Landtag,
32. Sitzung vom 15.09.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 9
gewesen, die durch viele Jahre unter schlimmen Beeinträchtigungen der Gesundheit - beispielsweise bei Leopold Figl - unter diesem Regime gelitten haben, gegen dieses Regime gekämpft haben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist daher
ein Skandal, wenn Herr Ellensohn, mit welcher Berechtigung immer, hier solche
Worte findet (StR David Ellensohn: Sie haben eine Koalition mit einem
Gudenus, nicht ich!), wie er sie gefunden hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist ein Skandal, Herr Ellensohn, und nicht Ausdruck besonderer
intellektueller Fähigkeiten - um mich sehr gelinde auszudrücken -, wenn Sie die
Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofs zum Thema Ausländerwahlrecht mit dem
Holocaust in einem Atemzug nennen. Herr Ellensohn, Sie sind damit auch ein
Holocaust-Verniedlicher. Das sei Ihnen an dieser Stelle gesagt. (Beifall bei
der ÖVP. - Abg Mag Maria Vassilakou: Schämen Sie sich! Wirklich wahr, schämen
Sie sich!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg Mag Maria
Vassilakou: Schämen Sie sich!) Schämen sollen Sie sich, denn das ist
ein Skandal! (Beifall bei der ÖVP.) Hier geht es um die
Rechtsstaatlichkeit, und es geht darum, meine sehr geehrten Damen und Herren
von den GRÜNEN... (Abg Mag Maria Vassilakou: Sie haben ihn gewählt! Sie
haben John Gudenus gewählt! Sie haben ihn in den Bundesrat gewählt!) Sie
haben Folgendes getan: Der Holocaust ist das Schlimmste, was im
20. Jahrhundert geschehen ist (StR David Ellensohn: Sie sitzen mit
Holocaust-Verharmlosern in einer Koalition, nicht ich!), und Sie sind
derjenige, der gesagt hat, dass das Ausländerwahlrecht vom
Verfassungsgerichtshof aufgehoben worden ist, dass das von Ihnen in einem
Atemzug mit dem Holocaust gesehen wird. Und das ist ein Skandal, den ich
zurückweise! (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenrufe bei den GRÜNEN und der
ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr StR Herzog.
StR Johann Herzog (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor ich auf die Sache selbst eingehe, möchte ich
noch ein Wort zum Kollegen Ellensohn verlieren, der Herrn Gudenus junior massiv
angegriffen hat, und wie ich glaube, in unglaublicher Weise. (Abg Gerhard
Pfeiffer: Das zeigt den Geist dieses Herrn!) Ich nehme an, dass Sie alle
mir da zustimmen, dass Sippenhaftung als Prinzip ein Merkmal diktatorischer
Regime ist, und ich bin überrascht, dass die GRÜNEN dieses Thema in dieser
Sache wieder aufnehmen. Im Übrigen möchte ich zu einer von ihm angesprochenen
Insellösung nur sagen: Da verwechselt er ganz offensichtlich Gudenus junior mit
dem sozialdemokratischen Innenminister Schily.
Nun zur Sache selbst. - Dem Ersuchen des
Landesgerichtes für Strafsachen auf Aufhebung der Immunität und Auslieferung
des Bundesrates Mag John Gudenus stimmen wir zu, so wie wir bereits am
29. April in diesem Hause dem nämlichen Begehren hinsichtlich des Mag John
Gudenus ebenfalls zugestimmt haben.
Die grundsätzliche Debatte zum Thema wurde ja im
Frühjahr dieses Jahres intensiv abgehalten, mit großem Ernst und mit großer
Intensität. Sie hat, neben der Aufhebung der Immunität und seiner Auslieferung,
auch in einen gemeinsamen Resolutionsantrag aller Parteien dieses Hauses
gemündet. Darin haben sich das Hohe Haus und seine sämtlichen Mitglieder im
gegebenen Anlassfall, aber auch in grundsätzlicher Weise gegen Leugnung und
Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen ausgesprochen. Wir
Freiheitliche unterstützen und teilen diesen Standpunkt uneingeschränkt. Es ist
eine Verpflichtung, der Opfer der damaligen Zeit und des damaligen
Unrechts-Regimes in Würde zu gedenken. In der Sache selbst kann man nur das im
Frühjahr Festgestellte wiederholen.
Die FPÖ - um das auch klarzustellen - hat sich
unmittelbarst nach Bekanntwerden der inkriminierten Äußerungen von Bundesrat
Gudenus getrennt. Er ist nicht mehr Mitglied der FPÖ, und Einfluss auf die
Rücklegung des Bundesratsmandates ist von uns aus nicht mehr gegeben gewesen.
Die Situation hat daher, wie ich glaube, in diesem
Punkt eine Zweitauflage der Diskussion mit sich gebracht. Ich glaube, dass die
Äußerungen, wie sie im Frühjahr in diesem Haus abgehandelt wurden, die
wesentlich deutlicheren, schwerwiegenderen und massiveren gewesen sind, als wir
sie heute hier haben. Daher bringt die heutige Debatte - das zeigt sich im
Grunde genommen ja schon - eine Neuauflage der damals vorgebrachten und
natürlich noch heute gültigen Argumente. Da hätten wir natürlich auch die
Zustimmung zu einer Vorgangsweise gegeben, die eine Abhandlung und eine Zustimmung
aller Fraktionen im Immunitätsausschuss sowie eine nachfolgende Zustimmung
durch Zeitablauf von acht Wochen vorgesehen hätte. Herr Präsident Hatzl hat aus
guten Gründen einen anderen Weg gewählt. Wir haben natürlich auch diesen Weg
mitgetragen.
Ich darf noch einmal feststellen - das ist für uns
keine Frage -, dass wir der Aufhebung der Immunität und der Auslieferung von
Bundesrat Mag John Gudenus zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Barnet.
Abg Günther Barnet (Bündnis Zukunft
Wien - die Stadtpartei): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Die Vorredner haben versucht, der Debatte
verschiedene Elemente und Richtungen zu geben. Wenn wir uns heute zum dritten
Mal treffen, um die Causa Bundesrat Gudenus zu diskutieren, noch dazu mitten im
Wahlkampf, der ja ausgebrochen ist, dann hat das - verzeihen Sie mir dieses
Eigenschaftswort - ein bisschen an Morbidem an sich. Es ist für mich nahezu
skurril, dass wir uns treffen, eigentlich in einer Wahlauseinandersetzung
miteinander stehen und über alle möglichen Themen, die die Stadt bewegen,
diskutieren könnten. Natürlich will ich jetzt das Thema nicht abwerten,
dessentwegen man über Gudenus diskutiert und ihn ausliefert, aber es ist nicht
- wie soll ich sagen? - die unmittelbarste Frage der Stadtpolitik, die jeden
Bürger und auch mich ständig bewegt.
Dennoch
bin ich dem Kollegen Ellensohn dankbar für das, was er in dem Zusammenhang
versucht hat, neben anderen Dingen, die, finde ich, nicht in Ordnung waren.
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