Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 90
Dies zur Frage der Ernsthaftigkeit, mit der hier
soziale Fragen diskutiert werden. (Ruf
bei der FPÖ: Da müssen Sie Ihren Herrn Gusenbauer fragen, warum er immer anruft
bei uns! Fragen Sie den Herrn Gusenbauer, warum er immer anruft bei uns!) -
Er hat ein Sammelsurium von Lügen, von Verletzungen, von Falschmeldungen, von
Unkorrektheiten von sich gegeben, die ihresgleichen suchen. Die Behauptungen,
die hier aufgestellt worden sind, sind nachweisbar falsch, und deswegen sage
ich hier - und ich bin keine Abgeordnete, und ich bin nicht immun -: Das sind
Lügen! Und ich kann das jederzeit und überall entsprechend nachweisen! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ. – StR DDr
Eduard Schock: Ich verlange einen Ordnungsruf für dieses Wort! Dieses Wort ist
dieses Hauses unwürdig, und ich verlange einen Ordnungsruf! Ich verlange einen
Ordnungsruf!)
Noch dazu, sehr geehrte Damen und Herren, werden hier
Dinge kritisiert - und das ist wohl der Höhepunkt der Perfidie; das ist
vielleicht psychologisch erklärbar, aber eigentlich habe ich keine Lust, mich
in die Psyche dieses Niveaus hineinzuversetzen -, die unter einer Regierung mit
FPÖ-Beteiligung beschlossen wurden. Denn wann sind denn Abfangjäger beschlossen
worden? Wann ist die Saisonierregelung beschlossen worden? Wann ist die
EU-Richtlinie, die wir hier umsetzen müssen, aber natürlich auch wollen,
beschlossen worden? - Die sind beschlossen worden in einer Zeit, in der die
Freiheitlichen in der Regierung waren! Und jetzt stellen Sie sich hier her und
distanzieren sich davon?! - Sie haben keine Ahnung, wovon Sie sprechen, sehr
geehrte Damen und Herren. (Beifall bei
der SPÖ. – Abg Mag Wolfgang Jung: Sie haben
keine Ahnung!)
Lassen Sie mich nur eines sagen: Es war ja die letzte
Rede - oder vielleicht die vorletzte, jedenfalls eine der letzten Reden -, die
Herr Strache in dieser Runde gehalten hat. Und die Tatsache, dass er hier keine
Reden mehr halten wird, wird das Niveau dieses Hauses sehr heben - emotional,
intellektuell und vor allem moralisch, sehr geehrte Damen und Herren! (Lebhafter Beifall bei der SPÖ.)
Nun zu den sachlichen Argumenten, die in der
Diskussion gekommen sind, wo ich zu einigen meine Meinung äußern möchte, weil
ich glaube, dass es hier entweder Missverständnisse gibt oder Dinge bewusst
durcheinander gebracht werden.
Zur Frage der Grundsicherung, liebe Frau Kollegin
Korun: Ihre Argumentation konnte ich nur ein bisschen schwer nachvollziehen,
denn hier wurde vorgeworfen, dass wir immer gesagt haben, es ist eine
bundesweite Regelung der Grundsicherung notwendig. - Dazu stehen wir, denn was
ist denn das Prinzip der Grundsicherung im Sozialbereich? - Das Prinzip der
Grundsicherung ist, dass wir alle Sicherungssysteme, die wir in Österreich
haben, gemeinsam dadurch definieren, dass es eine gemeinsame Untergrenze gibt,
um zu verhindern, dass irgendjemand in diesem Land, egal, in welchem System er
ist, unter diese Grenze rutscht, um damit Armut zu vermeiden.
Das heißt, das System an sich und das Prinzip dieses
Systems ist, dass alle Sicherungssysteme eingebunden sind: Die
Sicherungssysteme der Arbeitslosigkeit, die Sicherungssysteme des Notstands,
die Sicherungssysteme der Pension - wo es etwas Ähnliches mit der
Mindestpension ja schon gibt -, und die Sozialhilfe. Das heißt, das Prinzip der
Grundsicherung ist, dass all diese Systeme eingebunden sind. Und deswegen ist
es unsere Argumentation immer gewesen, ist es auch logisch und wissen auch die
Kollegen und Kolleginnen bei den GRÜNEN, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinander
setzen, dass selbstverständlich die Grundsicherung ein österreichweites Konzept
ist und die Umsetzung nur österreichweit erfolgen kann. Und unser
Bundesparteivorsitzender und zukünftiger Bundeskanzler hat in einem der ersten
Momente in der Öffentlichkeit auf die Frage: Was ist Ihnen denn wichtig, was
wollen Sie umsetzen?, genau das angekündigt, in völlig logischer und
stringenter Fortsetzung unserer Argumentation: Das muss bundesweit umgesetzt
werden.
Jetzt haben wir die Chance, das bundesweit umzusetzen
- es wird nicht leicht sein, einen Koalitionspartner zu finden, der da auch
mitgeht, aber wir wollen das, wir stehen dazu! Das ist die logische Fortsetzung
unserer Argumentation, und dazu stehen wir auch. Ihre Kritik kann ich da
überhaupt nicht nachvollziehen, denn zu sagen: Na ja, wir glauben es nicht!,
das ist, bitte, keine wirklich sehr politische, inhaltliche Diskussion. Wir
haben immer gesagt: Grundsicherung österreichweit, um Armut zu vermeiden! -
Jetzt haben wir die Chance, das im Bund umzusetzen, und das wollen wir auch
machen. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Zur Frage der
Bescheiderstellung in dem vorliegenden Gesetz. Das ist genau einer jener
Gründe, warum dieses Gesetz überhaupt gemacht wurde: Um dem Gesetz korrekt zu
dienen und dieses Gesetz und die Prinzipien unserer Rechtsstaatlichkeit korrekt
zu vollziehen und gleichzeitig eine Lösung zu finden, die unserer Klientel auch
entspricht. Denn, sehr geehrte Damen und Herren, wenn es darum geht, hier
Menschen zu unterstützen, die Sozialhilfebezieher sind, so sind das keine
Juristen, die sich mit Bescheiden besonders leicht tun, sondern das sind
Menschen, die oft kein sehr gutes Bildungsniveau haben und in schwierigen
Lebenssituationen sind. Genau deswegen haben wir uns mit unseren Freunden vom
FSW überlegt: Was können wir tun, um hier eine bürgerInnennahe, einfache,
unkomplizierte und für alle ihre Rechte sichernde Lösung zu finden?
Und genau die haben wir gefunden.
Ich bin keine Juristin, sehr verehrte Damen und Herren, aber im ersten Semester
meines Ökonomiestudiums habe ich gelernt, dass es ein allgemeiner
Rechtsgrundsatz ist, dass Bescheide erstellt werden müssen. Das ist eine völlig
klare Sache, ist auch im AVG entsprechend geregelt, und das kann überhaupt nicht
durch irgendein Landesgesetz oder eine Verordnung oder einen Erlass oder
irgendetwas anderes beseitigt werden. Das ist eine Selbstverständlichkeit, und
das sollten vor allem die Damen und Herren Juristen und Juristinnen, die sich
in der Diskussion
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