichen Dinge durchzuführen. Das könnte die Stadt Wien selbst machen, das könnte der Magistrat selbst durchführen. (GRin Mag. Bettina Em- merling, MSc: Nein! Nein!) Wenn Sie sagen, er kann es nicht, dann ist das aber ein Armutszeugnis für Ihr Ressort und für die Politik, die den Magistrat offenbar so mangelhaft ausgestattet hat und so ein schlechtes Recruiting betrieben hat, wenn Sie sagen, dass unsere eigenen Beamten solche relativ simplen Dinge nicht abwickeln können. Das heißt, bitte merken Sie sich, wir kritisieren nicht grundsätzlich, dass diese Dinge passieren, wir kritisieren, dass sie wie heute im konkreten Fall über einen externen Verein abgewickelt werden, was definitiv teurer ist, als wenn wir es selbst tun würden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist daher geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung der Postnummer 13. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, womit diese Post- nummer mehrstimmig gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich angenommen wurde. - Es liegen keine An- träge vor. Damit kommen wir zu Postnummer 14 der Tagesordnung. Sie betrifft die Förderung von Projekten der Wiener Mutmillion im Jahr 2025. Ich ersuche die Berichterstatterin GRin Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Bitte, Sie sind am Wort. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Frau Berichterstatterin, werte Kolleginnen und Kollegen! Die Wiener Mutmillion ist aus meiner Sicht ein gutes Projekt, denn alles, was im Bereich der Gewaltprävention gemacht wird, ist gut und sinnvoll. Ich habe ja zum Namen schon einmal gratuliert - Mutmillion ist sehr klingend. Ein anderer Bereich, wo der Mut vielleicht aber mittlerweile fehlt, Herr Stadtrat, ist das Veröffentlichen von Zahlen. Wir haben ein paar Anfragen gestellt zum Thema Suspendierungen und Anzeigen an Wiener Pflichtschulen. Jetzt ist es in den letzten Monaten so gewesen, dass Suspendierungen heruntergegangen wären. Was von vielen Direkto- ren angezweifelt wird, ist, dass das daran liegt, dass es tatsächlich weniger Gewalttaten gibt. Es könnte auch ganz einfach daran liegen, dass Suspendierungen nicht mehr so hergegeben werden, weil man es politisch nicht möchte. Aber das andere Feld, das man nicht steuern kann, sind natürlich Anzeigen. Denn die fallen von Leuten, wenn sie es für notwendig erachten. Wir haben in der Vergangenheit beim Runden Tisch zum Thema Gewalt sehr viele Zahlen veröffentlicht bekommen, unaufgefordert und damals auch sehr gut aufgeschlüsselt, da stand drin: Anzeigen gesamt, nach Gewalttaten im Schuljahr 2021/2022. Auf unsere Anfragen jetzt bekommen wir nur mehr Anzeigen im Zusam- menhang mit Suspendierungen. Das ist aus unserer Sicht nur mehr eine Teilmenge. Wir haben nachgefragt im Ausschuss, wir haben auch nochmals schriftlich nachgefragt, bis jetzt haben wir da noch keine Antwort bekommen. Deswegen gehe ich davon aus, dass es so ist, dass es nur mehr eine Teilmenge von Anzeigen ist. Wir bleiben also dabei, dass wir glauben, dass die Jubelmeldung, die Gewalt ginge auf Grund der Maß- nahmen zurück, aus unserer Sicht falsch ist, weil die Direktoren, die Lehrerinnen und Lehrer uns sagen, dass es eben nicht so ist. Gerade in einem Jahr, wo Radikalisierung, der Nahostkonflikt und Ähnliches auch an den Schulen eine große Rol- le spielen, glauben wir, dass das einfach nicht ehrlich sein kann. Deswegen gibt es unseren Antrag heute, dass es wieder transparente, ehrliche Veröffentlichung gibt von allen Zahlen und nicht nur von der Teilmenge im Zusammen- hang mit Suspendierungen. Dann würde sich aus unserer Sicht auch zeigen, dass das Bild ein anderes ist, als öffent- lich dargestellt. Vielleicht noch ein Punkt, weil wir es vorher besprochen haben: Ich möchte explizit sagen, dass es uns um die Aufschlüsselung geht, von welcher Person wurde welche Tat gegen welche Person begangen, so wie sie damals auch drin war: Lehrer gegen Lehrer, Schüler gegen Lehrer, Schüler gegen Schüler oder Ähnliches. Damit man ein Bild bekommt, was die Anzeigen verursacht hat. Also da die große Bitte, ein Mal mehr neben unserer Anfrage auch als Antrag formuliert, mutig und offen zu kommunizieren. Wenn wir das nicht tun, glauben wir, dass das Problem keine Lösung bekommen kann, deswegen heute unser Antrag. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Vasold. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Stefanie Vasold (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, werte Kolleginnen und Kollegen und ZuhörerInnen am Livestream! Ich darf nach dem kurzen thematischen Exkurs des Kollegen Zierfuß wieder zurück zum Thema kommen. Ein bisschen erstaunlich ist es schon - wir besprechen hier eine Maßnahme, die, würde ich sagen, in einem Themenbe- reich wirkt, zu dem Sie sehr oft in diesem Haus sprechen, und dann ist sie Ihnen genau einen Halbsatz wert, um dann in Ihrer Wortmeldung über etwas anderes zu reden. Ich möchte gerne zurückkommen zu der Förderbewilligung, die wir heute beschließen, zur Wiener Mutmillion, die im kommenden Jahr das zweite Mal an den Start geht. Es geht um - wie der Name des Projektes schon sagt - 1 Milli- on EUR, die an gemeinnützige Organisationen und Vereine vergeben werden, die im schulischen Bereich wirken. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ganz kurz darf ich unterbrechen und die Herren meiner Fraktion in der letzten Reihe ersuchen, nicht so laut zu reden. Ich kann den Ausführungen der Gemeinderätin fast nicht folgen. Tut mir leid, aber das war jetzt notwendig. Bitte, Sie haben das Wort. GRin Mag. Stefanie Vasold (fortsetzend): Im letzten Jahr ging es bei der Mutmillion um das Thema angstfreie Schule, im kommenden Jahr 2025 ist der thematische Schwerpunkt, die sozialen und kommunikativen Kompetenzen von SchülerInnen in Pflichtschulen zu erhöhen. Das heißt, es geht ganz gezielt um Maßnahmen, die die Sprachförderung im Zentrum haben, aber eben nicht nur um Sprachförderung, sondern um diese im Kontext von sozialen und kommunikativen Kompetenzen. Das ist durch- wegs etwas, von dem wir uns versprechen, dass es eben auch auf Fragen des guten Miteinanders in einer Schulklas- se und in weiterer Folge auf den Umgang miteinander und auf die Frage der Suspendierungen wirkt. Wir erhoffen uns mit dieser Maßnahme, eine Antwort darauf geben zu können im Rahmen dessen, was uns als Land und als Gemein- de möglich ist. Die Herausforderungen an Schulen in unterschiedlichen Bereichen angehen, tun wir ja. Die Stichworte sind schon gefallen bei den Vorrednerinnen und Vorrednern. Es geht jetzt bei der Mutmillion einerseits darum, die auch sprach- lich diversen Hintergründe der Schüler und Schülerinnen zu adressieren, aber auch die strukturelle LehrerInnen- knappheit, mit der wir es ja nicht nur in Wien zu tun haben. Es geht aber auch um die Verschränkung der Expertise von außerschulischer und schulischer Jugendarbeit. Das tun wir unter anderem mit den Wiener Bildungschancen. Auch der Begriff ist heute schon gefallen. Aber auch da wol- len wir gezielt schauen, dass jene, die sehr fundiert und gut mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, das da wie dort und oft auch miteinander tun können. Letztlich geht es uns um mehr Ressourcen für die Schulen, dort, wo es uns möglich ist und wir Handlungsspiel- räume nutzen können, und wir erhoffen uns, dass diese Mehrressourcen auch vor allem dort ankommen, wo die Her- ausforderungen besonders groß sind. Da kann man aufbauend auf die Erfahrungen von 2024 optimistisch sein, dass das auch im nächsten Jahr gelingt. Wir hatten 2024 fast 30 eingereichte Projekte ganz unterschiedlicher inhaltlicher Ausführung unter dem Titel angstfreie Schule. Von diesen 30 wurden vom Beirat 10 ausgewählt, die in diesem Jahr in Umsetzung sind. Wir sehen, dass das in den Schulen sehr gut angenommen wird und dass die Rückmeldung der Pädagogen und Pädagoginnen tatsächlich eine sehr positive ist. Für das heurige Jahr ist die Einreichfrist der 27. November. Es ist also noch Zeit, und wir freuen uns auf viele spannende und gute Ideen und Einreichungen und Pro- jekte, die dann im kommenden Jahr daraus entstehen. Das heißt zusammenfassend: Es geht uns darum, Schüler und Schülerinnen zu fördern, es geht uns aber auch darum, Pädagoginnen und Pädagogen zu unterstützen und zu entlasten und letztlich auch darum, Ressourcen in Schulen, die vor besonderen Herausforderungen stehen, zur Verfügung zu stellen. In diesem Sinne bitte ich Sie, dieses Förderansuchen zu unterstützen und gemeinsam mit uns in das zweite Jahr der Mutmillion in den Schulen zu gehen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Abschließend darf ich mich jetzt noch, weil ich die letzte Rednerin unserer Fraktion in dieser Geschäftsgruppe bin, den so schön ausgeführten Abschiedsworten von dir, Nicole (in Richtung GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch), aber auch von den anderen FraktionsvertreterInnen anschließen und dir auch in meinem Namen und in dem unserer Frak- tion danken für diese vielen Jahre. Ich bin sicher, dass deine Worte, deine Taten, die vielen Projekte, Maßnahmen, Gesetze, die du in diesem Haus auf den Weg gebracht hast, bleiben werden. Gleichzeitig bin ich sicher, dass du in diesem Haus auch fehlen wirst. Dein fröhliches Wesen und dein strahlendes Dasein werden ganz sicher abgehen in unseren Reihen, aber ich glaube, auch darüber hinaus. Ich möchte mich persönlich bei dir bedanken als meine Fraktionsvorsitzende im Bildungsbereich für all die Unter- stützung, die du immer bereit warst, mir zu geben, wenn ich mit irgendetwas bei dir aufgeschlagen bin, in den letzten Jahren im Gemeinderat. Aber wir kennen uns ja auch schon viel länger, also auch für die vielen Jahre davor möchte ich mich bedanken, und ja, zu diesem weinenden Auge vielleicht ein fröhliches hinzusetzen. Ich bin mir sicher, unsere Wege werden sich nicht ganz verlieren und sich weiter kreuzen, wir werden uns nicht aus den Augen verlieren. Alles, alles Gute, liebe Nicole, und vielen Dank für alles. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, werte Kolleginnen und Kollegen, werte Zuseherinnen und Zuseher! Bevor ich auf das Poststück zu sprechen komme, möchte ich auch die Gelegenheit nutzen und auf meinen Vor- redner, den Kollegen Zierfuß, replizieren. Eines möchte ich schon festhalten: Wir gehen als Erste überhaupt transpa- rent und sehr klar mit dem Thema Gewaltdelikte, Suspendierungen um und veröffentlichen diese Zahlen auch proak- tiv. Fakt ist, und das wissen Sie auch, wenn es um das Thema Anzeigen geht, dann geht es eben um polizeiliche Anzeigen. Ergo - du studierst Jus, ich hoffe, das darf ich in diesem Rahmen auch erwähnen -, wir beide kennen uns aus und wissen, dass es sich in diesem Sinne um Datenmaterial der Polizei und der Staatsanwaltschaft handelt, so- dass eben nicht eine Anfrage an die Bildungsdirektion oder an den Stadtrat zu stellen ist, das wissen wir beide. Denn wer verfügt über dieses Datenmaterial? Eben die Polizei und die Staatsanwaltschaften. Das heißt, der zuständige Stadtrat hat nicht das entsprechend große Datenmaterial, sondern eben nur jenes im Zusammenhang mit Suspendie- rungen. Das ist in diesem Sinne festzuhalten. (Beifall bei den NEOS.) Es ist natürlich etwas, was, glaube ich, ver- ständlicherweise zu deinem Unmut führt. Aber es ist einfach so, wie es ist. Ich möchte damit aber zum Poststück kommen. Da hat auch die Kollegin Vasold einen Punkt gemacht, der sehr wahr ist, und das ist immer auch zu bedauern, auch von Seiten der ÖVP: Du hast nur einen Halbsatz zum Poststück selber gesagt. Das finde ich sehr schade, denn es ist ein Poststück, das, glaube ich, genau dafür steht, was wir in dieser Stadt versuchen zu erreichen - in unserem Kompetenzbereich das Maximum herauszuholen. Das ist in diesem Fall bei diesem Poststück exemplarisch gelungen, weil es die Mutmillion ist. Es ging letztes Jahr um das Überthema angstfreie Schule und damit um das Thema Mental Health, unter anderem mit einem meiner Lieb- lingsprojekte, nämlich "Failstunde", bei dem es um das Thema Fehlerkultur ging. Ich glaube, da können mir vielleicht einige recht geben, wenn es um das Thema Fehlerkultur geht, dann ist das etwas, wo es einen irgendwie krampft und wo es ganz wichtig ist, dass man darüber spricht, vor allen Dingen auch im Zusammenhang mit dem Thema Selbst- wert und im Zusammenhang damit, dass es vollkommen in Ordnung ist, Fehler zu machen. Das war eines der Projek- te, die damals ausgesucht wurden. Es handelt sich also um junge, innovative, moderne Projektideen, und es geht darum - das hat die Kollegin Vasold schon sehr genau ausgeführt -, viel Innovation in die Schulklasse zu bringen. Bei dem Thema eben ging es um die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, und während wir bei diesem letztjährigen Call vor allen Dingen das Thema Gewaltprävention, Mobbingprävention, und vieles mehr in den Mittelpunkt gestellt haben, wollen wir das im nächsten Jahr in dieser zweiten Runde vor allem mit der Stärkung der sozialen und kommunikativen Kompetenzen im Deutscherwerb von Wiener Pflichtschülerinnen und Pflichtschülern machen. Warum wollen wir genau diesen Fokus legen? Es war bei einem anderen Poststück schon Thema, deshalb möchte ich das ein bisschen verbindend erklären: das Thema Deutschförderung. Der Kollege Zierfuß hat es bei den Bildungsbauten, glaube ich, erwähnt. Wir reagieren damit natürlich. Die ÖVP wirft uns ja oft vor, dass wir angeblich in diesem Bereich nichts tun würden. Deswegen finde ich es umso schader, dass du (in Richtung GR Harald Zierfuß) nur einen Halbsatz dazu gesagt hast. Weil es eben genau zeigt, dass wir nicht nur hinschauen, das habe ich in die- sem Haus schon so oft gesagt, sondern dass wir tatsächlich auch Taten setzen. Dieses Poststück ist eine dieser vielen, vielen Taten, wo wir nicht nur hinschauen, sondern auch wirklich etwas umsetzen. Ich bin nicht verlegen um klare Worte, das ist niemand von uns, wenn es um das Thema Probleme und Herausforderungen bei der Deutschförderung geht. Es ist aber wichtig, nicht nur Probleme aufzureißen, sondern es ist mindestens so wichtig, wenn nicht sogar viel wichtiger, auch Taten sprechen zu lassen. Genau das tun wir. Wir tun das eben mit diesem Maximum, das wir in unserer Kompetenzebene machen können. Ob das dieses Poststück ist, diese Mutmillion, 1 Million EUR für innovative Projekte - nicht einfach für irgendwelche, ich sage es jetzt einmal sehr salopp, altbackenen Projekte, die wir schon alle 100 Mal gehört haben, sondern wirklich für neue Projekte, mit denen wir die große Hoffnung haben, dass sie etwas bewirken. Das tun sie auch, das sehen wir mit diesem Jahr, und das ist ja nur eines von ganz vielen Projekten und Poststücken. Ich gebe ein anderes Beispiel, weil ich mir letzte Woche selber davon ein Bild machen konnte: Das spielerische Deutscherlernen in den Büchereien, wo einem das Herz aufblüht, wenn man sieht, dass kleine Kinder, die vielleicht noch keinen Begriff haben für Banane oder für Einkaufengehen, vier- oder fünfjährige Kinder, die neu zugezogen sind, durch unsere Initiative dort spielerisch diese Sprache lernen. Oder auch große, nachhaltige Projekte wie den Ausbau der Ganztagsschulen oder Alphabetisierungskurse, Sommerdeutschkurse - es sind viele Projekte, die wir im Bereich Deutschförderung umsetzen. Ich möchte jetzt die Seitenhiebe unterlassen, die ich sonst mache, legitimerweise, was das Thema betrifft, was der Bund machen könnte, weil ich das hier schon so oft ausgeführt habe. Aber weil es meine Kollegin Emmerling auch angesprochen hat - das Thema bundesweiter Chancenindex: Ich finde es sehr schade, dass man auf der einen Seite von Problemen in der Deutschförderung spricht, von Problemen der Segregation, aber im selben Atemzug nicht er- wähnt, dass man viele Jahre an den Hebeln der Macht gesessen ist, um genau da Abhilfe zu schaffen, nämlich end- lich einen bundesweiten Chancenindex ins Leben zu rufen. (Beifall von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc. - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Unser Plan war nicht ...) Das wird dann in einem Halbsatz nicht gesagt, und das ist, was die Politik der ÖVP auch so unglaubwürdig macht. Wir sind hier gestanden, sowohl meine Kollegin Emmerling als auch ich, und haben uns den Mund fusselig gere- det, als es auch um das Thema Verpflichtung für Deutschkurse für jene Kinder und Jugendliche gegangen ist, für die man das unbedingt verpflichtend machen sollte, weil sie es eben so notwendig brauchen würden. (Anhaltende Zwi- schenrufe von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM und GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Vielleicht, Herr Kollege Wölbitsch, wenn Sie mir zuhören, dann erfahren Sie, worum es mir wirklich geht. Wir haben uns hier den Mund fusse- lig geredet, wir haben Anträge gestellt, wir haben Gespräche geführt, wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, weil wir gesagt haben, Deutschförderung ist uns so immens wichtig, weil wir genau die erreichen wollen, die das so unbedingt brauchen. Wir sind immer gescheitert. Wir sind gescheitert, weil es keine rechtliche Kompetenz gibt, die wir auch in Anspruch nehmen können, weil es da die Bundesebene bräuchte. Wir haben hier jahrelang davon gesprochen, nichts ist passiert. Genau das ist eben auch die Politik der ÖVP, die so dermaßen unglaubwürdig ist. In diesem Sinne wollte ich das noch nachholen, weil das bei den vorigen Poststücken auch schon zur Sprache gekommen ist, und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es viele, viele Taten und Projekte braucht, um wirklich eine große Abhilfe zu schaffen. Dieses Poststück ist eines davon, und oftmals sind es eben Taten, die einfach viel lauter sprechen als Worte von manch anderem. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen, die Be- richterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 14. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, womit diese Post mehrstimmig gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich angenommen ist. Es liegt ein Antrag zur sofortigen Abstimmung vor der ÖVP zu Transparenz bei Zahlenmaterial zu Gewaltdelikten an Wiener Schulen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Gemeinderats, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Somit kommen wir zu Postnummer 27 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Sachkrediterweiterung für das Vorha- ben Freizeitpark Mühlschüttel, Planung und Bau. Ich ersuche die Berichterstatterin, GRin Fitzbauer, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Irschik. Bitte, Sie sind am Wort. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Frau Vorsitzende! Damen und Herren des Wiener Gemeinderates! Den Medien war zu entnehmen: Es entsteht ein neuer Park in Floridsdorf. Dieser entsteht also in meinem Heimat- bezirk, und ich habe mir gedacht: Grundsätzlich ist das ja nicht schlecht! Dann habe ich aber die Kosten gesehen, und diese belaufen sich allen Ernstes auf über 20 Millionen EUR. Im Hinblick darauf habe ich mir gedacht: Das ist ja unglaublich! Der Park muss ja so groß sein wie der halbe Bezirk. Im Weiteren sind die Kosten dann aufgeschlüsselt: Planung und Vorarbeiten 800.000 EUR, Baukosten 12 Millionen EUR, Baunebenleistungen 345.000 EUR, und, und, und. Und unten finden sich dann natürlich - der Bund der Republik Österreich muss ja auch ein bisschen etwas ver- dienen - 20 Prozent Umsatzsteuer, diesfalls mehr als 3 Millionen EUR allein an Umsatzsteuer, meine Damen und Herren, Also, das ist schon ein Batzen Geld in Zeiten wie diesen, da wir das zweite Jahr in Folge in der Republik Öster- reich eine wirtschaftliche Rezession erleben! Man hat allerdings das Gefühl, dass das Geld in der Kommune der Ge- meinde Wien abgeschafft ist. Dann werden halt irgendwelche Gebühren erhöht, zum Beispiel im Bereich der Park- raumbewirtschaftung, dort steigen die Gebühren ständig, alle Bezirke sind parkraumbewirtschaftet. Und was ist die Gegenleistung? Es werden Parkplätze vernichtet. Das kommt dann heraus, meine Damen und Herren! (GRin Dipl.- Ing. Selma Arapovic: Es geht jetzt um einen Park und nicht um Parkraumbewirtschaftung!) Dann haben wir da die Begründung, die Kostendarstellung und die Beschreibung der Leistung. Mich würde inte- ressieren, wer das von der MA 45 - Wiener Gewässer schreibt. Die Schilderung ist blumig beziehungsweise fast schon poetisch: "Ob für einen erholsamen Spaziergang direkt am Wasser oder einen Sprung ins kühle Nass. Das traditionsreiche Freizeitparadies Alte Donau lockt mit kilometerlangen Uferpromenaden und zahlreichen attraktiven Badeplätzen zum Nulltarif." - Das haben wir eigentlich eh schon, das hat mit dem Park nicht unbedingt etwas zu tun! Interessant wird es dann, nämlich: "Die Stadt Wien geht hier seit Jahren ihren eigenen Weg. Während andere Bun- desländer Ufer- und Seezugänge privatisieren, werden die Ufer entlang der Wiener Gewässer laufend geöffnet, aus- gebaut und massiv aufgewertet." - Na ja, meine Damen und Herren, das zahlt auch der Steuerzahler. Alle Bereiche müssen ja bewirtschaftet und instand gehalten werden. Und das ist auch nicht gratis. Dazu fällt mir etwas ein: Ein Thema wurde vor einigen Jahren in allen Medien behandelt. Es ging um das alte Ar- beiterstrandbad. Ich muss dazusagen, dass die Mehrheit der damaligen Pächter, Eigentümer von Kabinen und Kaba- nen sozialdemokratische Wähler waren, und ich kann mich noch gut erinnern, was damals im Bezirk los war. Man hat das Arbeiterstrandbad aufgegeben und hat es mehr oder weniger der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Soll sein! Aber ohne Bewirtschaftung und ohne Instandhaltung würde das nach spätestens 14 Tagen ausschauen wie ein Mist- gstätten. Natürlich kann man das nicht dauernd reinigen. Aber es reicht schon, wenn man dort im Sommer bezie- hungsweise in der wärmeren Jahreshälfte nach dem Wochenende, vielleicht am Sonntag am Abend oder, wenn es beruflich möglich ist, am Montag am Vormittag, spazieren geht: Dann sieht man, wie es dort ausschaut. Diese öffent- liche Zugänglichmachung zahlt ja eh der Steuerzahler, und ganz gratis ist überhaupt nichts, meine Damen und Her- ren. Weiters habe ich gelesen, dass sich die Bank Austria irgendwie an den Kosten beteiligt. Zuerst habe ich mir ge- dacht: Nicht schlecht, wenn von den 20 Millionen EUR, die dem Wiener Steuerzahler aufgebürdet werden, ein biss- chen etwas übernommen wird! Warum auch nicht? Dann ist aber auch ein Name für den Park herumgegeistert, näm- lich: Bank-Austria-Park. Zugegeben: Das klingt nicht gut. Wenn sie aber, wie gesagt, etwas zuzahlen, dann könnte man unter Umständen noch darüber diskutieren. Das ist aber nicht der Fall. Nein! Sie zahlen nichts zu den 20 Millio- nen EUR dazu, meine Damen und Herren. Es braucht aber auch, wie ich vernommen habe, eine künstlerische Ge- staltung. Ich weiß zwar nicht, was für eine künstlerische Gestaltung ein Park braucht. Es gibt Zugänge für alle, das ist schön und wunderbar, es gibt frische Luft, et cetera, die wir in diesem Bereich eh haben, aber soll sein! Doch es geht darum, dass André Heller den Park künstlerisch gestalten wird und die Kosten dann angeblich die Bank Austria über- nimmt. Da frage ich, meine Damen und Herren: Braucht man eine künstlerische Gestaltung für einen Park? Ich glau- be, eher nicht, das ist dann aber die Sache der Bank Austria. In diesem Fall brauchen wir den Namen allerdings auch nicht, er würde, wie gesagt, eh komisch klingen. Von den 20 Millionen übernimmt die Bank Austria aber jedenfalls nichts. Dieser Park entsteht übrigens durch Zusammenlegung einzelner, vormals privat genutzter und von der Stadt Wien freigegebener Grundstücke. Das ist ein großzügiges, 28.000 m² großes Areal. In diesem Zusammenhang fällt mir ein: Der Floridsdorfer Aupark hieß einmal Spitzerpark. Ich glaube aber, das hat nichts mit dir zu tun, Gerhard! Du bist ja ein alter Floridsdorfer, glaube ich, und Ilse auch. Und der heutige Floridsdorfer Aupark, der einmal der Spitzerpark war, ist doppelt so groß. Wir geben also für 28.000 m² 20 Millionen EUR aus, zuzüglich künstlerische Gestaltung durch André Heller. Mich wundert ja nur, warum Heller das nicht gratis macht. Ich glaube, so arm ist er nicht, und er könnte ja auch einmal ein gutes Werk tun, würde ihm nicht schaden. Soweit, meine Damen und Herren, die Begründung. Ich meine, 20 Millio- nen EUR für einen Park sind in dieser Zeit, in der es wirtschaftlich wirklich bergab geht, was uns alle trifft, nicht ver- antwortbar. Wir lehnen das ab. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Mag. Sequenz. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Zunächst einen kurzen Satz zu meinem Vorredner, der sich Sorgen gemacht hat, dass der ArbeiterInnenstrand, der vor einigen Jahren entstanden ist, versandelt oder nicht sauber ist. Ich kann Ihnen versichern: Dort ist alles in bester Ordnung. (GR Wolfgang Irschik: Ja, wenn alles gereinigt wird, das habe ich ja gesagt, aber das kostet etwas!) Dass gereinigt wird, davon gehen wir einmal aus. Dann noch ein weiterer Satz zu einem Antrag, den ihr unter dem Geschäftsstück einbringt. In diesem fordert ihr Grünraum für die Stadt wegen der Luftqualität und Bäume und Biodiversität. Ich muss ehrlich sagen: Das ist großes Theater hier! Ihr bringt gleichzeitig heute eine schriftliche Anfrage ein, in der ihr beklagt, dass Parkplätze verloren gehen wegen einer Grätzloase. Das ist genau dieses Grün, das wir in der Stadt brauchen! Und es geht halt nicht überall, dass man einen Baum hinstellt. Diesen Widerspruch möchte ich nicht mit mir herumtragen müssen. Daher sage ich: Das kann man wirklich nicht ernst nehmen, das ist großes Theater! Nun zum Geschäftsstück, zu dem Park, der jetzt an der Oberen Alten Donau entstehen wird. Ich möchte gleich vo- rausschicken: Wir werden diesem Projekt natürlich zustimmen. Ich habe aber doch einige Punkte anzumerken. Im Antrag steht: "Freizeitpark Mühlschüttel, Planung und Bau wird gemäß der in der Begründung enthaltenen Kosten- schätzung genehmigt." - So lautet das, und das wird heute hier abgestimmt. Das klingt natürlich ein bisschen trocken, und deswegen möchte ich ein paar Worte darüber verlieren. Ich möchte bei dieser Gelegenheit aber auch auf einen Missstand hinweisen, der mir jetzt wiederholt im Aus- schuss aufgefallen ist, nämlich dass wir Unterlagen bekommen, die nicht ausreichend sind, um uns eine Meinung zu bilden über ein Projekt, das 20 Millionen wert ist. Das hat angefangen bei der Sunken City mit 27 Millionen. Wir haben wirklich nicht gewusst, was das ist. Es ist schön geworden. Ich stelle aber doch den Anspruch, dass ich die Hand nur hebe, wenn ich weiß, ob das Projekt auch 20 Millionen EUR wert ist. Ich meine, die spärlichen Informationen zeigen nicht gerade eine sehr große Wertschätzung gegenüber der Opposition. Und das zeigt sehr wohl ein bisschen diese typische Haltung der SPÖ: Uns gehört Wien, und stellt bitte keine depperten Fragen. - Das ist jetzt einmal mein kriti- scher Beitrag. Es war wirklich so, dass ich die Medienberichte durchsuchen musste, um überhaupt herauszufinden, wo dieser Park sein wird. Das hat sich nicht einmal in den Unterlagen gefunden. Die Begründung umfasst eine dreiviertel Seite, davon nimmt aber einen großen Teil die Beschreibung ein, wie schön die Alte Donau ist und dass Wien das Bundes- land ist, das nicht die Ufer privatisiert. All das ist super, das betrifft aber noch immer nicht das Projekt. Anschließend erfahren wir, wie groß der Park ist, nämlich 28.000 m², dass es ein Landschaftspark wird, der der Erholung dient, dass eine Straße verschmälert wird und dass ein bestehendes Sportareal zusätzlich erweitert wird. Das ist die gesamte Information, die wir im Akt hatten, Leute. Im Hinblick darauf ist, bei allem Respekt, doch wohl die Frage erlaubt: Wofür diese 20 Millionen EUR? Ich bin überzeugt, dass das ein schönes Projekt werden wird, ich hätte aber schon gerne ein bisschen mehr darüber gewusst, in welche Richtung das geht! Ich habe letztens einer Freundin geholfen, einen Antrag im Rahmen einer Bezirkskulturkommission auszufüllen. Dabei ist es um 2.000 EUR gegangen. Leute! Wir sind stundenlang gesessen, um all die Fragen zu beantworten, die man für 2.000 EUR beantworten muss. Und da erwarte ich mir dann für 20 Millionen EUR schon ein bisschen mehr Info. Warum wir zustimmen, hat auch einen zweiten Grund. Es gab 2020 einen Antrag der GRÜNEN in Floridsdorf, ge- nau dort einen Park zu errichten. Wir wissen, was mit solchen Anträgen passiert, und umso mehr freuen wir uns, dass wir Ideengeber waren für einen Park in dieser Gegend, der auch künstlerisch ausgestaltet wird und an dem wir uns dann alle erfreuen dürfen. Noch ein paar Sätze zu meinem Antrag. Wir haben schon gehört: Das Honorar für André Heller für die Kunstwerke wird von der Bank Austria, Member of UniCredit, bezahlt. Und laut Medienberichten - ich wiederhole, dass ich das nur aus den Medien weiß - soll dieser Park angeblich Bank-Austria-Park heißen. - Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass es nicht angeht, dass man einen Park Bank-Austria-Park nennt! Deshalb mein Antrag, diesen Park nach einer ver- dienten Frau zu benennen. Schauen wir uns nämlich einmal die Statistik in Wien an: 89 Prozent aller öffentlicher Plätze, die nach Personen benannt sind, sind nach Männern benannt. Ich wiederhole: 89 Prozent! Was besagt das? Das zeigt, wer in unserer Gesellschaft Wertschätzung erfährt und wer nicht. Und wenn es eine derartige Dominanz männlicher Personen im öffentlichen Raum gibt, dann hat das natürlich Folgen: Die großartigen Beiträge von Frauen in Kultur, Wissenschaft und Kunst, werden einfach ignoriert und nicht öffentlich gemacht. Deswegen ersuche ich um Zustimmung zu diesem Antrag. Es ist dies ein kleiner Schritt, die Öffentlichkeit für Frauen zu ändern. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Karner-Kremser. Ich erteile es ihr. GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich muss ehrlich sagen, Herrn Irschik habe ich gar nicht verstanden. Warum er da salopp und ... (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Volksnah!) Na ja, ich kenne das eher von Kabarettisten, dass diese schnell und quasi zu sich selbst sprechen. (GR Wolfgang Irschik: Das zeichnet mich aus!) So reden manchmal Kabarettisten. Volksnah ist das meiner Meinung nicht, von Leuten auf der Straße habe ich diese Art der Sprache überhaupt noch nie gehört. Aber sei es drum! Ich konnte jedenfalls Ihrer Argumentation überhaupt nicht folgen, dass Sie sagen, in Zeiten wie diesen brauchen wir keinen öffentlichen Raum und es ist alles ganz komisch. (GR Wolfgang Irschik: Das habe ich nicht gesagt, Frau Kollegin!) Ich glaube, gerade jetzt in diesen Zeiten brauchen wir ganz viel öffentlichen Raum. Wir brauchen ganz viele Erholungsstätten für die Menschen, damit sie Erholung finden, damit sie ausrasten können, und zwar an hochwerti- gen Plätzen, so wie es die Alte Donau ist. Ich weiß nicht, wer von Ihnen anhand von Medienberichten vorige Woche mitbekommen hat, dass sich das Land Kärnten vergebens bemüht, am Wörthersee irgendwo ein Platzerl zu bekommen, wo die Bevölkerung wieder Zugang zum See hat. Deswegen ist es wichtig, dass wir Plätze aufbrechen und dass wir überall dort versuchen, wo etwas im privaten Besitz war, das öffentlich zu machen und den Wienerinnen und Wienern einen Platz schaffen, an dem sie sich erholen können. (Beifall bei der SPÖ.) Und noch viel besser ist es, wenn es uns dort gelingt, Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen. Und das gelingt uns diesfalls mit einem sehr maßgeblichen Künstler, einem österreichischen Künstler, nämlich mit André Heller. Ich meine, wenn wir Erholung und Kunst auf einem Areal von 28.000 m² mit einem sehr hohen Erholungswert verknüpfen können, dann ist das die Zustimmung wert. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Das zweite und vorläufig letzte Mal zu Wort gemeldet ist GR Irschik. Bitte. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Herr Vorsitzender! Meine Vorrednerin hat gesagt, dass mich Kabaretthaftigkeit irgendwie auszeichnet. Vielleicht habe ich nicht alles falsch gemacht in meiner politischen Laufbahn. Auf jeden Fall waren bei der Nationalratswahl wir Floridsdorfer, die Floridsdorfer Freiheitlichen, die stärkste Fraktion, in Floridsdorf, immerhin im Bezirk des Bürgermeisters. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ich weiß nicht, ob ich alles falsch gemacht habe, macht aber nichts! - Ich habe auch nichts gegen den Park gesagt, sondern ganz einfach gegen die Kosten. Und ich meine, wir brauchen auch nicht unbedingt den André Heller. Okay. Wenn es die Bank Austria zahlt, dann soll es so sein. Dazu, was Kollegin Sequenz gesagt hat. Ich weiß schon, Herr Vorsitzender, wir sprechen jetzt im gesamten Ge- meinderat, du mögest mir die kurze Bemerkung verzeihen! - Etwas ist auch klar. Auf gut Österreichisch heißt es: Wer zahlt, schafft an. Gut, soll so sein! Mir gefällt dieser Name allerdings auch nicht. Bank-Austria-Park klingt wirklich furchtbar! Die Bank Austria wird dann aber vielleicht, wenn der Park nicht so heißt, nichts zahlen, doch damit können wir auch leben, ob André Heller das gestaltet oder nicht, etwa mit einem Kunstwerk wie dem berühmten Fahrrad oder dem berühmten Sack mit Reis, der irgendwo gerade in China umfällt. So bedeutend ist das. Glaubt ihr etwa, dass ihr in Floridsdorf nächstes Jahr mit solchen Themen Wahlen gewinnt, wenn André Heller einen Park gestaltet? - Es sei euch unbenommen. Was habe ich da gehört von Heidi Sequenz? Die Grätzloase sei so wunderbar und toll! Na klar, es geht wieder einmal gegen die Autofahrer, das muss ein. Wir werden das Klima schützen. Wir werden das Klima retten. Wir schüt- ten einen halben Meter Erde auf, dann setzen wir einen Baum, und - bumm, bist du deppert - das wird das Klima schützen. Das ist ein kompletter Schmarrn! Es geht wie immer gegen die Autofahrer, die dürfen aber alles zahlen. Der Autofahrer darf alles zahlen, meine Damen und Herren. Meine Damen und Herren! Da gibt es ja die Stadterweiterung Donaufeld. Das betrifft eine Fläche, die mehr als 50 ha groß ist, und es sollen dort 6.000 Wohneinheiten entstehen. Dafür wurde massiv Grünland in Bauland umge- widmet. Und wer war dabei? Die GRÜNEN! Von 2010 bis 2020 wart ihr dabei. Da habt ihr nicht gesagt: Wir müssen das Klima schützen, und das Grünland und landwirtschaftlich genutzte Flächen! Damals war euch das wurscht. Da wart ihr voll dabei. Auch interessant ist, dass Kolleginnen von den GRÜNEN, die früher als Bezirksrätinnen dabei waren, jetzt bei die- ser Bürgerinitiative sind: "Rettet das Donaufeld!" - Da bin ich ja überhaupt ergriffen, mir rinnen die Tränen runter! Von 2010 bis 2020 wart ihr dabei. Da habt ihr schön brav die Hand gehoben, wenn es um dieses Projekt in der Floridsdor- fer Bezirksvorstehung ging. Jetzt seid ihr dagegen. Super! Grätzloasen sind zum Krenreiben. Wichtig wäre es, das Donaufeld zu schützen und dort nicht alles zu verbauen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, darf ich internationale Gäste begrüßen, und zwar Leutnants der französischen Militärakademie Sait-Cyr, die gerade an der österreichischen Militärakademie Wiener Neustadt sind und die Gelegenheit genutzt haben, uns heute hier im Wiener Rathaus zu besuchen. Recht herzlich willkommen im Wiener Rathaus! (Allgemeiner Beifall.) Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Kickert. Bitte. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Bienve- nue à Vienne! Das ist aber auch alles, was ich auf Französisch kann. (Heiterkeit.) Ich melde mich ganz spontan zu Wort, und zwar deswegen, weil ich quasi ums Eck von diesem Projekt wohne, daher zumindest die Gegebenheiten kenne und sehr neugierig bin. Wie Sie wissen, werden wir diesem Poststück zustimmen. Ein großer Teil dieser Flächen sind ja bereits öffentlich zugänglich, weil das früher Pachtgrundstücke waren, deren Pacht nicht verlängert wurde, weshalb die Zäune und Gebäude in den letzten Jahren bereits abgebaut worden sind. Es ist dies sozusagen eine Erweiterung des Erholungsgebietes An der Oberen Alten Donau. Im Hinblick auf die Informationen, die ich jetzt habe, dass die Straße, die aufgelassen wurde, weil die Straße An der Oberen Alten Donau ungefähr auf der Höhe Mühlschüttelgasse 63 oder 65 in einer Sackgasse endet und dort jetzt nur Zufahrtsmöglichkeiten für Badende sind, frage ich mich, wie denn in Zukunft die Verkehrsanbindung sein wird. Nicht, dass ich jetzt für den motorisierten Individualverkehr spreche, ich glaube aber, dass dieser Park bezie- hungsweise dieses Erholungsgebiet jedenfalls sinnvolle Mobilitätsangebote braucht, denn im Moment wird diese Gegend bloß mit genau einer Buslinie angefahren. Die Busse fahren drei Mal in der Stunde, was vielleicht nicht so tragisch ist, aber am Sonntag fahren sie nicht. Das heißt: Am Wochenende, wenn es vielleicht am spannendsten ist, baden zu gehen, kann man dieses Gebiet von keinem der Verkehrsknotenpunkte, also weder von der U1-Station Kaisermühlen beziehungsweise Alte Donau noch von Floridsdorf mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Fahren Sie einmal mit der Bim mit einem Stand-up-Paddle-Brett, selbst wenn es nicht aufgeladen ist. Ich sage das jetzt ja nur, und ich plädiere auch nicht für totale Zufahrtsmöglichkeiten. Ganz im Gegenteil! Ich mei- ne aber, dass diese weiträumige Liegemöglichkeit, anders als jetzt, nicht quasi durch zwei Spuren parkender Autos vom Wasser getrennt werden soll. Und das ist derzeit der Stand der Dinge. Ich glaube, da braucht es echt viel Hirn- schmalz, um aus diesen 20.000 m², also einem wirklich großen Gebiet, eine für die Allgemeinheit gut nutzbare Erho- lungsfläche zu machen, die man auch sinnvoll erreichen kann. Das, was ich jetzt ganz spontan sage, basiert sozusagen auf der Erfahrung, die ich allein beim Beobachten der Si- tuation in den letzten drei Jahren gesammelt habe. Das Projekt selber ist sinnvoll. Zu den Kosten kann ich mich nicht genau äußern, weil aus dem Akt diesbezüglich nichts hervorgeht. Jedenfalls muss aber klar sein, dass es eine gute Zugänglichkeit braucht, damit erholungssuchende Wienerinnen und Wiener, aber natürlich auch die lokale Bevölke- rung dieses Gebiet nutzen können. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer Postnummer 27 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt durch SPÖ, NEOS und GRÜNE. Das Poststück ist daher mehrstimmig angenommen. Es liegen zwei Anträge vor. Antrag von Gemeinderäten der FPÖ und vom Klubunabhängigen, Erhaltung von Grünräumen in Wohngebieten. Wer diesem Antrag beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und Klubunabhängigem. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Antrag der GRÜNEN, Benennung des benannten Parks. Es wird die Zuweisung an den Ausschuss für Innovation, Stadtplanung und Mobilität gefordert. Wer diesem Antrag beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN. Das ist die Mehrheit, und daher ist der Antrag zugewiesen. Postnummer 28 der Tagesordnung betrifft die Digitale Agenda 2023 der Stadt Wien. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Herr Vorsitzender! Liebe Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kol- legen! Uns liegt heute die Digitale Agenda 2023 der Stadt Wien zum Beschluss vor, die als Leitlinie für die Organe der Stadt Wien sowie für die Dienststellen und Einrichtungen dient, um die Ziele zur nachhaltigen Digitalisierung in der Stadt zu definieren. Grundsätzlich ist das ein sehr wichtiges Thema, denn Digitalisierung ist - wie Sie wissen - nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern Digitalisierung ist in unserem Leben angekommen, und Digitalisierung ist etwas sehr Nützliches und Konkretes. Oft glaubt man es nicht, aber die Digitalisierung schafft auch Nähe und überwindet viele Barrieren, und das erleben wir tagtäglich. Ich darf kurz vom gestrigen Abend bei uns zu Hause berichten. Ich habe mich auf die heutige Sitzung vorbereitet und bin Anträge durchgegangen, und zur gleichen Zeit war mein Mann - der eigentlich beruflich im Ausland ist - online am Küchentisch und hat mit meinem Sohn gemeinsam für die nächste Schularbeit geübt. - Somit erleichtert die Digi- talisierung unser Leben, was in dieser Dimension vor einigen Jahren gar nicht vorstellbar war. Genau um diese Dienstleistungen, um diese Nähe, um dieses Überbrücken von Barrieren und Entfernungen geht es auch bei der Digitalisierung in unserer Stadt. Es geht jetzt nicht nur darum, im Rahmen des städtebaulichen Kon- zepts davon zu sprechen, wie die Stadt der kurzen Wege ist, sondern es ist wichtig, dass wir das auch in die Digitali- sierung hinein implementieren und auch auf diese Weise eine serviceorientierte Stadt ermöglichen. Wir sind hier auf einem guten Weg, den wir weiterverfolgen, und zwar auch mit Bedacht darauf, wie diese Weiterführung in Anbetracht der zahlreichen Herausforderungen, die auf uns zukommen, trotzdem menschlich sein kann, sodass die Menschen, die Wienerinnen und Wiener, nach wie vor in den Mittelpunkt gestellt werden und diese Entwicklung den Wienern und Wienerinnen nützlich ist und zu Gute kommt. Es zeigt sich, dass diese Technologie verbindet und viele neue Türen öffnet. Deswegen ist es auch wichtig, dass wir das Ganze jetzt in der Debatte, aber auch darüber hinaus in unserer Gesellschaft nicht nur als eine technische Innovation betrachten, sondern uns dessen bewusst sind, was wir als Gesellschaft und als Stadt davon haben und inwiefern unser Miteinander davon profitieren kann. Gerade das ist auch unser Anspruch bei der Digitalen Agenda 2023, dass dieser technologische Fortschritt aus- schließlich positive Veränderungen für alle bewirkt, dass dieser Dienst den Menschen zu Verfügung gestellt wird und wir als BewohnerInnen dieser Stadt einen konkreten Nutzen davon haben. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, zu betonen, dass wir bei der Gestaltung dieser Digitalisierung auch dem Weg des Digitalen Humanismus folgen. Dieser Digitale Humanismus ist tatsächlich eine Brücke zwischen dem technischen Fortschritt einerseits und den Bedürfnissen der Menschen andererseits. Das bedeutet, dass es unsere Aufgabe ist, diese Technologie so zu gestalten, dass sie unsere Freiheiten stärkt und nicht etwas ist, was uns ängst- lich macht. Wir dürfen nicht glauben, dass wir dadurch eingeschränkt werden oder irgendwie fremdbestimmt sind. Darum geht es nicht, sondern es geht einfach darum, dass wir dabei unterstützt werden, unsere Freiheiten, unsere Zeit und unser Miteinander besser zu gestalten. Diese Technologie baut - wie gesagt - Barrieren ab und schafft neue Möglichkeiten, und das ist ganz wichtig. Wenn ich jetzt hier darüber spreche, geht es auch um die Frage, wo angesetzt werden soll. - Ein guter Ansatz- punkt ist, dass die Wienerinnen und Wiener einen leichteren Zugang zu ihren Dokumenten und Unterlagen etwa für Antragstellungen haben. Dort wollen wir ansetzen. Es geht darum, dass die Kommunikation zwischen den Wienerin- nen und Wienern und ihrer Stadt verbessert und erleichtert wird. Wichtig ist aber auch, dass diese Digitalisierung für die Menschen ganz früh anfängt und sie in den Bereichen, in denen sie den ersten Zugang und diesen Austausch mit unserer Stadt haben, unterstützt werden, also schon im Hin- blick auf Kindergärten und die verschiedenen Schulen, etwa Mittelschulen und Sonderschulen. Diesbezüglich haben wir in der letzten Zeit ein starkes Zeichen gesetzt, indem wir zum Beispiel eine Plattform implementiert haben, von der ich damals vor 12 oder 14 Jahren sehr profitiert hätte. Mit Hilfe dieser Plattform kann man sich einen guten Überblick über das ganze Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt verschaffen, ob diese privat oder städtisch sind. Es gibt Informationen, wo sich diese Einrichtungen befinden, welche Angebote es jeweils gibt, ob Plätze frei sind, wann die Anmeldungen stattfinden, und, und, und. So kann man sich als Elternteil oder Familie gut orientieren. Auf Grund dieser Transparenz der Angebote können die Menschen gute Entscheidungen für ihre Familie treffen. In diesem Zusammenhang ist die Digitalisierung sehr hilfreich. Man kann online Termine vereinbaren und die entspre- chende Unterstützung zu der Zeit, die jeweils passt, etwa auch am Abend, in Anspruch nehmen, wenn Verpflichtun- gen entweder als Staatsbürger/Staatsbürgerin oder auch als Elternteil, et cetera wahrgenommen werden müssen. Ich werde nur auf einige der vielen Projekte eingehen, die wir umgesetzt haben. Die Digitale Agenda 2030 bildet sich sehr gut ab, und das ganze Poststück ist sehr wichtig. Die Agenda ist sehr umfangreich aufgebaut, und man kann auch sehen, welche Schritte schon gesetzt wurden, wo es eine Weiterentwicklung gibt und welche Ziele gesetzt werden. Ich möchte ein paar Projekte kurz erwähnen, weil ich sie wichtig finde und weil sie meinen Zuständigkeitsbe- reich betreffen. Zunächst nenne ich das Projekt BRISE: Worum geht es dabei? Dabei geht es darum, dass wir sämtliche Abwick- lungen in Bauprozessen, Baugenehmigungen, und, und, und von der Einreichung bis zur Abnahme der Behörde digi- talisieren, und zwar mit Hilfe des Projekts BIM und anderer technologischer Fortschritte, die uns derzeit zur Verfügung stehen. Das ist meines Erachtens ganz wichtig, weil das einerseits viele Prozesse erleichtert, andererseits aber auch eine nachhaltige Investition in die Zukunft ist, weil man immer auf diese digitalen Dokumente zurückgreifen und weiter darauf aufbauen kann. Die Menschen, die jetzt in der Baubranche tätig sind, wissen, wie mühsam es ist, zur Baube- hörde zu gehen und Konsenspläne auszuheben, sie zu digitalisieren und weiterzuentwickeln. Diesbezüglich hätten wir jetzt schon eine digitale Grundlage, auf der man weiter aufbauen kann, was unser Leben erleichtert. Aber auch im Gesundheitssektor wurden die Angebote erweitert. Die Hotline 1450 kennen die meisten von uns. Neben den Telefonberatungen, die es schon länger gegeben hat, gibt es jetzt auch Video-Calls. - Ein Beispiel: Ich habe zwei Kinder zu Hause, eines ist erkrankt und hat einen Ausschlag und Fieber. Nun stehe ich vor der Wahl: Was tun? Bringe ich das eine Kind ins Krankenhaus, und lasse ich das andere zu Hause? Bitte ich die Nachbarin, dass sie auf das andere Kind schaut? In einem solchen Fall besteht nun tatsächlich die Möglichkeit, dass man im Rahmen eines Video-Calls online eine Videoberatung bekommt, sich gute Unterstützung holt und in erster Linie einmal heraus- finden kann, welche die möglichen nächsten Schritte sind. All das sind Errungenschaften der letzten Jahre, und diese werden ganz gut angenommen. Und ich muss ehrlich sagen: Die Herausforderungen sind groß! Wir müssen handeln, wir müssen aber auch konkrete Ziele vor Augen ha- ben, und deswegen ist es wichtig, entsprechende Strategiepapiere zu erarbeiten und sich daran zu halten, weil diese eine gute Orientierungshilfe sowohl für die Verwaltung dieser Stadt und für die Politik als auch für die Bürgerinnen und Bürger sind, damit alle wissen, wie es weitergeht. Nun möchte ich noch ein Thema erwähnen, das mir persönlich wirklich ganz wichtig ist und welches wir in der Stadt als Fortschrittskoalition sehr stark verfolgen, nämlich die Förderung von Frauen in der IT-Branche. Wir alle wis- sen, dass diese Branche in Österreich noch sehr stark männlich dominiert und geprägt ist, und um diesem Ungleich- gewicht entgegenzuwirken, legen wir großen Wert darauf, in diesem Bereich Talente zu fördern und frühzeitig das Interesse von Mädchen an Digitalisierung und an Technik zu wecken. Ein herausragendes Beispiel für diesen Einsatz ist der Hedy Lamarr-Preis der Stadt Wien, der gerade heute Abend zum neunten Mal an eine österreichische Forscherin verliehen wird. Ich weiß es noch nicht und wir alle wissen noch nicht, an welche Frau er verliehen werden wird, die außergewöhnliche Leistungen im Bereich der Informations- technologie erbracht hat. Es ist dies nicht nur eine Anerkennung der wissenschaftlichen Arbeit, sondern diese Aus- zeichnungen und dieses auf die Bühne Heben dienen auch dazu, die nächste Generation zu inspirieren. Frauen, die in die IT-Branche einsteigen und ihre berufliche Laufbahn dort beginnen möchten, sollen auf diese Weise Role Mo- dels zur Verfügung gestellt werden, die es unbedingt braucht und von denen wir tatsächlich in dieser Branche, aber auch in vielen anderen technischen Bereichen, noch zu wenige haben. Weiters gibt es auch die Initiative SheDigital Wien, die ebenfalls in diese Schiene passt. Dabei geht es explizit um weibliche Role Models in der IT-Branche. Außerdem nenne ich den Digital Girls Hackathon Wien. Dabei wird Mäd- chen der Weg in die MINT-Fächer gezeigt und versucht, in diesem Zusammenhang Begeisterung zu wecken und die Motivation zu steigern. Alles in allem und zum Schluss möchte sagen, dass wir in Wien auf einem sehr guten Weg sind, die Digitalisie- rung zum Wohl der Menschen zu gestalten. Der Digitale Humanismus ist nicht nur eine Philosophie, sondern der Digitale Humanismus ist tatsächlich eine Handlungsanweisung, wie wir das zu machen haben. Das ist ein wichtiger Wegweiser für all unsere Entscheidungen, und daher dürfen wir diesen Digitalen Humanismus nicht kleinreden! Wir müssen diesen Gedanken immer wieder hervorheben, um nicht vom Weg abzukommen. Es geht darum, wirklich die Vorzüge dieser Technologisierung für uns zu nutzen, den menschlichen Aspekt aber nicht aus den Augen zu verlie- ren. Der Mensch muss dabei ganz klar weiterhin im Mittelpunkt stehen und im Mittelpunkt bleiben! (Beifall von GR Jörg Neumayer, MA sowie bei NEOS und SPÖ.) Danke, Herr Kollege! Nun noch ein kurzer Satz: Wir haben jetzt einerseits wirklich schon viel erreicht. Andererseits stehen wir erst am Anfang in Anbetracht dessen, was alles auf uns zukommt und sich schon in kleinen Schritten ankündigt. Ich glaube, es steht uns noch eine Megatransformation unserer Gesellschaft bevor. Umso wichtiger ist es, hier wirklich behutsam vorzugehen und gute und weise Entscheidungen zu treffen. - Mit dieser Zuversicht und diesem Blick in die Zukunft schließe ich heute und bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf mich zu diesem Poststück zu Wort melden, nicht zuletzt deswegen, weil wir, wie ich glaube, jetzt die ein- zige Fraktion sind, die diesem Poststück heute nicht zustimmen wird, und ich möchte hier jetzt begründen, warum. Das ist von der Entscheidung her nicht so banal, und das möchte ich kurz ein bisschen ausführen. Liebe Kollegin Arapovic! Du hat jetzt in deiner - wie ich sie bezeichnen möchte - Brandrede zum Thema Digitalisie- rung extrem viel Richtiges gesagt. Diesbezüglich sind wir weitgehend einer Meinung. Wir sehen Digitalisierung einer- seits als extreme Chance, das Leben und den Alltag zu erleichtern, zu verbessern, auch Bürokratie abzubauen und uns in dieser Richtung weiterzuentwickeln. - Dazu sozusagen ein Nebensatz: Gleichzeitig dürfen wir natürlich auf andere nicht vergessen, die vielleicht in der digitalen Kompetenz nicht so weit fortgeschritten sind, etwa auch älteres Publikum. Darauf muss man immer achten. Das quasi als Nebendetail. Natürlich: Digitale Lösungen gestalten unseren Alltag, gestalten unser Leben und sind wichtig. Es ist auch wichtig, einen Plan zu haben, wie man damit umgeht, und zwar nicht nur heute, sondern vor allem auch in der Zukunft. Es ist nämlich nicht wirklich abzuschätzen, was herauskommt, wenn man diese Entwicklungen verschläft und nicht mit- macht und nicht mitgestaltet. Man kann jetzt nicht abschätzen, welchen Einfluss das letztlich auf unsere Lebensart haben wird. Je konkreter wir uns darüber Gedanken machen, desto besser. Das ist schon mein Bogen zur Digitalen Agenda, die heute hier zur Beschlussfassung vorliegt. Die Digitale Agenda ist - wie ich jetzt einmal sage - eine Art Neuauflage eines bestehenden Strategiepapiers, das es in der Stadt zu die- sem Thema schon gegeben hat. Ich muss gestehen: Ein Punkt, der auch unsere Entscheidung beeinflusst hat, ist gewissermaßen mein gemeinderätliches Trauma mit Strategien der Stadt Wien und auch der Umgang mit solchen Papieren beziehungsweise nicht nur der Umgang, sondern nicht zuletzt auch die Formulierung von solchen Papieren und auch Strategien und dann auch tatsächlich der Output oder Nicht-Output. Ein großes Fragezeichen, das sich für mich darstellt, ist somit auch die Rolle dieser Digitalen Agenda. Wie wird sie genau aussehen, welche Einordnung erfährt sie in die Strategiepapiere und Unterlagen der Stadt Wien? Gleich im Text des Beschlusses, den ich auch mitgenommen habe, steht auch, dass sich verschiedene Strategien dieser Digita- len Agenda unterzuordnen haben. Im Hinblick darauf stelle ich mir die Frage: Welche Strategien, etwa die Smart City Strategie, der zukünftige Stadtentwicklungsplan und andere Strategien, die nicht nur in meinem Bereich, sondern auch übergeordnet in anderen Bereichen zur Anwendung kommen, werden einander irgendwann einmal quasi kon- terkarieren? Diesbezüglich braucht es aus meiner Sicht sehr wohl eine Klarstellung, welchen Stellenwert und welche hierarchische Ebene im Hinblick auf Unterordnung oder Überordnung dieses Papier einnimmt. Davon ist nämlich eigentlich nicht wirklich die Rede. Neben diesem Punkt stellt sich für mich auch ganz klar die Frage der Koordinierung. Im Beschlusstext steht auch, dass Maßnahmen veranlasst werden sollen und die Digitale Agenda regelmäßig zu evaluieren ist, et cetera, et cetera. Darauf komme ich dann noch zu sprechen. Es steht aber nicht darin, wer eigentlich konkret für die Überwachung, die Umsetzung und Koordinierung tatsächlich zuständig ist. Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist für mich doch auch ein bisschen ein Indiz dafür, dass es passieren kann, dass das Ganze eine gewisse Unübersichtlichkeit und auch eine gewisse Eigendynamik bekommt, so nach dem Motto: Jede Magistratsabteilung macht in ihrem Wirkungsbereich irgendetwas, und schlussendlich sind wir nicht davor gefeit, dass es eventuell auch Parallelstrukturen gibt, dass Dinge nicht aufeinander abgestimmt sind und für die Koordinierung vielleicht mehr Ressourcen verschwendet werden, als eigentlich notwendig ist. Ich habe das Thema Evaluierung angesprochen, und das ist ein zweiter großer Punkt neben der Hierarchie dieser Strategie. Der Vorläufer der jetzt vorliegenden Digitalen Agenda bringt auch mit sich, dass diese evaluiert werden soll. Auch die jetzt vorliegende Digitale Agenda soll künftig regelmäßig evaluiert werden. Es ist aber nicht niedergeschrie- ben, in welchen Abständen das erfolgen und wie das aussehen soll. Das heißt, auch in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Wann ist mit einer solchen Evaluierung zu rechnen? Ist der Vorläufer der jetzigen Agenda mitevaluiert worden, und ist das auch in diese Agenda miteingeflossen? Oder ist das jetzt wieder eine komplett eigene Geschich- te, ohne dass man die Inhalte der vorherigen Agenda und deren Fortschritte mitgedacht hat? Wenn ich das Thema Evaluierung anspreche, halte ich auch fest: Man kann aus meiner Sicht nur etwas evaluie- ren, wovon man weiß, ob man sozusagen das gesteckte Ziel erreicht hat oder nicht. Nur dann kann man evaluieren und die Frage stellen: Haben wir das geschafft oder nicht? Und ich habe tatsächlich auch ein Problem mit der Formu- lierung der Zielsetzungen, die in dieser Digitalen Agenda festgelegt sind, denn das sind aus meiner Sicht Ziele, die nicht messbar sind. Das ist leider etwas, was wir sehr oft bei vielen Strategien der Stadt Wien finden, dass pauschale Worthülsen als Ziele definiert werden und dann kein Mensch im Nachhinein weiß, ob wir diese Ziele erreicht haben oder nicht, wodurch eine Evaluierung sehr schwierig ist. Einen letzten Punkt möchte ich noch ansprechen, weil mich das tatsächlich erneut verärgert hat. Es handelt sich dabei um Punkt 7 der Beschlussfassung, den ich kurz zitieren möchte "Um die Umsetzung der Digitalen Agenda 2030 zu gewährleisten, wird der Magistrat beauftragt, diese in geeigneter Form zu veröffentlichen, deren Inhalte zu verbrei- ten und Ziele und Anliegen der Wirtschaft näher zu bringen." Das sollen wir erst heute beschließen. Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist jetzt aber der zweite Fall binnen kurzer Zeit, dass diese Digitale Agenda bereits online abrufbar ist und auch die Ziele und Inhalte, die wir heute hier erst beschließen sollen, schon online via Website ver- fügbar sind. Im Hinblick darauf stellt sich für mich als Mitglied der Opposition in der Tat die Frage: Wozu sitzen wir dann eigentlich hier in Gremien, nehmen an Sitzungen teil und stellen uns der politischen Auseinandersetzung und Debatte, wenn diese Dinge in Wahrheit schon online sind? Das lässt in mir ganz einfach die Assoziation sprießen, dass es der Regierung eh wurscht ist, ob die Opposition zustimmt oder nicht, weil Sie eh die Mehrheit haben. Sie sind überzeugt: Durchgehen wird es, eine Mehrheit gibt es. Und alles andere ist egal. Erst kürzlich wurde im gleichen Ressort ohne Beschluss bereits mit dem Bau eines Radwegs angefangen, und jetzt wurde wiederum ein Poststück, das zur Beschlussfassung vorliegt, in Wahrheit schon offiziell im Internet veröf- fentlicht. Die erwähnten drei Punkte haben uns dazu bewogen, heute dieser Digitalen Agenda nicht zuzustimmen, wenn- gleich wir inhaltlich viele Punkte sehen, die wir begrüßen. Ich formuliere es jetzt einmal so: Der Umgang mit der Op- position stimmt mich leider nicht sehr positiv, um hier heute mitzugehen und das mitabzufeiern. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Neumayer. Ich erteile es ihm. