Landtag,
7. Sitzung vom 23.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 61
Wenn Sie - und jetzt nur einmal die Formalismen - wenn Sie nächstes Jahr auf den Bericht der Umweltanwaltschaft warten, dann werden Sie 365 Tage warten müssen, denn der Bericht ist halt zweijährig, aber das ist nicht das Einzige, was Ihnen offensichtlich ein bisschen durch die Finger gerutscht ist.
Genauso wie die Platanen teilweise keine Platanen
sind und der Umweltbericht zweijährig erscheint und dem Hohen Haus hier
vorgelegt wird, ist es auch so, dass der Wunsch, Ihr Wunsch, dass die
Umweltanwaltschaft in die Mediation des Flughafens eingebunden hätte werden
sollen, einer ist, der als erfüllt zu betrachten ist. Die Umweltanwaltschaft
der Länder Wien und Niederösterreich war selbstverständlich in diesen
Mediationsprozess eingebunden, und es ist genau so wenig sinnvoll, Dinge
einzufordern, die passiert sind, die vielleicht ein bisschen liebevollerer
Recherche als das Querlesen bedurft hätten, als immer wieder gebetsmühlenartig
Dinge zu wiederholen, die einfach im Reich der Dichtung und nicht im Reich der
tatsächlichen politischen Tätigkeit und der Realität zu finden sind.
Genauso wie es in der Tat auch nichts bringt, wenn
bundesgesetzliche Materien angesprochen werden und Sie der Stadt Wien und der
Umweltstadträtin Handlungsbedarf vorwerfen. Es ist nun einmal so, dass
bundesgesetzliche Regelungen - und die Frage der Mobilfunk-Telefonie ist
beispielsweise eine solche - nicht in einer Länderkompetenz geändert werden
können. Sie haben lange genug Zeit gehabt, Kollege Stiftner, in Ihrem eigenen
Parteibereich dafür Werbung zu machen, Sie hätten dem scheidenden Umwelt- und
Landwirtschaftsminister durchaus einiges an Tipps geben können. Tatsächlich hat
aber die ÖVP auf Bundesebene die Bedeutungslosigkeit der ÖVP in Wien richtig
eingeschätzt, weil Sie sind offensichtlich nicht durchgekommen.
In Wirklichkeit darf ich Sie hier wieder an die fünf
Finger erinnern. Die fünf Finger, von denen zwei nach vorne weisen, davon einer
zum Himmel, vielleicht haben Sie dort die Hilfe bei der Mobilfunk-Telefonie
erwartet. Es sind zumindest drei, die wieder zurückweisen, die weisen auf Sie,
auf das Nichtvermögen der Österreichischen Volkspartei in Wien, sich beim -
erfreulicherweise - scheidenden Umweltminister durchzusetzen, dem
offensichtlich die Landwirtschaft ein wesentlich größeres Anliegen war. (Abg
Robert Parzer: Das wünschen Sie sich ja gar nicht!) Ich weiß schon, dass sie,
die Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei, für Überraschungen
gut sind, leider sind es in der Regel keine guten Überraschungen für die
Österreicherinnen und für die Österreicher, aber wir werden uns damit
zeitgerecht zu beschäftigen haben.
Wie gesagt, man soll vorsichtig sein beim Zuordnen
von Kompetenzen, weil es kann einen dann durchaus selber erwischen, wie das
Beispiel des Kollegen Stiftner gezeigt hat, der offensichtlich an der Debatte
kein Interesse mehr hat, womit ich mich nun Kollegen Maresch zuwenden kann.
(Abg Günter Kenesei: Er hört zu, es ist ihm wichtig!)
Es ist in der letzten Zeit offensichtlich eine Usance
bei deinen Vorhaltungen, dass du das, was du in Verfahren gerne als Ergebnis
hättest, die aber formal auf gesetzlicher Basis anders ausgehen, sozusagen als
Wunsch transportierst. Das haben wir in einigen Fällen in der letzten Zeit
gehabt, wo du die Frau Stadträtin aufgefordert hast, ein behördliches Verfahren
durch eine politische Weisung zu konterkarieren. Wiewohl ich in manchen Fällen
vielleicht die Motivation verstehen kann, darf ich in aller Demut darauf
hinweisen, dass das rechtspolitisch natürlich ein sehr fragwürdiger Wunsch ist.
Und ich denke mir, es wäre ein rechtspolitischer Diskurs durchaus sinnvoll bei
dir, sich darüber klar zu werden, was eine politische Verwaltung, ein
Verfahren, genauer, ein rechtsstaatliches Verfahren, darstellt, und was am Ende
des Tages die politische Weisung wäre, die du dann sicher nicht wünschen
kannst. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Dann ändert es, bitte!)
Genau so denke mir, ist es nicht rasend fair, so en
passant mitzuteilen, du würdest die Meinung vertreten, dass, wenn eine
Magistratsabteilung gleichermaßen als Verwaltung und Behörde in
unterschiedlicher Funktion und nicht gleichzeitig tätig ist - das hast du
nämlich vergessen zu sagen, nicht gleichzeitig tätig ist -, das fragwürdig ist.
(Abg Mag Rüdiger Maresch: Das war gleichzeitig!) Es ist ein Prinzip, das du in
allen Landesverwaltungen wieder findest. Es ist kein Wien-Spezifikum und es ist
durchaus kein Spezifikum der Magistratsabteilung 22, dass sie gleichzeitig
eine Verwaltungseinheit in der Kommune und auf Landesebene eine Behörde ist.
Diese behördlichen Tätigkeiten sind aber in all diesen Abteilungen, wie du
sicherlich nur allzu gut weißt, von der Verwaltungstätigkeit getrennt, klar
getrennt, wie es auch notwendigerweise in einem rechtsstaatlichen System der
Fall ist.
Genau so ist die Kritik an den Feststellungsverfahren
zu einem UVP-System. Es mögen Gruppen einer Gesellschaft glücklich mit einem
Feststellungsbescheid sein oder unglücklich. Tatsächlich ist es so, dass das
UVP-Gesetz als solches ein Bundesgesetz ist, und in diesem Falle die zuständige
Behörde nach diesem Gesetz zu entscheiden hat. Am Ende eines Tages, nach einem
Bescheid, nachdem es unterschiedliche Anträge gibt, werden einige mit dem
Ergebnis glücklich sein, andere unglücklich. Nichts ändert sich daran, dass es
ein rechtsstaatliches Verfahren ist. Und was überhaupt nicht, denke ich mir,
was überhaupt nicht am Platz ist, das ist, am Ende eines rechtsstaatlichen Verfahrens
nach einer politischen Korrektur zu rufen. Eine solche hat es in Systemen
gegeben, die den Namen Demokratie nicht verdienen würden.
Wir bekennen uns zur
Rechtsstaatlichkeit und wir bekennen uns zur demokratischen Ordnung, auch bei
den Bescheiden, meine Damen und Herren. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Nur geht die
Sonne am Nachmittag zur Weihnachtszeit unter, das steht im Bescheid!) Während
Kollege Maresch noch bei den Sonnenaufgangs- und -untergangszeiten verhaftet zu
sein scheint, darf ich weiter gehen, weil ich denke, wir führen eine politische
Debatte über die Inhalte des Berichtes, der uns vorliegt,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular