Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 34
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Die
13. Sitzung des Landtages ist eröffnet.
Ich darf in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam
machen, dass, auch wenn erst morgen die Angelobung stattfindet, Herr Abg
Florianschütz - weil er ja auch berufen ist – bereits heute anwesend ist. Ich
begrüße ihn recht herzlich. (Beifall bei der SPÖ und von Abgeordneten von ÖVP,
FPÖ und GRÜNEN.)
Entschuldigt sind die Abgen Al-Rawi, Dampier, Ebinger,
Hufnagl, Pilz, Riha und Rubik für die gesamte Landtagssitzung; zeitweilig
entschuldigt am Vormittag sind die Abgen Krotsch und Polkorab.
Hohes Haus! Vom Grünen Klub im Rathaus wurde ein
Verlangen auf Einberufung einer Sitzung des Wiener Landtages zum Thema „Das
rote Wien als demokratiepolitisches Schlusslicht in Österreich – Kontrollreform
jetzt" eingebracht.
Ich habe in Entsprechung des § 120 Abs 4
der Wiener Stadtverfassung im Zusammenhalt mit § 8 der Geschäftsordnung
des Landtages daher zu dieser Sitzung eingeladen. Die Geschäftsordnung sieht
vor, dass in Sitzungen des Landtages, die auf Verlangen stattfinden, keine
Geschäftsstücke verhandelt werden. Der Entfall von Fragestunde, Aktueller
Stunde und dringlichen Initiativen ist in der Fraktionsvereinbarung
festgeschrieben. Der Ablauf dieser Sitzung wurde in der Präsidialkonferenz
besprochen und mit den Klubvorsitzenden der im Landtag vertretenen Fraktionen
einvernehmlich festgelegt. Das heißt, es gilt klarerweise die Verfassung, aber
es gilt klarerweise auch die Fraktionsvereinbarung.
Gemäß § 15 Abs. 2 im Zusammenhalt mit
§ 31 Abs. 1 der Geschäftsordnung gebe ich bekannt, dass eine
schriftliche Anfrage von Abgeordneten des Klubs der Wiener Freiheitlichen
eingelangt ist.
Vor Sitzungsbeginn sind von Landtagsabgeordneten des
ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien ein Antrag und von Landtagsabgeordneten des
Klubs der Wiener Freiheitlichen vier Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden
alle Anträge schriftlich bekannt gegeben, und die Zuweisungen sind wie beantragt
erfolgt.
Wir kommen nun zum Verlangen der heutigen
Landtagssitzung, und ich eröffne damit die Debatte.
Laut Mitteilung der antragstellenden Fraktion ist
Frau Abg Mag Antonov Begründerin und Erstrednerin in einer Person. Die
Fraktionsvereinbarung, die gültig ist, sieht hiefür eine Gesamtredezeit von
40 Minuten vor. Ich werde knapp vor Ablauf der 40 Minuten darauf
aufmerksam machen, dass die Redezeit endet.
Ich erteile nun Frau Abg Mag Antonov das Wort.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Dass wir GRÜNE diese Sondersitzung beantragt haben
und dass ich als Vorsitzende des Kontrollausschusses hier stehe, um unser
Ansuchen zu begründen, hat gute Gründe, und die meisten davon haben mit dem
eigenartigen Demokratieverständnis der SPÖ zu tun.
Werfen wir zunächst einen Blick darauf, wie die
öffentliche Finanzkontrolle in Wien funktioniert. - Da möchte ich gleich vorweg
festhalten, dass das Kontrollamt seine Aufgabe bestens erfüllt und dass dem
Direktor und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern großer Dank für ihre Arbeit
gebührt. (Beifall bei den GRÜNEN und von Abgeordneten der SPÖ.)
Betrachtet man allerdings die Art und Weise, wie die
politisch Verantwortlichen mit den Berichten des Kontrollamtes umgehen, dann,
meine Damen und Herren, drängen sich unweigerlich Assoziationen mit Sisyphus
auf. Da werden vom Kontrollamt Missstände aufgezeigt, stets gibt es dazu
konkrete Empfehlungen zur Beseitigung dieser Missstände, und was tun die
politisch verantwortlichen Stadträtinnen und Stadträte der SPÖ? – In den
meisten Fällen offensichtlich nichts! Denn nur allzu oft stellt sich, wenn man
dann nachforscht, heraus: Es ist absolut nichts passiert, es ist alles beim
alten Schlendrian!
Ich habe hier als Beispiel ein, zwei Berichte, die
belegen, wie die SPÖ mit den Empfehlungen des Kontrollamtes umgeht. Da geht es
nämlich nach dem Motto: Redet doch bitte einfach in ein Sackerl und stellt es
uns vor die Tür! (Die Rednerin hält ein Papiersackerl mit der Aufschrift „Red's
in a Sackerl" in die Höhe.)
Zum Beispiel: Elisabethspital. Nach einem Brand
sicherheitstechnische Prüfung: Missstände festgestellt. – 13 Jahre später:
Dieselben Missstände noch immer vorhanden - oder schon wieder. Wer weiß es? -
Wir nicht. Redet doch bitte in ein Sackerl! (Die Rednerin legt den Bericht in
das Papiersackerl.)
Dasselbe wiederholt sich mit dem Bericht über den
finanziellen Zustand des Wiener Gesundheitswesens. Darin geht es unter anderem
auch darum, dass die Stadt Wien an unterschiedliche Organisationen im
Dienstleistungsbereich für gleiche Dienstleistungen unterschiedliche Tarife
bezahlt. Vom Kontrollamt wurde dies kritisiert. Was ist die Reaktion? – Redet
doch bitte in ein Sackerl und stellt es uns vor die Tür! (Die Rednerin legt
auch diesen Bericht in das Papiersackerl.)
Und dieses Sackerl, in das meine KollegInnen noch
viele weitere Berichte hineinlegen werden, stelle ich dem Herrn Landshauptmann
hiermit symbolisch nochmals vor die Tür. (Die Rednerin stellt das Papiersackerl
auf einen Tisch neben dem Rednerpult. – Beifall bei den GRÜNEN.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Als Vorsitzende des
Kontrollausschusses habe ich in den letzten Monaten zahlreiche Anstrengungen
unternommen, um eine inhaltliche Diskussion über dringend erforderliche
Reformmaßnahmen in der Kontrolle in Gang zu setzen. Der erste Schritt war ein
Antrag zur schnelleren Veröffentlichung der Kontrollamtsberichte im
Dezember 2006. Dieser Antrag wurde von allen Parteien angenommen, auch von
der SPÖ. Passiert ist bis jetzt - fast ein Jahr danach - nichts. Und das
verwundert auch nicht, wenn ich die Antwort der StRin Frauenberger auf diesen
Bericht lese. Daraus geht nämlich hervor, dass die SPÖ der schnelleren
Veröffentlichung der Berichte zustimmt, weil sie sie ohnehin nicht verhindern
kann.
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