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Möglichkeit, an einem Tag wie heute, an dem wir zehn Jahre DigitalCity.Wien feiern, hier über die Digitale Agenda Wiens zu sprechen. Ich möchte noch, nachdem die Bälle in Richtung Weltpolitik schon aufgeworfen sind, kurz den Einstieg zur Frage des Digitalen Humanismus wagen. Diesbezüglich haben wir nämlich wirklich eine Gemeinsamkeit zwischen ganz vielen Parteien in unserem Rathaus, und das freut mich, denn wir befinden uns in der Stadt des Digitalen Humanis- mus. Viele von Ihnen wissen es. Die Initiative geht seit vielen Jahren von der TU aus, und somit besteht die Möglich- keit, hier endlich Weltpolitik zu prägen, und das meine ich vollkommen ernst. Worum geht es? Es gibt zwei große Modelle weltweit. Laut dem US-amerikanischen Modell soll alles, was geht, mit Digitalisierung und mit KI gemacht werden, und das soll auch umgesetzt werden. Das soll die Wirtschaft umsetzen, und das soll vermarktbar sein. Wir sehen hier allerdings recht selten, dass die Mehrheit der Bevölkerung davon profitiert. Auf der anderen Seite gibt es ein asiatisches, vor allem chinesisches Modell, bei dem es sehr viel um soziale Kontrolle in der Frage geht, wie man Digitalisierung und KI-Anwendungen nutzt. Im Hinblick darauf macht es uns besonders stolz, wenn wir in unserer Stadt seit vielen Jahren diesen Begriff des Digitalen Humanismus prägen, und zwar, wie Kollegin Arapovic schon gesagt hat, nicht nur als Philosophie, sondern wirklich als Handlungsanweisung. Und in diesem Geist funktioniert auch die DigitalCity, in diesem Geist funktionieren die Digital Days, und in diesem Geist wird in unserer Stadt real gefördert und werden Unternehmerinnen und Unter- nehmer dabei unterstützt, Anwendungen zu finden, die für Menschen da sind. Ich glaube, darauf können wir wirklich extrem stolz sein! Ich meine, diese Gemeinsamkeit müssen wir uns auch bei notwendigen Debatten über die Art und Weise, wie wir diese Prozesse führen, immer in den Sinn rufen. Ich sehe, dass wir seit einigen Jahren einen sehr dynamischen Prozess in der Frage der Strategiefindung und der Strategien gerade im Digitalisierungsbereich verfol- gen, und ich glaube, das ist sehr clever. Wir wissen, wie schnelllebig derzeit die Digitalisierung vonstattengeht. Wir wissen, wie schnelllebig KI- Anwendungen in den letzten zwei Jahren unser gesamtes Tun verändert haben. Und in diesem Zusammenhang möchte ich zwei Fragen klar beantworten. Bei der ersten Frage geht es darum, wer denn dafür zuständig ist, die Maßnahmen zu koordinieren und zu einer Umsetzung beizutragen. Und darum freue ich mich auch, dass der Stellver- tretende Magistratsdirektor heute da ist. Es ist nämlich die Magistratsdirektion, und das ist auch der Grund, warum sie diesen Antrag formuliert hat. Zweitens darf ich noch etwas im Hinblick auf die Frage der Unterordnung der Strategien klarstellen. Es ist relativ simpel: Wir haben die Smart City Strategie, ein Teil davon ist die Digitale Agenda, und diese besteht aus mehreren Teilstrategien, die auch immer wieder verabschiedet werden. Es gibt dabei unterschiedliche Aspekte: Die Digitale Agenda ist ganz einfach die Bürgerbeteiligungsplattform unter den Digitalisierungsstrategien. In der letzten Version waren über 250 Stakeholder aus diversen Bereichen, Wissen- schaft, Forschung, Wirtschaft sowie zivilgesellschaftliche Initiativen, involviert, die Hunderte von Ideen eingebracht haben, was gemeinsam zu dem Ergebnis geführt hat, das heute vorliegt. Darüber hinaus haben wir seit 2018 eine IoT-Strategie, seit 2019 die Data Excellence Strategie, weiters Strategien zu diversen Applikationen, eine Strategie betreffend Digitalisierung des Gesundheitswesens sowie eine IKT-Strategie und eine Personalstrategie, eine Informationssicherheitsstrategie, eine Sourcing-Strategie, die digitale Bildungsstrate- gie, eine KI-Strategie, eine Cloud-Strategie. Viele dieser Strategien haben wir hier diskutiert, andere wurden im Ma- gistrat diskutiert und im Magistrat verabschiedet. Manche haben eine Governance, andere benötigen diese nicht. Manche haben Beiräte, andere benötigen diese nicht. Und genau darum geht es in diesem - wie ich ihn sehe - dyna- mischen Prozess. Man muss sich, glaube ich, immer anschauen, für welche Strategie und für welches Vorhaben man welche Maßnahmen einsetzt. Abschließend möchte ich noch etwas hier ansprechen, was heute in der Früh bei den Digital Days gesagt worden ist, weil ich das unheimlich schön gefunden habe und das ein bisschen zeigt, dass diese Stadt extrem dynamisch ist und dynamische Politik macht. Ein Kollege, ein Gründungsmitglied der DigitalCity, hat im Rahmen der Digital Days im Technischen Museum heute in der Früh auf der Bühne gesagt: "Vor zehn Jahren hätten wir nicht geglaubt, dass die Stadt Wien so mutig ist. Vor zehn Jahren hätten wir nicht geglaubt, dass die Wiener Stadtpolitik so mutig ist." - Sehr geehrte Damen und Herren! Das zeigt mir: Ja, wir gehen hier teilweise neue Wege. Das ist ein sehr dynamischer Prozess, und es gibt ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Aber es ist großes Kino, dass so viele Menschen in den letzten zehn Jahren hier mitgearbeitet haben. Und ich glaube, darauf können wir stolz sein. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) In diesem Sinne möchte ich mich bei unserer Amtsführenden Stadträtin Ulli Sima bedanken, die genau diese Of- fenheit in der Frage der Digitalisierung und der strategischen Umsetzung lebt. Ich möchte mich bei Herrn Mag. Wolf- gang Müller persönlich bedanken, der ganz intensiv dahinter ist und hinter all diesen Prozessen steht und auch in Person Teil davon ist. Weiters bedanke ich mich bei unserem CIO Klemens Himpele und bei der DigitalCity.Wien. Happy Birthday! Es sind jetzt schon zehn Jahre! Ich bedanke mich auch bei den Umsetzerinnen und Umsetzern einer Urban Innovation und vielen Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Stadt und außerhalb der Stadt. - Ich danke Ihnen vielmals. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Somit kommen wir zu Abstimmung. Wer der Post 28 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. Die Zu- stimmung erfolgt von SPÖ, NEOS, GRÜNEN, FPÖ und GR Kieslich, somit mehrstimmig angenommen. Es liegt ein Antrag vom Klub der GRÜNEN vor, Mehrsprachigkeit im Fokus der Digitalen Agenda 2030. Wer die- sem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Der Antrag wird von den Antragsstellern, also den GRÜNEN, unterstützt. Das ist die Minderheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Postnummer 29 der Tagesordnung betrifft eine Genehmigung der Förderrichtlinie "Kleinvorhaben für Klima und Umwelt" sowie eines Rahmenbetrages für dieses Förderprogramm für die Jahre 2025 bis 2027. Ich bitte den Bericht- erstatter GR Mag. Spitzer, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet hat sich Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstat- ter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich kann meine Wortmeldung relativ kurz machen. Der Grund unserer Ablehnung hat in erster Linie oppositionelle Gründe. Was ist der Inhalt beziehungsweise die grundsätzliche Idee des vorliegenden Poststückes? Es gibt seit ge- raumer Zeit einen Topf für Kleinförderbeträge, die seitens der Stadt ohne zusätzlichen Beschluss durch den Gemein- derat nach gewissen Kriterien und Rahmenbedingungen vergeben werden können. Und ich kann mir persönlich sehr gut vorstellen, dass das im Hinblick auf die Bürokratie und den Servicegedanken gegenüber Kleinvorhaben oder auch Vereinen, die von den Beträgen her in einem überschaubaren Rahmen anfragen, eine gute Möglichkeit ist, das zu handhaben und auch gut abzuwickeln. Gleichzeitig muss ich dieses Vorhaben natürlich auch in meiner Rolle als Mitglied der Opposition bewerten, und das ist ganz klar der Punkt, warum wir hier nicht zustimmen können. Wenn nämlich Steuergeld künftig ohne politische Willensbildung oder auch ohne politische Kontrollmöglichkeiten vergeben wird, dann ist das natürlich in gewisser Hinsicht problematisch. Und wenn wir erst im Nachhinein anhand des Berichts sehen, welche Ausgaben und welche Zuschläge es an die Förderwerber gegeben hat, dann ist das aus meiner Sicht im Hinblick auf die Kontrollfunktion nicht ausreichend. Das ist der Grund, warum wir heute diesem Kleinfördertopf nicht zustimmen können, weil uns als Opposition eben die unmittelbare Kontrollmöglichkeit fehlt. -Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Mag. Auer-Stüger. Ich erteile es ihm. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann es genauso kurz machen wie Kollegin Olischar. Ich finde es sehr schade, dass die Opposition bezie- hungsweise zumindest die ÖVP und die FPÖ, die GRÜNEN glaube ich stimmen eh zu, dagegen sind, weil damit der MA 22 beziehungsweise den Kolleginnen und Kollegen dort ein sehr tolles Instrument verweigert werden würde. Ich sage, würde, denn drei Fraktionen werden diesem Vorhaben zustimmen, und damit wird ein sehr erfolgreiches In- strumentarium der letzten drei Jahre für die nächsten drei Jahre verlängert. Inhaltlich hast du bereits treffend be- schrieben, warum wir das sehr gut finden. In den letzten drei Jahren hat sich schon gezeigt, dass das ein Service für Einzelpersonen und für gemeinnützige juristische Personen beziehungsweise gemeinnützige Vereine ist, um ganz schnell niederschwellig sehr wichtige Projekte im Klima- und Umweltbereich zu realisieren. Es werden maximal 10.000 EUR pro Projekt vergeben. Natürlich muss es einen Wien-Bezug und einen Klima- und Umweltbezug geben, und das ist ja wohl auch der Fall. Man kann sich das dann im Förderbericht der Stadt Wien anschauen, darin ist ausgewiesen, was jeweils gefördert wurde. Ich halte das für ein extrem großes Service, weil wir alle davon profitieren. Wir sagen, dass es beim Klima- und Umweltschutz nicht nur darum geht, in der Politik für die Verwaltung die richtigen Instrumente zu beschließen und das notwendige Geld dafür zur Verfügung zu stellen, sondern dass wir auch all unsere Projekte gemeinsam mit der Zivil- gesellschaft umsetzen wollen und müssen. Nur so ist die große Transition, die vor uns steht, bewältigbar. Nur so können und wollen wir unser Wien verändern. Das ist ein weiterer Baustein in dieser großen grünen Transformation, und daher ersuche ich alle, noch einmal darüber nachzudenken und diesem Geschäftsakt zuzustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wer Postnummer 29 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS und den GRÜNEN, somit mehrstimmig angenommen. Es liegt ein Antrag der FPÖ vor, Senkung der Energie- und Netzpreise für Konsumenten. Sofortige Abstimmung wird beantragt. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung erfolgt bei der FPÖ und beim Klubunab- hängigen. Das ist die Minderheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Zu Postnummer 30 der Tagesordnung betreffend eine Erweiterung der sachlichen Genehmigung für die Errichtung eines Mistplatzes in Wien 16., Kendlerstraße 40 liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wer Postnummer 30 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN. Das ist die Mehrheit, daher mehrheitlich angenommen. Postnummer 32 betrifft den Bericht über die im 1. Halbjahr des Jahres 2024 abschließend behandelten Petitionen. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Schober, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Schober: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Kieslich. Ich ertei- le es ihm. GR Wolfgang Kieslich (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Lieber Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wir beraten heute über den Petitionsbericht des 1. Halbjahres 2024, der wie immer gut aufbereitet ist und natürlich auch unsere Zustimmung finden wird. Wenn man sich diesen durchschaut, sieht man, dass die eingebrachten Petitio- nen thematisch einen auf alle Geschäftsgruppen verteilten Querschnitt darstellen, aber doch mit einem massiven Schwerpunkt auf die Geschäftsgruppe Innovation, Stadtplanung und Mobilität, was vielleicht doch den Rückschluss zulässt, dass nicht alle Handlungen oder Projekte der Frau StRin Sima nur Anklang finden. Aber dazu kommen wir später noch. Insgesamt wurden im 1. Halbjahr 18 Petitionen abgeschlossen, das sind in etwa so viele wie in den Halbjahren zuvor. Ich möchte mich auf diesem Wege auch gleich bei unserer Vorsitzenden, Kollegin Mautz, sehr herzlich für ihre umsichtige und auch feinfühlige Vorsitzführung bedanken. Sie geht einerseits auf die Petenten immer sehr vorbildlich ein, geht aber andererseits auch sehr offen mit uns Oppositionsfraktionen um. Es wird sehr offen und gut kommuni- ziert, was nicht in jedem Ausschuss immer der Fall ist. Man fühlt sich auch als Freiheitlicher in dem Ausschuss wohl, und ich glaube, alle fühlen sich in dem Ausschuss wohl, es ist dies quasi eine gute Mischung über alle Fraktionen hinweg. Mir ist auch aufgefallen, dass du dich nicht davor scheust, die eigenen Fraktionskollegen hin und wieder einzu- bremsen, wenn sie versuchen, zu Verteidigungsmonologen anzusetzen, um so die Redezeit der Petenten zu kürzen. Auch dafür ein großes Lob. Daher meine Bitte für uns alle im Petitionsausschuss: Mach weiter so, Andrea! Ich glaube, dir gebührt ein großer Applaus. (Allgemeiner Beifall.) Ich muss aber auch noch ein wenig Kritik üben, denn - (in Richtung des hinter den Sitzreihen der Abgeordneten stehenden Stellvertretenden Magistratsdirektor Mag. Wolfgang Müller, MBA), Servus, Herr Stellvertretender Magist- ratsdirektor, auch ein Simmeringer, grüß dich - es gibt einen roten Faden, der sich durch die Petitionen oder deren Abschlüsse zieht. Wenn es um harmlose Sachen geht, wie zum Beispiel ein bisschen Begrünung in der Seestadt, et cetera, dann ist das alles kein Problem, dann wird das ohne Weiteres umgesetzt. Geht es aber, und da sind wir wie- der bei der Geschäftsgruppe der Frau StRin Sima, um so richtig rote Prestigeprojekte, da fällt mir jetzt der 12er ein, die Straßenbahn, oder die Verlängerung vom 18er, lässt man die Petenten mehr oder weniger abblitzen oder dumm sterben. Da gibt es dann Empfehlungen, die einem Sermon gleichen: Der 18er muss verlängert werden, das ist kli- mapolitische Zielsetzung, daran kann nicht gerüttelt werden, oder, die Planung vom neuen 12er ist eh so super, da gibt es nichts Besseres, der kommt. Da können so viele Petitionen dagegen eingereicht werden, wie man nur will, es bringt nichts. Detto bei der Petition gegen Flächenversiegelung in Simmering. Da hat es dann zum Abschluss eine Empfehlung an die Frau StRin Sima gegeben, dass sich die neuen Wohnquartiere, die geschaffen werden, ins beste- hende Ortsbild einfügen sollen, der Erhalt und die Schaffung von Grünraum sichergestellt und die Bevölkerung in den Planungsprozess eingebunden und informiert wird. - Also, Mitsprache gibt es keine, der Bevölkerung wird dann mitge- teilt, welche Wohnbunker dort errichtet werden. Summa summarum, für uns Freiheitliche ein bisschen zu wenig, auch für die Bevölkerung, denn gerade in Simme- ring, in dem Bereich, wo es schon die Petition von Paul Stadler gegeben hat, ist jetzt schon die nächste Petition am Start. Sie ist schon zugelassen, hat schon die notwendigen Unterschriften, nämlich der Erlebnisbauernhof am Weich- seltalweg. Den gibt es seit mittlerweile 25 Jahren und der soll jetzt für ein Wohnbauprojekt weichen, und zwar relativ schnell, innerhalb der nächsten 3 Jahre. Da gibt es Therapien mit PsychologInnen und Tieren für traumatisierte Kin- der, et cetera. Das Ferienspiel hat teilgenommen, Kindergärten, Schulklassen. Alle waren froh, dass es diesen Erleb- nisbauernhof gibt, und jetzt soll er einem Wohnbau weichen. Ich darf zum Abschluss einladen, schaut euch vielleicht einmal wirklich alle an - nicht nur die Mitglieder des Petiti- onsausschusses, sondern alle Mitglieder des Wiener Gemeinderates -, um was es da geht. Unterstützt vielleicht die Petition gleich online oder schaut euch diesen Erlebnisbauernhof einmal vor Ort an. In diesem Sinne, ich glaube, der Herr Berichterstatter ist zufrieden mit mir, ich habe nicht zu lange gesprochen. Ich wünsche einen schönen Nachmittag. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Auch der Herr Vorsitzende ist zufrieden, danke, Kollege Kieslich. Als Nächster ist GR Weber am Wort. Ich erteile es ihm. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werter Herr Stadtrat! Ich freue mich, dass wir heute die Möglichkeit haben, den aktuellen Petitionshalbjahresbericht zu besprechen. Die Petitionen, die in dem Bericht gelistet sind, zeigen sehr schön die Vielfalt aus den unterschiedlichen Themengebieten, die mit Petitionen an die Politik herangetragen werden. Ich sage immer, wenn ich über den Petitionshalbjahresbericht spreche - so heißt das mittlerweile -, erstens einmal ein großes Dankeschön an die Kolleginnen und Kollegen der MA 62, nicht nur für die hervorragende serviceorientierte Betreuung der Menschen, die Petitionen einreichen, sondern auch für die hervorragende Begleitung des Petitionsausschusses und für ihr serviceorientiertes Arbeiten. Ich finde, dass sie einen ganz wesentlichen Beitrag leisten, dass das Petitionswesen in Wien ein Erfolg ist. Und dafür möchte ich Ihnen aus der Politik meinen Dank aussprechen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich möchte auch den Mitgliedern des Petitionsausschusses meinen Dank für unser gutes Tun aussprechen. Manchmal merkt man, dass ein Wahltermin näherrückt, dann wird die Stimmung ein bisschen anders, aber im We- sentlichen schaffen wir es ganz gut, ein gutes Miteinander im Petitionsausschuss zu haben. Und natürlich ein großes Dankeschön, liebe Andrea Mautz, für deine Vorsitzführung. Du weißt, wie wunderbar ich das finde, mit dir in diesem Ausschuss arbeiten zu können. Und das Lob meines Vorredners - und ich glaube, auch das meiner Nachredner - möchte ich auch noch einmal an der Stelle unterstreichen, es macht Spaß, ich hoffe auf viele weitere Jahre gemein- samer Petitionsausschuss. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Persönlich finde ich den Petitionsausschuss auch deshalb interessant, weil man erstens einmal viele Themen und viele unterschiedliche Aspekte unserer Wiener Stadt kennen lernt, aber vor allem auch, dass man die Möglichkeit hat, Wien geographisch kennen zu lernen. Ich mache das immer sehr gerne, dass ich dann tatsächlich an die Orte gehe, die Gegenstand von Petitionen sind, und versuche dann, mir dort das Ganze aus unterschiedlichen Blickwinkeln an- zuschauen, und nicht nur aus den Unterlagen, die mir im Petitionsausschuss vorliegen. Und ja, am Ende einer jeden Petition steht eine Empfehlung. Das ist manchmal eine Empfehlung, die im Sinne der Menschen ausgesprochen wird, die dieses Anliegen an uns herangetragen haben, manchmal aber auch nicht. Und das ist, und da möchte ich meinem Vorredner widersprechen, kein Drüberfahren, oder das ist kein, da haben wir jetzt fünf Petitionen eingebracht und das hat auch nichts bewirkt, am Ende ist es ein Abwägen der Politik, am Ende ist es ein Entscheiden der Politik, aber, wichtig, am Ende ist es das Ergebnis eines langen Prozesses, der jede Petition, unabhängig davon, wie viele Unterschriften sie hat, gleich behandelt. Das halte ich für eine wichtigen und auch für einen richtigen Ansatz. Und der Petitionsausschuss ist vor allem eines, er ist immer ein Ort des Austausches der Politik und der Bürgerin- nen und Bürger. Wir haben im Petitionsausschuss 18 Petitionen behandelt, 16 davon sind online über die elektroni- sche Petitionsplattform eingebracht worden. Es hat 141 Stellungnahmen gegeben. Interessant ist, 67 davon, also fast die Hälfte der Stellungnahmen, haben wir aus der Ebene der Bezirke eingeholt, nämlich entweder von den einzelnen Fraktionen oder von den einzelnen Bezirksvorstehungen. Also fast 50 Prozent, ich glaube, das unterstreicht sehr schön den Versuch oder auch die Wichtigkeit, Petitionen nicht nur mit unserem Tun im Rathaus gut zu verweben und zu vernetzen, sondern auch mit der Ebene, wo Politik am direktesten wirkt, nämlich der Ebene der Bezirke. Und mir persönlich in meinem Tun im Petitionsausschuss helfen die unterschiedlichen Stellungnahmen aus den einzelnen Fraktionen der Bezirke immer sehr, weil sie einen schönen 360 Grad Blick auf die jeweilige Petition machen. Ich möchte ganz kurz exemplarisch ein paar Petitionen herausnehmen. Der ganze Bericht ist öffentlich verfügbar, den kann man sich anschauen und ins Detail gehen, es sind auch alle Videos von den einzelnen Petitionsvorstellun- gen verfügbar. Ich habe mir die Petition "Für ein lebendiges Nachtleben in Wien" mit den Clubs und mit den Musik- spielstätten mitgenommen. Die Petition hatte die stärker werdenden Konflikte zum Thema, die es in einer wachsen- den Stadt wie Wien gibt, Stichwort: Lärmbeschwerden, Stichwort: Arena, immer dann, wenn Wohngegenden an Mu- sikstätten heranrücken. Zu diesem Thema haben wir ja als Stadt auch mit einer neuen Anlage in der Arena investiert, aber die Petition hat hier was ganz Interessantes zum Thema gehabt, nämlich dieses "Agent of Change"-Prinzip ge- fordert, nämlich dass Bauprojekte, die in die Nähe von bestehenden Kulturinstitutionen rücken, dann auch diejenigen sind, die für den nötigen Lärmschutz sorgen müssen. Wir haben als Petitionsausschuss empfohlen, hier so einen Lärmschutzfonds zu prüfen, um die Wiener Club- und Musikszene besser zu schützen. Und zukünftig - das hat jetzt weniger mit der Petition zu tun, aber ist auch schön, dass man das auch damit verknüpfen kann - werden ja auch die historischen Eventlocations besser geschützt werden, sodass der Betrieb auch, wenn Wohnbebauung heranrückt, weiterhin geschützt wird. "Bäume statt Poller" war eine großartig innovative Petition, bei der es darum gegangen ist, bei Kreuzungen, die mit klassischen Pollern ausgestattet sind, diese durch Bäume zu ersetzen, um erstens einmal ... (GRin Dipl.-Ing. Elisa- beth Olischar, BSc: Dazu habe ich schon fünf Anträge eingebracht, die alle abgelehnt worden sind!) Und finden Sie die Petition super? Also, ich finde ... (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Natürlich!) Dann teilen wir ja die Be- geisterung für das Thema Bäume statt Poller, das finde ich gut. Wir haben als Petitionsausschuss auch empfohlen, hier die alternativen Begrünungsmaßnahmen in Kreuzungsbereichen zu prüfen. Für mich zeigt die Petition sehr schön, wie kreativ und unterschiedlich der Zugang von Menschen ist beziehungsweise wie kreativ und engagiert bei diesem Thema an Lösungen herangegangen wird. "Sieveringer Straße: Tempo 30" war auch eine Petition, die sich mit dem Thema Verkehrssicherheit beschäftigt, Geschwindigkeitsreduktion, um Unfälle zu vermeiden, Maßnahmen zur Verkehrssicherheit in der Sieveringer Straße, wo wir als Petitionsausschuss auch den Bezirksvorsteher aufgefordert haben, entsprechende Maßnahmen zu ergrei- fen. Ein schönes Beispiel für eine Petition ist auch die "Fahrradstraße 16/17", wo es darum geht, Schulwege mit einer sicheren Fahrradstraße abzusichern. Die Petition finde ich deshalb spannend, denn als wir im Petitionsausschuss darüber geredet haben, hat es zeitgleich auf Bezirksebene schon die entsprechenden Beschlüsse gegeben. Es hat sozusagen die Petitionen etwas ausgelöst, was schon gut in die Politik eingewebt und eingeführt war, daher hat es von unserer Seite gar keine weiteren Maßnahmen im Petitionsausschuss gebraucht, da das Thema ja sowieso schon unterwegs ist. Ich habe auch eine Petition stellvertretend für Petitionen mitgenommen, wo wir uns als Petitionsausschuss nicht dem Anliegen der Petitionswerberinnen und Petitionswerbern anschließen. Es ist die Petition "NEIN zur Umkehr- schleife Handelskai". Das war ein recht kontrovers diskutiertes Thema, wo sich eine Bürgerinitiative gegen die Ver- längerung der Straßenbahnlinie 18 ausgesprochen hat. Hier standen sich sehr unterschiedliche Interessen gegen- über, einerseits der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, andererseits die Sorgen der Anrainerinnen und Anrainer hin- sichtlich Lärm und Lebensqualität. Wir haben uns hier als Petitionsausschuss mehrheitlich klar für den Ausbau der Linie 18 entschieden, da dieser den verkehrspolitischen und klimapolitischen Zielen, die wir uns gesetzt haben, ent- spricht. Das ist, wie gesagt, kein Drüberfahren, sondern das Ende eines langen Prozesses, wo am Ende dann halt eine Empfehlung aus dem Petitionsausschuss ausgesprochen wird. Die Petitionen, die ich genannt habe, zeigen, glaube ich, recht schön die Vielfältigkeit der Themen, die an die Poli- tik herangetragen werden. Jede einzelne Petition, egal, was sie zum Inhalt hat, steht für das Engagement von Men- schen, steht für das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. Und ich möchte zum Abschluss wie immer Men- schen auch auffordern: Nutzen Sie den Petitionsausschuss, nutzen Sie die Möglichkeit, Ihr Anliegen mit 500 Unter- schriften an die Politik heranzutragen. Sobald Sie 500 Unterschriften haben, sehen wir uns im Petitionsausschuss. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. Ich erteile es ihr. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr ge- ehrte ZuseherInnen auf der Galerie und hoffentlich auch vor den Bildschirmen! Die Bandbreite der Petitionen in diesem Halbjahresbericht hat Kollege Weber ja schon sehr deutlich aufgeschlüs- selt. Ich werde auch noch einige Gedanken hinzufügen. Dem Dank an die Vorsitzführung werde ich mich natürlich mit ganzem Herzen anschließen, das weiß Kollegin Mautz sowieso, dass wir da sehr eng und auch fraktionsübergreifend zusammenarbeiten können. Kollege Kieslich hat schon darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Themen der Petitionen Bauprojekte, Stadt- entwicklungsprojekte oder Mobilität betreffen. Er meint, dass der Rückschluss ist, nicht alle Projekte finden Anklang. Ja, eh. Ich würde sagen, es ist deswegen hauptsächlich aus diesen Bereichen, weil das quasi die umgesetzte, die gebaute Umgebung in der Stadt manifestiert, die Menschen daher direkt betroffen sind und deswegen dazu Petitionen einbringen. Wir sind froh, dass sie die Möglichkeit dazu haben. Interessant finde ich eine Entwicklung im Bereich der Mobilität, wo wir immer stärker Petitionen mit Anliegen bekommen, die sich auf Verkehrsberuhigung beziehen, in welcher Form auch immer. Die einen wollen Tempo 30, die anderen wollen eine Wohnstraße, es gibt Wünsche nach Begegnungszonen. Aber das Überthema ist im Großen und Ganzen Verkehrsberuhigung. Aus Sicherheitsgründen für die Schulwege, wie bei der Fahrradstraße Seeböckgasse, Geblergasse, oder zur Senkung des Verkehrslärms, wie bei der Franzensgasse oder eben in der Sieveringer Straße, wo es auch Engstellen gibt und dort aus Sicherheits- gründen wirklich darauf geachtet werden sollte, prinzipiell langsamer zu fahren oder aber auch andere Verkehrsrege- lungen zu finden. Interessant, und das hat auch der Kollege Weber schon hervorgehoben, sind die Petitionen gegen eine Neuerrich- tung oder Verlängerung einer Straßenbahnlinie. Wir sind in Wien mit einem wirklich guten Netz an Straßenbahnen, an öffentlichen Verkehrsmitteln ausgestattet. Wer in anderen Städten in Österreich oder auch anderen Städten in Europa mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, kann da den Unterscheid erkennen. Und in einer Stadt brauchen wir die Straßenbahn, weil mit diesem Verkehrsmittel so viele Personen transportiert werden können. Die Straßenbahn wird als Verkehrsmittel nur von der U-Bahn übertroffen, aber die Straßenbahn ist in der Frage des Einsatzes der Geldmittel eines der besten Verkehrsinstrumente einer Stadt. Deswegen hat es mich sehr verwundert - das muss ich jetzt per- sönlich sagen, aus meinem Zugang -, dass es da so viele Proteste gegen diesen Neubau von zwei Straßenbahnlinien gibt. Jetzt habe ich unterschiedliche Thesen dazu. Bei der Linie 18 hat es mich am meisten überrascht, weil das bereits über viele Jahre ein sehr langer Planungsprozess war. Da habe ich das Gefühl, dass in diesem Prozess tatsächlich der Politik ein Fehler bei der Vermittlung passiert ist. Also bei so einem großen Projekt, das tatsächlich einen Naher- holungsraum durchquert - man kann es auch als durchschneidet empfinden -, hätte es mehr Werben für diese politi- sche Maßnahme gebraucht, mehr Werben um ein Verständnis für diese Linienverlängerung, denn dass sie sinnvoll ist, lässt sich aus meiner Sicht nicht in Abrede stellen. Keine andere Verkehrsform, auch nicht ein Ersatz mit Bussen würde es ermöglichen, den 2. und den 3. Bezirk, die U2 und die U3, Schlachthausgasse und Stadion miteinander zu verbinden, und ebenso die neu entwickelten Stadtteile rund um das Stadion. Da war ein ganz starker Widerstand zu spüren, und ich glaube, dass mindestens die Hälfte des Widerstandes durch gute Information abzufedern gewesen wäre. Die Hälfte der Bedenken, die Hälfte der Ängste wäre damit abzufedern gewesen. Und es tut mir leid, weil ich immer noch glaube, dass das ein sehr notwendiges verkehrspolitisches Projekt ist. (Beifall bei den GRÜNEN.) Bei der Linie 12 ist es eine Spur anders. Da glaube ich, dass die meisten AnrainerInnen sehr wohl wissen, dass ihnen die Neuerrichtung dieser Straßenbahnlinie vor allem entlang der Vorgartenstraße etwas nützt. Da war es sozu- sagen deutlich, dass der Widerstand gegen diese Planung, die auch schon lang vorhanden ist, die auch schon lang vermittelt worden ist, hauptsächlich aus einem Gebiet kommt, in dem gerade ein Neubau entstanden ist, dessen Be- wohner von dieser Tatsache sozusagen überrascht waren, weil sie in die ganzen Informationen davor nicht eingebun- den waren. Also auch da sieht man, wie wichtig es ist, Politik, die man umsetzt, auch zu erklären, und immer wieder zu erklären, weil man damit nicht nur für Verständnis, sondern auch für Zustimmung werben kann. Ich möchte diesen Tagesordnungspunkt aber auch für einen Gedanken oder eine Befürchtung nützen. Ich nenne das jetzt im Großen und Ganzen: politische Vereinnahmung von Petitionen oder von Anliegen von AnrainerInnen. Wir haben am Anfang des heutigen Tages zu einem anderen Tagesordnungspunkt einen Antrag gehabt, zu einem Wand- bild. Die Kollegin Janoch hat gut begründet, warum sie den Antrag eingebracht haben und in einem Nebensatz er- wähnt, dass es dazu eine laufende Petition gibt. Und bei allem Respekt vor diesem Anliegen - wir haben dem Antrag auch zugestimmt - finde ich es aber trotzdem bedenklich, dass nach Aufnahme einer Petition mit genau diesem Ziel, nämlich dieses Wandgemälde von dieser Hausmauer zu entfernen, eine Partei quasi einen gleichlautenden Antrag bringt. Und es ist genau so, wie ich es schildere, es ist allenfalls der Wortlaut der Petitionsbegründung ein leicht ande- rer Wortlaut als bei der Antragsbegründung. Ziel ist, dieses Wandgemälde von diesem Künstler soll weg. Das ist et- was, was mich erstaunt hat, denn wir haben die Petition in Behandlung genommen, in nicht einmal 14 Tagen werden die PetitionswerberInnen ihr Anliegen erläutern, und danach werden wir eine hoffentlich sinnvolle Empfehlung mit, aus meiner Sicht, jetzt möglichst diesem Ziel finden. Und wahrscheinlich werden sie auch damit zufrieden sein - hoffe ich halt -, mit dem Weg, den wir finden. Das ist eine Form der politischen Vereinnahmung, ich empfinde es so, Sie viel- leicht nicht. Es gibt dann noch eine Form der politischen Vereinnahmung. Wir haben sehr lang darüber gesprochen und spre- chen immer wieder darüber, ob Politikerinnen oder Politiker Petitionen einbringen sollen. PolitikerInnen haben über ihre Fraktionen - egal, ob in der Bezirksvertretungssitzung oder hier im Gemeinderat - einen vollkommen anderen und daher auch privilegierten Zugang, ihre Anliegen einzubringen. Das haben Bürgerinnen und Bürger nicht. Wir haben hier einen Antrag, aber im letzten Halbjahr auch eine Petition gehabt, eingebracht von Bezirksvorstehern oder ehema- ligen Bezirksvorstehern, die aus meiner Sicht, selbst wenn sie nicht mehr aktive Politiker sind, natürlich die Möglich- keit haben, über ihre Fraktionen und ihre Parteien ihre Anliegen zu unterstützen. Ich empfinde diese Form der Petiti- onseinbringung eigentlich nur mehr als politisches Marketing und das ist - es tut mir leid, dass ich das so harsch aus- drücke - ein Missbrauch des Instrumentes Petitionsrecht. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vieles in der Politik funktioniert, weil wir uns was ausmachen, und nicht, weil es irgendwo gesetzlich vorgeschrie- ben ist. Wir reden darüber. (Anhaltender Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Herr Kollege Guggen- bichler, Herr Guggenbichler, Sie können sich gerne melden, aber wir machen uns was aus, wir reden darüber. Wir können auch beim nächsten Petitionsausschuss weiter darüber reden. Ich jedenfalls versuche, auf nicht nur meine Fraktion - das ist einfach, die sind überschaubar -, aber auch auf meine 23 Bezirksparteien einzuwirken und ihnen zu sagen, dieses Instrument steht den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung, wir als PolitikerInnen, egal, auf welcher Ebene, haben andere Möglichkeiten, und bitte stellt´s nicht selber eine Petition oder kampagnisiert bitte nicht für eine Petition, selbst wenn es euch wirklich zupasskäme. Denn es ist ein Instrument, das in dem Moment seine Wirkung verliert, wo wir als politische Parteien dieses Instrument zu unserem eigenen Bedarf - nenne ich es jetzt einmal - nüt- zen. Es wäre schade, wenn wir dieses Instrument den Menschen wegnehmen würden, für die wir es gemacht ha- ben. - Und mit diesem Appell schließe ich. Danke vielmals. (Beifall bei den GRÜNEN und von VBgm Christoph Wie- derkehr, MA.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Mantl, ich erteile es Ihm. GR Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Sehr geehrte Damen und Herren! Als stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses möchte ich mich nun zum Bericht über die behandelten Petitionen zu Wort melden. Was uns ja alle freut und eint, Petitionen und der Petitionsausschuss sind wichtige politi- sche Instrumente in einer Demokratie, die von der Bevölkerung erfreulicherweise auch immer stärker genutzt werden. Bekanntermaßen bietet ja das Petitionsrecht den Wienerinnen und Wienern die Möglichkeit, mit einer Unterschriften- abgabe von 500 Stück oder mehr, Anliegen, Veränderungen, Verbesserungsvorschläge für den Bezirk, fürs Grätzl und für unsere Stadt einzubringen. Und mit dieser Möglichkeit können Personen Probleme aufzeigen, ihre Bedenken äußern und sich in politische Prozesse einbringen. Und wir sind uns, wie gesagt, alle einig, dass das ein ganz wichti- ges Instrument in unserer Stadt ist. (Beifall bei der ÖVP.) Wir möchten heute aber ganz konkret eine Petition ansprechen, nämlich die geplante Verlängerung der Straßen- bahnlinie 18 vom 3. in den 2. Bezirk. Das Projekt hat erstens neben enormen Kosten deutliche Nachteile für die Natur, für Anrainerinnen und Anrainer, für Sportlerinnen und Sportler, für diverse Sportvereine, Erholungssuchende, Hunde- besitzerinnen und -besitzer sowie Reiterinnen und Reiter in der Hauptallee. Außerdem ist die geplante Umkehrschlei- fe, die den 18er künftig über die Meiereistraße, quer über den starkbefahrenen Handelskai in die kurze Dr.-Natterer- Gasse, in die Engerthstraße Richtung Meiereistraße führen soll, eine Fehlplanung. In dieser kurzen Gasse müsste der 18er künftig zwei Mal um die Kurve fahren, und das gelingt keiner noch so modernen Straßenbahn geräuscharm. Drittens würden in diesem Bereich auch fast alle derzeit noch bestehenden Parkplätze wegfallen. Viertens wird dar- über hinaus der Handelskai regelmäßig von der Hauptfeuerwehrwache Leopoldstadt und anderen Einsatzfahrzeugen als Zubringer zur A23 befahren. Und fünftens wäre auch der Grünraum von dieser Veränderung stark betroffen, weil unklar bleibt, wie die bereits bestehenden Bäume und Grünflächen in dieser Planung berücksichtigt werden sollen. Deshalb ist es aus all diesen Gründen für uns unverständlich, warum eine langjährig bestehende und bewährte Auto- busverbindung mit dem 77A zwischen dem 2. und 3. Bezirk durch mehrmaliges und umständliches Umsteigen unter- brochen werden soll. (Beifall bei der ÖVP.) Danke schön. (GRin Dr. Jennifer Kicker. Quod erat demonstrandum! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Diskutieren dürfen wir schon!) Das ist die Wortmeldung dazu. Abschließend noch einmal zusammenfassend im "big picture". Der Petitionsausschuss ist eine wichtige Schnitt- stelle zwischen den gewählten RepräsentantInnen und der Bevölkerung, die Bürgeranliegen und die Petitionen müs- sen ernst genommen werden. Wir finden es auch großartig, mit welchem Ehrgeiz Bürgerinnen und Bürger sich für Themen einsetzen, die über so viele Themen wie Begrünungen eines Grätzls, Rettung eines Kindergartens bis hin zu großen Stadtentwicklungsprojekten reichen. Dieses Mitreden und Einbringen von Bürgerinnen und Bürgern ist ja ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie, das gehört für uns absolut dazu und muss auch ernst genommen wer- den. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Mag. Mautz, ich erteile es ihr. GRin Mag. Andrea Mautz (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Geschätz- te Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte meine Rede heute auch mit Dank beginnen - ich denke, das ist wenig überraschend -, vor allen Dingen Dank bei meinen Kolleginnen und Kollegen aus der eigenen Fraktion genauso wie von allen anderen Fraktionen. Ich freue mich wirklich sehr, dass es uns im Großen und Ganzen eigentlich immer gelingt, dass alle Fraktionen bei öffent- lichen Sitzungen, wo uns die PetitionswerberInnen besuchen und ihre Petition und ihre Anliegen vorstellen, extrem wertschätzend miteinander und auch mit den Petentinnen und Petenten umgehen. Ich möchte mich auch dafür be- danken, vor allen Dingen bei den Fraktionssprechern und -sprecherinnen der Oppositionsparteien, dass die Abspra- chen, was sowohl unsere öffentlichen als auch die nicht öffentlichen Sitzungen anbelangt, halten. Sie halten vor der Sitzung, sie halten während der Sitzung und sie halten auch nach der Sitzung. Und ich möchte uns alle gemeinsam daran erinnern, dass es einen grundsätzlichen Konsens darüber gibt, dass das Instrument der Petitionen eines für Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ist. Ich möchte mich im Rahmen meiner Danksagungen natürlich auch bei der Magistratsabteilung 62 sehr herzlich bedanken, in diesem Falle namentlich bei Frau Dr. Bachofner. Wir dürfen mit so großartigen MitarbeiterInnen zusam- menarbeiten, ich bekomme ganz häufig - nachdem ich ja wirklich mit allen PetitionswerberInnen Gespräche führe - das Feedback, dass das Service der MA 62 großartig ist, dass sie wirklich gut geleitet werden, das Anliegen auch richtig einzubringen, dass man unterstützt wird, das freundlich und des Öfteren, so oft es eben notwendig ist. Also herzlichen Dank für die perfekte Abwicklung, MA 62! (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Ich darf mich auch herzlich beim zuständigen Stadtrat Czernohorszky bedanken, und vor allen Dingen auch bei seinem Büro, weil dort die Fäden zusammenlaufen und im Büro vor allen Dingen Bernhard Schiel immer alles im Blick hat und ich mich da zu 100 Prozent darauf verlassen kann. Ich darf mich auch bei allen Stellen, die Stellungnahmen schreiben, bedanken. 