Landtag,
18. Sitzung vom 18.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 42
geehrte Eltern!
Die GRÜNEN haben einen Sonderlandtag verlangt, weil
es offensichtlich nicht beabsichtigt war, in anderer Art und Weise in einem
Landtag das brisante Thema der Kürzungen im Pflichtschulbereich zu besprechen,
mit dem Ziel, eine Problemlösung herbeizuführen. Ich möchte dort fortsetzen, wo
meine Vorrednerin, StRin Laska, geendet hat, nämlich: Sparen bei der Bildung
schadet der Gesellschaft und soll nicht sein, Sparen auf dem Rücken der Kinder
ist schlecht und das wollen wir auch alle nicht. Daher, meine Damen und Herren,
sollten Sie es auch nicht tun! Denn wenn Sie zu der Einsicht gelangt sind, dass
das unvernünftig und dumm ist, dann tun Sie es doch bitte auch nicht! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Bei den Wiener Pflichtschulen ist eindeutig Feuer am
Dach. In den drei letzten Jahren wurden insgesamt 12 Prozent der
LehrerInnenstellen eingespart. "Eingespart" klingt so positiv, weil
man normalerweise, wenn man etwas spart, am Schluss etwas davon hat. Aber dass
jemand spart, um am Schluss vor einem Scherbenhaufen zu stehen, ist eine
Novität! Ich möchte daher eher das Wort verwenden: Es wurde gekürzt,
zusammengestrichen, kurz und klein gestrichen - alles, was an diesem
Schulsystem besonders gut war.
Beginnen wir zunächst bei der ersten Tranche des
Sparens, das war im September 2001. Wahrscheinlich werden sich besonders die
Kinder daran erinnern, was passiert ist, damals wurden nämlich in allererster
Linie die so genannten unverbindlichen Übungen gestrichen. Hinter diesem etwas
sperrigen Begriff versteckt sich in der Regel alles das, was Kindern besonderen
Spaß macht, weil es darum geht, Theater zu spielen, im Chor zu singen,
EDV-Zusatzangebote zu erhalten, zu schwimmen, zu klettern, zu singen, einfach
alles, was Spaß macht. Die Schulen haben ja nicht aus Jux und Tollerei genau da
gespart, sondern weil ihnen nichts anderes übrig blieb. Die Alternative wäre
nämlich gewesen - und an vielen Schulen war es denn auch so -, dass im
Besonderen gespart wurde bei Angeboten für Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache, beziehungsweise für Kinder mit Behinderungen, beziehungsweise
bei Maßnahmen für Kinder, die irgendeinen besonderen Förderbedarf haben. Wir
stehen heute vor der katastrophalen Situation, dass zwei Drittel der Maßnahmen
für Kinder mit einem besonderen Förderbedarf weggestrichen wurden und einfach
nicht mehr vorhanden sind.
Betroffen ist selbstverständlich auch der Ausbau der
ganztägigen Schulform. Hochinteressant: Der Herr Klubobmann Gusenbauer reist
durch die Lande und preist den Ausbau der ganztägigen Schulformen an, und
schlussendlich wird alles kurz und klein gekürzt, sodass diesbezüglich an eine
sinnvollen Erweiterung gar nicht gedacht werden kann. Eingespart werden weiters
Innovationen - das Neue an der Schule, das, von dem man sagt, das entspricht
jetzt dem letzten Stand der Dinge auf dem Gebiet der Pädagogik -, und
eingespart wird bei der Reformpädagogik.
Es ist daher kein Zufall, sondern liegt auf der Hand,
dass mehrere Menschen vor mir sich mit der Sache befasst haben - ich wiederhole
das jetzt einfach nur, weil ich finde, dass es richtig ist - und die Behauptung
aufgestellt haben - ich glaube, einer, den Sie gut kennen, war es, der das
zuerst gesagt hat, Herr Nekula war es, der das gesagt hat, oder Herr Dunser -,
nämlich: Die öffentlichen Pflichtschulen werden in die fünfziger Jahre
zurückkatapultiert.
Das ist der Zustand der Pflichtschule in Wien,
darüber wollen wir in diesem Sonderlandtag reden, und darüber soll die Diskussion
gehen. Wir erwarten und verlangen konkrete, klare Antworten auf unsere
konkreten, klaren 28 Fragen, und zwar von Herrn Lhptm Häupl. Ich denke, es
wird auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer von besonderem Interesse sein, was
der Herr Landeshauptmann diesbezüglich zu sagen hat.
Was wir nicht wollen, habe ich schon gestern in der
Pressekonferenz gesagt: Wir wollen keine Märchenstunde des Landesvaters,
sondern konkrete Antworten. Und wir wollen auch nicht, dass sich hier die
Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ den Schwarzen Peter zuschieben und nur die
Verantwortlichkeit ablehnen und ablegen wollen (Abg Mag Sonja Wehsely: Das
steht in der Bundesverfassung!), sondern wir wollen, dass hier und heute
darüber geredet wird, wie es in den öffentlichen Pflichtschulen schlussendlich
weitergehen soll. (Beifall bei den GRÜNEN.) Diese Antworten müssen rasch
und präzise sein.
Jetzt gleich zu dem Einwurf der Frau Kollegin
Wehsely: Es ist klar, wer zuständig ist. Auch dazu möchte ich etwas sagen, denn
es ist schon wichtig, dass die Dinge auch historisch in ihrer Richtigkeit
dargestellt werden. Ja, selbstverständlich ist die Besoldung der
PflichtschullehrerInnen und ReligionslehrerInnen Aufgabe des Bundes. Der
Stellenplan wird mit dem Bund akkordiert. Meine Vorrednerin hat es bereits
gesagt: Im Finanzausgleichsgesetz 2001 ist das alles festgeschrieben, das steht
dort drin. Völlig unbestritten von Ihrer Seite hat der Wiener Landeshauptmann
dieses Finanzausgleichsgesetz unterzeichnet, er hat den Sparpakt bezüglich der
Wiener Pflichtschulen unterzeichnet.
Was Sie immer dazusagen, ist: mit Vorbehalt. Aber
dieser Vorbehalt ist rechtlich so irrelevant wie nur irgendwas! Man kann ja
immer sagen: bitte, mit Vorbehalt - das ist gleichgültig, weil es sich in der
Konsequenz nicht auswirkt. Es war eindeutig so, dass Grasser und Häupl im
Oktober 2000 die Zukunft der Kinder am Grünen Tisch gemeinsam verspielt haben.
Ich denke, da gibt es auch nichts zu leugnen. Der Herr Landeshauptmann ist
frohgemut aus dieser letzten Sitzung herausgekommen und hat öffentlich
behauptet, er hat großen Schaden von den Wiener Pflichtschulen abgehalten.
Offensichtlich nicht wissend - und die Ausführungen meiner Vorrednerin weisen
auch auf dieses Nichtwissen und die gänzliche Ahnungslosigkeit des
Landeshauptmanns in Schulsachen hin - hat er unterzeichnet gehabt, dass in Wien
1 400 Lehrerstellen weggekürzt werden sollen!
Damals war dann überhaupt Feuer am Dach, und es konnte nur
durch Nachverhandlungen eine gewisse Abfederung erreicht werden. Dr Scholz hat
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