Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 90
qualifizierten Vertretung thematisiert werden.
Die Tatsache, dass Ihre Anfragefrequenz gestiegen
ist, zeigt auch, dass die Menschen diese Einrichtung in Anspruch nehmen und
auch zunehmend sensibilisiert sind für die Rechte, die ihnen im
Gesundheitsbetrieb zukommen.
Ich komme aber nun doch zu den Dingen, die mir
fehlen, und fange einfach dort an, wo Sie sich präsentieren.
Es ist schon so, dass die meisten Menschen anrufen
oder vielleicht im Spital versuchen, Kontakt zur Patientenanwaltschaft
aufzunehmen. Aber wenn man es dann sozusagen mit den modernen Medien probiert,
mit dem Internet, dann muss man feststellen, dass der Auftritt der
Patientenanwaltschaft verbesserungswürdig ist - ich würde es einmal so sagen.
Es ist eine behördliche Maske, nämlich die Homepage der Gemeinde Wien, und es
gibt sozusagen keine Seite, wo sich die Patientenanwaltschaft mit Bildern oder
Personen oder sonst wie einladend darstellt, sondern man kann sich sozusagen in
trockenen schriftlichen Dokumenten von A nach B durchhangeln.
Wenn man, Herr Patientenanwalt Dr Dohr, allein
Sie als Person wahrnehmen möchte - es ist eine ganz leichte Übung, im Internet
ein Bild zu positionieren und dann auch zu sehen, mit wem man eigentlich
spricht -, so muss man, glaube ich, bis in Ihren Bericht, ins PDF-Dokument
hinein, damit man – außer Ihrem Namen - überhaupt weiß, wer Sie sind und wer
Ihr Team ist. - Da gibt es also viel zu verbessern.
Ich habe es fünfmal probiert: Man kommt immer nur auf
die Website der Stadt Wien, und wenn man dann Wünsche und Beschwerden eingeben
will, dann kommt dieses Blatt. (Die
Rednerin hält den Ausdruck einer Seite aus dem Internet in die Höhe.)
Wenn
sich jetzt jemand überlegen muss, ob er sich traut, sich an die
Patientenanwaltschaft zu wenden, oder wenn er ohnedies Angst hat, dass er
vielleicht Nachteile im Gesundheitssystem hat – und all diese Ängste gibt
es ja –, dann muss er sich schon einen Ruck geben. Da muss man nämlich
persönliche Daten ausfüllen und Kreuzerl an der dafür bestimmten Stelle machen,
sonst geht das gar nicht weiter. Man muss sich also sozusagen überwinden, um
einmal all seine Daten einzufüllen und dann Anregungen, Wünsche und Beschwerden
zu positionieren.
Ich würde Sie bitten, das niedrigschwelliger und
einladender zu gestalten, so dass die Menschen das Gefühl haben, dass das eine
Willkommensstruktur und keine behördliche Struktur ist! Wobei ich selber die
Erfahrung gemacht habe – und ich weiß das auch von Patienten und
Patientinnen –: Wenn man anruft, sind Sie und Ihre Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen äußerst zuvorkommend und offen gegenüber allen Anregungen,
Wünschen und Beschwerden.
Sie haben einen Wunsch erfüllt, den wir tatsächlich
sehr umfassend formuliert haben, nämlich die Darstellung der
Beschwerdehäufigkeit, aufgeteilt auf die einzelnen Spitäler. Ich kann mich
erinnern, dass das am Anfang nur ganz allgemein war, sozusagen schmeck’s, wer
da gut und wer schlecht wegkommt. Sie erklären auch für jene, welche die
Statistik nicht so gut lesen können, dass ein hoher Balken gut und ein
niedriger Balken schlecht ist. Ich glaube, das durchschaut man relativ schnell.
Und wie sieht es nun aus? – Nur rund jeder
1 900-te. beschwert sich im Sophienspital, im AKH allerdings schon jeder
354-te! Und diesbezüglich erwarte ich mir jetzt, Herr Dr Dohr, dass Sie
mir erklären, warum das so ist! Die Erklärungen, die Sie angeben... (Zwischenruf
von Abg Sonja Kato.) Ich habe es mit Aufmerksamkeit gelesen! Die
Erklärungen, die Sie angeben, sind sicherlich alle richtig. Im AKH ist man
meist nicht wegen banaler Dinge, da kommen die kritischen Fälle, oder man wird
operiert, und da ist meistens viel los. Im Sophienspital geht es wiederum mehr
um Pflege. All das sind jedoch sozusagen entschuldigende Erklärungen, die zwar
vermutlich alle zutreffen, es muss aber auch Erklärungen geben, die in der
Struktur, in Systemfehlern und Schwächen eines Hauses liegen könnten, und
darüber machen Sie keine Aussagen! Ich meine, das wäre auch in der
Rückspiegelung etwa fürs AKH wichtig, damit man nicht glaubt, dass es viele
gute Gründe zur Entlastung gibt, sondern zur Kenntnis nimmt, dass jeder 354-te
so sauer, verletzt, gekränkt, betroffen beziehungsweise auch in seinen Rechten
oder vielleicht sogar in seiner Gesundheit so eingeschränkt ist, dass er sich
beschwert. Da müsste eine Antwort mehr als eine Viertelseite füllen!
Herr Dr Dohr! Wenn ich jetzt Ihre Terminologie
anschaue, dann stelle ich fest, dass Sie von “behaupteten Behandlungsfehlern“
sprechen. – Das ist sprachlich schon richtig, aber es suggeriert etwas
anderes. In der Tat ist es so, dass es sich, wenn jemand sagt, dass etwas
passiert ist und er nicht richtig behandelt wurde, zunächst einmal um eine
Behauptung handelt. Und das Personal hat natürlich alles Recht darauf, dass
überprüft wird, ob das überhaupt stimmt. Das ist absolut richtig. Der Ausdruck
“behaupteter Behandlungsfehler“ suggeriert jedoch semantisch, dass das ohnedies
nicht wahr ist. Daher würde ich Sie bitten, sich eventuell eine andere
Formulierung zu überlegen! Ich habe selbst nachgedacht, welches Wort man wählen
könnte, und ich meine, der Ausdruck "reklamierter Behandlungsfehler"
ist eine Formulierung, von der man nicht vermuten könnte, dass es sich nur um
eine Behauptung und ohnedies nicht um die Wahrheit handelt. Das hat etwas mit
der deutschen Sprache zu tun.
Ich erwähne das jetzt deshalb,
weil die Statistik der Erledigung dieser behaupteten Behandlungsfehler einfach
niederschmetternd ist. Woran das liegt, das müssen Sie besser wissen, als ich
das beurteilen kann! Gibt es wirklich so viele, die sagen, dass jedes Zwickerl oder
Zwackerl ein Behandlungsfehler ist, und sich gleich beschweren? Sie
sagen – ich habe es dreimal gelesen –, dass Ihnen im letzten Jahr
688 behauptete Schäden vorgetragen wurden und dass es in 37 Fällen
Entschädigungen gab. Nur in 37 Fällen gab es Entschädigungen! Das ist
unfassbar! Ich habe das unter “Behauptete
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular