Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 104
es aber auch nicht mehr!)
Wenn ich mir nur vorstelle: Am Westbahnhof sind es
vier bis sechs Sicherheitswachebeamte, die dort Dienst machen, und wir alle
kennen die Situation in dem Bereich. Deswegen nehme ich die FPÖ und die ÖVP
nicht aus dieser Verantwortung. (Abg Mag Helmut Kowarik: Die SPÖ auch
nicht!) Wenn wir diese Situation in der Tat ernst nehmen (Abg Günther
Barnet: Da haben wir einen Antrag!), wenn wir wirklich eintreten wollen für
mehr Schutz für die Prostituierten und für die Bevölkerung, dann haben wir
dafür zu sorgen, dass entsprechendes Sicherheitspersonal auch am Abend zur Verfügung
steht, wenn es Probleme gibt, damit es dort ist! (Beifall bei der SPÖ. - Abg
Günther Barnet: Was haben wir gemacht? Zwei Anträge miteinander beschlossen für
mehr Polizei! Du und ich! 100 Polizisten mehr! Zwei Anträge!)
Günther, du kannst das hundertmal erwähnen, ihr könnt
hundertmal bei euren Veranstaltungen auf eure Anträge hinweisen: Wenn ihr
gleichzeitig in der Bundesregierung allen Personalkürzungen zustimmt, nützt der
Antrag hier nichts! (Abg Günther Barnet: Mit euch gemeinsam ...! - Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Die Frau Vizekanzler hat alles unterschrieben, als sie für
das Personal zuständig war. Das ist nicht wegzudiskutieren, und daher nimmt
euch keiner die Mitverantwortung in der Bundesregierung ab. Auch wenn ihr
hundertmal von der ÖVP über den Tisch gezogen werdet, nimmt euch das keiner ab.
(Beifall bei der SPÖ. - Abg Günther Barnet: Da sage ich ja nichts darauf!)
Daher möchte ich zum Schluss kommen. Ich glaube, dass
das Thema viel zu ernst ist, als dass es verwendet werden könnte, um hier mit
dieser Form von politischer Polemik politisches Kleingeld zu kassieren. Ich
glaube - ich versuche es zumindest, und viele meiner Freunde machen es genauso
-, dass es sinnvoller ist, Lösungen zu suchen, als zu schreien. Ich glaube,
dass es sinnvoller ist, nicht Menschen zu verfolgen, sondern für die Menschen
einzutreten, und zwar für beide, die Bevölkerung und die Prostituierten. (Abg
Mag Heidemarie Unterreiner: Ja! Das wollen wir doch!) Ich halte nichts von
Menschenhatz, und daher wehre ich mich auch dagegen.
Kollege Strache, wir werden nie im Leben einen
Konsens finden, wenn Sie diese Art von Politik nur im Anstrich nicht verändern
wollen. (Abg Heinz-Christian Strache: Sie sind ausgeliefert, diese Damen!
Brutalen Menschen ausgeliefert! Das ist das Problem!) Sie führen eine
Politik in dieser Stadt wieder ein, die wirklich das Niederträchtigste ist, was
man sich nur vorstellen kann! (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Präsident Johann Römer: Als Nächster
zum Wort gemeldet ist Herr Abg Barnet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Günther Barnet (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Kollege Schuster, das ist kein Thema, mit dem man bei irgendeiner Wahl
irgendetwas gewinnen kann. Ich habe das schon anlässlich der Beschlussfassung
des Prostitutionsgesetzes gesagt. Ich frage mich nur, wie du zu dem Schluss
kommst. Ich sehe keine Wahl, oder habt ihr eine vor? Dann sagt es uns. (Abg
Godwin Schuster: Aber ihr kennt eure Umfragewerte, Günther!) Wenn ihr eine
Wahl hier in Wien vorhabt, dann sagt es uns, wenn ihr der Meinung seid, dass
irgendjemand in irgendeiner Zeit, die keine Wahlzeit ist, ein Thema aufgreift.
Ich wüsste nicht, dass eine Wahl bevorstünde, außer du weißt irgendetwas, was
ich nicht weiß, und würde das daher zum Wahlkampfthema machen. - Dies erstens.
Zweitens: Natürlich muss
man das in aller Ruhe und ohne Emotionen besprechen - aber von allen Seiten!
Ich werde mich bemühen, das zu tun, aber man muss mich auch lassen.
Man muss bei dieser Frage
auf dem Boden der Realität bleiben. Man kann nicht, nur weil einem ein Zustand
nicht gefällt, die Augen verschließen und sagen: Durchtauchen, Vollgas, wird
schon nichts passieren, und irgendwann schläft die Geschichte wieder ein! Es
geht da auch nicht um Menschenhatz oder Zuweisung an irgendwelche Gruppen. Wer
versucht, das zu unterstellen, denkt es vielleicht selbst, aber ich finde das
nicht. Ich finde das weder im Antrag noch in der Argumentation.
Du hast gesagt, Kollege
Schuster, was der Zweck der Beschlussfassung des Wiener Prostitutionsgesetzes
zu Beginn des Jahres war - Wirksamkeit 1. Mai -, und da gebe ich dir
Recht: Bekämpfung der Illegalität, Errichtung von Verbotszonen - das hat es
vorher auch schon gegeben, ist aber jetzt verbessert worden -,
gesundheitspolitische Maßnahmen, Regelung der Legalität, Hilfe für Frauen zum
Ausstieg, ein bisschen die Augen dort zudrücken, wo wir es gerade noch können,
sprich Milderung der Verwaltungsstrafe dort, wo eine Frau der
Gesundheitsuntersuchung nachkommt, nicht aber die anderen Bestimmungen des
Gesetzes einhält. Deswegen haben wir dazu ja gesagt.
Wir haben aber nicht ja
dazu gesagt, dass eine Behörde das Gesetz nicht vollständig vollzieht, sondern
sagt: Ich weiß zwar, da ist ein Missstand, aber ich drücke jetzt die Augen zu.
- Wir haben geringeren Strafen zugestimmt, aber nicht, dass sich die Behörde
ihrer Behördenverantwortlichkeit entbindet und nicht vollzieht.
Wir haben zugestimmt, weil
es ein Beitrag dieser Stadt ist - und dies auch an dich, Kollegin Vana -, um
die organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Dieses Gesetz ist nur ein kleiner
Beitrag dazu, aber ein wichtiger. Die organisierte Kriminalität - und das halte
ich noch einmal ausdrücklich fest - sind nicht die Frauen, die auf der Straße
stehen und die du als Sexarbeiterinnen bezeichnest, weil das dein
Sprachgebrauch ist. (Abg Dr
Monika Vana: Die bezeichnen sich selbst so!)
Lass mich doch den Satz zu Ende sagen.
Aber so
zu tun, als ob jene Frauengruppe, über die hier unter anderem gesprochen wird,
dies gern oder freiwillig tut, das ist doch eine Illusion! Die Masse von ihnen
wird mit Gewalt dazu gezwungen, diese Frauen, um die es in dieser Fragestellung
geht. (Abg Dr Monika Vana: Dafür gibt es ein Strafgesetzbuch!) Da
richtet sich ja die Intention nicht gegen die Frauen, sondern gegen die
dahinter liegenden Banden, gegen den Menschenhandel, gegen den
Menschenschmuggel, gegen die
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