Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 104
Landessprache beherrschen müssen. In ganz Deutschland ist das zum Beispiel der Fall. Nur dort, wo die Sprache gesichert gekonnt wird, wird ein Kind auch eingeschult, sonst hat es eine Vorform, eine Vorschule, was auch immer, zu besuchen, damit es dann dem Unterricht folgen kann. Wir machen das umgekehrt.
Ich nehme an, weil die Idee von der ÖVP kommt, kann
die SPÖ so schwer Ja dazu sagen. Wir könnten das locker im letzten
Kindergartenjahr tun. Wir haben das wiederholt gefordert. Das würde eine
Entlastung der Pflichtschulen, vor allem der Volksschulen, bedeuten und würde,
wenn man das insgesamt zusammenrechnet, eine Summe von Dienstposten ergeben,
die es ermöglichen würde, in den Wiener Schulen die Klassenschülerhöchstzahl
auf 22 herabzusetzen. Das ist eine sehr einfache Rechnung, die ohne Probleme
von jedem nachvollzogen werden kann.
Allein diese beiden Beispiele zeigen, dass das mit
der Frage der Bundesregierung überhaupt nichts zu tun hat, weil wir hier
ausschließlich die Verantwortung des Landes beziehungsweise der Wiener
Landesregierung haben, die für den Lehrereinsatz, für die Verwendung und für
die Effizienz zuständig ist.
Dritter Punkt: Es funktioniert nicht in der
Schulentwicklung, hier ganz konkret angesprochen die so genannte kooperative
Mittelschule, Modelle, die von uns federführend mitentwickelt und auch
gemeinsam beschlossen wurden. Ich erinnere an das Jahr 1999, als es einen
Allparteienantrag dazu gegeben hat, der auch tatsächlich beschlossen wurde. Und
ich erinnere an den Mehrheitsbeschluss des Jahres 2002 im Dezember, als
wir die Durchführungsbestimmungen für diese beiden Modelle beschlossen haben.
Wenn wir uns das nun im Detail anschauen, und ich
nehme zwei Überlegungen heraus, dann haben wir folgendes Szenario: Es gibt
Schulen, die kooperieren wollen, diese Kooperationen mit weiterführenden
Schulen haben und die von den zuständigen Bezirksschulinspektoren nicht die
Ressourcen erhalten. Umgekehrt haben wir Standorte, wo Schulen die Ressourcen
für die Umsetzung des Modells der Kooperation mit weiterführenden Schulen
zugewiesen bekommen und das nicht tun, sondern ausschließlich Hauptschullehrer
einsetzen. In beiden Fällen, meine Damen und Herren, eine Perversion der
Grundidee der KMS. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn dieser Schultyp,
der als Attraktivierung des Standortes an der Hauptschule gedacht war, in
Wahrheit eine verschwommene und eine verunsichernde Situation in der Wiener
Bildungslandschaft darstellt, die es rasant und rasch durch einen
Richtungswechsel zu retten gilt. Ich sage gleich dazu, wir als ÖVP werden für
einen Etikettenschwindel, für einen quasi pädagogischen Betrug nicht zur
Verfügung stehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Es muss unten herauskommen, was oben draufsteht. Wenn
oben kooperative Mittelschule draufsteht, dann wünsche ich auch, dass das, was
wir alle mit den Durchführungsbestimmungen gemeinsam beschlossen haben, auch
umgesetzt wird. (Beifall bei der ÖVP.) - Wieder ein Bereich, der
deutlich macht, wo die Verantwortung des Landes liegt.
Letzter Punkt: Es geht um den Schulentwicklungsplan,
um die Schulverwaltung, um die Schulsanierung. Seit 1996 fordern wir einen
Schulentwicklungsplan. Wir haben das auch damals in die Koalitionsverhandlungen
mit der SPÖ hineinreklamiert und beschlossen. Das ist heute noch nachzulesen,
mittlerweile historisch, im Regierungsprogramm. 1998 wurde neben diesen
geforderten Überlegungen zur Generalsanierung auch dieser Schulentwicklungsplan
mitbeschlossen, die Rahmenbedingungen. Geschehen ist seither gar nichts. Wien
leistet sich den Luxus, keine Ahnung zu haben, was der einzelne Standort der
Pflichtschule tatsächlich kostet, also im Betrieb und in der Erhaltung, und
keinen Zusammenhang zwischen demokratischer Entwicklung und sinnvoller Nutzung
eines Standortes aufzuzeigen. Warum sage ich das?
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Sie haben noch eine
halbe Minute Zeit.
Abg Walter Strobl
(fortsetzend): Wien wird eines der
wenigen Bundesländer sein, das ab dem Jahr 2007 wieder mit Schülerzuwachs
rechnen kann. Das heißt, wenn wir zwischenzeitlich weniger Schüler haben,
werden wir uns gut überlegen müssen, was wir mit den einzelnen Standorten, die
derzeit vereinzelt nicht ausgelastet sind, in Zukunft, in den nächsten Jahren,
tun werden. Jetzt erspart sich Wien schon 120 Hauptschulstandorte in der
Erhaltung, also müsste genug Geld da sein, um die Schulen fertig zu sanieren
und den Schulentwicklungsplan endlich auf den Tisch zu legen.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Ich bitte, zum
Schlusssatz zu kommen.
Abg Walter Strobl
(fortsetzend): Tut mir Leid, die Uhr
hier ist nicht mitgelaufen.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Oja.
Abg Walter Strobl
(fortsetzend): Nein, die war immer
nur auf 10°Minuten.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Es tut mir Leid. Ich
sage es Ihnen aber, Sie haben 10°Minuten bereits erreicht.
Abg Walter Strobl (fortsetzend): Meine Damen und Herren, wir haben also eine
Gesamtverantwortung der SPÖ in Wien, Probleme, was den Lehrereinsatz, die
Integration, die Schulentwicklung und die Schulerhaltung betrifft.
Meine Damen und Herren, beenden Sie Ihren
lächerlichen, schon pathologischen Reflex der Schuldzuweisung auf Schwarz-Blau
und nehmen Sie die Verantwortung wahr! Sie haben die Verantwortung des Handelns
für diese Bereiche in Wien und dieses Wien ist rot und nicht schwarz-blau,
leider, muss man in diesem Fall dazusagen! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt die Frau Abg Jerusalem. Für alle weiteren Wortmeldungen darf ich
erinnern, dass die Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
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