Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 60. Sitzung vom 20. November 2024 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-1529148-2024-KFP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-1403425-2024-KGR/GM) S. 5 3. Anfrage (FSP-1530525-2024-KVP/GM) S. 8 4. Anfrage (FSP-1525706-2024-KSP/GM) S. 11 5. Anfrage (FSP-1529147-2024-KFP/GM) S. 15 3. AST-1521114-2024-KSP/AG; ASTTH- 1545869-2024-KSP/AGTH: Aktuelle Stunde zum Thema "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" Wien - Stadt der Frauen: stark, sicher, selbstbewusst Rednerinnen bzw. Redner: GRin Marina Hanke, BA S. 17 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 18 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 19 GRin Viktoria Spielmann, BA S. 20 GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM S. 21 StR Dominik Nepp, MA S. 21 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 22 GR David Ellensohn S. 23 StRin Mag. Isabelle Jungnickel S. 24 GR Georg Niedermühlbichler S. 24 4. Ordnungsruf an GR David Ellensohn S. 24 5. Mitteilung des Einlaufs S. 25 6. Mandatsverzicht von Mag. Mag. Pia Maria Wieninger, Mag. Nicole Berger-Krotsch und GR Mag. Michael Aichinger; Angelobung von GRin Cornelia Sucher, GR Mag. Michael Aichinger und GR Dr. Sascha Obrecht S. 25 7. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 26 8. Umstellung der Tagesordnung S. 26 9. 1473695-2024; MD-LTG, P 1: Wahl eines Mitgliedes der Gemeinderätlichen Personalkommission Abstimmung S. 26 10. 1408908-2024-GWS; MA 57, P 18: Förderprogramm Kleinprojekteförderung Berichterstatterin GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS S. 26 Rednerinnen: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 26 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 27 GRin Viktoria Spielmann, BA S. 28 GRin Martina Ludwig-Faymann S. 30 GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 32 GRin Mag. Barbara Huemer S. 33 GRin Marina Hanke, BA S. 35 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 36 GRin Silvia Janoch S. 36 Abstimmung S. 36 11. 1283994-2024-GWS; WRW, P 19: Wirtschaftsplan der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen für das Jahr 2025 Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 37 Redner: GR Mag. Dietbert Kowarik S. 37 GR Georg Prack, BA S. 38 GR Dr. Peter Sittler S. 39 GR Dr. Sascha Obrecht S. 40 Abstimmung S. 42 12. 1291727-2024-GWS; MA 69, P 20: Ankauf diverser Liegenschaften der KatGen Kaiserebersdorf, Oberlaa Land, Oberlaa Stadt und Simmering Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler S. 42 Redner: GR Georg Prack, BA S. 42 Abstimmung S. 43 13. 1401362-2024-GBI; MA 17, P 7: Förderprogramm Kleinprojekte - Integration und Diversität Abstimmung S. 43 14. 1388319-2024-GBI; MA 10, P 8: Förderrichtlinie und -programm Inklusion Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 43 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 43 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 44 GR Harald Zierfuß S. 45 GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 45 Abstimmung S. 46 15. 1351320-2024-GBI; MA 13, P 9: Förderung von Projekten des Queeren Kleinprojektetopfes 1379181-2024-GBI; MA 13, P 12: Förderung von Projekten des Wiener Regenbogenmonats Juni 2025 Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 46 Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 47 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 47 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 48 GRin Mag. (FH) Susanne Haase S. 49 GR Thomas Weber S. 50 Abstimmung S. 51 16. 1378865-2024-GBI; MA 13, P 10: Verein Dachverband Wiener Alternativschulen; Förderung 1379036-2024-GBI; MA 13, P 11: Förderung von Wiener Bildungsgrätzln 1382021-2024-GBI; MA 13, P 13: Förderung von Einrichtungen der Erwachsenenbildung und von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA S. 51 Rednerin bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 51 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 52 GR Felix Stadler, BSc, MA S. 54 GR Jörg Neumayer, MA S. 55 Abstimmung S. 56 17. 1341113-2024-GGK; WKN, P 25: Wirtschaftsplan der Unternehmung Wien Kanal für das Jahr 2025 Abstimmung S. 57 18. 1401187-2024-GKU; MA 7, P 29: Förderprogramm im Bereich Kulturinitiativen Berichterstatter GR Petr Baxant, BA S. 57 Rednerin bzw. Redner: GR Stefan Berger S. 57 GRin Patricia Anderle S. 59 Abstimmung S. 60 19. 1456749-2024-GKU; MA 7, P 35: KRW Kultur Raum Wien GmbH; Förderung Berichterstatterin GRin Patricia Anderle S. 60 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 60 GR Christian Hursky S. 60 Abstimmung S. 61 20. 1389180-2024-GKU; MA 7, P 36: Verein QWIEN; Förderung Abstimmung S. 61 21. 1415189-2024-GKU; MA 7, P 37: Förderprogramm Rahmenbetrag Wissenschaft und Forschung Berichterstatter GR Christian Hursky S. 61 Rednerinnen: GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 61 GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 61 Abstimmung S. 62 22. 1438361-2024-GKU; MA 7, P 41: Demokratiezentrum Wien GmbH; Förderung Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 63 Rednerinnen bzw. Redner: GR Thomas Weber S. 63 GRin Katharina Weninger, BA S. 63 GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM S. 64 Abstimmung S. 64 23. 1309014-2024-GGI; MA 28, P 22: Verlängerung der Förderung zur Errichtung von Fahrrad-und Scooterabstellanlagen auf öffentlichem Grund Berichterstatterin GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 64 Redner: GR Kilian Stark S. 64 GR Ernst Holzmann S. 65 Abstimmung S. 66 24. 1408022-2024-GGI; MA 28, P 23: Vorhaben Hauptstraße B14a, Wien 20, 21 und 22 Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer S. 66 Redner: GR Kilian Stark S. 66 25. DRI-1545691-2024-KGR/GF: Dringliche Anfrage von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies, GR David Ellensohn, GRin Mag. Heidemarie Sequenz, GR Kilian Stark, GRin Dr. Jennifer Kickert und GR Johann Arsenovic betreffend "Wahrnehmung der EigentümerInneninteressen der Stadt Wien: Ungereimtheiten beim U-Bahn-Bau" Verlesung: Schriftführerin GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM S. 66 Begründung: GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 69 Beantwortung: Amtsf. StR KommR Peter Hanke S. 71 Rednerinnen bzw. Redner: StR Peter Kraus, BSc S. 76 GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 78 GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 80 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 81 GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 82 GR Wolfgang Irschik S. 84 GR Markus Ornig, MBA S. 86 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 88 GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM S. 89 GR Mag. Thomas Reindl S. 91 GR Kilian Stark S. 93 Abstimmung S. 95 Weitere Redner zur Postnummer 23: GR Kilian Stark S. 95 GR Ernst Holzmann S. 96 Abstimmung S. 96 26. 957885-2024-GGI; MA 21 A, P 24: Plan Nr. 8413: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 19., KatG Oberdöbling Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 96 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 96 GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 97 Abstimmung S. 97 27. 1416097-2024-GFW; MA 5, P 2: Förderangebot an den Verein Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs Abstimmung S. 98 28. 1360240-2024-GFW; MA 5, P 6: 1) 4. periodischer Bericht im Jahr 2024 über Überschreitungen für 2024 2) 3. periodischer Bericht im Jahr 2024 über Überschreitungen für 2025 Abstimmung S. 98 29. 1420123-2024-GGS; WIGEV, P 15: Unternehmung Wiener Gesundheitsverbund; Wirtschaftsplan 2025, Mehrjahresplanung und Strategische Ziele 2025-2029 Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 98 Rednerin: GRin Mag. Barbara Huemer S. 98 Berichterstatter GR Kurt Wagner S. 100 Abstimmung S. 100 (Beginn um 9.01 Uhr.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Einen schönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie ersuchen, Ihre Plätze einzunehmen, und darf die 60. Sitzung des Wiener Gemeinderates eröffnen. Ganztägig entschuldigt sind die GemeinderätInnen Florianschütz, Dr. Gorlitzer, Ing. Holawatsch, Keri, Dr. Ngosso, Rychly, Mag. Schober und Mag. Taucher. Zeitweise entschuldigt sind die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte Arsenovic, Mag. Aslan, Mag. Emmerling, Dipl.-Ing. Dr. Gara, Gstöttner, Kriz-Zwittkovits, Dr. Mantl, Niedermühlbichler, Arnoldner, Öztas, Spielmann, Stadler, Stark und Taborsky. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-1529148-2024-KFP/GM) wurde von Herrn GR Seidl gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. ("Seit 24. Mai 2018 ist Stadtrat Peter Hacker in seiner aktuellen Funktion tätig. In seiner Antrittsrede hat er versprochen, den WIGEV (damals noch KAV) in seiner Struktur neu aufzustellen. Einen Vorschlag dazu hat er den Wienerinnen und Wienern sowie dem Wiener Gemeinderat im Jahr 2020 und als dieser nicht kam 2021 in Aussicht gestellt und versprochen. Nunmehr, im November 2024, haben die Gemeinderäte noch immer keinen Vorschlag präsentiert bekommen. Diese Vorgehensweise ist gegenüber der interessierten Öffentlichkeit nicht nachzuvollziehen und eines Stadtrates unwürdig. Im Sinne der Demokratie, der Glaubwürdigkeit und des Ansehens der Stadt Wien, wann stellen Sie im Gemeinderat den Antrag, dem Stadtrat das Vertrauen zu versagen?") Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Mitglieder des Gemeinderates! Einleitend zu dieser Frage möchte ich betonen, dass der Wiener Gesundheitsverbund in den letzten Jahren umfassende Veränderungen und Entwicklungen durchlaufen hat, die darauf abzielen, die Struktur und Leistungsfähigkeit der Gesundheitsversorgung in Wien nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern nachhaltig zu verbessern. Ein zentrales Projekt war dabei die Optimierung von Führungs- und Organisationsmodellen innerhalb des WIGEV. Dazu gehörten die Neugestaltung der inneren Struktur der Generaldirektion, die Entwicklung eines Governance- Modells sowie die Erarbeitung eines neuen Führungsmodells für das regionale Management. Des Weiteren wurden integrierte Managementsysteme sowie Risikomanagement- und Compliance-Strukturen erfolgreich implementiert. Ein strukturiertes Rechnungswesen und Controlling wurden etabliert, um die finanziellen Abläufe transparenter und effizienter zu gestalten. Darüber hinaus ist auch eine neue Stabstelle für Ausbildung und Personalentwicklung eingerichtet worden, um die Fachkräfte von morgen gezielt zu fördern. Im Rahmen der Weiterentwicklung des Wiener Gesundheitsverbundes wurde ein medizinischer Masterplan erstellt, der auch als Grundlage für ein Rahmenbauprogramm diente. Dieses Programm wurde im Jahr 2022 einstimmig vom Gemeinderat beschlossen. Damit wurden die Weichen für zukünftige bauliche Investitionen gestellt. Eine entsprechende Bauherrenorganisation wurde etabliert, um die Abwicklung des Bauprogrammes bis 2040 zu ermöglichen. Allein im vergangenen Jahr wurden bereits mehrere Bauprojekte realisiert. So konnten alle psychiatrischen Abteilungen der Klinik Penzing erfolgreich in dezentrale Kliniken transferiert werden, wodurch die Ziele der psychiatrischen Masterplanvorgaben umgesetzt wurden. Zu erwähnen ist natürlich auch die erfolgreiche Namensänderung des nunmehrigen Wiener Gesundheitsverbundes, die mit der Entwicklung eines umfassenden Markenprozesses einherging. Der neue Auftritt und der Kulturwandel ermöglichten es, zahlreiche Kolleginnen und Kollegen durch gezielte Image- und Recruiting- Kampagnen für die Unternehmung zu gewinnen. Im Bereich des Personalmanagements wurden zudem Strukturen für die Ausbildung in den Bereichen Medizin, Pflege und medizintechnische Dienste geschaffen. Bis Ende des Jahres werden rund 4.400 Ausbildungsplätze in der Pflege zur Verfügung stehen. Studierende in Pflege und Medizintechnik haben die Möglichkeit, während ihres Studiums beim WIGEV angestellt zu werden, und zwar mit einem Gehalt von 2.700 EUR. Der neu eingeführte Bonus für Anwerberinnen und Anwerber hat dazu geführt, dass in den Jahren 2023 und 2024 rund 1.100 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden konnten. Darüber hinaus wurden Verhandlungen über ein attraktives Programm geführt, das unter anderem die Verbesserung von Nachtdienst- und Feiertagszulagen sowie eine bessere Besoldung für sogenannte Einspringerdienste umfasst. Auch im Bereich der medizinischen Versorgung wurden zahlreiche Verbesserungen und Innovationen eingeführt. Dazu gehört die Einrichtung von Erstversorgungsambulanzen an allen Kliniken, um die Zentralen Notfallaufnahmen zu entlasten. Bedeutende technologische Entwicklungen wie die Einführung digitaler Pathologie, der Einsatz von Operationsrobotern sowie die Implementierung Künstlicher Intelligenz in den Fachbereichen Kardiologie, Radiologie und Radioonkologie wurden ebenfalls erfolgreich umgesetzt. Ein besonderes Augenmerk wurde zudem auf die optimale Versorgung älterer Menschen gelegt. Unter dem Begriff Überleitungspflegestationen werden Patientinnen und Patienten nach Abschluss einer akuten Behandlung von den Kliniken in Pflegewohnhäuser des WIGEV transferiert. Dort erhalten sie eine medizinische, pflegerische und therapeutische Behandlung in höchster Qualität mit dem Ziel einer raschen und sicheren Entlassung nach Hause. So konnten über 70 Prozent der älteren Patientinnen und Patienten wieder in ihre häusliche Umgebung entlassen werden, wodurch eine langfristige Pflegebedürftigkeit verhindert werden konnte. Insgesamt spiegeln diese Entwicklungen den kontinuierlichen Fortschritt und das Engagement des Wiener Gesundheitsverbundes wider, die Gesundheitsversorgung in Wien nachhaltig zu verbessern und den Herausforderungen der Zukunft aktiv zu begegnen. Vor diesem Hintergrund sehe ich daher den Wiener Gesundheitsverbund bestens gerüstet und auf einem guten Weg, sodass sich die Ihrerseits angesprochene Vertrauensfrage in Richtung des zuständigen amtsführenden Stadtrates für mich in keinster Weise stellt. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Seidl gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Bürgermeister. Danke für die doch sehr ausführliche Beantwortung. Uns hat man immer erzählt, dass es eine der notwendigen Strukturreformen ist, dass der Wiener Gesundheitsverbund - ehemals Krankenanstaltenverbund - eben auch Personal- und Finanzhoheit bekommen soll. Denn heute ist ja die Situation jene, dass die Generaldirektorin, wenn sie zum Beispiel - ich sage jetzt einmal - einen neuen Radiergummi braucht, zunächst einmal in der Stadt Wien anfragen muss, ob sie sich den auch kaufen darf. Wie gesagt, hat der WIGEV bis heute weder Personal- noch Finanzhoheit. Jetzt glaube ich, dass es dem Amtsf. StR Peter Hacker, der jetzt ebenfalls da ist, immer sehr wichtig war, gerade das zu ändern. Er hat es uns ja doch einige Male versprochen. Deshalb jetzt meine Frage: Glauben Sie, dass wir im Landtag bis Ende dieser Legislaturperiode eine diesbezügliche Vorlage bekommen, über die wir dann abstimmen können? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Herr Gemeinderat, der Ankauf des Radiergummis war das geringere Problem. Wir haben in den letzten Jahren eine Prioritätensetzung gehabt, die davon deutlich abweicht. Es war unser Ziel, uns vor allem um jene Herausforderungen zu kümmern, die besonders dazu dienen und notwendig sind, um den hohen Qualitätsstandards der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Wiener Bevölkerung gerecht zu werden. Dazu zählt beispielsweise auch das gemeinsam beschlossene Bauprogramm in der Größenordnung von mehr als 4 Milliarden EUR. Sie sehen also, da geht es um wirklich weitreichende und auch finanzielle Obliegenheiten, aber zum Beispiel auch um die wirklich notwendigen Maßnahmen, um im Bereich des Personalstandes, im medizinischen wie im pflegerischen Bereich, weitere Schritte zu setzen. Da ist uns ja in der Tat einiges gelungen, wenn ich daran denke, dass wir beispielsweise die Ausbildungsplätze für Pflegerinnen und Pfleger mehr als verdoppeln konnten, zum Beispiel auch durch einen Zubau bei der Fachhochschule Campus Wien, und damit sichergestellt haben, dass wir auch in Zukunft ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegebereich haben. Sie sehen also, es ist uns auch unter den jetzigen Rahmenbedingungen gelungen - wonach der WIGEV nämlich eine Unternehmung nach der Stadtverfassung § 71 ist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe -, diesen sehr wichtigen und notwendigen Vorgaben gerecht zu werden. Ich freue mich, dass vieles davon auch gemeinsam beschlossen werden konnte und wir damit auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im WIGEV die Möglichkeit bieten, ihren Aufgaben zum Wohle der Wiener Bevölkerung gerecht zu werden. Die organisatorische Struktur, die laufend in Veränderung begriffen ist - ich habe da auf Grund der Zeitknappheit nur einen Teilbereich ansprechen können -, ist da ganz wichtig. Die Frage aber, in welcher organisatorischen Einheit das vorgesehen ist, ist im Zuge der Herausforderungen, die in den letzten Jahren auf uns zugekommen sind, nicht von prioritärer Bedeutung. Ich halte Sie aber auf dem Laufenden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Huemer gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Einen schönen guten Morgen, Herr Bürgermeister! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Sie haben formuliert, dass der WIGEV sozusagen eine nachhaltige Versorgungsstruktur für die Wienerinnen und Wiener sicherstellt. Das ist gut und wichtig. Ich möchte hier ein bisschen tiefer in die Sache gehen und auch Ihr Engagement für ME/CFS beziehungsweise Long Covid und für alles, was an postviralen Erkrankungen damit verbunden ist, ansprechen. Sie haben vor zirka einem Monat gemeinsam mit dem WWTF und der Foundation WE&ME die Ergebnisse einer Forschungsstiftung präsentiert. Das ist sehr, sehr wichtig und sehr, sehr gut. Sie haben gesagt, Wien ist Vorreiter bei der Erforschung postakuter Viralerkrankungen. Jetzt ist gestern auch der Aktionsplan für postvirale Erkrankungen vorgestellt worden, wo ganz klar ist: Es braucht auch Versorgungsstrukturen. Wir brauchen nicht nur mehr Forschung, sondern wir brauchen auch Versorgungsstrukturen. Da gibt es das Thema der sogenannten Long-Covid-Ambulanzen beziehungsweise postviraler Versorgungsambulanzen. Die gibt es in Wien nicht. Können Sie sich, weil da wirklich auch die Länder gefordert sind, vorstellen, im WIGEV eine derartige Ambulanz einzurichten und als Bürgermeister dafür zu sorgen, dass die notwendigen Mittel bereitgestellt werden? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Meines Wissens gibt es einen Beschluss in der Landeszielsteuerung, da weiterführende vertiefende Gespräche zwischen dem Bund und den Ländern zu führen. Meines Wissens gibt es auch die Vorarbeiten zu einem nationalen Referenzzentrum für Postvirale-Syndrom-Erscheinungen. Persönlich halte ich es für wichtig, dass man insbesondere in der Forschung sicherstellt, welche Maßnahmen dann auch in der praktischen Arbeit sinnvoll sind. Wir haben aus dem Grund, wie Sie ja richtigerweise angesprochen haben, von Seiten des WWTF, des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, Mittel freigegeben, um die Forschung finanziell zu unterstützen. Ich habe auch - über die Fraktionsgrenzen hinweg unterstützt von einigen, die hier im Gemeinderat sitzen - bei einem Benefizfußballturnier noch zusätzlich Geld in der Größenordnung von 20.000 EUR gesammelt, das wir auch für die Forschung in diesem Bereich zur Verfügung gestellt haben. Prinzipiell ist aber richtig: Es sind höhere Mittel notwendig, um diesbezüglich in der Forschung Schritte zu setzen. Wir unterstützen die Ambitionen des Bundes. Ich bin da - so wie auch Herr StR Hacker - mit Bundesminister Rauch im Gespräch. Wir überlegen, welche Maßnahmen am besten sind, um den betroffenen Personen, die oft unter gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen leiden, zur Seite zu stehen. Wichtig ist also zum einen, jetzt noch mehr Ergebnisse in der Forschung zu erzielen und diese Forschung dann auf die Basis der Gesundheitsversorgung zu bringen - in welcher organisatorischen Einheit, wird noch im Gespräch zwischen Bund und Ländern entschieden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Korosec gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Erstens recht herzlichen Dank für Ihren sehr ausführlichen Bericht. Es ist keine Frage: Es passiert sehr vieles. Das ist gut so und auch notwendig. Das heißt, es ist auch wirklich notwendig. Das ändert aber nichts daran, dass das bereits 2018 zugesagt wurde. Es ist sogar schon - nicht von der Opposition, sondern von der Regierung - die Aufforderung gekommen und man hat sich dazu bekannt und hat gesagt: Ja, wir wollen die Vorteile. Es sind dann eine größere Entscheidungsfreiheit, effizientere Prozesse und eine modernere Verwaltung gegeben. Da ist bereits 2018 ein Gesetzesentwurf vorgelegen. Das hat schon unter StRin Wehsely begonnen, unter StRin Frauenberger ist es dann weitergeführt worden. Auch StR Hacker hat es damals dann sehr ambitioniert übernommen. Es hat damals auch schon einige Gespräche gegeben. Wir, die Opposition, waren also der Meinung, dass wir eigentlich schon relativ weit sind. Dann war plötzlich Stille. Seither wissen wir nicht, warum. Wo liegt der Grund, dass man das jetzt nicht macht, obwohl man sich ja selber dazu bekannt hat, dass es notwendig wäre? Es wäre ja auch notwendig. Jetzt ist die Frage, wie es weitergeht. Wenn ich mir die Homepage anschaue, dann steht da immer: Regierungsprogramm - Neuorganisation WIGEV in Planung. Wir sind also seit Jahren in Planung. Jetzt meine Frage an Sie, Herr Bürgermeister: Werden Sie dafür sorgen? Das geht in dieselbe Richtung wie bei Herrn Seidl. Die Periode ist relativ bald aus. Bei der letzten Periode haben wir schon gesagt, es kommt. Bei dieser Periode sind wir in Planung. Ist anzunehmen, dass es noch in dieser Periode zu einer Gesetzesänderung kommt? Werden Sie dafür sorgen, dass die Oppositionsrechte gewahrt bleiben, wenn es dazu kommt? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Generell gilt, dass mir wichtig ist, in diesem sehr sensiblen Bereich des Gesundheitswesens nach Möglichkeit Beschlüsse herbeizuführen, die einstimmig oder zumindest mehrstimmig sind - auch über die Stimmen der Regierungsparteien hinausgehend. Denn das ist ein sehr sensibler Bereich, der die Bevölkerung sehr interessiert und bei dem es auch wichtig ist, sicherzustellen, dass wir auch die Herausforderungen der Zukunft entsprechend meistern können und dieses Gefühl auch der Bevölkerung vermitteln. Ich möchte aber Ihre Frage schon auch dadurch ergänzen, dass ich sage: Es ist nicht nichts geschehen. Ich habe versucht, ein wenig darzustellen, dass auch im organisatorischen Bereich gravierende Veränderungen vorgenommen worden sind, wenn ich beispielsweise an die Änderung des Managementplans denke, an die Intensivierung der Möglichkeiten, die die WIGEV-Führung auch im Bereich der Managementstrukturen gefunden hat, aber zum Beispiel auch an die Umstrukturierung im gesamten System der Spitäler, Krankenhäuser und Kliniken, oder wenn ich an die Einteilung der Regionen denke, beispielsweise die Regionen Nordost, Süd und West. Das waren weitreichende Strukturreformen, die in den letzten Jahren seit der Zeit, die Sie angesprochen haben, 2018, durchgeführt worden sind, ergänzt mit einem sehr umfassenden Bauprogramm, das ebenfalls auf Basis dieser Managemententscheidungen auch politisch unterstützt worden ist. Von daher sehe ich eine solche weitreichende gesellschaftliche Organisationsveränderung vielleicht als einen weiteren sinnvollen Schritt, aber nicht zwingend als einen, der uns davon abgehalten hätte, die Reformmaßnahmen, die im Personalbereich und im Baubereich notwendig sind, durchzusetzen. Es sind, wie ich meine, auch die Managementstrukturen im Wiener Gesundheitsverbund sehr tiefgreifend modernisiert verändert und in die Lage versetzt worden, nicht nur den Herausforderungen der Gegenwart, sondern auch jenen der Zukunft gerecht zu werden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Bürgermeister für die Beantwortung der 1. Anfrage. Die 2. Anfrage (FSP-1403425-2024-KGR/GM) wurde von GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal gerichtet. ("Der nächste Winter steht bevor und damit wird sich Wien auch an vielen Stellen wieder weiß färben - oft aber leider nicht mit Schnee, sondern mit Streusalz. Es ist unbestritten, dass es im Sinne der Verkehrssicherheit ausreichend Vorkehrungen benötigt. Verkehrssicherheit ist wichtig, allerdings schadet Streusalz der Vegetation und den Böden, daher bestehen diesbezüglich Einschränkungen in der Winterdienstverordnung. Immer wieder beobachten AnrainerInnen große weiße Flächen in der Nähe von Bäumen und Grünanlagen, die nicht über bauliche Maßnahmen gegen Salzeintrag verfügen. Dass es sich dabei um andere Auftaumittel als Salz handeln könnte, wissen die wenigsten. Welche Mengen an den Auftaumitteln Natriumchlorid, Calciumchlorid, Magnesiumchlorid, Natriumacetat und Kaliumcarbonat wurden in den letzten drei Wintern in Wien durch die Stadt Wien oder in derem Auftrag aufgebracht?") Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Einen wunderschönen guten Morgen! Wie Sie in der Anfrage richtigerweise feststellen, Frau Gemeinderätin, ist der Winterdienst ein Kompromiss. Es ist ein Kompromiss zwischen zwei sehr wichtigen Gütern für die Stadt: zwischen der Verkehrssicherheit zum einen und dem Umweltschutz zum anderen. Auf den öffentlichen Straßen und Radwegen ist, wie Sie wissen, die Sache so, dass der Winterdienst von der MA 48 durchgeführt wird. Es gibt aber auch weitere öffentliche und andere Stellen, beispielsweise die Asfinag, die Wiener Linien und Wiener Wohnen. Darüber hinaus gibt es natürlich abertausende Liegenschaftseigentümer und -eigentümerinnen, welche für den Gehsteig vor ihrer Liegenschaft zuständig sind. Insbesondere, was die LiegenschaftseigentümerInnen betrifft, kann man keine Verbrauchszahlen abschätzen, beziehungsweise sind sie nicht so bekannt, dass ich, was das betrifft, Ihre Frage beantworten kann. Natürlich kann ich das aber im Hinblick auf die MA 48. In den letzten 3 Wintersaisonen sind folgende Mengen eingesetzt worden: Splitt - letztes Jahr 21 t, 2022/2023 25 t und 2021/2022 30 t, Sole - letztes Jahr 4,773.197 l, 2022/2023 3,575.417 l und 2021/2022 3,153.453 l, Salz - 2023/2024 6.041 t, 2022/2023 4.583 t und 2021/2022 5.967 t, Calciumcarbonat - 2023/2024 45 t, 2022/2023 31 t und 2021/2022 54 t, Calciumchlorid, Magnesiumchlorid und Natriumacetat werden von der MA 48 nicht eingesetzt. Vielleicht darf ich noch ein bisschen ausholen. Wie schon vorhin gesagt, geraten gerade auf Straßen zwei öffentliche Interessen in eine gewisse Kollision. Zum einen dient die Salzstreuung der Sicherheit des Straßenverkehrs im Winter. Der Straßenerhalter haftet nach § 1319a ABGB für durch Unterlassung der Salzstreuung verursachte Verkehrsunfälle. Andererseits droht durch die Salzstreuung eben eine Schädigung der Umwelt. Rechtlich ist es relativ klar und in Österreich, wenn man so will, auch streng und anders als in anderen Staaten zu Gunsten eines Vorrangs der Straßensicherheit geregelt, und zwar ist es zuletzt nach einem Spruch des VwGH 2011 so: "Unter Bedachtnahme auf den notwendigen Ausgleich zwischen den Interessen an der Sicherheit im Straßenverkehr und der Vermeidung von Umweltschäden liegt eine unzulässige Immission nur vor, wenn der Straßenerhalter das im Interesse der Sicherheit verkehrsnötige Maß überschreitet." Das ist, wie gesagt, in Österreich die höchstgerichtlich angesehene Sichtweise zur Auflösung dieses Konflikts. Was man vielleicht auch noch sagen kann - und das ist mir jetzt im Hinblick auf die konkreten Alternativen, die Sie in Ihrer Frage ansprechen, besonders wichtig: Es gibt aus Sicht der Stadt und aus Sicht aller Expertinnen und Experten, mit denen wir zusammenarbeiten, keine wirkliche Alternative zu Salz. Was es aber gibt, ist das Setzen auf neueste Technologien - im Wesentlichen die reine Solestreuung - und Schulungen, um den Verbrauch so gering wie irgendwie möglich zu halten. Was wären die Alternativen? Splitt ist wirklich nur eingeschränkt nutzbar, weil er mechanisch wirkt. Das heißt, er wird zerrieben, er wird an den Fahrbahnrand gedrängt, es entsteht Staub, es entsteht Feinstaub. Abgesehen davon hat die Wirkung von Splitt bei Schnee und Eis die Tendenz, stark nachzulassen. Dadurch braucht es vermehrte Streufahrten. Das wieder verursacht Lärm, Abgase und Staub. Abgesehen davon kann Splitt im trockenen Fahrbahnzustand zum Rutschen führen. Das ist vielleicht für Kfz weniger problematisch, für Fußgänger und Fußgängerinnen und RadfahrerInnen aber ein großes Thema. Es gibt auch noch weitere Nachteile von Splitt. Wenn das von Interesse ist, dann gehe ich da gern einmal ins Detail. Da geht es um den Primärenergieaufwand bei der Erzeugung und um die Abfallmengen, die entstehen. Natürlich gibt es auch andere bekannte Streumittel, die in aller Regel eine Sache gemein haben: Sie enthalten entweder ebenso umweltschädliche Chloride oder Stickstoff oder sind in der Herstellung sehr, sehr ressourcenintensiv, teuer und auch nicht frei von Umweltauswirkungen. Trotzdem testen Kommunen immer wieder Alternativen - und das ganz besonders auch für sensible Bereiche. Das wird oft auch von Herstellern von alternativen, auftauenden Stoffen angeregt. Die bringen dann gezielt Stoffe als Alternativen auf den Markt, die beispielsweise Neben- oder Abfallprodukte in der Industrie sind und tauwirksam sind. Es kommt aber häufig vor, dass das dann wieder Gemische sind. In den meisten Fällen ist dann erst recht die tauwirksame Substanz Calciumchlorid Teil dieser Gemische. Oft ist es auch so, dass das ohne eigene Recherche gar nicht leicht erkennbar ist, weil es von den Herstellern nicht bekannt gegeben wird. Umso mehr sind der internationale Vergleich und der internationale Austausch mit Städten relevant, die immer wieder mit solchen Alternativen arbeiten. Die Stadt Wien macht das namentlich mit dem Weltstraßenverband. Da zeigt sich ein ähnliches Bild. Es kommen zwar weltweit immer wieder alternative Auftaumittel zum Einsatz, aber immer nur vereinzelt und testweise in einem sehr eingeschränkten Bereich. Grundsätzlich kann man zusammenfassen: Natriumchlorid ist weltweit das Mittel der Wahl, das eben die Aufgaben oder Herausforderungen, die es gibt, bestmöglich verbindet. Jetzt vielleicht zu den etwas positiveren Nachrichten neben der, dass wir, was das chemische Produkt betrifft, keine Alternative haben. Wir haben in den letzten zehn Jahren massive Fortschritte durch die Entwicklung neuer Streutechnologien erzielt. Die MA 48 setzt auf Feuchtsalztechnologie. Schon mit der Einführung der Feuchtsalzstreuung gab es eine dramatische Verbesserung. Das können alle Fahrzeuge der 48er. Dadurch konnten 25 Prozent, also ein Viertel der Streumittel, eingespart werden. Das ist möglich durch die gezieltere Ausbringung und die Reduzierung von Verlusten. Die neu angeschafften Fahrzeuge setzen auf die Ausbringung reiner Sole. Dabei werden in der Regel 20 g Sole pro Quadratmeter aufgebracht. Der tauwirksame Teil davon beträgt aber nur 4 g/m². Die verbleibenden 16 g/m² sind Wasser. 4 g/m² Salz - ich habe mir das heute in der Früh noch einmal angeschaut: Das ist weniger als ein gestrichener Teelöffel. Da sieht man also schon, was mit der Technologie in den letzten 10 Jahren erreicht werden konnte und wie sehr auch die MA 48 daran interessiert ist, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Namentlich ist das immerhin eine Einsparung von 60 Prozent gegenüber der Trockensalzstreuung. Ich darf zusammenfassen, der Versuch, jede Art von Streumittel zu testen, zeigt eines: Jede Art von Streumittel hat negative Umweltauswirkungen. Auch ist die Nullstreuung in Österreich aus rechtlichen Gründen einfach unmöglich und nicht denkbar. Das Ziel muss dabei sein, so wenig wie möglich aufzubringen. Das schafft die 48er durch mechanische Schneeräumung mit neuesten Technologien, Stichwort: Doppelklinge, und allem, was technisch so möglich ist, um damit das Streumittel so gering wie möglich zu halten, eben mit Solestreuern und auch einer intensiven Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist also ein sehr, sehr guter Kompromiss zwischen Umweltschutz und Verkehrssicherheit. Weil das jetzt möglicherweise einer der letzten Tage ist, bevor es in Österreich so richtig kalt wird, möchte ich das jetzt auch zum Anlass nehmen, um besonders den Mitarbeitern der 48er, aber beispielsweise auch den Mitarbeitern der 42er, den Mitarbeitern bei Wiener Wohnen und allen, die dann in der Stadt damit befasst sind, die Nächte durchzuarbeiten und die Straßen sicherzuhalten, ein großes Danke sagen. (Beifall bei der SPÖ und von GR Peter L. Eppinger.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Beantwortung der Frage und auch auf die Verweise auf internationale Beispiele und höchstgerichtliche Entscheide. Sie haben es angesprochen: Es gibt einerseits die privaten Liegenschaftseigentümer und auch der Magistrat, also beispielsweise Wiener Wohnen oder MA 48 und MA 42. Es sind also nicht nur Gehsteige und Radwege, sondern auch Märkte oder Parkanlagen, wo gestreut wird. Die rechtliche Basis in Wien ist ja die Winterdienstverordnung. Sie wissen, es gibt jährlich zahlreiche Anzeigen, wenn sich Menschen bei der MA 42 melden, weil private Liegenschaftseigentümer sich nicht an die Winterdienstverordnung halten. Meine Frage lautet: Können Sie garantieren, dass auf den Flächen, die sich im Verantwortungsbereich des Magistrates befinden, die Winterdienstverordnung eingehalten wird? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Erstens verwehre ich mich dagegen, dass sich irgendjemand in seiner Aufgabe als Mitarbeiterin und Mitarbeiter der Stadt nicht an die gesetzlichen Vorgaben hält. In diesem Zusammenhang kann ich auch diese Frage beantworten. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich glaube, da war ein ... Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich habe es so verstanden und so beantwortet. (GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia nickt.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Gut. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die bisherigen Beantwortungen. Meine Frage richtet sich konkret in die Richtung: Wie gehen wir mit Schäden an Bäumen um? Wir haben ja Anfang des Jahres ein neues Baumschutzgesetz novelliert. Weil es jetzt im Zuge dieser Novellierung möglich ist, als Privater in den öffentlichen Grund auszuweichen, sollten Ersatzpflanzungen auf privatem Grund nicht möglich sein - ich verkürze das jetzt -, hat man dann als Privater die Pflicht, zehn Jahre dafür zu sorgen, dass dieser Baum besteht oder gepflegt wird. Diese Pflegemaßnahme wird ja dann auch seitens der Stadt Wien übernommen. Jetzt stellt sich für uns die Frage, wie es bezüglich Haftungen aussieht, sollte es beim Einsatz von verschiedenen Mitteln - Sie haben es detailliert ausgeführt -, durch die Vertrocknung von Jungbäumen oder eben durch Kfz, wenn jemand anfährt, zu Schäden kommen. Wie wird das geregelt? Gibt es da schon jetzt in diesem ersten Jahr Erfahrungen, beziehungsweise wie geht man damit um, wenn diese Pflegemaßnahmen auf Grund eines Fremdverschuldens oder vielleicht auch verschuldet durch die Stadt Wien nicht aufrechterhalten werden können? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Zum einen bemühen wir uns als Stadt namentlich durch die Winterdienstverordnung, die die Frau Kollegin schon vorhin angesprochen hat, grundsätzlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die Schäden an Bäumen hintanhalten. Die Winterdienstverordnung sieht ja vor, dass in einem Abstand von 10 m zu unversiegelten Bodenflächen keine Auftaumittel verwendet werden, es sei denn, es sind bauliche Maßnahmen gesetzt, die sicherstellen, dass diese nicht versickern und dadurch die Bäume schädigen oder dass es durch Aufwirbelungen einen Eintrag gibt. Da ist es sehr wichtig - auch das ist vorhin schon gesagt worden -, dass wir als Stadt Anzeigen beziehungsweise auch Meldungen aus der Bevölkerung sehr, sehr genau anschauen und auch unterstützen. Da stellen die Wiener Stadtgärten Pflanzenschutzexperten zur Verfügung. Dort können auch entsprechende Meldungen abgegeben werden. Bei Verstößen wird ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet. - Das war jetzt aber nicht die eigentliche Frage. Ich habe das schon verstanden. Ich wollte das nur in diesem Zusammenhang noch dazusagen. Was die Novelle des Baumschutzgesetzes ermöglicht, ist, wie du richtig gesagt hast, wenn man so will, das aus der Hand Geben der Verpflichtung einer Ersatzpflanzung. Auf der einen Seite gibt es also die Verpflichtung einer Ersatzpflanzung und die Verantwortung für den jeweiligen als Ersatz gepflanzten Baum für eine lange Dauer. Diese soll sicherstellen, dass der Baum auch eine Zukunft als Baum hat und nicht nur die ersten paar Jahre existiert. Zum anderen gibt es die Möglichkeit, das zu lösen - jetzt komme ich noch einmal auf den Satz vorhin -, indem man sich eines Partners bedient und mit diesem eine Vereinbarung trifft, eben genau diesen Baum zu pflanzen. Damit ist aber auch die Verantwortung für diesen Baum in diese Partnerschaft übergegangen. Das soll heißen: Wenn man privatrechtlich eine Vereinbarung mit einem Liegenschaftseigentümer oder einem Nachbarn trifft, dann kann ja ein Teil der Vereinbarung sein, dass der Nachbar nicht nur dafür zuständig ist, sondern dass auch Geld dafür fließt, dass der Nachbar das macht, beispielsweise ein Prozentsatz der Baumschutzabgabe. Die Verantwortung liegt dann aber beim Nachbarn, wenn er das übernommen hat. Das Gleiche gilt für die Stadt Wien: Wenn wir die Verantwortung für den jeweiligen Baum übernommen haben und eine Einigung mit demjenigen getroffen haben, der die Verpflichtung hat, den Ersatzbaum zu pflanzen, dann haben wir das Packerl. Weil aber die Frage auch war, ob es da schon Erfahrungen gibt: Da würde ich einfach vorschlagen, dass wir in einer der nächsten zwei Ausschusssitzungen gern die Experten der MA 42 und MA 22 bitten, uns da vielleicht erste Erfahrungsberichte mitzunehmen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Ing. Guggenbichler gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich war zuerst schon ein bisschen überrascht, als ich die Frage gelesen habe. Denn es ist ja nicht das erste Mal, dass der Winter kommt und wir über den Streudienst in Wien reden. Kollegin Otero Garcia hat halt heuer wieder die Möglichkeit genutzt, diese Frage zu stellen. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Natürlich wissen wir, dass wir auf Grund der Solelösungen eine große Einsparung in Wien haben. Ich glaube, es hätte Ammoniaklösungen gegeben. Das wird aber nur an Flughäfen und sehr punktuell eingesetzt, wie Sie gesagt haben. Was mich aber besonders erschüttert hat, ist, dass in diesem Haus eine Gemeinderätin einen Stadtrat fragt, ob er garantieren kann, dass sich die Magistratsbeamten an das Gesetz halten. Also, ich verwehre mich wirklich gegen die Verdächtigungen der Gemeinderätin aus dem grünen Bereich, die den Magistratsbeamten unterstellt, dass sie die Winterdienstverordnung nicht einhalten. Ich erwarte von Kollegin Otero Garcia eigentlich eine Entschuldigung bei den Magistratsbeamten, weil wir davon ausgehen müssen, dass sich natürlich alle Magistratsbeamten an das Gesetz halten. - Beschuldigen Sie also bitte nicht den Magistrat! Ich hätte dazu eine andere Frage: Wir haben ja sehr viele private Bereiche und mehr oder weniger Winterdienstfirmen, die sehr viel mit Streusalz arbeiten. Welche Strafen erhalten Wiederholungstäter, wenn sie jedes Jahr Streusalz verwenden und eine Anzeige bei der MA 42 bekommen? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Ich habe das schon vorhin erwähnt. Es gibt natürlich das große Interesse, dass es nicht nur ein bestmögliches Wissen über die Winterdienstverordnung gibt. Da kommuniziert die Stadt sehr, sehr intensiv mit den LiegenschaftseigentümerInnen und auch mit den einschlägigen Firmen, die mit der Stadt kooperieren. Das ist sicherlich die allerwichtigste Maßnahme. Wenn jemand weiß, was er zu tun hat und wie die rechtlichen Rahmenbedingungen sind, kann er oder sie diese auch einhalten. Die zweite wichtigste Maßnahme ist natürlich, auch selber einen Beitrag dafür zu leisten. Da ist die MA 42 Pflanzenschutz sehr, sehr dahinter, allen Meldungen nachzugehen und dann gegebenenfalls ein Verwaltungsstrafverfahren einzuleiten. Wie das bei Verwaltungsstrafverfahren so ist, gibt es natürlich eine Kaskade an höher werdenden Strafen bei Wiederholungstätern und -täterinnen. So ist es auch in dem Fall. Konkrete Summen kann ich jetzt ad hoc nicht nennen. Wenn es so etwas wie Erfahrungswerte und Durchschnittssummen gibt, kann ich die aber natürlich nachliefern. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat für die Beantwortung der 2. Anfrage. Die 3. Anfrage (FSP-1530525-2024-KVP/GM) wurde von Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar gestellt und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet. ("Eine aktuelle Anfragebeantwortung zum Thema Heumarktprojekte, die uns von Amtsführender Stadträtin Sima und Ihnen am 10. Oktober 2024 übermittelt wurde, lässt den Schluss zu, dass lediglich bereits überholte - und auch von der UNESCO bereits abgelehnte - Projektvarianten als für ein baubehördliches Verfahren eingereichte Bauprojekte bei der Stadt Wien anhängig sind - jedoch im Grunde keine, die zumindest eine signifikante Höhenreduzierung beinhalten bzw. in der Nähe einer ernsthaften Welterbe-Kompatibilität angesiedelt sind. Auch aktuelle Medienberichte in der Tageszeitung "Kurier" vom 9. November 2024, in denen ein entsprechendes Gutachten der Stadt thematisiert wurde, lassen darauf schließen, dass die Stadt Wien offenbar keine Notwendigkeit für eine Redimensionierung sieht - trotz Kritik der UNESCO. Wie stellen Sie angesichts dieser bedenklichen Entwicklungen und des zunehmenden Durcheinanders sicher, dass das historische Zentrum Wien den Status als Weltkulturerbe letztendlich beibehalten kann?") Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Mitglieder des Gemeinderates! Sehr geschätzte Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar! Wir haben uns mit dem Thema ja schon einige Male und auch sehr intensiv in diesem Gremium beschäftigt, zuletzt auch auf Grund Ihrer mündlichen Anfrage im Juni 2024. Ich stelle aber gern noch einmal klar, dass wir eine ganz deutliche Haltung in der Stadt Wien haben, nämlich das Welterbe erhalten zu wollen, und sich an dieser Haltung selbstverständlich auch nichts geändert hat. Im Hinblick auf die Ausführungen in Ihrer vorliegenden Anfrage betone ich weiters, dass die Stadt Wien keinen Einfluss darauf hat, welche Projektvarianten der Bauwerber beziehungsweise Antragsteller bei der Behörde einreicht. Jede eingereichte Variante - sei es im Baubewilligungs- oder im UVP-Feststellungsverfahren - ist von der Behörde entsprechend zu bearbeiten. Das Bundesverwaltungsgericht hat in seinem Beschluss vom 19. Juni 2024 zum UVP-Feststellungsverfahren betreffend die Variante "Heumarkt Neu" ausgesprochen, dass die Beschlüsse des Welterbe-Komitees keine Bindungswirkung für die Wiener Landesregierung entfalten. Es hat weiters klargestellt, dass es sich bei den Beschlüssen des Welterbe-Komitees beziehungsweise bei den Vorarbeiten der beratenden Gremien, auf die sich das Welterbe-Komitee bei seinen Beschlüssen stützt, um sachverständige Äußerungen handelt. Diese sind neben anderen gutachterlichen Beurteilungen angemessen zu würdigen. Das Bundesverwaltungsgericht hat der Landesregierung überdies aufgetragen, binnen acht Wochen einen Bescheid zu erlassen, was im August 2024 für diese Variante "Heumarkt Neu" erfolgte. Schon vor dieser Bescheiderlassung war im November 2023 ein weiterer UVP-Feststellungsantrag betreffend das Areal Am Heumarkt eingebracht worden. Dieser trug den Titel "Heumarkt Neu 2023" und entspricht dem in Riad vorgestellten Projekt "Heumarkt neu reduziert". Zur Veranschaulichung: Diese Variante beinhaltet eine Wohnscheibe mit einer Höhe von 49,95 m und eine Hotelscheibe mit 47,85 m. Im September 2024 wurde diesbezüglich von der Antragstellerin eine Säumnisbeschwerde eingebracht. Im Hinblick darauf erfolgte daher vor einer Woche auch für diese Variante ein entsprechender Beschluss in der Landesregierung. Im Zuge des behördlichen Ermittlungsverfahrens wurde ein Gutachten von Frau Prof. Christa Reicher eingeholt. Darin wird unter anderem als Ergebnis festgehalten - ich zitiere: "dass die bei der Umsetzung des gegenständlichen Vorhabens unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit seiner Auswirkungen zu erwartenden Beeinträchtigungen des Schutzzweckes der UNESCO-Welterbe-Stätte ‚Historisches Zentrum von Wien' als geringfügig und daher als nicht wesentlich einzustufen sind" - Ende des Zitats. Zu unterscheiden ist zwischen dem Fachgutachten im Zuge des UVP-Ermittlungsverfahrens und den Beschlüssen des UNESCO-Welterbe-Komitees. Im Fachgutachten von Frau Prof. Reicher wird die Frage behandelt, ob das gegenständliche Projekt die Welterbe-Stätte "Historisches Zentrum von Wien" wesentlich beeinträchtigt. Diese Frage wird im Gutachten verneint. Festzuhalten ist, dass der Beschluss der Wiener Landesregierung, wonach eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich ist, in keiner Weise eine Genehmigung für das Projekt darstellt. Alle Genehmigungsverfahren, etwa nach der Wiener Bauordnung oder der Gewerbeordnung, sind separat durchzuführen. So kann, wie seitens der hiesigen Expertinnen und Experten konstatiert wurde, die MA 37 einen Baubescheid erst dann erlassen, wenn der rechtliche Instanzenweg zur UVP-Frage abgeschlossen ist. Eine umfangreiche Darlegung jener Schritte, welche die Stadt Wien veranlasst, um von der Roten Liste gestrichen zu werden, ist erst jüngst im Rahmen der von Ihnen erwähnten schriftlichen Beantwortung vom 10. Oktober 2024 erfolgt. Gern erwähne ich beispielhaft auch an dieser Stelle einige Maßnahmen, die wir bereits gesetzt haben: Managementplan UNESCO-Welterbe "Historisches Zentrum von Wien", Schutz des Welterbes als Ziel im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, politikberatendes Gremium Fachbeirat ergänzt um Welterbe-Expertise, Welterbe als Kriterium für die Ausweisung von Schutzzonen, Abweichung von Vorschriften des Bebauungsplans dürfen das Welterbe nicht beeinträchtigen, besondere Bedachtnahme auch auf das Welterbe im Hinblick auf das örtliche Stadtbild. Zusammenfassend halte ich nochmals fest, dass die Stadt Wien weiterhin die größten Anstrengungen unternimmt, um von der Liste der gefährdeten Welterbe-Stätten gestrichen zu werden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Herr Bürgermeister, Sie haben es erwähnt: Das Thema beschäftigt uns ja schon sehr lang, für meine Begriffe ein bisschen zu lang. Was diese Dauer auch mit sich bringt, ist, dass sich durch die verschiedenen Projektvarianten und die verschiedenen Prozessschritte - Sie haben es schon angesprochen - mittlerweile auch in der öffentlichen Diskussion eine gewisse Verwirrung darstellt. Deswegen ist es für uns auch wichtig, hier Klarheit zu schaffen. Das Projekt "Heumarkt Neu 2023" mit einer Höhe von 49,95 beziehungsweise 47,85 m, das Sie gerade erwähnt haben, ist das - ich nenne es jetzt einmal - aktuellste Projekt, das nicht zuletzt auf Grund dieses UVP-Bescheids und der Entscheidung dazu gerade auch diskutiert und verfolgt wird. Meine konkrete Frage: Können Sie garantieren, dass dieses Projekt in seiner jetzigen Form mit 49,95 beziehungsweise 47,85 m ein Projekt ist, das Wien von der Roten Liste bringt? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Das kann ich natürlich gar nicht garantieren. Das ist eine Entscheidung der verschiedenen Kommissionen, die in der UNESCO angesiedelt sind. Das wird sich wahrscheinlich bei der nächsten Weltkonferenz entscheiden - ich hoffe, zu unseren Gunsten. Ich kann da aber gar nichts garantieren. Wie ich versucht habe, auszuführen, ist das eine Variante, die derzeit im Behördenverfahren läuft. Es laufen aber auch die anderen Verfahren weiter, weil sie gesondert behandelt werden. Das ist also zum einen eine Frage der Verfahren, die bei uns laufen. Die Entscheidung in den Gremien der UNESCO kann ich in keiner Weise beeinflussen. Ich danke noch einmal allen ganz herzlich, die daran beteiligt sind, hier sehr intensiv und auch in zahlreichen Sitzungen, Veranstaltungen auch auf internationaler Ebene einzuwirken, insbesondere auch dem Landtagspräsidenten Ernst Woller, den wir ja auch beauftragt haben, in dieser Sache tätig zu sein, und der das in vielen Gesprächen und internationalen Konferenzen auch sehr umfassend tut. Ich hoffe, dass es bei der nächsten Welterbe-Kultur-Konferenz gelingt, Wien von der Roten Liste zu bringen. Garantieren kann ich aber nichts. Ich kann nur versprechen, dass auch wir als Stadt Wien alles unternehmen werden, um zwei Dinge miteinander zu verbinden: Zum einen das Weltkulturerbe in diesem Bereich zu erhalten und gleichzeitig ein Projekt zu realisieren, das die Qualität in diesem Bezirks- und Stadtteil verbessert. Denn wir können es auch nicht so belassen, wie es jetzt ist. Es wird also notwendig sein, auch innovative Schritte zu setzen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mahdalik gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Übertriebene Hast bei großen Bauvorhaben kann man der Stadt Wien ja nicht vorwerfen. Die Event-Halle wird jetzt vielleicht 2030 fertig. Ich glaube es aber eher nicht. Beim Projekt "U2/U5" war es zuerst der geheime Geheimkanal des Alserbaches, der genau dort aufgetaucht ist, wo er auch auf öffentlich zugänglichen Dokumenten eingezeichnet ist. Jetzt am Schluss waren wir bass erstaunt, dass in französischen Firmen Französisch gesprochen wird. Am Projekt "Heumarkt" dilettiert die Stadt Wien schon viele Jahre herum - zumindest aus meiner Sicht. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich selbst höchste Repräsentanten der Wiener SPÖ zum Werkzeug eines Immobilienspekulanten machen, damit sich der noch ein paar goldene Nasen verdienen kann. Man bekommt auch den Eindruck, dass die Stadt Wien den Status des UNESCO-Welterbes nicht nur aufs Spiel setzt, sondern dessen Verlust vielleicht sogar gezielt herbeiführt, weil sich dann leichter mehr Geld verdienen lasst. Darum meine Frage an Sie: Was ist Ihnen wichtiger: den UNESCO-Welterbe-Status und damit das Stadtbild für unsere Kinder und Enkel zu erhalten oder einen Immobilienspekulanten reicher als reich zu machen? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Zum einen möchte ich auf das Schärfste zurückweisen, dass sich irgendjemand in unserer Stadt zum Werkzeug von Immobilienspekulanten machen lässt. Es geht aber zweifellos darum, dass man auch mit privaten Investoren gut zusammenarbeitet. Das höre ich bei anderen Gelegenheiten sehr oft als Forderung. Ich halte das auch für sinnvoll, wenn es darum geht, umfassende Projekte zu realisieren. Da sind wir in Wien ein gutes Beispiel dafür, dass die Stadt Wien sehr viele Investitionen übernimmt, aber auch eine enge Kooperation zu vielen pflegt, die bereit sind, in unserer Stadt zu investieren. Das halte ich prinzipiell einmal für keinen Nachteil. Auf der anderen Seite geht es darum, einen Stadt- und Bezirksteil zu entwickeln, mit dessen Qualität wir derzeit nicht zufrieden sind. Man muss ja eindeutig festhalten, dass es notwendig ist, dort Maßnahmen zu setzen, was das Hotel betrifft, das in die Jahre gekommen ist und nicht mehr dem Standard entspricht, den auch diese Hotelkette in den vergangenen Jahrzehnten gewohnt war. Es gibt dort auch eine enge energietechnische Verbindung zum Wiener Eislaufverein, der auch notwendigerweise entsprechend berücksichtigt werden muss. Es ist dort auch die Verkehrssituation unzufriedenstellend. Von daher wird es notwendig sein, Maßnahmen zu setzen. Prinzipiell haben wir im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages festgelegt, dass der private Investor bereit ist, auch im Zuge des Umwidmungsverfahrens Lasten zu übernehmen, die sonst die öffentliche Hand und damit der Steuerzahler beziehungsweise die Steuerzahlerin tragen müsste. Natürlich wird das in reduzierter Art und Weise zutreffen, wenn auch die Gesamtkubatur verändert wird. Das muss einem auch bewusst sein. Das ist für uns aber jetzt nicht der wichtigste Teil. Wichtig ist, dass wir das Weltkulturerbe erhalten, aber gleichzeitig auch Perspektiven entwickeln, wie ein innovatives, modernes und neues Projekt dort sicherstellt, dass der gesamte Bezirks- und Stadtteil positiv in die Zukunft geführt wird. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Bürgermeister. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dr. Kickert gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bürgermeister! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Um von der Liste der gefährdeten Weltkulturerbe-Stätten gestrichen zu werden, braucht es neben der Berücksichtigung der Empfehlungen aus diesen Advisory Missions - der mehreren, aber auch der letzten von 2024 - für das Projekt "Heumarkt Neu" ja auch andere Dinge. Neben Informationen über den Verlauf und den Bau der U5 wünscht sich das Welterbe-Komitee ja auch eine Folgenabschätzung - also dieses berühmte Heritage Impact Assessment - zu den Projekten "Hotel Palais Schwarzenberg" und zum neuen Besucherzentrum Belvedere. Wie ist in diesen beiden Projekten gerade der Stand der Dinge? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Bürgermeister. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sie haben völlig recht, Frau Gemeinderätin. In beiden Fällen ist auch ein Heritage Impact Assessment notwendig. Meines Wissens sind die Betreiber da auch sehr stark eingebunden. Dahinter stehen meines Wissens ja zwei unterschiedliche Einreicher. Das sind zum einen die Burghauptmannschaft und auf der anderen Seite die Schwarzenberg'sche Privatstiftung. Ich höre, dass es da sehr konstruktive Gespräche gibt, die zu einem positiven Ende geführt werden sollen. Meines Wissens gibt es für das Projekt der Schwarzenberg'schen Privatstiftung auch schon eine Baubewilligung. Ich habe den Eindruck, dass die Einreicher da in gutem Einvernehmen sind und es sehr positive Lösungen gibt. Wir sehen aber, dass durch die Entscheidungen, die wir nicht zuletzt auch hier im Gemeinderat getroffen haben, die Rahmenbedingungen, um Projekte zu realisieren, im gesamten Bereich der Inneren Stadt sehr verschärft worden sind. Das bedeutet natürlich auch, dass viele Projekte unter einem sehr starken Kontrollmoment stehen und sich zum einen natürlich auch zeitlich etwas verzögern. Auf der anderen Seite ist gewährleistet, dass auch die sehr strengen Rahmenbedingungen, die wir gemeinsam beschlossen haben, realisiert werden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung der 3. Anfrage. Die 4. Anfrage (FSP-1525706-2024-KSP/GM) wurde von Herrn GR Dipl.-Ing. Al-Rawi gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal gerichtet. ("Die Stadt Wien hat am 19. November 2024 den Titel der Europäischen Demokratiehauptstadt übernommen. Welche Ziele verfolgt die Stadt Wien als Europäische Demokratiehauptstadt und mit welchen Vorhaben soll die Demokratie in Wien gestärkt werden?") Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Frau Vorsitzende! Schönen Morgen habe ich schon gesagt. Lieber Herr Gemeinderat! Vielen herzlichen Dank für die Frage. Ich bin am 20. Juni 2023 hier an diesem Ort gestanden und durfte ankündigen, dass sich die Stadt Wien auch als Folge der Demokratie-Enquete um den Titel der Europäischen Demokratiehauptstadt bewirbt, um im Chor der Städte, die gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und den Bürgerinnen und Bürgern die Demokratie stärken wollen und als Katalysator für positive, demokratische Entwicklungen wirken wollen, eine Rolle zu spielen. Unser Ziel ist es, einen sichtbaren Raum für die vielen, vielen Initiativen zu schaffen, die es in Wien schon gibt, und zugleich ein Ort zu sein, an dem Bürgerinnen und Bürger in Europa in Wien zusammenkommen und sich engagieren können und wo sie last but not least - das Allerwichtigste - auch nachhaltig Veränderungen und Weiterentwicklungen für uns in Wien inspirieren können. Wir haben uns damals mit etablierten Projekten beworben - das sieht der Prozess so vor -, beispielsweise mit der Kinder- und Jugendmillion, dem KundInnen-Rat des Fonds Soziales Wien, dem Kulturlabor im Gemeindebau und ganz konkret auch mit Zielsetzungen für die Zukunft. Die Verstetigung des Klimateams sowie das Büro und die Werkstatt für Mitwirkung seien hier erwähnt. Dann gab es einen zweistufigen Abstimmungsprozess. Es ist hier an diesem Ort schon mehrfach diskutiert worden. Kurz zusammengefasst: Wien wurde aus einer Anzahl von 7 anderen Städten ausgewählt - einmal von Expertinnen und Experten, zuletzt von einer Jury von über 4.000 BürgerInnen aus 47 Ländern. So konnte im Dezember 2023 verkündet werden, dass Wien Schauplatz des Demokratiejahres ist. Jetzt ist es so weit. Gestern hat dieses Demokratiejahr gestartet. Es soll ein gemeinsames Jahr sein. Gemeinsam meint: Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft - mit der Verwaltung, mit Vereinen und mit NGOs - wollen wir Räume und Formate für Wienerinnen und Wiener schaffen, um gehört zu werden, ganz besonders jene, deren Stimmen oft leise sind. Demokratie gerät unter Druck. Dazu könnte man jetzt Stunden reden. Ich möchte nur zwei Punkte anführen: Österreich ist, wie hier sehr oft diskutiert wird, auf Grund der Situation eines sehr reaktionären Staatsbürgerschaftsrechtes ein Land, das eine sehr, sehr geringe Einbürgerungsrate hat. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das ist aber eure Interpretation!) - Ja, ich rede ja auch hier, oder? - Diese führt dazu, dass in Wien ein Drittel aller Wienerinnen und Wiener im wahlberechtigten Alter nicht an der Demokratie mitwirken darf. Wenn man sich das genauer anschaut, dann merkt man erst, wie dramatisch diese Zahl ist. Das sind zum Beispiel 80 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter. Es gibt aber auch andere Dinge, die die Demokratie an sich unter Druck geraten lassen. Ich würde in den letzten Jahren insbesondere die Teuerung nennen, die die Wienerinnen und Wiener in ihrem Alltag beschäftigt und damit Teilhabechancen aktiv einschränkt. Denn es ist eine Binsenweisheit und zugleich aber auch soziologisch umfassend erwiesen: Je weniger Ressourcen die Menschen haben, desto seltener nehmen sie an politischen Entscheidungsprozessen teil. Daher muss man an dieser Stelle sagen - und auch ich möchte das von diesem Ort aus tun: Gerade heute, wo Demokratien zunehmend unter Druck geraten, sollten wir unsere Kraft, unsere Konzentration und unsere Kreativität der Frage widmen, wie wir dieser Entwicklung entgegentreten können. Meines Erachtens ist das Rezept gegen die schleichende Aushöhlung demokratischer Prinzipien relativ einfach zusammengefasst: Mehr Demokratie, täglich Demokratie leben und sie immer und immer wieder mit neuem Leben füllen. Denn das Gegenteil von Benachteiligung sind nicht Privilegien, sondern Beteiligung. Das wollen wir in den nächsten Monaten ganz besonders in unserer Rolle als Stadt tun. Meiner Meinung nach haben gerade Städte das Potenzial, die Möglichkeit und die Pflicht, einer außerordentlich starken Kraft der Beteiligung in unserer sich neu ordnenden Welt - sagen wir es einmal neutral - zum Durchbruch zu helfen, weil Städte nahe bei den Menschen sind und Menschen wiederum in den Städten zusammenkommen. Daher sind Städte seit Jahrzehnten und Jahrhunderten Innovationsräume und ein Versuchslabor für Neues und angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen der ideale Ort, um neue Wege der Mitbestimmung zu erproben. Also lang ausgeführt und kurz zusammengefasst: Wir haben als Stadt gute Rahmenbedingungen. Wir haben in Wien gerade in den letzten Monaten und Jahren auch sehr, sehr viele Beispiele von vielen, vielen Initiativen in der Stadtverwaltung, aber auch in der Zivilgesellschaft, die dafür sprechen, dass wir diesen Auftrag in Wien sehr ernst nehmen. Es ist daher eine Auszeichnung, dass wir diesen Titel haben, zugleich aber eben auch ein Auftrag, neben den vielen Beteiligungsmöglichkeiten mehr zu schaffen. Ich darf auch das kurz zusammenfassen: In den nächsten Monaten geht es darum, ein umfassendes Programm nicht nur zu organisieren, sondern auch mit Leben zu erfüllen, das im Wesentlichen auf drei Säulen basiert. Erstens sollen Dialoge geführt werden. Es soll und wird unterschiedlichste internationale Formate geben, bei denen wir Partner und Partnerinnen aus ganz Europa einladen, gemeinsam mit der Initiative European Capital of Democracy Menschen nach Wien zu bringen, damit auch wir neue Perspektiven kennen lernen und neue Ideen entwickelt werden. Zweitens geht es natürlich darum, Demokratie zu erleben. Das soll heißen, die vielfältigen Initiativen, die es in Wien gibt, auszubauen und das Demokratiejahr zu nutzen, um auch zu zeigen, welche Möglichkeiten es in Wien gibt. Ich möchte an der Stelle sagen: Demokratieengagierte sind in Wien überall. Allein der Prozess im Programm hat gezeigt: In den wenigen Monaten der Vorbereitung haben sich schon über 150 Dienststellen der Stadt, NGOs, Vereine und Einzelpersonen gemeldet, sich eingebracht und damit dazu beigetragen, dass das Programm auf Grund der Fülle schon jetzt vielleicht ein bisschen unübersichtlich, aber jedenfalls gefüllt ist. Das ist aber erst der Start. Last but noch least geht es natürlich darum, die Beteiligung weiter zu fördern. Das heißt, wir wollen als Demokratiehauptstadt auch aufzeigen, in wie vielen Bereichen Alltagsbeteiligung und Teilhabe möglich sind und wo wir daher den Auftrag auch annehmen wollen, diese Beteiligung auszubauen. Darum geht es uns - vielleicht auch mit einem ganz spezifischen Schwerpunkt, der Wien ausmacht, wie ich finde. Wir wollen ein Ort sein, der besonders einen Aspekt in den Vordergrund stellt: Laut sein für die Leisen, also jenen eine Stimme zu verschaffen, die gemeinhin zu wenig gehört werden. Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, die weniger Ressourcen und vielleicht auch weniger Zeit haben, sich einzubringen, sind besonders Menschen, die wir empowern wollen, um einen wesentlichen Beitrag in der Stadt zu leisten. Kurz zusammengefasst: Viel Sinn und viel Grund für Aktivität. Auf der Website der Europäischen Demokratiehauptstadt kann man ein vielfältiges Programm finden. Dort gibt es einen Überblick über die Veranstaltungen der kommenden Monate und vielleicht ein paar Highlights, die größer sind als die vielen kleinen und vielfältigen Veranstaltungen. Es gibt beispielsweise im Februar die Save Democracy Convention im Rathaus. Dabei geht es um Daten- und Informationssicherheit, um Fake News, und um vieles mehr. Es gibt das International Forum Against Loneliness, also um Strategien und auch eine bessere Bewusstseinsschaffung für den Umgang mit und die Prävention von Einsamkeit und damit auch um ein rücksichtsvolles Zusammenleben in einer Demokratie. Mit Beteiligungsprozessen und der Frage, wie sie institutionalisiert werden können, befasst sich die European Cities Conference. Die Arbeiterkammer Wien organisiert am 3. Dezember eine große Stadttagung zum Thema Demokratie und politische Mitbestimmung. Das zu ein paar wenigen Highlights, aber wie gesagt: Vereine, Organisationen und auch Sie alle sind in Ihren Netzwerken aufgerufen, Teil zu werden, nicht nur dabei zu sein, sondern auch Angebote beizusteuern. Das können Veranstaltungen, Workshops, Feste und Kursangebote sein. Alle werden dabei vom Büro für Mitwirkung der Stadt Wien unterstützt, das das Demokratiejahr umsetzt. Last but not least darf ich hier vielleicht noch kurz für alle, die gestern nicht dabei sein konnten, berichten: Der Auftakt der Demokratiewerkstatt, der gestern im Reaktor - so heißt ein wunderbarer Veranstaltungsraum in Wien - stattgefunden hat, war wirklich ein wunderbares und kraftvolles Zeichen einer Community, die schon da ist und gewillt ist, wirklich etwas zu tun und im nächsten Jahr zusammenzuarbeiten. Ich finde, es war auch ein Zeichen, das Mut für das gemacht hat, was im nächsten Jahr kommt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um allen, die daran beteiligt waren und dies noch sein werden, herzlich zu danken. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dipl.-Ing. Al-Rawi gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Danke, Herr Stadtrat, für die ganz beeindruckende Vorstellung. Was da wirklich geleistet worden ist und welche Ideen dahinterstecken! Wie hat sich die Stadt Wien auf all diese Dinge vorbereitet? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich merke gerade selber, dass ich das teilweise schon beantwortet habe. Nachdem ich oft das Feedback bekomme, dass ich zwar schnell, aber lang rede, mache ich es nun sehr kurz: Die Zeit von Februar bis jetzt war verhältnismäßig kurz, konnte aber intensiv genutzt werden, namentlich vor allem für sehr, sehr viele Netzwerktreffen, die ermöglicht haben, dass wir sehr breit und sehr schnell über die Stadt hinaus wirken konnten. Wie gesagt, haben da 150 Vertretungen aus der Stadt, aus Vereinen und aus NGOs zusammengefunden. Auch zivilgesellschaftliche Organisationen haben sich eingebracht und dabei einen Rahmen für Zweierlei aufgeschlagen, würde ich sagen: Einmal ganz besonders für die Bedürfnisse, also für jene Bereiche, bei denen es gilt, besonders hinzuschauen. Da ging es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Büro für Mitwirkung besonders darum, mit Menschen zu reden, die für Menschen arbeiten, die es sich nicht richten können, sondern in aller Regel unsere Unterstützung brauchen, und dann eben darum, die vielen, vielen Arbeiten, die es jetzt schon gibt, vorwegzunehmen und einzubauen. Jetzt ist es so, dass alle diese Anregungen zusammengefasst werden konnten, dass schon sehr, sehr viele Beitragseinmeldungen gekommen sind, Dinge neu entwickelt worden sind und ein Programmkalender fertig ist. Den findet man unter "www.wien.gv.at/demokratiehauptstadt". Ich lade Sie ein, draufzuschauen und vielleicht die eine oder andere Erweiterung dieses Programmjahres anzuregen. Das wird ein wachsender und lebender Kalender sein. Man kann also vermutlich fast jeden Tag etwas Neues darauf finden. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Ing. Guggenbichler gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Herr Stadtrat! Sie hatten ja auch im Vorfeld ein Hearing, bevor wir dieses Demokratiejahr begonnen haben. Wir haben dort ja auch relativ ausführlich darüber gesprochen, dass wir nicht nur im NGO-Bereich ein Demokratiedefizit haben, welches Sie jetzt mehr oder weniger geortet haben. Wir haben auch insofern ein Demokratiedefizit, als nicht jede Stimme hier gleich viel wert ist und im Wiener Gemeinderat nicht jedes Mandat mit gleich vielen Stimmen abgewogen werden kann. Wir haben insofern ein Demokratiedefizit, als wir eine Untersuchungskommission zur Wien Energie hatten und keine Frage zur Firma Wien Energie stellen durften. Wir haben den systemischen Webfehler, dass wir als Gemeinderat den ganzen ausgelagerten Betrieb in keiner Art und Weise hinterfragen dürfen, was in diesem Haus schon seit Jahrzehnten bekannt ist und auch schon von Bgm Häupl erwähnt wurde. Es geht in diesem Jahr ja nicht nur um Demokratie, es geht auch um Transparenz. Sie wissen es auch ganz genau. Sie haben eine sehr ausführliche Aufzählung Ihrer Aktivitäten gegeben. Welche Aktivitäten haben Sie dafür gesetzt, dass jedes Mandat und jede Stimme in diesem Haus gleich viel wert sind? Welche Aktivitäten haben Sie gesetzt, um den systemischen Webfehler zu beheben und somit mehr Transparenz in dieser Stadt zu schaffen? Welche Aktivitäten haben Sie geschaffen, damit man in einer Untersuchungskommission zu einem ausgelagerten Unternehmen auch das ausgelagerte Unternehmen befragen kann? Dann hätte ich noch etwas anderes: Welche Aktivitäten haben Sie geschaffen, damit es auch Konsequenzen gibt, wenn man als Untersuchungskommission den Magistrat befragt und keine Antworten bekommt? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ein wesentlicher Bestandteil von Demokratie ist, dass es unterschiedliche Zugänge zur Realität und damit auch unterschiedliche Positionierungen gibt. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, habe ich bei dem einen oder anderen, was das Wahlrecht oder die Repräsentation der Bevölkerung hier im Haus betrifft, eine andere Meinung. Das ist ja auch richtig, wichtig und gut so. Es wäre absurd, wenn wir alle hier vom Gleichen ausgehen würden. Was mir aber wichtig ist - das zeigt auch das besondere Engagement von Ihnen, den Abgeordneten, in diesem Haus -, ist, dass diese Regeln, die wir uns selber geben, um die Bevölkerung zu verstehen und zu repräsentieren, auch immer wieder Gegenstand von Diskussionen und von einem genaueren Draufschauen sind. Wir haben ja in diesem Haus gerade in der letzten Periode auch mehrere Beispiele dafür gehabt, wie wir an diesen Regeln geschraubt haben und darüber nachgedacht haben, was man verändern kann. Teilweise haben wir hier auch schon Reformen beschlossen. Ich denke an die Auseinandersetzungen zur Untersuchungskommission, aber beispielsweise auch an die Reform des Petitionsausschusses. Wir haben ein Petitionsrecht, das Europa-weit einzigartig ist und das auch die Realität im Petitionsausschuss wirklich stark verändert hat. Es gibt deutlich mehr Petitionen und auch deutlich mehr Auseinandersetzungen und Öffentlichkeit dazu. Das Thema Transparenz ist ja gekommen. Um das zusammenzufassen: Ich glaube, das ist eine Diskussion, die so nie endet, die aber auch hier im Haus, glaube ich, sehr intensiv geführt wird. Nicht zuletzt sind ja auch Sie ein Bestandteil dieser Diskussion. Ich freue mich auf die vielen, vielen Diskussionen, die wir da noch haben. Nachdem aber von dir das Wort des Webfehlers in den Mund genommen worden ist, ist es mir in dem Zusammenhang aber schon wichtig zu sagen: Österreich ist verfassungsrechtlich eine sehr, sehr detailliert geordnete Demokratie, was unsere Spielregeln betrifft, also beispielsweise das Wahlrecht als eine sehr zentrale Spielregel der repräsentativen Demokratie. Da ist es definitiv so, dass nicht nur ausgeschlossen werden kann, dass die Repräsentation der unterschiedlichen Mehrheiten beim stimmenden Wahlvolk in den Landtagen oder auch im Nationalrat nicht gegeben ist, sondern mehr noch: Diese ist bestmöglich organisiert. Diese Organisation kann man so und so machen. Was man aber sagen kann: Im Bundesländervergleich ist Wien hier nicht nur repräsentativ, sondern hat - ganz besonders, was Kontrollrechte betrifft - ganz sicher eine Vorreiterrolle. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Weber gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Thomas Weber (NEOS): Einen schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank für die Ausführungen. In der Tat war das ja gestern ein großartiger Kick-off. Ich war selber dort. Sie haben es auch schon erwähnt: Community, Vereine und NGOs, die sich mit dem Thema Demokratie beschäftigen. Wie kann man sich denn bei dieser Initiative einklinken? Wie kann man bei der Initiative mitmachen? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Auch da möchte ich einfach nur noch einmal ganz kurz ergänzen, was ich vorher schon erwähnt habe. Wie gesagt, gibt es ein umfassendes Programmangebot im Veranstaltungskalender. Zuerst einmal lade ich alle ein, sich ein Bild über die Angebote zu verschaffen, sich dann aber auch selber zu überlegen, ob man das eine oder andere Event oder Angebot dazu beitragen kann. Dazu reicht es ganz einfach, mit dem verantwortlichen Büro für Mitwirkung telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufzunehmen oder seinen Beitrag oder sein Interesse direkt über die Homepage über den Link zu melden. Wir bemühen uns, in den nächsten Wochen auch noch ein Angebot zu schaffen, das zusätzlich kleinere Initiativen unterstützen kann - wenn man so will, ein Förderprogramm für Demokratieprojekte. Ich werde dann natürlich hier im Haus dazu berichten. Wir möchten im nächsten Jahr eine zusätzliche Erleichterung oder ein zusätzliches Angebot zur Unterstützung von Initiativen schaffen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 4. Zusatzfrage wird von GR Dr. Kickert gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Danke für die bisherigen Beantwortungen. Ich komme wie mein Kollege Weber wieder auf das Demokratiehauptstadtjahr zurück. Sie haben das ausführliche Programm, das man sich jedenfalls anschauen kann, ja schon erwähnt. Darf ich vor meiner Frage bitte einen Wunsch aussprechen? Im Moment besteht das Programm größtenteils aus laufenden Projekten. Alles, was eine Beteiligung ist, sind Projekte der Lokalen Agenda 21 oder der Klimateams. Dann gibt es noch gute Angebote der Volkshilfe, der VHS und - nicht zu vergessen - wienXtra. Man kann auch an der Eröffnungsfeier der Argentinierstraße teilnehmen. Ich würde mir wünschen, dass es im Rahmen der Demokratiehauptstadt originär neue Projekte gibt. Daran knüpft sich meine Frage an: Beim gestrigen Eröffnungsabend, der wirklich spektakulär war - es war eine Freude, daran teilgenommen zu haben -, wurde auch ein Projekttopf erwähnt. Ich glaube, das haben Sie jetzt am Ende der vorigen Antwort angesprochen. Wie hoch wird dieser Topf dotiert sein? Wie werden die Kriterien allfälliger Fördermöglichkeiten sein, beziehungsweise wann werden diese Kriterien entwickelt sein und uns zur Kenntnis gebracht werden? