Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 57
woher das Geld kommt. Wichtig ist, dass wir in diesen vielen
Jahren, seit denen wir die Soforthilfe für die missbrauchten und misshandelten
Kinder haben, die Wichtigkeit umso eher gesehen haben, dass Geld vorhanden ist.
Wir haben auch schon wieder Zusagen - auch dank der Unterstützung der Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin -, dass weiterhin das Geld von Spenden und,
das würde ich dazusagen, von Spendern kommt. Daher bin ich froh, dass wir diese
Therapiezahlungen weiter vornehmen können.
Bezüglich der Freiflächen bei Wohnungen, die Sie sehr
umfangreich angesprochen haben: Wissen Sie, was ein großes Problem ist? Ich
glaube nicht, dass es an den politischen Parteien oder Ähnlichem scheitert,
sondern es scheitert in vielen Berufsgruppen, oder sagen wir: in einigen
Berufsgruppen - ich möchte jetzt wirklich keine einzelne nennen, weil es sonst
heißt, ich gehe auf welche los. Aber bei Berufsgruppen, die am Bau von
Wohnungen beteiligt sind, muss erst in den Kopf hinein, dass die Freiflächen
zwar vielleicht teurer sind, als wenn man eine Wohnung draufbaut, die Mittel
aber langfristig gesehen wesentlich günstiger angelegt sind, wenn die Kinder
und Jugendlichen dort freie Flächen haben. Ich denke, das wird ein langsamer
Prozess werden, bis die verschiedensten Berufsgruppen und auch die
Finanzverantwortlichen verstehen, dass es sehr wohl eine finanzielle Ressource
ist, wenn ich Kindern und Jugendlichen Freiflächen gebe.
Frau Abg Korosec, Sie haben uns vorgeworfen, dass wir
in unserem Bericht Kritik an der Bundesregierung geübt haben. Ich darf Ihnen
sagen - weil Sie das so hingestellt haben, als ob nur die Wiener Kinder- und
Jugendanwaltschaft in diese Richtung arbeiten würde -, dass wir in den meisten
Punkten, die in diesem Bericht enthalten sind, Zustimmung von den Kinder- und
Jugendanwaltschaften aller anderen Bundesländer haben. Wir haben den vier
Parteien im Parlament auch die Forderungen der Kinder- und JugendanwältInnen
Österreichs zukommen lassen, und es stehen fast alle Punkte - es gibt nur hie
und da ein paar unterschiedliche Positionen -, die in diesem Forderungskatalog
der Kinder- und JugendanwältInnen Österreichs enthalten sind, auch in unserem
Jahresbericht drinnen. Wir als Kinder- und Jugendanwälte in Österreich lassen
uns nicht auseinander dividieren!
Wir sind Kinder- und Jugendanwälte und nicht
Elternanwälte, obwohl die Berücksichtigung der Situation der Eltern sehr
wichtig ist. Aber unser Job ist die im Jugendwohlfahrtsgesetz vorgeschriebene
Stärkung der Situation der Kinder und Jugendlichen.
Bezüglich Jugendgerichtshof hat Kollegin Pinterits
schon einiges gesagt. Ich darf dazu nur noch zwei oder drei Punkte anführen:
Erstens: 95 Prozent der ExpertInnen, die zur
Abgabe einer Stellungnahme betreffend Jugendgerichtshof eingeladen worden sind,
haben diesen Gesetzentwurf abgelehnt.
Das Zweite ist, dass am Jugendgerichtshof weltweites
Interesse besteht. Ich war in der Stadt Wien auch einmal für den internationalen
Jugendaustausch zuständig, und ich war des Öfteren mit Delegationen im
Jugendgerichtshof, weil sich diese so sehr daran interessiert gezeigt haben.
Und drittens: Die anderen Kinder- und
Jugendanwaltschaften wehren sich dagegen, dass in Wien der Jugendgerichtshof
abgeschafft wird, denn sie wollen selbst in ihren Bundesländern einen solchen.
Das ist der große Unterschied.
Was den Vorwurf der Parteilichkeit betrifft – er
kommt immer wieder; was soll ich machen? -, so darf ich dazu nur Folgendes sagen:
Wir haben uns natürlich auch das jetzt vorliegende neue Regierungsprogramm
durchgelesen, und da haben wir festgestellt, dass die neue Regierung vorhat,
die Kinderrechte in die Verfassung zu schreiben. Falls jemand eine
Pressekonferenz veranstaltet - egal welche Partei, egal welche Fraktion - und
uns einlädt, dann sind wir die Ersten, die daran teilnehmen, wenn es darum
geht, dass die Kinderrechte auch auf Bundesebene in die Verfassung aufgenommen
werden. Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun, sondern das ist Lobbying für
die Kinder.
Was den Eulenspiegel-Vergleich betrifft, so kann man
da sicherlich viel hineininterpretieren. Wir wollen der Gesellschaft den
Spiegel vorhalten, um aufzuzeigen, dass Kinder und Jugendliche in dieser
Gesellschaft noch lange nicht jene Rechte haben, die ihnen zustehen.
Zu den Ausführungen des Kollegen Strache sage ich
hier jetzt nichts mehr dazu; das steht alles im Bericht.
Betreffend das drogenfreie Wien möchte ich hier aber
schon ganz kurz etwas sagen: Wenn ich als Ziel ein drogenfreies Wien habe, dann
wähle ich auch meine Mittel und Methoden entsprechend, um dort hinzukommen.
Wenn ich aber sage, ich will Kinder und Jugendliche, die nicht mit den Drogen
in Berührung kommen, dann ist das ein anderer Weg und erfordert eine andere
Methode. Darum schlagen wir vor, dass es Gespräche gibt, dass es Projekte gibt.
Dieser unterschiedliche Weg, was die Methoden betrifft, ist für uns
entscheidend und wichtig.
Es wurde gesagt, dass vielleicht das nächste Mal auch
die Zustimmung der FPÖ zu unserem Bericht möglich sein wird. Dazu ist
anzumerken: Wir richten unsere Arbeit nach unserem Gesetzesauftrag aus und
nicht nach der Zustimmung der Parteien.
Zu den Ausführungen von Herrn Abg Wutzlhofer darf ich
festhalten: Es geht nicht darum, die Verfassung von Wien zu ändern, sondern es
geht darum, ein Landesverfassungsgesetz zu machen, das nicht die Verfassung
Wiens ändert, sondern durch welches zusätzlich die Kinderrechte auf dieser
Ebene festgehalten werden.
Über die Angelegenheit betreffend SchülerInnenanwalt
hat Frau Pinterits ebenfalls schon berichtet. Aber, Herr Abg Strobl, wir führen
derzeit ein Mediationsprojekt an den Schulen im 9. Bezirk durch, bei dem
wir federführend tätig sind. Da dürfen Sie uns nicht Polarisierung vorwerfen, wenn
wir in Bezug auf die Schulen einen SchülerInnenanwalt et cetera fordern.
Zum Abschluss darf ich noch etwas richtig stellen: Es
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