Landtag,
16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 35
ein großer Mathematiker sein lassen muss um zu verstehen, dass dieses Problem mit dem jetzt vorhandenen Lehrstellenangebot nicht auflösbar ist.
Es ist verlockend, gerade bei dieser Situation, sich
auf die Debatte wieder einzulassen, Schuldzuweisungen vorzunehmen und
Verantwortung in den Bund zu delegieren. Redner der Oppositionsparteien würden
wahrscheinlich heraus gehen und sagen nein, alles hausgemacht in Wien. Also,
wir kennen sozusagen diese Richtungen.
Ich möchte diese Aktuelle Stunde mit etwas anderem
beginnen, und zwar möchte ich diese Aktuelle Stunde mit einem Dank beginnen,
den ich aussprechen möchte und zwar einen Dank, weil es in Wien eine
Besonderheit gibt. Eine Besonderheit, die Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds heißt und in diesem Fonds Vertreter aller Parteien mittätig
sind, auf der Grundlage, über parteipolitische Interessen hinweg
Sachkoalitionen zu schließen und Dinge zu Stande zu bringen, die den konkret
Betroffenen tatsächlich nützen.
Und ob es Frau Mag Vana von den GRÜNEN ist, ob es
Kollege Dr Schock von den Freiheitlichen ist, ob es Kollege Hoch oder die
Kollegin Seeliger von der ÖVP ist, aber auch ob es Mag Toifl von der
Wirtschaftskammer ist oder Dr Oliva von der Industriellenvereinigung, im WAFF
finden sich alle diese Interessensvertreter und selbstverständlich die
Kolleginnen und Kollegen der eigenen Fraktion, finden sich alle diese
Interessensvertreter zusammen aus der gemeinsamen Erkenntnis, dass man den
Lehrstellensuchenden nicht wirklich helfen kann, indem man Pressemitteilungen
austauscht, sondern nur dadurch, dass man sich zusammensetzt, die
unterschiedlichen Sichtweisen austauscht und versucht, die optimierte Lösung
gemeinsam zu Stande zu bringen.
Und genau das ist im WAFF nunmehr seit 1995 mit
steigendem Erfolg auch geschehen und für diese Kooperation, für diese
Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg, möchte ich mich sehr herzlich
bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)
Konkret, was die Lehrlinge
betrifft, hat es nicht zuletzt dazu geführt, dass in den letzten beiden Jahren
erhebliche Summen seitens der Stadt via WAFF aufgewendet werden konnten, die
dazu geführt haben, dass insgesamt über 3 000 Jugendliche dieser Stadt in
den unterschiedlichsten Maßnahmen ganz konkret Hilfe erfahren konnten, eine
Hilfe, die ihnen sonst ohne dieses Engagement der Stadt nicht zugänglich
gewesen wäre.
Es ist keine Frage, dass
gemäß der Bundesverfassung, also jenseits jeglicher parteipolitischer Polemik,
Arbeitsmarktpolitik Kompetenzbereich des Bundes ist. Aber es zeigt schon auch
die Verantwortung der Wiener Politiker, dass sie eben wissen, dass diese
Kompetenz Bundeskompetenz ist und sich gemeinsam darauf verstanden haben, auf
der Wiener Ebene erhebliche Mittel zur Verfügung stellen und sich diesem
Problem zuzuwenden, um den konkret Betroffenen nicht nur Hilfe, sondern
letztlich auch eine Zukunft zu geben.
Und wir sind jetzt hier in
einer Situation - ich sage es noch einmal, 2 690 Menschen suchen
eine Lehrstelle, suchen eine Zukunft, suchen eine Anerkennung in der
Gesellschaft, suchen ihre Wertigkeit, ihren Platz in unserer Gesellschaft, in
unserer Stadt, und wir sind heute hier, um darüber nachzudenken, wie diese
Hilfe aussehen kann. Und es gibt seit 1998 das Jugendausbildungs –
Sicherungsgesetz des Bundes und im Rahmen dieses Gesetzes wurden eine Fülle von
Maßnahmen abgewickelt, die bis zu einem gewissen Grad durchaus Hilfestellung
bedeutet haben. Aber es ist, glaube ich, gut, einmal zu erklären, was sich denn
hinter diesem technischen Begriff einer JASG-Maßnahme versteckt. Hinter diesem
Begriff versteckt sich nicht mehr und nicht weniger als ein Auffangnetz, das
ein Jahr lang Jugendlichen, die keine Lehrstelle, keinen Ausbildungsplatz
finden, die Möglichkeit gibt, eine ausbildungsähnliche Maßnahme zu durchlaufen,
in der Hoffnung, dass es in diesem Jahr gelingt, sie tatsächlich dann auf einen
Ausbildungsplatz zu bringen. Wir stellen uns etwas anderes vor.
Die Schwäche dieser
JASG-Maßnahme besteht nämlich darin, dass ein Jahr später für Viele das gleiche
Problem wieder zu Tage tritt, nämlich die Maßnahme ist aus, ich habe keine
Ausbildung und wir produzieren uns aus einem falsch verstandenen Spargedanken
heraus Hilfsarbeiter, beziehungsweise möglicherweise auch gesellschaftlich
frustrierte junge Menschen, die in der Zukunft für unsere Gesellschaft, und es
ist fast zynisch über das zu reden, aber in Zukunft für die Gesellschaft viel
mehr Kosten produzieren würden, als es kosten würde, jetzt eine vernünftige und
zweckentsprechende Maßnahme zuzulassen und zu finanzieren.
Und hier spreche ich konkret
von den Lehrlingsstiftungen. Ich möchte für die Tatsache, dass die letzten
fünfzehn Jahre von einem nahezu kontinuierlichen Rückgang des
Lehrstellenangebotes in Wien gekennzeichnet waren, gar nicht polemisch auf eine
Verantwortung der Unternehmerschaft herziehen. Ich habe mit vielen Kollegen des
Wirtschaftsverbandes, mit Donaustädter UnternehmerInnen, aber auch sonstigen
Unternehmern und Kollegen aus der Wirtschaft Gespräche hinter mir, die mir
sagen, es wird zusehends schwieriger.
Selbst für jene, die
Lehrlinge ausbilden wollen, sind unter diesem extremen Kostendruck die
Ausbildungskosten vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben immer schwerer
unterzubringen. Bei großen Konzernen mit Lehrwerkstätten, die immer für eine
hervorragende Ausbildung Garant waren, kommt der Druck oft von den
Mutterhäusern im Ausland, dass ihrer Meinung nach diese Kosten nicht mehr
vertretbar sind unabhängig von dem, was das gesellschaftspolitisch bedeutet,
und wir haben das Problem, dass weniger Lehrstellen zur Verfügung stehen.
Und
daher muss man - wenn man diese Situation ernst nimmt und konstruktiv darüber
nachdenkt wie man sie lösen kann - im Grunde genommen aus meiner Überzeugung an
zwei Punkten ansetzen. Diese Unternehmerinnen und Unternehmer beklagen sich
nämlich auch vielfach, dass, selbst wenn sie ausbilden und die Kosten auf sich
nehmen, der fertig ausgebildete Arbeitnehmer dann von einem anderen Betrieb
abgeworben
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