Landtag,
17. Sitzung vom 27.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 66
zusammen gebrochen. Das war wirklich abzusehen, in mehreren
Berichten ist darauf hingewiesen worden, dass es technische Probleme gibt, dass
diese in Angriff genommen und gelöst werden sollen. Was ist passiert? Es ist
zusammengebrochen, und die Folgen stehen im Bericht: Hunderte von
Entscheidungen gingen mit dem exakt umgekehrten Text an die
BerufungswerberInnen zurück, sie mussten zurückgeholt werden, und bis jetzt -
zumindest bis zu dem Zeitpunkt, zu dem dieser Bericht abgeschlossen und an uns
weitergeschickt wurde - ist noch nicht klar gewesen und war auch nicht
abzusehen, was das alles letztendlich bedeutet.
Ich schließe meine Ausführungen in Bezug auf die
Arbeitssituation im UVS in der Hoffnung ab, dass man heuer vielleicht von der
bisherigen Vorgangsweise abgeht, dass man nun diese Kassandrarufe endlich zur
Kenntnis nimmt und schaut, dass für das nächste Jahr wirklich eine bessere
Arbeitssituation geschaffen wird. Nicht nur eine Änderung der technischen
Ausstattung wäre in einer Weise herbeizuführen, dass man dort auch arbeiten
kann - ausnahmsweise -, sondern es wäre auch tatsächlich zu überlegen, ob man
nicht endlich diese 70 Planposten schafft, die ohnehin schon seit einer Ewigkeit
gefordert werden und die auch wirklich notwendig sind, weil der
Zuständigkeitsbereich wächst und wächst und wächst. Er wird auch nächstes Jahr
weiterwachsen, ein Ende ist also auch nicht unbedingt in Sicht. Ich denke, hier
ist Handeln wirklich erforderlich, geht es doch um eine Instanz, die
letztendlich auch dazu da ist, um uns in Wien zu kontrollieren, um unsere
Verwaltung und unsere Entscheidungen zu kontrollieren. Das Mindeste, das wir
tun können, ist, dafür zu sorgen, dass diese Instanz ausreichend ausgestattet
ist und auch wirklich arbeiten kann.
Ich möchte jetzt kurz auf eine Kritik eingehen, die
in diesem Bericht gegenüber der Wiener Behörde geäußert wird. Es werden hier
ein paar Dinge festgestellt, die meiner Meinung nach etwas besorgniserregend sind.
Man stellt fest, dass gerade in Abteilungen, in denen die Verfahren nicht
unbedingt juristisch aufwendig sind - zum Beispiel im Bereich des ruhenden
Verkehrs -, durchaus gründlichere und ausführlichere Begründungen für die
Strafe vorliegen. Das heißt, dass man dort juristisch viel gründlicher vorgeht
als in Abteilungen, die durchaus sehr komplizierte Rechtsmaterien zu vollziehen
haben. Ich bringe jetzt hier die Beispiele, die auch angeführt sind:
Umweltrecht, Abfallwirtschaftsgesetz, Baumschutzgesetz, Tierschutzgesetz et
cetera. Es sind also durchaus komplizierte juristische Materien, und vor allem
solche, bei denen die Strafen sehr hoch ausfallen können.
Und was stellen die Mitglieder des UVS fest? - Sie
stellen fest, dass hier offenbar immer wieder ziemlich oberflächlich gearbeitet
wird und dass es hier unterlassen wird, zu berücksichtigen, was die
Beschuldigten vorzubringen haben. Ich kann hiezu Folgendes zitieren: "So
entfällt häufig jegliche amtswegige Beweisaufnahme, werden selbst gezielte Beweisanträge
der Verfahrensparteien übergangen oder wird der Rechtfertigung des
Beschuldigten ganz offenkundig keine Beachtung geschenkt."
Was sich hier ebenfalls findet, ist ein anderes
wunderbares Beispiel. Es ist eigentlich schade, dass hier hauptsächlich Mitglieder
des Integrationsausschusses anwesend sind, sie müssten also theoretisch den
Text eher kennen, weil sie im Ausschuss darüber diskutiert haben; schade also,
wie gesagt, dass die Damen und Herren aus den anderen Ausschüssen zum Großteil
fehlen, weil dieser Fall wirklich besonders interessant ist. Wozu dies führen
kann - ich zitiere wieder -, "zeigt das Beispiel eines Ehepaares, über
welches allein aufgrund eines Grundbuchauszuges Strafen in der Höhe von
insgesamt 480 000 ATS" - damals - "nach dem Wiener
Baumschutzgesetz verhängt worden sind, ohne dass Ermittlungen angestellt worden
wären, ob dieses Ehepaar überhaupt etwas mit den zur Anzeige gebrachten
Baumfällungen zu tun hatte".
Meine Damen und Herren! Wenn man
480 000 ATS an Strafen verhängt und sich dabei nicht einmal bemüht,
zu schauen, ob der Beschuldigte überhaupt etwas damit zu tun hat oder nicht -
wo kommen wir denn da noch hin? Offenbar scheint das nicht der einzige Fall zu
sein. Es ist nur ein besonders krasser Fall, der einfach zeigt, dass - und das
müssen wir wirklich zugeben - offenbar in manchen Bereichen etwas oberflächlich
gearbeitet wird. Dies sei gesagt mit Verlaub und bei aller Vorsicht, die hier
geboten ist, damit es nachher nicht heißt, ich hätte von hier aus die Wiener
Beamtinnen und Beamten schlecht gemacht. Aber etwas Kritik wird doch noch
möglich sein.
Was bedeutet diese Vorgangsweise? Diese Vorgangsweise
bedeutet - und das liegt auf der Hand - einen höheren Arbeitsanfall für den
UVS, weil das auch bedeutet, dass es mehr Beschwerden gibt und dass mehr Fälle
beim UVS landen. Zweitens bedeutet es, dass das Ermittlungsverfahren - was
eigentlich Aufgabe der ersten Instanz wäre - hin zum UVS verlagert wird und der
UVS sozusagen genötigt wird, das Ermittlungsverfahren überhaupt durchzuführen,
das eigentlich schon stattgefunden haben sollte und worauf er sich theoretisch
stützen müsste. Drittens bedeutet es - und auch das steht im Bericht -, dass,
bis das Ganze zum UVS gekommen ist, bis es richtig gestellt worden ist und bis
unter Umständen die wahren Täter ermittelt worden sind, auch schon die
Verjährung eingetreten ist, sodass dann eine Verfolgung der wahren Täter nicht
mehr möglich ist.
Ich denke, dass wir das sehr ernst nehmen sollen und
das Notwendige veranlassen sollten, damit es nicht mehr zu solchen Fällen
kommt. Ich denke auch, dass wir sehr wohl und vermehrt auch VertreterInnen des
Wiener Magistrats in die Verfahren des UVS entsenden sollten. Denn es wird im
Bericht auch moniert, dass die zuständigen Beamtinnen und Beamten, die es eher
zu verantworten haben, dass manche Dinge beim UVS landen, dann nicht einmal
erscheinen und sich dazu offenbar nicht verpflichtet fühlen. Ich denke im
Übrigen, dass wir auch die Anregungen im Zusammenhang mit der Strafbemessung
sehr ernst nehmen sollten; hier ist auch etliches kritisiert worden.
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