Landtag,
10. Sitzung vom 25.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 32
Relativitätstheorie. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Das Gleiche
ist festzustellen, wenn die ÖVP auf der einen Seite von Allmachtsfantasien
spricht und auf der anderen Seite, wie gestern geschehen, Ihr Innenminister
Strasser eine ganze Reihe von Gendarmeriebeamten kaltstellt und in die Pension
schickt, weil sie nicht seinem Parteibuch entsprechen. Auch das ist ein
Skandal! (Beifall bei der SPÖ. - Abg Dr
Matthias Tschirf: ... 50 Jahre SPÖ-Politik!)
Herr Kollege
Neuhuber! Wenn Sie als Geschäftsmann hier Zahlen präsentieren, dann darf ich
mir auch erlauben, diese ernst zu nehmen, zu versuchen, sie nachzurechnen und
Sie dann mit den richtigen Zahlen zu konfrontieren. Die Miete für die Box
Offices, die den Wiener Sozialdemokraten und der SPÖ für ihre Wahlkampfaktivitäten
dienen und es ihnen ermöglichen, nahe an die Menschen heranzugehen, beträgt für
die zwei Monate 7 322,83 EUR - und nicht die Zahl, die Sie genannt haben.
Ich darf Ihnen nur zum Vergleich eine weitere Zahl nennen: Ein Wiener Wirt
zahlt für den Schanigarten 3,6 EUR pro Quadratmeter und Jahr. - Dies sei
nur angemerkt, damit man auch sieht, wo die Kostenrealität herkommt. (Zwischenrufe der Abgen Heinz Christian
Strache und Mag Heidemarie Unterreiner.)
Ich darf Sie
aber auch daran erinnern, dass es auf diesem Platz auch schon andere
Veranstaltungen gab, dass es dort immer wieder Veranstaltungen gibt. Ich möchte
jetzt gar nicht über Ihr Stadtfest polemisieren, sondern ich denke da nur etwa
an die Literatur-Geschichten, an alles Mögliche. Es gab dort auch das
erfolgreiche EU-Zelt - die Wiener ÖVP wird sich ja gerne daran erinnern, denn
immerhin hat dort Vizekanzler Busek gemeinsam mit uns die Internationale gesungen.
(Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Ich spreche
heute hier auch eine Einladung aus: Wenn die Wahl gut für Österreich ausgeht -
so wie die Volksabstimmung damals ausgegangen ist -, nämlich so, dass die
Sozialdemokraten vorne sind, dann kann auch gerne Schüssel wieder vorbeikommen
und mit uns ein Liedchen singen! (Beifall
bei der SPÖ. - Abg Mag Heidemarie Unterreiner: Das war der Busek!)
Als letzte
Anmerkung dazu noch Folgendes: Sie sprechen in Ihrer Sprachdiktion immer von
den "roten Containern". Schauen Sie einmal genau hin: Die Container
sind rot-weiß-rot! (Heiterkeit der Abg
Inge Zankl.)
Damit möchte
ich dazu nur noch eines sagen: Es ist leider auch keine Sandburg, aber ich
finde es trotzdem super! (Heiterkeit des
Abg Christian Oxonitsch.)
Nun vielleicht
doch noch ein paar Worte zum Weltkulturerbe und zu der künstlichen Aufregung,
die um dieses Thema erzeugt wird. Ich glaube, in einer modernen Weltstadt muss
beides möglich sein. Wien hat ein historisches Zentrum, aber Wien lebt nach wie
vor für dieses Zentrum und mit diesem Zentrum. Das Zentrum unserer Politik,
unserer Kultur, unseres gesellschaftlichen Lebens, unserer Freizeit ist die
Wiener Innenstadt, und daher ist auch klar, dass sie nicht unter einen Quargelsturz
zu stellen ist, sondern dass sie all diese Funktionen auch weiterhin erfüllen
muss. (Abg Heinz Christian Strache: Warum
wurde die UNESCO falsch informiert? Warum hat die Stadt die UNESCO falsch
informiert?) - Die UNESCO war immer davon informiert, und es war auch immer
klar, und es entspricht auch den Satzungen der UNESCO und des World Heritage
Committees. Die UNESCO sagt ja auch, dass es, was die Sanierung des Gebietes
oberhalb des Bahnhofs aus wirtschaftlicher Sicht und hinsichtlich des
öffentlichen Verkehrs betrifft, keine wesentliche Auswirkung auf die Schutzzone
gibt, weil auch die UNESCO anerkennt, dass Wien ausreichende Instrumente des
Denkmalschutzes und der Unter-Schutz-Stellung von Ensembles hat.
Des Weiteren
möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf Folgendes lenken: Es ist diese Frage
immer eine schwierige gewesen. Wenn heute von der Gründerzeit und vom Barock
und vom Mittelalter gesprochen wird, möchte ich Sie daran erinnern, dass, als
die mittelalterliche Stadtmauer in den 1860er Jahren geschliffen wurde, damals
in der Tageszeitung "Die Presse" auch dagegen polemisiert wurde,
indem man beklagte, wie schade es sei, dass die mittelalterliche Stadtmauer geschliffen
und die Ringstraße errichtet werde. Auch diese Auffassung wurde einmal vertreten!
Ganz zum
Schluss, in den letzten Sekunden meiner Rede, möchte ich Ihnen, Herr Strache,
noch Folgendes empfehlen: Fahren Sie nicht immer ins Ausland, um dort Leute
über Ihre Heimatstadt Wien falsch und unrichtig zu informieren, denn das ist
unerhört und Nestbeschmutzerei! (Beifall
bei der SPÖ. - Abg Heinz Christian Strache: Sie informieren Leute falsch ...!)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Die
Aktuelle Stunde ist damit beendet.
Bevor wir zur
Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 im
Zusammenhang mit § 31 Abs. 1 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen von Abgeordneten des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt
Wien 2 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen ebenfalls 2 eingelangt
sind.
Vor
Sitzungsbeginn ist von Landtagsabgeordneten des Grünen Klubs im Rathaus
1 Antrag eingelangt. Den Fraktionen wurde der Antrag schriftlich bekannt
gegeben, die Zuweisung erfolgt wie beantragt.
Die Abgen
Günther Barnet, Heinz Christian Strache und Dr Helmut GÜNTHER haben gemäß
§ 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend Reform des
Wiener Prostitutionsgesetzes eingebracht. Diesen Antrag weise ich dem Ausschuss
für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal zu.
Abg Mag Ruth
Becher sowie Genossinnen und Genossen haben gemäß § 30b der Geschäftsordnung
eine Gesetzesvorlage betreffend Änderung des Wiener Wohnbauförderungs- und
Wohnhaussanierungsgesetzes 1989 eingebracht. Diesen Antrag weise ich dem Ausschuss
für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung zu.
Nach der
Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich folgende Umstellung der
Tagesordnung vor: Die Postnummern 3, 1, 2, 4, 5 und 6 werden in dieser genannten
Reihenfolge verhandelt.
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