Landtag,
4. Sitzung vom 30.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 42
auch alle keinen, aber ein paar kriegen dann doch
welche? Da hat sich schon immer so ein gewisses Naheverhältnis zur SPÖ
aufgemacht. Und man gibt diesen LehrerInnen durchaus den guten Tipp, bei der
SPÖ anzudocken, um vielleicht schneller zu einem Posten zu kommen.
Das ist sehr ärgerlich für diese Menschen und
deswegen stelle ich jetzt stellvertretend für ganz konkrete, auf Posten
wartende junge Menschen, diese Frage an Sie, weil sich die auch eine Antwort
erhoffen, deswegen schiebe ich jetzt folgende Frage nach: Wie kann die
Transparenz dessen, was da passiert und wie Lehrerposten vergeben werden, so
gesteigert werden, dass alle sehen: Okay, da geht es mit rechten Dingen zu und
das kann ich akzeptieren.
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann,
bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Also ich
fürchte sehr, wenn wir ein ähnliches Verfahren wie bei den
Direktorenbestellungen dann auf jeden einzelnen Lehrerposten auch anwenden,
dann wird die Verwaltung unadministrierbar. Das sage ich da in aller Offenheit.
Ich kennen keinen Fall, von dem Sie reden, wo in
irgendeiner Form bei den Lehrern jemand einen Posten bekommen hätte, nur weil
er ein Nahverhältnis zur SPÖ hat. Ich schließe allerdings auch Leute, die ein
Nahverhältnis zur SPÖ haben, nicht von einer Postenbewerbung aus. Es soll nur
im Hinblick auf die Vergabe das Parteibuch keine Rolle spielen. Der Auffassung
bin ich selbstverständlich auch.
Ich kann es nur noch einmal sagen: Wenn alles so eine
großartige rote Postenvergabe bei den Lehrern wäre, dann kann ich mir die
Personalvertretungswahlergebnisse, wie sie heute hier vorliegen und wo auch die
Ihnen Nahestehenden nicht so schlecht abschneiden, nicht vorstellen.
Präsident Johann Hatzl: Die 2.
Zusatzfrage hat Herr Klubobmann Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann! Es ist sicherlich auch
das Anliegen des Wiener Landeshauptmanns, dass möglichst wenig Schüler in einer
Klasse sind. Wir haben es derzeit noch immer damit zu tun, dass bis zu
30 Schüler in einer Klasse sind, obwohl ausreichend Lehrer zur Verfügung
gestellt werden. Wir wissen eigentlich nicht, wofür die Begleit- und
Stützlehrer alle einzeln eingesetzt sind.
Kann es sich der Wiener Landeshauptmann vorstellen,
dass es hier eine externe Evaluierung gibt? Wir sind gerne hier bereit, den
Landeshauptmann zu unterstützen.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich bedanke
mich herzlich, Herr Klubobmann, für diese Unterstützung. Ich habe sie in von mir
sehr wohltuend empfundenen viereinhalb Jahren des gemeinsamen Regierens hier ja
auch erlebt und überlebt, ja. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Der
wesentlichste Faktor dieser externen Evaluierungen war, dass es
6 Millionen ATS gekostet hat. 80 Prozent der Erkenntnisse sind
aus dem Magistrat selbst gekommen und hätten uns keinen Groschen – ich bleibe
jetzt in der alten Währung, weil damals auch alles alt war – im Prinzip
gekostet.
Ich darf Ihnen übrigens mitteilen, dass wir nun alle
Vorschläge, die damals von der sehr teuren externen Evaluierung vorgelegt
wurden, in der Zwischenzeit auch umgesetzt haben. So gesehen hat sich diese
Regierungsperiode nicht nur als fruchtbar, sondern auch als nachhaltig
erwiesen. Es ist zweifelsohne bereits wieder der freundliche Teil meines
heutigen Tages, den ich damit abgearbeitet habe.
Aber grundsätzlich, um die Frage zu beantworten:
Selbstverständlich kann ich mir kleinere Klassenschülerzahlen wünschen. In
meinem eigenen Erlebnisbereich befinden sich ganz andere Dinge. Als ich die
erste Klasse Mittelschule besucht habe, waren wir 64 in einer Klasse und
das war ein Stiftsgymnasium, wie ja bekannt ist. So gesehen haben sich die
Zeiten ohnehin, Gott sei Dank, geändert. Ich kann mir das natürlich noch
kleiner vorstellen, das ist gar keine Frage, wenn man uns - und da sind wir
diametral unterschiedlicher Meinung – genügend Lehrer auch entsprechend
bezahlt. Denn ich bin nicht der Auffassung, dass wir genügend Lehrer haben.
Wenn man sich heute anschaut, was die tun, so ist das relativ einfach auch
nachzuvollziehen. Ein kurzer Besuch im Wiener Stadtschulrat gibt hier absolut
auch Einsicht, welche Angebote es sind, sei es im Integrationsbereich oder
Stärkung der Sprachkompetenz, aber natürlich auch viele andere wie Logopäden
und viele andere Bereiche, die hier zur Verfügung gestellt werden. Dass wir
ewig noch immer darüber diskutieren und darüber streiten: Sind das jetzt Lehrer
oder sollen die Logopäden vom Bund bezahlt werden oder nicht? Und sind es doch
keine Lehrer und daher eigentlich von der Stadt Wien zu bezahlen? - Das wird
die Leute sehr wenig interessieren. Natürlich gehen die Eltern zu Recht davon
aus, dass diese Angebote den SchülerInnen zur Verfügung gestellt werden und wir
wollen dies auch tun. Ich hoffe sehr, dass man darüber mit einem künftigen
Unterrichtsminister oder Unterrichtsministerin oder Finanzminister,
Finanzministerin auch tatsächlich wieder ernsthaft reden kann.
Ich will nicht undankbar sein, die 111 LehrerInnen
sind sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Aber die Erfüllung
dessen, was in Wien notwendig ist - in allen anderen Bundesländern übrigens
genau so -, ist es bei weitem nicht!
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Jung
hat die nächste Zusatzfrage.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann! Die von der Frau Kollegin
Jerusalem geäußerte Befürchtung ist ja in Wirklichkeit bei den Junglehrern
keine Befürchtung bei den Anwärtern, sondern das ist eine altbekannte Tatsache.
Die wurde hier nur ausgesprochen.
Ein neues Gerücht, das unter den Junglehrern umgeht, ist ein
anderes, nämlich dass bevorzugt Bewerber
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular