Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 66
den anderen gewandert? Sind das dieselben? Im Grunde genommen sind es immer dieselben Probleme und da bin ich wieder bei der Verantwortung des Krankenanstaltenverbunds.
Wir haben schon in der Aktuellen Stunde darüber
diskutiert, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Für mich ist hier nicht
die Frau StRin Brauner zuständig, sondern so, wie wir es schon immer gesagt
haben: Der Herr Bürgermeister als Letztverantwortlicher und der
Krankenanstaltenverbund. Der wurde ja jetzt neu bestellt und ich will Ihnen
hier nur auflisten, was der Herr Patientenanwalt in dem Bericht drinnen hat:
Gangbetten: Haben Sie noch nie gehört? Schon, das
hört man sehr oft und seit vielen Jahren.
Fehlende Dialyseplätze: Das ist auch nicht etwas, was
man erst jetzt hört.
Menschenwürde bis zuletzt: Hier sage ich, das ist
wirklich überhaupt das für mich völlig Unverständlichste, warum es uns in Wien
nicht gelingt und es nicht möglich ist, dass wir für diesen letzten Gang - das
ist nicht mehr revidierbar, da kann ich nicht sagen: Okay, machen wir es nicht
heute, machen wir es morgen - Abschiedsräume schaffen. Das muss meiner Ansicht
nach möglich sein.
Aufklärungsgespräche der Ärzte: Es steht immer wieder
drinnen, dass es Kommunikationsprobleme gibt, dass der Patient zu wenig
informiert wird. Das ist ein ganz großes Problem, weil der Patient schon so
völlig überfordert ist und wenn dann auch noch die Zeit nicht da ist, dass er
aufgeklärt wird, was passieren könnte, so ist das ein großes Manko.
Verwirrte Bewohnerinnen und Bewohner in
Pflegeeinrichtungen: Da gibt es von der Volksanwaltschaft, vom Herrn Dr
Kostelka, einen wirklich guten Vorschlag. Wir haben beim Volksanwalt schon
gebeten: Diskutieren wir über diese Möglichkeit, wie wir diese Menschen
schützen können. Ich will sie weder zwangsweise irgendwo einkerkern, noch will
ich sie sedieren, sondern es gibt Möglichkeiten, diese Menschen zu schützen.
Wenn Sie glauben, dass Sie dazu zum Beispiel einen Vorschlag lesen, so ist das
nicht der Fall.
Fehlendes Personal vor allem im Pflegebereich, egal
ob im Krankenhaus oder Pflegeheim: Dadurch kommt es immer wieder zum Wundliegen
und, meine Damen und Herren, zum Wundliegen da drinnen kommen zwei Patienten,
einer ist 25 Jahre, der andere 29 Jahre alt! Das sind junge
Patienten, das sind nicht die pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohner,
über die wir hier schon diskutiert haben! Das sind Strukturmängel, das sind
reine Strukturmängel! Dafür ist der Krankenanstaltenverbund zuständig!
Bei der
Herz-, Gefäß- und Transplantationschirurgie: Ich habe das hier schon ein paar
Mal behauptet und Sie haben immer gesagt: „Das stimmt nicht“ - 7 Monate
Wartezeit! Das ist nicht von mir erfunden, das steht hier drinnen, schwarz auf
weiß. Wissen Sie, was 7 Monate für jemanden bedeuten, der noch gerne leben
möchte? Ich denke, hier hat der neue Generaldirektor des
Krankenanstaltenverbunds sehr, sehr viel zu tun, weil einfach diese medizinische
Hochleistung, die wir in Wien anbieten, so etwas nicht verdient und für die
Patientin und den Patienten eigentlich auch nicht aushaltbar ist.
Mein Kollege Abg Günther Barnet wird einen
Beschlussantrag einbringen, in dem wir die Landesregierung auffordern, Dr
Walter Dohr als Patientenanwalt entsprechend den Bestimmungen des Gesetzes über
die Wiener Patientenanwaltschaft umgehend abzuberufen. Ich nehme an, Sie, meine
Damen und Herren, werden diesem Antrag nicht zustimmen, obwohl er sicher zum Wohle
der Patientinnen und Patienten wäre. Die Frau Dr Pilz hat schon gesagt, sie
stimmt ihm nicht zu, weil sie den Dialog mit dem Dr Dohr, mit dem
Patientenanwalt eröffnen möchte. Der Dialog endet im Oktober 2006
ohnedies, da sind 5 Jahre dann abgelaufen. Wie gesagt, ich nehme an, dass unser
Antrag nicht die Mehrheit bekommen wird, das heißt, wir können dann noch
gemeinsam eindreiviertel Jahre lang einen Dialog führen. Aber wenn ich ganz
ehrlich bin, erwarte ich mir keine wesentliche Veränderung. Aber vielleicht ist
auch die heutige Diskussion Auftakt dazu, dass er den Konsens weiter behält,
trotzdem die Öffentlichkeit informiert, wenn es eben - ich nehme jetzt nur ein
Beispiel - Gangbetten gibt, einfach damit sich für die Patientinnen und
Patienten in Wien alles noch mehr zum Besseren wendet. (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Abg Kurt Wagner gemeldet:
Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderats): Frau Präsidentin! Frau
Stadträtin! Hoher Landtag! Meine Damen und Herren!
Wenn wir sehr aufmerksam - und ich habe das jetzt
getan - meiner Vorrednerin bei ihrer Begründung und Argumentation gefolgt sind,
dann bin ich für mich zu dem Schluss gekommen - und Sie verzeihen mir, dass ich
Ihnen das jetzt so sage -, dass wir hier als Wiener Landtag und als Gemeinde
Wien 365 Tage im Jahr die komplette Organisation für eine Grippewelle zur
Verfügung stellen müssten, wir müssten 365 Tage im Jahr den 25. Dezember
als Maß für die Müllabfuhr ins Auge fassen, weil es da die größten Müllberge in
Wien gibt und so auch der Aufwand ist und wir müssten auch - und Sie verzeihen
mir, wenn es gestern Gott sei Dank oder für manche leider den ersten extremen
Schneefall in Wien, in unserer Bundeshauptstadt gegeben hat - 365 Tage im
Jahr die extremsten Bereiche für die Schneeräumung in Betracht ziehen. Sie
werden mir Recht geben, wenn wir das tun würden, würden Sie uns umgekehrt,
meine Damen und Herren, vorwerfen (Aufregung bei der FPÖ.), wir haben
keine schlanke Verwaltung, wir haben im Prinzip nicht dafür Sorge getragen,
nämlich dann, wenn es notwendig ist, zwar da zu sein, aber nicht für alle
Bereiche 365 Tage im Jahr!
Meine Damen und Herren, und heute
erlebe ich hier, dass von einer Oppositionspartei dieses Hauses schon wieder
eines verlangt wird wie in sehr vielen Fällen, wenn Sie kein anderes
politisches Argument mehr haben, nämlich immer dann, wenn Ihnen die Konzepte
ausgehen, dann verlangen Sie halt den Rücktritt von
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