141 Stellungnahmen in einem halben Jahr, ich denke, das ist schon eine beachtliche Anzahl. Bei den VorsteherInnen der Bezirke, die hier angefragt werden, herzlichen Dank für die sehr guten und sehr hilfrei- chen Stellungnahmen, bei den Parteien in den Bezirken, bei den Stadträtinnen und Stadträten, aber auch bei stadt- fremden Stellen, die uns auf Anforderung sehr ausführliche und gute Stellungnahmen liefern. Und natürlich bedanke ich mich bei den PetitionswerberInnen selbst. Sie organisieren sich, sie nehmen sich die Zeit, sie stehen zu ihrer Idee, sie wollen ihre Idee weitertragen. Sie sammeln mehr als 500 Unterschriften. Und ich darf noch einmal kurz das Besondere am Petitionsrecht sagen: 16 Jahre alt, wohnhaft in Wien, egal, welcher Staats- bürgerschaft, dann können Sie eine Petition einbringen oder unterstützen. Und das ist großartig. Also danke, liebe PetitionswerberInnen für Ihr Engagement, dafür, dass Sie dann auch der öffentlichen Diskussion zur Verfügung ste- hen. Ich denke, es ist nicht immer einfach, im Rathaus in einem Saal vor vielen Abgeordneten zu reden. Diese Sit- zung wird dann auch noch aufgezeichnet und ist auf "petitionen.wien.gv.at" auch jederzeit nachzusehen - also alles sehr, sehr transparent. Wie übrigens auch unsere Protokolle, ich habe gerade das Protokoll unserer letzten Sitzung unterzeichnet, mehr als 30 Seiten lang. Hier kann man sehr genau alle Anträge nachlesen, die eingebracht wurden, egal, ob angenommen oder abgelehnt, mit genauem Abstimmungsverhältnis, wer welchem Antrag zugestimmt hat, und ich denke, das ist tatsächlich ein guter Schritt, den der Petitionsausschuss hier leistet. Ich möchte dem Petitionsausschuss, uns allen und der Verwaltung und allen, die damit befasst sind, auch für das Tempo danken, in dem wir Petitionen behandeln. Es sind genau 2,2 Monate, die es braucht, um eine Petition, die ausgezählt ist, sprich, die 500 Unterschriften erreicht hat, abschließend zu behandeln. Man muss sich vorstellen, was in dieser Zeit passiert: Wir fordern die Stellungnahmen ein, wir treffen den Petitionswerber, die Petitionswerberin und wir treffen uns wiederum als Petitionsausschuss, um eine Empfehlung an das zuständige Organ auszusprechen. Der Petitionsausschuss ist auch ein Beitrag zur Demokratisierung, denn wir setzen uns tatsächlich bis in die Tiefe inhaltlich mit all den Fragestellungen und Themen, die an uns herangetragen werden, auseinander. Das möchte ich auch zu der Antragsdiskussion sagen, die Kollegin Kickert so gut ausgeführt hat. Der Petitionsausschuss nimmt sich eben tatsächlich die Zeit, die damit befassten Stellen anzufragen, diese Stellungnahmen zu lesen und dann zu einer Empfehlung zu kommen. Die Themen haben meine VorrednerInnen ja alle schon gut angesprochen, trotzdem ganz kurz im Durchlauf: Mehr Grün, zum Beispiel in der Seestadt, gegen Flächenversiegelung, zum Beispiel in Simmering, Tempo 30, zum Beispiel auf der Sieveringer Hauptstraße, gegen den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, zum Beispiel gegen die Verlängerung der Straßenbahnlinie 12. Verkehrsberuhigung ist natürlich oft ein Thema, in allen Facetten, so wie Schaffung von Wohnstraßen, Fahrradverkehr, für oder gegen eine Fahrradstraße - also ein bunter Reigen. Ich darf ganz kurz beispielsweise den Spot auf eine Petition legen, die heute noch nicht erwähnt wurde, das ist der "Bahnübergang Marlen-Haushofer-Weg zum Gewerbepark Stadlau" im 22. Wiener Gemeindebezirk. Hier ist es tat- sächlich gelungen, dass diese 700 m lange Brücke in Zukunft realisiert und auch dazu beitragen wird, dass sich die Lebensqualität der Menschen im Grätzl verbessern wird. (Beifall bei der SPÖ und von GR Thomas Weber.) Sie sehen also, ich bin sehr stolz darauf, wir haben viel erreicht, wir haben viel geschafft, wir haben viele Gesprä- che geführt. Wir haben über alle Fraktionen hinweg gut zusammengearbeitet. Deswegen möchte ich an uns alle noch den Appell richten, gerade im Hinblick auf das kommende Jahr vor der Wahl, bleiben wir doch bei diesem gemeinsa- men Konsens, dass der Petitionsausschuss ein Ausschuss ist, der transparent ist, der offen ist, der öffentlich ist, der demokratisch ist, der auch durchsetzungsstark ist und der einer für Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt ist, und nicht für politische Kampagnen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Es wurde von allen Fraktionen heute sehr viel Richtiges gesagt, und ich will mich auch bei allen Fraktionen für diese gute Zusammenarbeit bedanken, die wir im Petitionsausschuss haben. Ich glaube, das ist der Ausschuss, wo wir am Nächsten bei den Bürgern sind und wo wir auch als Politiker zeigen, dass ein ordentlicher Umgang miteinan- der wichtig ist und dass wir den auch in diesem Haus leben können. Kleines Beispiel: Was es in anderen Ausschüs- sen ja nicht gibt, ist, wir schicken uns die Anträge vorher, damit nicht einer überrascht ist, welcher Antrag kommt. Wir schauen uns das gemeinsam an und sie werden auch gemeinsam vom Stadtratbüro vorbereitet und gemeinsam eingebracht, damit es da keine Überraschungen gibt, um auch den Bürgern zu zeigen, dass Kommunikation bei uns auch ganz wichtig ist. Da darf ich auch allen Fraktionen danken, dass das möglich ist. Die Kollegin Kickert hat es vorhin angesprochen und Sie hat auch vollkommen recht, wir haben darüber diskutiert, dass es schwierig ist, wenn Politiker Petitionen einbringen, weil sie andere Möglichkeiten haben. Das ist vollkommen richtig. Wir haben auch darüber diskutiert, dass es schwierig ist, Partei zu ergreifen, aber ich glaube, dass wir in Wahrheit dort einen sehr guten Konsens haben. Das funktioniert nicht immer, weil jeder auch seine politische Mei- nung hat, es kann nicht jeder immer mit seiner persönlichen politischen Meinung ganz hinterm Berg halten und ganz objektiv sein, aber das ist ja auch legitim, dafür sind wir ja auch Menschen, das ist, glaube ich, vollkommen in Ord- nung. Was mich aber doch ein bisschen gestört hat, weil wir diesen Konsens eigentlich haben, ist, dass wir es hier jetzt ein Stück politisiert haben. Ja, wir sind alle nicht glücklich und wir reden oft darüber, dass es diese Politisierung gibt, weil es eigentlich ein Bürgerrecht und die Bühne sein sollte, die Bürger für sich alleine haben sollten. Die Kollegin Kickert hat vorhin angesprochen, dass ehemalige Bezirksvorsteher etwas gesagt haben oder dass die ÖVP einen Antrag eingebracht hat, der gleichlautend mit einer Petition ist. Ja, das gibt es und es gefällt uns allen nicht. Das wissen wir auch, aber was mir halt auch nicht gefällt, ist, dass eine Fraktion sich jetzt da herstellt und als moralische Instanz so ein bisschen priesterhaft sagt, es ist nicht gut, wenn ihr das tut. Wir kennen auch Anträge von den GRÜNEN, die in den Bezirksvertretungen gestellt werden, die gleichlautend sind mit Petitionen, wie gesagt, das trifft uns alle. Ich wollte nur klarstellen, es gibt da keine moralische Instanz, wir sind da alle gleich schuldig und gleich unschuldig. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich habe uns nicht ausgenommen!) Gut, das habe ich dann falsch verstanden, aber es ist trotzdem verfassungsmäßig ein Problem, man kann Politiker auch nicht ausschließen, weil sie Bürger sind und weil sie Verfassungsrechte haben, aber das ist etwas, wo wir halt gemeinsam miteinander umgehen müssen. Botschaft: Schöne, gute Zusammenarbeit im Sinne der Bürger, und die GRÜNEN sind nicht die moralische Instanz in diesem Haus. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gorlitzer, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Die Freiheitliche Partei hat heute einen Antrag zum Thema Fahrradstraße Auhofstraße eingebracht, wo sie sich dagegen ausspricht. Zur Sachlage: Das betrifft eine seit Jahren verkehrsberuhigte Straße, wo schon jahrelang in beide Richtungen ein Fahrradweg besteht, der 1,1 km lang ist. Wir und vor allem der Bezirksvorsteher Nikolaus Ebert haben zusammen mit der StRin Sima eine Fahrradstraße in Hietzing diskutiert und ein Projekt entwickelt, dass dort - wozu wir als Hietzinger Volkspartei auch immer stehen - der Individualverkehr, Fahrradverkehr und Fußgängerverkehr gleichberechtigt stattfinden können. Was Sie da schreiben, ist natürlich teilweise auch ein Humbug, denn Sie schreiben, dass es zu massiven Staus im Bereich der Schulen und Kindergärten kommen wird. Zwischen Steckhovengasse und Fleschgasse befindet sich eine Schule, das ist eine Ballettschule, wo es wahrscheinlich keinen Stau geben wird, vor allem nicht in der Früh. (Beifall und Heiterkeit bei der ÖVP.) Der einzige Stau, der in der Auhofstraße passiert, ist, wenn die Verbindungsbahn ge- schlossen ist, da zur Zeit vermehrt Züge über die Verbindungsstrecke fahren, weil die Westbahnstrecke geschlossen ist. Also grundsätzlich ist das ein sehr ausgewogenes Projekt, hinter dem wir Hietzingerinnen und Hietzinger stehen. Wir haben auch in den letzten 2 Tagen über 120 Anrainerinnen und Anrainer befragt und uns ihre Sorgen, Bedenken und Wünsche angehört, und diese werden auch in dieses Projekt einfließen. Wir werden deswegen diesen Antrag auch wohlbedacht ablehnen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 32 die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Ich sehe hier die Einstimmigkeit. - Es liegen einige Beschluss- und Resolutionsanträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Bereitstellung für ausreichend Fahrradboxen an Bahnhöfen zur Prävention von Fahr- raddiebstählen und mutwilliger Zerstörung. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ, GRÜNE, nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Rauchverbot in Schanigärten. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich ge- gen NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Pflichtbeitragssenkung zur WK. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem An- trag die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ, GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Fahrradstraße Auhofstraße. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte um ein Zei- chen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ, GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, somit nicht die erfor- derliche Mehrheit und abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Befreiung von der Rücknahmepflicht. Die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke wird beantragt. Wer diesem Antrag die Zustim- mung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich, NEOS, SPÖ gegen die GRÜNEN, somit ist mehrheitlich die Zuweisung angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 34 zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an die Tafel Österreich - Verein für sozialen Transfer. Es liegt keine Wortmeldung mehr vor. Wir können also gleich zur Abstimmung kommen. Wer der Postnummer 34 die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Ich sehe hier die Einstimmigkeit. - Es liegen auch hier zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Erweiterung des Reparaturbonus. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen. -- Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend "dynamic pricing". Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zu- stimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt die Postnummer 36 zur Verhandlung. Sie betrifft die Förderung an den Verein Gartenpolylog - Gärtne- rInnen der Welt kooperieren. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Spitzer, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Gerhard Spitzer: Ich ersuche wieder um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Kickert. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr ge- ehrte Zuseherinnen vorm Bildschirm und auf der Galerie! Es ist relativ selten, dass wir zu Poststücken aus dem Umweltausschuss sprechen, wenn sie im Großen und Gan- zen eine große Zustimmung haben, aber ich glaube, gerade deswegen ist es manchmal ganz gut, wenn man etwas heraushebt. Bei diesem Antrag geht es um die Evaluierung der bisherigen Entwicklungen zu Gemeinschaftsgärten, aber nicht nur Gemeinschaftsgärten, sondern zu unterschiedlichen "Urban Greening"-Projekten - hätte ich jetzt ge- sagt - und den dazugehörigen Förderstrukturen, weil es tatsächlich darum geht, zu schauen, ob man die Rahmenbe- dingungen für diese Projekte verbessern und ob es mögliche Synergieeffekte geben kann. Warum glaubt man überhaupt, dass es Synergieeffekte geben kann? Na ja, es ist relativ einfach, denn die unter- schiedlichsten Projekte werden von unterschiedlichsten Stellen aus unterschiedlichsten Ressorts finanziert. Alles, was mit Garteln in der Stadt zu tun hat, seien es eben Gemeinschaftsgärten, seien es Begrünungen von Baumscheiben oder Baumpartnerschaften, Grätzloasen oder Betreuung von Pflanztrögen, werden unterstützt von Wiener Wohnen, werden unterstützt von den Wohnpartnern, werden unterstützt von den Gebietsbetreuungen, werden unterstützt von der Lokalen Agenda 21, werden unterstützt von den Bezirksvertretungen und erhalten auch aus unterschiedlichen Kleinprojekten Projektförderungen. Also es ist - und ich meine das jetzt nicht negativ, wenn ich sage - Wildwuchs, das ist einfach historisch entstanden, weil die Notwendigkeit oder auch der Bedarf und der Wunsch, zum Beispiel Baum- scheiben zu begrünen, sozusagen laufend entstanden sind. Ich kann mich noch erinnern, das Begrünen von Baum- scheiben war fast so etwas wie eine Guerillaaktion. Das hat man mit unter der Hand Zustimmung der zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA 42 im Bezirk gemacht und hat ihnen gesagt, da würden wir gerne was pflan- zen, lasst es bitte wachsen. Es hat Jahre gedauert, bis die MA 42 und die Politik dann diesem Anliegen nachgekom- men sind und solche Sachen zugelassen haben. Das heißt, es ist völlig verständlich, dass es ein großes Durcheinan- der bei den unterschiedlichen Förderungsebenen gibt, deswegen halte ich es für ausgesprochen wichtig, dass es diese Evaluierung gibt. Es gibt aber eine zweite Zielebene, die mit diesem Projekt oder mit dem "Urban Gardening" und dem Garteln in der Stadt verfolgt wird. Wir müssen bei allen Klimawandelanpassungsmaßnahmen nicht nur um die Unterstützung der Wienerinnen und Wiener werben, sondern wir werden auch tatsächlich ihre tatkräftige Unterstützung notwendig brau- chen. Wenn ich jetzt das Projekt der Gießpatenschaften hervorhebe, das, was die Pflanzen in Zukunft brauchen, um die Hitzeperioden, die immer länger, die Trockenperioden, die immer länger und immer heißer werden, zu überste- hen, das können wir mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrats gar nicht leisten. Da brauchen wir tat- sächlich die Unterstützung der Menschen vor Ort, die die Verantwortung für einen Pflanztrog übernehmen oder die Verantwortung für einen Baum und Ähnliches mehr. Das heißt, eine Evaluierung all dieser Projekte und die Möglich- keit, die Förderungen breiter aufzustellen und zu schauen, auf welchen Ebenen wir was finanzieren, um dann viel- leicht mehr solcher Projekte zu unterstützen, halte ich für ausgesprochen notwendig und wichtig. Und daher ersuche ich um Ihre Zustimmung. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GRin Mag. Nina Abrahamczik und GR. Dr. Gerhard Schmid.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Abrahamczik, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Frau Vorsitzende! Die Kollegin Kickert hat es mir jetzt sehr leicht gemacht, weil sie schon die wesentlichsten Punkte genannt hat und ich mich dem allen anschließen kann. Du hast es jetzt Wildwuchs genannt, bezogen auf die Entstehungsgeschichten, die hinter diesen Projekten stehen, und das kann ich nur unterstreichen. Es gibt nämlich auch eine unglaubliche Viel- falt an diesen Projekten und alle schauen sehr unterschiedlich aus. Da gibt es einige, die sehr gut aufgenommen werden, auch von der Nachbarschaft. Da gibt es ein paar wenige, wo ich weiß, dass es auch manchmal das Gefühl aus der unmittelbaren Nachbarschaft gibt, dass da ein Teil des öffentlichen Raumes nur für eine sehr kleine Gruppe zur Verfügung steht, wo man wahrscheinlich auch darüber reden muss, wie man das öffnen kann, wie man da das Bewusstsein schärfen kann. Und gerade, weil es eine solche Vielfalt gibt, halte ich es eben für besonders wichtig, dass man hier jetzt einen guten Überblick bekommt. Viele dieser Gruppen haben sich ja auch über die Jahre entwi- ckelt, und da bin ich auch froh, dass der Verein Gartenpolylog da einen guten Blick draufwirft, weil die einfach auch sehr viele Kontakte haben, auch teilweise die Geschichten sehr gut kennen und man da gut in den Austausch treten kann, was es braucht, wie es läuft, wie man auch sicherstellen kann, dass solche Projekte auch in Zukunft möglich und auch gut abgesichert sind. Ich möchte nur ganz kurz ein Beispiel bringen, weil für viele, die da vielleicht bisher weniger damit zu tun hatten, oft nicht so klar ist, was das sein kann. Die meisten, die irgendwo im Bezirk waren, kennen die Baumscheiben, die begrünt werden, wo man auch weiß, dass in der Bezirksvertretungssitzung oder im Umweltausschuss oft das Thema ist, wer kümmert sich denn um die Baumscheiben, denn oft sind es auch Schulen und Kindergärten, die die Paten- schaft übernehmen wollen, und wer macht es dann im Sommer, et cetera. Das sind alles Themen, die wir vielleicht ein bisschen besser kennen. Ich hatte die große Freude, vor ein paar Tagen im 15. Bezirk im Bildungsgarten eingeladen gewesen zu sein. Der ist bei der Herklotzgasse, Ecke Kranzgasse, ich weiß nicht, wer die Gegend kennt. Das ist eine sehr dicht verbaute Gegend mit wenig großen Grünräumen und da wurde letztes Jahr der Bildungsgarten eröffnet. Und ich fand gerade dieses Projekt so schön und spannend, weil es hier vor allem auch um die Vermittlung geht, von, wie funktioniert Natur, wie entwickeln sich Pflanzen, wie ist es, wenn ich etwas einsetze, wie wächst das, wie riecht das, wie schmeckt das, und das gerade für die Kinder der Schulen in der Umgebung eine ganz wesentliche Erfahrungswelt geworden ist. Mir haben die Leute, die den Bildungsgarten betreuen - es war so ein Erntedankfest, das dort veranstal- tet wurde -, auch erzählt, sie waren fast ein bisschen überwältigt von dem Erfolg, denn sie haben sich gedacht, da muss man dann vielleicht eine Schulklasse ansprechen, die vielleicht einmal kommt, und in Wirklichkeit sind es sehr viele Schulen aus der Umgebung, die dieses Angebot nutzen und sehr oft kommen und das auch wirklich über länge- re Zeit begleiten. Also es ist nicht eine einmalige Exkursion ins Grüne - da gibt es großartige Angebote in der Stadt von vielen Vereinen und Institutionen -, sondern auch etwas Kontinuierliches, wo Kinder und Jugendliche sich länger damit beschäftigen können. Und gerade beim Erntedankfest war es natürlich schön, denn da konnte man das Gemü- se ernten und noch die letzten Karotten rausziehen und sich anschauen, wie schauen die aus, und die Kinder haben noch erzählt, wie sie sie damals gepflanzt haben. Also das zeigt, wie man Natur auch erlebbar machen kann. Ich war gemeinsam mit Dietmar Baurecht dort, dem Bezirksvorsteher vom 15. Bezirk, der auch sagt, es ist eine unglaubliche Freude, das mitzubekommen und dass es auch sehr viel positive Rückmeldungen aus der Nachbarschaft gibt. Ich glaube, dass es genau das braucht, nämlich auch diese verteilten, kleineren Grünräume, die man mitgestalten kann, über die ganze Stadt verteilt. Wir wissen, dass es vor allem etwas sein kann für junge Leute, bei denen Mobilität nicht so einfach ist, dass man sagt, oh, ich fahre da jetzt einmal durch fünf andere Bezirke und schau mir dann dort den Gemeinschaftsgarten an, sondern die brauchen das in Gehweite, die brauchen das ums Eck. Und noch schöner ist es natürlich auch, wenn die Schule mit engagierten Lehrerinnen und Lehrern das auch noch unterstützt und mit dabei ist. Dieses Beispiel wollte ich Ihnen nur mitgeben. Ich freue mich auf die breite Zustimmung und bitte diejenigen, die im Ausschuss nicht zugestimmt haben, dass sie es sich vielleicht noch einmal überlegen und jetzt zustimmen. - Dan- ke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN sowie von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sequenz, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Danke fürs Wort. Ich habe mich bei diesem Geschäftsstück deswe- gen gemeldet, weil ich wirklich einen sehr persönlichen Bezug zu diesem Thema habe. Ich gründete 2011 einen die- ser Nachbarschaftsgärten in Kaisermühlen, der wirklich eine Erfolgsgeschichte ist, wo heute nach so vielen Jahren noch immer 70 Familien gemeinsam garteln. Ich habe mir gestern die Website vom Gartenpolylog angeschaut, da sind 130 Projekte gelistet, 130 Projekte. Das sind nicht alles Nachbarschaftsgärten, das sind verschiedenste Projekte, und ich weiß noch, als ich 2011 den Garten gegründet habe, gab es 2 oder 3 solcher Projekte. Und diese Unterstüt- zung der Nachbarschaftsgärten war eines der großen Projekte, das aus Rot-Grün hervorgegangen ist. Ich glaube, dass das vielen gar nicht bewusst ist - das kostet gar nicht viel -, wie vielen Leuten damit eine Freude gemacht wird, dass ich mitten in einer Stadt einen Garten habe oder 20 m², wo ich mein Gemüse anbauen kann. Und warum ist das noch so wichtig? Ich habe das wirklich erlebt, das war eine Brücke zwischen Alt Kaisermühlen und der Donau City. Diese zwei Bezirksteile hatten gar nichts miteinander zu tun, dann kam der Nachbarschaftsgar- ten und plötzlich ist das zusammengewachsen. Diese Metapher einer Brücke stammt eigentlich vom leider viel zu früh verstorbenen Bezirksvorsteher Norbert Scheed, der genau mit dieser Metapher das Projekt dieses Gartens im Bezirk- sparlament präsentiert hat. Das ist auch dort abgestimmt worden, und ich möchte an dieser Stelle betonen, mit wie viel Herzblut Norbert Scheed dieses Projekt unterstützt hat. So ein Gemeinschaftsgartenprojekt hat auch andere Gründe. Es dient der Nahversorgung, die Leute kommen zu- sammen, es lernen Kinder, dass das Essen nicht im Supermarkt wächst, und es ist wirklich ein Beitrag zum Stadtkli- ma. Ich würde Sie einladen, gehen Sie einmal auf die Web-Seite vom Gartenpolylog, schauen Sie sich die Projekte an! Es gibt auch einen Tag der offenen Gärten. Besuchen Sie diese Gärten, das sind wirklich wunderbare Projekte. Die Leute von Gartenpolylog, betreiben das mit wahnsinnig viel Herzblut und Know-how. Es gibt ein jährliches Treffen, Kollegin Abrahamczik und ich waren beide dort. Die Idee einer solchen Evaluierung und der Strukturierung der Förderung ist übrigens etwas, was bei dieser Tagung entstanden ist. Deswegen bin ich sehr froh über diese För- derung und hoffe ebenfalls auf große Zustimmung. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 36. Wer der Postnummer die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kies- lich, somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 37 zur Verhandlung. Sie betrifft die Erhöhung der Förderung an den Kunst- und Kul- turverein "Soho in Ottakring". Es liegt keine Wortmeldung dazu vor. Wir können gleich zur Abstimmung kommen. Wer dieser Postnummer die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich, mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 38 zur Verhandlung. Sie betrifft eine Nachtragsförderung an den Verein Wiener Sym- phoniker. Es liegt keine Wortmeldung dazu vor. Wir können gleich zur Abstimmung kommen. Wer dieser Postnummer die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe hier die Einstimmigkeit. Es liegen zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Förderstopp für das Wiener Volkstheater. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend erfolgsabhängige Basisabgeltung für die Volksoper. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Wir kommen nun zu Postnummer 39 der Tagesordnung. Sie betrifft die Erhöhung der Förderung an die Johann- Strauss-Festjahr2025 GmbH. Ich darf die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Dr. Samel ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen Nachmittag, schön, dass Sie alle da sind! Ich bin jetzt fast verwundert, denn vor mir auf der Rednerliste ist noch Herr Berger gestanden. Ich war schon ge- spannt, was er zum Johann-Strauss-Festjahr sagt, aber gut. Wir sind hier, danke, sehr geehrte Kolleginnen und Kol- legen. Die Frau Stadträtin ist hier. - Ich freue mich, dass Sie auch noch einmal da sind. Wir haben uns in der Früh schon gesehen. Jetzt reden wir noch einmal über das Johann-Strauss-Jahr. Wir haben ja schon in der Früh ein paar Fragen dazu besprochen. Alle hier werden sich einig sein: Johann Strauss gehört zur sogenannten Wiener Identität, zumindest zur Geschichte und zur Musikgeschichte dieser Stadt. Ich würde nicht so weit gehen, dass er der Einzige ist, der diese Musikgeschichte prägt, aber doch eine sehr wichtige Figur. Deshalb, keine Frage, der 200. Geburtstag muss gescheit gefeiert werden und dieses Johann-Strauss-Jahr 2025 wird hoffentlich auch ein Tourismusmagnet sein. Deshalb richtet sich unsere Kritik natürlich nicht an Johann Strauss (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.), sondern an etwas ganz anderes. Unsere Kritik richtet sich an die Umsetzung dieses Johann-Strauss-Jahres. Es beginnt damit, dass das Johann-Strauss-Festjahr vorbereitet wurde, dass wir 20 Millionen EUR für das Johann-Strauss-Festjahr schon 2022 beschlossen haben, und das Erste, was wir davon gehört haben, war, dass jetzt eine neue GmbH ge- gründet wird, nämlich die Johann.Strauss-Festjahr2025 GmbH, unter dem großen Dach der Wien Holding. Das war zu einem Zeitpunkt, als wir noch keinen Überblick darüber gehabt haben, was da eigentlich passieren soll. Es gab keinen Hinweis über die programmatische Ausrichtung, es gab keinen Hinweis, warum und auf Basis welcher Ideen und auf Grund welchen Konzeptes Roland Geyer als künstlerischer Geschäftsführer berufen wurde und Simon Posch als kaufmännischer Geschäftsführer ausgewählt worden ist. Es war auch nicht ganz klar, ob die Nähe zur Wien Holding nicht auch eine wichtige Rolle bei dieser Geschäftsfindung gespielt hat. Das war 2022, und schon damals waren wir kritisch. Es gab auch keine Information zu irgendwelchen "milestones" oder irgendetwas, das bis ins Jahr 2025 erreicht werden soll. Was wir gewusst haben, war: Wir brauchen 20 Millionen EUR, im 1. Jahr 1,5 Millionen EUR, und dann immer mehr. Im November 2022 haben Sie, liebe Frau Stadträtin, auch versprochen, all diese Informationen wird uns Roland Geyer bringen, er wird dann in den Ausschuss kommen. Leider haben wir jetzt Oktober 2024 und er ist noch nicht im Ausschuss erschienen, und das ist der Grund, warum wir eine Kritik an diesem ganzen Posten haben. Dadurch, dass es eine Ges.m.b.H. geworden ist, haben wir als Opposition auch nicht wirklich ein Fragerecht, was da passieren soll, was da passieren kann. Sie wissen das, wir haben schon mehrmals einen Antrag dazu gestellt, wir hätten gerne, dass alle Posten, die über 1 Millionen EUR an Fördersumme von der Stadt bekommen, im Kulturausschuss zumindest berichtspflichtig sind. Was ist da passiert, wer hat wie viel Geldanteil bekommen, wofür wurde das Geld wirklich ausgegeben, wie viel ist an KünstlerInnenhonorar gezahlt worden, wie viel an den Geschäftsführer? All das wäre im Sinne einer Lohntrans- parenz sehr sinnvoll. Es wäre auch sinnvoll im Sinne von Fair Pay, zu wissen, wie viel die Schauspielerinnen und Schauspieler, wie viel die Leute, die dort gearbeitet haben, wirklich bekommen haben, und auch im Sinne der Gleichstellung. Sie wissen, dass bei Gender Budgeting geht man davon aus, das Beste um ein Gender Budgeting durchzuführen, ist eine Lohn- transparenz, das heißt, ein Öffentlichmachen über die Budgets. Denn nur dann sieht man, ob tatsächlich die Honorare für Männer und Frauen gleich oder unterschiedlich hoch waren. Das muss man einfach öffentlich machen, sonst pas- sieren irgendwelche Absprachen, die niemand sieht. Wir haben dazu mehrere Anträge gestellt. Bis jetzt sind sie noch nicht akzeptiert worden, aber ich habe noch Hoffnung in die Zukunft. Uns würde immer interessieren, wie viele zahlende Zuschauer kommen, wie viel geht für KünstlerInnengagen auf, wie viel für den Technikaufwand, wie viel muss an Mieten gezahlt werden oder wie wird da verhandelt, wenn wir Ko- operationen haben. Wer zahlt dazu, wer zahlt nicht oder gibt es gar Doppelförderungen, wenn Häuser, die schon gefördert worden sind, noch einmal über das Johann-Strauss-Jahr zusätzlich gefördert werden. All das ist ein großes unsichtbares Werk, und es wäre sinnvoll, da ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Des- halb waren wir ein bisschen erstaunt, dass jetzt weniger Licht ins Dunkel gebracht worden ist, sondern stattdessen eine Zusatzförderung von 2 Millionen EUR hier am Posten steht. Das ist für uns jetzt nicht so toll als Opposition. Ich habe es schon gesagt, wir haben in den letzten 4 Jahren keinen Bericht gehabt, was mit den 14 Millionen EUR pas- siert ist, die da mittlerweile ausgegeben worden sind. Es gibt noch keine Programmvorschau. Ich habe heute noch einmal nachgeschaut, es ist wirklich ein bisschen traurig. Auch auf der Johann-Strauss-Festjahr-Website gibt es derzeit keine Programmvorschau, sondern da steht: Wir sind bald zurück. Das ist die Information, die wir haben, um hier über 2 Millionen EUR und eigentlich über 20 Millionen EUR zu entscheiden. Das, finde ich, ist ein bisschen dünn. - Ich werde jetzt nicht ewig weitersprechen, Sie haben gesehen, worum es geht. Der dritte Kritikpunkt, der auch am Vormittag schon angesprochen worden ist, war die Kritik, dass, statt dass der Ausschuss etwas über das Programm informiert wird oder über den Hintergrund, am Freitag eine Pressekonferenz stattfindet. Wir werden zwar zur PK eingeladen, aber es gibt vorher keine demokratische Diskussion dazu. Das halte ich für unglücklich. Wir gehen davon aus, dass es eine spannende Planung gibt. Aber warum können wir als Aus- schuss nicht rechtzeitig informiert werden, was da wirklich passieren soll und wofür diese Gelder ausgegeben werden sollen und ausgegeben worden sind? Wir hätten gerne, dass hier mehr Transparenz herrscht, besonders bei den großen Veranstaltungen dieser Stadt, die auch als die großen Veranstaltungen für den Tourismus, für die Identität der Stadt gesehen werden. Es ist wichtig, dass wir da alle gemeinsam arbeiten. Das ist die Grundlage für eine demokratische, partizipative Entscheidung. Im Kulturausschuss wäre das, dass wir alle vom Selben reden und wissen, wovon. Diese Information haben wir nicht bekommen. Das ist schade. Deshalb werden wir diese Erhöhung heute ablehnen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜ- NEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich für das Protokoll be- kannt geben, dass Herr GR Stark ab 17 Uhr bis zum Ende der Sitzung entschuldigt ist. - Als Nächster zur Wort ge- meldet ist Herr GR Dr. Gorlitzer, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Meine Damen und Herren! Liebe Zuseher via Livestream! Johann Strauss ist einer der bedeutendsten Komponisten, die in Wien gelebt und gewerkt haben. Er hat über 500 Kompositionen, zahlreiche Operetten wie zum Beispiel "Die Fledermaus" komponiert und auch aufgeführt. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir seinen 200. Geburtstag, der nächstes Jahr ist, ordentlich feiern. Das Programm soll nicht nur allen Wienerinnen und Wienern gefallen, sondern auch unseren Gästen. Deswegen haben wir im Jahr 2022 auch der Förderung von 20 Millionen EUR, das ist immerhin ein beachtlicher Betrag, zugestimmt. Ich gebe zu, ich vertraue auch dem Intendanten Roland Geyer, dass er ein ausgewogenes und spannendes Programm zusammenstellt. Gestern war die Website noch online, und ich weiß nicht, warum sie heute nicht mehr online ist. Ich weiß nicht, was da passiert ist. Gestern aber war es zumindest noch so, dass man erfahren konnte - im Kulturausschuss haben wir das nicht erfahren - dass die Veranstaltungen auf drei Säulen beruhen. Die erste Säule heißt "PUR - Wien, mein Sinn!", und die erste Veranstaltung ist am 29. März 2025 im Musikverein in Wien mit dem Johann-Strauss-Operetten-Pasticcio mit den Wiener Philharmonikern. Das ist komplett in Ordnung. Die zweite Säule ist "MIX - Freuet euch des Lebens", die erste Veranstaltung ist am 15. Februar 2025 im Diana- bad eine Premiere mit dem Theaterensemble Nesterval, basierend auf dem "Donauwalzer" und der Operette "Fürstin Ninetta". Außerdem soll auch beim Donauinselfest ein Event geplant sein. Die dritte Säule heißt "OFF - Erhöhte Pulse", erste Veranstaltung am 21. März 2025, Stadtpark, Lichtinstallationen mit sieben Frauenrollen aus den Strauss-Operetten. Im Prolog der dritten Säule steht Folgendes: "Wir spüren ihn auf in seinem Grab und locken ihn mit einem Happening ins Oberirdische. Dieser ganz außergewöhnliche Wirbel von wilden Spin-offs eröffnet Räume jenseits des gewöhnlichen Theater- und Konzertbetriebs." Jetzt schlägt mein Puls leider schon ein bisschen höher. Das bin ich eigentlich nicht gewohnt, ich habe einen schönen Ruhepuls. Wenn ich aber solche Zeilen lese, fange ich mich schon ein bisschen zu fürchten an, weil ich schon an die Wiener Festwochen denke, was da aufgeführt wurde. Also über diese dritte Säule hätte ich gerne mehr detaillierte Informationen. Leider ist die Website im Moment offline. Vielleicht erfahren wir es in Bälde am Freitag bei der Pressekonferenz. Die Frau Stadträtin hat verglichen, dass ein Programm zusammenstellen ist, wie ein Menü zu kochen. Als Hobby- koch verstehe ich sie sehr gut. Man braucht die Zutaten, man braucht seine Werkzeuge dazu. Man braucht Phanta- sie, ein wirklich abwechslungsreiches Menü zu kochen, ein abwechslungsreiches, interessantes Programm zu gestal- ten. Wir wollten im Kulturausschuss halt schon ein bisschen die Menüabfolge erfahren und vor allem auch die Zuta- ten, die Gewürze wissen, die drinnen sind, um mögliche versalzene Suppen nicht essen zu müssen und das zu ver- meiden. (Heiterkeit bei Amtsf StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Deswegen ist unser Informationsbedarf im Kultur- ausschuss so hoch gewesen. Der letzte Antrag über 2 Millionen EUR war ein einseitiger Förderungsantrag auf Grund von Preissteigerungen, die nicht absehbar waren. In erster Linie für Energiekosten und Gehälter werden weitere 2 Millionen EUR gefordert. Jetzt ist das Büro der Johann-Strauss-Festjahr2025 GmbH nicht so wahnsinnig riesig, dass man explodierende Energie- kosten erwarten muss. Auch die Gehälter der 16, 17 Angestellten sind so überschaubar, dass man nicht unbedingt zusätzliche 2 Millionen EUR fördern muss. Das ist halt ein bisschen wenig, da ist die Suppe ein bisschen dünn. Also das ist im Menü vielleicht nicht ganz ideal. (Beifall bei der ÖVP. - Heiterkeit bei Amtsf StRin Mag. Veronica Kaup- Hasler.) Ursula Berner hat es schon gesagt, wir - und ihr auch - fordern im Kulturausschuss immer wieder ein Konzept und dass der Intendant einmal zu uns in den Ausschuss kommt und berichtet. Das wäre ja schön. Es gibt aber keinen Projektbericht, es gibt auch wenig Auskunft, was mit den Millionen passiert, und immer wieder kommt dann die Ant- wort, es ist für Infrastruktur notwendig. Die meisten Veranstaltungen, so wie ich das im Moment erkennen kann, sind aber in bestehenden Institutionen. Musikverein, Konzertsaal, also da brauchen wir nicht wahnsinnig viel zusätzlich für Infrastruktur investieren, die gibt es Gott sei Dank schon in Wien. Es gibt am Freitag eine Pressekonferenz, wo sie dieses Programm präsentieren werden. Ich bin schon sehr gespannt, was da herauskommt. Wir haben 2022 auch gerne zugestimmt, weil es ein wichtiges Projekt ist und Johann Strauss gehört wirklich ge- feiert. Das war ein Vertrauensvorschuss, und wir haben gehofft, dass wir zeitnah weitere Informationen bekommen. Immer, wenn ich aus dem Kulturausschuss hinausgehe - egal, ob es Johann Strauss oder etwas anders betrifft - erinnert mich das an den Refrain aus der "Fledermaus". Ich kann nicht gut singen, ich lese es vor (Heiterkeit bei Amtsf StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler): "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist!" (Amtsf StRin Mag. Ve- ronica Kaup-Hasler: Nicht meine Haltung!) Das heißt in Wahrheit: Scher dich nicht darum, du kannst es sowieso nicht ändern. Das ist schade und mein Aufruf an Sie, Frau Stadträtin: Gönnen wir uns doch ein bisschen mehr Miteinander, Information, Kommunikation und Transparenz im Kulturausschuss! Das bringen wir schon zusammen. (Beifall bei der ÖVP.) Was mir aufgefallen ist, auch gestern auf der Website: Man erfährt viel über Johann Strauss, wie viele Taschentü- cher er verwendet hat, dass er nicht tanzen konnte, habe ich nicht gewusst. Was man nicht erfährt, ist, wo er das erste Mal aufgetreten ist, wo er wirklich berühmt geworden ist. Am 15. Oktober 1844 trat er im Casino Dommayer auf, in der Dommayergasse 1 im 13. Bezirk, damals Hietzing, und er komponierte 1878 in nur 42 Tagen die "Fledermaus" in seiner Wohnung im 13. Bezirk, in der Marxingstraße 18. Ich finde in diesem Programm kein einziges Wort über sein Wirken und Schaffen in Hietzing. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, auch der Bezirksvorsteher und ich selbst haben uns oft bemüht, dem Intendanten zu erklären, dass Hietzing ein zentraler Punkt im Schaffen und Wirken von Johann Strauss ist. Es wäre schön gewesen, den Be- zirk da mehr einzubinden und ihm mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. (Beifall bei der ÖVP und von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Trotzdem hoffe ich, dass wir ein abwechslungsreiches und interessantes Programm am Freitag präsentiert be- kommen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gerhard Schmid, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Wie sehr Johann Strauss in die Politik eingedrungen ist, erkennt man schon daran, dass (erheitert) die Telefonme- lodie im österreichischen Parlament die ist, die gerade zitiert wurde: Glücklich ist, wer vergisst, was da nicht zu än- dern ist. (Heiterkeit bei GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA.) - Kompliment an Präsident Sobotka. Ich wollte Ihnen sagen, dass wir uns natürlich auf das Strauss-Jahr freuen. Wenn man will, kann man diskutieren, ob Mozart oder Strauss, aber sie waren beide die ersten Popstars der österreichischen Musikgeschichte. Mozart natürlich in einem begrenzteren Raum, Strauss hat die Welt erobert, mit großen Auftritten auch in Übersee. Wir haben 2006 das Mozart-Jubiläum gefeiert, und ich möchte sagen, damals sind von Seiten der Stadt Wien 29 Millionen EUR für das Mozartjahr 2006 frei gemacht worden. Wenn wir das in den Inflationsrechner einpflegen, dann würden jetzt 45 Millionen EUR herauskommen. Wir sind jetzt beim Strauss-Jahr bei 22 Millionen EUR, und ich glaube, wir sollten Intendanten Geyer, der einer der bedeutendsten Theatermanager Europas ist und aus dem Theater an der Wien wirklich eines der bedeutendsten und führenden Opernhäuser Europas gemacht hat, konkurrenzfähig mit ganz, ganz großen Häusern, vertrauen, dass er am Freitag das Programm vorlegt, zum Teil ist es auch schon veröffentlicht. Soweit ich auch nur oberflächlich und nicht im Detail informiert bin, weiß ich, dass es nicht nur die klassische Schiene gibt, sondern dass es auch eine Schiene gibt, wo vor allem sehr viele junge Musikerinnen und Musiker auch aus mehreren anderen Ländern eingeladen worden sind teilzunehmen. Johann Strauss ist auch eine Herausforde- rung dahin gehend, dass man auch versucht, die österreichischen Spitzenorchester einzubinden. Das ist ja eine ganz klare Sache. Genauso ein Faktum ist, dass für österreichische Spitzenorchester, wenn sie internationale Tourneen organisieren und dort natürlich bestens bezahlt werden, ihr Marktwert auch deutlich steigt. Da gibt es natürlich schon auch Kosten- faktoren, die man berücksichtigen muss. Also ich glaube, dass die 22 Millionen EUR angemessen sind, dass die Er- höhung gerechtfertigt ist, dass wir ein tolles Programm haben und dass wir den 200. Geburtstag von Johann Strauss gut begehen werden. Ich habe mich auch darüber gefreut, dass es auch eine nahezu private Initiative gibt, die am 5. November am Naschmarkt, im ehemaligen Verkehrsbürogebäude, ein Strauss-Museum auf, glaube ich, 900 m² eröffnen wird. Das wird sicherlich eine ganz, ganz großartige und tolle Sache. Man wird Strauss als den ersten internationalen Popstar feiern. Es hat danach sicher noch einige weitere gegeben, aber es ist auch für Wien, für unsere kulturelle Identität und für unsere Musikgeschichte wichtig, dass wir das tun. Wir sollten Intendant Geyer vertrauen, dass er ein gutes, ein annehmbares und breites Programm vorlegen wird. Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 39. Wer dieser die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS und SPÖ gegen ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNE, somit mehrstimmig ange- nommen. Es liegt ein Antrag der FPÖ betreffend Erarbeitung und Prüfung einer Strategie zum Umgang mit Tagestouristen in Wien vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem Antrag die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen. - Zu- stimmung bei FPÖ, GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE, hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt die Postnummer 40 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Förderungen von Institutionen im Bereich darstellende Kunst. Es liegt dazu keine Wortmeldung vor, wir kommen gleich zur Abstimmung. Wer diesem Poststück die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich und somit mehrstimmig angenommen. Es gelangt die Postnummer 23 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Mietpreisdämpfung hinsichtlich al- ler WohnungsmieterInnen in Gemeindebauten. Ich darf die Berichterstatterin, Frau GRin Ludwig-Faymann, ersuchen, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ko- warik, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren! Wir beschließen die Mietpreisdämpfung, ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass wir da zustimmen werden. Das ist eine gute Sache. Ich erlaube mir aber trotzdem, anzumerken, und es ist auch nicht das erste Mal, dass ich das ma- che: Das wirkliche Problem war vor allem diese exorbitante Steigerung, auch bei den Mietzinsen, in der Zeit, in der wir die Inflation besonders gespürt haben, in der auch die Anpassung besonders hoch war. Das war halt vor dem 1.1.2024. Vielleicht ist es einer künftigen Wahl geschuldet, die uns ins Haus steht, dass man jetzt von 1.1.2024 bis 31.12.2025 diese indexbasierten Mietzinserhöhungen eben nicht mehr macht. Ja, das ist gut, aber in Wirklichkeit doch etwas zu spät aus unserer Sicht. Nichtsdestotrotz, besser spät als gar nicht, wir stimmen dem zu. Eine Sache möchte ich auch noch in aller Kürze ansprechen. Wir haben einen Antrag mit dem zugegeben etwas reißerischen Titel "Wohnbonusvergabe ist verfassungswidrig" eingebracht. Die ganze Wohnbonusvergabe ist nicht verfassungswidrig, aber wir bitten, einen Teilaspekt noch einmal zu berücksichtigen. Sie haben es vielleicht auch gelesen - ich habe es, glaube ich, in der "Presse" gelesen, es war, glaube ich, auch in der "Kronen Zeitung". Es war ein Beitrag, dass das Abstellen auf den Hauptwohnsitz grundsätzlich einmal auf den ersten Blick logisch erscheint, aber auch seine Schwächen hat, insbesondere bei Pflegekräften, die da mitgerechnet beziehungsweise nicht mitbe- rechnet werden. Die Argumentation der Stadt Wien ist nicht ganz nachvollziehbar und stimmt wohl nicht. Die Stadt Wien hat ge- sagt: Na ja, das ist eine Leistung im Zuge der Privatwirtschaftsverwaltung, es ist keine hoheitliche Leistung, aber eine Leistung, die wir halt so geben. Da gibt es gar keine Verfassungswidrigkeit, wenn man so will. Oh ja, gibt es doch. Ich glaube, das ist unbestritten, das hat der Verfassungsgerichtshof festgestellt. Es wurden da auch zwei nicht ganz unbekannte Verfassungsjuristen in Österreich genannt in diesen Artikeln. Wir haben ja als Grundlage ein Gesetz für diesen Wohnbonus, und auch da ist der Gesetzgeber angehalten, keine Gleichheitswidrigkeiten einzubauen. Wir bringen diesen Antrag ein, wie auch immer Sie abstimmen werden. Ich kann es mir ungefähr vorstellen, aber unabhängig von diesem Antrag kann man sich das vielleicht trotzdem noch einmal anschauen und vielleicht trotzdem ein bisschen nachschärfen. Frau Stadträtin, dass man sich das nochmal anschaut, ich weiß nicht, ob Sie jetzt aufgepasst haben? (VBgm.in Kathrin Gaál: Ich habe alles gehört!) Gut (erheitert), ich komme dann nachher und frage Sie. Im Ernst aber: Wie auch immer die Abstimmung ausgeht, bitte schaut euch das noch einmal an. Da gehört nachgeschärft und diese Ungleich- behandlungen abgeschliffen, damit es da keine Probleme gibt. Ansonsten danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Prack, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr ge- ehrte Damen und Herren! Wir diskutieren die Aussetzung der gesetzlichen Mieterhöhungen im Richtwert- und Kategoriemietzins. Es heißt auf der Tagesordnung ein bisschen fälschlicherweise für alle MieterInnen im Gemeindebau, darin sind natürlich die förderrechtlichen Mietzinse nicht enthalten, weil die andere Anpassungslogiken haben. Wir diskutieren sie für Bestandsverträge, das ist auch eine wichtige Einschränkung. Es ist eine Maßnahme, die jetzt nicht neu ist, sondern vor einem Jahr angekündigt wurde. Das heißt, es ist jetzt einfach offensichtlich die rechtli- che Absicherung für Wiener Wohnen, dass sie das machen dürfen. Wir finden, dass dieses Aussetzen der Mieterhö- hung für 2024 und 2025 ein richtiger Schritt ist. Es betrifft vor allem im Bereich der Richtwertmieten auch die doch deutlich höhere Inflation im Jahr 2023, weil die mit der Mieterhöhung 2025 wirksam werden würde. Also insofern doch ein sehr relevanter Teil, der da für die GemeindebaumieterInnen entfällt. Das ist ein guter und wichtiger Schritt. Zur ganzen Wahrheit sei aber schon auch gesagt, dass die gesetzlichen Erhöhungen davor, 2022 und 2023, im vollen Ausmaß an die GemeindebaumieterInnen weitergegeben wurden. Das sind im Richtwertbereich 5,85 Prozent 2022 und 8,6 Prozent 2023. Das wurde einmalig mit dem Gemeindebaubonus für 2023 abgefedert, aber der Gemein- debaubonus ist eine Einmalzahlung und die Mieterhöhung bleibt dauerhaft. Das heißt, man hat schon 2022 und 2023 als Vermieterin, als Gemeinde Wien genau dasselbe gemacht, was man auf Bundesebene gesetzlich scharf kritisiert hat. Bei genauerer Betrachtung ist diese Regelung auch nur ein erster richtiger Schritt, weil die gesetzliche Erhöhung einmalig ausgesetzt wird. Was fehlt, sehr geehrte Damen und Herren, ist ein dauerhafter Schutz für die MieterInnen über das Jahr 2025 hinaus. Es kommt bestimmt die nächste Erhöhung der Richtwerte. Es kommt bestimmt die nächste Erhöhung der Katego- riemietzinse, und niemand von uns hier ist so unrealistisch, ein dauerhaftes Aussetzen der Mieterhöhungen zu for- dern. Eine dauerhafte Mietpreisdeckelung aber wäre schon notwendig und sinnvoll. Wir stellen uns vor, dass man einen Deckel bei maximal 2 Prozent pro Jahr einzieht - das entspricht dem Inflationsziel der Europäischen Zentral- bank. Steigt die Inflation über 2 Prozent, tragen zumindest die Gemeindebaumieten nicht zur Inflationsentwicklung bei. Ohne diesen dauerhaften Mietdeckel werden die gesetzlichen Mieterhöhungen ab 2026 wieder voll auf die Mieten durchschlagen, auch wenn die Inflation zu hoch ist. Das ist jetzt im Moment nicht erwartbar, kann aber jederzeit auch wieder passieren. Wir würden dafür plädieren, dass wir zumindest im eigenen Bereich, wo wir das selbst regeln kön- nen, einen dauerhaften Schutz für die GemeindebaumieterInnen beschließen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Mieterhöhungen nur für die Bestandsverträge ausgesetzt werden. Das heißt, für Neuvermietungen gilt ab dem 1.1.2025 der erhöhte Richtwert. Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass die gesetzliche Mieterhöhung, die jetzt kommen wird, auf die neuen Verträge voll angewandt wird. Wir haben dann allein im Richtwertsystem im Gemeindebau mittlerweile 3 Systeme: Die Neuvermietung 90 Prozent des Richtwertes, die dann irgendwann einmal von Wohnbaustadtrat Ludwig abgeschafft wurde, die Neuvermietung 100 Prozent des Richtwertes, die wir dann eine Zeit lang hatten und die jetzt von dieser Mietpreisbremse profitiert, und die Neuvermie- tung ab 1.1.2025 nach dem aktuell geltenden Richtwert. Das heißt, wir haben schon allein bei den Richtwertmieten 3 verschiedene Systeme am Laufen. Das könnte man besser regeln. Man könnte zurückgehen zu den abgeschafften 90 Prozent des Richtwertes und damit den MieterInnen im Gemeindebau eine Entlastung verschaffen. Noch einmal zusammengefasst: Was fehlt uns noch? Es braucht eine dauerhafte Deckelung bei den Bestandsver- trägen und es braucht eine Einbeziehung der Neuverträge. Es geht um 220.000 Wohnungen oder 29 Prozent der Mietwohnungen in Wien insgesamt. Es geht um 500.000 WienerInnen, wo wir einen dauerhaften Mietpreisdeckel als Stadt regeln könnten. Also machen wir das so und gehen wir als Wien mit gutem Beispiel voran! Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Sittler, und ich erteile es ihm. Bit- te, Herr Gemeinderat. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Ich sage es in fast jeder meiner Reden: Die Gemeinde, die Kommune soll dafür sorgen, dass es günstiges Woh- nen gibt. Daher ist das Wohnen auch im Gemeindebau ganz wesentlich. Das ist unbestritten. Ich sage aber auch immer dazu, die Stadt ruht sich hier ein bisschen auf den Errungenschaften von ein paar zig Jahrzehnten aus und tut in letzter Zeit wenig. Das habe ich aber schon thematisiert. Das will ich jetzt gar nicht thematisieren, denn das ist hier nicht das Thema. Es geht um das Aussetzen der Indexerhöhungen für 2024 und 2025, und bevor ich darauf eingehe, zuerst noch: Ich finde es immer spannend und toll, dass wir bei uns im Ausschuss sehr sachlich diskutieren. Wir sind unterschied- licher Meinung - no na, unterschiedliche Parteien haben auch unterschiedliche Meinungen, das ist in einer Demokra- tie gut und wichtig -, wir diskutieren das aber sehr sachlich. Das ist etwas, was ich, auch meine Vorredner haben das schon sehr sachlich diskutiert, im Ausschuss auch sehr schätze. (VBgm.in Kathrin Gaál: Danke schön, ich auch!) Danke. Es mag vielleicht woanders etwas hitziger zugehen, bei uns geht es relativ sachlich zu, obwohl Wohnen ja ein emotionales Thema ist. (VBgm.in Kathrin Gaál: Absolut! Und die Frauen sowieso!) Na ja, das sowieso. (Heiterkeit beim Redner.) Ich komme zurück zum Aussetzen der Indexerhöhungen 2024 und 2025. Der Bund hat mit dem 3. Mietrechtlichen Inflationslinderungsgesetz ja auch schon etwas getan. Dort ist geregelt, und an den Richtwerten generell, dass 2024 die Erhöhung der Richtwerte gar nicht stattfindet. Ein Schelm, der jetzt denkt, das wäre Populismus und Wahlkampf- populismus, denn 2024 wird der Richtwert ohnehin schon ausgesetzt. Groß zu postulieren, wir setzen das aus, ist in meinen Augen eben Populismus. (Beifall bei der ÖVP und von GR Stefan Berger.) Der Großteil der Wohnungen der Wiener Gemeindebauten sind Richtwertmieten. Zirka 45 Prozent unterliegen dem Richtwert, also das ist schon ein großer Teil, wo 2024 nicht erhöht wird. Im Gesetz steht, dass man ohnehin nicht erhöhen darf. So gesehen, feiert ihr euch für etwas ab, was gar nicht passiert. Bei den Richtwertmieten sind die Wertanpassungen zum 1. April dann auch für 2025 und 2026 nachfolgend - für 2025 ist es gut, wenn es ausgesetzt wird - mit 5 Prozent gedeckelt. Da scheint es mir dann schon ein bisschen spannend, wenn die GRÜNEN doch etwas zwiegespalten auftreten. In der Bundesregierung haben wir die 5 Prozent gemeinsam ausgemacht, hier sind es 2 Prozent, die gefordert werden. Ganz klar, Wien hat den zweitniedrigsten Richtwert in ganz Österreich. Das heißt, das mietrechtlich geregelte Woh- nen ist hier schon relativ günstig. Wenn man da noch 90 Prozent, minus 10 Prozent, ansetzen würde - das kann man machen, das steht der Stadt frei, das steht den GRÜNEN frei -, dann haben wir doch auch immer die Diskussionen, die der Rechnungshof schon kritisiert hat. Man muss die Gemeindebauten auch irgendwann sanieren, und betriebswirtschaftlich ist es natürlich auch schwierig. Wie soll man das tun? Ich weiß schon, wir haben uns selber von 30 Jahren auf nur noch 40 Jahre Sanie- rungszyklus auferlegt, aber auch die werden schwierig, wenn kein Geld da ist. So gesehen, ist das ein bisschen eine Zwickmühle. Es muss Geld da sein, damit saniert werden kann. Also wir werden den beiden Anträgen der GRÜNEN nicht zustimmen. (StR Peter Kraus, BSc: O je, ich habe gehofft!) Ja, ja, ich weiß (erheitert), hoffen kann man ja. - Ich habe schon gesagt, wir diskutieren sachlich und in Ruhe. Lassen Sie mich auch noch ein wenig die Zahlen der Wiener Wohnungen darstellen. Ich habe nämlich in der Dar- stellung, die publiziert wird, andere Zahlen als zum Beispiel die GRÜNEN. 22 Prozent in Wien sind Gemeindebauten, 21 Prozent Genossenschaften und gemeinnützige Bauvereinigungen, 17 Prozent der Wohnungen in ganz Wien unter- liegen dem Richtwert, 5 Prozent sind Altverträge und nur 9 Prozent sind freie MRG-Mieten, wo man verlangen kann, was der Markt hergibt. Das ist ein sehr, sehr geringer Anteil. 7 Prozent sind sonstige Wohnungen und der Rest, 19 Prozent, sind Eigentumswohnungen. Wien liegt da absolut an letzter Stelle. 19 Prozent Eigentumsquote in dieser Stadt ist wirklich sehr, sehr schlecht. Warum tut die Wiener Stadtregierung da nichts? Es gibt ein Wohnbaupaket des Bundes, einen Zweckzuschuss Österreich-weit von 780 Millionen EUR, heruntergebrochen heißt das für den Neubau in Wien 169 Millionen EUR. Das wären 85 Millionen EUR für Neubau in der Miete und 85 Millionen EUR für den Neubau im Eigentum, Sanierung dann noch einmal 56,5 Millionen EUR. Bundesländer wie Niederösterreich, Oberösterreich, aber auch andere machen es vor. Wien macht da noch nichts, zumindest habe ich es nicht mitbekommen. Ich warte darauf, dass hier auch für das Eigentum etwas gemacht wird und dass auch mehr Mietwohnungen ge- baut werden, denn wir wissen, es wird zu wenig gebaut und irgendwann wird sich das auch auf den Markt auswirken. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zur Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühlbichler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir beschließen heute etwas, das unser Bürgermeister angekündigt hat, nämlich eine Entlastung für die Mieterin- nen und Mieter im Wiener Gemeindebau. Wir haben uns dazu entschieden, im Jahr 2025 die Mieten dort eben nicht anzuheben. Wir haben auch klargestellt, dass wir diese Anhebung nicht später nachholen werden, sondern dass diese Nichtanhebung bleibt. Das heißt, die Mieterinnen und Mieter im Gemeindebau sparen nachhaltig die Miete und es ist uns auch ganz wichtig, dass das so bleibt. Ich möchte zum Wiener Gemeindebau auch klarstellen, was die Mietzinsbildung betrifft, was wir auch an Vorteilen und Goodies haben. Im Wiener Gemeindebau gibt es keine Kautionen. Das ist ganz wichtig. Wenn man dort einzieht, kann man die drei Monatsmieten schon für Möbel verwenden. Wir verlangen im Wiener Gemeindebau auch keine Zuschläge. Das könnte man tun, im 1. Bezirk schon bis zu 12 EUR nur Lagezuschlag, innerhalb des Gürtels bis zu 5 EUR Lagezuschlag. Das machen wir nicht, seit jeher, sondern es wird die reine Richtwertmiete verlangt. Im privaten Wohnbereich ist das natürlich ganz anders. Das heißt, der Gap ist hier ein ganz besonderer. Was wir im Wiener Gemeindebau auch nicht haben, sind befristete Mietverträge. Das heißt, wir haben im Wiener Gemeindebau die Situation, dass die Menschen, wenn sie dort wohnen, auch sicher wohnen können, weil sie eben keine befristeten Mietverträge haben. Das heißt, wir erhöhen 2025 nicht. Leider können wir als Stadt Wien das nur für den Wiener Gemeindebau machen und nicht für die Privatmieten. Die werden 2025 wieder erhöht. Das ist uns gar nicht recht, weil natürlich der Gap dadurch immer größer wird. Zumindest wurden sie jetzt einmal für ein Jahr ausge- setzt. Ich möchte aber dazu auch betonen, dass das, was die Bundesregierung beschlossen hat, natürlich erst nach der Ankündigung des Wiener Bürgermeisters passiert ist. Daher kann man sich auch darüber freuen, dass unser Bürger- meister da das Tempo vorgegeben hat. Das ist eine wichtige Geschichte für den Wiener Gemeindebau, für die Men- schen in Wien, weil wir sie im Wiener Gemeindebau entlasten wollen, und vielleicht wird die nächste Bundesregierung auch weitere Schritte zur Entlastung der Mieterinnen und Mieter im gesamten österreichischen Mietbereich beschlie- ßen können. Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen gleich zur Abstimmung über die Postnummer 23. Wer gibt dieser die Zustimmung? - Ich sehe hier die Einstimmigkeit. Es liegen dazu drei Anträge vor. Antrag der GRÜNEN betreffend Richtwertmieten im Gemeindebau bei Wiedervermietungen reduzieren. Wer die- sem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei den GRÜ- NEN gegen ÖVP, FPÖ, NEOS und SPÖ, das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend dauerhafter Mietpreisdeckel für den Wiener Gemeindebau. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei den GRÜNEN und der FPÖ gegen ÖVP, NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Wohnbonusvergabe ist verfassungswidrig. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist Zustimmung bei ÖVP, FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNEN nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Es gelangt die Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Gebührenschuldnererklärung 2024 sowie die Festsetzung der Gebühren gemäß § 30 Abs. 4 des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes. Es liegt dazu keine Wortmeldung mehr vor. Wir kommen gleich zur Abstimmung über die Postnummer 16. Wer der Postnummer die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Ich sehe hier die Einstim- migkeit. Es liegen einige Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend tiefgreifende Reform des Wiener Gesundheitsverbundes. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zu- stimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen SPÖ, NEOS und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Neubesetzung des Vorstandes des Wiener Gesundheitsverbundes mittels Anhörung. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Unterstützung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich gegen SPÖ, NEOS und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Aufwertung der 24-Stunden-Pflege. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer die- sem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE, nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend auch Gastpatienten haben ein Recht auf medizinische Behandlung. Die sofortige Ab- stimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersu- chen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Konsumverbot von Nikotinbeuteln für Unter-18-Jährige. Wer diesem Antrag die Zu- stimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich gegen ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Wir kommen zu Postnummer 18. Sie betrifft eine Förderung an Special Olympics Österreich, Behindertensport- verein für die Jahre 2024 bis 2026. Es liegt dazu keine Wortmeldung vor. Wir kommen gleich zur Abstimmung über die Postnummer 18. Wer dieser die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Ich sehe hier die Einstimmigkeit. Es liegt dazu ein Antrag der ÖVP betreffend Förderung des Leichtathletiksports in der Stadt Wien vor. Die soforti- ge Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforder- liche Mehrheit und somit abgelehnt. Die öffentliche Sitzung ist somit erledigt. Wir kommen zur nicht öffentlichen Sitzung. Ich darf alle Personen, die nicht dem Gemeinderat angehören, ersu- chen, den Saal zu verlassen. Auch darf ich darauf hinweisen, dass jetzt die Webcam abgedreht wird. (Schluss um 17.49 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 23. Oktober 2024 59. Sitzung / 82