Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 66
Verhältnisse so miserabel sind, dass auch bei einer Revisitation festgestellt werden musste: Hier ist nicht auszubilden, hier gibt es nicht das Minimum an Qualität! Frau Stadträtin, wenn ich mein Kind in eine Schule schicke im guten Glauben, dass dort ein Maturazeugnis ausgestellt wird, weil eine Berechtigung dazu besteht und dann stellt sich heraus, dass die das gar nicht dürfen, dann frage ich mich, was mir als Bürger und Bürgerin angetan wird und wie ich eigentlich dazu komme, dass das Maturazeugnis meines Kindes vielleicht nichts wert ist, weil die Schule gar keine Maturazeugnisse ausstellen darf? Und das ist exakt der Fall!
Ich werde in dieser Sache beim nächsten
Tagesordnungspunkt einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, wo ich
Sie auffordere, umgehend geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass den
Bestimmungen des Wiener Krankenanstaltengesetzes entsprochen wird, dass die
betroffenen Ausbildungsstätten ohne weiteren Aufschub geeignete und nachhaltige
Ausbildungskonzepte vorlegen und, Frau Stadträtin, dass die Zeugnisse, die
beurkundet werden, die Rasterzeugnisse - da ist die Unterschrift vom Ausbildner
drauf, vom Abteilungsvorstand und vom Krankenhausvorstand - das wert sind, was
in ihnen beurkundet wird, denn in diesen... (Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Das ist ein guter Vorschlag, aber er kommt zu spät, Frau Kollegin! Das ist
längst erledigt!) Das ist nicht längst erledigt! 41 Abteilungen haben
Ausbildungsansuchen eingereicht, aber es ist keinesfalls so - und lesen Sie bei
Präsident Dorner nach, lesen Sie nach -, dass diese Berechtigung so ohne
weiteres zuerkannt wird, denn dazu muss die Qualität stimmen und dort... (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Ich kann Ihnen erzählen, was wir alles tun, damit die
Qualität stimmt!) Und dort... (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Wir tun
alles, damit die Qualität in Zukunft stimmt!) Für die Zukunft! Das sind
alles große Hoffnungen. Wir müssen den Glauben dafür erst gewinnen!
Jetzt schaut es so aus, Frau Stadträtin, dass es im
schlimmsten Fall passieren kann, dass ein junger Arzt, eine junge Ärztin, weil
er oder sie an einer Ausbildungsstätte ausgebildet wird, die dazu nicht
berechtigt ist, dort keiner ärztlichen Tätigkeit unter Aufsicht nachgehen darf.
Und wenn es ganz übel kommt, dann trägt der letzte Hund in der ganzen Sache,
der arme Turnusarzt, die arme Turnusärztin, die Konsequenz für das Versäumnis
der Politik und des Krankenanstaltenverbundes. Wie kommt der Turnusarzt oder
die Turnusärztin dazu, dass er oder sie von einer zivilrechtlichen Klage, im
schlimmsten Fall wegen Kurpfuscherei, bedroht ist, denn wenn den Turnusärzten
bewusst ist, dass sie an einer Ausbildungsstätte ausgebildet werden, die über
keine Berechtigung dazu verfügt, dann dürfen sie dort ärztlich nicht tätig
sein. Und die Ärztekammer wird sich überlegen müssen, ob sie die
Rasterzeugnisse von diesen Abteilungen überhaupt noch anerkennt!
Frau Stadträtin, wenn Sie mit Ihrer Politik der
Reform und der Veränderung ernst machen wollen, dann stimmen Sie meinem
Beschluss- und Resolutionsantrag zu und stellen Sie sicher, dass nicht die
Turnusärzte und -ärztinnen diejenigen sind, die die Versäumnisse der Politik
Ihrer Amtsvorgänger und des Krankenanstaltenverbundes austragen müssen! Zeigen
Sie ihnen, dass sie nicht im Regen stehen bleiben und dass Sie hier nicht eine
Rechtssituation dulden, die es möglich macht, dass der Einzelne, der die
Ausbildung im guten Glauben an die Stadt und an die Krankenhäuser gemacht hat,
jetzt der oder die ist, der die Folgen zu tragen hat, die die Stadt
verantworten muss! - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin hat sich Frau Abg Korosec zum Wort gemeldet. Ich erteile ihr
das Wort.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Als ehemalige Volksanwältin könnte ich Ihnen jetzt
stundenlang Schmankerl oder Schikanen erzählen, wie Bürger von der Verwaltung
behandelt werden. Ich habe nur 5 Minuten.
Da gibt es zum Beispiel in Wien ein
Gebrauchserlaubnisgesetz, die so genannte Luftsteuer. Ein Hausbesitzer, wenn er
ein Fenstergitter will oder wenn er einen Fußabstreifer braucht, braucht einen
Bescheid, zahlt Gebühren und bei Nichtzahlen Strafe. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite, wie Sie schon von der Frau Kollegin
Pilz gehört haben, ist: Es gibt in Wien 41 Abteilungen, das heißt ungefähr
50 Prozent der Gemeindespitäler, die seit 1994 keine gültige
Ausbildungsberechtigung haben! Frau Stadträtin, Sie haben heute gesagt, Sie
wollen nicht verharmlosen. Was ist denn das, wenn Sie sagen, das ist ja eh fast
nichts? (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das habe ich nicht gesagt!) Bitte,
50 Prozent haben keine Ausbildungsberechtigung! (Amtsf StRin Mag Renate
Brauner: Ich habe gesagt, dass die Maßnahmen schon eingeleitet worden sind, die
gefordert wurden!) Und was heißt das? (Amtsf StRin Mag Renate Brauner:
Ich habe gesagt, dass alles schon eingeleitet wurde!)
Auch Frau Dr Pilz hat das schon angeführt: Eine
Maturaschule ohne Öffentlichkeitsrecht, eine Hauserziehung ohne
Öffentlichkeitsrecht, eine Mittelschule ohne Öffentlichkeitsrecht! Konkret
heißt das, dass die Turnusärzte, die zwei, zweieinhalb, drei Jahre warten
müssen, bis sie den Turnus überhaupt beginnen können, dann drei, dreieinhalb
Jahre ihren Turnus haben, dann Allgemeinmediziner sein können, aber in einer
Ausbildungsstätte tätig waren, die keine Berechtigung hatte! Und ist Ihnen das
klar? Ich brauche es nicht zu wiederholen, denn die Frau Kollegin Pilz hat
angeführt, welche Konsequenzen das im äußersten Fall haben könnte.
Und Frau Kollegin Klicka, Sie
haben am 19. Jänner eine Aussendung gemacht, wo Sie sagen - und da bin ich
jetzt schon wieder beim Verharmlosen, weil Sie sagen, skandalisieren soll man
nicht. Da bin ich bei Ihnen. Aber verharmlosen soll man wirklich auch nicht.
Und wenn es da eine Aussendung gibt „Ärzteausbildung in Wiener Spitälern
funktioniert“... (Amtsf StRin Mag Renate
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