Landtag,
28. Sitzung vom 06.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 10
(Beginn um 10.31 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Hohes Haus!
Meine Damen und Herren!
Als wir den Termin für die heutige festliche
Landtagssitzung festgelegt haben, wussten wir alle von der schweren Krankheit
und dem großen Leiden des Papstes. Wir wussten auch, mit welchen Anstrengungen,
aber auch mit welcher Kraft er trotz seiner gesundheitlichen Behinderung sein
Amt deutlich erkennbar ausübte. Trotzdem war es eine sehr schreckliche
Nachricht als man am Samstag spät abends die Glocken hörte. Man wusste, dass er
von dieser Welt abberufen wurde oder, um Kardinal Schönborn zu zitieren, der
vom "Heimgang und der Zeit und des Aufatmens für Johannes Paul II"
sprach.
Der Tod von Papst Johannes Paul II lässt nicht nur
die Katholiken und die Angehörigen verschiedener christlicher
Religionsgemeinschaften trauern, sondern er bedrückt die Menschen auf der
ganzen Welt, unabhängig ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer Rasse. Wenn
zum Beispiel der Präsident der Palästinenser Mahmoud Abbas zum Ableben sagte:
„Er war ein bedeutender Kirchenvertreter, der sein Leben den Werten und den
Werten des Friedens, der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Gleichheit aller
Völker und Religionen sowie dem Recht unseres Volkes auf Unabhängigkeit
gewidmet hat". - So ist das eine, wie ich meine, sehr genaue Beschreibung
seines Lebens, seiner Werte und seiner Vorstellungen.
Bundespräsident Dr Heinz Fischer sprach ebenfalls mit
Recht vom Verlust einer allseits anerkannten moralischen Instanz für Frieden,
Menschenrechte, Gerechtigkeit und des Kampfes gegen Armut.
Zu uns Österreichern und zu uns Wienern hatte der
Papst ein besonderes Verhältnis. Dreimal war der Papst offiziell in Österreich
und bei allen Besuchen kam er nach Wien, auch diese Ereignisse bleiben
unvergessen.
Natürlich war er in manchen Fragen auch ein
Herausforderer mit seiner Haltung oder auch schwierig. Ja, es hat auch oftmals
von Tiefgläubigen großen Widerspruch bezüglich seiner Entscheidung oder
Nichtentscheidung gegeben, aber die überwiegende Mehrzahl seiner Leistungen und
Entscheidungen sind unbestritten und ich bin überzeugt, dass viele seiner
besonders sozialen Botschaften weiterhin sehr lebendig weiterleben werden. Mit
Recht wird um ihn getrauert. Und ich bitte Sie als Mitglieder des Wiener
Landtages stellvertretend für die Wienerinnen und Wiener zum Zeichen der
Trauer, sich von den Plätzen zu erheben.
(Alle erheben sich von den Plätzen. – Trauerminute.)
Ich danke Ihnen.
(Die Plätze werden wieder eingenommen.)
(Streichquartett von Joseph Haydn wird gespielt.)
(Allgemeiner Beifall.)
Hoher Landtag! Meine Damen und Herren!
Ich darf Sie zur heutigen festlichen Sitzung des
Wiener Landtages anlässlich 60 Jahre Befreiung Österreichs vom Faschismus
und Beendigung eines furchtbaren grausamen Krieges, aber auch 60 Jahre
Zweite Republik und die damit verbundene Befreiung Wiens sowie das
Wiederentstehen Wiens als Bundesland, aber auch 50 Jahre Staatsvertrag
herzlich willkommen heißen.
Die festliche Sitzung des Landtages ist somit
eröffnet.
Mit besonderer Freude begrüße ich respektvoll unseren
Herrn Bundespräsidenten Dr Heinz Fischer. (Allgemeiner Beifall.)
Ebenfalls
mit hohem Respekt begrüße ich gemeinsam die Vertreter der hohen Geistlichkeit,
den Herrn Bischof der Evangelischen Kirche Mag Herwig Sturm, den Herrn Bischof
der Altkatholischen Kirche Bernhard Heitz, Herrn Oberrabbiner Chaim Eisenberg
von der Israelitischen Kultusgemeinde, Herrn Präsident Anas Schakfeh von der
Islamischen Glaubensgemeinschaft sowie Herrn Monsignore Dr Hugo Unterberger als
persönlichen Vertreter von Kardinal Dr Christoph Schönborn von der
römisch-katholischen Kirche. Herzlich willkommen. (Allgemeiner Beifall.)
Mit
besonderer Dankbarkeit und Herzlichkeit darf ich aber jene Persönlichkeiten
begrüßen, die stellvertretend sowohl für die Opfer des faschistischen Terrorregimes,
aber auch für den Widerstand gegen dieses Terrorregime stehen. Herrn
Vorsitzenden Prof Ströer vom Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Herrn
Dr Kastelic, Präsident der ÖVP-Kameradschaft, Herrn Oskar Wiesflecker vom
KZ-Verband sowie Herrn Dr Ariel Muzicant, den Präsidenten der Israelitischen
Kultusgemeinde. Herzlich willkommen. (Allgemeiner Beifall.)
Ich darf
namens des Wiener Landtages besonders für die Bereitschaft danken, heute zu uns
zu sprechen und begrüße mit ganz großer Herzlichkeit Frau Dkfm Dr Maria
Schaumayer, die frühere Präsidentin der Österreichischen Nationalbank, aber in
diesem Haus ganz besonders als langjährige amtsführende Stadträtin im
vertrauten Gebäude. Herzlich willkommen. (Allgemeiner Beifall.)
Es ist mir
eine Ehre, für die vielen früheren, langjährigen Mandatare im Landtag sowie
unserer Stadt für die Bezirksvorsteher unseres Bundeslandes und unserer Stadt
stellvertretend für alle den früheren Lhptm und Bgm aD Mag Leopold Gratz
willkommen zu heißen. (Allgemeiner Beifall.)
Mein Gruß
gilt auch allen hohen Würdenträgern aus Kammerfunktionen, aus dem öffentlichen
Leben, der Beamtenschaft. Ich nenne für alle einen herzlich willkommen, den
Präsidenten des Rechnungshofes, Herrn Dr Josef Moser. (Allgemeiner Beifall.)
Ich danke
aber auch und begrüße herzlich die Repräsentanten der Gewerkschaft der
Gemeindebediensteten und die vielen, die heute alle zu uns gekommen sind,
natürlich auch die Vertreter der Medien und für die Bereitschaft, auch über
diese heutige festliche Veranstaltung zu berichten.
Hohes Haus! In den ersten Tagen
des April 1945, konkret am 6. und 7. April begann in Wien das
Abschütteln des faschistischen Joches. Die Rote Armee startete den Einmarsch in
Wien und bestimmte vorerst als einzige Besatzungsmacht das Geschehen unserer
Stadt und unseres Bundeslandes. Dass Wien nicht wie Budapest
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