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Landtag, 6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 64

 

Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport gerichtet: Werden Sie sich dafür einsetzen, dass wesentliche Erkenntnisse aus dem Wiener Teil der PISA-Studie, die im Interesse der Schülerinnen und Schüler sind, im Wiener Schulwesen Berücksichtigung finden werden?

 

Sie ist für heute entschuldigt, in ihrer Vertretung wird Herr LhptmSt Dr Sepp Rieder die Frage beantworten. Ich bitte ihn darum.

 

LhptmSt Dr Sepp Rieder: Herr Präsident! Frau Abgeordnete!

 

Sie werden verstehen, dass ich schon aus verschiedensten Gründen meine Kollegin Grete Laska hier nicht wirklich voll ersetzen kann, aber ich werde mein bestes Bemühen einbringen.

 

Die Frage, die Sie an mich gerichtet haben, betreffend die Umsetzung dieser Studie bis herunter gebrochen auf Wien - bekannt geworden ist ja diese Studie durch die durchaus erfreulichen Ergebnisse für Österreich im Ranking, so wurde das zunächst einmal medial verstanden, der verschiedenen Länder. Immerhin ist es eine beachtliche Leistung, dass Österreich im deutschsprachigen Raum das beste Land im Schulsystem ist, was den Kernbereich der PISA-Studie betrifft, nämlich die Beurteilung der Lesefähigkeit. Natürlich hat das auch in unserem Nachbarland weniger Freude gemacht, dass die Bundesrepublik Deutschland deutlich schlechter abgeschnitten hat.

 

Wenn man es vertieft - und darauf zielt Ihre Frage ab -, dann merkt man, dass in dieser PISA-Studie viel mehr drinnen steckt. Ein Bench-Marking, wo man 265 000 SchülerInnen einer Altersstufe - 15- bis 16-Jährige - in 31 Ländern befragt und damit zugleich auch die Schulstrukturen abcheckt, ist ein wertvolles Potenzial und die Tatsache, dass das kein einmaliger Kraftakt sein soll, sondern alle drei Jahre durchgeführt wird, ist schon international eine beachtliche Sache und mit Recht sind die Initiatoren und die Beteiligten auf das Ergebnis dieser Studie sehr stolz.

 

Wenn man sieht, dass auch für Österreich, das immerhin 6 000 Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Schultypen, wie gesagt, einer Altersstufe, hier abgefragt worden sind und 235 Schulen daran beteiligt sind, dann ist es auch für die innerstaatliche Beurteilung ein beachtliches Kapital und ich denke, dass das Vorhaben des Bildungsministeriums, das - so wie es eigentlich der Studie entspricht - zu einer Vertiefung der Ergebnisse zu nützen, eine wichtige Sache ist.

 

Die Geschäftsführende Präsidentin des Wiener Stadtschulrats hat sich bereits im Auftrag der Kollegin Laska an den Verantwortlichen, der vom Bildungsministerium als Projektmanager beauftragt worden ist, gewandt, um sozusagen die weitere Vorgangsweise zu besprechen. Bisher liegen ja eigentlich nur diese so genannten spektakulären Daten vor, was da alles drinnen steckt, muss man erst in Arbeitsgruppen erarbeiten.

 

Präsident Johann Hatzl: Erste Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem.

 

Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!

 

Sie haben ohnehin mein ganzes Mitleid, dass Sie da jetzt hier stehen und ich werde jegliche Form von Glatteisfragen jetzt natürlich unterlassen. (LhptmSt Dr Sepp Rieder: Bei der warmen Temperatur ist das ohnedies nicht so leicht!)

 

Die Ergebnisse zeigen auch, dass rund 12 Prozent der Wiener Schülerinnen und Schüler sich in einer bildungsmäßigen Verfassung befinden, wo man sagt, so kommen die nicht in den Arbeitsmarkt hinein. Das ist eine Risikogruppe von 12 Prozent, die zu wenig kann und zu wenig Fähigkeiten erworben hat.

 

Auf die bezieht sich jetzt meine Frage: Können Sie sich vorstellen, dass Wien sich dieser Gruppe im Speziellen annimmt und vielleicht auch Schulversuche initiiert, um diesen 12 Prozent zu helfen und sie zu fördern?

 

Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann-Stellvertreter.

 

LhptmSt Dr Sepp Rieder: Ich teile jetzt Ihre prinzipielle Einschätzung, dass es nicht genügt, sich nur der positiven Ergebnisse und internationalen Vergleichsdaten zu rühmen und sich allein auf diese Studie zu beschränken, sondern dass man sich in diesen Arbeitsgruppen mit den weniger erfreulichen Daten auseinander setzen muss.

 

Wobei ich sage, da ist wahrscheinlich diese Studie mit ihrer internationalen Dimension noch nicht genau genug, wenn ich denke, dass Sie ein Thema angesprochen haben, nämlich das über die Frage - man muss vorausschicken, die PISA-Studie setzt ja darauf ab - des lebenslangen Lernens. Das halte ich für einen ganz wichtigen Ansatz dieser internationalen Studie. Und da steckt ja drinnen, dass quasi die Schule nicht das einzige Instrument der Ausbildung und Weiterbildung ist, sondern ein Kettenprozess angedacht ist und das halte ich für einen wesentlichen Faktor, den man berücksichtigen muss, bei allen bildungspolitischen Konzepten, dass nicht die Schule alles für alle Zeiten präsentieren kann, sondern dass sie Grundfähigkeiten vermitteln soll. Dazu zählt eben auch der Umgang mit dem Lesen im engeren Sinn, gemeint aber natürlich im größeren Sinn.

 

Aber ich glaube, dass Sie einen wichtigen Punkt angesprochen haben, der uns alle beschäftigt, die wir uns mit dem Problem Arbeitsmarkt befassen, nämlich die sehr rasche Veränderung der Anforderungen, die der Arbeitsmarkt an Schulabsolventen stellt, sozusagen mit dem Konzept, hier soll schon bereits der fertige, auf den Betrieb absolut ausgerichtete Mitarbeiter produziert werden.

 

Und ich denke, dass dieser Aspekt nicht richtig ist, sondern dass dieses Prinzip dieser dualen Ausbildung und Weiterbildung über die Schule hinaus zu berück-sichtigen ist und dass es in der Tat - und da schätze ich wirklich die PISA-Studie als eine wirkliche, wichtige internationale Richtschnur - auf die Vermittlung der Grundfähigkeiten und nicht auf die Wissensvermittlung allein ankommt, und dass daher bei allen Konzepten in der Schulstruktur dieses Element zu hinterfragen ist.

 

Ob jetzt der Prozentsatz dieser oder jener ist, kann ich Ihnen weder bestätigen noch Ihnen widersprechen, ob das jetzt sozusagen das Ergebnis ist. Im glaube, im

 

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