Landtag,
3. Sitzung vom 25.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 78
60-jährigen Müllmann vorstellen, der jeden Tag so und so viele Tonnen Müll aus dem Müllraum oder aus dem Keller zum jeweiligen Fahrzeug trägt. – Das ist die eine Seite.
Ich weiß, dass es auch eine andere Seite gibt, die
ich keineswegs schön reden will und die ich auch nicht bestreite. Aber sie ist
mit Sicherheit vor einem ganz anderen Hintergrund zu betrachten, als das halt
gewöhnlich auch in öffentlichen Debatten getan wird, in denen man mit Begriffen
wie “Nichtsarbeiter“, “Nichtstuer“, "Obezaarer" und ähnlichen
Ausdrücken mehr sehr schnell bei der Hand ist. Ich habe überhaupt nichts
dagegen, wenn wir uns das detailreich anschauen. Wir können uns genau damit
auseinander setzen Ich bitte lediglich um größtmögliche Seriosität! Niemand von
uns soll jene Leute, die gerade im Dienstleistungsbereich der Stadt Wien
hervorragende Arbeit leisten und die zum Teil auch sehr harte Arbeit leisten,
denunzieren. Ich bin überzeugt davon, dass das auch niemand will. Und ich kann
Ihnen sagen: Wir wollen natürlich auch größtmögliche Effizienz beim Einsatz der
Mittel im Personalbereich. Umso mehr können wir in anderen Bereichen Gutes tun.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke.
Wir kommen zur 2. Zusatzfrage: Herr Abg Herzog, bitte.
Abg Johann Herzog
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Sie haben die Fragen nach
quasi arbeitsbedingten Pensionierungen beantwortet. Dr Ulm hat die Frage
ausgeweitet. Die Frage bezieht sich in erster Linie auf Beamte und Beamtinnen.
Es gibt aber natürlich Höchstgerichtsurteile, sowohl im österreichischen und
auch im europäischen Bereich, wo die Gleichbehandlungsfrage zwischen Männern
und Frauen pensionsrechtlich praktisch durchexerziert wurde. Sie wird in
Österreich erst zeitverschoben verwirklicht. Aber das steht im Raum. Und es wäre
durchaus möglich, dass entsprechende Urteile auch in anderen Fragen der
Gleichbehandlung zum Beispiel von Beamten und Nicht-Beamten angestrebt werden.
Daher ist die Frage zu
stellen: In welchem Ausmaß werden die nichtbeamteten Mitarbeiter der Stadt Wien
nicht im Rechtssystem, aber in der Praxis der Gemeinde Wien gleichberechtigt
behandelt? Oder: In welchem Ausmaß ist zu erwarten, dass sich auf Grund von
Gerichtsurteilen in Österreich oder Europa ein zukünftiges Problem ergeben
könnte?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Das
geht natürlich rechtskonform. Das Beamtengesetz und das
Vertragsbedienstetengesetz werden ganz genau nach den jeweiligen Regelungen in
diesem Bereich behandelt.
Die andere Frage, wie das bei der Pensionierung
ausschaut, halte ich zwar für wahnsinnig spannend, aber in einer Fragestunde
für eine Spur überzogen. Da geht es nämlich um die Frage der Harmonisierung der
Pensionssysteme von Beamten und nichtbeamteten Vertragsbediensteten, wenn ich
alle mit dazuzähle. Diese Diskussion führen wir jetzt im Grunde genommen seit
Jahrzehnten, aber auf jeden Fall seit sechs Jahren mit besonderer Intensität.
Wenn ich mir hier die Diskussionsbeiträge zu dieser
Frage der Harmonisierung anhöre, nicht zuletzt auch jene vom Präsidenten der
Gewerkschaft der öffentlich Bediensteten, dann gehe ich davon aus, dass wir
wahrscheinlich jedenfalls unser gemeinsames politisches Leben noch hier darüber
diskutieren werden, wie diese Harmonisierung tatsächlich zustande kommen wird.
Alle großen Worte, die hier gesprochen wurden, sind ja bisher – sagen wir
einmal – eher marginal umgesetzt worden. Das ist mit ein Grund, warum
nicht Wien allein, sondern nahezu alle Bundesländer ihr eigenes Pensionsrecht
geschaffen haben, was dann den Nachteil nach sich gezogen hat, dass es
natürlich zu unterschiedlichen Formen der Harmonisierung zwischen
Vertragsbediensteten und Beamten der Landesebene gekommen ist und dass es
darüber hinaus auch noch Unterschiede zwischen den Ländern gibt.
Ich fühle mich bei dieser Thematik in einer
Fragestunde zwar nicht grundsätzlich, aber doch leicht überfordert, auch
angesichts dessen, dass wir die Fragestunde schon erheblich überzogen haben.
Ich meine, diese Grundsatzdiskussion ist einigermaßen seriös zu führen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 3. Zusatzfrage:
Frau Abg Puller, bitte.
Abg
Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Zu Ihrer Meinung, dass
Pensionierungen wegen Krankheit wirklich darauf zurückzuführen sind, dass es
viele Dienstleistungsbetriebe und Berufe gibt, die auf Grund ihrer schlechten
Arbeitsbedingungen auch krank machen: Meine diesbezüglichen Bedenken gehen eher
in die Richtung, dass die Posten von krankheitshalber Pensionierten nicht mehr
nachbesetzt werden und auf diese Weise für mich ein versteckter Personalabbau
in vielen Betrieben durchgeführt wird. Das führt dazu, dass es Teilzeitkräfte
oder Leiharbeitskräfte gibt. Ich kann das Beispiel Wiener Linien nennen: In der
Wagenrevision werden schon seit Jahren bei natürlichen Abgängen keine
Nachbesetzungen mehr vorgenommen. Das ist auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit
sehr kontraproduktiv.
Herr Landeshauptmann! Wie
wollen Sie diesem Trend entgegenwirken?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte,
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau Abgeordnete! Ich hoffe, Sie nicht allzu sehr zu
enttäuschen, wenn ich sage, dass ich die Nichtnachbesetzung bei Abgängen nicht
per se für verwerflich halte. Das hängt auch stark damit zusammen, was im
jeweiligen Bereich an Entwicklungen absehbar ist. Selbstverständlich
unterliegen der Dienstleistungsbereich des Magistrats im Besonderen, aber auch
der hoheitliche Bereich permanenten Veränderungen, weil sich die Umwelt
entsprechend verändert, weil sich die Gesetzeslage verändert, weil sich die
Bedürfnisse der Menschen verändern, weil sich die technologischen
Voraussetzungen ändern. Darüber besteht
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular