Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 42
versuchen wir, von der Geburt bis zum Altern in Würde
bedarfsgerechte Maßnahmen zu setzen. Ich glaube - und Sie haben mir das heute
auch hier ein bisschen bestätigt -, dass uns das sehr gut gelungen ist. Es geht
eben von der Schwangerenvorsorge über die Frühförderung und über die
Integration im Kindergarten hin zur Schulintegration, worin Wien mit
660 Integrationsklassen immerhin Vorreiter ist. Nicht zuletzt durch die
Maßnahmen von Frau Bundesminister Gehrer sehe auch ich diese
Integrationsbemühungen gefährdet. Das ist sehr schade, denn gerade in den
Integrationsklassen wird auch sehr wertvolle Arbeit für das spätere Leben
behinderter Menschen geleistet.
Wir
haben seit 1995 das Behindertenbudget verdoppelt. Wenn das nicht auch ein
sichtbares Zeichen ist, was ist es denn dann? Es ist eben im heurigen Jahr
sehr, sehr schwierig! Sie wissen, dass der Bund gerade in den letzten zwei
Jahren zahlreiche Kürzungen vorgenommen hat, die auch die Stadt Wien zwingen,
Einsparungen vorzunehmen. Wir haben das sehr deutlich am Anstieg der
Sozialhilfebezieher gesehen, wofür wir natürlich auch hier das Geld
bereitstellen möchten.
Es
gibt 22 Trägervereine. Acht davon haben sich speziell geäußert, dass sie
mit dieser geringen Erhöhung zugegebenermaßen nicht das Auslangen finden
werden. Aber sie haben auch die Zusicherung des Bürgermeisters bekommen, dass
nach entsprechender Prüfung, wenn nicht das Auslangen gefunden wird, eine
Abgeltung erfolgen wird.
Ich möchte gerne noch einmal auf die
Interessenvertretung zu sprechen kommen. Sie leistet sehr wertvolle Arbeit, und
es ist nicht so, dass wir hier das Gespräch verweigern. Denn die Mandatare der
sozialdemokratischen Fraktion waren bei fast jeder Sitzung der Interessenvertretung
anwesend; von den Oppositionsparteien habe ich immer nur vereinzelt, wenn
überhaupt jemanden gesehen. Hier wäre auch die Gelegenheit gegeben, mit den
betroffenen Menschen ihre Anliegen zu diskutieren. Bei uns haben sie immer ein
offenes Ohr gefunden, ob das der Kollege Wagner war, der Kollege Hora, die
Kollegin Klicka, die Kollegin Neck-Schaukowitsch, alle jene, die in diesem
Bereich wirklich sehr engagiert sind. Ich weiß, wie viele Stunden zum Beispiel
der Kollege Hora für die Diskussion über die Bauordnung mit den Betroffenen
selbst aufgebracht hat. Letzten Endes hat dabei doch eine zumindest
einigermaßen zufrieden stellende Lösung herausgeschaut. Wir können sogar sagen,
es ist dies, was Barrierefreiheit betrifft, die beste Bauordnung aller
österreichischen Bundesländer.
Ich würde sagen, die Trägerorganisationen brauchen
sich keine Sorgen um die Zukunft ihrer Arbeit zu machen. Ich denke, dass das,
was der Bürgermeister geschrieben hat, gilt: Wenn ein Trägerverein finanzielle
Schwierigkeiten hat, kann hier nach Prüfung eine Abgeltung erfolgen.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine halbe Minute.
Abg Erika Stubenvoll (fortsetzend):
Ich möchte nur ganz kurz noch anreißen, was ich gestern gesagt habe: dass für
mich Behindertenpolitik in dieser Stadt Querschnittsmaterie ist. Sie können
gerne von mir eine Liste bekommen, worin alle Maßnahmen aufgelistet werden, die
im Jahr der behinderten Menschen für behinderte Menschen getroffen worden sind,
quer über alle Magistratsabteilungen und alle Geschäftsgruppen. Das ist eine
recht beachtliche Liste, die ich Ihnen in der nächsten Sitzung der
Behindertenkommission gerne zur Verfügung stellen werde. (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich beginne mit dem Guten und möchte zuerst durchaus
ein Kompliment aussprechen, auch an Frau Abg Stubenvoll, die sich wirklich seit
Jahren in diesem Bereich sehr, sehr engagiert und versucht, ihr Bestes zu
geben. Leider wird diese Arbeit von der Wiener Landesregierung stark
konterkariert. (Abg Erika Stubenvoll: Das stimmt nicht, Frau Jerusalem! Die
Wiener Landesregierung beschließt das Geld, und wir ...!) Das ist nicht
meine Erfindung, Frau Abgeordnete, sondern Sie mussten sich das auch gestern
von den Behindertenorganisationen anhören, die in der Geriatriekommission
anwesend waren. Da haben gleich zwei Sprecher der Plattform unabhängig
voneinander zum Beispiel gesagt - ich möchte es hier noch einmal wiederholen -,
dass ihrer Meinung nach die Behindertenpolitik in den letzten Jahren und
Jahrzehnten eine durchaus gute war, dass sie das aber seit heuer nicht mehr
ist. (Abg Erika Stubenvoll: ... einmal ein Problem!)
Ich denke mir, wenn ausgerechnet im Jahr der
behinderten Menschen ein Einbruch passiert, sodass diese Sprecher so harte
Worte finden - und sie haben das gestern in aller Ruhe und durchaus in einer
guten Atmosphäre gesagt -, dann muss man das sehr, sehr ernst nehmen! Wenn
ausgerechnet in diesem Jahr die eine Stadträtin nicht mehr ansprechbar und
schon weg ist, die andere noch nicht da ist, wenn niemand mit ihnen redet,
obwohl gewaltige Strukturveränderungen im Kommen sind und die Vereine sich
natürlich Sorgen darüber machen, was das für sie bedeutet, dann müsste es
eigentlich - auch das hat gestern jemand gesagt, ich glaube, es war Frau Keil -
eine Kommunikation geben, eine Kooperation, die laufend ist, einen laufenden
Dialog, sodass die Vereine tatsächlich erfahren: Worum geht es? Was kommt auf
uns zu? Wie schaut es mit den Rechtsansprüchen aus? (Abg Kurt Wagner: Frau
Kollegin, das findet schon statt!)
Schauen Sie, alles, was ab jetzt wieder stattfindet, begrüße
ich. (Abg Kurt Wagner: Das ist in der Vergangenheit auch so gewesen!) So
ist es nicht. Ich wiederhole jetzt hier, was die Vereine gestern gesagt haben. (Abg
Kurt Wagner: Da sind die Protokolle der Sitzungen aus dem heurigen Jahr!)
Sie haben das nicht aus Jux und Tollerei gesagt, sie haben das nicht erfunden,
sondern es war Funkstille - ich glaube, ungefähr sieben Monate lang -, und das
ist schwer kritikwürdig! Auch nicht beantwortete Briefe an den Herrn
Bürgermeister gehören
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