Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 71
es schon lange. Er sagt das aber als Grund, warum er
nichts tun will, und das ist eine Haltung, die mir fremd ist.
Gott sei Dank ticken die Uhren im Stadtschulrat und
im Bildungsministerium ein bisserl anders, denn wenn man sich einmal anschaut,
dass auch die OECD sagt, dass gerade, wenn es eine andere, eine durchlässigere
- ich sage einmal dazu, auch eine gemeinsame - Schule gäbe, dann hätten mehr
als 20 Prozent der SchülerInnen keinen zu niederen Schulabschluss, was ja
auch wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.
Daher muss man sagen, was hier die ÖVP verteidigt und
blockiert, ist eigentlich ein feudaler und ständischer Rest, der eben über das Bildungsbürgertum
irgendwie einsickert und sich immer wieder selbst reproduzieren will, und die
gegen jede wirtschaftliche Vernunft hier diese Schranke nicht aufmachen will.
Daher sind die Schritte, die geschehen, einmal
richtig. Sie werden wahrscheinlich erst ein bisserl später wirken, und sie sind
natürlich noch nicht genug, das muss man auch sagen, denn der Kampf um die
25 Schüler-Höchstzahl ist noch im Gange.
Dort, wo Wien zuständig ist, bei den Landesschulen,
haben wir es eigentlich durchgehend erreicht, bei den Berufsschulen fast
erreicht, weil wir uns da sehr bemühen, bei den AHS kämpfen wir noch und wir in
Wien haben es schon soweit erreicht, wie es fast in keinem anderen Bundesland
der Fall ist, und wir versuchen Unterstützungs- und Förderlehrer einzufordern
und zu fördern.
Das ist übrigens das Geheimnis um die Lehrerposten.
Es kann ja niemand glauben, dass wirklich 25 Prozent der Lehrer irgendwo
anders eingestellt sind. Nun ja, Sie glauben es, ich will mich jetzt
verzetteln, weil ich habe zu wenig Zeit, aber ich meine, wenn man sich die
absoluten Zahlen anschaut, ist das ja wirklich absurd, denn in Wirklichkeit
geht die Diskussion, die wir das eine oder andere Mal mit Rechnungshof und
Kontrollamt führen, um drei Lehrerposten, um zwei, um keinen, also um solche
Zahlen, die im einstelligen Bereich liegen, aber in absoluten Zahlen, und nicht
um 25 Prozent aller Lehrer, bitte.
Wir brauchen auch keine neuen Hürden, wie es die ÖVP
fordert, wie Aufnahmetest nach 10 Jahren, Knock-out-Prüfungen für Maturanten
und bei Studierenden. Wir müssen eigentlich mehr Leute an die Schulen
hinbringen, und da entsprechend dann natürlich Quantität auch in Qualität
umwandeln. Da spielt dann die Schulorganisation eine entscheidende, wenn auch
nicht die einzige, Rolle, und dann glaube ich, dass diese Schulversuche, Neue
Mittelschule, Gemeinsame Schule, ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung
sind.
Jetzt auch noch zum Kollegen Gudenus und zu Frau
StRin Cortolezis-Schlager gesagt: Ich meine, die Sache mit den Ghettoklassen
kann ja keine Antwort sein, was Qualität betrifft, dass man sagt, okay, jetzt
separieren wir die Schüler, denn wir wissen ja, dass bei den außerordentlichen
SchülerInnen, die in die Volksschulen gehen, in den ersten zwei Jahren der
Sprachstand noch ein bisserl nachhinkt, aber ab der 3., 4. Klasse
Volksschule durchaus aufgeholt wurde. Ich weiß auch nicht, woher Sie immer Ihre
Zahlen haben. Bei uns gehen ja über 90 Prozent der Kinder in den
Kindergarten. Also, ich war schon bei zwei, drei Diskussionen, ich habe mir das
extra bei der Statistik Austria noch einmal angeschaut, ich habe es mir bei der
Gemeinde Wien angeschaut, Sie glauben es nur nicht. Ich meine, es ist halt
schwierig, da zu diskutieren, denn wenn eine allgemein anerkannte Zahl von Ihnen
einfach immer wegdiskutiert wird, wird es kompliziert.
Aber ich wollte nur noch eine Sache sagen, nämlich,
dass wir uns natürlich trotzdem in Wien in einem massiven Ausmaß bemühen, dass
wir auch einen Plan haben, dass es diese Arbeitsgruppe gibt, die im Oktober,
November einen entsprechenden Bericht legen wird, dass wir hier in die
Schulversuche auch einsteigen werden, dass wir den Bildungsplan haben, was die
Kindergärten betrifft, und dass gerade diese verpflichtende Vorschule natürlich
die einzige Möglichkeit wäre, über die 90 Prozent weit darüber zu kommen,
ja, um auf 100 Prozent zu gelangen, und dass wir – ich bin gleich fertig –
die Nachmittagsbetreuung entsprechend ausbauen.
Daher sage ich, nicht die Augen verschließen, sondern
diese Studie noch als zusätzlichen Ansporn nehmen, diese Reformen massiv und
schnell anzugehen. Wien macht Schule, vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gemeldet hat sich Herr Abg Mag Jung. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Präsident! Leeres Haus!
So hat vor ungefähr 50 Jahren ein übrigens sehr
guter Unterrichtsminister der ÖVP, Dr Trimmel, einmal eine Kulturdebatte
im Parlament begonnen. Und es hat sich in den 50 Jahren nichts geändert,
die Bildung scheint den jeweils Regierenden immer nur ein Lippenbekenntnis zu
sein. Wenn es darauf ankommt, sind sie dann nicht vertreten.
Man sieht daran ganz besonders deutlich, wie sehr die
ganze Geschichte geachtet wird, wenn man Frau Brandsteidel hernimmt und
feststellt, dass sie grundsätzlich, wahrscheinlich sogar absichtlich, solche
Debatten vermeidet. Die interessieren sie nicht, es interessiert sie ja nicht,
was die Opposition sagt, es interessiert sie höchstens die Weisung, die sie von
der SPÖ bekommt. Das zeigt sie uns auch ganz deutlich, und das zeigt aber auch
das Demokratieverständnis der SPÖ. Wenn der Bürgermeister gestern am Abend
gesagt hat, es habe ohnedies keinen Sinn, wenn wir hier drinnen reden, dann
frage ich mich, welche Vorstellungen von Demokratie und vom Parlament sind
eigentlich bei Ihnen vorhanden, wenn Sie glauben, dass es sinnlos ist, da
herinnen zu reden. Das kommt verdächtig nahe an solche Aussagen heran, wie „das
Parlament in die entsprechende Bude umzufunktionieren“, wie sie von autoritären
Regimes bezeichnet wurde.
Wenn man eine derartige
Missachtung dieses Hauses an den Tag legt, dass keiner der Verantwortlichen da
ist, dann ist das wirklich mehr als traurig, Herr Kollege,
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