Landtag,
27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 66
der SPÖ hier mit Abstand das substanziellste Referat
vorgebracht hat. Das war also interessant.
Es war auch interessant, was man bei ihm
nachvollziehen kann. Es ist klar, worum es geht. Es geht um Machtfragen. Und
das, was die Macht erhält und irgendwie noch verfassungsrechtlich legitimiert
wird, soll geschehen. Das nehme ich mit. (Abg Heinz Hufnagl: Das wissen die
ÖVP-Landeshauptleute sehr zu schätzen!) Das ist aber nicht das – Herr
Kollege Hufnagl, hören Sie da ein bisschen zu (Abg Heinz Hufnagl: Gerne!); ich nehme an, Sie haben das sicherlich
gehört –, was Ihr großer Vorsitzender, ein gewisser Herr Gusenbauer, gemeinsam
mit dem Vorsitzenden-Stellvertreter, mit dem Wiener Landeshauptmann und
Bürgermeister verlangt hat: Mehr Demokratie. Das ist genau im Widerstreit
zueinander. (Abg Heinz Hufnagl: Das ist
eine Definitionsfrage!)
Herr Präsident Hatzl, es ist legitim zu sagen, es ist
wichtig, dass es klare Mehrheitsverhältnisse gibt, es ist legitim zu sagen, wir
werden daher alles das, was verfassungsrechtlich möglich ist, ausreizen, um ein
System zu haben, mit dem wir eine klare Mehrheit haben. (Abg Christian Oxonitsch: Nicht einmal das wollen Sie!) Es ist auch
ehrlich gewesen. Es war ehrlich, wenn Sie gesagt haben, es ist auch
demokratisch, wenn eine Partei, die gar nicht die Mehrheit hat, dann sogar die
Mehrheit hat, wie das etwa mit dem Vergleich der amerikanischen
Präsidentschaftswahl des Jahre 2000 der Fall gewesen ist. (Abg Kurt Wagner: So hat er das nicht gesagt!) Auch das ist
legitim, und ich finde es auch sehr ehrlich, dass das hier gesagt wird. (Abg Godwin Schuster: Sie wollen was
einzementieren!) Nur, das hat nichts mit dem Anspruch zu tun, der hier in
der Öffentlichkeit von der SPÖ im Zusammenhang mit mehr Demokratie erhoben
wird, und es hat nichts mit dem zu tun, wie etwa die SPÖ immer dann, wenn sie
auf Bundesebene in Opposition ist, agiert – das war ja bereits vor 1970 so, und
der Ausfluss aus dem ist auch die Änderung des Wahlrechtes 1970 gewesen, was
eben gerade auch den Freiheitlichen sehr geholfen hat –, und es hat nicht zu
tun mit dem, was Sie hier sagen. Und das sollte man klar und deutlich hier
auseinander halten.
Ein weiteres Moment darf doch nicht vergessen werden,
weil hier auch von Kammerwahlen die Rede ist, denn wenn ich beispielsweise
vergleiche – der Vorsitzende des Gemeinderates dreht sich zwar jetzt um (Abg Rudolf Hundstorfer dreht sich um und
schaut ganz aufmerksam in Richtung des Redners) –, wie
Personalvertretungswahlen auf Bundesebene vor sich gehen, so wählt man dort
einen Dienststellenausschuss, einen Fachausschuss, einen Zentralausschuss, und
dieser Zentralausschuss bildet eigentlich ziemlich genau ab, wie die
Zusammensetzung der Stimmen ist. In Wien hat man ein völlig anderes System. Sie
beklagen sich, dass das bei der Wirtschaftskammer irgendwie nicht so
proportional ist, aber wenn ich mir das Wiener System anschaue, so werden da
einmal unten welche gewählt, die wählen dann wieder welche, die wählen dann
wieder andere. Und dass da natürlich dann am Schluss etwas herauskommt, was für
die Mehrheitspartei deutlich günstiger ist, ist auch klar.
Natürlich ist das auch ein System, das unter das zu
subsumieren ist, was der Präsident Hatzl gesagt hat. Es ist sicherlich
verfassungsrechtlich legitim, aber es ist sicherlich nicht das, was wir uns
unter einer proportionalen Demokratie vorstellen. Wir werden dem Wähler klar
darlegen, worum es geht, nämlich ob er sich zu einem echten demokratischen
System bekennt, wo wir glauben, dass die Proportionalität eine große Rolle
spielt, oder ob es darum geht, dass man verfassungsrechtliche Verhältnisse hat.
(Abg Heinz Hufnagl in Richtung der FPÖ:
Die haben 16,2 Prozent der Stimmen und 16 Mandate! Sollen wir ihnen noch
Mandate schenken?) Kollege Hufnagl, ich erachte Sie als zu intelligent, als
dass Sie tatsächlich diesen Zwischenruf, den Sie hier gemacht haben, ernst
gemeint hatten. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner hat sich Herr StR Ellensohn gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
StR David Ellensohn: Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es war jetzt fast interessant, auch wenn es etwas
länger gedauert hat, die vielen Ausführungen anzuhören. Weniger erfreulich war
dieses Ping-Pong-Spiel zwischen ÖVP und SPÖ, die sich gegenseitig vorwerfen, in
welchem Bundesland die Wahlordnung vielleicht noch eine Spur mehr, ich sage
jetzt extra nicht undemokratisch, sondern mehrheitsverstärkend ist. Denn das
ist nicht automatisch undemokratisch, das glaube ich nicht. Aber da kommt
dieser Vorwurf und da geht jemand von der ÖVP heraus und sagt, in Wien ist das
mehrheitsverstärkend – stimmt –, dann geht jemand von der SPÖ heraus und sagt,
aber in Tirol macht ihr es nicht anders, in Niederösterreich macht ihr es nicht
anders, in der Wirtschaftskammer ist es nicht gut. Als Gegenargument kommt
nicht von der ÖVP, wir werden es in der Wirtschaftskammer besser machen,
sondern im ÖGB ist es auch nicht gut.
Bei jedem dieser Vorwürfe sitze ich auf meinem Platz
und denke mir, das stimmt alles, aber was glauben wir, geht es heute
11 zu 9 aus 11 zu 10 aus? Ist das ein Handballmatch, wo
jeder ein Tor wirft? (Heiterkeit bei den
GRÜNEN und der SPÖ.) Das ist doch lachhaft. Da müssen sich doch beide
zumindest was überlegen.
Der Herr Hatzl hat jetzt deutlich ausgeführt, dass es
seiner Meinung nach korrekt ist, wenn es ein Wahlrecht gibt, das
mehrheitsverstärkend ist. Der steht wenigsten dazu. Über das kann man sogar
diskutieren. Jeder, der das auf der Uni lernt, lernt exakt das in
Politikwissenschaft. Das gibt es oder nicht, es hat alles ein Für und ein
Wider. Darüber könnte man reden. Die ÖVP geht ja heraus und tut so, als ob sie
nicht dafür wäre, aber überall dort, wo sie die Macht hat, macht sie es
genauso. Sie sind unglaubwürdig. Unglaubwürdig!
Wir sind nicht glücklich mit dem
Wahlrecht, das wir in Wien haben, und wir würden uns ein anderes wünschen. Wir
würden uns ein anderes wünschen, aber wenigstens geht jemand von der SPÖ heraus
und erklärt uns, warum
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