Landtag,
2. Sitzung vom 28.06.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 74
Ob dies dann letztendlich in der Tat vor der Berücksichtigung dessen, dass
wir die Dinge immer aus der Sicht des Konsumenten, des Kunden beurteilen, von
uns tatsächlich auch der Weisheit letzter Schluss sein wird, das wage ich in
vielerlei Hinsicht letztendlich, gerade wenn ich an Bildungseinrichtungen
denke, auch zu bezweifeln. In anderen Bereichen ist das sehr vernünftig, wenn
ich etwa an die Frage Straßenbau und Straßenerhaltung denke. Aber
nichtsdestotrotz meine ich, dass wir vor diesem Hintergrund die gemeinsamen
öffentlichen Aufgaben einfach auch als solche zu hinterfragen haben.
Als Wiener, aber das wissen Sie sehr gut, Herr Klubobmann, haben wir
Vorleistungen erbracht, etwa mit der weit gehenden Durchleuchtung des gesamten
Wiener Verwaltungsapparats. Dies war selbstverständlich nicht nur eine
Durchleuchtung und Hinterfragung dessen, wie Verwaltungsabläufe in der Stadt
Wien sind, sondern selbstverständlich auch eine Aufgabenhinterfragung. Ich
freue mich immerhin sagen zu können, dass wir in Wien durchaus gewisse Vorleistungen
erbracht haben, denn rund 80 Prozent jener Vorschläge, die von den
Beratungsfirmen als Vorschläge zu einer entsprechenden Verwaltungsvereinfachung
auch ausgearbeitet wurden, sind bis heute auch umgesetzt worden. Es ist auch
ein Mitverdienst Ihrer Partei, fraglos, aber wir können jedenfalls von Wien aus
sagen, dass wir nicht hintan stehen.
Jetzt kommen neue Aufgaben auf uns zu, wenn ich etwa an das von allen
Bundesländern gut geheißene Modell der Aufgabenübertragung auf die Bezirkshauptmannschaften,
heißt auf den Magistrat in Wien, denke. Ich will Ihnen damit nur ein bisschen
auch die Hoffnung nehmen, dass diese Verwaltungsreform für die Länder oder auch
für die Stadt Wien ausschließlich bedeutet, wir haben weniger zu arbeiten und
können dadurch einsparen. Die Realität, so wie sie sich heute darstellt, wird
darauf hinauslaufen, dass wir mehr Aufgaben bekommen, letztendlich auch vom
Bund mehr zu übernehmen haben und mehr zu arbeiten. Dass wir dabei die
größtmögliche Effizienz an den Tag legen müssen, liegt wohl auf der Hand, denn
ein Mehr mit in etwa dem gleichen Geld zu bewältigen, bedeutet, dass man
effizienter und schneller arbeiten muss.
Präsident Johann Hatzl:
Danke. - Die zweite Zusatzfrage stellt Herr Abg Dr GÜNTHER.
Abg Dr Helmut GÜNTHER (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Sie haben jetzt die Verwaltungskonzentration bei den
Magistratischen Bezirksämtern bestätigt. Wegfallen sollte die zweite Instanz
und dafür der UVS eintreten, was dazu führen wird, dass es zwar in der zweiten
Instanz leichter wird, der UVS aber auszubauen sein wird. Hier ist durchaus
eine Überlegung, den UVS zu einem wirklichen Landesverwaltungsgerichtshof
auszubauen. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Es war einer der Vorschläge, auf den sich bereits vor geraumer Zeit die Länder
mit dem Bund geeinigt haben und ich stehe dem Ganzen selbstverständlich positiv
gegenüber.
Das bisherige Problem, das dabei zu berücksichtigen ist, ist, dass diese
Umstrukturierung etwa 160 Millionen S mehr kostet, langfristig
Einsparungen bringt, aber zunächst einmal entsprechend mehr kostet, und das war
der Bund bisher nicht bereit, auch entsprechend zu finanzieren. Es gibt jetzt
deutliche Signale, dass, wenn man sich auf ein Gesamtpaket dieser
Verwaltungsreform einigt, was sowohl die Städte, die Länder, aber auch der Bund
wollen, man dann auch im Rahmen des Ganzen dieses Finanzierungsproblem lösen
kann.
Persönlich halte ich vor dem Hintergrund der "Not" des
Verwaltungsgerichtshofs, ich meine damit Zeitnot und Not von der Bewältigung
des Arbeitsanfalls her, das für eine durchaus vernünftige Lösung, die den
entsprechenden Instanzenzug, das heißt natürlich den Rechtszugang für den
Bürger gewährleistet und trotzdem natürlich wesentlich effizienter arbeiten
kann und auch den Verwaltungsgerichtshof entlastet.
Präsident Johann Hatzl:
Danke. - Die nächste Frage stellt Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Ich möchte nur zunächst einleitend eine
Bemerkung machen. Wenn der Bund von Effektivität und Effizienz spricht, ist in
der Regel ein großes Sparprogramm gemeint, das dann öffentlich mit besonderer
Kundenfreundlichkeit verkauft wird. Meine Skepsis ist da eine große.
Dennoch möchte ich mich jetzt auf diese Bürgerfreundlichkeit
und Kundenfreundlichkeit beziehen, denn mit dem Ziel dieser One-Desk-Strategie,
wo zum Beispiel auch Menschen, die arm sind und Förderungen und Beihilfen in
Anspruch nehmen müssen, dann auch nur noch auf ein Amt zu gehen haben und dort
erfahren, was bietet der Bund, das Land und die Gemeinden, was bieten diese
drei für Beihilfen und Förderungen, da steckt auch eine Chance zur Armutsbekämpfung
drinnen und die sollte man nutzen.
Meine Frage an Sie
lautet nun: Hat Wien bereits einen Plan oder wird Wien einen Plan entwickeln,
um die One-Desk-Strategie auch zur Armutsbekämpfung zu nutzen?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Es tritt gerade der glückhafte Umstand ein, dass wir in einer sehr
wichtigen Frage übereinstimmen und es freut mich, weil es ja nicht so
alltäglich ist. Aber genau die Frage des forcierten Zugangs zum Recht in Form
dieser One-Stopp-Shops, Frontoffices, ich würde es lieber nennen, dieser
Bürgerbüros - das sind ja alles so irgendwie leicht martialisch angehauchte
Dinge, die man säuberlich von der Zivilgesellschaft trennen sollte -, also
dieser Bürgerbüros soll ja letztendlich auch umfassend sein, "nicht
nur" unter Anführungszeichen, sondern auch. Nicht nur wenn jemand die
notwendigen Papiere etwa für das neugeborene Kind braucht,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular