Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 104
veranlasst haben, dieses Problem auf die Tagesordnung zu bringen und eine konkrete Veränderung zu ermöglichen.
Es ist in Wirklichkeit nicht mehr dazu zu sagen, als
dass der Mädchenhandel und der Frauenhandel mit Asylwerberinnen in dieser Stadt
raschest zu beenden ist und dass alle Stellen, auch der Bund, aufgefordert
sind, die Unklarheiten oder die Rechtsauslegungen, die in den diversen
Bereichen und Behörden vielleicht unterschiedlich sind, gemeinsam so schnell
wie möglich zu lösen. Ich glaube, wir sollten jetzt ein Signal setzen, dass wir
das nicht wollen und dass wir diese Situation wirklich in den Griff bekommen
wollen.
Ich glaube auch, hier herzugehen und jetzt nur die
Verantwortlichkeiten oder Verantwortungen abzuschieben, ist zu wenig. Die
Verantwortlichkeiten liegen bei der Bundespolizeidirektion Wien, keine Frage,
aber auch bei der Magistratsabteilung. Die Magistratsabteilung hätte unserer
Meinung nach genauso die Verantwortung gehabt, spätestens bei der
Gesundenuntersuchung, das zu hinterfragen, ob es auch wirklich der gesetzlichen
Situation entspricht. Wir sagen, es entspricht ihr nicht. Vielleicht gibt es andere Rechtsauslegungen, das mag sein,
aber dann sollten wir dafür Sorge tragen, dass es nicht zu falschen
Rechtsauslegungen kommen kann, und das für die Zukunft auch sicherstellen.
Der Mädchenhandel und die
organisierte Kriminalität darf in dieser Chance nicht den Boden und den Humus
aufbereitet bekommen. Wenn man erkennt, dass es Fehlentwicklungen und Lücken
gibt, dann muss man diese schließen. Ich sage, der Herr Landeshauptmann und die
regierende Partei in diesem Haus sind aufgefordert, hier auch zu handeln und
das nicht wegzuwischen oder es wieder klein zu reden. Terror, Drohungen,
Gewalt, schwere Verletzungen, Morddrohungen sind heute an der Tagesordnung!
Die Drogenmafia darf in
dieser Stadt nicht die Chance haben, auch noch anderer Felder zu bedienen. Man
muss ihr im Drogenbereich den Boden unter den Füßen wegziehen, aber man muss
ihr gerade auch im Bereich der Zwangsprostitution, die sich in dieser Stadt
abspielt, den Boden entziehen. Dazu fordern wir Sie heute auf, und wir hoffen,
dass es auch die Einsicht und die Verantwortung in diesem Haus gibt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Ich eröffne die
Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal
180 Minuten beträgt.
Zur Besprechung des Dringlichen
Antrages hat sich Herr Abg Josef Wagner zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm,
wobei ich darauf aufmerksam mache, dass die Redezeit mit 20 Minuten
begrenzt ist.
Abg Josef Wagner
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete!
Dieser Dringliche Antrag
der FPÖ zur ausufernden illegalen Prostitution in Wien ist deshalb notwendig,
weil sich die Wiener Bevölkerung eigentlich von der vor kurzem verabschiedeten
Novelle zum Prostitutionsgesetz mehr erwartet hat und Abhilfe erwartet hat für
Situationen, die in manchen Grätzeln und Gebieten schon so ausufern, dass dort
wirklich Hilfeschreie an alle Fraktionen losgehen und dass sich die Bevölkerung
zum Teil überlegt, ein Wohnviertel zu verlassen.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Ich denke, dass das eine Situation ist, in welcher der Wiener
Gesetzgeber, der Landtag, nicht wegschauen darf, auch nicht, wie in vielen
anderen Fällen, immer wieder nur an den Bund, an die Bundesregierung erinnert,
sondern alles daransetzen müsste, dass wir in Wien dieses Problem in den Griff
bekommen. Wir sollten es in den Griff bekommen, weil wir den Schutz von Frauen
und von Jugendlichen ernst nehmen sollten und weil wir alles tun sollten, um
hier Familien, Jugend, Kinder vor dieser Entwicklung zu schützen.
Wir sollten schauen, dass
wir in unserer Verantwortung die legal tätigen Prostituierten, die sicherlich
auch eine ganz wesentliche Rolle, eine wichtige Rolle in der Gesellschaft
haben, vor einer Entwicklung schützen, wie sie in den letzten Monaten -
eigentlich schon vor Jahren, nur eben schleichender - begonnen hat und jetzt in
dieser Art und Weise zum Vorschein gekommen ist, mit Macht eingetreten ist,
dass wir hier auch jene in Schutz nehmen und ihnen Hilfestellungen bieten, die,
ob verschuldet oder unverschuldet, aus welchen Gründen immer, der Prostitution
nachgehen, nachgehen müssen, die es aber freiwillig tun und nicht dazu
gezwungen werden. Ich meine, dass wir auch diesen Personengruppen gegenüber eine
Verantwortung haben.
Wenn wir uns die jüngste
Entwicklung anschauen, dann fürchten wir auch, dass es massive Auswirkungen auf
die Gesundheit unserer Bevölkerung hat. Denn das, was sich derzeit in Wien im
Bereich der illegalen Prostitution abspielt, ist eine große Gefahr, nicht nur
für jene, die Prostituierte aufsuchen, sondern natürlich auch im Hinblick auf
die Ansteckung von Familien und legal tätigen Prostituierten.
Wenn man sich die Zahlen
ein bisschen vor Augen führt, weiß man, dass in Wien 500 bis 600 legal tätige
Prostituierte unterwegs sind und dass die illegale Tätigkeit von Prostituierten
laut Schätzungen zwischen 6 000 und 10 000 liegt. Ich möchte nicht
übertreiben, es ist schlimm genug, wenn es 6 000 sind. Illegale Prostituierte,
das bedeutet Prostituierte, die sich keiner Kontrolluntersuchung unterziehen,
Prostituierte, die in Verbotszonen unterwegs sind, Prostituierte, die oftmals
gezwungen werden, hierher nach Österreich gebracht wurden mit dem Versprechen,
dass sie als Bardamen, als Serviererinnen und sonst etwas tätig sind.
Wir als Landesgesetzgeber
und als Stadt Wien schauen dann eigentlich zu, schütteln den Kopf, sagen: Ja,
jetzt haben wir ohnehin eine Novelle zum Prostitutionsgesetz verabschiedet, es
ist so, und verweisen auf die Polizei. Es ist nicht ausreichend, wenn wir hier
zwischen Magistrat der Stadt Wien und Polizei den Pingpongball spielen.
Ich
habe Belege genug und kenne das wie jeder, der sich mit dieser Materie
beschäftigt. Glauben Sie mir, ich mache das seit vielen Jahren, seit über einem
Jahrzehnt, weil wir in der Leopoldstadt - und ich bin Leopoldstädter
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