Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 66
auch nicht zu moralisieren oder Schuldzuweisungen zu betreiben. Wir alle kennen seit geraumer Zeit das parlamentarische Leben – es ist so! Ich wünsche mir allerdings, und das verhehle ich nicht, eine maximale Effizienz, ohne dass sich dann irgendeine Fraktion, und vor allem auch nicht die Mehrheitsfraktion, dem Vorwurf aussetzt, dass sie Diskussionen in nichtöffentliche Ausschüsse verlagern will – aus dem öffentlichen Disput hier im Wiener Gemeinderat. Also, bitte da einfach schlicht zur Kenntnis zu nehmen, dass ich sehr dafür bin, dass man hier eine maximale Effizienz erzielt, aber mit fairen Chancen sozusagen für alle.
Präsident
Johann Hatzl: Herr Abg
GÜNTHER.
Abg Dr
Helmut GÜNTHER (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Sie haben
auf das Parlament hingewiesen und auf den Budgetausschuss. Das stimmt zwar
grundsätzlich, aber natürlich wird es kapitelweise dort abgehandelt, und die
Abgeordneten der verschiedenen Kapitel, die zuständig sind, sind auch im
Budgetausschuss.
Das wäre
vielleicht auch eine Möglichkeit für eine gemeinsame Sitzung des Stadtsenates
mit dem Finanzausschuss und den zuständigen Abgeordneten der verschiedenen
Ausschüsse.
Aber meine
Frage ist: Sie haben darauf hingewiesen, dass Parteiengespräche geführt werden
sollten. Das haben Sie auch schon öfter gemacht. Ich halte die Idee für
richtig, weil es auf Parteienebene auszuhandeln sein wird und hier diese
Gespräche notwendig sind. Jetzt meine Frage an Sie: Werden Sie auf Ihre Partei
Einfluss nehmen, dass Ihre Zusage, Parteiengespräche zu führen, auch umgesetzt
wird?
Präsident
Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr
Michael Häupl: Herr Abgeordneter, das ist relativ
leicht, weil die Aussagen, die ich hier getroffen habe, und die intimen
Kenntnisse, die Sie erkennen konnten, diese ganzen Fragestellungen habe ich
natürlich vom Klubobmann der sozialdemokratischen Fraktion erhalten, und so
gesehen ist es eigentlich eher umgekehrt. Er hat Einfluss auf mich genommen zu
dieser Aussage. Daher ist dieses Problem ganz einfach zu lösen. (Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.) Nein, nein, es tut schon gut, das hat jetzt mit
dem Bürgermeister oder Landeshauptmann nichts zu tun, es tut schon gut, wenn
der Vorsitzende gelegentlich auch auf den Klubvorsitzenden hört. Das macht
schon Sinn.
Präsident
Johann Hatzl: Herr Abg
Margulies.
Abg Dipl
Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Kurz
gesagt: Die Demut ist groß, doch die Transparenz ist eine enden wollende. So
würde ich dreieinhalb Jahre Budgetsprecher der Wiener GRÜNEN zusammenfassen,
mit all den Versuchen, ein bisschen Licht in das Wiener Budget zu bekommen. Und
es wird dann unterstützt auch durch Anfragebeantwortungen seitens der
Rechtsabteilung, die auf die Stadtverfassung Bezug nimmt, wo letztendlich
herauszulesen ist, dass jeder Rechtsakt, der im Gemeinderat, im Stadtsenat oder
in einem Ausschuss beschlossen wird, keinem Anfragerecht unterliegt, als kurze
Interpretation. Wobei gleichzeitig vielleicht die Fragestellung falsch gelesen
wurde. Das heißt, es wird selbst sogar mittels Gefälligkeitsgutachten der
Rechtsabteilung versucht, mehr Transparenz im Budget zu verschleiern.
Daher die
direkte Frage an Sie, auch als Landeshauptmann: Werden Sie darauf Einfluss
nehmen, dass in Hinkunft, wenn es darum geht, Anfragen zu beantworten, nicht
auf Gefälligkeitsgutachten der Rechtsabteilung zurückgegriffen wird, um die
Anfragebeantwortung zu vermeiden?
Präsident
Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr
Michael Häupl: Herr
Abgeordneter! Ich kann mir vorstellen, dass es schon eines hohen Mutes bedarf,
jetzt auf Beamte, die sich hier nicht wehren können, auf eine derartige
indifferenzierte Art und Weise hinzuhauen. Ich finde das als nicht besonders
fair, aber es bleibt mir ja nichts anderes übrig jetzt, als das so zur Kenntnis
zu nehmen, wie Sie meinen, es tun zu müssen hier.
Ich kann
Ihnen persönlich nur dazu sagen: Es gibt keine Gefälligkeitsgutachten. Es gibt richtige
oder es gibt falsche Gutachten. So was ist möglich. Und danach werden sie auch
beurteilt und nicht danach, ob sie Gefälligkeitsgutachten sind. Richtige
Gutachten wird der politische Entscheidungsträger zur Kenntnis nehmen – falsche
nicht.
Präsident
Johann Hatzl: Herr Abg
Pfeiffer.
Abg
Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Landeshauptmann! Sie haben zu erkennen gegeben, dass Sie als
Vorsitzender Ihrer Partei nicht unbedingt jetzt hier empfehlen werden, dass Anträge,
die wir gestellt haben, weiter besprochen werden in Parteigesprächen, sondern
dass Sie sich eher von Ihrem Klubobmann beraten lassen, wie es weitergehen
soll. Ich habe eigentlich ursprünglich gefragt, ob Sie was weitermachen wollen,
und da habe ich gehört: Nein. Aber Sie haben einen wichtigen Punkt
aufgegriffen, nämlich dass die Menschen in der Öffentlichkeit ein
verfassungsmäßig verbrieftes Recht haben, in den Rechnungsabschluss
beziehungsweise Budgetvoranschlagsentwurf Einblick zu nehmen und dazu
Bemerkungen zu geben.
Jetzt ist
genau das das Problem, denn kein normaler Bürger, der sich hier nicht schon
jahrelang damit herumschlägt, kann aus diesem Budget, aus der Form des Budgets
auch nur das geringste Vernünftige herauslesen.
Daher
meine letzte Frage im Zusammenhang mit der Transparenz: Sind Sie wenigstens
bereit, wenn schon nicht den Leuten hier herinnen mehr Einblick zu geben, dann
wenigstens den Bürgern draußen mehr Einblick in die Dinge zu geben, indem
sowohl die Form als auch der Inhalt des Budgets und des Rechnungsabschlusses in
einer lesbareren und verständlicheren Art dargestellt wird?
Präsident
Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Abgeordneter! Die
Funktion des Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei ebenso wie die
Funktion Parteivorsitzender anderer hier vertretenen Parteien unterliegen mit
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