Landtag,
19. Sitzung vom 29.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 48
Ich habe jetzt viele Mädchen getroffen, die Ärztin oder Lehrerin oder Verkäuferin oder Tischlerin werden wollen, aber ich habe noch nie ein Mädchen getroffen, das gesagt hat, es möchte gerne Prostituierte werden. Aber das zeigt, dass jeder den Beruf wählen soll, den er will und für den muss man auch legale Möglichkeiten finden, wo auch die soziale Absicherung da ist. Damit können wir aber keineswegs den vielen Frauen helfen, die durch Menschenhandel hierher kommen, die wegen eines ganz schweren Verbrechens anderer hier sind, sondern da braucht es wirklich Österreich weite, aber noch vielmehr Europa weite Handlungen gegen Menschenhandel. Was hier wirklich die Lösung ist, das ist, glaube ich, noch niemandem eingefallen.
Da muss man auch sagen, dass es sehr, sehr
unterschiedliche Überlegungen gibt, wie man das Problem des Menschenhandels und
vor allem des Frauenhandels lösen kann. Zum Beispiel sind die skandinavischen
Länder, allen voran Schweden, überhaupt der Meinung, dass man Prostitution
generell verbieten sollte, also jetzt nicht nur im Landesbereich, sondern
überhaupt. Ob das die Lösung ist, weiß ich nicht. Tatsache ist, ich habe eine
Studie des Europarats gelesen, aus der hervor geht, dass mit Menschenhandel,
insbesondere mit Frauenhandel, schon mehr Geld gemacht wird als mit
Drogenhandel. Das, glaube ich, sollte uns alle betroffen machen und da muss es
eine Lösung geben. Die Lösung wird sicher nicht das Wiener Prostitutionsgesetz
sein.
Ich möchte abschließend schon auch noch eines zu
diesem jetzt gerade politisch korrekten Begriff der „SexarbeiterInnen“ sagen.
Da denke ich, wie gesagt, jeder soll den Beruf wählen, den er will. Ich bin der
festen Überzeugung, dass die, die diesen Beruf wirklich freiwillig und aus
freien Stücken wählen, nur ganz, ganz, ganz wenige sind. Grundsätzlich muss ich
schon sagen - und das sage ich als Feministin und das sage ich als
Sozialdemokratin -, dass die Tatsache, dass man sich Menschen kauft, etwas ist,
was mir überhaupt nicht gefällt, was sehr, sehr viel mit Machtausübung zu tun
hat und für mich schon die Spitze einer patriarchalen Gesellschaft ist und
daher grundsätzlich nichts Gutes ist. Und zwar nicht deswegen, weil ich finde,
dass Männer, die verheiratet sind, nicht fremd gehen sollen. Das ist mir
abstrakt wurscht. Das sollte sich jeder daheim ausmachen wie er will. Aber ich
halte als Feministin und als Sozialdemokratin das Kaufen von Frauen
grundsätzlich für schlecht! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort ist
niemand gemeldet. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Ich habe den Ausführungen der Frau Gemeinderätin absolut nichts hinzuzufügen,
besonders dem, was sie zum Schluss gesagt hat. - Danke schön.
Präsident Johann Hatzl: Wir kommen nun
zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage und über die entsprechenden Anträge.
Es gibt zwei Abänderungsanträge:
Abänderungsantrag des FPÖ-Abg Günther Barnet. Er
betrifft den § 8a des Wiener Prostitutionsgesetzes.
Wer für diesen Abänderungsantrag ist, den bitte ich
um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die FPÖ, somit ist der Antrag abgelehnt.
Wir kommen zum zweiten Abänderungsantrag, eingebracht
von der Abg Dr Vana. Er betrifft die Zweckbindung der Strafgelder im
Prostitutionsgesetz und ebenfalls den § 8a Abs 7.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. – Das ist ohne die Stimmen der ÖVP mit Mehrheit angenommen.
Ich bitte nunmehr jene Mitglieder des Landtags, die
der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in der abgeänderten Form des zuvor
beschlossenen Abänderungsantrags zustimmen wollen, nunmehr die Hand zu heben. –
Das ist ohne die GRÜNEN und somit mit Mehrheit angenommen worden.
Meine Damen und Herren, wenn kein Widerspruch
erfolgt, lasse ich auch die Zweite Lesung vornehmen und nach der Zweiten Lesung
werden dann die Beschlussanträge zur Abstimmung kommen.
Widerspruch ist keiner.
Wer in Zweiter Lesung dem vorliegenden Gesetz die
Zustimmung gibt, den bitte ich jetzt um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist
SPÖ, FPÖ und ÖVP und somit ist die entsprechende Mehrheit möglich und damit ist
in Zweiter Lesung das Gesetz angenommen.
Ich komme nun zur Abstimmung über die Beschluss- und
Resolutionsanträge.
Der erste, der zur Abstimmung kommt, ist der Antrag
der Frau Abg Dr Vana betreffend Abschaffung der polizeilichen Meldepflicht für
SexarbeiterInnen.
Wer für diesen Beschlussantrag ist, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. – Das sind die GRÜNEN und die ÖVP, das ist die
Minderheit, somit ist der Beschlussantrag abgelehnt.
Ich komme zum Beschlussantrag der Frau Abg Dr Vana
betreffend Entdiskriminierung von Sexarbeit.
Wer für diesen Beschlussantrag ist, den bitte ich um
ein Zeichen mit der Hand. – Das ist einstimmig und somit beschlossen.
Ich komme zum Antrag der Frau Abg Dr Vana betreffend
Änderung des Abstands der verpflichtenden Untersuchungen für Personen, die
Prostitution ausüben.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. – Das ist ebenfalls einstimmig und somit beschlossen.
Ich komme nun zum Beschlussantrag der ÖVP-Abgen Dr
Ulm und Frau Mag Feldmann betreffend medizinische Untersuchung der
Prostituierten durch geeignete Fachärzte.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. – Das sind die ÖVP und die GRÜNEN, das ist die Minderheit und somit ist
dieser Antrag abgelehnt.
Wir kommen nun zum Beschlussantrag der FPÖ-Abgen
Barnet, Strache, GÜNTHER und Frau Schöfnagel betreffend Prostitutionsgesetz.
Hier ist die Aufforderung an den Bundesminister für Inneres - ich brauche das
nicht zu wiederholen, was vom Antragsteller zuvor in seiner Rede angesprochen
wurde.
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