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Landtag, 27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 66

 

selbstverständlich sein. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Wir bilden mehr aus!) Das ist aber sicher mehr als notwendig, denn wir brauchen dementsprechend viele praktische Ärzte in Wien. (Abg Rudolf Hundstorfer: Was ist mit Niederösterreich? Was ist mit Oberösterreich?)

 

Wenn dann endlich ein Turnusplatz bekommen wird, was passiert? Dann ist der Großteil dieser Turnusärzte mit der Ausbildung nicht zufrieden. Ein Drittel der Ärzte gibt an, dass sie praxisferne Arbeiten machen müssen. Also im Allgemeinen machen sie viele Schreibarbeiten, Verwaltungsarbeiten und kommen viel zu wenig an den Patienten heran. Herr Hundstorfer, hören Sie mir ein bisschen zu, weil Sie werden mich wieder belehren, was Wien angeblich alles so gut macht. Die angehenden Turnusärzte werden viel zu wenig eingesetzt. Sie dürfen Blutdruck messen, Patienten ans EKG hängen, dann eine Injektion machen und augenscheinlich werden viele nicht einmal auf Visiten mitgenommen. Das ist ein katastrophaler Zustand, dass man sie nur als Sekretärinnen verwendet.

 

Außerdem ist jetzt auf Grund der IFES-Studie von der Ärztekammer bekannt geworden, dass nur 31 Prozent Konzepte für Turnusplätze in den Abteilungen vorliegen. Alle anderen Abteilungen haben kein Konzept. Das ist ein katastrophaler Zustand.

 

Bereits 1998 wurde in einer von Bauer & Partner festgehaltenen Studie auf die gleichen Mängel hingewiesen. Seither ist nichts geschehen, außer dass festgestellt wird, dass in einem einzigen Spital eine Ärztin für die Ausbildung zuständig ist. Bitte, das ist in Wien ja viel zu wenig. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das stimmt nicht!)

 

Die ÖVP fordert von den Verantwortlichen, das heißt von der Stadträtin und den neuen Verantwortlichen vom Krankenanstaltenverbund ein Ausbildungskonzept, das praxisnah und patientenorientiert erstellt wird und das auch eingehalten werden muss. Denn es gibt auch jetzt Richtlinien, die ignoriert werden. Der Turnusarzt muss erkennen, was er wann, wo und von wem lernt. Es hat eine Bringschuld zu sein und nicht eine Holschuld. Bei diesem Konzept ist vor allem auch auf die Tutorentätigkeit einzugehen. Auch wenn Sie sagen, es ist ein Problem, aber diese Sachen müssen gelöst werden. Nur so lernen die Jungärzte wirklich etwas vom Anfang, von der Diagnose, von der Therapie und dann hoffentlich von der Heilung der ganze Sache. Es ist unbedingt erforderlich, dass sie bei den Visiten und Morgenbesprechungen dabei sind, denn die Jungärzte haben dann in den Nachtvisiten die Verantwortung für die Patienten und wenn sie nicht wissen, was sie dann verantworten sollen, weil kein anderer da ist, müssen sie zumindest wissen, was sich bisher getan hat. Turnusärzte müssen auch mehr in Ambulanzen eingesetzt werden, denn dort lernen sie für sie praktisch relevante Inhalte.

 

Wenn ich jetzt so viel schimpfe und böse bin, möchte ich gleich sagen, dass die ÖVP nicht der Meinung ist, dass unsere praktischen Ärzte schlechte Ärzte sind. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Dann kann die Ausbildung doch nicht so schlecht sein!) Sie sind ganz ausgezeichnete praktizierende Ärzte, nur den jetzigen Turnusärzten wird durch die mangelnde Ausbildung der Weg zum guten Arzt, zum guten Praktiker, erschwert. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Mag Schmalenberg. Ich erteile ihr das Wort:

 

Abg Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Was Sie heute gesagt haben, Frau Stadträtin, klang schon ein bisschen anders als das, was Sie in der Budgetdebatte im vergangenen November gesagt haben. Sie haben gesagt, Sie wollen in die Zukunft blicken. Das finde ich gut. Sie haben auch gesagt, man soll nichts verharmlosen. Das finde ich auch gut. Ich verstehe aber nicht ganz, warum die SPÖ dann ausgerechnet den Herrn Abg Hundstorfer herausschickt, der nämlich der Meister im Verharmlosen und im Herunterspielen ist. Ich frage mich auch, in welcher Funktion er gesprochen hat. (Abg Johann Driemer: Als Abgeordneter!) Als Gewerkschaftsvorsitzender? Hat er für die Turnusärzte gesprochen? Hat er für die Stadtregierung gesprochen? Es ist nicht ganz herausgekommen, für wen er eigentlich hier steht. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Kollegin, haben Sie nicht zugehört, was er gesagt hat? Das war keine Verharmlosung!)

 

Wir stehen hier für die Turnusärzte, wir stehen hier für die Patientinnen und Patienten und wir verlangen hier, dass rasch Reformen umgesetzt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Dieses Herunterspielen, das Sie vielleicht nicht wollen, Frau Stadträtin, das aber Ihre Kollegen hier vom Rednerpult aus tun, wollen wir nicht. (Abg Rudolf Hundstorfer: Was habe ich denn heruntergespielt?) Wir wissen und ich weiß ganz besonders gut, aus vielen Gesprächen mit Turnusärzten, dass die Zustände wirklich sehr schlimm sind, Herr Kollege Hundstorfer.

 

Die Turnusärzte befinden sich in einer Abhängigkeitsposition. Sie wollen später einmal einen Facharztausbildungsplatz, sie wollen später mal eine Anstellung in einem Krankenhaus. Sie werden in der Hierarchie regelrecht verrieben. Es ist einfach so und es wurde auch schon öfter heute hier gesagt, sie müssen am Ende ihrer Ausbildung eine Abschlussprüfung machen, für die sie von den Oberärzten und den Assistenzärzten in vielen Fällen viel zu wenig vorbereitet werden. Sie müssen viel Arbeit vom Pflegepersonal übernehmen. Eine Turnusärztin hat zu mir gesagt: „Am Tag mache ich 80 Infusionen, 40 Heparinspritzen und 40 Blutabnahmen. Ich weiß nicht, ob das reicht, dass ich dann am Schluss eine voll ausgebildete Ärztin bin."

 

Sie nehmen auch den Oberärzten und Assistenzärzten viel Arbeit ab. Sie schreiben Entlassungsbriefe, sie schreiben Transferierungsbriefe. Ein Turnusarzt hat zu mir gesagt: „Es fehlen in vielen Abteilungen die Diktiergeräte und es gibt auch oft keine Computer, wo wir die Patientenbefunde nachschlagen können, die notwendig sind, um diese Briefe zu schreiben. Weil es oft keinen

 

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