Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 59
ausreichend ist. Genauso wie ich mich auch nicht
damit beschäftigen möchte, dass es ein paar Verrückte gibt, die in den Wäldern
zu Maria Saal komisch gekleidet komische Spiele spielen. Ist nicht mein Kaffee.
Manche davon sind zur Anzeige gebracht worden, sind verurteilt worden und
sitzen übrigens deswegen. Oder auch nicht mehr; die meisten haben es schon
abgebüßt. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Also es hat nichts damit zu tun. Ich versuche nur,
Ihnen zu sagen, ja, das gibt es, aber dafür gibt es Gesetze, und die werden
Gott sei Dank auch angewandt. Ich kann nicht erkennen, was sozusagen der Teil
ist, der uns hier aufregen sollte, es sei denn, es gibt konkrete Beweise.
Jetzt möchte ich doch auch einen Blick in die Zukunft richten, denn in der Tat fände ich es, meine Damen und Herren, sinnvoll, hier etwas zu tun, da nicht nur Imame, sondern immer wieder auch Vertreter anderer Gemeinschaften aus dem Ausland kommen, sich eine Zeit lang in Österreich aufhalten und dann wieder sozusagen abgeordert werden in ein anderes Land. Bei Imamen ist es häufig so, habe ich mir erklären lassen, dass sie aus dem Ausland kommen, im Schnitt fünf Jahre lang in Österreich bleiben und dann weiterreisen. Das heißt, hier hat man oft kaum die Zeit und die Möglichkeit, sozusagen eingeführt zu werden in die Gesellschaft, in die man für einen bestimmten Zeitraum gekommen ist, obendrein auch deshalb, weil sie durchaus vielbeschäftigte Menschen sind.
Innsbruck und das Land Tirol haben gemeinsam mit der
„Initiative Minderheiten" ein sehr, sehr schönes Projekt gestartet, das sie
derzeit entwickeln, das nennt sich Coaching für Imame. Es wird dort gemeinsam
mit Vertreterinnen und Vertretern der islamischen Religionsgemeinschaft
ausgearbeitet, und ich finde, das ist ein sehr, sehr gutes Projekt, das ist ein
guter Weg und wäre vielleicht auch ein Weg für Wien, denn das würde hier sehr
wohl die Kommunikation erhöhen und bei vielen, vielen Dingen auch
Missverständnisse vermeiden, noch bevor sie überhaupt entstehen könnten.
Zur Kopftuchproblematik möchte ich anmerken, dass ich
es gut finde, dass es in Wiens Schulen nicht explizit verboten ist, mit
Kopftuch zu unterrichten oder am Unterricht teilzunehmen, denn sie müssen diese
Problematik viel, viel breiter sehen, als allein beschränkt auf das Kopftuch,
stehe man dazu, wie man wolle. Es gibt nun mal sehr, sehr viele
Religionsgemeinschaften, die ihren Mitgliedern das eine oder andere religiöse
Bekleidungsstück mehr oder weniger mit auf den Weg geben, sofern man
tatsächlich dieser Religion angehören möchte, und ich würde nicht sehen, dass
es möglich wäre, geschweige denn, verfassungskonform, nur das Kopftuch zu
verbieten und alle anderen religiösen Symbole zuzulassen. Mit einem generellen
Verbot würden man also alle treffen.
Ich finde es toll, wenn die Mode etwas vorschreibt,
wie zum Beispiel vor zwei, drei Jahren, wo es gerade in war, dass alle mit
Riesenkreuzen rumgelaufen sind; sie sollen tragen können, was sie wollen, und
wenn sie aus religiösen Gründen das kleine Kreuz tragen wollen, dann sollen sie
das auch dürfen, wenn sie Kopftuch tragen wollen, sollen sie es dürfen, und
wenn sie Turban tragen wollen, sollen sie es dürfen, auch im öffentlichen
Dienst. Ich glaube, dass das die bessere Welt ist, in der man gerne leben
würde. Ich glaube sehr wohl auch, dass extremer Laizismus, so wie man ihn
kennt, beispielsweise aus Frankreich, nicht unbedingt produktiv ist, sondern
ganz im Gegenteil. Es birgt die Gefahr in sich, dass es Menschen durchaus
intoleranter und unfreier macht. Ich wüsste umgekehrt nicht, warum wir diesen
Weg beschreiten sollten. Ich denke, dass die Dinge, so wie sie sind,
ausnahmsweise sogar einmal ganz gut so sind und auch so bleiben sollten auf
diesem Gebiet.
Bezüglich des Abg Al-Rawi möchte ich ebenfalls von
hier aus sagen, dass ich es infam und unmöglich finde, zu versuchen, einen
Abgeordneten dieses Hauses, einen Kollegen von Ihnen, durch eine ich weiß nicht
was suggerierende Fragestellung in ein bestimmtes Licht zu rücken. Gerade Sie,
die Sie sich ununterbrochen darüber aufregen – vielleicht manchmal sogar auch
zu Recht –, dass man Sie in die Nähe von bestimmten ideologischen Strömungen
rückt wegen Ihrer besten Freunde, wegen Ihres gesamten Freundesumfeldes in
manchen Fällen, wegen Ihrer Familienangehörigen, Sie sagen immer, es muss die
Unschuldsvermutung gelten, es muss die Würde des Einzelnen gelten, es ist
komplett egal, mit wem man kommuniziert, mit wem man liiert war, mit wem man
verwandt ist, der Einzelne ist es, der gilt, gerade Sie kommen hierher und
wenden gegenüber einem Kollegen einer anderen Fraktion genau dasselbe an, was
Sie so empört. Das ist schon deshalb hochgradig absurd, weil dieser ja auch auf
Grund seiner Rolle innerhalb der Islamischen Glaubensgemeinschaft mit allen
möglichen Menschen und allen möglichen Strömungen kommunizieren muss. Sie
versuchen das als Beweis dafür zu bringen, dass er irgendetwas mit
extremistischen Strömungen zu tun hätte.
Sie sollten sich schämen und sollten daran denken,
dass Sie jetzt einmal mehr selbst angewandt haben, worüber Sie sich so empören,
wenn es gegen Sie angewandt wird. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Ich schließe ab mit Ihrem Vorschlag für
Sonderbekenntnisse, die unterschrieben werden sollen von neu Einzubürgernden im
Zusammenhang mit dem europäischen Wertekanon. Also wenn ich es richtig
verstanden habe, geht es um den westlichen Wertekanon, und ich möchte Sie auf
ein paar Schwierigkeiten in der Praktikabilität Ihres Vorschlags hinweisen.
Erstens: westlicher Wertekanon.
Das ist interessant, denn ein nicht unbeträchtlicher Teil aller neu
Einzubürgernden stammt aus europäischen Ländern. Wir könnten darüber
diskutieren: Was ist Europa? Wo beginnt es, wo endet es? Aber abseits dieser
durchaus schwierigen Erörterung, was alles ein europäisches Land ist, wollte
ich Sie fragen, sollen das dann auch europäische Menschen unterschreiben oder
nur Leute aus außereuropäischen Ländern? Denn was ist der westliche Wertekanon?
Also muss das dann ein Grieche oder jemand von Balkan oder jemand aus
einem … (Abg Mag Wolfgang
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular