Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 104
noch, kurz vor Gesetzeswerdung der Novelle. Das
verstehe ich nicht!
Denn die Hilflosigkeit der SPÖ in dieser Frage, Herr
Abg Schuster, hat sich nicht nur bei einer sehr lax ausformulierten
Gesetzesnovelle zum Prostitutionsgesetz bewiesen, sondern auch in der Haltung,
dass wir seit 10°Jahren dem Versprechen der SPÖ nachlaufen, hier Verbesserungen
herbeizuführen. Die Hilflosigkeit - Herr Kollege Schuster, das werden Sie jetzt
vielleicht nicht gerne hören, aber es ist so - ist Ihr Justizsprecher im
Parlament! (Heiterkeit des Abg Godwin Schuster.) Das ist nicht einer,
der sich im Justizbereich nicht auskennt, Ihr Herr Dr Jarolim. Sie kennen seine
Aussagen - ja, jetzt wollen Sie mich unterbrechen, weil meine Zeit gleich aus
ist, damit ich diese peinliche Aussage nicht mehr zitieren kann. (Abg Godwin
Schuster: Nein, gar nicht!) Ich sage es trotzdem noch. (Abg Godwin
Schuster: Ja, bitte!)
Ihr Justizsprecher Dr Jarolim hat im Parlament zur
ernsten Frage der Situation von illegaler Prostitution in Wien und insbesondere
zum Stuwerviertel - denn dazu hat er sich auch als Leopoldstädter Mandatar geäußert
- keine andere Idee - das verkauft er aber dann in den Medien und im Internet,
und das gibt es dokumentiert auch in Zeitungen -, als zu sagen, er hat eine
Initiative Stuwerviertel mit Unterstützung des Herrn Bezirksvorstehers oder der
Bezirksvertretung gegründet, die einen neuen Anlauf zur Lösung des Problems
gestartet hat. Einen neuen Anlauf - das war im Oktober 2001!
Er schreibt noch erwartungsvoll dazu: "mit
innovativen Überlegungen". Wissen Sie, was die innovative Überlegung war? -
Er hat nicht daran gedacht zu sagen, ändern wir die Gesetze, verschärfen wir
die Gesetze, geben wir den ausstiegswilligen Prostituierten mehr Möglichkeiten,
wieder in einer normalen Gesellschaft unterzukommen, schauen wir, dass wir
illegale Prostitution und Menschenhandel zurückdrängen. Das alles hätte er als
Justizsprecher sagen können. Nein, er hat die "innovative" Idee
gehabt, eine Petition an den Lhptm Pröll zu richten, wonach Herr Lhptm Pröll
Folgendes veranlassen soll: Er solle mit seinen Niederösterreichern auf seine
Niederösterreicher einwirken, von der Belästigung der Bevölkerung im
Stuwerviertel abzulassen. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn das Ihre
Politik ist, Ihre Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Prostitution und zur
Sicherung der Gesundheit von Wienerinnen, Wienern und Betroffenen hier in
diesem Bundesland sind, und wenn das Ihr Justizsprecher im Parlament sagt, dann
ist das der Beweis, dass Sie zu dieser Problematik völlig versagt haben und
endlich Maßnahmen ergreifen sollten. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Römer: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau Abg Dr Vana. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Dr Monika Vana (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es fällt mir schwer, nach meinen zwei Vorrednern die
Debatte über dieses sensible Thema möglichst emotionslos und sachlich zu
führen. Ich werde trotzdem versuchen, auf dem Boden der Tatsachen und nicht auf
dem Boden pauschaler Verunglimpfungen zu bleiben. (StRin Karin Landauer: So
wie wir!)
Die Wiener GRÜNEN werden den Dringlichen Antrag der
FPÖ selbstverständlich ablehnen, nicht nur deshalb, weil er sich unserer
Meinung nach an einen falschen Adressaten richtet. Der Antrag ist das Ergebnis
einer völlig verfehlten Integrations- und Asylpolitik der Bundesregierung, und
auch an diese ist er zu richten. (Heiterkeit der Abg Mag Heidemarie
Unterreiner.) Der Antrag spricht ja vor allem davon, was bundesgesetzlich
alles getan werden muss. Noch ist die FPÖ in der Bundesregierung vertreten -
ich betone: Noch! (Abg Kurth-Bodo Blind: Für was sind denn Sie?) -, und
ich freue mich darauf und hoffe sehr, dass sie das nicht mehr lange sein wird
und dass sie immer weniger Einfluss sowohl im Bund als auch in Wien hat. Das
kann dieser Stadt nur gut tun. (Beifall bei den GRÜNEN und der SPÖ. - Abg
Mag Heidemarie Unterreiner: Wozu sind wir hier? Wozu sitzen wir hier?)
Ich möchte mich auch verwahren gegen die Pauschalierungen
und gegen den Rassismus, den Sie, Herr GR Strache und Herr GR Wagner, in Ihrer
Sprache sowohl im Text als auch in Ihren Reden angewandt haben. Es ist ziemlich
ungeheuerlich, was hier alles an Hetze gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen in
Wien vorgetragen wurde. (Abg Mag Heidemarie Unterreiner: Das stimmt ja gar
nicht! - Zwischenruf des Abg Heinz-Christian Strache.) Pauschale
Kriminalisierung von Sexarbeiterinnen, Asylbewerberinnen, die Sie zum Teil
immer noch Asylantinnen nennen - wirklich eine Beschimpfung (Abg
Heinz-Christian Strache: Sie unterstützen offensichtlich Mafia! Die
organisierte Kriminalität ist Ihnen ein Anliegen!), wird als Beschimpfung
wahrgenommen -, pauschale Kriminalisierung von SchwarzafrikanerInnen, die
Gleichsetzung in einem Satz von SchwarzafrikanerInnen mit Drogen, mit
Sexarbeit, mit Kriminalität (Abg Heinz-Christian Strache: Die organisierte
Kriminalität schützen Sie! Das ist die Politik der GRÜNEN! Das ist traurig!),
das ist gelebter sprachlicher Rassismus im Text Ihres Antrags und in Ihren
Reden. (Abg Heinz-Christian Strache: Sie unterstützen die organisierte
Kriminalität in dieser Stadt! Das ist der eigentliche Rassismus! - Weitere
Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wir weisen das zurück. Es zeigt, dass es Ihnen
keineswegs um eine sachliche Diskussion über die Bekämpfung der organisierten
Kriminalität geht, auch nicht um faire Regelungen für Sexarbeiterinnen, sondern
um pauschale Diffamierungen und eine Hetze auch gegen Frauen. (Abg Mag
Heidemarie Unterreiner: Bin schon neugierig auf Ihre Lösung!)
Denn ich will Ihnen schon etwas
sagen, Herr Abg Strache. Wenn ich von Ihnen hier "Frauenpolitik"
höre, dann ist das ja leider nicht lachhaft, weil mir nicht zum Lachen ist. (Abg
Heinz-Christian Strache: Frauen haben für Sie offensichtlich keinen Wert!)
Denn eine Partei, deren Landeshauptmann öffentlich die neue Justizministerin
"Boxenluder" nennen darf, hat jeglichen Anspruch, über Frauenpolitik
zu reden, vollkommen verloren. (Abg
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