Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 79
sie empfangen hat, das Kind behält.“
Der Appell Bruno Kreiskys sollte uns auch heute
parteiübergreifend ein Auftrag sein, alles Menschenmögliche zu tun, um Frauen
in einer solchen schwierigen Situation nicht allein zu lassen. Frauen dürfen in
dieser Situation einfach nicht alleine gelassen werden. Sie brauchen Mitgefühl,
konkrete Unterstützung, sofortige Hilfe und teilweise langfristigen Beistand. (Beifall
bei der ÖVP.)
Daher ist Folgendes verstärkt zu tun: Ausreichende
Beratung und psychologische Betreuung und ein verstärktes Angebot an
Beratungseinrichtungen über eine Lösung zum Erhalt des menschlichen Lebens. Oft
steht die Frau unter sehr starkem psychischen Druck von Familienangehörigen,
genauer gesagt des Kindesvaters, diesen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu
lassen. Hier geht es darum, ein konkretes Aufzeigen von individuellen
Lösungsmöglichkeiten in einer eben nicht selten schwierigen familiären
Situation zu ermöglichen.
Weiters ist die ausreichende finanzielle
Unterstützung für das Großziehen eines Kindes sehr wesentlich. So ist die
öffentliche Hand gefordert, gesellschaftliche und vor allem finanzielle
Rahmenbedingungen für den Schutz zu gewährleisten. Da ist vieles schon
geschehen, wie zum Beispiel das Kinderbetreuungsgeld, Mutterschutzbestimmungen
im Arbeitsrecht, finanzielle Vergünstigungen aus sozialen Gründen oder für
einkommensschwache Familien. Aber dennoch, es muss noch wesentlich mehr getan
werden.
Hier haben wir folgenden Vorschlag, dass wir eine
Anlaufstelle im Wiener Arbeitnehmerinnen Förderungsfonds, dem WAFF, für
schwangere Frauen in einer beruflichen und wirtschaftlichen Notlage einrichten.
Der Verein HMI gibt an, in 7 Jahren 1 100 Frauen angestellt zu
haben, um diesen Frauen aus einer Notlage zu helfen und ihnen die Entscheidung
für das Kind überhaupt erst einmal zu ermöglichen. Ich nehme an, dass das
teilweise aggressive Verhalten und Vorgehen von Demonstranten genau auf dieser
Begründung beruht. Das wäre nicht notwendig, wenn seitens der Stadt Wien
ausreichend Bewusstseinsbildung und Aufklärung betrieben würde und die von uns
geforderte Stelle beim WAFF eingerichtet werden würde, sobald als möglich, wenn
es geht. (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist klar, dass eine finanzielle Unabhängigkeit
Frauen zusichert, dass sie nicht fremdbestimmt entscheiden müssen oder sich
unter Druck für diesen Schritt entscheiden. Ich halte es für notwendig, da es,
so wie in vielen anderen Ländern der EU, bei uns keine offiziellen Statistiken
gibt, dass solche Statistiken von der Wiener Stadtregierung erhoben werden,
auch eine Motivforschung, klarerweise unter Wahrung der Anonymität, um den
beratenden Stellen und der Politik die möglichen Grundlagen für die Betreuung
und Beratung zur Verfügung zu stellen.
Ich bringe jetzt meinen Beschlussantrag ein, dessen
Antragstext ich kurz verlesen darf:
„Der Wiener Landtag spricht sich für eine deutliche
Verstärkung der Betreuungs- und Beratungsmaßnahmen in Wien für jene Frauen, die
eine Schwangerschaft abzubrechen beabsichtigen, aus. Dabei soll ein ganzheitlicher
Ansatz im Vordergrund stehen, der in dieser schwierigen Situation auch den
Kindesvater mit einschließt und in die Verantwortung nimmt.
Der Wiener Landtag spricht sich für eine Anlaufstelle
im Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds aus, die ausschließlich für schwangere
Frauen in einer beruflichen und wirtschaftlichen Notlage eingerichtet wird.
Weiters für eine umfassende statistische Erfassung der Schwangerschaftsabbrüche
und für die Erhebung der Motivlage unter voller Wahrung des Rechtes auf Datenschutz
und Anonymität und für eine personelle und räumliche Trennung des beratenden
von dem den Schwangerschaftsabbruch durchführenden Arzt, um die Möglichkeit zu
bieten, von allen angebotenen Hilfs- und Beratungsmaßnahmen Gebrauch machen zu
können.“
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Herrn
Landeshauptmann und an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Integration,
Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Gesellschaft, die Rechtsordnung muss sagen,
Kinder sind willkommen, jedes einzelne Kind, und Frauen werden in
entscheidenden, schwierigen Lebenssituationen, die das menschliche Leben
berühren, nicht alleine gelassen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Mag Heidemarie Unterreiner: Als
nächster Redner ist Herr Abg Josef Wagner gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich habe mich bei den vorhergehenden
Debattenbeiträgen ein bisschen gewundert, ob wir wirklich tatsächlich über eine
Novelle des Wiener Landes-Sicherheitsgesetzes reden, weil sehr vieles, was Sie
hier vorgebracht haben und auch an Anträgen eingebracht haben, glaube ich, sehr
richtig und gut ist und unterstützenswert ist, soweit es die Frage von Frauen,
von ungewollter Schwangerschaft, von Schutz des Lebens, auch von Schutz der
persönlichen Sphäre, der Meinungsfreiheit und so weiter betrifft. Ich frage
mich nur, warum Sie das nicht... (Beifall
bei der FPÖ.) Ich frage mich nur, warum Sie das nicht in den entsprechenden
anderen Ausschüssen und Gremien getan haben. (Abg Dr Sigrid Pilz: Haben wir!
Haben wir schon! Haben wir schon!) Wenn Sie das getan haben, tut es mir
Leid, dass es nicht berücksichtigt wurde. Ich glaube, dass die Frau Stadträtin
Ihnen damit jetzt ungewollt die Möglichkeit gegeben hat, alles aufzuzeigen, was
im sozialen Bereich der Stadt Wien schief läuft, um hier bei einer Debatte über
ein Landes-Sicherheitsgesetz Themen hereinzubringen, die mit Landessicherheit
im ursächlichen Sinne wenig zu tun haben.
Ich möchte mich daher im
Wesentlichen schon auch auf die Frage der Landessicherheit und der im
Landes-Sicherheitsgesetz geregelten Bestimmungen zur Unfugabwehr oder zur
groben Belästigung beschäftigen, weil
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