Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 48
hauptmann dafür tun, was
die Stadt Wien dafür tut, sich für jene Menschen einzusetzen, die jetzt schon
in diesen prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten, die jetzt schon
Sonntagsarbeit oder auch Nachtarbeit verrichten müssen? Was tun Sie da?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte
Frau Landtagsabgeordnete!
Ich würde Sie schon bitten, ein bisschen zu differenzieren,
denn wenn Sie grundsätzlich all jene Arbeitsverhältnisse der Arbeitnehmer, die
in Nachtarbeit oder in Sonntagsarbeit tätig sind, als prekäre Arbeitsverhältnisse
bezeichnen, werden wir ein wenig in Schwierigkeiten kommen. Ohne Sonntagsarbeit
werden die Spitäler nicht aufrecht erhalten werden können, sind verschiedene
Pflegebereiche nicht aufrecht zu erhalten und wird die Straßenbahn nicht fahren.
Ob man damit eine so große Freude hat, wenn zum Beispiel an einem Sonntag die
gesamte Gastronomie in Wien gesperrt hätte, das wage ich zu bezweifeln, weil
ich doch auch den einen oder anderen Egoisten in Ihren Reihen kenne, der am Sonntag
einen gewissen Wert darauf legt, dass er in ein Wirtshaus oder auch in die
gehobene Gastronomie gehen kann. Aber natürlich muss man auf der anderen Seite
auch sehen, dass das mit Geld allein nicht abgegolten werden kann.
So denke ich, dass es sehr vernünftig ist - aber dazu
bedarf die Arbeitnehmervertetung auch nicht unbedingt unserer Empfehlung -,
dass man insbesondere mit Fragen des Zeitausgleichs eine ganze Menge regeln
kann, dass das im Gegensatz zu dem, was wahrscheinlich viele meinen, sowohl dem
Arbeitgeber als auch dem Arbeitnehmer heute mehr entgegenkommt, als das noch
vor einigen Jahren der Fall gewesen ist. Die Frage der frei zur Verfügung
stehenden Zeit hat heute zweifelsfrei eine höhere Bedeutung, als es die
materielle Entschädigung noch vor einigen Jahren gewesen ist.
Darüber hinaus gibt es aber viel tiefer gehende und
sehr ernste Fragen, über die ich mich da nicht hinwegschwindeln will. Die Frage
der KAPOVAZ zum Beispiel ist eine aus meiner Sicht heraus gesehen sehr ernste
Frage. Da findet man in mir zunächst einmal einen entschiedenen Gegner der KAPOVAZ-Regelungen,
weil diese in der Tat menschenvereinnahmend sind und zu Entfremdungsprozessen
führen, die über die übliche Entfremdung in der Erwerbsarbeit hinausgehen. Hier
halte ich Regelungen, die allerdings im Bund zu treffen sind, weil wir in Wien
keine Möglichkeit haben, Eigenregelungen zu treffen und es KAPOVAZ im Gemeindebereich
nicht gibt, für vernünftig, die gerade diese besonders beeinflussende,
besonders entfremdende Form von Arbeitsverhältnissen, die sich aus KAPOVAZ
ergeben, ausschließen.
Dass wir
darüber hinaus bei dem, was sich durch Werkverträge oder ähnliche
Arbeitsverhältnisse kennzeichnet, zu einem generell gesehen höheren Ausmaß an
Flexibilität kommen müssen, liegt wahrscheinlich anhand der Arbeitsverhältnisse
wiederum klar zu Tage. Wir werden mit rein normalen Arbeitsverhältnissen, mit
denen wir aus unserer Geschichte der Arbeitswelt heraus vertraut sind, in
Zukunft beispielsweise im Bereich elektronischer Entwicklungen, aber auch von
Dienstleistungen, nicht auskommen können. So einfach werden wir in Zukunft
nicht mehr leben können, dass es ausschließlich geregelte Arbeitsverhältnisse
gibt, die von 8 Uhr Früh bis 4 Uhr Nachmittag dauern. Das wird es
nicht spielen, wie man in Wien sagt.
Präsident Johann Hatzl:
Letzte Zusatzfrage, Herr Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Landeshauptmann!
Ist, als dieser Beschluss in
der Landeshauptmännerkonferenz gefasst wurde, auch ausgemacht worden, dass man
sich regelmäßig mit weiteren Schritten zu diesem Thema, wie man den
arbeitsfreien Sonntag erhält, auseinander setzen wird?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter!
Es ist dort ein einziger Schritt vereinbart worden.
Ich darf Ihnen versichern, dass es bei den vielen Punkten der
Landeshauptleutekonferenz ein Teilaspekt gewesen ist, der notabene ohne
Widerspruch unter den Landeshauptleuten geblieben ist, dass man diesen Beschluss
der Bundesregierung zur Kenntnis bringt. Das wird mündlich durch den anwesenden
Sektionschef schon passiert sein, aber das soll auch durch den Vorsitzenden der
LH-Konferenz, zurzeit Lhptm Dr Pühringer, der Bundesregierung zur Kenntnis
gebracht werden. Das ist auch der Umsetzungsschritt.
Präsident Johann Hatzl:
Wir kommen nun zur 5. Anfrage (FSP/01947/2002/0002-KFP/LM). Sie
wurde von Herrn Abg Ing Herbert RUDOLPH gestellt und ist ebenfalls an den
Landeshauptmann gerichtet: Stimmen Sie mit Ihrer amtsführenden Präsidentin
des Wiener Stadtschulrats überein, aus der Bundesbehörde Wiener Stadtschulrat
das "Headquarter" der sozialistischen Bildungspolitik machen zu
wollen?
Ich ersuche um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Landtagsabgeordneter!
Ihre Frage wäre sehr einfach und sehr kurz zu beantworten
- nämlich mit einem klaren Nein -, für den Fall, dass die Frau amtsführende
Landesschulratspräsidentin dies tatsächlich so gesagt hätte. Wie ich aber aus
verschiedenen anderen Medienmitteilungen, vor allem jedoch auch durch ihre
persönliche Erklärung, die sie dazu abgegeben hat, zur Kenntnis nehme, hat sie
das nicht gesagt und damit ist die Sache für mich erledigt.
Selbstverständlich
bin ich der Auffassung, dass ein Stadtschulrat als eine nachgeordnete
Dienststelle des Bundes kein politisches "Headquarter" ist. Das ist
gar keine Frage.
Präsident Johann Hatzl:
Abg RUDOLPH begehrt eine Zusatzfrage.
Abg Ing Herbert RUDOLPH
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Während der Bund in
Wien Schulen baut, die im Herbst in Betrieb gehen, zum Beispiel Heustadelgasse
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