Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 90
werden und zum Beispiel den Gefahrenhinweis enthalten, “So werden Sie abgezockt.“ Es werden am Bahnhof, am Flughafen und an anderen Stellen Folder in 7 Sprachen für alle Touristen und Touristinnen verteilt, bis ins Japanische übersetzt, damit genau das greift. Und das greift in Berlin angeblich besser zum heutigen Zeitpunkt, als die Repression vorher gegriffen hat.
Jetzt überlege ich mir halt – witzig, dass das ein so
emotionales Thema ist über ein bisschen Hütchenspiel, wahrscheinlich haben ein
paar Leute hier herinnen auch geglaubt, dass man gewinnen kann bei dem Spiel,
so emotional, wie es hier zugeht -, die Chance war sowieso nie größer als ein
Drittel, falls überhaupt eine Kugel drunter liegt, was wahrscheinlich nicht der
Fall ist.
Jetzt frage ich mich, wenn das Glücksspiel, dieses
Hütchenspiel, folgendermaßen organisiert wäre: Die Menschen hätten alle einen
Anzug an, die das machen und würden nicht auf der Straße einen kleinen Teppich
hinlegen und Nussschalen verwenden, sondern wären in einem dunklen großen Raum,
wo man teure Miete zahlt oder wo man das Haus teuer gekauft hat, wo man beim
Eintritt vielleicht nicht kontrolliert wird, aber ein Bodyguard da steht und
dann haben wir, sagen wir mal, eine casinoähnliche Stimmung, eine
spielcasinoähnliche Stimmung und dann sitzt einer dort und macht das am Tisch
und statt Karten hat er halt drei Becher – das ist der älteste Zaubertrick der
Welt -, dann würden wir sagen, das ist ein normales Spiel. Und wenn wir dazu
noch sagen, da ist wirklich eine Kugel drunter und man kann tatsächlich
gewinnen, dann ist es ein Glücksspiel, wie es in der Gesellschaft völlig normal
anerkannt wird.
Und wir sind gar nicht so weit weg, wir sind gar
nicht so weit weg von dem Glücksspiel, wie es ja in Österreich auch gehandhabt
wird. Und ich möchte dieses Hütchenspiel nützen, die Gelegenheit nützen, um auf
das Kleine Glücksspiel in Wien hinzuweisen.
Wien nimmt jährlich über
30 Millionen EUR allein beim Kleinen Glücksspiel ein. Nicht
diejenigen, die es veranstalten, sondern die Gemeinde Wien an Steuergeldern, an
Einnahmen, wobei noch davon ausgegangen wird, dass die bei weitem nicht für
alles Steuern bezahlen und die Finanz eher davon ausgeht, dass hier eine höhere
Steuerlast zu bezahlen wäre, wenn man dem Betreiber alles nachweisen könnte.
Aber wurscht, jetzt haben
wir eben dieses Kleine Glücksspiel in Wien, gegen das in Niederösterreich die
FPÖ wettert, in Kärnten die SPÖ war und im Nationalrat die Sozialdemokratie
aufgetreten ist. Es wird interessant werden, falls es zu einer Kanzlerführung
der SPÖ kommt, wie es nachher aussieht. Der Abg Maier hat im Nationalrat
eine ganze Serie von Anfragen an die Bundesregierung gerichtet, in der ja
darauf hingewiesen wurde, wie viele Spielsüchtige es gibt, wie gefährlich das
für die Familien ist und so weiter.
In Niederösterreich hat Frau Kranzl, die Landesrätin,
das ist bekannt, dafür gekämpft, dass die Spielautomaten nicht aufgestellt
werden können. Das können sie aber jetzt, weil während eines kurzen Urlaubs hat
ein Bezirksrat der Volkspartei, der dort beruflich beschäftigt ist, mitgemischt
und seither ist es auch in Niederösterreich erlaubt, dieses Kleine Glücksspiel
zu betreiben.
Was ist jetzt das Kleine Glücksspiel: Der Einsatz ist
natürlich viel weniger als beim Hütchenspiel, nämlich angeblich 50 Cent,
gewinnen kann man immerhin 20 EUR. Das stimmt aber alles nicht. Diese
Geräte, wenn man hinkommt und spielt und wahrscheinlich kennen es die meisten auch,
zumindest nicht nur vom Hörensagen, wahrscheinlich haben sie es zumindest
einmal gesehen. Ich habe mir eines angesehen, bin mit einem Spieler
hingegangen, der mir das erklärt hat. Das ist alles Humbug mit den
50 Cent, es ist alles ein Humbug und stimmt hinten und vorne nicht.
Und rechtlich sind die Geräte halt so gemacht, dass
die Novomatic und andere Hersteller behaupten, sie liegen innerhalb des Rahmens
des Gesetzes. Sie werden ja überprüft. Von wie vielen Leuten in Wien werden
diese Geräte überprüft, ob sie passen? Von 100 oder von 20? Nein, von nicht
einmal einer Handvoll beeideter Sachverständiger, die dafür zuständig sind! Und
was müssen die vorher geleistet haben, damit sie überhaupt diesen Beruf ausüben
dürfen? Nun, wenn man es ganz kurz sagt, die müssen eigentlich vorher bei der
Novomatic gearbeitet haben, sonst hätten sie diese Qualifikationen für diesen
Beruf nicht.
Das ist ein bisschen überzeichnet, aber nicht
wirklich, weil man muss eine mehrjährige Erfahrung in dieser Branche haben. Das
hat man in Österreich beinahe ausschließlich, wenn man bei demjenigen
beschäftigt war, der damit die Leute abzockt. Das ist nämlich genauso ein
Abzocken, im Rahmen der Gesetze zwar, aber genauso ein Abzocken, weil da
gewinnen die Leute genauso nicht und natürlich der Durchschnitt, der sich an
einen Automaten hinstellt, der durchschnittliche Mensch, nicht mit mehr Geld
heimgeht, sondern mit weniger Geld, so wie diejenigen von uns, die hin und
wieder in ein Casino gehen am Abend – das mache ich auch alle zwei Jahre einmal
- im Regelfall nicht mit mehr Geld nach Hause gehen. Da kann man nur sagen,
wenn man 100 EUR mitnimmt und sie verspielt, dann ist es halt demjenigen
wert gewesen. Ich gehe, wenn ich ins Kino gehe, auch mit 10 EUR weniger
nach Hause und rechne nicht damit, dass ich mehr Geld bekomme. Und wenn ich
100 EUR verspiele im Casino, dann hat es der Großteil der Bevölkerung noch
im Griff, außerdem haben wir eine Kontrolle und eine Passkontrolle und so
weiter, man kann sich sperren lassen, man wird gesperrt, und so weiter.
Nicht aber, wenn es um dieses so
genannte Kleine Glücksspiel geht. Interessant ist, dass auch in der Volkspartei
natürlich keine einheitliche Meinung dazu besteht, weil der Herr Pühringer in
Oberösterreich ist dagegen. In Vorarlberg ist der Landeshauptmann dagegen. Der
Herr Van Staa in Tirol ist dagegen. In Wien ist die Volkspartei dafür. Nun,
wahnsinnig lange nachdenken muss ich nicht, warum. Wahnsinnig lange muss man
nicht nachdenken, um zu sagen, irgendwo funktioniert die große Koalition schon,
nämlich bei der Novomatic. Herr Hanisch ist ausgeschieden und der Herr Schlögl
ist
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