Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 34
Oppositionsparteien
zusteht. Das ist keine Selbstverständlichkeit! Wir haben uns dazu entschlossen
und diese Möglichkeit geschaffen, und nicht zuletzt räumen wir sie auch heute
ein. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Ich glaube, dass es für uns tatsächlich um ein
gemeinsames Arbeiten an dieser Stadtverfassung geht. Es gibt viele Punkte, für
die wir uns, glaube ich, nicht verstecken müssen. Es gibt auch viele Punkte,
hinsichtlich welcher wir in Zukunft wieder eine gewisse Vorreiterrolle
übernehmen können. Und es gibt sicherlich auch viele Punkte, betreffend welche
wir im Diskurs zwischen den Klubs völlig unterschiedlicher Meinung sind.
An dieser Stelle möchte ich einmal mehr darauf
verweisen, dass es nicht von ungefähr kommt, dass es in Wien sehr große
Zufriedenheit mit der Stadtverwaltung gibt, und zwar auch deshalb, weil es
meiner Ansicht nach sehr ausgeprägte Kontrollmöglichkeiten gibt und weil es in diesem Zusammenhang immer wieder viele Vorschläge
gibt, auf die man eingehen kann und als Stadtregierung und Stadtverwaltung im
Endeffekt auch eingehen muss.
Dabei bleibt uns aber auch nicht erspart – und
das möchte ich auch nicht verschweigen –, über gewisse Maßnahmen, die wir
in dieser Stadt setzen wollen und müssen, nicht nur mit dem Rechenstift,
sondern auch politisch zu urteilen. – Es gibt viele Projekte – und
ich verweise auch auf einige Projekte, die auf Anregungen der Grünen gekommen sind –, bei denen das
Kontrollamt zu hohe Kosten kritisiert hat. Trotz allem bekennen wir uns
politisch zu gewissen Maßnahmen, weil sie aus verkehrspolitischer,
umweltpolitischer und stadtplanerischer Sicht Sinn machen. Diese Möglichkeit
gibt es. Das sage ich jetzt in Anbetracht dessen, dass Sie uns den Vorwurf
machen, dass wir nicht jeder Empfehlung des Kontrollamtes folgen.
Dieser Vorwurf ist unrichtig! Ich könnte jetzt auch
einige Fälle nennen, in denen es zwar Empfehlungen des Kontrollamtes gibt, dass
man vielleicht etwas nicht tun oder anders tun sollen hätte, wir aber trotzdem,
manchmal durchaus in Einigkeit mit den Grünen
und manchmal in Übereinstimmung mit der ÖVP oder in breiter Einigkeit, als
Wiener Gemeinderat beschlossen haben, ein gewisses Projekt so und so durchzuführen,
auch wenn das Kontrollamt dem bei der Prüfung der wirtschaftlichen Sicht nicht
Folge leisten kann.
Meine Damen und Herren! Ich meine, es ist uns in der
Vergangenheit tatsächlich gelungen, die Stadtverfassung immer wieder weiter zu
entwickeln, sodass sie sich – wie ich anhand einiger Beispiele aufgezeigt
habe – nicht hinter den anderen Stadt- und Landesverfassungen Österreichs
verstecken muss. Ganz im Gegenteil: In vielen Bereichen sind wir nach wie vor
Vorreiter. Und wenn es Bereiche gibt, in denen etwas getan werden kann, dann
sind wir für den Dialog bereit. Wir bekennen uns zum Dialog. Wir bekennen uns
vor allem aber auch dazu, dass eine Stadtverfassung nicht etwas ist, was man
täglich ändert, sondern dass eine Stadtverfassungsänderung oder eine Novelle
gut vorbereitet, überlegt, breit diskutiert und dann hoffentlich auch breit
beschlossen sein will. – Für diese Gespräche, meine Damen und Herren,
stehen wir zur Verfügung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Ich darf Sie
informieren, dass Abg Parzer für heute ebenfalls als entschuldigt gilt.
Ab nun haben, wie angekündigt, die weiteren Redner
jeweils 15 Minuten zur Verfügung. Herr Abg Kowarik ist der nächste
Redner. – Bitte.
Abg Mag Dietbert Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr
Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist bezeichnend, dass gerade der erste
Debattenredner der Mehrheitsfraktion verwundert ist, dass wir heute dieses
Thema behandeln, anstatt sich in Wirklichkeit essentiell mit dem Inhalt dieser
Diskussion auseinanderzusetzen. Man hat fast das Gefühl, als gälte es bei der
Mehrheitsfraktion als etwas Unanständiges, sich mit den Kontrollrechten und
Kontrollfunktionen der Stadt Wien zu befassen und sich darüber zu unterhalten.
Ich glaube, das ist sehr bezeichnend und spricht für sich!
Lassen Sie mich trotzdem am Beginn meiner Rede
zunächst jenen danken, um die es heute geht: Es geht jetzt um das Kontrollamt,
und ich glaube, es ist einheitliche Meinung des ganzen Hauses, dass das
Kontrollamt sehr gute Arbeit leistet, und unser Dank geht an den Direktor und
seine Mannschaft. Man kann es nicht oft genug sagen: Das, was da geleistet
wird, ist hervorragend. (Beifall bei der FPÖ.)
Klar ist, dass in einer modernen Gesellschaft jede
größere Organisationsform umfangreiche Kontrollmechanismen einzurichten hat.
Das ist bei jedem größeren Unternehmen der Fall, und das ist natürlich auch bei
Vertretungskörpern beziehungsweise größeren Verwaltungsapparaten eine
Selbstverständlichkeit. Oftmals ist die Qualität der Unternehmen
beziehungsweise der Verwaltungskörper auch und gerade an der Qualität der
Kontrolleinrichtungen messbar.
Es ist auch unbestritten, dass für den riesigen
Verwaltungsapparat der Gemeinde Wien eine sehr wirksame Kontrolleinrichtung
notwendig ist. Die Frage ist nur, ob die derzeit bestehende Kontrolleinrichtung
tatsächlich ausreichend ist. – Wir von der Oppositionsseite sind der
Meinung, dass es hier sehr wesentliche Verbesserungen geben sollte und kann,
und darüber wollen wir heute sprechen.
Feststellen muss man auch – und ich glaube, es
fällt auch keinem Oppositionspolitiker ein Stein aus der Krone, wenn er das
sagt –, dass in vielen Bereichen der Wiener Stadtverwaltung hervorragende
Arbeit geleistet wird, dass teilweise sehr effizient und schnell gearbeitet
wird. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, soll aber doch erwähnt
werden.
Allein schon die Größe und der Umfang des
Aufgabengebietes bedingen jedoch auch Leerläufe, Fehlentscheidungen und auch
Fehler im System der Stadtverwaltung. Und um die Wirksamkeit dieser wichtigen
Einrichtung, nämlich des Kontrollamtes, in diesem Bereich beurteilen zu können,
sind, glaube ich, zwei Betrachtungsweisen ganz entscheidend.
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