Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 59
LhptmStin Grete Laska: Herr
Abgeordneter!
Ich bin jetzt gerade wieder in der Situation, dass ich mir nämlich manchmal wünsche, dass ich die Fragestunde umdrehen könnte. Dann würde ich Sie jetzt fragen, ob Sie der Meinung sind, dass auch Fotoapparate verboten werden sollen, denn mit Fotoapparaten werden Fotos gemacht. (Beifall bei der SPÖ und von Abgeordneten der GRÜNEN.)
Wie wir gerade aus der aktuellen Diskussion wissen,
sind auch Fotos Dokumente, die in die Öffentlichkeit gelangen und diskutiert
werden. Sie sind daher ähnlich zu beurteilen wie mit Handys aufgenommene Bilder
oder Videoaufnahmen. Der Unterschied ist nur, dass die einen bewegte Bilder und
die anderen feste Bilder sind.
Für Ihre Frage gilt, um jetzt wieder auf unsere
Themenstellung, die mir sehr wichtig ist, zurückzukommen, dasselbe, was ich
zuerst gesagt habe: Jugendliche – und das gilt für Erwachsene
genauso –, die ihre Persönlichkeiten dadurch zu behaupten glauben, dass
sie anderen mit Gewalt begegnen und diese zum Beispiel schlagen, sind nicht
durch jene Prozesse gelaufen, die ich zuerst gerade zitiert habe. Sie suchen
Ersatzhandlungen, um sich selbst zu bestätigen. Im Hinblick darauf halte ich es
nach wie vor für das Wichtigste, dass wir Jugendliche ernst nehmen und ihnen
Möglichkeiten geben, sich gesellschaftlich zu orientieren und zu behaupten,
damit das nicht in solchen Handlungen endet. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Smolik.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Auch wir glauben, dass Prophylaxe und
Aufklärungsarbeit die bessere Lösung ist, wenn man dieses Problem überhaupt
lösen kann.
Sie haben in Ihrer Antwort von einer
ExpertInnenrunde, die getagt hat, gesprochen. Welche ExpertInnen waren da
dabei?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin!
LhptmStin Grete Laska: Ich habe davon
gesprochen, dass sich zu diesem Thema in öffentlichen Diskussionen bisher
ExpertInnen aus der Jugendarbeit, aber auch Psychologen und Psychiater zu Wort
gemeldet haben. Die ExpertInnenrunde, die ich einsetzen werde, hat noch nicht
getagt. Diese wird sich aus einem ziemlich gebietsübergreifenden Personenkreis
zusammensetzen, ergänzend werden aber, was mir sehr wichtig ist, auch
Vertreterinnen und Vertreter von Firmen, die solche Spiele produzieren, daran
teilnehmen. Mir ist es nämlich wichtig, auch mit jenen in einen Diskurs
einzutreten, denn auch diese sind bemüht, bestimmte Regeln einzuhalten und zu
überlegen, wie man gerade in der Prophylaxe noch besser arbeiten kann.
Ich erwarte mir von diesen ExpertInnen, dass wir dann
gemeinsam einen Maßnahmenkatalog entwickeln. Dabei sollten wir nicht über
Verbote nachdenken, sondern überlegen, wie wir sowohl den Kindern und
Jugendlichen als vor allem auch den Erwachsenen Hilfestellung geben können;
Letztere habe das nämlich, wie ich glaube, im Moment ein bisschen nötiger.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Abg Wolf.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadtrat!
Ich teile Ihre Meinung, dass man diese Dinge sehr
differenziert betrachten muss. Insbesondere meine ich, dass der Weg von Gewalt
verherrlichenden Medien oder Gewaltspielen zur Tat nicht so verläuft, wie er in
der Öffentlichkeit wiederholt dargestellt wird, sondern dass eine Summe von
Faktoren zusammenkommen muss, um solche psychopathischen Taten tatsächlich
auszulösen. Ich bin auch Ihrer Meinung, dass Prophylaxe und Immunisierung
wesentlich sind, vertrete aber die Auffassung, dass man Immunisierung und Prophylaxe
nicht verordnen kann, sondern dass man nur versuchen kann, diese durchzusetzen.
Konkret will ich Sie allerdings fragen: Sehen Sie
sich im Gegensatz zu den geplanten EU-Maßnahmen, die sehr wohl, im Gegensatz zu
Ihnen, Gewalt verherrlichende Medien verbieten werden?
Präsident Johann Hatzl: Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin.
LhptmStin Grete Laska: Wenn meine
Informationen stimmen, hat genau die Diskussion, die auch ich hier zu führen
versuche, dazu geführt, dass der betreffende Vorschlag auf EU-Ebene keine
Zustimmung gefunden hat. Ich nehme an, die Diskussion wird auch dort
weitergehen, und man wird sich auch dort intensiv damit auseinandersetzen
müssen, ob es nicht eine Scheinlösung ist, in diesem Zusammenhang ein Verbot zu
verhängen und damit das eigentliche gesellschaftliche Problem außen vor zu
lassen.
Es ist mir wichtig, hier in die Tiefe zu gehen, und
ich glaube, dass wir im Rahmen unserer Aufgabe als Politikerinnen und Politiker
sehr wohl Maßnahmen setzen können, die dazu beitragen, dass der
gesellschaftliche Diskurs geführt wird, und dass wir nicht den einfachen Weg
gehen dürfen, sozusagen nur einer Gesetzesregelung zuzustimmen. Wir sollen dort
Gesetze erlassen und auch dafür sorgen, dass sie eingehalten werden, wo die
Regelungen noch nicht ausreichen. Sie kennen aber die Passage in unserem
Jugendschutzgesetz, und diese ist, wie ich meine, bereits sehr weitreichend.
Diese Bestimmung wird durch Maßnahmen ergänzt, die wir zusätzlich setzen; so
werden wir voraussichtlich jetzt auch Maßnahmen setzen, die sich aus der
Diskussion der ExpertInnen ergeben. Ich meine, dass wir somit schon einen sehr
weiten Bogen geschlagen haben. Trotzdem müssen wir an diesem Thema
weiterarbeiten und können noch nicht zufrieden sein.
Wir sollten uns gemeinsam darüber einig sein, dass
eine gesetzliche Maßnahme allein nicht ausreicht und dass es nicht genügt, sich
jetzt auf Videospiele zu konzentrieren und andere Medien außer Acht zu lassen.
Eine vertiefte Diskussion über Inhalte muss sicherlich noch geführt werden.
Erlauben Sie mir zum Schluss noch
eine Anmerkung: Würde man traditionelle Märchen wie etwa Hänsel und Gretel,
Rotkäppchen oder Ähnliches zu Videospielen verarbeiten, dann wären diese auch
nicht gerade
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