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Erstens einmal vielen Dank für das überwiegend positive Feedback. Was die Übersichtlichkeit und den Wunsch nach Neuem betrifft, nehme ich das sehr, sehr gern mit und gebe das auch so an das Team weiter. Dazu kann ich vielleicht noch sagen: Es ist schon explizit auch unser Wunsch, dass die vielen Initiativen, die da sind, und die Möglichkeiten mit zu tun, die da sind, ganz besonders jetzt in diesem Demokratiejahr Beachtung finden und - wenn man so will - ins Rampenlicht kommen und daher auch mit der Klammer des Demokratiejahres mitten in die öffentliche Aufmerksamkeit geschoben werden. Denn es geht ja auch darum, diese Dinge international zu zeigen und auszutauschen. Was Wien ausmacht, wird immer Bestandteil des Demokratiejahrs sein. Das muss es ja. Es wäre ja völlig absurd, den vielen auch von dir genannten Initiativen auszurichten, sie würden keine Demokratiearbeit machen, wo sie doch eigentlich Bestandteil von dem sind, worauf wir jetzt schon stolz sein können. Das soll nicht heißen, dass dies das Neue einschränkt, im Gegenteil. Ich habe es eh schon gesagt: Es wird sehr viel Neues geben, oder es gibt sehr viel Neues. Ich kann gut mitnehmen, dass man das auch noch ein bisschen stärker zeigt und kommuniziert. Zur Frage der Projektunterstützung: Ich bin selber ein ungeduldiger Mensch, aber versuche, so redlich wie irgendwie möglich zu sein, wenn es um die Berichte in diesem Haus geht. Natürlich brauchen wir hier auch gemeinsame Beschlussfassungen. Die haben wir noch nicht. Mein Ziel ist es - ich möchte das jetzt auch an dieser Stelle offen ankündigen -, eine solche Beschlussfassung in den nächsten Wochen vorzuschlagen, damit wir sagen können: Mit Jahresbeginn steht ein Topf zur Verfügung, den man mit anderen Kleinprojekten vergleichen kann, die wir beispielsweise im Kulturbereich, im Bildungsbereich, aber auch bei uns im Klima- und Umweltbereich für Projekte haben, bei denen man dann nicht sagen muss: Man macht Demokratiearbeit, und es ist etwas mit Jugend, damit man dann bei der MA 13 einreichen kann, oder man macht Projektarbeit, und es ist etwas mit Kultur, damit man dann bei der MA 7 einreichen kann. Sondern man macht einen originalen originären Beitrag zu diesem Demokratiejahr, und für diese Projekte gibt es eine niederschwellige Unterstützung. Damit zum zweiten Teil deiner Frage: Niederschwelligkeit ist uns da wichtig. Es wäre absurd, das Jahr sozusagen dafür zu verwenden, einen Genehmigungsprozess in Gang zu setzen, bei dem dann am Schluss ein paar 100 oder ein paar 1.000 EUR für eine kleinere Veranstaltung herauskommen. Das Ziel ist also, möglichst schnell und zeitnah einen Vorschlag für diesen Fördertopf vorzulegen, damit mit Jahresbeginn schon die Arbeit starten kann. Ich werde darüber im nächsten Ausschuss berichten können. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 5. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr. Wölbitsch gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM (ÖVP): Eine habe ich noch, sehr geehrter Herr Stadtrat. Wir sind diesem Projekt der Demokratiehauptstadt ja eher kritisch gegenübergestanden, vor allem, was die Abwicklung betrifft. Die gestrige Veranstaltung hat uns zum Teil auch recht gegeben. Ein großes Thema war das Thema Ausländerwahlrecht. Die Befürchtung, dass diese Veranstaltung auch dazu genutzt wird, um sozusagen linke Forderungen voranzutreiben, hat sich diesbezüglich leider bewahrheitet. Ich finde das auch vom Gedanken sehr spannend. Wer jetzt über solche Dinge nachdenkt, hat, glaube ich, auch das Wahlergebnis der Nationalratswahl nicht verstanden. Denn statt zu sagen, man nimmt die Sorgen der Bevölkerung ernst - gerade bei den Themen Integration und Migration -, sagt man jetzt, man erweitert einfach den Wählerkreis. Dann wird das richtige Ergebnis - zumindest aus Sicht gewisser Strömungen und Parteien - schon wieder herauskommen. Ein sehr interessanter Ansatz zur Demokratie, aber darum geht es in meiner Frage gar nicht. (StR Peter Kraus, BSc: Das ist ein bisschen paranoid!) Die Oppositionsrechte wurden schon angesprochen: Ein sehr wesentlicher Teil, wenn man über eine funktionierende Demokratie spricht. Die Missstände hat Kollege Guggenbichler schon angesprochen. Deswegen spare ich mir das heute in meiner Frage. Ich habe aber eine andere Frage, die mich sehr beschäftigt. Wir haben das schon einmal thematisiert. Kollege Hacker, der ein sehr wesentliches Element der Demokratie, nämlich das Interpellationsrecht, also das Recht, Fragen an Regierungsmitglieder zu stellen, aus unserer Sicht mit Füßen tritt, ist ja heute auch hier. (Amtsf. StR Peter Hacker - erheitert: Geh bitte!) Ein neues Highlight, das wir haben, ist eine Anfrage zum Thema Digitalisierung im WIGEV, die seit mittlerweile neun Monaten nicht beantwortet wurde. Zwei Monate würden dem Herrn Stadtrat zur Verfügung stehen. Wir haben auf Anfragen immer wieder entweder explizite Nichtantworten oder Verweise auf irgendwelche Berichte bekommen, in denen die Zahlen, die wir eigentlich wissen wollten, nicht drinnenstehen. Daher meine Frage an Sie als zuständiger Stadtrat für Demokratie: Werden Sie in Ihrer Rolle, die Sie haben, und mit dem Bekenntnis zur Demokratie, das Sie gerade abgelegt haben, auf Ihre Regierungskollegen einwirken, damit die Rechte und vor allem die Oppositionsrechte, die wir schon haben, in dieser Stadt entsprechend respektiert werden? (Heiterkeit bei Amtsf. StR Peter Hacker.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Gestatten Sie mir zuerst die persönliche Anmerkung, dass ich das Wahlergebnis der Nationalratswahl in Wien nicht als Erschütterung der Weltoffenheit und der Fortschrittlichkeit in dieser Stadt verstehe, besonders auch das Wahlergebnis für die ÖVP. Es liegt aber sicherlich in der Natur der Sache, dass man das unterschiedlich einschätzen kann. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das ist nicht das Problem!) Um aber diese Frage zu beantworten: Ich habe es nicht aufs Tapet gebracht. Zur Frage bezüglich der Interpellation: Es ist mir wirklich ein Anliegen, das auch an dieser Stelle zu sagen. Ich stehe da jetzt quasi in Vertretung aller Regierungsmitglieder. Es ist eine richtig, richtig, richtig große Aufgabe, die richtig, richtig, richtig viel Zeit und sehr, sehr viel Man- und Womenpower in unseren Büros und Abteilungen erfordert, die Fragen, die an uns gestellt werden - und es sind wöchentlich hunderte Fragen -, bestmöglich zu beantworten. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das ist überall so!) Ich kann dazu nur sagen: Das ist selbstverständlich. Es ist richtig und wichtig, denn es ist ein zentraler Gegenstand einer parlamentarischen Demokratie und der ihr innewohnenden Kontrollrechte. Das ist also jetzt von meiner Sicht überhaupt kein Hinterfragen, sondern ein mehrfaches Unterstreichen genau dieses Rechtes und damit auch der Notwendigkeit, das Beste zu geben, die Fragen zu beantworten und die Informationen zu liefern. Sie können sich sicher sein: Das tun wir mit aller verfügbaren Kraft und allen unseren Ressourcen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 4. Anfrage. Ich darf Gäste des FPÖ-Rathausklubs recht herzlich auf der Galerie begrüßen. - Herzlich willkommen im Wiener Rathaus! (Allgemeiner Beifall.) Wir sind gerade in der Fragestunde. Die 5. Anfrage (FSP-1529147-2024-KFP/GM) wurde von Herrn GR Seidl gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. Sie betrifft den Trabrennsport Krieau. ("Der Trabrennsport hat in Wien lange Tradition und mit der Krieau in der Leopoldstadt eine über lange Jahre hervorragende Heimstätte. Diese ist nun nicht nur durch bauliche Maßnahmen flächenmäßig reduziert worden, sondern auch in die Jahre gekommen. Denkmalgeschützte Teile eben dieser Heimstätte des Trabrennsportes erschweren weitere Adaptierungen. Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat, waren im Jahr 2023 beim Derby vor Ort anwesend und haben in einem TV-Interview Lösungen für Adaptierungen angekündigt. Bis dato sind noch keine Vorschläge bekannt. Gibt es schon Ideen seitens Ihres Büros, wie hier Adaptierungen aussehen können?") Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Schönen guten Morgen! Keine Sorge, ich habe keine lange Rede vorbereitet. Die Frage kann ich auch sehr kurz beantworten, denn Sie fragen mich, ob es seitens meines Büros Ideen gibt, wie die Adaptierungen am Trabrennverein ausschauen könnten. Das kann ich mit einem Satz beantworten. Erstens: Nein, es gibt keine Ideen. Zweitens: Es wird auch keine geben. Die Frage ist auch ganz klar. Ich kann auch gern erläutern, warum das so ist. Der Trabrennverein in der Krieau ist keine Sportstätte der Stadt Wien. Die Aufgaben der Stadt Wien sind reine Kontrollaufgaben - natürlich nach dem Sportstättenschutzgesetz. Die Anlage steht unter dem Schutz des Sportstättenschutzgesetzes. Das wird sich auch nicht ändern. Damit sind Auflagen verbunden, die der Betreiber und der Verantwortliche zu erfüllen haben. Dazu gehören zum Beispiel die Sicherstellung der Erhaltung und die Sicherstellung des Funktionierens der Sportstätte. In dem Zusammenhang sind wir natürlich involviert, dass die Unterbringung von Pferden dort nicht mehr am Stand der Zeit ist und daher die denkmalgeschützten Gebäude adaptiert werden müssen. Da sind wir natürlich involviert. In der Funktion als Sportstättenschutzgesetz-Verantwortliche in der MA 51 ist es aber nicht unsere Aufgabe, Ideenbringer zu sein. Ich sehe das auch nicht als unsere Aufgabe. Da gibt es einen Besitzer des Grundstückes, der ist das seit 2016. Das kann man im Grundbuch nachlesen. Die Firma heißt Value One. Es gibt einen Verein, der Trabrennverein Krieau heißt. Die beiden sind verantwortlich für die Entwicklung und Weiterentwicklung dieser Sportstätte. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Seidl gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, sehr geehrter Herr Stadtrat, für die Beantwortung. Sie haben natürlich vollkommen recht. Ich habe mir gestern extra noch einmal das Interview angehört, das Sie dem Fernsehsender im letzten Jahr im Zuge des Derbys gegeben haben. Damals ist darin sehr wohl darüber gesprochen worden, dass Sie andenken, Adaptierungen vorzunehmen. Sei es drum. Jetzt meine Frage dazu: Können Sie garantieren, dass gerade dieser Sport, der für sehr viele Personen sehr wichtig und interessant ist - er gefällt mir selbst -, weiterhin eine Heimstätte in Wien haben wird? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Also, wie gesagt: Es ist durch den Akt des Verkaufes sichergestellt - das steht im Kaufvertag drinnen -, dass dort weiter eine Trabrennbahn zur Verfügung stehen muss und dass diese auch vom Grundbesitzer sicherzustellen ist. Das ist Teil des Kaufvertrages der Stadt Wien aus dem Jahr 2016. Ich war damals bekannterweise noch nicht Stadtrat. Ich kann jetzt nicht über Details referieren, aber ich weiß, dass es den Kaufvertrag gibt. Daher hat der Grundeigentümer auf Grund des Kaufvertrages auch verpflichtend gegenüber uns, der Stadt, sicherzustellen, dass dort eine Trabrennbahn als genehmigte Sportstätte zur Verfügung stehen muss. Jedenfalls werden wir aus meiner Sicht, aus der Sicht der MA 51, den Sportstättenschutz dort ganz sicherlich nicht aufheben, wofür und unter welchem Argument auch immer. Faktum ist natürlich, dass wir alle miteinander keine Garantie haben können, dass dieser Verein, der im Augenblick der Betreiber der Rennbahn ist, auf ewige Zeiten existieren wird. Das kann niemand von uns beeinflussen. Wenn die also beschließen, sie schließen den Verein, dann muss der Grundeigentümer dafür sorgen, dass ein neuer Verein diese Trabrennbahn betreibt. Ich sage das nur, weil Ihre Frage ist, ob man das garantieren kann. Also, man kann die Existenz des Betriebs durch den Verein nicht garantieren. Ich sehe aber im Augenblick einen sehr aktiven Verein. Ich freue mich auch sehr. Es hat auch Spaß gemacht, dort voriges Jahr, als ich das Interview gegeben habe, zuzuschauen. Das war auch damals mein Kenntnisstand, als mich die Vereinsverantwortlichen informiert haben. Ich weiß, dass im Augenblick ein Prozess im Laufen ist, der im Einklang mit dem Denkmalschutz auch eine Weiterentwicklung vor allem der Unterbringung der Pferde und auch einer kleinen Veranstaltungshalle vorsieht und der im Finale ist, sodass wir da bald Fertigstellungen im Sinne des Denkmalschutzes sehen werden. Das glaube ich, hoffe ich und höre ich. Mehr weiß ich darüber auch nicht. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Arsenovic gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich verstehe natürlich, dass das bei Sportstätten, die nicht uns gehören, schwierig ist. Wir haben das ja, wie ich glaube, auch im Fußball zum Beispiel mit dem Postplatz. Von daher würde ich mir wünschen, dass wir unsere Plätze behalten und an niemanden verkaufen, so wie das in der Vergangenheit passiert ist. Was mich aber jetzt abseits der Sportstätte und der Immobilie interessiert - es geht ja auch um die Sportart: Können Sie mir sagen, ob es da von der Stadt Wien Ideen gibt, wie wir zumindest den Sport an sich unterstützen können? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, ich glaube, das ist natürlich wichtig. Ich mag diese Sportart eigentlich, wenn ich sie anschaue. Ich finde ja auch ganz interessant, welche eigenen Kulturmechanismen da existieren, die man an wenigen anderen Sportveranstaltungsstätten finden kann. Deshalb bin ich auch hingegangen und gehe dort auch gern hin. Ich kann nur Werbung dafür machen und lade auch alle ein, ebenfalls Werbung dafür zu machen. Es ist eine Sportart, die auch in unserer Stadt wirklich große Tradition hat. Ich erlebe im Augenblick einen sehr aktiven Verein und bin, ehrlich gesagt, durchaus zuversichtlich, dass dieser Verein weitere Aktivitäten setzen wird, damit diese Sportart auch wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung kommt und mehr Zuschauer hinkommen, als das im Augenblick der Fall ist. Das Wichtigste ist im Augenblick natürlich der Fokus auf moderne Stallungen, weil moderne Stallungen auch wiederum die Grundlage dafür sind, dass die Besitzer von sehr teuren Pferden überhaupt bereit sind, wieder zu Pferdesportveranstaltungen zu kommen. Wie ich gerade vorhin schon beantwortet habe, ist mein Kenntnisstand, dass sie dort in der Planung im Finale sind und die letzten behördlichen Bewilligungen vor der Tür stehen. Wie ich höre, soll das alles jetzt schon auf gutem Wege sein. Mehr kann ich leider dazu nicht beitragen. Also, der Grund gehört nicht uns, wie Sie richtig sagen. Ich kann nur berichten, was ich weiß. Mehr nicht. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat. Die 3. Zusatzfrage wird von Frau Mag. Arnoldner gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bernadette Arnoldner (ÖVP): Schönen guten Morgen! Es ist wirklich schwer, jetzt auch noch eine zusätzliche Zusatzfrage zu stellen. Vorweg: Ich habe letzte Woche auf einer Konferenz von Ideen gehört, wonach über einen Start-up-Campus im Viertel Zwei eben in der Krieau bei der Trabrennbahn gesprochen worden ist. Sie haben vorhin auch erwähnt, dass sie im weitesten Sinne in die Planung involviert sind. Können Sie vielleicht trotzdem noch zusätzliche Informationen geben, was Ihr Wissensstand dazu ist und wie es dort in Zukunft neben dem Trabrennsport, der ja wichtig ist, wie wir verstanden haben, aussehen wird, aber auch dazu, was sonst noch vor Ort passiert? - Danke. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Es gibt ja Stallungen nördlich der Anlage. Dort ist im Augenblick offensichtlich ein Phantasiewettbewerb, den ich nicht im Detail kenne, dass dort keine Stallungen mehr sein sollen. Es ist geplant, die Stallungen in den Süden der Anlage zu verlegen. Dort ist nach meinem Kenntnisstand jetzt gerade die Bewilligung im Finale, im Norden soll eine Entwicklung sein. Von einem Start-up habe ich nichts gewusst. Ich habe gehört, dass Gastronomie kommen soll. Also, ich weiß es wirklich nicht. Es tut mir wirklich leid. Ich nehme auch keinen Einfluss darauf, also ich habe auch keinen Einfluss darauf. Das ist ein privater Grundbesitzer, der nicht den Stadtrat anruft und fragt: Was hättest du gern? Es tut mir also leid. Ich kann es wirklich nicht beantworten. Ich würde es gern tun. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 5. Anfrage. Die Fragestunde ist somit beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "‚16 Tage gegen Gewalt an Frauen' Wien - Stadt der Frauen: stark, sicher, selbstbewusst" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Marina Hanke, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörer und Zuhörerinnen! Seit einigen Wochen wird oft nach Frankreich geblickt, wo der Prozess rund um Gisèle Pelicot alle, die sich damit beschäftigen, aufwühlt. Gisèle Pelicot soll über Jahre von ihrem Mann unter Drogen gesetzt worden sein. Er lud andere Männer ein, die betäubte Frau zu vergewaltigen. Diese Woche haben die 50 Angeklagten, die Täter, ausgesagt. Ich möchte ein paar dieser Aussagen vorlesen. "Ich war wie fremdgesteuert. Ich habe nicht gewusst, dass ich vergewaltige. Sie hat sich ja nur schlafend gestellt und war gar nicht betäubt. Nachdem ihr Ehemann mir seine Erlaubnis gegeben hat, dachte ich mir, dass sie zugestimmt hat. Ich wusste nicht, was Konsens ist und dass ich das brauche." Diese Aussagen sind Zeugnis einer Welt, in der Gewalt gegen Frauen normalisiert ist, in der Männer viel zu oft keine Konsequenzen zu spüren haben. Eine Welt, in der Gewalt gegen Frauen normalisiert ist, ist eine Welt, in der Donald Trump, verurteilt wegen sexuellen Missbrauchs und Körperverletzung - es gibt viele weitere Anklagen -, wieder zum Präsidenten der USA geworden ist. Die FPÖ hat ihm gratuliert. (GR Maximilian Krauss, MA: Er ist überhaupt nicht dafür verurteilt! Da geht es um etwas völlig anderes! Sie beweisen schon im ersten Satz, dass Sie keine Ahnung haben!) Es ist eine Welt, in der der neue Verteidigungsminister, wie wir seit wenigen Tagen wissen, nach Vorwürfen des sexuellen Übergriffs Schweigegeld gezahlt hat, in der der neue Justizminister der USA jahrelange Ermittlungen wegen "Sex trafficking", also Menschenhandel zum Zweck des sexuellen Missbrauchs, erlebt hat. (StR Dominik Nepp, MA: Was ist mit dem Sohn von Biden?) Was hat das mit Wien zu tun, kann man in einer globalisierten Welt fragen. Das hat uns die Journalistin Corinna Milborn vor Kurzem in einem Video berichtet. Nick Fuentes, ein rechtsextremer Influencer, hat nach den Wahlen in den USA gepostet: "Dein Körper, meine Entscheidung für immer." Das hat ein junger Mann in einer Wiener U-Bahn zu einer jungen Frau gesagt. Es sind diese Worte, die ganz viele Frauen aus der ganzen Welt in den letzten Tagen und Wochen zugeschickt bekommen. Es ist aber noch mehr: Wer im Internet ist und durch die Timeline scrollt, der muss lesen: Wieder eine Frau im Iran gefoltert und ermordet. Frau in Polen wegen restriktiver Abtreibungsrechte gestorben. Frauen in Afghanistan dürfen nicht mehr miteinander sprechen. Übermorgen sind Vergewaltigungen legal - Fake News, die im April auf TikTok gestreut worden sind. Thomas Gottschalk sagt, er hat nie Frauen belästigt, die das nicht wollten. Deutsche Band stellt sich hinter Fotografen, der Nacktbilder gegen Gästelisteplätze getauscht hat. Jede dritte Frau von Gewalt betroffen. Erneuter Femizid in Österreich. Wieso sollte man eine Frau nehmen, die keine Jungfrau ist? Sie ist gebraucht, secondhand, sagt der Influencer Andrew Tate, und 100.000 schauen sich das an. Oder erst gestern: Fotoausstellung zur häuslichen Gewalt in Wien zerstört. Das begegnet jungen Frauen jeden Tag mitunter mehrere Stunden lang: Gewalt, Retraditionalisierung und das Erleben, dass die Täter davonkommen - in einer Welt, in der Gewalt gegen Frauen normalisiert ist, in der Frauen, die ihre Geschichten erzählen, zum Schweigen gebracht werden sollen, und in der Frauen sogar, wenn sie ermordet werden, noch die Schuld dafür gegeben wird. - Sie hat ihn eifersüchtig gemacht. Er wusste nicht weiter. Sie hat nicht gemacht, was er wollte. Deswegen wurde er zum Mörder. - Das und vieles andere sind Schlagzeilen, die wir lesen, wenn Frauen ermordet werden, weil sie Frauen sind. Gewalt gegen Frauen ist ein komplexes System. Sie kennt - ich habe jetzt zuerst über junge Frauen gesprochen - auch kein Alter. Während die Aufmerksamkeit oft auf jüngere Betroffene gerichtet ist, bleibt die Gewalt gegen ältere Frauen zum Beispiel häufig im Verborgenen. Gerade sie aber sind in vielerlei Hinsicht besonders gefährdet, sei es durch häusliche Gewalt, Vernachlässigung, finanzielle Abhängigkeit, Angst vor dem Alleinsein oder psychische Übergriffe durch Partner, Kinder oder Angehörige. Aus diesen und aus vielen anderen Gründen gibt es jedes Jahr die internationale Kampagne der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen". Ich bin froh, in einer Stadt zu leben, in der Gewalt gegen Frauen nicht nur 16 Tage im Jahr problematisiert wird und in der nicht nur 16 Tage im Jahr gegen Gewalt gegen Frauen vorgegangen wird, sondern in der Gewaltschutz jeden Tag oberste Priorität hat, mit einer Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál, die den Kampf gegen Gewalt an Frauen als genau das positioniert: als oberste Priorität. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich bin froh, in einer Stadt zu leben, in der es seit mittlerweile Jahrzehnten einen 24-Stunden-Frauennotruf gibt, an den sich von Gewalt betroffene Frauen und Angehörige wenden können, in der er es 5 Frauenhäuser gibt, die auch nach der Istanbul-Konvention genug Plätze für von Gewalt betroffene Frauen zur Verfügung stellen, in der es viele Vereine gibt, die mit von Gewalt betroffenen Frauen - auch in unterschiedlichen Gewaltformen - arbeiten, in der es beispielsweise auch - ich habe vorhin viel über den digitalen Raum gesprochen - eine Cybercrime-Hotline gibt, an die sich von Cybergewalt betroffene Frauen wenden können, und in der eine Kompetenzstelle Cybergewalt seit mittlerweile auch schon vielen Jahren Frauen, die von Cybergewalt betroffen sind, in der Beweissicherung, aber auch im Wiederherstellen der Geräte unterstützt. Ich bin froh, in einer Stadt zu leben, in der Gewaltprävention nicht nur im frauenpolitischen Ressort angesiedelt ist, sondern ressortübergreifend immer wieder zum Thema gemacht wird, in der es beispielsweise ein großes, starkes Netz der Jugendarbeit gibt, in der all das thematisiert, aufgearbeitet, besprochen und angeschaut wird, wovon ich vorhin erzählt habe und was jungen Menschen im Internet jeden Tag begegnet, zum Beispiel auch mit dem Projekt "Respekt: Gemeinsam stärker" an Schulen, das thematisiert, wie wir junge Menschen, junge Frauen ermächtigen und empowern können, aber wie wir vor allem auch mit jungen Männern daran arbeiten können, dass Respekt und Zusammenhalt und vor allem ein gewaltfreies Leben zentral sind. Ich bin froh, in einer Stadt zu leben, in der wir in den letzten Monaten und Jahren die Mittel für Burschen-, aber vor allem auch für Männerarbeit immer wieder laufend erhöht haben, weil wir wissen, dass genau das der Bereich ist, wo wir ansetzen müssen. Wir wollen, dass Gewalt gegen Frauen erst gar nicht passiert. Da müssen wir bei denen ansetzen, die Gewalt gegen Frauen ausüben. Das sind Männer, unabhängig von ihrem Alter, von ihrem Einkommen und von ihrer Herkunft. Wir müssen bei den Männern ansetzen, die Frauen vorschreiben wollen, was sie zu tun haben, die Frauen kontrollieren wollen und sie in Abhängigkeitsverhältnissen halten. Wir müssen bei all jenen ansetzen, die Frauen erklären wollen, dass es eh okay ist, wenn man einfach zu Hause bleibt und kein eigenes Einkommen hat, weil dort ja alles schön ist. Was das dann für weitere Verläufe und für Gewaltbetroffenheit heißt, wissen wir auch. Wir müssen bei denen ansetzen, die Täter werden oder potenziell Täter werden könnten, denn - da möchte ich zum Anfang meiner Rede zurückkommen und noch einmal Gisèle Pelicot aus Frankreich zitieren "die Scham muss die Seite wechseln. Die Scham liegt nicht bei den von Gewalt Betroffenen. Gewalt gegen Frauen muss hinaus aus der Tabuzone. Die Scham muss die Seite wechseln. Schämen müssen sich diejenigen, die Täter sind." - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächste Rednerin ist Frau GRin Mag. Nittmann gemeldet. Bitte schön. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren Kollegen! Ein herzliches Willkommen an die Gäste auf der Galerie! Wir sind jetzt in einem ganz wichtigen Thema. Die SPÖ hat eine Aktuelle Stunde einberufen, und zwar zu dem Thema "Wien - Stadt der Frauen: stark, sicher, selbstbewusst". Anlass ist, wie die Kollegin gesagt hat, dass wir am Beginn der Initiative "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" stehen. Ja, meine Damen und Herren, es ist genau das, was wir wollen. Wir wollen Wien als eine Stadt, in der Frauen ohne Angst sicher und selbstbestimmt leben können. Wenn wir ehrlich sind - da sehe ich es nicht ganz so wie die Frau Kollegin -, sind wir von dem Ziel weit entfernt. Gewalt gegen Frauen ist ein drängendes Problem. Die Zahlen sind alarmierend. Bis heute im Jahr 2024 wurden in Österreich bereits 24 Frauen Opfer eines Femizids, dazu kommen 39 weitere Fälle schwerster Gewalt. Diese Zahlen sprechen für sich. Diese Zahlen stehen für unermessliches Leid und sind ein Spiegelbild dessen, was in unserer Stadt schiefläuft. Frauen fühlen sich unsicher. Es ist nicht nur ein Gefühl, sondern es ist bittere Realität. Wir haben eine Verantwortung, diese schrecklichen Verbrechen nicht nur zu verurteilen, sondern endlich entschlossen zu handeln. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeiten, als ich vor mehr als 30 Jahren nach Wien gekommen bin. Damals war Wien eine sichere Stadt, eine Stadt, in der man sich ohne Sorgen bei Tag und bei Nacht bewegen konnte. Das hat sich heute drastisch geändert. (Beifall bei der FPÖ.) Die Frage, wer dafür verantwortlich ist, muss man auch ganz klar beantworten: Das ist die SPÖ mit ihrer verfehlten Politik. Wir wissen, Gewalt hat viele Facetten: Es gibt häusliche Gewalt, die natürlich und bedauerlicherweise in allen Gesellschaftsschichten vorkommt. Wir müssen gegen diese entschlossen kämpfen. Wir müssen uns aber auch den Realitäten stellen: Die Sicherheitslage in Wien hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Da trägt die SPÖ eine direkte Verantwortung. (Beifall bei der FPÖ.) Die unkontrollierte Zuwanderung junger Männer aus Kulturen, in denen Frauen als minderwertig angesehen werden, hat zu einer solchen erheblichen Steigerung der Gewaltkriminalität beigetragen. Diese Männer bringen patriarchale und frauenfeindliche Werte mit, die mit den Grundsätzen unserer Gesellschaft nicht vereinbar sind. Die Gewalt eskaliert. Denken wir an die Vorfälle in Favoriten rund um den Reumannplatz: Gruppen junger Männer liefern sich öffentliche Ausschreitungen, bei denen Frauen und Mädchen nicht nur verbal, sondern auch körperlich belästigt werden. Gruppenvergewaltigungen - ein Phänomen, das es bisher in Wien in der Form nicht gab. Der öffentliche Raum, der für alle zugänglich und sicher sein sollte, wird durch Gewalt, Bedrohungen und frauenfeindliches Verhalten in Beschlag genommen. Es kann nicht sein, dass solche Zustände in Wien zur Normalität werden. Diese Gewaltakte sind ein direktes Resultat der SPÖ-Politik, die über Jahre hinweg Parallelgesellschaften entstehen ließ, anstatt klare Regeln durchzusetzen. Die SPÖ hat es in ihrer Migrationspolitik verabsäumt, klare Grenzen zu ziehen. Stattdessen zieht sie mit hohen Sozialleistungen insbesondere der Mindestsicherung Menschen aus aller Welt an. Diese unkontrollierte Politik führt nicht nur zu einer Überlastung unseres Sozialsystems, sondern auch dazu, dass sich Frauen in dieser Stadt zunehmend unsicher fühlen. Was sind die Lösungsansätze? Die Stadt Wien richtet Schutzräume ein. Der Ausbau von Schutzräumen für Frauen, wie das die SPÖ propagiert, ist sicherlich notwendig, um den Opfern von Gewalt kurzfristig zu helfen, aber Schutzräume bekämpfen Symptome und nicht die Ursachen. In einer Stadt, die ihre Verpflichtung, Frauen zu schützen, ernst nimmt, wären solche Schutzräume in diesem Ausmaß gar nicht notwendig. Doch solange Wien weiterhin unkontrolliert Zuwanderer anzieht, die unsere Werte ablehnen, wird sich daran nichts ändern. Wir brauchen eine klare Wende, ein Ende der unkontrollierten Migration - nur Menschen, die unsere Gesetze und Werte respektieren, sollen hier dauerhafte Perspektiven erhalten - und konsequente Abschiebungen. Gewalt gegen Frauen darf keine Straftat ohne Konsequenzen sein. Täter, die Frauen Gewalt antun, gehören aus unserer Gesellschaft entfernt. (Beifall bei der FPÖ.) Wir von der FPÖ stehen für eine Politik, die Ursachen von Gewalt bekämpft, anstatt sich auf symbolische Maßnahmen zu verlassen. Wien braucht eine umfassende Strategie, eine strikte Kontrolle der Migration, eine Nulltoleranz gegenüber Gewalt und eine Stärkung der Prävention. Die Stadtregierung muss endlich Verantwortung übernehmen. Es reicht nicht, mit schönen Worten und PR-Kampagnen von Sicherheit zu sprechen. Die Realität sieht anders aus. Diese Realität spüren die Frauen in Wien tagtäglich. Sehr geehrte Damen und Herren, das Ziel der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" ist es, eine Diskussion anzustoßen. Doch Reden allein reicht nicht. Die Sicherheit der Frauen muss tatsächlich endlich oberste Priorität in dieser Stadt werden. Wien muss eine Stadt sein, in der Frauen tatsächlich stark, sicher und selbstbewusst leben können. Das wird nur durch konsequentes Handeln möglich sein. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächste Rednerin ist GRin Mag. Bakos zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Bitte. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier vor Ort und via Livestream! Am 25. November, also in wenigen Tagen, begehen wir weltweit den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, mit dem weltweit auf etwas aufmerksam gemacht wird, das vielen, vielen Frauen widerfährt, nämlich Gewalt in welcher Form auch immer, ob das physisch, sexuell, psychisch oder ökonomisch ist. Dabei reden wir noch immer davon, dass es jede fünfte Frau ist. In Wahrheit aber reden wir von einer ganz, ganz großen Dunkelziffer, die das, nämlich Gewalt gegen Frauen, am eigenen Leib erleben müssen. Ich habe mir überlegt, was ich in dieser Aktuelle Stunde thematisieren oder als Message hierlassen möchte. Wir haben dieses Thema nämlich - das vielleicht auch an die Zuseherinnen und Zuseher gerichtet - hier in diesem Haus schon sehr oft gehabt. Etwas, was mich am allermeisten belastet und beschäftigt, ist, dass wir als Gesellschaft - zumindest ist das mein Eindruck - immer mehr abstumpfen, wenn es um dieses Thema geht. Es wird immer normaler. Angesichts der Berichte wird immer mehr bagatellisiert, was Gewalt an Frauen angeht. Ich habe das Gefühl, dass wir als Gesellschaft als Ganzes abstumpfen und man eigentlich immer wieder nur hört, dass man ja sowieso nichts dagegen machen kann. Es gibt ja auch Mord an Männern. Was kann man dementsprechend schon groß tun? Genau das möchte ich thematisieren. Denn solche Gewalttaten - wenn etwas von meiner Rede hängen bleiben soll, dann definitiv das - sind niemals ein Zufall. Es passiert nicht zufällig jeder fünften Frau, dass sie Gewalt erlebt, sondern diese Gewalttaten haben System. Sie haben Struktur. Deshalb - das ist auch der große Appell - muss Gewalt gegen Frauen immer auch als System und auch als Struktur bekämpft werden, ganz gleich, welche Herkunft ein Täter hat. Auch das möchte ich thematisieren. Es ist eines wichtig zu sagen: Wer bei der Analyse von Gewalt gegen Frauen einen Faktor wie den Migrationshintergrund aus einer massiv patriarchalen Gesellschaft leugnet, der tut der Sache absolut nichts Gutes. Das muss man ehrlich so sagen. Das gehört bei der Analyse schlicht dazu. Gleichzeitig ist mir aber genauso wichtig zu betonen: Wer Gewalt gegen Frauen, wer das Thema Femizide für seine Hetze, seine Ausländerfeindlichkeit und seine Agenda verwendet, um politisches Kleingeld zu schlagen, wer also den Fall groß thematisiert und hier laut aufschreit, wenn es um einen ausländischen Täter geht, aber nicht dasselbe tut und den Mund nicht aufbekommt, wenn es um einen autochthonen Österreicher geht, sondern - um es jetzt einmal salopp zu formulieren - nur dann aufschreit und das nur dann thematisiert, wenn es um einen Ausländer geht, der ist unredlich und tut der Sache absolut nichts Gutes. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN. - StR Dominik Nepp, MA: Hetze? Geh bitte! So ein Blödsinn! - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Sie blenden ... Das ist Ihr Problem!) Ich möchte hier noch einmal betonen, was das für ein riesiger Skandal ist. Stellen Sie sich vor, es würde darum gehen, dass Männer ermordet werden und wir fast jeden Tag davon lesen, dass eine Frau einen Mann ermordet hat! Was wäre dann in unserer Gesellschaft los? Wer also nicht in jedem einzelnen Fall, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht, anklagt, thematisiert und aufschreit, der ist schlicht unredlich. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) All diese Fälle haben eines gemeinsam: Es geht nämlich einfach nur um internalisierten und oftmals nicht bewusst hergetragenen, sondern internalisierten Frauenhass, Frauenverachtung und Besitzdenken. Wenn ich für etwas plädieren will, dann ist es, dass wir wirklich gemeinsam und über Geschlechter- und Parteigrenzen hinweg aufstehen. Das versuchen wir ja auch. Das versucht die Frauenstadträtin und Frau Vizebürgermeisterin ja auch - ich erwähne das auch deshalb, weil wir diese Woche ja auch einen Jour fixe hatten, bei dem auch alle Frauensprecherinnen anwesend waren: Dass wir gemeinsam gegen Gewalt an Frauen aufstehen und dass das im Übrigen auch Männer tun. Denn das macht es für Betroffene natürlich viel einfacher, sich Unterstützung zu suchen und zu holen, wenn es in der Gesellschaft auch von der Politik dieses starke Signal gibt: Wir stehen gemeinsam ein. Ich hätte noch sehr viel zu sagen. Ich sehe aber, dass mein Licht schon rot blinkt. Ich möchte nur noch eines sagen: Lassen wir Gewalt auf gar keinen Fall zu etwas Normalem werden! Lassen wir niemals zu, dass man irgendwann sagt, das passiert halt, und dass das normalisiert wird! Lassen wir niemals zu, dass wir da abstumpfen! Denn man kann etwas tun. Ich werde das dann in meiner nächsten Rede auch noch einmal thematisieren, wenn es um den Schwerpunkt geht. Denn wir können etwas tun, indem wir nämlich den großen Schlüssel ins Schloss stecken und ihn herumdrehen, wenn es nämlich um die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern geht. Das tun wir nicht nur am 25. November und an den "16 Tagen gegen Gewalt", sondern auch an allen anderen Tagen des Jahres. Das ist das Allerwichtigste. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächste Rednerin ist GRin Spielmann zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Liebe Frau VBgm.in Gaál! Liebe ZuschauerInnen auf der Galerie! Wir haben heute schon einiges dazu gehört. Die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" stehen an. Am Montag ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Ich möchte meine Rede heute mit den Worten von Gisèle Pelicot eröffnen: "Die Scham muss die Seite wechseln. Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie." Gisèle Pelicot - wir haben das heute schon von meiner Kollegin Marina Hanke gehört - wurde von ihrem Mann jahrelang betäubt, vergewaltigt, gefilmt und sogar anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten. Das muss man sich einmal vorstellen. Insgesamt 50 Männer stehen in Frankreich mittlerweile vor Gericht. Der Mensch, dem man am meisten vertraut, wird zum Täter dieser unvorstellbaren Grausamkeiten. - Doch Gisèle Pelicot schweigt nicht. Sie spricht öffentlich über das, was ihr da angetan wurde. Sie führt ganz bewusst einen öffentlichen Prozess, um dem "victim blaming" und der Täter-Opfer-Umkehr etwas entgegenzustellen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe diesen Prozess sehr aufmerksam beobachtet. Ich muss wirklich sagen: Ich verneige mich vor dieser Frau und vor dieser unfassbaren Stärke und bin echt dankbar, dass sie Betroffenen von sexualisierter Gewalt so eine wichtige Stimme gibt. Dafür sollten wir wirklich vollen Respekt aussprechen, liebe KollegInnen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Warum spreche ich über Gisèle Pelicot? Zum einen eben, weil die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" anstehen, aber auch, weil dieser Fall sehr gut zeigt, dass das Private politisch ist und dass vor allem eben das eigene Zuhause ganz, ganz oft der gefährlichste Ort für Frauen ist. Diese Gewalt betrifft uns alle, egal, ob sie eine direkte oder eine indirekte Auswirkung hat. Dieses Problem ist weitaus größer, als wir wahrhaben wollen. Denn in Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und sexualisierter Gewalt betroffen. Das muss man sich vorstellen: jede dritte Frau. Wir können übrigens davon ausgehen, dass die Dunkelziffer höher ist. Wenn wir uns anschauen, wie hoch die Verurteilungsrate bei Vergewaltigungen ist - nämlich nur 7 Prozent -, dann ist das wirklich erschreckend niedrig. Die Täter sind in den allermeisten Fällen übrigens keine Unbekannten. Denn noch immer haben wir dieses Bild, dass es oft Unbekannte sind, die Frauen überfallen. Nein, es sind meistens den Frauen nahestehende Männer, zum Beispiel Väter, Ehemänner, ehemalige Partner oder eben auch männliche Bekannte. Ich weiß aus meinem engsten eigenen Umfeld, wie unfassbar schwierig es ist, aus so einer Gewaltspirale auszusteigen. Wenn uns das Beispiel von Gisèle Pelicot eines zeigt, dann, dass jede Frau, die es schafft, diese Gewaltspirale zu durchbrechen, unterstützt werden muss. Es ist unsere Aufgabe als PolitikerInnen, auch diese politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das müssen wir jeden Tag und auf jeder Ebene machen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte nur kurz ein paar Punkte anschneiden, die ich in der Weiterentwicklung beim Thema Gewaltschutz sowohl auf Bundesebene als auch in Wien wichtig finde. Ganz wichtig finde ich zum Beispiel, die bestehenden gesetzlichen Lücken zu schließen. Zum Beispiel ist das Versenden von "dickpics" leider immer noch nicht strafbar. Ich finde es sehr furchtbar, dass das immer noch so ist. Wir müssen das unbedingt ändern. Wir brauchen auch ganz dringend einen Paradigmenwechsel im Strafgesetzbuch, wenn es darum geht, Vergewaltigung strafbar zu machen, nämlich eine Weiterentwicklung des "Nein heißt Nein"-Prinzips zu einem "Nur Ja heißt Ja"-Prinzip, damit endlich klar ist, dass sexuelle Handlungen nur stattfinden können, wenn es eine ausdrückliche Zustimmung gibt, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir brauchen zudem auch einen weiteren Ausbau von Gewaltschutzeinrichtungen. Ich weiß, da hat sich schon sehr viel getan - auch durch die Beteiligung der GRÜNEN auf Bundesebene. Natürlich ist es aber wichtig, dass wir möglichst jeden Gewaltfall verhindern und auch diesbezüglich mehr Investitionen in den Gewaltschutz bringen. Ganz, ganz wichtig sind übrigens auch mehr Mittel für die Prävention und die opferschutzorientierte Täterarbeit. Zum Schluss möchte ich noch sagen: Gewalt gegen Frauen ist kein individuelles Problem. Es ist ein strukturelles Problem. Jede Frau, die Gewalt erlebt, ist eine zu viel. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, damit keine Frau mehr Angst vor Gewalt haben muss. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Dr. Greco zu Wort gemeldet. Bitte schön. GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Vorrednerinnen haben jetzt schon vieles gesagt und viele traurige Fakten und auch die eine oder andere Initiative aufgezählt. Vieles wird gemacht. Vielmehr müssen wir noch gemeinsam tun. Anlässlich der "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" setzen wir auch in dieser Aktuellen Stunde gemeinsam ein Zeichen der Solidarität. Ich freue mich sehr, hier und heute auch im Namen unserer Frauensprecherin, meiner lieben Kollegin Sabine Keri, die sich schon seit vielen Jahren ganz dezidiert und vehement gegen Gewalt an Frauen einsetzt, sprechen zu dürfen. (Beifall bei der ÖVP und von VBgm.in Kathrin Gaál.) Schon seit 1999 rufen die Vereinten Nationen jedes Jahr das Event "Orange the World", wie es genannt wird, aus. Es ist aber viel mehr als ein Event. Es ist ganz wichtig und ganz dringend. Es geht um die Opfer, aber es geht auch um die Täter. Da müssen wir dezidiert hinschauen. Das werden wir auch machen. Dieses Beleuchten der Gebäude in Orange ist auch wichtig, denn es ist eine zusätzliche Möglichkeit, diese Thematik in die Welt hinauszutragen und darauf aufmerksam zu machen. Ich freue mich sehr, dass wir heuer das erste Mal auch hier vor dem Wiener Rathaus die orange Fahne hissen, um diese Solidarität mehrfach zu bestärken. Denn Gewalt an Frauen und Mädchen ist leider ein allgegenwärtiges Problem. Alle zwei Minuten geschieht eine Gewalttat an einer Frau. Während wir hier stehen, passieren sie. Wenn man sich überlegt, wie viele das sind, so sind es viel zu viele. Es wurde bereits angesprochen: Es ist strukturelle Gewalt, es ist sexualisierte Gewalt, körperliche Gewalt und psychische Gewalt. Diese vielen Dimensionen hier einzufangen, ist eine Aufgabe, die wir erledigen. Denn es kann nicht sein, dass wir in Österreich 26 Femizide - allein 11 davon in Wien -, 39 mutmaßliche Mordversuche - 17 davon in Wien - und 4.284 Betretungs- und Annäherungsverbote haben. Da muss agiert werden. Wir müssen diese Gewaltspirale gemeinsam durchbrechen. In Wien und Österreich wurde bereits einiges erreicht, ganz klar. Wir haben einiges gehört: Die Budgets wurden erhöht. Wir haben die regelmäßige Zusammenarbeit der Frauensprecherinnen. Auch dieser überparteiliche Schulterschluss ist dringend nötig. Wir haben eine flächendeckende Einführung der Selbstbehauptungskurse, und vieles mehr auf Wiener und auch auf Bundesebene bereits gemacht. Wir dürfen uns aber nicht ausruhen, denn Gewaltverbrechen gegen Frauen und Mädchen sind kein Kavaliersdelikt. Sie sind ein absolutes No-go. Da gilt es anzusetzen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Wir müssen bei den Jüngsten ansetzen. Wir müssen in den Schulen und bei den Kleinen ansetzen. Die Präventionsarbeit ist ganz wichtig, nicht nur bei den Mädchen, sondern auch bei den Burschen. Es kann nicht sein, dass Gewalt ein Ausdruck von Männlichkeit ist. Es müssen Lehrerinnen und Lehrer sowie Pädagoginnen und Pädagogen in ihrer Aufmerksamkeit unterstützt werden: Was ist eine Gewalttat? Wie kann sie erkannt werden? Wie kann dagegen vorgegangen werden? Das alles gehört in die Programme. Das alles gehört vehement und gemeinsam eingeführt. Denn nur dann können wir gemeinsam schauen, dass diese Taten abnehmen und hoffentlich irgendwann Geschichte sind. Um das machen zu können - darauf wird meine Kollegin noch genauer eingehen -, gilt es, nicht nur auf die Frauen und Mädchen, auf die Opfer, zu schauen. Wir müssen uns auch ganz genau anschauen, wer die Täter sind. Wir haben es bemerkt: Es sind Männer. Es sind aber auch immer jüngere Männer. Woher kommen die? Was bewegt sie? Was befähigt sie überhaupt dazu, diese Taten zu begehen? Wir müssen auch der Realität ins Auge schauen und erkennen, dass es immer mehr gewalttätige Mädchenbanden gibt und auch Mädchen und Frauen Aggressionen aussprechen. In dieser Hinsicht ist eines klar: Gewaltschutz und Solidarität gegenüber den Opfern beginnt nicht am 25. November und endet nicht am 10. Dezember. Es ist ein gemeinsamer Akt, den wir hier 365 Tage im Jahr angehen müssen. Zum Abschluss möchte ich noch sagen: Jede Frau, die dieser Gewaltspirale entfliehen kann, ist nicht nur ein Opfer. Sie ist auch eine Heldin. - Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächster Redner ist StR Nepp zu Wort gemeldet. Bitte. StR Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sie haben ja heute in der Früh Abzeichen verteilt, diese weißen Schleifen als Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Wenn man sich aber gerade die Entwicklung seit 2015 anschaut, dann ist das eigentlich das falsche Abzeichen. Denn wenn man das richtige Abzeichen gegen Gewalt an Frauen tragen wollte, dann wäre das ein geschlossener Grenzbalken. Grenzbalken runter, Sicherheit rauf: Das wäre die letzten Jahre viel notwendiger gewesen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Denn gerade seit 2015 erleben wir ja eine Gewaltwelle gegen Frauen. Das behaupte ja nicht nur ich. Das gibt jegliche Statistik her. Darum finde ich es besonders schade, dass sich gerade von den GRÜNEN, aber auch von der SPÖ niemand traut, hier die Wahrheit zu sagen: dass dieser eklatante Ansprung der Gewalt gegen Frauen in den letzten Jahren - bei Mord, Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung - ja darauf zurückzuführen ist, dass Sie nicht geschaut haben, welche Menschen 2015 hier hergekommen sind. Es sind Menschen hier hergekommen, bei denen die Frau nichts wert ist. Die lehnen eine Frau in der Gesellschaft ab. Die lehnen Gleichberechtigung ab. Sie haben es nicht geschafft, genau zu schauen, wer herkommt und wer Teil der Gesellschaft werden will und wer nicht. (Widerspruch von GRin Mag. Berivan Aslan.) Menschen, die unsere Werte nicht akzeptieren, müssen das Land verlassen. Da muss man auch den Mut haben und die Wahrheit sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Die Einzigen, die das kurz erwähnt haben, waren die NEOS, um dann gleich wieder in eine gewisse Empörung zurückzufallen und zu sagen: Na ja, aber ihr betont immer nur die Ausländer, und die inländischen Frauenmorde sind uns wurscht. - Das weise ich scharf zurück. (GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Wir sind halt keine Populisten wie ihr! Euch ist das wurscht!) Ich sage Ihnen aber eines - wir können uns darauf einigen: Sperren wir die österreichischen Staatsbürger ein, aber schieben wir die ausländischen ab! Das wäre die richtige Maßnahme. Dafür sind Sie aber wieder einmal zu feige. (Beifall bei der FPÖ.) Die Zahlen sind ja eklatant gestiegen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich habe sie hier mitgebracht. Seit 2015 schießen die Zahlen in die Höhe. Wir haben in Wien schon jetzt die Anzahl an Frauenmorden zu verzeichnen, die es 2023 gegeben hat. Es ist also schon wieder ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr. (GRin Viktoria Spielmann, BA: 2017 war ...) Das Traurige ist ja: Es geht nicht nur um Frauenmorde. Selbst unsere Kinder sind ja nicht sicher. Ich erinnere nur an dieses 12-jährige Mädchen, das monatelang von einer Ausländerbande vergewaltigt wurde. Alle die hat man hier damals noch mit Teddybären hereingeklatscht, als Sie am Bahnhof gestanden sind und gesagt haben: Kommen Sie alle her! (GRin Mag. Berivan Aslan: Schämen Sie sich!) Ich habe bis heute hinsichtlich der politischen Verantwortung, die Bgm Ludwig trägt, noch nicht ein Wort der Entschuldigung gegenüber diesem armen Mädchen gehört. Auch das ist eine Schande. (Beifall bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen noch etwas, warum Sie einerseits so heuchlerisch agieren, aber auch total unglaubwürdig sind beim Thema Frauenschutz und der Verteidigung von Frauenrechten: Sie können ja nicht einmal eine Einigkeit in Ihren linken Fraktionen herbeiführen, was denn überhaupt eine Frau ist. Was ist eine Frau bei Ihnen? Ist es eine biologische Frau oder ist es ein Transmann, eine Transfrau? Wen wollen Sie denn jetzt eigentlich schützen? (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Menschen!) Wen wollen Sie schützen? Die biologische Frau? Wo man zuerst jahrelang auf Gleichbehandlung gepocht hat und zu Recht auch Frauenrechte erstritten hat, um eine Gleichstellung herbeizuführen! Wollten Sie diese biologischen Frauen schützen oder irgendwelche Männer, die in ihrem Wahn behaupten, sie wären jetzt Frauen? Die dürfen dann auch in die Frauenräume und in die Frauentoiletten hinein. Wollen Sie die schützen oder die biologischen Frauen? - Solange Sie das nicht beantworten können ... (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Solange Sie diese Frage nicht beantworten können, sind Sie unglaubwürdig! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wie ist das mit den Frauenhäusern? Erklären Sie mir nur, wie das ist mit den Frauenhäusern, wo biologische Frauen Schutz finden. Darf da jetzt auch ein Mann hinein, der behauptet, eine Frau zu sein, wo die Frauen dort eigentlich Schutz suchen wollen vor Männern? Was ist, wenn der gewalttätige Mann sagt: Ui, ich definiere mich jetzt als Frau, ich möchte rein, ich bin jetzt eine Frau. Ist das okay? (Ruf bei den GRÜNEN: Das ist menschenverachtend!) Nein, menschenverachtend agieren Sie, wenn Sie die Biologie leugnen und Männer zu Frauen machen wollen, was komplett krank ist. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ich werde gegen diesen Genderwahn ankämpfen und gegen diese Verrücktheiten, die Sie ständig propagieren. Ich habe zwei Töchter, und ich sage Ihnen eines: Ich möchte, dass meine zwei Töchter, die biologische Frauen sind, auch wie sie selbst wollen, als Frauen aufwachsen und nicht Angst haben müssen, im Schwimmbad von irgendeinem perversen Mann, der sich als Frau fühlt, in Umkleidekabinen belästigt zu werden. Ich möchte, dass meine Kinder auf Frauentoiletten gehen, ohne dass sie dort ein Mann erwartet. Also hören Sie auf mit dieser Heuchelei des Frauenschutzes, wenn Sie nicht einmal sagen können, was eine Frau ist! (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich GR Mag. Konrad gemeldet. Bitte, Sie sind am Wort. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Sehr geehrte Herr Vorsitzender, sehr geehrte Frau Stadträtin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es heute schon öfters gehört, wir begehen am Montag, dem 25. November, wieder den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Leider haben uns auch die letzten Jahre in Österreich vor Augen geführt, dass das Thema Gewalt an Frauen in Nahbeziehungen nach wie vor ein Problem mit dramatischen Folgen ist. 26 Femizide, 2 Frauenmorde, 51 Mordversuche beziehungsweise Fälle schwerer Gewalt haben die autonomen Frauenhäuser 2023 in Österreich dokumentiert. Auch heuer wurden bereits 23 Femizide verübt. Die Berichte, die ebenfalls auf der Homepage der autonomen Frauenhäuser dokumentiert sind, lesen sich sehr oft ganz ähnlich. Der bei Weitem überwiegende Anteil dieser schrecklichen Taten wird durch Partner, Ex-Partner, Bekannte oder Familienmitglieder verübt. Diese Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Es ist daher schade, dass beide FPÖ-Redner und - Rednerinnen dieses Thema für ihre Agenda missbrauchen. Es ist eine menschenunwürdige Agitation, die Sie hier gerade betrieben haben, Herr Kollege Nepp. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Ausgangspunkt dieser Gewalt an Frau - ich habe das im letzten Gemeinderat schon betont - ist in den allermeisten Fällen eine Art toxische Männlichkeit, bei der an überholten patriarchalen Rollenvorstellungen festgehalten wird, Frauen abgewertet und zu Objekten degradiert werden. Gewalt an Frauen dürfen wir in unserer Gesellschaft nicht hinnehmen, sehr geehrte Damen und Herren. Ich bin daher froh, dass Wien äußerst engagiert Maßnahmen ergreift, um diesem Horror etwas entgegenzusetzen. Wir tun das aus voller Überzeugung und mit einer ganzen Reihe an Maßnahmen, die heute hier auch schon zum Teil angesprochen worden sind. Mir ist es besonders wichtig, bei den Männern selbst anzusetzen und in unserer Gesellschaft an einem gewaltfreien, partnerschaftlichen Männerbild zu arbeiten. Daher war es wichtig und richtig, dass wir im letzten Gemeinderat die Mittel für die Männerberatung Wien verdoppelt haben. Denn sie leistet psychologische, psychotherapeutische, soziale und juristische Hilfe und setzt vor allem bei der Gewaltprävention an. Mit dem Wiener Antigewaltprogramm führt sie ein opferorientiertes Täterprogramm durch und versucht, eine nachhaltige Verhaltensveränderung von gewalttätigen Männern zu erreichen. Als Zeichen unserer Unterstützung für ein gewaltfreies, partnerschaftliches Männlichkeitsbild tragen viele von uns männlichen Abgeordneten heute den White Ribbon. Es ist uns klar, dass es bestimmt noch ein weiter Weg ist, bis wir eine Gesellschaft haben mit einem durchgängig gewaltfreien Männlichkeitsbild, aber als männliche Politiker wollen wir eine glasklare Haltung zum Ausdruck bringen und versprechen damit auch, alles daran zu setzen, diesem Ziel entgegenzukommen, echte nachhaltige Fortschritte zu erzielen und das selbstverständlich auch über die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" hinaus. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Ellensohn, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR David Ellensohn (GRÜNE): Gewalt gegen Frauen ist ein Problem für die Frauen, aber das Problem sind in der Frage die Männer. Wie unterschiedlich Männer sein können, haben Sie an den zwei Vorrednern gesehen. Es gibt den empathielosen Rechtsextremen und es gibt den Herrn Konrad (Ruf bei der FPÖ: Ach ...) von den NEOS, der hier sehr deutliche Worte gesprochen hat in der Frage. Ich erkläre es auch gleich ... (Zwischenruf bei der FPÖ - Beifall bei den GRÜNEN.) Ich erkläre das gleich: Das erste Frauenhaus in Wien ... (Zwischenruf bei der FPÖ.) Das erste Frauenhaus in Wien wurde wann eröffnet? (GRin Martina Ludwig-Faymann: 1978!) Wann wurde es eröffnet? Am 1. November 1978. Wie hat da ungefähr die Bevölkerungsstruktur ausschaut? Weil es immer um Religionen, Zuwanderung, et cetera geht. Es tut mir wahnsinnig leid, aber es war von der Mehrheitsreligion her eine sehr christlich geprägte. Der muslimische Zuwanderungsanteil war, ich weiß nicht, 2 oder 3 Prozent oder so ähnlich. Das Frauenhaus hat man aber nicht aus Jux und Tollerei 1978 gemacht, sondern zu einem Zeitpunkt, wo Vergewaltigung in der Ehe erst knapp vorher, glaube ich, abgeschafft wurde. Das ist das Milieu, in dem unsere Väter und Großväter nach dem Krieg aufgewachsen sind! Ein Milieu, in dem Vergewaltigung in der Ehe kein Verbrechen war, in dem man tatsächlich 1978 erst endlich ein erstes Frauenhaus, 1980 dann schon das zweite Frauenhaus aufgestellt hat. Jetzt so zu tun, als ob Gewalt gegen Frauen frisch eingeschwemmt wird von irgendwo (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Zusätzlich!), ist einfach falsch. Wer das macht, macht nicht die Arbeit für die Frauen und für die Männer, die gegen Gewalt sind, sondern macht genau das Gegenteil - weil es euch wurscht ist, weil es der FPÖ und anderen nicht um Lösungen in der Frage geht, sondern nur um die Hetzerei. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Das Problem sind die Männer. Schauen wir es uns einmal an. (Ruf bei der FPÖ: Verurteilt ...) Männer ernähren sich schlechter, gehen weniger zum Arzt, sind dementsprechend leider nicht schneller gesund, könnten vermutlich den Abstand zu den Frauen, wann sie sterben, ein bisschen verkürzen und da aufholen. Die Gefängnisse sind voll mit Männern. (GR Maximilian Krauss, MA: Vor allem mit Ausländern!) Zahlen: Aktuell, am 1. November, sind laut Innenministerium im Gefängnis 6 Prozent Frauen und 94 Prozent Männer. Also müssen wir doch dringend darüber reden, wie wir das ändern können - für uns (StR Dominik Nepp: Woher wissen Sie das, ob von den 6 Prozent alles Frauen sind oder nicht doch Männer?), für die Söhne, für die Enkel. Die Gefängnisse sind nämlich voll. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Woher ursprünglich?) Ja, auch mit Menschen ohne österreichischen Pass, aber auch mit Leuten mit österreichischem. Der Unterschied ist nicht im Wesentlichen der Pass, sondern das Geschlecht. Es sind 94 Prozent Männer im Gefängnis und nur 6 Prozent Frauen. Stellen wir uns einmal eine Welt vor, in der Männer so gewalttätig und so kriminell sind wie Frauen. Dann hätten wir wie viele weniger im Gefängnis? Tausende Leute, die nicht ins Gefängnis wandern, tausende Opfer, die es nicht braucht! Also haben wir irgendein Problem mit unserem Rollenverständnis. Wie wachsen wir auf? Wie wachsen Männer auf? Wir haben gestern bei uns intern einen Schnellüberfall gekriegt mit der Frage: Wie oft weinst du? Da merkst du, wie alle Männer, die man bei uns fragt, sagen: Moment, was ist das für eine Frage? Da kommen dann unterschiedliche Antworten - beim Fußballspiel oder: Man sollte vielleicht öfter ... Aber wir wachsen einfach anders auf. Sehr, sehr früh werden wir in Rollen hineingedrängt, ob uns die gefallen oder nicht, und dann sind wir, wie wir sind. Wir wachsen alle gemeinsam in dieser Gesellschaft auf mit dieser Art von Gewalt, das fängt an bei blöden Witzen, das fängt damit an, dass Männer, wenn sie heterosexuell sind, jetzt behaupten, sie wissen nicht mehr, wie sie Anbahnungen mit einer Frau machen sollen. Wie bescheuert kann ein Mann überhaupt sein, dass er nicht weiß, wie das funktioniert? (Beifall bei GRÜNEN und NEOS sowie von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Als ob man das nicht wissen würde, was geht und was nicht geht und was erlaubt ist! So. Was wir auf jeden Fall brauchen, ist mehr - und zum Glück gibt es überall mehr: Es gibt mehr Geld für die Männerberatung, es gibt seit letztem Jahr ein fünftes Frauenhaus, die Arbeit von Martina Ludwig-Faymann rund um die Frauenhäuser kann man nicht genug würdigen, das ist alles sehr, sehr wichtig. (Beifall bei der SPÖ.) Sehr, sehr wichtig ist mir auch, dass sich gerade bei dem Thema auch Männer engagieren. Wir wollen ja nicht, dass unsere Söhne dann so werden, wie manche Männer sind in diesem Land. Ich bin froh, dass sich auf Bundesebene bei der Gruppe Gewalt gegen Frauen der Herr Stocker, der Herr Kucher, der Herr Hoyos und der Herr Shetty dafür engagieren. Ich hoffe, dass auch Frauen in der Gruppe mitarbeiten, aber es ist schön, dass auch Männer sich einmal des Themas dort annehmen. Ich schließe mit dem Satz, der mehrfach gesagt wurde, der mich sehr beeindruckt hat: Frauen sollten sich nicht schämen müssen, wenn sie Opfer werden. Es gehört ganz anders: Die Scham muss die Seite wechseln. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Lieber Kollege Ellensohn, für die Aussage "empathieloser Rechtsextremer" gegenüber StR Nepp erteile ich dir einen Ordnungsruf. (GRin Viktoria Spielmann, BA: Mei bitte gar schön! - Beifall bei der FPÖ.) Als nächste Rednerin hat sich Frau StRin Mag. Jungnickel zu Wort gemeldet. Bitte. StRin Mag. Isabelle Jungnickel: Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren! Gewalt gegen Frauen - wir haben das hier schon öfter diskutiert, es kann nicht oft genug sein, und leider wird es noch öfter der Fall sein müssen. Ich beginne auch heute wieder damit: Würde ich eine Umfrage machen und alle Frauen, die hier im Raum sitzen, fragen, wie viele von ihnen schon betroffen waren von psychischer oder physischer Gewalt oder Diskriminierung, wenn ich alle Damen, Herren, Männer, Frauen in diesem Raum fragen würde, wie viele von ihnen schon Gewalt an Frauen beobachtet und gesehen haben und wie viele a) weggeschaut und b) hingeschaut haben, dann wird das Ergebnis ganz klar sein: Gewalt gegen Frauen gibt es überall, immer und in allen Schichten. Kollegin Hanke und Spielmann und Kollege Ellensohn - Sie sind eingegangen auf Frankreich, auf das Internet, auf damals - aber es ist verdammt noch einmal hier in diesem Raum auch und dessen müssen wir uns bewusst sein. (GRin Viktoria Spielmann, BA: Das habe ich ja gesagt!) Es ist hier im Raum. Der Titel der Aktuellen Stunde "Wien - Stadt der Frauen: stark, sicher, selbstbewusst" ist gut, das hilft, aber es reicht nicht. Es reicht nicht, denn die Täter - das haben wir heute auch schon gehört - sind die Männer. Da müssen wir uns nicht ändern. Das heißt aber auch, auch wenn die Politik viel macht, es ist eine Aufgabe jedes Einzelnen. Jeder Einzelne trägt Verantwortung. Wenn es in der Stadt, in Österreich, in dem Raum Gewalt gibt, muss hingeschaut werden von jedem Einzelnen. Es darf nicht die Ausrede geben: Frauenhäuser, Prävention ... Nein, jeder Einzelne trägt Verantwortung. Da muss sich die Gesellschaft ändern, und es muss viel mehr Zivilcourage geben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Der Bund macht viel - dieses Jahr ein Budget von 33,6 Millionen. Auch die Stadt macht viel - dieses Jahr ein Budget von 14,5 Millionen. Klar kann man evaluieren, versiegt das Geld, kommt alles richtig an? Aber das ist immer ein Problem in der Politik. Fakt ist: Wir sind ein Land der Femizide. Es gibt mehr Frauenmorde als Männermorde in Österreich. Fakt ist: Wien ist eine der lebenswertesten Städte, und trotzdem ist es für Frauen ein gefährliches Pflaster. Nirgends in Österreich ist es gefährlicher als in Wien, denn 42 Prozent der Femizide finden in Wien statt, und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs, das heißt, darunter ist die Vorgeschichte von Gewalt. Wer ist betroffen? Frauen zwischen 20 und 50 Jahren. Das sind Frauen, die mitten im Leben stehen, die eigentlich stark, sicher und selbstbewusst sein sollen. Das ist sehr perfide, denn Frauen genau in diesem Alter haben meist auch Kinder zu Hause und sind deshalb besonders vulnerabel, das dürfen wir nie vergessen. Wenn wir jetzt einen Blick auf die Statistiken werfen, wird das ein heißes Thema: 30 Prozent der Opfer von Gewalt sind Frauen aus Drittstaaten, 33 Prozent der Täter, der Gefährder sind Bürger aus Drittstaaten. Ja, da dürfen wir nicht wegschauen, der Import von Gewalt und Diskriminierung ist absolut inakzeptabel! (Beifall bei der ÖVP.) Es ist eine Zumutung für uns, unsere Gesellschaft, unsere Frauen, aber es ist auch für die Frauen aus den Drittstaaten eine absolute Zumutung. Frauen aus Drittstaaten haben verdammt viel hinter sich gelassen, und das Einzige, das sie sicher nicht mitnehmen wollen, ist Gewalt und Diskriminierung, selbst wenn sie ein Leben ohne nie erfahren haben. (Beifall bei der ÖVP und von GR Georg Niedermühlbichler.) In dem Zusammenhang müssen wir kulturelle Aspekte mitberücksichtige. Ich bin froh, in einer globalisierten Welt zu leben, wo es verschiedenste Kulturen gibt und sie auch miteinander vermischt werden. Wir haben auch nicht das Recht darauf, auf andere Kulturen mit dem Finger zu zeigen und zu sagen, die sind primitiv, die sind schlecht, die sind gut. In dem Zusammenhang möchte ich nur in den Raum stellen, dass Afghanistan das Frauenrecht vor den USA gehabt hat. Also sind wir vorsichtig, wenn wir mit dem nackten Finger auf andere zeigen. Aber wir haben schon das Recht, zu sagen, was wir wollen, und das müssen wir viel, viel stärker tun. (Beifall bei der ÖVP.) Denn Import von Gewalt darf nicht stattfinden, für keinen von uns. Die Zeit von fünf Minuten ist eigentlich bei dem Thema fast eine Zumutung. Zusammenfassend möchte ich nur sagen, bei Gewalt gegen Frauen darf es in dieser Stadt keine Toleranz geben, und ich hoffe, da ziehen wir alle an einem Faden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als nächster Redner hat sich GR Niedermühlbichler gemeldet. Bitte. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Herr Vorsitzender, Herr Bürgermeister, Frau Vizebürgermeisterin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich mit meiner vorbereiteten Rede beginne, möchte ich auf den Kollegen Nepp kurz antworten, weil er gemeint hat, wir wissen nicht, welche Menschen oder welche Frauen wir schützen wollen. Ich weiß sehr genau, dass wir alle Menschen schützen wollen, die von Gewalt betroffen sind. Leider sind in unserer Gesellschaft deutlich mehr Frauen von Gewalt betroffen, und daher sind diese "16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen" so wichtig. Das nur zu Beginn als Klarstellung, dass es um Menschen geht und um Gewaltschutz für alle, die von Gewalt betroffen sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wenn wir über Gewalt an Frauen sprechen, stehen viele vor einer entscheidenden Frage: Wie gehen wir damit um? Für manche ist Vergeltung die erste Antwort. Schnelle Strafen für Täter, härtere Gesetze, mehr Repression. Doch so berechtigt die Wut und der Wunsch nach Gerechtigkeit auch sind, dürfen wir eines nicht vergessen: Strafen alleine lösen das Problem nicht. Natürlich brauchen wir Gesetze, die Opfer schützen, und Gerichte, die Täter zur Rechenschaft ziehen. Doch Vergeltung geschieht erst, wenn die Gewalt bereits stattgefunden hat. Sie hilft nicht, Gewalt zu verhindern. Sie greift zu kurz, wenn wir keine Maßnahmen ergreifen, um die Gewalt von Grund auf zu bekämpfen. Härte alleine schafft oft eine Gesellschaft der Angst, nicht des Respekts. Ein Klima der Angst macht Menschen nicht automatisch zu besseren Menschen. Respekt, Gleichberechtigung und Verständnis erwachsen nicht aus Strafe, sie erwachsen aus Bildung, Aufklärung und einer Kultur der gegenseitigen Achtung. (Beifall bei der SPÖ.) Wir müssen die Wurzeln der Gewalt bekämpfen, nicht nur ihre Symptome. Das heißt, jungen Menschen müssen wir vermitteln, dass Gewalt nie eine Lösung ist. Buben und Mädchen sollen lernen, Konflikte ohne Aggression zu lösen, die eigenen Gefühle auszudrücken und die Grenzen anderer zu respektieren. Frauen und Mädchen müssen gestärkt werden. Selbstbewusste, wirtschaftlich unabhängige Frauen sind weniger von Gewalt betroffen. Das heißt, wir brauchen besseren Zugang für Bildung gerade für Frauen, bessere berufliche Chancen gerade für Frauen und auch entsprechende Förderungen. Männer, meine sehr geehrten Damen und Herren, müssen Teil der Lösung sein. Althergebrachte Rollenbilder müssen hinterfragt werden, Männer in Krisensituationen brauchen Beratung. Daher ist es ganz wichtig, dass es die Männerberatung in Wien gibt, und ich möchte mich nicht nur bei der Frau Vizebürgermeisterin bedanken, sondern auch bei GRin Martina Ludwig-Faymann, dass die Mittel für eben diese Männerberatung deutlich erhöht wurden. - Ein ganz wichtiger Schritt! (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Gewalt entsteht auch durch Schweigen. Wer wegsieht, trägt dazu bei, dass Gewalt bestehen bleibt. Wir brauchen eine Gesellschaft, die Zivilcourage zeigt, die Opfern glaubt und ihnen den Rücken stärkt. Deshalb ist der Frauennotruf der Stadt Wien und dessen Bewerbung so extrem wichtig. Meine sehr geehrten Damen und Herren, einseitige Maßnahmen wie reine Vergeltung spalten. Prävention vereint, weil sie alle einbezieht: Opfer, mögliche Täter und die gesamte Gesellschaft. Es geht darum, Räume für Dialog und Verständnis zu schaffen, anstatt die Fronten zu verhärten. Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem, deshalb können wir es nur gemeinsam lösen. Die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" sind eine Chance, unsere Blicke zu weiten. Lassen Sie uns nicht in der Spirale von Gewalt und Gegengewalt verharren. Lassen Sie uns mutig in eine Zukunft schauen, in der wir die Ursachen von Gewalt bekämpfen, anstatt nur auf ihre Folgen zu reagieren. Eine gerechte Gesellschaft entsteht nicht durch Vergeltung, sondern durch Prävention, Mitgefühl und Solidarität. Leben wir diese Werte gemeinsam, denn wir in Wien halten zusammen. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien acht, des GRÜNEN-Klubs im Rathaus zwei, des Klubs der Wiener Freiheitlichen drei, des Klubs der Wiener Freiheitlichen gemeinsam mit GR Wolfgang Kieslich vier schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Gemeinderäten Margulies, Ellensohn, Sequenz, Stark, Kickert und Arsenovic wurde eine Anfrage an den Herren Amtsführenden Stadtrat der Gehaltsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke betreffend "Wahrnehmungen der Eigentümerinteressen der Stadt Wien, Ungereimtheiten beim U-Bahn- Bau" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsmäßigen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien neun und des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwei Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden die Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Frau Mag. Pia Wieninger hat mit Ablauf von 23. Oktober 2024 und Frau Mag. Nicole Berger-Krotsch mit Ablauf von 31. Oktober 2024 auf die Ausübung ihres Mandats im Gemeinderat der Stadt Wien verzichtet. Ebenso hat Herr GR Mag. Michael Aichinger mit Ablauf von 31. Oktober auf sein im Kreiswahlvorschlag der SPÖ für den Wahlkreis Favoriten zugewiesenes Mandat verzichtet. Der Herr Bürgermeister hat gemäß § 92 der Wiener Gemeinderatswahlordnung auf die dadurch frei werdenden Mandate die in Betracht kommenden Ersatzmitglieder in den Gemeinderat berufen. Im Wahlvorschlag der SPÖ, Bgm Dr. Michael Ludwig, wurde für das frei gewordene Mandat im Wahlkreis Donaustadt Frau Cornelia Sucher, für das frei gewordene Mandat im Stadtwahlvorschlag nach Verzicht der vorgereihten ErsatzbewerberInnen Herr Mag. Michael Aichinger und für das frei gewordene Mandat im Wahlkreis Favoriten nach Verzicht einer vorgereihten Ersatzwerberin Herr Dr. Sascha Obrecht in den Gemeinderat berufen. Gemäß § 19 der Wiener Stadtverfassung sind die Gemeinderatsmitglieder anzugeloben. Ich bitte die Schriftführerin, Frau GRin Ilse Fitzbauer, die Gelöbnisformel zu verlesen und die neuen Gemeinderatsmitglieder, auf meinen Aufruf hin das Gelöbnis mit den Worten "Ich gelobe." zu leisten. Ich bitte um Verlesung der Gelöbnisformel. (Die Anwesenden erheben sich von ihren Sitzplätzen.) Schriftführerin GRin Ilse Fitzbauer: "Ich gelobe der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche Treue, stete und volle Beachtung der Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten." Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau GRin Cornelia Sucher! GRin Cornelia Sucher (SPÖ): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr GR Mag. Michael Aichinger! GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr GR Dr. Sascha Obrecht! GR Dr. Sascha Obrecht (SPÖ): Ich gelobe. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Angelobung ist damit vollzogen. Herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) Wir fahren nun fort. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 3, 4, 5, 14, 16, 17, 21, 26, 27, 28, 30, 31, 32, 33, 34, 38, 39, 40, 42, 43, 44 und 45 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhaltung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 18 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 1, 18, 19, 20, 7, 8, 9, 12, 10, 11, 13, 25, 29, 35, 36, 37, 41, 22, 23, 24, 2, 6 und 15. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge verhandelt. Wir kommen nun zur Postnummer 1. Sie betrifft die Wahl eines Mitgliedes der Gemeinderätlichen Personalkommission. Bevor wir über den vorliegenden Wahlvorschlag abstimmen, ist über die Art der Abstimmung zu entscheiden. Gemäß § 27 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung sind Wahlen mittels Stimmzettel vorzunehmen, wenn der Gemeinderat nicht mit Zweidrittelmehrheit anderes beschließt. Ich schlage vor, diese Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen. Bitte um ein Zeichen, wer damit einverstanden ist. - Die Zustimmung erfolgt einstimmig. Danke. Damit kommen wir zur Wahl. Frau Mag. Pia Wieninger ist durch ihren Mandatsverzicht als Mitglied - Dienstgebervertreterin - aus der Gemeinderätlichen Personalkommission ausgeschieden. Der entsprechende Wahlvorschlag des Klubs der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates lautet auf Herrn GR Dr. Sascha Obrecht. Zugeordnetes Ersatzmitglied ist Herr GR Dr. Kurt Stürzenbecher. Ich bitte um ein Zeichen, wer damit einverstanden ist. - Die Zustimmung erfolgt einstimmig. Es gelangt nunmehr Postnummer 18 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages für die Kleinprojekteförderung für das Jahr 2025. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Karner- Kremser, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Waltraud Karner-Kremser, MAS: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, werte Kollegen! Wir bleiben beim Thema der Aktuellen Stunde. Wir befinden uns mitten in den "16 Tagen gegen Gewalt an Frauen". Wir haben es schon besprochen, die Initiative macht darauf aufmerksam, dass Gewalt gegen Frauen in ihren Formen nicht nur ein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem ist. Es ist wichtig, dass wir dieses Thema nicht nur während dieser 16 Tage diskutieren, sondern ganzjährig in den Mittelpunkt rücken und auch entsprechende Maßnahmen setzen. Der heutige Tagesordnungspunkt, die Postnummer 18, betrifft die Förderung von Kleinprojekten. Ich werde mich aber nicht zu diesem Thema auslassen, sondern möchte die Gelegenheit nutzen, ein grundlegendes Thema, das weit über einzelne Förderprojekte hinausgeht, anzusprechen, und zwar den Schutz von Frauen vor Gewalt und vor allem die Förderung von Gleichberechtigung. Denn wir sind der Ansicht, dass das der wesentliche Schlüssel dazu ist. Nur, wer durch Gleichberechtigung und wirtschaftliche Unabhängigkeit gestärkt ist, kann als Frau ein selbstbestimmtes und freies Leben führen. Genau darauf müssen wir den Fokus legen. Wir müssen die Gleichberechtigung von Männern und Frauen als zentrales Anliegen und Gleichberechtigung nicht als Frauenthema sehen. Es ist nämlich kein Frauenthema. Es ist ein Thema, das uns alle betrifft: Frauen, Männer, Mädchen, Buben gleichermaßen. Nur in einer Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, können wir langfristig erfolgreich und gerecht zusammenleben. Diese Gleichberechtigung bedeutet mehr als nur gleiche Rechte auf dem Papier, sie muss in der Lebensrealität von Männern und Frauen sichtbar werden. Dazu gehören Chancengleichheit im Berufsleben, finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gerade da haben wir noch viel zu tun. Viele Frauen in Österreich und vor allem in Wien sind wirtschaftlich von ihren Partnern abhängig, und diese Abhängigkeit ist oft ein zentraler Grund, warum Frauen in gewalttätigen Beziehungen verharren. Der Weg aus der Gewaltspirale führt auch über eine eigene wirtschaftliche Sicherheit, und diese wiederum beginnt mit einer guten Ausbildung. Bildung ist die Grundlage für wirtschaftliche Unabhängigkeit. Eine fundierte Ausbildung ist der erste Schritt zur finanziellen Selbstständigkeit. Bereits in den Schulen müssen wir sicherstellen, dass Mädchen und Buben die gleichen Chancen haben, ihre Talente zu entfalten. Es darf keine geschlechterspezifischen Barrieren geben, wenn es um die Berufswahl geht. Bildungsinitiativen, die Mädchen für die MINT-Berufe begeistern, sind entscheidend, um ihnen langfristig die gleichen beruflichen Möglichkeiten wie Buben zu eröffnen. Doch Bildung alleine reicht auch nicht. Frauen brauchen Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, das Gelernte in der Berufswelt umzusetzen. In Österreich arbeiten noch immer 40 Prozent der Frauen in Teilzeit. Das schränkt nicht nur die aktuellen Einkommensmöglichkeiten ein, sondern führt langfristig zur Altersarmut. Wir brauchen daher den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, um Frauen die Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung zu erleichtern, sofern sie es wünschen und in der Familie so vorsehen. Wir brauchen flexible Arbeitszeitmodelle, die es Frauen und Männern ermöglichen, Beruf und Familie zu vereinen, und wir brauchen ein automatisches Pensions-Splitting, damit Frauen auch bei Teilzeitarbeit finanziell abgesichert sind und ihre Leistungen in der Familie entsprechend gewürdigt werden. Ein weiterer Schlüssel zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit ist die finanzielle Bildung. Denn nur, wer versteht, wie Finanzen, Vermögensaufbau, Altersvorsorge funktionieren, kann langfristig eigenständig wirtschaften. Wir setzen uns daher dafür ein, dass Finanzbildung ein fester Bestandteil des Schulunterrichtes wird, mit besonderem Fokus darauf, Mädchen und junge Frauen in dieser Kompetenz zu stärken, und dass Beratungsstellen für Frauen insoweit ausgebaut werden, dass sie sie dabei unterstützen, ihre finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Frauen müssen lernen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, sei es, um sich aus der Abhängigkeit zu lösen oder auch, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit viel Engagement haben wir alle gemeinsam in den letzten Jahren bei der Gleichstellung von Frauen durchaus Fortschritte erzielt, doch diese Errungenschaften sind heute in Gefahr. Ich kann es Ihnen nicht ersparen, es kommt immer wieder - durch den Zuzug von Menschen aus Kulturen, in denen ein rückständiges Frauenbild vorherrscht, entsteht in Wien zunehmend eine Parallelgesellschaft. Diese Parallelstruktur fördert patriarchale Denkmuster, in denen Frauen als minderwertig betrachtet und oft keine Chance auf Selbstbestimmung haben. Wir müssen anerkennen und sehen, dass in diesen Kulturen Frauen früh verheiratet und wirtschaftlich abhängig gemacht werden, ihnen der Zugang zur Bildung und Erwerbsarbeit verwehrt wird und Gewalt und Unterdrückung oft als normal angesehen werden. - Alles Themen, gegen die wir vehement aufzutreten haben. Wir dürfen daher nicht zulassen, dass solche Denkweisen unsere Errungenschaften gefährden. Unsere Werte wie Gleichberechtigung, Freiheit und Selbstständigkeit müssen für alle Menschen gelten, die in unserem Land leben. Es braucht klare Maßnahmen, um patriarchale Strukturen und Parallelgesellschaften zu bekämpfen. Integrationsprogramme müssen verpflichtend gemacht werden, explizit Frauen stärken und durchaus auch an finanzielle Ansprüche gekoppelt werden. Organisationen und Vereine, die frauenfeindliche Strukturen fördern, dürfen keine öffentlichen Gelder erhalten, Bildungs- und Aufklärungskampagnen müssen vermitteln, dass in Österreich Frauen die gleichen Rechte und Chancen wie Männer haben. Diese Maßnahmen sind nicht nur ein Schutz unserer Werte, sondern eine klare Botschaft an alle Frauen und Mädchen in dieser Stadt: Ihr habt ein Recht auf Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Gleichberechtigung ist keine Aufgabe, die nur uns Frauen betrifft. Männer spielen in diesem Thema eine ganz zentrale Rolle. Sie müssen sich aktiv an der Förderung von Gleichberechtigung beteiligen, sich von traditionellen Rollenbildern lösen und Frauen als gleichwertige Partnerinnen betrachten. Nur, wenn Männer Verantwortung übernehmen und sich aktiv für Gleichberechtigung einsetzen, können wir echte Fortschritte erzielen. Sehr geehrte Damen und Herren, die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die Förderung von Gleichberechtigung sind keine isolierten Themen. Sie betreffen unsere gesamte Gesellschaft. Wir müssen daher die Bildung finanzieller Unabhängigkeit fördern, Parallelstrukturen konsequent bekämpfen und Männer aktiv in den Gleichstellungsprozess einbinden. Wir dürfen weder einen Millimeter im Kampf gegen Gewalt noch in der Förderung von Gleichberechtigung abrücken. Lassen Sie uns sicherstellen, dass jede Frau, jedes Mädchen in unserer Stadt sicher, frei und selbstbestimmt leben können. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, werte Frau Stadträtin, werte Kolleginnen und Kollegen! Worüber sprechen wir heute bei diesem Schwerpunkt? Wir sprechen über die Kleinprojekteförderung mit dem Titel "Meine Stadt. Meine Stimme. Mehr Teilhabe. Demokratiehauptstadt Wien für Frauen." Das ist das Motto, unter das wir den Kleinprojektetopf stellen. Worum geht es? Es geht um partizipative Innovationen und Projekte, die auf die Bedürfnisse, Ideen, Anliegen von Frauen, von Wienerinnen eingehen, die eine Beteiligung im unmittelbaren Lebensumfeld von Frauen ermöglichen und damit Frauen in dieser Stadt, die ja die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, zu Partnerinnen der Demokratie machen und eben auch zur Hauptstadt der Frauen. Mit diesem Förderschwerpunkt sollen niederschwellige und kostenfreie Projekte unterstützt werden, die aktiv Mädchen und Frauen einbinden und ihnen die Möglichkeit geben, sich in die Gestaltung ihrer Lebensrealitäten einzubringen. Ganz besonders erwünscht ist - und das freut mich natürlich als Jugendsprecherin -, dass es vor allen Dingen Projekte sind, die Mädchen aktivieren, sich mit vielen Themen auseinanderzusetzen. Was sind das für Projekte? Das sind zum Beispiel wirtschaftliche Alphabetisierungskurse für ukrainische Geflüchtete. Es sind Mädchenschachtage dabei, aber genauso auch Vorträge zum Beispiel zum Thema Frauengesundheit. Dieses Motto "Meine Stadt. Meine Stimme. Mehr Teilhabe" gibt es aber in dieser Stadt nicht erst, seit wir europäische Demokratiehauptstadt sind, dieses Motto leben wir schon seit wirklich sehr langer Zeit. Wir bauen auf aktive Mitgestaltung und eine lebendige Demokratie schon sehr, sehr lange. Denken wir nur an die größte Frauenbefragung, die es in dieser Stadt gegeben hat, mit mehr als 15.000 Frauen, die mitgemacht haben und über 77.000 Antworten und Anliegen, Ideen und Wünsche mitgegeben haben. Wir hören den Wienerinnen nicht erst zu, seitdem wir europäische Demokratiehauptstadt sind, sondern seit sehr, sehr langer Zeit. Wir setzen natürlich auch um, und ich glaube, darum geht es auch in Wahrheit. Ich möchte einige Dinge aufzählen, die basierend auf der großen Frauenbefragung umgesetzt worden sind, weil es uns ganz wichtig ist in dieser Stadt, dass wir auf die Bedürfnisse und Anliegen von Frauen eingehen. Weil es heute schon erwähnt wurde - zum Beispiel das 5. Wiener Frauenhaus, das Ende 2022 eröffnet wurde, wo wir jetzt insgesamt über 200 Plätze haben für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder. Ein bestehendes Frauenhaus - das war auch ein großes Anliegen von Frauen in dieser Stadt - wurde in ein Frauenhaus umgewandelt, das aktiv vorgesehen ist für junge Frauen, für Mädchen, weil das eine ganz sensible Zielgruppe ist und weil es da ganz eigene Bedürfnisse gibt und wir nicht nur Zuflucht, sondern vor allen Dingen auch Unterstützung in diesen sensiblen Jahren geben wollen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Die Frauenbefragung hat aber auch ergeben, dass Gewaltschutz natürlich über Frauenhäuser hinausgeht, etwa beim Thema Cybergewalt. Das ist ein sehr aktuelles Phänomen, ein sehr großes Übel in dieser Gesellschaft, wo wir auch gesehen haben, dass es ganz wichtig ist, eine große Informationsoffensive gegen Cybergewalt zu starten. Das haben wir im letzten Jahr gemacht. Das Thema Mädchen und junge Frauen begleitet uns auch in anderen Bereichen, zum Beispiel beim Thema konsumfreie Zonen, wo sich junge Frauen niederschwellig austauschen können. Das haben wir aufgegriffen und eine eigene Mädchenzone in Favoriten eröffnet, wo es nicht um Segregation geht, sondern darum, einen Raum zu schaffen, wo man sich zum Beispiel in einem intimen Kreis unterhalten kann, sich beraten lassen und sich austauschen kann. Wir haben uns aber auch das Thema Frauengesundheit angeschaut. Wo gibt es noch Lücken in dieser Stadt? - Wir haben das FEM Med am Reumannplatz eröffnet, haben dort ein medizinisches Frauengesundheitszentrum geschaffen. Wir haben es erst vor Kurzem mit allen Frauensprecherinnen besucht, wo wir sehen, dass wir an Hebeln sozusagen geschraubt haben, die ganz wichtig sind, weil dort wirklich sehr viele Frauen einen Ansprechpartner, eine Ansprechpartnerin gefunden haben, um sich zurechtzufinden in Wien, wenn es um Frauengesundheitsthemen geht, und wir haben auch eine Drehscheibe für Gendermedizin eröffnet. Wenn wir beim Thema Frauengesundheit bleiben - und das liegt mir ganz besonders am Herzen, weil das auch Thema war in der Frauenbefragung -, wir haben die Rote Box auf ganz Wien ausgeweitet, ein Projekt der Stadt Wien in Kooperation mit Bipa, mit dem wir soziökonomisch benachteiligte Frauen und Mädchen, die von Armut betroffen sind, unterstützen wollen, wenn es um Periodenprodukte geht. Ein sehr, sehr wichtiges Projekt. Wir haben aber darüber hinaus sehr vieles andere mehr gemacht. Wir haben heute schon über Geschlechterrollen und das Aufbrechen von Geschlechterrollen gesprochen. Wir haben das Projekt "Respekt: Gemeinsam stärker" - das haben die beiden VizebürgermeisterInnen sehr vorangetrieben - weiter ausgebaut, um Abwertungen auf Grund von Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion, Antisemitismus, und vielem weiteren mehr zu bekämpfen und Gewaltprävention, Konfliktmanagement und Empathiefähigkeit zu lernen. Aber weil ich in der Aktuellen Stunde gesagt habe, was ist der große Schlüssel, ganz grundsätzlich? Das ist natürlich etwas, wo alles, was ich gerade aufgezählt habe, subsumiert werden kann. Weil erwähnt wurde, was man gegen Gewalt an Frauen tun kann - der große Schlüssel ist vor allen Dingen einfach, Gleichstellung zu betreiben. Deshalb freut es mich insbesondere, wenn wir über ökonomische Gleichstellung sprechen, dass die WAFF- Stipendien ausgebaut wurden, auch mit dem großen Ziel, die Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen über diese Stipendien zu erhöhen und dort hinzuschauen, wo der Frauenanteil unter 50 Prozent liegt. (Beifall bei den NEOS und von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Wir tun also sehr, sehr viel, und ich halte es für ganz wichtig, dass wir uns jetzt auch in diesem Kleinprojektetopf anschauen: Wo gibt es Lücken? Ich bin da wirklich sehr zuversichtlich, dass wir Projekte fördern, die wichtig sind für diese Stadt und wir auch nochmals aufzeigen, wie wichtig es ist, dass wir Frauen, Mädchen in ihrer Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit fördern. Deshalb ersuche ich für dieses Poststück, aber auch für viele weitere mehr, die auf diese Gleichstellung einzahlen, um ihre Zustimmung. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Spielmann, und ich erteile es ihr. Bitte. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr Vorsitzender, liebe Frau Vizebürgermeisterin und Stadträtin! Das heutige Thema beim Schwerpunkt ist Frauenpolitik, und das freut mich enorm. Gerade jetzt - wir haben das schon in der Aktuellen Stunde gehört - sind Frauenrechte global unter Beschuss, und die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" nahen mit dem 25.11. Insofern ist es immer wichtig, sich klar zu positionieren. Ich möchte auf ein paar inhaltliche Punkte und vor allen Dingen auf Zahlen zum Thema Frauenpolitik eingehen, die für Wien wichtig sind, bevor ich zum vorliegenden Poststück 18 etwas sage. Erstens: Wir haben es heute in der Aktuellen Stunde schon gehört, wir sind im Moment mit einem enormen antifeministischen Backlash konfrontiert, der sich ja nicht nur in Österreich mit einem enormen Rechtsruck zeigt, sondern in ganz Europa und vor allen Dingen durch die Wiederwahl von Donald Trump. Wir haben das heute schon gehört in der Aktuellen Stunde: Corinna Milborn hat ein Video gepostet, in dem sie darüber erzählt, dass sich zwei SchülerInnen in der U-Bahn unterhalten und der eine Schüler zur Schülerin sagt: "Your body, my choice, forever." Das heißt: "Dein Körper, meine Entscheidung." Da fragt man sich schon, wie kommt so ein Satz zu den jungen Menschen? Da gibt es eine einfache Erklärung, nämlich dass der rechtsextreme Influencer Nick Fuentes nach der Wahl Donald Trump's eben getwittert hat: "Your body, my choice, forever." Damit spielt er auf die feministische Parole "My body, my choice." an, bei der es um die Selbstbestimmung der Frauen über ihren eigenen Körper geht, darum, dafür zu kämpfen. Er pervertiert es, dreht es um, sodass die Männer quasi jetzt das Recht über die Frauen haben. Er hat kurz darauf auch ein sehr wildes Video gepostet mit sehr viel Frauenhass. Ich kann allen nur empfehlen, das trotzdem einmal anzuschauen, weil es wirklich klar macht, was da los ist. In diesem Video sagt er eben: "Your body, my choice, and men will win again. There will never be a female president ever. It's over. Glass ceiling. Dude, it's a ceiling made of fucking bricks, and you will never break it, we will keep you down forever." Da sieht man einfach, wie furchtbar dieser Frauenhass ist und wie der über das Internet, über Hass im Netz verbreitet wird. Dass solche extrem frauenfeindlichen Aussagen auch in einer Wiener U-Bahn zu hören sind, zeigt, dass wir wirklich auf allen Ebenen gegen diesen antifeministischen Backlash ankämpfen müssen. Und nein, verdammt noch einmal, unsere Körper gehören uns allein, und wir werden nicht zulassen, dass unsere hart erkämpften Rechte abgeschafft werden, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Zweitens möchte ich ein bisschen etwas über die soziale Lage der Frauen in Wien und in Österreich sagen, denn für ein selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt und in Freiheit braucht es natürlich auch die ökonomische Sicherheit und Absicherung, das wissen wir. Jede zweite Frau in Österreich ist Teilzeit beschäftigt - übrigens nicht immer, weil sie das selbstbestimmt so wollen, sondern weil sie auf Grund von Pflegetätigkeiten oder auf Grund unbezahlter Care- Arbeit die Arbeitszeit unbezahlt verkürzen müssen. 49 Prozent der Beziehenden der Wiener Mindestsicherung sind Frauen, wovon vor allen Dingen leider auch Kinder betroffen sind. Heute gab es schon eine Aktion von der Volkshilfe Österreich vor dem Parlament zum Thema Kindergrundsicherung. Ich glaube, da müssen wir in Zukunft wirklich hinschauen, damit diese Kindergrundsicherung endlich durchgeht. Es ist gut für die Frauen, es ist gut für die Kinder, es ist gut für Österreich. Wir brauchen diese Investitionen ganz, ganz dringend, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vor allen Dingen sind aber auch Pensionistinnen mit kleinem i von Armut betroffen. Der Gender-Pension-Gap liegt in Österreich bei 40,9 Prozent. Jetzt ist mir natürlich bewusst, dass der Gender-Pension-Gap in Wien sehr viel geringer ist als im gesamtösterreichischen Durchschnitt, aber nichtsdestotrotz dürfen wir uns da auch nicht zurücklehnen in Wien. Wir haben den Wiener Equal Pay Day am 22.11. - da wird dann meine Kollegin Barbara Huemer noch genauer darauf eingehen -, auch da sind wir im Vergleich zum Bundesdurchschnitt in Wien besser, aber wie gesagt: Wir brauchen jede Initiative, um die Situation zu verbessern, weil es nach wie vor eine der größten Ungerechtigkeiten ist, dass Frauen so viel weniger verdienen für die gleiche Arbeit. Die Arbeitslosenquote von Frauen liegt sowohl in Wien als auch in Österreich unter der von Männern, trotzdem bekommen Frauen weniger Arbeitslosengeld und Notstandshilfe, denn Notstandshilfe und Arbeitslosengeld werden auf der Grundlage dessen, was vorher an Einkommen erzielt worden ist, bemessen, das heißt, Frauen kriegen auch da weniger Sozialleistungen. Da zeigt sich ein Mal mehr, dass Arbeitsmarktpolitik und Sozialpolitik immer auch Frauenpolitik ist. Jede Investition ist da super, weil wir ja auch einen Fachkräftemangel haben. Wie wäre es, wenn wir einfach ein bisschen mehr darauf achten würden, dass auch Frauen den Fachkräftemangel ausgleichen können? Da brauchen wir wirklich noch einiges an Anschubfinanzierung, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der dritte Punkt ist: Montag - wir haben es schon gehört - ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Wir haben in der Aktuellen Stunde schon ausführlich darüber geredet, aber ich möchte es noch einmal erwähnen, weil ich es sehr wichtig finde: Jede dritte Frau ist von körperlicher und sexualisierter Gewalt betroffen, und jede vierte Frau ist von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen, und im Schnitt alle zwei Monate wird eine Frau von einem ihr nahestehenden Mann ermordet. Diese Zahlen zeigen doch sehr eindrücklich, dass es im Bereich Gewaltschutz und Gewaltprävention trotzdem noch einiges zu tun gibt, auch in Wien. Ich möchte das herausgreifen, weil ich es eine schöne Initiative fand - wir haben letztes Jahr zum Thema Techno- MeToo sehr viel darüber diskutiert, wie wir Veranstaltungen sicherer machen können, und ich freue mich, dass das mittlerweile gelungen ist. Wir haben damals im Landtag einen Antrag eingebracht, dass Gewaltschutz in das Wiener Veranstaltungsgesetz hineinkommt. Es ist super, dass es diesen Druck von der Community gab, von Techno-MeToo, der IG Club Kultur und von uns, dass das jetzt Realität geworden ist. Danke vor allen Dingen auch Kathrin Gaál und Jürgen Czernohorszky für diese Initiative. Wir sind da dabei und sind froh, dass Veranstaltungen in Wien bald sicherer werden, danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich möchte noch ein paar Sätze zu dem vorliegenden Akt sagen. Es geht um die Bewilligung der Mittel für die Kleinprojekte, um die Förderung der MA 57 mit einem Rahmenbetrag von 140.000 EUR. Da ist es immer wieder einmal gut, sich anzuschauen, was eigentlich Ziel und Zweck dieser Förderrichtlinie ist. Da zitiere ich: "Mädchen und Frauen, die noch immer auf Grund ihres Geschlechtes in vielen Bereichen des täglichen Lebens und in verschiedenster Form benachteiligt werden, gilt es zu unterstützen. Dieser historische und gesellschaftlich bedingte Nachteil soll durch gezielte Förderung ausgeglichen werden. Die Angebote und Projekte der geförderten Vereine und Organisationen leisten einen wichtigen Beitrag zu Chancengleichheit, Schutz vor Gewalt und Existenzsicherung und dazu, dass Frauen sicher, unabhängig, selbstbestimmt und diskriminierungsfrei in Wien leben können." Natürlich stimmen wir diesem Akt zu, weil wir die unerlässliche Arbeit der Vereine und der feministischen Initiativen sehr wichtig finden und auch wissen, dass die ganz massiv dazu beitragen, dass die feministische Politik in Wien sichtbarer wird. Genau, weil diese Arbeit so wichtig ist, bringen wir auch diesen Antrag auf substanzielle Erhöhung und Aufstockung der Mittel für diesen Förderprojektetopf heute ein. Wir haben das im Ausschuss auch schon besprochen - es gab letztes Jahr 71 gestellte Anträge, bewilligt wurden aber nur 37 Anträge, das sind 52 Prozent. Man bekommt pro Projekt maximal 5.000 EUR, das heißt, 37 Anträge mal 5.000 ergeben schon diesen Anteil. Deswegen ist es uns wichtig, dass wir das jetzt substanziell erhöhen, weil eben nur 52 Prozent bewilligt werden konnten. Ja, es ist prinzipiell sehr gut, dass dieser Projekttopf immer bekannter wird, deswegen wäre es für uns ganz, ganz wichtig, ihn jetzt zu erhöhen. Das wäre ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung gegenüber der feministischen Zivilgesellschaft. Daher stimmen Sie bitte unserem Antrag zu, vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Ludwig-Faymann, und ich erteile es ihr. Bitte. GRin Martina Ludwig-Faymann (SPÖ): All das, was Wien macht, auch was den Kleinprojektefördertopf betrifft, das kann ich so jetzt aus meiner Rede streichen, weil vor allem Kollegin Bakos schon sehr eindrucksvoll und toll geschildert hat, was denn alles passiert und wie es passiert. Ich möchte vielleicht nur ganz kurz zur Vicky Spielmann sagen: Es ist ja nicht so, dass die Projekte vor allem aus inhaltlichen Gründen abgelehnt wurden, ich glaube, das haben wir im Ausschuss eh auch schon besprochen. In den allermeisten Fällen sind es formale Gründe, warum die Projekte, die alle eingereicht werden, nicht gefördert werden können. Da müsste man sich vielleicht auch einmal auseinandersetzen, wie man Vereine oder Projekte unterstützen kann in der Beratung oder was weiß ich. Vielleicht können wir das ein anderes Mal besprechen. Aber das ist nicht der Grund. Wir sind jetzt auf einem Niveau wie vor Corona, und wenn die MA 57 sagt, da gibt es einfach wirklich so viel mehr Projekte, die auch den inhaltlichen Kriterien entsprechen, dann, bin ich mir bei der Kathrin Gaál sicher, wird man auch einen Weg finden, um weitere wesentliche, wichtige Projekte auch noch zu unterstützen. Also daran soll es nicht liegen. Aber derzeit ist es nicht so und deshalb ist die Fördersummer auch so, wie sie ist. Sie wurde ja ohnedies vor ein paar Jahren erhöht. Warum es den Kleinprojektefördertopf gibt, und so weiter, das wurde alles schon gesagt. Aber lassen Sie mich, nachdem es ja doch ein Schwerpunktthema ist, noch auf ein paar andere Dinge eingehen, die mir heute wichtig sind, dass sie von meinem Redebeitrag herüberkommen. Ich möchte kurz zur Kollegin Nittmann etwas sagen. Wir hatten vorgestern, glaube ich, unser Zusammentreffen der Frauensprecherinnen, auch mit der Frau Vizebürgermeisterin, was ich sehr, sehr gut fand. Ich würde mich freuen, wenn wir das jetzt wieder öfters machen könnten. Dort wie auch heute haben Sie in Ihrer Rede sehr vieles gesagt, dem ich absolut zustimmen kann, auch in der Analyse davon, was es denn vor allem bei jungen Mädchen, bei Frauen zu tun gibt, um sie in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen, und dass letztendlich, wenn sie eine bessere Qualifikation und einen Job haben, in dem sie vielleicht auch einmal ein bisschen mehr Geld verdienen, als es in den üblichen Frauenberufen so der Fall ist, ihre Chancen steigen, sich aus Gewaltspiralen zu befreien. Ich glaube, da gibt es - wenn ich so durch die Reihen schaue - ganz wesentliche Bereiche, wo wir uns alle finden würden. Was mich schon manchmal überrascht, oder überraschen tut es mich nicht mehr, nachdem ich doch schon ein paar Jährchen hier bin, aber wo ich mir oft denke, Rede und Wirklichkeit klaffen auseinander, ist, wenn dann die Stadt Wien Projekte fördert, die genau in diese Richtung gehen - und das tut sie seit vielen Jahrzehnten -, Ihre Partei leider oft diesen Projekten nicht zustimmt. Da denke ich mir, das müssen Sie aber mit sich und mit Ihren Kollegen ausmachen - ich kann es nicht oft genug erwähnen, Sie sind ja leider die einzige Frau hier im Saal, von wegen Frauenförderung in der FPÖ. Aber ich glaube, wenn es um diese Themen geht - und da haben Sie auch heute einen wertvollen Beitrag geleistet in machen Aussagen, finde ich -, werden wir uns schon finden. Da tun wir einiges, und so, wie ich das vorgestern vernommen habe, gibt es da auch den Willen dazu, und das finde ich sehr gut. Wenn man von Backlash in Österreich redet, muss ich allerdings schon sagen - und das tut mir immer leid, auch bei Ihnen -, Sie führen das aus und dann ist der einzige Schluss, den Sie ziehen, dass daran die Zuwanderung schuld ist - an allem nämlich. Manchmal denke ich mir schon, an allem, was in dieser Stadt passiert, ist letztendlich die Zuwanderung schuld. Auch das ist nicht neu, auch das kenne ich schon von vielen Jahren hier drin. Wenn Sie von Backlash reden - und niemand hier bestreitet, dass es diesen Backlash, was Frauenrechte und so betrifft, gibt -, dann muss ich Ihnen leider schon mitteilen, dass dieser Backlash nicht nur in Österreich spürbar wird, sondern auf der ganzen Welt. Ein Beispiel wurde schon angesprochen: Dass - was für uns Europäerinnen und Europäer fast unmöglich, aber eben doch nicht ganz unmöglich ist - zum zweiten Mal ein Trump zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde, der in ganz klaren frauenfeindlichen Aussagen - alles andere, was wir alles rund um diesen Kandidaten wissen, möchte ich hier jetzt gar nicht wiederholen. Ja, das ist auch ein Backlash für Frauen, für die Anerkennung und für die Gleichberechtigung von Frauen. Da müssen wir uns die Frage stellen: Warum ist das so? Es ist aber in Österreich nicht wegen der Zuwanderung so, sondern es ist in den USA so. Wenn es in Russland wieder möglich wurde, dass häusliche Gewalt bagatellisiert wird und dort strafrechtlich nicht mehr den Stellenwert hat, den sie schon einmal hatte, dann ist das leider so passiert. Dann gibt es diesen Backlash auch in Russland - wobei ich nicht weiß, ob Backlash dort das richtige Wort ist. Auf der ganzen Welt ist es aber leider so. Wenn man dann in den Iran oder in andere Teile der Welt schaut, dann erleben wir auch dort dasselbe. Das heißt, was ich Ihnen vor Augen führen will: Ja, es stimmt, es gibt den Backlash, aber den gibt es überall. Es ist nicht nur in Österreich so, weil wir in Österreich so eine Zuwanderung haben - obwohl wir die gar nicht in dem Ausmaß haben wie in anderen Gegenden der Welt -, sondern das ist auf der ganzen Welt so. Da müssen wir uns auch aus frauenpolitischer Sicht die Frage stellen, warum das so ist. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Weil jetzt die Männer der FPÖ wieder lauter werden, ist mir eingefallen, dass ich zu Herrn Nepp auch noch sagen wollte: Ja, die Gefängnisse sind in erster Linie voller Männer - und zwar auch nicht nur in Österreich, sondern es ist leider auf der ganzen Welt so, dass die Gefängnisse vor allem voller Männer sind. Sie haben dazwischengeschrien: Ja, aber die Ausländer sitzen in Gefängnissen. - Ja, auf der ganzen Welt sitzen die ausländischen Männer in Gefängnissen, Herr Kollege. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Und wie viele ...) Mit Ihrer Argumentation kommen Sie da irgendwie vielleicht noch ... Ich weiß es nicht. Es sind überall auf der ganzen Welt Ausländer. Es sind aber ausländische Männer, die auf der ganzen Welt auch im Ausland im Gefängnis sitzen. (Heiterkeit bei der Rednerin. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc - erheitert: Jeder ist irgendwo Ausländer!) Ich sehe aber schon an Ihrem Lächeln - das macht mich sicher -, dass Sie eh ganz genau wissen, dass es nur politisches Kleingeld ist, was Sie hier irgendwie zu gewinnen versuchen, und Sie sich in Ihrer Argumentation ja selber gar nicht ernst nehmen können. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Nein!) Ich würde nur bitten, dass wir bei unseren Kolleginnen und Kollegen, die international unterwegs sind, und auch - von Wien ausgehend - in unseren internationalen Partnerschaften sehr wohl darauf achten, dass tatsächlich spürbar ist, dass Frauenrechte auf der ganzen Welt derzeit wieder sehr, sehr in Gefahr sind beziehungsweise wieder zurückgestuft werden. Da müssen wir auch gemeinsam aufstehen und dagegen aktiv werden. Was mir in meiner Wortmeldung hier auch noch wichtig ist: Ich glaube schon, dass es in Österreich derzeit daran fehlt, dass vor allem die engagierten und aktiven Frauen über Parteigrenzen hinweg gemeinsam initiativ werden und Initiativen setzen. Diesbezüglich war meines Erachtens und von meinem Gespür her schon einmal mehr da. Es gab auch Frauenvolksbegehren. Vor allem das erste Frauenvolksbegehren, bei dem sich fast über alle Parteigrenzen hinweg Frauen engagiert haben, war ja ein sehr erfolgreiches. Was ich mir immer so sehr wünschen würde, ist, dass Fraueninitiativen wirklich alle Frauen aus allen Parteien mit einbeziehen und mit einschließen und dass wir hier aktiv und initiativ werden. Ich kann mich noch erinnern, dass es das auch hier in diesem Saal gab. Das gab es nicht nur in Regierungsparteien, sondern ich kann mich auch - um nur eine Kollegin aus Ihren Reihen als Beispiel zu nennen - an eine Maria Rauch-Kallat erinnern, die auch einmal Teil dieses Hauses war und die da auch immer sehr, sehr mutig war. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ja!) Da richte ich mein Wort jetzt tatsächlich an alle Frauen in diesem Raum. Denn, wenn man versucht, für Frauen aktiv zu werden und sich über Parteigrenzen hinweg zu engagieren, dann bedeutet das in den allermeisten Fällen auch, dass man sich auch in der eigenen Partei nicht bei allen beliebt macht, dass man nicht anerkannt, geliebt und hofiert wird, wie man sich das vielleicht auch wünschen würde. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das stimmt, ja!) Frauenpolitik hat immer schon bedeutet, dass man eben nicht nur brav sein darf, sondern dass man gemeinsam aufstehen muss und manchmal auch etwas gegen alle Männer im Saal sagen muss, was den meisten oder vielen Männern ... Es hat sich gebessert. Das muss ich zugeben. Früher war das auch in diesem Raum ärger. Es hat sich gebessert, aber dieses Problem hat sich nicht aufgelöst. Ich rufe alle Kolleginnen dazu auf, dass wir wieder ein Stückchen mutiger werden, gemeinsam ein Stückchen aktiver und engagierter werden und gemeinsam aufstehen - oft auch gegen die männliche Mehrheitsmeinung in den Parteien - und gemeinsam Initiativen setzen und gemeinsam Druck machen. Denn eines können Sie mir glauben: Ohne Druck hat sich noch nie etwas bewegt, und zwar in keiner Partei, egal, in welcher Partei. Da schaue ich in alle Richtungen in diesem Saal. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Druck von uns Frauen - und zwar je breiter, desto besser - ist notwendig, um für Frauen in diesem Land, für Frauenrechte und für Gleichberechtigung etwas weiterzubringen. Wenn dieser Schwerpunkt heute für mich hoffentlich auch noch ein Ergebnis haben sollte, dann ist es, dass wir alle gemeinsam aufstehen - natürlich auch mit der Unterstützung der männlichen Kollegen. Das ist aber eh klar. Vielleicht sind wir da im Jahr 2024 auch schon ein Stück weiter. Nehmen wir uns Frauen wie Johanna Dohnal zum Vorbild, die es tatsächlich auch in der eigenen SPÖ nicht so einfach hatte, die nicht geliebt wurde und die sehr mutig sein musste! Nehmen wir uns diese zum Vorbild! Ich bin mir aber sicher, es gibt in fast allen Parteien Vorbilder, die wir uns nehmen können. Seien wir mutig! Machen wir Druck, und erheben wir uns gemeinsam für die Gleichberechtigung von Frauen und für das friedvolle Leben von Frauen in unserer Stadt! - Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN sowie von GRin Mag. Ulrike Nittmann und GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Dipl.-Ing. Arapovic zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Frau Vorsitzende! Werte Berichterstatterin! Liebe Schriftführerinnen! Werte Vizebürgermeisterin! Liebe Kollegin Ludwig-Faymann! Wie man sieht: Druck wirkt, denn es ist eine reine Frauenrunde hier vorn. Wir haben heute schon viel zu Frauenthemen gehört. Wir haben auch viel darüber gehört, was es braucht, wo es noch wirklich schwerwiegende Themen gibt, wo wir noch ganz, ganz viele Hebel ansetzen müssen und wo noch Druck auszuüben ist. Deswegen habe ich auch überlegt, wie ich meine heutige Rede anlege. Ich komme eigentlich selten dazu, über dieses Thema zu reden. Wir haben eine wunderbare Frauensprecherin. Da habe ich mir gedacht: Ich setze sie eigentlich anders an. Ich setze sie so an, dass ich sage und behaupte, dass wir Frauen nicht zu etwas gemacht werden müssen. Sondern wir sind es. Frauen müssen nicht stark gemacht werden, sie müssen nicht beschützt werden, sie müssen nicht empowert werden. Wir sind bereits stark, wir sind bereits selbstständig, und wir sind voller Power. Was uns fehlt, sind keine Eigenschaften. Es sind keine Fähigkeiten, die uns fehlen. Was uns fehlt, sind Räume, die wir wirklich selbstverständlich betreten können, und Chancen und Möglichkeiten ohne Vorbehalte. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Es braucht nicht einmal, dass uns Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Das schaffen wir schon allein. Es genügt, wenn uns keine in den Weg gelegt werden, während Männer durch Seilschaft und Netzwerke gestützt werden. Zu lang haben wir zugeschaut, und zu lang wurden wir auch aktiv verhindert. Zu lang schon wurden uns die Türen verschlossen gehalten, die andere selbstverständlich durchschreiten konnten. Zu lang wurde uns zu wenig zugetraut, während Männern über vertraute Verbindungen die besten Chancen zugespielt wurden. Wien ist eine Stadt, die die Chancen öffnet. Es dauert noch, bis es so weit ist. Es dauert noch, bis all diese Türen genauso selbstverständlich für uns offen sind. Deswegen ist es auch notwendig, dass wir in Wien Räume schaffen, in denen Frauen und Mädchen ihre Potenziale entdecken, entwickeln und entfalten können. Da setzen wir ganz, ganz viele kleine Zeichen, aber auch Großes, mit dem wir es bewirken. Ich nenne jetzt als Beispiel den Wiener Töchtertag. Er findet zum 23. Mal statt. Das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit. Das heißt, vor 23 Jahren hat man damit begonnen. Es ist einfach unglaublich, sich vor 23 Jahren darüber bewusst zu werden, was das heißt und wie wichtig das ist. Über 5.000 Mädchen haben voriges Jahr oder noch dieses Jahr teilgenommen und konnten in Berufe, die als typische Männerdomänen gelten, hineinblicken und Technik, Digitalisierung, Wissenschaft und Handwerk entdecken. Der Töchtertag zeigt: Ihr könnt alles werden, was ihr wollt. Es gibt keine Türen, die für euch geschlossen bleiben sollten. Das zeigt uns allen, wie wichtig es ist, diese Erfahrungen wirklich früh zu machen. Ich kann das auch aus meiner Sicht als Mutter sagen. Meine Tochter ist seit ihrem zehnten Lebensjahr bei diesen Töchtertagen. Im ersten Schuljahr in der Unterstufe war sie dort das einzige Mädchen aus der Klasse. Im nächsten Jahr hat ihr Klassenvorstand das so stark unterstützt, dass alle Mädchen an diesem Töchtertag teilgenommen haben. Ich finde das wirklich wichtig. Ganz wichtig finde ich, dass ich erwarte, dass meine Enkel diese Tage nicht mehr brauchen werden. So leid es mir tut, Frau Vizebürgermeisterin, aber ich hoffe wirklich inständig, dass wir irgendwann einmal so weit sind, dass es solche Empowerments einfach nicht mehr braucht und es einfach eine Selbstverständlichkeit ist. Das ist wirklich mein Anspruch. (Beifall bei den NEOS und von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Es braucht aber auch eine Bühne. Es geht nicht nur darum, dass es diese Türen gibt und man hineinkommt, sondern es braucht auch diese Bühne. Es braucht aber auch andere Bühnen. Das macht die Stadt Wien auch. Ich muss sagen, in meiner letzten Rede zur Digitalisierung habe ich den Hedy-Lamarr-Preis erwähnt. Der wurde inzwischen auch an Laura Koesten verliehen, die für alles steht, was Frauen in der digitalen Welt leisten können. Sie hat einen Berufswechsel von der Physiotherapie zur Informatik gemacht und zeigt, dass es für Innovation auch in diesem Bereich einfach Mut und Vielfalt braucht. Wirklich meine herzlichste Gratulation auch an dieser Stelle! (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Mit diesem Preis ist es jetzt wirklich eine klare Botschaft, die ausgesendet wird: Digitalisierung ist keine Männerdomäne und sollte keine Männerdomäne sein. Sie ist auch eine Bühne für Vielfalt. Frauen müssen dort gleichberechtigt gesehen werden und mitgestalten. Daher ist die Gleichstellung aller Menschen auch wirklich mein innigster Wunsch und das, was mich antreibt. Jetzt haben wir sehr stark über die Frauen gesprochen, aber auch wenn wir andere Gruppen ausgrenzen und nicht mitnehmen, sind es Frauen, die sehr schnell in Gefahr geraten, zu den anderen dazuzuzählen, obwohl wir eigentlich die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Daher ist Gleichstellung für mich auch keine abstrakte Forderung. Sie ist unsere Aufgabe, die wir alle gemeinsam meistern müssen. Denn es ist unser Anspruch, mitzumachen, mitzuentscheiden und mitzugestalten. Eine Gesellschaft, in der Gleichstellung gelebt wird, ist nicht nur gerechter, sie ist auch kreativer, innovativer und stärker. Denn nur, wenn jeder Mensch gleichermaßen teilhaben kann, können wir eine Zukunft bauen wie ein Haus mit offenen Türen: stabil, einladend, freundlich, hell, voller Leben und Zuversicht. Eine Utopie? - Nur, wenn wir nicht an die Gleichstellung glauben. - Danke schön. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Mag. Huemer zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auch alle begrüßen, die via Livestream zusehen. Jede einzelne Frau, jedes einzelne Mädchen, das Opfer von Gewalt wird, ist eines zu viel. Das haben wir heute schon mehrfach diskutiert. Ich möchte es auch noch einmal betonen, weil es wirklich ganz, ganz wichtig ist, dass wir uns ganz besonders als Politikerinnen dieser Tatsache stellen. Natürlich geht es hier aber um eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, der wir uns nicht entziehen dürfen und auch nicht wollen. Von der Aktuellen Stunde, bei der das Thema Gewalt an Frauen sehr breit diskutiert wurde, sind wir jetzt im frauenpolitischen Schwerpunktthema gelandet. Viele Maßnahmen der Stadt Wien wurden hier auch schon aufgezeigt. Ich glaube nicht, dass das Gleichstellungsthema ein reines Glaubensthema ist, sondern es ist absolut ein Thema, das Taten, Mut und auch wirklich couragierte Politikerinnen und Politiker erfordert. Ich finde sehr gut, was die Stadt Wien im Bereich von Gewaltschutz, Opferschutz und auch opferorientierter Täterarbeit leistet. Wir müssen die strukturellen Gewaltformen aufbrechen. Uns allen ist klar: Das ist nicht einfach eine Kür, sondern das ist einfach unsere Pflicht. Da braucht es ganz breite Maßnahmen, ein breites Programm, das auch wirklich gut finanziert ist, und jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns. Ich möchte hier noch einmal ganz explizit die Männer ansprechen. Viele von Ihnen hier tragen heute das White Ribbon. Es ist ein Symbol, das bei jenen, die es tragen, bekräftigt, dass sie gegen Männergewalt in Beziehungen eintreten. Es gibt Fraktionen oder jedenfalls eine Fraktion, die FPÖ, die dieses Symbol verweigert. - Vielleicht ist es sogar ein ganz ehrliches Zeichen, dass Sie nicht einmal dafür einstehen, dass sich Männer der Männergewalt stellen sollen. Ja, es ist, ehrlich gesagt, jedenfalls auch ein bisschen traurig. Ich glaube nämlich, dass es ganz besonders wichtig ist, dass sich Männer ihrer Privilegien einfach bewusst werden müssen. Ich weiß, dass uns Privilegien - auch ich gehöre zur privilegierten Gruppe - selten bewusst sind, wenn sie uns selbst betreffen. Genau das aber ist auch die Herausforderung, die es braucht, um überhaupt einmal zu verstehen, womit Menschen, die weniger Privilegien haben, konfrontiert sind. Es ist also ein Appell, beispielsweise die eigenen Privilegien zu reflektieren. Was erlebe ich in Wien noch? Da möchte ich jetzt schon diese Debatte zum Kleinprojektetopf heranziehen, um das auch ein bisschen symbolisch darzustellen. Es geht um 140.000 EUR, die abgeholt werden können. 37 Projekte werden damit gefördert. Kollegin Martina Ludwig hat gesagt, es wäre dann eher ein formales Problem und weniger eine Frage der Größe des Finanztopfes. Bei 37 Projekten sind im Schnitt 3.700 EUR Projektgeld abholbar, maximal sind es 5.000 EUR. Ich glaube schon, dass das die Größe des Projekts sehr limitiert und wir, wie Kollegin Spielmann gesagt hat und worauf unser Antrag auch abzielt, darüber nachdenken müssen, den Topf einfach zu vergrößern. Wir reden von Inflation und von Teuerung. Der Maximalbetrag von 5.000 EUR hat sich eigentlich von Anfang an nicht verändert. Uns muss allen klar sein: Das ist heute einfach deutlich weniger wert und bedeutet faktisch eine Kürzung. Das bedeutet, das Ehrenamt von Frauen wird ausgebaut, um eigentlich gleiche Projekte durchziehen zu können. Ich appelliere noch einmal an Sie, wirklich dringlichst darüber nachzudenken, ob es hier nicht einfach einen größeren Topf braucht und ob nicht auch die Fördersumme aufgewertet werden muss, weil wir einfach in keiner Weise akzeptieren können und wollen, dass die wertvolle Arbeit von Frauen dadurch praktisch abgewertet wird und sie für das gleiche Produkt immer mehr leisten müssen - und das natürlich unbezahlt. Das kann so nicht sein. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich würde mir also wirklich wünschen, dass man in der Frauenpolitik größere Würfe macht und sie auch denkt, dass es da einen Fortschritt gibt. Ich habe mir noch einmal angeschaut, was im Koalitionsübereinkommen von Rot- Pink drinnensteht. Da steht natürlich gar nichts Falsches drinnen. Es steht alles Unterstreichenswerte drinnen. Viele Projekte gibt es schon, und für viele Projekte steht eine Fortsetzung drinnen. Gut, das ist kein großer Wurf, aber man kann das ja weiter fortsetzen. Manches ist aber noch überhaupt nicht angegriffen worden. Darauf werde ich jetzt noch später eingehen, denn ich glaube wirklich, dass Wien deutlich mehr tun kann. Ich nenne nur einmal die Rahmenbedingungen, die Wien und keine andere Stadt in diesem Land hat. Wir haben ganz viele Beschäftigte, über 68.000 Menschen. Da kann man wirklich ansetzen, um Gewaltprävention und beschäftigungspolitische Initiativen zu setzen. Wir haben in Wien ein eigenes Dienstrecht. Wir haben viele große Tochtergesellschaften, die zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien sind. Es werden ganz viele Vereine gefördert, es sind also viele, viele Millionen an Fördermitteln, die wir an Bedingungen knüpfen können. Wir haben natürlich auch ganz viele öffentliche Aufträge, die wir zum Steuern nützen können. Ich frage mich also: Warum nutzen wir die Hebel hier in Wien nicht besser? Warum setzen wir nicht stärker verbindliche Standards für Gleichstellung? Ich möchte ganz konkret ein paar Beispiele nennen: die Kopplung der Frauenförderung an öffentliche Aufträge. Das ist ein Pilotprojekt, ein Vorzeigeprojekt noch aus der rot-grünen Ära vor der Regierungszeit. Es ist also schon mindestens 15 Jahre alt, aber immer noch gut. Im Grunde aber steckt es nach wie vor in den Kinderschuhen, weil es eigentlich nur auf ganz wenige Auftragsfelder angewendet werden kann und noch immer nicht alle Magistrate eingebunden sind. Insofern finde ich es wirklich schade, dass Sie im Koalitionsübereinkommen zwar die Ausweitung auf alle Magistrate drinnenstehen haben, aber davon eigentlich nichts passiert ist. Nützen Sie also diese Möglichkeit! Treiben Sie die Gleichstellung genau in den Unternehmen voran, die da bislang vielleicht noch viele blinde Flecken haben und wo diese vielgerühmte gläserne Decke verhindert, dass Frauen vorankommen! (Beifall bei den GRÜNEN.) Dann das Thema Arbeitszeitverkürzung, ein Urthema der Sozialdemokratie: In Wien haben wir den Standard der 40-Stunden-Woche. Den gibt es ja sonst eigentlich fast kaum mehr. Wir haben es schon oft gefordert: Gerade im Pflegebereich wäre es so wichtig und so dringend notwendig, dass man endlich mit einem Pilotprojekt zur Arbeitszeitverkürzung ansetzen würde. Eine Arbeitszeitverkürzung auf dieser strukturellen Ebene bedeutet natürlich, dass es einen finanziell gesicherten Ausgleich gibt, dass die finanzielle Situation verbessert wird und sich natürlich das ganze Thema der Frauenarmut in der Pension reduziert, und so weiter. Das wäre so ein wichtiger Schritt. Er ist nämlich auch deswegen so wichtig, weil die Teilzeit ja im Grund oft keine freiwillige ist. Es heißt zwar immer, Work-Life-Balance und dass die Jungen nicht wollen, aber letztendlich hängt es wirklich an strukturellen Problematiken, warum das so schlecht geht. Teilzeit ist eine individuelle Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich, sondern durch Lohnverzicht. Da könnte die Stadt Wien tatsächlich voranschreiten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der dritte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der Bereich der Einkommenstransparenz. Die Stadt Wien legt einen eigenen Einkommenstransparenzbericht vor. Der weist einen Einkommens-Gap aus, der kontinuierlich und seit vielen Jahren unverändert bei rund 10 Prozent liegt. Eigentlich dürfte es diesen Gap gar nicht geben, aber er ist da. Ich frage mich, warum nicht mehr getan wird, damit dieser Gap kleiner wird. Denn wir sehen auch, dass er insgesamt kleiner wird. Nur im Magistrat ist er scheinbar einzementiert. Jetzt gibt es ein wunderbares Instrument, nämlich die EU-Transparenzrichtlinie. Die wird zwar erst 2023 wirklich schlagend, aber was hindert die Stadt Wien, da schon voranzugehen und tatsächlich zu schauen, was wir aus dieser Vorgabe für uns herausnehmen können? Ich nenne einmal einige Punkte. Die Beweislastumkehr wird kommen, also könnte man da schon etwas tun, auch die Einbindung der Personalvertretung, wenn der Gendergap größer als 5 Prozent ist. Das ist so in Wien, also könnte man auch da schon ganz konkrete Maßnahmen setzen und wirklich mehr Transparenz schaffen, wenn es darum geht, was wirklich das Kriterium ist, um eine Laufbahn zu fördern. Das dürfte ziemlich intransparent sein, denn es sind genau solche Punkte, die ja im Bericht zu lesen sind, warum es offenbar zur Diskriminierung kommt. Denn es ist völlig unklar, wer wie aufsteigt und welche Arbeit dann doch einen Zuschlag bekommt und welche nicht. Das sind also drei Beispiele, meine sehr geehrten Damen und Herren, durch die Wien noch ganz viel tun kann. Noch einmal zurück zum Thema Gewalt: Gewalt macht krank, das wissen Sie - psychisch krank, körperlich krank. Gewaltprävention ist wirklich Gesundheitsprävention. Wir haben vor Kurzem eine 25-Jahr-Feier des Wiener Programms für Frauengesundheit gehabt. Das war auch ein ganz tolles und originelles Fest. Beate Wimmer-Puchinger, die Gründerin des Programms, hat vielleicht ein bisschen im Scherz, aber doch etwas sehr Anregendes gesagt. Sie hat gemeint, es wäre doch toll, wenn sich das Budget für das Frauenprogramm verzehnfachen würde. Ich denke mir, wenn man einmal ein bisschen groß denkt: Was wäre alles möglich mit einem größeren Budget? Wir haben so viel zu tun: Gendermedizin, Menstruationsgesundheit, die psychische Gesundheit von Frauen, auch der Opferschutz in den Spitälern braucht mehr Unterstützung. Also einmal ein bisschen größer und nicht nur im Kleinprojektetopf zu denken, wäre, glaube ich, wirklich, wirklich wichtig. Der gesellschaftliche Kontext, in dem wir das diskutieren, und die zeitgenössischen Beobachtungen, die von meinen Vorrederinnen hier an dieser Stelle auch schon getroffen worden sind, sind wirklich alarmierend. Die Frauenrechte werden weltweit attackiert. Die toxische Männlichkeit und diese antifeministische Menosphere- Bewegung breiten sich im Netz aus. Das ist einfach unpackbar. Wir erleben auch den Wiederaufstieg des Nationalismus. Ich glaube, das muss man wirklich alles zusammenzählen und zusammendenken. Jedenfalls scheinen die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte für uns Frauen wirklich massiv bedroht. Gewalt gegen Frauen wird salonfähig gemacht. Mit Trump, Putin und wie sie alle heißen wird Frauenfeindlichkeit institutionalisiert. Das macht es dann noch einmal schwieriger, dagegen anzukämpfen. Wie Martina Ludwig gesagt hat - es ist ja eigentlich unpackbar: Diese Menschen wurden ja gewählt. Das ist ja kein Einzelphänomen, sondern es ist gesellschaftlich schon sehr verankert. Es sind diese Ressentiments, es ist diese alte Männlichkeit, die hier wieder antritt und glaubt, sich über Frauen und Frauenrechte stellen zu dürfen. Das werden wir nicht zulassen, aber es wird hart werden. Das sehen wir nämlich jetzt schon. Jedenfalls lassen wir uns die Frauenrechte, die Selbstbestimmungsrechte über den Körper und das Recht auf Gleichstellung sicher nicht nehmen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Ich möchte noch ein paar Worte zum Equal Pay Day sagen. Der ist in Wien - auch das wurde schon gesagt - am 22. November, also schon ganz bald. Damit ist Wien das letzte Bundesland in Österreich, wo die Einkommensschere ... Ich fange noch einmal an. (Heiterkeit bei der Rednerin und GRin Martina Ludwig-Faymann.) Damit ist Wien in dieser Reihe das letzte Bundesland. Das ist in dem Fall gut, weil das sozusagen am nächsten zu Silvester ist. Trotzdem arbeiten Frauen in Wien statistisch gesehen 40 Tage lang umsonst, also gratis. Das ist immer noch viel, viel zu lang. Das heißt, all diese Maßnahmen, die wir hier schon aufgezählt haben, könnten wirklich genützt werden. Ich glaube und hoffe auch, dass da noch mehr passiert. Denn die ökonomische Eigenständigkeit und die ökonomische Existenzsicherung auf einem guten Level zu haben, ist einfach für viele, viele andere Aspekte so wichtig, dass wir dem gar nicht genug Aufmerksamkeit schenken können. Wie gesagt, vermisse ich in der Frauenpolitik in Wien ein bisschen diese großen Meilensteine. Nichtsdestotrotz finde ich es natürlich in Wien nach wie vor besser als anderswo. Meine Schlussworte möchte ich noch einmal an eine neue Bundesregierung richten. Wir erleben diesen Backlash ja auch schon in Österreich. Der Nationalrat hat die geringste Frauenquote seit 2008. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Rühmlich - unter Anführungszeichen im Sinne von sehr unrühmlich - ist wieder einmal die FPÖ mit der geringsten Frauenquote: hier 1 Prozent, dort 23 Prozent. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Reißverschluss!) Wenn das ein Reißverschluss ist, dann habe ich das Wort Reißverschluss nicht verstanden. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Bei meinem Reißverschluss kommt eine Zacke nach der anderen, aber nicht so eine riesige Lücke wie bei Ihnen. Die FPÖ ist also eine Männerpartei, das wissen wir. Die FPÖ ist eine Männerpartei, die Männerprivilegien fördert. Alles, was Sie hier zum Thema Gleichstellung gesagt haben, kann ich wirklich nicht ernst nehmen, denn dann würden Sie in erster Linie einmal bei sich selbst anfangen müssen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Weil es in letzter Zeit ganz oft um das Thema "kein weiter wie bisher" geht: Ich glaube, diese Phrase muss man sich wirklich immer genau anschauen. Von wo geht es weg? Das Frauenbudget wurde auf Bundesebene verdreifacht. "Kein weiter wie bisher" würde heißen, diesen Stillstand wiedereinzuführen. Das wollen wir definitiv nicht. Da muss es weitergehen. Ein großer Appell an alle Parteien, die verhandeln: Bei den Frauen darf definitiv nicht gespart werden, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das gilt natürlich nicht nur auf Bundesebene, sondern auch für Wien: Wir brauchen mehr Mittel, aber natürlich auch strukturelle Maßnahmen, damit Gleichstellung passiert und Gewalt an Frauen ein Ende findet. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Marina Hanke zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Marina Hanke, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Berichterstatterin! Frau Stadträtin! Ich wollte eigentlich nur einen Antrag einbringen, muss mich aber doch noch ganz kurz zu meiner Vorrednerin zu Wort melden. Frau Kollegin, Sie haben gesagt, wir müssen in Wien in der Frauenpolitik größer und nicht nur im Kleinprojektetopf denken. Das ist doch eine Aussage, die ich so nicht stehen lassen kann, vor allem, weil Sie das ja auch selber nicht so haben stehen lassen, als sie davor eigentlich auf sehr viele Projekte Bezug genommen haben, bei denen Wien seit vielen Jahren gemeinsam, aber auch darüber hinaus Vorreiterin in der Frauenpolitik ist. Natürlich haben wir hier jetzt das Poststück zum Kleinprojektetopf, wozu ich gern auch noch ein paar Sachen sagen möchte. Ich finde aber, das kann man in einer Stadt, die sich sehr zu Recht "Stadt der Frauen" nennt und auch international immer wieder große Beachtung für die Frauenpolitik findet, die ein Querschnitt in unserer Stadt ist, nicht stehen lassen. Sie haben das Thema Frauengesundheit angesprochen. Die Tatsache, dass wir 25 Jahre Programm für Frauengesundheit gefeiert haben, ist ein Zeichen dafür, dass wir groß denken, wenn es in dieser Stadt um Frauenpolitik geht. Es sind genauso die vielen anderen Projekte, die auch in dieser Legislaturperiode schon vorangetrieben worden sind. Es ist vieles schon von den Vorrednerinnen genannt worden, ob das die Gratismenstruationsartikel sind, ob das der Ausbau im Gewaltschutz ist - ein Gewaltschutzpaket, noch ein Gewaltschutzpaket - oder ob das die Frage der Mädchenförderung in dieser Stadt ist. Es sind immer mehr Schulen, die auch mit dem Projekt "Respekt: Gemeinsam stärker" noch einmal Mädchenförderung machen und auch mit Burschen arbeiten. Ich könnte jetzt noch sehr viele Projekte aufzählen. Ich wollte da nur einfach ganz klar in den Widerspruch gehen. Trotzdem noch ein paar Worte zum Kleinprojektetopf, weil ich auch ihn für einen ganz wichtigen Baustein in der Frauenpolitik unserer Stadt halte: Es ist auch die Frage der Wertschätzung gestellt worden und gesagt worden: Na, im Kleinprojektetopf ist so wenig Geld. Wie ist das überhaupt mit der Wertschätzung für die Vereine, et cetera? Was Wien auszeichnet - ich glaube, auch im Unterschied zu sehr vielen anderen fördergebenden Stellen, seien das jetzt Länder, der Bund oder was auch immer -, ist, dass wir die Wertschätzung der Frauenvereine auch dadurch ganz klar zeigen, dass wir in vielen Fällen eine dreijährige Förderung haben. Das heißt, dass Frauenvereine in Wien nachhaltig arbeiten können, weil sie sich darauf verlassen können, dass diese Stadt hinter ihnen, ihren Anliegen und ihrer Arbeit steht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Dazu gibt es den Kleinprojektetopf, der auch sehr bewusst als niederschwellige, einfache und sehr unkomplizierte Möglichkeit gedacht ist, um Projekte einzureichen und auch einmal etwas auszuprobieren, um ein kleines Projekt durchzuführen, bei dem es vielleicht gar nicht mehr braucht, aus dem aber immer wieder Dinge entstanden sind, die dann größer geworden und angewachsen sind und mittlerweile vielleicht auch ein nicht wegzudenkender Teil dieser Stadt sind. Insofern haben wir mit dem Kleinprojektetopf, glaube ich, ein sehr gutes System. Er steht immer unter einem bestimmten Motto. Da sind wir dann auch bei der Frage, welche Anträge eigentlich bewilligt werden oder welche nicht. Ja, es gibt einen inhaltlichen sowie formalen Rahmen, in dem sich diese Anträge auch hinsichtlich der Förderrichtlinien zu befinden haben. In diesem Rahmen wird Großartiges gefördert. Es wird vor allem auch genug gefördert. Wir haben sehr gute Geldmittel, die da zur Verfügung stehen. Wir sind in gutem Austausch mit Vereinen, Einzelpersonen und Initiativen. Es hat auch eine lange Tradition in dieser Stadt, dass wir genau mit diesen BündnispartnerInnen zusammenarbeiten, dass wir mit Expertinnen und Experten zusammenarbeiten und dass wir - darauf ist meine Kollegin Ludwig-Faymann schon sehr ausführlich eingegangen - auch frauenpolitisch in dieser Stadt zusammenarbeiten. Das funktioniert manchmal besser und manchmal schlechter. Auch ich kann mich da dem Appell nur anschließen: Seien wir gemeinsam frauenpolitisch laut! Schauen wir, dass wir uns da nicht auseinandertreiben lassen, sondern schauen wir wirklich, was die Frauen in dieser Stadt brauchen! Wie können wir da etwas voranbringen? Wie können wir auch alle mitbedenken? Ich komme jetzt schon zu dem Antrag, den ich einbringen möchte und durch den wir, glaube ich, heute in diesem Haus auch zeigen, dass es möglich ist, dass alle Parteien an Lösungen arbeiten, und wir im Austausch mit Initiativen stehen. Ich darf da Ni Una Menos, aber auch Catcalls of Vienna nennen, die sich sehr stark gemacht haben. Sie alle wissen, glaube ich, worum es in der Diskussion geht: Um die Frage der Neugestaltung in der Magdalenenstraße 33. Der Petitionsausschuss hat getagt. Es gab da einen sehr konstruktiven Einsatz für die Frage, wie mit dieser Wandbemalung umzugehen ist. Wir zeigen heute auch - alle Parteien gemeinsam, das freut mich ganz besonders -, dass hier gesehen wird, dass es einen Handlungsbedarf gibt und wir dem auch nachkommen werden. Es war allen Beteiligten sofort klar, dass es bei diesen Worten, die wir immer sagen, dass uns nämlich Gewalt gegen Frauen nicht wurscht ist - ich sage es jetzt so überspitzt -, auch Handlungen braucht. Da waren sich alle einig. Der Respekt gerade gegenüber den Opfern von sexualisierter Gewalt, die auch noch mit diesem Wandgemälde konfrontiert sind, ist uns allen ein großes Anliegen. Ich darf daher den Antrag einbringen, dass der Wiener Gemeinderat die Amtsführende Stadträtin ersucht, dass die künstlerische Ausgestaltung der Feuermauer der Liegenschaft neutral entfernt wird, und darf mich noch einmal bei allen Kolleginnen und Kollegen, die das auch in dieser Form möglich gemacht haben, und natürlich auch bei der Frau Vizebürgermeisterin bedanken. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert, GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc und GRin Mag. Ulrike Nittmann.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke schön. Als nächste Rednerin ist GRin Dr. Kickert zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter ZuseherInnen via Livestream! Gleich im Anschluss an den jetzt eingebrachten Antrag möchte ich - und ich hoffe, ich darf das im Namen aller Mitglieder des Gemeinderats machen - eben den InitiatorInnen dieser Petition, der Einbringerin Celina Diwisch, aber auch ihren Mitkämpferinnen von Catcalls of Vienna und Ni Una Menos meinen allerallertiefsten Respekt und größten Dank für ihre Initiative ausdrücken. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS sowie von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Ich möchte noch einmal ganz speziell hervorheben, dass ihr Mut, ihre Stimme zu erheben und dieses Anliegen einzubringen, nicht nichts wert war, sondern in diesem Fall zu diesem Ergebnis geführt hat. Für diesen Mut, wie gesagt, unser allergrößter Respekt. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Janoch zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Wienerinnen und Wiener! Für mich ist heute ein großartiger Tag. Ich freue mich extrem, dass wir diesen Allparteienantrag haben. Ich habe wochenlang auf die Übermalung des Wandbilds aufmerksam gemacht und auch schon im Oktober darüber berichtet. Ich finde es großartig und glaube, dass wir mit dem Antrag heute gemeinsam ein gutes politisches und positives Zeichen gegen Gewalt an Frauen in unserer Stadt setzen. Auch ich bedanke mich bei den Kollektiven Catcalls of Vienna und Ni Una Menos Austria. Ich habe in den letzten Wochen auch mit den Opfern immer wieder intensive Gespräche geführt. Es waren intensive Wochen, die mich da begleitet haben. Ich muss auch sagen: Letzte Woche, als der Petitionsausschuss war, war für mich ein ganz besonderer Moment, weil ich einfach auch so viel Zuspruch von den Mitgliedern, den Unterstützerinnen und Unterstützern, den Vertreterinnen und Vertretern und eben auch von den Frauen, die Opfer von Helmut Kand wurden, bekommen habe. Im Saal hat man sehr viel Traurigkeit und auch den Schmerz gespürt, mit der Petition aber auch die Chance auf einen Neubeginn und vielleicht auch die Chance, dass dadurch vielleicht ein kleines Stück der verwundeten Seelen geheilt werden kann. Ich kann jetzt einfach nur in den Livestream schauen und sagen: Danke für alles. Danke auch für die Offenheit und für die vielen intimen Gespräche, die wir geführt haben. Ich freue mich einfach über die gemeinsame Zustimmung. Wie gesagt, hat unser Motto immer gelautet: Es ist Zeit für einen neuen Anstrich. Jetzt ist die Zeit für den neuen Anstrich da. Ich danke allen. (Beifall bei der ÖVP sowie von GR Petr Baxant, BA, GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic und GRin Dr. Jennifer Kickert.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 18. Ich bitte alle, die der Post 18 zustimmen, um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei FPÖ, NEOS, SPÖ, GRÜNEN und GR Kieslich. Das ist gegen die Stimmen der ÖVP mehrheitlich angenommen. Es liegen Beschlussanträge vor, zunächst auch der soeben noch physisch eingebrachte Antrag aller Parteien betreffend die Umgestaltung des Wandgemäldes auf der Feuermauer der Liegenschaft 6., Magdalenenstraße 33. Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Antrag der FPÖ betreffend Gütesiegel für Kinder- und Jugendbetreuung in Wien. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Durchführung einer Dunkelfeldstudie zu Gewalt an Frauen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend sicherer Heimweg. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend dringende Erhöhung der Mittel für die Kleinprojekteförderung der Frauenabteilung. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN allein. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Ambulanzen für perinatale Psychiatrie. Die Zuweisung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich, SPÖ und NEOS gegen die Stimmen der GRÜNEN. Das ist mehrheitlich angenommen. Wir kommen zu Post 19 der Tagesordnung. Sie betrifft den Wirtschaftsplan der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen für das Jahr 2025. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke sehr. Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Kowarik. Bitte. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Stadträtin! Wir verhandeln den Wirtschaftsplan 2015 der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen, aufgeteilt in Erfolgsplan, Dienstpostenplan, Investitionsplan, Finanzschuldenrückzahlungsplan und Finanzierungsplan. Vorweg eine Sache, die wir immer wieder besprechen und die jetzt keine Neuheit ist: Die Gemeindebauten von Wiener Wohnen sind ein Schatz, auf dem wir sitzen und der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wir hören es eh auch immer wieder: Die Gemeindebauten tragen wesentlich dazu bei, dass das Wohnen in Wien - sagen wir einmal, im Vergleich zu anderen Städten - leistbar bleibt. Ich weiß die Zahlen jetzt nicht auswendig, ich glaube, es sind 200.000 Gemeindebauten (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: 220.000!) - 220.000 Gemeindebauten, danke - mit, ich gehe einmal davon aus, einer halben Million Menschen, die da drinnen wohnen. Das ist also schon ein Schatz, den wir haben und der gut behütet gehört. Dieser Schatz trägt, wie gesagt, auch dazu bei, dass die Mietzinse insgesamt, wenn man das in Wien im Durchschnitt sieht, eben eine gewisse Dämpfung erfahren. Wir haben die Gestaltung der Mietzinse schon öfters diskutiert. Das ist vielleicht auch jetzt beim Wirtschaftsplan durchaus ein Thema. Von Wiener Wohnen gibt es Initiativen für die Jahre 2024 und 2025, denen wir auch zugestimmt haben. Es hilft bei solchen Initiativen halt auch immer, wenn ein Wahljahr in Aussicht steht. Dann ist die Stadtverwaltung beziehungsweise sind die regierenden Parteien durchaus beweglich, wenn es darum geht, hier Dämpfungen zu machen. Tatsache ist aber auch: Das ist ein Thema, das uns natürlich nicht nur in Vorwahlzeiten beschäftigt, sondern immer. Das heißt, hier gilt es, ein besonderes Augenmerk darauf zu werfen, dass Wohnen in Gemeindebauten leistbar bleibt. Die GRÜNEN haben dazu einen Antrag eingebracht. Man kann gern darüber diskutieren, wie das genau ausgestaltet werden kann. Nur wahlkampfbedingte Einmalaktionen sind wohl zu wenig. Auch ein wichtiges Thema, über das wir uns schon unterhalten, seitdem ich hier im Gemeinderat bin - und das ist schon eine Zeit her -, ist der Zustand der Gemeindebauten. Unser Schatz gehört behütet. Wenn man sich den Wirtschaftsplan anschaut, den wir heute verhandeln, dann kann man eigentlich nicht das erkennen, was in diesem Wirtschaftsplan eigentlich dargestellt werden sollte, nämlich dass die Stadt Wien ein besonderes Augenmerk darauf legt und hier in die Gänge kommt, um es einmal vorsichtig zu sagen. Tatsache ist: Wir hinken bei der Sanierung wesentlich nach. Ich zitiere jedes Mal den Bundesrechnungshofbericht. Wir haben die uns selbst auferlegten Sanierungszyklen von 30 Jahren inzwischen auf 40 Jahre verschoben. Das ist wohl genau die falsche Richtung, in die es nicht gehen sollte. Der Sanierungszyklus sollte verkürzt werden. Dass das nicht einfach möglich ist, ist klar. Jetzt aber zu sagen, wir setzen ihn von 30 Jahren auf 40 Jahren hinauf - das heißt, ein Plus von 33 Prozent im Zyklus -, ist aus meiner Sicht genau der falsche Weg. Wie gesagt, dieser Sanierungsplan im Wirtschaftsplan oder dieser Investitionsplan - dort ist es ja womöglich dargestellt - gibt uns nicht Auskunft darüber, dass das ein besonders großes Anliegen der Stadt Wien und der Politik dahinter ist, diese Sanierung voranzutreiben, was eigentlich sehr schade ist. Notwendig ist die Sanierung jedenfalls. Wer sich in den einzelnen Bezirken umschaut und mit den Leuten spricht, die im Gemeindebau wohnen ... Es gibt wirklich dutzende Gemeindebauten, wo dringend etwas gemacht gehört. Nicht zuletzt ist es auch ein Thema, wie wir mit den uns selbst auferlegten Zielen umgehen. Die Stadt Wien hat sich ja selbst diverse Ziele auferlegt. Wollen wir die erreichen oder nicht? Sanierung ist auch eine Überlegung zum Wärmeschutz im Sinne einer nachhaltigen Energieeffizienz. Wenn wir so weitermachen, wird sich das nicht ausgehen, meine Damen und Herren. Wir gehen also davon aus, dass da viel mehr getan werden muss, und appellieren wieder einmal an die Stadtverwaltung, ein besonderes Augenmerk - mehr als bis jetzt - darauf zu setzen, die Sanierungsquote erheblich zu steigern und diesbezüglich endlich, endlich in die Gänge zu kommen. (Beifall bei der FPÖ.) Dass die Mietzinse ein Problem sind, ist uns bekannt. Dass also die Wohnkosten im Allgemeinen ein Problem sind, dürfte in diesem Haus bekannt sein. Dazu gehören natürlich einerseits die Mietzinse als solche, aber auch die sogenannten Nebenkosten. Auch da hätten es die Stadt Wien und die Kommune in der Hand, die entsprechenden Kosten für diverse Nebenrechnungen - Strom, Gas, und so weiter, und so fort, was da alles dazugehört - entsprechend zu drosseln. Wir haben noch immer ein Valorisierungsgesetz. Es war vormals auch den NEOS ein Anliegen, dass das wegkommt. Jetzt haben wir es noch immer. Auch hier der Appell: Wenn Sie wirklich sozial denken wollen, überdenken Sie auch das! Denken Sie, wie gesagt, daran, dass auch dieser Bereich das Wohnen teurer macht, und zwar inflationsbedingt regelmäßig teurer macht! Auch diesbezüglich der Appell an die Stadtverwaltung, in die Gänge zu kommen. Sie werden verstehen, dass wir dem Wirtschaftsplan der Unternehmung Stadt Wien so nicht zustimmen können. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Prack zu Wort gemeldet. Bitte. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte zunächst meiner Freude Ausdruck verleihen, dass wir mit dem Kollegen Obrecht einen weiteren Kollegen aus Favoriten begrüßen dürfen, den ich schon aus der Bezirksvertretung dort kenne. Es freut mich sehr, Sascha, dass wir hier zusammenarbeiten werden. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Ich möchte mit einem Dank an die MitarbeiterInnen von Wiener Wohnen beginnen. 220.000 Wohnungen für eine halbe Million Wienerinnen und Wiener zu verwalten, ist eine große Aufgabe. Es ist der größte Immobilienverwalter in ganz Österreich und der größte Immobilienschatz, den wir hier haben. Der Kollege hat es schon angesprochen. Dafür gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wiener Wohnen ein großer Dank. Das sei hier einmal explizit gesagt. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Es freut mich, dass auch bei ÖVP und FPÖ das Interesse für den Gemeindebau - ich würde einmal sagen - in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen ist und dass Dinge, die vielleicht noch vor zehn Jahren von ihren VorgängerInnen gekommen sind, wie zum Beispiel das Überlegen eines Verkaufs von Gemeindebauten, jetzt hier überhaupt nicht mehr Thema sind. Ich finde es eine sehr, sehr positive Entwicklung, dass das Potenzial, das der öffentliche kommunale Wohnbau hat, auch wirklich erkannt wurde. Wir werden diesem Wirtschaftsplan im Gegensatz zu den anderen Oppositionsparteien zustimmen. Warum werden wir das tun? Weil in diesem Wirtschaftsplan etwas enthalten ist, was wir - wir haben ja auch schon letztes Jahr zugestimmt - sehr begrüßen, nämlich die Deckelung, also das Aussetzen, der Mieterhöhung für 2024/2025. Das halten wir für einen sinnvollen Schritt, auch wenn wir den schon früher eingefordert haben. Deswegen werden wir zustimmen. Ich möchte hier aber auch erwähnt haben - deswegen bringen wir auch einen Antrag ein -, dass das kein langfristiger Mietpreisdeckel ist, wie ihn die SPÖ auch auf Bundesebene verlangt. Wir würden uns vorstellen, dass man hier als Stadt Wien quasi Vorbildwirkung zeigt und die Mietpreiserhöhungen generell mit 2 Prozent pro Jahr deckelt und diese Maßnahme auch auf neue Mietverträge und nicht nur auf Bestandsmietverträge anwendet. Der zweite Kritikpunkt, mit dem ich schon auch kommen muss, ist der schleppende Ausbau der erneuerbaren Energien. Jenen, die meinen Reden schon ein paar Mal gelauscht haben, kann das nicht ganz neu sein. Wir haben Stand 1. Januar 2024 in 1.670 Wohnhausanlagen 14 PV-Anlagen, 3 Solarthermieanlagen und 1 Wärmepumpe im Einsatz. Das ist nicht gerade ein Ausbau von erneuerbaren Energien im Volltempo. Ich möchte nur als Vergleich anführen: Die Sozialbau AG - als gemeinnütziger Bauträger jetzt auch nicht gerade jemand, der sehr viel mit den Mieten verdienen kann - hat in dieser Legislaturperiode begonnen, ihre Wohnhäuser - immerhin auch 54.000 Wohnungen - mit PV-Anlagen auszurüsten und ist Stand jetzt mit den Gebäuden, bei denen es Sinn ergibt - das ist bei fast zwei Dritteln -, fertig. Das heißt, das ist in einer Legislaturperiode machbar. Da erwarte ich mir einfach deutlich mehr Tempo, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein zweiter Punkt, bei dem es sicher nicht ganz so schnell geht: Es ist wichtig, dass wir auch im Gemeindebau die Abhängigkeit von Gas reduzieren. Jetzt haben wir im Gemeindebau bei fast über 80 Prozent der Wohnungen zumindest die Fernwärme vor der Haustüre liegen. Ich halte aber auch das für nichts, auf dem man sich ausruhen kann. Denn, wenn wir das gesamte Potenzial der Fernwärme für den Gemeindebau verbrauchen, dann beschränkt uns das immens das Potenzial der Fernwärme, das wir für andere Bauten haben, bei denen die Alternativen vielleicht deutlich schwieriger umzusetzen sind. Ich rede jetzt zum Beispiel von gründerzeitlichem Bau, bei dem es sicher schwieriger ist, schnell alles auf Erneuerbare, zum Beispiel auf Wärmepumpen, umzustellen. Da wird man viel von dem Potenzial der dekarbonisierten Fernwärme brauchen. Deswegen braucht es auch im Gemeindebau mehr Anstrengungen, um von Gas und teilweise auch von der Fernwärme wegzukommen, sehr geehrte Damen und Herren. Der nächste Kritikpunkt, den ich noch ansprechen will, ist die Frage der Sanierung. Die Sanierungsquote - das sagt uns der Bundesrechnungshof - ist viel zu gering. Jetzt ist darauf reagiert worden, indem man die eigenen Ziele relativiert hat. Man hat also das Ziel, alle 30 Jahre eine umfassende Sanierung durchzuführen, auf 40 Jahre erhöht. Was ich auch eher befremdlich finde, ist, dass, nachdem wir jetzt sehr genau berechnet haben, wie groß der Sanierungsrückstand ist, die Zahlen dazu, wann Gebäude saniert wurden, aus der Datenbank von Wiener Wohnen verschwunden sind. Dass man diese Probleme jetzt sozusagen auf der symbolischen Ebene und nicht auf der faktischen Ebene ändert, hilft uns nicht weiter. Hier fehlt der Plan, den wir als politische Opposition bewerten könnten. Da braucht es auf jeden Fall mehr Schwung, sehr geehrte Damen und Herren. Der letzte Punkt, den ich noch ansprechen möchte, ist die Neubauleistung. Wir haben ja im Programm der Fortschrittskoalition die Aussage, dass insgesamt 5.500 Gemeindewohnungen auf den Weg gebracht werden sollen. Das geht von den 4.000 Gemeindewohnungen ab 2015 aus. Es ist nicht einmal ein Fünftel dieser Gemeindewohnungen fertig. Wenn man in diesen Wirtschaftsplan schaut, dann werden - man könnte sagen, je nach Ansicht - durch die Investitionen, die im nächsten Jahr anfallen, 57 Wohnungen ausgelöst. Wenn man dann noch darauf schaut, dass ja die Wienerfeld West drinnen ist und dort eigentlich von 300 Wohnungen, die gebaut worden sind, 145 Wohnungen ersetzt werden, dann sind es sogar nur 39 Wohnungen, die im nächsten Jahr ausgelöst werden. Wie man damit jemals diese 5.500 Wohnungen erreichen will, sehr geehrte Damen und Herren, ist mir nicht klar. Wir bräuchten eigentlich viel, viel mehr kommunalen Wohnbau. Je nachdem, wie viel Bauleistung man im gemeinnützigen Bereich zusammenbringt, brauchen wir aus meiner Sicht eher 2.500 bis 5.000 Gemeindewohnungen pro Jahr und nicht 50. Der soziale Wohnbau in dieser Stadt bricht ein. Das hat mehrere Gründe. Wir haben im Jahr 2020 42.000 Wohnungen in der Widmungsreserve gehabt. Wir haben mittlerweile nur mehr 26.000 Wohnungen in der Widmungsreserve. Da muss etwas getan werden. Die Wohnbauförderung wird nicht zweckgebunden verwendet. Ich möchte Ihnen auch sagen: Schauen Sie sich die Förderzusicherungen an! In den Jahren 2013 bis 2020 gab es eine Förderzusicherung für durchschnittlich 6.800 Wohneinheiten, in den Jahren 2021 bis 2023 eine Förderzusicherung für durchschnittlich 2.500 Wohnungen. Da haben wir einen massiven Einbruch beim geförderten Wohnbau in Wien. Das geht sich auf lange Frist nicht aus, wenn wir leistbaren Wohnraum schaffen wollen. Da muss auch der Gemeindebau Neu einen stärkeren Anteil tragen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wie gesagt, gibt es insgesamt einiges zu kritisieren. Wir stimmen zu, weil das Aussetzen der Mietpreiserhöhungen für 2024 und 2025 enthalten ist, und hoffen, dass die Kritikpunkte, die wir hier eingebracht haben, auch Berücksichtigung finden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist Herr GR Dr. Sittler zu Wort gemeldet. - Bevor ich Ihnen das Wort erteile, würde ich bitten, den Geräuschpegel im Saal wieder etwas zu reduzieren. - Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Lieber Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Es ist schon einiges über den Wirtschaftsplan von Wiener Wohnen gesagt worden. Es geht ja darum, dass die Kommune günstigen Wohnraum schaffen soll. Ich bin immer ein bisschen skeptisch bei dem Begriff leistbarer Wohnraum. Denn was ist für den einen und die andere leistbar? Wenn jemand viel verdient, kann er sich wahrscheinlich mehr leisten als jemand, der wenig verdient. Das ist ganz klar. Darum ist das Wort "leistbar" immer schwierig. Sagen wir, es soll günstiger Wohnraum geschaffen werden. Dabei ist ganz klar: Das ist Aufgabe der Kommune. Das ist auch schon angesprochen worden. Die Stadt Wien muss ihrem Auftrag nachkommen, diesen günstigen Wohnraum zu schaffen. Schauen wir uns nur einmal ganz formal die Zahlen an, die dieser Jahresabschluss, dieser Wirtschaftsplan von 2025, hat - es sind die geschätzten Zahlen, das kann natürlich noch nicht anders sein, denn es ist ja das Jahr 2025: Ein Jahresfehlbetrag von minus 167,4 Millionen EUR. Im Jahr 2024 ist der Jahresfehlbetrag mit 14,6 Millionen EUR prognostiziert, und 2023 - da haben wir die Zahlen ja schon - sind es minus 88,7 Millionen EUR. Ich würde mir schon ein Wiener Wohnen wünschen, das nicht nur am Geldtropf der Stadt Wien hängt, sondern wirklich für günstiges Wohnen in einer effizienten Art sorgt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Im Ausschuss ist das natürlich besprochen worden, keine Frage. Denn nur das Kaufmännische zu sehen, ist das eine. Hier verstehe ich natürlich die Argumentation, dass weitergebaut werden muss, obwohl die Baupreise seit Corona natürlich ganz massiv gestiegen sind. Die Inflation war ganz massiv und hat auch die Baupreise erhöht. Die Kreditkosten, die Zinsen sind gewaltig gestiegen. Das heißt, da ist schon viel passiert am Markt. Die Stadt Wien bekennt sich dazu weiterzubauen. Das ist gut, aber dann muss es auch effizient passieren. Da ist heute schon ganz viel darüber gesprochen worden - die Zahlen sind angekündigt. 2016 hat der damalige Wiener Bürgermeister Häupl gesagt, 2.000 Wohnungen bringen wir bis 2020 fertig. Es ist schon gesagt worden: Von den 2.000 Wohnungen ist etwas mehr als die Hälfte tatsächlich gebaut worden. Den Vorwurf müssen Sie sich immer wieder gefallen lassen, weil es noch nicht mehr sind. Auf den Weg gebracht ist das eine, tatsächlich gebaut das andere. Bis 2025 waren 5.500 Wohnungen angekündigt. Die werden wahrscheinlich schon auf dem Papier auf den Weg gebracht worden sein, es ist ja dann auch Wahl. Das nützt den Menschen aber nichts, denn auf den Weg gebracht, ist noch nicht da und ist noch nicht gebaut, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Gehen wir wieder zurück zu den Details im Wirtschaftsplan: die Gehälter. Ich habe sie hinterfragt im Ausschuss. Mit der Antwort bin ich nicht glücklich geworden. Aber ich habe es mir dann selber angeschaut: Bei Lohn und Gehalt war 2023 der Lohn im Plan 42 Millionen, die Gehälter waren 48,7 Millionen. - Nur, dass man schaut, was ist im Voranschlag drin und was ist tatsächlich abgerechnet worden. Tatsächlich waren es dann statt 42 Millionen 39,4 Millionen bei den Löhnen und statt 48,7 Millionen 47,5 Millionen bei den Gehältern. Okay, da ist der Voranschlag ziemlich nah dran an dem, was dann tatsächlich passiert ist. Jetzt steigen im Voranschlag 2024 die Gehälter auf 59 Millionen - nur bei Wiener Wohnen, nicht mit den anderen Unternehmen dazu - und 2025 auf 68 Millionen. Das ist eine Steigerung um 15 Prozent. Viele andere hätten auch gerne 15 Prozent Gehältersteigerung. Wenn mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen würden, würde ich es ja verstehen. Aber es steht im Bericht, dass die Mitarbeiteranzahl mit 1.081 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleich bleibt. Da frage ich mich dann schon: Woher kommt diese Steigerung von 15 Prozent? Ich freue mich, wenn die dort mehr verdienen, aber 15 Prozent! Mir wurde es nicht erklärt im Ausschuss, vielleicht kann es mir jetzt noch wer erklären, meine Damen und Herren. Das sind so Kleinigkeiten (Beifall bei der ÖVP.), die schon gefragt werden müssen. Danke. Für mich ist es ja so: Die Stadt, habe ich schon gesagt, muss dafür Sorge tragen, leistbaren Wohnraum zu schaffen. 5.500 Wohnungen wäre in Anbetracht der 220.000 Wohnungen insgesamt sowieso nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber, Kollege Prack hat das schon angesprochen, wenn man sich die Neubauleistung anschaut, dann bricht die sowohl bei den Gemeinnützigen ganz massiv ein als auch bei den gewerblichen Bauträgern. Wir werden irgendwann zu wenige Wohnungen haben. Und was passiert dann? Die Mieten am freien Markt werden steigen. Ob das Sinn und Zweck ist für die Leute, die dann nicht in den Gemeindebau kommen, sei dahingestellt. Darum die ganz wichtige Aufgabe: Bauen Sie doch endlich zumindest die 5.500! Aber auch die sind alle nur auf Weg gebracht. So kann es wirklich nicht weitergehen. Wenn man sich die Schulden anschaut, bleiben die ziemlich gleich. 2014 waren es 2,7 Milliarden, 2023 2,4 Milliarden, das heißt, da wird wenig abgebaut. Gut, man muss ja auch investieren. Aber die Kolleginnen und Kollegen, in dem Fall die Kollegen, haben es schon gesagt: Da wird nicht viel investiert. Ich sehe immer nur Fotos, wo ein einzelner Bau schön gemacht wird. Die 5.500 haben wir immer noch nicht erreicht! Schauen wir, dass da wirklich etwas passiert und nicht nur schöne Fotos. Zu guter Letzt noch ein Punkt: die Zinsen. In diesem Jahresbericht stehen satte 9,4 Prozent mehr Zinsleistungen drin - no na. Die Zinsen sind gestiegen. Aber wenn die Schulden weiter hoch bleiben, die Zinsen hoch bleiben - und im Moment schaut es gerade nicht so aus, als ob die Zinsen hinuntergehen würde -, dann haben wir diese Leistung auch immer noch zu schupfen. Wir müssen schon schauen, dass das auch finanzierbar bleibt. Schauen wir, dass die Steigerungen vernünftig passieren. Im Übrigen ist diese Leistung 2024, die Richtwerte nicht zu erhöhen, eine Leistung, die die Bundesregierung im Gesetz gemacht hat und nicht Wiener Wohnen. (VBgm.in Kathrin Gaál: Nachdem wir es angekündigt haben!) - Das mag sein, aber trotzdem ist es eine Mietrechts... (VBgm.in Kathrin Gaál: Aber nicht so tun, als hätten wir nichts gemacht!) Entschuldigung, das ist, das eine mit dem anderen messen. Wenn der Bund etwas nicht macht, Frau Gaál, dann schreit ihr, er muss es tun. Wenn er etwas macht, schreit ihr, ihr habt es vorher getan. Man kann es der SPÖ- Wien anscheinend nicht wirklich recht machen, es ist immer der Bund schuld. (Beifall bei der ÖVP - Zwischenruf bei der SPÖ.) So ist es aber. 2024 groß ankündigen ... (Zwischenruf bei der SPÖ.) - Sich 2024 groß abzufeiern und zu sagen, es ist keine Mieterhöhung geworden im Richtsatz - das steht im Gesetz, dass das nicht erhöht werden darf! Also, sich das an die Schultern zu heften ... (VBgm.in Kathrin Gaál: Wir haben es angekündigt!) Na ja, das kann man sehen, wie man will. Ich sehe es so: Immer das, was der Bund macht, ist schlecht, was man selber macht, ist gut. Aber das ist wie bei vielen anderen Dingen auch, man ist selber manchmal anders als die anderen, meine Damen und Herren. Zu guter Letzt möchte ich auch noch sagen - ich wollte es am Anfang machen, habe dann darauf vergessen: Sascha, auf dich kann man aber nicht vergessen, herzlich willkommen hier im Hause! - Auch aus Favoriten, ich finde es spannend, dass das Wohnen aus der Favoritner Ecke sehr, sehr intensiv betrachtet wird. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Was ist da los?) Wie bitte? (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic wiederholt ihren Zwischenruf.) Na ja, Wohnen ist ein Favoritner Thema. Wir haben die meisten Gemeindebauten dieser Stadt in Favoriten, also von der Wohnungsseite her, den größten Gemeindebau, wenn man alles zusammenzählt, die Per-Albin-Hansson-Siedlung. So gesehen, ist Favoriten da schon stark. In diesem Sinne, vielen herzlichen Dank. Wir werden dem Wirtschaftsplan nicht zustimmen. Danke. (Heiterkeit bei der SPÖ - Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist der schon erwähnte Kollege Dr. Obrecht aus Favoriten, falls ihr es noch nicht gehört habt. (Allgemeine Heiterkeit.) Herzlich willkommen auch von meiner Seite im Gemeinderat. Sie sind am Wort. GR Dr. Sascha Obrecht (SPÖ): Sehr geehrte Vizebürgermeisterin und sehr geehrte Damen und Herren! Es ist für mich eine besondere Ehre, heute hier zu sein. Vor ungefähr drei Jahren, fast auf den Tag genau, haben Sie mich hier entsandt, und zwar nicht als Gemeinderat, aber als Landtag in den Bundesrat. Jetzt komme ich zurück in den Gemeinderatssaal und darf meine erste Rede halten und noch unmittelbarer für die Wienerinnen und Wiener wirken. Das ist eine große Ehre, der man mit Demut begegnen muss, denn jeder von uns, der hier sitzt, vertritt 20.000 Wienerinnen und Wiener. Das ist schon eine vertrauensvolle Aufgabe, die uns die Wählerinnen und Wähler übertragen haben. Eine Sache, die mir gleich bei meiner ersten Rede auffällt, ist, dass das Klima hier in diesem Gremium vielleicht sogar ein wenig kollegialer ist, die Standpunkte sind aber oftmals recht unterschiedlich. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Es kann auch anders sein! - Heiterkeit bei der ÖVP.) Na, wenn ich überlege, welche Diskussionen ich mit der ÖVP und der FPÖ im Bundesrat geführt habe, dann war die Zustimmungsrate zum Wiener Wohnbau jetzt nicht ganz so hoch wie hier in diesem Gremium. Deswegen freut es mich umso mehr, wenn der Kollege Kowarik sagt, Wiener Wohnen, der Wiener Wohnbau, ist ein Schatz, den es zu hüten gilt. Da bin ich völlig bei Ihnen. Warum? Ich bin selbst im Wiener Wohnbau groß geworden, habe 18 Jahre meines Lebens dort verbracht und weiß genau, was die Wienerinnen und Wiener an den Wiener Gemeindewohnungen tatsächlich haben. Da wäre vielleicht auch der Appell, in Ihrer Bundespartei auch einmal ein wenig darüber zu reden, wie man auf den Wiener Wohnbau blickt, denn wenn man in Parlamentsdebatten hineinhört, ist der Ton doch ein ganz anderer. Da wird Sodom und Gomorra gezeichnet, da werden Verhältnisse geschildert, die es so nicht gibt im Wiener Wohnbau, und das meistens von Leuten, die nicht aus Wien kommen, sondern von ganz weit weg, aus Tirol, wie zum Beispiel der Klubobmann im Bundesrat. Insofern wäre da vielleicht Nachholbedarf. Wenn Sie dann über das Sanierungsverhalten von Wiener Wohnen reden - und das haben ja nicht nur Sie gemacht, das haben auch die GRÜNEN kritisiert, hat die ÖVP kritisiert -, ist das wiederum genau wie im Bundesrat: Wenn es gegen Wien geht, sind sich alle einig. Wenn Sie darüber reden, muss man ja tatsächlich sagen, dass es völlig frei von der Faktenlage ist, die wir haben. 2021 wurde hier in diesem Raum ein Projekt auf den Weg geschickt, nämlich "Gemeindebau(t)". Dabei wurde ein Investitionsvolumen von 1,2 Milliarden EUR aufgenommen, das nur in Sanierungen des Wiener Wohnbaus geht - 1,2 Milliarden! Das ist ja nicht nichts. Wenn wir über den Wirtschaftsplan reden, der heute beschlossen werden soll, dann sehen wir, dass die Investitionen sogar verstärkt für den Bestand sind. Wir kommen von 270 Millionen und gehen auf 300 Millionen, 280 Millionen davon gehen alleine in Investitionen in den Bestand. Auch da sieht man, dass die Stadt Wien tätig ist, wenn es darum geht, den Wohnbau zu sanieren. Insofern muss man das zurückweisen. Auch der Wirtschaftsplan macht das ganz deutlich. Ich will auch etwas zu Kollegen Prack sagen von den GRÜNEN, den ich tatsächlich schon recht lange kenne, er hat mir 2013 zu meiner Angelobung in der Bezirksvertretung in Favoriten gratuliert, heute hat sich das in etwa wiederholt. Du hast damals eine Sache gesagt in der Bezirksvertretungssitzung, die bei mir hängen geblieben ist und die ich gut fand. Warum? Wir haben da eine Debatte gehabt in der Favoritner Bezirksvertretung, die darum gegangen ist, dass FPÖ und ÖVP ganz viele großartige Vorschläge für den Bezirk hatten - gar nicht abwertend gemeint, da waren gute Ideen dabei. Es waren halt nur sehr viele. Da sollte an jeder Ecke ein neuer Sportplatz sein, da gehört überall ein Mistkübel hin, da muss umso mehr in die Infrastruktur investiert werden - alles nachvollziehbare Punkte. Das Problem ist nur: Wenn das Geld dafür nicht da ist, wird es eng. Der Kollege Prack hat sehr richtig gesagt, das sind dann meistens genau die Parteien, die auf Bundesebene nicht besonders stark dafür kämpfen, dass die Stadt Wien tatsächlich auch mit finanziellen Mitteln ausgestattet wird, um all diese Projekte zu machen. Dann treiben sie auf einer anderen Ebene, nämlich in der Bezirksvertretung, die Bezirksvertreter vor sich her, dass dort zu wenig passiert, weil kein Geld da ist. Genau dieses Spiel hat er aufgegriffen, und das will ich jetzt auch aufgreifen, denn die GRÜNEN waren in der Bundesregierung, sie hatten die Möglichkeit, bundesgesetzlich einzugreifen, sie hätten die Möglichkeiten gehabt, einen Mietpreisdeckel zu machen, der besser ist als der, der es schlussendlich geworden ist. Denn sie haben was gemacht? Sie haben einen befristeten Mietpreisdeckel gemacht. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Was ist besser?) Sie haben gesagt, wenn die Mieten höher als 5 Prozent steigen, dann soll er greifen - zu einem Zeitpunkt, wo alle Wirtschaftsforschungsinstitute gewusst haben, 5 Prozent werden wir in den nächsten Jahren an Inflation nicht mehr haben. Von vornherein haben wir es gewusst, trotzdem haben Sie das auf Bundesebene beschlossen. In Wien sagen Sie jetzt hier im Wiener Gemeinderat, wir müssen unbefristet 2 Prozent beschließen. Da geht es ein bisschen auseinander, was man auf verschiedenen Ebenen macht. Darauf will ich auch hinweisen, wenn man der Stadt Wien und uns vorwirft, dass wir dem nicht nachkommen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Machen wir es im Bund besser, schauen wir, was die Verhandlungen bringen. Aber tatsächlich muss man sich das auch als GRÜNER gefallen lassen, wenn man hergeht und sagt, die SPÖ-Wien macht das nicht gut, dass man es im Bund vielleicht auch nicht sonderlich toll hinbekommen hat, denn da wäre der Hebel größer gewesen. (Zwischenruf von GRin Mag. Heidemarie Sequenz.) - Sie haben gesagt, 220.000 Wohnungen, das wären 25 Prozent des Wiener Wohnungsmarktes. Das stimmt, aber die anderen 75 Prozent hat der Bundesgesetzgeber in der Hand, und das waren Sie! Sie waren dort, Sie hätten es ja machen können. Sie haben es nicht gemacht, stattdessen sind Sie auf Wien gegangen. Was haben wir gemacht? Und das haben alle hier gemacht in diesem Raum, das war ein einstimmiger Beschluss! Wir haben eine Mietpreisdämpfung beschlossen, die für zwei Jahre aussetzt. Das wird auch nicht nachgeholt, das ist eine nachhaltige Verbesserung und ein nachhaltiges Asset für die Wienerinnen und Wiener. Das haben wir alles hier beschlossen. Wenn dann Kritik vom Kollegen Sittler kommt, der sagt, der Wirtschaftsplan zeigt, das prognostizierte Defizit, der Fehlbetrag, sei zu groß - na ja, dann muss man sich überlegen, wie dieser Fehlbetrag zustande kommt. Einerseits ist es so, dass die Umsatzerlöse fast stagnieren. Warum? Weil wir alle einstimmig beschlossen haben, dass das so sein soll. Natürlich haben wir dann ein Problem, wenn die stagnieren und auf der anderen Seite Löhne steigen und Investitionen eben auch steigen. Dann haben wir natürlich auch einen größeren Fehlbetrag, aber der ist gewollt, der ist hier beschlossen. Sie alle sagen hier, wir sollen sanieren, es wird mehr saniert. Ja, das ist teuer. Sie alle haben hier beschlossen, wir wollen die Mietpreise zumindest für zwei Jahre befristet dämpfen und nicht erhöhen. Na ja, das wurde auch beschlossen. Aber dann sind weniger Umsatzerlöse drin, insofern ist es völlig klar, dass der Wirtschaftsplan von Wiener Wohnen so aussieht, wie er aussieht, und es ist völlig klar, dass es auch in Ihrem Interesse war, das im Oktober, in der letzten Sitzung, wo ich noch nicht hier war, gemeinsam zu beschließen. Heute hier zu sagen, der Fehlbetrag ist zu hoch, ist ein bisschen eine Chuzpe, das muss man leider sagen, das geht nicht zusammen. (Beifall bei der SPÖ.) Insofern darf ich mich zumindest bei einer Sache anschließen: Der Kollege Prack hat die Kolleginnen und Kollegen von Wiener Wohnen erwähnt und sich bedankt für ihre Arbeit. Das mache ich auch, einerseits bei den KollegInnen und andererseits bei der Frau Vizebürgermeisterin, die schaut, dass in Wiener Gemeindewohnungen auch weiterhin gut leben ist. Darauf wirst du auch die nächste Zeit immer ein gutes Auge haben, das weiß ich, vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Post 19. Wer der Post 19 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, ist damit mehrstimmig angenommen. Es liegen Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Entlastung bei Energie- und Netzpreisen, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich, das ist nicht die entsprechende Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend dauerhafter Mietpreisdeckel für den Wiener Gemeindebau, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei GRÜNEN, FPÖ und GR Kieslich, das ist nicht die erforderliche Mehrheit und damit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Wiener Gemeindebausanierungsquote steigern, et cetera, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Post 20 der Tagesordnung, sie betrifft die Ermächtigung zum Abschluss eines Kaufvertrages zum Ankauf von Liegenschaften der KatGen Kaiserebersdorf, Oberlaa Land, Oberlaa Stadt und Simmering zur Bereitstellung sozialer Wohnentwicklung sowie sozialer und gewerblicher Infrastruktur. Ich bitte den Herren Berichterstatter GR Niedermühlbichler, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Georg Niedermühlbichler: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich GR Prack. Bitte, Sie sind am Wort. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren! Im Poststück geht es um den Ankauf von Grundstücken in Simmering und Favoriten - heute geht es sehr viel um Favoriten - um insgesamt 30 Millionen EUR und 235.000 m², also doch im erheblichen Ausmaß. Das ist eine Erbschaft, bei der die VertreterInnen der Erben der Stadt angeboten haben, diese Immobilien in Bausch und Bogen zu kaufen. Wir begrüßen das und stimmen da auch zu. Ich möchte aber den Tagesordnungspunkt zum Anlass nehmen, einen Beschlussantrag einzubringen. Wir haben - ich weiß nicht, wie viele das wussten - in Wien eine Immobilienstrategie. Für diese Immobilienstrategie ist vor Kurzem auch ein neuer Leiter bestellt worden, David Vladar, Chef der MA 69. Dazu möchte ich auch gratulieren. Warum spreche ich das an? Weil wahrscheinlich nicht viele in diesem Raum diese Immobilienstrategie kennen. Wenn ihr googelt, werdet ihr diese Immobilienstrategie nicht finden. Es fehlt nämlich an der Publizität dieser Strategie, es ist diese Strategie nirgends publiziert, und sie ist auch insofern natürlich nicht politisch legitimiert durch dieses Haus. Beides würden wir uns sehr stark wünschen, nämlich eine Publizierung dieser Immobilienstrategie und einen politischen Beschluss, eine politische Legitimierung durch diesen Gemeinderat. Denn worum geht es uns da? Es geht uns nicht darum, das niedergebrochen auf jedes Grundstück zu haben, sondern die strategischen Zugänge zum Immobilienmanagement der Stadt festzusetzen und zu beschließen. Wir diskutieren hier immer wieder die Frage Baurecht statt Verkauf, und es wird sehr häufig gesagt, ja, wir richten uns eh nach diesem Prinzip. Möglicherweise steht das auch in irgendeinem internen Strategiepapier, aber wir haben kein offizielles Dokument, keine Willensäußerung des Gemeinderats, dass das ein strategischer Zugang ist, dass wir die Grundstücke der Stadt im öffentlichen Eigentum behalten. So etwas hätten ... (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: In unserem Koalitionsvertrag steht es drin!) Im Koalitionsvertrag steht es drin, der ist, soweit ich weiß, keine Beschlusssache dieses Hauses, sehr geehrte Frau Arapovic, insofern hätte ich gerne eine politische Willensäußerung des zuständigen Gremiums, dass das Strategie ist. Das heißt ja nicht, dass man nicht in Ausnahmefällen davon abweichen kann, aber grundsätzlich sollte das Strategie sein, sollte diese Strategie beschlossen werden, sollte es eine politische Willensäußerung dazu geben. Zweites Beispiel, das ich noch nennen will: Wir stimmen im zuständigen Ausschuss immer wieder gegen die Anmietung von Büroräumlichkeiten für die Stadt, weil die Stadt bei gewerblichen Bürovermietern anmietet und wir keine dahinterliegende Strategie für die Anmietung von Büroräumlichkeiten vorliegen haben. Die Fragestellung, ob man im Einzelfall von Privaten anmietet, kann ich nicht beantworten, wenn ich nicht im Hintergrund weiß, was die grundsätzliche Strategie der Stadt in Hinblick auf Büroräumlichkeiten ist. Wir haben bestimmte leerstehende Grundstücke, wo es durchaus möglich wäre, zum Beispiel Büroräumlichkeiten für die Stadt zu errichten, dann spart man sich sozusagen hohe Mieten. Der Zugang dazu ist wieder nicht in einer Strategie zugrunde gelegt, zumindest in keiner, die publik ist. Jetzt hat der neue Zuständige angekündigt, diese Publizität herzustellen. Ich finde aber nicht nur die Publizität wichtig, sondern auch, dass wir das hier im Gemeinderat diskutieren, weil das eine entscheidende Frage für die Stadt ist, wie wir mit den Immobilien - und damit ist auch immer Grund und Boden gemeint - in dieser Stadt umgehen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Post 20. Wer der zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ und GR Kieslich, ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ und GR Kieslich betreffend Wiener Nordostumfahrung, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend das Prinzip Baurecht statt Verkauf in der Immobilienstrategie der Stadt Wien verankern, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN alleine. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zum nächsten Tagesordnungspunkt. Ich bitte, den Geräuschpegel entsprechend wieder zu senken, danke schön. - Wir kommen zur Postnummer 7 der Tagesordnung. Sie betrifft die Förderungen für Kleinprojekte im Bereich Integration und Diversität für die Jahre 2025 und 2026. Es ist kein Redner zu Wort gemeldet. Das heißt, wir kommen direkt zur Abstimmung über die Post 7. Wer der zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist mehrstimmig angenommen. Es liegen Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Justizalarm, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ und GR Kieslich betreffend Hauptstadtbonus für Polizeibeamte. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend gemeinnützige Arbeit durch Asylwerber, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung der FPÖ und von GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Und zuletzt ein Antrag der FPÖ betreffend Überlastung der Krisenzentren für Jugendliche, die Zuweisung wird verlangt. Wer der Zuweisung zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung von ÖVP, FPÖ, GR Kieslich, NEOS und SPÖ, das ist mehrstimmig somit zugewiesen. Wir kommen nunmehr zu Post 8 der Tagesordnung. Sie betrifft die Genehmigung der Förderrichtlinie zur Förderung von Inklusion - eine Initiative zur Gewährleistung der bestmöglichen Bildung und Teilhabe von Kindern mit erhöhtem und wesentlich erhöhtem Betreuungsbedarf in Regelgruppen sowie eines Rahmenbetrages für den Zuschlag für Inklusion für die Jahre 2024 bis 2029. Es gab einen Berichterstatterinnenwechsel, und ich darf jetzt Frau GRin Akcay als Berichterstatterin bitten, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich GRin Mag. Emmerling. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Liebe Kolleginnen und Kollegen, werte Zuseherinnen und Zuseher! Jedem Kind die gleichen Chancen, jedem Kind die beste Bildung. Das ist etwas, was Sie nicht nur von mir, sondern von vielen Bildungspolitikern schon sehr oft gehört haben, weil es einfach unser grundsätzliches Anliegen ist, dass jedes Kind gleich viel Wert ist und jedes Kind die besten Chancen hat für ein geglücktes Leben, für eine gute Bildungslaufbahn und natürlich auch für den dementsprechenden Platz in der jeweiligen Bildungseinrichtung. Dieses Versprechen, das man oft bemüht und das auch als Vision gesehen wird, konnten wir in den letzten Jahren nicht erfüllen - für rund 1.000 Kinder mit Beeinträchtigung oder Behinderung, die in Wien derzeit auf einen entsprechenden Kindergartenplatz warten. Diese Zahl ist nicht nur besorgniserregend, sondern auch in einer Stadt wie Wien, wo wir uns diese Vision, die ich vorhin genannt habe, so sehr zu Herzen nehmen und so hart daran arbeiten, sie auch zu erfüllen, eine Aussage, an der wir dringend arbeiten müssen. Deswegen bin ich froh, dass wir heute diese Förderrichtlinie beschließen, die wirklich zu einem Paradigmenwechsel in diesem Bereich führen wird. Wir haben im letzten Landtag die gesetzlichen Grundlagen dafür schon beschlossen, wir haben das Kindergarten- und das Tagesbetreuungsgesetz geändert, und die dazugehörige Förderrichtlinie, die wir heute zum Beschluss vorlegen, ist quasi die Vollendung dieses Maßnahmenpakets, das uns dazu bringen soll, dass wir wirklich jedem Kind die gleichen Chancen geben. (Beifall bei den NEOS und von GR Erich Valentin.) Ich freue mich sehr, dass dieser Beschluss heute und auch im Landtag einstimmig erfolgt ist. Das zeigt, wie dringlich diese Thematik ist und wie sehr Ihnen allen diese Kinder besonders am Herzen liegen. Vielleicht nur ganz kurz: Wie ist es bisher gelaufen? Wir hatten 251 Integrationsgruppen und 33 heilpädagogische Gruppen an den städtischen Kindergärten, die den Bedarf natürlich nicht decken konnten. Deswegen musste ein anderer Ansatz verfolgt werden, und deswegen kommt auch dieses neue Gesetz beziehungsweise diese Förderrichtlinie in Kraft, um in den Regelgruppen die Möglichkeiten zu schaffen, dass ein bis zwei Kinder mit besonderen Bedürfnissen auch gut betreut werden können. Das heißt, bis zu zwei Inklusionsplätze werden in den Regelgruppen möglich sein. Das sind Kinder, die mit einer ICD-10- oder ICD-11-Diagnose diagnostiziert worden sind und dadurch einen erhöhten Betreuungsbedarf haben. Es ist klar, dass der Kindergarten für jedes Kind ein Inklusionskonzept vorlegen muss. Wir erwarten uns, dass wir diesen Abbau der Warteliste dadurch sehr rasch vorantreiben können, auch dadurch gewährleistet, dass mit allen Trägerinnen und Trägern im Kindergartenbereich, also mit den großen privaten Trägern nicht nur gesprochen wurde, sondern mit ihnen gemeinsam diese Gesetzesänderung, aber auch die Förderrichtlinie erarbeitet wurden. Förderbar sind Kosten, die unmittelbar der Inklusion der Kinder dienen. Das kann sehr, sehr unterschiedlich sein, das war eine absolut bewusste Entscheidung, keine konkreten Vorgaben zu geben, sondern den Kindergartenträgern diese Verantwortung offen zu lassen. Ich nenne ein paar Beispiele: Das können sein Honorarnoten für Therapeutinnen oder Therapeuten, die extra zugekauft werden, Ausbildungsmaßnahmen für das Personal, aber auch zum Beispiel ein höherer Aufwand für hauswirtschaftliche Tätigkeiten, ein höherer Aufwand der PädagogInnen im Zusammenhang mit Elterngesprächen, Entwicklungsgesprächen, Umbauarbeiten, wenn sie denn notwendig sind, spezielle Materialien, die für die Gruppe angeschafft werden, auch zum Beispiel die Verringerung der Kinderanzahl in einer Gruppe oder der Zukauf von Assistenzpersonal. Das heißt, wir brauchen keine zusätzlichen Inklusions-ElementarpädagogInnen, sondern das Fördergeld kann im Sinne einer Autonomie in der Kindergartengruppe selbst ausgegeben werden. In diesem Sinne, glaube ich, ist uns Großartiges gelungen. Das zeigt auch der einstimmige Beschluss. Es gibt einen Beschlussantrag der GRÜNEN, auf den ich ganz kurz eingehen will. Ich habe es vorhin erwähnt, es ist möglich, bis zu zwei Inklusionskinder in der Regelgruppe zu betreuen. Dafür gibt es unterschiedliche Fördersätze. Vielleicht auch zur Info: Dieses Programm hat einen ordentlichen finanziellen Rahmen, bis zu 100 Millionen EUR bis 2029, das ist eine ordentliche Summe Geld. In diesem finanziellen Rahmen bewegen wir uns. Der Antrag der GRÜNEN zielt darauf ab, dass jedes Kind gleich viel an Fördermaßnahme erhält. Aber ich habe Ihnen vorhin vorgelesen, wofür die Förderung verwendet wird. Das heißt, sie zielt nicht auf das Kind per se ab, sondern auf die Unterstützung des Kindes mit unterschiedlichsten Maßnahmen. Wenn wir uns in diesem finanziellen Rahmen bewegen, in dem wir es tun, würde dieser Antrag bedeuten, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen, so viele Plätze zur Verfügung zu stellen, die wir aber dringend brauchen. Deswegen bitte ich Sie, diesen Antrag abzulehnen, freue mich aber sehr, dass es trotz allem den einheitlichen Beschluss für die Kinder in dieser Stadt gibt. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Erich Valentin.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Malle, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, sehr geehrte Vorsitzende! Wir werden der Post natürlich zustimmen, denn es ist uns auch ganz wichtig, dass Inklusion nicht nur Thema in den Sonntagsreden bleibt, sondern tatsächlich auch gelebte Praxis wird. Es ist ein guter erster Schritt. Aber wir haben eh schon darüber geredet, es geht uns nicht weit genug, und da schließen sich auch viele TrägerInnen in ihren Stellungnahmen an. Jeden Tag erleben viele Familien in Wien, was es bedeutet, auf einen Platz in einem Kindergarten warten zu müssen, weil es für die Kinder, die einen erhöhten Förderbedarf oder eine Behinderung haben, oftmals schwierig ist, einen zu finden. Sie haben es schon angesprochen: Es gibt 1.000, die auf einen Platz warten. Wir stellen diese Anfrage jedes Jahr, es wird leider nicht weniger. Dabei bräuchten die so dringend einen Platz und auch, dass ihre Bedürfnisse, ihre Fähigkeiten anerkannt werden, dass sie respektiert werden. Das tun wir leider in Wien noch viel zu wenig. Wir sprechen im Gemeinderat ganz oft über Chancengleichheit und Teilhabe, und diese 1.000 Kinder erleben das eben nicht so, und die Wartelisten sind lang. In vielen Fällen müssen die betroffenen Eltern sogar ihre Berufstätigkeit aufgeben, meistens ist das bei Müttern der Fall, weil eben kein Platz verfügbar ist. Das sind die meisten Geschichten, die uns so erreichen, das sind traurige Schicksale, und das ist ein Zustand, der unerträglich ist und den wir dringend beenden müssen. Wir dürfen nicht mehr zulassen, dass Eltern die BittstellerInnen ihrer Kinder sind. Das kann sich Wien einfach nicht mehr leisten. (Beifall bei den GRÜNEN.) Deshalb ist das Wiener Förderprogramm Inklusion - eine Initiative zur Gewährleistung der bestmöglichen Bildung und Teilhabe von Kindern mit erhöhtem und wesentlich erhöhtem Betreuungsbedarf in Regelgruppen längst überfällig gewesen. Es ist ein wichtiger und richtiger Schritt und trotzdem kein großer Wurf. Wir haben jetzt schon Kinder mit Behinderungen, die so ein bisschen mitlaufen in den Gruppen, und da ist natürlich die Gefahr, dass man für die dann die Förderung einkassiert. Ob da neue Plätze geschaffen werden, ist ein bisschen zu hinterfragen, das werden wir weiterhin beobachten müssen, sagen auch die Leute in der Praxis: Wir haben diese Kinder schon, ob diese Maßnahme deshalb so viel mehr schaffen wird, sei noch unklar. Deshalb: Wir dürfen uns da auf keinen Fall nur mit halben Lösungen zufriedengeben, die Ausgestaltung des Programms entspricht nicht nur den realen Bedürfnissen, das sagen auch viele Pädagoginnen und Pädagogen, und es ist auch noch offen, ob es zu einer Entlastung führen wird. Weil Sie, Frau Kollegin Emmerling, gesagt haben, jedem Kind die gleichen Chancen, jedes Kind ist gleich viel wert - das ist nicht ganz richtig, das ist auch die zentrale Kritik, die wir heute anmerken möchten. Die Förderhöhe ist für Gruppen mit Kindern mit erhöhtem Förderbedarf vorgesehen. Das Programm sieht vor, dass für eine Gruppe mit einem Kind mit erhöhtem Förderbedarf eine monatliche Förderung von rund 500 EUR ausgezahlt wird. Wenn dann noch ein 2. Kind dazukommt, wird diese Gruppe nicht mit der doppelten Fördersumme ausgestattet, sondern nur mit rund 750 EUR. Das ist weniger als der doppelte Betrag, also ist da nicht jedes Kind gleich viel wert, und das ist eigentlich nicht verständlich aus unserer Sicht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es ist ein Fehler, anzunehmen, dass das zweite Kind in einer Gruppe mit erhöhtem Förderbedarf weniger Unterstützung benötigt als das erste. Jetzt kann man natürlich darüber reden, ob man in der Inklusion mit der Gießkanne vorgehen muss und jedes Kind gleich viel fördert, das ist durchaus eine berechtigte Kritik, da kann man gerne darüber reden, dass jedes Kind individuell gefördert werden muss und die Förderhöhe nicht dieselbe sein kann. Das kann ich mir ja noch eher vorstellen, das wäre vielleicht auch nachvollziehbar. Aber nicht nachvollziehbar ist, warum das zweite Kind mit einer Behinderung automatisch nur halb so viel wert ist wie das erste. Das verstehen wir nicht. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Aber ich habe es ja erklärt!) Deshalb fordern wir Sie heute auf, die Förderhöhe anzupassen, sodass für jedes Kind mit erhöhtem Förderbedarf der volle Förderbetrag ausgezahlt wird, unabhängig davon, ob es das erste oder zweite Kind in einer Gruppe ist. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Bitte, Sie sind am Wort. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Stadtrat, werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Klubobfrau Emmerling, Sie haben angesprochen, dass wir das heute auch wieder einstimmig machen werden. Wir haben ja auch im Vorfeld im Ausschuss viel hinterfragt, viel diskutiert, viele offene Fragen geklärt. Das ist ein größeres Projekt, das wir begrüßen, weil es wichtig ist, Kindern mit besonderen Bedürfnissen das zu geben, was sie brauchen. Ich glaube, es gibt ein paar Detailfragen, über die wir auch im Ausschuss geredet haben - wie ist es denn mit dem dritten Kind, das vielleicht schon in der Gruppe ist, bei dem erst später Förderbedarf festgestellt wird? Es wurde zwar unser Antrag abgelehnt, aber Sie haben uns zugesichert, dass es auch möglich sein wird, entsprechend Übergangsregelungen zu treffen. Das finden wir wichtig und richtig und hoffen, dass es so stattfindet. Denn ein Kind dann herauszureißen, wenn man merkt, es hätte einen Förderbedarf, das fänden wir falsch. Also gut, wenn es dann wirklich so ist, wie angekündigt. Vielleicht ein anderer Bereich, der fernab von allem, was wir hier heute gut finden, schon noch ein offenes Thema ist. Das sind die Testungen. Wir hören, dass die Testungen, die bezahlt werden von der Stadt, oft mit langen Wartelisten verbunden sind und dass es schwierig ist, die Testung zu bekommen. Wenn man sich das privat finanziert, kostet es in etwa 700, 800 EUR, und gerade, wenn Familien das Geld nicht aufbringen können, diese Testungen zu machen, wird es schwierig, dass sie dann die Förderung bekommen, die sie brauchen im Kindergarten. Daher noch die Anregung unsererseits, bei den Testungen zu unterstützen, gerade dort, wo sich Eltern es nicht leisten können, um entsprechend zu gewährleisten, dass alle Kinder - nämlich wirklich alle, unabhängig, ob sich die Eltern es leisten können - die Förderung bekommen, die sie verdienen. Ansonsten werden wir heute zustimmen und freuen uns, wenn das den Kindern hilft. (Beifall bei ÖVP und NEOS sowie von GRin Mag. Berivan Aslan.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Gremel, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Marcus Gremel, MBA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, werte Frau Berichterstatterin, lieber Herr Vizebürgermeister, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuseherinnen und Zuseher! Für mich ist heute wirklich ein Freudentag. Das ist ein Meilenstein, den wir da jetzt auf den Boden bringen und auch der Abschluss eines langen Prozesses. Wir haben öfter hier im Plenum darüber gesprochen, dass wir eine wirklich große Baustelle in der Stadt haben, der wir uns annehmen müssen. Das haben wir jetzt auch länger getan. Diese Förderrichtlinie, die uns heute vorliegt, ist kein Schnellschuss, sondern das Ergebnis eines Prozesses, der über ein Jahr lang gedauert hat, einer Diskussion über Verbesserungen im elementarpädagogischen Bereich, die wir insbesondere, aber nicht nur mit den großen privaten Trägern geführt haben. Deswegen möchte ich mich auch gleich zu Beginn bei all den Mitwirkenden, insbesondere bei den großen privaten Trägern für ihre Mitarbeit bedanken, weil sie von Anfang an sehr überzeugt und zielorientiert an die Frage, wie wir mehr Inklusionsplätze in unserer Stadt schaffen können, herangegangen sind. Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich finde, auch das gehört an dieser Stelle hervorgehoben, ich möchte mich bei einem großen Ermöglicher bedanken, nämlich bei unserem Finanzstadtrat Peter Hanke, weil er erst die Mittel zur Verfügung gestellt hat - auch weil es im Doppelbudget so nicht vorgesehen war -, dass wir dieses große Vorhaben auf den Weg bringen können, und das in Zeiten, wo in der ganzen Republik sozusagen das Geld gesucht wird. Das ist nicht selbstverständlich, das hat StR Hanke entschieden, weil es einfach so immens wichtig ist für die betroffenen Kinder und ihre Eltern, dass wir endlich eine große Baustelle in dieser Stadt angehen können. Werden wir es schaffen, mit dieser Förderrichtlinie von heute auf morgen alle 800 bis 1.000 fehlenden Plätze auf der Warteliste zu beseitigen und für alle einen Platz zu schaffen? Nein. Das wird leider auch mit dieser Förderrichtlinie nicht bis ins nächste Jahr gelingen. Das muss sich natürlich erst entwickeln, das muss auch bei den privaten Trägern erst einmal aufgebaut werden. Aber ich bin mir ganz sicher, auch wenn uns jetzt natürlich noch keine Detailzahlen vorliegen können, dass sicher einige Hundert in den nächsten Jahren geschaffen werden können. In dem Zusammenhang zum Antrag der GRÜNEN: Frau Kollegin Malle, es ist tatsächlich so, dass man schon die Individualität der Bedürfnisse eines jeden einzelnen Kindes berücksichtigen muss. Deswegen gibt es ja auch ganz verschiedene Möglichkeiten, wie man diese Förderung in der Gruppe einsetzen kann - ob man da jetzt mehr Personal anstellt, ob man Gruppen verkleinert oder ob man beispielsweise die zusätzlichen Mittel in einen Umbau steckt oder in die Anschaffung von speziellem Material, das ist ja ein Unterschied. Bei den einen Maßnahmen gibt es vielleicht mehr Synergien als bei den anderen. Wir haben uns das ja nicht einfach so aus den Fingern gesogen. Das Fördermodell, das jetzt in dieser Förderrichtlinie vorliegt, ist gemeinsam mit den großen privaten Trägern entwickelt worden, sprich, mit denen, die das dann auch in der Realität umsetzen müssen. Wenn die meinen, das ist ein realistischer Vorschlag, mit dem wir gut arbeiten können und wir sozusagen die Budgetmittel auch noch zur Verfügung gestellt bekommen, na, dann probieren wir das genau so aus. Niemand sagt, dass das für alle Zeiten in Stein gemeißelt ist. Natürlich müssen wir uns wie bei jeder anderen Förderrichtlinie die Entwicklung anschauen. Gelingt es tatsächlich mit diesem Programm, so viele Plätze zu schaffen, wie wir uns erhoffen, oder müssen wir irgendwo nachjustieren? So wie bei jeder anderen Maßnahme gibt es natürlich die Möglichkeit, das auch in den nächsten Monaten und Jahren zu evaluieren und etwaige Nachbesserungen zu ziehen. Was mir auch noch sehr wichtig ist, Frau Kollegin Malle, ist, dass das nicht der erste Schritt ist, um Plätze für Kinder mit Behinderungen in unserer Stadt zu schaffen, ganz im Gegenteil. Es ist ein Meilenstein, es ist ein wichtiger weiterer Schritt, aber ich möchte darauf hinweisen, dass schon bisher einerseits Kinder bei privaten Trägern in Regelgruppen mitbetreut worden sind und andererseits aber insbesondere im städtischen Bereich - Frau Kollegin Emmerling hat es vorher zahlenmäßig ausgeführt - ganz viele Kinder in Integrationsgruppen, in heilpädagogischen Gruppen betreut worden sind. Da möchte ich schon darauf hinweisen, dass diese Maßnahme schon auch zu einer Entlastung für den städtischen Bereich führen soll, weil es ja bisher so war, dass im letzten verpflichtenden Kindergartenjahr sozusagen unabhängig von verfügbaren Ressourcen letztlich der städtische Bereich alle notwendigen Plätze zur Verfügung gestellt hat. Dafür, weil das auch nicht immer leicht war, ein riesengroßes Dankeschön an die Kolleginnen und Kollegen der MA 10, die das Tag für Tag in der Praxis gemacht haben. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) So. Ich freue mich über wirklich jeden einzelnen Platz, den wir zusätzlich zur Verfügung stellen, und ich rechne damit, dass das einige Hundert sein werden. Aber ich finde auch nicht, Frau Kollegin Malle, dass Träger, die bisher schon Kinder mit Behinderungen in den Regelgruppen mitbetreuen, eine zusätzliche Förderung, die sie dann abrechnen, einfach einkassieren. Da habe ich ein ganz anderes Verständnis davon. Ich freue mich, wenn diese Kinder, die jetzt schon mitbetreut werden und wo es vielleicht manchmal ein bisschen hapert in der Ausstattung oder in der Betreuung, auch eine zusätzliche Förderung abholen können, und die Kinder, die jetzt schon in den Regelgruppen sind, damit auch eine bessere Betreuung bekommen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) So. Also das ist ein Win-win, und es kommt noch ein Win dazu, nämlich für die Kinder, die ohne Behinderung in die Kindergärten gehen. Sie werden zukünftig sozusagen Freundinnen und Freunde mit Behinderungen in den Gruppen haben. Das ist ein wichtiger Schritt, weil es das soziale Miteinander fördert und das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung, von Menschen mit und ohne Behinderung von Anfang an Schritt für Schritt zur Normalität werden lässt. Ich möchte mich auch zum Abschluss sehr herzlich bei Ihnen allen bedanken. Es freut mich irrsinnig, dass wir die zwei Gesetzesnovellen das letzte Mal und auch die Förderrichtlinie heute einstimmig beschließen werden. Bei diesem wichtigen Thema ist es aus meiner Sicht ein wunderbares Zeichen für die Zusammenarbeit, wenn es um wirklich entscheidende Verbesserungen für Kinder in unserer Stadt geht. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Damit kommen wir gleich zur Abstimmung der Postnummer 8. Ich ersuche jene Damen und Herren, die der Postnummer 8 zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die einstimmige Zustimmung zu diesem Poststück. Es liegt ein Beschlussantrag der GRÜNEN vor zur sofortigen Abstimmung, betreffend Förderung von Inklusion in Regelgruppen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, des GR Kieslich und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 9 und 12 der Tagesordnung, sie betreffen Genehmigungen von Rahmenbeträgen für Projekte des Queeren Kleinprojektetopfes für das Jahr 2025 sowie für Projekte des Wiener Regenbogenmonates Juni 2025 zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Berichterstatterin GRin Marina Hanke, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann mich bei dem Tagesordnungspunkt etwas kürzer halten, weil wir beim nächsten ja noch ausführlicher über die Gesamtsituation im Wiener Bildungssystem diskutieren werden. Tatsache ist allerdings, dass auch heute wieder hohe Summen in Richtung von extremen Randprojekten und Randgruppen verschoben werden sollen und dass es alleine bei diesem Tagesordnungsstück 1 Mal 200.000 EUR und 1 Mal 23.000 EUR sind, die im Rahmen der angeblichen Förderung von Aktivitäten im Rahmen der Antidiskriminierungsarbeit im Bereich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentitäten vergeben werden sollen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir befinden uns in Zeiten eines massiven Budgetlochs und einer extremen Teuerung, in Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen das tägliche Leben nicht mehr leisten können, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als heute wieder über eine Viertelmillion Euro für unnötige Randgruppenprojekte für Ihre politisch motivierte linke Agenda zu verschwenden. Wir Freiheitlichen werden definitiv wieder nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es ist ja nicht nur heute eine Viertelmillion Euro an Steuergeldern, die verschwendet wird, es hat alleine im Jahr 2023 über 400.000 EUR an Förderungen für LGBTQ-Vereine gegeben und die damit einhergehende Propaganda. 200.000 EUR gab es 2023 und 2024 allein für die Regenbogenparade, 150.000 EUR im Juni, plus Zurverfügungstellung von Sportstätten. Es gibt keine Auskunft darüber, welche Förderungen der Diversity Ball im Wiener Rathaus bekommt. Da wird Geld verschwendet ohne Ende, Geld, das an vielen anderen Standpunkten dringend gebraucht werden würde, das Sie allerdings lieber für Ihre politisch motivierten und in Wien wirklich nicht gefragten und benötigten Projekte verschwenden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Berichterstatterin, sehr geehrte ZuseherInnen vor dem Livestream! Wie mein Vorredner schon erwähnt hat, geht es um zwei Projekte, um zwei Förderungen, ein Mal um Projekte im Rahmen des Regenbogenmonats und ein Mal um den Queeren Kleinprojektetopf. Im Zuge der heutigen Tagesordnung haben wir auch einen anderen Kleinprojektetopf besprochen und beschlossen. Das ist der für Frauenprojekte. Wir kennen auch den Kleinprojektetopf im Rahmen der Kultur, und möglicherweise gibt es noch weitere, die mir jetzt gerade nicht einfallen. Diese Kleinprojektetöpfe geben in all diesen Geschäftsgruppen kleinen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die nicht Jahresprogramme, sondern eben kleinere Projekte durchführen wollen in jeweils ihrem Bereich, Unterstützung, und zwar möglichst ohne allzu großen bürokratischen Ablauf und Aufwand. Interessant finde ich, dass von einem Redner einer demokratischen Partei Initiativen, die um Anerkennung und Gleichstellung kämpfen, sei es im Bereich des Geschlechts oder der Identität, und ihre Arbeit um Anerkennung und Respekt und Würde und um die Wahrung der Menschenrechte als linke Propaganda und linke Agenda abgetan werden. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Zeit meines politischen Lebens, vielleicht auch ein bisschen darüber hinaus, kämpfe ich als Frau um selbstverständliche Anerkennung und Gleichstellung. Ich kämpfe aber auch als LGBTIQ-Person, als lesbische Frau, um den nötigen Respekt mir gegenüber und um Gleichstellung und um Anerkennung. Ich sehe darin überhaupt nichts von einer linken Propaganda, sondern ich sehe das als ein für mich selbstverständliches politisches Ziel und zusätzlich zu diesem selbstverständlichen politischen Ziel auch noch als unumstößliches Recht! Ich habe das Recht, als lesbische Frau nicht nur respektiert und gleichbehandelt zu werden wie jede andere Frau, sondern so respektiert und gleichbehandelt zu werden wie jeder andere Mann. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Mir ist es dabei wurscht, ob dieser jede andere Mann, mit dem ich gleichgestellt werden möchte und genauso respektiert werden möchte wie er, aus Europa kommt, vielleicht schwarze Haare hat, vielleicht aus Afrika kommt, vielleicht sogar noch dazu schwul ist. Es ist mir wurscht und darf in genau diesen Kategorien von Anerkennung, Menschenrecht und Respekt keine Rolle spielen. All diese Projekte, die wir fördern, tun genau das. Sie versuchen, diese Menschen zu stärken und zu stützen, denen in ihrem Leben leider nicht der Respekt und die Anerkennung gezollt worden sind, die sie verdienen. Das ist wiederum in meinen Augen keine linke Propaganda, sondern das ist, was wir als Stadt dazu beitragen können, um diskriminierte Menschen in ihrem Anliegen auf Nichtdiskriminierung, auf Gleichstellung zu unterstützen. Dass wir das tun als Gemeinderat und dass wir das tun als unterschiedliche Parteien, macht mich zu einer durchaus stolzen Gemeinderätin dieser Stadt und auch zu einer durchaus stolzen Bewohnerin dieser Stadt. Es tut mir leid, dass Sie mit diesem Anspruch, den die Stadt hat in der Wahrung der Menschenrechte auch für LGBTIQ-Personen nicht mitkönnen. Sie tun es übrigens deswegen nicht und tun es deswegen als linke Agenda und linke Propaganda ab, weil Sie dieses Thema für Ihre politische Mobilisierung missbrauchen. Sie wollen auf den Rücken der wenigen Menschen in dieser Stadt, die nicht nur lesbisch, nicht nur schwul, sondern Transgender- oder gar Interpersonen sind, politische Propaganda machen. Sie verurteilen diese Menschen, Sie verurteilen unsere Maßnahmen, diese Personen zu stärken. Das ist, was ich Ihnen vorwerfe. Deswegen weise ich alle anderen Vorwürfe Ihrerseits deutlich zurück, weil ich glaube, ich habe mit relativ nachvollziehbaren Worten klar gemacht, was das Ziel dieser Projekte ist, und ich ersuche Sie um die Unterstützung, sowohl des Kleinprojektetopfs als auch für die Projekte für den Regenbogenmonat. Danke. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Hungerländer. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Ich gehe gerne auf das ein, was meine Vorrednerin gesagt hat, nicht in Verteidigung der FPÖ, sondern vielleicht in einer Differenzierung, wie wir dazu stehen, obwohl ich schon oft dazu geredet habe. Sie sagen, es geht um Anerkennung und Respekt. Nun, auch wir lehnen diese zwei Förderungen ab. Erstens, weil wir Kleinprojektefördertöpfe immer ablehnen, in allen Bereichen, das machen wir auch im Integrationsbereich. Warum? Weil wir keine Möglichkeit haben, mitzuentscheiden, an wen diese Projektgelder ausgeschüttet werden. Das ist jetzt keine Ausnahme von unserer Regel. Ich möchte aber schon darauf hinweisen, dass wir die Grenze zwischen Anerkennung und Respekt nicht unter Antidiskriminierungsmaßnahmen ziehen, die wir durchaus auch bei den Förderungen mittragen. Wir ziehen aber dort eine Grenze, wenn es um Maßnahmen geht, die sich an Kinder und Jugendliche in Schulen, in Jugendeinrichtungen richten, besonders dann, wenn es um das Thema trans geht, also um den Einsatz von Pubertätsblockern, von Hormontherapien, durchaus auch von sozialer Transition. Wir wissen aus der Forschung, dass die soziale Transition ein Schritt ist in die Richtung, einer der nächsten die Einnahme von Pubertätsblockern, der nächste eine Hormontherapie. Das kann maßgebliche gesundheitliche Auswirkungen haben. Unser Eindruck ist, dass über diese gesundheitlichen Risiken nicht ausreichend aufgeklärt wird. Es wird propagiert, wir sehen das auch in einigen Vereinen, die Sie fördern, beispielsweise bei Courage. Da gibt es immer wieder Treffen, wo Eltern informiert werden, Kollege Prack schüttelt den Kopf, aber wir wissen sehr wohl, was bei diesen Treffen gesagt wird, das berichten uns Eltern, die völlig verstört davon zurückkommen. Da wird keine klare Haltung gegenüber Pubertätsblockern und Hormontherapien eingenommen, das finden wir schlecht, und deswegen lehnen wir diese Sachen ab. (Beifall bei der ÖVP.) Ich habe aber ein ganz anderes Thema mitgenommen, etwas, was ich als eine äußerst erschreckende Entwicklung beurteile. Einige von Ihnen haben es mitbekommen, vor einigen Wochen hat die International Lesbian Gay Trans and Intersex Association, kurz ILGA, weltweit einen Entschluss gefasst, der, wenn man sich das Statement dazu durchliest, nichts anderes ist als purer Antisemitismus. ILGA ist der offizielle Dachverband von 1.900 LGBT- Organisationen weltweit, darunter sind auch einige aus Österreich und auch einige aus Wien. ILGA stand unter dem Druck einiger Mitgliedsorganisationen, hat diesem Druck nachgegeben und einen wahnsinnig antisemitischen und gegen das israelische Mitglied Aguda gerichteten Entschluss gefasst. Der Kontext ist folgender: Ein Mal im Jahr findet eine Weltkonferenz von ILGA statt, immer in einem anderen Land. Dafür, diese Weltkonferenz abzuhalten, können sich die Mitglieder bewerben. Es hat sich die israelische Organisation Aguda dafür beworben. Diese Bewerbung wurde seitens des Dachverbandes zurückgezogen, nicht aber, weil es in Israel gefährlich ist oder weil Tel Aviv bombardiert wird oder weil es Reisewarnungen gibt, nein, weil, ich zitiere: "ILGA eine uneingeschränkte Solidarität mit dem palästinensischen Volk lebt". Sie erheben den Vorwurf, dass Aguda die israelische Regierung billigt und auf Grund enger Verbindungen zur zionistischen Weltorganisation für Kriegsverbrechen mitverantwortlich ist. Aus diesem Grund wurde Aguda dann auch gleich aus dem Dachverband ILGA ausgeschlossen. Das ist deswegen ein antisemitisches Vorgehen, weil es eine Ungleichbehandlung ist. Einerseits werden dem israelischen Mitglied Aguda die Taten seiner Regierung zur Last gelegt. Wenn man sich aber andere Mitgliedsorganisationen aus anderen Teilen der Welt ansieht, beispielsweise aus arabischen Ländern, werden den Mitgliedern nicht die Taten ihrer Regierungen zur Last gelegt. Ich bringe Ihnen Beispiele: Verfolgung von Homosexualität, in den palästinensischen Autonomiegebieten mit 10 Jahren Haft bedroht, in Syrien mit 3 Jahren Haft, im Irak mit 15 Jahren Haft, in Ägypten mit 3 Jahren Haft, in Saudi-Arabien mit der Todesstrafe, im Libanon mit 6 Jahren Haft. Dort steht Homosexualität unter Strafe. Dafür werden aber logischerweise Mitgliedsorganisationen nicht zur Rechenschaft gezogen. Bei Israel geht man aber einen anderen Weg, und diese Ungleichbehandlung ist struktureller Antisemitismus. (Beifall bei der ÖVP und von GR Wolfgang Irschik.) Warum bringe ich das in den Wiener Gemeinderat? Nicht nur deswegen, weil Antisemitismus immer angesprochen und immer vor den Vorhang gezerrt und immer verurteilt werden muss, sondern, wie bereits gesagt, weil auch Wiener Organisationen bei ILGA Mitglied sind, durchaus auch Wiener Organisationen, die seitens der Stadt gefördert werden. Wenn man sich die ILGA-Europe-Website ansieht, sind sie aufgelistet, ich sehe davon ab, sie namentlich zu nennen, weil ich die Hoffnung habe, dass die betreffenden Organisationen inzwischen gemerkt haben, was da passiert ist bei ihrem Dachverband und sich davon distanzieren werden. Geschätzte Damen und Herren, seit dem 7. Oktober wissen wir, dass wir auch in Wien ein Antisemitismusproblem haben. Wir haben konkrete Fälle aufgedeckt, das war Dar al Janub, das im Wiener Gemeindebau residiert und immer noch residiert und immer noch gemeinsam mit BDS Österreich Veranstaltungen abhält, das ist der Verein Linkswende, der immer noch im Amerlinghaus ist, es ist die palästinensische Fahne auf der Türkis Rosa Lila Villa, die immer noch Förderungen von der Stadt erhält. Werte Damen und Herren, der Kampf gegen Antisemitismus darf nicht nur am Papier stattfinden und hier in Reden, er muss in der Realität stattfinden, und das bedeutet für Sie als Fördergeber konkret: Wenn ein Verein ein antisemitisches Narrativ weiterträgt oder unterstützt, dann muss das Konsequenzen auf die Fördererteilung haben. Sie müssen Konsequenzen ziehen. Nur so können Sie redlich einen Kampf gegen Antisemitismus führen. Wir erwarten deswegen, dass die Mitgliedsorganisationen von ILGA, die Förderungen von der Stadt bekommen, sich von diesem Entscheid des Dachverbandes distanzieren und dass sie dagegen auftreten. Und sollten sie das nicht tun, dann erwarten wir, dass sie keine Förderungen mehr von der Stadt bekommen. Ich glaube, wir alle hier sind uns einig, dass im Fall von Antisemitismus Schluss ist. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass Antisemitismus die rote Linie ist. Und ich glaube, Sie alle kennen auch die Grundregel der Diplomatie: Wer eine rote Linie zieht, der muss auch bereit sein, diese einzuhalten und diese durchzusetzen. Lassen Sie mich noch einen letzten Satz zu meiner geschätzten Vorrednerin sagen. Auf der ILGA-Europe-Website finden sich unter den Mitgliedern auch die Grünen Andersrum, und das ist vielleicht etwas, was Sie in Ihrer Partei auch einmal ansprechen sollten. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Haase. Sie sind am Wort. GRin Mag. (FH) Susanne Haase (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuschauerInnen, die via Livestream dabei sind! Es ist mir heute tatsächlich eine besondere Ehre, dass ich hier jetzt zum allerersten Mal in meiner neuen Funktion als LGBTQIA+-Sprecherin unserer Fraktion reden darf. Ich habe seit vielen, vielen Jahren eine wirklich enge Verbindung zur queeren Community hier in Wien: Diese Community hat mich vor 25 Jahren, als ich nach Wien gekommen bin, wirklich mit offenen Armen aufgenommen und mir die Chance gegeben, mich zu der Person zu entwickeln, die ich heute bin. Ich habe dieser Community wirklich sehr viel zu verdanken, und ich freue mich, dass ich jetzt in meiner neuen Funktion auch die Möglichkeit habe, vielleicht etwas zurückzugeben. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Damals, vor 25 Jahren, waren die Zeiten noch ein bisschen anders. Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Regenbogenparade erinnern, das muss 1999 gewesen sein. Damals war das nicht wie heute ein großes und stolzes Zeichen der Sichtbarkeit. Die Vienna Pride ist heute, glaube ich, über alle Grenzen bekannt und wirklich ein fulminantes Zeichen von Seiten der queeren Community. Damals war das hingegen ein eher kleines Grüppchen von wirklich mutigen Menschen, die sich damals auch getraut haben, auf die Straße zu gehen und für Sichtbarkeit und Akzeptanz zu kämpfen. Wir wurden damals noch - wie ich es jetzt ausdrücke - beäugt von den Passanten, die wissen wollten: Was geht da jetzt ab? Mir ist auch noch in Erinnerung, dass damals viele Menschen, die ich aus der queeren Community kannte, nicht auf die Straße gegangen sind, weil sie tatsächlich Angst hatten vor Ressentiments auf dem Arbeitsplatz. Sie befürchteten, dass der Arbeitgeber sie sehen kann beziehungsweise dass sie vielleicht die Familie entdeckt und sie sozusagen ein ungewolltes Outing haben. - Das war die Situation vor 25 Jahren. Es hat sich tatsächlich sehr viel getan seit dieser Zeit. Ich erinnere mich, dass 2002 der zutiefst homophobe und schwer diskriminierende § 209 abgeschafft wurde, viel zu spät eigentlich, aber dennoch abgeschafft. Es wurden Antidiskriminierungsgesetze in allen Bundesländern umgesetzt. Auch diesfalls war Wien Vorreiter mit dem großen Gleichstellungspaket, das Wien damals umgesetzt hat. 2004 wurde der Diskriminierungsschutz auf dem Arbeitsplatz endlich gesetzlich verankert. Und nach der Einführung der Eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare 2009 wurde 2017 endlich auch die Ehe für alle eingeführt. Wie gesagt, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist viel geschehen. Gleichzeitig gibt es aber auch noch sehr viel zu tun, denn man darf bei all diesen Fortschritten nicht vergessen: Ein Großteil dieser Errungenschaften wurde nicht über politische Mehrheiten geschaffen, sondern konnte nur mit Hilfe der Höchstgerichte in die heimische Gesetzgebung einfließen. Leider bleibt es mir auch nicht erspart, an dieser Stelle zu erwähnen, dass es über die Jahre immer eine Partei war - und leider noch immer ist -, die diese politischen Fortschritte verhindert beziehungsweise blockiert hat. Und es ist auch jetzt noch so, dass im Nationalrat das sogenannte Levelling-up von der ÖVP noch immer verhindert wird, sodass Diskriminierungsschutz auf allen Ebenen und vor allem auch im privaten Bereich nicht beschlossen werden kann. Dadurch ist es noch immer möglich, dass zum Beispiel ein schwules Pärchen aus einem Lokal hinausgeschmissen werden kann oder ein lesbisches Paar nur auf Grund seiner sexuellen Orientierung eine Wohnung nicht bekommen kann. Und das Perfide daran ist, dass man sogar rechtlich noch aussprechen darf, dass das genau aus diesem Grund geschieht. Von der FPÖ erwarte ich mir, ehrlich gesagt, auch nicht wahnsinnig viel, was Kollege Krauss in seiner Rede jetzt wieder bewiesen hat. Ihnen geht es hauptsächlich darum, die Gesellschaft zu spalten. Und ehrlicherweise füge ich hinzu, dass bei der FPÖ kein großer Unterschied gemacht wird, wen man für Ausgrenzung benutzt, ob es nun Flüchtlinge, Ausländer oder, so wie heute, die queeren SeniorInnen sind. Trotzdem: Wien ist anders - zum Glück für uns queere Menschen! Wien war immer an der Seite der queeren Community, soweit ich mich zurückerinnern kann, ob es um Gleichstellung, Antidiskriminierungsschutz, Sichtbarkeit oder Respekt geht. Wien war und ist progressiv, innovativ und engagiert. Deswegen freut es mich auch besonders, dass wir im Rahmen der rot-pinken Fortschrittskoalition das erste Österreich-weite Queere Jugendzentrum eröffnen durften. Das ist ein Meilenstein für Gleichstellung und Sichtbarkeit und ein ganz wichtiges Unterfangen, das wir in dieser Koalition weitergebracht haben. Liebe KollegInnen! Ich bin queere Feministin und Sozialdemokratin. Ich werde in meiner Funktion die hart erkämpften Rechte unserer Community zu verteidigen wissen, und ich werde mich für Gleichstellung, Akzeptanz und Selbstbestimmung einsetzen. - Und auch wenn es Kollegin Hungerländer wahrscheinlich nicht gefallen wird: Für mich gehören genau zwei Punkte zu meinen Schwerpunkten, die ich jetzt auch noch kurz erwähnen will. Erster Punkt: Schutz von Trans- und Interpersonen. Ich glaube, diese Personengruppe ist momentan am verletzlichsten, weil diese Menschen auf der einen Seite noch nicht den notwendigen gesetzlichen Schutz haben und auf der anderen Seite auch noch nicht ausreichend gesellschaftlich anerkannt sind. Diesbezüglich steht uns wirklich noch viel Arbeit bevor. Heute, am 20. November, ist auch der Transgender Day of Remembrance. Das ist der Tag, an dem der Opfer transphober Gewalttaten gedacht und auf diese Problematik aufmerksam gemacht wird. Laut aktuellem Bericht des Trans Murder Monitor Project sind weltweit im vergangenen Jahr 350 Transmenschen ermordet worden, und die meisten davon waren schwarze Transfrauen. In diesem Sinne möchte ich auch hier im Gemeinderat die Möglichkeit nutzen, der Opfer dieser Hassverbrechen zu gedenken. Für mich ist es auch wichtig zu sagen: Für mich gibt es kein LGB ohne TIA. Unter meinem Regenbogen haben alle Farben Platz. Zweiter Punkt, über den heute schon viel gesprochen worden ist, nämlich die Verteidigung der Frauenrechte und der Schutz vor Gewalt. In vielen Ländern entwickeln wir uns zurück. Von den USA möchte ich jetzt gar nicht reden. Wenn Männer, in die Kamera grinsend, sagen: "Your body, my choice!", dann wissen wir schon, dass wir mitten im Abwehrkampf stehen und unsere Rechte verteidigen müssen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Für mich ist ganz klar: Der Kampf für unsere queeren Rechte geht immer Hand in Hand mit dem Feminismus. Als queere Person und als lesbische Frau ist es mir wichtig zu sagen: Der aktuelle Kulturkampf von rechts gegen uns queere Personen, gegen unsere Gleichstellung, Sichtbarkeit und Freiheit sind die Vorboten einer gleichheits- und demokratiefeindlichen Ideologie, die sich nicht nur gegen unsere Community richtet, sondern unsere gesamte Demokratie in Abrede stellt. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich stehe mir selbst als lesbische Frau und Feministin, aber auch meiner Community gegenüber im Wort, dass ich in dieser Frage keinen Schritt zurückweichen werde. In diesem Sinne, liebe KollegInnen, bin ich als LGBTQIA- Sprecherin ganz sicher nicht angetreten, um Rückschritte zu machen. Nun noch kurz zu den Poststücken: Heute stehen, wie Kollegin Kickert vorher schon ausgeführt hat, zwei Poststücke auf der Tagesordnung, einerseits der Regenbogenmonat und andererseits der Queere Kleinprojektetopf. Beide Projekte hat es zu meiner Jugend noch nicht gegeben, und deswegen freut es mich umso mehr, dass es jetzt diese Möglichkeit gibt, dass auch junge Leute das Geld ausschöpfen können, um sich in ihrem Lebensbereich verwirklichen zu können. Auch aus diesem Grund bitte ich um Zustimmung. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Weber. Ich erteile es ihm. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat! Und falls jemand am Livestream dabei ist: Herzlich willkommen! Liebe Susanne! Ich möchte dir sagen, dass ich mich sehr auf unser gemeinsames Tun freue und dass ich mich sehr freue, dass du die Rolle der LGBTIQ-Sprecherin deiner Fraktion übernommen hast. Wir hatten ja schon und haben die Freude, im Petitionsausschuss miteinander zu tun zu haben, weshalb wir einander schon ein bisschen besser kennen, als man sich kennt, wenn man halt im gleichen Gemeinderat sitzt. Ich freue mich, wie gesagt, sehr auf das Tun mit dir. Du hast heute hier mit einer großartigen Leidenschaft deine Verbundenheit geschildert und deine persönliche Lebensgeschichte ein bisschen erzählt. Ich kann dir und euch allen sagen: Ich war 17, als ich mich zum ersten Mal geoutet habe, und man outet sich eigentlich sein Leben lang. Dieses Bekenntnis dazu hört ja nie auf. Und etwas hat mich, seitdem ich 17 war, immer wahnsinnig beruhigt, nämlich in einer Stadt zu wohnen, in der an der Stadtgrenze, wenn man nach Wien hineinfährt, der Spruch steht: "Wien ist anders". Dieser Spruch "Wien ist anders" hat mir nämlich immer im Hinblick auf mein Anderssein die Beruhigung und das Bewusstsein gegeben, dass Wien eine Stadt ist, die auf mich mit meinem Anderssein aufpasst und dass ich in diese Stadt gehöre. Das habe ich auch jetzt bei der Erzählung deiner Geschichte empfunden, und das ist schön. Wien ist anders, und das ist gut so. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Du hast auch erwähnt, dass wir am heutigen Tag der Opfer von transphober Gewalt gedenken, die deshalb ermordet werden, weil sie transgeschlechtlich sind. Diesem Aufruf möchte ich mich ganz am Anfang anschließen, dass wir uns an diese mehr als 300 Menschen heute erinnern. Wir sprechen heute über zwei Projekte, nämlich über den Queeren Kleinprojektetopf und über den Wiener Regenbogenmonat, und ich möchte heute ganz bewusst dazu aufrufen, bei diesen beiden Projekten mit zu tun, weil sie eine großartige Bereicherung für die Vielfalt sind, die wir in unserer Stadt haben. Den queeren Kleinprojektetopf gibt es seit 2010, und dieser Queere Kleinprojektetopf ist über die letzten Jahre eine wichtige Ressource gewesen, mit der innovative Projekte in unserer Stadt verwoben und Barrieren abgebaut wurden, die Diskriminierung bekämpfen und Vielfalt fördern. Bis 31. Dezember können alle Menschen, Vereine und Organisationen im Zusammenhang mit diesem Queeren Kleinprojektetopf Projekte einreichen, die das Thema LGBTIQ im internationalen Kontext darstellen, also lokale Initiativen mit globalen Perspektiven verbinden. - In diesem Sinne möchte ich alle einladen, hier mit zu tun, Konzepte einzureichen und somit Teil dieses Queeren Kleinprojektetopfs zu sein. Das zweite Programm, über das wir heute reden, ist der Wiener Regenbogenmonat. Das ist eine tolle Plattform und Förderschiene für Sichtbarkeit, Akzeptanz und Vielfalt. Diese gibt es jetzt seit vier Jahren, und dabei geht es darum, dass Events und Veranstaltungskonzepte, für welche bis 31. Jänner eingereicht werden kann, im Regenbogenmonat durchgeführt und gefördert werden können, die die Wiener Regenbogenparade sinnvoll ergänzen, welche die Sichtbarkeit und das Selbstbewusstsein der LGBTIQ-Community in den Mittelpunkt stellen und den Dialog der LGBTIQ-Community mit der Gesamtbevölkerung fördern. Ich möchte auch diesfalls alle einladen, bei diesem Förder-Call mitzumachen und ein Teil des Wiener Regenbogenmonats zu sein. (Beifall bei den NEOS.) Ich möchte, nachdem Kollegin Hungerländer von der ÖVP das gebracht hat, auch auf das wichtige Thema eingehen, nämlich dass die ILGA, die International Lesbian and Gay Association, in einem Vorstandsbeschluss ihre israelische Partnerorganisation Aguda ausgeschlossen hat, und das, wie wir schon gehört haben, mit einer Begründung, die - man muss es so bezeichnen - von purem Antisemitismus durchtränkt ist. Das ist in dieser Form nicht akzeptabel! Ich habe in den letzten Wochen sehr viele Gespräche geführt mit vielen Wiener Organisationen beziehungsweise mit vielen österreichischen Organisationen, die Mitglied der ILGA sind, und zwar immer mit dem gleichen Ergebnis, dass diese Organisationen, so wie etwa QWIEN, aus der ILGA mit sofortiger Wirkung ausgetreten sind, und zwar mit der Argumentation, dass dieser Ausschluss der israelischen Partnerorganisation durch ILGA eine antisemitische Haltung des Vorstands der ILGA zeigt. Andere Organisationen wie etwa die HOSI Wien, haben zum Beispiel den ILGA-Vorstand aufgerufen, diesbezüglich Stellung zu beziehen, um dann intern zu beraten und weitere Schritte zu setzen. Ich kann Ihnen, nach all den Gesprächen, die ich geführt habe, versichern: Es gibt keine Organisation, die auf der Website genannt ist, die auf irgendeine Art und Weise Sympathien für die Position der ILGA geäußert hat. Ich kann Ihnen versichern, dass es hier keine geförderten Organisationen gibt, die Sympathien mit der ILGA und mit ihrer Positionierung haben. Und ich kann Ihnen versichern, dass das, was der ILGA-Vorstand, getrieben von einigen Mitgliedsorganisationen, macht, mit Sicherheit nicht der Mehrheit der ILGA-Mitgliedsorganisationen entspricht. Ich weiß von deutscher Seite, dass es von allen ILGA-Mitgliedern aus Deutschland eine gemeinsame Resolution gibt, mit der sich der ILGA-Vorstand befassen wird. Ich möchte zum Abschluss wiedergeben, was QWIEN, also das Zentrum für queere Geschichte, in seinem Austrittsschreiben an die ILGA als Betreffzeile niedergeschrieben hat: "Not in our name." Das besagt, dass ILGA nicht "in our name" agiert, und in diesem Sinne möchte ich Ihnen noch einmal versichern: Es gibt keine antisemitische Positionierung der Wiener oder der österreichischen LGBTIQ-Community. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Damit kommen wir zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Zuerst kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 9. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS und GRÜNEN gegen die Stimmen der ÖVP, FPÖ und von GR Kieslich. Damit ist diese Postnummer mehrstimmig angenommen. Zu der Postnummer liegt auch ein Antrag der FPÖ betreffend Wohnungen für queere SeniorInnen zur sofortigen Abstimmung vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Damit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 12. Wer Postnummer 12 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe wieder die Zustimmung der SPÖ, der NEOS und der GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und von GR Kieslich angenommen ist. Ich schlage vor, die Berichterstattung und die Verhandlung über die Geschäftsstücke 10, 11 und 13 der Tagesordnung, sie betreffen Förderungen im Bereich Bildung und Jugend, zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Ich sehe, dass das nicht der Fall ist. Ich ersuche daher die Berichterstatterin, Frau GRin Hanke, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Marina Hanke, BA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss. Ich erteile es ihm. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wollten die jüngsten Skandale und die jüngste Pleiten-, Pech- und Pannenserie, die sich in diesem Ressort abgespielt hat, zum Anlass nehmen, um einen Misstrauensantrag gegen VBgm Wiederkehr heute hier einzubringen und dann auch abzustimmen. Und wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass auch die Abgeordneten der ÖVP einem derartigen Misstrauensantrag beitreten würden, zumal sie das ja auch bereits vor ziemlich genau einem Jahr gemeinsam mit uns getan haben und sich die Missstände in diesem Ressort seit diesem letzten Misstrauensantrag hier nur zum Negativen entwickelt haben. Ich muss jedoch leider zur Kenntnis nehmen, dass man sich seitens der ÖVP-Wien offenbar bereits in so intensiven Koalitionsvorbereitungsgesprächen mit den NEOS und dem möglichen Minister Wiederkehr befindet, dass man jetzt nicht mehr bereit ist, einem Misstrauensantrag, dem man vor gut einem Jahr unter besseren Rahmenbedingungen noch zugestimmt hat, zuzustimmen, obwohl sich genau alle Missstände, die damals kritisiert wurden, bis heute noch weiter verschlechtert haben. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wir haben 2023 gemeinsam einen Misstrauensantrag auf Grund des massiven Pädagogenmangels in Wien eingebracht. Und ich stelle fest, dass Sie auch heute wieder ganz aktuell in Tageszeitungen kritisieren, Herr Abg. Zierfuß, dass es massive Missstände im Bildungsbereich gibt. Wir haben letztes Jahr einen Misstrauensantrag hier eingebracht, weil wir festgestellt haben, dass es einen Mangel gibt. Dieser Mangel hat sich weiter verschärft. Trotzdem stimmen Sie heute nicht zu. Das zeigt: Sie meinen es nicht ernst. Sie meinen es nicht ehrlich. Sie wollen die Zustände, die Herr Wiederkehr herbeigeführt hat, gar nicht verbessern. Sie wollen nur Ihre billigen Koalitionsverhandlungen im Bund nicht gefährden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Gründe für einen solchen Misstrauensantrag gäbe es natürlich noch viele weitere. Ob es der eklatante Lehrermangel in Wien ist, im Hinblick auf welchen sich bis zu 25 Lehrer pro Monat in Wien beim Stadtschulrat melden und sagen: Sie wollen das Bundesland Wien verlassen. Sie wollen hier nicht mehr unterrichten. Sie wollen hier nicht mehr tätig sein. Sie wollen unter all diesen Zuständen an unseren Schulen, die Rot-Pink herbeigeführt und zu verantworten hat, nicht länger unterrichten. Es geht um die entsetzlichen Zustände an unseren Kindergärten, wo wir einen Pädagogenmangel haben und eine drastische Personalnot erleben, wo wir veraltete Räumlichkeiten in vielen Bereichen haben und wo es noch immer einen völlig falschen und fehlgeleiteten Wiener Bildungsplan gibt. Es geht um das durch Herrn Wiederkehr verursachte Behördenversagen. Diesfalls machen in der MA 35 und auch in vielen anderen Abteilungen nicht die Beamten Fehler, sondern es handelt sich um eine falsche politische Leitung. Daher hätten wir viele, viele Gründe, diesen Misstrauensantrag wiederum zur Abstimmung zu bringen, und es ist wirklich schade, dass die ÖVP diesmal nicht mitgeht, um ihn abstimmen zu lassen, weil es wirklich notwendig und an der Tagesordnung wäre, das durchzuführen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Dass es ausgedehnte breite Probleme im Wiener Bildungssystem gibt, sagen ja nicht nur wir Freiheitlichen. Das findet sich mittlerweile quer durch die unterschiedlichsten Tageszeitungen und medialen Berichterstattungen. So schreibt etwa der "Kurier" am 13.Mai: "Das Schulsystem in Wien kollabiert. Warum eine Lehrerin in Wien aufgibt." Und die "Kronen Zeitung" schreibt am 12. Februar: "Immer mehr Erstklässler mit massiven Deutschproblemen." Am Wochenende hat auch der "Standard", der lange Zeit als Generalverteidiger dieser roten Stadtregierung agiert hat, geschrieben, dass es nicht nur an rudimentärsten Deutschkenntnissen in vielen Bereichen an Wiener Schulen fehlt, sondern dass immer mehr Schüler nicht einmal mehr mit Scheren umgehen beziehungsweise sich nicht die Schuhe binden können und auf Grund der massiv fehlgeschlagenen Zuwanderungs- und Integrationspolitik in Wien alles im Argen liegt. Frau Kollegin Hungerländer sagt, dass es besser ist, wenn sie nicht mit Scheren umgehen können. - Das stimmt in manchen Bereichen definitiv. Im Hinblick darauf ist es allerdings noch unverständlicher, warum Sie nicht einmal den Mut haben, dem heutigen Misstrauensantrag zuzustimmen, wenn Sie mir sogar mit einem Zwischenruf recht geben. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt massive Notstände, die sich quer durch das Ressort ziehen, ob es der Transparenzbereich ist, ob es der Bildungsbereich ist oder ob es natürlich auch der ganz große Integrationsbereich ist, wo in Wien wirklich alles im Argen liegt und Sie nicht nur wegsehen, sondern Sie diese falschen Entwicklungen in vielen Bereichen tolerieren und außerdem auch noch politisch und mit Steuergeld fördern. Wir hätten diesen Misstrauensantrag gerne zur Debatte und zur Abstimmung gebracht. Es ist klar, dass das, was in den letzten Jahren im Wiener Bildungssystem passiert ist, unsere Schulen endgültig an die Wand gefahren hat und die Kinder der nächsten Generation zu Bildungsverlierern gemacht hat. Deshalb darf dieses rot-pinke Modell keinesfalls auf den Bund umgelegt werden, da ansonsten ja auch vielleicht Bundesländer, in denen es noch eine Spur besser ist als in Wien, nämlich in jenen mit freiheitlicher Regierungsbeteiligung, auch an die Wand gefahren werden würden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Emmerling. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es wundert mich nicht: Wir verhandeln jetzt zwar drei Poststücke gemeinsam. Ich habe jedoch kein einziges Wort darüber von meinem Kollegen gehört, weil er sich darauf versteift, dass StR Wiederkehr den Personalmangel angeblich herbeigeführt hat. - Ich kann Ihnen versichern: Er hat diesen sicherlich nicht herbeigeführt, denn dieser besteht seit Jahrzehnten. Dieser Mangel hat sich sehr massiv aufgebaut, und das ist in ganz Österreich ein Problem, das wir in allen Bundesländern mit allen Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen, bekämpfen, in Wien mehr als anderswo. Das sieht man an den vielen Initiativen, die im Verantwortungsbereich unseres Bildungsstadtrates gesetzt werden, sei es im Bereich der Bildungschancen und des Bildungsversprechens, und es gibt viele andere Projekte, um hier mehr Unterstützungspersonal an die Schulen zu holen. Es geht darum, auch die Assistenzstunden in den Kindergärten aufzustocken und Personal zu verwenden, das uns irgendwie zu Verfügung steht, um die Situation an den Schulen und in den Kindergärten besser zu machen. Die Kinder haben das verdient, und diesfalls ist in den letzten Jahren viel geschehen. Jetzt aber zu den Poststücken 10, 11 und 13, die heute gemeinsam verhandelt werden. Man hat das bei der Zuteilung ein bisschen durcheinander gemixt, das macht aber auch nichts. Ich gehe ganz kurz darauf ein. Bei Postnummer 10 geht es um den Dachverband Alternativschulen. Diese Förderung vergeben wir seit vielen Jahren. Worum geht es? Wir haben in Wien - und natürlich überall anders auch, nicht nur bei uns - kleine alternativpädagogische Schulen. Das sind kleine Schulen, die oftmals ein Öffentlichkeitsrecht haben, manchmal aber auch noch nicht, und ganz einfach mit reformpädagogischen Ansätzen einen anderen Zugang zur Bildung haben. Viele Schülerinnen und Schüler und deren Eltern fühlen sich in diesen Schulen besser aufgehoben. Sie müssen dann natürlich auch ihre Prüfungen ablegen, um in die nächste Schulstufe aufsteigen zu können, oder auch bei einem Schulwechsel. Sie haben also die volle Berechtigung in unserem Schulsystem. Trotz allem haben es diese Schulen nicht leicht. Wir alle wissen, dass konfessionelle Schulen, also etwa eine katholische Privatschule oder eine evangelische Privatschule, und so weiter, und so fort, die Personalkosten seitens des Bundes zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn es aber keine konfessionelle Privatschule ist, sondern eine reformpädagogische, dann bekommt diese keinerlei Personalkosten seitens des Bundes. Es gibt die Per-se-Förderung des Personals, das muss ich dazusagen, es gibt auch dort einen Fördertopf, wo Geld ausgeschüttet wird, aber in Wahrheit gibt es hier eine massive Unterscheidung und in Wahrheit ein Ungleichgewicht. Wir fördern den Dachverband der Wiener Alternativschulen schon relativ lange, auch im Rahmen dieses Poststücks 10 wieder mit 385.000 EUR. Der Dachverband verwendet das Geld für einen kleinen Verwaltungsbetrag, den sie sich einbehalten, und es geht darum, Personalkosten an ihren Schulen zu fördern und direkt zu subventionieren, um das Lehrpersonal zu bezahlen. Es gibt aber viele andere Schulen, die nicht in diesem Wiener Dachverband vertreten sind, sondern in anderen Dachverbänden, und deswegen haben wir schon vor vier Jahren, zu Koalitionsbeginn, vereinbart, dass wir natürlich auch auf jene schauen müssen, weil hier noch einmal eine Ungleichbehandlung enthalten ist. Daher haben wir jetzt das Projekt auf den Weg gebracht, dass wir einen Fördertopf von 1 Millionen EUR aufstellen, der zweckgebunden ist für die Personalkosten genau jener Schulen, die nicht in diesem Dachverband sind und auch nicht konfessionelle oder internationale Privatschulen sind, die aber trotzdem ein reformpädagogisches Konzept verfolgen. - Das ist, glaube ich, gut so. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ein weiteres Poststück, das wir hier ebenfalls verhandeln, ist das Poststück Nummer 11. In diesem geht es um die Bildungsgrätzl. Ich war, glaube ich, erst letzte Woche beziehungsweise vorletzte Woche bei der Eröffnung des 31. Bildungsgrätzls in Favoriten. Ich glaube, Favoriten hat mittlerweile sowieso die meisten Bildungsgrätzl, wie Favoriten überhaupt sehr stark vertreten ist, nicht nur in diesem Gemeinderat, sondern auch in der gesamten Bildungslandschaft. Dort tut sich nämlich gerade extrem viel. Das merkt man an den handelnden Personen, die sehr dahinter sind. Das Bildungsgrätzl befindet sich dort sogar gemeinsam mit dem PH- Standort, was etwas ganz Besonderes ist. Man spürt, wie viel Energie drinsteckt, wenn Bildungseinrichtungen über ihren Tellerrand hinausschauen, gemeinsame Projekte machen, einander in ihren Aktivitäten gegenseitig befruchten, was in Wahrheit den Kindern zu Gute kommt. Wir reden oft davon, dass wir uns in einem starren Bildungssystem befinden, wo alles sehr strikt vorgegeben ist, dass es in Wahrheit kein über den Tellerrand hinaus Schauen gibt und nichts von extern kommt. Genau das passiert aber in einem Bildungsgrätzl. Dort kommt von extern nicht nur Expertise, sondern es kommen auch ganz viel Einfluss und Energie von den benachbarten Bildungseinrichtungen. Es können da ja auch Jugendzentren oder eine Musikschule dabei sein, und so weiter, und so fort. Über diese Förderung soll eine kontinuierliche, institutionenübergreifende Zusammenarbeit sichergestellt werden, und deswegen fördern wir das Programm "Wiener Bildungsgrätzl" wiederum für dieses Jahr mit 200.000 EUR, wobei jedes Bildungsgrätzl jeweils maximal 5.000 EUR daraus beziehen kann. - An dieser Stelle noch zur Info: 77.000 Kinder und Jugendliche sind in einem Bildungsgrätzl beheimatet, und insgesamt kooperieren bis jetzt 550 Institutionen miteinander. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) So viel zu den Poststücken. Jetzt möchte ich noch auf einen Antrag der GRÜNEN eingehen, und zwar betreffend die bessere Durchmischung. Ich habe natürlich die Debatte in den letzten Tagen verfolgt. Bessere Durchmischung ist natürlich ein hehres Ziel, das immer und überall verfolgt werden kann, wenn auch hier der Ansatz sehr komplex ist, weshalb wir diesem Antrag jetzt per se nicht zustimmen. Ich bin immer noch der Meinung, dass die Ressourcen den Schülerinnen und Schülern auf Grund eines Chancenindexes folgen sollen. Ich hätte natürlich gern, dass jede einzelne Schule in Wien einen solchen Ruf hat und so ist, dass jeder Elternteil diese gerne für seine Kinder aussucht und darauf vertrauen kann, die beste Bildung für sein Kind zu wählen. Ich weiß genau, dass es solche Schulen gibt, die beliebter sind, weil eben dort zum Beispiel der Anteil an Kindern mit deutscher Muttersprache etwas höher ist als in anderen Schulen. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass wir das durch eine Durchmischung, wie es jetzt in Ihrem Antrag formuliert ist, wirklich gewährleisten können, weil ich glaube, dass wir dadurch um ein Stück weit mehr befeuern, dass Eltern ihren Wohnort unzulässigerweise wechseln, um genau sozusagen ihre Schule zu bekommen. Außerdem meine ich, dass dadurch zum Beispiel auch das Thema Privatschule natürlich einen anderen Stellenwert für Eltern bekommt, die einen gewissen Informationsvorsprung haben. Bei der Schulplatzzuteilung und bei der Schulwahl spielen so viele Kriterien eine Rolle, da wir uns in Summe in einem sehr komplexen System befinden. Ich würde das wirklich gerne einmal komplett durchdiskutieren, denn wir haben viele Überlegungen dazu angestellt, wie ich jetzt mitgeben möchte. Ich glaube aber wirklich, dass der Chancenindex das Mittel erster Wahl sein muss, und es dann ein bisschen eine Zusatzhandlung sein kann, wie der Chancenindex seine Auswirkungen in Entfaltung bringt. Auf jeden Fall sind wir, wie gesagt, sehr gerne bereit zur Diskussion, dass wir hier in Summe Bedarf haben. Die Bestrebung, Schulen mit besonderen Herausforderungen zusätzlich zu stützen, ist, glaube ich, allgemein bekannt, und es sollte unser aller Anliegen sein, das in der nächsten Bundesregierung gemeinsam umzusetzen. -Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Stadler. Sie sind am Wort. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Liebe Gäste! Wir GRÜNE werden allen drei vorliegenden Poststücken zustimmen. Es geht, wie schon meine Vorrednerin dargelegt hat, vor allem um alternative Pflichtschulen und den Dachverband Wiener Alternativschulen, aber auch um Bildungsgrätzl. Ein ganz entscheidender Punkt speziell bei den Alternativschulen, aber auch bei den Bildungsgrätzln ist ja die Frage, welche Kinder in diese Schulen gehen und welche Schülerinnen und Schüler in den Bildungsgrätzln sind, ob das auch die Kinder sind, die sozusagen die Bevölkerung oder die Kinder der Stadt Wien repräsentieren und quasi auch adäquat abbilden. Ich möchte Sie daher ganz kurz mitnehmen in den 16. Bezirk. Dort gibt es zwei Volksschulen, die sich sogar einen Schulhof teilen. Es geht um die Volksschulen in der Odoakergasse und in der Julius-Meinl- Gasse, die mehr oder weniger im gleichen Gebäude sind. Die eine Volksschule wird fast nur von Schülerinnen und Schülern besucht, die Deutsch als Erstsprache haben und/oder aus einem AkademikerInnenhaushalt kommen und/oder aus einem reicheren Haushalt kommen. Die andere Volksschule, die sich im gleichen Gebäude mit gleichem Innenhof befindet, hat ein ganz anderes SchülerInnenklientel. Die Schulen liegen direkt nebeneinander, aber in die zweite Volksschule gehen fast nur Kinder, die eine andere Erstsprache haben oder die eine andere Umgangssprache haben, die aus ärmeren Haushalten kommen, die nicht aus AkademikerInnenhaushalten kommen. Diese Schulen haben, obwohl sie direkt nebeneinander liegen, einen unterschiedlichen Ruf, weil sie unterschiedlich gut sind. Der Ruf basiert viel weniger auf dem, was tatsächlich in der Schule passiert, weil kein Mensch in Österreich tatsächlich die Qualität einer Schule kennt, sondern der Ruf einer Schule ergibt sich - wir haben es vorher schon kurz gehört, und unsere Parteivorsitzende Judith Pühringer hat es letztens in einem Kommentar in der "Presse" sehr schön ausgedrückt - Zitat: "In Wirklichkeit besteht der Ruf darin, dass die, die dort sind, ein bisschen so sind wie wir." Das macht den Ruf einer Schule aus. Nun kann man sagen: Das ist kein Problem. Die einen gehen halt in diese Schule, und die anderen gehen in jene Schule. Das ist aber natürlich ein enormes Problem für ganz viele Schülerinnen und Schüler in dieser Stadt, weil deren Bildungs- und deren Lebenschancen eingeschränkt werden, wenn sie nicht mit anderen Lebensrealitäten und mit anderen Kindern in Berührung kommen und dadurch in ihrem Leben weniger Chancen haben. Daher müssen wir in der Politik dieses Problem, das in dieser Stadt besteht, dringend lösen. Die Auswirkungen auf die Chancengerechtigkeit und auf die Bildungsgerechtigkeit sind offensichtlich eklatant. Das wird auch von allen Seiten angesprochen. Jetzt haben wir schon gehört, dass man die Frage der Segregation beziehungsweise dieser fehlenden Durchmischung lösen kann, indem man einen Chancenindex einführt. Wir sind auch für einen Chancenindex, und die nächste Bundesregierung ist gut beraten, diesen auch Österreich-weit einzuführen. Ich glaube allerdings nicht, dass durch den Chancenindex das eigentliche Problem gelöst wird. Wir sehen das ja auch im späteren Verlauf einer Schulkarriere: Eine Mittelschule bekommt in der Unterstufe mehr oder weniger doppelt so viele Ressourcen wie ein Gymnasium, trotzdem sind aber die Probleme in der Mittelschule nicht geringer. Nur durch mehr Ressourcen und die Einführung eines Chancenindex wird das Problem der fehlenden Durchmischung nicht gelöst. Ich finde den Chancenindex trotzdem gut, ich glaube nur, dass man damit eine andere Problematik als die fehlende Durchmischung löst. Von Seiten der NEOS kamen ja beim letzten Mal, als wir über die fehlende Durchmischung an Schulen und darüber, dass man das dringend angehen muss, gesprochen haben, vor allem von Kollegen Ornig aufgebrachte Zwischenrufe, dass wir Kinder durch die ganze Stadt schicken wollen. - Das wollen wir natürlich nicht! Ich habe mir ein paar Ihrer Konzepte für die Zukunft angeschaut, und sage jetzt zu Ihnen, Herr Kollege Ornig, vor allem aber auch an die ganze Partei gerichtet: Ihre eigene Jugendorganisation JUNOS fordert überhaupt Quoten an Schulen, und zwar insofern, als ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler aus Familien mit geringerem Einkommen an allen Schulen aufgenommen werden muss. Ich meine: Das vermindert die Wahlfreiheit der Eltern, und dagegen sind wir. Wir wollen die Wahlfreiheit der Eltern beibehalten und gleichzeitig die Durchmischung stärken. (Beifall bei den GRÜNEN.) Alle Expertinnen und Experten, aber auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Direktorinnen und Direktoren haben in den vergangenen Wochen und Monaten darauf hingewiesen, dass wir dringend etwas gegen die fehlende sprachliche, ökonomische aber auch soziale Durchmischung an den Schulen tun müssen, ob es die Lehrerin Ilkay Idiskut aus dem Film "Favoriten" ist, ob es die Direktorin der Volksschule Flotowgasse oder die Bildungsexpertin Christiane Spiel ist: Alle weisen in ihren Wortmeldungen und Interviews darauf hin, dass die fehlende Durchmischung endlich angegangen werden muss, nicht nur hinsichtlich einer Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, sondern auch, um Leistung wieder an alle Schulen zurückzubringen, die Grundkompetenzen zu stärken und den Schülerinnen und Schülern wieder mehr Perspektiven zu geben. Man kann zu diesem Problem Vorschläge machen, wie sie oft von konservativer Seite kommen und die dieses Problem sogar noch verschärfen, indem mehr Trennung beziehungsweise Segregation gefordert wird. Aber sei es drum! Man kann dieses Problem aber auch negieren und einfach gar nichts machen, so wie es SPÖ und NEOS derzeit tun und sagen: Ja mei, wir können halt nichts tun! So ist es halt. Dann haben halt tausende Schülerinnen und Schüler in dieser Stadt weniger Bildungschancen. Leider können wir dagegen aber nichts tun. Man kann jedoch auch, wie wir, Lösungsvorschläge bringen, so wie wir es wieder mit dem heutigen Antrag machen wollen. Dabei geht es um Lösungsvorschläge, die international erprobt sind, die in anderen Millionenstädten funktionieren und die noch dazu auf den Ideen eines Nobelpreisträgers basieren, nämlich des Herrn Roth, der Modelle vorgerechnet hat, wie die Wahlfreiheit erhalten bleiben und gleichzeitig die Durchmischung gefördert werden kann. Wir schlagen daher in unserem heutigen Antrag ein neues System der Schulwahl vor, das weiterhin die Wohnortnähe und weiterhin die Geschwisterkinder als Kriterium hat und ergänzt wird durch ökonomische, sprachliche und auch soziale Kriterien, sodass die Wahlfreiheit weiterhin besteht und die Durchmischung gleichzeitig gefördert wird. Es ist dringend notwendig, dass wir diese Durchmischung an unseren Schulen, vor allem an den Volksschulen, aber auch an den Mittelschulen stärken, damit alle Schülerinnen und Schüler und alle Kinder in dieser Stadt die gleichen Chancen haben. Wir haben hier einen ausgeklügelten Vorschlag schon öfter gemacht. Daher sage ich: Herr Stadtrat! Liebe Stadtregierung! Tun Sie etwas, denn es geht um die Chancen der Kinder in dieser Stadt! - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Neumayer, das ich ihm sogleich erteilen werde. - Jetzt sind die KollegInnen offensichtlich schon mit ihren Absprachen fertig, ansonsten hätte ich sie jetzt ersucht, nach hinten zu gehen, denn es war sehr störend, das so weit vorne mithören zu müssen. - Sehr geehrter Herr Neumayer, Sie haben das Wort. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es fällt mir jetzt gerade ein bisschen schwer, auf die Thematik einzugehen. Ich habe mir einen Satz von Maximilian Krauss gemerkt, dann gab es ein ziemliches Getöse. Mit diesem Satz hat Kollege Krauss den Kindergartenkindern irgendwie unterstellt, dass sie ihre Schuhbänder nicht binden können. - Überdenken Sie Ihren realistischen Zugang zu der gesamten Debatte noch einmal! Überlegen Sie sich, was Kinder in Wahrheit brauchen und was Pädagoginnen und Pädagogen in Wahrheit brauchen, dann wäre das ein realistischer und kein polemischer Ansatz von Ihnen! (Beifall bei der SPÖ.) Ganz kurz zu dem Antrag betreffend Durchmischungsfrage in den Schulen. Bitte erklären Sie mir das später noch einmal! Ich habe jetzt vernommen, dass, wie es der Gesetzgeber vorsieht, alle soziökonomischen Angaben bei der Schuleinschreibung freiwillig zu tätigen sind. Das ist einmal die Grundlage. Dann sagen Sie: Die Eltern sollen freiwillig entscheiden, wohin ihre Kinder gehen sollen. Aha! Und dann soll man sich sozusagen freiwillig durchmischen in der Stadt. Und dann soll es freiwillig keine langen Wege, sondern nur kurze Wege geben. - Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich das so ausgeht. Gibt es Systeme auf diesem Erdenrund, die auf Freiwilligkeit basieren? Jein. Eher gibt es Systeme, die darauf basieren, dass es Schulbusse gibt, die durch ganz Amerika fahren und die Menge der Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten wirklich aktiv durchmischen. Dabei ist das System der Freiwilligkeit aber nicht wirklich gegeben. Ich freue mich also auf ein persönliches Gespräch dann nachher, denn ich würde das gerne kennen lernen! Kommen wir nun aber zum Kern der Diskussion, die wir jetzt die längste Zeit geführt haben, nämlich zum Personalmangel in unseren Kindergärten und an unseren Schulen. Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass unsere Pädagoginnen und Pädagogen mehr Unterstützung brauchen. Die Frage ist, glaube ich, von ÖVP-Seite gekommen, wie man damit umgeht, dass dieser Job einfach nicht mehr attraktiv ist. Das ist ein Drama. Und ich kann mich noch an eine Aussage von der Bundesministerin Gehrer erinnern, die gesagt hat: Lehrer braucht es nicht mehr. Ich meine: Irgendjemand hätte in den Jahren dazwischen vielleicht doppelt und drei Mal so laut sagen müssen: Wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer! Wir brauchen Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen! Wir brauchen SchulsozialarbeiterInnen, und, und, und. Es geht darum, wie wir hier an den Standorten gemeinsam weiterarbeiten für unsere Kinder. Und wir brauchen ein klares Bekenntnis in unserem Land auch für mehr Investitionen, denn Investitionen in die Bildung, Investitionen in Integration, Investitionen in die Ausbildung unserer Pädagoginnen und Pädagogen sind genau das, was das Land braucht. Wir haben nur diese Köpfe, das sind die Köpfe, die zukünftig unsere Wirtschaft prägen werden, die unsere Demokratie prägen werden und die unser Miteinander prägen werden. Wir haben keine großen Rohstofflager in Österreich, Goldvorkommen oder Öl oder dergleichen, sondern wir haben diese Köpfe in unserer Stadt, die die Zukunft dieser Stadt prägen werden. Dementsprechend ist das Bekenntnis relativ simpel. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Na, schau ma mal!) Danke, lieber Herr FPÖ-Abgeordneter, dass Sie sagen: Schauen wir einmal! Ich glaube, es sind genau diese Kinder auf der Galerie, die jetzt einen Applaus verdient hätten. (Beifall bei SPÖ und NEOS. - Kinder auf der Galerie applaudieren teilweise mit.) Ich freue mich wahnsinnig, dass ihr heute da seid! Wir haben gerade eine heiße Debatte darum, zu welcher Zukunft ihr in unserer Stadt beitragen könnt, und ich glaube, es ist die beste und die großartigste Zukunft durch das, was wir als Kinder und Jugendliche und viele in diesen Räumlichkeiten gelernt haben. Ihr habt zum Glück Lehrerinnen und Lehrer, die wirklich an euch glauben, die daran glauben, dass ihr jeden Job in dieser Stadt einnehmen könnt, dass ihr einmal hier im Gemeinderat auf einem dieser Sitzplätze sitzen und die Zukunft unserer Stadt mitgestalten könnt! Darum freut es mich doppelt, dass ihr jetzt da seid. Was brauchen wir in Wahrheit? Wir brauchen wieder ausreichend Geld für unser Bildungssystem, sehr geehrte Damen und Herren! (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Wir haben 2019 noch die Situation gehabt - Herr Wölbitsch, Sie wissen das -, dass wir 90 Millionen EUR im Integrationstopf 3 hatten. Ich plädiere wirklich gerade in Ihre Richtung, dass wir in den nächsten Wochen in unseren Koalitionsverhandlungen ein paar Dinge angehen, die wir gemeinsam für diese Stadt brauchen, Herr Wölbitsch. (Ironische Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Ich weiß, dass die FPÖ primär dafür verantwortlich war, dass dieser Integrationsfonds von 90 Millionen auf null heruntergestrichen worden ist, und ich weiß, dass gemeinsam mit den GRÜNEN Österreich-weit zumindest ein Anstieg auf 30 oder 40 Millionen möglich war. Herr Wölbitsch! Es sind genau die Investitionen, die wir brauchen, damit unsere Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort ... (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Da bin ich vollkommen bei Ihnen, Herr Wölbitsch: Fördern und fordern! Da sind wir beieinander. Gratuliere. Genau das ist der Punkt. Wir brauchen aber Sprachförderlehrkräfte an den Schulen. Wir brauchen Sprachförderung an den Kindergärten. Ein kleines Beispiel, was wir in der Koalition umgesetzt haben: Die Zahl der Sprachförderkräfte in dieser Stadt wurde fast verdoppelt von 300 Kräften auf 500 Kräfte. Genau diesen Schulterschluss in diesen Fragen brauchen wir. Sehr geehrte Damen und Herren! Wir müssen auf mehr Schulautonomie setzen. Unsere Direktorinnen und Direktoren müssen vor Ort entscheiden können, was sie brauchen in der Frage der Deutschförderklassen und der integrativen Deutschförderung und darüber, welche Unterstützung sie in der Sprachförderung vor Ort brauchen. Das, was wir momentan sehen, ist, dass das Projekt "Deutschklasse" an sich vom Rechnungshof zerlegt worden ist und von Pädagoginnen und Pädagogen zumindest hinterfragt worden ist, wie ich jetzt einmal sehr höflich sage. Derzeit führen die Deutschklassen, so wie sie heute dastehen, zur Segregation, das heißt, dass die Kinder auseinanderdividiert werden und nicht dort hinkommen, wohin wir wollen. (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Herr Wölbitsch! Die konstruktiven Kräfte in diesem Raum ... (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Dazu zähle ich vor allem auch Sie, Frau Hungerländer! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Und dazu zähle ich vor allem auch Herrn Kollegen Zierfuß und einige andere Christlich-Soziale hier in diesem Raum. Wir wollen eine gemeinsame Integration schaffen. (Zwischenruf von GRin Mag. Caroline Hungerländer.) Wollen wir das, oder wollen wir das nicht? Ich sehe ganz viele hier in diesem Raum, die gemeinsam für Integration stehen, gemeinsam eine Verbesserung der Deutschkenntnisse unserer Kinder und Jugendlichen herbeiführen und gemeinsam unsere Pädagoginnen und Pädagogen wieder stärken wollen. Genau aus diesem Grund gibt es in Wien die Bereiche Sprachberatung, Sprachkurse im Sommer, zusätzliche Materialen, und so weiter, also all das, was wir im eigenen Ausmaß machen können, neben den 60 Millionen, die Sie uns runtergestrichen haben, wie Sie sich erinnern. Das sind die Dinge, die wir tun. Nicht umsonst hat unser Bürgermeister erst zuletzt die multiprofessionellen Teams präsentiert, die vor Ort die Lehrerinnen und Lehrer unterstützen, ebenso die Freifahrt für die Klassen und einiges mehr. Sehr geehrte Damen und Herren! Es bleibt die Frage übrig: Was hat die Freiheitliche Partei gemacht? Nicht böse sein, ich habe das vorhin schon gesagt: Die Deutschklassen sind vom Rechnungshof und von Pädagoginnen und Pädagogen zerlegt worden. Jetzt werden Sprach-Screenings gefordert. Diese haben wir seit 2019 auf Grund der Anregung durch die ÖVP, und wir berufen uns heute auch auf die Sprach-Screenings, wenn wir sagen, an welchen Schulstandorten wir welche Sprachförderung brauchen und welche nicht. Gestern habe ich im Fernsehen den lieben Herrn Kollegen Kunasek von der FPÖ gesehen, und da ist es mir kurz schaurig kalt den Rücken hinuntergeronnen. Kollege Kunasek hat nämlich vor laufender Kamera von Asylwerbern gesprochen, dann hat er sich selbst aber ausgebessert und hat gesagt: Asylanten. Und diese Geisteshaltung bringt uns in der konkreten Frage gar nichts. Die Frage lautet: Wollen wir unsere Wiener Kinder fördern? Wollen wir unsere Lehrerinnen und Lehrer an den Schulstandorten und unserer PädagogInnen in den Kindergärten unterstützen? Wollen wir die Probleme gemeinsam angehen oder nicht? - Ich bitte Sie hier um eine konkrete Zusammenarbeit für unsere Stadt. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Vielen herzlichen Dank, Herr Kollege. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ein letzter Satz zu den Bildungsgrätzln: Diese sind super, bitte unterstützen wir sie bitte weiter! - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet, Das gibt mir die Gelegenheit, die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Linzer Straße ganz offiziell zu begrüßen. Sie besuchen die 4. Klasse Volksschule. Schön, dass ihr da seid und unserer Debatte folgt! (Allgemeiner Beifall.) Die Debatte ist hiermit geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Somit kommen wir zu den getrennten Abstimmungen. Zuerst kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 10. Wer der Postnummer 10 seine Zustimmung erteilen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, womit Postnummer 10 mehrstimmig gegen die Stimmen der FPÖ und von GR Kieslich angenommen ist. Zu diesem Poststück liegt ein Beschlussantrag der FPÖ zur Förderung für Hausunterricht kranker Kinder vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Dieser Antrag bleibt somit in der Minderheit und ist abgelehnt. Nun kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 11. Wer Postnummer 11 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS und GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der ÖVP und FPÖ sowie von GR Kieslich angenommen ist. Somit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 13. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich, somit ist diese Postnummer mehrstimmig angenommen. Hierzu liegen ebenfalls zwei Beschlussanträge vor. Der Beschlussantrag der FPÖ zum Jobticket für alle Bediensteten ist ein Antrag auf Zuweisung. Wer diesem Antrag auf Zuweisung zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von ÖVP, FPÖ sowie des klubungebundenen GR Kieslich. Damit ist dieser Antrag in der Minderheit und abgelehnt. Der nächste Antrag, der GRÜNEN, zur sofortigen Abstimmung betrifft die bessere Durchmischung an Wiens Pflichtschulen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe ausschließlich die Zustimmung der GRÜNEN. Somit ist auch dieser Antrag abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 25 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Wirtschaftsplan der Unternehmung Wien Kanal für das Jahr 2025. Es ist niemand zu Wort gemeldet, und deswegen kommen wir sofort zur Abstimmung. Wer Postnummer 25 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ und der NEOS gegen die Stimmen von ÖVP, GRÜNEN, FPÖ und GR Kieslich. Diese Postnummer ist mehrstimmig angenommen. Wir verabschieden uns jetzt von den Schülerinnen und Schülern der Volksschule Linzer Straße. Habt noch einen schönen Nachmittag! (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zur Postnummer 29 der Tagesordnung. Sie betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages für Einzel- und Gesamtförderungen im Bereich Kulturinitiativen für das Jahr 2025. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Baxant, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Petr Baxant, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Berger. Sie sind am Wort. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Sitzungssaal, auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Wir wechseln nun die Geschäftsgruppe und kommen von der Bildung zu Kultur und Wissenschaft. Uns liegt ein Tagesordnungspunkt betreffend die Genehmigung eines Rahmenbetrages für Kulturinitiativen für das nächste Jahr vor. Grundsätzlich halten wir Freiheitliche es so, dass wir diese Rahmenbeträge in den unterschiedlichsten Bereichen, sei es darstellende Kunst, Musik, und so weiter, durchaus als unterstützenswert betrachten. Wir schauen uns aber auch immer wieder an, was die Stadt Wien beziehungsweise die zuständigen Abteilungen, Kommissionen, Beiräte, und so weiter, und so fort tun. Es war auch keine Selbstverständlichkeit, hier immer auch die entsprechenden Förderlisten aus dem vorangegangenen Jahr zu erlangen. Und dann schauen wir uns natürlich auch an, was tatsächlich mit diesen Rahmenbeträgen geschieht, die hier beschlossen und dann - unter Anführungszeichen - von der Stadt vergeben werden. Bei diesem Fördertopf und Rahmenbetrag gibt es im großen Maße durchaus positive und unterstützenswerte Projekte. Man findet aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, in diesen Förderlisten beziehungsweise Projektlisten doch auch Projekte, im Hinblick auf welche man seine Zweifel hat, ob die finanziellen Mittel dort richtig aufgehoben sind. Dabei kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man als Oppositionspartei und insbesondere als Freiheitliche Partei, die ihren Auftrag als Kontrollinstanz auch in diesem Gremium sehr ernst nimmt, schlichtweg abwägt, ob man einem Projekt letztlich zustimmt oder nicht. Ich sage es an dieser Stelle ganz offen, wobei ich aber die Redezeit nicht über Gebühr beanspruchen möchte: Sehr viele Projekte, die gefördert werden, wie etwa der afghanische Unabhängigkeitstag, das syrische Neujahrsfest, Mondfeste, Lichterfeste, und so weiter, werden von Vereinen betrieben, die ohnehin schon auf Bezirksebene keine geringfügigen Fördersummen erhalten. Dabei kristallisiert sich auch immer wieder heraus, dass es dort Vereinsfunktionäre gibt, die natürlich nicht zufällig aus dem SPÖ-Umfeld kommen. Wobei wir nicht sagen, dass jemand nicht Vereinsfunktionär sein darf, der gleichzeitig auch SPÖ-Funktionär ist. Wenn es aber im Bezirk schon entsprechende Fördersummen auch aus diesem Hause gibt, dann gerät man halt irgendwann an den Punk, dass man sich überlegt, hier zuzustimmen. Deswegen werden wir diesen Punkt ablehnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, wohlüberlegt auch im Hinterkopf behaltend, dass es in dieser Stadt jährlich 3.000 Förderansuchen gibt, die von Seiten der Stadt und von Seiten der MA 7 schlichtweg grundlos abgelehnt werden. Es kommen dann auch immer wieder Projekte zu uns herein, im Hinblick auf welche man uns ersucht, herauszufinden, wieso dieses oder jenes Förderansuchen abgelehnt und das Projekt nicht unterstützt wird. Vorher waren gerade Kinder hier herinnen, und es ist bei den Ansuchen beispielsweise auch oft wirklich interessante Kinderliteratur mit dabei, für welche Autoren um Unterstützung ansuchen. Dann werden aber wiederum Unabhängigkeitstage und Neujahrsfeste gefördert, und ich muss sagen: All die Vereine, die ich kenne, begehen ihre Neujahrsfeste, Weihnachtsfeiern oder was auch immer ohne Unterstützung aus dem Kulturbudget der Stadt Wien, und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, halten wir auch für andere zumutbar. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Insofern verursachen diese Fördergaben zu einem gewissen Teil Unverständnis. Unverständnis wird aber auch in einem anderen Bereich dieser Stadt verursacht, und in diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Antrag seitens der Volkspartei, der ebenfalls heute hier vorliegt, zu sprechen kommen. Wir hatten das letzte Woche schon zum Thema, und wir haben auch im Gemeinderatsausschuss darüber gesprochen. Es geht um die Denkmalpolitik in dieser Stadt. Konkret spreche ich den schriftlichen Antrag an, den ich im letzten Gemeinderat im Oktober zum sogenannten Sobieski-Denkmal eingebracht habe, das, wie von der Stadt Wien vor mittlerweile gut zehn Jahren geplant, auf dem Kahlenberg hätte errichtet werden sollen. In der Vergangenheit gab es immer wieder die eine oder andere Stellungnahme, es gab schon Begutachtungen, man hat sich das angeschaut, es haben namhafte SPÖ-Politiker gesagt, ja, das setzen wir um. Es hat auch bilaterale Gespräche mit Polen gegeben, wo es eben um dieses Gedenken angesichts der Befreiung durch die Schlacht am Kahlenberg 1683 gegangen ist. Und ja, wir wollten tatsächlich einmal wissen, wie das die Frau Stadträtin sieht. In der Zwischenzeit war Corona, alles Mögliche hat hier als Ausrede gedient. Und ja, wir haben eine Antwort erhalten, die auch entsprechend umfassend und erläuternd war, nichtsdestotrotz durchaus für Unverständnis gesorgt hat, nicht nur unsererseits für Unverständnis gesorgt hat, sondern durchaus bei Historikern in Wien, in Österreich, generell im deutschsprachigen Raum. Darauf werde ich aber dann noch später zu sprechen kommen. Ich darf vielleicht drei Aspekte aus der Antwort zu unserem schriftlichen Antrag seitens der Frau Stadträtin herausgreifen. Die Frau Stadträtin sagt einerseits, da gibt es bereits ausreichend Gedenken dafür. Da werden Kirchen erwähnt, wo es sozusagen Erinnerungstafeln gibt, die sogenannten Türkenkugeln, die damals Kanonenkugeln waren und vorwiegend auf Kirchen zu finden sind. Und ja, die werden jetzt dafür genannt, dass es bereits ausreichend Gedenken geben soll. Dann wird auch das sogenannte Schwechater Kugelkreuz angeführt. Das finde ich besonders interessant, weil das nicht einmal auf Gemeindegebiet der Stadt Wien ist. Dann führt die Frau Stadträtin aus, dass man kein heroisierendes Denkmal in Wien haben möchte, weil man dann mit Aufmärschen aus der sogenannten rechtsextremen Szene rechnen muss - was auch immer die Frau Stadträtin damit meint. Ich habe mir dann erlaubt, nachzufragen, wie viele Aufmärsche, Sammelpunkte, Pilgerorte, wenn man so will, seitens dieser Szene, die befürchtet wird, es in Wien bis dato gibt oder dokumentiert sind. Rückmeldung habe ich zu dieser Frage keine erhalten und gewissermaßen ist es auch nur ein Scheinargument. Denn, wenn dem tatsächlich so wäre, das Prinz-Eugen-Denkmal steht mitten am Heldenplatz und wäre, wenn man einen Kontext zu dieser Zeit herstellen möchte, eigentlich das prädestinierte für solche Aufmärsche, wie Sie es bezeichnen. Mir sind keine bekannt, meine sehr geehrten Damen und Herren, insofern halte ich das auch nur für ein Scheinargument. Und ja, offensichtlich hat diesen Antrag - genau, die Frau Berner freut sich - die Frau Stadträtin selbst oder das Büro der Frau Stadträtin von einem Antrag der GRÜNEN abgeschrieben, weil man vielleicht etwas zum Füllen der Antwort gebraucht hat. Und dann wird auch noch angeführt, dass man auf entsprechende Bevölkerungsgruppen in Wien Rücksicht nehmen muss und keine ausländerfeindliche Hetze in dieser Stadt haben möchte. Ich habe Ihnen das auch im Ausschuss erläutert, wie viele von Ihnen wissen, bin ich Favoritner Mandatar: Im 10. Bezirk trifft man nicht wenige Menschen mit türkischen Wurzeln, viele davon schon österreichische Staatsbürger, manche nicht, aber ich kann Ihnen ganz offen sagen, die sehen das ziemlich neutral, objektiv und sachlich als ein Ereignis im Jahr 1683, also vor mittlerweile bald 350 Jahren. Ich kann Sie beruhigen, das lässt die Wogen nicht mehr hochgehen, das ist ein historisches Faktum, und da ist Ihre Furcht, meine sehr geehrten Damen und Herren, und insbesondere Frau Stadträtin, mit Sicherheit vollkommen unbegründet. Ja, dann kommt als Argument, wieso es noch nicht errichtet werden kann, irgendwelche Meinungswechsel in der Denkmalpolitik, und so weiter, und so fort, Corona hatten wir schon. Tatsache ist, wir sind in unserem Bestreben, dieses Denkmal umzusetzen, nicht alleine. Und all die Vorwände, die Sie so geliefert haben ... Sie haben ja dann offensichtlich Ihre schriftliche Antwort auch dem "Standard" weitergeleitet, denn von uns ist es nicht gekommen - also so viel zur Befürchtung, man muss immer alles ganz geheim halten, denn sonst spielt es die Opposition raus -, alles, was irgendwie aus dem Kulturbereich rauskommt, ist in der Regel aus dem Stadtratsbüro. Und ja, der "Standard" hat das natürlich so hingenommen und, Gott sei Dank, jetzt ist dieses Thema endlich beendet. Ich kann Sie aber insofern beruhigen, das sehen insbesondere viele Historiker nicht so. Da gibt es dann diverse Gastkommentare, auch von Historikern, wo geschrieben wird, dass bei dieser Argumentation wenig Ahnung, aber viel mehr Meinung mitgespielt hat. Und ich darf Ihnen da auch einen Gastkommentar aus dem "Kurier" vom durchaus anerkannten Historiker Johannes Schönner mitgeben. Der steht nicht in Verdacht, ein Freiheitlicher zu sein, das möchte ich an dieser Stelle auch ganz offen sagen, und der schreibt ein paar sehr interessante Dinge: "Offensichtlich waren bei der Entscheidungsfindung von Kulturstadträtin Kaup-Hasler zu viele Politstrategen im Raum und zu wenig wirkliche Historiker." Weiters schreibt er ein paar interessante Punkte, auch was ich insbesondere in der letzten Sitzung hier zum Besten gegeben habe: "Wobei die historische Unkenntnis ja nahezu als gering anzusehen ist im Vergleich zur Selbstverleugnung gegenüber der eigenen Herkunft. Ohne Sobieski und den Sieg der Alliierten am Kahlenberg gäbe es keine demokratischen Parteien und somit auch keine SPÖ, höchstens dem gegenwärtigen Sultan hörige Vasallenparteien. Ist der Stadträtin bewusst, dass nicht nur die österreichische Geschichte anders verlaufen wäre, sondern jene von ganz Europa?" Und der durchaus aussagekräftigste Satz findet sich dann zum Schluss des Kommentars: "Der ganze Entscheidungsprozess und erst recht die beigelieferte Argumentation erinnert an die DDR- Erinnerungskultur, als das SED Politikbüro dogmatisch die marxistische Wahrheit bekannt gab." Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere, und da spreche ich Sie durchaus persönlich an, Frau Stadträtin, ich habe Sie in den letzten Jahren durchaus als eine Persönlichkeit mit einem gewissen intellektuellen Tiefgang kennen gelernt, sehe ich mich aber hier durchaus in einer gewissen Reihe mit diesen Historikern, dass diese Scheinargumente, die Sie hier liefern, nicht überzeugend sind. Ich empfehle persönlich - das sage ich auch ganz offen -, sich vielleicht ein bisschen aus dem Babler-Personenkomitee, aus diesem Dunstkreis herauszubewegen, sich vielleicht wirklich Historiker zur Seite zu stellen und sich nicht immer im Dunstkreis von Jelinek, Misik, Rau und Konsorten aufzuhalten. Sie sind nun einmal, mögen Sie auch der Partei angehören, ein Stadtregierungsmitglied hier in Wien, und entsprechend umfassend und weitsichtig erwarten wir auch Ihre Beurteilung, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ sowie von GRin Mag. Caroline Hungerländer und GR Wolfgang Kieslich.) Eines möchte ich noch vorausschicken und dann biege ich mit meinen Worten auch schon in die Zielgerade ein: Es ist Ihnen mit Sicherheit nicht gelungen, hier diese Diskussion abzudrehen, meine sehr geehrten Damen und Herren und insbesondere Frau Stadträtin. Vielleicht haben Sie es sich erhofft, aber das wird Ihnen mit Sicherheit nicht gelingen. Es gibt auch einen entsprechenden Antrag der Döblinger Bezirksvertretung dazu, dass eine deutliche Mehrheit der Döblinger Bezirksvertretung auch eine Umsetzung dieses Denkmals wünscht, nämlich nicht nur mit den Stimmen der ÖVP und der FPÖ, sondern auch von NEOS-Bezirksräten. Das möchte ich an dieser Stelle auch sehr klar festhalten ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Berger, darf ich dich bitten, du sprichst jetzt seit neun Minuten über ein Thema, das nicht Gegenstand des Tagesordnungspunktes ist, dass du wieder zur Tagesordnung zurückkehrst. Ich glaube, alle haben verstanden, um was es dir geht, und ich darf dich jetzt wieder bitten, zur Tagesordnung zu sprechen. GR Stefan Berger (fortsetzend): Hoher Herr Vorsitzender, zu diesem Tagesordnungspunkt wurde ein Antrag der Österreichischen Volkspartei eingebracht, mit dem Titel "Gutachten zum Sobieski-Denkmal". Wenn es jetzt auch nicht mehr gestattet ist ... Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Berger, ich kenne den Antrag, den kennt das ganze Haus, wir haben ihn alle gelesen, du hast jetzt neun Minuten dazu referiert, ich darf dich bitten, wieder zur Tagesordnung zurückzukommen. GR Stefan Berger (fortsetzend): Genau. (Heiterkeit bei GRÜNEN und NEOS. - GR Thomas Weber: Was war nun das Thema?!) Nein, Herr Kollege, wenn Sie mir von Anfang an gefolgt wären, dann wüssten Sie, wieso und weshalb und warum wir dieses Thema hier haben. Lesen Sie einfach den Tagesordnungspunkt zu Kulturinitiativen. Wissen Sie, ich glaube schon, dass das Thema weh tut, dass das unangenehm ist, aber es wird Ihnen mit Sicherheit nicht gelingen. Kurzum, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme dann zu meinem Schlusssatz: Wer offensichtlich kein Problem damit hat, wenn in dieser Stadt Che-Guevara-Denkmäler errichtet werden, wenn in dieser Stadt dem Stalin gedacht wird, der hat mit Sicherheit auch nicht die Autorität, solche Diskussionen und solche Denkmäler hier abzustellen. Kurzum möchte ich noch auf jeden Fall festhalten, dass wir auch diesem Antrag meiner Kollegin zustimmen werden, weil hier auch in puncto dieses Gutachtens auf jeden Fall noch Transparenz gefragt ist. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Anderle, ich erteile es ihr. GRin Patricia Anderle (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Stadträtin! Ich freue mich, dass sich der Herr Berger so für die Anträge der ÖVP einsetzt, ich werde dazu aber nicht viel sagen, denn mein Kopf rauscht jetzt noch immer, ich bin sehr verwirrt über die ganzen Worte, die da jetzt gefallen sind. Aber da Sie auch die Bezirkskulturförderungen angesprochen haben, möchte ich sagen, es kann niemals genug Geld für die Kultur sein. Als ich als Bezirksrätin in der Landstraße begonnen habe, haben wir damals 70.000 EUR pro Jahr für die Kultur ausgegeben, mittlerweile sind es 350.000, worauf ich sehr stolz bin. Zu dem vorliegenden Poststück ... (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Wir haben ja das Geld!) - Ja, für die Kultur ist jeder Cent wichtig. - Bei den Rahmenbeträgen, um die es da heute in dem Poststück geht, für die Kulturinitiativen geht es um 2 Millionen EUR, und das ist einfach wichtig für diese Stadt und eine lebendige Kulturszene. Wir legen besonderen Wert auf die Förderung dezentraler Kulturangebote, die auch abseits der großen Institutionen Raum für Kreativität schaffen. Das ist nicht nur essenziell für die kulturelle Nahversorgung in unseren Grätzln, sondern macht Wien auch für internationale BesucherInnen noch attraktiver. Mein Dank gilt an dieser Stelle besonders der MA 7, die hier mit großer Expertise und Engagement für die Vielfalt in dieser Stadt sorgt. Ich möchte einige Beispiele von diesen über 300 Projekten, die da gefördert werden, nennen: Zum einen die "Steine der Erinnerung", die mit ihrem Projekt das Gedenken an die Opfer des Holocaust lebendig halten, oder "One Billion Rising", die sich jetzt passend zum "16 Tage gegen Gewalt" für das Ende von Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzen, oder das Festival "urbanize!", ein innovatives Stadtforschungsprojekt, oder den "Österreichischen Verband der serbischen Folklorevereine". Da durfte ich letzten Samstag in Margareten dabei sein. Da hat es eine Feier anlässlich des 160. Todestages von Vuk Karadžic gegeben, der übrigens fast sein ganzes Leben in der Landstraße gelebt hat, ein Pionier der serbischen Schriftsprache war, es damals schon verstanden hat, Brücken zu schlagen und Menschen zusammenzubringen und schon damals Leute wie Goethe und Grimm um sich geschart hat. Diese Projekte stehen exemplarisch für das breite Spektrum an geförderten Initiativen, die von Gedenkkultur über soziale Kampagnen bis hin zu innovativer Kunst reichen. Und auch Initiativen wie das Kindertheater, das aktuell läuft, und die langfristige Etablierung von Atelierräumen am Otto-Wagner-Areal zeigen, dass Wien nicht nur an das Hier und Jetzt denkt, sondern auch mutige Schritte für die Zukunft setzt. Unser Ziel bleibt klar leistbare Kultur für alle, gerechte Entlohnung für KünstlerInnen und ein wachsendes Angebot, das mit der Dynamik unserer Stadt Schritt hält. Die Unterstützung von Projekten wie diesen ist nicht nur eine Investition in die Kunst und Kultur, sondern in das soziale Miteinander und die Lebensqualität aller WienerInnen. Arbeiten wir gemeinsam an einer Kulturpolitik, die den Menschen dient - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie von GR Thomas Weber und Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 29 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN und ist daher mehrstimmig angenommen. Wir kommen zu einem Antrag der ÖVP bezüglich Gutachten zum Sobieski-Denkmal, hier wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft beantragt. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung erfolgt einstimmig und ist damit dem Ausschuss zugewiesen. Es gelangt nunmehr Postnummer 35 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an die KRW - Kultur Raum Wien GmbH. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Anderle, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Patricia Anderle: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner, ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen Nachmittag! Nachdem wir heute schon viele schwierige Themen besprochen haben, und ich meine nicht den Sobieski, sondern Frauen- und Gewaltschutz, komme ich jetzt zu einem eher trockenen Thema und freue mich, dass der Saal so gefüllt ist. Zum dritten Mal haben wir einen Antrag für die KRW - Kultur Raum Wien GmbH auf der Tagesordnung. Noch im Ausschuss im September wurden einmal 13,6 Millionen für die Gesamteinrichtung des Kinderkulturhauses beschlossen und dann in einem extra Posten 170.000 für die Baubegleitung. Jetzt im November braucht die KRW noch einmal 130.000 für Mietvertragsgebühren. Wie kann es sein, dass bei einer Gesamtprojektplanung, die 13 Millionen ausmacht, so eine Planung für einen Mietvertrag nicht eingeflossen ist? Das irritiert mich extrem. Ob man dann 13 Millionen oder 13,2 Millionen beschließt, ist irgendwie auch schon wurscht, und ich verstehe nicht, warum wir das so in Salamitaktik bekommen. Mittlerweile kostet das Kinderkulturzentrum also um 300.000 EUR mehr, als ursprünglich geplant war, es ist völlig unklar, ob da dieses oder nächstes Jahr oder wenn sich die Baukosten steigern, noch was kommt. Jedenfalls wird das alles in kleine Posten ins Budget verteilt, aber solange das Interpellationsrecht, das heißt, das Fragerecht für GmbHs nicht in der Stadtverfassung verankert ist, gibt es für uns als Abgeordnete der Opposition keine Möglichkeit, bei so einem Riesenprojekt etwas zu Einnahmen und Ausgaben, Gehältern der Geschäftsführer, tatsächlichen Baukosten und Ähnlichem zu erfahren. Die GmbH macht die Kulturinstitutionen so zu einem schwarzen Loch, in das irgendwie Steuergelder hineinfließen und aus dem irgendwie neue Wünsche hervorgetragen werden. Diese GmbHs von Kulturinstitutionen werden zu 100 Prozent von der Stadt finanziert - und darum geht es, 100 Prozent Finanzierung von der Stadt -, und trotzdem gibt es keine politische Kontrolle, was dort mit dem Geld passiert. Das irritiert uns und wir werden hellhörig, wenn mittels Salamitaktik zusätzlich alle paar Monate neue Kosten für die KRW GmbH auf die Tagesordnung kommen. Am Ende werden die Kosten des Gesamtprojekts auf so viele Posten im Budget verteilt sein, dass man nicht mehr weiß, wie viel es insgesamt wirklich gekostet hat und was da eigentlich alles ausgegeben worden ist. Nur zur Klarstellung, uns geht es nur um die Transparenz, als GRÜNE finden wir natürlich das Gesamtprojekt sehr sinnvoll. Es soll ein Kinderkulturzentrum im 21. Bezirk geben, das braucht es dort, wir werden das auch gerne unterstützen, und ich glaube auch, dafür gibt es eine breite Mehrheit im Gemeinderat. Deshalb ist es besonders unverständlich, warum die Kosten dann überall in klein, klein verteilt werden, wir könnten es transparent und klar machen. Wir werden diesen Antrag heute ablehnen, aber nicht, weil wir das Projekt ablehnen, sondern weil wir diese Vorgangsweise ablehnen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Hursky, ich erteile es ihm. GR Christian Hursky (SPÖ): Geschätzter Herr Vorsitzender! Geschätzte Frau Stadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Frau Kollegin Berner hat es ja bereits erwähnt, dieses Projekt ist natürlich ein sinnvolles Projekt, weil wir auch in den Bezirken über der Donau eine vernünftige kulturelle Stätte und das vor allem für Kinder erhalten. Natürlich schaut das nicht ganz lustig aus, wenn man so häppchenweise immer wieder irgendwelche finanziellen Beträge bekommt, die man noch nachreichen muss, aber ich glaube, man kann dem schon entgegenhalten, es ist ja kein schwarzes Loch. Wir wissen in diesem Fall ganz genau, wofür wir diese 130.000 EUR zusätzlich aufwenden müssen, die halt entstanden sind, weil sie vielleicht zu diesem Zeitpunkt nicht so geplant oder nicht so planbar waren. Ich würde Sie auch daher bitten, diesem Antrag zuzustimmen, um den nächsten Schritt für die Kultur in Floridsdorf oder über der Donau zu machen. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 35 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt mit SPÖ, NEOS, ÖVP, FPÖ gegen die Stimmen von GRÜNEN, GR Kieslich ist nicht anwesend, daher mehrstimmig angenommen. Postnummer 36 der Tagesordnung betrifft eine Förderung an QWIEN. Verein für queere Kultur und Geschichte für die Jahre 2024 und 2025. Es liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 36 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand - Die Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN und ist daher mehrstimmig angenommen. Postnummer 37 der Tagesordnung betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages für Einzel- und Gesamtförderungen im Bereich Wissenschaft und Forschung für das Jahr 2025. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Hursky, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Christian Hursky: Bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Malle. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Wir werden der Post natürlich zustimmen, das ist sowieso klar, ich möchte aber an dieser Stelle noch kurz über ein anderes Thema reden, wo wir auch einen Antrag einbringen, weil es wichtig ist. Wir müssen derzeit leider wieder sehr viel über Frauenrechte diskutieren, weil konservative und rechtspopulistische Kräfte immer stärker werden und ... (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Das ist die Tatsache, Herr Kollege, Sie sollten das eigentlich wissen. (Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) Sie können sich eh dann zu Wort melden, wenn Sie wollen. Es geht aber an dieser Stelle jetzt nicht explizit darum, und da kann man der Stadt Wien auch nicht so viel vorwerfen, sondern es gibt einen anderen Bereich, wo man noch eine gesellschaftliche Anstrengung vollziehen könnte, und das ist der Bereich Frauen in Wissenschaft und Forschung. Da ist auch nicht alles schlecht hier, aber ich glaube, es ist noch ein bisschen Luft nach oben. Es ist für Frauen im Bereich der Wissenschaft und Forschung ungleich schwieriger als für Männer, weil sie auf strukturelle Barrieren treffen, gesellschaftliche Barrieren. Und alle wissen es eigentlich, je höher man die Karriereleiter klettert, desto schwieriger wird es für Frauen und desto mehr Frauen scheiden auch nach und nach wieder aus. Obwohl mittlerweile mehr Frauen studieren, auch die besseren Abschlüsse erzielen und auch die schnelleren Abschlüsse machen, sinkt ihr Anteil mit jeder weiteren Qualifizierungsstufe im akademischen Bereich. Wenn beispielsweise unter den Studierenden noch mehr Frauen zu finden sind, sind es im Doktoratsbereich schon viel weniger und auf der ProfessorInnenebene ist es am deutlichsten, wo das Problem liegt, es sind nämlich beispielsweise nur 34 Prozent der ProfessorInnen an der Universität Wien Frauen. Es gibt viele Gründe dafür. Ein Thema ist natürlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und natürlich auch das Prekariat, dass man sich manchmal von Projektantrag zu Projektantrag hanteln muss. Ich habe relativ guten Einblick, was die universitäre Landschaft betrifft, ich bin selber wissenschaftlich aktiv und ich sehe es bei viele Kolleginnen, die das quasi als Hauptberuf machen, wie sie oft aufgeben, weil sie scheitern, und zwar nicht, weil sie zu blöd wären oder so, sondern weil sie einfach wirklich immer wieder prekären Situationen ausgesetzt sind, nicht die ganze Zeit pendeln wollen und können, die Familie vereinbaren müssen und sich mit beispielsweise 147 anderen hochqualifizierten BewerberInnen um eine Stelle schlagen. Das führt manches Mal leider auch zur ungleichen Bewertung von Leistung. Und Frauen haben oft auch noch weniger Netzwerke als Männer, das ist auch ein Fakt. Es gibt viele unsichtbare Barrieren und vergleichsweise sogar oftmals weniger Zugang zu Fördermitteln. Wir haben in den letzten Jahren auch in Wien Fortschritte gesehen, aber die Zahlen sind trotzdem alarmierend, und wir glauben, dass Wien noch ein bisschen mehr tun könnte. Die rot-pinke Stadtregierung könnte beispielsweise ein Stiftungsprogramm einrichten, das ausschließlich Frauen zu Gute kommt und in diesem Sinne auch positiv diskriminiert. Wir denken an Stiftungsprofessuren, die nur an Frauen gegeben werden, die international bereits erfolgreich sind. Es gibt in Deutschland ein Professorinnenprogramm 2030, das erzielt gute Ergebnisse, und damit ist es auch möglich, den Frauenanteil in Spitzenpositionen in der Wissenschaft zu erhöhen. Solche Programme treiben die Gleichstellung voran, sie stärken auch die Innovationskraft, die es in Wien so dringend braucht, die Diversität auch in der Wissenschaft. Ich glaube, hier braucht es einen viel stärkeren Wandel in den Institutionen, aber auch in der Politik noch viel mehr Bewusstsein dafür, damit die Spitzenleistung und die Förderung von Frauen in allen Bereichen der Wissenschaft auch anerkannt werden. Deshalb wäre es eine schöne Gelegenheit, wenn Sie unserem Antrag zustimmen, die Rahmenbedingungen für Frauen in der Wissenschaft zu verbessern, denn die Zahlen sind ein Auftrag. Sie sind nach wie vor nicht zufriedenstellend, und wir sollten uns nicht irgendwann für eine tatsächliche Gleichstellung für Frauen in der Wissenschaft einsetzen, sondern ab jetzt. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Dr. Samel, ich erteile es ihr. GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Frau Stadträtin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor dem Livestream! Ja, Wissenschaft braucht mehr Frauen, das steht, glaube ich, außer Frage. Der Stadt Wien ist es wirklich ein zentrales Anliegen, Geschlechtergerechtigkeit auch in den höheren akademischen Strukturen zu fördern. Ich bin auch ganz Ihrer Meinung, dass es gezielt Maßnahmen braucht, um Chancengerechtigkeit auch im akademischen Betrieb zu gewährleisten. Die gezielte Förderung von Frauen, die strukturell benachteiligt sind, ist der Stadt Wien auch ein besonderes Anliegen. Dabei verfolgt die Stadt einen interjektionellen Ansatz in der Gleichstellungsarbeit. Frauen sollen nicht erst am Ende ihrer akademischen Laufbahn unterstützt werden, sondern bereits frühzeitig auf ihrem Weg. Dazu gibt es verschiedene Fonds, wie den Jubiläumsfonds der ÖAW, der BOKU oder auch der WU, die aktiv junge Wissenschaftlerinnen in diesem Fall bei ihrer Karriere in der Forschung unterstützen. Stiftungsprofessuren werden jedoch nicht immer als nachhaltiges Instrument gesehen, da sie oft keine langfristige Verankerung im Wissenschaftsbetrieb bieten. Der WWTF zum Beispiel setzt auf Programme, die es NachwuchswissenschaftlerInnen ermöglichen, ihre ersten eigenen Forschungsarbeiten beziehungsweise Forschungsgruppen aufzubauen, um so auch eine langfristige Karriereperspektive an Wiener Institutionen zu erhalten. Vielleicht noch ganz kurz zum Rahmenbetrag Wissenschaft und Forschung, der jetzt abgestimmt werden soll. Ich denke, dass Wien sich wirklich als zentraler Standort für Forschung und Innovation herauskristallisiert hat. Obwohl die primäre Verantwortung für die Förderung von Wissenschaft und Forschung beim Bund liegt, engagiert sich die Stadt Wien aktiv dafür, den Wissenschaftsstandort auch mitzugestalten. Es geht darum, unabhängige Forschung zu fördern und Projekte voranzutreiben, die für Wien von besonderer Relevanz sind. Die Stadt Wien hat sich der Förderung von Wissenschaft und Forschung auf vielfältige Weise verschrieben. Der Rahmenbetrag, der heute abgestimmt werden soll, ermöglicht daher nicht nur die Unterstützung einzelner Forschungsprojekte, sondern auch die Förderung wissenschaftlicher Vereine und zahlreicher Institutionen. Wir tragen damit maßgeblich dazu bei, den einzigartigen Charakter der Wiener Wissenschaftslandschaft auch zu stärken. Diese Förderungen erlauben auch eine beeindruckende Bandbreite an Aktivitäten, die sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit beschäftigen, von Projekten zur Erinnerungskultur, über die Forschung demokratischer Prozesse, von Symposien bis hin zu einzelnen Gesamtförderungen. Wien setzt hier wirklich wichtige Impulse, um den wissenschaftlichen Diskurs auch voranzutreiben. Ein Beispiel hierfür ist zum Beispiel der Wiener Call "Vom Wissen der Vielen", dessen Projekte 2024 bereits erfolgreich abgeschlossen wurden. Hervorzuheben ist aber auch das daraus entstandene Projekt "Und mittendrin, die Wissenschaft", das mit dem Österreichischen Staatspreis für Erwachsenenbildung ausgezeichnet wurde. Besonders hervorzuheben ist vielleicht auch das Thema Digitaler Humanismus, das mit intensiven Vermittlungsangeboten und interdisziplinären Ansätzen aktiv gefördert wird. Ich glaube, gerade in der heutigen Zeit ist es entscheidend, eine positive Haltung gegenüber der Wissenschaft zu pflegen und zu stärken. Die Pandemie und natürlich andere große globale Herausforderungen haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, Forschung nicht nur zu fördern, sondern ihre Ergebnisse auch für die Gesellschaft sichtbar und verständlich zu machen. Deshalb engagiert sich die Stadt Wien auf allen Ebenen der Wissenschaftskommunikation. Der Dialog zwischen der Stadt und den Forschungseinrichtungen wird stetig vertieft, um nicht nur die wissenschaftliche Exzellenz zu fördern, sondern auch gemeinsam den zukünftigen Herausforderungen besser begegnen zu können. Ein besonderes Symbol der Wertschätzung ist auch der Wiener Ball der Wissenschaften. Der Ball wird am 25. Jänner wieder im Wiener Rathaus stattfinden, ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt und repräsentiert auch die Vielfalt der Wiener Forschungslandschaft. Im kommenden Jahr steht der Ball unter einem besonderen Stern, denn wir feiern sein zehntes Jubiläum. Unter dem Motto "Walzer und Wissenschaft" vereint dieser einzigartige Ball seit einem Jahrzehnt die typischen Elemente des Wiener Balls mit den Beiträgen der Beteiligung der gesamten Forschungs- und Hochschulszene. Der Wissenschaftsball genießt eine enorme internationale Sichtbarkeit und zieht Gäste aus der ganzen Welt heran. Besonders stolz können wir auf das Ehrenkomitee sein, das sich aus den Rektorinnen und Rektoren, Präsidentinnen und Präsidenten sowie Leiterinnen und Leitern aller Wiener Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des IST zusammensetzt. Sie alle unterstreichen damit die Relevanz Wiens als bedeutendster Wissenschafts- und Universitätsstandort in Mitteleuropa. Ich denke, ein solcher Ball ist nicht nur ein gesellschaftliches Ereignis, sondern auch ein kraftvolles Signal, Wien ist eine Stadt, die Wissenschaft eben nicht nur fördert, sondern auch feiert. Wir können alle stolz darauf sein, Teil dieser Tradition sein. Ich freue mich bereits auf das kommende Jubiläumsjahr und bin mir sicher, dass wir ein tolles und spannendes Ballprogramm erwarten werden können. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns weiterhin daran arbeiten, den Wissenschaftsstandort Wien zu stärken und damit eine vielversprechende und zukunftsorientierte Perspektive für unsere Stadt zu schaffen. Ich bitte Sie daher um Zustimmung zu diesem Poststück. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer der Postnummer 37 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Postnummer 37 wird einstimmig angenommen. Es liegt ein Antrag der GRÜNEN vor, Wissenschaft braucht Frauen. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt durch ÖVP und GRÜNE, das ist die Minderheit, der Antrag ist daher nicht angenommen. Postnummer 41 betrifft eine Förderung an die Demokratiezentrum Wien GmbH für das Jahr 2025. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Dr. Samel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Weber. Bitte. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Herr Stadtrat! Frau Stadträtin! Wir haben ja heute schon im Rahmen der Fragestunde das Thema Demokratiehauptstadt Wien gehabt, das großartige Kick-off, das wir gestern gehabt haben. Ich möchte jetzt kurz zum Thema Demokratiezentrum Wien sprechen, denn das Demokratiezentrum Wien ist wirklich eine super Initiative, die nicht nur schön zur Demokratie passt, sondern die es schon seit dem Jahr 2000 gibt, und ich möchte Ihnen einige der Projekte vorstellen, die das Demokratiezentrum Wien auf den Weg bringt, die ich sehr großartig finde. Das ist beispielsweise das Projekt "MILEY - Meilensteine Europäischer Demokratiegeschichte", wo es darum geht, eine digitale Karte der europäischen Demokratiegeschichte zu erzeugen. Das heißt, da werden historisch bedeutsame Orte herausgenommen und in den Mittelpunkt gestellt, etwa die Wiener Ringstraße, und anhand von diesen Orten wie etwa der Wiener Ringstraße wird der Spannungsbogen der Demokratie, des Kampfes um Demokratie, das gegenseitige Ausverhandeln um Demokratie hergestellt und sichtbar gemacht. Die Wiener Ringstraße ist dafür ein gutes Beispiel, denn sie war ursprünglich ein Herrschaftsverständnis des Kaiserhauses und ist zu einem Paradebeispiel eines Ortes geworden, wo es Demonstrationen für gesellschaftlichen Fortschritt, für Wahlrecht, für Frauenrechte gegeben hat. Und diesen Spannungsbogen an einzelnen Orten darzustellen, ihre Geschichte, ihre umstrittene Geschichte, die umstrittene Geschichte von Demokratie, oder das Demokratie Erkämpfen verbunden mit diesen Orten ist Gegenstand von diesem Projekt "MILEY". Es geht da um kritisches Denken, es geht da um Medienkompetenz, es geht auch um interkulturelle Perspektiven, aber auch vor allem um Teilnahme und Engagement, denn das Projekt "MILEY" zeigt sehr schön, dass Demokratie quasi kein in sich abgeschlossener Ort ist, sondern etwas, was einen permanenten Diskurs und eine permanente Aufmerksamkeit von uns allen in der Gesellschaft braucht. Ein anderes spannendes Beispiel vom Demokratiezentrum Wien ist "AI.D". Es geht um Künstliche Intelligenz im Zeitalter von Demokratie. Wir alle haben ein Smartphone und Apps vor uns liegen, wo Künstliche Intelligenz und Algorithmen zahllose Entscheidungen für uns treffen. Die Dinge, die uns angezeigt werden, die Dinge, die uns nicht angezeigt werden, sind Dinge, die man vielleicht als Selbstverständlichkeit annimmt, aber es stecken sehr bewusste Entscheidungen dahinter. Dieser Einfluss von Künstlicher Intelligenz, dieser Einfluss von Social Media, von Algorithmen, die uns in unseren Echokammern lassen oder die andere Meinungen zulassen, muss uns bewusst gemacht werden. Und dieses Projekt "AI.D" macht es bewusst. Genau genommen, geht es da darum, mit Berufsschülerinnen und Berufsschülern und deren Lehrkräften über die demokratiepolitische Komponente zu arbeiten, die Künstliche Intelligenz hat. Da geht es darum, die digitale Kompetenz zu stärken, es geht aber auch darum, so etwas wie ein Bewusstsein für Transparenz zu schaffen und einen wichtigen Beitrag für die Teilhabe an demokratischen Prozessen zu leisten. Ich möchte Ihnen noch ein drittes Projekt vorstellen, das ist das Projekt "TaCFoRSED", da geht es darum, Resilienz gegenüber Verschwörungsmythen und Verschwörungserzählungen zu erzeugen. Verschwörungserzählungen sind mit Sicherheit eine der großen Bedrohungen unserer Zeit und auch damit verbunden, was auf Social Media damit abgeht. In den Kommentarspalten von manchen Social-Media-Plattformen fallen, wenn man gewisse Sachen postet, binnen Minuten hunderte Trolle auf einen her, ich habe gerade wieder ein aktuelles Beispiel auf meinen Social-Media-Kanälen gehabt. Und dieses Projekt untersucht das Thema Verschwörungsmythen, Verschwörungserzählungen, um diesen Verschwörungserzählungen entgegenzuwirken. Es geht darum, Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen, und richtet sich ganz besonders an Menschen, die Multiplikatoren und Multiplikatorinnen im Bildungsbereich sind. Es geht also darum, Werkzeuge zu schaffen, um antidemokratischen Narrativen fundiert entgegenzutreten. Das Demokratiezentrum Wien hat noch viele andere Projekte, die können Sie sich alle auf der Web-Seite des Demokratiezentrums anschauen - alles großartige Projekte, die unser Verständnis von Demokratie fördern, vor allem kritisches Denken fördern, die Auseinandersetzung mit Demokratie fördern, Räume schaffen, Dialoge für Partizipation schaffen. Ich finde, es ist eine tolle Initiative, und ich freue mich, wenn Sie beim Demokratiezentrum Wien mitstimmen. - Danke. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Weninger, ich erteile es ihr. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Kollege Weber hat ja schon sehr eindrucksvoll geschildert, wie breit und vielfältig das Angebot des Demokratiezentrums ist. In der Arbeit geht es quer durch um die Förderung und die Stärkung von Demokratie und politischer Bildung, und - das finde ich so toll - auch für ganz unterschiedliche Zielgruppen. Umso trauriger finde ich es, dass sich erstens einmal die FPÖ so kurzfristig streichen hat lassen, denn mich hätte echt interessiert, warum Sie gegen diese wunderbare Arbeit des Demokratiezentrums stimmen werden und stattdessen diesen Akt dafür verwenden, um, wie ich finde, sehr unpassende Anträge wie zum EU-Migrationspaket oder zur Schuldenexplosion in der EU einzubringen. - Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber jetzt wieder zu den schönen Dingen. Wir haben heute schon öfter darüber gesprochen, Wien ist europäische Demokratiehauptstadt. Und das ist sensationell, weil, und da schließe ich mich natürlich den Worten unseres Bürgermeisters an, autoritäre Regime international am Vormarsch sind und wir in Wien als Demokratiehauptstadt Europas zeigen, dass wir Demokratie leben. Und das machen wir nicht nur seit gestern, das werden wir auch nicht nur ein Jahr lang machen, sondern das machen wir Tag für Tag und das machen aus einem Selbstverständnis heraus. Wir haben gehört, was die Stadt an demokratiepolitischen Schritten setzt, aber wir gestalten nicht nur selbst, sondern wir fördern auch die Demokratieforschung, denn Demokratie ist ja viel mehr, als nur wählen zu gehen, viel mehr, als mitbestimmen. Demokratie bedeutet Ermächtigung, bedeutet eine mündige Gesellschaft, bedeutet, sich mit anderen Herangehensweisen und Meinungen auseinanderzusetzen - Dinge, die uns wichtig sind, für die Sie von der FPÖ aber leider kein Geld ausgeben wollen. Den Grund dafür wissen nur Sie, auch wenn ich ganz ehrlich sagen muss, dass mir das Verständnis dafür fehlt. Und um noch einmal zu verdeutlichen, wogegen Sie da stimmen. Sie stimmen nicht nur gegen diese drei tollen Projekte, die der Kollege Weber zuvor vorgestellt hat, Sie stimmen unter anderem auch gegen das Forschungsprojekt "Konflikt aus Sicht von Wiener Jugendlichen". Bei diesem Projekt untersucht das Demokratiezentrum Wien gemeinsam mit der Universität Wien, wie Jugendliche in unserer Stadt über das Thema Konflikt denken. Das Ziel der Studie ist es, zu verstehen, wie die Wiener Jugendlichen Konflikte wahrnehmen und wie sie auch damit umgehen. Diese Erkenntnisse sollen dann auch genutzt werden, um bessere Bildungsangebote zu entwickeln und um Jugendlichen zu helfen, mit Konflikten besser umzugehen und politisch bewusster zu handeln. Ich finde das ein wirklich tolles Projekt und einen wunderbaren Beitrag zur Demokratiehauptstadt Wien. Und das Besondere an der Studie ist, dass sie die persönlichen Erfahrungen, die ganz eigenen Gedanken und Ideen der Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt. Diese Ideen sollen dann eben helfen, den Unterricht und andere Bildungsangebote zum Thema Konflikt besser an die Bedürfnisse der Jugendlichen in unserer Stadt anzupassen. Dadurch werden junge Leute noch stärker ermächtigt, mit Konflikten - die es natürlich immer geben wird und die Teil unseres Alltags sind - besser umgehen zu können und vor allem auch bewusster zu handeln. Ich finde es wirklich schade, dass Sie sich gegen diese demokratiestärkenden und konfliktvermeidenden Projekte aussprechen. Wir tun das klarerweise nicht, und ich lade auch alle anderen Fraktionen ein, diese wichtige Arbeit des Demokratiezentrums mit der Zustimmung zu diesem Akt zu unterstützen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Greco, ich erteile es ihr. GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP): Ich darf mich ganz kurz zu diesem Poststück melden, zwar nicht zum Demokratiezentrum selbst, da gibt es ein ganz klares Ja von uns, sondern, wie Kollegin Weninger bereits ausgeführt hat, eher ein bisschen verwundert über die Anträge, die von den Kollegen der FPÖ reingekommen sind. Und da möchte ich ganz besonders auf das Einstimmigkeitsprinzip oder auf diesen Antrag hier eingehen, denn ja, wir sind absolut für das Einstimmigkeitsprinzip. Ich glaube, der Krieg in der Ukraine hat uns allen bewiesen, wie wichtig es ist, dass wir solidarisch zusammenstehen, aber das, was in der Begründung von diesem Antrag drinnensteht, ist in erster Linie eine Erklärung gegen die Europäische Union, eine Erklärung gegen die Solidarität mit der Ukraine, und deswegen werden wir diesen Antrag ablehnen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer Postnummer 41 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN und ist daher mehrstimmig angenommen. Es liegen vier Anträge der FPÖ vor, wobei ich auch bemerken möchte, dass die Anträge sehr schwierig mit der Geschäftsordnung in Vereinbarkeit zu bringen sind. Wir werden das auch in der Präsidiale für die nächste Sitzung besprechen, wie wir mit solchen Anträgen umgehen. Nichtsdestotrotz stimme ich nun die Anträge ab. Erster Antrag von der FPÖ, Schuldenexplosion in der EU. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung durch die Antragsteller, die FPÖ und GR Kieslich, daher nicht die erforderliche Mehrheit und abgelehnt. Antrag FPÖ, EU Migrationsfonds. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich, ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Antrag FPÖ, EU Asyl- und Migrationspaket. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ und GR KiesIich, ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Und Antrag der FPÖ, Abschaffung Einstimmigkeitsprinzip in der EU. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich, ist auch nicht die erforderliche Mehrheit und daher auch abgelehnt. Postnummer 22 der Tagesordnung betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages für die Verlängerung der Förderung im Zusammenhang mit der Errichtung von Fahrrad- und Scooterabstellanlagen auf öffentlichem Grund im Jahr 2025 und 2026. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Stark, ich erteile es ihm. GR Kilian Stark (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Zuseherinnen und Zuseher! Zunächst zum Poststück, dem werden wir natürlich zustimmen, da geht es um die Förderung der Errichtung von Fahrradabstellanlagen. Das ist grundsätzlich positiv, wiewohl man anmerken muss, dass die Beträge, die hier vorgesehen sind, eigentlich nicht den Zielen der Stadt Wien entsprechen, dass wir eigentlich mehr errichten müssten. Dafür sind andere zuständig, soweit ich weiß, wird die Förderung bis jetzt nicht ausgeschöpft. Ich glaube nicht, dass es an den Rahmenbedingungen liegt - Entschuldigung (in Richtung des Vorsitzenden), Sie haben die Uhr noch nicht gestartet, aber ich werde die 20 Minuten nicht brauchen -, aber wir müssen hier wirklich stärkere Schritte setzen, im privaten Raum, im öffentlichen Raum, in sehr vielen Bezirken sind wir sehr weit hinten. Es gibt ganze Stadtteile, wo an jedem Laternenmast, an jedem Zaun, und so weiter ein Rad hängt, und da muss Wien einfach wirklich noch mehr machen, hoffentlich auch mit dieser Förderung. Das Fahrrad soll man aber nicht nur abstellen, sondern damit vor allem unterwegs sein, und dafür braucht es Wege. Kürzlich wurde im Ausschuss beschlossen, dass die Auhofstraße zu einer Fahrradstraße ausgebaut werden soll. Als ich das gelesen habe, habe ich mir zuerst gedacht, das ist ja ein Jubeltag, die Auhofstraße wird endlich zur Fahrradstraße, das ist eigentlich im Westen die wichtigste Verbindung Ost-West, denn der Wienflussweg ist ja leider Gottes nicht immer zu benutzen. Wenn es finster ist, ist es verboten, im Winter wird er nicht geräumt, Beleuchtung wollen wir seit Jahren, wird aber nicht gemacht, Winterräumung ebenso. Das heißt, wenn es finster ist oder wenn es Schnee und Eis gibt, dann gibt es keine durchgängige Verbindung von Ost nach West, weder im 14. noch im 13. Bezirk. Da gilt dann immer die Auhofstraße als die Ausweichroute, das ist auch im Hauptradwegenetz vorgesehen, allerdings habe ich dort an jeder Kreuzung eine Stopptafel. Und es ist natürlich für RadfahrerInnen, die muskelbetrieben unterwegs sind, alle paar Meter stehen zu bleiben und wieder anzutreten, extrem unattraktiv und eigentlich einer Hauptverbindung nicht würdig. Deshalb habe ich mir gedacht, es ist super, dass es ausgebaut wird. Dann habe ich mir die Pläne angeschaut und war leider Gottes sehr enttäuscht. Da muss man feststellen, dass die Auhofstraße so bleibt, wie sie jetzt ist, es werden nur an den Kreuzungen Vorziehungen gemacht, leichte Fahrbahnanhebungen. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, allerdings für eine Fahrradstraße vollkommen inadäquat. Wie eine richtige Fahrradstraße ausschauen soll, dazu muss man eigentlich nur in den 4. Bezirk schauen. Die Stadt Wien zeigt ja grundsätzlich, dass man das könnte, es zeigt sich aber immer mehr, dass das scheinbar nur ein Ausstellungsstück sein soll, nur etwas für die Auslage, und dass in der Breite, in der Masse diese Qualität nicht hergestellt wird. Und da frage ich mich immer wieder - das ist auch bei anderen Anlagen so: Warum werden eigentlich die Menschen in den äußeren Bezirken schlechter behandelt als die in den inneren Bezirken? Warum sind die RadfahrerInnen aus dem Westen weniger wert als die aus dem 4. Bezirk oder aus dem 10.? Stellt man sich da nur ein Schmuckkästchen hin, um das weniger Gute in den Hintergrund zu stellen? Wir wollen, dass die Auhofstraße eine richtige Fahrradstraße wird. Es ist alles, was jetzt gemacht wird, okay, das steht dem gar nicht im Weg, aber es ist einfach zu wenig. Es zeigen nicht nur die Argentinierstraße, sondern auch internationale Best-Practice-Beispiele, was an der Auhofstraße noch zu verbessern wäre. Sie haben es gehört, bis jetzt ist dort an jeder Kreuzung eine Stopptafel, das bremst natürlich nicht nur die RadfahrerInnen, sondern auch den Autoverkehr. Wenn in Zukunft die Straße bevorrangt wird, dann wird das nicht nur den Radverkehr beschleunigen, sondern auch den Autoverkehr, das wollen wir aber nicht, das werden auch die Anrainerinnen und Anrainer nicht wollen. Was kann man dagegen machen? Ganz einfach den Durchzugsverkehr unterbinden. Das passiert hier leider nicht. Das passiert nur an einer einzigen Stelle, und - ich weiß nicht, wer die Auhofstraße kennt, die ist lang, kilometerlang - das ist einfach viel zu wenig. Es wird dazu führen, dass es im Vergleich zu jetzt durch die Einführung der Fahrradstraße mehr Durchzugsverkehr gibt, und das ist ja eigentlich absurd. Wir wollen den Rad- und den Autoverkehr möglichst trennen, natürlich sollen alle AnrainerInnen in die Auhofstraße zufahren können, aber wir wollen doch keinen Durchzugsverkehr in einem Wohngebiet. Das wäre die erste wichtige Verbesserung. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und die zweite wichtige Verbesserung ist die Spürbarkeit. Ich habe es schon gesagt, die Auhofstraße wird nicht umgebaut, wenn da diese Kreuzungen verbessert werden, wird man nicht merken, dass man in einer Fahrradstraße ist. Und das ist der falsche Weg, wir brauchen eine intuitive Erkennbarkeit in der Stadt. Wir können nicht hier die Fahrradstraße so ausschauen lassen, im 4. schaut sie so aus, im 8. schaut sie so aus, im 16. schaut sie anders aus und im 13. schaut sie wieder anders aus. Die AutofahrerInnen und RadfahrerInnen sind in der ganzen Stadt unterwegs, und die Radwege und die Fahrradstraßen sollten überall gleich ausschauen. Und sie sollten sich nicht nach dem untersten, sondern nach dem höchsten Standard richten, das heißt, eine einheitliche Färbung, damit man sieht, hier ist etwas anders. Ich glaube, Sie haben gar nichts gegen rot, sie machen ja viele Dinge in der Stadt gerne rot, von mir aus soll's rot sein, aber einheitlich ist wichtig. Deshalb haben wir diesen Antrag eingebracht, nicht nur die Argentinierstraße, sondern auch die Auhofstraße soll sich nach den Best-Practice-Beispielen, nach den höchsten Standards, die es gibt, richten. Wir finden, die Menschen im 13. Bezirk sind nicht weniger wert als die im 4. Bezirk. - Ich hoffe, dass hier noch Verbesserungen kommen, und deshalb bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Holzmann, ich erteile es ihm. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Meine Damen und Herren des Wiener Gemeinderates, in aller Kürze zum Geschäftsstück und auch kurz zum Antrag! Wir spielen hier nicht die einen Menschen gegen die anderen aus, weder die Auhofstraße mit der Argentinierstraße, noch sonst was. Es sind halt mitunter auch unterschiedliche Gegebenheiten, wo es nicht hundertprozentig funktionieren wird können, dass wir alle Radwege und Radfahrstraßen gleich gestalten. So viel zum Antrag. Diese Post, auch da wurde ja nach mehr aufgefordert, ist ja nur eine Maßnahme von sehr vielen, die die Stadt Wien für den Radfahrverkehr setzt. Ich denke, nachdem wir bereits im April 22 den grundsätzlichen Beschluss für diese Maßnahmen gefällt haben und es hier nur um eine Verlängerung geht, die ja sonst mit Ende des Jahres auslaufen würde, bitte ich Sie um Zustimmung zur Post, dass wir diese Maßnahmen bis Ende 26 verlängern. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wer der Postnummer 22 zustimmt, bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung erfolgt durch SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNE, daher mehrstimmig angenommen. Antrag der GRÜNEN, Auhofstraße zu einer Fahrradstraße zu machen. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei den GRÜNEN, das ist nicht die Mehrheit, daher abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 23 zur Verhandlung. Sie betrifft die Erweiterung der Sachkreditgenehmigung für das Vorhaben Hauptstraße B14a in Wien 20., 21. und 22., Brigittenauer Brücke und Hauptstraße B226 in Wien 20. und 21., Floridsdorfer Brücke, Tausch der Fahrbahnübergangskonstruktionen, Planungs- und Bauleistungen. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Fitzbauer, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Stark. Die Redezeit beträgt 3 Minuten, dann ist es 16 Uhr, nach der Dringlichen kannst du dann weitersprechen. Bitte. GR Kilian Stark (GRÜNE): Herr Vorsitzender, es wird sich nicht ausgehen in den drei Minuten! Es geht um Sanierungsarbeiten, um Erhaltungsarbeiten an der Brigittenauer Brücke. Das ist eine ganz wichtige Verbindung über die Donau, über die Neue Donau und über die Alte Donau, und so viele haben wir ja nicht davon, insbesondere auch für die aktive Mobilität. Die Brigittenauer Brücke bietet ja grundsätzlich Platz für alle Verkehrsarten, da gibt's Autospuren, da gibt es Rad- und Fußwege, wie man es sich an und für sich vorstellt. Diese wären natürlich verbesserungswürdig, denn neben der stark befahren, eigentlich autobahnmäßigen Straße zu gehen oder Rad zu fahren, ohne Lärmschutz, ohne Schutz vor herumspritzendem Wasser im Winter oder wenn es regnet - speziell das Salzwasser im Winter -, ist natürlich nicht optimal. Wir hoffen und erwarten uns auch, dass man diese Arbeiten dafür nutzt, dass nicht nur die Funktionstüchtigkeit für den Autoverkehr erhalten wird, sondern dass auch Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr, wenn schon nicht in der Platzverteilung, dann zumindest in der Abtrennung getroffen werden. Im Akt haben wir dazu nichts gefunden, aber nichtsdestotrotz ist es natürlich logisch, dass diese Brücke zu erhalten ist, und dementsprechend werden wir dem Akt auch zustimmen. Damit möchte ich zur Nachbarbrücke kommen, das steht ja im engen Zusammenhang, dem sogenannten Steinitzsteg. Ich weiß nicht, wer von Ihnen weiß, was der Steinitzsteg ist, bis vor drei Wochen wussten es wahrscheinlich noch wesentlich weniger Leute. Da ist nämlich herausgekommen, dass der Nordsteg, dessen eigentlicher Name Steinitzsteg ist, mehrere Jahre für den Rad- und Fußverkehr gesperrt werden soll, weil die Nordbrücke saniert werden muss. Das ist nicht angekündigt worden, wie man sich es erwarten würde, sondern es ist eigentlich nur deshalb herausgekommen, weil ein aufmerksamer Bezirksrat von uns im Umweltausschuss in Floridsdorf nachgefragt hat, warum eigentlich auf der Donauinsel gerodet wird. Dann ist herausgekommen, dass die Nordbrücke saniert und zeitweise gesperrt wird und dass der Steinitzsteg mehrere Jahre gesperrt wird. Es hat dann eine Diskussion darüber gegeben, wo denn eigentlich die RadfahrerInnen und FußgängerInnen hin sollen, und im Ausschuss war große Ratlosigkeit. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Stark, ich darf dich bitten, zum Schlusssatz zu kommen, und ich muss deine erste Wortmeldung leider unterbrechen. GR Kilian Stark (fortsetzend): Ich werde die Wortmeldung später fortsetzen. Wir werden dann weiter erläutern, wo RadfahrerInnen und FußgängerInnen für die lange Sperre des Steinitzstegs ihren Platz finden sollen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich habe jetzt bei Postnummer 23 die erste Wortmeldung des Kollegen Stark unterbrochen. Seine Restredezeit ist 17 Minuten. Wir kommen nun zum Verlangen, dass die von den Gemeinderäten der GRÜNEN Margulies, Ellensohn, Sequenz, Stark, Kickert, Arsenovic eingebrachte, an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "Wahrnehmung der EigentümerInneninteressen der Stadt Wien: Ungereimtheiten beim U-Bahn-Bau" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. - Ich darf die Schriftführerin, Frau Kollegin Greco, bitten, die Anfrage zu verlesen. Schriftführerin GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM: "Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen Dipl.-Ing. Martin Margulies, David Ellensohn, Mag. Heidemarie Sequenz, Kilian Stark, Dr. Jennifer Kickert und Johann Arsenovic an Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke KommR Peter Hanke für den Gemeinderat am 20.11.2024: Wahrnehmung der EigentümerInneninteressen der Stadt Wien: Ungereimtheiten beim U-Bahn-Bau. Erstens, die zeitliche Dimension: Dem Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, insbesondere der Wiener U-Bahn kommt angesichts der Bevölkerungsentwicklung in Wien und der geplanten CO2-Reduktion im Verkehrsbereich zentrale Bedeutung zu. Die dafür notwendigen Weichen wurden schon unter Rot-Grün gestellt. So sprach im Jahr 2014 die damalige Finanzstadträtin Renate Brauner wohl visionär von einer Inbetriebnahme der 1. Baustufe der neuen U2 sowie der neuen U5 im Jahr 2023. Bedauerlicherweise erwiesen sich alle bislang getroffenen Annahmen zeitlicher Natur als nicht haltbar, was die Funktionalität des öffentlichen Verkehrs in Wien auch im Zusammenhang mit der teilweise zeitgleich stattfindenden Sanierung der Schnellbahnstammstrecke sowie verschiedener Straßenbahnlinien regelmäßig vor neue Herausforderungen stellt. Sprachen die Wiener Linien 2018 noch von einer Inbetriebnahme der 1. Baustufe U2 - Verlängerung Schottentor bis Matzleinsdorfer Platz - im Jahr 2027, so revidierte Finanzstadtrat Hanke dies nur zwei Jahre später auf 2028. Im Internetauftritt der Stadt Wien wird nun von 2030 ausgegangen. Selbst dieser Termin wird gegenwärtig immer wieder in Frage gestellt. Unter diesen Rahmenbedingungen wird der von den Wiener Linien 2018 genannte Fertigstellungstermin für die 2. Baustufe - Verlängerung bis zum Wienerberg - nicht haltbar sein. Aktualisierte Fertigstellungstermine für die 2. Baustufe wurden bislang nicht genannt. Bei der U5 verhält es sich ähnlich. Die Verlängerung um eine Station vom Rathaus bis zum Frankhplatz verschiebt sich mittlerweile auf 2028. Für die notwendige und sinnvolle 2. Baustufe bis zum Elterleinplatz, wo der ursprüngliche Plan der Wiener Linien 2029 vorsah, gibt es ähnlich der U2 keinen aktualisierten Fertigstellungstermin. All dies nervt mittlerweile seit vielen Jahren nicht nur die Wiener Bevölkerung, sondern hat auch Auswirkungen auf den Modal-Split und die damit verbundene CO2-Reduktion im Verkehrsbereich. Zweitens, die Kostenexplosion: Doch nicht nur die Bauzeit verlängert sich, auch die Baukosten explodieren. War im Jahr 2016 für die 1. Baustufe U2/U5 noch von 1,23 Milliarden EUR die Rede, so sprach StR Hanke 2020 von 2,1 Milliarden EUR. Mittlerweile sprechen die Wiener Linien - noch vor den Unwetterschäden - bereits von 2,4 Milliarden EUR. Die Kosten für die 2. Baustufe U2/U5 schätzte der Stadtrechnungshof im Jahr 2021 mit 4,4 Milliarden EUR, wobei in der Art. 15a B-VG-Vereinbarung mit dem Bund - Finanzierung U-Bahn-Bau - aus dem Jahr 2022 von 3,72 Milliarden EUR die Rede ist. Alles in allem eine deutliche Erhöhung der Gesamtkosten, wo Stand jetzt nicht absehbar ist, ob die Tragung dieser Mehrkosten zur Gänze der Stadt Wien obliegt oder ob es zu einer Kostenteilung mit dem Bund kommt. Angesichts der angespannten budgetären Situation Wiens bedroht diese Kostenexplosion den weiteren U-Bahn-Ausbau gewaltig. Drittens, aktuelle Bauverzögerungen: Erdbewegungen, kaputte Glastüren und Bahnsteige, Hochwasser: Innerhalb der Wiener Linien erzählt man sich, dass nicht alle Bauverzögerungen der letzten Monate naturgegeben sind. Es laufen Gespräche über Fehlentscheidungen und Managementfehler, wobei dies alles auch dem Finanzstadtrat als Eigentümervertreter bekannt sein sollte. Selbstverständlich wurde die Frage des Hochwasserschutzes auch innerhalb der Wiener Linien schon vor dem dramatischen Hochwasser im September dieses Jahres thematisiert, jedoch die Entscheidung getroffen, dass der vorhandene Schutz ausreichend wäre, eine Fehlentscheidung, wie sich heute herausstellt. Inwiefern sich diese auch finanziell niederschlägt, wurde bislang nicht bekannt gegeben. Auch bleibt die Frage offen, ob es zwischen der erstmaligen Ankündigung des dramatischen Hochwassers und seinem Eintritt sechs Tage später seitens der Wiener Linien beziehungsweise der jeweiligen Baufirmen die Möglichkeit gegeben hätte, Sicherungsmaßnahmen zur Verhinderung der Überflutung der Baustelle Pilgramgasse vorzunehmen. Auch die Ursache der kaputten hochkomplexen Glastüren im Bereich der künftigen U5-Stationen lässt sich anhand der bislang zirkulierenden Pressemeldungen nicht eindeutig beantworten. Als sicher gilt jedoch, dass diese viel zu früh eingebaut wurden. Ob es sich um Spannungsbrüche auf Grund von Erdbewegungen handelt oder um fälschliche Sanierungsmaßnahmen bei sich absenkenden Bahnsteigen wird wohl erst eine genaue Untersuchung zu Tage bringen. Welche Zusatzkosten dadurch verursacht werden, ist bislang noch komplett offen. Viertens, Auswirkungen auf das Wiener Budget: Bei der Darstellung des Doppelbudgets 2024 und 2025 auf den Internetseiten der Stadt Wien findet sich der mittlerweile überholte Satz: ‚Die Stadt Wien hat beim Voranschlag für die kommenden beiden Jahre sehr vorsichtig budgetiert. Das schafft den nötigen Investitionsspielraum, um auf etwaige Herausforderungen reagieren zu können. Erwartet werden für das Jahr 2024 ein Defizit von 2,1 Milliarden EUR und für 2025 von rund 2,2 Milliarden EUR.' Überschreitungsanträge, die bereits heuer für das kommende Jahr beschlossen wurden, lassen einen weiteren Anstieg des Defizits erwarten. Insofern lohnt sich, neben einem kurzen Blick auf das Gesamtbudget, auch eine Aufklärung über die auf Ansatz 6501 für die Wiener Linien bereitgestellten Mittel. Für die Jahre 2024 und 2025 wurden ausgabenseitig als Betriebskostenzuschüsse 697 Millionen EUR - 2024 - beziehungsweise 807 Millionen EUR - 2025 - budgetiert. Der Rechnungsabschluss 2023 - 601 Millionen EUR - argumentiert mit Energiepreisen und allgemeiner Teuerung. Für den U-Bahn-Bau stehen 438 Millionen EUR - 2024 - beziehungsweise 392 Millionen EUR - 2025 - zur Verfügung. An sonstiger Kapitalzufuhr sind 302 Millionen EUR - 2024 - beziehungsweise 344 Millionen EUR - 2025 - ausgewiesen. Mit dem starken Rückgang der Energiepreise gegenüber ihren Höchstständen sowie dem Rückgang der Inflation scheinen die ausgewiesenen Anstiege des Betriebskostenzuschusses nicht mehr nachvollziehbar, insbesondere, weil sowohl im April als auch im Juli in Summe rund 131 Millionen EUR des unter 1/6501/755 für 2024 ausgewiesenen BKZ zur Bedeckung vollkommen sachfremder Ausgaben verwendet wurden. Die unterzeichnenden GemeinderätInnen stellen daher gemäß § 16 WStV und gemäß § 36 GO-GR folgende Dringliche Anfrage: A - Fragen in Bezug auf die Rolle des Finanzstadtrates als Eigentümervertreter der Stadt Wien bei der Wiener Stadtwerke GmbH, deren 100-prozentige Tochtergesellschaft die Wiener Linien GmbH & Co KG ist 1. Da es sich sowohl bei den Wiener Stadtwerken als auch bei den Wiener Linien um eine Ges.m.b.H. handelt, hat die Stadt Wien als Eigentümerin deutlich mehr Möglichkeiten der Einflussnahme auf zentrale Entscheidungen des Unternehmens als bei einer Aktiengesellschaft. Wie legen Sie Ihre der Funktion als Finanzstadtrat zufallende Rolle als Eigentümervertreter der Stadt bei den Wiener Linien aus, in Bezug auf Informationserhalt, Kontrolle und Einflussnahme auf zentrale Unternehmensentscheidungen? 2. Werden Sie als Eigentümervertreter regelmäßig über Verschiebungen im Zeitplan betreffend die Fertigstellung der einzelnen U-Bahn-Baustufen seitens der Wiener Linien informiert? - a) Falls ja, durch wen? b) In welchen zeitlichen Abständen? c) Falls nein, weshalb nicht? 3. Wie stellen sich gegenwärtig die Fertigstellungszeiträume der 1. und 2. Baustufe für U2 und U5 dar? 4. Werden Sie als Eigentümervertreter regelmäßig über aktualisierte Kostenschätzungen bezüglich der einzelnen Baustufen informiert? - a) Falls ja, durch wen? b) In welchen zeitlichen Abständen? c) Falls nein, weshalb nicht? 5. Welche Gesamtkosten bezüglich der einzelnen Baustufen werden in der letzten aktualisierten Kostenschätzung - bitte inklusive Datum - Ihnen gegenüber seitens der Wiener Linien ausgewiesen? - a) Baustufe 1 U2, b) Baustufe 1 U5, c) Baustufe 2 U2, d) Baustufe 2 U5. 6. Die mit dem Bund abgeschlossene 15a-Vereinbarung bezüglich Finanzierung des U-Bahn-Baus regelt die Kostenübernahme von 50 Prozent durch den Bund bis zu einer Gesamthöhe von 5,74 Milliarden EUR Gesamtkosten. Für inflationsbedingte Mehrkosten ist eine institutionalisierte Nachverhandlung vorgesehen, wobei keine fixen Zusagen seitens des Bundes über eine weitere Kostenübernahme des Bundes vorgesehen sind. Die Wiener Linien sprechen gegenwärtig von einer inflationsbedingten Verteuerung um 300 Millionen EUR. Wurden seitens des Landes Wien beziehungsweise seitens der Stadt Wien - Sie, Magistratsdirektor, Finanzdirektor - bezüglich dieser Erhöhung schon Verhandlungen bezüglich Kostenteilung mit dem Bund aufgenommen? - a) Falls ja, mit welchem Ergebnis und welchen Auswirkungen für das Wiener Doppelbudget 2024/2025? b) Falls nein, weshalb nicht? 7. Die mit dem Bund abgeschlossene 15a-Vereinbarung bezüglich Finanzierung des U-Bahn-Baus regelt die Kostenübernahme von 50 Prozent durch den Bund bis zu einer Gesamthöhe von 5,74 Milliarden EUR Gesamtkosten. Für inflationsbedingte Mehrkosten ist eine institutionalisierte Nachverhandlung vorgesehen. Bezüglich sonstiger Kostensteigerungen gibt es keine weiteren Regelungen in der 15a-Vereinbarung. Was bedeutet dies in Hinblick auf entstehende Mehrkosten durch den Wassereinbruch bei der Baustelle Pilgramgasse? - a) Wie hoch sind die entstandenen Mehrkosten? b) Sind die daraus entstandenen Mehrkosten durch eine Versicherung - in welcher Höhe - gedeckt? c) Besteht die Bereitschaft des Bundes zur teilweisen Kostenübernahme, in welcher Höhe dieser Mehrkosten? d) Muss die Stadt Wien die gesamte Kostenbelastung selbst übernehmen? 8. Die mit dem Bund abgeschlossene 15a-Vereinbarung bezüglich Finanzierung des U-Bahn-Baus regelt die Kostenübernahme von 50 Prozent durch den Bund bis zu einer Gesamthöhe von 5,74 Milliarden EUR Gesamtkosten. Für inflationsbedingte Mehrkosten ist eine institutionalisierte Nachverhandlung vorgesehen. Bezüglich sonstiger Kostensteigerungen gibt es keine weiteren Regelungen in der 15a-Vereinbarung. Was bedeutet dies in Hinblick auf entstehende Mehrkosten durch die kaputten Glastüren in den Stationsbereichen der U5? - a) Ist bislang geklärt, in wessen Verantwortung der Schadenseintritt fällt? b) Wie hoch sind die entstandenen Mehrkosten? c) Sind die daraus entstandenen Mehrkosten durch eine Versicherung - in welcher Höhe - gedeckt? d) Besteht die Bereitschaft des Bundes zur teilweisen Kostenübernahme - in welcher Höhe - dieser Mehrkosten? e) Können die entstandenen Mehrkosten einer der beteiligten Baufirmen verrechnet werden? f) Muss die Stadt Wien die gesamte Kostenbelastung selbst übernehmen? 9. Wurden Sie als Eigentümervertreter seitens der Wiener Linien beziehungsweise deren Konzernmutter, den Wiener Stadtwerken, über bislang noch nicht in dieser Dringlichen Anfrage erwähnte Ursachen für Zeitverzögerungen beziehungsweise Mehrkosten informiert? - Falls ja, über welche? Falls nein, wieso nicht? B - Fragen bezüglich budgetärer Auswirkungen auf die Stadt Wien 10. Zur Einordnung einer möglichen Kostensteigerung beim U-Bahn-Bau lohnt sich zunächst ein Blick auf die Entwicklung des Gesamtbudgets. Auf den Internetseiten der Gemeinde Wien ist immer noch ein Defizit im Ergebnishaushalt, ohne Veränderung in der Dotierung von Pensionsrückstellungen, von 2,1 Milliarden EUR für 2024 und 2,2 Milliarden EUR für 2025 die Rede. Bleiben Sie bei dieser Einschätzung für a) 2024, falls nein, wie ist ihre Prognose bis Jahresende? b) 2025, falls nein, wie hoch errechnet sich das Defizit im Ergebnishaushalt, ohne Veränderung in der Dotierung von Pensionsrückstellungen, aus den bislang schon im Jahr 2024 für das Jahr 2025 beschlossenen Überschreitungsanträgen? 11. Ist für 2024 und 2025 mit Mehrkosten für den U-Bahn-Bau und somit Überschreitungsanträgen für Post 1/6501/775 zu rechnen? Falls ja, in welcher Höhe? 12. Sind etwaige Mehrkosten beim U-Bahn-Bau in Ihren Antworten bezüglich Frage 10 schon berücksichtigt? 13. Der starke Anstieg des BKZ im Jahr 2023 auf 601 Millionen EUR wurde im Rechnungsabschluss 2023 mit Inflation und stark gestiegenen Energiepreisen argumentiert. Für 2024 sieht es ob der gefallenen Energiepreise so aus, als ob im Gegensatz zum Zeitpunkt der Budgeterstellung kein weiterer Anstieg des BKZ zu erwarten wäre. Im Budgetvollzug wurden daher von den ursprünglichen für 2024 vorgesehenen finanziellen Mitteln - 697 Millionen EUR - bereits mehr als 131 Millionen EUR zur Bedeckung vollkommen sachfremder Finanzierungslücken im Wiener Budget verwendet. Für das Jahr 2025 sind im Vergleich zu 2024 nochmals um 110 Millionen EUR mehr als BKZ vorgesehen. Werden diese tatsächlich für den ausgewiesenen Zweck benötigt beziehungsweise werden sie a) ob der gegenseitigen Deckungsfähigkeit der Gruppen der Gruppenunterklassen 75 und 77 auf einem Ansatz als stille Reserve für den U- Bau verwendet, b) wie schon 2024 zur Bedeckung von Mehrerfordernissen gänzlich sachfremder Finanzierungslücken genützt? Gemäß § 37 GO-GR wird beantragt, dass die Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet." Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke der Frau Gemeinderätin für die Verlesung. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung ist GR Dipl.-Ing. Margulies zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich beginne zunächst einmal mit einem Dank an meine Kollegin Kasia Greco, die die Aufgabe übernommen und wirklich hervorragend erledigt hat, die Dringliche Anfrage vorzulesen. Ich bedanke mich ausdrücklich. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, NEOS und ÖVP.) Es ist gar nicht so einfach, eine Dringliche Anfrage an Peter Hanke zu stellen, den ich jahrelang kenne und schätze, aber bei dem ich irgendwie das Gefühl habe, in den letzten Jahre hat er nicht wirklich so einen Lauf als Finanzstadtrat. (Heiterkeit bei GRÜNEN und ÖVP.) Ich gebe zu, wir haben kurz überlegt, ob wir alles nehmen. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Wir kommen auch noch dran!) Ob wir beim Budget beginnen, wo wir in Wirklichkeit milliardenschwere Überschreitungen haben, ob wir die Wien Holding nehmen mit "Stolz auf Wien" und den desaströsen Rechnungshofbericht, ob wir die Event-Halle nehmen, die eigentlich nichts hätte kosten sollen, jetzt sind wir bei 150 Millionen EUR, oder den Busbahnhof. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr würde mir einfallen. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Lass was übrig!) Ich komme schon weiter, keine Angst. Dann haben wir uns entschieden, wir nehmen die Wiener Linien, weil das tatsächlich etwas ist, was ganz viele Menschen in Wien betrifft. Zu "betrifft" und "betroffen" fällt mir, als ob es irgendwie vorhergesehen wäre, der gestrige Brand in der U1 ein. Zunächst einmal ist glücklicherweise nichts passiert, zumindest nicht Menschen, nicht der Fahrerin, nicht potenziellen Fahrgästen. Es war ein leerer Zug, wenn ich das richtig verstanden habe. - Trotzdem aber steht wieder eine U-Bahn-Linie zumindest ein paar Tage. Wir haben heute in der Früh schon gesehen, welches Chaos es auslöst, wenn unvorhergesehen eine U-Bahn-Linie ihren Betrieb zumindest zur Hälfte einstellt. Sagen wir einmal, vom Ring Richtung Süden war Chaos. Schauen wir einmal, wie es morgen ist. Wenn man ein bisschen Revue passieren lässt, wie sich die Wiener Linien in den letzten Jahren, Wochen und Monaten entwickelt haben, wo es überall Probleme gegeben hat, und da bin ich noch nicht einmal beim U-Bahn-Bau, gleichzeitig bei der U4, bei der U3, bei der U6, also eigentlich bei allen zentralen U-Bahn-Linien, dazu noch Verspätungen, wenn Straßenbahnlinien neu hergerichtet und saniert werden. Das bedeutet für die Wienerinnen und Wiener - wir haben das schon in der Vergangenheit, im Herbst erstmals, thematisiert - eine katastrophale Einschränkung in ihrer Mobilität. Die, die es sich leisten konnten, weil sie kurze Wege haben, gingen zu Fuß. Die, die etwas längere Wegen haben, haben, wenn sie es konnten und wenn sie es wollten, ein Fahrrad verwendet. Ganz viele sind leider auch wieder auf das Auto umgestiegen, etwas, was wir alle miteinander in Wien eigentlich ganz massiv verhindern wollten. Aus dem Grund habe ich mir gedacht, so kann es mit den Wiener Linien beim besten Willen nicht weitergehen. Auch beim U-Bahn-Bau: Wir haben eine zeitliche Explosion, wir haben eine kostenmäßige Explosion. Wir haben, ich habe ganz bewusst danach gefragt, manche Sachen in einem Bereich, wo man vielleicht noch höhere Gewalt sagen könnte. Wir wissen, das wurde auch im Unterausschuss bestätigt, dass sich natürlich auch die Wiener Linien Gedanken über Hochwasserschutz gemacht haben. Sie waren aber der Meinung, er ist ausreichend. Die spannende Diskussion ist, das wurde auch bestätigt: Was bedeuten heutzutage Begriffe wie 100-jährliches Hochwasser, 1.000-jährliches Hochwasser? Wenn wir heute hier stehen und uns anschauen, was nach dem 100- jährlichen Hochwasser in Wien beziehungsweise im Tullnerfeld passiert ist, und dann nach Spanien und nach Frankreich und nach Italien blicken, dann muss man eigentlich sagen, die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Hochwasser nächstes Jahr zurückkommt, ist deutlich höher, als dass es in 100 Jahren kommt. Ein Blick in die Statistik zeigt auch, dass wir gegenwärtig im Schnitt alle 11 Jahre ein 100-jährliches Hochwasser haben, alle 50 Jahre ein 1.000-jährliches Hochwasser. Das heißt, die gesamte Verkehrsplanung, die gesamten Sicherungsmaßnahmen gehören einem Check unterzogen, und wir alle wissen, dass da einiges gemacht gehört. Das geht den ÖBB nicht viel anders, es nicht etwas, das ich jetzt tatsächlich irgendjemandem direkt vorwerfen will. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass man da viel stärker hinsehen muss, viel mehr auch den Gemeinderat einbinden muss, mit transparentem Zugehen, mit Überlegungen, dass wir im Interesse der Wiener Bevölkerung immer up to date sind, jeder und jede Einzelne von uns regelmäßig Auskunft geben können. - Wir werden auch auf der Straße gefragt, wie denn das jetzt tatsächlich ist, wann denn jetzt die U-Bahn kommt, wann sie denn tatsächlich fertig ist. Ich bin überzeugt, nicht so oft wie Sie als Finanzstadtrat - manchmal ist es ein Glück, manchmal ein Unglück, wenn man nicht ganz so bekannt ist -, aber wir werden gefragt. Es ist im Interesse der Wiener Bevölkerung, dass wir darauf auch eine Antwort geben können. In diesem Sinne wird auch später der Antrag auf regelmäßige Information des Finanzausschusses eingebracht werden. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte auch auf die finanzielle Entwicklung im Gesamtbereich zurückkommen. Die Wiener Linien sind inklusive U-Bahn-Bau eigentlich der drittgrößte Einzelposten des Wiener Budgets, mit einem explodierenden Betriebskostenzuschuss. Ich kann mich noch an die Diskussion erinnern, als es hieß, jetzt haben wir unter Rot-Grün das 365-EUR-Ticket eingeführt, die Wiener Linien brauchen viel mehr Geld. Dem war nicht so. 2011 betrug der Betriebskostenzuschuss 290 Millionen EUR, 2012 wurde dann die 365-EUR-Jahreskarte eingeführt und 2020 betrug der Betriebskostenzuschuss 342 Millionen EUR. In Summe, und dabei darf man nicht vergessen, wie stark Wien in dieser Zeit gewachsen ist, war das in 10 Jahren ein Anstieg um 31 Prozent. In den letzten 5 Jahren, glaubt man dem für 2025 budgetierten Betriebskostenzuschuss, steigt dieser alleine um 136 Prozent, von 342 Millionen EUR auf plötzlich 806 Millionen EUR. Ohne irgendeine offene Erklärung, was das sein könnte und gleichzeitig noch für das heurige Jahr, wo 697 Millionen EUR budgetiert wurden, werden mir nichts, dir nichts 131 Millionen EUR für irgendetwas ganz anderes genommen. Was heißt das? Ist da bewusst falsch budgetiert worden? Das wäre wirklich empörend, denn Corona war vorbei, auch 2024 und auch die Stromerhöhungen, die Strompreisgeschichten waren vorbei. Selbst zum Zeitpunkt der Budgetierung hat man das schon gewusst. Da ist Aufklärung notwendig. Oder ist es, wie auch in der Anfrage nachgefragt, weil die beiden Bereiche gegenseitig deckungsfähig sind, letztendlich etwas, das Sie jetzt schon wissen, was Sie vielleicht für den U-Bahn-Bau als Investitionskostenzuschuss brauchen? - Ich bin auf die Antwort gespannt, wir werden es diesbezüglich relativ bald erfahren. Vielleicht auch noch ein Punkt, der nicht in der Anfrage steht, den Sie aber vielleicht mitnehmen können: Es gab eine Ausschreibung für den U-Bahn-Bau, die seitens der Wiener Linien ganz bewusst aufgehoben wurde, weil die Kosten dafür als exorbitant hoch bezeichnet wurden, und man hat eine zweite Ausschreibung gemacht. War die zweite eigentlich günstiger, oder war es dann am Ende des Tages lediglich eine zeitliche Verzögerung? Ich weiß, das steht jetzt nicht in der Anfrage, Sie müssen es nicht beantworten, aber vielleicht können Sie es einfach mitnehmen. Denn es ist doch interessant, auch für uns alle, ob eine weitere Ausschreibung etwas bringen könnte oder ob man sich für die Zukunft eher überlegen sollte, wie viele zentrale Tiefbauprojekte man gleichzeitig in einer Zeit macht, wo Höchstkonjunktur herrscht, als alle Menschen gesagt haben: Bitte macht nicht alles gleichzeitig, es treibt uns die Preise nur in die Höhe und wir wissen nicht mehr, ob wir überhaupt Leute bekommen und zu welchem Zeitpunkt. Ich glaube, das ist überhaupt etwas, was wir als öffentliche Hand lernen sollten: Nicht in der Höchstkonjunktur alles gleichzeitig zu machen, weil uns das den Spielraum genau dann nimmt, wenn es wichtig wäre, die Wirtschaft wieder neu anzukurbeln, sondern das zeitlich ein bisschen zu dehnen, damit man insbesondere dann, wenn die Konjunktur nachlässt, als öffentliche Hand noch Bauaufträge vergeben kann. Jetzt wird es schwieriger, das ist ja die Tragik. Wir alle reden davon, wie es ausschaut. Ich hoffe, es gibt dann im Laufe der Diskussion noch Zeit, darüber zu reden, auch auf Grund der Antworten. Ich gehe aber davon aus, dass wir Ende 2025 wahrscheinlich bei knapp 15 Milliarden EUR Schulden im Kernbereich der Stadt Wien stehen werden, und das bei einem Jahresbudget mit Einnahmen, wenn man alle Durchlaufposten herausrechnet, in der Größenordnung von knapp 13 Milliarden EUR. Wir haben ja nicht, wie im Budget ausgewiesen, 18 Milliarden EUR Einnahmen. Wenn der Bund eine Milliarde für Lehrer zahlt und wir eine Milliarde ausgeben, dann kann man dort nicht sparen. Wir könnten weniger für Lehrer ausgeben, dann würden wir weniger kriegen. Und so gibt es auch ein paar andere Punkte, die Durchläufer sind. Das heißt, wir haben echt ungefähr 13 Milliarden EUR an Einnahmen und ein Budgetdefizit von 15 Milliarden EUR. Das ist schon die Größenordnung des Bundes, wie es momentan ausschaut. Das ist nicht etwas zum Freuen, das ist auf beiden Ebenen tragisch. In Wirklichkeit ist die Situation jetzt, dass wir auf Bundesebene damit rechnen müssen, dass Belastungspakete, Einsparbudgets, et cetera kommen und nicht das passiert, was Wien eigentlich bräuchte, nämlich eine Neuverhandlung des Finanzausgleiches, wo für Wien mindestens 2 Milliarden EUR mehr herausschauen, das heißt, für Länder und Gemeinden insgesamt 10 Milliarden EUR. Das ist im Übrigen die Summe, die das KDZ und der Städtebund und viele andere seit vielen, vielen Jahren fordern. Das ist jetzt keine neue Idee, die ich jetzt da gerade geboren habe. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Du musst auch sagen, wo man einsparen muss! - GR Mag. Dietbert Kowarik: Da seid ihr ein wenig spät dran!) Nein, das stimmt ja überhaupt nicht. Ich bin ja leider nicht Finanzausgleichsverhandlungspartner für die Städte. Wir haben für die Städte immer gefordert, dass es mehr Geld gibt. Nichtsdestotrotz bleibt uns das nicht erspart, denn man muss schon dazusagen, wer die größten Kostentreiber in Wien sind. Wenn Sie über Einsparungen reden - das ist jetzt nur ein kleiner Exkurs -, niemand von Ihnen will in diesem Bereich sparen: Die größten Kosten sind im Bereich Gesundheit. Wir haben heute den WIGEV-Plan noch da und wir haben die schon beschlossenen zusätzlichen, ich glaube, knapp 700 Millionen EUR im Vergleich zum ursprünglichen Budget. Bei unseren eigenen Spitälern werden wir schwer einsparen können, und niemand von uns will in der Gesundheitsversorgung einsparen. Also brauchen wir für manche Bereiche tatsächlich mehr Geld. Es wird an der Stadt Wien sowieso nicht vorbeigehen, dass sie sich und dass die Regierenden sich auch überlegen müssen, in welchen Bereichen man vielleicht anders organisieren kann, dass man mit weniger Geld dasselbe Ziel oder sogar mehr erreicht. Das ist ja etwas, worüber es sich als Regierende nachzudenken lohnt. Wenn aber die NEOS jetzt den Kopf schütteln, die es geschafft haben, in 2 Jahren 6 Milliarden EUR Defizit in Wien zu machen: Dann seien Sie bitte ruhig, dass Sie wissen, wie man mit Geld umgehen kann! (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich komme zum Schluss auf die Wiener Linien zurück. Es geht jetzt darum, dass wir relativ schnell als Stadt Wien sicherstellen, in welchen Bereichen die Wiener Bevölkerung wann und wie damit rechnen kann, dass neue U-Bahnen fahren, in welchen Bereichen die Wiener Bevölkerung damit rechnen kann, dass existierende U-Bahnen regelmäßig und ohne die Vielzahl von Schäden, die gegenwärtig auftauchen, fahren, wann die Baustellenarbeiten bei den Wiener Linien und bei der U-Bahn abgeschlossen sind, auch im Zusammenspiel mit den ÖBB. Im Sommer haben alle gehofft, dass weniger los sein wird. Das war schon schwierig. Es wurde begonnen, die Stammstrecke der ÖBB zu sanieren, außerhalb wurde begonnen zu sanieren und bei der U-Bahn wurde alles schwieriger. Die U2Z zum Karlsplatz ist schon beim ursprünglichen Eröffnungstermin eingestellt worden, und wir haben auf allen Ebenen bemerkt, wie plötzlich zu wenig Raum für die - Gott sei Dank, noch immer vielen - Fahrgäste der Wiener Linien zur Verfügung stand. In diesem Sinne bedanke ich mich schon jetzt für die Antworten, und ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke für die Begründung der Dringlichen Anfrage. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist der Herr Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke zu Wort gemeldet. Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Vorsitzende, liebe Kolleginnen und Kollegen, einen schönen Nachmittag! Ich darf mit dem Thema beginnen, das gestern passiert ist, eine gefährliche Situation in der U1. Wir hatten eine sehr engagierte U-Bahn-Fahrerin in diesem Zug, die 100 Prozent korrekt und richtig gehandelt hat. Sie musste wegen Rauchgasgefahr kurzfristig ins Spital eingeliefert werden. Ich darf aber mit großem Stolz sagen, dass sie richtig und gut reagiert hat, das wurde mir von der Geschäftsführung der Wiener Linien in dieser Form bestätigt. Ich habe mir erlaubt, in unser aller Namen ein persönliches Schreiben an sie zu richten und ihr einen Blumenstrauß zuzustellen, und ich glaube, sie hat sich einen Applaus hier von unserer Seite verdient. (Allgemeiner Beifall.) Herr Margulies, ich werde natürlich Punkt für Punkt eingehen, so wie ich das, glaube ich, meistens tue. Man braucht sich über meinen Lauf keine Sorgen machen, denn ich weiß schon, welche Themen ich habe und welche Leistungen ich zu erbringen habe. Ohne das zu strapazieren, darf ich Ihnen zurufen: Sollten Sie von Wienerinnen und Wienern angesprochen werden - das kann sein, das passiert mir auch und es ist auch gut so, wenn man uns in der Stadt erkennt -, dann darf ich Ihnen sagen: Acht von zehn werden sehr zufrieden sein und Ihnen hoffentlich auch auf die Schulter klopfen und sagen: Gut haben Sie es gemacht, Sie haben Ihren Beitrag geliefert. Bei mir ist das so, und ich darf das mit einer Umfrage aus dem letzten Jahr auch so bestätigen: Acht von zehn Wienerinnen und Wienern sind mit den Wiener Linien sehr zufrieden, mit dem Angebot zufrieden, mit der Pünktlichkeit zufrieden, und das ist eine gute Nachricht für uns alle. Dennoch, wo gewirtschaftet wird, gibt es natürlich auch Themen, die zu besprechen sind und es gilt auch immer, aus veränderten Rahmenbedingungen eine Lernkurve mitzuentwickeln. Glauben Sie mir, dafür stehe ich und das mache ich auch sehr, sehr gerne. Als zuständiger Stadtrat für den öffentlichen Verkehr nütze ich natürlich alle Gelegenheiten, um diese Wiener Linien, die so einmalig sind, auch immer wieder ins Zentrum unserer resilienten Stadt zu stellen, der lebenswertesten Stadt, und zu beweisen, dass die CO2-freie Möglichkeit, von A nach B zu reisen, eine ganz essenzielle ist, die europameisterschaftstauglich ist und jeden Vergleich mit einer anderen europäischen Metropole locker aufnimmt und jedenfalls auch in vorderster Front ins Ziel kommt. Das gilt auch für einen U-Bahn-Bau und das gilt auch für unser Linienkreuz U2/U5, eine unglaubliche Baustelle, die wir da in Angriff genommen haben, unter einer Stadt wie Wien, mit all den Dingen, die sich dann sukzessive natürlich auch jenseits von 3D-Bildern in der Wirklichkeit ein Stück weit immer wieder anders darstellen. Es ist ein Jahrhundertprojekt, das wir da in Angriff genommen haben und das wir umsetzen werden. Und ja, das dauert, aber es gibt viele gute Nachrichten, die ich Ihnen jetzt auch kurz übermitteln darf, und dann Punkt für Punkt eben das zu tun, was da wichtig ist. Diese lebenswerteste Stadt wird diesen Weg weiter beschreiten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wir haben uns das Ziel vorgenommen, klimaneutral zu werden, wir haben uns vorgenommen, die Mobilitätswende zu schaffen. Daran hat auch Ihre Partei einen Anteil und daran wir haben alle über viele, viele Jahre gemeinsam gearbeitet. Ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir das weiter tun und das haben wir uns auch klar als Ziel vorgenommen. Wir sind jetzt mehr als zwei Millionen Menschen, und denen schulden wir diesen schnellen, direkten öffentlichen Verkehr, der uns allen so wichtig ist. An dieser Stelle ist es mir aber auch wichtig, vor allem den Wienerinnen und Wienern Folgendes vor Augen zu führen: Was derzeit in unserer Stadt noch hochkomplexe Baustellen sind, wird nach Eröffnung der neuen U-Bahn- Linie U5 bis nach Hernals konkrete und spürbare Verbesserung für die Menschen in unserer Stadt sein. So wird man künftig in zirka elf Minuten vom Elterleinplatz im 17. Bezirk zum Karlsplatz kommen, rund doppelt so schnell wie heute. Von der neuen U2-Station Neubaugasse gelangt man dann in nur vier Minuten zum Schottentor, und das ist rund drei Mal so schnell wie heute. Nicht nur die künftige Zeitersparnis durch die U-Bahn kommt den WienerInnen zu Gute, als Wirtschaftsstadtrat möchte ich gerne in konjunkturell angespannten und schwierigen Zeiten wie diesen - da gebe ich Ihnen recht, da sind viele Schrauben zu drehen und neu einzustellen - ausdrücklich die Vorzüge für den Wirtschaftsstandort Wien hervorheben. Das Projekt U2/U5 löst nicht nur Wertschöpfung direkt in Wien und für ganz Österreich aus, sondern schafft - ich sage das immer wieder und ich glaube, Sie kennen diese Zahl - rund 30.000 Arbeitsplätze über diesen Zeitraum, 30.000 Arbeitsplätze. In einer wirklich einmalig schwierigen Zeit für Österreich, für Europa schaffen wir Arbeitsplätze in diesem unglaublichen Ausmaß und wir sind damit konjunktureller Impulsgeber der Sonderklasse. In keinem anderen Bundesland wird so viel investiert und strategisch investiert wie bei uns. Darauf dürfen wir auch stolz sein, und Sie wissen alle, wir tun damit vielen Unternehmern, vielen Zulieferern, vielen Planern, vielen Ausführenden einen guten Dienst, weil wir Aufträge vergeben können, die so wichtig sind, um dann so ein Großprojekt auch wirklich umsetzen zu können. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Seit eh und je ist es mein politisches Credo: Große Herausforderungen können wir nur gemeinsam - und zwar fraktionsübergreifend - stemmen und bewältigen. Das gelingt nur, wenn die Öffentlichkeit, insbesondere auch über aktuelle Herausforderungen gut informiert ist, und das tue ich immer und das tue ich auch sehr, sehr gerne. Umso mehr freut es mich, wenn beispielsweise die Einladung an den Wiener Gemeinderat, sich die U-Bahn-Baustellen in unserer Stadt gemeinsam mit der Geschäftsführung der Wiener Linien anzusehen, auch fraktionsübergreifend gut angekommen ist. Das war mir ein Anliegen und das werden wir auch wiederholen, denn es ist gut, wenn wir hier in diesem Raum über so große Projekte sprechen, sich auch immer wieder upzudaten über den Bauverlauf und über all das, was da unter der Erde in bis zu 30 m Tiefe passiert. Auch die Wiener Linien informieren über ihre diversen Kanäle und selbstverständlich auch medial, wenn es Neuigkeiten im Baufortschritt gibt, zuletzt über den Kern der heutigen Anfrage im August 2024. Wie auch bereits erst letzte Woche am Freitag im Rahmen des Unterausschusses der Wiener Stadtwerke seitens der Geschäftsführung der Wiener Linien direkt und transparent informiert, stehe ich selbstverständlich nicht an, auch hier im Wiener Gemeinderat im Zuge dieser Dringlichen Anfrage diese zu beantworten, wenngleich mir der Hinweis schon erlaubt sei, dass die Fragen 1 bis 9 sowie die Fragen 11 und 13 nicht vom Interpellationsrecht umfasst sind. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das stimmt ja nicht!) Nein, das stimmt schon. Ich werde auch ausführen, warum dem so ist. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Eigentümervertreter!) Bevor ich jedoch den Fragenkatalog beantworte, ist es mir im Sinne einer transparenten, offenen und korrekten Kommunikation wichtig, zwei Richtigstellungen zur Begründung der Dringlichen Anfrage vorzunehmen. So wird im Anfragetext von den KollegInnen der GRÜNEN behauptet, die Verlängerung um eine Station vom Rathaus bis zum Frankhplatz verschiebe sich mittlerweile auf 2028. Die Wiener Linien haben erst im August dieses Jahres umfassend über den Zwischenstand des U2/U5-Baus informiert. So ist auch heute noch auf der Website der Wiener Linien transparent nachzulesen, dass die Fertigstellung der Linie U5 bis Frankhplatz mit 2026 weiterhin im Zeitplan ist. Gleich im Folgesatz wird von den unterzeichnenden GemeinderätInnen von der 2. Baustufe bis zum Elterleinplatz gesprochen. (StR Peter Kraus, BSc: Hernals!) Richtig ist vielmehr, dass die 2. Baustufe die Verlängerung der U5 bis Hernals vorsieht, mit der so wichtigen Verknüpfung mit der S-Bahn. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Früher war's Elterleinplatz!) Im Übrigen wurde die 15a-Vereinbarung mit der genauen Streckenführung auch im Wiener Landtag beschlossen. Ich gehe nun über zur Beantwortung der Fragen des Teils A der Dringlichen Anfrage, beginnend mit der Beantwortung der Fragen 1, 2 und 4 und erspare uns jetzt eine Verlesung derselben, sondern darf dazu ausführen: Zuallererst darf ich darauf hinweisen, dass die Wiener Stadtwerke GmbH die Eigentümerin der Wiener Linien GmbH & Co KG ist, ich also nicht die Eigentümervertreterin der Wiener Linien bin, sondern der Wiener Stadtwerke GmbH. Auch das, glaube ich, hat sich ja mittlerweile herumgesprochen. Ich darf Ihnen jedoch berichten, dass ich regelmäßig stattfindende Kommunikationsroutinen habe, die im Anlassfall durch separate themenspezifische Besprechungstermine ergänzt werden. Darüber hinaus wird eine engmaschige direkte Kommunikation der Stadt Wien als Eigentümerin der Wiener Stadtwerke und dem Konzern gepflegt. So findet regelmäßig, etwa ein Mal im Monat, ein Jour fixe der Geschäftsführung der Wiener Stadtwerke mit mir statt. Die Geschäftsführung der Wiener Stadtwerke wird wiederum im Rahmen einer Jour-fixe-Routine durch die Geschäftsführung der Wiener Linien informiert. Selbstverständlich ist auch mein Büro gemäß den Zuständigkeiten im Austausch mit den Wiener Stadtwerken und ihren Konzernunternehmen, so auch mit der Geschäftsführung der Wiener Linien, beschäftigt. Ich möchte auch kurz meinem Team ein großes Danke aussprechen, das in den letzten beiden Tagen seine Abende ein wenig anders verbracht hat, als ursprünglich geplant war. Im Rahmen der 15a-Vereinbarung zwischen dem Bund und dem Land Wien findet regelmäßig der U-Bahn- Lenkungsausschuss zwischen Vertretern des Landes Wien, der MA 5, dem BMF und dem BMK statt. Auch die begleitende Kontrolle, die SCHIG und die Wiener Linien nehmen daran teil. Die Aufgabe des U-Bahn- Lenkungsausschusses ist insbesondere die wechselseitige Information der Vertragsparteien über das gesamte Projekt U2/U5. Das Gremium tagt zumindest halbjährlich. Zu Frage 3 darf ich darauf verweisen, dass die Wiener Linien bereits im August 2024 dazu kommuniziert haben. Die Fertigstellungszeiträume der U2/U5 gestalten sich aus heutiger Sicht wie folgt: In der 1. Baustufe U5 bis Frankhplatz 2026, U2 bis Matzleinsdorfer Platz im Laufe des Jahres 2030, in der 2. Baustufe U5 bis Hernals zwischen 2032 und 2035, U2 bis Wienerberg ebenfalls zwischen 2032 und 2035. Zu Frage 5 betreffend die Kosten erlaube ich mir einleitend folgendes Zitat vorzutragen: "Inflationsbereinigt" - das ist das wesentlichste Wort in dem Zitat - "liegt das Projekt derzeit weiterhin im Kostenrahmen. Durch die hohe Inflation der letzten Jahre ist das Geld nur weniger wert, daher entsteht daraus ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf." Dieses Zitat stammt klarerweise nicht von mir und nicht von den Wiener Linien, sondern vom Leiter der externen begleitenden Kontrolle für den U-Bahn-Ausbau U2/U5, die im Einvernehmen mit dem BMF und dem BMK eingesetzt wurde. Der unabhängige - bitte Rufzeichen - Gutachter bestätigt damit, wie auch schon im August dieses Jahres kommuniziert, dass die Kostensteigerungen beim U-Bahn-Bau durch die außergewöhnlichen Preissteigerungen in den letzten Jahren seit 2020 verursacht wurden. Diese Steigerungen sind bei Baupreisen und Baukosten, bei denen Steigerungen von Löhnen, von Baustoffen und Energie berücksichtigt werden, deutlich höher ausgefallen, als zu erwarten war. Die prognostizierten Baukosten wurden, wie in der Dringlichen Anfrage angeführt, auf der Preisbasis 2020 in einer 15a-Vereinbarung zwischen dem Land und dem Bund festgehalten. Damals wurde in der Berechnung von einer durchschnittlichen Entwicklung der Inflation und damit Vorausvalorisierung von 2,5 Prozent pro Jahr ausgegangen, ein Wert, der vernünftig erschien, weil wir ein EZB-Ziel hatten, das uns eigentlich eine Inflation unter 2 Prozent hätte erwarten lassen, eine damals plausible Annahme, die auch andere Auftraggeber für langlaufende Projekte verwendet haben. Auf Grund der unvorhersehbaren außergewöhnlichen Preissteigerungen bei Energie, Baupreisen und Rohstoffen von rund 15 Prozent in den letzten Jahren gehen die Wiener Linien im Vergleich zu dieser Kostenschätzung auf Preisbasis 2020 von valorisierungsbedingten Mehrkosten in Höhe von rund 300 Millionen EUR für die 1. Baustufe aus. Die begleitende Kontrolle, eine unabhängige, externe Prüfinstanz, bestätigt, dass die Höhe der Mehrkosten "plausibel" ist. Das ist auch ein wichtiges Wort. Die Mehrkosten sind plausibel und ebenso, dass die Kostensteigerung durch die außergewöhnlichen Preissteigerungen seit 2020 verursacht wurde. Das Projekt befindet sich damit inflationsbereinigt im Kostenrahmen. Die Wiener Linien befinden sich für die 2. Baustufe U5 bis Hernals und U2 bis Wienerberg in den weiterführenden Planungsphasen nach den jeweiligen Audits. Die Fertigstellung der 2. Baustufe wird voraussichtlich zwischen Ende 2032 und 2035 erfolgen. Eine detaillierte Einschätzung zu den Gesamtkosten wird nach Abschluss der Vergabeverfahren der Hauptbauarbeiten und dann der nachfolgenden Beauftragung der Baufirmen erfolgen. Die Wiener Linien erwarten, dass sich die außergewöhnlichen Preissteigerungen der letzten Jahre auch auf die Kosten für die 2. Baustufe auswirken werden. Dieser realistischen Annahme ist, glaube ich, nichts hinzuzufügen. Zur 15a-Vereinbarung in Frage 6 darf ich wie folgt berichten: Die unvorhergesehenen globalen Entwicklungen und geopolitischen Ereignisse der letzten Jahre haben weltweit zu Preissteigerungen geführt, die auch den U-Bahn-Bau in Wien betreffen. Auf Grund dessen berichteten die Wiener Linien transparent bereits im Laufe des Jahres 2023, also im letzten Jahr, im U-Bahn-Lenkungsausschuss, der sich entsprechend der Vereinbarung, wie schon einmal erwähnt, aus Vertretern des Landes Wien, MA 5, BMF und BMK zusammensetzt, dass es absehbar zu einem inflationsbedingten Finanzierungsmehrbedarf für das Projekt kommen wird und die Indexentwicklungen in den Jahren 2021 und 2022 über den vereinbarten 2,5 Prozent lagen. In der Art. 15a-Vereinbarung wurde festgehalten, dass bei Überschreitung der angenommenen Indices von 2,5 Prozent pro Jahr in 3 aufeinanderfolgenden Jahren der U-Bahn-Lenkungsausschuss mit der Frage der Risiko- und Kostentragung zu befassen ist. Mit dem Vorliegen der Indexentwicklung für das Jahr 2023, die deutlich über den angenommenen 2,5 Prozent lag, war diese Voraussetzung erfüllt, und die Wiener Linien befassten den U-Bahn- Lenkungsausschuss am 15.5. dieses Jahres in dessen 21. Sitzung offiziell mit dieser Thematik. Diese 15a-Vereinbarung und diese Dreijahresthematik waren mir seinerzeit beim Abschluss mit dem BMF ganz, ganz wichtig, und es gab dazu auch zwei Verhandlungsrunden, die notwendig waren, um das zu erreichen. Es hat sich aber als goldrichtig herausgestellt. Dabei wurde eine aktuelle Kostenprognose inklusive der indexbedingten Mehrkosten präsentiert. Die unabhängige - unabhängige - begleitende Kontrolle bestätigt in diesem Rahmen, dass das Projekt inflationsbereinigt im Kostenrahmen liegt. Bereits vor dem U-Bahn-Lenkungsausschuss am 15.5.2024 fand am 4.4. dieses Jahres eine Arbeitssitzung zum Thema der Indexsteigerung mit den Mitgliedern des U-Bahn-Lenkungsausschusses, der begleitenden Kontrolle, den Wiener Linien und externen Gutachtern statt, um diese Thematik für den 15.5. dieses Jahres gemeinsam vorbereiten zu können. Die Wiener Linien haben inhaltlich transparent zum Thema der außergewöhnlichen Indexsteigerungen im vereinbarten Rahmen berichtet, wodurch eine Befassung des Lenkungsausschusses zur Risiko- und Kostentragung gestartet werden konnte. Diese Befassung beziehungsweise Verhandlung läuft nach wie vor. Mangels abgeschlossener Verhandlungen und angesichts der dahinterstehenden Zahlungsströme lassen sich daraus jedoch noch keine konkreten Auswirkungen auf das Doppelbudget 2024/2025 ableiten. Mit der alten - unter Anführungszeichen - Regierungskonstellation, insbesondere mit Kollegin Gewessler, wurden außerordentlich konstruktive Gespräche geführt. Wir hoffen, dass wir den bereits gut aufbereiteten Boden nutzen können, um mit einer neuen Bundesregierung schließlich eine Einigung erfolgreich abzuschließen. Ich komme zum Jahrtausendereignis des Hochwassers vor wenigen Wochen, genauer zu Frage 7a: Die Wiener Linien haben entsprechend der behördlichen Vorgaben bereits zu Beginn der Bauarbeiten in der Pilgramgasse alle Schutzmaßnahmen für ein 100-jährliches Hochwasser während der Bauphase getroffen. Wie medial berichtet, sind diese Schutzmaßnahmen im Bereich des Wienflusses durch die zahlreichen hochwasserführenden Zuflüsse mit einem 1.000-jährlichen Hochwasser konfrontiert worden. Seitens der Wiener Linien und der beauftragten Baufirmen wurden auch im Akutfall alle erforderlichen Maßnahmen zur Baustellenabsicherung getroffen, um so Personenschäden zu verhindern. Die monetäre Evaluierung der Schäden läuft noch. Das ist bei einem Großereignis wie einem 1.000-jährlichen Hochwasser nur verständlich, weshalb zum heutigen Tag noch keine finalen Zahlen vorliegen. Zur Frage 7b: In der Regel ist die Bedeckung von Katastrophenschäden gemäß Versicherungsbestimmungen nicht umfasst. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit den Versicherungen laufen aber gerade. Zur Frage 7c: Die Gespräche der Stadt Wien mit dem Bund darüber, welche Unterstützung durch den Katastrophenfonds gewährleistet werden kann, sind ebenfalls gerade noch im Gange. Jegliche Mehrkosten, die dem U-Bahn-Bau zugerechnet werden, werden aus der Risikovorsorge des U2/U5-Budgets bedeckt und damit zu 50 Prozent vom Bund und zu 50 Prozent von der Stadt Wien getragen. Frage 7d steht in Abhängigkeit zu Frage 7c. Die Gespräche mit dem Bund darüber, welche Unterstützung durch den Katastrophenfonds gewährleistet werden kann, sind eben noch im Laufen. Jegliche Mehrkosten, die dem U- Bahn-Bau zugerechnet werden, werden aus der Risikovorsorge des U2/U5-Budgets bedeckt und damit zu 50 Prozent vom Bund und zu 50 Prozent von der Stadt Wien getragen. Zu den Fragen 8a und 8b: In der Station Rathaus kam es im Rahmen der Arbeiten der U2 zu unerwarteten Erdbewegungen und daher zu Schäden an den Bahnsteigtüren, die natürlich behoben werden mussten. Es ist noch in Klärung, in wessen Verantwortung der Schadenseintritt fällt, weshalb aus juristischen und verständlichen Gründen zu diesem Zeitpunkt noch keine nähere Auskunft gegeben werden kann. Die finale Aufstellung der Mehrkosten erfolgt im Zuge der Schlussabrechnung zum Projektende. Zu den Teilfragen 8c bis 8f: Sie alle sind im Zusammenhang mit der Frage 8a zu sehen und können daher erst nach Klärung des Sachverhalts der Verantwortung beantwortet werden. Hinsichtlich der Frage 9 darf ich abermals darauf hinweisen, dass ich der Eigentümervertreter der Wiener Stadtwerke GmbH bin. Ich darf Ihnen jedoch mitteilen, dass die Wiener Linien, die Wiener Stadtwerke und die Stadt Wien auch jetzt eine zeitnahe und transparente Kommunikation zu den Entwicklungen auf der U-Bahn-Baustelle pflegen. So wurden Zusatzinformationen über die Gründe für den Zeitverzug und die Mehrkosten bereits mehrfach medial und somit der Öffentlichkeit kommuniziert. So gibt es beispielsweise zahlreiche Medienberichte. Ich darf kurz daraus zitieren und Ihnen vortragen, dass "der 120 m lange Bereich unter der Universitätsstraße" - sehr nahe von hier - "zur baulichen Endstelle" geworden ist und "der bestehende U2-Tunnel umfassend gesichert werden" musste. "Aber auch ein nicht dokumentierter 50 m langer Kanal in 6 m Tiefe und mit einem Durchmesser von 2 m" - also unglaublich - "musste abgetragen werden, bevor die eigentlichen Bauarbeiten wiederaufgenommen werden konnten." Es wurde nicht nur mir, sondern auch medial über die Erdbewegungen und Wassereintritte bei der Station Reinprechtsdorfer Straße berichtet. So mussten die Wiener Linien zusätzliche Stahlbetonträger einbauen, um das Schachtbauwerk abzusichern. Im gebirgsartigen Wiener Untergrund verhielt sich das Erdreich anders, als geplant, was zu Erdbewegungen an der Oberfläche führte und den Bau von Ulmenstollen - eine besondere Stollenart - erforderlich machte. Außerdem wurden im Bereich der Station Rathaus unerwartete Wasserschichten angetroffen, darunter eine Wasserlinse mit 100.000 l Wasser, was den Bau verzögerte und zusätzliche Maßnahmen wie das Errichten von Brunnen und das Abpumpen von Wasser erforderte. Erst, nachdem alle Arbeiten abgeschlossen wurden, konnten die Gleise auf der gesamten Strecke wieder durchgängig verlegt und die Zugsicherungstechnik für den U-Bahn-Betrieb installiert werden. Hinzu kamen nun Komplikationen bei der Installation der verschiedensten Software-Systeme. Sobald diese behoben und ein stabiler Betrieb gewährleistet werden kann, fährt die U2 wieder zwischen den Stationen Schottentor und Karlsplatz, so wie wir das gewöhnt sind. Nach derzeitigem Stand sollte dies noch heuer im Herbst stattfinden - eine gute Nachricht für uns alle. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Auch zum Thema Mehrkosten haben die Wiener Linien bereits im August berichtet, dass unvorhersehbare globale Entwicklungen und geopolitische Ereignisse zu gestiegenen Kosten geführt haben. Die Inflation und außergewöhnliche Preissteigerungen der letzten Jahre beeinflussen nun einmal auch unseren U-Bahn-Bau. Um einen einfachen Vergleich zu nehmen: Beispielsweise hat sich der Preis für einen Betonmischer von rund 870 EUR im Jahr 2020 auf über 1.100 EUR im Jahr 2024 erhöht. Das ist schon wirklich viel. (Heiterkeit bei GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Dass Inflation und externe Faktoren die Haupttreiber für die gestiegenen Baukosten sind, bestätigt und beantwortet wie auch schon zuvor die externe begleitende Kontrolle. Jetzt komme ich zu Teil B der Dringlichen Anfrage betreffend die budgetären Auswirkungen auf die Stadt Wien und darf Frage 10 wie folgt beantworten: Da der Finanzierungshaushalt den führenden Haushalt darstellt, wird bei Beantwortung der Fragestellung auf diesen näher eingegangen. Der von dem Voranschlag 2024 beschlossene Saldo 5 - Geldfluss aus der voranschlagsamen Gebarung - beträgt rund minus 2,239 Milliarden EUR. Entsprechend der Haushaltsordnung für den Magistrat der Stadt Wien 2018 haben die anordnungsbefugten Dienststellen der Magistratsabteilung 5 unter Mitwirkung und im Wege der Magistratsabteilung 6 bis zum 14. des Folgemonats jeweils für die Berichtszeiträume - erstens 1. Jänner bis 31. März, zweitens 1. Jänner bis 31. August und drittens 1. Jänner bis 31. Oktober - des Finanzjahres je Ansatz einen Controllingbericht über die laufende und die voraussichtliche Entwicklung der Mittelaufbringung und Mittelverwendung elektronisch zu übermitteln. Da die zum Stichtag, 31. Oktober 2024, bis 14. November - bis vor Kurzem - übermittelten Daten derzeit noch von der Magistratsabteilung 5 auszuwerten sind - das ist ja nur verständlich - beziehungsweise analysiert werden, muss nachfolgend auf die Datenprognosen zum Stichtag, 31.8., näher eingegangen werden. Zum Stichtag, 31.8. dieses Jahres, wurde ein Ergebnis - Geldfluss aus der voranschlagsamen Gebarung Saldo 5 - in der Höhe von minus 2,381 Milliarden EUR prognostiziert. Ob dieser Prognosewert eine Punktlandung wird, bleibt abzuwarten, nämlich, bis Ende des Jahres endgültig abgerechnet wird. Der mit dem Voranschlag 2025 beschlossene Saldo 5 - Geldfluss aus der voranschlagsamen wirksamen Gebarung - beträgt minus 2,294 Milliarden EUR. Das BMF hat in Folge der vom WIFO erneut revidierten Mittelfristprognose betreffend die wirtschaftliche Entwicklung am 29. Oktober dieses Jahres den Ländern eine neue Ertragsanteilprognose übermittelt. Diese Prognose bedeutet für den Voranschlag 2025 eine Reduktion der Ertragsanteile von Wien als Land und Gemeinde in Höhe von 420 Millionen EUR. Während das BMF im Juli 2024 noch davon ausging, dass die Ertragsanteile von den Ländern und Gemeinden im Vergleich zum Jahr 2024 um 4,34 Prozent steigen, steigen diese auf Grund der aktuellen Prognose nur mehr um 1,55 Prozent. Der Saldo 5 erhöht sich damit jedenfalls um rund 420 Millionen EUR. Auf Grund der Nachzieheffekte, der stark gestiegenen Inflation bei gleichzeitig durch bundesgesetzliche Maßnahmen stark reduzierten Einnahmen - ökosoziale Steuerreform, Abschaffung der kalten Progression, et cetera -, müssen prospektiv andere Finanzierungslogiken Einkehr halten. - Ich bin ja dabei. - Ob jedoch mehr Fremdmittel aufgenommen werden müssen, hängt vom Vollzug des Voranschlags 2025 und insbesondere von der wirtschaftlichen Entwicklung ab, die wir sehen werden. Zu Frage 11: Aus derzeitiger Sicht ist angesichts der laufenden Verhandlungen mit dem Bund sowie der zugrunde liegenden Zahlungsströme weder für 2024 noch für 2025 mit Überschreitungsanträgen für die Haushaltsstelle 1/6501/775 auf Grund des U-Bahn-Baus zu rechnen. Zu Frage 12: Auf Grund der auch von Ihnen genannten Bauverzögerungen werden sich die Kostensteigerungen erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die Budgets der Stadt Wien auswirken. Wie und in welcher Höhe, ist aktuell in Erhebung. Zu Frage 13: Die Abstimmungen zwischen der Stadt Wien und den Wiener Linien über den Wirtschaftsplan 2025 sind in der finalen Phase. Zur Zeit ist im Vergleich zum Voranschlag von einem Minderbedarf beim BKZ von 100 Millionen EUR auszugehen. Zu Frage 13a: Die gegenseitige Deckungsfähigkeit der Gruppenunterklassen 75 und 77 wird 2024 nach aktueller Planung auch 2025 nicht als stille Reserve für den U-Bahn-Bau verwendet werden. Für 2025 ist eine Umschichtung von 6 Millionen EUR zum Investitionskostenzuschuss ohne U-Bahn-Bau vorgesehen. Diese Umschichtung soll den Wiener Linien helfen, das Delta des im ÖPNRV-Vertrag vorgesehenen Index mit der tatsächlich in den letzten Jahren aufgelaufenen Inflation zu schließen, um wichtige Reinvestitionen vorantreiben zu können. Abschließend darf ich noch auf Frage 13b zu sprechen kommen: Ob und für welche Bedeckung der voraussichtliche Minderbedarf beim BKZ im Jahr 2025 genützt wird, hängt zum einen vom tatsächlichen Zuschusserfordernis und zum anderen von der allgemeinen Budgetentwicklung im Vollzug 2025 ab. Die zwischen Stadt Wien und Bund vereinbarte angenommene jährliche Steigerung der Baupreise in der Höhe von 2,5 Prozent für Projekte dieser Größenordnung hat im Schnitt über Jahrzehnte gehalten. In den letzten 3 Jahren jedoch fiel die Preissteigerung, ausgelöst durch zahlreiche schon erwähnte geopolitische Faktoren wie etwa die Covid-Pandemie oder den Angriffskrieg in der Ukraine, deutlich höher aus. Ich erspare mir jetzt, Herr Kollege (in Richtung GRÜNE), darüber auszuführen, dass es auch andere Gründe geben könnte, warum die Inflation bei uns doch deutlich höher war, und überlasse die Diskussion vielleicht den Nachrednern und möchte zum Abschluss kommen. In diesem Sinn darf ich mich klarerweise bei Ihnen allen für die Aufmerksamkeit bedanken. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir alle weiter gemeinsam unsere Unterstützung für ein so wichtiges Investitionsvorhaben und -projekt tragen und damit klar machen, dass wir hier wirklich einen Beweis für eine lebenswerte, leistbare und zukunftsträchtige Stadt stellen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich freue mich, dass heute auch sehr viele Gäste hier sind, und freue mich auf die Diskussion. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich bedanke mich beim Herrn Amtsführenden Stadtrat für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage. Wir haben jetzt zwei Besuchergruppen hier auf der Galerie im Wiener Gemeinderat. Bevor ich die Debatte eröffne, darf ich die Damen und Herren der Freiheitlichen Jugend Wien und der Bezirksgruppe Währing recht herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Ich darf auch die Personalvertreterinnen und Personalvertreter des Bundesministeriums für Eich- und Vermessungswesen recht herzlich begrüßen. - Herzlich willkommen im Wiener Rathaus! (Allgemeiner Beifall.) Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist Herr StR Peter Kraus zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Stadtrat. StR Peter Kraus, BSc: Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Besucherinnen und Besucher! Herzlich willkommen im Wiener Rathaus! Wir sind gerade bei einer Dringlichen Anfrage von uns GRÜNEN zum Thema - ich mache es jetzt einmal kurz - U- Bahn-Ausbau in Wien, bei dem es gerade bei U2 und U5 da oder dort hakt. Eingangs möchte ich mich zunächst für die Beantwortung der Fragen bedanken. Für die Geschäftsordnungsfeinschmecker: Es war heute auch insofern ein bisschen etwas Neues, als der Herr Stadtrat heute festgestellt hat, ob Fragen zulässig sind oder nicht. Das ist gut so. Ich bedanke mich auch wirklich für die ausführliche Beantwortung der Fragen. Ich möchte mich zum Zweiten einem Dank anschließen, wenn ich das darf. Das betrifft den Brand gestern in der U1. Wir haben heute gehört, dass die Fahrerin ins Spital kommen musste. Zum einen ein großes Danke für das rasche Einschreiten und auch für diese Übermittlung der Genesungswünsche. Ich glaube, wir GRÜNE und auch alle anderen schließen uns da an und hoffen, dass die Kollegin bald wieder gesund, fit und erholt ist, nicht nur, damit sie dann wieder im Dienst sein kann, sondern damit sie auch wieder gesund und fit ist. (Allgemeiner Beifall.) Wir lieben die Öffis. Die Wienerinnen und Wiener lieben die Öffis. Der Herr Stadtrat hat eine Zahl vom letzten Jahr genannt, wie beliebt die Wiener Linien sind. Ich glaube, es kommt nicht von ungefähr, dass die meisten Wege, die in Wien zurückgelegt werden, mit den Öffis zurückgelegt werden. Die Wiener Öffis sind ein Erfolgsrezept. Irgendwie hat man aber gerade das Gefühl, dass da ein bisschen der Wurm drinnen ist, weil ganz essenzielle Teile des Netzes im Moment entweder gesperrt sind, nicht funktionieren oder sich etwas verzögert. Das geht so weit, dass man sich gefühlt gar nicht mehr auskennt, wann eigentlich noch welche U-Bahn und wann eigentlich noch welche Straßenbahn fährt. Es sind diese Baustellen, die eine riesige Chance sind. Ich glaube, darüber müssen wir überhaupt nicht diskutieren. Wir alle unterstützen das Ziel, dass wir die Öffis ausbauen und wir dann in elf Minuten von Hernals in die Stadt hineinfahren können. Das sind alles richtige Ziele. Uns geht es in der Dringlichen Anfrage heute darum, dass wir Klarheit schaffen, um das Vertrauen in die Wiener Öffis zu stärken. Denn es darf nicht passieren, dass die Wienerinnen und Wiener glauben, sie müssen wieder auf ein Auto umsteigen oder andere Mobilitätsformen wählen. Das darf uns in Wien nicht passieren. Wir müssen die Öffis nicht nur ausbauen, sondern auch Klarheit und Vertrauen schaffen, damit man weiß, wann wo welche Öffis wieder in Betrieb sind, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein paar neue Informationen haben wir heute bei der Beantwortung auch schon bekommen. Für mich beispielsweise waren die Informationen zur Baustufe 2 neu, also einmal die Verlängerung Richtung Hernals und einmal im Süden Richtung Wienerberg. Mein letzter Info-Stand kommt hier aus den 15a-Vertragsunterlagen, nämlich dass beide bis 2032 beziehungsweise die U2-Süd bis 2033 fertig wäre. Heute haben wir gehört, es ist für beide 2032 bis 2035. Dafür gibt es, glaube ich, auch gute Gründe. Ein Teil, der aber aus meiner Sicht wirklich, wirklich essenziell ist, ist die Frage: Wann endet der Spätherbst? (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Das ist immer noch ein bisschen offen. Der Spätherbst endet am 20. Dezember. Die genaue Frage ist: Wann endet der Peter Hanke'sche Spätherbst? Oder anders formuliert: Wann fährt die U2 wieder auf der Stammstrecke? Denn ich glaube, das ist schon ein großer Unterschied zu den U-Bahn-Erweiterungen. Eine U-Bahn-Erweiterung erschließt ein neues Gebiet. Die U2-Stammstrecke verbindet im Herzen eines Öffi-Systems ganz, ganz viele andere Linien miteinander. Je länger dieser zentrale Teil eines U-Bahn-Netzes, der auch Straßenbahnen und andere Öffi- Linien miteinander verbindet, ausfällt ... In dieser Zeit ist dieses Öffi-Netz in diesem Bereich geschwächt. Das ist ein großer Unterschied. Wir wissen, dass die U2 seit mittlerweile Mai 2021 gesperrt ist. Wir dachten ursprünglich, dass es im Herbst 2023 wieder weitergeht, aber warten jetzt noch immer. Es ist nachvollziehbar, dass sich viele Wienerinnen und Wiener, die täglich mit den Öffis unterwegs sind, einfach fragen: Wann fährt diese U-Bahn wieder? Es ärgert mich, dass es da dauernd zu Verzögerungen kommt. - Da müssen wir einfach Klarheit darüber schaffen, wann die U2 wieder fährt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es ist nämlich auch dieses - ich nenne es jetzt auf gut Wienerisch - zizerlweise Informationsgeben. Dafür wird es gute Gründe geben. Es führt aber zu Unklarheit, im April 2023 zu sagen, es ist nicht der Herbst 2023, sondern der Schulanfang 2024, es im Juli 2024 auf den Herbst 2024 zu verschieben und im Oktober 2024 zu sagen, es ist der Spätherbst 2024. Heute haben wir den 20. November, und es ist aktuell noch immer der Spätherbst 2024. Das führt nicht dazu, dass Wienerinnen und Wiener das Gefühl haben: Da haben wir jetzt einen nachvollziehbaren Plan. Ich lege noch etwas dazu. Es gab vom 31. Mai ein ausgeklügeltes Ersatzkonzept für die U2-Sperre: Es ist die U2Z gefahren. Die wurde zeitgereicht wieder eingestellt. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Die wurde zum geplanten Termin eingestellt, an dem die U2 wieder in Betrieb genommen werden sollte. Die U2 ist aber zu diesem Zeitpunkt nicht in Betrieb genommen worden. Es ist zwar der 71er verlängert worden, um die Ringlinien zu verstärken, aber wir alle wissen: Eine Linie, die am Ring endet, aber dann weit in die Stadt hinausfährt, ist einfach extrem verspätungsanfällig, Falschparker, Unfälle, et cetera. Das erleben alle Menschen, die so wie ich, wie viele von Ihnen und wie auch viele Besucherinnen und Besucher derzeit mit den Straßenbahnen am Ring unterwegs sind. Wenn es im Moment irgendwo zu einem Problem im Netz kommt, dann ist es dort wirklich, wirklich mühsam, und man braucht so wie ich heute in der Früh 30 Minuten vom Stadtpark ins Rathaus, weil alles so langsam geht. Das ist kein tragbarer Zustand, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wenn man sich jetzt ein bisschen auf die Gründe fokussiert und darauf, was bei der U2 passiert ist - Stichwort: Bahnsteigtüren -, dann ist mir zum einen klar, dass man aus juristischen Gründen wahrscheinlich jetzt nicht über alle Details öffentlich diskutieren kann oder die Wiener Linien juristische Überlegungen natürlich berücksichtigen müssen. Ich will nur trotzdem, dass wir genau hinschauen, weil ich glaube, dass wir hier vielleicht schon in die Zukunft gerichtet - wie drücke ich das jetzt aus - Optimierungspotenziale in den Prozessen bei den Wiener Linien sehen. Ich umreiße nur kurz noch einmal, was alles passiert ist oder was alles gebaut und gemacht wurde: Es werden bei der U2-Stammstrecke, die später die U5 ist, Türen für die später automatisierte U-Bahn, aber auch für die U-Bahn, die noch nicht automatisiert ist, eingebaut. Diese Türen sind ganz genaue Präzisionstüren. Das wurde auch immer wieder beschrieben. Das sind Präzisionstüren, die man in millimetergenauer Handarbeit in die Stationen einbaut. Dafür hat man auch die Bahnsteigkanten verstärkt. Weil diese Türen natürlich schwerer sind, muss man die Bahnsteigkanten verstärken. Wenn ich mich richtig erinnere, sind die ersten Türen im August 2021 eingebaut worden. Zumindest gab es damals, als man begonnen hat, diese Türen einzubauen, einen Pressetermin mit dem Stadtrat und dem damaligen Noch-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Dann ist einiges passiert. Man hört jetzt von Erdbewegungen im Bereich Rathaus. Jetzt frage ich mich: Gibt es diese Probleme bei den Türen nur in der Station Rathaus oder auch woanders? Was ist mit diesem Thema der Bahnsteigabsenkungen, die man wieder anheben muss? Wenn all das so ist und man schon vorher weiß, dass es millimetergenau einsetzbare Türen sind: Warum setzt man diese überhaupt zwei Jahre vorher ein, wenn wir erst im Herbst 2024 in Betrieb gehen und aktuell im Testbetrieb sind? Da gibt es sehr, sehr viele Fragen. Die Alarmglocken haben bei mir wirklich geschrillt, als sich dann zum Thema Software und zu Übersetzungsthemen die Firma zu Wort gemeldet hat. Sie haben das vielleicht alle gelesen. Ich habe das Zitat auch mitgebracht. Denn Grund für die Verzögerung waren ja laut der öffentlichen Kommunikation der Stadt und der Wiener Linien angebliche Software-Probleme des französischen Zulieferers. Was sagt diese Firma? Die Firma sagt, es gab Verzögerungen durch den Tunneleinsturz und einen Antrag auf Software-Änderungen im August. Diese Faktoren führten aber nur zu einer Verzögerung von einigen Wochen und nicht, wie dargestellt, von Monaten. Spätestens das war der Zeitpunkt, an dem bei mir, ehrlich gesagt, ein bisschen die Alarmglocken geschrillt haben, sodass wir gesagt haben, da gehört Klarheit in die Sache: Dringliche Anfrage. Denn die Wienerinnen und Wiener müssen sich darauf verlassen können, dass die Öffis ausgebaut werden. Sie müssen wissen, wann sie wieder auf die U-Bahn umsteigen können, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich kann und möchte da nur noch folgende zwei Beobachtungen dazulegen. Ich glaube, es ist gut, sich anzuschauen, ob die Prozesse und Planungsprozesse richtig laufen und ob alles gut gemacht ist. Meine zweite Beobachtung ist: Das trifft vermutlich nicht die aktuelle Geschäftsführung der Wiener Linien, sondern ich erlebe die Geschäftsführung der Wiener Linien als extrem engagiert. Wir haben zwei neue Frauen als Geschäftsführerinnen bei den Wiener Linien. Vielleicht liegen die Entscheidungen da auch schon etwas länger zurück. Das heißt, meine Beobachtung ist: Wir brauchen seitens der Stadt einfach klare Rückendeckung und klare Kommunikation. Denn auch das hilft der Geschäftsführung der Wiener Linien dabei, dass sie ihren Aufgaben jetzt gut nachgehen kann, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich habe es vorhin schon kurz angesprochen: Was aus meiner Sicht auch helfen würde - nämlich mit Blick auf die Wienerinnen und Wiener, die jeden Tag unterwegs sind, auf die Öffis angewiesen sind und gern mit den Öffis fahren - , ist, ihnen einerseits, was die Wiederinbetriebnahme oder den Ausbau betrifft, aber andererseits auch, was Ersatzangebote betrifft, eine Perspektive zu geben. Ich finde es wirklich schade, dass es bei all diesen Verzögerungen der U2-Stammstrecke, die jetzt nicht in Betrieb ist, keine Überlegung gab, ob man nicht beispielsweise die U2Z wieder einführt oder mehr verlässliche Kapazität schafft, die nicht von langen Strecken bis in die Außenbezirke abhängig ist, damit man eine Ausweichroute am Ring hat, auf die man sich verlassen kann, sodass man nicht am Schottentor aussteigt und sich denkt: Ui, jetzt ist der 71er irgendwo draußen im Stau gesteckt, darum gibt es jetzt keinen 71er, und der fällt am ganzen Ring weg. Das hat so einen Dominoeffekt. Der ist spürbar, seit die U2Z, diese Ersatz-Bim am Ring, eingestellt ist. Auch das würde zeigen, dass wir die Öffi-Fahrgäste halten wollen. Denn das muss ja gerade in so heiklen Bausituationen das oberste Ziel sein. Einen Öffi-Gast, den man einmal verliert, weil er oder sie sich denkt, es ist zu mühsam mit den Öffis, und wieder auf das Auto umsteigt - das betrifft vor allem PendlerInnen -, den gewinnt man nur ganz schwer wieder. Das darf nicht passieren, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Mag. Thomas Reindl: Ein Pendler fährt über den Schottenring? Der fährt ...) Kollege Reindl hat gerade gesagt, der Pendler fährt nicht vom Schottenring. Das ist in den meisten Fällen vollkommen richtig. Ich habe aber schon vorhin erklärt: Es gibt einen großen Unterschied zwischen der U2 ... (GR Mag. Thomas Reindl: Es gibt die U1! Es gibt die U3!) Genau, das ist das Beispiel, das ich gesagt habe: Wenn man mit der U2 bis zum Schottentor fährt und dann vor folgender Situation steht, dass die U2-Stammstrecke in der Stadt herinnen unterbrochen ist, ist man auf andere Linien angewiesen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies - erheitert in Richtung GR Mag. Thomas Reindl: Du hast es eh ganz verstanden!) Insofern ist diese Strecke von größerer Bedeutung als die Erweiterungsstrecken, die bisher noch niemand genutzt hat. Das heißt, es fehlt ein Herzstück mitten im System der Öffis. Pendlerinnen und Pendler sind auf diese Umsteigeverbindungen angewiesen. Darum wird es für alle PendlerInnen unattraktiver, wenn dieses Herzstück der Öffis fehlt, sehr geehrter Herr Reindl. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich habe vielleicht noch einen Punkt zum Thema Hochwasser, weil auch das Thema der Dringlichen Anfrage war. Ich bedanke mich auch da für die Beantwortung und kann nachvollziehen, dass die monetäre Bewertung dieses Ereignisses noch läuft und es jetzt vielleicht zu früh ist, ganz konkret mit dem Finger auf etwas hinzuzeigen. Eines möchte ich nur unterstreichen - Kollege Margulies hat das schon in der Begründung gesagt: Sich in zukünftigen Planungsprojekten und auch, wenn wir uns überlegen, wie resilient der Hochwasserschutz in Wien insgesamt in unserer Zeit aufgestellt ist, darauf zu verlassen, dass ein 100-jährliches Hochwasser eh nur alle 100 Jahre und ein 1.000-jährliches Hochwasser eh nur alle 1.000 Jahre kommt: In dieser Zeit leben wir nicht mehr. In dieser Zeit haben wir vielleicht in den 70er und 80er Jahren gelebt, als viele Planerinnen und Planer, die das heute machen, studiert und ihre Ausbildung gemacht haben. In dieser Zeit aber leben wir nicht. Wir leben in einer anderen Zeit. Starkwetterereignisse werden häufiger. Wir müssen unsere Stadt darauf vorbereiten. Da gilt es auch, einfach kurz einmal das Selbstlob - Wien war immer schon super, Wien ist super, und Wien wird immer super sein - auf die Seite zu räumen. Denn Wien wird nur super sein, wenn wir diese Herausforderung jetzt erkennen und dementsprechend handeln und nicht mehr alles schönreden, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Abschließend noch zwei Punkte. Es gibt ja noch einige Themen. Ich habe ja noch NachrednerInnen aus meiner Fraktion und will nicht alles wegnehmen. Unsere Dringliche Anfrage heute war hoffentlich ein Beitrag, um mehr Klarheit in dieses Thema zu bringen. Uns geht es darum, dass die Öffi-Fahrerinnen und Öffi-Fahrer wieder verlässlich und gut auf ihre geliebten Öffis umsteigen können. Klare Kommunikation schafft Vertrauen. Ich sage Ihnen sogar einen Bereich, wo die Wiener Linien das aus meiner Sicht ausgezeichnet machen. Das ist nämlich die große Herausforderung des Gleistausches. Dort - Problem erkannt, Problem benannt und Problem angepackt - gibt es einen Plan, wie man die Gleistauscharbeiten bei den Straßenbahnen jetzt wirklich durchzieht. Das ist vorbildhaft. Genau diese ehrliche und transparente Kommunikation wünsche ich mir auch für den Bereich U-Bahn-Ausbau und die U2-Stammstrecke. Denn die Wienerinnen und Wiener sollen möglichst rasch wieder in die Öffis und möglichst rasch in die neuen Öffis und die neuen U-Bahnen einsteigen können, damit sie ihre Öffis so gern haben, wie sie diese vor einem Jahr bei der Befragung hatten. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Nittmann. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kollegen! Auch von unserer Seite die besten Genesungswünsche an die arme U1-Fahrerin. Wir hoffen, dass auch die Ursache bald geklärt ist, damit solche Vorfälle in Zukunft vermieden werden können. Denn ich glaube, in der Zeitung ist gestanden, dass die Ursachen noch ungeklärt sind. Das Thema, das wir heute behandeln, ist dringlich. Das sehen auch wir so, es begleitet uns aber permanent. Die Budgetüberschreitungen und Verzögerungen beim U-Bahn-Bau zeigen ein Mal mehr, wie gravierend die Missstände in der Planung, der Kostengestaltung und der Umsetzung von Großprojekten in unserer Stadt sind. Man kann wohl sagen, dass die U-Bahn-Erweiterung ein solches Großprojekt ist. Es ist eine Tatsache - und wir sehen das immer wieder -, dass die Stadt Wien regelmäßig an den Anforderungen scheitert, Großprojekte professionell und effizient zu managen, und zwar auf Kosten der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen. Wir denken zurück an das Desaster beim Krankenhaus Nord, das dann in Klinik Floridsdorf umbenannt werden musste, um diesen negativen Beigeschmack ein bisschen zu verlieren, an die Wien Arena, die bereits 2025, also nächstes Jahr, hätte eröffnet werden sollen - wir haben noch nicht einmal begonnen, aber müssen bereits mit 100 Millionen EUR mehr Kosten rechnen - oder an das Busterminal. Überall das gleiche Bild: Wir stehen vor Kostenüberschreitungen, verlängerten Zeitplänen und ungewissen Baustarts. Das ist die Art und Weise, wie Wien solche Projekte managt. Dieses Versagen hat natürlich große finanzielle Auswirkungen und betrifft jeden Einzelnen in unserer Stadt. Dabei stellt sich die Frage, wie lang wir uns diese Misswirtschaft noch leisten können, vor allem, wenn ich daran denke, was Kollege Margulies bezüglich seiner Erwartungshaltung darüber gesagt hat, wie sich das Budgetdefizit entwickeln wird und wie Wien einnahmenseitig dasteht. Ein ganz zentraler und wichtiger Kritikpunkt in diesem Zusammenhang mit Großprojekten sind für uns die mangelnde Transparenz und die mangelnde Kontrolle über die finanziellen Mittel. Insbesondere hat ja der Herr Stadtrat einleitend gesagt - wir haben es heute auch hinsichtlich des U-Bahn-Baus gehört -, dass er für diese Fragen eigentlich gar nicht zuständig ist, weil wir kein Interpellationsrecht haben. Er hat dann aber dennoch versucht, Fragen zu beantworten. Es ist eben ein Faktum, dass die Großprojekte in der Regel über Ges.m.b.H.s abgewickelt werden. Ja, es stimmt: Die entziehen sich unserer unmittelbaren Kontrolle. Das halten wir für höchst problematisch. Dadurch wird es für uns fast unmöglich, klare Rechenschaft über die Verwendung öffentlicher Mittel zu bekommen. Wir erhalten dann - wie soll ich sagen - relativ vage Aussagen wie: Es ist inflationsbereinigt gesehen wohl alles im Kostenrahmen, die externe Kontrolle sagt, alles ist eh okay. Wirkliche Klarheit, wie Kollege Kraus gemeint hat, hat uns auch die Dringliche Anfrage heute nicht gebracht. Für uns stellt sich aber natürlich die Frage, wer denn die Verantwortung trägt, wenn es beim U-Bahn-Bau oder bei anderen Projekten zu solchen Überschreitungen kommt, wie Sie vorhin beschrieben haben. Ja, es sind die Wiener und Wienerinnen. Das sind die Steuerzahler. Denn genau diese Kosten werden letztendlich durch Steuern und Abgaben oder durch den ständigen Griff in die Rücklagen abgedeckt. Das sind die Leidtragenden. Wir sehen jetzt: Die explodierenden Kosten im Bereich des U-Bahn-Baus werden die Verschuldung in die Höhe treiben. Die ursprünglichen Kosten für den Ausbau der U-Bahn-Linien U2 und U5 wurden - wir haben es heute gehört - im Jahr 2020 noch auf rund 2 Milliarden EUR geschätzt, basierend auf einer angenommenen jährlichen Inflation von 2,5 Prozent. Auf Grund der unvorhergesehenen geologischen Herausforderungen, der außergewöhnlichen Preissteigerungen, der Energiebaupreise und der Rohstoffpreise - es wurde heute alles genannt - errechnen sich Mehrkosten von rund 300 Millionen EUR. Diese Zahlen beziehen sich auf die 1. Baustufe des Projekts, die den Ausbau der U5 bis zum Frankhplatz und der U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz umfasst. Die Gesamtkosten für den U-Bahn-Ausbau in Wien einschließlich aller Baustufen wurden in früheren Berichten auf rund 6,5 Milliarden EUR geschätzt. Jetzt schaut es so aus, dass allein für die Verlängerung der U2 und den Neubau der U5 mittlerweile von einer Kostensteigerung von über 30 Prozent im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen ausgegangen werden muss. Was ursprünglich mit 6 Milliarden EUR angesetzt wurde, nähert sich inzwischen einer Marke von bedrohlichen 8 Milliarden EUR. Das Ende ist in Wirklichkeit nicht abzusehen. Diese Summen verdeutlichen aus unserer Sicht die Dimension der Probleme, vor der wir stehen. Wir sprechen nicht von kleinen Fehlbeträgen, sondern von Milliarden, die durch mangelnde Planung, Verzögerungen und Nachlässigkeiten verschwendet werden - Geld, das wir dringend in anderen Bereichen benötigen: im sozialen Wohnbau - wir haben heute gehört, dass die Sanierung des sozialen Wohnbaus ganz im Argen liegt und nicht in der Weise vorangetrieben wurde, wie es sein müsste -, in der Bildung - wir müssen unsere Schulen zukunftssicher machen - und im Gesundheitswesen - eine ewige Baustelle. Ein weiterer zentraler Punkt in unserer Kritik im Zusammenhang mit der finanziellen Gebarung der Stadt Wien ist die Einführung des Doppelbudgets. Diese hat sich einfach als gravierender Fehler herausgestellt. Wir haben uns von Anfang an klar dagegen ausgesprochen. Die aktuelle Entwicklung gibt uns ganz recht. Einem Doppelbudget fehlt die Flexibilität, um auf wirtschaftliche Entwicklungen oder plötzliche Herausforderungen wie die Inflation, eine Energiekrise oder sonstige unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren. In einem Jahr, in dem die Baukosten auf Grund von Materialpreiserhöhungen, Fachkräftemangel und Energiepreisen explodieren, fehlt der Stadt Wien schlichtweg die Möglichkeit, die Budgetsituation zeitnah anzupassen. Was ist das Ergebnis? Die Projekte werden unfinanzierbar, oder die Stadt verschuldet sich massiv weiter. Wir fordern daher im ersten Schritt eine Rückkehr zu einem jährlichen Budget. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass die finanzielle Lage der Stadt Wien regelmäßig evaluiert und an neue Herausforderungen angepasst werden kann. Ein Doppelbudget mag wohl auf dem Papier Stabilität suggerieren. In der Realität führt es aber doch zu einer gefährlichen Starrheit, die uns alle teuer zu stehen kommt. Der verzögerte Ausbau der U-Bahn-Linien U2 und U5 ist das Paradebeispiel für diese Probleme. Hier wurden ursprünglich klare Zeitpläne und Kostenrahmen kommuniziert. Heute sind wir Jahre hinter dem Zeitplan und Milliarden über den prognostizierten Kosten. Ich komme aus Hernals. Wir waren immer für die Verlängerung der U5. Dass man die U5 auf Grund unseres Drucks, der wesentlich von Hernals und vor allem auch von uns, der FPÖ, ausgegangen ist, nicht nur bis zum Elterleinplatz, sondern auch bis zur S45-Station Hernals ausbaut, ist grundsätzlich die richtige Entscheidung. Die Leute in Hernals sind aber verunsichert. Man darf nicht vergessen: Jahrelange Baustellen haben gravierende Auswirkungen auf das tägliche Leben und lokale Unternehmer. Mich sprechen viele Unternehmer an, die rund um den Elterleinplatz situiert sind: Wie geht es weiter? Wann kommt die Baustelle? Muss ich mein Geschäft schließen, wenn die Baustelle da ist? Wie plane ich? Was mache ich mit meinen Mitarbeitern? Suche ich mir ein Ersatzlokal? Wie auch immer: Es gibt keine klaren Informationen. Wir haben in der Bezirksvertretung x Mal nachgefragt. Auch die Bezirksvertretung hat eigentlich keine klaren Angaben oder Aussagen über den aktuellen Stand und den weiteren Verlauf der Bauarbeiten. Heute haben wir gehört: Na, das wird zwischen 2032 und 2035 sein. Das ist ein extrem langer Zeitrahmen für einen kleinen Gewerbetreibenden, der planen muss. Der muss sich überlegen, wie es mit seinem Geschäft weitergeht, weil er weiß: Wenn er die Baustelle vor der Tür hat, ist Schluss. Anrainer, die dort wohnen, sagen: Wer weiß, ob ich das aushalte, wenn ich durch den U-Bahn-Bau die Vibrationen unter meinem Wohnhaus habe? Ziehe ich weg? Ziehe ich nicht weg? Auch da fragen mich die Leute: Wie ist die Streckenführung ganz konkret und ganz genau? Werden mich diese Tunnelbohrungen betreffen, oder werden sie mich nicht betreffen? Will ich das in meinem Alter? Kann ich jetzt noch umziehen, oder kann ich nicht umziehen? Sie lassen die Leute einfach allein. Selbst ihr eigener Bezirksvorsteher, der von der SPÖ ist, hat keine diesbezüglichen Informationen. Dazu kommt in Hernals auch der Abriss eines Gründerzeithauses. Da sieht man, wie wenig Rücksicht man auf die Anliegen der Bevölkerung nimmt. Das Haus liegt in einer Schutzzone. Das ist völlig wurscht. Es wird einfach abgerissen. Das erfährt man dann zwischen Tür und Angel. Die Leute haben mich beim Standl angeredet: Habt ihr schon gehört? Der Mieter muss raus, weil das Haus enteignet ist und abgerissen wird. Erst auf x-maliges Nachfragen - dann kommen eh die Zeitungen - liest man in der Zeitung: Ja, das Gründerzeithaus wird abgerissen. Das ist so und muss so sein. Ein Wiederaufbau ist nicht möglich. Das ist etwas, was wir bekritteln. Es gibt keine Strategie, keine Kontrolle und keine Rücksicht auf die Bewohner, die hier leben. (Beifall bei der FPÖ.) Die Liste der Versäumnisse ist lang: Keine ordnungsgemäßen Gespräche mit Anrainern, Unternehmen und Mietern. Das fordern wir ganz klar ein. Wir werden dem Antrag natürlich auch zustimmen. Wir haben solche Anträge auf regelmäßige Abhaltung von Informationsveranstaltungen schon x Mal in der Bezirksvertretung gestellt. Es legt jeder die Ohren an. Wahrscheinlich legt jeder deshalb die Ohren an, weil man nicht weiß, wie es wirklich weitergeht, und jetzt - wahrscheinlich mit einem Sicherheitspolster - elendslange Zeiträume wie drei Jahre kundtut. Das bringt aber null Planungssicherheit für Anrainer und Anrainerinnen, die letztendlich mit der Belastung eines solchen U-Bahn- Baus leben müssen. Es gibt auch kein wirtschaftliches Konzept, wie sich die Bauarbeiten auf die ansässigen Betriebe und den Wirtschaftsstandort auswirken. Was machen Sie mit den Unternehmen? Welche Hilfestellungen gibt es für diese Unternehmen, die unmittelbar von dem U-Bahn-Bau betroffen sind und in diesem Gründerzeithaus ihre Mietobjekte haben? Die haben unbefristete Mietverträge und müssten hinaus. Von einem habe ich gehört, der jetzt am Elterleinplatz einen Shop hat. Man hat ihm in der Seestadt Aspern etwas angeboten. Na, ganz super. Der wohnt ums Eck, hat sein Geschäft am Elterleinplatz, und gnädigerweise bekommt er etwas in der Seestadt Aspern. Um vom 17. Bezirk in die Seestadt Aspern zu fahren, braucht man eine Ewigkeit, weil genau diese Rundumverbindungen in Wien gar nicht funktionieren. Wir haben zwar die sternförmigen U-Bahn- Ausbauten, aber wenn man rund um Wien fahren will, ist das ganz schwierig. Das ist Ihre Hilfestellung. Aus unserer Sicht fehlt eine langfristige Strategie, um die Kosten im Griff zu behalten und die Belastung für die Bevölkerung zu minimieren. Wir stehen für eine Politik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, und für einen verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Geldern und hoffen, dass Sie das auch so sehen und die Anrainer besser und stärker in diese Planung einbeziehen und nicht nur den Finanzausschuss, sondern auch die Bevölkerung und insbesondere die betroffenen Bezirke regelmäßig informieren. - Danke. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Pipal-Leixner. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte ZuhörerInnen im Saal und via Livestream! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zunächst einmal mit einem Dank und einer Anerkennung für die kompetente U-Bahn-Fahrerin gestern bei dem Vorfall an der U1 sowie generell für alle Mitarbeiterinnen und insbesondere für die FahrerInnen der Wiener Linien anfangen, die uns fast immer vorfallsfrei und sicher durch die Stadt chauffieren. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ja, auch ich bin ungeduldig. Auch ich hätte gern, dass die U2 und die U5 schon fertig wären und wir mit den neuen Linien schon nach Hernals und auf den Wienerberg fahren könnten und dass die an der Oberfläche oft als sehr mühsam wahrgenommenen Bauarbeiten schon abgeschlossen wären. Ich will auch, dass es in Zukunft gelingt, nicht so viele Linien gleichzeitig sanieren zu müssen wie diesen Sommer und Herbst. Um das erweiterte Netz aber genießen zu können, muss man zunächst eben auch einmal bauen. Das geht nur Schritt für Schritt bei den Menschen am Bau, Meter für Meter bei der Tunnelbaumaschine und Tür für Tür bei den neuen Stationseinrichtungen. Vielleicht war es in der Vergangenheit teilweise ein bisschen ungeschickt, Fertigstellungstermine frühzeitig und schon in sehr frühen Planungsphasen zu kommunizieren, die dann schließlich leider nicht zu halten waren. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, von vornherein mit belastbaren Zeitplänen an die Öffentlichkeit zu gehen. Wie immer ist auch hier Transparenz gefragt, und die Wienerinnen und Wiener sind stets aktuell und umfassend zu informieren. Mittlerweile wird die Öffentlichkeit von den Wiener Linien sehr transparent über Bauzeitpläne sowie über eventuelle Verzögerungen und deren Gründe informiert. Ich ersuche, das auch so beizubehalten. Bei Großbauvorhaben kommen Verzögerungen und Budgetüberschreitungen sehr oft vor. Insbesondere bei technisch komplexen Tiefbauvorhaben wie einem U-Bahn-Ausbau mit zwölf neuen Stationen und elf zusätzlichen Kilometern kann einiges Unvorhergesehenes passieren. Heuer kam dazu auch noch ein tausendjährliches Hochwasser. Die Baustelle Pilgramgasse wurde dadurch stark beeinträchtigt, die Sohle des Wienflusses beschädigt und Spezialbaufahrzeuge und -maschinen zerstört. Was zu den stärksten Kostensteigerungen geführt hat - das hat der Herr Stadtrat schon ausgeführt -, ist die hohe Inflation der letzten Jahre und damit einhergehend die Baukostensteigerungen, die wir in Jahrzehnten nicht erlebt haben. Diesbezüglich sind die Verantwortlichen bei den Wiener Linien und der Stadt natürlich gefordert, sich rechtzeitig um die anteilige Kostentragung durch den Bund zu kümmern. Das gilt ebenso, wenn es darum geht, sich dort, wo eventuell ein schuldhaftes oder vertragswidriges Verhalten von verantwortlichen Unternehmen und Lieferanten vorliegt, für eingetretene Schäden und Verzögerungen schadlos zu halten und möglicherweise, wenn das möglich ist, Entschädigungszahlungen aus Versicherungen und Katastrophenfonds zu erhalten. Unbestritten ist aber, dass wir da durch müssen, denn an der U-Bahn führt in unserer Stadt kein Weg vorbei, wenn wir unsere Klima- und Modal-Split-Ziele in der wachsenden Stadt erreichen wollen. In einen U-Bahn-Zug passen 900 Menschen. Das entspricht bei einem durchschnittlichen Besetzungsgrad 790 Autos. Durch den U2/U5-Ausbau können 300 Millionen zusätzliche Fahrgäste pro Jahr klimafreundlich befördert werden. Er öffnet viele, viele neue Umsteigemöglichkeiten, entlastet stark frequentierte Linien - allen voran U3, U6, 6er, 43er und 13a - und macht zahlreiche Verbindungen wesentlich schneller. Das heißt, er macht das Öffi-Netz insgesamt attraktiver und bewegt viele Menschen zum Umstieg. Dadurch sind viele CO2-Einsparungen möglich. Bis zu 75.000 t pro Jahr wurden kalkuliert. Ich kann mir darunter, ehrlich gesagt, nichts vorstellen. Deshalb ist auch die Darlegung auf der Website der Wiener Linien sehr spannend. Das entspricht nämlich dem Klimaeffekt eines Waldes von 6 Millionen 30 Jahre alten Bäumen, also einem Wald so groß wie der 22. Bezirk. Die U-Bahn ist das städtische Verkehrsmittel mit der größten Kapazität und daher das Mittel der Wahl für die höchstfrequentierten Verbindungen durch die Stadt. Es ist das schnellste Verkehrsmittel mit den dichtesten Intervallen. Kein anderes reicht auf den mittleren und langen Strecken quer durch die Stadt an sie heran. Mit dem Fahrrad bin ich oft schneller am Ziel als mit der Straßenbahn, aber nichts reicht auch nur ansatzweise an die U-Bahn heran, wenn ich quer durch die Stadt zum Beispiel nach Simmering, Kagran oder Meidling will. Ein ehemaliger Chef von mir hat einmal gesagt: Manager fahren U-Bahn, weil sie auf Grund ihrer vollen Terminkalender auf das zeiteffizienteste Verkehrsmittel setzen müssen. Ob Managerin oder nicht: Wir alle profitieren von diesen enorm schnellen Öffi-Verbindungen, die durch den Ausbau auf zahlreichen Strecken noch schneller werden. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wie Kollege Margulies schon ein bisschen flapsig gesagt hat: Man hat den Eindruck, die Wiener Linien haben nicht unbedingt einen Lauf. Diesen Eindruck teilen wir bis zu einem gewissen Grad auch. Schon viel erwähnt wurde die U1 gestern - auch an dieser Stelle seitens meiner Fraktion beste Genesungswünsche an die Kollegin der Wiener Linien -, es sind aber auch immer wieder Störungen auf U4 und U3. Das große Thema der Dringlichen Anfrage heute war der U2/U5-Ausbau, der sich verzögert. Ich möchte aber zu Beginn zwei Punkte außer Zweifel stellen - das ist mir auch wichtig: Der Ausbau der U-Bahn ist gut und wichtig. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN. - Heiterkeit bei und Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) - Ich habe alles gesagt. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Der zweite Punkt - und auch das ist, glaube ich, wichtig, wenn man sich in dieser Debatte austauscht: So ein Megaprojekt ist kein Kindergeburtstag und auch sehr komplex, das stimmt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Genau!) Mittlerweile haben Kosten und Zeitverzögerung aber ein Maß erreicht, das einfach sehr irritierend ist. Was leider auch immer wieder zu beobachten ist: Dass das nicht nur den U-Bahn-Ausbau und solche Megaprojekte wie die U-Bahn betrifft, sondern dass es - darauf wird mein Kollege Markus Wölbitsch eingehen - bei Großprojekten, die seitens der Stadt unternommen oder auch umgesetzt werden, leider immer wieder zu ähnlichen, wenn nicht zu den gleichen Problemen und Themen kommt. Wir haben auch schon gehört - Peter Kraus, du hast das in deiner Rede erwähnt, und ich kann mich da sehr, sehr vielen Punkten anschließen: Es sind einfach auch viele Fragen offen. Insofern bin ich auch ganz dankbar für die Dringliche Anfrage gewesen. Wie Kollegin Nittmann gesagt hat, glaube auch ich: Das Thema ist dringlich. Es ist für uns als Oppositionspartei einfach auch relevant, zu wissen, wie es um dieses Projekt steht. Es ist für uns als Oppositionspartei natürlich auch eine ganz wesentliche Aufgabe, solche Großprojekte hier kontrollierend zu betrachten. Sehr geehrte Damen und Herren, mittlerweile sind Entwicklungen rund um den U-Bahn-Ausbau einfach kritisch zu bewerten. Wir haben schon über die Chronologie gehört: Wie lang das Projekt schon läuft, wie die Ausbaustufen geplant werden und auch, wie sich die Kosten von Jahr zu Jahr nach oben entwickelt haben. Natürlich gibt es Gründe, die nicht immer beeinflussbar sind - Stichwort: Hochwasser, das schon angesprochen wurde. Wenn man sich aber die Historie anschaut, bekommt man einfach den Eindruck, dass es durchaus auch Planungs- und Managementfehler gab, sehr geehrte Damen und Herren. Schon 2021 hat der Stadtrechnungshof damals mitten im Prozess Kritik geäußert und auch mit Nachdruck Empfehlungen abgegeben. Schon damals wurden mögliche Kostenexplosionen thematisiert, dass etwaige Preissteigerungen beziehungsweise Valorisierungen nicht berücksichtigt wurden, dass, was die Preise betrifft, nicht auf geeignete Referenzprojekte zurückgegriffen wurde und dass auch nicht alle Kostenbereiche in der Kalkulation mit berücksichtigt wurden. Das war und ist auch heute noch besorgniserregend. Ich kann mich erinnern, das wurde auch seitens unserer Fraktion sehr kritisch betrachtet. Wie auch schon angesprochen, haben die Probleme mit dem französischen Firmenkonsortium für Aufmerksamkeit gesorgt, sehr geehrte Damen und Herren. Auf Mediennachfrage hieß es von Seiten der Wiener Linien damals, dass vertragliche Möglichkeiten rund um die entstandene Verzögerung geprüft werden. Welche Ergebnisse es diesbezüglich gab, ist aus meiner Sicht nach wie vor unbekannt. Monat für Monat werden Wienerinnen und Wiener vertröstet, wenn es um die Benutzung der U-Bahn geht. Dass das Ungeduld schürt, ist verständlich, wenn dann auch, wie schon angesprochen, Ersatzlinien fehlen. Vor allem subjektiv hat man den Eindruck, dass derzeit an jeder zweiten Ecke in Wien eine Baustelle ist, ob das jetzt der U- Bahn Ausbau oder Straßenprojekte an der Oberfläche sind. Es läuft sehr viel gleichzeitig. Du (in Richtung StR Peter Kraus, BSc) hast es gesagt. Das ist auch sehr ambitioniert und immer ein sehr schmaler Grat oder ein gewisser Spannungsbogen. Denn natürlich möchte man, dass etwas weitergeht, dass der Ausbau vorangetrieben wird und auch die Qualität verbessert wird. Natürlich ist aber auch immer die Frage: Wo reißt man gleichzeitig etwas auf, um auch nicht zu einem Stillstand zu kommen und sich dann als Stadt zu überfordern? Wie schon anfangs angesprochen, ist der Öffi-Ausbau wichtig. Nicht nur die U-Bahn, sondern die Verbesserungen des gesamten Öffi-Netzes sind uns ein Anliegen, sehr geehrte Damen und Herren, und in einer Großstadt vor allem wichtig, wenn die Öffis echte Alternativen zum PKW darstellen sollen. Wir sehen gerade jetzt durch das U1-Ereignis gestern, aber auch durch das Hochwasser - nicht nur in Wien, sondern natürlich auch durch die Auswirkungen, die es in Niederösterreich mit sich gebracht hat - und sogar - sind wir uns ehrlich - wenn es einmal zwei Tage regnet, steigen viele einfach nach wie vor auf den PKW um. Dass der PKW auch eine entsprechende Rolle hat, kann man nicht wegleugnen. Insofern braucht es da aus meiner Sicht sicher Maßnahmen, die die Attraktivität, die Qualität und auch die Bequemlichkeit der Öffis verbessern. Wir dürfen aber auch nicht vergessen: Wir werden den PKW noch längere Zeit in der Stadt haben. Wir sehen vor allem in den Außenbezirken, dass er nach wie vor eine sehr, sehr große Rolle spielt, gerade auch dort, wo das Öffi- Netz nicht entsprechend gut ausgebaut ist, und vor allem, wenn es um die Verbindung der Außenbezirke untereinander geht. Dazu gibt es auch unsererseits sehr, sehr viele Vorschläge. Wir haben uns seit Jahren mehr Tempo gewünscht, wenn es um die Verknüpfung der Bezirke untereinander geht. Diesbezüglich auch ein Projekt, das gerade in der Schublade vor sich hinwelkt, ist die Straßenbahn von Wien nach Niederösterreich und umgekehrt: Seit Jahren de facto auf Eis gelegt. Ja, dass es konkret beim 72er auch politische Kräfte aus Niederösterreich gibt, die auf der Bremse stehen, ist bekannt, aber auch andere Streckenführungen - auch im Gespräch und geplant waren ja Groß-Enzersdorf sowie südlich nach Perchtoldsdorf - sind derzeit vom Tisch. Neben diesen neuen Strecken gibt es aber auch auf bestehenden Strecken sehr viel Potenzial, um die Attraktivität zu erhöhen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten: Adaptierungen von Linienführungen oder auch eine Intervallverdichtung. Auch dazu haben wir in der Vergangenheit schon sehr, sehr viele Vorschläge gemacht. Immer wieder ein Thema, bei dem Gefühl und Gegendarstellung seitens der Stadt auseinandergehen, ist, wie es um die Kapazitäten bei den Öffis aussieht, vor allem bei der U-Bahn und vor allem beim Thema U2 - ich habe das auch im Zuge von Diskussionen rund um die Erweiterung von Stadtentwicklungsprojekten diskutiert und thematisiert -, aber tatsächlich auch bei der U6. Auch die Erfassung von Zahlen, Daten und Fakten im Zusammenhang mit den Erhebungsmethoden der Wiener Linien - Stichwort: Modal-Split - wurde nicht nur von uns, sondern auch von den Medien, aber auch von Experten immer wieder kritisiert. Sehr geehrte Damen und Herren, wir tun uns da auch sehr schwer, weil wir unsere Kontrollfunktion nicht umfassend ausführen können, da die Wiener Linien bekanntermaßen ausgegliedert sind und eben nicht dem Interpellationsrecht unterliegen. Da gibt es aus unserer Sicht sehr, sehr viel Verbesserungspotenzial. Umso wichtiger - damit möchte ich jetzt auch schließen - und mindestens genauso wichtig sind neben diesem wichtigen Öffi-Ausbau - natürlich gepaart mit dem U-Bahn-Ausbau, den wir auch unterstützen und bei dem wir auch gern Paten sind, wenn es um gute und weiterzuentwickelnde Ideen geht - Professionalität, Transparenz und Nachvollziehbarkeit. - Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Stürzenbecher, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, geschätzter Herr Stadtrat, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe, wie ich zuerst erfahren habe, dass die GRÜNEN heute diese Anfrage stellen, gedacht: Na, ist denen nicht ein besseres Thema eingefallen? Aber ich muss jetzt im Nachhinein sagen, es ist auf jeden Fall natürlich ein wichtiges Thema und vor allem die sehr ausführliche, sehr profunde und wirklich detailreiche Antwort des Herrn Stadtrat hat bewiesen, dass es sinnvoll war, diese Anfrage zu stellen (Rufe bei den GRÜNEN: Ooohhh!), weil sehr viel Klarheit geschaffen worden ist vor allem durch den Herrn Stadtrat und etwas vielleicht auch durch unsere Debatte. Ich muss nur bei einem dem Kollegen Kraus widersprechen: Wenn er sagt, Klarheit und Vertrauen sollen geschaffen werden, dann muss man schon sagen, wir haben Klarheit und Vertrauen. Klarheit und Vertrauen können höchstens noch weiter verbessert werden. Das sei einmal festgesellt. Aber im Prinzip halte ich es für gut, dass wir das heute diskutieren, weil für dieses Haus, für die Mitglieder, aber auch für den Livestream und vielleicht auch für die Medien, die darüber berichten, doch einige sehr wichtige zusätzliche Informationen an die Frau und an den Mann gebracht wurden, die sonst vielleicht nicht in diesem Ausmaß so gekommen wären. So gesehen: gut. Denn zuerst habe ich mir gedacht: Martin, du bist bei allen Unterausschusssitzungen immer dabei, stellst dort auch immer sehr viele Fragen, was ich sehr schätze, die Unterausschusssitzungen dienen ja auch der Information, aber natürlich einem kleineren Kreis. Da habe ich mir zuerst gedacht: Na ja, jetzt diese Anfrage. Aber, wie gesagt: Jetzt haben wir sie, und ich finde, es ist gut. Aber ich muss auch sagen, dass sich im Endeffekt die Argumente, die für dieses Projekt sprechen, noch weiter verdichtet haben. Es hat sich auch herausgestellt durch die Antwort und die Debatte, dass die Probleme, die es gegeben hat, zügig gelöst werden. Das ist, glaube ich, das wirklich Wichtige. Wenn man ein Jahrtausendhochwasser hat, das wirklich Probleme bringt, ist das ja nicht vollkommen von der Hand zu weisen. Es wäre illusorisch und unseriös, zu sagen, da gibt es nichts. Die Wiener Linien haben sich auf das Hochwasser vorbereitet. Vorher sind Vorbereitungsmaßnahmen getroffen worden. Aber dass der Wienfluss derart anschwillt, wie das der Fall war, hat niemand vorhergesehen. Das hast auch du nicht vorhergesehen, glaube ich, Martin (in Richtung GR Dipl.-Ing. Martin Margulies), sonst hättest du es uns ja gesagt. So gesehen, muss man wirklich sagen, dass ist einfach ein Naturereignis und höhere Gewalt. Aber auch damit muss man umgehen können. Weiters sind auch die von niemandem vorhergesehenen geologischen Herausforderungen schon deutlich ausgeführt worden, diese unerwarteten Erdbewegungen. Was soll man da machen? Es ist einfach so, dass die gegeben waren, die hat niemand vorhersehen können. Wie sollst du vorher wissen, dass 30 m unter der Erde irgendwo Erdbewegungen sind? Ich meine, das ist ja gar nicht möglich. Ich glaube, bei derartig großen Projekten gibt es immer irgendetwas Unvorhergesehenes. Wir sind ja nicht die erste Stadt, die U-Bahnen baut, und wir haben auch in der Vergangenheit schon U-Bahnen gebaut, das war bei allen Bauvorhaben (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) dieser Dimension so. Nur der Kollege Juraczka glaubt, das ist noch nie so gewesen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Es war sicher immer so!) Aber wichtig ist, wie man darauf reagiert! Reagiert hat man darauf optimal, bestmöglich und effizient. Darauf können wir stolz sein in Wien. (Beifall bei der SPÖ und von GR Markus Ornig, MBA.) Aber wie der Herr Stadtrat richtig gesagt hat: Der Öffi-Ausbau U2/U5 ist Wiens größtes Klimaschutz- und Infrastrukturprojekt und bringt auch wirklich sehr, sehr viele Vorteile für die Stadt insgesamt. Ich möchte sie noch einmal kurz erwähnen, auch wenn es teilweise schon gesagt worden ist: Die CO2-Einsparungen von bis zu 75.000 t jährlich durch die mögliche Reduktion des Autoverkehrs, die Leistungsfähigkeit der Wiener Öffis mit U2/U5 wird nachhaltig gesichert, wir haben mehr als 300 Millionen zusätzliche Öffi-NutzerInnen pro Jahr, die die öffentlichen Verkehrsmittel Wiens bestmöglich nutzen können. Dann haben wir eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Wien, Investitionen schaffen und sichern 30.000 Arbeitsplätze, die Grätzl und die Geschäftsstraßen werden aufgewertet, wir haben eine Entlastung von stark frequentierten Öffi-Linien wie der U3, der U6, der 43er - für mich in Hernals sehr wichtig -, aber auch des 13A. Wir haben schnellere Öffi-Verbindungen. Der Herr Stadtrat hat auch schon gesagt - auch das erwähne ich noch einmal, weil ich den Wahlkreis Hernals vertrete -, in elf Minuten vom Elterleinplatz zum Karlsplatz, das ist wirklich eine tolle Sache. Wenn ich dann noch ein paar Jahre dazunehme, werden wir den Bahnhof Hernals erreichen, da wird man - wie lange fährt man da, das habe ich jetzt nicht amtlich - vom Elterleinplatz bis zum Bahnhof Hernals drei, vier Minuten fahren. Jedenfalls ist man dann in einer knappen Viertelstunde vom Bahnhof Hernals, der Vorortelinie, am Karlsplatz. Das ist doch etwas, meine Damen und Herren. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wann fahren wir jetzt bis zur S45?) Auch darauf können wir stolz sein. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Herr Kollege, wann?) Das hat er doch eh gesagt, der Herr Stadtrat, zwischen 2032 und 2035. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist Elterleinplatz!) Nein, das ist draußen, Bahnhof Hernals, 2032 bis 2035 ist immer die Vorortelinie. Das ist eben nicht so genau vorhersehbar, weil man da sehr viele Unwägbarkeiten hat bei einem so großen Projekt, vor allem für die Endausbauphase. Das geht ja nicht anders. (GR Mag. Manfred Juraczka: Der Elterleinplatz kommt früher dran.) Was ich noch dazusagen möchte - wir haben 12 neue U-Bahn-Stationen, zirka 11 km Länge in der 1. und 2. Baustufe, davon 4 neue U-Bahn-Knoten-Stationen, was besondere Herausforderungen sind, und wir haben die U- Bahn-Anbindung an zahlreiche Busse und Straßenbahnen, 2 neue Anbindungen an die S-Bahn, U2xS Matzleinsdorfer Platz und U5xS Hernals, und somit ein schnelleres Umsteigen in die anderen Öffis. Das sind alles ganz wichtige Sachen, und wir können wirklich froh sein, dass wir das so gut vorantreiben und da neue und sehr gute Tatsachen schaffen. Jetzt möchte ich noch auf ein paar Sachen eingehen, die in den Reden gekommen sind. Einmal die Verspätungen. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Da muss ich etwas erzählen: Die 2er-Linie - weil sie gleich neben dem Rathaus ist. Ich glaube, das ist die Linie, die sich so ziemlich am weitesten quer durch Wien erstreckt, sie fährt von Dornbach durch viele Bezirke bis zum Friedrich-Engels-Platz. Da habe ich vor Kurzem erlebt, wie der 13A von der Lederergasse die Josefstädter Straße überquert. Dort steht ein Auto so, dass der nicht in die Strozzigasse hineinfahren kann. Mitten auf der Straße hat der 13A stehen bleiben müssen. Da waren die Straßenbahnen in beiden Richtungen für eine gute Viertelstunde blockiert, weil dort ein Auto so steht, dass der Bus nicht weiterkommt. Es ist dafür vorgesorgt (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: ... der 13A!), da kommen dann in der Regel die Abschleppwagen, und die bringen den dann weg. In dem Fall war es besser, die Dame, die das Auto hat stehen lassen, ist nach einer knappen Viertelstunde gekommen. Aber alleine durch diese Verzögerung hat sich alles auf der ganzen langen Strecke um eine Viertelstunde verzögert. Das Schlimme war: Eine oder zwei Wochen vorher ist weiter oben auf der Josefstädter Straße ein Lastwagen gestanden. Einen Lastwagen bringst du nicht so leicht weg, nicht einmal mit dem Abschleppwagen. Da hat dann die Berufsfeuerwehr kommen müssen, und die haben es mit technisch außerordentlich schwierigen Manövern geschafft, den riesigen Lastwagen so zur Seite zu bringen, dass die Straßenbahn wieder fahren kann. In beiden Richtungen sind sieben, acht Garnituren des 2er gestanden. Wenn jetzt (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist das Argument?) der Margulies das gesehen hätte, täte er schon wieder eine Anfrage machen - Skandal, ein Managementfehler, der Stadtrat ist schuld, und so weiter. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Na, na!) Aber das ist etwas, was eben passiert. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: U2Z ...) Wenn du (in Richtung GR Dipl.-Ing. Martin Margulies) Vorschläge hast, wie man das künftig verhindern wird, sage sie uns. Aber Tatsache ist, dass die Straßenbahn da nicht fahren kann, wenn ein zumindest kurz- oder mittelfristig unabwendbares Fahrgerät auf der Schiene steht. Das ist eben leider so, das kriegst du schwer grundsätzlich weg. - Das nur, weil sie in der Nähe ist, die 2er-Linie. Ich weiß aber auch, dass die Bevölkerung großes Verständnis dafür hat, auch damals bei dem Hochwasser. Die "Kronen Zeitung" ist nicht eine Zeitung, die grundsätzlich über uns nur positiv schreibt. Aber da haben sie dann, ich glaube, am Höhepunkt des Hochwassers, zehn Interviews mit zufällig ausgesuchten Wienerinnen und Wienern gemacht, und was mich wirklich fasziniert hat: Alle haben Verständnis gefunden dafür. Für normal macht man immer halb-halb, aber die haben anscheinend in der Eile niemanden gefunden, der gesagt hat, das ist ein Skandal oder so etwas, sondern die Bevölkerung hat sehr wohl verstanden, was höhere Gewalt ist, was derartig dramatische Unwetter sind und hat auch verstanden, wie gut die Wiener Linien sind. Auch diese Sprecherin, die da immer aufgetreten ist, ist eine phantastische Sprecherin, der kann man auch gratulieren. (Heiterkeit bei GR Mag. Manfred Juraczka.) Wir können stolz sein, dass wir diese Wiener Linien mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. (Beifall bei der SPÖ.) Bei der Gelegenheit natürlich auch von meiner Seite der U-Bahn-Fahrerin von gestern alles Gute, rasche Genesung und herzlichen Dank, dass sie das so super gelöst hat, und überhaupt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Linien herzlichen Dank für ihre ausgezeichnete Arbeit. Das, glaube ich, muss deutlich gesagt werden. (Beifall bei der SPÖ.) Sonst will ich jetzt nicht alles wiederholen, auch zum Finanziellen hat der Herr Stadtrat alles ausgeführt. Der Herr Stadtrat hat so viel gesagt, dass wir fast gar nicht mehr so viel zu sagen haben. (Heiterkeit beim Redner und bei den GRÜNEN.) Das ist natürlich richtig dramatisch, aber es soll uns nichts Schlimmeres passieren als Politiker, dass das Wichtige und Gute schon zum Gutteil gesagt wurde. Aber noch einmal zur Wiederholung, weil es die Kollegin Nittmann anscheinend überhört hat: Inflationsbereinigt liegt das Projekt weiterhin im Kostenrahmen, sagt der Leiter der externen Kontrolle auf Basis eines objektiven, unabhängigen Gutachtens. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ja eh, aber es gibt ...) Weil ich die Kollegin Nittmann erwähnt habe, möchte ich noch das Gründerzeithaus am Elterleinplatz erwähnen. Erstens einmal ist es nicht enteignet worden, das war eine Fehlinformation von Ihnen, sondern die Wiener Linien haben das rechtzeitig gekauft, schon vor längerer Zeit, soviel ich weiß. (GR Mag. Manfred Juraczka: Fahren wir 2032 jetzt Elterleinplatz oder doch Hernals?) Die Wiener Linien haben das Haus gekauft. Man weiß seit Langem, dass es unmöglich ist, am Elterleinplatz eine U-Bahn-Station zu machen und gleichzeitig das Haus, auch wenn es ein Gründerzeithaus ist, stehen zu lassen. Entweder haben wir eine U-Bahn-Station oder wir haben das Haus. Da sagen wir: Es ist das kleinere Übel, wenn wir leider das Haus beseitigen müssen. Eines muss man auch sagen: Alle Mieterinnen und Mieter, alle Pächterinnen und Pächter wurden von der Stadt Wien bestens unterstützt, dass sie gute und vernünftige Alternativen finden, sich woanders einmieten können. Auch ein Kindergarten ist, glaube ich, drin. Es haben auch die Pächter die volle Unterstützung, dass sie, wenn es geht, in der Nähe, wenn es nicht geht, nicht in der Nähe ... (Zwischenruf von GRin Mag. Ulrike Nittmann - Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Vor allem bei den Mieterinnen und Mietern, die Kinder haben, hat man darauf geschaut, dass sie in der Nähe etwas haben, damit natürlich die Kinder in die gleichen Schulen weitergehen können. Um all das kümmert sich die Stadt. Es ist das Projekt der U-Bahn ein großartiges, wir werden die Lebensverhältnisse für die Wienerinnen und Wiener dadurch weiter verbessern, und ich danke allen, die da mitwirken. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Irschik. Bitte, Sie sind am Wort. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat, Damen und Herren des Gemeinderates! Vorhin wurde kurz über den Steinitzsteg gesprochen, der Kollege Stark, glaube ich, war das - ob wir ihn kennen. Das war gut. Ich glaube, da warst du (in Richtung GR Kilian Stark) noch im Kindergarten oder bestenfalls in der Volksschule, er ist nämlich 1996 freigegeben worden für den motorisierten Individualverkehr. Warum war das so? Weil 1996 die U6 nach Floridsdorf verlängert wurde. Diese Lösung war durchaus eine gute Sache von der damaligen Stadtregierung, dass, wenn die Nordbrücke B227/A22 saniert wird, wir den Steinitzsteg errichten, dass der motorisierte Verkehr dort abgeleitet werden kann. Wenn die armen Radfahrer jetzt ein paar Jahre darauf verzichten müssen, tun sie mir unheimlich leid. Es gibt parallel ja die Floridsdorfer Brücke, dort könnten sie auch fahren. Ich glaube, das ist nicht so etwas Unmenschliches, wenn man dort hin ausweicht. (Beifall bei der FPÖ.) Wie hieß es? (GRin Dr. Jennifer Kickert: Floridsdorfer Brücke ...) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Sehr geehrte Gemeinderäte, wir sind jetzt in der Debatte der Dringlichen und nicht in der Tagesordnung, vielleicht ... GR Wolfgang Irschik (fortsetzend): Frau Vorsitzende, die U6, das ist doch ein Thema der U-Bahn. U6 ... Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Eh, aber auf einen Debattenbeitrag zu reagieren, den wir nach der Dringlichen weiter diskutieren, wäre auch die Möglichkeit, sich dann noch zusätzlich zu Wort zu melden, so meine ich. GR Wolfgang Irschik (fortsetzend): Ich nehme es zur Kenntnis, danke schön. So. Was hat man in Wien gesagt Anfang der 60er Jahre? Wien braucht keine U-Bahn. Ende der 60er Jahre, nämlich 1968, wurde dann der Grundsatzbeschluss hier im Rathaus einstimmig gefällt: Wir brauchen doch eine U-Bahn, und das Wichtigste ist, dass sie immer über den Stadtrand hinausgeführt wird. Na ja, immer hat das auch nicht so gepasst. Also bis ins 68er Jahr hat man da herumgedoktert mit der Straßenbahn, der USTRAB oder USTRABA, der unterirdischen Straßenbahn, zum Teil die heutige U2. Es wurde damals die Straßenbahn teils nach unten verlegt, in der Wiedner Hauptstraße haben wir das, das berühmte Jonasreindl ist errichtet worden in den 60er Jahren, benannt nach dem berühmten Bürgermeister und späteren Bundespräsidenten Franz Jonas (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka: ... unserem Reindl ...), Floridsdorfer, Bezirksvorsteher - na ja, als Floridsdorfer muss man das schon wissen, gar keine Frage. So. Was ist unserer Meinung nach gut, was ist weniger gut? U1-Endstelle Leopoldau: Vor gut 30 Jahren hat damals das Land Niederösterreich, regiert von einer Alleinregierung der ÖVP, gesagt, wir schenken euch ein Grundstück, in Niederösterreich, jenseits der Seyringer Straße, errichtet dort eine riesige Park&Ride-Anlage und fangt die Pendler auf. Ausgezeichneter Vorschlag. Was hat Wien gemacht? Nein, wollen wir nicht. Es weiß heute niemand mehr, warum das so war, es ist nicht nachvollziehbar, weil genau das passiert ist, was wir vorausgesagt haben: Die Pendler haben die Großfeldsiedlung und die Nordrandsiedlung zugeparkt. Dann haben wir hin und her überlegt, was wir machen können - Verkehrszeichen aufstellen und Halteverbot dort und alles Mögliche ... Das ist 30 Jahre her. Es wäre eine ausgezeichnete Lösung gewesen - wie bei der Station Tullnerfeld an der Westbahnstrecke, die jetzt eine Zeit lang unter Wasser gestanden ist auf Grund der Hochwasserkatastrophe. Genau dort hat man das gemacht. Viele Kolleginnen und Kollegen, auch der Landespolizeidirektion Wien, nützen das: Die kommen mit dem Auto dort hin nach Tullnerfeld in die Park&Ride-Anlage, steigen in die Westbahn ein, fahren nach Wien und versehen ihren Dienst. Warum man das bei der U1 damals nicht gemacht hat, weiß ich nicht. Im Süden, meine Damen und Herren, hört die U1 wo auf? Oberlaa. Da wäre unser Wunsch, dass jede Garnitur der U1 nach Oberlaa fährt und nicht nur jede zweite, dritte oder vierte. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Das ist am kostengünstigsten, meine Damen und Herren, da brauche ich nicht irgendetwas neu zu errichten, wo man sagt, das kostet so viel Geld. Ich glaube, da sind wir auch mit den GRÜNEN durchaus d'accord, wenn da jede Garnitur dort hinfahren könnte. So. Was haben wir bei der U2? Sie heißt so, wie gesagt, weil sie eigentlich die USTRAB war und dann entlang der 2er-Linie geführt wurde. Da hat man müssen wieder die Bahnsteige verlängern, weil sie zu kurz waren für die U- Bahn-Garnituren. Wie auch immer. - Die Wienerberg City ist so um die Jahrtausendwende errichtet worden. Was hat man damals gesagt? Kein Problem, ihr kriegt einen U2-Anschluss. Ich glaube, bis jetzt ist er noch nicht wirklich vorhanden. Was wäre das Nächste? U3. Sicherlich auch einer der Wünsche der Freiheitlichen Fraktion: Eine Verlängerung nach Kaiserebersdorf mit einer großen Park&Ride-Anlage, die würde auch den Bewohnern der Leberbergsiedlung zu Gute kommen. Denen hat man das damals auch versprochen. Man hat gesagt, ja, das wäre eine gute Geschichte: Für Pendler, die von der A4 kommen, also von der Flughafenautobahn, Ostautobahn, wie immer man da sagen will, wäre das ideal - eine Verlängerung nach Kaiserebersdorf. Die Leberberg-Siedlung ist ungefähr vor 30 Jahren entstanden, und, wie gesagt, vor 30 Jahren hat man denen gesagt: Ja, ihr kriegt einen U-Bahn-Anschluss, die Endstation Simmering liegt ja mitten im Ortsgebiet, die U3 hört mitten in der Stadt auf. - Ich sage noch einmal, der Grundsatzbeschluss aus dem 68er Jahr wäre gewesen: über den Stadtrand, wie es auf der ganzen Welt eigentlich durchgeführt wird. Was haben wir jetzt noch? Was darf ich noch anbieten? U6. Da haben wir auch immer gesagt: Bitte, warum hört die gerade am Franz-Jonas-Platz auf? Warum ist nicht das Krankenhaus Nord, heute Klinik Floridsdorf, angebunden? Brauchen wir nicht, wollen wir nicht. Nein, da haben wir lieber einen Radweg gemacht auf der Brünner Straße. Die Brünner Straße ist die B7, also das übergeordnete Straßennetz, eine Bundesstraße. Da haben wir jetzt auch eine Fahrbahnverengung, da wird herumgezaubert. Die Einsatzfahrzeuge können auf den Gleiskörper ausweichen, da blockieren sie aber wieder die Straßenbahn - soll sein. So. Erste Phase: Anbindung der U6 an das Krankenhaus und in weiterer Phase Stammersdorf, Rendezvousberg - über den Stadtrand hinaus, wieder mit einem großen Park&Ride- System, wo wir alle aufnehmen können. Die andere Seite der U6 in den Süden, nach Siebenhirten: Ich gehe davon aus, dass der eine oder andere von euch schon irgendwann einmal mit der U-Bahn in den Süden gefahren und dort ausgestiegen ist. Das ist enterisch, meine Damen und Herren, das ist sensationell, da ist nichts, da ist genau gar nichts. Siebenhirten ist wie Gramatneusiedl oder du vergleichst es mit dem Wiener Hauptbahnhof. Das ist nichts. Wenn man dort die U6 verlängern würde in den Süden, ist man in weniger als 1.000 m, meine Damen und Herren, in der Shopping City Süd. Da haben wir immer gehört: Na ja, der Kaufkraftabfluss. Meine Damen und Herren, das ist ein Lavendel. Den haben wir sowieso. Ich müsste ja alle Einkaufszentren zusperren. Das stimmt ja nicht. Also noch einmal: Wenn, dann gehört die dort verlängert bis in die SCS, das würde auch eine Entlastung bringen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Die berühmte U7. Was war die U7? Eine Querverbindung Floridsdorf-Donaustadt, zwei der einwohnerstärksten Bezirke. Was wäre es gewesen? Strebersdorf, Floridsdorf - also der heutige Franz-Jonas-Platz-Bahnhof -, Kagran, Donauspital - heute Klinik Donaustadt -, Aspern. Nichts haben wir, gar nichts haben wir. Ich habe meinen Präsenzdienst 1979 in der Erzherzog-Karl-Kaserne abgeleistet. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Auch schon lang her!) Ja, das ist schon lange her, ich bin ein alter Mann. Ich kann mich erinnern, da gab es gar keine Gleise mehr. Auf den alten Gleisen sind der 117er, 217er, 317er gefahren, und ich glaube, der 317er ist da bis Groß- Enzersdorf gefahren - eine gute Verkehrslösung. Die alten Amerikaner sind dort gefahren, und dann hat man die Schienen entfernt. Das heißt, ich bin mit dem Autobus gefahren. Ich weiß gar nicht - war das der 72A, mit dem ich bis zur Wagramer Straße gefahren bin? Und dann ein, zwei Stationen mit dem 25er und dann zu Fuß in die Karl- Kaserne. Warum hat man die Straßenbahnschienen entfernt? Weil wir gesagt haben, es kommt ja eh die U7. Gekommen ist sie nie. Kostet zu viel, brauchen wir nicht, zu wenige Einwohner, bla bla bla, wie auch immer. Dann hat man die Straßenbahnschienen wieder verlegt. Dann hat es eine Zeit lang den 26er gegeben, meine Damen und Herren, weil der 25er eingestellt worden ist. Da hat es nur den 26er gegeben, die war eine Zeit lang die längste Straßenbahnlinie in Wien. Dementsprechend schwierig war es auch, die Fahrpläne einzuhalten. Dann hat man wieder den 25er eingeführt. Aber noch einmal: Die U7 ist leider nie gebaut worden. Das sind die Dinge, meine Damen und Herren, die uns ein bisschen stören. Ich sage jetzt nicht, dass alles schlecht wäre. Das U-Bahn-Grundnetz ist durchaus gut, gar keine Frage. Aber gewisse Dinge sind bis heute nicht nachzuvollziehen. Wie gesagt, dass jede U1-Garnitur weiterfährt bis Oberlaa, ist kostengünstig zu machen. Da kann man nicht einmal sagen, das kostet so viel Geld, das können wir uns nicht leisten, oder das haben wir nicht im Budget. Ich darf noch abschließend auf einen Beschlussantrag von uns hinweisen, allen Angehörigen des BMLV, des Bundesministeriums für Landesverteidigung, sofern sie Uniformträger sind und auch einen gültigen Dienstausweis vorweisen können, zu ermöglichen, dass sie auch gratis fahren können - Grundwehrdiener, Zeitsoldaten, et cetera. Das sollte für alle Militärpersonen gelten, für Beamte mit einem gültigen Dienstausweis, nicht in der Verwaltung, aber wenn sie Uniformträger sind, wenn sie eine Uniform ausgefasst haben und sie heute noch tragen dürfen, wie es in den einschlägigen Bestimmungen steht, das Beamten-Dienstrechtsgesetz anbelangend. Da würden wir uns wünschen, dass auch sie gratis die Wiener Linien beziehungsweise die öffentlichen Verkehrsmittel benützen dürfen. Ich glaube, der Antrag ist elektronisch eingebracht worden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Ornig. Bitte, Sie sind am Wort. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir befinden uns in einer Dringlichen zum Thema U-Bahn, und ich wollte nur noch einmal alle abholen, weil wir, glaube ich, gerade ein bisschen abgeschweift sind. Wie fange ich am besten an? Ich würde gerne zum Begründer kommen, zu Kollegen Margulies oder auch allgemein sagen: Es ist heute öfters einmal die Aussage gefallen, die Wiener Linien haben oder der Herr Stadtrat hat keinen Lauf. Ich glaube tatsächlich, jedes U-Bahn-Projekt - und ich werde gleich darauf eingehen -, das so ziemlich weltweit passiert, hat keinen Lauf. Das soll keine Entschuldigung sein. Ich glaube aber, dass uns eines verbindet: Ich glaube tatsächlich, dass der Bau der U-Bahn unumstritten ist, und ich glaube, dass dieses Projekt unumstritten ist, und ich glaube, dass es wirklich jeder will und jeder weiß, wie wichtig es ist. Jeder hier im Raum will das so günstig wie möglich bauen und jeder hier im Raum will es so schnell wie möglich bauen. Auch wenn wir kurz vor Weihnachten sind, es ist halt kein Wunsch ans Christkind. Es ist die Realität, und dass wir weltweit eine Inflation haben - darauf gehe ich später nochmals ein -, ist auch eine Realität und dass das Auswirkungen hat auf Baupreise, und so weiter, ist auch eine Realität. Dessen müssen wir uns in der ganzen Diskussion einmal bewusst sein, weil alles andere eine Augenauswischerei ist und meiner Meinung nach keine ehrliche Debatte. (Beifall bei den NEOS.) Eine Sache war sehr explizit von Kollegen Margulies. Darauf möchte ich als Erstes eingehen. Er hat gesagt: Muss man denn alles zugleich machen? Natürlich muss man nicht alles zugleich machen, aber man muss ein bisschen schauen, wie im Moment so die budgetäre und die Förderlandschaft auf allen Ebenen ist. Wir haben zahlreiche Investitions-EU-Förderungen, die leider vom Bund nicht zur Gänze abgeholt werden, wo es, glaube ich, sogar Strafzahlungen gibt. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ihr habt auch nicht alles abgeholt!) Eh nicht, wir haben auch nicht alles abgeholt, wir haben als Stadt Wien nicht alles abgeholt, wir haben Möglichkeiten, vom Bund querzufinanzieren. Es geht ja auch ein bisschen um das Budget allgemein. Deswegen hat man natürlich, wenn es Investitionen und vor allem große Investitionen in der Stadt gibt, einen gewissen Zeitdruck, sich diese Förderungen abzuholen. Deswegen hat man sicher in der Zeit nach Corona, wo wir die Wirtschaft ankurbeln wollten, sehr, sehr viele Investitionen getätigt und sehr, sehr viele Projekte, weil man sich diese Förderungen ja abholen will. Deswegen passiert nämlich sehr, sehr viel in Wien, aber auch in allen andere Städten und Gemeinden in Österreich. Das hat durchaus seinen Sinn. Das möchte ich schon sagen. Es ist natürlich so, dass man deswegen ein bisschen Zeitdruck hat auf allen Ebenen. Aber ich möchte Sie mitnehmen auf eine kleine Reise. Eine Reise rund um die Welt zum Thema U-Bahn-Bau. Ich möchte gleich bei unseren Nachbarn anfangen, das ist die Stadt Hamburg. Wir blicken nach Norden, da wird im Moment auch eine U5 gebaut. Da wurden für das 1. Teilstück zum Beispiel 1,75 Milliarden EUR veranschlagt. Da stehen wir im Moment aber mittlerweile im 2. Schritt schon bei 2,8 Milliarden EUR nur für das 1. Teilstück, und die Schätzungen für die Gesamtkosten hat man jetzt auch noch einmal nachgebessert, die sind 14 Milliarden bis 16,5 Milliarden. Das heißt, die Stadt Hamburg gibt sich jetzt gleich einmal einen Korridor von 2,5 Milliarden. Lustig ist: Was sagen die Verantwortlichen dort? Die sagen: Schwer planbar, die Budgetierung, wir sind massiv hinten nach und die Baukosten explodieren. Das kennen wir vielleicht auch aus den Argumentationen in Wien. Dann ziehen wir weiter Richtung Süden nach München, Deutschland. Dort gibt es ein Großprojekt, nämlich einen S-Bahn-Nordring. Da wurde jetzt auch schon gleich einmal das Projektende von 2025 auf Mitte der 30er Jahre verschoben. Das heißt, dort wird die Umsetzung gleich einmal um 19 Jahre nach hinten nachgebessert, weil man einfach nicht weiß, wie es weitergeht. Beim Budget ist es auch so, in München hat man eigentlich mit 3,2 Milliarden EUR kalkuliert, und jetzt hat man gleich einmal auf 8,5 Milliarden hochrevidiert. Was ist die Antwort der Verantwortlichen dort? Inflation, hohe Baukosten. Wir ziehen weiter nach Berlin, wenn wir gerade in Deutschland sind. Dort wird ja seit 2022 die U6 gebaut, und der Bau verzögert sich auch maximal. Da hätte man eigentlich 2025 fertig sein sollen. Was sagen sie dort jetzt? 2027, also 2 Jahre nach hinten gezogen. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Das ist jetzt echt die offizielle Argumentation der NEOS: Weil überall alle anderen es nicht gescheit können ...) Nein, jetzt lass mich einmal ausreden. Ich habe 15 Minuten, ich komme schon noch zum Punkt. Auch wenn es dich langweilt, aber es ist nicht unspannend. In Köln ist ein U-Bahn-Tunnel sogar bei den Bauarbeiten eingestürzt. Dort wird auch eine U-Bahn gebaut, da werden 550 Millionen allein durch diesen eingestürzten Tunnel zu den ursprünglichen Kosten dazugeplant, und mit über 1,3 Milliarden EUR haben sich auch dort schon die Kosten verdoppelt. In Rom - da waren wir ja als gesamter Finanzausschuss - haben wir alle ganz gebannt zugehört, als der Bürgermeister gesagt hat: Bist du narrisch, ihr in Wien habt es gut, ihr baut mit Baggern und Schaufeln, ich baue mit Zahnbürste. Allein, wenn ich jetzt alle Verzögerungen und die Baukostenerhöhungen von Rom aufzähle ... (Ruf: Die bauen seit 20 Jahren!) Die bauen seit 20 Jahren, völlig richtig, und ich bin in Europa nicht fertig. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Gut, das darf man nicht vergleichen.) In Hanoi: 9 Jahre Verspätung. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ja. okay ...) Amerika, das großartige Amerika, New York: Also, wenn sie etwas nicht können in New York, dann ist das U-Bahn bauen, denn dort haben sie 1,4 Milliarden Dollar nicht für das gesamte Projekt, sondern pro Kilometer ausgegeben. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Warum erzähle ich das alles? (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Wissen wir nicht! - Weitere Zwischenrufe.) - Jetzt sind alle ganz unruhig. - Vor der Inflation rechnete der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages aus, dass rund 300 Millionen EUR pro Kilometer U-Bahn-Bau ausgegeben werden, im Durchschnitt aus Überland- und Tunnelbau, wie auch immer sich das ergibt. So. Dann habe ich mir gedacht, jetzt schaue ich mir einmal Wien an. Jetzt wissen wir die absurde Summe in New York (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Du weißt aber, dass sie dort mit Stein bauen!), in Deutschland die 300 Millionen durchschnittlich, und wo stehen wir eigentlich in Wien? Da gibt es eine ganz tolle Seite im Internet, die heißt "www.transitcosts.com". Die habe ich mir angeschaut. Die Verlängerung der U2 war unglaublich günstig, hat nur 99 Millionen EUR pro Kilometer gekostet, was daran liegt, dass sie 0 Prozent Tunnelanteil hat. Die Verlängerung der U1 hatte immerhin 57 Prozent Tunnelanteil - Durchschnittskosten 166 Millionen pro Kilometer. Jetzt sind wir auch schon bei der U2/U5, was ja heute das Thema ist, da liegen wir bei einem 100-prozentigen Tunnelteil bei 317 Millionen EUR, das heißt, im Durchschnitt von Deutschland und weit unter dem internationalen Vergleich. Tatsächlich, was will ich denn sagen? Das ist jetzt keine Entschuldigung, dass in Wien alles so super rennt und alles perfekt ist. Es wünscht sich jeder, dass es besser laufen würde! Aber es passieren nun einmal Dinge beim U- Bahn-Bau auf der ganzen Welt, bei jedem U-Bahn-Bau gibt es Verzögerungen und bei jedem U-Bahn Bau gibt es Preissteigerungen. Es ist keine Entschuldigung für Wien (StR Peter Kraus, BSc: Warum redet dann ...), es zeigt nur: Vielleicht ist das Unterfangen nicht ganz so einfach, wie es manche hier darstellen. Also. Wir wissen, die Wiener Linien bemühen sich. Wir wissen, der Stadtrat bemüht sich. Wir wissen, alle hier bemühen sich, und ich bin auch sehr dankbar für diese Dringliche, dass wir dieses Thema diskutieren. Es geht bei diesem Thema nicht darum, dass sich irgendwer entschuldigt oder irgendwer groß schuldig ist, das habe ich an der Diskussion auch nicht bemerkt. Das ist so ein bisschen ein, schauen wir uns den Status an, es könnte ein bisschen besser sein, und wir könnten ein bisschen transparenter sein, und wir könnten anders informieren - total nett. Ich glaube, alle hier wollen das. Ich glaube, auch alle tun das zum Großteil. Manche wollen ein bisschen mehr, manche wollen ein bisschen weniger, das ist die politische Diskussion. Was ich aber zum Schluss noch mitnehmen will, das ist auch hier dargestellt worden von der Kollegin der FPÖ: Wen betrifft denn das eigentlich? Öffentliche Verkehrsmittel, wenn sie nicht funktionieren - das ist auch auf der ganzen Welt gleich -, das trifft alle. Jeder ärgert sich, wenn eine U-Bahn, eine Straßenbahn, ein Bus zu spät ist, blockiert wird in irgendeiner Art und Weise. Das ist Alltag auf der ganzen Welt. Kann eine Stadtregierung das beeinflussen? Ja, ein bisschen in Planung, und so weiter können die Wiener Linien das beeinflussen. Ja, die müssen eine gescheite Intervallplanung machen. Aber natürlich kann man ein parkendes Auto, einen defekten LKW, und so weiter nicht einplanen, und alle ärgern sich. Es sind die Zufriedenheitswerte der Wiener Linien genannt worden, sie sind enorm dafür, dass es ... (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Vor einem Jahr!) Natürlich vor einem Jahr. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Heute ist es nicht mehr ganz so!) Jetzt muss man sie wieder abfragen. Wahrscheinlich wird es mehr sein, eh klar. Baustellen frustrieren auch. Jeder, der schon einmal ein Haus gebaut hat, jeder, der eine Wohnung saniert hat, weiß das, Baustellen frustrieren. Ich habe schon einmal eine Wohnung saniert - um Gottes Willen, ich wäre froh gewesen, wenn ich die Preissteigerung in Prozenten gehabt hätte bei meinem eigenen Bau, die wir im Moment bei der U-Bahn in Wien haben. Das ist so, dass es nicht wirklich gut planbar ist und ich am Anfang das Blaue vom Himmel erzähle, und dann kostet es halt mehr, das ist so! Aber um zurückzukommen auf das Thema: Es betrifft AnrainerInnen extrem, es betrifft jeden, der zur Arbeit muss, der seine Kinder in die Schule bringen muss. Es sind alle frustriert, aber es gehört halt einmal gebaut. Darüber sind wir uns einig, und das ist auch gut und wichtig so. Wen betrifft es extrem und am allermeisten, meiner Meinung nach? Nämlich die Unternehmer, die ihre Schaufenster im Einzugsgebiet einer Baustelle haben, die oft komplett zusperren können, weil sie überhaupt keinen Zugang mehr zu ihren Geschäften haben, und so weiter. Für diese Unternehmer und Unternehmerinnen ist ja seit Beginn des Baus schon etwas passiert, es gibt Förderungen der Wirtschaftsagentur, der Wirtschaftskammer, aber im Grunde ist das alles ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber man muss helfen, man muss sich bemühen. Was ich sage, worüber wir wirklich diskutieren müssen und was wir uns anschauen müssen: Durch die Verzögerungen haben sich die Rahmenbedingungen für diese Unternehmer verändert. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir schnell, effizient und gut helfen können und diese Leute nicht im Stich lassen. Das wäre mir ein besonderes Anliegen, und ich bin mir auch ganz sicher, dass da auf allen Ebenen schon daran gearbeitet wird, und ich hoffe, dass wir auch da sehr zeitnah etwas präsentieren können als Stadt Wien zu diesem Thema. Abschließend natürlich meine besten Genesungswünsche an die Führerin der U1. Wir alle sind bei Ihnen und freuen uns sehr. Vielen, vielen Dank für Ihren Einsatz, Sie haben Schlimmeres verhindert, was man so hört. Danke für die Aufmerksamkeit, und ich freue mich auf die weiterhin sehr sachliche Diskussion. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sequenz. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Liebe Kollegen und Kolleginnen, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Der Herr Stadtrat hat uns leider schon verlassen. Der Kollege Peter Kraus hat seine Rede eingeleitet mit: Die Wiener lieben ihre Öffis. Ja, und ich bin eine davon. Ich liebe die Wiener Linien, ich fahre um 1 EUR kreuz und quer durch Wien. Was heißt, ich fahre? Ich lasse mich chauffieren. Ich lasse mich durch Wien fahren um 1 EUR, ein geniales rot-grünes Projekt, für das ich heute noch dankbar bin und viele, viele WienerInnen auch. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Ich würde sogar noch ein Stückchen weiter gehen. Ich würde sagen: Nicht nur die WienerInnen lieben ihre Öffis, sondern die Wiener Linien sind für viele andere Länder ein Beispiel. Dass der Herr Ornig uns da jetzt Deutschland vorführt, womöglich noch die Deutsche Bahn, und nächstes Mal kommen Sie dann mit Infra-Projekten aus den USA, dann stehen wir noch besser da. Aber nichtsdestotrotz hat die heutige Dringende Anfrage gezeigt, dass es bei dem aktuellen U-Bahn-Bau zu massiven Problemen gekommen ist: die zeitlichen Verzögerungen, aber auch die Kostenexplosionen. Was noch viel zu wenig erwähnt wurde, ist, dass jeder Tag einer Verzögerung eine ungeheure Belastung für die Betriebe ist, die in der Nähe solcher Baustellen sind, beziehungsweise auch für die AnrainerInnen. Der große Unterschied ist: Eine neue Linie, die gebaut wird und die sich verzögert, geht mir nicht ab, die kenne ich nicht. Aber eine Linie, die WienerInnen schon seit, ich weiß nicht, wie lange benützen, nach der sie vielleicht sogar ihren Arbeitsplatz, ihre Wohnung ausgerichtet haben, wenn sich die derart um Jahre verzögert, dann granteln die Leute auch, wenn sie die Wiener Linien lieben. Das ist genau der große Unterschied. Interessanterweise hat die teilweise Sperre der 2er-Linie die wenigste Beeinträchtigung gebracht. Ich hoffe, dass das bei der Oberflächengestaltung in Zukunft auch berücksichtigt wird und das nicht so überdimensional ausfällt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Insgesamt kann man aber sagen, dass Großbauvorhaben immer zu Problemen führen, das ist nicht die Ausnahme, das ist die Regel. Deswegen würde ich sagen, ist es vor allem beim U-Bahn-Bau vielleicht Zeit für ein Umdenken, dass man sich fragt, ob neue Linien, vor allem in der dicht verbauten Bestandstadt, überhaupt noch sinnvoll oder zeitgemäß sind. Ich möchte Ihnen jetzt einige Gründe nennen, warum. Ich schicke gleich voraus: Natürlich haben U-Bahnen ihre Berechtigungen, wenn es um hochfrequentierte Strecken geht, um lange Distanzen, und so weiter. Aber die Nachteile sind auch nicht zu übersehen: Die Kosten sind enorm. Wir reden jetzt bei beiden Ausbaustufen von 6 Milliarden, insgesamt geht es da um 10 km. Rechnen Sie das einmal aus, was da ein Kilometer kostet - das sind enorme Kosten. Wenn ich mir anschaue, was eine Straßenbahn kostet, die auf einem eigenen Gleiskörper fährt, dann ist das ein Bruchteil dieser Kosten. Eine U-Bahn ist ein Projekt, das sich über Jahrzehnte erstreckt: Die Planung, die Durchführung, womit man in einer schnelllebigen Zeit wie heute nicht mehr so schnell, wie es notwendig wäre, reagieren kann auf die Mobilitätsbedürfnisse von Menschen. Das dritte Argument, das ich anführen möchte, wird eigentlich viel zu wenig beachtet: Das ist die Umweltbelastung. Die U-Bahn wird immer verkauft als nachhaltige Mobilitätsform. Natürlich ist sie das im Betrieb. Aber schauen wir uns einmal den Bau einer U-Bahn an. In Deutschland gibt es da jetzt schon sehr genaue Berechnungen dazu, welche CO2-Emissionen beim Tunnelbau stattfinden, und das gilt natürlich generell für Tunnelbauten. Ich bin mit dieser Meinung nicht alleine. Es hat heuer bei einem Vortrag bei der Schweizer Handelskammer eine der GeschäftsführerInnen der Wiener Linien, die Frau Reinagl, gesagt, und ich zitiere im O-Ton: "weil man sich fragen muss, wie umweltverträglich die U-Bahn ist, Stichwort: Tiefbau und CO2." Ich habe es schon gesagt, für 1 km Kilometer werden ungefähr 100.000 t CO2 emittiert. Das sind ungeheure Mengen, wo heutzutage jede Tonne zählt, die womöglich mit Strafzahlungen verbunden ist. Da muss man wirklich sagen, das ist nicht mehr zeitgemäß. Noch einen Satz nur zum Umweltschutzprojekt Lobau-Tunnel, das die FPÖ heute hier abstimmen ließ. Rechnen Sie sich einmal aus: 10 km, 1 Million Tonnen CO2, das ist Ihr Umweltschutzprojekt. Mehr braucht man dazu gar nicht mehr zu sagen. Was heute auch schon erwähnt wurde, was nicht selten vorkommt beim U-Bahn Bau, ist, dass ganze Häuser abgerissen werden müssen so wie jetzt am Elterleinplatz, dass Leute sich eine neue Wohnung suchen müssen und die Geschäftstreibenden ein neues Geschäft. Deswegen: Straßenbahnen sind konkrete Alternativen, sie sind kostengünstiger, schneller zu errichten und sie können sich viel schneller an die konkreten Bedürfnisse anpassen. Deswegen mein Plädoyer: In der dicht verbauten Bestandsstadt ist U-Bahn kein Zukunftsprojekt mehr. Wenn ich dann noch an Straßenbahnen denke, wie ich sie in Südfrankreich oder in Spanien sehe, mit einem Rasengleis, wo das ganze Stadtbild dadurch noch verschönert wird, wo es leiser wird, wo es kühler wird, dann würde ich sagen, das ist die Mobilitätsform der Zukunft und nicht enorme U- Bahn-Projekte, die teuer sind, ewig lang dauern und enorme CO2-Emittoren sind. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dr. Wölbitsch. Bitte, Sie sind am Wort. GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf vielleicht gleich am Beginn, bevor ich dann auf das Thema eingehe, kurz auf den Kollegen Ornig replizieren, weil er zumindest den Eindruck vermittelt hat, dass eh alles nicht so schlimm ist - U-Bahn-Bau ist halt kompliziert und komplex und verursacht einfach zusätzliche Kosten, damit muss man halt irgendwie rechnen und bla bla bla. So. Ich erinnere mich an eine Partei, die, ich glaube, im September 2020 nicht nur eine Dringliche zu diesem Thema einberufen hat, sondern sogar einen Sondergemeinderat und gemeint hat: Kostenexplosion bei der Wiener U- Bahn, mehr Transparenz, dem muss man nachgehen, das Wort Vertuschung ist sogar in der Begründung gefallen, glaube ich. Welche Partei war das, die das einberufen hat? Die NEOS natürlich. Jetzt verstehe ich schon: Standort - Standpunkt. Aber wenn Ihnen Transparenz weiterhin so wichtig ist (GR Dipl.- Ing. Martin Margulies: Ist es ja nicht!), dann hoffe ich ja doch, dass Sie unser Bemühen hier auch entsprechend unterstützen werden. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Zum U-Bahn-Ausbau ist schon einiges gesagt worden. Wir haben auch brav mitgeschrieben bei den Aussagen des Herrn Stadtrat. Bei ein paar Dingen sind wir noch etwas unschlüssig, wie wir das interpretieren sollen. Wir werden uns erlauben, das im Finanzausschuss noch einmal etwas detaillierter zu hinterfragen. Ich bedanke mich aber trotzdem, denn im Gegensatz zu vielen Anfragen, die wir dem Herrn Stadtrat stellen, wurden doch einige Zahlen und auch einige Fristen genannt. Wir werden dem Ganzen noch etwas näher auf den Grund gehen im Finanzausschuss. Aber lassen Sie mich - ich habe das in einer Präsidiale schon angekündigt und mir da ein Go geholt - noch etwas breiter zu werden. Denn natürlich haben wir es ein paar Mal angesprochen: Es wird Mehrkosten geben. Jetzt kann man sagen, die werden vielleicht nicht durch den Bau selbst verursacht, sondern durch die Inflation, "fair enough", wenn das wirklich so ist. Aber es wird zu Mehrkosten kommen, und es wird auch in einigen anderen Bereichen, wie wir jetzt gehört haben, zu Mehrkosten kommen, und wir fragen uns natürlich, wie sich das auf das Budget auswirken wird. Jetzt haben wir einem Doppelbudget schon in der Konstruktion ein bisschen etwas abgewinnen können. Aber wir haben immer gesagt, es wäre gut, zusätzlich zu diesem Doppelbudget trotzdem eine Debatte zu haben und ein Update zu bekommen vom Herrn Finanzstadtrat, wie es um die Finanzen in dieser Stadt so steht. Denn das, was wir jetzt vernehmen, was wir glauben, ist, dass es ein Budgetloch gibt in dieser Stadt und dass man versucht, jetzt noch ein bisschen den Deckel draufzuhalten und es ein wenig kleinzureden, aber dass dieses Loch wesentlich größer sein dürfte, als zugegeben wird, und größer als das, womit man bisher gerechnet hat. Immer, wenn das Budget nicht ganz so im Rahmen ist, gibt es drei Möglichkeiten, wie die SPÖ damit umgeht. Das eine ist, man vergrößert es, also man plant sozusagen schon Überschreitungen ein, so wie das der Herr Finanzstadtrat jetzt macht oder die letzten Male gemacht hat, wenn er Budgets macht. Das zweite Mittel ist, dass man sagt: Na ja, es liegt ja nur am Ertragsanteil, es ist einnahmenseitig, wenn das Budget nicht passt. Das Argument, die Ertragsanteile gehen zurück, stimmt, auch im Bund, "fair enough". Aber das ist der Grund, warum das Wiener Budget wahrscheinlich nicht mehr passt? - Jetzt muss man natürlich diskutieren: Woher bekommt man mehr Geld? Das ist dann auch immer die SPÖ-Logik und auch die vom Herrn Finanzstadtrat. Da unterscheidet er sich null von seinen Vorgängern und von seiner Vorgängerin. Aber man lässt natürlich das Dritte aus, nämlich: Gibt es vielleicht doch Mehrkosten, die entstanden sind in der Stadt? Gibt es vielleicht Dinge, die man effizienter machen kann? Gibt es vielleicht Dinge, wo man - das ist auch schon diskutiert worden - vielleicht einsparen kann? - Das ist natürlich nie eine Option für den Herrn Stadtrat und auch für die SPÖ. Aber meine Bitte ist, damit wir wissen, wovon wir hier überhaupt reden: Wir vermuten, wie gesagt, ein großes Loch im Budget, und wir hätten gerne die volle Wahrheit dazu. Jetzt haben Sie als SPÖ aus meiner Sicht zu Recht auch auf Bundesebene einen Kassasturz eingefordert. - Vielleicht könnten mir meine Kollegen einen Antrag bringen, der auf meinen Platz liegt? Ich habe einen Zettel vergessen, vielen Dank. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies - erheitert: Kassasturz ... vom Billa!) Ich (erheitert) mache jetzt den Kassasturz. Nein, natürlich nicht. Da gibt es Berufene dafür. Wir wollen das, was die SPÖ auf Bundesebene eingefordert hat und, wie gesagt, zurecht eingefordert hat - wenn man in Verhandlungen eintritt, will man natürlich wissen, wie steht es um die Finanzen, "fair enough", ist auch in Ordnung. Aber genau das Gleiche hätten wir jetzt auch gern in Wien. Wir verlangen vom Herrn Finanzstadtrat, sehr geehrte Damen und Herren, spätestens im nächsten Finanzausschuss, denn da hat man zumindest, wenn ich ihn richtig verstanden habe, schon drei Quartale ausgewertet und schon eine recht gute Prognose, wie es aussieht, einen Kassasturz, wie es um die Finanzen in dieser Stadt steht. Es geht um volle Transparenz, so wie das die NEOS immer gefordert haben, und ich gehe daher davon aus, dass dem entsprechend nachgegangen wird. Aber zur Sicherheit darf ich diesbezüglich auch noch einen Beschlussantrag einbringen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Das muss man auch sagen, es geht, wie gesagt, nicht nur um die Ertragsanteile, die geringer ausfallen werden auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Situation, sondern wir wissen jetzt, dass es Mehrkosten gibt. Wir wissen, dass es Mehrkosten gibt beim U-Bahn-Bau, aber wir wissen auch, dass es Mehrkosten geben wird in vielen anderen Bereichen, die der Herr Finanzstadtrat zu verantworten hat. Da haben sich ja die Pressekonferenzen, Rechnungshofberichte, alle möglichen anderen Berichte der letzten Wochen und Monate überschlagen, und man hat irgendwie so das Gefühl, überall, wo Problem draufsteht, steckt nicht Wien Holding drin, aber die Wien Holding steht wahrscheinlich meistens irgendwo dahinter. Wenn wir an die Ankündigungen der letzten Wochen denken: Event-Halle, eine "never ending story", geplanter Eröffnungstermin 2024, jetzt 2030. Zuerst hat man gesagt: Naja, das ganze Projekt wird 250 Millionen kosten, wir haben damals schon gesagt, das kann sich nie ausgehen um den Betrag, das wird wesentlich höher sein. Der Stadtrechnungshof hat es dann 2021 beziffert mit 242 Millionen. Jetzt hören wir, es sind zirka 500 Millionen, fairerweise jetzt doch als PPP-Projekt aufgezogen, wo die Stadt nur einen kleineren Beitrag dazu leisten wird - angeblich. Wenn das funktioniert, soll es so sein. Die Entstehungsgeschichte war ein bisschen, wie soll ich sagen, holprig: Ein Angebot wurde vergeben an einen Bieter in einem europäischen Verfahren, der keinen Sitz hat in der Europäischen Union. Ich muss kein großer Jurist sein, um zu verstehen, was da passieren wird. Wenn ich mir durchlese, wie Vergabeverfahren ablaufen und es steht, es ist ein EU-Vergabeverfahren ... Was ist eine Mindestanforderung? Der Sitz eines Unternehmens in der Europäischen Union. Dann bewirbt sich jemand, hat keinen Sitz in der Europäischen Union und - oh Wunder - die Vergabe wird gehoben. Jetzt hat man sich mit dem Zweitbieter zumindest geeinigt, ein europäisches Unternehmen - soll so sein. (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: 800 Millionen ... auf 500 Millionen Projekt!) Ich weiß eh, wir haben da unterschiedliche Standpunkte, vielleicht bin ich mittlerweile schon so abgenutzt, dass ich mich einfach freue, wenn diese Arena endlich gebaut wird und auch als PPP-Projekt gebaut wird. Denn eines muss ich auch sagen: Unsere große Angst war ja, dass es die Stadt wieder selber versucht. Am Anfang hat sie es ja selbst versucht, was auch ein Grund war, warum das dann mit den Bietern so mühsam geworden ist. Jetzt sind wir froh, dass zumindest jemand dabei ist, der etwas von Veranstaltungsmanagement in der Größenordnung und auch in europäischen Dimensionen versteht und dann auch das Know-how und entsprechende Budget einbringen wird. Aber es wird wahrscheinlich teurer. Dann haben wir das große Thema des Fernbusterminals, wo wir noch nichts vernommen haben. - Auch extrem wichtig, noch immer eine Riesenpeinlichkeit dieser Stadt, dass Menschen unter einer Autobahnbrücke ankommen, die einfach furchtbar aussieht. Wenn das die erste Visitenkarte ist, die man von Wien bekommt, ist das furchtbar. Die StRin Sima findet es auch schon furchtbar, sagt sie ja immer, aber das muss halt der Herr Hanke vorher noch lösen. Sie würde da unten schon gerne alles Mögliche entwickeln, kann sie aber nicht, weil der Fernbusterminal noch immer in Erdberg festsitzt. Warum? Weil man auch da ein PPP-Projekt versucht hat, was prinzipiell ja auch wiederum aus unserer Sicht in Ordnung ist, Private an Bord zu holen. Aber man hat es anscheinend in der Vertragsgestaltung ein bisschen versemmelt. Der private Anbieter hat sich nicht verabschiedet, sondern man wollte ihn los werden oder will ihn noch immer los werden. Da frage ich mich auch: Wie viel soll das im Endausbau kosten? Jetzt höre ich, die Stadt will es wieder selber machen, die Wien Holding will es selber machen, ein abgespecktes Projekt, nicht ganz so, wie es der private Bieter gemacht hätte. Was man aber nicht erwähnt, ist: Der private Bieter ist schon in Vorleistung gegangen. Das heißt, man wird eine Ablösesumme zahlen müssen, die zusätzlich dazukommt zu den Kosten, die die Stadt jetzt tragen muss, wenn sie das alles alleine stemmt und alles alleine entwickelt. Auch das ist noch nicht eingepreist in dieses Budget, und auch da würden wir sehr gerne wissen, sehr geehrte Damen und Herren, wie sich das auswirken wird. Dann: "Stolz auf Wien". Ich kann mich noch an viele Diskussionen erinnern, wo die SPÖler, ich will das jetzt gar nicht bewerten, vorne gestanden sind und sozusagen über Hilfsmittel des Bundes diskutiert haben, sage ich sehr freundlich, oder sich mit ihnen sehr kritisch auseinandergesetzt haben. Womit die Stadt Wien den Unternehmerinnen und Unternehmern in dieser Stadt helfen wollte - "Stolz auf Wien" -, war und ist, das muss man so sagen, schlicht und einfach ein Flopp vom Anfang bis zum Ende. Jetzt teile ich schon den Gedanken dahinter, dass man gesagt hat: Na ja, man soll den Unternehmen nicht nur Fremdkapital, sondern auch Eigenkapital zur Verfügung stellen. Da hat es einige Experten gegeben, die am Anfang der Pandemie gemeint haben, man soll das überlegen. Okay, ehrenhalber, sage ich, war das einer der Gedankengänge damals. Aber die Art und Weise, wie es aufgestellt worden ist und vor allem, wie es verkauft worden ist ... Es wurde immer verkauft als rasche Hilfe für die Unternehmerinnen und Unternehmer in dieser Stadt, und das war es nicht. Es war viel zu kompliziert, es war viel zu komplex. Man hat dann mühsam Unternehmen gefunden, die sich an dem Ding beteiligen wollten, und jetzt wissen wir nicht nur, es hat nicht funktioniert in seiner Grundaufstellung, sondern wir wissen auch, dass die Abwicklung und Art und Weise, wie es gehandhabt wurde, schlicht und einfach unprofessionell und peinlich war. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Zur Sache, bitte!) Herr Kollege, die Sache ist - und da habe ich mir erlaubt, einige Dinge zu erwähnen -, wenn wir über Budgets reden und das Budget aus meiner Sicht in der Art und Weise nicht halten wird, dass ich darauf eingehe, was das Budget entsprechend beeinflussen wird. Ich bin sofort wieder mitten in der Sache, aber ich hoffe, dass es Sie trotzdem interessiert, weil es ja schließlich auch Ihr Ressort und Ihr Ausschuss ist. Letzter Punkt - Messe Wien. Das ist von mir aus noch der neutralste. Auch da haben wir jetzt wieder gelernt, dass die Stadt Wien es selbst machen möchte, die Wien Holding möchte es über eine Tochterfirma machen. Okay, es gibt ein paar Argumente, die ich kaufe. Wenn man sagt, okay, man will die Messelandschaft in Österreich wieder stärken, man will auch wieder Messen stärken, die sozusagen nicht nur internationale Konzerne interessieren, sondern auch relevant sind für den Wirtschaftsstandort. - Okay, soll so sein. Es wird im Großen und Ganzen alles übernommen. Ich hoffe, es entstehen dann auch entsprechende Einnahmen, dass sich dieses Ding trägt für die Stadt. Das werden wir natürlich genau beobachten und wir hoffen auch, dass die NEOS speziell einen genauen Blick darauf haben werden. Was ich damit sagen wollte, ist: Wir haben einige Dinge, die im Argen liegen, einige Dinge auch im Ressort des Finanzstadtrates. Unsere große Bitte ist, und da wiederhole ich mich jetzt: Doppelbudget - ja, von mir aus, in Ordnung, gibt es. Vielleicht kann man irgendwann im Nachhinein einmal darüber diskutieren, ob die Systematik wirklich so sinnvoll ist für diese Stadt, ich finde es legitim, das zu diskutieren. Aber das möchte ich auch noch sagen: Was wir immer gefordert haben, fordern wir auch weiterhin, nämlich dass wir auch eine Diskussion führen, wie es um die Finanzen in der Zwischenzeit steht. Ich hoffe, dass der Herr Finanzstadtrat dem nachkommen wird, dass er im nächsten Finanzausschuss klar einen Kassasturz machen wird und uns alle informieren wird, wie es wirklich um die Finanzen in dieser Stadt steht, wenn er möchte, dass wir dann alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Ehrlicherweise ist im Moment mein Vertrauen etwas gering. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich freue mich auf einen Kassasturz im nächsten Finanzausschuss. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Mag. Reindl. Bitte, Sie sind am Wort. GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte meine Rede mit dem Dank an die Wiener Linien beginnen, die mit ihren fast 9.000 MitarbeiterInnen jeden Tag den Wienerinnen und Wiener, den Damen und Herren aus den Bundesländern, aber auch Gästen, die Wien als Touristen oder aus sonstigen Gründen besuchen, insgesamt 2,2 Millionen Fahrgästen, beste Dienstleistung geben und sie auch bestens betreuen und das auch zur größtmöglichen Sicherheit. Das ist eine riesige Leistung, und dafür gehört auch einmal ein großer Dank ausgesprochen. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Wir haben heute schon gehört, dass die U-Bahn natürlich bautechnisch große Herausforderungen hat. Aber die Wiener Linien beschäftigen sich nicht nur mit der U-Bahn. So wurde heuer das Schienennetz saniert - der Beginn des Modernisierungsplans. Leute, die im Finanzausschuss von uns sind, wissen das. Heuer wurden fast 9 km Schienen saniert und 53 Weichen im bestehenden Straßenbahnnetz ausgetauscht, bei bestehendem Betrieb. Zur Kollegin Sequenz: Also ich habe zuerst geglaubt, eigentlich ist sie in ihrer Rede aus Umweltgründen gegen den U-Bahn-Ausbau (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das war nicht so ganz klar!) und für die Straßenbahn, was mich eigentlich verblüfft, dass die GRÜNEN gegen einen U-Bahn-Ausbau sind, aber bitte. (GRin Mag. Heidemarie Sequenz: Ich habe es erklärt, oder?) Ich meine, man muss das halt zur Kenntnis nehmen, natürlich kostet eine Baustelle negatives CO2, aber auf der anderen Seite erspare ich mir langfristig CO2 (Ruf bei den GRÜNEN: ... 300 Jahre!), das muss man schon ein bisschen gegenrechnen. Das muss man schon ein bisschen gegenrechnen. Ich akzeptiere das natürlich, darf Sie aber schon erinnern, dass wir in Wien 488 Stück Straßenbahnen und 164 Stück U-Bahnen haben und gerade an 3 neuen Straßenbahnlinien bauen. Es ist also nicht so, dass sich da nichts entwickelt und wir die ganze Stadt nur niederschwellig mit U-Bahnen ausbauen wollen. Wo ich Ihnen aber recht gebe, ist, dass es natürlich auch immer wirtschaftliche Betrachtungen dazu geben muss, wo welche Linie Sinn ergibt. Warum ergibt es keinen Sinn, eine U-Bahn zum Beispiel bis zum Stadtrand zu verlängern, auch wenn wir dort, wie der Kollege von der FPÖ gesagt hat, Park&Ride-Anlagen bauen? Eine U-Bahn hat Platz für 930 Fahrgäste. Wenn man jetzt also eine Park&Ride-Garage für 1.500 Autos macht, sind das genau 2 U- Bahn-Züge. Die Garage ist dann voll, und die restlichen U-Bahnen leer. Es gibt ja auch noch ein Öffi-Netz. Wenn, dann muss man es über Öffis lösen. (StR Peter Kraus, BSc: S-Bahn!) Da gibt es gute Beispiele im Umland von Wien, wo man mit der S-Bahn oder auch mit Autobussen zur U-Bahn fährt. Wir haben das ja auch in der Donaustadt, wo mit Bussen oder auch mit der Straßenbahn sehr gute Anbindungen von der Seestadt oder auch von der Erzherzog-Karl-Straße geschaffen werden. Da verstehe ich also die Wiener Linien, dass es nicht immer sinnvoll ist zu verlängern. Wenn kritisiert wird, dass wir wenig grenzüberschreitenden Verkehr mit den Öffis haben, so lobe ich einmal die Badner Bahn. Die haben wir erneuert - neue Zuggarnituren -, und die hat sich sehr gut bewährt. Da würde ich die ÖVP halt schon bitten: Sprechen Sie einmal mit Ihrer Landeshauptfrau! Vielleicht spricht sie ein Machtwort, dass es eben nicht nur um die Erstfinanzierung geht, wenn eine neue Straßenbahnstrecke gebaut werden soll, sondern natürlich auch um den laufenden Betrieb. Das ist ja in Wirklichkeit der Grund, warum die Dinge bis jetzt scheitern. (GR Mag. Manfred Juraczka: Sie war ... Der Herr Bundesminister hat sie nur gelobt!) Nicht zu vergessen ist, dass die Wiener Linien auch ein großer Ausbildner sind. 267 Lehrlinge finden dort Ausbildung, um entsprechenden Nachwuchs für die Werkstätten und für die kaufmännischen Bereiche heranzubilden. Wir haben auch 1.000 Fahrschulplätze, um auch da entsprechendes Personal heranzuziehen, damit bei der gerade laufenden Pensionierungswelle durch die Babyboomer wirklich dafür gesorgt wird, dass auch entsprechender Nachwuchs da ist. Ich glaube, das ist insgesamt eine unglaublich tolle Leistung, die die Wiener Linien für uns, für die Wienerinnen und Wiener, für alle Besucher der Stadt und auch für die, die hier arbeiten, erbringen. Was das Thema Infrastrukturprojekte und im Speziellen den U-Bahn-Bau anbelangt: Kolleginnen und Kollegen, jedes Infrastrukturprojekt ist ein Hund. Jeder Häuslbauer ist angefressen, wenn er baut und noch im Rohbau kommt ein schwerer Wolkenbruch und der Keller steht unter Wasser oder das Dach wird durch den Sturm abgedeckt. Dagegen kann man sich halt leider nicht immer verwehren. Das ist so. Vorhin hat Kollege Ornig ja auch gesagt, wie früher gebaut wurde. Ich kann mich erinnern: Als ich ein Kind oder Jugendlicher war und die U1 gebaut wurde, ist in offener Bauweise gebaut worden. Wenn ich am Nestroy Platz oder auch am Schwedenplatz war, war ich immer davon fasziniert, was dort für riesige Baugruben waren, die - ich weiß nicht - 20, 30 m tief waren, weil dort die U-Bahn gebaut worden ist - bis über die Reichsbrücke. Danach ist sie eh in Hochlage gewesen. Ich kann mich erinnern, dass damals, als die U2 gebaut wurde, nämlich vom Schottentor weiter über den 2. Bezirk in die Donaustadt, wo ja auch eine Mischform - Hochlage und Tunnel - ist, im Gemeinderat beziehungsweise im zuständigen Ausschuss darüber berichtet wurde, wie die Durchfahrung des Donaukanals stattgefunden hat: Dass dort nämlich quasi eine riesige Kühlanlage gebaut wurde, in der das Erdreich eingefroren wurde, damit der Donaukanal nicht durchbricht. Dann hat man durchgegraben und den Tunnel gemacht. Das sind also schon sehr, sehr herausfordernde Dinge. Ich kann mich auch erinnern, dass die U2 zum Beispiel eine Verspätung beim Bau gehabt hat, weil ein Hauseigentümer im 2. Bezirk kein Superädifikat hergegeben hat, damit die U-Bahn unten durchkommt. Bis die Gerichte das Eisenbahnrecht durchgesetzt haben, welches eh das stärkste aller Rechte ist, die ich kenne, hat die U- Bahn halt ein bisschen warten müssen. Ich glaube, man muss also schon auch ein bisschen Geduld haben. Ich verstehe auch, dass im Moment halt ein bisschen viel los ist: Die Stammstrecke wird saniert, die U-Bahn wird gebaut, die Straßenbahn wird gebaut, wie ich schon gesagt habe. Was ich aber nicht teilen kann, ist, dass nicht informiert wird. Ich habe jetzt auf Grund des Brandes, der jetzt war, sodass die U-Bahn nicht fährt, auf die Homepage der Wiener Linien geschaut. Da steht: U1-Betriebsstörung, Update ab 21.11., also ab morgen. Dort steht genau, wo kein Betrieb ist, nämlich zwischen Schwedenplatz und Reumannplatz (GRin Dr. Jennifer Kickert: Das sehen sie ja ...), was die Ersatzlinien sind, wie die Linien fahren, wie die Stationen heißen, von wo und wie man zu welcher U-Bahn wechseln kann und dass übrigens auch die U2Z fährt. (StR Peter Kraus, BSc: Die U2Z fährt?) Denn es wurde gesagt, die ist eingestellt worden. Das ist darunter sogar auf Englisch. (StR Peter Kraus, BSc: Die U2Z fährt?) Ja, die fährt am Wochenende in der Nacht. Der Text steht darunter sogar auf Englisch, also auch für die Gäste, die da sind. Weil vorhin behauptet wurde, es wird nicht über den U-Bahn-Ausbau informiert: Wenn man sich das dann weiter auf der Homepage schaut - U2/U5 Status-Update -, findet man jede Menge Informationen: "Unvorhergesehene Bodenverhältnisse: Zeitplan für U2-Ausbau bis Matzleinsdorfer Platz wird auf 2030 angepasst", "außergewöhnlich hohe Erdbewegungen und Wassereintritte erfordern umfangreiche Sicherungsmaßnahmen" sowie ein Interview mit der Geschäftsführerin, und so weiter, und so fort. Dass die Bauauswirkungen durch den Wassereintritt jetzt noch nicht kommentiert werden: Ja, mein Gott, wenn man noch nicht einmal weiß, wie man den Schaden behebt und wann der Wienfluss saniert ist, sodass auch weitergebaut werden kann, weil ja die Sohle durchgebrochen ist, dann bitte ich da schon um ein bisschen Verständnis. Was die Netzinfrastruktur in Wien betrifft, möchte ich auch sagen, dass die Stadt Wien, die Wiener Linien und auch die Wiener Stadtwerke immer in die Infrastruktur und ins Netz investiert haben: moderne Waggons, neue Waggons, neue Züge. Wir haben als Stadt Wien für die ÖBB Waggons angekauft, damit unsere Wienerinnen und Wiener in Wien, wenn sie mit der Schnellbahn fahren, in neuen Waggons fahren, und so weiter. Es tut mir leid: Die Deutsche Bundesbahn war, glaube ich, für viele in Europa ein Vorbild, was Ausstattung und Verkehrsnetz betrifft. Heute hat sich das gedreht. Auch auf Bundebene hat man Gott sei Dank erkannt, dass da investiert werden muss. Die ÖBB stehen heute international gesehen - wenn wir jetzt einmal von den Hochwasserüberflutungen absehen - hervorragend da: tolles Schienennetz, toller Wagenpark. Ich will ja jetzt gar nicht ausschließen, dass auch dieses Umwelt-Ticket seinen Beitrag geleistet hat. Das ist sehr, sehr wichtig. Zum Schluss möchte ich noch zwei, drei Bemerkungen zum Thema Budget machen. Na ja, wie wird unser Budget ausschauen? Ich denke immer ein bisschen über den Tellerrand und habe mir die bereinigten Finanzschulden des Bundes angeschaut, geprüft vom Rechnungshof. Bis 2020 hat Österreich - also nicht ganz Österreich, sondern der Bund - 208 Milliarden EUR Schulden angehäuft. Das sind also vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis Anfang 2020, in 75 Jahren, 208 Milliarden EUR. Heute wird ein Finanzschuldenstand von 304 Milliarden EUR erwartet. Das heißt, in den letzten 4 Jahren sind auf Bundesebene 100 Milliarden EUR zusätzliche Schulden aufgebaut worden. Ich will das nicht verurteilen. Es gibt Gründe, warum das so ist. Wenn ich mir aber diese Zahlen anschaue, also das, was in 75 Jahren an Schulden aufgenommen wurde, so ist das innerhalb von vier Jahren um die Hälfte erhöht worden. Wenn wir den Kurs beibehalten, wird es sehr schlimm. Nachdem ja jetzt aber eh schon bekannt ist, dass von der EU wahrscheinlich ein Defizitverfahren gegen Österreich eingeleitet wird und der Konsolidierungsbedarf, wie ich gelesen habe, bis 2029 bei 16 oder 18 Milliarden EUR im Jahr liegt, befürchte ich auch ... (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Weißt du, wie viel es auch in Wien ...) - Ich mache keine Schuldzuweisungen. Auch in Wien: Wenn die Lage im Bund nicht rosig ist, kann es in ganz Österreich nicht rosig sein. Ich meine, da werden wir uns ja einig sein. Es war halt Corona, es war halt ein Krieg. (StR Peter Kraus, BSc: Es ist ein Krieg!) Es ist so. Wir können uns nur nach der Decke strecken. Das heißt, für die Erwartung, dass wir in Zukunft mit Budgetmitteln geflutet werden - mit unseren eigenen oder auch mit jenen aus dem Bund -, gibt es eher einen negativen Ausblick. Darum unterstütze ich natürlich, dass man bei großen Bauprojekten versucht, Dinge so - unter Anführungszeichen - kostengünstig wie möglich zu realisieren. Wir haben ja heute gehört, dass der Prüfer, der die Kostenentwicklung bei den Stadtwerken und bei der Stadt Wien im Auftrag des Bundes prüft, sagt: Abgesehen von der Inflation, die übrigens die letzten 4 Jahre 27,5 Prozent war ... Wenn man das mit den 2,5 Prozent pro Jahr gegenrechnet, mit denen die Wien Energie gerechnet hat - also 10 Prozent gegenüber 27,5 Prozent -, kann man sich ungefähr vorstellen, was sich da im Gesetz in großen Zahlen abspielt. Daher finde ich, dass das Projekt bei allem Ächzen und nach der Decke Strecken im wahrsten Sinne des Wortes 30 m unter der Erde gut läuft. Wir bauen für ein oder zwei Jahrhunderte und nicht für morgen oder übermorgen, sondern man muss langfristig denken. Wer weiß heute noch, ob die U1 und U2 ein oder zwei Jahre später eröffnet wurden? Wichtig ist, dass es sie gibt und dass sie eine wesentliche Verbesserung der Infrastruktur in Wien bringen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Stark zu Wort gemeldet. Bitte. GR Kilian Stark (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe KollegInnen! Sehr geehrte unverdrossene ZuseherInnen, so es sie noch gibt! Ich möchte gern unmittelbar an meinen Vorredner anschließen, der gesagt hat: In 100 Jahren fragt sich keiner mehr. (GR Mag. Thomas Reindl: Das habe ich nicht gesagt!) "In the long run, we are all dead." (Heiterkeit beim Redner. - GR Mag. Thomas Reindl: Das stimmt!) Faktum ist, dass es die Menschen, die heute in Wien wohnen, die heute in Wien arbeiten und die heute in Wien unterwegs sind, sehr wohl betrifft, ob die U-Bahn ein oder zwei Jahre früher oder später fährt, ob es einen Ersatz gibt oder nicht und wie der Zustand der Wiener Linien ausschaut. Ich habe mir vorgenommen, vor allem über die Betroffenen zu reden. Es wurde viel über das Budget, über den Ablauf, und so weiter geredet. Man muss aber, glaube ich, den Blick doch ein bisschen darüber hinaus weiten. Denn die ersten Betroffenen sind natürlich die Fahrgäste. Es ist heute nach dem Brand in der U1 irgendwie ein passender oder auch unpassender Termin. Auch von mir gehen die besten Genesungswünsche und Dank hinaus. Es fährt aber jetzt die U1 nicht, es fährt die U2 nicht, es gibt keine Badner Bahn und in der Innenstadt keinen 1er und keinen 62er. Der 13A ist zum Brechen voll. Der braucht auch ewig lang, weil sich bei jeder Station viele Leute hinein und hinaus und aneinander vorbeidrängen. Auch der D-Wagen ist so irre voll, dass er die Intervalle nicht einhalten kann, und auch für den 43er und den 44er hat es keinen Ersatz gegeben. Man merkt also, da kracht es bei den Wiener Linien an allen Ecken und Enden. Im Vergleich zu dem hohen Ruf, den die Wiener Linien ja zu Recht hatten, ist jedenfalls dieser in den letzten Jahren wirklich einigermaßen heruntergewirtschaftet worden. Die Leute, die auf die Wiener Linien angewiesen sind, haben längere Fahrzeiten und längere Fußwege, weil es teilweise überhaupt keinen Ersatz gibt. Wir müssen uns aber auch die Anrainerinnen und Anrainer anschauen. So eine Baustelle bringt vielleicht etwas Positives: eine neue U-Bahn-Linie. So eine langjährige Großbaustelle vor der Haustür ist für die Anrainerinnen und Anrainer aber natürlich auch eine ziemliche Belastung: einerseits Lärm, Staub, und so weiter, die Fahrten der LKW. Auf der anderen Seite gibt es natürlich den Ausweichverkehr, der irgendwo in einer ehemals ruhigen Gasse unterwegs ist. Auch das wird verlängert. Das sind Folgekosten, die wir gar nicht sehen. Das sind Folgekosten, die die Wienerinnen und Wiener zu tragen haben. Eine nicht zu unterschätzende Auswirkung - es wurde schon zwei Mal kurz angesprochen, ich halte es aber doch für unterschätzt - betrifft natürlich die Gewerbetreibenden. Gerade in der Innenstadt, wo wir ein großteils kleinstrukturiertes Gewerbe und lokale Händlerinnen und Händler haben, die schon über viele Jahre und Jahrzehnte an den Standorten sind, ist natürlich die Verlängerung um ein Jahr eine ziemliche Belastung. Ja, da wird geholfen. Es ist aber für einen Kaufmann oder eine Gewerbetreibende ein großer Unterschied, ob man die Überbrückung seiner nicht oder geringer stattfindenden wirtschaftlichen Tätigkeit für ein Jahr länger oder kürzer kalkuliert. Das ist nicht nur im Interesse der Gewerbetreibenden, sondern es muss auch im vitalen Interesse von uns sein, dass wir diese kleinstrukturierte Wirtschaft und dieses kleinstrukturierte Gewerbe erhalten. Das ist lokale Wertschöpfung, das sind Arbeitsplätze. Das betrifft am Ende des Tages auch die Frage: Haben wir eine lebendige Stadt oder nicht? Denn es sind vor allem die Gewerbetreibenden, die eine Einkaufsstraße lebendig machen. Es sind die aktiven Erdgeschoßzonen. Das ist das kleine Geschäft. Das ist die Gastronomie. Die sind natürlich sehr schwer in Mitleidenschaft gezogen, weil sie jetzt vielleicht eine Baustelle oder einen Ausweichverkehr vor der Tür haben oder jetzt überhaupt nicht mehr oder kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Ich möchte dann noch den Ersatz ansprechen. Denn natürlich wurde die Frage, ob es einen Ersatz für die U2 oder für die eine oder andere Straßenbahnlinie gibt, auch vor dem Hintergrund getroffen, dass es einen gewissen Zeitplan gibt. Es macht einen Unterschied, ob man einen Ersatz plant, wenn das ein Jahr länger ist. Da wäre es vielleicht durchaus angebracht gewesen, mehr zu machen. Aus unserer Sicht war der Ersatzverkehr sowieso von vornherein nicht ausreichend. Es gibt größere Gebiete, aber unter anderem hat die Innere Mariahilfer Straße - das ist, glaube ich, eines der prominentesten Beispiele -, die früher mit der U2 natürlich super angebunden war, jetzt seit Jahren keine öffentliche Anbindung mehr. Das ist einerseits ein Problem für die AnrainerInnen dort, die vielleicht nicht so gut zu Fuß sind. Es macht einen Unterschied, ob man 100 oder 150 m zur U-Bahn oder einen halben Kilometer zur nächsten Öffi-Haltestelle geht, beziehungsweise waren es zur U2Z noch einige 100 m weiter. Da zeigt sich natürlich auch etwas, das ich vor allem vor dem strategischen Hintergrund schon noch einmal ansprechen möchte: Ein Fehler, der in der Vergangenheit gemacht wurde und den wir nicht mehr machen sollten. In der Vergangenheit hat der Bau einer U-Bahn immer den Abbau von Straßenbahnlinien bedeutet. Straßenbahnlinien, die parallel zu einer U-Bahn geführt wurden, wurden immer entweder zumindest eingestellt oder sogar abgebrochen, zum Beispiel wurden in der Mariahilfer Straße die Schienen entfernt. Jetzt kann und sollte man sich durchaus überlegen, ob man das noch macht. Wir merken, dass die Kapazität des Öffi-Netzes ... (GR Mag. Thomas Reindl: Der 43er bleibt noch stehen!) Ja, der 43er bleibt. Das ist gut, aber das Öffi-Netz kracht an allen Ecken und Enden. Man sieht an solchen Events - wenn ein Brand passiert, wenn eine unvorhergesehene Baustelle passiert, und so weiter -, dass wir natürlich auch Redundanzen und Ersatzverkehre brauchen. Denn wir wollen uns nicht darauf verlassen, dass die Leute im Fall, dass eine U-Bahn mehrere Tage nicht fährt, ins Auto umsteigen, sondern wir wollen, dass es dann zumindest zum Beispiel auf der Straßenbahn einen Ersatz gibt. Das muss man sich anschauen. Momentan ist allerdings mein Eindruck von den Wiener Linien: Selbst wenn wir die Gleise und Linien hätten, machen die Wiener Linien eher den Eindruck, dass sie das momentan nicht stemmen könnten. Diesen Eindruck, also dieses Faktum - denn wir haben ja immer noch Linien, die noch nicht auf die Intervalle vor Corona zurückgekehrt sind -, müssen wir dringen ändern, damit die Wiener Linien so resilient sind, dass sie auch Störungen im Netz auffangen können, dass sie Ersatzfahrten machen können, dass sie zum Beispiel auch, wenn die Nordbrücke gesperrt wird, dort vielleicht verstärkt Öffis fahren lassen können, damit auch es nicht nur einen Eins-zu-eins-Ersatz vom Auto aufs Auto gibt, sondern vielleicht auch mehr Leute umsteigen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Man merkt also, dass die Wiener Linien in den letzten Jahren nicht das Augenmerk bekommen haben, das sie sich verdient haben. Leider Gottes haben erst die Krisen der letzten Jahre dazu geführt, dass sie jetzt in der öffentlichen Debatte hier im Gemeinderat und auch durch unsere Initiativen ein stärkeres Augenmerk bekommen. Das ist ja jetzt schon die, ich weiß nicht, wie vielte Initiative zum Thema Wiener Linien, die wir hier machen. Ich hoffe, dass das auch einen Eindruck macht und dass jetzt wirklich investiert und auf die Resilienz geschaut wird. Mein letzter Punkt betrifft dann doch die Transparenz und die Offenheit. Ich muss schon sagen, dass mein Vertrauen in die öffentlich gegebenen Informationen ein Stück weit angekratzt ist, wenn es in den Medien widersprechende Informationen gibt. Meine Vorredner haben das schon angesprochen. Wenn es dann in Stellungnahmen der Auftragnehmer der Stadt Wien heißt: Na Moment, also an uns liegt es nicht, dass das monatelang liegen geblieben ist, und wenn seitens des französischen Vertragspartners von einem Tunneleinsturz gesprochen wird und bei den Wiener Linien von unvorhergesehenen Erdbewegungen, dann ist das ein weiter Interpretationsspielraum. Ich sage Ihnen, was mir erzählt wurde. Es wird ganz kurz kompliziert, aber es ist doch wichtig zu wissen. Man hat sich bei den Wiener Linien beim Bau der U-Bahn jetzt entschieden, eine billigere Tunnelbauweise zu nehmen. In der Vergangenheit wurde da rundherum vereist und dann durchgebaut. Jetzt hat man sich dazu entschieden, mit sogenannten Betoninjektionen zu arbeiten. Die haben zum Effekt, dass sich der Beton dann ausdehnt. Ich bin kein Experte, aber das sagen mir Experten. Er dehnt sich aus, und das kann zu Rissen im Untergrund führen. Jetzt habe ich gehört, dass das auch beim Rathaus passiert ist und dass das der Grund dafür ist, dass sich der Bahnsteig gehoben hat. Ist das so? Bis heute haben wir nicht mehr Informationen als diese Aussage über "unvorhergesehene Erdbewegungen". Dass das über Monate nicht aufgeklärt wird und es keine öffentliche Information darüber gibt, was diese "unvorhergesehenen Erdbewegungen" sind, macht mich eigentlich sprachlos. Auch in den internen vertraulichen Sitzungen wird keine Information darüber gegeben. Bei der Pilgramgasse soll es genauso gewesen sein, dass dort diese Betonausdehnung zu Rissen geführt hat, die sich bis ins Wienflussbett ausgebreitet haben, und dass die mit dafür verantwortlich sind, dass die Baustelle dort bis vor Kurzem unter Wasser gestanden ist. Da geht es ja nicht um Peanuts. Da geht es nicht um Cent- und Eurobeträge. Da geht es um Millionen. Ich glaube, die Wienerinnen und Wiener, die diese Ausbauten finanzieren, haben es sich verdient, dass es hier Offenheit, Transparenz und Aufklärung gibt. Ich erwarte mir jetzt im Nachgang dieser Dringlichen Anfrage, dass es diese Aufklärungsarbeit und diese Information für die Öffentlichkeit auch gibt. Am Ende möchte ich sagen: Wir machen das nicht, um irgendjemanden aufzublatteln, sondern wir machen das, weil wir für Wien und für die Wienerinnen und Wiener die besten Öffis wollen. Wir wollen uns nicht an der schlechten Infrastruktur in den USA und in Deutschland orientieren, sondern wir wollen, dass Wien zur Spitze gehört. Dafür gehört Transparenz her, dafür gehört Aufklärungsarbeit her, und dafür gehört mehr Engagement in der Vergangenheit her. Ich hoffe, dass die Dringliche Anfrage heute dazu beitragen konnte. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Es liegen einige Anträge vor. Ich beginne mit dem vorhin händisch eingebrachten Antrag der ÖVP betreffend Kassasturz für Wien. Wer diesem Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Der nächste Antrag ist von FPÖ und GR Kieslich betreffend Erhalt der Gründerzeithäuser. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ allein. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher - erheitert: Zwei Abgeordnete!) - Darf ich um Ruhe bei der Abstimmung bitten? Vielen Dank. Antrag der FPÖ betreffend Gratisfahrten der Wiener Linien für Heeresbedienstete. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend regelmäßige Information über die Verwendung des Betriebskostenzuschusses. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Martin! (In Richtung GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Wer dem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Schriftführer, geht es? Ja? Passt. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Na, die sind nicht digital eingebracht, deswegen. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Ich habe gedacht, weil sie eingeschlafen sind!) Antrag der ÖVP betreffend Sicherstellung einer Welterbe-tauglichen Lösung beim Heumarkt-Projekt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Erhaltung Gründerzeithaus Elterleinplatz. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag in abgelehnt. Damit steigen wir wieder in die Tagesordnung ein. (Heiterkeit bei GR Dipl.-Ing. Martin Margulies und GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) - Na, ihr habt es ja lustig. - Kollege Stark wurde in seiner Wortmeldung unterbrochen, und zwar bei Minute 17 von 20. - Ich stelle dir 17 Minuten ein. Bitte. GR Kilian Stark (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Ein harter Schnitt, ich muss mich selber wieder sammeln und Sie vielleicht auch ein Stück weit mitnehmen. Kurze Erinnerung: Das Poststück betrifft die Brigittenauer Brücke, der Antrag ist zur Nachbarbrücke, zur Nordbrücke, und zum Steinitzsteg. Wie gesagt, haben wir durch einen Zufall davon erfahren, dass der Steinitzsteg, eine von nur sieben Brücken für den Rad- und Fußverkehr über die Donau, für vier Jahre lang gesperrt werden soll und es dafür keinen Ersatz geben soll. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Durch Zufall von der Asfinag?) Es gab dazu auch schon eine hitzige Debatte in der Bezirksvertretung Floridsdorf, wo man sich alle Klischees gegen die schlimmen Radfahrer, die man sich nur so ausdenken kann, anhören konnte: Die sollen gefälligst über die nächste Brücke fahren, ein bisschen Umweg kann man den Radfahrern ja schon zumuten, und so weiter. FußgängerInnen waren überhaupt kein Thema. Jetzt möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen oder Sie vielleicht überhaupt darüber informieren, welche Bedeutung der Steinitzsteg für den Rad- und Fußverkehr hat. Nicht nur ist dieser Steinitzsteg - oder die blaue Brücke, wie sie von den FloridsdorferInnen auch genannt wird - die einzige Verbindung vom 19. Bezirk auf die Donauinsel, sondern er ist auch Teil eines von zwei Fernradwegen, die durch Wien führen, den sogenannten Euro Velos. Der Euro Velo 9 geht von der Ostsee bis an die Adria. Er führt über den Steinitzsteg und geht dann weiter über den Donaukanal. Das heißt, da braucht man eine gescheite Anbindung. Das ist sozusagen Wiens höchstrangiger Radweg. Den möchte man vier Jahre lang ohne Ersatz sperren. Wir finden, das geht nicht. Das Gute daran, dass es jetzt diese Debatte gibt und dass das jetzt an die Öffentlichkeit gekommen ist, ist: Es beginnt ja noch nicht übermorgen. Das heißt, aus unserer Sicht gibt es noch genug Zeit, einen adäquaten Ersatz zu finden. Es ist schlimm genug, dass das noch nicht geplant ist, aber jetzt hat man noch die Gelegenheit, das zu tun. Mir ist schon ganz klar, das ist nicht ganz einfach, denn es geht ja doch über die Neue Donau und die Alte Donau. Es gibt aber unterschiedliche Methoden. Man könnte einen Radweg auf eine der beiden Brücken erweitern. Man könnte aber auch die Spurenaufteilung anders machen, sodass noch ein Rad- und Fußweg übrig bleibt. Wenn die Stadt Wien tief in die Tasche greifen will, gäbe es natürlich auch die Möglichkeit, eine adäquate Brücke zu bauen, die dann auch die entsprechenden Anbindungen an die Radwege nördlich und südlich der Donau hat. Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Was es aus unserer Sicht nicht geben kann, ist nichts. Bis jetzt wurde gesagt, die Radfahrer und Radfahrerinnen - und natürlich auch die FußgängerInnen - sollen ruhig die 2 km Umweg über die Floridsdorfer Brücke machen. Das ist keine Alternative. Denn was wäre der Effekt, wenn man beim Auto alles gleich lässt und beim umweltfreundlichen Verkehr reduziert? Natürlich wird sich die Verteilung der Wege ändern. Das ist aber genau das Gegenteil von dem, was wir wollen. Jetzt wird in der öffentlichen Debatte oft eingewendet: Dieser Steg wurde ja nur gebaut, weil die Nordbrücke schon in den 1990er Jahren saniert wurde. Das stimmt. Was man allerdings auch dazusagen muss: Bevor es diesen Umbau gegeben hat, gab es Begleitwege auf der Nordbrücke. Die wurden damals mit Hinweis auf den Steinitzsteg ersatzlos gestrichen. Das ist ja viel besser. Ich würde auch nicht auf der Nordbrücke gehen oder radeln, wenn ich den Steinitzsteg nehmen kann. Jetzt aber 30 Jahre später an dieser Stelle eine Querung über die Donau für die aktive Mobilität von RadfahrerInnen und FußgängerInnen komplett zu streichen, kann nicht der Anspruch der selbst ernannten Klimamusterstadt sein. Deshalb bringen wir heute diesen Antrag ein. Auch wenn Sie ihm nicht zustimmen: Bitte machen Sie es trotzdem und suchen Sie Ersatz für die aktive Mobilität! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Holzmann zu Wort gemeldet. Bitte. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Wiener Gemeinderates! Zunächst einmal danke für die Einstimmigkeit zum Poststück, bei dem es um zwei Wiener Brücken geht, um die Floridsdorfer Brücke und um die Brigittenauer Brücke. Wenn es jetzt im Hauptteil der Rede meines Vorredners um den Steinitzsteg gegangen ist, muss man schon festhalten, dass es dabei hinsichtlich der Erhaltung um keine Wiener Brücke geht, sondern dass das eine Brücke des Bundes, der Asfinag, ist und dass auch diese Sanierung nicht erst seit Kurzem, sondern schon seit längerer Zeit feststeht. Genauso steht fest, dass noch nach Lösungen gesucht wird und eigentlich niemand gesagt hat, dass diese Brücke vier oder fünf Jahre lang für Rad- und Fußgeher gesperrt werden soll. Im Gegenteil - Sie haben es selber gesagt: Es ist noch Zeit. Es soll erst etwa 2027 mit der Umsetzung begonnen werden. Da ist doch noch ein bisschen Zeit, dass man auch eine entsprechende Lösung für die Radfahrer und Fußgänger schafft. Das ist Fakt. Eine Panikmache - die Brücke wird vier Jahre lang gesperrt, die armen Radfahrer und Fußgänger - sehe ich heute nicht. Wir sind schon relativ nahe an der nächsten Wahl, eine liegt kurz hinter uns und die nächste auf Wiener Ebene bereits vor uns. Ich glaube, wir sollten uns trotzdem bemühen, sachlich zu bleiben. Noch einmal: Hier gibt es Gespräche, es gab schon Gespräche, und es wird seitens der zuständigen Asfinag auch weitere Gespräche mit den betroffenen Bezirken geben. Es wird - so zuversichtlich bin ich - eine für alle zufriedenstellende Lösung geben. Ich bitte, von Panikmache Abstand zu halten. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir können daher gleich zur Abstimmung kommen. Wer gibt Postnummer 23 die Zustimmung? - Ich sehe die Einstimmigkeit zu diesem Antrag. Es liegt ein Antrag der GRÜNEN betreffend vierjährige Sperre der Donauquerung Nordsteg zur sofortigen Abstimmung vor. Wer diesem Antrag seine Zustimmung erteilen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von ÖVP und GRÜNEN, womit dieser Antrag gegen die Stimmen der FPÖ und der Koalitionsparteien in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Wir kommen nun zur Postnummer 24 der Tagesordnung. Sie betrifft das Plandokument Nr. 8413 im 19. Bezirk, KatG Oberdöbling. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GRin Sequenz. Ich erteile es ihr. Bitte. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Kollege Holzmann, niemand macht Panik. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Nein?) Ich würde Sie wirklich bitten, Ihre Kollegen in Floridsdorf diesbezüglich zu informieren, dass man sich nach Alternativen umschaut, denn die haben die GRÜNEN, die genau das gefordert haben, nur mit Häme überschüttet, als sie diesen Antrag stellten. Bitte klären Sie das also mit Ihrer Bezirksgruppe und beschuldigen Sie uns nicht, dass wir hier irgendwelche Panik machen oder skandalisieren. Das hat seinen Grund, das ist vom Bezirk ausgegangen. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Vielleicht vorher Informationen einholen!) Zu diesem Geschäftsstück - es ist weniger konfrontativ: Es geht um eine Widmung und einen Grundstückstausch in Döbling. Ganz konkret wird die Borkowskigasse - das ist jetzt natürlich ein Verkehrsband - umgewidmet, weil sich die BOKU dort verbreitert. Die braucht diesen Platz. Das ist das einzig mögliche Areal, wo sie das tun kann. Der Grundstückstausch ist so, dass die Stadt Wien das der BIG überlässt, und die Stadt Wien bekommt dafür etwas in Aspern. Wir begrüßen das, denn wir freuen uns, dass der Bildungsstandort der BOKU gestärkt wird und die genügend Platz haben. Wir begrüßen, dass mit der Ressource Grund und Boden dort sehr verantwortlich umgegangen wird, weil das Areal, wo die BOKU dann baut - da stehen übrigens jetzt schon Container -, bereits eine versiegelte Fläche ist. Man könnte jetzt sagen, es ist eh alles happy peppy. Warum reden wir überhaupt darüber? Es gab dann im Ausschuss schon eine sehr - ich würde einmal sagen - ausführliche Debatte darüber, weil wir uns gewundert haben, warum mit dieser Widmung keine Bebauungsbestimmungen einhergegangen sind. Das ist an und für sich üblich. Die sind ja nicht unwesentlich. In dem konkreten Fall wäre es zum Beispiel um die Bauhöhe gegangen sowie darum, was mit dem Baumbestand oder mit der Durchwegung dort passiert. Ich muss sagen, die Auskunft, die wir im Ausschuss bekommen haben, war so plausibel, dass wir dann auch guten Gewissens zustimmen konnten. Die Durchwegung bleibt erhalten. Darüber gibt es schon jetzt einen Vertrag. Der ist aber damals, als die ganze Chose im Bezirksparlament war, nicht bekannt gewesen. Deswegen hat das dort für ziemliche Aufregung gesorgt, und deswegen waren auch etliche Parteien - ich glaube, sogar die SPÖ (Heiterkeit bei der Rednerin.) - dagegen. Das ist jetzt geklärt. Der Vertrag zwischen der Stadt Wien und der BIG sieht diese Durchwegung ohne MIV vor. Das ist einmal geklärt. Man hat uns auch erklärt, warum es keine Bebauungsbestimmungen gibt. Das hätte sehr lang gedauert. Man wollte der BOKU einfach signalisieren: Wir wollen und unterstützen diesen Ausbau, damit es schneller geht. Denn mit einer Bebauungsbestimmung hätte man gleich eine Baubewilligung einreichen können. Man wollte wirklich einen Prozess machen, damit dort etwas Qualitatives entsteht. So viel zum Geschäftsstück. Ich werde hier auch einen Antrag einbringen, der auch mit Qualitäten zu tun hat, und zwar in einem anderen Bezirk, in der Donaustadt. Dort gibt es in Stadlau - ich will jetzt gar nicht die Details nennen, weil sich dort vielleicht nicht alle so gut auskennen - ein Waldstück. Das ist 7.000 m² groß. Da entstand einige Aufregung darüber, dass dieses Waldstück verbaut wird. Das gehört zur Gänze der Gemeinde Wien. Da ist eine W I-Widmung drauf. Um zu verhindern, dass das verbaut wird, bringe ich jetzt einen Antrag ein, dass diese W I-Widmung auf Epk, also auf Erholung und Park, geändert wird. - Ich ersuche um Ihre Unterstützung. Das wäre es. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Al-Rawi zu Wort gemeldet. Bitte. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Frau Vorsitzende! Danke, Frau GRin Sequenz, dass Sie die Widmung für die BOKU im 19. Bezirk unterstützen. Sie haben ja auch schon sehr schön erklärt, dass alle Unklarheiten geklärt werden konnten. Ich habe einen Zwischenruf gehört: Warum meldet sie sich dann zu Wort, wenn eh alles okay ist? Es freut uns aber, dass das so ist. Die Widmung für die BOKU stärkt auch den wissenschaftlichen Standort Wien. Zu ihrem Antrag - es gab auch zwei andere Anträge der Freiheitlichen - bitte ich um eines: Wir haben ja - es ist noch nicht so lang her - hier in diesem Haus über Widmungsverfahren und Transparenz diskutiert und darüber, dass das ein langer Weg ist. Da werden die Stakeholder eingeladen, es gibt einen Gründruck, es gibt einen Rotdruck, es werden die Bezirke und die Anrainerinnen und Anrainer eingebunden. Ich bitte, dass wir diese Art des Umgangs mit Widmungen und diesen Weg, wie wir etwas tun, nicht verlassen und nicht wie heute ad hoc in Gemeinderatssitzungen plötzlich irgendwelche Resolutionsanträge stellen, sei es jetzt der eine Antrag über das Hochhaus in Hietzing oder eben dieser Antrag zu dem Wald, bei dem das Verfahren eigentlich noch nicht gestartet oder noch nicht zu Ende ist, sodass wir hier Dinge vor vollendeten Tatsachen ändern, indem wir das beschließen. Daher bitte ich, dass wir da nicht zustimmen. Auch zum Antrag der Freiheitlichen Partei, die ja den Bürgermeister auffordert, er soll ein UVP-Verfahren beschließen, möchte ich sagen: Das ist ein Behördenverfahren. Dieses Behördenverfahren hat die MA 22 selber abgewickelt. Diese Art und Weise wollen wir als Rechtsstaat und als Rechtsstadt auch nicht verlassen. Alle diese Bescheide der Umweltabteilung haben, glaube ich, eine ... Über 27 Prozent aller ihrer Bescheide haben gehalten. Daher bitte ich, alle drei Anträge abzulehnen und dem Poststück zuzustimmen. - Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Es ist dazu niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 24. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich angenommen ist. Es liegen drei Anträge vor. Der erste Antrag, den ich zur Abstimmung bringe und der die sofortige Abstimmung verlangt, ist von der FPÖ und bezieht sich auf das Heumarkt-Projekt und ein UVP-Verfahren. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag, der FPÖ, ebenfalls zur sofortigen Abstimmung, betrifft die Redimensionierung der Bauklasse im Zuge einer Flächenwidmung. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich gegen die Stimmen aller anderen Fraktionen, womit auch dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der letzte Antrag, der GRÜNEN, betrifft das Waldstück Ecke Donaustadtstraße und verlangt die Zuweisung zum Gemeinderatsausschuss für Innovation, Stadtplanung und Mobilität. Wer diesem Antrag auf Zuweisung zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ, des klubungebundenen GR Kieslich und der GRÜNEN, womit der Zuweisung nicht zugestimmt worden ist und der Antrag daher in der Minderheit bleibt. Damit kommen wir zur Postnummer 2 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs. Zu diesem Tagesordnungspunkt ist niemand gemeldet. Das heißt, wir können gleich zur Abstimmung kommen. Wer der Postnummer 2 seine Zustimmung geben kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig. Danke. Damit kommen wir gleich zur Postnummer 6 der Tagesordnung. Sie betrifft den 4. periodischen Bericht im Jahr 2024 ... (GR Wolfgang Irschik: Beschlussanträge! - GR Ing. Christian Meidlinger: Anträge! Anträge!) - Entschuldigung. Wir kommen noch zu den Anträgen bei Postnummer 2. Sie entschuldigen, dass ich da zu schnell weitergeblättert habe. Der erste Antrag, der FPÖ, betrifft die Rechnungshofkritik an "Stolz auf Wien" und verlangt die sofortige Abstimmung. Wer für diesen Antrag ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Dieser Antrag bleibt damit in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft eine Wirtschaftsstrategie als Weg aus der Krise. Auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Damit bleibt auch dieser Antrag in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft Wiens letzte Fleischermeister und ersucht um eine Zuweisung zum passenden Ausschuss. Wer dieser Zuweisung zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe auch hier nur die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Dieser Antrag ist damit auch abgelehnt. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft, die ORF-Steuer abzuschaffen. Hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Es bleibt bei der Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich, womit auch dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft ein Maßnahmenpaket für Wirtschaft und Industrie. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Damit bleibt dieser Antrag ebenso in der Minderheit und ist abgelehnt. Der letzte Antrag, der FPÖ, zur Postnummer 2 betrifft neue Ökovorgaben, die Wiens Wirtschaft belasten. Auch da wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Auch dieser Antrag ist hiermit abgelehnt. Das waren alle Anträge zu Postnummer 2. Nun können wir zu Postnummer 6 weiterkommen. Wie gesagt, betrifft sie den 4. periodischen Bericht im Jahr 2024 über zusammengefasste Überschreitungen für das Finanzjahr 2024 sowie den 3. periodischen Bericht im Jahr 2024 über zusammengefasste Überschreitungen für das Finanzjahr 2025. Auch da hat sich niemand zu Wort gemeldet. Deswegen komme ich gleich zu den Abstimmungen. Wer der Postnummer 6 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann die Einstimmigkeit feststellen. Auch zu diesem Poststück sind einige Anträge der FPÖ eingebracht worden. Der erste Antrag betrifft die Beendigung der unrechtmäßigen Gebührenvalorisierung. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Der Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Typisch FPÖ!) Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft die Einsicht in die Finanzen der Republik. Auch hier wird die sofortige Abstimmung gefordert. Wer dem zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Auch dieser Antrag bleibt damit in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag ist von der Volkspartei und betrifft die Abschaffung des Valorisierungsgesetzes und verlangt die sofortige Abstimmung. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Damit bleibt auch der letzte Antrag zur Postnummer 6 in der Minderheit und ist abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 15 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Wirtschaftsplan der Unternehmung Wiener Gesundheitsverbund für das Jahr 2025, Mehrjahresplanung 2025 bis 2029 der Unternehmung Wiener Gesundheitsverbund sowie definierte strategische Ziele des Wiener Gemeinderates für die Unternehmung Wiener Gesundheitsverbund 2025 bis 2029. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Wagner, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Huemer. Bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Gesundheitsstadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Am Ende unserer Tagesordnung kommen wir noch einmal zu einem anderen wichtigen Diskussionspunkt, nämlich dem Wirtschaftsplan 2025 der Wiener Unternehmung Wiener Gesundheitsverbund. Das ist ein Thema, das natürlich nicht nur für uns hier im Gemeinderat, sondern auch für die Wienerinnen und Wiener von besonderer Bedeutung ist. Denn es geht ja um nicht weniger als um die Gesundheitsversorgung in den städtischen Spitälern. Gesundheit ist für viele das Wichtigste, also das Wohl und Fundament für unsere Bürgerinnen und Bürger. Ich darf erinnern: Vor fast einem Jahr, am 29. November vorigen Jahres, haben wir GRÜNEN einen Sondergemeinderat mit folgendem Titel verlangt: "SOS Wiener Gesundheitssystem: Fehlendes Personal, dauernde Überlastung, miese Arbeitsbedingungen in Wiens Spitälern. Totalversagen der Wiener Stadtregierung gefährdet die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener." Diesen Sondergemeinderat haben wir natürlich nicht rein aus symbolischer Geste hier gesetzt, sondern weil es natürlich einen ganz dringenden Hilferuf gibt und gab, der die Missstände und Herausforderungen im Wiener Gesundheitssystem in den städtischen Spitälern aufgezeigt hat. Es ging uns damals und heute um die Menschenwürde der PatientInnen. Es ging uns damals und es geht uns auch heute darum, dass es eine garantierte, rasche und so gut wie mögliche - am besten natürlich die beste, aber das ist vielleicht nicht immer möglich - medizinische Versorgung und - ganz besonders wichtig - motivierende Arbeitsbedingungen gibt. Wir alle wissen: Um unser Gesundheitssystem steht es nicht zum Allerbesten. Viele Reformen - notwendig in den vergangenen Jahrzehnten, muss man sagen - wurden eigentlich nicht getätigt. Die Pandemie hat hier noch einmal etwas draufgelegt. Die Initiativen des Gesundheitsministers Johannes Rauch für Reformen greifen natürlich noch nicht. Die sind noch viel zu jung. Trotzdem muss man immer schauen, was die Stadt Wien in ihrem eigenen Handlungsbereich, sprich, im Wiener Gesundheitsverbund, tatsächlich auch selber tun kann. Mein Befund ist, dass sich an der Grundproblematik zumindest im letzten Jahr noch nicht sehr viel geändert hat. Wir haben im Gesundheitswesen nach wie vor Personalnot. Wir haben nach wie vor Pflegekräfte und ÄrztInnen - und die sind, wenn es um Gesundheit geht, einfach unsere SystemerhalterInnen -, die unter schwierigen Bedingungen arbeiten müssen, sodass Stress und Überlastung ein großes Thema sind. Wir erleben nach wie vor eine besorgniserregende Abwanderung vom öffentlichen System in die Privatmedizin. All das verschärft die Situation eigentlich. Ich sehe auch keine Erleichterung. Ich darf auch erinnern: Die Konsequenzen dieser ganzen Probleme sind einfach lange Wartezeiten auf Therapien, Untersuchungen und Operationen. Wir haben das schon öfter diskutiert: Das kann lebensbedrohlich werden beziehungsweise vielleicht sogar tödliche Folgen haben. Es ist also eine extrem schwierige Situation. Die Zweiklassenmedizin habe ich schon angesprochen. Immer mehr ist die Kreditkarte und nicht die E-Card die Zahlungswährung bei der Ärztin und beim Arzt. Womit wir es auch zu tun haben, ist eigentlich der große Vertrauensverlust der Bevölkerung in eine starke öffentliche Gesundheitsleistung. Ich darf erinnern: Vor einem Jahr haben 37 Prozent gesagt, dass sie nur ein Genügend oder Nicht genügend für die Spitalsversorgung vergeben. Das ist ein wirklich katastrophaler Wert. Ich würde mir wünschen, dass er jetzt besser ist. Ich glaube es aber nicht. Wir haben da also Alarmzeichen, die wir vor einem Jahr ganz ernst genommen haben und die ich heute wieder in Erinnerung rufen möchte und muss. Die große Frage ist also: Gab es oder gibt es strukturellere Formen, und wurde dieser Weckruf, dieser Hilferuf, ernst genommen? Wurde er gehört? Kollege Meidlinger hat das Personalpaket 1 ja verhandelt und sicher gewisse Spitzen oder Schmerzpunkte entlastet und Schmerzen genommen: die Verbesserung bei Wochenend- und Nachtdiensten. Ich sage heute nicht, dass das nur ein Placebo ist. Du (in Richtung GR Ing. Christian Meidlinger) hast dich letztens sehr darüber aufgeregt. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Es nimmt sicher irgendwie einen gewissen Druck. Man muss aber trotzdem sagen: Es ist nach wie vor nur die Symptom- und nicht die Ursachenbekämpfung. Das Personalpaket 2 wurde auch vor einem Jahr angekündigt. Noch ist es nicht da. Ich hoffe, es wird verhandelt. Bislang musste ich die Bilanz aber nach dem ziehen, was vorliegt, und es liegt noch nicht vor. Insofern hat sich die Schraube da also noch nicht wirklich weitergedreht. Das wäre dringend notwendig. (GR Ing. Christian Meidlinger: Erzähl die ganze Geschichte!) Wir haben also nach wie vor große strukturelle Probleme. Ich glaube, das Personal leidet extrem unter dieser mangelnden Planbarkeit der Arbeitszeiten. Es leidet extrem unter dem schlechten Arbeitsklima, wenn Druck und Angst sozusagen die dominanten Steuerungsinstrumente in der Führung sind und Fehlerkultur so verstanden wird, dass man etwas unter den Teppich kehrt und es nicht wirklich aufarbeitet und verbessert. In die Zukunft blickend sind die fehlenden Ausbildungsplätze einfach nach wie vor auch da. Was mir der Wirtschaftsbericht 2025 auch zeigt, ist, dass es nach wie vor - ich kann es jedenfalls nicht herauslesen - diesen politischen Willen zu echten Reformen gibt. Ich weiß nicht, ob das zwingend so notwendig ist - aber wir haben es mit extrem großen Ausgaben und Ausgabensteigerungen zu tun. Wir haben schon vorher bei der U-Bahn über Milliarden geredet. Um Ihnen eine Dimension zu geben: 5,9 Milliarden sind die Mittel, die im WIGEV umgewälzt werden. Das ist nicht das Geld, das die Stadt Wien da ausgeben muss, aber das nur, um Ihnen einfach zu zeigen, wie finanziell mächtig das Gesundheitssystem dasteht. Ich traue mich schon zu sagen: Diese Mittel, die da drinstehen, werden nicht ausreichen. Es werden wieder nur 2,8 Prozent für Gehaltsanpassungskosten verrechnet. Die werden nicht halten. Wir haben das in diesem Jahr schon gesehen, es hat eine Nachdotation gebraucht, und es wird auch nächstes Jahr wieder eine Nachdotation geben. Die Kosten steigen, steigen, steigen, und es fehlen wirklich Ideen, wo und wie man strukturell sinnvoll einsparen könnte. - Definitiv beim Personal und bei der Versorgungsqualität nicht, aber es muss, glaube ich, auch andere Stellschrauben geben. Was mich im Bericht auch stört - es steht dezidiert drin, dass die GastpatientInnen praktisch schuld seien, warum man mit den Ressourcen nicht auskommt und warum man jetzt Grenzen ziehen muss. Da wird auf den Rücken der Patientinnen und Patienten der mangelnde Reformwille ausgetragen. Das ist eigentlich inakzeptabel. (Beifall bei den GRÜNEN.) Jetzt habe ich viele Schattenseiten aufgezeigt. Ich möchte auch ein paar Lichtblicke in diesem Bericht herausgreifen. Natürlich ist es ganz wichtig, dass wir die Wiener Spitäler modernisieren und investieren. Das ist ein Allparteienbeschluss, dass wir das wollen. Dafür haben wir auch schon die Finanzrahmen flott gemacht. Das ist etwas, was viele andere, die auch Umbauten haben, nicht haben. Das gibt dem Wiener Gesundheitsverbund wirklich einen Spielraum, um die Spitäler zukunftsfit und auch klimafit zu machen. Ich möchte betonen, dass das etwas ganz Wichtiges ist, wir haben es in diesem Hitzesommer gesehen: Die Spitäler müssen kühler werden. Das gilt für die neuen ganz besonders. Aber wir brauchen auch Kühlung für die bestehende Substanz. Einfach nur Jalousie runter reicht oft nicht, da braucht es auch andere Kühlmaßnahmen. Wir sehen im Bericht, dass Nachhaltigkeit im Klimaschutz im Wiener Gesundheitsverbund sehr wohl angekommen ist. Aber ich glaube, da sind die Schritte noch zu zögerlich, da muss mehr Tempo rein. Was ich auch positiv erwähnen möchte, sind die Anwerbungsstrategien. Es werden viele Pfade und Wege beschritten. Nur leider, was nützt es, wenn neue Kräfte kommen, aber dann wieder gehen, wenn die Überlastung zu groß ist. Fazit: Es sind nach wie vor sehr viele Probleme ungelöst. Der Wirtschaftsplan und dieser Anhang ist Politik in Zahlen gegossen, aber nicht so, dass wir aus dieser Krise herauskommen. Wir können diesem Bericht daher auch nicht zustimmen. Wie gesagt, wir wünschen uns echte Reformen, insbesondere in diesem Organisationsablauf, Investitionen in die Bildung, in die Digitalisierung - die ist ja auch noch zu erwähnen - und eine Führungskultur, die Kritik zulässt, die motiviert und Innovation fördert. Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen, fürs Zuhören. Die Verantwortung, das Gesundheitssystem auf solide Beine zu stellen, liegt bei Ihnen, liegt bei uns. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr vielleicht eine andere Rede halten kann. Ich würde es mir wünschen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen, der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Kurt Wagner: Ich mache es ganz kurz. Ich glaube, dass das Wohl der Beschäftigten im Wiener Gesundheitsverbund bei den Sozialpartnern in guten Händen ist. Ich habe vollstes Vertrauen in die Gewerkschaftsbewegung und zu Christian Meidlinger, dass er auch künftig gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die richtigen Entscheidungen treffen wird. Wie sich das Ganze entwickelt, kann man aus heutiger Sicht nur diesbezüglich planen, aber nicht mit Sicherheit sagen, wie wir auch nicht mit Sicherheit sagen können, wie viel in einem Jahr 1 kg Butter und 1 l Milch kosten. Sonst könnten wir manches besser. Nichtsdestotrotz glaube ich aber, das mit dem vorliegenden Wirtschaftsplan 2025 in die richtige Richtung gegangen wird und die Mehrjahresplanung 2025 bis 2029 eine sehr weitreichende und eine sehr ergiebige und gute Planungsgrundlage ist. Deshalb bitte ich nach wie vor um Zustimmung zur Postnummer 15. Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Wir kommen nun zur Abstimmung der Postnummer 15. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ und der NEOS, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der Oppositionsparteien angenommen worden ist. Es liegt ein Antrag der FPÖ zur Abstimmung vor betreffend immer weniger Kassenärzte in Wien. Die sofortige Abstimmung wird beantragt. Wer für diesen Antrag ist, ersuche ich ebenfalls um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen GR Kieslich. Damit ist dieser Antrag in der Minderheit geblieben und abgelehnt. Wir beenden somit die öffentliche Sitzung und die Übertragung der Webcam und des Livestreams und kommen zur nicht öffentlichen Sitzung. (Schluss um 20.05 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 20. November 2024 60. Sitzung / 2