Landtag,
30. Sitzung vom 23.05.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 64
begründen eben solche Anforderungen im Schulwesen, und so kann die unbedingte Einhaltung dieser Relationen sowohl im ländlichen Raum, zum Beispiel infolge Landflucht, als auch im städtischen Ballungsraum, insbesondere wegen nichtdeutschsprachiger Immigrationsströme, zu unerwünschten Effekten führen. Es wurde daher vereinbart, eine Bund/Länder-Arbeitsgruppe einzurichten. Deren Aufgabe wird nach dem Wortlaut des Paktums im Jahre 2007 unter anderem die Evaluierung des Systems der Verhältniszahlen in den Jahren 2005 und 2006, aber wohl auch die Evaluierung der Angemessenheit der zusätzlich durch den Bund zur Verfügung gestellten Mittel im Vergleich zu den bestehenden Strukturproblemen sein.
Dass im städtischen Ballungsraum mit dem steigenden
sonderpädagogischen Förderbedarf auf Grund eines hohen beziehungsweise
ansteigenden Anteils von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache Strukturprobleme
einhergehen können, die die unbedingte Einhaltung der obigen Verhältniszahlen
zu relativieren imstande sind, zeigt das im FAG-Paktum festgeschriebene
Zugeständnis des Bundes, den Ländern in den Jahren 2005 und 2006 und auch in
den beiden folgenden Jahren jeweils 12 Millionen EUR jährlich
zusätzlich zur Verfügung zu stellen.
Worauf ich aber im Besonderen hinweisen möchte, ist
der Widerspruch, der in der Tat besteht zwischen der Formulierung "die
Aufteilung wird nach der Volkszahl vorgenommen" dieser
12 Millionen EUR und der zwischen dem Bundesministerium für Finanzen,
dem Unterrichtsministerium, um es abgekürzt zu sagen, festgelegten Deckelung
für Wien von 2,7 Millionen EUR. Dies steht im Widerspruch zum
bestehenden Finanzausgleichspaktum, das wir in der Tat abgeschlossen haben.
Ich sehe daher in einer zu erwartenden Zustimmung der
Wiener Landesregierung zum Stellenplan von diesen 792 Lehrern keinerlei
Konterkarierung des Finanzausgleichs und des abgeschlossenen Finanzpaktums
zwischen Wien und dem Bund.
Präsident Johann Hatzl: Die 1.
Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Zunächst einmal zwei kurze Anmerkungen.
Erstens: Die Antwort war schön lang, aber sie hat
sich nicht auf meine Frage bezogen. Das ist ein gewisser Schönheitsfehler.
Und zweitens: Vom Finanzausgleich 2005 ist in meiner
Anfrage auch nicht die Rede.
Tatsächlich ist es ja so, dass im Finanzausgleich
2000 der Lehrer-Schüler-Schlüssel zum Nachteil verändert wurde. Soviel dazu.
Aber jetzt noch einmal zu meiner Frage, weil ich
hätte schon ganz gerne eine Antwort darauf.
Im Stadtschulrat wurde beschlossen, dass die
Landesregierung aufgefordert wird, einen Stellenplan zu erstellen, der um diese
792 Dienstposten höher liegt als im Finanzausgleich vereinbart. Dazu
wurden Sie also aufgefordert.
Und meine Frage war, ob Sie einen Stellenplan erstellen
lassen, der diese plus 792 Dienstposten beinhalten wird, und ob das dann
auch im Bundesministerium so eingebracht wird.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Erstens einmal
möchte ich Sie schon darauf aufmerksam machen, dass Sie, wenn Sie in Ihrer
Frage sagen „Im Rahmen des Finanzausgleiches haben Sie", dabei auch vom
letzten Finanzausgleich ausgehen. Es ist in der Tat richtig, dass Sie das hier
nicht gesagt haben, aber es bedarf schon einiger Spitzfindigkeiten, um das dann
so hinzudrehen, dass ich damit die Frage nicht beantwortet hätte. Das tut mir
Leid, aber diese Anmerkung muss ich hier sehr wohl machen.
Und im Übrigen habe ich Ihre Frage beantwortet, die
Sie hier gestellt haben. Denn die eigentliche Frage bedeutet, ob ich
beabsichtige, mit einem derartigen Beschluss der Landesregierung das
Finanzausgleichspaktum zu konterkarieren. Und ich habe Ihnen geantwortet, nein,
weil ich keine Konterkarierung darin sehe.
Aber ich sage Ihnen auch mit jener – das liegt an mir
– verständlichen Deutlichkeit: Jawohl, ich habe die Absicht, respektive die Frau
Vizebürgermeister hat die Absicht, diesen Beschluss des Stadtschulrates in der
Landesregierung einzubringen. Es hat dieser Beschluss den Charakter der
Antragstellung an das Bundesministerium, und dies werden wir selbstverständlich
tun, schon um den optimalen Bedarf – das ist das, was der Stadtschulrat ja auch
festgestellt hat – darzulegen.
Es hätte ja, wenn dieser Sonderbedarf grundsätzlich
seitens des Bundes nicht anerkannt worden wäre, auch diese
12 Millionen EUR nicht gegeben. Also so gesehen sehe ich da keinen
Widerspruch. Ich konterkariere nichts. Und ja, wir werden ihn einbringen und,
so hoffe ich, beschließen.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg
Strobl.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Die Frau
Präsidentin des Stadtschulrates hat in der letzten Kollegiumssitzung bekannt
gegeben, dass sie, so wie im Vorjahr, wieder rund 700 bis 800 zusätzliche
Dienstposten einfordern will, so wie Sie das gerade beantwortet haben, Herr
Landeshauptmann, und hat dazugesagt, dass das die Aufgabe des Landes ist, das
nun sicherzustellen.
Ich habe mir erlaubt, sämtliche Protokolle und auch
die Stellungnahme der Stadt Wien zum Finanzausgleich 2004 anzuschauen. Nachdem
ja bereits im Vorjahr diese 700 Dienstposten auch von uns mitbeschlossen
wurden, habe ich nirgendwo die Stelle gefunden, dass diese verhandelt worden
wären. Also bei Finanzausgleichsgesprächen scheinen diese 700 zusätzlichen
Dienstposten nirgendwo auf.
Ich stelle daher an Sie die Frage:
Werden Sie mit der Frau Präsidentin des Stadtschulrates ein Gespräch führen, in
dem Sie ihr klarmachen, dass es nicht sinnvoll ist, etwas einzufordern, das
nach Abschluss von Verhandlungen niemals gefordert wurde und daher auch nicht
von einem Bundesministerium für Bildung, das gar nicht zuständig ist, weil das
ja mit dem Finanzministerium
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