Landtag,
15. Sitzung vom 26.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 51
thermischen Sanierung, die hier konkret angesprochen wurde
und bei der thermischen Sanierung für natürlich auch Ein- und
Zweifamilienhäuser, aber vor allem im mehrgeschossigen Wohnbau, der in Wien ja
die große Rolle spielt, sehr arbeitsmarkt-wirksame Maßnahmen zu setzen. Ich bin
daher an keinerlei Änderungen in diesem Bereich interessiert und würde daher
Ihre Frage, würden Sie einer solchen Kompetenzänderung im Rahmen der
Wohnbauförderung zustimmen, mit nein beantworten und kann an die gestrige
Diskussion anschließen: Die Kompetenz ist das eine, das Geld ist das andere.
Das Geld für die Wohnbauförderung ist natürlich notwendig, um die Kompetenz
auch ausüben zu können.
Präsident Johann Hatzl:
Herr Abgeordneter Josef Wagner.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Stadtrat!
Danke für Ihre, für mich befriedigende Antwort, dass
Sie die Kompetenzänderung nicht anstreben. Andererseits hat der Herr
SPÖ-Abgeordnete und Energiesprecher Oberhaidinger - ich nehme daher an, er weiß
wovon er redet, wenn er SPÖ-Energiesprecher ist - in seiner Presseaussendung
scharfe Kritik geübt, nämlich die Konjunktur grundle vor sich hin, die
Arbeitslosenzahlen steigen. Ich war daher der Annahme, dass er hier
insbesondere das Bundesland Wien meint und er fordert - meiner Meinung nach
völlig unkompetent und zu Unrecht - vom Bund, endlich in der Frage der
thermischen Sanierung etwas zu unternehmen.
Sehen Sie diese Aussage Ihres Genossen Oberhaidinger
im Parlament als Kritik an den Maßnahmen der Wiener Stadtverwaltung und der
Wiener Förderungsentwicklung?
Präsident Johann Hatzl:
Herr amtsführender Stadtrat!
Amtsf StR Werner Faymann:
Was glauben Sie? Nein. Also, die Aussage, dass die thermische Sanierung wichtig
ist, teile ich. Die war auch - wenn ich seine Wortmeldung richtig verstanden habe
- eingebettet in eine generelle Kritik, dass die Bundesregierung zu wenig an
Konjunkturbelebung im Bereich der Bauwirtschaft tut. Das ist ja dadurch
beweisbar, dass die Investitionen noch nie so gering waren, dass speziell die
Investitionen in Wien viel zu gering sind und dass die Investitionsbudgets
durch die Bundesregierung nicht genutzt und ausgenutzt werden. Die haben aber
für die Bauwirtschaft große Bedeutung, weil es nun in der Bauwirtschaft
tatsächlich zu einer Verschiebung kommt, nämlich, dass die Industrie dort tätig
ist, wo früher kleinere Baufirmen tätig waren, weil sie froh ist überhaupt
Aufträge zu haben, und selbst das reicht nicht aus. Auch in der Bauindustrie
gibt es also Schwierigkeiten.
Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselindustrie und der
Herr Abg Georg Oberhaidinger hat, wenn ich das richtig verstanden habe, in
seiner Gesamtkritik dann zur Konjunkturbelebung einige Vorschläge gemacht. Bei
diesem Vorschlag ist die thermische Sanierung, soweit man es für Wien sagen
kann, keine Forderung, die erst zu erfüllen ist, sondern sie ist schon erfüllt.
Damit kann ich das eigentlich für Wien abhaken.
Vielleicht gibt es im Bundesländervergleich ein
anderes Bundesland, das in der Förderung, in der thermischen Förderung, etwas
verbessern könnte. Es hat das Ministerium einmal angefragt, ob wir uns eine
15a-Vereinbarung mit den anderen Bundesländern vorstellen könnten. Wir können
das, weil wir guten Gewissens sagen können, wir verfügen in diesem Bereich über
eine besonders vorbildliche Förderungsschiene. Es mag sein, dass da in einem
anderen Bundesland noch das eine oder andere nachzujustieren ist. Ansonsten
kann man sagen, wenn wir aufweisen können, dass bei uns 75 Wohnbauten mit
11 541 Wohneinheiten mit einem Betrag von über 102 Millionen EUR
thermisch saniert werden , dann zeigt das bei Gesamtsanierungskosten, die
gewaltig sind, dass wir in Wien eigentlich mit Stolz sagen können, sollte
dieses als Forderung zu verstehen sein, dann ist diese Forderung in Wien mehr
als erfüllt.
Präsident Johann Hatzl:
Herr Abgeordneter Ellensohn.
Abg David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Stadtrat!
Nachdem es um Kompetenzen zwischen Bund und Ländern
geht, eine kurze Frage zu den Wohnbauförderdarlehen. Bis 2001 mussten
Rückflüsse von Wohnbauförderdarlehen wieder in den geförderten Wohnbau gesteckt
werden. Das hat sich auf Grund der Bundespolitik geändert. Wien hat bisher
nicht diese Gelegenheit genützt, aber manche Bundesländer verwenden leider
dieses Geld zum Stopfen von Budgetlöchern.
Könnten Sie sich vorstellen, dass diese Praxis in
Wien festgeschrieben wird und rechtlich verbindlich wird?
Präsident Johann Hatzl:
Herr amtsführender Stadtrat!
Amtsf StR Werner Faymann:
Ich glaube, wirklich rechtlich verbindlich ist, wenn die Abgeordneten dieses
Hauses in ihrer Mehrheit und, wie mir am Liebsten wäre, möglichst alle, eine
politisch klare und verbindliche Meinung haben, nämlich, dass der Wohnbau und
die Wohnbauförderung eine große Bedeutung hat, dass wir uns gemeinsam auf
Bundesebene einsetzen, dass diese Mittel erhalten bleiben, dass wir sie
gemeinsam nach außen vertreten und bei der Verhandlung, die Ende nächsten
Jahres stattfindet, den Landeshauptmann, den Finanzreferenten und alle die hier
verhandeln, voll dabei unterstützen.
Das ist das politisch Verbindlichste. Alles andere,
wo man mit einem schnellen Beschluss irgendeine Regelung trifft, könnte genauso
schnell wieder aufgehoben werden und hat für mich nicht diesen bleibenden Wert
wie eine politisch gefestigte Meinung dieses Hauses. Und, wie ich weiß, ist
auch in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür vorhanden, dass der Wohnbau diese
Förderung braucht, sowohl für die Stadterneuerung als auch für den Neubau.
Was die Themen der Rückflüsse, der Rücklagen und Ähnliches
betrifft, muss man immer einbeziehen, dass wir sehr viele Verbindlichkeiten
eingehen - und das
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