Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 48
Besonderer Dank in dem Sinn nicht nur der jetzt in die
Leitung der MA 22 gewechselten Frau Ing Dr Büchl-Krammerstätter, sondern
auch ihrer früheren Stellvertreterin, der Frau Dr Fohler-Norek, und dem Herrn
Dipl Ing Brezansky, die wirklich guten Teamgeist für die übrigen Mitarbeiter
ihrer Crew, aber auch eine kollegiale und faire Zusammenarbeit mit den
politisch Verantwortlichen der Stadt, unter steter Beachtung ihrer Weisungsfreiheit
und ihrer Unabhängigkeit, zum Ausdruck gebracht haben.
Aber aus aktuellem Anlass und weil es auch vom Kollegen
Maresch in einer breiteren Form heute thematisiert wurde, möchte ich doch den
Wiener Landtag ganzheitlich - 15 Mitglieder waren ja über den Umweltausschuss
bereits entstehungsgeschichtlich befasst damit - mit der Neubestellung der
Leitung dieser Wiener Einrichtung vertraut machen.
Durch den Wechsel von Frau Dr Büchl-Krammerstätter in
die Leitung der Umweltschutzabteilung ist ihre frühere Position vakant geworden
und im Sinne des Gesetzes zum Schutz der Wiener Umwelt war eine formgerechte
Ausschreibung durch die Magistratsdirektion vorzunehmen. Diese ist zeitgerecht
noch vergangenes Jahr über die Bühne gegangen und 16 honorable Persönlichkeiten
mit beachtlichen Lebensläufen und guten Kompetenzen haben sich bereit erklärt,
sich einem Kandidatenhearing zu stellen. Dieses Hearing wurde in einem sehr
fairen zeitlichen Vorlauf von sechs Wochen dann auch vom Büro der Frau StRin
Kossina eingeladen und schlussendlich sind 14 Kandidatinnen und Kandidaten
auch der Einladung zum Hearing gefolgt, das dann am 9. April ab
8.00 Uhr Früh mit etwa 20-minütigem Rhythmus für alle anzuhörenden Damen
und Herren über die Bühne gegangen ist. Ich habe Ihnen das Procedere jetzt
etwas detaillierter berichtet, weil die weitere Vorgangsweise dann von zwei
Oppositionsparteien in bezeichnender Form in Medienkommentaren interpretiert
wurde, und ich glaube, diese Stellungnahmen der Volkspartei und der GRÜNEN, um
die es geht, verdienen es, in das Licht dieser heutigen Landtagssitzung gehoben
zu werden.
Nach dem Abschluss des Hearings, das immerhin fünfeinhalb
Stunden in Anspruch genommen hat, gab es eine kurze Unterbrechung, um den
Fraktionen Beratungen und Konsultationen zu ermöglichen. Schließlich gab es bei
den GRÜNEN zwei Stunden nach Hearingbeginn einen fliegenden Wechsel von der
Frau Dr Pilz zum Herrn Maresch, und bei der Volkspartei ist überhaupt der
Kollege Parzer lange Zeit ein Einzelkämpfer gewesen, bis ich ihn ermutigt habe,
sich doch im Sinne der Geschäftsordnung von Ausschüssen des Wiener Landtags und
Gemeinderats auch der Hilfe eines Ersatzmannes für den unentschuldigt
gebliebenen Kollegen Klucsarits zu bedienen.
Nachdem also die Fraktionen und die fliegenden
Wechsel bei den Oppositionsparteien ausreichend Möglichkeit zur Abstimmung
hatten, traf man sich erneut, hat man in einem Wahlvorgang mit normierten
Stimmzetteln geheim abgestimmt, wobei jede Dame, jeder Herr des
Umweltausschusses bis zu drei Stimmmöglichkeiten hatte, im Sinne eines zu
erstellenden Dreiervorschlags. Das Ergebnis war sodann ein durchaus
eindeutiges. Die drei Bestgereihten haben 12, 9 und 7 Stimmen erreicht und
das wurde sofort in ein Protokoll aller vier anwesenden Landtagsparteien auch
entsprechend zu Buche gebracht.
Nun kamen Reaktionen, die seltsam sind und die sicherlich
auch nicht, was die Wortmeldung des Kollegen Maresch betrifft, ohne
entsprechende Reflexion bleiben können. Die GRÜNEN haben sich eines Interviews
bei der Zeitung "Kurier" bedient und das lautet: "GRÜNE
kritisieren Vorschlag. Wie befürchtet, hat die SPÖ ganz trocken drei ihr nahe
stehende Kandidaten durchgesetzt, ärgerte sich Rüdiger Maresch, Umweltsprecher
der GRÜNEN. Der ganze Vorgang war in wenigen Minuten erledigt." -
Vermutlich ist er durch den Umstand, dass er zwei Stunden zu spät gekommen ist,
ein bissel in seinem zeitlichen Wahrnehmungsvermögen gestört worden, denn
fünfeinhalb Stunden Hearing und 20 Minuten Fraktionsberatungen als
"wenige Minuten" zu interpretieren, würde, glaube ich, eine Frage
vielleicht des Ohrenarztes oder des Uhrmachers nach sich ziehen.
Jedenfalls, und das meine ich jetzt ernsthaft, Kollege
Maresch: Nicht die SPÖ hat in einem willkürlichen Verfahren drei Kandidaten
durchgesetzt, sondern die mit Abstand besten Drei aus dem Hearing heraus haben
die Mehrheit der Ausschussmitglieder und dabei sogar teilweise
Oppositionsabgeordnete überzeugen können. Das ins Stammbuch der GRÜNEN zum
Thema "Bestellung der Wiener Umweltanwaltschaft". Und Ihr Versuch,
nach dem Motto, ein Abgeordneter majorisiert 14 andere, und wenn das nicht
passiert, was der eine sich vorstellt, dann ist das ganze Verfahren
verwerflich, ist an und für sich zurückzuweisen und demokratiepolitisch äußerst
bedenklich. (Beifall bei der SPÖ.)
Ungewöhnlich für ihn, aber noch ein Quäntchen deftiger
fiel die Presseaussendung des ÖVP-Umweltsprechers aus. Kollege Klucsarits meint
hier: "Rote Dampfwalze trifft wieder parteipolitische Parteientscheidungen.
Beim gestrigen Hearing für die Bestellung des Umweltanwalts der Stadt Wien
wurde einmal wieder die rote Personaldampfwalze in Gang gesetzt. Die sozialistische
Mehrheit im Rathaus wurde prompt dazu missbraucht, um die verhinderte
Wunschkandidatin der SPÖ vom letzten Wahlgang im Jahr 1998 diesmal durchzudrücken."
Nun, Kollege Klucsarits: Ich halte dem Herrn Kommerzialrat
zugute, dass er vielleicht momentan als Mitglied der Wahlvorschlagskommission
der Wiener ÖVP in dem heißen Marsch durch die Wüste Richtung Oase "Neuer
Wiener ÖVP-Obmann" eine Art Fata Morgana in Form einer roten Dampfwalze
gehabt hat. (Heiterkeit und Beifall bei
der SPÖ.) Fakt ist aber, inakzeptabel ist aber, und das ist durchaus ernsthaft
gemeint, dem ganzen Hearing unentschuldigt, bis auf zwei Handytelefonate mit
dem Fraktionskollegen Parzer fernzubleiben, damit auch nicht den fulminanten Auftritt
und die überzeugende Leistung der Kandidatin Schnattinger zu erleben, aber
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular